[Biete] Die Geburt des Dämonenschlächters

Hey Leute,

die nachfolgende Geschichte war eigentlich als Beitrag für den Schreibwettbewerb gedacht, doch da ich Tag und Uhrzeit verwürfelt habe (in der festen Überzeugung Freitag 17:00 Uhr wäre eine passende Deadline habe ich dezent das Einsendedatum verpasst. Dennoch möchte ich euch die Gelegenheit geben die Geschichte zu lesen. Anmerkungen und Kritik sind sehr willkommen. >>>Hier<<< geht es zum Diskussionsbereich.

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Die Geburt des Dämonenschlachters

Du möchtest eine Geschichte hören? Nun gut. Hast du schon einmal von dem Tag gehört, an dem der Dämonenschlächter geboren wurde? Nein? Dann setz dich zu mir an den Kamin und ich werde dir von jenem schicksalhaften Tag berichten, an dem sein Weg begann:

Es war einer jener kalt-feuchten Herbsttage, die vom nahen des Winters kündeten. Der Zerfall des großen Shogunats hatte das Land innerhalb weniger Jahre zersplittern lassen und viele der großen Adelshäuser wandten sich gegeneinander. Jedes bestrebt sich selbst an die Spitze des Landes zu stellen. Kriege entbrannten. Hunger und Leid durchzogen das Land im Schlepptau der marschierenden Armeen. Nur die Krähen konnten sich an dem, was zurück blieb laben. Es war einer dieser Tage, an dem der junge Krieger Itsuki auf einem Hügel nahe des Wesengu-Flusses stand und fror.

"Es ist viel zu kalt für diese Zeit des Jahres.", murmelte er und rieb sich die Hände um ein wenig Gefühl in die tauben Finger zu bekommen.

"Der Siebenjahreswinter steht bevor, so sagte es mir einer der weisen Männer, Tawane-sama.", sagte sein Leibwächter Masao Usugoya, der einzige Mann seines Heeres, der ihn auf den Hügel hatte begleiten dürfen. Anstelle einer Waffe hielt der Leibwächter einen Stab, an dem die Flaggen des Hauses Tawane,, sowie der Unterhändler flatterten.

"Und wenn bis dahin kein Friede herrscht, so wird der Wesengu einfrieren und unsere einzige natürliche Grenze zum Hagasai-Fürstentums wird sich auftun und sie wie die Schakale in unserer geliebtes Land strömen lassen. Nicht nur ihr lauscht den Worten der weisen Männer, Usugoya-san."

"Verzeiht, Tawane-sama. Natürlich.", sagte Masao und verneigte sich demütig. Dann schwieg er. Erst als die Flagge des Unterhändlers des Hauses Hagasai am Fuße des Hügels erschien, wagte er erneut zu sprechen.

"Wen uns das Haus Hagasai wohl geschickt hat?"

Einige Minuten später wurde seine Frage beantwortet. Zwei Männer auf dunklen Pferden trafen ein. Der erste war ein riesenhafter Samurai, dessen Rüstung jeglichen Pomp vermissen ließ und übersäht war mit frischen Narben jüngster Kämpfe. Eine blutrot lackierte Mempō verbarg das Gesicht, doch die stahlgrauen Augen blitzten gefährlich darüber hinweg. Er schwang sich von seinem Pferd und schritt in anmaßender Gelassenheit zum zweiten Pferd, auf dem eine Gestalt hockte, die in einen weiten Umhang gehüllt war, dessen Kapuze das Gesicht vollkommen verbarg. Mit einem ruck zog der Krieger die Gestalt hinab und schleuderte sie auf den Boden. Erschrocken sog Masao kalte Luft ein. Itsuki versteckte seine Überraschung besser. Keiner von Ihnen hatte je an einer Friedensverhandlung teilgenommen, doch dies schien ihnen ein ganz und gar unpassendes Schauspiel.

"Ich bin Itsuki Tawane, Abgesandter des Hauses Tawane. Wer seid ihr und was hat das zu bedeuten? Ist das eure Art der Verhandlung?", fragte Itsuki schroff, als der maskierte Krieger jegliche Höflichkeit bei der Erwiderung der formellen Begrüßung vermissen ließ.

