Der schwarze Kristall

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Sonshitsu

Novize
Prolog

Tiefste Dunkelheit herrschte, Mond und Sterne wurden von Wolken verdeckt. Unheilsboten, so meinte einige der Männer hinter vorgehaltener Hand, keiner wagte es seine Ängste und Sorgen offen auszusprechen. Ihre Fackeln waren das einzige Licht in der Finsternis, als sie sich langsam den schmalen Weg entlang nach oben mühten. Der Bergpfad war ebenso steil wie schmal, kleinere Steine rollten an seiner Seite hinab, fielen dutzende von Metern hinab ehe sie wieder auf den Boden trafen. Die Pferde hatten sie schon lange zurücklassen müssen, viel zu schwer wäre der Aufstieg für die Tiere gewesen. Mehr als einmal wäre jemand aus der Gruppe hinabgestürzt, wären ihm seine Kameraden nicht rechtzeitig zur Hilfe geeilt. Und doch war dies erst der Beginn ihrer Aufgabe, allesamt wussten sie, dass die größte Bedrohung noch auf sie warten würde. Diener des Tzecal, jenes unaussprechlichen Gottes der Finsternis, sollen sich in den Bergen, hier im Norden des Landes, befinden, so zumindest die Gerüchte. Normalerweise würden auf solches Geschwätz hin keine solche Einheit von Kriegern ausgesandt werden, doch häuften sich die Überfälle in jenen Gefilden, und seien es nun Räuber oder wahrlich Anhänger der dunklen Gottheit, der Baron wollte solches nicht dulden.

Aus diesem Grund hatte sich die Schar von Kriegern zu jenem Ort aufgemacht. Eine kleine Einheit, etwa 2 Dutzend Krieger nur, begleitet von einer Einzigen Geweihten, doch allesamt hatten sie eine vorzügliche Ausbildung am Hofe des Barons, teilweise gar an dem des Kaisers genossen. In ihre strahlende Rüstung gekleidet, die von den besten Schmieden des Landes gefertigten Klingen, und schließlich die Entschlossenheit in ihrem Blick hätten wohl alleine gereicht um einen Normalen Feind in die Flucht zu schlagen, doch um einen solchen schien es sich nicht zu handeln…

Trotz all der Krieger um sich fühlte Astira sich einsam und verlassen. Fernab des Klosters, welches ihre Heimat darstellte, und noch weiter entfernt von ihrem einstigen Geliebten, dem ihr Herz noch immer voll und ganz gehörte. Sie gab ein leises Seufzen von sich, ehe sie ein weiteres Gebet zu Timiel, dem Gott des Lichtes, anstimmte, er möge seinen Segen über die versammelten Krieger legen. Im Schein einer Fackel, nur wenige Schritte neben ihr, ging einer der Krieger langsam neben ihr, sein Blick die meiste Zeit auf die junge Geweihte gerichtet…

Nach mehreren Stunden des Aufstieges hatten sie ihr Ziel endlich erreicht, das Plateau erstreckte sich vor ihnen. Es war karg, nur noch einige Moose wuchsen in diesem Gebiet, verborgen im Schutz einiger Steine. Der Boden hier wirkte hart und tot, einige monströs wirkende, zackige Steine waren die einzigen Erhebungen im näheren Umkreis. Einige Steine ragten noch wie Zacken über die Klippe hinaus, trugen noch maßgeblich zu dem furcht erregenden Eindruck bei, den jener Ort ohnehin erweckte.

