Den Tod im Rücken

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
Jau, ich mal wieder ;P

Also folgendes, ich suche für folgende Geschichte einen passenden Titel. Das Manuskript hab ich "Heimkehr" getauft gehabt, aber irgendwie suche ich nach etwas zweideutigem, wo man am Anfang denkt, aha, deshlab also dieser Titel und dann am Ende son Klick-Effekt hat und man merkt, dass der Titel eigentlich ganz anders gemeint ist. Ihr versteht, was ich meine? Schon einmal Danke =)

Ach ja, noch etwas: Ich wäre euch Dankbar, wenn ihr mir Szenen oder Sätze nennen könntet, die ihr für überflüssig erachtet oder wo ihr denkt, die Geschichte käme auch ohne sie aus, da ich gerne noch mindestens drei, vier Sätze einbauen würde, in denen das Mädel oder der Junge mehr Leben eingehaucht bekommen. Das ist aber nicht so leicht, weil die Geschichte auf 2000 Wöter beschränkt sein MUSS.

So und nun viel spass beim Lesen.

Diskussionsthread: http://board.world-of-hentai.to/f15/eine-kleine-horrorgeschichte-titel-gesucht-61235/


So schnell wie möglich schließe ich die Luke des Müllcontainers über uns, gebe aber acht, keinen unnötigen Lärm zu machen. Es handelt sich um einen der großen, alten Sammelcontainer, die vor jedem Hochhaus stehen.
Kauernd liegen wir im Dunklen. Das Herz pocht mir bis zum Hals und mein Mund ist ganz trocken. Der Schmerz in meinem Kopf kommt zurück. Ich spüre, dass Theresa neben mir zittert. Der Wind pfeift durch die Ritzen. Der einzige Quell von Frischluft.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass wir hier wie Mäuse in der Falle hocken, sollten wir entdeckt werden. Aber immerhin haben wir so Gelegenheit, neue Kraft für einen möglichen Kampf zu sammeln.
Dabei hatte doch eigentlich alles gar nicht so schlecht angefangen. Nach einem Date mit Theresa hatte ich lediglich darauf bestanden, sie nachhause bringen zu dürfen. Schließlich war es bereits dunkel gewesen und für eine Frau, mit solch einem tollen Hintern, wie sie ihn besaß, war es gewiss nicht ungefährlich alleine unterwegs zu sein. Außerdem war so ein Spaziergang durch den Schnee romantisch. Es hatte sogar von neuem angefangen zu schneien. Doch dann zog mich Theresa in eine Straßennische und ich dachte anfänglich, ja hoffte es sogar, sie wolle ein bisschen mit mir rummachen, als dieses … dieses Ding um die Ecke kam. Ich hatte es im Dunklen nicht richtig sehen können, nur seinen massiven Körperbau und dass es schneefarben war. Und ich hatte vom ersten Augenblick Angst davor gehabt. Hätte Theresa dieses Etwas nicht als erstes wahrgenommen, hätte ich gedacht, es wäre bloß eine schlimme Halluzination.
Ich kann nicht sagen, wie lange wir seither gerannt sind. Aber es muss lange gewesen sein. Mein Körper fühlt sich schwach und zittrig an, nicht zuletzt wegen der aufkommenden Panik. Der Schweiß auf der Stirn wird kalt und die nassen Hosenbeine kleben unangenehm.
Ich muss mich zusammenreißen um nicht zu schreien, als sich etwas gegen den Müllbehälter wirft. Das Metall vibriert und gibt einen hässlichen Laut von sich. Da ist wieder das Geräusch von schlagenden Flügeln.
Ich kann kaum atmen. Es ist stickig und die übel riechende Luft macht es nicht unbedingt leichter.
In der Erwartung, dass sich der Deckel gleich öffnen wird, lege ich schützend den Arm um Theresa und spüre die Rundung ihres Busens an meiner Brust. Normalerweise hätte ich das erregend gefunden.
„Wenn … wenn es uns tötet …“, raunt sie mir ins Ohr, „dann lass mir den Vortritt. Ich will nicht sehen, wie es dich …“ Ihre Stimme klingt weinerlich und als ich sie küsse, schmecke ich das Salz ihrer Tränen.
Etwas scharrt gegen das Metall. Es wird immer intensiver, bis es unvermittelt abbricht. Nur eine millimeterdünne Wand trennt uns voneinander. Was ist das nur?
