[Non-Hentai] Der Weltenwanderer

baka

Ordensbruder
Ja, nicht nur Hentais kann ich xD Ich war schon am schreiben, mal was eigenes, mal FFs. das hier ist eine eigene Geschichte, die Idee ist uralt und hier ursprünglich "In the Dark". Im laufe der Jahre haben sic aber Namen und abläufe geändert. Zusammen mit der Star Wars FF "Heras Lovestory" ist das zur Zeit mein aktuelles Projekt. Viel Spaß beim Lesen. Hier kann drüber geredet werden!

Inhalt:

Nat, ein Soldat, landet irgendwie auf einer fernen Welt. Ähnlich wie Zuhause, befindet sich das Land Andel in einer Krise. Der König wurde von seinem Hofmagier Goun ermordert und erhebt anspruch auf den Thron. Um diesen Anspruch zu legalisieren, will er Prinzessin Ana ehelichen. Doch diese konnte mit ihrem Mentor Duncan fliehen, zusammen mit einer Gruppe von Waldkrigern und zwei Magiern des Hohen Ordens, Quin und Seena. Mit Nat kommt noch ein weiterer Faktor hinzu, einer mit dem Goun nicht gerechnet hatte. Denn nach einer alten Prophezeiung könnte Nat der Weltenwanderer sein, jener, der das Gleichgewicht wieder herstellen könnte. Eine Uralte Idee im neuen Gewand.


Ein Messer zur Begrüßung

Er sah sie nicht kommen. Wirklich nicht. Er hörte nur etwas knacken im Unterholz. Als er sich umdrehte, lief sie in ihn hinein und ging dann zusammen mit dem armen Kerl zu Boden. Er landete hart auf dem Rücken, sie etwas weicher auf ihm. Die zwei starrten einander an. Ihre dunklen Augen verengten sich zu schlitzen, und bevor er etwas sagen konnte, hatte er eine äußerst scharfe Klinge an seiner Kehle. Sie legte ihren Zeigefinger auf ihren Mund, um ihm zu versteh zu geben, ruhig zu sein. Welche Wahl hatte er? Also blieb er liegen, mit der hübschen unbekannten auf seinem Bauch. An sich war das eine gute Sache, einer Frau so nah zu sein. Aber wenn sie ihm dann auch noch ein Messer an den Hals hielt, war das weniger schön. Die zwei lagen in einer Mulde irgendwo im Wald. Einen Wald den er nicht kannte. Und das an sich war schon seltsam genug. Er hörte stimmen. Harte, raue stimmen.
„Wo ist die Schlampe?“, fragte einer.
„Eben war sie doch noch da! Hast du nicht aufgepasst?“
„Warum immer ich? Du warst doch genau hinter mir!“, maulte der andere.
„Scheiße! Naja, gehen wir zurück. Immerhin ist das eine Magi, und ich habe nicht viel Lust mich mit so einer anzulegen. Wenn der Boss unbedingt ärger mit denen will, soll er sie selber suchen.“
„Aber das wirst du ihm sicher so nicht sagen, oder Caul?“
„Ach, halt´s Maul!“, murrte dieser. Die Stimmen entfernten sich wieder. Die zwei verweilten noch einen Moment in ihrem Versteck. Dann stieg sie von dem Mann hinab, machte aber keine Anstalten, ihr Messer von seinem Hals zu nehmen.

„Wer bist du? Gehörst du zu dieser Drecksbande von Shu Lee?“, verlangte die Unbekannte zu erfahren. Ihr rundes Gesicht wurde von langen, schwarzen Haaren eingerahmt. Ihre Augen, dunkel und tödlich kalt, fixierten ihn. Er wusste, wenn ihr nicht gefiel was er sagte, wäre er Tod. Gestorben in einem fremden Wald, umgebracht von einer unbekannten Schönheit. Wer hätte je gedacht, das er so abtritt?
„Nein, ich... ich kenne keinen Shu Lee!“, beteuerte er, „Nathan. Mein Name ist Nathan Hunt. Und ich bin Oberst. “
Sie neigte etwas ihren Kopf zu Seite.
„Was soll das heißen?“
„Das ich Soldat bin. Ein Offizier der Streitkräfte der Colonien. Ich bin Leader der Alpha-Einheit der 101th Taktischen Aufklärungseinheit. Ich war mit meinem Team auf einer Mission, als wir in einen Hinterhalt gerieten. Wir wurden beim Rückzug getrennt, und... plötzlich war es so als würde ich fallen. War wohl auch eine weile Ohnmächtig. Als ich aufwachte, war ich hier. Und ich habe keine Ahnung wo das sein soll. Ich habe versucht über Funk mein Team zu kontaktieren und dann... dann bist du hier aufgetaucht.“
Sie musterte ihn eingehend und runzelte ihre Stirn.
„Soldaten sehen anderes aus. Ich kenne Soldaten aller Gattungen. Und so einer wie du, ist mir noch nie begegnet.“
Die Schneide ihres Messers drückte etwas fester gegen Nathans Hals. „Ich glaube, du lügst!“
„Nein, wirklich“, er streckte seine Hände weg vom Körper, „ich bin Soldat. Siehst du nicht meine Waffen? Die MP7, meine Waffe im Holster? Ich trage eine Schwarze Uniform mit meinem Dienstgrad und meinem Namen. Alles ganz offiziell.“
Die Unbekannte deutete auf die MP, die durch einen Tragegurt mit seiner Weste verbunden war.
„Das? Das soll eine Waffe sein?“
„Hast du noch nie eine gesehen?“
„Ich kenne Schwerter und Messer. Bogen und Armbrust. Morgenstern und Pike. Aber von einer... MP... habe ich noch nie etwas gehört. Was soll das überhaupt heißen?“
„Maschinenpistole 7“, erklärte er.

Sie wollte nach seiner Waffe greifen, aber er legte seine Hand darauf. „Das System ist gefährlich, wenn man es nicht kennt. Ich versichere dir, es ist tödlich, wenn man damit umgehen kann.“
Sie zog ihre Hand zurück und musterte Nathan weiter. Es war, als überlege sie nun, ob sie in leben lassen sollte oder nicht. Er sollte Zeit gewinnen, entweder um sie umzustimmen oder notfalls entwaffnen zu können, wobei das die letzte Option sein sollte.
„Wo bin ich hier gelandet?“
„Du bist im Ostwald.“
„Und wie heißt das Land?“
„Du bist hier in Andel.“
Also das klang alles recht seltsam, wie Nathan sich eingestehen musste. Er hat noch nie etwas von dem einen oder anderen gehört. Also was hat das zu bedeuten?
„Andel was? Hab ich ehrlich gestanden noch nie etwas von gehört.“
„Andel ist das größte Reich auf dem Kontinent Bardur!“, sagte sie fast beleidigt, „wie kann man das nicht kennen? Woher kommst du den, Fremder?“
Ihre Klinge kitzelte nach wie vor unangenehm Nathans Haut. „Wie gesagt lebe ich in der Colonie. Sie ist, wenn man so will, die letzte Insel von Zivilastion. Sie liegt in einem Land, das früher, vor dem Fall, Deutschland genannt wurde.“
„Leutschland?“
„Deutschland. Mit D. Es war eines von vielen Ländern auf dem Kontinent der „Europa“ heißt. Vor einigen Jahren kam es zu einer Globalen Katastrophe... und aus der Asche hat sich ein neues System geformt. Ein Ort der Sicherheit und Demokratie, in mitten einer Welt die nur noch aus Terror und Angst bestand.“