"Wer ich bin verlangt ihr zu wissen?", dröhnte eine tiefe, bedrohliche Stimme, dicht gefolgt von einem heiseren, kehligen Lachen. Langsam nahm der Krieger die Halbmaske ab und ein hartes, vom Krieg zerfurchten Gesicht kam zum Vorschein. Masao erschrak. Er murmelte ein Schutzgebet und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

"Tawane-sama. Das ist Tsuyoshi der Dämon. Der Schlächter von Tausend. Der grausamste Mann seit Tygon dem Verstümmler."

Itsuki hatte diesen Namen schon gehört. Und auch die Geschichten, die dahinter standen. Seine Männer erzählten sich derartige Geschichten und auch in den Wirtshäusern kursierten Schauermärchen, die der Krieg der Fürstentümer hervorgebracht hatte. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Magen breit.

"Warum schickt das Haus der Hagasai einen Mörder wie euch zu einer Friedensverhandlung?", fragte Itsuki. Tsuyoshi lächelte kalt.

"Warum schickt das Haus Tawane einen wertlosen Bastard? Ist der Fortbestand des Reiches dem großen Fürsten so unwichtig, dass er einen Mischling die Verhandlungen führen lässt? Weiß er denn nicht, dass unreines Blut eine unumgängliche Brutstätte des Verrats ist? Warum schickt er nicht einen seiner echten Söhne? Einen seiner berechtigten Erben? So wie Yukihiro den Thronfolger, oder von mir aus Kanasei oder selbst Warui den jüngsten seiner Söhne. Stattdessen spuckt er auf den Frieden den mein Herr ihm anbietet und sendet euch.“

"Kanasei ist im Hochsommer im Feldzug gegen das Haus Nubunate gefallen, Yukihiro ist seit dem Spätsommer vermisst und Warui ist gerade mal acht Jahre alt und nicht in der Lage derartige Verhandlungen zu führen. Das sollte euch bekannt sein."

Er zog eine Schriftrolle mit dem Siegel des Hauses Tawane hervor und entrollte sie vor Tsuyoshi.

"Dies ist die Legitimation meines hohen Vaters, die mir alle Rechte eines vollwertigen Familienmitglieds einräumt und mich zu dieser Verhandlung in allen Belangen befugt.", sagte er schroff.

"Blut ist dicker als Tinte. Was scheren mich also Wort und Siegel, wenn ich das hier habe."

Er riss der zu seinen Füßen kauernden Gestalt mit einem Ruck die Kapuze vom Kopf. Alle Beherrschung fiel von Itsuki ab. Ihm entfuhr ein Aufschrei und er starrte erschrocken in das zerschundene Gesicht der Gestalt. Die Nase blutig, die Lippe aufgeplatzt und ein Auge zugeschwollen. Das Haar fettig und zerzaust, der Stolz aus der Haltung und dem gesunden Auge gewichen. Und doch erkannte Itsuki den jungen Mann. Er hätte ihn überall erkannt.

"Yukihiro", rief er und eilte einen Schritt nach vorn, doch Tsuyoshi hielt mit einer ausgestreckten Hand auf.

"Nicht so schnell. Erst den offiziellen Teil. Die 'Verhandlung'!", sagte er und lachte. Itsuki hörte die Worte nur am Rande. Yukihiro lebte. Nach all den Monaten endlich die Gewissheit. Sein Bruder. Sein Halb-Bruder auf dem Papiere, doch sein einzig wahrer Bruder im Herzen. Mit nur einem halben Jahr Unterschied, waren sie zusammen aufgewachsen. Yukihiro hatte Itsuki stets wie ein gleichwertiges Familienmitglied behandelt, nicht so wie der Rest der Familie. Er hatte mit ihm das Kämpfen geübt und zusammen mit ihm bei Meister Anuyan gelernt, wie man rechnete und schrieb. Sie waren zusammen auf die Jagd nach Mädchen gegangen und ganz der Tradition ihres Hauses folgend in den Dienst ihrer Armee getreten. Yukihiro als Befehlshaber, Itsuki als einfacher Soldat, der sich so hochgedient hatte, wie sein zweifelhafter Stand es zuließ. Im Angesicht des Verlustes seiner beiden Söhne, hatte Fürst Tawane schließlich seinen Bastard in die Familie aufgenommen und ihm die Führung einer Armee übertragen um nach dem vermissten Sohn zu suchen und die Mörder des jüngeren Sohnes zu bestrafen.

