[Sammelthread] Japanische Göttersagen (10), Heldensagen (5) - *update 30.11.2012*

yurai-yukimura

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japanische göttersagen und heldensagen

Hier möchte ich euch jetzt einmal ein paar Sagen aus Japan vorstellen. Diese stammen aus dem Buch "Japanische Märchen und Sagen" von David Brauns.
Da dieses Buch eine sehr alte Auflage ist, beachtet bitte nicht die Schreibfehler bei den Namen der einzelnen Gottheiten!

- Viel Spaß beim lesen ^^




Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen.
Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885​



Göttersagen
Im Urbeginn aller Zeiten, welcher im Grunde noch keine Zeit genannt werden kann, damals, als es vor Erschaffung der Welt nur ein wirres Chaos gab, als der Himmel noch nicht von der Erde getrennt war, als noch keine Kreatur existirte und alle Dinge vermengt, gestaltlos und planlos umherschwammen wie Wolken auf der Meeresfläche, da erstanden bereits – so erzählen die Japaner – die uranfänglichen Gottheiten. Und die allererste derselben entstammte einer riesigen Schilfknospe, die gleich einem emporstrebenden Horne inmitten des grenzenlosen Wirrwarrs aufsproßte. Aus dieser ersten Gottheit folgten andere, und so vergingen drei Geschlechter, bevor die richtige Sonderung der feinen, flüchtigen Theile nach oben und der schweren, gröberen nach unten hin vor sich ging. Selbst als endlich durch die dritte Gottheit, welche man den großen Himmelsgeist nennt, Götterpaare entstanden und am obern Ende, wo sich jene aufstrebende Knospe einer Pflanze ähnlich ausbreitete, der Himmel sich bildete und von der unteren Welt schied, blieb auf Erden noch alles verworren, und hier war der Unterschied gegen ehedem noch gering.

So folgten – wie lange Zeit darüber verging, das kann man unmöglich angeben, ja nicht einmal ahnen – im ganzen vier Götterpaare auf einander, und erst durch das letzte derselben ward die Erde erschaffen, wie wir sie kennen.

Dies vierte Götterpaar waren der gewaltige Urgott der Luft, Izanagi, und die Urgöttin der Wogen. Izanami; diesen beiden war es vorbehalten, die Erde zu bilden, und von ihnen stammen alle Menschen ab und alles, was da lebt und webt.

Einstmals lustwandelten beide auf der schwebenden, in sieben Farben schillernden Brücke des Himmels, einem wunderbaren Gebilde, das ohne irgend welche Stütze fest dastand. Und da sprach plötzlich der Urgott der Luft, Izanagi, zu der Urgöttin der Wogen, Izanami: »Es giebt doch auch noch unter uns ein Reich; warum sollen wir nicht einmal auf dasselbe hinunter steigen?« Und wie er also gesprochen, stieß er seine kostbare Lanze, die mit Edelsteinen und Korallen besetzt war, in die gährende Masse dort unten. Und wie er sie anrührte, da gerann es um die Spitze der Lanze herum, und das erste Eiland, die Insel Onogoro, entstand. Auf diese Insel nun stiegen die beiden Gottheiten hernieder und errichteten darauf einen hohen Pfosten, einen riesenhaft aufstrebenden Bergzacken, auf dessen Spitze sie die Himmelsbrücke legen konnten, und diesen Pfosten, diese steile Klippe machten sie zum Mittelpunkte der Erde, auf der sie nun wohnen wollten.

Nun war aber durch die Weisheit des großen Himmelsgeistes der Urgott Izanagi ein männliches Wesen und die Urgöttin Izanami ein weibliches, und so beschlossen sie, sich zu vermählen und künftig als Mann und Frau auf der Erde zu leben. Mit diesem Entschlusse aber kam auch sofort der Gedanke in ihre Seele, daß sie feierlich und förmlich um einander zu werben hätten, und zu dem Zwecke beschlossen sie, daß Izanagi von links her, Izanami von rechts her den hohen Berg umwandeln sollte, und wenn sie sich träfen, sollte die Werbung vor sich gehen. Und so geschah es; sie gingen der eine links, die andere rechts um den Bergpfosten, und sowie sie einander ansichtig wurden, rief Izanami, die Göttin der Wogen, begeistert aus: »O, welch ein schöner Mann!« Dabei ergriff sie zuerst die Hand des Gemahls und die Vermählung ward vollbracht. Nun aber geschah es, daß sie keine so glückliche Nachkommenschaft hatten, als sie geglaubt, und das war nicht allein der Fall bei einem Sohne, den sie bekamen, sondern auch in allen anderen Dingen; denn diesen höchst wunderbaren Gottheiten war es beschieden, daß sie auch Länder zur Welt bringen mußten. Nun war das Eiland, das sie erzeugten, kein großes, herrliches Reich, wie sie gehofft, sondern nur eine öde, armselige Insel, das Eiland Awaji. Und der Knabe, den sie bekamen, war kein stattlicher Herrschersohn, sondern nur ein lahmes, krüppelhaftes Kind. Er hieß Hiruko, und da er noch nach drei Jahren nicht zu stehen vermochte, so flochten die Eltern aus Schilf einen Kahn; in diesen setzten sie das Kind und ließen das Fahrzeug von Wind und Wellen ins weite treiben.

Dann aber stiegen der Urgott Izanagi und die Urgöttin Izanami wieder zum Himmel empor und fragten den großen Himmelsgeist, wie es wohl zugehe, daß sie so viel Mißgeschick hätten, und wie sie es anfangen müßten, glücklicher zu werden. Und da belehrte sie der erhabene und weise große Himmelsgeist, daß stets und immerdar der Mann den Vorrang haben müsse. Es sei nicht wohlgethan gewesen, daß Izanami, das Weib, die Werbung begonnen habe; das sei Sache ihres Herrn und Gebieters Izanagi gewesen, und aus dieser Ursache sei all ihr Mißerfolg hervorgegangen.

So belehrt, zogen beide eilig wieder zur Erde hinab, um ihre Werbung auf's neue zu beginnen. Und abermals wandte sich Izanagi von der Linken und Izanami von der Rechten um den zuerst geschaffenen Grundpfeiler der Erde, und als sie nun sich trafen, rief zuerst der Urgott der Luft, Izanagi: »O, welch ein schönes Weib!« Und nun waren sie abermals vermählt und viel glücklicher als ehedem. Jetzt bekamen sie als Nachkommen die schönen acht großen Inseln des Reiches Japan, zuerst die herrliche, fruchtbare Insel von Yamato – dem alten Mittelpunkte der Hauptinsel, – dann Schikoku, Kiuschiu, Oki, Sado und andere Inseln. Die kleinen Felseilande aber gerannen voll selbst aus der Brandung an den Küsten jener von Izanagi und Izanami geschaffenen Inseln, und ebenso entstanden die Inseln und Landschaften von China und alles Festland und alle Eilande der übrigen Welt. Dann aber wurde ihnen der Gott des Meeres geboren, der Beherrscher der Flüsse, der Gott der Berge, darauf der Gott der Bäume und eine Göttin, der sie die Obhut der zarteren Pflanzen anvertrauten.

Nun aber sprachen sie: »Wir haben das große Reich der acht Inseln geschaffen, Berge, Flüsse und Gewächse; jetzt müssen wir auch noch eine Gottheit haben, welche Gebieter darüber ist und es versteht, dies alles zu lenken.«

Als sie nun ihr nächstes Kind bekamen, da war es eine Tochter, und diese war von so strahlender Schönheit, daß sie das Kind Amaterasu nannten, das heißt: die Leuchte des Himmels. Und beide Eltern freuten sich so sehr über die schöne Amaterasu, daß Izanagi sagte: »Unsere Tochter soll droben in den Himmelsgefilden wohnen und von dort aus das Weltall lenken.« Izanami war es zufrieden, und so führten sie Amaterasu auf den hohen Bergpfeiler und über die schwebende Brücke in den Himmel, der damals noch der Erde ganz nahe war. Der große Himmelsgeist aber machte sie dort zu der erhabenen Sonnengöttin, und deshalb sah auch das Götterpaar Izanagi und Izanami sie als ihre eigentliche Erstgeborene an, die sie vor allem hoch und werth hielten. Das folgende Kind, das sie bekamen, war ein Sohn, fast nicht minder schön als Amaterasu, aber von wilderer Gemüthsart. Auch ihn versetzte Izanagi in den Himmel und ließ ihn neben Amaterasu den Himmel beherrschen; er war der Mondgott Tsukuyomi. Auch noch ein dritter Sprößling wurde geboren: es war Sosanoo, der kräftige, tapfere Held mit langem, wallendem Barte; er war jedoch sehr unwirsch und hatte einen schwermüthigen Sinn. Er weinte und wehklagte so sehr, daß das Gras auf den Bergen verdorrte und die Menschen dahinstarben. Izanagi machte ihn anfangs zum Beherrscher des Oceans, aber er hatte wenig Freude an dem Sohne, der ihn nur zu oft erzürnte.

Doch jetzt war es mit dem Glück und der Schaffensfreude des ruhmreichen Götterpaares zu Ende, denn der jüngste Sohn, der Gott des Feuers, ward geboren, und daran mußte Izanami sterben; und obwohl mit ihm noch der Gott der Metalle, die Göttin des Ackerlandes und die Göttin des Sumpflandes während der Todesqualen seiner Mutter erschaffen wurden, so vermochte diese doch die Geburt des Feuergottes nicht zu überleben und ward durch ihn verbrannt. So verschied sie und verbarg sich in tiefste Einsamkeit im Reiche der Bäume – in der Landschaft Kii, – wo sie bis auf den heutigen Tag durch Feste, Prozessionen, Tanz, Gesang und Blumenspenden verehrt wird. Von hier entwich sie in die Unterwelt.

Izanagi aber war durch den Verlust seiner Gemahlin heftig erzürnt; er ergriff sein Schwert und zerhieb seinen jüngsten Sohn, den Feuergott, durch den er sie verloren, in drei Stücke. Aus diesen Theilen aber entstanden drei neue Götter, der Gott der Wetterwolke, der Gott des Donners und der Gott des Blitzes.

Und nun stieg Izanagi aus Sehnsucht nach seiner vielgeliebten Izanami auch in das finstere Reich der Unterwelt hinab. Sie aber kam ihm als Geist entgegen, in derselben Gestalt, in der er sie zu sehen gewohnt war, und bat und flehete, er möge nicht versuchen, zu ihr zu kommen. Doch er ließ sich nicht warnen, er drang in die finstere Tiefe und verschaffte sich Licht, indem er durch Reiben eines Kammes einen Span anzündete. Mit diesem suchte er seine Izanami und – fand nur ihren verwesten Leichnam. Izanami, die ihm zürnte, weil er ihre Bitte nicht erfüllt hatte, ließ ihn nun durch acht gräuliche Weiber, denen die Wache der Unterwelt übertragen ist, fortjagen, und hart bedrängt mußte er fliehen. Doch wehrte er sich tapfer und hieb mit dem Schwerte hinter sich; auch warf er seine Perrücke ab, die sich in Trauben verwandelte, und jenen Kamm, durch welchen er sich Licht verschafft, und dessen Zacken zu Bambussprossen wurden. Während nun die acht Weiber erst die Trauben und dann die Bambussprossen gierig verzehrten, entkam Izanagi glücklich aus der Unterwelt; auf der breiten Treppe aber, die von dort herauf führt, stand er still und rief Izanami zu, daß sie nun auf ewig von einander geschieden wären, und dies Gelöbniß beschwor er mit Eiden. Zugleich wälzte er einen ungeheuren Stein, den zu bewegen wohl tausend Menschenkräfte erforderlich wären, vor das Thor der Unterwelt und verwehrte so den Zugang derselben. Als Izanami dies gewahrte, drohte sie, daß nun täglich tausend Menschen durch sie sterben sollten, und darauf erwiderte Izanagi, daß dann eintausend fünfhundert Menschen geboren werden sollten. Mit diesem Ausspruch lief er fort, warf Stab und Kleider von sich und ging zu den Meerengen, welche das Binnenmeer Japans nach außen abschließen und seine Theile unter sich trennen. Hier suchte er die besten Stellen aus und badete, um die Verunreinigung zu tilgen, welche er aus der Unterwelt mitgebracht hatte, und in Folge dieses Bades entstanden verschiedene Götter, welche noch heute als Gottheiten des Meeres und Strandes in Japan hoch verehrt werden.