Die junge Frau schien nicht ein Wort zu begreifen, aber da sie ihm noch nicht die Kehle aufgeschlitzt hatte, bestand Hoffnung. „Könntest du bitte das Messer wegnehmen?“, fragte Nathan hoffnungsvoll. Die Unbekannte zögerte, aber sie kam seiner Bitte am ende nach. Sie nahm das Messer von seiner Kehle und richtete sich auf.
„Danke“, keuchte Nathan und fasste sich an den Hals. An seiner Hand war kein Blut zu sehen, also hatte sie ihn scheinbar auch nicht angeritzt. Der Soldat kam langsam auf die Beine und klopfte sich sauber.
„Tja, ein wirklich... seltsamer einstieg in diese Geschichte. Du kennst jetzt meinen Namen und meinen Job. Wie heißt du?“
Wieder verengte die junge Frau ihre Augen zu schlitzen, als sie ihre Messer zurück in ihren Gürtel steckte. „Was kümmert dich mein Name, Fremder?“
„Naja, so lernt man sich doch kennen, oder? Und wie ich schon sagte, habe ich einen Namen. Nathan. Oder auch Nat. Was dir lieber ist.“
Die unbekannte musterte ihn noch einmal kurz, wendte sich kommentarlos ab und stieg die kleine Mulde empor. „Okay... Höflichkeit scheint in diesem Land keine Option zu sein.“
Er überprüfte, das seine Waffen gesichert waren, zurrte die Gurte seines Rucksackes nach und machte sich daran der Frau zu folgen. Sie war stehen geblieben und sah sich vorsichtig um. Das gab Nat Zeit die gute zu Mustern. Sie war gut zwei Köpfe kleiner als er, insgesamt von zierlicher Statur. Sie trug ein langes, dunkel braunes Kleid, scheinbar aus einem groben Stoff. Ein Gürtel um ihre Taille schien mehr praktischer Natur zu sein. Denn an ihm hing neben dem Messer auch ein Lederbeutel. Sonst schien sie nichts bei sich zu führen, keine Tasche oder einen Rucksack. Insgesamt sah sie sehr altertümlich aus, nicht wie eine moderne Frau, so wie er es kannte.
„Also? Wie sieht der Plan aus?“

Sie drehte sich ihm wieder zu.
„Plan?“
„Na, wo kommst du her? Wo willst du hin? Was ist der Plan.“
„Ich für meinen Teil suche die Straße und schlage mich nach Palian durch. Von dort kann ich hoffentlich schnell an mein Ziel gelangen. Was du machst, Fremder, ist mir eigentlich egal.“
Mit diesen Worten wollte sie los laufen.
„Warte!“, bat Nat. Sie blieb stehen und seufzte genervt. „Ich könnte hier wirklich etwas Hilfe brauchen. Ich weißt nicht wo ich hier bin, oder wie ich hier her gekommen bin. Ich habe Kopfschmerzen und muss einen Weg finden Heim zu kommen. Meine Leute Zuhause zählen auf mich. Nimm mich mit, wenigstens bis zum nächsten Dorf.“
Sie sah ihn an, überlegte kurz und biss sich auf die Unterlippe.
„Ich hätte dich KO Schlagen sollen !“, knurrte sie. „Ich habe keine Zeit Fremdenführer für unnütze Reisende zu spielen! Aber es ist meine Pflicht zu helfen, so will es der Kodex des Ordens. Also gut, ich nehme dich mit bis nach Palian. Dort werden sich aber unsere Wege trennen! Endgültig! Verstanden?“
Nat nickte. „Verstanden!“
„Und wenn du irgendetwas versuchen solltest... weil du glaubst ich sei eine Frau...“
Der Soldat hob seine Hände. „Ich werde sicher nichts versuchen! Das eben hat mir gereicht!“
„Gut, dann erinnere dich daran, wenn du glaubst deine Lende kann sich nicht mehr zügeln. Ich bin eine Magi und du wärst Tod, bevor du deinen Schwanz auspacken kannst!“

Nat hatte keine Ahnung was eine Magi war, aber sicher war es eine bedeutende Auszeichnung. Alles an ihr schrie gerade zu nach Gefahr. Sie war so umgänglich wie ein Stachelschwein, es wollte so gar nicht zu ihrem schönen, und eher zerbrechlich äußeren passen. Aber wenn Nat etwas in all den Jahren nach dem Chaos des Falls gelernt hatte, dann, das der Schein öfters trügerisch ist.
„Mein Schwanz bleibt in der Hose!“, versprach er.
Sie nickte ihm zu. „Seena.“
„Was?“
„So lautet mein Name. Seena. Aber bilde dir deswegen nicht ein, wir wären jetzt Freunde. Wir laufen stramm, der Weg ist lang. Ich will von dir nichts hören, nur das du die Augen offen hältst. So wie ich das sehe, ist doch die Aufklärung dein Beruf?“
„Ja, unter anderem.“
„Dann tu das und versuch nicht mich voll zu quatschen. Glaubst du, das bekommst du hin, Nat?“
Sie gab sich mühe seinen Namen mit besonders viel Spott auszusprechen.
„Klappe halten und Augen auf. Kein Problem.“
„Hoffen wir es, folge mir!“
Mit diesen Worten setzte sich Seena in Bewegung. Nat folgte ihr mit etwas Abstand, eine Hand an der MP7. Na das, dachte er sich, kann ja lustig werden!

Nach einer gefühlten Ewigkeit fanden sie die Straße, die Seena gesucht hatte. Sie liefen also den ganzen Tag, erst am späten Nachtmittag erlaubte die junge Frau eine kleine Pause einzulegen. Sie machten Rast unter einem großen Baum, der an einer Gablung lag. Nathan setzte sich auf einen Felsen, der unweit des Baumes lag, und so wirkte, als sei er unachtsam von einem Riesen dort hingeworfen worden. Seena selber setzte in das Grass und lehnte sich an den mächtigen Stamm an. Nat streifte seinen Rucksack ab und öffnete ihn. Zum Glück hatte er noch etwas von der Notreserve dabei, irgendwie glaubte er nicht daran, das sie mit ihm Teilen würde. Sofern sie denn etwas dabei hatte. Er beobachtete Seena, wie sie ihren Lederbeutel öffnete, etwas heraus nahm und aß. Womögliche irgendwelche Kerne. Nat war ein Rätsel, wie man von so etwas satt werden sollte. Er fand einen verpackten Riegel aus eingekochten Obst, eine kleine Spezialität in der Feldküche. Sie erinnerten stark an die Energie-Riegeln, die man früher kaufen konnte, vor dem Fall. Nat biss ein Stück ab und kaute langsam und genüsslich, wer weiß, wann er wieder so etwas zu essen bekam? Er merkte, das Seena zu ihm rüber sah.
„Was ist das?“
„Ein Riegel aus eingemachten Obst, mit etwas Schokolade überzogen. Frischt den Haushalt auf. Ist mein letzter“, gestand er. Sie entgegnete darauf nichts und er verputze auch den Rest von seinem spärlichen Essen. Er hockte eine weile Stumm auf dem Felsen, verscheuchte einige Fliegen und sah sich um. Er blickte zum wolkenlosen Himmel auf, Vögel zwitscherten. Es fühlte und hörte sich an, wie er es kannte. Und doch, schien irgendetwas anders zu sein. Es beschlich ihn schon seit einer Weile ein verdacht, es konnte eigentlich kaum sein... aber... er stockte.

Am Horizont zeigte sich die Sichel des Mondes. An sich nicht ungewöhnlich, doch hier waren es zwei Monde, die nah nebeneinander aufgingen. Zwei Monde! Das war es! Das war der letzte Beweis der seine Vermutung bestätigte. Er war NICHT mehr auf der Erde! Sondern auf einer fremden Welt. Das erklärte, warum sie seine Waffen nicht kennt. Oder Deutschland, jetzt ergab das auf grausige Art alles einen Sinn. Nat schluckte, ihm wurde etwas schlecht, wie nur konnte das alles passieren? Er sah wieder zu Seena, und ihm drängte sich eine ganz andere Frage auf: „Warum kann ich dich verstehen?“, fragte er.
„Was?“
„Wir können uns verständigen. Offensichtlich bin ich nicht mehr zuhause, aber trotzdem, abgesehen von einigen merkwürdigen Wörtern, Verstehen wir uns einwandfrei. Wieso?“
„Scheinbar sprechen wir die gleiche Sprache?“, mutmaßte Seena. „Ja, aber warum? Ich bin mir sehr sicher, das uns mehr trennt als dir bewusst ist. Es kann eigentlich nicht sein, das wir uns also verstehen könnten.“
„Ich habe dafür auch keine Erklärung“, sagte sie, „nur eine Vermutung. Aber ich will erst mit meinem Meister darüber sprechen. Etwas an dir ist... anders.“
„Da will ich nicht widersprechen“, pflichtete Nat bei. „Wir sollten weiter gehen, wir schaffen es heute ohne hin nicht ins Dorf, aber jede Meile die wir schaffen bringt uns dem Ziel näher“, sie erhob sich und Nat sprang von dem Felsen um ihr zu folgen.
 