Ich warte, dass etwas geschieht, doch es passiert nichts. Wir müssen schon eine Ewigkeit hier drin liegen. Auf was wartet es? Wieso kann es nicht wenigstens schnell gehen?
Ich traue meinen Ohren nicht, als ich erkenne, dass sich das Geräusch von schlagenden Flügeln entfernt. Gibt es doch einen Gott?
Als ich nur noch das Pfeifen des zunehmenden Windes höre, zähle ich bis hundert, bevor ich die Luke des Containers anhebe, um schnell einen Blick nach draußen zu werfen und Theresa anschließend hinter mir grob herauszerre.
Das Schneetreiben ist mittlerweile so stark, dass ich die umliegenden Häuser bloß schemenhaft erkennen kann. Dieser Umstand erschwert es erheblich, zu raten, in welche Richtung das Wesen geflogen ist, aber ich hätte es wohl so oder so nicht sagen können.
„Zu mir!“, ruft Theresa und übernimmt die Führung.
Ich halte ihre Hand. Es ist die, die immer behandschuht ist. Als ich sie beim ersten Date fragte, wieso sie den Handschuhe denn nicht ablege, erklärte sie mir, sie hätte dort eine Missbildung und würde sich dafür schämen. Tatsächlich fühlt sie sich seltsam dünn an.
Im Eiltempo laufen wir nun durch den Schnee, der mir mittlerweile bis über die Knöchel reicht. Es ist nicht leicht, die Augen, die vom kalten Wind tränen, offen zu halten und gleichzeitig acht zu geben, nicht auszurutschen. Schnell bin ich wieder außer Atem und mir tun die Beine weh. Die ganze Zeit laufen wir die gleiche Straße entlang. Sie ist schmal, sodass wir nicht nebeneinander laufen können und einige Male stolpere ich über den Müll, der im Schnee liegt. Ich weiß nicht, ob es so klug ist immer in die gleiche Richtung zu gehen, aber ich folge bedingungslos. Hauptsache wir kommen einem sicheren Versteck immer näher.
In meinem Kopf pocht es wieder gleichmäßig. Wahrscheinlich habe ich mir heute Morgen eine Gehirnerschütterung geholt, als ich in der Tür stand, die der Wind zustieß. Immerhin war ich für einen Augenblick total weggetreten gewesen.
Der Schmerz legt sich über mein Bewusstsein, irgendwann kann ich nicht mehr klar denken. Die Kälte macht mir zusätzlich zu schaffen. Nur die Angst und der Schmerz sind das einzige Klare.
Graue Schatten ziehen an uns vorbei. Die Häuserblocks. Immer geradeaus, immer weiter. Laternen flackern und spenden kaum Licht. Dann sehe ich es. Eine Bewegung, direkt vor uns.
„Nein!“, schreie ich, lasse Theresas Hand los und renne in die andere Richtung. Aber wohin? Egal, Hauptsache weg!
Aber stopp! Kommt dort vorne nicht etwas auf mich zu?
Ich will in eine breitere Straße biegen, als ich auch in ihr etwas sehe. Sie sind überall! Wie hatten wir nur davon ausgehen können, es gäbe bloß eines von diesen Dingern?!
Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse und renne dann einfach in irgendeine Richtung. Wo ist Theresa? Sie ist nicht hinter mir.
Am liebsten würde ich einfach stehen bleiben und schreien. Mein Körper will nicht mehr, er ist am Ende seiner Kraftreserven. Ich heule wie ein kleines Kind.
Schnee weht mir ins Gesicht und verdeckt die Sicht. Ich kann die Häuser nicht mehr sehen und renne nur noch blind umher, zu sehr in Panik, um mir den Schnee einfach wegzuwischen. Schließlich stoße ich mit einer Hauswand zusammen und schlage mir den Kopf zum zweiten Mal an diesem Tag an.

Der Schmerz ist stark. Ich hätte nie gedacht, dass mein Kopf so weh tun kann. Doch noch intensiver ist das Heulen des Windes. Wie lange liege ich hier schon? Meine Glieder sind bereits ganz steif und meine Beine und Finger vor Kälte ganz taub. Aber ich lebe!
Langsam öffne ich meine Augen.