Nun aber faßte Izanagi den Entschluß, da seine göttlichen Werke vollbracht seien, sich zur Ruhe zu begeben. Er übertrug seinen drei Kindern Amaterasu, Tsukuyomi und Sosanoo die Herrschaft der ihnen übertragenen Gebiete. Sosanoo aber, der gewaltige Gott mit dem wallenden Barte, klagte und grollte ärger denn je und bat seinen Vater, ihn doch in die Unterwelt zu seiner Mutter zu senden; nur dort könne er Ruhe finden. Obgleich nun Izanagi darüber zürnte, gewährte er doch zuletzt seine Bitte und übertrug dem Tsukuyomi die Obhut der Meeresfluthen, die seitdem dem Monde gehorchen. Sosanoo aber, obwohl nun zufrieden gestellt, bat, noch eine kleine Weile bei seiner Schwester Amaterasu weilen zu dürfen. Auch diese Bitte ward ihm gewährt, und so stieg er vorerst in den Himmel hinauf.

Izanagi, der ruhmreiche Schöpfer und Gebieter der Erde, baute sich einen Tempel in Awaji, dann aber stieg auch er gen Himmel und wohnte von nun an in dem neuen, herrlichen Palaste den Sonnengöttin, seiner geliebten Tochter, der er durch weise Rathschläge nützte und helfend zur Seite stand.
Zur Zeit, als der Feuergott Kagutsutschi geboren und von seinem Vater Isanagi in drei Stücke gehauen wurde, da entstanden aus seinem Blute noch die Gottheiten des Ackerlandes und der Felder. Von diesen stammte in gerader Linie die nahrungspendende Göttin Ukemotschi.

Amaterasu, welche auf ihres Vaters Geheiß die Welt beherrschte, hörte einst oben im Himmel, wo sie residirte, von dieser nahrungspendenden Göttin und beauftragte ihren Bruder, den Mondgott Tsukuyomi, sich auf die Erde zu begeben und der Sache nachzuforschen. Tsukuyomi folgte sofort dem Befehle und fand auch alsobald die Göttin Ukemotschi auf. Er begrüßte dieselbe und erbat sich von ihr Speise, um seinen Hunger zu stillen. Ukemotschi, hoch erfreut über die Gesandtschaft, willfahrte seinem Wunsche nur zu gern; sie wandte sich gegen das Meer, und siehe da, es fielen zu Tsukuyomi's großer Verwunderung viel große und kleine Fische aus ihrem Munde, Fische mit breiten oder schmalen Flossen. Dann aber richtete sie sich gegen die Berge und Wälder, und alsogleich kamen aus ihrem Munde mancherlei Thiere, mit Federn und Haaren bedeckt. Ukemotschi wandte sich nun gegen das ebene Feld, und da kam aus ihrem Munde Reis hervor. Ukemotschi bereitete nun die Speisen und ordnete sie auf hundert kleinen Tischchen vor Tsukuyomi an. Dieser aber war nicht im Stande, einen Bissen zu essen; er hatte der Göttin Treiben beobachtet, und es ekelte ihn vor den Speisen, die aus ihrem Munde gekommen waren. Sein Zorn entbrannte. »Abscheulich,« rief er, »welche verächtlichen Dinge sind dies? Wie kannst du wagen, mir so etwas vorzusetzen, und glauben, daß ich esse, was in so unreiner Weise aus deinem Munde hervorgegangen ist?« Ukemotschi war erschrocken; doch bevor sie noch ein Wort entgegnen konnte, hatte der Wütherich sie schon mit seinem scharfen Schwerte niedergehauen.

Tsukuyomi kehrte hierauf zum Himmel zurück und erzählte der Amaterasu den Verlauf seiner Sendung. Doch Amaterasu billigte sein grausames Verfahren durchaus nicht und war sehr erzürnt darüber. »Du bist ein Bösewicht,« sprach sie zu ihm, »wir sind fortan geschieden!« Darauf blieb sie einen ganzen Tag und eine ganze Nacht fern von ihm und ließ ihn den Himmel nur dann erleuchten, wenn sie es nicht that.

Zur Ukemotschi aber sandte sie nun einen anderen Himmelsgott, den Wolkengebieter Amakumanouschi, der sich erkundigen sollte, ob der armen Erschlagenen nicht mehr zu helfen sei. Ukemotschi aber war inzwischen gestorben und es war ihr nicht zu helfen. Dem Himmelsgotte war es sehr leid. Amaterasu keine bessere Nachrichten bringen zu können; doch als er die erschlagene Ukemotschi genau betrachtete, da sah er Wunderdinge, die ihn nicht wenig in Erstaunen setzten. Oben aus ihrem Scheitel da entsproßte das Rind und das Pferd; auf ihren Augenbrauen da wuchs der Maulbeerbaum und das Seidengespinst; aus den Augenhöhlen kam koreanische Hirse hervor und auf der Stirn wuchs die eigentliche Hirse. Auf ihrem Bauche da sproßten der wunderbare goldährige Reis, die große Bohne, die kleine, rothe Bohne und die Gerste.

Von allen diesen merkwürdigen Dingen nahm Amakumanouschi eine Probe mit sich in den Himmel hinauf, um sie der Sonnengöttin Amaterasu zu zeigen. Diese war darüber hoch erfreut und sprach: »Das sind vortreffliche Dinge; sie sind köstliche Speise für das herrliche Geschlecht der lebenden Menschen, das bislang nur grüne Kräuter aß.« Doch auch der Himmel sollte Nutzen von der Entdeckung ziehen, denn Amaterasu ordnete an, daß dort der Reis angepflanzt würde, theilte die Felder ab und zog ihre Grenzen. Sie gründete Dörfer und gab ihnen Vorsteher, gerade so, wie es später ihre Nachkommen auf Erden thaten. Sofort ging es an die Bestellung der Reisfelder, und schon im nämlichen Herbste hingen auf den großen und kleinen Feldern der Himmelsebene von hochgewachsenen Halmen die schweren Ähren herab. Auf alle Hügel des Himmels aber pflanzte sie den Maulbeerbaum; sie nahm das Seidengespinst in den Mund und zog die feinen, glänzenden Fäden daraus hervor. Und wie sie sah, daß alles zu gedeihlichem Nutzen sich entfaltete, da ward auch die Erde mit allen diesen Dingen gesegnet. Amaterasu wurde die erste Lehrerin des Ackerbaues; sie bestimmte nach weiser Einsicht, daß der Reis auf den tiefer gelegenen Feldern zu bauen sei; die Hirse, die Gerste und alle Bohnenfrüchte sollten dafür auf die höher gelegenen Felder gepflanzt werden, wo sie vortrefflich gedeihen. Auch preist man sie als die Erfinderin der Kunst, die Seide zu spinnen und zu weben.

Seit jener Zeit aber wird Ukemotschi neben der Sonnengöttin Amaterasu auf Erden hoch geehrt, und viele Tempel, die man zu ihrem Ruhm erbaut hat, künden dies noch heute. Sie beschirmt vornemlich den Reisbau und thut dies vereint mit ihrem treuen Diener, dem weißen Fuchs; denn während sie für das Gedeihen der Reispflanzen sorgt, verjagt dieser die schädlichen Mäuse und Ratten, die der Frucht nachstellen. Und deshalb findet man auch neben den Heiligthümern der Göttin aus Stein gehauene Füchse als Sinnbild ihrer Gemeinschaft. Besonders tritt diese Sitte zu Tage vor dem großen Tempel von Inari unweit der großen Stadt Kioto, und deshalb erhalten oft die Göttin Ukemotschi sammt ihrem Diener, der häufig auch als alter Mann den Menschen erscheint, den Namen Inari-Sama, das heißt Herrin oder Herr von Inari.
Eine der Lieblingssagen der Japaner berichtet von einer lustigen theatralischen Aufführung in den Gefilden des Himmels, und keine geringere als Amaterasu selber war es, die – freilich sehr gegen ihre Absicht – die Veranlassung dazu gab. Die Sache, so erzählt man, trug sich folgendermaßen zu.

Als Sosanoo, der griesgrämige Gott, der später die Unterwelt beherrschen sollte, in Folge der Erlaubniß seines Vaters Isanagi vorher noch seine Schwester Amaterasu im Himmel besuchte, war diese bei seinem Anblicke sehr erschrocken. Sie kannte nur zu gut seine wilde Gemüthsart und war von Sorge erfüllt, daß er gekommen sei, ihr die Herrschaft zu entreißen. Daher rüstete sie sich zum Kampf und trat ihm muthig entgegen.

Sosanoo aber hatte augenblicklich durchaus keine bösen Absichten und kam zu seiner Schwester, der er aufrichtig zugethan war, mit der friedlichsten Gesinnung. Er versicherte ihr dies auch aufs feierlichste, doch Amaterasu mißtraute ihm und verlangte Beweise seiner Friedfertigkeit. »Nun wohl,« sprach er, »so will ich augenblicklich aus den Edelsteinen deines Halsbandes Götter schaffen; sind es Weiber, so halte mich für schuldig, sind es aber Männer, so glaube mir und laß mich bei dir weilen!« Amaterasu war es zufrieden, doch wollte sie nicht minder ihre göttliche Macht beweisen, und deßhalb sprach sie: »Gieb mir dein Schwert!« Und als es Sosanoo ihr reichte, biß sie die Spitze davon ab, spie sie aus und hauchte in die Luft. Da entstanden drei liebliche Göttinnen, welche Amaterasu als Gottheiten der Flur auf die Insel Kiuschiu versetzte. Sosanoo sah das und lobte seine Schwester, doch alsobald nahm er die Schnur der Edelsteine zur Hand und biß von den einzelnen Steinen etwas ab, und wie er die Stückchen mit seinem Athem vermischt aushauchte, da entstanden zu Amaterasu's großer Freude fünf herrliche Götter. Alle erklärte Amaterasu für ihre Söhne, da sie doch aus ihren Edelsteinen entstanden waren. Dem ältesten gab sie den Namen Oschihomi, dem zweiten den Namen Amenohohi; beide wurden nachmals hoch angesehen unter den Göttern, doch auch die anderen drei hielt Amaterasu als Kinder hoch in Ehren. Als nun Amaterasu den schlagenden Beweis dafür hatte, daß ihr Bruder Sosanoo Frieden mit ihr halten wollte, war sie beruhigt und bestellte mit ihm in Freude und Eintracht die Reisfelder des Himmels. Allein lange währte dies Glück nun doch nicht, denn Sosanoo konnte sein zänkisches Gemüth nicht verleugnen. Er wurde neidisch auf Amaterasu, weil ihre Felder, mochten sie liegen, wo sie wollten, auf der Höhe, in der Ebene, an den Flüssen oder nahe beim Palaste, immer überschwengliche Ernte brachten, während seine Felder bei anhaltendem Regen überschwemmt wurden und bei eintretender Dürre vertrockneten. Nun begann er allerhand tückische Streiche auszuüben, welche er ersann, um seine Schwester zu kränken. Er zerstörte muthwillig die Röhrenleitungen der Wasseranlagen, er verstopfte die Gräben und verrückte die Grenzen der Reisfelder der Amaterasu. Und nicht genug des Uebermuthes; er trieb im Herbste seine Pferde in die Felder, welche die köstliche Frucht abweideten. Alles dies aber verzieh ihm die gütige Göttin, seine Schwester, und hielt den Frieden aufrecht. Als er aber seine Tücke so weit trieb und ihren Palast besudelte, wodurch er sie zu Spott und Hohn brachte, als er endlich, damit noch nicht zufrieden, das herrliche gestreifte Füllen des Himmels, den Liebling aller Himmelsgötter, einfing, ihm unbarmherzig die Haut abzog und den Leichnam gerade in dem Augenblick in Amaterasu's Palast warf, als dieselbe die heilige Ceremonie des Fastens durchmachte, da verlor die Göttliche ihre langbewahrte Geduld. Still und emsig saß sie am Webestuhl, als der verunstaltete Kadaver durch ein Loch im Dache, das Sosanoo zu diesem Zwecke gemacht hatte, vor ihren Augen niederfiel. Sie erschrak darob so gewaltig, daß sie sich mit dem Webschiffchen, das sie in der Hand hatte, empfindlich verletzte. Tief gekränkt stand sie auf und begab sich ohne weiteres in die tiefe Felsenhöhle des Himmels, deren Thor sie fest hinter sich verschloß. Nun war freilich guter Rath theuer, denn überall herrschte mit einem Male tiefe, schwarze Finsterniß; es gab keinen Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht, böse Geister schwirrten unablässig umher, Himmel und Erde waren gleichmäßig in Dunkel gehüllt.

