[Biete] Das WoH steht Kopf - Wo ist Nana? (Eine Geschichte über das WoH und Nana to Kaoru)

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Kýestrika

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Wer ist verdächtig?
„Wir haben es leider ein wenig eilig. Wir reden später…“, meinte er und war schon um die nächste Ecke, bevor Hero überhaupt antworten konnte…



Nebel trat über die Ränder der Welt und verschwand entweder im schwarzen Nichts oder es formte neue Gebäude, die an der großen Universität, welche so ziemlich die komplette Welt einnahm, anknüpften. Ab und zu traten einzelne Gestalten aus dem Nebel heraus und hatten es eilig, in die Universität zu kommen. Noch seltener kam es vor, dass Leute aus dem Gebäude kamen und in den immer vorhandenen, unnachgiebigen Nebel traten und verschwanden.
Es war kalt da draußen. Aber das war es immer. Die Realität ist eben kalt und unnachgiebig. Ganz anders war die Luft im Gebäude. Warm und für jeden anders, aber schön duftend umgab sie die Leute, hüllte sie ein und lud sie dazu ein, doch hier zu bleiben.
In der Universität herrschte reges Treiben. In einigen Räumen standen die Studenten – von den Professoren User getauft, wurden jedoch selbst Mods genannt – und diskutierten heftig, während in anderen Räumen die User standen und zusammen in Zeitschriften – Hentais – blätterten.
Nur in einem Raum herrschte Ruhe, obwohl er gut besucht war. Die Bibliothek. Gelegentlich hörte man mal eine Seite umschlagen und rascheln oder leises Getuschel, aber selten wurde wirklich eine Stimme erhoben.
Die Professorin dieses Bereichs war gerade dabei, ein schickes Bild, welches sie selbst zusammengestellt hatte – sie hatte nur ein wenig mit Photoshop rumgespielt, selbst zeichnen konnte sie überhaupt nicht – an die Wand zu hängen, als die ruhige Atmosphäre durchbrochen wurde.
Die Tür schlug mit einen lautem Knall auf und anhand der doch recht lauten Schritte, welche von einem leisen Quietschen begleitet wurden, konnte die Professorin erkennen, wer da so einen Lärm machte.
„Ironhide! Die Tür ist nicht aus Stahl! Geh bitte etwas sorgfältiger damit um!“, schimpfte sie, ohne sich umzudrehen.
Der Roboter, der wie die andern Professoren einen grünen Umhang trug –wer hatte sich eigentlich diese abscheulich grüne Farbe, die zu nichts passte, ausgedacht? – und wie einer der Roboter-Autos aus dem Fernsehen aussah, riss kurzerhand die Professorin von ihrer Leiter und drehte diese zu sich um, hielt sie dabei aber in der Hand, mit der er sie locker umfassen konnte.
„Rika! Nana ist weg!“
Rika, eigentlich Kýestrika, zog eine Augenbraue hoch. „Was? Welche Nana?“ Langsam wanderte ihr Blick etwas weiter hinunter. Offensichtlich hatte Janoko, die Professorin, die Rollenspiele unterrichtete, mal wieder ihren Spaß an Ironhide gehabt. Zumindest verkündete das der doch recht beachtliche, eiserne Busen, der so gar nicht zum Rest des Roboters passte.
„Nana. Aus Nana to Kaoru!“, antwortete Ironhide, als müsste sonnenklar sein, wovon er sprach.
Rikas Blick verriet, dass sie ihn für nicht ganz klar hielt. „Aber sicher doch. Lass mich bitte runter.“
„Oh, sorry…“ Ironhide setzte die blonde Professorin ab, zückte dann aber wie eine Waffe ein kleines Mangaheftchen und wedelte damit vor Rikas Nase rum. „Sieh selbst…“
Rika konnte durch das ganze Rumgewedel nichts sehen und schnappte kurzerhand das Heftchen und blätterte es durch. Sie runzelte die Stirn.
Er hatte recht. Auf keiner einzigen Seite war Nana zu sehen. Wie war das möglich? Oh, sie hatte eine böse Vorahnung!
„Du wartest hier!“, befahl der kleine Blondschopf, drückte dem Blechkasten das Heftchen in die Hand und verschwand hinter einigen Bücherregalen. Nach wenigen Momenten kam sie aber schon wieder und bedeutete Ironhide sich an den großen Tisch in der Mitte des Raumes zu setzen.
Zusammen schlugen sie das Buch auf, welches Rika mit gebracht hatte. Offensichtlich suchte sie nach etwas bestimmten. Als sie auf eine Seite stießen, die offensichtlich heraus gerissen worden war, begann sie laut zu fluchen.
Ironhide sah sie fragend an.
„Verdammter Mist! Ich hab es befürchtet. Der Zauber, mit dem man fiktive Gestalten, egal ob aus einer Geschichte oder einem Mange oder Anime, herbei rufen kann, fehlt!“, erklärte sie knapp und schlug wütend die Buchseite zu. Ironhide konnte nicht genau sagen, ob sie sich mehr darüber aufregte, dass jemand ein Buch verunstaltet hatte oder ob es ihr tatsächlich nur um den Zauber ging. Zumindest wurden seine Augen bei diesen Worten groß.
„Sowas gibt’s? Ich dachte, Magie wäre Humbuck…“
Zweifelnd sah Rika den riesigen Roboter an. „Hast du dich noch nie gefragt, wie sowas möglich ist?“ Sie deutete auf den eisernen Vorhof.
„Öhm…“
„Komm, wir müssen den Übeltäter finden. Da solche Zauber im verbotenem Bereich sind, vermute ich, dass es ein VIP oder höher getan haben muss. Aber zuerst suchen wir Janoko. Der Busen ist ja unmöglich!“ Mit VIP waren die Studenten gemeint, die das letzte Semester auf der Universität besuchten und bald ihre Abschlussprüfungen hatten.
Rika lief rüber zu ihrem Schreibtisch und schnappte sich ihren schwarzen Mantel, den sie über den Bürostuhl gehangen hatte. Allein von ihrem äußeren Erscheinungsbild würde man nicht gerade schließen, dass sie Professorin der Bibliothek – umgangssprachlich Fanfic-Bereich – war. Sie trug schwarze Kleidung, die verriet, dass sie sehr viel Metal hörte. Lediglich zwei Sachen passten nicht so recht zum Outfit. Zum einen der kleine weiße Beutel an ihrem Gürtel. Bei jedem Schritt klimperte etwas in diesem Beutelchen. Zum anderen das giftgrüne Hundehalsband, welches sie um ihren Hals trug. Dieses trug sie anstelle des grünen Umgangs, da sie der Meinung war, dass dieser ihr ganzes Outfit vernichten würde.
An den stampfenden Schritten hinter sich hörte sie, dass Ironhide ihr folgte. Zielsicher bog sie rechts ab und rannte vorne weg. Für ihn war es jedoch eine Leichtigkeit, ihr zu folgen, schließlich war er doppelt so groß wie sie. Sie bogen in Seitengänge ein, bei denen er sich ernsthaft fragte, wie sie so zum Ziel kommen sollten. Zumindest brauchte sie um einiges länger als er zu Janokos Räume benötigte.
Plötzlich blieb sie mitten im Gang stehen, so dass Ironhide fast gegen sie gerannt wäre.
„Ich hoffe, du hast ein Navigationsgerät in dir.“
Ironhide schielte misstrauisch zu ihr. „Nein. Wieso?“
„Wir haben uns verlaufen…“
Man konnte quasi die Punkte, welche Ironhides Sprachlosigkeit symbolisierten, über seinen Kopf schweben sehen. Zumindest stierte er sie fassungslos an. Das war mal wieder so typisch für sie. Rannte los, sollte einen Weg gehen, den sie schon hundertmal gegangen war und verlief sich trotzdem… Na das konnte ja noch toll werden.