Unter normalen Umständen begab sich kaum jemand freiwillig in eine solche Gegend, doch war es ein ideales Versteck für Gesindel aller Art, kaum jemand besuchte einen solchen Ort, und noch weniger kehrten lebend von ihm zurück. Mandos, der Anführer der Gruppe, ein alt gedienter Veteran, gab das Zeichen die Fackeln zu löschen, und nur wenige Augenblicke später herrschte vollkommene Dunkelheit, begleitet von angespanntem Schweigen. Niemand wagte es auch nur ein Wort zu sprechen, jedes verdächtige Geräusche wurde vermieden. Langsam nahm Mandos den Helm ab, offenbarte sein hartes, von zahlreichen Narben geziertes Gesicht. Seine Stirn war von Falten der Sorge geprägt, ein recht ungepflegt wirkender Bart verbarg die größten Teile seines Gesichtes. Er winkte einen in Leder gekleideten Mann zu sich, flüsterte jenen einige Worte zu, sogleich verschwand jener in der Dunkelheit vor ihnen.

Es dauerte einige Zeit, bis er zurückkehrte, eine willkommene Pause für die Männer um sich für den bevorstehenden Kampf zu rüsten, und eine Gelegenheit für die Geweihte jedem einzelnen nochmals Segen zuzusprechen. Mandos unterhielt sich für einige weitere Momente mit dem Späher, ehe er durch ein einfaches Handzeichen symbolisierte, dass die Zeit zum Aufbruch gekommen sei.

Nur wenig später setzten die Männer ihren Weg durch die Nacht bereits vor, an ihrer Spitze stand Mandos, neben ihm der Späher. Präzise wies ihnen jener den Weg, mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit. Unter den Männern wurde gemunkelt der Späher, Eltesar mit Namen, sei elfischer Abkunft, und auch wenn dieses Gerücht nie bewiesen wurde, so zählte er doch zu den besten Spähern des Landes, kein Gebiet, auf jenem er sich nicht zurecht gefunden hätte.

Schon bald hatten sie den Eingang zu der Höhle erreicht : Auf den ersten Blick wirkte es wie ein einfaches Loch, durch welches unvorsichtige Wanderer in die Tiefen des Berges hätten hinabstürzen können. Doch auf den zweiten Blick konnte man die Treppen erkennen, die fein säuberlich in die Wand rund um Schlucht gemeißelt worden waren, tief in sie hinabführten, gerade breit genug um einem einzelnen Mann Platz zu bieten. Nachdenklich blickte Mandos hinab, ehe er schließlich als Erster begann die Treppen hinab zu steigen, die Anderen folgten ihm ohne zu zögern.

Gerade als Astira die erste Treppe betreten wollte, spürte sie eine Hand an ihrer Schulter, ruckartig wendete sie ihr Haupt um. Doch hinter ihr war nur einer der Krieger, sein Gesicht hinter einem Helm verborgen. „Lasst mich vorangehen, ich werde euer Schild sein, Dienerin des Lichtes“, sprach er ruhig. Sie nickte sachte, „ Habt Dank“ antwortete sie leise, ehe sie den Krieger vorangehen ließ und ihm in geringem Abstand folgte.

Etwa 10 Minuten dauerte der Abstieg, so schätzten sie zumindest, hatten sie doch jegliches Zeitgefühl in der Dunkelheit verloren. Unten angekommen versammelten sich die Krieger, stellten sich in einem Kreis um die Geweihte auf. Angespannt lauschten sie in die Dunkelheit, doch war nichts zu vernehmen. „Folgt mir“ sprach Mandos leise, und deutete einem Dutzend der Krieger mit sich zu kommen. „ Der Rest bleibt hier zurück und beschützt die Geweihte. Um jeden Preis“ fügte er dann noch hinzu, ehe er sich tiefer in die Höhlen aufmachte. Die Männer nickten sachte, sie hatten ihren Befehl erhalten und würden jenen befolgen, und sollte es ihnen das Leben kosten.