baka

Ordensbruder
Ping

Wie erwartet, erreichten sie mit dem Sonnenuntergang nicht mehr das Dorf. Dafür zogen aber am Himmel dunkle Wolken auf, aus denen vereinzelt Blitze zuckten. Kein Bett heute Nacht, und zu allem Überfluss würden sie auch nass werden. Seena, die junge, etwas launische und Wortkarge Begleitung, schien ähnlich zu denken, den ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich weiter. Sie waren den ganzen Tag der Straße Richtung Norden gefolgt. Dichte Wälder waren offenen Wiesen gewichen, nur ab und an war ein Baum zu sehen. Es war nicht sonderlich gut, auf so weiter Fläche in ein Sturm zu kommen. Einstweilen lief Nat stumm wie gefordert neben seiner Führerin wieder Willen her, aber er fragte sich, ob der guten bewusst war, was passierte, wenn sie keinen Unterschlupf fanden. Der Soldat hatte auch keinen Hof gesehen, ein Stall voll mit Kühen oder Schweinen, erschien ihm in diesem Moment mehr als verlockend. Sofern es so etwas hier denn gab. Die Tatsache, das er nicht mehr auf der Erde war, stellte ihn vor viele Fragen und Vermutungen. Da spielte nicht mal die Frage wie das passiert sein mochte, sonder das warum, eine größere Rolle.
War das einfach alles nur ein dummer Zufall? Oder steckte ein Plan dahinter? Und viel wichtiger, gab es eine Möglichkeit heimkehren zu können? Nat hatte Seena bisher nicht erzählt, zu welcher Entdeckung er gekommen war. Nicht nur das er sie erst seit einigen Stunden kannte, und nicht mehr als ihren Namen hatte, war die Frage ob sie ihm überhaupt glauben würde. Nat hätte so seine Zweifel, das er ihr glauben würde, würden die Dinge anders liegen, und sie wäre auf der Erde gelandet. Anderseits war sie alles was er kannte, und immerhin schien sie einen Rang von Bedeutung zu begleiten. Vielleicht war sie genau die richtige Person um darüber zu reden?
In Gedanken versunken, das für und wieder abwägend, merkte er nicht, das Seena stehen geblieben war. Er lief ihr in den Rücken.
„Pass doch auf!“, zischte sie.
„Sorry“, entschuldigte sich der Soldat und ging auf Abstand.
„Es wird bald Regnen“, stellte sie fest.
„Ich pflichte deiner Beobachtung des offensichtlichen bei.“
Sie funkelte Nat kalt an, und er wusste das er ihre Bereitschaft ihm zu helfen, nicht zu sehr ausreizen sollte. Wie schon gesagt, war sie alles was er hatte um Antworten zu finden. Und sie zu verärgern war bei dieser Idee wirklich nicht förderlich. Er seufzte und senkte seinen Kopf.
„Entschuldige“, murmelte er kleinlaut.
„Aus dem Grund“, fuhr sie fort, ohne auf seine Bemerkung einzugehen, „müssen wir wohl heute Nacht hier schlafen.“
Nat folgte mit seinem Blick auf das, auf das sie zeigte. Neben der Straße, etwas versteckt hinter einem Baum lag eine tatsächlich eine Scheune! Wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer! Er folgte der Frau, weg von der Straße. Sie sah gut aus, die Scheune, scheinbar wurde sie noch genutzt. Hoffentlich kam ihr Besitzer heute nicht noch auf die Idee einen Blick hinein zu werfen. Seena öffnete das Tor, welches unter lauten ächzen protestierte. Sie nickte mit ihrem Kopf und Nat schlüpfte ins innere. Und hier wartete die nächste Überraschung: Es lag hier ein großer Haufen Heu! Also mussten sie nicht auf dem harten Boden nächtigen. Das war fast wie ein Sechser im Lotto.
Seena trat ebenfalls ein und schloss das Tor. Es wurde dunkel, etwas zu dunkel um noch vernünftig sehen zu können. „Ich vermute mal ein Feuer ist hier drinnen Kontraproduktiv“, überlegte der Soldat laut. „Aber ich weiß Abhilfe!“, er schnallte seinen Rucksack ab. Im Rucksack führte er noch eine LED Taschenlampe mit. Die taktische Lampe des LLM Moduls seiner Waffe wollte er nicht unnötig bemühen.
„Warte“, bat Seena leise. Er verharrte in seiner Bewegung und fragte sich, was sie jetzt vor hatte. Eine Zeitlang passierte nichts, er hörte die junge Frau etwas murmeln, verstand aber die Worte nicht. Zugegeben wurde Nat ungeduldig und wollte schon Fragen, was sie da trieb, als plötzlich, aus dem nichts ein Licht erschien. Es dämmerte zuerst nur, und Nat glaubte, seine Augen spielen ihm einen Streich. Doch das Licht wurde heller, und das erstaunliche war, das es in der offenen Handfläche von Seena wuchs! Nat stand mit offenen Mund da und beobachtete, wie eine Kugel aus Licht in ihrer Hand größer wurde und an Helligkeit gewann. Irgendwann schien Seena zufrieden mit dem Ergebnis zu sein, den sie streckte ihre Hand in die Höhe, und die Kugel schwebte langsam an die Decke. Nat konnte nur zusehen und gaffen. Was nur passierte hier? Und wie war das möglich was er da beobachtete? Das ergab keinen Sinn. Das Licht der Kugeln, die jetzt über ihren Köpfen schwebte, war Matt, nicht wirklich störend, aber ausreichend um zu sehen. Es erinnerte an den Mondschein. Seena blieb seine Reaktion natürlich nicht verborgen. Kurz zupfte ein lächeln an ihren Lippen, dann schlenderte sie hinüber zu dem Heuhaufen und warf sich hinein. Sie rollte sich auf den Rücken und beobachtete ihn. „Du siehst aus, wie ein Wilder der das erste Mal ein Feuer sieht“, stellte sie fest. „Gibt es bei euch keine Magie?“
Nat löste endlich seinen Blick von der Kugel und blickte zu der Frau im Heu. „Magie?“, hakte er ungläubig nach. „Ja, Magie. Das ist meine Gabe, mein Talent.“
Magi! Jetzt ergab ihr Titel einen Sinn für ihn. „Du... du bist eine Zauberin!“, platze es aus ihm heraus.
Seena runzelte ihre Stirn. „Ich habe keine Ahnung was das sein soll. Ich bin eine Magi. Das ist mein Offizieller Titel.“
„Unglaublich...“, hauchte Nat. „Nein, wo ich herkomme, gibt es keine Magie. Ich hätte auch nie für möglich gehalten, das es so etwas geben könnte. Das stellt alles auf den Kopf, was ich über die Naturgesetze zu wissen glaube“, gab er zu.
Seena schüttelte ihren Kopf. „Du bist seltsam. Und das Land, aus dem du behauptest zu kommen, auch. Wie kann man keine Magie kennen?“, fragte Seena abschätzig.
„Tja, so ist das eben wo ich herkomme“, entschuldigte sich Nat Achsel zuckend.
Er nahm seinen Rucksack und machte Anstalten zu ihr hinüber zu kommen. „Warte! Was soll das den werden?“, fragte sie verwundert. „Ich... wollte mir einen Schlafplatz im Heu sichern.“
„In deinen Träumen vielleicht. Nicht das du mir am ende noch auf dumme Gedanken kommst!“
Nat war müde, seine Beine taten vom strammen Marsch weh und er verstand nicht, worauf die Magi anspielte. Sie schien seine Verwirrung im Gesicht lesen zu können. „Es gehört sich nicht, das Männer und Frauen so nah beieinander liegen! Eigentlich ist es schon seltsam, das wir im selben Raum sind!“
„Echt?“
„Ja sicher! Wie ist das den bei euch?“
„Also in meinem Team ist eine Frau, Sanchez, und sie isst, schläft und flucht am selben Ort wie der Rest meiner Einheit.“
„Eine Frau kämpft an deiner Seite?“, Seena war ehrlich verwundert. Jetzt war es Nat der lächelte.
„Ja, früher war es mal ähnlich wie hier... schätze ich. Aber heute ist es normal, das Frauen das tun, was wir tun. Natürlich haben Frauen in der Basis eigne Räume. Aber wenn wir unterwegs sind, unterscheiden wir nicht. Alles andere wäre auch eine Beleidigung.“
Seena wirkte nicht überzeugt, eher so, als wittere sie eine Falle. Nat seufzte. „Schon gut, wenn du dich unwohl in meiner Gegenwart fühlst, bleibe ich hier“, versprach er. Also doch der harte Boden, dachte er enttäuscht bei sich. Er ging hinüber zur anderen Seite und rollte die Iso-Matte aus, die er mitführte. Ein wenig Luxus zumindest. Er legte sich erschöpft auf die Matte und schloss seine Augen. Kurz bevor er einschlief hörte er noch, wie die ersten Regentropfen auf das Dach vielen.