Er blickte sich um. Und natürlich hielt sich ausgerechnet in diesen Gängen weit und breit keine Menschenseele auf. Wahrscheinlich hatten sie sich irgendwo in den weiten Tiefen des Archivs verlaufen. Anders konnte er sich den dicken Staub auf dem Boden und Regalen an den Wänden nicht erklären. Nur das Archiv konnte so verstaubt und verkommen sein. Er fragte sich, wie ihm die verlassenen Gänge nur hatten entgehen können. Das war doch immer so. Wenn sich Rika verlief, dann in Gänge, in der keine Sau anwesend war.
„Und jetzt?“, fragte er monoton.
„Keine Ahnung…“ Sie lief einfach wieder los. Das gab’s doch nicht! Da brachte sie sie schon in eine solch missliche Lage und dann lief sie ohne Plan einfach weiter und verlief sich wahrscheinlich noch mehr. Das war ja soooo typisch.
Er griff nach ihr und packte sie am Kragen. „Hier geblieben.“
„HEY!“, rief sie und strampelte um sich, als Ironhide sie hoch hob. „Lass mich runter!“
„Nichts da! Dann kommen wir niemals hier raus.“ Er setzte sie sich auf die Schulter. „Du bleibst jetzt schön hier.“
„Ich werde Janoko bitten, dir einen komplett weiblichen Körper zu geben, wenn du mich nicht runter setzt“, drohte Rika und starrte ihn dabei böse an, wurde aber einfach ignoriert. Sauer trat sie mit de Ferse seine Schulter, tat sich dabei aber selbst nur weh und begann zu fluchen.
Ironhide blickte sich um. Erst einmal würden sie die Gänge zurück gehen, an die er sich noch erinnerte, dass sie diese gegangen waren. Leider war das leicht gesagt, die Umsetzung hingegen fiel schwer. Im Archiv waren die Gänge, anders als im Hauptbereich der Universität, sehr schmucklos, weshalb jede Ecke wie die davor aussah.
Nachdem Ironhide in einige Gänge abgebogen war, ohne wirklich zu einem Ergebnis zu kommen, musste er feststellen, dass sie sich nun wohl noch mehr verlaufen hatten. Er seufzte. „Und jetzt?“
Rika, die mittlerweile aufgehört hatte, vor sich hin zu fluchen und nun brav auf seiner Schulter saß, zuckte mit den Schultern. „Kein Plan... obwohl… lass mich eben mal runter…“
Zögernd setzte er sie ab. Er hoffte nur, dass sie nicht wie sonst auch einfach wieder losrannte. Seine Befürchtungen erwiesen sich zum Glück als unnötig, als sie den kleinen weißen Beutel um ihren Gürtel öffnete und darin etwas suchte. Anschließend holte sie ein kleines, gefaltetes Stück Papier heraus. Er fragte sich ernsthaft, wie man etwas derart klein falten konnte. Vor allem, als er sah, dass sie es in eine postergroße Karte entfaltete. Er blickte darauf und stellte fest, dass die Karte der „Karte des Herumtreibers“ aus Harry Potter sehr ähnlich sah. Die Gänge waren durch wage Linien dargestellt und es gab tatsächlich beschriftete Punkte, die sich durch die Gegend bewegten.
„Wo hast du die denn her?“, fragte er überrascht, bekam aber als Antwort lediglich ein Schulterzucken, was wohl so viel bedeutete wie, dass sie es selbst nicht so genau wusste.
„Mal seeeeeeh‘n…“ Sie fuhr mit dem Finger auf der Karte umher, wohl auf der Suche nach zwei Punkten, welche ihre Namen trugen. Da diese sehr einsam in dem einen Eck der Karte waren, waren sie schnell gefunden. „Soooo… dann müssen wir dort lang…“, murmelte sie leise vor sich hin, bevor Ironhide ihr die Karte aus der Hand riss. Er traute ihrem Orientierungssinn genauso wenig wie ihre Künste, eine Karte richtig zu lesen, auch wenn er es sonst niemals wagen würde, an ihrer Intelligenz zu zweifeln.
„Gib mal her. Hmm…“ Er sah sich die Karte an und prägte sich genau den Weg zum Hauptgang zurück ein. Sie hatten sich zum Glück doch nicht derart verlaufen, wie er es befürchtet hatte. Einmal hatten sie ganze zwei Tage gebraucht, um zurück zu finden, weil Rika sich außerhalb der Universität im dichten Nebel verlaufen hatte. Damals hatte sie noch nicht eine solche Karte gehabt. Vielleicht hatte sie sich diese danach angeschafft? Schwer zu sagen. Eigentlich interessierte das ja nun auch gar nicht. Ihm war nur wichtig, dass sie so schnell wie möglich zum Hauptgang zurück fanden, Janoko ihm den Busen, der ihm im Sichtfeld nach unten doch stark einschränkte, nahm und sie sich dann endlich auf die Suche nach Nana machen konnten. Wer wusste schon, was für ein perverser, kranker Sack Nana belästigte? Die süße und zartbesaitete Nana, welche für kranke Spielchen bestimmt noch nicht bereit war. Zumindest war sie das im Manga noch nicht, weshalb davon auszugehen war, dass sie noch nicht bereit für so etwas war. Aber wer konnte ihr nur so etwas antun? Irgendwie fiel ihm nur eine Person ein, aber so wirklich zutrauen konnte er es ihm nicht. Es war der Professor, der Alternativ-Hentai lehrte und gleichzeitig derjenige, der diesen Manga übersetzte. MakubaX. Aber nein! Das war doch nicht möglich, oder? MakubaX, kurz Maku, lag doch viel zu sehr an „Nana to Kaoru“ als dass er so etwas tun würde… oder nicht? Nein! Es musste jemand gewesen sein, der sich unauffällig im Hintergrund gehalten hatte, darauf lauernd, den richtigen Moment zu erwischen! So und nicht anders musste das sein! Trotzdem würden sie wohl zuerst in den Unterrichtssälen des Alternativbereiches nachsehen, wenn sie denn endlich den Weg zurück fanden.
Ironhide dachte derart intensiv über Nanas Verschwinden nach, das ihm erst auffiel, dass sie wieder auf dem richtigen Weg waren, als ihn jemand anrempelte. Natürlich tat es ihm durch das Metall nicht weh, das hieß aber nicht, dass er den Aufprall nicht bemerkte.
Er blickte runter und sah einen kleinen Jungen mit Piratenhut und Supermancape. Als der Junge aufblickte, sah Ironhide, dass dieser zusätzlich auf dem rechten Auge eine Augenklappe trug. Das schwarze Haar hing ihm wild ins Gesicht. Durch das Outfit war schwer zu sagen, ob der Junge erst zehn Jahre oder vielleicht schon zwanzig Jahre alt war. Ironhide erkannte ihn sofort.
„Sorry, Hero…“ Er hob den Jungen auf und stellte ihn wieder hin. Der Junge, er nannte sich CaptainHero, kurz Hero, hielt sich regelmäßig in Janokos Vorlesungen auf. Dass er hier war, bedeutete wohl, dass sie sich in der Nähe der richtigen Räume befanden und dass eine ihrer Vorlesungen beendet war. Zwar leitete Ironhide mit ihr diesen Bereich, doch nachdem er festgestellt hatte, dass Nana verschwunden war, hatte er fast sofort Urlaub eingereicht. Außerdem wusste er nicht, wie spät es war.
„Wir haben es leider ein wenig eilig. Wir reden später…“, meinte er und war schon um die nächste Ecke, bevor Hero überhaupt antworten konnte. Dieser blickte ihm nach, zuckte die Schultern und ging dann weiter…