Der Schrei bleibt in der Kehle stecken, als ich in ein Gesicht blicke. Die Züge sind fast menschlich, doch die Gesichtsfarbe sieht in dem dunklen fast gelblich aus und irgendwie wirkt das Gesicht stark verzerrt. Es schwebt Millimeter über meinem. Instinktiv bilde ich mit Zeige- und Mittelfinger ein V und steche zu. Sollte es ein Geräusch geben, als die Finger in den Augäpfeln versinken und ich sie wieder herausziehe, so wird dieses vom darauffolgenden Geschrei und dem heulenden Sturm übertönt. Der Schrei ist schrill und unmenschlich. Augenflüssigkeit und Blut dringen aus den leeren Augenhöhlen und meine Finger fühlen sich schleimig an. Der Augenblick der Ohnmacht hat mir etwas Kraft geschenkt.
Schreiend bricht es auf mir zusammen und hält sich mit klauenartigen Händen das Gesicht. Das Gewicht raubt mir die Luft und der Schmerz im Kopf nimmt zu.
Ich packe das Wesen hinten am Rücken, um es von mir zu rollen. Ich reiße Federn aus, bekomme dieses Ding aber nicht von der Stelle. Es bleibt wie ein Fels auf mir liegen. Ich glaube, es will nicht, dass ich mich von ihm befreie. Ich glaube, es will, dass seine Freunde mich holen.
Jetzt, wo dieses Vieh schreit, kann auch ich schreien. Jetzt ist es egal. Jetzt haben die anderen eh bereits eine Ahnung von meinem Standtort.
„Theresa!“, schreie ich, habe aber keine Ahnung was ich damit bezwecken will. Will ich, dass sie nicht näher kommt oder will ich, dass sie mir hilft? Egal! Im Moment kann ich nur an mein eigenes Leben denken! „Theresa!“
Der Schmerz im Kopf wird stärker, desto mehr ich mich anstrenge das Wesen von mir runter bekommen. In dem Dunkel kann ich immer noch nicht genau sagen, wie es aussieht. Aber wie kann es so schwer sein, wenn es bloß auf mir liegt und sich die Seele aus dem Leib schreit?
Ich nehme eine Bewegung neben mir wahr und schlage wie wild um mich herum.
„Kevin!“ Das ist Theresas Stimme. Ich kann sie nicht richtig erkennen. Aber wenigstens ist sie gekommen.
Mit einem gezielten Tritt auf den Hinterkopf befördert sie dieses Ding auf mir in eine Ohnmacht, dann packt sie es und gemeinsam gelingt es uns, mich zu befreien.
Schnaufend richte ich mich auf, als sie mich schon an der Hand nimmt und mich mit ihr zerrt. Fast wäre ich wieder hingefallen, kann mich aber an einer nahegelegenen Wand abfangen. Der Putz fühlt sich rau und kalt an.
Dieses Mal umklammere ich Theresas Hand noch fester, um sie nicht wieder zu verlieren. Es ist nicht leicht, mit den tauben und steifgefrorenen Gelenken durch den Schnee zu waten. Wir rennen die Straße herunter und nehmen die nächste Einbiegung.
„Wie … weit?“, keuche ich. Der Schweiß rinnt mir wieder von der Stirn in die Augen und ich wische ihn weg. Langsam kommen in meinen Beinen die Gefühle wieder zurück, ich kann an Tempo zulegen.
„Nicht mehr …“ Aus Schneegestöber vor uns kommt etwas Weißes geflogen und greift nach mir. Für einen Moment hat es mich an der Schulter gepackt und reißt mich in die Luft, kann mich dann aber nicht halten und ich rutsche ihm aus den Klauen. Der Schnee lindert den Aufprall etwas. Theresa kreischt und rennt davon.
Ich springe im Augenblick meines Aufschlags auf die Beine und folge dem verschwindenden Blond ihrer Haare.
Aber ich bin nicht schnell genug. Ich fühle, wie es dicht hinter mir ist und seine Krallen meine Winterjacke streifen. Nein, es darf mich nicht erwischen. Ich will leben!
Ich verlange von meinem Körper den Rest der Energie und beschleunige ein letztes Mal. Das halte ich vielleicht noch eine Minute aus, ohne zusammenzubrechen. Der Schmerz in meinem Kopf ist mittlerweile unerträglich.
Ich renne stur geradeaus und dann höre ich Theresas Keuchen neben mir. Ich greife nach ihrer Hand.
Als sie nach rechts in eine Straße einschlägt, folge ich ihr. Etwas streift meine Haare, die nass an meinem Kopf kleben. Nur noch wenige Sekunden, dann breche ich zusammen. Ich werde sterben!
Sie biegt noch einmal ab und wieder folge ich. Erst, als ich bereits fast in der Tür stehe, weiß ich, dass wir es gleich geschafft haben. Mit allerletzter Kraft renne ich in den Hausflur des Hochhauses und höre, wie Theresa hinter uns die Tür zuschlägt und verriegelt. Auf der Treppe breche ich letztendlich zusammen.