Irgendwann öffnete Nat seine Augen. Er lag völlig verdreht mehr neben, als auf der Matte. Steine piekten in seinen Rücken, müde richtete er sich auf und streckte sich ausgiebig. Er sah hinüber zu dem Heuhaufen und fand ihn leer vor. Seena lag nicht mehr darin, die Tür stand einen Spalt weit offen und ließ das erste Licht des Tages ins innere. Nat starrte einen Moment darauf, sein schlaftrunkener Verstand brauchte einen Moment, bis er eins und eins zusammen zählen konnte. Die kleine hatte sich aus dem Staub gemacht! Als er noch schlief hat sie das weite gesucht.
Toll.
Der Soldat rieb sich die Augen.
„Wunderbar! Toll!“, maulte er laut.
In dem Moment schlüpfte Seena durch den Spalt wieder ins innere der Scheune.
„Bist du endlich wach?“
„Äh...“, Nat blinzelte.
„Warum schreist du so?“
„Ach... das ist... so ein Morgenritual bei uns. Ich lebe noch, also bejubel ich diesen Umstand. Juhu!“
Seena blickte ihn für einen Moment an, so als sei er nicht ganz dicht im Kopf. Und irgendwie konnte Nat ihr das nicht verübeln. Das sie doch nicht abgehauen war, erleichterte ihn. Warum auch immer. „Erledige dein Geschäft. Und ess etwas, wir müssen weiter. Ich will heute noch das Dorf erreichen“, bat Seena kurz angebunden und verschwand wieder durch den Spalt.
Nach dem sich Nat erleichtert hatte, stand er vor dem Problem, das er nichts mehr aus seiner Ration übrig hatte. Hungrig erreichte er die Magi, welche schon ungeduldig auf ihn wartete.
„Ohne dich hätte ich schon Meilen geschafft!“, murrte sie mit verschränkten Armen. „Tut mir leid. Ich hab nichts mehr zu essen, wie ich zugeben muss“, gestand der Soldat. Seena seufzte genervt auf und öffnete das kleine Beutelchen, das sie an ihrem Gürtel mit sich führte.
„Komm her“, bat sie. Nat kam näher an sie heran. „Öffne deine Hand“, befahl sie. Er gehorchte und sie legte ihm ein dunkles Saatkorn in die offene Handfläche. Ein einziges Korn.
Der Soldat starrte es an und fragte sich, ob sie sich gerade auf seine Kosten einen Scherz erlaubte.
„Und was soll ich damit jetzt machen? Einpflanzen?“
Seenas Gesicht zeigte keine Regung. Nat beschloss die Klappe zu halten, bevor sie es vielleicht für eine gute Idee hielt, aus ihm eine Fackel zu machen, oder ihn mit einem Blitz zu erschlagen. Er hatte keine Ahnung wozu diese Frau im Stande war.
Er schluckte das Korn und wartete. Zuerst passiert nichts, und er befürchtete schon, er könnte zu einem Baum mutieren, oder einem Frosch. Er fragte sich ernsthaft, ob das tatsächlich möglich sein könnte und wartete gespannt.
Er merkte plötzlich, das sich sein Hunger legte. Und nach weiteren Sekunden fühlte er sich satt. Nicht überfressen, sondern einfach satt, so als hätte ein ein Steak mit Kartoffeln gegessen.
„Besser?“, fragte Seena und schnürte ihren Beutel zu.
„Erstaunlich viel besser. Deine Samen können Hunger stillen?“
„Nicht direkt. Sie sind mit einem Bann belegt, der deinem Magen glauben macht, er sei voll.“
„Also... eine Art Illusion?“
„Wenn man so möchte. Sie ersetzen keine echte Mahlzeit, aber da der Mensch länger ohne Essen als ohne Trinken auskommt, sind sie Ideal, wenn man länger Reist ohne schwer tragen zu müssen an Proviant. Man sollte es aber nicht übertreiben, irgendwann schwächt es natürlich den Körper.“
Nat nickte. „Klingt einleuchtend.“
„Und jetzt sollten wir endlich weiter gehen!“
Mit diesen Worten drehte sich die Magi ab und lief los. Nat sah ihr einen Moment nach und setzte sich dann selber in Bewegung.