Lange Zeit vernahmen sie weder ein Geräusch, noch sahen sie Licht in der Ferne. Unruhe machte sich unter den Männern breit, sie fragten sich, was wohl geschehen wäre. Auch die Geweihte wurde langsam unruhig, jenes Vorhaben hatte ihr von Anfang an nicht gefallen.
„ Denkt ihr sie wurden angegriffen?“ sprach einer der Soldaten. „Dann hätten wir den Lärm des Kampfes sicherlich gehört“ erwiderte ein anderer, obgleich seine Worte nicht sonderlich überzeugt klangen. „ Was, wenn sie gefallen sind? Was wenn Tzecals Jünger uns eine Falle gestellt haben?“ warf ein anderer ängstlich ein. Eine Geste eines anderen Kriegers brauchte ihn abrupt zum schweigen. „ Wenn ich noch ein solches Wort höre, sollen Tzecals Jünger eure kleinste Sorge sein“ erwiderte er harsch. Jegliches Gemurmel verstummte wieder, angespannt warteten die Männer auf weitere Geschehnisse. Währenddessen trat der Krieger an Astira heran. „ Fürchtet Euch nicht, sie kehren sicherlich zurück, Mandos hat zu viele Schlachten überlebt um hier zu fallen. Und sollten jene fehlgeleiteten Wesen uns hier angreifen, so wird Euch kein Einziger erreichen, solange ich fähig bin meine Klinge zu schwingen“. Sie nickte nur sachte, im Moment bedürfte sie eher der Ruhe als einem Gespräch. Auch wenn die Stimme des Kriegers auf seltsame Art und Weise vertraut wirkte..

Nach einigen Stunden, welche den Kriegern wie Jahre vorgekommen waren, hörten sie endlich ein Geräusch in der Ferne, und wünschten sich sogleich wieder die Stille herbei. Es handelte sich um das Klirren von Stahl, gefolgt von einem lauten Todesschrei, der den Männern durch Mark und Bein drang. Rasch versammelten sie sich in einem Halbkreis um die Treppe, bereit den Aufgang mit ihrem Leben zu verteidigen, und zogen ihre Klingen.

„Rückzug, zieht Euch zurück!“ hallte Mandos Stimme aus einem anderen Seitengang. Das Klirren von Schwertern wurde nun immer lauter, schien aus allen Seitengängen zu dringen. Immer wieder hörte man Schreie, der Kampfeslärm war allgegenwärtig. Unvermittelt stürmte ein Krieger in einer schwarzen Rüstung aus einem der Gänge, wurde sogleich von gleißendem Stahl empfangen. Nur wenige Momente später nährte sein Blut den kargen Höhlenboden.

Inzwischen kehrten auch die ersten ihrer Krieger durch die Höhle zurück. Ihre Rüstungen waren von Blut verschmiert, und die meisten von ihnen waren verwundet, doch immerhin waren sie am Leben, zumindest noch im Moment. Ohne zu zögern reihten sie sich in die Reihe der Verteidiger ein, erwarteten ihre Feinde, bereit ihr Leben zu opfern um die Anderen zu schützen.

Schließlich traf Mandos als Letzter ein, sogleich gab er den Befehl sich zurückzuziehen. Noch im selben Moment zog sich der Halbkreis enger um die Treppe. Astira betrat als Erste die Stufen, begab sich rasch nach oben, dicht gefolgt von einigen Kriegern. Am Boden des Schachtes brach inzwischen der Kampf jedoch erst wirklich los, als mehrere der Krieger Tzecals, der schwarzen Ritterschaft, wie sie ehrfürchtig genannt wurden, in den Raum drangen. Ein heftiger Kampf entbrannte, Klingen prallten aufeinander, Schreie wurden ausgestoßen. Ein Soldat gab einen lauten Todesschrei von sich, als eine der schwarzen, zackigen Klingen durch seine Rüstung brach und sich grausam langsam in sein Fleisch bohrte. Die schwarzen Ritter drangen wild auf ihre Feinde ein, längst hatte der Blutrausch sie überkommen. Doch auch die lichten Streiter mobilisierten nochmals all ihre Kräfte, verbissen verteidigten sie den Treppenaufgang. Schließlich betrat Mandos jenen als Vorletzter, knapp gefolgt von einem weiteren Krieger.