Etwas schlägt mit großer Wucht gegen die Tür und der Boden unter mir vibriert. Ich drehe den Kopf. Verschwommen sehe ich einen großen Sprung in der Glastür und etwas Rotes. Dann wird alles schwarz.

Das Licht brennt in den Augen und die Kopfschmerzen werden schlimmer. Der Schmerz droht meinen Schädel wie ein Nussknacker eine Nuss zu zerbrechen. Aber das ist der Beweis, dass ich noch lebe. Ja, ich habe es geschafft. Ich lebe!
Ich nehme eine Bewegung wahr und blicke zur Seite. Theresa steht da und lächelt. Ich liege in einem kleinen Zimmer auf dem Bett. Bis auf die Tür kann ich in meiner Lage jedoch nichts sehen.
„Geschafft“, krächze ich. Sie streicht mir liebevoll über den Kopf. Irgendwie fühlt sich ihre Hand merkwürdig an. Es ist die, die sie sonst mit einem Handschuh bedeckt. Als sie die Hand herunter nimmt sehe ich, dass sie diesen abgelegt hat. Am liebsten würde ich wieder schreien, aber mir fehlt einfach die Kraft. Nimmt der Albtraum überhaupt kein Ende? Oder bin ich nun durchgedreht?
Ich starre auf bloße Knochen. Sie bewegen sich, obwohl überhaupt keine Muskeln vorhanden sind. Mehr als darauf starren kann ich nicht mehr.
„Ich möchte dir meinen Vater vorstellen!“, sagt sie, meinen geschockten Zustand ignorierend.
„Ich habe schon lange auf den Augenblick unseres Kennenlernens gewartet“, ertönt eine Stimme hinter ihr und als sie zur Seite tritt, bin ich mir sicher, dass ich mich irgendwo in einer Nervenheilanstalt befinde und mir alles nur einbilde.
Vor mir steht ein in schwarzen Leinen gehülltes Skelett, in der Hand eine Sense haltend ...

Gehetzt schließe ich die Luke des Müllcontainers über uns, geben aber Acht, keinen unnötigen Lärm zu machen. Es handelt sich um einen der großen, alten Sammelcontainer, die vor jedem Hochhaus stehen.
Kauernd liegen wir im Dunklen. Das Herz pocht mir bis zum Hals und mein Mund ist ganz trocken. Der Schmerz in meinem Kopf kommt zurück. Ich spüre, dass Theresa neben mir zittert. Der Wind pfeift durch die Ritzen. Der einzige Quell von Frischluft.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass wir hier wie Mäuse in der Falle hocken, sollten wir entdeckt werden. Aber immerhin haben wir so Gelegenheit, neue Kraft für einen möglichen Kampf zu sammeln.
Ich lege einen Arm um Theresa, um ihr etwas Wärme zu geben, sowie das Gefühl, ich könnte sie beschützen. Aber letztendlich tue ich es, weil ich selbst riesen Angst habe und mich dadurch nicht mehr ganz so alleine fühle.
Dabei hatte doch eigentlich alles gar nicht so schlecht angefangen. Wir waren über den Weihnachtsmarkt gelaufen und als wir an der Schlittschuhbahn vorbei gekommen waren, hatte sie den Einfall gehabt, es ausprobieren zu wollen. Dabei gestand sie mir, dass sie noch nie Schlittschuhe gelaufen wäre.
Ich bin zwar kein begnadeter und auch kein begeisterter Schlittschuhläufer, doch ihr Lächeln genügte, damit ich mich auf die glatte Oberfläche wagte. Und schließlich lohnte es sich, denn kurz bevor wir die Lauffläche verließen, zog sie mich in eine Umarmung und küsste mich. Ich war bisher noch nie von einem Mädchen geküsst worden und war dementsprechend überrascht. Aber es hatte mir gefallen.
Nach dem Date mit Theresa hatte sie mich gebeten, sie doch nachhause zu begleiten. Schließlich war es schon dunkel gewesen und für ein Mädchen mit einer so tollen Figur war es gewiss nicht ungefährlich, alleine nachts unterwegs zu sein. Außerdem war so ein Spaziergang durch den Schnee romantisch. Es hatte sogar von neuem angefangen zu schneien. Doch dann zog mich Theresa in eine Straßennische und ich dachte anfänglich, ja hoffte es sogar, sie wolle ein bisschen mit mir rummachen, als dieses … dieses Ding um die Ecke kam. Ich hatte es im Dunklen nicht richtig sehen können, nur seinen massiven Körperbau und dass es schneefarben war. Und ich hatte vom ersten Augenblick Angst davor gehabt. Hätte Theresa dieses Etwas nicht als erstes wahrgenommen, hätte ich gedacht, es wäre bloß eine schlimme Halluzination.