Am Frühen Nachmittag machten sie Rast am Wegesrand. Unweit von der Straße gurgelte ein kleiner Bach vors ich hin. Die zwei nutzen die Chance und tranken ausgiebig. Noch immer fühlte sich Nats Magen voll an, so das er mutmaßte das er es ohne weitere Zwischenfälle bis zu dem besagten Dorf schaffen konnte. „Wie lange laufen wir noch?“, wollte er wissen. Seena benetzte sich mit ihren Händen etwas das Gesicht. „Wenn wir so weiter laufen, sind wir am Frühen Abend in Orfina.“
Das klang doch schon mal ganz gut. „Gut, ich gehe mal kurz hinter den Busch da“, sagte der Soldat und deutete auf das Unterholz. „Beeil dich!“, bat sie.
Nat sprang über den kleinen Bach, duckte sich unter einigen Zweigen hindurch und betrat einen kühlen Wald. Inzwischen waren die großen Grasflächen und Äcker wieder dichteren Wäldern gewichen. Nat war dankbar dafür, denn mitten auf dem offenen Feld pinkeln zu müssen war etwas seltsam. Er hatte den Busch seiner Wahl erreicht und ließ der Natur seinen freien Lauf, als er plötzlich ein Rascheln aus einem der anderen Büsche wahr nahm. Skeptisch sah er hinüber, schenkte dem Busch aber keine weitere Aufmerksamkeit. Als er fertig war, hörte er wieder das rascheln. Diesmal aus einem anderen Busch, der nähe lag als der andere. Was könnte das also sein? Immerhin war das ein Wald, und er war voll mit Tieren. Vielleicht ein Vogel, oder eine Maus? Nat musste sich ins Gedächtnis rufen, das er nicht mehr auf der Erde war und genau genommen hatte er keine Ahnung von der Flora und Fauna hier. Und Seena fragen konnte er nicht, zumindest nicht ohne selber Fragen aufzuwerfen. Also ging er auf Nummer sicher und nahm seine MP7 in Anschlag. Langsam ging er auf den Busch zu, bereit auf alles zu reagieren, was dort auch lungern mochte.
„Ich bin bewaffnet!“, sagte er laut, „keine schnellen Bewegungen!“
Nat wusste selber nicht, was er da machte. Es war mit Sicherheit eine Maus. Und die würde es sicher nicht beeindrucken, wenn er mit Waffengewalt drohte. Er sollte zurück zu Seena gehen.
Nat senkte seine Waffe und wollte sich umdrehen, als er etwas hörte.
„Geh nicht!“
Der Soldat blieb stehen und sah sich um. War das jetzt Einbildung oder hatte er etwas gehört? Er blieb stehen und lauschte angestrengt.
„Hallo?“
Es blieb weiter still und Nat wollte das schon abtun, als es wieder ein rascheln aus dem Busch gab. Nervös nahm er seine Waffe wieder in Anschlag.
„Okay... wer ist da? Raus kommen, mit erhobenen Armen“, befahl er, „sonst werde ich sauer!“
„Bitte, tu mir nichts...“, bat der Busch.
Nat blinzelte. Es war also keine Einbildung! Sprach der Busch tatsächlich mit ihm? „Ich... äh. Hallo? Ich wollte dich nicht unnötig erschrecken“, sagte er leise.
Etwas traute sich hervor. Es waren zuerst zwei kleine Arme, gefolgt von einem kleinen Köpfchen. Es war... ja keine Ahnung was es sein sollte. Das Geschöpf sah aus wie ein kleines Mädchen, es hatte langes, blondes Haar, das es zu einem Zopf gebunden trug. Doch ihre Augen waren im Verhältnis zum Rest sehr groß und tief Blau. Es traute sich ganz aus seinem Versteck und war, wie er feststellen musste nackt und kaum größer als seine Hand.
Bevor er fragen konnte, was sie war, hörte er Stimmen und das Gebell eines Hundes. „Oh nein!“, keuchte das kleine Wesen, „sie haben mich gefunden!“
Schnell entfaltete es kleine, transparente Flügel und erhob sich Geräuschlos in die Luft. Bevor Nat wusste was geschah, flog sie auf ihn zu. Sie kam ganz nah an sein Gesicht und blickte ihn an.
„Hilf mir! Sie wollen mich gefangennehmen!“, flehte das Wesen mit kindlicher Stimme.
Nat überlegte nicht lange und öffnete die Brusttasche seiner Weste. „Schlüpfe da rein und verhalte dich still!“, bat er. Das Wesen gehorchte und schlüpfte in die geöffnete Brusttasche. Keine Sekunde zu spät, denn in dem Moment tauchen zwei Gestalten vor ihm auf. Der eine war klein und Dick. Er führte eine Leine, an dessen eine Art von Hund bellte und wie verrückt zog. Sein Begleiter war hoch, schmal und ziemlich hässlich.
„Nanu“, raunte der Dicke, „wen haben wir denn da?“
„Ein...R...r...rei...“, stotterte der schmale. Der Dicke verdrehte seine Augen. „Ein Reisender!“, vollendete er den Satz seines Gefährten. „G...g...genau!“
„Was treibt dich hier her, Fremder?“, wollte der Dicke misstrauisch wissen.
„Die Natur hat nach ihrem Tribut verlangt“, erklärte Nat und deutete auf den Natur bewässerten Busch neben sich. Der Dicke grinste. „Verstehe.“
„Ich muss dann auch direkt weiter. Schönen Tag noch“, Nat wollte sich abwenden, aber natürlich musste es anderes kommen.
„Einen Moment noch... Fremder. Vielleicht kannst du uns helfen?“, fragte er Hundeführer. Nat lächelte ihn freudlos an. „Natürlich. Womit kann ich dienen?“
„Wir suchen eine Albe, die aus unserem Zirkus entflohen ist. Nicht sehr groß, blaue Augen...nackt“, das letzte Wort betonte der Drecksack besonders und seine Augen leuchtenden. Nat hatte entschieden, das er die zwei Vögel nicht mögen würde.
„Bedaure, nicht gesehen.“
„Nun... mein Hund hier ist darauf abgerichtet magische Wesen zu erspüren. Und er sagt, dass das kleine Miststück sehr nah ist.“
Wie auf Bestellung bellte das Vieh wieder los, zerrte an seiner Leine und schien fast am durchdrehen zu sein.
„Dann irrt sich dein Hund“, stellte Nat klar.
„Oh, ich glaube kaum. Wenn es dir keine Umstände bereitet, durchsucht mein Freund Rate kurz deinen Rucksack. Diese Viecher verstecken sich gerne unbemerkt. Wir wollen dir nur unnötigen Ärger vom Leib halten!“
Rate, wie der lange wohl hieß, lachte dreckig. Nat hatte keine Lust von so jemanden untersucht zu werden. „Ich passe, ich versichere euch, bei mir ist niemand.“
„Es ist nicht so, das du eine Wahl hättest. Die Albe gehört meinen Meister! Er hat viel Geld für diesen Freak bezahlt, und ich versichere dir, du willst dich nicht mit ihm anlegen!“
Rate zuckte ein altes, stumpfes Messer hervor.
„Und ich versichere euch, ihr wollte euch nicht mit mir anlegen!“, versicherte Nat und zuckte seine MP7.
„Wenn ihr euch jetzt umdreht und geht, werde ich nicht erwägen euch einfach ab zuknallen!“
Die zwei starrten auf die Waffe des Soldaten. Sie kannten sie nicht, also hatten sie auch keine wirkliche Angst davor. Sie lachten nur, also war es wohl an der Zeit für eine kleine Demonstration moderne Projektilwaffen.
„Was ist hier los?“, fragte plötzlich eine nur zu bekannte Stimme. Es war Seena, sie kam neben ihm zum stehen und sah zwischen Nat und den zwei Fremden hin und her.
Die zwei Drecksäcke grinsten breit. „Na, verlaufen, kleines Fräulein?“, fragte der Dicke. Seena runzelte nur ihre Stirn, sagte aber nichts. Sie drehte sich dem Soldaten zu. „Du wolltest doch nur Pinkeln, dachte ich?“
„Äh... ja. Und da sind dann die zwei Clowns aufgetaucht! Ich bin unschuldig.“
„Wenn nennst du hier einen Clown?“, murrte der kleine Dicke.
„Und was wollen die?“
„Suchen eine Albe.“
Seena weitete ihre Augen als sie das hörte. „Albe? Das sind sehr seltene und magische Wesen. Was wollen die mit einer Albe?“
„Einfangen. Angeblich ist sie aus einem Zirkus abgehauen.“
Seena drehte sich den Zweien zu. „Ihr wisst, das nach geltenden Recht verboten ist, magische Kreaturen, egal um was es sich handelt, gefangen zu nehmen?! Und dann auch noch für einen Zirkus!“, entrüstete sich die Magi.
„Was kümmert es dich, Weib!“, knurrte der Dicke.
„Weib?“, Seena zog ihr Messer aus dem Gürtel. „Ich schneide dir gleich deine Eier ab! Vermutlich steht ihr sogar auf der Fahndungsliste des Herzogs von King Fish. Vielleicht sollte ich euch festnehmen und das Kopfgeld kassieren!“
Es legte sich ein düsterer Schatten über das Gesicht der Männer, die waren bereit ernst zu machen, und das könnte unschön für alle ausgehen. Seena hatte ihr Gesicht vor Wut verzogen, ihr Messer fest in der Hand. „Du kleine Schlampe! Ich sorge gleich dafür, dass das deine letzten Worte waren“, drohte der Mann und lockerte bereits den Griff um seine Leine. Rate nickte bejahend.
„Das würde ich mir gut überlegen!“, Seena stürmte vor. „Warte!“, schrie Nat, dem das Herz in die Hose rutschte. Er sah schon vor seinem inneren Auge, wie die Magi die zwei mit ihrem Messer abstechen würde. Doch es kam anders. Sie hielt dem Dicken ihre Hand hin.
An ihrem Ringfinger steckte ein großer Siegelring. „Der Hohe Orden von Magi Lux Pagema. Hast du Bauer eine Ahnung was das bedeutet?“
„Ja“, zischte der Dicke. „Also, schlage ich vor das ihr zwei euch einfach umdreht und verschwindet. Und ich vergesse die Beleidigung und die Tatsache, das ihr meinen Diener angreifen wolltet!“
Nat hob bei der Bemerkung mit dem Diener eine Augenbraue, aber hielt die Klappe. Die zwei Männer sahen sich kurz unschlüssig an, aber gaben dann nach. „Natürlich“, die zwei zogen sich zurück, während der Dicke mühe hatte seinen Hund mit sich zu schleifen. Als sie verschwunden waren atmete Seena aus und steckte ihr Messer zurück in den Gürtel.
Sie drehte sich Nat zu und bedachte ihn mit diesem Blick, der zu fragen schien, was wieder schief gelaufen sei.
„Diener?“, hakte er nach. „Die Dienerschaft des Ordens steht ebenfalls unter einem besonderen Schutz. Ich wollte es wichtiger wirken lassen, als es war“, erklärte sie.
„Ich hasse solche Typen, aber zur Zeit haben wir nicht die Mittel um sich um sie zu kümmern. Wir müssen weiter, mein Meister erwartet mich.“
„Was... die Albe anbelangt“, warf Nat ein.
„Ja?“
„Naja... sie bat mich um Hilfe, also habe ich sie ihr gewährt.“
Seena lachte ungläubig auf. „Alben meiden Menschen, sie sind sehr scheu. Ich glaube also kaum...“
Nat öffnete seine Brusttasche und ein kleiner Kopf schaute daraus hervor. Seena verstummte im Satz und starrte fassungslos.
„Albe, Magi. Magi, Albe“, stellte er sie einander vor.
„Sei gegrüßt!“, sagte das kleine Wesen.
„Ich... äh...“
„Das ist das erste Mal, das ich sie Wortlos erlebe“, raunte er dem Geschöpf zu.
„Darf ich mich vorstellen?“, fragte die kleine, „mein Name ist Ping.“
 