Jener trat langsam, Stufe um Stufe hinauf, der Treppe den Rücken zugewandt, verbissen kämpfte er gegen einen weiteren Krieger der finsteren Gottheit. Mehr als einmal drohte er abzurutschen, was ihm die Verteidigung massiv erschwerte, doch verschaffte er seinen Kameraden so genug Zeit zu fliehen. Als schließlich die Klinge seines Feindes in sein Fleisch drang ließ er sich noch auf jenen hinabfallen, um mit ihm in den Tod zu stürzen…

Als Astira die Oberfläche endlich erreichte hüllten die Strahlen der Sonne jene in warmes, sanftes Licht, als wolle sie den Kriegern Trost und neue Stärke spenden. Die junge Geweihte war mehr als froh noch am Leben zu sein, doch jenes Gefühl wurde von der Trauer über die Gefallenen noch überschattet. Die Krieger, welche die Treppe hinaufkamen, bildeten sofort wieder einen Halbkreis, um eventuelle weitere Feinde zu bekämpfen. Doch Mandos war der Letzte der die Treppe hinaufstieg, der Tod ihres Freundes hatte die Krieger vor schlimmeren bewahrt.

Die wenigen Krieger, die überlebt hatten, waren allesamt erschöpft, die Meisten verwundet. Ihre Rüstungen und Klingen waren mit Blut beschmiert, teils mit dem Eigenen, teils mit dem der Feinde. Eine Zählung brachte rasch die grausame Wahrheit ans Licht, nur Acht von ehemals zwei Dutzend hatten überlebt. Stille und Trauer herrschte bei ihrem Abstieg von der Ebene, zurück in das nahe liegende Dorf…


Kapitel 1

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als die Krieger endlich wieder das Dorf Lastres erreichten. Jenes Dorf symbolisierte die Grenze zwischen den Landen es Barons und den bedrohlichen Hügeln im Norden, aus welchen sie gerade zurückgekehrt waren. Auf der Rückreise war noch ein Mann seinen Wunden erlegen, so waren es nur noch sieben Krieger, die aus jener schicksalhaften Nacht zurückkehrten, ein jeder von ihnen heilfroh mit dem Leben davongekommen zu sein. Deutlich überwog jedoch die Trauer über die gefallenen Freunde, die Meisten von ihnen hatten sich seit Jahre gekannt.

Die Verletzten wurden so rasch es möglich war zum Heiler des Dorfes gebracht, um dort ihre Wunden säubern und verbinden zu lassen. Mandos überwachte den gesamten Vorgang, für einen guten Anführer war es wichtig auch um die Verletzungen seiner Männer zu wissen. Außerdem verbesserte es das Verhältnis zwischen ihm und seinen Kriegern, wirkte sich so positiv auf die Moral aus. Erst als die letzte Wunde gewaschen und verbunden war begab er sich in die örtliche Taverne, um dort endlich den Schlaf zu finden, den er seit Stunden begehrte. Die dunkle Umarmung des Schlafes, und das damit verbundene Vergessen, nichts übte im Moment einen größeren Reiz auf den alten Krieger aus.

Den meisten Kriegern erging es ähnlich, ein jeder von ihnen hatte so rasch als möglich den Gasthof aufgesucht. So ruhten sie alle, außer Astira, der jungen Geweihten. Gerne hätte auch sie bereits geruht, doch hatte sie ihr Leben den Göttern verschrieben, und jene Aufgabe war wichtiger als ihre persönlichen Wünsche. Alleine suchte sie einen Timiel geweihten Schrein auf, der Einzige in diesem Dorf. Sie hatte nur den Wunsch gehegt dort einige Dankesgebete an ihren Gott zu sprechen, und seinen Segen für die Gefallenen zu erbieten, doch hielt gerade ein Priester eine Predigt, welche sie auf keinen Fall stören wollte.