In Folge dieses schweren Schicksals aber versammelten sich an den Ufern des Himmelsstromes, den wir Erdenbewohner Milchstraße nennen, alle Himmelsgötter, um zu berathen, wie dem Elend ein Ende gemacht werden könne. Alle waren einig darüber, daß Amaterasu allein zu helfen im Stande sei, und darum mußte alles daran gesetzt werden, sie aus der Höhle herauszulocken. Um dies aber zu bewerkstelligen, beriethen sie einen Plan, zu dessen Ausführung die vielseitigsten Kräfte gehörten; indeß versprachen alle ihre Hülfe, und so ging man getrost ans Werk. Zuerst nahm Amenokoyane, ein Sohn des großen Himmelsgeistes, heilige Sakati-Bäume1, die auf den Bergen des Himmels wuchsen, mit den Wurzeln heraus und pflanzte sie rings um die Höhle. An den stattlichsten dieser Bäume wurden hoch oben die Edelsteine des Himmels aufgehängt, köstliche Juwelen, die mit funkelndem Scheine herrlich leuchteten; in der Mitte desselben wollte man einen großen Metallspiegel in Form einer kreisrunden Scheibe befestigen, der in seiner glänzenden Schönheit der Sonne gleichen sollte. Um diesen Spiegel herzustellen, ward der Gott Ischikoridome, der Vorfahr aller Spiegelmacher, herbeigerufen; ihm wurde das Werk übertragen, und sofort stellte er mächtige Blasbälge aus Hirschfellen her und ging mit Eifer an die Arbeit. Doch war diese nicht so leicht, als man geglaubt hatte; denn obgleich das beste Metall, das die Bergwerke des Himmels zu liefern vermochten, zu dem Werke verwandt wurde, so mißlangen doch die beiden ersten Versuche und erst der dritte Spiegel war fehlerfrei und von der Größe, wie man ihn haben wollte. Als dies geschehen, ließ der große Himmelsgeist von zwei Göttern Weihgeschenke verfertigen, ähnlich wie die Menschen sie an den heiligen Gohei oder mit Papier versehenen heiligen Stab hängen, der beim Gebete die Götter herbeiruft. Man nahm einen Papiermaulbeerbaum und pflanzte Hanf, und aus deren Fasern machte man ein feines weißes und ein gröberes blaues Gewand als Weihgeschenk für die Göttin, und beide wurden an die unteren Zweige des großen Sakakibaumes gehängt. Zwei andere Götter fällten Holz auf den Himmelsbergen, gruben Löcher und stellten Pfosten auf, um ein heiliges Haus zu bauen nebst einem kleinen, zierlichen und mit allerlei Schmuck versehenen Garten, auf dessen Thor man eine Anzahl Hähne setzte. Nun war alles vorbereitet; ehe man aber zu der Aufführung selber schritt, fing man einen Hirsch, riß ihm ein Schulterblatt aus und ließ ihn dann wieder laufen. Der Knochen ward dann auf einem Feuer aus Kirschbaumrinde erhitzt, und der gleichmäßige Sprung, den die Hitze hervorbrachte, ward als glückliche Vorbedeutung erkannt. Nun stand dem Beginne nichts mehr im Wege; Amenohoyane, von einem anderen Gotte begleitet, trat mit dem großen Sakakibaume, an dem oben die Edelsteine, zu einem kunstvollen Armbande vereint, an dem in der Mitte der Spiegel und unten das Weihgeschenk hingen, vor die Höhle, während er eine feierliche Anrede an die Göttin Amaterasu hielt. Zugleich trat der Gott Tajikarao, der so stark ist, daß ihm im Himmel und auf Erden Niemand gleich kommt, dicht an den Eingang der Höhle heran, in welcher die Sonnengottheit sich verborgen hielt. Als aber diese nach jener Rede sich noch nicht zu zeigen Miene machte, begann die eigentliche Feier. Die schöne Göttin Uzume leitete die Tänze und Gesänge. Sie selbst blies eine Bambusflöte, während andere musizirende Götter sie begleiteten und mit lautem Schalle Holzstäbe gegen einander schlugen. Ein Gott, Amenokamato, stellte sechs Bogen mit den Sehnen nach oben neben einander und sein Sohn zog auf denselben Rohr und Gras hin und her, so daß ein Saiteninstrument entstand Uzume selbst, die schöne Tänzerin, war phantastisch geschmückt; ihr Kopfputz bestand aus langem Baummoos und ihre weiten Aermel waren kreuzweis mit Bändern festgebunden, wie es noch heute die Japanerinnen thun, wenn sie irgend welche Arbeiten verrichten. Sie hielt Blätter von wildem Bambus in der Hand und schwenkte einen Speer, der mit dem schönen Sonnengrase umwunden und mit Schellen behängt war. Man hatte ihr einen großen umgekehrten Bottich hingestellt, auf dem sie ihren Tanz ausführte, während rings umher riesige Feuer entzündet wurden, um der Finsterniß nach Möglichkeit abzuhelfen, bei deren Auflohen alle Hähne laut zu krähen begannen, als wollte der Tag anbrechen. Immer wilder ward der Tanz; Uzume machte hohe Sprünge und stampfte den Bottich mit ihren Füßen gleich einer Trommel. Dabei sang sie den heiligen Spruch der Japaner, der aus nichts anderem besteht, als aus der Zahlenreihe

eins, zwei, drei, vier,

fünf, sechs und sieben,

acht, neun und zehn,

hundert, tausend, zehntausend.

Als sie aber an die Zahlen hundert und tausend kam, brachte sie eines der in Japan so beliebten Wortspiele an und entblößte erst ihre Schenkel und dann ihre Brust; die Wörter für diese Körpertheile sind nämlich dieselben, wie die für hundert und tausend. Als die Götter dies gewahrten, brachen sie in ein so laut schallendes Gelächter aus, daß der ganze Himmel davon erschüttert wurde.

Amaterasu in ihrer stillen Höhle hörte voll Verwunderung dies Gelächter; sie hatte allerdings die Hähne krähen hören, hatte den Reden und der Musik gelauscht, aber keine Lust gehabt, nachzuforschen, was das bedeute. Jetzt aber, da sie den Himmel vom Gelächter der Götter erzittern fühlte, da öffnete sie das Felsenthor der Höhle ein wenig und sprach zu sich: »Was ist das? Ich glaubte, Himmel und Erde wären dunkel, und nun ist eine Helle ringsumher, Uzume tanzt und alle Götter lachen – was bedeutet das?« Uzume aber, die der Göttin Worte hörte, entgegnete rasch: »Freilich tanze ich; ich tanze und alle anderen Götter lachen, weil hier eine Göttin ist, die deinen Ruhm verdunkelt.« Und während Uzume dies sagte, traten Amenokoyane und sein Begleiter vor und schoben der Amaterasu den großen runden Spiegel hin, in dessen glatter Fläche sich nun ihr eigener Glanz so wiederspiegelte, daß die Göttin höchst verwundert das Felsenthor noch etwas weiter öffnete. Da trat sofort der starke Gott Tajikarao herzu und zwängte sich zwischen das Felsenthor und die Wand der Höhle, und im Nu war das ganze gewaltige Thor entfernt. Dann ergriff er die Hand der Sonnengöttin und zog sie vollends hervor, und nun strahlte alles wieder in glänzendem, natürlichem Sonnenscheine. Zwei andere Götter aber, welche fürchteten, Amaterasu könne sich eines anderen besinnen und in die Felsenhöhle zurückkehren, zogen flugs ein bannendes Strohseil vor die Höhle und riefen: »O mögest du nie wieder hineingehen!«

Sosanoo aber, der so viel Unheil im Himmel angerichtet hatte, mußte sich einer großen Buße und Reinigung unterziehen, wobei man ihm die Haare und die Nägel an Händen und Füßen abschnitt. Dann wurde er verbannt, und obwohl es stark regnete, so daß er sich einen Schirmhut und einen Regenmantel aus Huflattichblättern machen mußte, wollte ihn doch keiner von allen Göttern bei sich aufnehmen und ihm Obdach geben. Amaterasu jedoch, die stets gütige, verzieh ihm alle seine Unthaten und entließ ihn versöhnt, aber auf immerdar aus den Himmelsgefielden.
Fußnoten

1 Die für den altjapanischen Ritus (Schinto) wichtige Cleyera japonica.
Sosanoo konnte sich noch immer nicht entschließen, in das Reich der Unterwelt, das er sich doch nach freier Wahl von seinem Vater als Wohnsitz erbeten, einzukehren, und so stieg er zunächst auf die Erde nieder, nachdem ihm in Folge seiner Vergehen der Himmel verschlossen war. Hier auf Erden dachte er noch einige Zeit zu verweilen; er durchstreifte Korea, wo er indessen nicht bleiben mochte, und kam nach Idzumo, das an der Nordküste des westlichen Japan liegt. Hier ging er am Ufer des Sonnenflusses hinauf, und als sein Blick die Wasserfläche streifte, da sah er zwei Eßstäbchen daher schwimmen. »Ah,« rief er aus, »da, woher ihr kommt, müssen auch Leute wohnen!« Und als er so gesprochen, ging er raschen Schrittes weiter, denn er war neugierig, zu erfahren, wer hier hauste. So wanderte er fort und fort und hörte endlich ein lautes Weinen und Wehklagen. Er stutzte, horchte und ging eilig nach der Gegend hin, woher die Jammertöne kamen, und wie er in eine Thalschlucht einbog, da sah er einen Greis mit seiner Gattin, zwischen denen ein wunderschönes Mädchen saß, das bitterlich weinte und schluchzte. Er vernahm, wie die beiden alten Leute das Mädchen vergebens zu trösten versuchten, und wie sie selbst immer wieder in laute Klagetöne ausbrachen. Eilig trat er herzu und fragte nach dem Grunde ihrer Klagen.