baka

Ordensbruder
Das riecht nach Ärger

Seena lief stumm neben Nat her. Nachdem Vorfall im Wald hatte Ping gefragt, ob sie bis auf weiteres bei ihm bleiben dürfe. Nat hatte sicher nichts dagegen, und so hatte es sich die Albe in seiner Brusttasche bequem gemacht.
Doch Nat beschlich das Gefühl, das Seena etwas beschäftigte. Weniger der Zusammenstoß mit den zwei Clowns, sonder eher der Tatsache, das Ping sich an ihn Gewand hatte. Er riskierte es, und richtete das Wort an die Magi.
„Hey. Alles klar bei dir?“, fragte er. Seena sah ihn von der Seite an, aber nicht etwa wütend, wie er es erwartet hätte, sondern eher nachdenklich.
„Sie hat dich erwählt. Soweit mir bekannt ist, passiert das nur äußerst selten. Ich frage mich die ganze Zeit, ob das eine tiefe Bedeutung hat.“
„Bedeutung? Inwiefern?“
Seena schien sich unschlüssig zu sein, ob sie das, was sie wusste, mit ihm teilen sollte. Doch letztlich entschied sie sich wohl dafür.
„Es gibt eine alte, sehr alte Prophezeiung die mit dem Schicksal der Welt zusammenhängt. Naja, so was wie die Entscheidung zwischen gut und Böse. Untergang oder fortbestand. So etwas.“
„Klingt, als würdest du nicht daran glauben.“
Seena zuckte mit der Schulter. „Prophezeiung sind nur schwer zu deuten, sie zu verstehen ist schwer. Und man hat mir beigebracht, das man sich von solchen Auslegungen nicht leiden lassen sollte. Denn wenn man versucht eine Prophezeiung abzuwenden, kann genau das die Entwicklung herbeiführen, die man versucht zu verhindern. Sie sind schwammig, da man sie nicht genau datieren kann. Mit einigen Ausnahmen.“
Nat nickte, soweit konnte er folgen.
„Es gibt eine Prophezeiung die man als Kernbotschaft verstehen kann. Ein Ereignis, das auf jedenfall kommen würde, egal was man versuchen würde. Und es geht darin um den Weltenwanderer.“
Nun stutzte Nat.
„Weltenwanderer? Was soll das bedeuten?“
„Es geht um den einen, der nicht von dieser Welt stammt. Und er wird Hilfe haben von denen, die unsichtbar sind für jene, die Blind im Herzen sind. So... oder so ähnlich geht diese Prophezeiung, ich...“
Seena stockte, als sie ihrem Gefährten in die Augen schaute. Nat hasste sich dafür, das er kein Pokerface aufsetzen konnte, wenn es nötig werden würde. Er sah zur Seite, in der wagen Hoffnung, das sie seine Reaktion nicht gesehen hätte, aber das Glück hatte er wohl nicht.
„Etwas an dir war immer schon seltsam... ich konnte es nur nie bestimmen“, dachte die Magi laut nach.
„Wo genau, kommst du her?“
„Habe ich doch gesagt, aus Deutschland.“
„Einem Land, von dem ich noch nie gehört habe... Nat“, das war das erste Mal das sie ihm beim Vornamen nannte, immerhin ein Anfang. „Sag mir die Wahrheit!“
Der Soldat seufzte. So schnell konnte sich alles ändern, hätte er doch einfach die Klappe gehalten!
„Okay... ich habe es dir bisher nur nicht gesagt, weil ich nicht wusste wie. Ich habe befürchtet, das du mir nicht glaubst. Ich... ich komme nicht von dieser Welt.“
Seena wand sich ab und schüttelte den Kopf. „Du hast Recht, es ist wirklich schwer zu glauben!“
„Ich sage die Wahrheit!“, beschwor er, „das hier ist nicht meine Welt! Auf meiner Welt gibt es nur einen Mond, nicht zwei. Es gibt keine Magie, keine Alben... kurz um: Das ist nicht die Erde.“
Seena horchte auf. „Erde?“
„Ja, so heißt meine Welt. Erde. Eine kleine, blaue Kugel im Orionarm der Milchstraße. So heißt die Galaxie in der mein Sonnensystem zuhause ist. Da fällt mir ein: Vielleicht bin ich nicht mal mehr in der Milchstraße! Da wird einem ja ganz schwindlig!“
Daran hatte Nat bisher gar nicht gedacht, es wurde für ihn immer Abenteuerlicher.
„Ich glaube dir!“, versicherte Seena. Nat blickte zu der Magi hinüber. „Du... glaubst mir?“, hakte er leise nach. „Ja. Ich kann sehen wenn jemand lügt oder nicht“, erklärte sie.
„Aha“, Nat hatte keine Ahnung was er sich darunter vorstellen sollte, aber er wollte in dem Punkt nicht nachhaken.
„Warte, warte... du denkst doch nicht, das ich etwas mit dieser komischen Prophezeiung Zutun habe?“
„So oft werden wohl kaum Fremde von anderen Welten hier landen, oder? Ich will aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir sollten mit meinem Meister reden, er wird sicher wissen was Zutun ist“, versicherte die Magi.
„Dann sollten wir uns ran halten!“
Seena öffnete ihren Mund um etwas zu erwidern, als sie inne hielt und die Straße hinab sah. Nat gefiel das irgendwie nicht. „Was ist?“, fragte er alarmiert.
„Irgendetwas stimmt nicht“, flüsterte Seena.
„Gefahr?“, hakte der Soldat nach und nahm seine MP7 in Anschlag.
„Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher. Ich spüre etwas, und es kommt näher...“
Nat kniff seine Augen zusammen und sah den Weg hinab, den sie gerade gekommen waren. Allerdings sah er bisher nichts, das irgendwie nach ärger aussehen könnte. Er beschattete mit seiner Hand die Augen, doch beim besten willen, da war nichts zu sehen. „Bist du dir...“
Er kam nicht dazu seine Frage zu ende zu führen. Seena packte Nat plötzlich am Kragen und zerrte ihn in einen Abhang neben der Straße.
„Bist du wahnsinnig? Du hättest mich fast... mhhh?!“
Sie drückte ihm ihre Hand auf dem Mund und bedeutete ihn, ruhig zu sein. Als ob das nicht reichen würde, legte sie sich halb auf den armen Kerl drauf. Nat lag auf dem Rücken im Gras, Seena halb über ihm. Sie spähte über die Graskuppe um die Umgebung im Auge zu haben. Er spürte ihren warmen Körper auf seiner Brust, und er fragte sich, ob das jetzt immer so laufen würde? Immerhin war er ein Offizier, respektiert von seinen Leuten, Leader, Planer, Kriegsheld. Es gab seit der Gründung der Kolonien soviel Gefahren, die sein Team und er gemeistert hatten. Hinterhalte, Gefecht bei Tag und bei Nacht. Das alles für die Kolonien, für einen bessern Ort in mitten einer gesetzlosen und gewalttätigen Welt. Er verstand sich stumm mit seinem Team. Sanchez, Rhino, Hawk und Doc. Sie würde ihn sicher jetzt suchen, sich fragen was ihm passiert war. Er wünschte, die vier wären jetzt hier bei ihm. Nicht das Seena keine nette Begleitung war, aber seine Leute brachten ihm Respekt entgegen. Keiner von ihnen wäre auf die Idee gekommen, ihn mit einem Messer zu bedrohen, oder ihn unachtsam in einen Straßengraben zu werfen. Langsam aber sicher verließ Nat die Geduld. „Da... kommt nichts!“, murmelte er durch die Hand der Magi, die nach wie vor auf seinem Mund lag. „Sei still!“, knurrte diese aber nur, ohne auf seinen Protest weiter einzugehen.
Dann hörte er etwas. Ganz dumpf, das Getrampel von Hufschlägen. Seena drückte sich enger an ihn heran. Die Spitzen ihres Haares kitzelten in Nat´s Gesicht. Er spürte ihre Brust auf seiner.
Das Getrampel kam näher, zog an ihnen vorbei und wurde wieder leiser. Doch die Frau machte keine Anstalten sich zu bewegen. „Wer immer das war... sie sind jetzt weg!“, sagte er gedämpft durch ihre Hand. „Sieht so aus.“
Endlich nahm sie die Hand von seinem Mund, aber blieb immer noch da wo sie war.
„Kannst du bitte wieder aufstehen?“, bat er. „In der Ruhe liegt die Kraft“, entgegnete sie und sah dem Soldaten in die Augen. Ein lächeln umspielte ihre Lippen. Das war das erste Mal, das er sie lächeln sah, aufrichtig. „Und ich liege doch sehr gut!“, sie klopfte ihm auf den Oberkörper.
„Sehr witzig, also... wer ist da gerade vorbeigeritten?“
„Vier Soldaten der Königsgarde. Und sie hatten es sehr eilig“, ihr lächeln schmolz, „die Männer waren aufgebracht. Sie waren alarmiert. Und ich weiß nicht warum.“
„Wenn wir hier im Graben liegen bleiben, werden wir es auch nicht in Erfahrung bringen.“
„Nein, da hast du Recht“, Seena stand auf und reichte ihm ihre Hand. Dankbar nahm er sie an und sie half ihm auf die Beine. Letzte Staubfetzen wurden vom Wind weggetragen, sonst wies nichts darauf hin, das hier gerade vier Soldaten entlang geritten waren.
„Shit! Ping!“, viel Nat ein. Er befürchtete, das die kleine Albe vielleicht von Seena zerdrückt worden sein könnte und öffnete seine Brusttasche. Das kleine Wesen blinzelte ihn aber sehr lebendig an. Nat viel Stein vom Herzen. „Alle gut bei dir?“
Die kleine strecke ihren Kopf aus der Tasche. „Ja? Wieso?“
„Die hat alles verschlafen?“, stellte Seena nüchtern fest. „Nicht so wichtig... Schlaf weiter!“
Ping gehorchte und verschwand wieder in der Brusttasche.
„Das waren doch Soldaten deines Königs, richtig? Warum also verstecken wir uns vor ihn?“, fragte sich Nat laut. „Stimmt schon, aber etwas sagte mir, das sie nicht gut auf uns zu sprechen sein würden. Frag mich nicht warum, ich bin da selber überfragt. Also, gehen wir weiter. Ich will heute noch ankommen.“
„Du hast mich in den Graben geworfen!“, erinnerte Nat sie. „Ja, ja. Los jetzt.“
 

