Aus für Billiglöhne in China:
Die Zeiten billiger Produktion für japanische Unternehmen in China sind vorüber. Die Löhne steigen, weil es nicht mehr ausreichend Arbeitskräfte gibt. Außerdem will die Regierung die Schere zwischen Arm und Reich schließen. Zuletzt musste dies Honda erleben. Ausländische Produzenten sollten künftig mit geringeren Margen kalkulieren.
Chinas Sozialismus ist auch nicht mehr das, was er einmal wahr: Der Streik begann Mitte Mai bei einem Zulieferer von Honda, am Ende standen die Bänder in allen vier Honda-Fabriken in China still. Beim Apple-Zulieferer Foxconn lenkte eine Serie von Selbstmorden die Aufmerksamkeit auf niedrige Löhne und hohe Arbeitsbelastung.
Die ausländischen Arbeitgeber reagierten schnell: Honda erhöhte die Löhne der Arbeiter um ein Fünftel auf 2.000 Renminbi (240 Euro). Die taiwanesische Mutter von Foxconn verbesserte die Löhne erst um 30 Prozent und dann noch einmal um 66 Prozent. Allerdings hatte Foxconn zuvor nur den örtlichen Mindestlohn von Shenzen in Höhe von 900 Renminbi (110 Euro) bezahlt. Nach einem Bericht der Finanzzeitung „Nihon Keizai“ steigerte ein japanisches Unternehmen seine Löhne in China kürzlich um 70 Prozent.
Chinas Regierung steht hinter dieser Entwicklung: Letzte Woche erhöhte die Stadt Peking den Mindestlohn um 20 Prozent von 800 auf 960 Renminbi. Laut einer Umfrage der Bank von China im März verdient die Hälfte der Wanderarbeiter im Schnitt 1.600 Renminbi im Monat. Ein Viertel davon erwartet nach dieser Umfrage Lohnerhöhungen von mehr als 25 Prozent.
Hinter dem Trend steckt zum einen eine Verknappung von billigen Arbeitskräften als Folge der Ein-Kind-Politik seit den 70er Jahren. Dadurch sind die Jahrgänge unter 40 um mindestens 20 Prozent geschrumpft. Außerdem verbessern sich die Lebensbedingungen in den Provinzen im chinesischen Hinterland, so dass nicht mehr so viel Chinesen in den Exportzonen wie Guangdong Arbeit suchen.
Zum anderen hat sich die Schere zwischen Arm und Reich durch den Wirtschaftsboom dramatisch geöffnet. Angestellte mit akademischem Abschluss verdienen leicht das Zehnfache als die ungelernten Wanderarbeiter. Eine Schließung dieser Schere ist von der Kommunistischen Partei gewünscht, um die sozialen Spannungen zu verringern.
Für die ausländischen Unternehmen in Japan ist die Entwicklung ein zweischneidiges Schwert. Wenn ihre Arbeiter mehr Geld verdienen, kurbelt dies den Binnenkonsum an, so dass sie mehr Waren absetzen können. Zugleich verteuern sich ihre Produkte aber, was den Export aus China heraus weniger interessant macht.
Einige Firmen wie der Textilkonzern Fast Retailing mit der Kaufhauskette Uniqlo haben deshalb ihre Produktion teilweise schon in billigere Länder wie Vietnam und Kambodscha verlagert. Für die Hersteller von komplexen Waren wie Autos und Elektronik ist eine Verlegung der Produktion dagegen ungleich teurer, weil auch ihre Zulieferer in China produzieren.
Solange China auf den Import von Waren hohe Zölle erhebt, ist die Produktion in China für China trotz steigender Löhne weiter attraktiv. So müsste Honda 25 Prozent Einfuhrzoll auf in Japan hergestellte Autos zahlen. Das ist weit mehr als die jetzt vereinbarten Lohnerhöhungen für ihre chinesischen Mitarbeiter.
Mit höheren Löhnen, steigender Inflation und wachsenden Rohstoffkosten wird sich China jedoch langsam zu einem weitaus teureren Produktionsstandort als in der Vergangenheit entwickeln.
Stand der Info: 8. Juni 2010