So ließ sie sich auf einer der hinteren Bänke, die in dem kleinen Schrein aufgestellt worden waren, nieder und lauschte still den Worten des Priesters, auch wenn sie ein jedes von ihnen bereits auswendig kannte. Denn er predigte von der größten Tat ihres Gottes, damals von der Zeit, als jener noch auf Erden gewandert war.

„Seit Äonen stritten die Götter des Lichtes, geführt von Timiel, der Hand des Lichtes, gegen ihre finsteren Ebenbilder, geleitet von Tzecal, dem Prinzen der Finsternis, kein Sieg einer Seite war in Sicht. Da sandte Tzecal Zial aus, den General seiner Armee aus Dämonen, und Timiel sandte Eleniel, das da heißt der Lichtgeborene, seinen Sohne, aus. Ein Kampf zwischen den Beiden sollte entscheiden.“
Stille herrschte auf dem Platz, niemand wagte die Worte des Priesters zu unterbrechen. Einige kleinere Kinder hielten regelrecht den Atem an, ein Glänzen war in ihren Augen zu erkennen. Zwar war die Geschichte einer der wichtigsten Teile ihres Glaubens, doch ebenso eine Legende, die bereits Generationen vor ihnen die Kinder erfreut hatte.
„Und sie trafen sich, stritten miteinander, jahrelang soll der Kampf angedauert haben, doch war kein Ende abzusehen. Keiner der Kämpfer schien zu unterliegen, doch da griff Tzecal in den Kampf ein: Er legte einen Zauber auf seinen Streiter, und siehe da, Timiels Sohn unterlag.“
An jener Stelle machte der Priester eine kurze Pause, um den dramaturgischen Effekt seiner Rede noch zu erhöhen. Erfolg war ihm beschert, sein Publikum war vollständig in seiner Hand, erwartete gespannt, wie die Geschichte weitergehen würden. Selbst jene, die sie schon etliche Male gehört hatten, konnten sich jenem Effekt kaum entziehen.
„ Und Zial erhob seine Klinge, gefärbt vom Blute seiner Feinde, und setzte an, Eleniels Leben zu beenden. Doch Timiel, der Herrlichste von Allen, er opferte sich um des Sohnes Willen : Er verbannte seinen Feind Tzecal, und all die anderen finstren Götter in Kristalle. Doch dafür gab er das Leben der lichten Götter, selbst sein eigenes, alle wurden sie in die Steine gebannt. Doch der Stein des Tzecal er färbte sich, wurde schwarz wie die Nacht, und der Stein des Timiel wurde von einem gleißenden Licht erfasst, noch Heute strahlt er hell.
Und die Insel, auf welcher sich die Kristalle befanden, sie erhob sich aus dem Meer, hoch hinauf in die Lüfte, dort verbleibt sie bis zum heutigen Tage, fernab unserer Welt.“


Einige Kinder setzten bereits an zu klatschen, doch ihre Eltern verhinderten dies gerade noch rechtzeitig. Trotzdem mussten auch jene zugeben, dass diese Geschichte sie ein weiteres Mal in ihren Bann geschlagen hatte, der Priester war ein begabter Redner.

Nach der Erzählung wurde noch ein Gebet zu Timiel gesprochen, ehe die versammelten Dorfbewohner sich wieder zurück in ihre Häuser aufmachten. Einige verblieben noch eine Weile um sich mit dem Priester zu unterhalten, schließlich kehrten auch sie in ihre Heime zurück, Astira verblieb scheinbar als Einzige in dem Schrein. Langsam, ehrfürchtig schritt sie durch die Bankreihen nach vorne zu dem einfachen, aus Stein gehauenen Altar und kniete vor jenem nieder. Sie streckte ihre Arme zur Seite, richtete den Blick in Richtung der Sonne. Das helle Licht schmerzte in ihren Augen, kaum hielt sie diesem Anblick stand. Doch war es das Symbol ihres Gottes, zu jenem besonderen Anlass wollte sie es direkt betrachten. Leise begann sie zu beten, erbat Segen für die Gefallenen und für die Lebenden. Keine Sekunde dachte sie daran ihren Gott dafür zu verdammen, dass er den Tod so vieler Streiter des Lichtes zugelassen hatte, es war nicht ihre Aufgabe über solches zu richten.