Ich kann nicht sagen, wie lange wir seither gerannt sind. Aber es muss lange gewesen sein. Mein Körper fühlt sich schwach und zittrig an, nicht zuletzt wegen der aufkommenden Panik. Der Schweiß auf der Stirn wird kalt und die nassen Hosenbeine kleben unangenehm.
Ich muss mich zusammenreißen um nicht zu schreien, als sich etwas gegen den Müllbehälter wirft. Das Metall vibriert und gibt einen hässlichen, summenden Laut von sich. Da ist wieder das Geräusch von schlagenden Flügeln.
Ich kann kaum atmen. Es ist stickig und die übel riechende Luft macht es nicht unbedingt leichter.
In der Erwartung, dass sich der Deckel gleich öffnen wird, lege ich schützend den Arm um Theresa und spüre die Rundung ihres Busens an meiner Brust. Normalerweise hätte ich das erregend gefunden.
„Es… es kann nicht in geschlossene Räume…“, raunt sie mir ins Ohr, „das hier zählt als einer. Und es wird nicht lange an einen Ort verweilen können.“
Ich blicke Therese durch das Zwielicht an und öffne den Mund, um sie zu fragen, was sie denn da redet. Ich verstehe nicht, was sie mir damit sagen möchte. Weiß sie etwas über diese… diese Riesenvögel, welche uns verfolgen?
Aber bevor ich dazu komme, sie zu fragen, scharrt etwas gegen das Metall. Erschrocken schließe ich wieder den Mund. Es wird immer intensiver, bis es auf einmal abbricht. Nur eine millimeterdünne Wand trennt uns voneinander. Was ist das nur? Ich versuche, mir weiterhin einzureden, es würde sich um einen besonders hässlichen Riesenvogel halten. Was sonst sollte dieses Flügelschlagen bedeuten?
Ich warte, dass etwas geschieht, doch es passiert nichts. Wir müssen schon eine Ewigkeit hier drin liegen. Auf was wartet es? Wieso kann es nicht wenigstens schnell gehen?
Plötzlich realisiere ich, dass sich die Flügelschläge entfernen. Gibt es doch einen Gott?
Als ich nur noch das Pfeifen des zunehmenden Windes höre, zähle ich bis zehn, bevor ich die Luke des Containers anhebe, um schnell einen Blick nach draußen zu werfen. Als ich mich sicher genug fühle, springe ich heraus und helfe Theresa beim Hinaussteigen.
Der Schneesturm wütet mittlerweile so heftig, dass ich die umliegenden Häuser bloß schemenhaft erkennen kann. Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, in welche Richtung das Wesen geflogen ist.
„Zu mir!“, ruft Theresa und übernimmt die Führung.
Ich halte ihre Hand und fühle den nassen Stoff ihres Handschuhes.
Im Eiltempo laufen wir nun durch den Schnee, der mir mittlerweile bis über die Knöchel reicht. Es ist nicht leicht, die Augen, welche vom kalten Wind tränen, offen zu halten und gleichzeitig acht zu geben, nicht auszurutschen. Schnell bin ich wieder außer Atem und mir tun die Beine weh. Die ganze Zeit laufen wir die gleiche Straße entlang. Sie ist schmal und einige Male stolpere ich über den Müll, der im Schnee liegt. Ich weiß nicht, ob es so klug ist, immer in die gleiche Richtung zu gehen, aber ich folge bedingungslos. Hauptsache wir kommen einem sicheren Versteck immer näher.
In meinem Kopf pocht es wieder gleichmäßig. Wahrscheinlich habe ich mir heute Morgen eine Gehirnerschütterung geholt, als ich in der Tür stand, die der Wind zustieß. Immerhin war ich für einen Augenblick total weggetreten.
Der Schmerz legt sich über mein Bewusstsein, irgendwann kann ich nicht mehr klar denken. Die Kälte macht mir zusätzlich zu schaffen. Nur die Angst und der Schmerz sind das einzig Klare.
Graue Schatten ziehen an uns vorbei. Die Häuserblocks. Immer geradeaus, immer weiter. Laternen flackern und spenden kaum Licht. Dann sehe ich es. Eine Bewegung, direkt vor uns.