»Ich bin Aschinadzutschi, der Gott dieses Landes,« sprach der Greis. Er hatte sich erhoben und grüßte mit tiefer Verbeugung den Fremdling; dann fuhr er fort: »Friedlich pflege ich mit den meinen des Reisbaues, und es bliebe uns nichts zu wünschen übrig, wenn wir nicht von einer furchtbaren, unbeschreiblich grausamen Plage heimgesucht wären. Sieben Töchter, welche mir diese meine Frau schenkte, sind bereits von einem gewaltigen Seeungeheuer verschlungen. Das Ungethüm kam daher, wenn meine Töchter gerade in der Blüthe ihrer Schönheit standen, doch es kannte kein Erbarmen, es kümmerte sich nicht um unser Wehgeschrei, sondern verschlang sie. Nun haben wir nur noch unsere letzte Tochter, unsere schöne und gute Inada, und auch diese wird das Ungeheuer uns rauben, wir wissen es nur zu wohl, und deshalb klagen und weinen wir mit unserem lieben Kinde.«

Sosanoo war über die Maßen erstaunt, als er die Leidensgeschichte des Greises hörte. Er erkundigte sich umständlich nach dem Ungeheuer, das so viel Leid verursachte, und erfuhr, daß dasselbe ein fürchterlicher Drache mit acht Köpfen sei, dessen glühende Augen weithin leuchteten und so roth wie rothe Beeren wären. Sein Rücken sei mit förmlichen Wäldern bewachsen und sein Bauch sei blutroth und stets mit Blut besudelt, das ganze Ungethüm aber so lang wie eine Thalwindung.

Jetzt gab sich Sosanoo zu erkennen und versprach den Aermsten Hülfe in ihrer Noth. Zugleich aber bat er den Greis und seine Gattin, ihm die schöne Inada zur Frau zu geben, im Fall es ihm gelingen sollte, dieselbe aus den Klauen des Drachen zu erretten. Mit tausend Freuden versprachen dies die alten Leute, und auch Inada war es zufrieden. Nachdem nun Sosanoo ein Weilchen über die Sache nachgedacht hatte, gebot er den Eltern, eine große Menge Sake zu bereiten, das ist feuriger Wein, den die Japaner aus Reis herstellen. Er selbst baute acht Zimmer, die er oben offen ließ, und in jedes derselben stellte er einen großen Bottich mit Sake. Als nun das Ungeheuer im Anzuge war, da zog er rasch Frauenkleider an und stellte sich so, daß sein Spiegelbild auf dem ersten Bottich zu sehen war. Der gierige Drache sah den Schatten und stürzte sich sofort auf den Bottich, da er glaubte, der Schatten sei die Jungfrau selbst. Blindlings leerte er den Bottich voll Sake, und als er empor sah, da schwebte der Schatten auf dem zweiten Bottich, und ebenso rasch und gefräßig fiel das Ungeheuer über diesen her. Und wie auch der geleert war, so ging es an alle die übrigen, aller Sake ward verschlungen, und ganz wie Sosanoo es sich gedacht, so kam es. Als der Drache den achten und letzten Bottich geleert hatte, fiel er betrunken zur Erde, schlief ein und rührte kein Glied. Jetzt trat Sosanoo hervor, zog sein Schwert und hieb mit kräftiger Hand dem Unhold alle seine Köpfe ab und zerschnitt den mächtigen Körper. Als er aber den Schwanz durchhauen wollte, da ward sein gutes Schwert schartig; er verwunderte sich sehr darüber, denn das war ihm noch nie geschehen. Als er aber der Ursache nachforschte, da entdeckte er in dem Schwanze des Drachen ein Schwert, das ungleich besser als das seinige war. Er nannte es das Wolkenschwert, weil der Drache stets mit dickem Gewölk umgeben war, und sandte es zu fernerer Sühne an seine Schwester Amaterasu in den Himmel hinauf zum Geschenk. Diese hielt das wunderbare Schwert hoch in Ehren und gab es später ihrem Enkel, dem Urahn der Mikados, mit auf die Erde hinunter. Alsdann ist es mit den übrigen Schätzen der Mikados von einem auf den anderen übergegangen, und viele große Heldenthaten sind mit ihm verrichtet, insbesondre durch den berühmten Kaisersohn Yamatodake, durch den es den Namen Grasmäher erhielt, wie die Sage von diesem Helden berichtet.

Nachdem Sosanoo die schöne Inada, ihre Eltern und das ganze Land von dem gräulichen Drachen befreit hatte, da bekam er zur Belohnung, wie ihm versprochen war, Inada zur Gemahlin. Er errichtete ein Haus in Idzumo und machte auf seinen Sieg über den Drachen und seine Vermählung das älteste Gedicht, das man in Japan kennt, daher man ihn als Erfinder der Dichtkunst preist. Auch lebte er mit Inada glücklich und vergnügt und bereute es nie, noch eine Weile auf der Erde geblieben zu sein. Sein und der Inada Sohn aber wurde der Ahn eines Herrschergeschlechtes, dessen berühmtester Sprößling, Ookuninuschi, sich rühmen konnte, Sosanoos Urenkel zu sein.
Als Sosanoo gezwungen ward, den Himmel zu verlassen, so erzählt eine der zahlreichen Sagen von diesem Heldengotte, ward er von seinem Sohne Itakeru und zwei Töchtern begleitet. Diese Töchter Sosanoo's bescherten der Erde viel Pflanzensamen; Itakeru aber blieb nicht hinter ihnen zurück. Er verschmähte es ebenso wie sein Vater an den Gestaden Chinas oder Koreas zu bleiben, und ging ebenfalls nach Japan, dem schönen Reiche der acht Inseln. Nun bat er seinen Vater, hier allerlei Samen ausstreuen zu dürfen, und als er die Erlaubniß dazu bekam, da streuete er segenbringende Saatkörner rings umher auf dem Wege, den er zog. Zuerst besäete er die schöne Insel Kiuschiu und so alle übrigen Inseln von ganz Japan, und es gab bald in dem ganzen Reiche keinen Ort, der nicht grünte und blühete. Selbst die Berge prangten in frischem Grüne der verschiedensten Gräser und Kräuter. Darum bekam Itakeru den Beinamen des verdienstvollen Gottes. Seinen Wohnsitz aber nahm er in dem Lande der Bäume, in der Landschaft Kii, wo er noch jetzt hochverehrt wird. Sosanoo, der sich seiner Kinder freute, wollte indeß nicht hinter ihnen zurückbleiben, er ergänzte das Werk und schuf aus Haaren, die er sich ausraufte, den köstlichen Kampferbaum und die schlanke hohe Sugi, die japanische Cypresse. »Das übrige Land,« so sagte er, »hat Gold und Silber, Japan aber hat von diesen Schätzen wenig oder nichts, deshalb soll es sich Schiffe bauen, damit es sich holen kann, was ihm fehlt und was es sich wünscht. Darum schenke ich ihm den Kampferbaum und die Cypresse, damit es gutes Holz zum Schiffsbau habe.« Ebenso schuf er den Sonnenbaum zum Hausbau, den Makibaum zu Särgen und achtzig der köstlichsten Fruchtbäume zur Speise für die Menschen. Dann aber überließ er seinem Sohne Itakeru und dessen Schwestern gänzlich die Sorge um das Land, er selbst aber begab sich auf den Gipfel des Wolkenberges, Kumanasu, von wo er schließlich in sein eigentliches Reich, in das Reich der Unterwelt, einzog.
Der Urenkel Sosanoo's, der außer dem Namen Ookuninuschi, das heißt Landesherr, in der Folge durch seine ruhmreichen Thaten noch viele andere Namen erwarb, insonderheit den des Berühmten und den des Gottes der vielen Lanzen, hatte achtzig Brüder. Diese Brüder hatten andere Mütter als Ookuninuschi, und als sie merkten, daß dieser mehr Witz und Verstand und Muth hatte als sie alle mit einander, da warfen sie einen grimmigen Haß auf Ookuninuschi und unterdrückten ihn soviel sie nur konnten. Der arme Junge hatte dadurch eine traurige Kindheit und Jugend, und so sehr sich auch seine Mutter darüber betrübte, so konnte sie doch nichts an diesen schlimmen Verhältnissen ändern und mußte es schließlich erleben, daß ihr Sohn, der doch gleich berechtigt mit seinen Brüdern war, diesen Packträgerdienste verrichten mußte.

Einst verbreitete sich das Gerücht, daß in der Landschaft Inaba eine unvergleichlich schöne Prinzessin wohne, und als dasselbe zu den Ohren der achtzig Brüder kam, da beschlossen sie sogleich auszuziehen und um sie zu werben. Sie rüsteten sich prächtig und zogen fort; Ookuninuschi aber wurde beordert, das Gepäck zu tragen, und so schleppte er sich in weiter Ferne mühevoll hinter seinen Brüdern drein. Er hätte gleichfalls gern um die schöne Prinzessin Yakami – das war ihr Name – gefreit, doch daran war ja nicht zu denken, und so zog er traurig seines Weges hin.