Janoko war gerade dabei, etwas an die Tafel zu schreiben, was für das Rollenspiel „Tricked“ wichtig war und sich die Spieler unbedingt durchlesen mussten, als die Tür mit einem noch viel lauterem Knall aufflog, wie die in der Bibliothek. Die Reaktion war jedoch eine ganz andere. Janoko drehte sich weder um, noch reagierte sie, als Ironhide, der durch die Tür gestürmt kam, ihr von seinem Leid erzählte und Rika ihr erklärte, dass sie den Zauber, den sie auf Ironhide gewirkt hatte, damit ihm ein Busen wuchs, nehmen musste. Mit fast angsteinflößender Ruhe schrieb Janoko ihre Notiz zu Ende, bevor sie sich langsam und fast schon bedrohlich zu den beiden umdrehte. Sie blickte erst die beiden an, dann die Tür, welche schräg im Rahmen hing und deren Türklinge ein beachtliches Loch in der Wand hinterlassen hatte, dann wieder zu den beiden.
Beide verstummten bei diesem Blick. Weder Ironhide, noch Rika konnten sagen, ob Janoko sauer oder wirklich gelassen war. Erst als Janoko mit ihrem rechten, schneeweißen Flügel an den linken, pechschwarzen Flügel rieb, versuchte sich Rika hinter Ironhide zu verstecken, der sie bereits abgesetzt hatte.
„Ironhide…“ Janoko dehnte das Wort unnatürlich in die Länge. „Rika…“ Diese Ruhe in ihrer Stimme verkündete garantiert nichts Gutes. Beides versuchen, sich so klein wie irgendwie möglich zu machen, was vor allem bei Ironhide merkwürdig aussah, handelte es sich bei ihm doch immer noch um einen Auto-Roboter.
Janoko stemmte die Hände in die Hüfte und funkelte ihn böse an. Sie hätte wohl Rika genauso böse angefunkelt, wenn sich diese nicht erfolgreich hinter dem Koloss versteckt hätte.
„Tut mir leid, Janoko. Das war wirklich keine Absicht. Rika und ich hatten es nur eben sehr eilig und… hey... hey, was machst du denn da!?“ Ironhide spürte plötzlich ein fieses Kribbeln in seinem Körper. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Erst, als er merkte, dass er an Höhe verlor und offensichtlich auf Janokos Größe schrumpfte, wurde ihm klar, was da mit ihm passiert. „Janoko. Nein! Bitte lass das! Wir haben jetzt wirklich keine Zeit dafür! Wir müssen Nana finden!“
Aber das Kribbeln wurde zu einem schmerzvollem ziehen. Ironhide verlor seine Robotergestalt und nahm langsam menschliche Gestalt an. Eine sehr weibliche, menschliche Gestalt, wie Ironhide sehr schnell feststellte.
Als der Schmerz und das Kribbeln langsam endeten, blickte Ironhide an sich runter. Er… Sie war nackt und blickte auf einen Busen, welcher mindestens C Körbchen hatte. Das lange, blaue Haar verdeckte etwas von den Busen.
„Äääääääh…“
Ironhide drehte sich zu Rika um, die nun auf selber Augenhöhe war und nun das neue Ziel Janokos Wut war.
„Janoko, ich habe nichts getan. Ironhide hat die Tür eingerannt…“, versuchte sie, die Schuld auf ihn zu schieben. Aber es war schon zu spät. Auch Rika spürte nun ein sehr intensives Kribbeln in ihrem Körper und sie merkte, wie die Welt um sie herum immer größer wurde. Oder viel eher, wie sie immer kleiner wurde…

