[Diskussion] Disneys Descendants - Die Nachkommen

TheDarkness2

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Uff, warum tu ich mir das nur an? Hat mich der Rücktext auf der DVD Hülle neugierig gemacht? War es dieser Hauch von Continuity Brechung der mitschwang oder einfach nur der Reiz zu sehen was man aus dem schier endlosen Potenzial macht? Oder sollte ich sagen wie Disney das Potenzial in den Sand setzt? Ich habe keine Ahnung mehr, es ist mitten in der Nacht und ich bin einfach kaputt ohne schlafen zu können. Das ist denke ich als Dauernachtwache normal, also was solls und auf ins Review.

Zunächst stellt euch vor das alle eure Disney Filme wirklich in einem Universum passiert sind, das sie alle zusammenhängen und sich so ereignet haben. Es gibt Agrabah, das Königreich von Triton, das unentdeckte Land von Pocahontas, das Königreich von Dornröschen, das Königreich ovn Cinderella, den Wald der 7 Zwerge, Nimmerland und das Schloss mitsamt Dorf aus die Schöne und das Biest. Und sie alle existieren auf einem Planeten! Es ist wie eine gewaltige Büchse der Pandora mit endlosen Möglichkeiten die Disney sich da geschaffen hat. Kann man so etwas überhaupt an die Wand fahren? Es ist wie der feuchte Traum eines Kindes von seiner Kindergärtnerin der wahr wird. Es ist als hätte man Weihnachten und Ostern an einem Tag.

Und jetzt kommt der Haken. Als Belle den Fluch des Biestes gebrochen hat und diesen heiratet erkennen Beide das es so nicht weitergeht. Das Böse wird immer existieren, egal wie sich die Welt wandeln wird. Es wird immer böse Dinge geben die mit ihrer Macht die Existenz aller Lebewesen bedrohen. Also vereinen die beiden alle Königreiche unter einem Banner, dem Banner des Landes Auradon. Einer Union der Freiheit, Brüderlichkeit und Einheit. Ein Ort an dem das Gute herrscht und nichts Böses mehr existiert. Mit Hilfe der guten Fee und mit Hilfe von magischen Artefakten bannt man alle Bösewichte auf eine Insel ohne Hoffnung auf Rückkehr. Im Auftrag des Biestes, der zum König von Auradon gekrönt wird, und Belle seiner Königin sichert die gute Fee die Insel mit einem magischen Zauberbann der alle Magie im Keim erstickt und jede Flucht unmöglich macht.

Somit befinden sich alle Schurken auf einer Insel, einem heruntergekommenen und trostlosen Ort. Alles wirkt wie in einem Industriegebiet, verwinkelte dunkle Gassen, schlechte Luft und Armut / Elend soweit das Auge reicht. Die Bösewichte werden durch den Zauber der guten Fee dazu gezwungen ihr Leben auf der Insel zu organisieren und diese zu regieren. Und so fällt die Leitung der Insel unter die fähigen Hände von Malefice, Cruella de Vil, der bösen Königin und Jafar.

Und so gingen die Jahrzehnte ins Land, Auradon wurde zu einem Land des Wissens, des Fortschrittes und des Wohlstandes. Magie und die damit verbundenen Relikte sind Teil der Vergangenheit des Königreiches, niemand erinnert sich mehr an die dunklen Zeiten und die Insel im Meer dient als Mahnmal sich an die Werte in Auradon zu halten. Und das ist der Status Quo den man im Schnellverfahren serviert bekommt bevor man in die Story einsteigt. Und ehe es losgeht präsentiere ich zwei Bilder um euch zu zeigen auf welchem finanziellen Niveau wir uns bewegen, denn das zu beschreiben ist unglaublich schwierig glaubt mir. Selbst wenn ich euch die Bösewichte beschreiben würde, nichts käme dem gleich und manches würdet ihr als Sarkasmus auffassen. Dabei meine ich es ernst, deswegen erstmal jetzt die Bilder.



Darf ich vorstellen, von links nach rechts: Jafar, der Erzfeind von Aladin und in dieser Version wohl kaum noch wieder zuerkennen. Er ist ein Dieb, ein Tagelöhner und lebt von Hehlereien und nimmt damit die Züge von Aladdin an ehe dieser den Wandel vollzog. Dann haben wir Cruella de Vil, diese hat panische Angst vor Hunden und hat regelrechte Panikattacken wenn sie nur in die Nähe von einem kommt. An diesem Trauma sind wohl 101 Dalamatiner Schuld. Dann folgt Malefice, die im Grunde als einzige noch ihrem ursprünglichen Charakter entspricht. Verschlagen, hinterhältig und hochintelligent. Selbst ohne Magie nicht zu unterschätzen. Auch wenn sie aussieht wie Rita Repulsa von den Power Rangers, was ihre Auftritte regelrecht zu nichte macht da man diese nicht wirklich ernst nehmen kann. Und als Letztes die böse Königin von Schneewittchen, die selbstverliebt in ihren Spiegel schaut und keinen Schönere neben sich akzeptiert. Außerdem hasst sie Äpfel und benötigt jede Menge Make Up um ihre Alteserscheinungen zu retuschieren. Eine Weiterentwicklung ihres ursprünglichen Charakters.


Und das sind unsere Hauptfiguren. Ich präsentiere von Links nach Rechts: Evie, die Tochter der bösen Königin. Mal, die Tochter von Maleficel. Carlos der Sohn von Cruella de Vil und Jay der Sohn von Jafar. Am Anfang noch Abziehbilder ihrer berühmten Eltern, entwickeln sich diese Figuren im Laufe des Films.

Ben ist der Sohn von Belle und dem Biest, er soll bald zum König gekrönt werden und sein erster Beschluss ist es 4 Kindern von der Insel die Chance zu geben in Auradon zu leben, sich den Regeln anzupassen und zu beweisen das die Schuld der Eltern nicht auf deren Kinder übergegangen ist. Die Wahl von Ben fällt auf Evie, Mal, Carlos und Jay. Das Biest ist wenig begeistert von dem Erlass seines Sohn, doch Belle lenkt ein und findet die Idee gut. Und so kommt es zum ersten Mal seit gut 20 Jahren zu einem Kontakt zwischen der Insel und Auradon.

Malefice und ihre Kollegen trichtern ihren Kindern ein das dies die Chancen ist endgültig in ihre Fußstapfen zu treten und zwar indem sie den Zauberstab der guten Fee stehlen und diesen ihr aushändigen. Dies soll ihr und den anderen wieder die Macht geben die sie einst hatten und eine neue Schreckensherrschaft einleiten, schrecklicher als es die erste je gewesen ist.

Als die 4 Kids in Auradon ankommen erwartet sie eine vollkommen andere Welt. Ihre rebellische, draufgängerische und rücksichtslose Art eckt schnell an. Und als es zwischen Ben und Mal beginnt zu knistern ist nicht nur Audrey, der Tochter von Aurora und Verlobte von Ben ein Dorn im Auge. Viele haben Vorurteile, die sich auch zu bestätigen scheinen. Doch bald schon finden sich die 4 in ihren Rollen ein, sie finden ihre Vorteile, erarbeiten sich ihre Träume und kommen auf den Geschmack der Freiheit. Zum ersten Mal werden sie gefördert, erhalten Lob und können ihre Talente voll ausspielen. Doch durch Audreys Hass und Mals Manipulationsgabe geraten die Dinge doch noch außer Kontrolle. Und am Ende müssen die 4 sich nicht nur entscheiden wo sie stehen, sie müssen es auch noch mit ihren Eltern aufnehmen und sich für ihren weiteren Weg im Leben entscheiden...

Wie versemmelt man solch ein Potenzial? Nun, indem man so einen Film dreht. Der Ansatz ist gut, die Story verläuft in vorhersehbaren Bahnen und am Ende siegt natürlich das Gute. Disney eben, nur eben selten so dahingerotzt und mit wenig Liebe produziert. Die CGI Effekte wirken selbst bei den Barbie Filmen realistischer und die vorhandenen Probleme im Film handeln von den zu erwartenden Vorurteilen, deren Erfüllung und dem Bruch mit Traditionen. Geschenkt wie ich finde. Da liegen eben nicht die Stärken von dem Film.

Die Stärken liegen in den Charakteren. Mal sucht von Anfang an ihren eigenen Weg, aber sie stolpert über das Erbe ihrer Mutter und den Problemen die sie sich selbst in den Weg legt. Egal ob das ihre Anfangs manipulierte Beziehung zu Ben ist oder die Intrige mit der sie die Tochter der guten Fee gegen diese aufbringt. Mal ist ganz die Mutti, nur eben doch nicht so böse und ziemlich unsicher was den Aufenthalt und Mission in Auradon angeht. Sie ist der Star und auf ihr liegt der Fokus. Und die Schauspielerin macht ihre Sache hervorragend. Carlos selbst lernt das Hunde keine Monster sind und die Phobie seiner Mutter vollkommener Schwachsinn ist. Er ist schüchtern, aber intelligent und er ist oft der Rettungsanker der Vier mit seiner geerdeten Art. Jay ist zunächst wie sein Vater ein Dieb und Tagelöhner, doch durch seine Aufnahme ins Sportteam entfaltet er sein Potenzial und erkennt die Wichtigkeit von Teamgeist und Kameradschaft. Evie selbst ist eine hervorragende Designern und hat ein echtes Händchen für Organisation, Ablauf und Beauty. Die Entwicklung dieser 4 Charaktere steht im Fokus und kann vollkommen überzeugen. Ihr Wandel von Bad zu Good ist nachvollziehbar, logisch und konsequent durchgezogen.

Die Musical Nummern sind hervorragend choreographiert, manche Sind Ohrwürmer andere verursachen Ohrenkrebs. Die Rap / Hip Hop Version Be our Guest verursacht bei mir jetzt noch Schüttelfrost. Entweder man mag diese Disney typischen Gesangs Einlagen oder eben nicht. Rotten to the Core ging mir selbst Tage nach dem Film ansehen nicht aus dem Gehörgang. Es setzt sich dort fest und hämmert mit seinem Ryhtmus einfach weiter auf sämtliche Extasezentren im Hirn. Fürchterlich. Aber egal wie man dazu steht, die Nummern sind professionell aufgezogen und man merkt das hier viel Mühe reingeflossen ist.

Und was den Film in meinen Augen noch so besonders macht ist eben das alle Disney Werke existieren. Im Museum erhält man davon die beste Vorstellung und hinter jedem Charakter steht eine berühmte Mutter / Vater oder was auch immer. Es gibt sehr viele Querverweise, Verbindungen und Anspielungen. Wer Disney Filme in- und auswendig kennt und sie alle findet wird überrascht sein wie spielend leicht diese hier eingebunden wurden, wie flüssig die einzelnen Geschichten miteinander kombiniert wurden und mit welcher spielerischen Leichtigkeit man den Spagat zwischen Nostalgie und Neuem findet.

Es gibt sehr viele Pluspunkte, aber auch einige Negativpunkte. Was mich stört das man mit einem höheren Budget und etwas mehr Zeit einen echten Klassiker hätte zaubern können. Die Zutaten sind da, sie sind auch konsequent aufgebaut und durchgezogen. Und doch bleibt man weit hinter dem Potenzial zurück. Das beste Beispiel ist als sich Malefice in einen Drachen verwandelt und man sich plötzlich gedanklich zurück im Jahr 1993 an seinem 486er befindet und in Doom gerade seinem ersten Zombie begegnet. Der Drache versprüht den gleichen Charme und der klimatische Kampf gegen Mal ist dadurch absolut lächerlich.

Erwachsen werden, den eigenen Weg finden, das schwere Erbe der Eltern auf den Schultern und Vorurteilen begegnen. Der Film bleibt nicht ohne die typische Message. Und die kommt oft mit dem Holzhammer. Und was man Disney noch vorwerfen kann ist das man Mal in einigen Szenen ein wenig zu freizügig präsentiert, was kein Problem wäre wäre das Mädel damals nicht erst 16 gewesen. Der Humor schwankt zwischen Fremdschäm, Jugendslang und schlecht gemeinter Coolness. Manches zündet, manches nicht. Großartiges Beispiel: Die Szene als Mal zum ersten Mal Erdbeeren ist, da kann man nicht anders als sich wegzuschmeißen vor lachen.

Alles in Allem kann ich den Film empfehlen, er hat viel verschenktes Potenzial aber das was man daraus gemacht hat lässt träumen von dem was hätte sein können. Man erhält einen soliden, etwas trashigen und gut choreographierten Musical Film. Und damit man kann man im Grunde gut leben.
 
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