Als die achtzig Prinzen ihrerseits vergnügt und lustig vorwärts schritten und zum Vorgebirg des Nordens kamen, sahen sie einen Hasen am Wege liegen, über dessen Anblick sie sich alle sehr belustigten, denn dieser Hase war gänzlich nackt, alle Haare waren ihm geraubt, und so lag das arme Thier wehklagend da. Der Hase sah sofort, daß die achtzig stolzen Ritter mächtige Götter waren, und deshalb rief er sie um Hülfe an. Doch sie waren dem armen Hasen nicht wohlgesinnt und riethen ihm in ihrem Muthwillen, sich im Meere zu baden und dann flink auf den Berg hinaufzulaufen und sich rasch im Winde zu trocknen, dann würde sein Haar wieder wachsen. Der Hase bedankte sich für den Rath und befolgte ihn gleich, während die achtzig Götter schadenfroh lachend ihres Weges zogen. Als nun der Hase sein Bad genommen hatte, und der Wind ihn allgemach trocknete, da merkte er bald, daß er angeführt war, denn das Salzwasser zerriß ihm seine nackte Haut und machte ihm grimmige Schmerzen. Das arme Thier weinte bitterlich und klagte unaufhörlich über die Pein, die es erdulden mußte, und in diesem Zustande traf es Ookuninuschi, der keuchend unter seiner Last daher kam. Als er den Hasen erblickte, warf er seine vielen großen Gepäckstücke von den Schultern und fragte ihn, wie er in diesen jämmerlichen Zustand gerathen sei. »Ach,« klagte der Hase, »es ist mir übel ergangen, und es ist eine lange Geschichte; ich will sie dir erzählen, komm, setz dich zu mir!« Das that Ookuninuschi, und der Hase erzählte: »Ich war drüben auf der Insel Oki und wollte gern hierher nach Japan; aber wie sollte ich dies machen? ich hatte kein Mittel, über das Meer zu gelangen. So mußte ich zur List meine Zuflucht nehmen, und deshalb ging ich zu den Meerdrachen und sprach zu ihnen: welches Geschlecht ist wohl zahlreicher, das eure oder das meine? ich möchte es wohl wissen. Als ich diese Frage an sie gerichtet, wurden sie neugierig und berathschlagten, wie dies wohl auszukundschaften sei. Ich aber sagte: kommt alle zusammen und legt euch eng bei einander, doch so, daß der Rücken aus dem Wasser steht; dann will ich über euch fortlaufen und euch zählen, und wenn ich das gethan habe, so bringe ich meine ganze Sippe ans Ufer, und dann wird auch die gezählt. Gesagt, gethan; den Meerdrachen gefiel der Rath, und da sie doch gern die Ueberzahl haben wollten, so trieben sie all ihr Volk zusammen, und das waren so viele, daß eine förmliche Brücke von der Insel Oki bis hierher entstand. Voller Freude sah ich, daß, ganz wie ich es mir gewünscht, alle Rücken der Meerdrachen aus dem Wasser hervorstanden, und so lief ich trocknen Fußes über sie hinweg und kam glücklich hier an. Natürlich hatte ich bei meinem Laufe laut gezählt, damit sie nichts merken sollten; doch als ich hier ans Land sprang, da war ich so unvorsichtig, sofort zu rufen: ihr seid angeführt, ich wollte nur auf euren Rücken hierher gelangen! Kaum hatte ich dies gesagt, so packte mich der letzte Drache und riß mir mein Kleid vom Leibe. Nun war ich übel daran und wußte mir nicht zu helfen. Ich klagte laut, als gerade deine Brüder vorüberzogen. Diese sahen mich und gaben mir den bösen Rath, mich im Meere zu baden und schnell im Winde zu trocknen. Ich that es, und nun ist mein ganzer Leib wund. Sieh, da hast du meine ganze Geschichte.« Ookuninuschi beklagte den Hasen sehr und war im Herzen aufgebracht über seine schlechten Brüder, doch sagte er nur: »Lauf, armer Bursch, und bade dich rasch im Flusse, und darauf wälze dich auf den weichen Schilfblumen umher, dann wirst du dich gleich besser fühlen.« Der Hase befolgte auch diesen Rath und ward nicht nur hergestellt, sondern er bekam auch sein schönes schneeweißes Haar wieder. Nun sah Ookuninuschi, daß es kein geringerer als der Hasengott von Inaba war, dem er durch guten Rath geholfen hatte, und er war doppelt froh, dies gethan zu haben. Der Hase aber kam auf ihn zu, dankte ihm und sprach: »Auf keinen Fall soll einer deiner Brüder die Hand der schönen Prinzessin Yakami erlangen, sondern du allein sollst sie haben. Wenn du auch jetzt die Bündel deiner Brüder trägst, so bist du doch würdiger, der Gemahl dieser Prinzessin zu werden; sei ohne Furcht und Sorge, ich will dir helfen und dir für deine Güte gegen mich danken.«

Und der Hasengott hielt Wort, denn kaum war Ookuninuschi am Hofe der Prinzessin angelangt, so verwarf sie alle seine Brüder und erklärte, nur ihn zum Gemahle nehmen zu wollen. Seine Brüder erstaunten über diesen Ausspruch nicht wenig, da aber die Prinzessin dabei verblieb, so suchten sie in ihrem Aerger die Hochzeit auf alle mögliche Weise zu vereiteln. Sie schmiedeten fortwährend Rachepläne und kamen zuletzt überein, Ookuninuschi zu tödten. Um dies zu bewerkstelligen, suchten sie ihn durch Freundlichkeit zu täuschen und baten ihn, mit ihnen einen Jagdzug auf einen riesigen rothen Eber zu machen, der oben auf dem steilen Berge Tema hause. Sie alle wollten den Eber treiben, so sagten die bösen Brüder, und er, Ookuninuschi, sollte ihn dann erlegen und tödten. Ookuninuschi war mit allem einverstanden, und während seine achtzig Brüder oben auf dem Berge, wie er meinte, den Eber trieben, wartete er unten geduldig auf das Ungethüm, um es erlegen. Die achtzig Brüder lachten indessen über seine Einfalt und machten einen großen Felsblock, der die Gestalt eines Ebers hatte, rothglühend und wälzten ihn den steilen Berg hinab. Ookuninuschi, nichts ahnend, trat ihm entgegen und ward jämmerlich verbrannt. Seine Brüder aber frohlockten über den Ausgang und gingen fort, ohne sich um seinen Leichnam zu bekümmern. Und so wäre Ookuninuschi für immer verloren gewesen, wenn ihm nicht durch seine Mutter Hülfe geworden wäre. Diese war ihm aber gefolgt, weil sie die bösen Anschläge seiner Brüder vermuthete und deshalb stets in Sorge um ihn war. Jetzt kam sie eilig herzu und fand ihren Sohn verbrannt. Diese Unthat der achtzig Brüder aber schrie gen Himmel, und Ookuninuschi's Mutter begab sich, da sie keine andere Hülfe wußte, sofort hinauf zu den Göttern droben und flehte ihr Mitleid mit dem schmählich Gemordeten an. Die Himmelsgötter erhörten auch ihr Flehen und schickten sogleich zwei wunderthätige Göttinnen hinab, die Kisagai und die Umugi, welche beide Muscheln rösteten und eine Brühe daraus verfertigten, zu welcher sie Muttermilch zusetzten. Mit dieser Brühe machten sie den verbrannten Ookuninuschi wieder lebendig, und er war nicht allein gesund und frisch, sondern auch so schön wie zuvor.

Die verrätherischen Brüder aber waren sehr verwundert, als sie Ookuninuschi wieder sahen, und erzürnten sich so sehr über seine Errettung, daß sie auf neue Tücke verfielen. Sie beriethen sich miteinander und fällten einen großen Baum; den sperrten sie mit einem dicken, langen Keil aus einander und steckten dann einen scharfen Pfeil hinein. Nun beredeten sie Ookuninuschi mit heuchlerischen Worten, in den Spalt zu kriechen, und als der Unbesonnene dies that, da zogen sie den Keil heraus, Ookuninuschi wurde geklemmt und von dem Pfeile, welcher ihn durch und durch spießte, unbarmherzig getödtet. Abermals fand ihn seine Mutter; sie zog ihn aus dem Baume hervor und machte ihn auch diesmal wieder lebendig. Aber traurig sagte sie: »Wenn du noch länger hier verweilst, so werden deine Brüder immer neue Tücke ersinnen, und schließlich werden sie dich trotz meiner Fürsorge zu Grunde richten. Deshalb geh in das Land der Bäume, Kii, wo du dich im Walde verbergen kannst.«

Ookuninuschi folgte freilich diesem guten Rathe, doch stellten auch hier seine Brüder ihm nach, und nur mit Mühe schützte er sich vor ihren Pfeilen, da er sich hinter den Bäumen verstecken konnte. Da nun seine Mutter einsah, daß er auch hier auf die Dauer nicht sicher war, so beredete sie ihn, in die Unterwelt zu seinem Ahn Sosanoo zu ziehen, der ihm Rath und Hülfe geben würde. So ungern auch Ookuninuschi diesen Rath befolgte, denn es wurde ihm schwer, sich von seiner geliebten Prinzessin Yakami zu trennen, sah er doch wohl ein, daß es das beste sei, der Weisung seiner Mutter zu folgen, und so machte er sich sogleich auf den Weg in die Unterwelt. Als er hinabgestiegen war, traf er zu seinem großen Glücke Suserihime, die Tochter Sosanoo's. Diese war sehr erschrocken, als sie den Prinzen sah, denn sie wußte, daß mit ihrem Vater schlecht zu spaßen war. »Du bist verloren,« sprach sie, »wenn er dich unvorbereitet sieht; deshalb will ich dich vorerst verbergen.« Dies that sie denn auch, und weil er so schön und stattlich war, vermählte sie sich mit ihm und hoffte, daß er nun einen besseren Empfang bei ihrem Vater haben würde. So ging sie getrost zu diesem hin und kündigte den Besuch des Verwandten an. Sosanoo aber war sehr erzürnt, als er davon hörte; er gab ihm Schimpfnamen und sperrte ihn in der ersten Nacht in die Schlangenkammer. In dieser Kammer hausten giftige, bösartige Schlangen, die Jedermann zu tödten pflegten, der ihnen nahe kam. Suserihime, die hörte, daß ihr Gemahl in dieser gräßlichen Kammer schlafen sollte, gab ihm rasch einen Zaubergürtel gegen die Schlangen mit, und so kam er zu großer Verwunderung Sosanoos am anderen Morgen frisch und wohlgemuth wieder zum Vorschein. Aber noch war der grimme Sosanoo nicht besänftigt, sondern er steckte Ookuninuschi für die nächste Nacht abermals in eine unheimliche Kammer, in welcher allerhand giftiges Gewürm, Vielfüßer und Wespen hausten. Auch hier wäre er unrettbar verloren gewesen, wenn ihm nicht Suserihime einen neuen Zaubergürtel mitgegeben hätte, der ihn abermals schützte.

Jetzt aber machte Sosanoo, der immer noch nicht zufrieden mit seinem Verwandten war, eine dritte Probe. Er schoß einen stumpfen summenden Pfeil ab bis in ein sumpfiges, rings von Dornhecken umgebenes Feld und befahl Ookuninuschi, denselben zurückzuholen. Als dieser aber seinem Befehle gehorchte und sich auf dem eingehegten Felde befand, da zündete Sosanoo rings umher ein gewaltiges Feuer an, dessen Riesenflammen hoch aufschlugen. Ookuninuschi, der keinen Ausweg sah, sich aus dieser Gefahr zu erretten, gab sich schon verloren, als er zu seinen Füßen eine Ratte erblickte; er bückte sich zu dem Thierchen hinab und vernahm deutlich, wie es sagte: »Da innen ist es ganz hohl, der Zugang ist aber ganz eng.« Ookuninuschi begriff sofort, was die Ratte damit ihm kundthun wollte; er trat fest auf den Boden und stürzte auch sofort unter die Erde, wo er sich so lange verborgen hielt, bis die Flammen erloschen. Die gute Ratte aber brachte ihm noch den Pfeil, und alle ihre Kleinen brachten die Federn desselben herzu, so daß nichts daran fehlte.

Als nun Suserihime, seine Frau, die keine Ahnung von dem ganzen Vorgange hatte, die riesigen Flammen sah und hörte, daß Ookuninuschi mitten darin stecke, da gab sie ihn verloren; sie weinte, klagte laut und legte Trauergewänder an. Sosanoo, ihr Vater, war auch davon überzeugt, daß Ookuninuschi todt sein müsse, und deshalb ging er mit seiner Tochter nach der Stelle hin, wo das Feuer eben ausgebrannt war. Aber zu beider Erstaunen trat ihnen Ookuninuschi ganz gesund und unversehrt entgegen und überreichte Sosanoo seinen Pfeil.