baka

Ordensbruder
4

Nat hatte ehrlich gestanden keine Ahnung, was er sich unter einem Dorf in einer fremden Welt vorzustellen hatte. Natürlich glaubte er, eine Art kleine Gemeinde anzutreffen, mit einem Kiosk oder so. Aber als er zusammen mit der Magi Orfina erreichte, war die Ernüchterung groß. Einige Häuser, alt und brüchig, standen eng einander gekauert da, die Straße nicht mehr als ein ausgetretener Pfad, der auch noch schön mit Scheiße zugepflastert war. Interessanterweise gab es hier Rinder, zum ziehen von Wagen, und Pferde wie die, auf denen am Mittag die Soldaten ihren Weg gekreuzt hatten. Warum es beide Tiere auf einer fremden Welt gab, erschloss sich dem Soldaten nicht. Und er hatte auch keine Lust groß darüber nachzudenken. Die Straße wurde nur spärlich von einigen Fackeln erhellt, Ruß stieß in zornigen, kleinen schwarzen Wolken gen Himmel. Aus einem der Häuser, das einzige Doppelstöckige hier, das auf einer Art Dorfplatz stand, drang Gelächter und schiefe töne einer Geige an sein Ohr.
„Lass mich raten“, bat Nat, „das ist das Wirtshaus?“
Seenas Gesicht wurde zu einer Hälfte vom Fackelschein erhellt, die andere Hälfte lag im dunkel. Sie sah zu Nat und nickte. „Und da sollen wir uns mit deinem Meister treffen?“
„Ich treffe mich dort mit ihm, ich muss ihm das erst Mal mit dir erklären“, sie sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an. Einen den er nicht wirklich deuten konnte. „Ich schätze also, du schickst mich nicht wie angedroht in die Wüste?“
Seena runzelte ihre Stirn. „Wüste? Es gibt hier keine, warum sollte ich das also versuchen?“
Nat schmunzelte. „Das ist eine Redensart, da wo ich herkomme. Damit will man zum Ausdruck bringen, jemanden weg zu schicken, den man nicht mehr sehen möchte.“
Erklärte er. „Verstehe. Ich hätte dich nur zu gerne in die Wüste geschickt, aber die Umstände deiner Herkunft kann ich nicht ignorieren. Ob ich das nun wollte oder nicht. Also nein, ich schätze du bleibst erst Mal bei mir. Zumindest solange, bis wir wissen was mein Meister dazu sagt. Vielleicht messe ich dem ganzen auch zu viel Bedeutung bei“, Seena hob eine Augenbraue, „und er schickt dich dann in die Wüste.“
„Du lernst schnell“, stellte Nat fest. „Sonst wäre ich kaum eine Magi geworden. Halte kurz still bitte.“
Sie stellte sich vor hin, packte ihn bei der Schulter und rückte den Mann in die gewünschte Position.
„Was wird das, wenn es fertig ist?“
„Sei still!“, murrte Seena.
Sie ging zwei Schritte zurück und murmelte einige Worte, die Nat nicht verstand. Er gab es auch Informationen aus ihr ziehen zu wollen und ließ das, was auch immer sie tat, über sich ergehen. Die Minuten vergingen, Seena vollzog ihr Ritual, oder was immer das sein sollte, und wirkte dabei konzentriert. Irgendwann vollzog sie dramatisch eine Geste mit ihrem Arm. „Fertig!“
„Und was war das jetzt? Eine Art von Gebet?“
„Das war kein Gebet du ignorant! Ich habe dich mit einer Illusion der zweiten Stufe belegt. Für alle nicht magischen Wesen siehst du jetzt aus wie ein alter Mann, mein Diener! Somit erregen wir kein unnötiges aufsehen und gehen fragen aus dem Weg. Zumindest solange, wie du deinen Mund hältst!“
„Bitte?“
„Ich muss dich für paar Minuten alleine lassen. Glaubst du, du bekommst es hin, keinen ärger zu machen?“
„Und wenn mich jemand anspricht?“
Seena seufzte. „Dann sagst du, das du einer Diner des hohen Ordens der Pax bist. Wer das hört, wird dich in ruhe lassen.“
„Und wenn nicht?“
Seena grinste wissend. „Werden sie, keiner will sich mit dem Orden anlegen, glaub mir.“
Mit diesen Worten drehte sich die Magi um, raffte ihr Kleid und überquerte den Vorplatz um zum Wirtshaus zu gelangen. Sie erklomm die vier Stufen, öffnete die Tür und verschwand im inneren.
Nat bleib im Schatten, zwischen zwei Häusern frierend zurück. Langsam fühlte er sich wirklich schon wie ein Diener. Ein verdienter Kriegsheld, rief er sich ins Gedächtnis, behandelt wie der ungeliebte, alte Bluthund den keiner mehr will. So stand er eine weile da, und trauerte um seinen Ruf als respektiert Mann, als ihn etwas aufhorchen ließ. Drei Männer in Uniform kamen die Straße hinauf. Sie trugen Brustpanzer aus Leder, hatten ebenfalls Lederhosen und festes Schuhwerk an. An ihren breiten Gürteln trugen sie Schwerter. Das waren Soldaten, und wenn Nat nicht alles täuschte waren es sogar die, vor denen sich Seena und er heute Mittag versteckt hatten. Nat fluchte innerlich und zog sich etwas weiter in den Schatten der Häuser zurück, aber es war zu spät. Einer der Männer hatte ihn gesehen. Er machte seine Kameraden darauf aufmerksam und die drei kamen auf ihn zu. Warum nur sollten sie das tun? Nat war lange genug im Geschäft um zu wissen, wann es ärger gab. Und er beherzigte die Warnung der jungen Magi. Langsam, ohne Hektik, legte er die Hand an den Griff seiner MP7, und legte seinen Daumen auf die Sicherung.
Die drei Männer fächerten sich auf, langsam, ohne übertrieben eile. Noch hatte keiner von ihnen eine Hand an den Knauf ihres Schwertes gelegt, aber das konnte sich natürlich jederzeit ändern. Der Mann in der Mitte, er war hochgewachsen und strahlte eine gewisse Autorität aus, ergriff das Wort. „Was machst du hier, alter Mann? Es herrscht Ausgangssperre!“, blaffte er und grinste dabei.
Ausgangssperre? Interessant.
„Verzeiht“, versucht sich Net altertümlich, „meine Herrin hat mir aufgetragen hier zu warten.“
Er senkte seinen Kopf, um demütig zu wirken. So, wie man es von einem Diener erwarten würde, schätze Nat.
„Und wem dienst du?“, wollte der Schönling wissen.
„Der Magi des hohen Ordens der Pax, Herr.“
Die Männer spannten sich an, Schwerter wurden blank gezogen. Die zwei Kameraden sahen sich um, während der Mann in der Mitte Nat am kragen packte, aus dem Schatten zog und gegen die Wand drückte. Ohne Gegenwehr ließ er es geschehen.
Soviel zum Thema Respekt gegenüber dem Orden.
„Wo? Wo ist sie?“, knurrte der Soldat, der Nat mit harten Blick anstarrte. Wie aus einem billigen B-Movie, wurde wie auf Bestellung, die Tür zum Wirtshaus laut aufgeschlagen. Aufgeregte Schrei drangen aus dem inneren heraus. Die zwei Bewaffneten drehten sich alarmiert um. Auch der Anführer, der Nat gepackt hielt, drehte seinen Kopf. In dem Moment stolperte die Magi aus der Tür, rutschte an der Kante ab und viel die Treppe hinunter, wo sie keuchend am Boden liegen blieb.