„Nein!“, schreie ich, lasse Theresas Hand los und renne in die andere Richtung. Aber wohin? Egal, Hauptsache weg!
Aber stopp! Kommt dort vorne nicht etwas auf mich zu?
Schnell will ich die Straße wechseln, als ich auch dort etwas sehe. Sie sind überall! Wie hatten wir nur davon ausgehen können, es gäbe bloß eines von diesen Dingern?!
Panisch drehe ich mich um mich selbst und renne dann einfach in irgendeine Richtung. Wo ist Theresa? Sie ist nicht hinter mir.
Am liebsten würde ich einfach stehen bleiben und schreien. Mein Körper will nicht mehr, er ist am Ende seiner Kraftreserven. Ich heule wie ein kleines Kind.
Schnee weht mir ins Gesicht und nimmt die Sicht. Ich kann die Häuser nicht mehr sehen und renne nur noch blind umher, zu sehr in Panik, um mir den Schnee einfach wegzuwischen. Schließlich pralle ich gegen eine Hauswand und schlage mir den Kopf zum zweiten Mal an diesem Tag an.

„Hey.“
Langsam drehte ich mich zu dem Mädchen um, welches hinter mir stand und musterte es. Ich hatte sie hier noch nie gesehen und es fiel mir schwer, zu glauben, dass sie mir einfach noch nie aufgefallen war. Mit diesem Gesicht und dieser Figur musste sie einem auffallen. Jedenfalls fiel sie unter die Kategorie Mädchen, die man wohl als extrem heiß bezeichnete.
„Hey“, grüßte ich etwas überrascht zurück, als sie mich mit ihren grünen Augen anblinzelte und mir ein liebliches Lächeln schenkte. Ob sie hier wohl bei jemand zu Besuch war und sie mich nach dem Weg fragen wollte? Ich war nicht unbedingt der Typ Mann, der von solch schönen Mädchen angesprochen wurde. Ich schätzte sie auf etwa achtzehn. Allerdings schien sie etwas zu sehr auf mich fixiert zu sein, denn meinen Freund neben mir schenkte sie keinerlei Beachtung.
Sie musste ihren Kopf etwas heben, um mir in die Augen sehen zu können, dadurch bekam ich einen recht guten Blick in ihren Ausschnitt. Was sie zu bieten hatte, war wirklich nicht schlecht. Zwischen ihren Brüsten lag ein silbernes Kreuz, welches mir nicht aufgefallen wäre, wäre der Jesus darauf nicht aus weißem Stein gewesen.
Ich bin kein gläubiger Mensch und möchte eigentlich auch nichts mit derartigen Sachen zu tun haben, geschweige denn damit in Verbindung gebracht werden. In meiner Pubertät hatte ich sogar zu denjenigen gehört, die sich über die Kirchenanwerber und Zeugen Jehovas, welche einen ständig auf der Straße ansprachen, witzig gemacht hatten. Heute schäme ich mich jedoch für dieses doch sehr pubertierende Verhalten. Letztendlich hatten die Leute nur versucht, uns ihre Sichtweiße näher zu bringen.
„Hast du Samstagabend schon etwas vor? Ich würde gerne mit dir ausgehen“, brachte sie es auf den Punkt.
Ich musste einige Male blinzeln. Nicht möglich. Ich musste mich verhört haben.
Doch ein Blick zu Matthias zu meiner Rechten, sagte mir, dass dies nicht der Fall war. Dieser grinste mich breit an. Ursprünglich waren wir auf den Weg zum Zigarettenautomaten gewesen, doch daran war im Moment nicht zu denken. Genauso wenig wie daran, dass ich Samstagabend eigentlich mit Freunden verabredet war. Aber es war gewiss, dass ich später wie ein pubertierender Jüngling damit prahlen würde, dass ich von solch einem heißen Mädchen angemacht worden war. Schließlich passierte mir das zum ersten Mal. Dennoch fiel es mir in diesem Moment sehr schwer, zu glauben, was hier ablief. Erlaubten sich meine Freunde vielleicht einen Scherz mit mir und das war ein abgekrageltes Spiel? Aber so recht zutrauen wollte ich es ihnen dann auch nicht.
„N-nein, ich hab Zeit…“, stotterte ich und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Ich tadelte mich im Gedanken selbst, dass ich mich zusammenreißen sollte, schließlich war ich bereits zwanzig und aus dem Alter draußen, in dem Jungs stotternd vor Mädchen standen. Ich hoffe nur, dass sie die Röte auf die kalte Luft zurückführen würde.