Nun hatte dieser endlich Achtung vor seinem Schwiegersohne und führte ihn in seinen acht Klafter breiten Prunksaal. Ookuninuschi war über die Gnade hoch erfreut; doch Sosanoo ließ ihn nicht müßig da sitzen, sondern befahl ihm, derweil er selbst sich zur Ruhe legte, ihn zu lausen. Ookuninuschi folgte dem Befehle, aber als er seine Arbeit beginnen wollte, sah er auf Sosanoos Kopfe giftige Vielfüßer umherkriechen. Als er dies bemerkte und rathlos aufblickte, da reichte ihm die wachsame Suserihime unschuldige Beeren und rothe Erde. Als nun Ookuninuschi beides kaute und ausspie, da glaubte Sosanoo, sein Schwiegersohn zerbisse die Vielfüßer, und nun ward er ihm vollends gewogen, denn er sah seinen Muth und seine Unerschrockenheit. In diesem Glauben schlief er fest ein, und als Ookuninuschi sich davon überzeugt hatte, stand er sachte auf, nahm Sosanoo's Haar und band es an alle Pfosten und Balken des Saales fest. Dann ging er hinaus, verschloß die Thür mit einem Felsblock, den fünfhundert Menschen kaum hätten heben können, und lief davon. Vorerst nahm er aber noch seine Frau auf den Rücken und Sosanoo's Schwert, Bogen und Pfeile in die Hand; auch nahm er noch den göttlichen Koto1 seines Schwiegervaters mit. So bepackt und ausgerüstet, lief er fort und fort durch die Gefilde der Unterwelt; doch der Koto sollte ihn verrathen, er stieß damit gegen einen Baum, und das große Saiteninstrument erdröhnte darob so stark, daß die ganze Erde bebte. Sosanoo erwachte davon und fuhr so kräftig aus seinem Schlafe in die Höhe, daß das ganze Haus sammt dem großen Saale zusammenbrach. Da konnte freilich der Felsblock vor der Thür nicht mehr helfen, und Sosanoo wäre sicher sofort den Flüchtlingen nachgesprungen, wenn ihn nicht das Anbinden seiner Haare gehindert hätte. Nun mußte er erst dieselben von jedem einzelnen Balken und Pfosten loslösen, und das erforderte so lange Zeit, daß Ookuninuschi einen bedeutenden Vorsprung erhielt. Als Sosanoo endlich aus den Trümmern seines Hauses heraustrat und die Verfolgung begann, da sah er Ookuninuschi in weiter Ferne den Fluß, welcher die Unterwelt abschließt, durchschreiten, und als er sah, wie er gleich darauf die große Treppe zur Oberwelt hinanklomm, da rief er ihm mit lauter Stimme nach: »Trotzdem du mich überlistet, Ookuninuschi, bin ich dir gewogen, denn du hast Muth und Verstand. So zieh denn hin und bekriege mit dem guten Schwerte, das du mitgenommen, mit dem Bogen und den Pfeilen deine Brüder so lange, bis sie die Unterwelttreppe herunter laufen müssen und in meinen Grenzfluß gerathen. Dann wirst du, Schelm, Gebieter des Landes Japan werden; meine Tochter mache zu deiner ersten Gemahlin und baue dir ein Wohnhaus am Fuße des Uka-Berges.«

Ookuninuschi hörte die Worte Sosanoo's und vergaß sie nie. Mit dem wunderbaren Schwerte und den Pfeilen ging er seinen verrätherischen Brüdern zu Leibe und jagte sie schließlich in den Fluß der Unterwelt.

Nun begann er sein Reich einzurichten und machte die Prinzessin Yakami zu seiner zweiten Gemahlin. Suserihime aber ward darüber sehr aufgebracht und so eifersüchtig, daß es Yakami für gerathen hielt, das Feld zu räumen; sie ließ ihr Söhnchen zurück und kehrte in ihr Reich Inaba heim. Ookuninuschi ließ sie freilich ziehen, doch kümmerte er sich um Suserihime's Eifersucht sehr wenig, sondern zog aus, um sich eine andere Frau zu holen. Zu diesem Zwecke ging er ins Land Koschi, das weit im Norden liegt. Hier wollte er um die Prinzessin Nunakawa werben und langte auch glücklich vor deren Palaste an. Es war zur Nachtzeit, und da er vor Sehnsucht brannte, sich mit der Prinzessin ins Einvernehmen zu setzen, so sang er vor der Thür des Palastes ein rührendes Liebeslied. Die Prinzessin hörte es und sang nun ihrerseits ein Lied, in dem sie ihm antwortete und Hoffnung auf ihre Hand gab. Ookuninuschi freute sich darüber sehr, doch mußte er sich bis zum nächsten Morgen gedulden, wo dann auch die Hochzeit gefeiert wurde.

Als er mit dieser Gemahlin heimkehrte, erwachte aufs neue Suserihime's Eifersucht und zwar dergestalt, daß sie Ookuninuschi sehr lästig fiel, und so beschloß er, sich von Suserihime zu trennen, von Idzumo fortzuziehen und sich in die Landschaft Yamato zu begeben. Suserihime sah dem gleichmüthig entgegen; als aber ihr Gatte nun wirklich Abschied nahm, die Hand auf den Sattel legte und den Fuß schon in den Steigbügel setzte, da überkam es ihn doch wie Wehmuth, und er sang Suserihime noch einmal ein Abschiedslied. Er sagte darin, wenn sie jetzt auch gegen ihn gleichgültig thue, so werde doch bald die Zeit kommen, wo sie ihn entbehren und über seinen Verlust klagen würde. Dies Lied rührte Suserihime so sehr, daß sie gleich darauf mit einer Schale Sake2 aus dem Hause trat; sie reichte ihrem Gatten diese zum Zeichen, daß sie sich auf immerdar versöhnen wollten. Auch bat sie ihn wegen ihrer Eifersucht um Verzeihung und gelobte, dieselbe abzulegen. Man sagt, sie habe die Sakeschale, aus der sie den Versöhnungstrank getrunken, in ihrem Gemache aufgehängt, und jedesmal, wenn ihre alte Eifersucht zurückkehren wollte, brauchte sie nur einen Blick auf die Schale zu werfen, und ihre guten Vorsätze kehrten wieder.

Nun heiratete Ookuninuschi in der Folge noch eine der Göttinnen, welche Amaterasu bei Gelegenheit des Wettstreites mit Sosanoo geschaffen und auf die Erde gesandt hatte, und von dieser stammt Ajischiki, der schönste der Söhne Ookuninuschi's, und eine ebenfalls durch Schönheit hochberühmte Tochter Schitateru. Da er noch andre Göttinnen zu seinen Gemahlinnen machte, so bekam er noch viele Landesgottheiten zu Kindern, und eine lange Reihe edler Geschlechter stammt von Ookuninuschi ab.

Als er aber dem ferneren Rathe Sosanoo's zufolge damit umging, das Land schön zu bebauen und es herrlich auszustatten, da wußte er nicht recht, wie er das zu Stande bringen sollte. Rathlos ging er einher, und als er eines Tages am Strande von Idzumo spazierte und sich gerade anschickte, seine Mahlzeit zu halten, da hörte er eine Stimme vom Meere her deutlich zu ihm herüber tönen; als er aber aufblickte, sah er nichts. Da ihm dies unheimlich vorkam, sah er unverwandt auf die Fluthen und endeckte endlich eine ganz kleine Gestalt; sie war in Federn gekleidet und saß in einem Schiffchen, das aus einer gespaltenen Bohnenschote gemacht war. Das winzige Boot schaukelte auf den Wogen und landete endlich. Ookuninuschi nahm den kleinen Insassen heraus und setzte ihn auf seine Hand, um ihn in der Nähe zu betrachten; aber das verdroß ihn und er biß Ookuninuschi ins Gesicht. Dieser aber fragte den großen Himmelsgeist um Rath, was er mit dem kleinen Geschöpfe anfangen solle, und da ward ihm der Bescheid, daß der Kleine einer der Söhne des großen Himmelsgeistes sei, der wegen seiner Kleinheit abhanden gekommen wäre. Man möge ihn mit Liebe hegen und pflegen, dann werde der kleine Gott helfen, das Land in Ordnung zu bringen. Der Zwergprinz hieß Sukunabikona und wurde nun der treue Bruder und Genosse des Ookuninuschi. Mit einander bauten sie das Land zweckmäßig und immer besser an; ferner gaben sie Unterweisung, wie man Krankheiten heilen könne, und da sie auch die Menschen belehrten, wie man Unglück verhüten und vorherzusagen im Stande sei, so wurden sie damit die Erfinder der Heil- und Wahrsagekunst. So lebten sie lange Zeit zusammen und förderten mit einander ihr Werk. Als sie aber einstmals mit einander darüber redeten und Ookuninuschi dasselbe sehr rühmte, da sprach der kleine Prinz Sukunabikona zu großer Verwunderung seines Freundes: »Das Werk ist noch lange nicht vollkommen eingerichtet, daran fehlt noch viel!« Und wie er so gesprochen, da lief er eine Anhöhe hinauf, stellte sich auf eine der Hirsestanden, die dort wuchsen, und schnellte sich in die Wolken empor. So entschwand er, um von nun an auf den glückseligen Inseln zu wohnen, wo Niemand altert und stirbt, wo ein steter Frühling herrscht, und wohin die Schwalben und die Wildgänse ziehen, wenn sie uns verlassen.

Nun war Ookuninuschi wieder allein und konnte den Verlust des kleinen Freundes nicht verschmerzen. »Wie soll ich allein in diesem Lande mein Werk fördern und alles fertig machen, was noch unvollkommen daliegt?« rief er verzweiflungsvoll aus. Da erglänzte plötzlich die See und ein herrlicher Gott stieg daraus hervor. »Wer bist du?« fragte Ookuninuschi. »Ich bin dein guter Geist,« war die Antwort; »nur weil ich dir beistand, dir immerfort half, ist dir alles wohlgerathen, und ohne mich kannst du dein Werk nicht vollenden.« »So bleibe bei mir!« sprach Ookuninuschi. »Das will ich,« entgegnete der Geist, »aber nur dann, wenn du mir versprichst, mir eine schöne Ruhestätte zu bauen; sonst ist mein Verbleiben bei dir unmöglich.« Und als Ookuninuschi darauf fragte, wohin er die Ruhestätte bauen sollte, da entgegnete der Geist: »Verehre mich, indem du mir einen Tempel auf dem Berge Mimoro in Yamato erbauest. Dahin will ich kommen und dort rasten.« Ookuninuschi erfüllte augenblicklich den Wunsch seines Schutzgeistes, der der Gott Omiwa war. Er baute den Tempel an die Stelle, die der Gott bezeichnet, und dieser zog dort ein. Er vermählte sich und ward der Vater vieler wohlthätigen Landesgottheiten. Er ließ nie ab, Ookuninuschi in allen seinen Anschlägen beizustehen und förderte dessen Werke, bis die Herrschaft desselben ein Ende erreichte.

Fußnoten:
1 Saiteninstrument
2 Reiswein
So sehr der Herrscher Ookuninuschi auch bedacht gewesen war, die Erde mit allem zu beglücken, was ihr nach seinem Ermessen Noth that, und so sehr er auch selbst überzeugt war, daß alles zweckmäßig und gut sei, so hatte er doch den Beifall des großen Himmelsgeistes und der Sonnengöttin Amaterasu nicht erworben. Als diese vom Himmel auf die Erde hinunter blickten, sahen sie, daß alles unruhig und rebellisch war. Die Pflanzen redeten laut, und bei Tag und Nacht summte und schwirrte es in den Lüften. Böse Geister zogen wie die Fliegen einher, und bei Nacht glänzten sie wie die Glühwürmer. »Das muß anders werden,« sprachen der große Himmelsgeist und Amaterasu zu einander, und als sie nun alle Himmelsgötter zu einer Berathung beriefen, da wurde einmüthiglich beschlossen, einen Herrscher vom Himmel herab auf die Erde zu senden, der Ordnung schaffte und umständlichen Bericht über alles, was auf Erden webt und lebt, geben sollte.