Ironhide blickte Rikas Klamotten an, die da auf dem Boden lagen. Was hatte Janoko getan? Hatte sie etwa Rika in Luft aufgelöst? Das konnte doch nicht sein! Dazu war nicht einmal Janoko im Berserkermodus fähig! Das traute er ihr einfach nicht zu.
Trotzdem beugte sich Ironhide schnell zu den Klamotten runter, wobei sie Janoko ihren doch sehr heißen Arsch entgegen streckte. Als sie das T-Shirt hoch hob, kam ein schwarzes, felliges Etwas mit grünem Halsband zum Vorschein, dessen Ohren bis zum Boden reichten.
Ironhide musste laut los lachen, als er dieses hasenähnliche Wesen sah, welches ihn treu doof anblickte.
„Was…?“, fragte Rika mit piepsiger Stimme.
„Iorie, zieh Mokonas Sachen an. Dann könnt ihr mir in Ruhe erzählen, was passiert ist.“
„MOKONA?!“, rief Rika alias Mokona entsetzt und starrte sie mindestens genauso entsetzt an. „Janoko, du hast doch etwa nicht…!“ Sie packte ihre Ohren, während Ironhide alias Iorie ihre Sachen nahm und anzog. „Nein! Janoko, mach das sofort rückgängig! Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein!“
Janoko jedoch ignorierte das Gezeter und Geschrei und bedeutete den beiden, dass sie ihr ins Büro folgen sollten.
Iorie schnappte sich Mokona, welche nicht aufhören wollte, rumzuschreien und tat, wie Janoko ihr geheißen. Sie wusste, dass es jetzt besser sei, einfach kommentarlos genau das zu tun, was man ihnen sagte. Mokona jedoch schien das nicht ganz bewusst zu sein. Entweder kannte sie Janoko nicht gut genug, um das zu wissen, oder sie war selbst so sauer, dass ihr das egal war – Iorie tippte auf letzteres. Iorie setzte das kleine Plüschwesen auf ihre Schulter und sich selbst auf einen Stuhl vor Janokos Schreibtisch. Diese stützte sich mit dem Kinn auf die zusammengefalteten Hände und sah ernst zu der Quelle des Geschreis. „Ruhe jetzt.“
Mokona verstummte schlagartig. Sie wusste, dass es besser bei diesem Tonfall besser war, die Klappe zu halten.
„Also… einer nach dem anderen. Iorie, erklär mir bitte ganz genau was passiert ist.“
Iorie stammelte sich einen kurzen Moment, bevor sie anfing, zu erzählen. „Also… ich habe gerade das zwölfte Kapitel von Nana to Kaoru gelesen, als das Telefon klingelte. Namilover wollte irgendwas wegen seinem RPG Nephilim. Ich weiß aber nicht mehr, was genau. Irgendwas Belangloses eben. Um in Ruhe mit ihm zu telefonieren, legte ich das Kapitel beiseite. Erst nachdem wir aufgelegt hatten, nahm ich es wieder in die Hand. Und tja… da war Nana dann einfach weg. Schau…“ Iorie zeigte Janoko das Kapitel, welches er bereits Mokona gezeigt hatte.
Ruhig studierte Janoko die Seiten und nickte langsam. „Hast du auch die anderen Kapitel kontrolliert?“
„Klar. Ich hab mir alle Kapitel angeschaut. Vom ersten bis zum letzten. In jedem ist Nana verschwunden. Als wäre sie nie da gewesen.“
„Okay. Weißt du noch, um wie viel Uhr das etwa war?“
„Hm. So zwischen siebzehn und achtzehn Uhr, denke ich.“
Janoko nickte noch einmal. „Was hast du getan, nach dem du festgestellt hast, dass in allen Kapiteln Nana verschwunden ist?“
„Ich bin gleich zu Mokona geeilt.“
„Wieso zu Mokona?“
Man sah, wie Iorie darüber nachdachte. Irgendwie wusste sie das selbst nicht so genau. Ihr war es einfach als das Naheliegenste vor gekommen und hatte dementsprechend gehandelt. Schließlich übersetzte Mokona mit MakubaX den Manga. Zu MakubaX konnte sie nicht, da sich dieser auf Reisen befand und nur zu bestimmten Zeiten erreichbar war, Mokona hingegen war die meiste Zeit über erreichbar. Da war es doch klar, dass der erste Gedanke war, dass sie vielleicht weiter wüsste. So erklärte er das auch Janoko, diese blickte daraufhin Mokona an. „Und du? Konntest du ihm weiter helfen?“
„Nö…und ich heiße immer noch Rika.“
„Doch, konntest du“, erwiderte Iorie. „Du hast mir erklärt, dass es einen Zauber gibt, mit dem man Mangafiguren real werden lassen kann.“
„Rika. Mein Name ist Rika und das weißt du. Hm… Mal überlegen…“ Mokona verschränkte die Arme vor der Brust und schien zu überlegen.
„Okay, dann wissen wir schon einmal, wie das ganze überhaupt funktioniert. Klingt logisch.“ Janoko kritzelte irgendwas auf ihren Block. Iorie vermutete, dass sie sich irgendwelche Notizen zu der ganzen Sache machte und sagte deshalb nichts dazu. „Haben wir irgendwelche Verdächtigen?“
„Hm. Mal sehen…“ Iorie überlegte kurz und formulierte dann ihre Gedanken aus. „Mir fallen eigentlich nur zwei Leute ein. Einmal wäre da MakubaX. Er hat damals Nana to Kaoru entdeckt und gute Kontakte in die Bibliothek,“ – ein Seitenblick zu Mokona – „so dass er dadurch erfahren haben könnte, dass solch ein Zauber existiert. Als Motiv wäre da, dass er Nana vielleicht für sich alleine beanspruchen will. Und dann fällt mir Nami noch ein. Ist ja schon merkwürdig, dass er ausgerechnet dann anruft, wenn es passiert. Vielleicht war das ja nur ein Ablenkungsmanöver. Und als Aufsichtsrat weiß er garantiert, dass in der Bibliothek ein solcher Zauber versteckt war.“
„Und wieso sollte er so etwas tun?“, fragte Janoko zweifelnd.
„Keine Ahnung. Vielleicht will er uns einfach nur ärgern oder gönnt uns die Freude am Lesen nicht. Vielleicht ist er aber auch heimlich in sie verliebt und will sie jetzt ganz für sich haben. Wer weiß schon, was in seinem Kopf vor sich geht?“
„Hm. Fällt dir denn noch jemand ein, Mokona, der…“
Mokona sprang von Iories Schulter auf den Schreibtisch und funkelte Janoko böse an. „Jetzt reicht es! Ich habe einen anständigen Namen. RIKA! Also nenn mich gefälligst so! Mokona klingt ja schrecklich! Und du, ja genau du!“ Mokona starrte an die Decke und hob drohend einen Finger. „Das gleiche gilt für dich! Mein Name ist RIKA oder KÝESTRIKA! Aber NICHT Mokona! Und ich weiß genau, dass du das weißt, Fräulein!“
Iorie und Janoko wechselten einen Blick. Es war ja nichts Neues, das Mokona plötzliche Wutausbrüche hatte, obwohl sie zuvor einen normalen Eindruck machte. Aber das Mokona Selbstgespräche führte, war ihnen nun doch neu. Mokona jedoch…
„Hey! Ich hab’s dir gesagt! Nenn mich gefälligst bei meinem richtigen Namen! Und nebenbei kannst du dich auch gleich darum kümmern, dass wir unsere richtigen Körper zurückbekommen! Das kann ja wohl nicht dein ernst sein, dass wir jetzt so durch die Geschichte laufen sollen!“, geiferte Mokona weiter gegen die Decke.
„Seit wann führst du bitte Gespräche mit fiktiven Leuten?“, fragte Janoko kühl.
Mokona… Gut, nennen wir sie wieder Rika… Rika schaute den (durchaus phösen) Engel an, überlegte kurz, bis ihr offensichtlich ein Licht aufging. „Das ist keine fiktive Person. Ich rede mit… ach egal… das wäre jetzt zu schwer und langwierig, um euch das zu erklären…“ Resigniert setzte sich Rika auf dem Schreibtisch nieder.
„Fällt dir nun noch jemand ein, oder nicht?“, fragte Janoko, leichte Ungeduld schwang im Unterton mit.
„Hmmmm… nein, ich glaube nicht.“ Rika bekam sich langsam wieder ein, setzte sich auf den Schreibtisch. In ihrem Gesicht konnte man erkennen, dass sie über etwas nachdachte.
„Okay. Ich denke, wir sollten uns aufteilen.“ Janokos Tonfall klang entschlossen und lies keine Widerrede zu. Es war klar, dass sie eigentlich keine Lust hatte, jetzt noch nach Nana zu suchen, den beiden aber den Gefallen tun würde, weil sie sie mochte.
„Ich würde vorschlagen, dass Janoko zu Nami geht. Immerhin hat sie ihn am Besten im Griff“, überlegte Rika laut. „Und Iorie geht zu MakubaX.“
„Wärst du dafür nicht geeigneter?“, fragte Iorie zweifelnd.
„Normalerweise schon. Aber ich habe so das Gefühl, dass die Suche nicht ganz so leicht wird. Sonst wäre die Geschichte ja schon zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hat...“
„Von was redest du da?“ Janokos Gesichtsausdruck verriet, dass sie kurzweilig an Rikas geistiger Gesundheit zweifelte. Auch Iorie ging es nicht anders. Was war denn heute nur mit Rika los? Selbst für sie verhielt sie sich heute doch sehr merkwürdig.
„Das tut jetzt nicht zur Sache. Jedenfalls werde ich noch einmal in den Bibliothek gehen und nach einem bestimmten Zauber schauen, der uns das Suchen erleichtern wird.“
Mit dieser Vereinbarung trennten sich die drei.
Iorie marschierte in die Richtung, in der MakubaX‘ Büro lag. Doch als sie davor stand, stellte sie schnell fest, dass dieser gar nicht anwesend war. Ein großer Zettel hing an seiner Tür:

Bin bis nächsten Mittwoch verreist.
Mfg MakubaX


Iorie seufzte. Jetzt hatte sie den ganzen weiten Weg umsonst gemacht. Nun gut, soweit war es zwar nicht gewesen, aber trotzdem ging damit wertvolle Zeit verloren. Sie hoffte nur, dass das kein gemeiner Trick war, um abzulenken oder MakubaX diese Zeit nutze, um Nana so zu verstecken, dass ein Finden unmöglich war. Nun gut, dann würde sie sich wohl erst einmal auf den Weg zurück zur Bibliothek machen und schauen, was Rika vorhatte…