Und nun hatte Itsuki ihn gefunden. Seinen Bruder. Seinen geliebten Bruder, der ihm ein Leben in einer Schicht ermöglicht hatte, die jedem anderen seines Standes verwehrt geblieben wäre. Ihn in diesem Zustand zu sehen brach ihm fast das Herz. Doch er war am Leben. Er würde zu zu seiner Familie zurückkehren können und Itsuki würde die letzten Zweifel seines Vaters zerstreuen können. Hastig überflog er die Vorschläge, die der Dämon ihm überreicht hatte. Als er begriff, was er da las, blieb ihm der Atem stehen.

"Das ... das ist keine Verhandlung. Das ist ein Diktat. So waren die Rahmenbedingungen nicht gesteckt worden.", sagte Itsuki. In seinem Kopf dröhnte es. Die Gedanken kreisten immer schneller. Wollte er das Land seines Herren retten und die Macht des Fürsten erhalten, so musste er das Diktat ablehnen und auf die ursprünglichen Rahmenbedingungen pochen. Das jedoch würde die Verhandlungen ausdehnen und seinen geliebten Bruder wieder aus der Reichweite seiner Familie reißen. Würde er das Diktat annehmen um seinen Bruder aus den Fängen des Feindes zu reißen, so würden tausende von Menschen seines Landes ihren Grund und Boden an das Fürstentum der Hagasai verlieren und in Leibeigenschaft geraten, oder fliehen müssen und den kommenden Winter nicht überstehen. In seiner Brust kämpften zwei Drachen gegeneinander und mit jeder Faser wollte er einfach nur noch schreien.

"Für den Frieden", krächzte Yukihiro matt und Itsuki merkte auf.

"Halt die Klappe", blaffte Tsuyoshi und versetzte ihm einen Schlag, der auch Itsuki und Masao zusammenzucken ließ, als seien sie getroffen worden.

"Beeil dich. Ich habe nicht ewig Zeit. Fürst Hagasai will eine rasche Antwort.", sagte der Dämon barsch. Itsuki wechselte einen langen Blick mit Yukihiro. Trauer befiehl ihn wie eine Fieberwoge und ließ seine Augen feucht schimmern.

"Für den Frieden...", murmelte er, unfähig es laut auszusprechen, aus Angst vor dem, was diese Entscheidung bedeutete. Yukihiro nickte entschlossen. Mit zitternden Fingern drehte Itsuki an seinem frisch geschmiedeten Siegelring herum. War das Leben des Prinzen nicht mehr wert als ein Stück des Reiches und ein paar tausend Bauern? Aber war er nicht eigentlich auch nur einer dieser Bauern? Wie gelähmt stand Itsuki da. Vollkommen überfordert von der Situation.

"Die Frist ist abgelaufen. Die Zeit der Entscheidung ist gekommen.", durchschnitt die Stimme des Dämons die Stille und schmerzte mehr und durchdringender als der eisige Wind.

"Ich...ich...", stammelte Itsuki und sah unsicher zwischen seinem Bruder und dem Erpresser hin und her. "Ich..."
Sein Bruder nickte ihm ein letztes Mal aufmunternd zu.

"Wähle den...", sagte er, doch Tsuyoshi brachte ihn mit einer harschen Geste zum Schweigen.

"Zu spät."