Nachdem sie ihr Gebet beendet hatte erhob sie sich wieder, schritt langsam wieder aus dem Schrein, nun auch in Richtung der Taverne. Eine kleine Mahlzeit und ein warmes Bett, nichts wünschte sie sich nun sehnlicher. Sie bemerkte den Mann, der sie aus dem Schatten einer Säule heraus beobachtete, nicht, ungestört ging sie weiter ihres Weges.

Die Nacht verlief für einen jeden der Gruppe ohne weitere Zwischenfälle. Allen war ein tiefer, traumloser Schlaf vergönnt, der die nötige Erholung nach den jüngsten Ereignissen bot.
Am nächsten Morgen stockten die Männer ihre Vorräte bei dem örtlichen Händler auf und luden sie auf ihre Pferde, die sie vor ihrer Mission hier im Dorf zurückgelassen hatten. Nur wenige Stunden nach Sonnenaufgang begannen sie ihren Ritt, zurück in Richtung der Hauptstadt.

Die ersten Stunden ritten sie durch recht karges Land: Das Gras war nur wenige Zentimeter hoch und zumeinst verdorrt, die wenigen Bäume verkrüppelt und blattlos. Ein trostloser Lebensraum, es verwunderte beinahe, dass hier überhaupt Menschen und Tiere leben konnten. Einst, vor tausenden von Jahren, soll das Gebiet ebenso fruchtbar gewesen sein wie das in der Nähe der Hauptstadt, Asghon. Hohes, grünes Gras soll allgegenwärtig gewesen sein, und ein gewaltiger Wald soll sich hier erhoben haben. Doch dann kam es zu der Schlacht zwischen Eleniel und Zial, noch weit im Norden. Damals wurde das gesamte Land im Umkreis des Kampfortes vernichtet, noch Heute trug das Land die Narben jenes Kampfes.

Schließlich erreichten sie den Ua’nod, einen breiten Strom, welcher seinen Ursprung nahe des Dorfes Lastres hatte. Dort legten sie ihre erste Rast ein, tränkten die Pferde und füllten ihre Wasserschläuche wieder auf. Zwar war die Sonne bereits wieder im Sinken inbegriffen, doch wollten sie hier noch nicht lagern. Mandos drängte die Männer zur Eile, er wollte sobald als nur irgendwie möglich in die Hauptstadt zurückkehren, um dort Bericht zu erstatten.

So setzten sie die Reise noch weiter nach Süden fort, immer an den Ufern des Flusses entlang. Langsam wurde das Land wieder fruchtbarer, das Gras gewann langsam wieder an grüner Farbe. Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und Mandos den Befehl zum Lagern gab konnten sie in der Ferne schon den Flusswald erkennen, ein riesiger Wald, welcher die Grenze zwischen dem nördlichen Ödland und den fruchtbaren Feldern des Südens.

Jener Abend war vom Schweigen geprägt, niemandem der Gruppe war es zum Reden zumute. Zu Nahe lag noch der Tod ihrer Kameraden, zu deutlich konnten sie sich noch an den Schrecken in der Tiefe der Totenebene erinnern. Vor allem Astira war von dem Vorfall tief betroffen, nie zuvor hatte sie ein solches Gemetzel miterlebt. Die junge Geweihte konnte noch gar nicht richtig realisieren was wirklich geschehen war, zu unmittelbar und überraschend war der Kontakt mit dem Tod gewesen. Einzig ihr Glaube half ihr in jenen Momenten nicht einfach los zu schreien und sich dem Wahnsinn hinzugeben, der tief in ihr schlummerte. Noch lange lag sie in dieser Nacht wach, konnte kein Auge zutun. Nach mehreren Stunden war ihr schließlich doch der Schlaf vergönnt, wenn auch kein ruhiger, ihre Gedanken plagten sie noch in ihren Träumen.