Auch Janokos Suche nach Nami war so gut wie fruchtlos. Irgendwie schien es ganz so, als seien heute alle außer Haus. Zumindest wusste niemand, wo sich Nami rumtrieb und nachdem sie über eine Stunde gesucht hatte, gab sie es auf. Wahrscheinlich hatte er mal wieder seinen Tarnumhang übergeworfen und wollte nicht gefunden werden. Sie hoffte nur, dass Rika eben diesen Umstand bedachte und gleich einen Zauber raus kramte, mit dem es ihnen möglich war, Leute unter ihren Tarnumhängen sehen zu können. Also machte sie sich ebenfalls auf den Weg zurück zur Bibliothek.
Als sie den großen Saal betrat, sah sie schon, dass Rika fleißig gesucht hatte und auch noch dabei war. In einer der verbotenen Gänge lagen zumindest alle Bücher auf dem Boden, zwischen ihnen saßen Rika und Iorie. Dass Iorie bereits bei Rika saß konnte nur bedeuten, dass auch sie nicht fündig geworden war. Es sah schon irgendwie merkwürdig aus, wie dieses kleineWesen dieses riesige Buch in der Hand hielt. Janoko musste sich ein Kichern verkneifen. Da hatte sie ja mal wieder eine tolle Arbeit geleistet. Vor allem, wenn sie Iorie betrachtete.
„Nami ist nicht auffindbar“, verkündete sie resigniert.
„Dafür haben wir einige interessante Zauber gefunden. Und ich denke, dass vor allem dieser hier uns helfen wird.“ Rika lies das Buch fallen und hüpfte über die Bücher auf dem Boden zu einem Buch, welches sie auf den Stuhl gelegt hatte. Iorie und Janoko folgten ihr. „Der Zauber wird uns zu Kaoru bringen. Der wird uns ja hoffentlich sagen können, wann Nana verschwunden ist und mit etwas Glück hat er den Täter gesehen.“
„Okaaaay…“ Iorie sah zweifelnd aus. Irgendwie war ihr die Sache ja nicht wirklich geheuer. Aber wenn sie Nana finden wollten, blieb ihnen wohl nichts anderes übrig.
„Wäre es nicht erst einmal sinnvoll, wenn wir einen Zauber hätten, der alle Tarnumhänge aufdeckt?“, fragte Janoko genauso zweifelnd.
„Und dann? Das hier geht viel schneller und ist viel sicherer“, behauptete Rika, wobei nicht zu sagen war, ob sie das selbst glaubte oder einfach nur sagte, weil sie keine Lust mehrhatte, in den Büchern zu suchen. „Also… stellen wir uns im Kreis auf und fassen uns an den Händen. Das Buch in die Mitte… Wenn ich euch ein Zeichen gebt, müsst ihr ganz laut den Manga nennen, in den wir wollen. Aber ich brauch jetzt erst einmal absolute Ruhe…“ Rika sah sich um, um sicher zu gehen, dass sie nicht gestört werden würden. Aber wer sollte schon in diesen Gang kommen? Er lag soweit abgelegen, dass die normalen User bestimmt nicht hier her fanden.
Janoko und Iorie taten, wie ihnen geheißen. Rika las laut den Zauberspruch aus dem Buch vor. Er war in einer Sprache verfasst, welche weder Janoko noch Iorie verstanden. Iorie bezweifelte, dass Rika selbst diese Sprache verstand. Zumindest hörte es sich viel mehr nach Kauderwelsch und Babygebrabbel an als nach einem Zauber. Doch irgendwie tat sich etwas. Desto weiter Rika den Zauberspruch aussprach, desto dunkler schien es zu werden.
Alle waren derart auf den Prozess konzentriert, dass niemand die näher kommenden Schritte hörte. Erst als die sich nähernde Person über die Bücher auf dem Boden stolperte, schreckten die drei auf.
Keiner kannte den User und keiner verstand, nach was er fragte, denn in diesem Moment veränderte sich die Welt um sie herum. Erst verschwamm die Welt, wurde schwarz und verschlang sie alle vier…
 
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Kýestrika

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Wo geht es zurück?
Schnell richtete sich das Wesen auf, klopfte sich ab und verbeugte sich vor Janoko. „Verzeiht mir, werte Dame. Ich habe euch verwechselt."