Er schlug seinen Umhang zurück. In seinem Obi steckte ein Schwert. Die goldgefasste Tsuba glänzte aufdringlich, ebenso die stumpfe Rückseite des Schwertes, als er es aus der Scheide zog. Die Klinge hingegen war so dunkel, dass sie schwarz wirkte, bis auf die Stellen, an denen abstoßende Runen und Schriftzeichen hineingeäzt waren. Allein mit der Tatsache, dass er eine Waffe mitgebracht hatte, spuckte Tsuyoshi auf alle Regeln eines Unterhändlers. Am höchsten Punkt blitzte die Schwertspitze kurz auf.

"Wir sind die Hunde des Krieges. Es kann keinen Frieden geben.", brüllte er und ließ das Schwert hinabsausen. Itsuki und Masao waren zu schockiert um zu reagieren. Wie festgewurzelt standen sie da, während sich das undenkbare wie in Zeitlupe vor ihnen abspielte. In allen grausamen Details wurde Yukihiro mit nur einem einzigen, sauberen Hieb der Kopf vom Körper getrennt. Eine unfassbare Beleidigung sondergleichen. Eine Hinrichtung wie bei einem Schwerverbrecher.

Da war es wieder. Das wölfische Grinsen, das noch mehr Grausamkeit aus den stahlgrauen Augen des Dämons blitzen ließ.

"Ein Mann der keine Entscheidungen treffen kann ist es nicht wert diese Bezeichnung zu tragen. Und nun lauft. Ich werde keinen Unterhändler töten. Das würde meinen Herren verärgern. Aber auf dem Schlachtfeld. Da werde ich mir auch deinen Kopf holen."

Mit einem bedrohlichen Schritt ging er an Itsuki vorbei auf Masao zu. Er nahm ihm die Flaggen aus den kraftlosen Händen und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Die Verhandlungen waren gescheitert. Mit einem höhnischen Lachen auf den Lippen kehrte der Schlächter von Tausend zurück zu seinen Truppen.

Einen Tag der Trauer. Mehr gönnte der Dämon dem Heer des Fürsten Tawane nicht. Noch vor dem Ablauf eines kompletten Sonnenumlaufes tanzten Pfeile durch den Himmel und gingen auf das Lager der Tawanes nieder, wie ein Schwarm gieriger Insekten. Der ersten Welle folgte eine Zweite. Dann eine Dritte. Dann brach eine Kolonne schwerer Reiterei aus einem nahen Nadelwald, in dem sie im Schutze der Nacht in Stellung gegangen waren. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Verteidiger schlugen die überraschenden Angriffe des Feindes tiefe Wunden in die Reihen der demoralisierten Verteidiger. So schnell wie sie gekommen waren, so schnell verschwanden die Reiter auch wieder, nachdem sie hart und erbarmungslos zugeschlagen hatten und noch bevor sie von den Lanzenträgern eingekesselt werden konnten. Nur langsam formierte sich die Verteidigung. Und als die schweren Reiter des Feindes zurückfielen, nahmen erste Reihen leichter Fußtruppen ihren Platz ein und füllten den Keil, den die Kavallerie geschlagen hatte.
Der blutige Nahkampf begann und langsam fanden die Verteidiger ihr Herz. Die Ausbildung übernahm ihre Bewegungsabläufe und die Wut über den Verlust ihres Prinzen war wie lodernde Feuer, welches die Männer mit Kraft speisten, kaum dass sie ihre Starre der Trauer und der Überraschung überwunden hatten.

Itsuki und Masao waren mitten drin. Nur langsam formierte sich eine brauchbare Schlachtordnung und die Delle, welche der erste Überraschungsangriff in die Linie der Verteidiger geschlagen hatte glättete sich langsam, während die leichte Infanterie des Feines von Lanzenkämpfern und Kriegern und voller Rüstung zurückgetrieben wurde.