Noch ehe die Sonne aufging wurde Astira von lauten Rufen geweckt, es sei bereits Zeit sich auf die weitere Reise vorzubereiten. Langsam erhob sich die junge Geweihte, ein jedes ihrer Glieder bereitete ihr höllische Schmerzen, und sie fühlte sich noch erschöpfter als am Abend zuvor. Doch nutzte es nichts, sie mussten so schnell als möglich in die Hauptstadt zurückkehren, sie erkannte die Notwendigkeit ihres Handelns selbst. Und auch sie würde sich erst besser fühlen wenn sie wieder in den vertrauten Mauern des Timiel Tempels war, der seit Jahren ihre Heimat dargestellt hatte.

Ein kärgliches Mahl, bestehend aus Brot, harter Wurst und etwas frischem Wasser aus dem Ua’nod stellte ihr Frühstück dar, ehe sich die Männer wieder auf die Pferde begaben und in langsamen Trab ihren Weg fortsetzten. Stundenlang wanderten sie dem Strom entlang, immer näher kamen sie dem Flusswald. Gegen Mittag war es schließlich als sie den Schatten des Waldes betraten. Jeder der Krieger war froh über die Kühle des Waldes, die Hitze in der prallen Mittagssonne war kaum zu ertragen gewesen.

Sie folgten der einzigen Strasse die durch den Forst führte, wenn man jenen Pfad überhaupt als Strasse bezeichnen konnte. Er war gerade einmal breit genug um 2 Reitern nebeneinander Platz zu bieten, war von zahlreichen Baumwurzeln durchwachsen. Eine Zeit lang folgte der Weg noch dem Ua’nod, ehe er nach einer Biegung tiefer in den Wald, direkt auf das Herz des Waldes zu, führte. Von dort aus waren es nur noch wenige Stunden des Marsches bis sie endlich das Ende des Waldes, und damit die delenischen Felder erreicht hatten, in deren Mitte die Stadt Asghon thronte.

Als sie schließlich das Ende des Forstes erreicht hatten schimmerten bereits die ersten Sterne am Himmel, auch einer der beiden Monde der Welt war bereits aufgegangen. Silvas, der frühe Mond , wurde jener genannt und markierte im Gegensatz zu Munas, dem späten Mond, die erste Häfte der Nacht.

Zwar waren die Wanderer allesamt müde und erschöpft, vor allem Astira meinte sie würde keinen weiteren Schritt überleben, doch war die Stadt schon zu nahe um an jenem Punkt noch aufzugeben. Eine einzelne Stunde noch wanderten die Männer entlang der mit Steinen ausgelegten Strasse durch die hohen Gräser der delenischen Felder, ehe sie nun endlich das Ziel ihrer Reise erreicht hatten…
 

Nightdemon

Ordensbruder
Hui da hast ja schon ganzschön was geschrieben 8o biin noch nicht ganz durch *aufuhrguck* is ja schon spä~ät *gähn* morgen werde ich weiter lesen. Aber hört sich schon ganz gut an :] .

//edit so hab zu Ende gelsen und ich schließe mich *nachuntenguck* an... aber leider kein Hentai drinne najo gj
 

The Ridler

Gottheit
geil, das kann kein Erstling sein, da steckt doch schon Erfahrung im Schreiben mit drin.
Versuch doch mal die entgültige Version, wenn das Werk vollendet ist, einem Verlag anzubieten, vielleicht klapt es ja und wir konnten hier die ersten Schritte eines neuen Autoren mit bewundern.
 
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