[Diskussion] Der Schacht

TheDarkness2

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Manchmal liebe ich Netflix für ihre ausländischen Produktionen die in unserem modernen Kino keine Chance hätten weil sie zu anspruchsvoll oder anders ist. Und da kommt Der Schacht ins Spiel. Ein spanischer Film mit einer heftigen Kritik am Kapitalismus und der Demokratie, was natürlich erst Recht nicht gerne gesehen wird im Kino da das kein Geld einspielt und die Menschen eventuell zum Nachdenken anregt. Sei es wie es sei, los geht das Review.

Goreng lässt sich freiwillig in den Schacht sperren für 6 Monate. Der Schacht ist ein Gefängnis das nach einem simplen Prinzip funktioniert. Der Schacht beginnt auf Ebene 0 wo sich eine riesige Küche befindet die Zutaten für alle Gefangenen zubereitet, diese werden auf einen Aufzug gestellt, der dann auf Ebene 1 fährt und dort eine Weile verweilt ehe er seine Reise auf Ebene 2 fortsetzt. Dieses Spiel setzt sich fort bis der Aufzug alle Ebenen durch hat. Die oberen Ebenen fressen das Essen weg so das die Unteren immer weniger bekommen oder gar Nichts mehr was zu Kannibalismus, Mord und Mangelerscheinungen führt. Jedoch kann sich das Wohl der Gefangenen auch drehen. Denn 1x im Monat wird zufällig ausgelost auf welcher Ebene die Gefangenen aufwachen. So können die die einst ganz oben war ganz unten aufwachen und sich am Ende der Nahrungskette befinden. Goreng hatte keine Ahnung worauf er sich einlässt und muss jetzt schauen wie er mit dem Leben davon kommt...

Der Film spart nicht mit drastischen Bildern, aber sie sind nie Mittel zum Zweck sondern fügen sich perfekt in das Gesamtkonzept ein. Die Lage ist trostlos, hoffnungslos und perfide. Jeder tut was er muss um zu überleben und der Schacht scheint endlos nach unten zu gehen. Wenn die Menschen am Ende des Monats aufwachen in einer neuen Ebene, springen sie über den Schacht in den Tod wenn sie zu weit unten angekommen sind da sie keine wirkliche Wahl mehr haben. Entweder sie verhungern, Essen ihren Zellengenossen oder essen sich selbst. Das Leben unten ist Scheiße. Und dadurch das ein steter Wechsel erfolgt ist jeder Mal unten. Dies funktioniert auch gut auf unsere Parabel auf unsere Gesellschaft. Es gibt die Reichen die immer nur ihren Wohlstand im Sinn haben, die Leben wie die Maden im Speck und andere Menschen behandeln wie Vieh. Unsere Politik ist dafür ein gutes Beispiel. Du bist oben im Schacht. Doch dann kann eine Krankheit kommen, wie Corona oder ein Unfall und plötzlich lebt man vom Ersparten und versucht wieder auf die Beine zu kommen. Das Leben ändert sich, die Behandlungskosten fressen dein Vermögen schnell, du verlierst dein Haus und Alles was dir wichtig ist: Frau, Kinder, Freunde. Dein soziales und gesellschaftliches Leben bricht zusammen. Du bist in der Mitte des Schachts. Von da aus geht es rapide nach unten, du beantragst Hartz 4, musst den Rest den du noch besitzt aufgeben, du wirst gebrandtmarkt, kannst dir keine Medikamente mehr leisten, kein Essen und dein Leben wird eine Qual. Du bist unten im Schacht angekommen. Irgendwann landest du auf der Straße oder begehst Suizid, dein Leben hat seinen Sinn verloren und es ist aus. Du bist ganz unten im Schacht angekommen. Klar kann es Anders kommen, man kann sich auch nach oben arbeiten wenn man die richtigen Menschen hat die einem helfen, doch in unsere Gesellschaft wo sich jeder Selbst der Nächste ist funktioniert das nicht mehr. Man muss sich nur die Corona Krise ansehen und den Irrsinn den sie entfesselt, ein solcher Egoismus ist erschreckend. Hinzu kommt das man jetzt den Massenmord mit dem Wort Triage tarnt, indem man alle über 80jährigen nicht mehr behandelt da sie nutzlos für die Gesellschaft sind.

Mehr gibt es auch nicht zu sagen, Goreng wird zu einer Identifikationsfigur aus dessen Sicht wir diesen Wahnsinn erleben. Seine Hoffnung, seine Moral und seine Werte die jeder gesunde Mensch der in einer Gesellschaft erzogen wurde die an Freiheit glaubt inne hat. Doch der Schacht bricht ihn, korrumpiert ihn und zeigt ihm das wahre Gesicht der Gesellschaft in Form seiner Mitgefangenen. Nach und nach spielt er das gleiche Spiel, aber nach seinen Regeln und er wird zum Geist der Gutes will doch Böses schafft. Die Wandlung ist interessant da es deutlich zeigt was eine Gesellschaft mit einem ehrlichen, aufrichtigen und naiven Menschen macht wenn er unter die Mühlsteine gerät bis er ausgekotzt wird als das Vieh das er sein soll.

Dabei ist die Lösung simpel. Wenn jeder nur soviel isst wie er benötigt reicht es auch für die unteren Ebenen. Doch Menschen sind Menschen und vielleicht auch das Vieh das in Ihnen gesehen wird. Der Egoismus gewinnt, die Hohen scheißen auf die Unteren. Sie sind in der Position dazu, sie haben die Macht dazu. Doch würden sie nur das Nehmen was ihnen zusteht wäre an alle gedacht. Doch erklär mal einem Politiker das er auf eine Diätenerhöhung verzichten soll weil die Wirtschaft demnächst am Boden liegt. Passiert nicht. Statt dessen wird das Klimapaket erweietert und andere Steuern angehoben. Die Politik scheißt auf das Nutzvieh weil sie es kann. Und ein entkommen aus dem System gibt es nicht. Aber in einer perfekten Welt wo jeder an den Anderen denkt, was das Prinzip von Demokratie ist, würde die Politik ihre Diäten runterfahren und in die Wirtschaft pumpen. Diese würde dadurch Milliarden bekommen und könnte die Krise überstehen, Arbeitsplätze blieben erhalten und der Motor würde wieder anlaufen. Wird aber nicht passieren, letzten Endes werden es Millionen neue Arbeitslose und die Politik hat die Umstrukturierung durchgesetzt die sie immer wollte: Eine Zentralisierung in den Städten und eine Abkehr von den Dörfern wie es schon seit einigen Jahren geplant ist.

Der Film ist gut, wirkt aber nur wenn man sich drauf einlässt und den Sinn hintendran versteht. Ansonsten bleibt ein, wie mein Verlobte gesagt hat, bedrückender Film mit einer merkwürdigen Auflösung.
 
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