Itsuki duckte sich unter einem schlecht geführten Speerangriff eines Feindes weg, während Masao neben ihm einem anderen Angreifer die Naginata tief in den Leib trieb. Blut quoll aus der Wunde hervor, doch der zusammenbrechende Feind wurde rasch von nachrückenden Gegnern ersetzt. Der Feind hatte keine Skrupel. Er schritt über die eigenen Verwundeten und Gefallenen hinweg, als wären sie nicht mehr als Steine in ihrem Weg. Während Itsuki einen Feind niederstreckte, erkannte er, dass dieser auf seiner Uniform eben jenes Muster verewigt hatte, dass der Dämon aus Kratzern in seiner Gesichtsmaske trug. Wie eine Auszeichnung. Während Masao ihn von einem seitlichen Angriff abschirmte, ließ Itsuki den Blick über die wogende Menge. Viele der Feinde hatte dieses Symbol auf ihrer Uniform. Manche auf der Brust, andere auf dem Helm oder dem Ärmel. Aber alle in dunklem Blutrot.

„Das ist Wahnsinn“, brüllte Masao. Und das war es. Der totale Wahnsinn. Keiner von Ihnen, nicht einmal die kampferfahrensten Veteranen hatten so etwas schon Mal erlebt. Dieser verbissene Fanatismus schlug alle Konventionen der großen Kriegskunstschulen in den Wind. Er wendete die eigenen Verluste gegen die Verteidiger, womit die Moral der Truppen Stück für Stück untergraben wurde. Trotz erbitterter Gegenwehr begann die Linie des Hauses Tawane zu schwanken. Die vorstürmenden Truppen unter der Führung des grausamen Tsuyoshi machten Boden gut, doch Itsuki hielt verbissen die Stellung und sammelte die ihn umgebenden Truppen so gut es ging. Einige Inseln von Männern hielten stand. Der Rest wurde in wogendem Chaos nach hinten gespült. Die Schlacht und die Zukunft des Landes standen auf der Kippe. Und dann, an jenem schicksalhaften Wendepunkt der Schlacht geschah es.

Itsuki erblickte ihn. Den Feind. Die Personifizierung des Bösen. Das Ziel seines Zorns. Das Ventil seiner Trauer. Tsuyoshi der Dämon. Tsuyoshi Schlächter der Tausend. Der Mörder seines Bruders. Mörder seiner Zukunft und schwebendes Damokles-Schwert über den Köpfen seines Volkes.
Inmitten einer Kohorte von elitären Samurai, die allesamt das Markenzeichen ihres Befehlshabers auf den Schulterpanzern ihrer Rüstungen trugen, kämpfte er sich durch eine Gruppe Schwertkämpfer, die trotz leichterer Rüstungen nicht agil genug waren der brachialen Gewalt der Elitekrieger und ihres monströsen Anführers nicht gewachsen. Mit einem langgezogenen Wutgeheul rannte Itsuki los. Freund und Feind verschwammen für ihn zu einer gesichtslosen Masse. Alles was seine Tränen verschleierten Augen erkennen konnten war die blutrote Maske des Dämons. Masao wollte ihn zurückhalten, doch Itsuki riss sich los. Etwas unverständliches brüllend warf sich einer der Samurai auf ihn, kaum dass Itsuki die Kohorte des Dämons erreicht hatte. Ein einziger, kraftvoller Hieb, angetrieben von kochendem Zorn streckte ihn nieder.
Tsuyoshi lachte. Er erkannte Itsuki und winkte ihn zu sich. Seine Kohorte teilte sich und ließ ihn durch. Sie bildete einen Kreis und eine Arena entstand. Der Kampf der Hundertschaften um sie herum mochte gestoppt haben. Er mochte ebenso gut gnadenlos weitergegangen sein. Itsuki wusste es nicht. Er wusste nur eins. Er musste den Dämonen töten.

"So trifft man sich also doch noch. Auf dem Feld der Wahrheit. Dem Geburtsbecken echter Krieger.", tönte Tsuyoshi hämisch und hielt sein Schwert seitlich, die Deckung einladend offen. Itsuki folgte der Einladung ohne nachzudenken, geblendet von seinem Zorn. Lachend wehrte der Dämon seinen Angriff ab und schlug seinerseits zu. Itsuki parierte. Schlug zu. Tsuyoshi wich aus. Den folgenden Streich konnte Itsuki nur mit Mühe abwehren. Er versuchte einen fruchtlosen Hieb, der sogleich gekontert wurde. Itsuki taumelte. Beinahe wäre er gefallen, doch der Gedanke an seinen Bruder gab ihm einen neuen Impuls. Er nutzte den Schwung. Schleuderte herum und ließ hämmernde Schläge auf den Mörder seines Bruders niederregnen. Kräftige, zügellose Schläge, frei von jeglicher Finesse, doch sie trieben Tsuyoshi in die Defensive.