Oschihomi, der älteste der Söhne, welche Sosanoo aus dem Diamantenhalsband der Sonnengöttin erschaffen hatte, war der erste, der auserkoren wurde, hinunter auf die Erde zu steigen und dieselbe zu regieren. Er empfing den Befehl und machte sich auf den Weg; doch kaum hatte er die Himmelsbrücke betreten und auf das unruhige Treiben hinabgeblickt, das in Japan, dem schönen Lande der Schilfebenen, herrschte, da ging er eilends zurück und bat, einen Andern an seiner Statt zu senden. Der große Himmelsgeist und Amaterasu fügten sich zwar seiner Weigerung, doch bestimmten sie nun seinen Sohn Ninigi, den sie zu diesem Zwecke mit großer Sorgfalt erzogen, künftig der Beherrscher der Erde zu werden.

Um ihm indessen die schwere Aufgabe nach Möglichkeit zu erleichtern, schickten sie zuvor den zweiten Sohn, der einstmals aus den Edelsteinen der Amaterasu erschaffen war, den Amenohohi, auf die Erde hinab, damit er dem Ninigi ein wenig vorarbeiten möchte. Dieser Amenohohi aber, als er zur Erde hinuntergestiegen war und das Leben auf derselben erst kennen gelernt hatte, vergaß bald seinen Auftrag; es gefiel ihm so herrlich im Lande Japan, daß er Freundschaft mit den Landesgöttern schloß und nur dem Ookuninuschi zu Gefallen lebte.

Drei Jahre wartete man vergebens auf eine Nachricht von Amenohohi, und als Amaterasu immer nichts von ihm hörte, da war sie allerdings ungehalten, doch wollte sie ihn noch in aller Güte an seine Pflicht mahnen und deshalb schickte sie ihm seinen Sohn nach, der die Weisung bekam, seinen Vater an die ihm ertheilten Aufträge zu erinnern. Der Sohn suchte auch seinen Vater auf; aber auch er fand gleichwie dieser so viel Vergnügen an dem Leben auf der Erde, daß er den Zweck seiner Sendung völlig vergaß, sich mit den Landesgöttern belustigte und ebenso wenig wie Amenohohi eine Nachricht in den Himmel sandte.

Jetzt wählten die Himmelsgötter den Amewakahiko, einen stattlichen, herrlichen Gott aus, um ihn auf die Erde zu senden. Derselbe war gleichfalls ein Nachkomme Isanagi's, und der große Himmelsgeist schenkte ihm zu seinem Auszuge einen prachtvollen Bogen, den großen Himmelsbogen, mit den dazu gehörigen höchst wunderbaren Pfeilen, welche nie und nimmer ihr Ziel verfehlen. Damit sollte er die bösartigen Götter bekämpfen, und Amaterasu ermahnte ihn eindringlich, tapfer gegen dieselben vorzugehen und das Land, das ihr geliebter Enkel Ninigi nun bald beherrschen solle, in Ordnung zu bringen. Aber so viel Vertrauen auch Amaterasu und mit ihr alle Himmelsgötter in den herrlichen Gott Amewakahiko setzten, er ward ebenfalls ungetreu und wich vom Pfade Rechtens ab. Er heiratete mehrere Landesgöttinnen, darunter die schöne Schitateru; dann schloß er Freundschaft mit ihrem Bruder, Ajischiki, lebte in Saus und Braus, und acht Jahre verstrichen, ohne daß er die geringste Botschaft in den Himmel schickte. Doch nicht allein sein lustiges Leben war es, das ihn seinen Auftrag vergessen machte, nein, er hatte noch ganz andere Pläne, und dies waren keine geringeren, als sich selbst der Herrschaft der Erde zu bemächtigen. Er dachte allen Ernstes daran, die Regierung Japans zu übernehmen, sich auf die Seite der Landesgötter zu stellen und den Himmelsmächten zu trotzen.

Der große Himmelsgeist aber und Amaterasu waren allerdings erstaunt, daß sie auch von diesem Gesandten, auf den sie ihr volles Vertrauen gesetzt, keine Nachrichten bekamen; doch mißtrauten sie ihm selbst jetzt noch nicht und beschlossen nur, Kundschafter auszuschicken, welche ihnen Nachricht darüber bringen sollten, was Amewakahiko veranlassen könnte, nichts von sich hören zu lassen. Zuerst schickten sie zu diesem Zwecke den Fasanen ab, welcher auch alsobald lustig davon flog. Als er aber auf die Erde kam, da sah er schon von weitem mit vieler Freude ein schönes großes Hirsefeld. Geschwind flog er zu diesem Felde hin und sah nun, daß auch noch ein ebenso großes Bohnenfeld daneben lag. Und über den Anblick der beiden Felder und über die Aussicht auf die köstlichen Mahlzeiten, die sie versprachen, vergaß der Schelm seinen Auftrag und ließ gerade so wie die anderen Abgesandten nichts wieder von sich hören. Nun schickte Amaterasu eine Fasanenhenne ab mit dem gleichen Auftrage, wie ihn der Fasanenhahn erhalten, und diese Henne war so brav und treu, daß sie an weiter nichts als an ihren Auftrag dachte. Ungefährdet kam sie auf der Erde an und flog schnurstracks vor Amewakahikos Haus. Hier setzte sie sich auf einen großen Baum und sang unaufhörlich: »Amewakahiko, warum hast du acht Jahre nichts von dir hören lassen?« Amewakahiko jedoch hörte den Gesang der Fasanenhenne nicht; desto besser aber hörte ihn eine boshafte Göttin, welche Amanosugame hieß. Diese lief zu Amewakahiko hin und sagte ihm, vor seiner Thür säße ein Vogel, der unverschämtes Zeug sänge. »Du mußt das Thier tödten!« sprach sie. Amewakahiko, von Zorn entbrannt, nahm sofort seinen großen Bogen und einen der Himmelspfeile und schoß damit die Fasanenhenne mitten durchs Herz. Der Pfeil aber, der mit dem starken Himmelsbogen abgeschossen war, flog durch den Vogel fort und fort, immer weiter, bis in den Himmel hinein, so daß er vor Amaterasu's Füßen niederfiel.

Amaterasu und der große Himmelsgeist waren darüber nicht wenig verwundert: sie wußten nicht, was sie davon denken sollten und glaubten schier, Amewakahiko sei in einen gefährlichen und erbitterten Kampf verwickelt, und der blutbefleckte Pfeil käme als ein Zeichen zu ihnen, daß er um Hülfe bitte. Bei fernerer Ueberlegung aber schien ihnen die Sache doch verdächtig, und um sich Gewißheit zu verschaffen, nahm Amaterasu den Pfeil in die Hand und schleuderte ihn mit dem Ausspruche auf die Erde zurück, daß er Amewakahiko tödten solle, im Falle er schuldig sei, im andern Falle aber, wenn er sich nichts böses vorzuwerfen habe, solle ihm der Pfeil nichts zu Leide thun.

Amewakahiko feierte gerade das Erntefest, und müde von den vielen Festlichkeiten hatte er sich zur Ruhe gelegt und schlief, als der Pfeil hernieder in sein Herz fuhr. Natürlich ward er getödtet, da er schuldbeladen war und der Götter Willen schlecht, sehr schlecht befolgt hatte.

Seine Gattin Schitateru klagte so laut, daß ihr Wehgeschrei bis zu den Göttern im Himmel drang. Amewakahiko's Vater hörte es zuerst, und auf seine Erkundigung erfuhr er, daß sein Sohn todt sei. Da er ihn aber nicht in die Unterwelt ziehen lassen wollte, so erregte er einen gewaltigen Sturm, der den Leichnam mit sich fortriß und in den Himmel hob. Hier errichtete er ein Trauerhaus, und die aufgebahrte Leiche ward von ihm und von Amewakahiko's Gattin und Kindern, die er im Himmel zurückgelassen hatte, vorschriftsmäßig betrauert. Die Vögel im Himmel aber, und besonders die Freunde und Genossen des Fasans, welcher die Veranlassung zu Amewakahiko's Tode gewesen, die Gans, der Hahn und der Sperling, halfen treulich bei den Leichenfeierlichkeiten. Als diese nun acht Tage und acht Nächte gedauert hatten, kam der Schwager und Freund des Verstorbenen, der Gott Ajischiki, in den Himmel gestiegen, um an den Trauerfeierlichkeiten Theil zu nehmen. Dieser aber sah dem verstorbenen Amewakahiko so sprechend ähnlich, daß ihn alle für diesen selber hielten, besonders die Wittwe und die Kinder, die sich an ihn herandrängten, seine Hände und Füße umfaßten und ihn ihren Vater nannten. Darüber erzürnte indessen Ajischiki gewaltig. »Ich komme,« rief er aus, »um meinen Freund zu betrauern, und deshalb scheuete ich die Unreinheit des Trauerhauses nicht; und nun hält man mich für einen Tobten! Wie soll ich diese entsetzliche Unreinheit wieder abwaschen?« Und als er dies gesprochen, da nahm er sein langes Schwert und hieb das ganze Trauerhaus zusammen. Es stürzte nieder und fiel auf die Erde, wo es noch heutzutage als der Trauerberg in der Landschaft Mino zu sehen ist. Ajischiki selbst stieg nun wieder auf die Erde hinab, und als er über Berg und Thal dahin zog, sah ihn die betrübte Schitateru und freute sich der Schönheit und des Lichtglanzes ihres Bruders so sehr, daß sie ihn in einem Liede besang, in dem sie sagte, daß er herrlicher als die Edelsteine des Himmels über die Thäler dahin schwebe und stattlicher sei, als die Himmelsgöttin, die den Himmelsfluß durchschreite. Durch dieses Lied erfuhren die Himmelsgötter, daß Ajischiki wieder auf Erden angelangt sei. Seit der Zeit aber scheut sich Jedermann, einen Lebenden dadurch zu erzürnen, daß er ihn mit einem Verstorbenen verwechselt.

Nachdem nun Amewakahiko todt war, wählten die Himmelsgötter einen neuen Abgesandten, der das Reich Japan in Ordnung bringen sollte, bevor Ninigi seine Regierung anträte. Die Wahl fiel auf Futsunuschi, das war ein Abkömmling der Götter, welche aus dem von Isanagi zerstückten Feuergott entstanden waren. Als aber der gewaltige und kriegerische Donnergott Takemikadzutschi, der erste jener dem Feuergotte entsprossenen Götter, dies hörte, da trat er vor die versammelten Gottheiten des Himmels und rief: »Ist denn Futsunuschi allein ein Kriegsheld? Bin ich nicht stärker und gefürchteter als er? Warum kränkt ihr mich also damit, daß ihr ihn vorzieht und mich übergeht?« Da beschwichtigten die Himmelsgötter seinen Zorn, denn sie bewunderten seine Stärke, und sandten ihn nun mit Futsunuschi zugleich auf die Erde, um endlich das Land der lieblichen Schilfebenen, das Reich der acht Inseln, das herrliche Japan für Ninigi in Besitz zu nehmen.

