Ich nenne die Zuschauer bei den sgn. politischen Talkshows immer nur "Klatschfleisch". Früher nannte man sowas "Claquere", also in den Zuschauerreihen verteile Menschen, die für's Händeklatschen bezahlt werden. Ist heute noch üblich bei Wahlkampfveranstaltungen in den USA. Ich nenne die Leute deshalb "Klatschfleisch", weil sie außer dasitzen, gesehen werden und klatschen keine anderen Aufgaben erfüllen. Daß sie's dabei ganz umsonst machen, unterscheidet sie von den Profiklatschern. Die Knochen, die dem Fleisch den Halt verleihen und Statur geben sollen, sind dann die Gäste aus der Politprominenz oder die Moderatoren. Damit wird das Ganze dann zu einem stabilen Paket aus Fleisch und Knochen und fertig ist das Format.
Ich habe bisher so gut wie keine dieser Politshows verfolgen können, in denen das Publikum nicht wirklich jedesmal auch auf die absurdesten oder undemokratischsten Äußerungen eines Talkgastes einen Applaus gespendet hätte. Den meisten Besuchern scheint der Unterhaltungswert dieser Shows mehr zu bedeuten, als die inhaltlichen Aussagen der Promis. Da Fleisch nicht denkt, sondern nur reagiert, eben diese Benennung.
Selbst bei den verschiedenen Bürgertalk-Sendungen, die es im TV auf manchem Dritten des ÖR gibt, halten sich die Zuschauer erstaunlich stark zurück. Da frage ich mich, wo denn eigentlich die von der Presse und den Medien so oft zitierten "Wutbürger" geblieben sind? Ich finde schon, daß dem politisch motivierten Bürger von den Medien mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, befürchte aber, daß zu diesem Zweck geschaffene TV-Formate dann schnell auf das Niveau einer dieser Talkshows abrutschen könnten. Mich würde, nur mal so eine Idee, sowas wie eine Demo-Show interessieren, in der die Zuschauer dazu aufgefordert werden, mit friedlichen aber möglichst ausgefallen Mitteln ihr Ansinnen kundzutun, also vor den Kameras zu demonstrieren. Mich würde interessieren, wie weit dann die Menschen gehen würden, um ihrem Anliegen Aufmerksamkeit oder Zuschauer/hörer zu beschaffen. Wie man bei sowas den Anschein einer Spielshow vermeiden könnte, um für die diversen Themen den gebürenden Respekt zu wahren, weiß ich allerdings auch nicht. Würde den Medien vermutlich auch zuviel offensichtlichen Einfluß verleihen, sowas. Bleibt also vorerst wohl eher beim bewährten Format "Meat & Bones".