Es war dunkel. Kein Geräusch war zu hören, es war so still, dass es nicht einmal möglich erschien, ein Geräusch zu machen. Genauso wie es unmöglich erschien, dass es hier etwas Lebendes gab. Und doch schwebten vier Gestalten im Nichts. Alle vier waren in ein warmes, helles Licht eingehüllt, das einzige, welches die Dunkelheit durchdrang.
Bei der kleinsten Gestalt handelte es sich um ein schwarzes Mokona, welches hilflos mit den Händen umherruderte und sich kopfüber um die eigene Achse drehte. Ihm war bereits schwindelig, als die Blauhaarige zu seiner Rechten, nach ihm griff und es stoppte. Es öffnete seinen Mund, um sich bei ihr zu bedanken, doch es drang wie erwartet kein Ton heraus.
Die Blauhaarige nickte und blickte sich um. Zur Linken des Mokonas schwebte ein schwarzhaariger Engel, dessen Flügel verschiedenfarben waren.
Alle drei richteten ihren Blick auf die vierte Person im Nichts und in allen drei Blicken lag dieselbe Frage: Wer bist du?
Dass es sich dabei um einen Furrie-Studenten aus der WoH-Universität handelte, war unverkennbar. Der Unbekannte hatte das Aussehen aus einer Mischung von Mensch und Wolf. In dem schwarzen Nichts sah sein graues Fell fast weiß aus. Auf dem Rücken hatte er eine E-Gitarre gespannt.
Der Furrie blickte genauso fragend zurück. Doch blieb der Gruppe nicht länger Zeit, um sich noch mehr Blicke miteinander auszutauschen.
Der Engel, Janoko lautete der Name, verspürte ein Kribbeln in den Flügeln, als diese hell zu leuchten begannen und sich dann in hunderte von kleinen, leuchtende Punkte auflösten. Diese schwebten erst ruhig hinter Janoko, bis sich einige Punkte zu größeren Lichtbällen vereinten. Jeweils einer schwebte nun vor dem Gesicht jedens.
Die Lichtballe vor Janokos und Iories, die Blauhaarige, Gesichtern schwebten auf ihre Brüste zu. Als sie diese berührten, breitete sich das Licht auf ihren gesamten Körper, aber vor allem auf ihre Kleidungsstücke, aus. Janokos grüner Umhang verschwand und ihre knappe knappe Kleidung – ein Rock, der ihr bis zu den Knien reichte und ein grünes hautenges Top – wurden noch knapper. Als das Leuchten erlosch, trug sie nur noch ein grünes Top, welches notdürftig ihren Busen verdeckte und der schwarze Rock reichte ihr gerade mal über den Hintern.
Iorie erging es nicht viel besser. Die schwarze Kleidung veränderte sich, so dass Iorie am Ende ein ebenso knappes, aber blaues Top trug. Unter der sehr knappen Hose konnte man en pinken Tanga erahnen.
Der Lichtball vor dem Mokona, einst Rika, berührte den grünen Stein auf der Stirn. Dieser begann hell zu leuchten. Fast erwartete man, dass das Licht explodieren würde, doch nichts dergleichen geschah.
Rika spürte ein fast schmerzhaftes Kribbeln in ihrem Körper, fast so, als würden tausend Armmeisen durch sie hindurch krabbeln und sich gleichzeitig ihre Gedärme auflösen. Aber äußerlich geschah gar nichts.
Die größte Veränderung durchlief aber der Furrie, als der Lichtball ihn berührte. Das Fell leuchtete blau auf und er verspürte ein unglaubliches Brennen und Ziehen. Dann zersprang sein leuchtendes Fell in tausend winzig kleinen Fünkchen, welche langsam erloschen. Unter dem Fell kam eine helle Haut zum Vorschein und als sich das Glitzern um ihn herum langsam legte, erkannten die drei anderen einen Jungen, dessen Alter man nur schwer einschätzen konnte und dessen schwarze Haare ihm in die blauen Augen. Er war recht muskulös, wenn auch nicht unbedingt ein Bodybuilder. Auf seiner blauen Jeans trug er ein schwarzes Hemd und eine Wolfsfelljacke.
Erschrocken blickte der ehemalige Furrie an sich herunter. Er wusste offensichtlich nicht so recht, was er davon halten sollte. Aber er hatte auch nicht mehr viel Zeit, um sich eingehender zu betrachten, denn die übrig gebliebenen Lichtbälle fingen an, sich auszubreiten und das Nichts auszufüllen. Es blendete, weshalb alle vier die Augen zusammen kniffen. Plötzlich ertönte leise eine Melodie, welche jeder von ihnen kannte. Doch später, wenn sie sich daran erinnern würden, würden sie es für Einbildung halten und deshalb nicht nachfragen, ob nur sie die Melodie gehört hatten.
Sie spürten eine Briese um ihre Nase wehen und hörten auch endlich wieder etwas. Nach der bleiernen Stille tat das Rascheln des Grasses nach fast in den Ohren weh. Langsam öffneten sie nach und nach die Augen und konnten sehen, wie sich die Welt um sie herum Stück für Stück bildete. Sie selbst schwebten noch einige Zentimeter über dem Boden. Erst als die Welt um sie herum komplett schien, hörte die Schwebe abrupt auf und die vier fielen eher unsanft auf ihren Hintern.
Rika blinzelte.
Das Graß reichte ihr bis über die Augen, weshalb sie nur das saftige Grün sah, so wie den makellos blauen Himmel.
„Was zum…?“, vernahm sie. Diese Stimme war ihr vollkommend unbekannt, weshalb sie schloss, dass der Unbekannte sprach. Sie wollte etwas sehen!
„Hey! Hebt mich mal bitte jemand hoch? Ich sehe nichts…“, rief sie entrüstet. Nach einigem Rascheln des Grases erschien Iories Gesicht über ihr, die sie auf die Schulter hob. Jetzt konnte sie sehen, dass die Wiese bis zum Horizont reichte.
Iorie, Rika und Janoko starrten den Fremden an, der sich bereits aufgerichtet hatte und sich die Hose abklopfte. Er schien gar nicht glücklich über den menschlichen Körper zu sein, denn er warf allen dreien einen bitterbösen Blick zu, der sie bestimmt umgebracht hätte, wenn Blicke das denn tun würden.
„Was habt ihr mit mir gemacht?!“, fragte er grimmig. „Und wo bin ich?“
Doch statt einer Antwort zu erhalten, wurde er weiterhin einfach nur angestarrt. Offensichtlich fehlten allen dreien die Worte. Und sie wussten wohl auch nicht so genau, wo sie nun waren. Nur eins stand fest: Sie waren nicht dort gelandet, wohin sie wollten.
Langsam und zittrig antwortete Rika nun doch: „Wir haben… wir haben unseren Zauber vermasselt…“, sprach sie aus, was alle dachten.
„Was? Was für einen Zauber?“, fragte der Fremde ungläubig.
„D… Das ist… zu komplex, um es zu erklären.“ Rika seufzte schwerfällig.
„Und? Wo sind wir jetzt?“, fragte Janoko, nicht ganz sicher, ob sie das überhaupt wissen wollte.
Diese ruhige Atmosphäre her erschien ihr zu ruhig, als dass sie gut sein konnte.
„Tja… das kann uns bestimmt dieser Herr erklären“, meinte Rika und deutete auf den Fremden. Dieser zog einen Augenbraunen hoch, offensichtlich erbost darüber, dass man ihn schuldig erklärte.
„Erst einmal heiße ich RealWorld und zweitens habt ihr es ja wohl verbockt. Woher soll ich dann bitte wissen, wo wir sind?“
„Tut mir leid… natürlich hast du keine Schuld. Ich bin durch die ganze Situation etwas gestresst und gereizt. Aber was jetzt erst einmal wichtig ist, ist zu wissen, was du wolltest, als du in die Bibliothek kamst.“
„Nun… ich habe nach Rika gesucht.“
„Ich bin Rika.“
RealWorld starrte sie an. Dann begann er los zu prusten. „Aber sich doch! Das ist mal ein guter Scherz!“, lachte er und hielt sich den Bauch.
Erbost starrte ihn Rika an. Sie öffnete den Mund, um irgendwas Unfreundliches zu sagen, als Iorie ins Wort fiel: „Sie hat recht. Sie ist wirklich Rika. Janoko hat nur etwas ihren Spaß mit ihr gehabt.“
RealWorld konnte sich vor Lachen gar nicht mehr ein bekommen. Von Minute zu Minute wurde Rikas Wut darüber offensichtlich, obwohl es ihr wohl noch gelang, diese runter zu schlucken.
Als sich RealWorld wieder ein bekommen hatte, presste Rika zwischen ihren Zähnen hervor, offensichtlich um einen freundlichen Ton bemüht: „Was genau hast du zu uns gesagt, als du über die Bücher gestolpert bist. Der genaue Wortlaut, wenn möglich.“
„Hm… Ich glaube, es war so etwas wie… ‘Habt ihr Rika gesehen? Ich wollte wissen, in welchem Gang meine Digimongeschichte steht.“
Rikas Wut schien mit einem Augenblick zu verpuffen und Entsetzen Platz zu machen. Sie starrte ihn an, öffnete lautlos den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben.
„Rika? Alles in Ordnung?“, fragte Iorie besorgt. „Was ist denn los?“
Langsam fand Rika wieder Worte. „Digimon… wir sind in der Digiwelt…“, hauchte Rika. Jetzt starrte Iorie RealWorld ebenso entsetzt an. Nur Janoko schien das locker zu nehmen. Sie fummelte an irgendwas herum.
„Ach… dann soll das wohl ein Digiweiß sein“, meinte sie und hielt eine grüne Kugel, auf der sich oben ein Bildschirm befand, Iorie und Rika entgegen. Als sie dieses so hinstreckte, sprang es plötzlich an und durch einen kleinen Spalt drang ein Licht, welches kurz über Rikas Gesicht lief. Dann projizierte der Bildschirm ein Bild über die Kugel, welches wie Rika aussah und eine mechanische Stimme verlautete: „Mokomon, Level: Champion, Typus: Serum, Art: Tier-Digimon, Attacke: Alt-Tasten.“
Rika bzw. Mokomon klappte der Kinnladen runter. Niemand konnte sagen, ob Mokomon einfach nur entsetzt war, vor Wut kochte oder gleich losheulen würde. Doch die Frage wurde beantwortet, als sie ihren Kiefer zuschnappen lies und sie begann zu zittern.