„Ah... da ist sie ja!“, der Mann löste den griff um Nats Kragen und drehte sich um. Zusammen mit den anderen gingen sie jetzt langsam auf die am Boden liegende Frau zu. Aus der offenen Tür folgte der Frau ein weiterer, großer Mann, dessen Gestalt als dunkle Umriss vor dem hellen Hintergrund auftauchte.
„Männer! Eine weitere Gefangene! Fesselt sie und bringt sie nach Hofstein, zu den anderen!“, befahl der Mann, von dem Nat schätze, er war der Anführer dieser kleinen Gruppe.
Seena einstweilen wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und starrte wütend zu dem Soldaten auf, der sie scheinbar aus dem Haus befördert hatte.
„Wie könnt Ihr es wagen! Wisst Ihr nicht wer ich bin?!“, zischte sie.
„Oh doch, und unsere Befehle sind eindeutig“, grollte der Offizier. „Alle Mitglieder des hohen Ordens gefangennehmen und nach Hofstein überstellen!“
Seena kauerte einen Moment fassungslos am Boden. „Verhaften? Wegen was?“
„Wegen Hochverrat an der Krone!“
„Das... das ist doch lächerlich! Mein Orden hat der Krone immer treu gedient!“
„Warum ist mir völlig egal, junge Magi. Ich habe meine Befehle, und sie kommen von ganz oben. Wie Ihr gemerkt habt, nutzen Euch eure Zaubertricks bei uns nichts. Also leistet keinen widerstand!“
„Herr Oberst“, der Mann, der Nat bedrängt hatte zeigte auf ihn, „was soll mit ihrem Diener passieren?“
Nat konnte den Blick des Offiziers nur erahnen, aber er spürte, das er ihn musterte.
„Ebenfalls mitnehmen!“
Das war also das Stichwort. Nat hatte keine Ahnung was hier gerade passierte. Er wusste nur, das es nicht gut für die zwei enden würde, würden sie sich jetzt Gefangennehmen lassen. Er entsicherte die MP7, zog den Schulterstützen aus und nahm die Waffe in Anschlag. Er visierte sein Ziel an und drückte ab. Laut peitschte der Schuss durch die Luft. Die Hülse viel dumpf auf den erdigen Boden, und wie von Geisterhand wurde der Offizier im Türrahmen von der Wucht des Geschosses umgeworfen. Er viel rücklings zu Boden, schrie entsetzt auf und hielt sich die getroffene Stelle.
„Ah! Meine Schulter!“, jammerte er. Die drei anderen Soldaten starrten ihn verwirrt an. Nat nahm jetzt den Schönling ins Visier.
„Weg von der Frau! Schwerter fallen lassen. Der nächste Schuss wird tödlich sein“, drohte Nat. Die Männer sahen einander fragend an, kamen aber der Aufforderung nach. Sie legten ihre Schwerter in den Dreck. „Weiter weg!“
Die drei gingen mit erhobenen Armen zurück. Nat behielt sie die ganze Zeit im Auge und seine Waffe im Anschlag. Er setzte sogar noch eines oben drauf, und schaltete den Laser an seinem LLM Modul an. Ein dünner, roter Punkt strahlte jetzt auf der Brust des Schönlings. Nat lief langsam einen Halbbogen, und nährte sich Seena, die nicht weniger überrascht schien.
„Steh auf“, bat er an die Magi Gewand. „W... was für eine Art von Magie ist das?“, fragte sie außer sich.
„Das ist keine Magie, sondern simple Mechanik gepaart mit Physik. Aber können wir das später besprechen?“, bat er.
„Ja... ja du hast Recht“, sie richtete sich auf. Nat sah, das etwas Blut an ihrem Mundwinkel klebte. Der Wichser hatte sich geschlagen. Gut das er das erste Ziel für ihn war. Der Offizier wälzte sich nach wie vor am Boden und keuchte schmerzerfüllt. Grimmige Genugtuung erfüllte Nat.
Seena sah ihn kurz an und ging dann auf den Schönling zu. „Seena? Was wird das?“, fragte der Mann und senkte seine Waffe.
„Ich will wissen was hier los ist! Der König würde uns nie verraten!“
Die Magi zog ihr Messer aus dem Gürtel, kam näher an den Soldaten heran und drückte ihm die Klinge gegen den Hals, ganz wie damals bei ihm.
„Rede“, presste sie wütend zwischen ihren Zähnen hervor. Zur Sicherheit nahm Nat den Mann neben dem Soldaten ins Visier.
Schönling schluckte schwer. „Wir haben unsere Befehle... mehr weiß ich nicht“, sagte er knapp.
„Du willst wohl als Held sterben?“
„Ich weiß nicht warum wir euch verhaften sollen. Der Befehl ging Zeitgleich an alle Garnisonen raus.“
„Der Orden?“
„Wurde vollständig geräumt, auch die Außenposten.“
„Und alle wurden nach Hofstein gebracht?“
„Ja“, bestätigte der Mann mit zittriger Stimme.
Seena verweilte so eine ganze Weile, das Messer bereit einzusetzen. „Ihr seit gegen Magie geschützt. Wie?“
„Man hat uns Schmuckstücke gegeben. Es heißt, sie wären mit einem Bann belegt um uns vor möglichen übergriffen zu schützen.“
„Gib mir deines!“
„Seena, wir sollten verschwinden und sie nicht bestehlen!“, rief Nat ihr ins Gedächtnis. Doch die Magi ignorierte seinen Einwand einfach und hielt dem Soldaten ihre offene Hand hin. Der Mann streifte ein Armband ab und reichte es ihr.
Ohne weiteren Kommentar senkte sie ihr Messer, drehte sich um und lief an Nat vorbei. „Pass auf sie auf!“, befahl sie. Sie war wirklich geladen, all seine Sinne warnten ihn davor, seine Nackenhaare richteten sich auf. Es war das beste, ihr nicht zu widersprechen. Also nickte er nur und nahm den Schönling wieder ins Visier. Seena verschwand um die Ecke des Wirtshauses, und Nat fragte sich was sie vor hatte. Nach einigen Minuten tauchte sie auf dem Rücken eines Pferdes wieder auf. Ein weiteres führte sie am Zaumzeug mit sich.
„Ich hoffe du kannst reiten?“
„Nein, aber ich bin lernfähig.“
Nat lief langsam rückwärts, ohne dabei die Soldaten aus den Augen zu lassen. Er setzte einen Fuß in den Steigbügel, zog sich mit einem Ruck in den Sattel und übernahm von Seena die Zügel.
„Folgt uns nicht!“, knurrte Seena mit kalter Stimme den Männern zu, wendet ihr Pferd und trabte los. Nat gab seinem Pferd einen leichten tritt in die rechte Flanke. Es wendete sich und er machte sich daran der Magi zu folgen. „Was jetzt?“, rief er ihr zu, als er die Magi eingeholt hatte. „Ich brauch Antworten“, sagte sie. „Und wo sollen wir die finden?“
„Castle Rock“, sagte sie und gab ihrem Pferd die Sporen. Nat hatte keine Ahnung was das jetzt sein soll, aber er folgte ihr Kommentarlos.
 
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