QuelleAuch im Dezember gibt es so manche Überraschung, die sich nicht unbedingt mit dem Wirken des Weihnachtsmannes erklären läßt. Schräges, Überraschendes, Krankes, Dreistes, Kurioses - der gulli:News-Wochenrückblick deckt es auf.
Die Woche begann mit einer, wenn auch keineswegs unerwarteten, Schreckensbotschaft für alle Datenschützer: Das Abkommen zur Weitergabe der SWIFT-Daten an die USA wurde von der EU verabschiedet. Ganz im Sinne der weihnachtlichen Nächstenliebe besinnt man sich in Europa auf die segensreichen Wirkungen des Teilens und teilt kurzerhand die finanziellen Daten der eigenen Bürger. Wer will angesichts von soviel Güte und altruistischer Großzügigkeit schon Kleinigkeiten wie Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung anführen? Manch einer ist jetzt vielleicht versucht, zu sagen: "die FDP". Aber auch diese war noch von ihrer egoistischen Bedenkenträger-Position abzubringen und öffnete sich den Segnungen der schönen neuen SWIFTen Welt. Wo kämen wir auch hin, wenn auf einmal jeder Datenschutz betreiben würde? Wahrscheinlich würden fünf Terroranschläge am Tag stattfinden, auf jedem Webserver Kinderpornos liegen und jedes Grundschulkind den ganzen Tag Killerspiele zocken. Was können wir doch froh sein, dass unsere Politiker so rührend für uns sorgen.
Eine weitere Gefahr für unsere Sicherheit: jugendliche Hacker. Wie wir seit Wargames wissen, können die mal eben einen Atomkrieg auslösen. Wenn Hollywood es sagt, muss es schließlich stimmen. Ähnlich geschult sind offenbar auch schwedische Polizisten, die kurzerhand einen schwedischen Hackerspace durchsuchten, obwohl dieser mit dem eigentlichen Grund des Einsatzes in einem Jugendclub gar nichts zu tun hatte. Dort beschlagnahmten sie dann einige hochgeheime Tools zum Knacken von Regierungs-Codes, einige Kilo Sprengstoff, einen Ordner mit Plänen zur Weltherrschaft und außerdem Tonnen von Drogen. Wirklich? Natürlich nicht. Aber es klingt wenigstens spektakulärer als die Realität, in der langweiligerweise nur Rechner, eine Spielekonsole, eine Menge anderer technischer Kram und eine Flasche Bacardi beschlagnahmt wurden. Und mit der Unterscheidung zwischen Realität und Film hält es ja anscheinend ohnehin nicht so genau. Neues zu diesem Fall gibt es, sobald sich die Polizei geeinigt hat, ob nun Tom Clancy, Dan Brown oder Kevin Mitnick das Drehbuch schreiben soll...
In die Reihe "Kurioses und Unglaubwürdiges" gehört wohl folgende News: Facebook verspricht mehr Privatsphäre! Demnächst in dieser Serie: "Microsoft verspricht mehr Sicherheit", "Bundesregierung verspricht mehr Bürgerrechte" und "ATI verspricht problemlos funktionierende Linux-Treiber". Oder auch: Britischer Innenminister verspricht NASA-Hacker, dass er in den USA anständig behandelt wird. Das jedenfalls haben die US-Behörden Alan Johnson versichert. Na, dann kann sich Gary McKinnon ja beruhigt in den Flieger setzen angesichts so integrer Menschen, die in den letzten Jahren von Amnesty und dem Roten Kreuz mit Auszeichnungen für die faire Behandlung von Gefangenen überhäuft wurden und außerdem der ganzen westlichen Welt als Musterbeispiel für Transparenz und Ehrlichkeit gelten. Wer Ironie findet, darf sie an Alan Johnson schicken.
Ansonsten haben wir in der vergangenen Woche gelernt, dass "password" kein gutes Passwort ist ("123456" übrigens auch nicht), dass der Internet Explorer mal wieder eine Lücke aufweist, dass ein weiteres Social Network einen Datenverlust erlitt und dass vier von fünf US-Kiddies gerne zocken. Nun ja. Da wäre ja eine Meldung über die erhöhte terroristische Bedrohungslage fast noch überraschender. Um die allerdings ist es momentan verdächtig ruhig.
Ob die Mullahs lieber die Schweiz in Schutt und Asche legen wollen aufgrund des dort kürzlich verabschiedeten Minarettbauverbots (immerhin wurde schon durch das Lahmlegen der Internetseite eines Musik-Orchesters ein absolut heldenhafter und beeindruckender Anfang gemacht)? Oder hat die neue Bundesregierung soviel mit Studentenstreik, Steuersenkungen und dem großzügigen Verschenken unserer privaten Daten zu tun, dass ihr für das Verbreiten von Schreckensmeldungen schlicht keine Zeit mehr bleibt? In letzterem Fall: einfach mal bei der schwedischen Polizei anfragen, die haben sicher noch ein paar fertige Ideen für gute Thriller in der Schublade. Hacker-Terroristen wären wenigstens mal was Neues - obwohl, angesichts der ständigen Beteuerungen über den Cyber-War wirkt auch diese Story irgendwie wie schonmal von der Regierung ausgeschlachtet. Vielleicht sollte man zu terroristischen Aliens übergehen. Diese dann aber bitte nicht mit SETI@home suchen, denn das könnte Ärger geben.
Die Chinesen spielen indes etwas Anderes: STP@home (Search Terrestrial Pornography at home). Das allerdings nicht zum Privatvergnügen, sondern weil Vater Staat dafür erhebliche Prämien zahlt. Offenbar sind die Chinesen nämlich den ungeliebten US-Amerikanern ähnlicher, als sie zugeben möchten: Beide haben panische Angst vor nackter Haut. Die Chinesen allerdings haben den Vorteil eines autoritären Unrechtsregimes einer geordneten und disziplinierten Gesellschaft auf ihrer Seite und gehen das Projekt kurzerhand von oben an. Seiten melden lassen, Belohnung zahlen, Seiten sperren. So einfach kann es sein. Gerüchte, dass diverse westliche Politiker angesichts dieser Idee vor Neid schon ganz blass sind, sind natürlich nichts als böswillige Verleumdung.
Wer in der nächsten Woche aus der Reihe tanzt und wer sich nur allzu berechenbar verhält? Das können wir momentan nur raten. Spannend wird es auf jeden Fall werden, wenn die Politiker beim Klimagipfel aufeinander und auf die gefürchteten dänischen Demolümmel treffen. Einzelheiten gibt es dann wie immer hier - ihr könnt ja bis dahin ein paar Aliens suchen. Aber bitte keine Hacker-Aliens, sonst gibt es bloß wieder Ärger.
- SWIFT Datenhandel mit den Amies ^^
- Wargames, in Schweden Realtität?

- Isch kandidiere, mehr für alle! =)
- Chinesen zahlen Kopfgeld für Pornoseiten
Was haltet ihr von dem ganzen Kram?
Leben wir nicht in einer tollen Welt?
Überall nur noch Datenschutz und Bürgerrechte, wo man hinguckt ^^