„D… das ist ja wohl nicht wahr…“, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor. Dann erhob sie die Stimme und geiferte gen Himmel: „Ich glaub, du hast einen Vollschuss! Willst du mich verarschen oder was? Womit habe ich das denn verdient?! Wenn ich dich jemals in die Finger bekommen sollte…. Dann… dann... du wirst wir den Tod wünschen! Das verspreche ich dir, Nakyo! Ich zahle dir alles…“
Iorie riss sie sich von der Schulter, nahm sie an den langen Ohren und schüttelte sie durch.
„Mensch, beruhigt dich, Rika! Ändern können wir es jetzt auch nicht. Und mit wem redest du da überhaupt? Wer ist Nakyo?
„Nakyo ist eine verfluchte….“ Plötzlich sackte Rika in sich zusammen und Tränen glänzten in ihren Augen. „Ach… egal…“
Iorie setzte sie sich wieder auf die Schulter, wo sie wie ein Häufchen Elend sitzen blieb.
„Ich hab auch so etwas…“, murmelte RealWorld und hielt ein weißes Digiweiß in der Hand. Der Bildschirm begann hellblau zu leichten, als er es in Rikas Richtung hielt. „Was bedeutet das?“, fragte er überrascht.
Rika verspürte ein leichtes Kribbeln, als er es ihr so hinhielt.
„Vielleich ist sie ja dein Digimonpartner?“, vermutete Janoko.
„Heys. Ich hab ja auch eins.“ Iorie hielt ein blaues Digiweiß in der Hand. Rika sah verzweifelt darauf. Warum ausgerechnet sie? Wieso musste sie als Digimon herhalten und konnte nicht auch einfach so ein Digiweiß besitzen? Womit hatte sie dieses Schicksal nur verdient? Am liebsten hätte sie losgeweint, aber sie versuchte, die starke zu mimen.
„Aber wer sind dann unsere Digimonpartner?“ Iorie kratzte sich am Kopf und drehte das Digiweiß.
„Tja… ich denke, das müssen wir wohl rausfinden, damit wir von hier wieder wegkommen. Nun ja.. ich denke, sie hätte uns nicht hergeschickt, wenn es uns unserem Ziel nicht näher brächte…“, seufzte Rika. Es schien ganz so, als würde sie sich selbst trösten wollen.
„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig“, erwiderte Janoko und hielt ihr Digiweiß in jede Himmelsrichtung. Plötzlich begann das Digiweiß leicht zu leuchten. Iorie tat es ihr gleich und kam zum selben Ergebnis. Sie beschlossen, in die Richtung zu marschieren, welches ihnen das Digiweiß zeigte.
Das Gras raschelte unter ihren Füßen, keiner sagte etwas. Erst als sie Geräusche vor sich vernahmen blieben sie stehen. Das Gras vor ihnen bewegte sich. Offensichtlich bahnte sich dort etwas seinen Weg.
Plötzlich tauchten zwei sonnengelbe Ohren auf. Diese bewegten sich erst auf sie zu, dann blieben sie stehen und die vier konnten eine männliche Stimme hören, die mi jemanden oder etwas sprach: „Ha! Das Versteck ist ja wohl lächerlich! Hab dich!“ Augenblicklich schoss etwas Gelbes auf Janoko zu, diese schrie erschrocken auf. Das gelbe etwas prallte in ihrem Bauch ab und fiel rücklings ins Gras zurück.
Überrascht musterten die vier das Etwas, welches erschrocken zurück blickte.
Es besaß vier Hufen, schieb aber aufrecht zu gehen. Außerdem hatte es einen gezackten Schwanz und neben zwei großen Ohren ragten ein paar Stierhörner hervor. An der Hüfte trug es einen roten Gürtel, an der eine Viehpeitsche befestigt war. Die riesigen, bernsteinfarbenen Augen wanderten von Janoko zu Iorie, welche immer noch ihr Digiweiß in der Hand hielt. Dieses hatte begonnen, hell zu leuchten.
Schnell richtete sich das Wesen auf, klopfte sich ab und verbeugte sich vor Janoko. „Verzeiht mir, werte Dame. Ich habe euch verwechselt. Aber darf ich mich vorstellen? Ich bin Bullpikmon, ein Digimon des Championlevels. Und ich denke“, er drehte sich zu Iorie um und verlor dabei seinen freundlichen Gesichtsausdruck, dieser transformierte Kerl da, ist mein Partner.“ Er drehte sich wieder zu Janoko und ignorierte Rika und RealWorld völlig. „Wobei mir eine so hübsche Partnerin wie Ihr viel lieber gewesen wäre.“
„Sag nicht, ich hab ein Pikatchu als Partner…“, meinte Iorie, wohl mehr zu sich selbst, als zu sonst wem. „Und woher weiß der, dass ich ein Kerl bin?“
Mit ebenso viel Freundlichkeit wie zuvor – nämlich mit überhaupt keiner – antwortete Bullpikmon. „Ich weiß mehr als du denkst über dich, Ironhide. Und ich bin keine dämliche Maus, sondern ein Stier.“
„Ein gelber, dämlicher Stier“, schloss Iorie. Es war unverkennbar, dass diese von ihrem Digimon alles andere als angetan war. Sie öffnete gerade ihren Mund, um etwas hinzuzufügen, als abermals eine fremde Stimme erklang.
„Weißt du, Bulli, du musst mich schon suchen, wenn du mich finden willst.“ Die Stimme war weiblich und kam aus der Nähe. Obwohl man sah, dass sich das Gras bewegte, hörte man es so gut wie gar nicht rascheln.
Als das Digimon auf die plattgetretene Stelle trat, auf der die vier und das fremde Digimon standen, erkannte man etwas rosafarbenes, das offensichtlich vor sich hin kroch. Es war etwa einen halben Kopf kleiner als „Bulli“ und reichte Janoko bis zu den Knien.
Auf den ersten Blick sah es irgendwie unförmig aus. Dann erkannte man die verdächtige Ähnlichkeit zu einem gewissen Verhütungsmittel. Nur das eben dieses eine Schleife an seinem Zipfel trug, zwei riesige Rehaugen sowie zwei Arme besaß.
„Irgendwie ist das ja süß“, meinte Rika aus und sprang von Iories Schulter. Sie stellte sich vor die Voodookatze, um sie genauer zu betrachten. „Sag bloß, du gehörst zu Janoko?“
„Öhm…“, gab das Digimon von sich.
„Ich denke...“, antwortete Janoko stattdessen und blickte auf ihr leuchtendes Digiweiß.
„Passt ja irgendwie total zu dir“, witzelte Iorie und kassierte dafür einen bösen Blick von Janoko.
„Irgendwie scheine ich ja noch mit meinen Digimon Glück gehabt zu haben. Auch wenn es ebenfalls nicht wirklich toll ist“, überlegte RealWorld etwas zu laut. Fast augenblicklich stand Rika vor ihm und trat ihm kräftig gegen das Schienbein. Jedoch bedachte sie dabei nicht den Größenunterschied und tat sich dabei selbst mehr weh. Das Schienbein fühlte sich für sie wie ein harter Baumstamm an. Sie heulte vor Schmerz auf.
Das eben dazu gestoßene Digimon warf Rika einen etwas erstaunten Blick zu und wandte sich dann an Janoko. „Ähm… Hi“, gab dieses von sich und wurde fast sofort von „Bulli“ unterbrochen.
„Darf ich euch vorstellen? Dieses reizende und liebliche Wesen ist Kondomon. Level Champion, es besitzt die Attacke Verhütung“, stellte Bulli es den anderen vor. „Sie kann sich wirklich glücklich schätzen, eine so hübsche Tamerin zu haben, wie dich“, schmeichelte es Janoko.
„Wieso wundert mich überhaupt nicht diese Attacke…“, gab Rika etwas abfällig von sich, wurde jedoch vollkommen ignoriert.
Kondomon betrachtete das Vierergespann etwas skeptisch. Offensichtlich wusste es nicht genau, was sie von diesen komischen Gestalten halten sollte. Aber wirklich viel zu sagen gab es nun auch nicht mehr, weshalb sie schweigend nebenher gingen. Es war klar, dass niemand wusste, wieso sie das Schicksal zusammengeführt hatte. Obwohl Rika so eine Ahnung hatte, was hier gespielt wurde und mehr zu wissen schien, als der Rest von ihnen. Jedenfalls waren sie nicht hier, um irgendwen zu bekämpfen oder zu retten. Nein, stattdessen erzählten ihnen die zwei neuen Gefährten etwas vom Zauberer von Oz. Dass das nicht nur Rika total absurd fand, war vor programmiert. Wie passten denn Digimons und der Zauberer von Oz zusammen? Diejenige, die sich das ausgedacht hatte, hätte wohl besser mal einen Psychologen aufgesucht – zumindest dachte sich das Rika im Stillen und verfluchte die Autorin dieser Geschichte. War es eigentlich nicht darum gegangen, Nana zu finden? Auch wenn Rika es sich selbst nicht eingestehen wollte, war sie doch gespannt, was als nächstes für ein Blödsinn kommen würde. Und dieser ließ nicht lange auf sich warten:
„Und? Wo lebt der Zauberer von Oz?“, fragte Rika, darauf vorbereitet eine dämliche Antwort zu bekommen.
„Na im Land von Oz“, antwortete Kondomon.
Rika, welche mittlerweile auf der Schulter ihres Partners saß, der sich offensichtlich nicht wirklich wohl in dieser Gruppe fühlte, sah sie mit hochgezogenen Augenbraunen an – zumindest hätte sie das getan, wenn sie welche besessen hätte. „Und? Wie kommen wir dorthin?“
„Dafür suchen wir jetzt das mächtige Orypsmon auf.“
„Wer ist das?“, fragte RealWorld.
„Das mächtigste Wesen in dieser Welt. Es weiß so gut wie alles und wird euch bestimmt dorthin bringen“, erklärte Bulli geduldig.
„Kann es uns nicht gleich nachhause bringen?“, fragte Iorie.
„Nö“, lautete kurz und knapp Bullis Antwort.
„Und warum?“
„Weil die Banane krumm ist.“
„Ich kann dich nicht leiden.“
„Ich dich auch nicht.“
Mit bösen Blicken für einander liefen sie schweigend nebeneinander her.
„Wo wohnt denn dieses Orypsmon“, wandte sich Janoko an ihre Partnerin.
„Irgendwo auf dieser Wiese.“
„Irgendwo? Wie groß ist denn diese Wiese?“
„Das weiß niemand.“
„…“
Etwas planlos wanderten sie weiter. Sie überquerten einen Fluss und kurz danach wurde das Gras weniger, auch wenn es nicht komplett verschwand. Aber es wurde kahler und ausgedörrter.
Irgendwann begann Rika lauthals an zu singen, um die Stille zu durchbrechen und quälte die Gruppe eine ganze halbe Stunde mit ihrem Gesang:

