[Diskussion] I Spit on your Grave II

TheDarkness2

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Der Rape N Revenge Film ist kontrovers. Es gibt, neben den Kannibalen und einigen Torture Filmen, kaum ein Genre das die Filmlandschaft dermaßen spaltet. Oder genauer gesagt das soziale Umfeld. Die einen finden es Menschenverachtend, andere finden das diese Film eine Sparte von Kunst sind. Die Schweden lieferten 1960 mit Die Jungfrauenquelle den ersten Film dieser Art ab. Und der Film ist gut, richtig gut und setzt im Gegensatz zu späteren Ablegern nicht auf Gore sondern auf das Drama dazwischen. Der Film ist tatsächlich Kunst. Einen brutalen Durchbruch erreichte das Genre mit Wes Cravens The Last House on the Left. Die schonungslose Brutalität die Craven offen legte waren prägend für die 70er und führten dazu das dass Thema auch in anderen Genres ausgebreitet wurde. Der erfolgreichste Versuch hierhingehend dürfte Dirty Harry 4 gewesen sein. Das Genre versank irgendwann in der Versenkung, obwohl Indy Schmieden sich dem immer noch annahmen und versuchten das tote Genre am Leben zu halten. Gaspar Noés Film Irréversible brach die Strukturen des Genres auf und ging ungewohnt an das Thema an. Das Buch Rape-Revenge Films: A Critical Study ist ebenfalls sehr zu empfehlen. 2010 feierte das Genre eine Mainstream Rückkehr mit "I Spit on your Grave" womit sich der Kreis in der Einleitung schließt.

3 Jahre ist es jetzt her und damit wird es Zeit für eine Fortsetzung. Denn seien wir ehrlich. Egal wie abstoßend, brutal und reißerisch I Spit on your Grave war, es war ein Remake. Irgendwo hier habe ich eine Kritik dazu bereits veröffentlicht. Das Remake muss große Fußstapfen füllen, sowas geht selten gut. Es gibt nur wenige Ausnahmen wo eine Filmreihe über mehrere Filme gelingen kann die auch nur Ansatzweise an das Original herankommen. Doch worum geht es?

Katie versucht Fotomodell zu werden. Als es mit den Jobs nicht klappt, gerät sie an eine Telefonnummer von einem Board. Sie ruft an und vereinbart ein Shooting. Als sie Nacktaufnahmen machen soll, macht sie einen Rückzieher. Doch die Männer wollen mehr und so dringt einer von Ihnen in Katies Wohnung ein, tötet den Hausmeister als Katie zu laut schreit und vergewaltigt diese dann. Als es vorbei ist, ruft er seine Kumpel. Diese räumen die Scheiße auf und entführen Katie nach Bulgarien wo sie als Sexsklavin gehalten wird in einem Keller. Nach qualvollen Torturen gelingt Katie die Flucht, nur um dann erneut in der Hölle zu landen. Als sie dann entkommt und überlebt, nimmt sie blutige Rache...

Der Film ist langatmig, das gleich vorweg. Ein Film von 106 Minuten (Ich hab die amerikanische Blue Ray) passt nicht so Recht in die Erzählweise dieses Genres. So ist es einfach. Die Story wird ausgewalzt, erhält keine Tiefe. Die Figuren bleiben blass und definieren sich nur durch ihre Bereitschaft zur Brutalität. Katie selbst wird durch die Ereignisse schwer geprägt und rächt sich genauso grausam an ihren Peinigern. Die eigentliche Thematik des Genres, die Hinterfragung von Gewalt wird mit Gewalt vergolten, wird ad absurdum geführt. Der Film hat keine Message, es setzt sich nicht mit den Grundsätzen auseinander. So bleibt Storymäßig und Figurenmäßig nix übrig, außer einem bittren Beigeschmack.

Die Entwicklung von Katie hingegen wird gut herausgearbeitet, einen guten Teil des Films sieht man wie sie überlebt und wie sie ihre Rache plant. Wie sie sich ernährt und welche Auswirkungen das Erlebte auf sie hat. Leider driftet der Film auch hierbei zusehr auf das Oberflächliche ab, er reißt vieles an um es Sekunden später wieder über den Haufen zu werfen. Das schadet dem Film mehr als es nützt, da man sich mit der Hauptfigur irgendwie verbinden sollte, das man ihre Handlung irgendwie nachvollziehen kann. Man sollte sich damit beschäftigen, sich innerlich damit auseinandersetzen und zu denken beginnen.Das geschieht hier nur über die Brutalität und das ist zu wenig. Wenn die Hauptfigur versagt, ist zuviel schief gelaufen als das der Film dann noch punkten könnte.

Lässt man die obrigen Kritikpunkte weg, bleibt nur noch die schon oft erwähnte Brutalität über die sich der Film definiert. Die für das Genre übliche Vergewaltigung ist dabei, schmerzloser inszeniert als Erstling was auch gut ist. Niemand braucht eine Vergewaltigungsszene die über gefühlte 30 Minuten geht. Was dann allerdings folgt kratzt hart an der Schmerzgrenze und geht darüber sogar noch hinaus. Die Figur wird angepinkelt, mit einem Elektrostab der Mounties penetriert und unter Strom gesetzt. Sie wird brutalst vergewaltigt, geschlagen und sogar lebendig begraben. Das ist harter Tobak und für Fans des Genres sicherlich der Grund den Film zu schauen. Als die Rache dann beginnt werden Wunden geöffnet, mit Dreck infiziert, die Hoden werden mit Hilfe eines Schraubstocks klein gemacht, ein Bettgestell wird zum elektrischen Stuhl und ein eingführter Schlauch mit Bohrkopf wird im Magen entfesselt. Gorehounds kommen auf ihre Kosten, auch wenn bei weitem nicht so stark wie im Vorgänger der neben der zur Schau gestellten Brutalität auch eine psychologische Kompenente hatte die hier völlig fehlt. Das Zusammenspiel aus Psyche und Gewalt hob den ersten Teil ab von der Masse, das hier ist nur ein weiterer Torture Streifen der gerne dem Vorgänger das Wasser reichen würde. Tut er nicht, Punkt.

I Spit on your Grave II ist von der Thematik her ein Rape N Revenge Streifen, der sich als Torture Porn entpuppt der nichts zu bieten hat was Ansatzweise ein Sehen rechtfertigen würde. Brutalität ist bei einem solchen Film nicht genug, aber dürfte das heutige Publikum bestimmt ansprechen. Wenn ich das richtig verstanden habe hat der Film in Deutschland es trotz Kürzungen um die 20 Minuten schwer eine SPIO/JK zu erhalten. Finger weg, das hier ist brauner Bodensatz auf ner Kaffetasse. Spart euch euer Geld.
 
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