Ein Funkeln trat in die Augen des Mädchens und sie lächelte mich breit an, dabei bekam ich den Eindruck, dass sie nicht zum ersten Mal jemanden um ein Date bat. „Super. Dann hol mich doch um 18Uhr am Bahnhof ab, ja? Ich wohne dort in der Nähe. Ach und hier, unter der Nummer kannst du mich erreichen.“ Sie kramte etwas aus ihrem Mantel, was mit ihren Handschuhen wohl nicht ganz so einfach war und drückte mir dann einen Zettel mit einer Handynummer in die Hand. Anschließend drehte sie sich genauso schnell, wie sie mich angesprochen hatte, um und ging fort.
„W-warte… wie heißt du überhaupt?“, rief ich ihr überrascht hinterher.
„Theresa!“


Der Schmerz ist stark. Ich hätte nie gedacht, dass mein Kopf so weh tun kann. Doch noch intensiver ist das Heulen des Windes. Wie lange liege ich hier schon? Meine Glieder sind bereits ganz steif und meine Beine und Finger vor Kälte ganz taub. Aber ich lebe!
Langsam öffne ich meine Augen.
Der Schrei bleibt in der Kehle stecken, als ich in ein Gesicht blicke. Die Züge sind fast menschlich, doch die Gesichtsfarbe sieht in dem dunklen fast gelblich aus und irgendwie wirkt das Gesicht stark verzerrt. Es schwebt Millimeter über meinem. Instinktiv bilde ich mit Zeige- und Mittelfinger ein V und steche zu. Sollte es ein Geräusch geben, als die Finger in den Augäpfeln versinken und ich sie wieder herausziehe, so wird dieses vom darauffolgenden Geschrei und dem heulenden Sturm übertönt. Der darauffolgende Schrei ist schrill und unmenschlich. Augenflüssigkeit und Blut dringen sofort aus den leeren Augenhöhlen und meine Finger fühlen sich schleimig an. Der Augenblick der Ohnmacht hat mir etwas Kraft geschenkt.
Es bricht auf mir zusammen und hält sich mit klauenartigen Händen das Gesicht. Das Gewicht raubt mir die Luft und der Schmerz im Kopf nimmt zu.
Ich packe das Wesen am Rücken, um es von mir zu rollen. Ich reiße Federn aus, versuche nach ihm zu treten und mich unter ihm zu winden, bekomme dieses Ding aber nicht von der Stelle. Es bleibt wie ein Fels auf mir liegen. Ich glaube, es will nicht, dass ich mich von ihm befreie. Ich glaube, es will, dass seine Freunde mich holen.
Jetzt, wo dieses Vieh schreit, kann auch ich schreien. Jetzt ist es egal. Jetzt haben die anderen eh bereits eine Ahnung von meinem Standtort.
„Theresa!“, schreie ich, habe aber keine Ahnung was ich damit bezwecken will. Will ich, dass sie nicht näher kommt oder will ich, dass sie mir hilft? Egal! Im Moment kann ich nur an mein eigenes Leben denken! „Theresa!“
Der Schmerz im Kopf raubt mir jegliche Vernunft und Konzentration. Irgendwann schlage und trete ich nur noch wild um mich herum. Doch es bringt nichts. Ich bin unter dem Wesen gefangen. In dem Dunkel kann ich immer noch nicht genau sagen, wie es aussieht. Aber wie kann es so schwer sein, wenn es bloß auf mir liegt und sich die Seele aus dem Leib schreit?
Ich nehme eine Bewegung neben mir wahr und beginne wieder zu schreien. Dieses mal wortlos.
„Kevin!“ Das ist Theresas Stimme. Ich kann sie nicht richtig erkennen, verstumme aber. Sie ist gekommen!
Mit einem gezielten Tritt auf den Hinterkopf befördert sie dieses Ding auf mir in eine Ohnmacht, dann packt sie es und gemeinsam gelingt es uns, mich zu befreien.
Schnaufend richte ich mich auf, als sie mich schon an der Hand nimmt und mich mit ihr zerrt. Fast wäre ich ausgerutscht, kann mich aber an einer nahegelegenen Wand abfangen. Der Putz fühlt sich rau und kalt an.
„Es tut mir leid…“, keucht sie neben mir. „Ich hätte wissen sollen… dass er wieder seine unfairen Spielchen spielt, wenn er Gelegenheit dazu bekommt.“
Ich schenke ihren Worten keine Beachtung, dafür habe ich jetzt keinen Kopf. Der einzige Gedanke, welcher mich beherrscht, ist der ans Überleben.