„Du wirst noch viel erleben.
Du musst diesen Test bestehen.
Es kommt der Tag, an dem du dein Ziel erreichst.

Dein Digimon wird dich begleiten.
Der beste Freund in allen Zeiten.
Ihr seid ein Team und werdet alle Abenteuer bestehen.

Wowowowowowo
Wir bleiben Freunde was auch immer passiert.
Wowowowowowo
Doch wir wissen nicht was morgen sein wird.

Leb deinen Traum, denn er wird wahr.
Geh deinen Weg, stelle dich der Gefahr.
Alles was wichtig ist, wirst du erkennen, wenn die Zeit gekommen ist.

Ja, greif nach den Sternen.
Du bist bereit.
Glaub an dich bald ist es soweit.
Wir werden bei dir sein.

Sei bereit!“

„Rika, verdammt, hör endlich auf mit dem Lärm!“, beschwerte sich irgendwann RealWorld, der dieser Ohrschändung am nahsten war. Diese verstummte schließlich.
Sie liefen weiter und weiter. Niemand wusste, wie lange sie liefen, noch ob sie sich vielleicht um den Kreis bewegten oder wo sie waren. Selbst die Digimons schienen orientierungslos zu sein.
Alles sah gleich aus und eine Sonne gab es nicht, an der man sich hätte orientieren können.
Obwohl das Grad mittlerweile nur noch stoppelweiße war – und das seit einigen Stunden – übersah Iorie ein Erdloch und trat hinein. Sie fiel nach vorne und verknackste sich dabei den Knöchel.
„Autsch!“, gab sie von sich und rieb sich den Fuß.
„Hey! Bist du blind oder was? Du kannst doch nicht einfach meine Wohnung niedertrampeln! Pass gefälligst auf, wo du mit deinen Quadratlatschen hintrittst!“
Die Gruppe warf sich überrasche Blicke zu. Die Stimme war aus dem Erdloch gekommen. Etwas wühlte sich heraus und man erwartete bei der Größe fast ein sprechendes Kaninchen. Nun, eigentlich hätte ja das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland zu dem restlichen Chaos gepasst. Aber nichts dergleichen kam hervor. Etwas lilafarbenes und schuppiges stand vor ihnen.
Die vier WoHler schauten blöd aus der Wäsche, als sie einen Drachen aus einem gewissem Computerspiel erkannten. Oder viel eher: Ein Student der WoH-Akademie, im Abschlussjahr, welcher gerne in dieser Gestalt umher lief. Es verschlug ihnen eindeutig die Sprache.
„Oh, es tut uns unendlich leid, verehrter Orypsmon. Wir haben Euch gesucht und dieser Depp da ist einfach ein abscheulicher Trampel“, drängte sich Bulli nach vorne und deutete auf Iorie.
„Hey! Das verbiete ich mir!“, protestierte diese.
„Spyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyrooooooooooooooooooo?“, fragte Rika entgeistert und ignorierte das Gezanke zwischenden anderen beiden.
Orypsmon blickte sie an und zwinkerte ihr zu. „Vielleicht bin ich es. Wie gesagt… vielleicht…“
„“W-w-wie…“ stotterte Rika, verstummte dann jedoch.
Janoko beugte sich zu dem Drachen hinunter, der ihr gerade mal bis zum Schienbein reichte.
„Und du sollst allen Ernstes ein allmächtiges Digimon sein?“, fragte sie.
„Klar.“
„Ah ja…“
Es fiel nicht nur Janoko schwer, das zu glauben. Einzig die zwei richtigen Digimons schienen davon fest überzeugt zu sein. Bulli verneigte sich sogar vor dem „großen“ Orypsmon. „Wir haben Euch aufgesucht, weil diese Leute den Zauberer von Oz suchen. Ihr wisst doch bestimmt, wo wir ihn finden.“
„Ich weiß alles und nichts. Folgt mir.“ Damit verschwand Orypsmon wieder in seinem Hasenbau.
Iorie kniete sich hin. „Und wie sollen wir dem da nun folgen?“
„Damit.“ Kondomon deutete auf Plätzchen, die plötzlich neben dem Loch standen.
Rika blickte diese Kekse mit ihrem typischen „war-ja –klar-Blick“ an. Also doch Alice im Wunderland.
Eigentlich wollte sie ja keines von den Plätzchen nehmen. Sie fand, dass sie bereits klein genug war. Aber nachdem die anderen jeweils ein Plätzchen genommen hatten und geschrumpft waren, blieb ihr wohl nichts mehr anderes übrig. Letztendlich wollte sie auch nachhause. Also nahm sie sich ein Plätzchen und biss vorsichtig hinein.
In ihrem Körper kribbelte und krabbelte es derart, dass sie anfangen musste, aus voller Kehle zu lachen. Die Welt um sie herum schrumpfte. Und dann war sie auf derselben Größe wie die anderen.
Etwas verdutzt starrte sie Iorie, Janoko und RealWorld an, als sie erkannte, dass diese drei ganz eindeutig nicht mehr in ihre Kleidung passten. Diese hatten aber bereits einige Klamotten am Höhleneingang gefunden und zogen diese an. Dass es sich dabei um eine sehr knappe Hose, die irgendwer mehr einem Tanga glich, so wie einen Top, dass gerade so die Brustwarzen bedeckte, schien dabei nicht sonderlich zu interessieren. Nur RealWorld bekam Kleidungsstücke, die sehr nach Rock aussahen – Rika fand, dass er darin richtig cool aussah. Außerdem lag eine Gitarre für ihn dabei.
Als sie so Iorie und Janoko betrachtete, war sie fast froh, dass sie in ihrer lächerlichen Gestalt gefangen war. Sie überlegte sich, dass sie darin total dick ausgesehen hätte und keineswegs so sexy wie die beiden. Mit einem Seufzen folgte sie ihnen, als sie in die Höhle traten.
Kaum hatten sie die Höhle betreten, zweigten sich auch ein Dutzend von Gängen vom Eingang ab.
„Spyro? Wo bist du?“, rief Rika hinein. Ihre Stimmte hallte von den Wänden wieder.
„Sucht mich“, kam die Antwort. Durch den Schall war es unmöglich zu sagen, aus welcher Richtung die Stimme kam. „Wenn ihr mich findet, werde ich euch zum Zauberer von Oz bringen. Aber ihr müsst euch von Rika leiten lassen. Keine Tricks.“
„Ist das nicht unfair?“, fragte Iorie. Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie versuchte, sich vorzustellen, wie das wohl enden würde, wenn Rika wirklich die Gruppe anführte. Sie würden nie wieder heraus kommen. Das war ja wohl vorprogrammiert.
Jedoch war es schon zu spät für Einwände. So waghalsig und unvernünftig wie Rika war, war sie schon losmarschiert und verschwand im Dunklen.
„WARTE!“, riefen Janoko und Iorie fast gleichzeitig. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Orypsmon hatte ihnen die Spielregeln dargelegt und wenn sie jemals wieder nachhause wollten, würden sie sich wohl daran halten müssen.
Zweifelnd sahen sich Iorie und Janoko an, bevor sie Rika ins Dunkel folgten und die gesamte, etwas seltsam zusammengewürfelte Gruppe von der Dunkelheit verschluckt wurde…
 
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