"Ho ho. Welch unerwartete Kraft.", spottete Tsuyoshi und drückte seine Hand gegen die flache Seite seines Schwertes um die wilden Schläge besser abwehren zu können.

"Halts. Maul.", presste Itsuki hervor. Vor Zorn und Anstrengung war sein Gesicht rot angelaufen. Er hatte sich überschätzt.. Langsam, wie schleichendes Gift, übermannte ihn die Schwäche. Das Blut rauschte in seinen Ohren und plötzlich war da Schmerz. Dumpfer Schmerz im Oberschenkel. Das Bild verschob sich und es dauerte einen Moment, bis er realisiert hatte, das er auf dem Boden kniete. Tsuyoshi hatte ihn mit einem kräftigen Tritt den Stand genommen. Die auf sein Gesicht zurasende Klinge parierte er aus einem Reflex heraus. Schlug sie beiseite. Er stemmte sich hoch und stach mit der Spitze seines Katanas nach dem Gesicht des Feindes. Kreischend zog die Klinge eine neue Furche in den Gesichtsschutz, durchtrennte das Band, welches den Helm hielt und schleuderte ihn vom Kopf seines Besitzers. Daneben, durchzuckte es Itsuki. Er wird wohl sein Symbol erneuern müssen, dachte er seltsamerweise in totaler Ruhe, während Tsuyoshi Raum zwischen sich und seinen Kontrahenten brachte. Energisch riss er die Maske vom Gesicht und schleuderte sie zu Boden. Da war es wieder. Das wölfische Grinsen. Itsukis Kopf setzte aus. Schwert voran warf er sich auf seinen Gegner. Einen Augenblick später fand er sich auf dem Boden wieder und starrte auf die blutigen Überreste seiner Hand. Sein Schwert war in weiter Ferne verschwunden. Zwei seiner Finger fehlten. Langsam wanderte sein Blick, vom Schock zu einem schmalen Tunnel zusammengestaucht zur grinsenden Dämonenfratze hinauf.

"Doch nur ein Bastard. ", höhnte Tsuyoshi siegessicher und hob das Schwert zum finalen Schlag, der das Schicksal des Landes entscheiden würde.

"Für den Frieden.", murmelte Itsuki und stemmte sich hoch. Er tauchte unter dem Schlag durch. Blanker Stahl blitzte in seiner gesunden Hand. Tsuyoshi gurgelte, als der Dolch sich tief zwischen den Lamellen seiner Rüstung in seinen Körper bohrte. Klappernd fiel sein auffälliges Schwert zu Boden. Itsuki schubste den verwundeten Feind zurück. Fand sein eigenes Schwert nicht und griff stattdessen nach dem vergoldeten Schwert des Dämons.

"Für meinen Bruder.", flüsterte er und stach zu.

"Für mein Volk." sagte er und stach zu.

"Für den Frieden." brüllte er. Und stach zu.

Wortlos und gurgelnd ging Tsuyoshi zu Boden. In einem Moment der Erleichterung, einem Augenblick der Befreiung riss Itsuki das eroberte Schwert in die Höhe und brüllte mit unmenschlicher Lautstärke seinen von Trauer überschatteten Triumpf über das gesamte Schlachtfeld hinaus. Von neuem Mut beseelt sammelte sich sein Heer bis auf den letzten noch stehenden Mann und warf sich mit neuer Kraft gegen die nun führerlosen Angreifer.

Unbeeindruckt von alledem fiel sie hinab. Die erste Schneeflocke. Der Siebenjahreswinter war unbemerkt gekommen. Und mit ihm der in lange vergessenen Prophezeiungen angekündete Dämonenschlächter, der den Verlauf der Dinge in eine ganz neue Richtung veränderte. Doch das ist eine andere Geschichte.
 
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