Dieses Mal umklammere ich Theresas Hand noch fester, um sie nicht wieder zu verlieren. Es ist nicht leicht, mit den tauben und steifgefrorenen Gelenken durch den Schnee zu waten. Wir hasten die Straße herunter und nehmen die nächste Einbiegung. Ganz gleich, welchen Preis ich dafür zahlen muss,
„Wie … weit?“, keuche ich. Der Schweiß rinnt mir wieder von der Stirn in die Augen und ich wische ihn weg. Langsam kommen in meinen Beinen die Gefühle wieder zurück, ich kann an Tempo zulegen.
„Nicht mehr …“ Etwas schießt aus dem Schneegestöber vor uns, genau auf mich zu. Für einen Moment hat es mich an der Schulter gepackt und reißt mich in die Luft, kann mich dann aber nicht halten und ich rutsche ihm aus den Klauen. Der Schnee lindert den Aufprall etwas. Theresa kreischt und rennt davon.
Ich springe im Augenblick meines Aufschlags auf die Beine und folge dem verschwindenden Blond ihrer Haare.
Aber ich bin nicht schnell genug. Ich fühle, wie es dicht hinter mir ist und seine Krallen meine Winterjacke streifen. Nein, es darf mich nicht erwischen. Ich will leben!
Ich verlange von meinem Körper den Rest der Energie und beschleunige ein letztes Mal. Das halte ich vielleicht noch eine Minute aus, ohne zusammenzubrechen.
Ich renne stur geradeaus und dann höre ich Theresas Keuchen neben mir. Ich greife nach ihrer Hand.
Als sie nach rechts in eine Straße einschlägt, folge ich ihr. Etwas streift meine Haare, die nass an meinem Kopf kleben. Nur noch wenige Sekunden, dann breche ich zusammen. Ich werde sterben!
Sie biegt noch einmal ab und wieder folge ich. Erst, als ich bereits fast in der Tür stehe, weiß ich, dass wir es gleich geschafft haben. Mit allerletzter Kraft renne ich in den Hausflur des Hochhauses und höre, wie Theresa hinter uns die Tür zuschlägt und verriegelt. Auf der Treppe breche ich letztendlich zusammen.
Etwas schlägt mit großer Wucht gegen die Tür und der Boden unter mir vibriert. Ich drehe den Kopf. Verschwommen sehe ich einen großen Sprung in der Glastür und etwas Rotes. Dann wird alles schwarz.


Die Kopfschmerzen sind wieder da. Sie drohen, es einem Nussknacker gleich zutun und meinen Kopf wie eine Nuss zu zerbrechen. Aber das ist der Beweis, dass ich noch lebe. Ja, ich habe es geschafft. Ich lebe!
Ich nehme einen Schatten neben mir wahr und blicke zur Seite. Theresa steht da und lächelt. Ich liege in einem kleinen Zimmer auf dem Bett. Bis auf die Tür kann ich in meiner Lage jedoch nichts sehen.
„Geschafft“, krächze ich. Sie haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Doch als sie sich aufrichtet und mein Blick auf ihre Hand fällt, erfasst mich von neuem das Entsetzen. Nimmt der Albtraum überhaupt kein Ende? Oder bin ich nun durchgedreht?
Sie hat ihre Handschuhe ausgezogen und ich starre auf bloße Knochen. Sie bewegen sich, obwohl überhaupt keine Muskeln vorhanden sind. Mehr als darauf starren kann ich nicht mehr.
„Es tut mir leid, dass ich dich nicht gleich hergebracht habe“, sagt sie, meinen geschockten Zustand ignorierend. „Eigentlich ist das meine Aufgabe, weißt du. Weil die Leute nicht freiwillig zu ihm kommen, die es nicht wissen. Aber ich wollte auch mal egoistisch sein. Tut mir leid.“
„Mir tut es ebenfalls leid, dass dich meine Tochter fast in die Hölle gebracht hätte“, ertönt eine Stimme hinter ihr und als sie zur Seite tritt, bin ich mir sicher, dass ich mich irgendwo in einer Nervenheilanstalt befinde und sich alles nur in meinem Kopf abspielt.
Vor mir steht ein in schwarzen Leinen gehülltes Skelett, in der Hand eine Sense haltend ...




Fändet ihr, "Renn bis zum Tod" wäre ein passender und ironischer Titel?
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben