[Hinweis] Einige Japaner verabschieden sich im Tempel von ihren Kuscheltieren

Vamp84

Vampire Freak
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Friedhof der Kuscheltiere
Puppenliebe auf Japanisch




Wer in Japan einen Tempel aufsucht, dem kann es passieren, dass er eine wundersame Trauergemeinde vorfindet. Stilecht, mit allem was bei einer Trauerfeier dazu gehört. Nur die, um die getrauert wird, passen nicht so recht ins Bild.


Auf dem Altar sind die traditionellen Opfergaben aufgebaut: frische Früchte und ein Fisch. Viele Trauergäste sind zu dem Tempel in Koshigaya gekommen. Mit stillen Gebeten und brennenden Räucherstäbchen gedenken sie der Verstorbenen, schicken deren Seelen auf Wanderschaft. Erst bei genauerem Hinsehen wird dem uneingeweihten Betrachter klar, dass es sich nicht um eine normale Trauerfeier handelt. Denn hier werden keine Menschen betrauert, sondern deren Liebsten: ihre Puppen und Kuscheltiere.


"Nicht einfach wegwerfen!
"

"Auch Puppen haben Seelen und sind keine Gebrauchsgegenstände", erklärt Asahina Makato vom Berufsverband der Puppenbauer: "Man kann sie nicht einfach wegwerfen." Deshalb ruft der Verband einmal im Jahr zum Puppen-Massenbegräbnis auf. Dann kommen die Japaner in Scharen zu den buddhistischen Tempeln und Shinto-Schreinen des Landes, um dort ihren Puppen das letzte Geleit zu geben. Umgerechnet fünf Euro kostet das im Schnitt pro Puppennase.




Auch Knuddelaffen und Schmusehunde müssen gehen.

Viele kommen, um die Spielzimmer ihrer Kinder von Plüschtieren zu befreien: "Das sind einfach zu viele geworden", erklärt ein junger Mann: "Meine Tochter ist längst schon in der Schule und spielt gar nicht mehr mit ihnen." Doch die meisten bringen keine Kuscheltiere, sondern handgefertigte Puppen in Glasvitrinen.

Puppen haben eine lange Tradition


Puppen sind in Japan nicht bloß Spielzeug. Sie haben eine lange Tradition, werden geradezu als ein Teil der Familie angesehen. In jedem Haushalt steht eine, meistens aber gleich ein ganzer Hofstaat - mit Damen, Fürsten, Kriegern und Musikern. Ursprünglich drückte dies die Loyalität gegenüber dem Kaiser aus. Das soll der Familie Glück bringen. "Puppen tragen die Hoffnungen und Wünsche der Menschen in sich", so Puppenmacher Asahina.


Auf dem Nebenhof geht es den Puppen an den Kragen.

"Schade, dass er gehen muss", sagt ein Pärchen, das einen kleinen, tapferen Krieger mit weißem Pferd in der Hand hält: "Aber wir sind ihm dankbar, dass er unseren Sohn so viele Jahre begleitet und beschützt hat."

Persönliche Glücksbringer

Die Puppen, die an diesem Tag abgegeben werden, sind feinste Handarbeit. Viele von ihnen sind nicht unter 2000 Euro zu bekommen. Doch obwohl die meisten noch aussehen wie neu, dürfen sie nicht anderweitig genutzt oder weiterverkauft werden. Das ist für die Puppenbauer Ehrensache: "Puppen sind ganz persönliche Glücksbringer. Untrennbar und für alle Ewigkeit mit ihrem Besitzer verbunden. Niemand außer ihm kann etwas mit ihnen anfangen." Und deshalb kommen die Kunstwerke an diesem Tag allesamt in die Müllwagen. Aber natürlich erst, nachdem ihre Seelen die Puppenkörper verlassen haben.​
Wie findet ihr das, absurd oder eher eine gute Idee?
 

Zero

Chief 0perating 0fficer
Teammitglied
Admin
Wie findet ihr das, absurd oder eher eine gute Idee?
naja an sich ist die Idee nicht schlecht.
ein bisschen dumm find ich, dass sie die Puppen nicht weiterverkaufen dürfen. - auch wenn die Seele die Puppe verlassen hat.

Ich mein das wär doch ne gute Einnahme für die Tempel.

Oder man könnte ein Museum aufmachen - solche Sachen werden doch bestimmt angeschaut...

Aber gut, so ist halt der Glaube. Und den will ich nicht in Frage stellen.
 

NuinCloud

Ordensbruder
Absurd, vollkommen absurd. Und dennoch würde auch so etwas in unserer Wegwerfgesellschaft anklang finden. Meines wissens nach, glauben Japaner generell daran, dass jeder Gegenstand eine Seele besitzt, also warum auch nicht Puppen. Aber da gleich so ein Event daraus zu machen ist schon ziemlich seltsam. Naja, aber wie ich schon schrieb, würde es hier auch genug Verrückte geben, die sich diesem Kult anschließen würden.

So gute Nacht
 

ThA

【 ര.༵ര 】
Teammitglied
Mod
Also dass sie nicht weiterverkauft werden dürfen seh ich iwie ein. Wer will schon ne Puppe ohne Seele :XD:
Aber in einem Museum sollten sie schon untergebracht werden dürfen, denn es werden ja auch tote Menschen wie Pharaonen "ausgestellt" ....

Aber sonst find ichs nicht schlecht, dass man Puppen und Plüschtiere in Würde verabschiedet...
 

lone-tiger

Otaku Elite
Otaku Veteran
Vielen Kindern fällt es leichter, wenn sie wissen, dass es ihren Plüschkameraden gut geht bzw. diese eine ehrenvolle Bestattung bekommen.
Wer trennt sich schon gerne von einem Stofftier, dass man seit man denken kann besitzt?
Aber wer trennt sich auch schon von handgefertigten Puppen, die bis zu 20.000€ wert sind?
So ganz werden wir die Japaner nie verstehen... :)
 

esper

Novize
Jo, ist schon heftig, wenn man bedenkt was die für einen Wiederverkaufswert hätten.
Anderseits muß man halt diese Sitte respektieren. Schade eigentlich.

Apropos, Gert Anhalt hat im Rahmen seiner vierteiligen Bin-mal-kurz-Dokureihe über Japan Ende 2009 einen Teil genau diesem Thema gewidmet. Zu finden in der ZDF-Mediathek: klick mich
 

Herrman

Novize
Also ich finde diese Idee nicht unsinnig. Es gibt in Japan auch einen Tempel wo Mütter um ihre abgetriebenen Kinder trauern.
 

hitman19480

Scriptor
Wenn ich an meinen ersten Teddy denke, :wakuwaku: kann ich die Japaner sehr gut verstehen. Er hat mich seit ich ihn bekam einfach ständig und überall hin begleitet. Also warum sollte man sich nicht auch ordentlich von ihm verabschieden? Aber den hat jetzt sowieso mein Sohnemann... Aber wie schon jemand vor mir erwähnte, haben für die Japaner alle Gegenstände eine Seele. Selbst Küchenmesser die ausgedient haben werden zu einem Schrein gebracht. Sie haben ja auch viele Jahre gute Dienste geleistet...
 

Torbin

Gläubiger
Ich hab noch nen hampelmann von steif sowie nen teddy, die ich damals auf der station nach meine rgeburt bekommen habe, beide mittlerweile 22 jahre alt. könnte mir vorstellen die auch dahin zubringen wenn ihre zeit reif ist. ich find die ideeganz gut, gibt viele leute die an ihre knuddeltiere/puppen hängen und diese auch ne lange zeit mti sich rumtragen so kann man denen die letzte ehre erweisen, wenn man das so sagen kann.
 

WhatAMess

Ordensbruder
Wirklich skurril! Denke könnte aber insbesondere kleinen Kindern helfen sich von z.B. ihrer Lieblingspuppe zu verabschieden.
 
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