Die beiden Götter begaben sich nun schleunigst nach Idzumo. Dort angelangt, pflanzten sie das große Himmelsschwert, das ihnen mitgegeben war, verkehrt in den Boden, den Griff nach unten. Dann knieten sie vor der emporgerichteten Spitze nieder und gelobten den Himmelsmächten Treue und Gehorsam. Als sie dies gethan, machten sie sich auf den Weg zu Ookuninuschi, der am Strande von Idasa fischte. Sie traten zu ihm und fragten ihn, ob er dem Ninigi, der von dem großen Himmelsgeiste zum Herrscher ausersehen sei, das Land gutwillig abtreten wolle. Ookuninuschi sprach: »Es wäre sehr thöricht von mir, dem großen Himmelsgeiste zu widerstreben! Wenn er befiehlt, so muß ich gehorchen. Indessen fordert ihr viel, und ich kann euch für jetzt keine entscheidende Antwort auf eure Frage geben, ehe ich nicht die Meinung und die Wünsche meines liebsten und weisesten Sohnes Kotoschironuschi kenne. Der ist aber nicht hier, er ist ausgezogen und wirft unterhalb des hohen Vorgebirges Miho seine Angel aus.« Als der Donnergott und sein Gefährte dies vernahmen, rüsteten sie ein Schiff, das die Himmelstaube hieß, zur Fahrt aus und schickten einen Gesandten an Kotoschironuschi, den Sohn Ookuninuschi's. Als der Gesandte ankam, berichtete er dem Kotoschironuschi getreulich alles was vorgefallen war, und dieser sprach ohne sich lange zu besinnen: »Da die Botschaft von dem großen Himmelsgeiste kommt, glaube ich, daß mein Vater gut thut, sich nicht zu widersetzen. Er wird die Regierung des Reiches aufgeben und fortziehen müssen. Ich aber bin mit allem einverstanden, was mein Vater in dieser Angelegenheit thun wird.« Darauf pflanzte er eine achtfache Hecke nicht weit von dem flachen Strande, der sich unterhalb des Vorgebirges befindet, ins Meer; als aber die Hecke hoch und breit geworden war, stieß er mit dem Fuße sein Schiff um und verschwand hinter der grünen Mauer auf immer.

Der Gesandte, der zu Ookuninuschi mit dieser Botschaft zurückkam, verbeugte sich tief vor demselben, worauf Ookuninuschi in feierlichem Tone sprach: »Mein Sohn, auf den ich fest vertrauen konnte, ist dahingeschieden; meine Zeit ist um, auch ich muß fort. Wollte ich jetzt noch Widerstand leisten, so würden die Götter im Lande es ebenfalls thun. Doch ich will mich nicht widersetzen, und thue ich es nicht, so werden sich auch alle Landesgötter willig unterwerfen.« Mit diesen Worten überreichte er der Gesandtschaft seine mächtige Lanze und sagte, daß er dieselbe Ninigi zum Geschenke mache. Dieser würde, mit der ruhmreichen Waffe ausgerüstet, sicherlich die rechte Stätte für seine Herrschaft finden. »Ich selbst aber,« so schloß er, »werde mich am fischreichen Seestrande aller Augen entziehen.« Dann ernannte er noch einen Stellvertreter, Funado, den Gott der Seewege, der die Opfer für ihn in Empfang nehmen sollte, und Amenohohi ward ausersehen, sie ihm darzubringen. So endete die Regierung Ookuninuschi's. Der große Himmelsgott aber belohnte ihn durch einen Palast, den er ihm im Himmel schenkte, gewährte ihm einen Antheil an der Leitung der göttlichen Angelegenheiten und vermählte ihn mit einer seiner Töchter.
Als die Zeit gekommen war, wo Amaterasu ihren Enkel auf die Erde herabsandte, um dort zu regieren, schenkte sie ihm jenen Spiegel, den die Himmelsgötter gebraucht hatten, um sie selbst aus der Felsenhöhle, in der sie sich verborgen hielt, herauszulocken. Als sie Ninigi das wunderbare Kleinod übergab, sprach sie: »Bewahre den Spiegel treu, und wenn du ihn ansiehst, so denke, du sähest mich selbst.« Außerdem aber gab sie ihm noch köstliche Edelsteine von den Himmelsbergtreppen mit, Krystallkugeln vom reinsten Glanze, und endlich reichte sie ihm das herrliche Wolkenschwert, das ihr einstmals ihr Bruder Sosanoo geschenkt, der es dem furchtbaren Drachen, welchen er erschlagen, aus dem Schwanze gezogen hatte. Alsdann gab sie ihm noch mehrere Götter zur Begleitung mit, unter denen sich auch die schöne und kluge Uzume befand, welche so schön tanzte, daß sie damit den ganzen Himmel begeistert hatte, und vor allem ihre Rede in holde Schmeichelworte zu kleiden verstand.

So war denn alles bereit; Ninigi nahm Abschied von Amaterasu und begab sich mit seinem Gefolge auf den Weg. Als nun die Götterschaar die Wolken durchbrach, um auf die schwebende Himmelsbrücke und von da weiter abwärts zu gelangen, da ward der. vorderste der Götter, der an der Spitze der Schaar einherzog, einen riesigen Gott gewahr mit großen, furchtbar rothglühenden Augen. Als er dieses Ungeheuer sah, war er so bestürzt, daß er allen Muth verlor und wieder umkehrte. Die Anderen wunderten sich sehr darüber und fragten ihn nach der Ursache. Er erzählte, was er gesehen hatte, und beschrieb den fürchterlichen Riesengott so gut er vermochte. Alle waren gleich ihm erschrocken; doch die schlaue Uzume wußte Rath. Sofort schürzte sie in gefälliger Weise ihre Kleider in die Höhe, schmückte sich und trat lachend und scherzend dem Unhold entgegen, der sich ihnen in den Weg stellte. Doch als der Riesengott die Anstalten der Uzume gewahrte, sprach er beschwichtigend: »Uzume, warum giebst du dir meinetwillen so viel Mühe? Das konntest du sparen, es ist ganz unnütz, denn ich bin ein friedlicher Erdgeist, der Gott der Feldwege. Ich komme dem Herrschersohne Ninigi entgegen, um ihm zu huldigen und ihm meine Dienste anzubieten. Geh zurück und sage unserem demnächstigen Herrscher, daß der Prinz Saruta auf seine Befehle wartet; dieser Prinz, o Uzume, bin ich selbst.« Uzume, die sich sehr über diese Worte freuete, schlug dem Riesengotte vor, den neuen Herrscher auf der Erde zu erwarten; dort wolle sie Ninigi mit ihm bekannt machen. Saruta war es zufrieden und willigte sogleich in ihren Vorschlag. Dann gab er seinerseits den Rath, Ninigi möge sich vorerst in der Nähe des Berggipfels Takatschiho in der Landschaft Himuka oder – wie sie jetzt heißt – Hiuga auf der Insel Kiuschiu niederlassen, wo er ihn treffen werde; bis dahin aber wolle er selbst sich am Isuzu-Flusse in der Nähe von Ise aufhalten. Als diese Verabredung zwischen dem Riesengotte und Uzume getroffen war, ging diese zu Ninigi und seiner Götterschaar zurück. Ninigi aber, als er gewahrte, daß der Riesengott verschwunden war, theilte nun unverzüglich das Gewölk; er betrat festen Fußes mit seinen Begleitern die Himmelsbrücke und ging von da, mit seinem Schwerte vor sich hertastend, hinunter auf die Gebirge von Kiuschiu. Alsogleich begab sich Uzume zu Saruta und führte ihn zu Ninigi. Dieser fand, als er hörte, er sei der Gott der Wege, sein Anerbieten, als Wegweiser zu dienen, vortrefflich und machte sich auf, das Land mit Hülfe Saruta's in kürzester Frist zu durchstreifen. Und als dies geschehen und Ninigi immer mehr einsah, welchen Nutzen er von Saruta gehabt hatte, da sprach er zu Uzume: »Saruta soll jetzt, nachdem er mir sehr gefällig gewesen, in seine Heimat zurückkehren. Du aber, die du mit ihm am besten bekannt geworden bist und zuerst mit ihm gesprochen hast, zieh mit ihm und werde in seinen heimischen Bergen Priesterin.« Uzume that, wie ihr Ninigi befahl, und zum Andenken an die ruhmreiche That, daß sie nämlich bei dem Auszuge aus dem Himmel unerschrocken und allein dem Riesengotte entgegen ging, wurde sie und später ihre Nachfolgerinnen hoch geachtet. Durch diese Begebenheit ist es auch gekommen, daß sie den Namen Sarume no kimi, das heißt Herzogin von Saru, erhielt, und daß ihr Rang höher wurde als der der Männer des dortigen Herrschergeschlechtes. Diese mußten ihr nachstehen, und dies ist auch bei den Priesterinnen, welche ihre Nachfolgerinnen wurden, so geblieben.

Ninigi schlug seinen Wohnsitz an der Stelle auf, die er zuerst betreten, als er vom Himmel herabkam; alles rings umher in der Nähe und Ferne unterwarf sich ihm, und auch der Greis der Salzerde, der Strandgott, einer der zahlreichen Söhne Isanagi's, schloß Freundschaft mit ihm und trat ihm sein Reich ab.

Als der neue Herrscher eines Tages am Meeresufer spazieren ging, begegnete er einer sehr schönen Jungfrau. Er machte ihr einen Heirathsantrag, doch das Mädchen verwies ihn an ihren Vater, den großen Berggeist, der allein über ihre und ihrer älteren Schwester Hand verfügen könne. Ninigi, dem es sehr am Herzen lag, das schöne Mädchen zu heiraten, begab sich sogleich zu dem Berggeist und wiederholte ihm seinen Antrag. Dieser willigte nicht nur ein, sondern schickte ihm beide Töchter in reichem Schmuck und mit vielen Geschenken. Ninigi aber verschmähte die ältere, welche Iwanagahime hieß, denn sie war häßlich; er begehrte nur seine geliebte schöne Konohanahime, die er bei sich behielt, und sandte Iwanagahime wieder fort. Darüber ergrimmte diese sehr und sprach Verwünschungen aus, deren Erfüllung nicht ausbleiben sollte. Der schönen Konohanahime Name bedeutet Baumblüthe und demnach eine kurze Dauer, gleich diesen Blüthen, der Name der häßlichen Iwanagahime bedeutet ein langes Leben wie das der Felsen. »Hättest du mich gewählt, Ninigi,« so rief die Verschmähte in ihrem Zorne, »so wäre dein und deiner Nachkommen Dasein auf Erden ein sehr langes gewesen; da du nun meine Schwester vorziehst, so werden alle die deinigen rasch vergehen wie die Blüthe der Bäume.« Ihre Weissagung ging nur zu wohl in Erfüllung, und daher kommt es denn auch, daß der Menschen Leben so kurz ist gegen das der früheren göttlichen Geschlechter.

Ninigi lebte einige Zeit sehr glücklich mit der schönen Konohanahime, aber es währte nicht lange, da wurde die Glückseligkeit ihrer Ehe durch Ninigi selber gestört, der eifersüchtig wurde und seine Frau aufs ungerechteste beargwöhnte. Darüber grämte sich die gequälte Konohanahime gar sehr, und als Ninigi, ihr Gemahl, es ärger und ärger trieb, da wurde sie erzürnt und zog sich in ein Haus zurück, dessen Thür sie von innen verriegelte. Sie beschloß dieses Haus in Brand zu setzen, und sprach vorher zu Ninigi: »Die Götter werden mich bald durch die Geburt eines Kindes segnen. Ist dasselbe nun das deinige, so werde ich mit ihm gesund aus den Flammen hervorgehen; bin ich dir aber jemals untreu gewesen und ist das Kind nicht dein Kind, so werde ich mit ihm in den Flammen umkommen.« Als Konohanahime dies gesprochen, versperrte sie den Eingang des Hauses vollends und zündete dasselbe an, sodaß die Flammen hoch empor schlugen. Und während Ninigi draußen dem Schauspiele zusah und mit Spannung auf den Ausgang wartete, bekam Konohanahime statt eines Kindes drei schöne, liebliche Söhne, welche froh und lustig aus den Flammen heraussprangen und nach ihrem Vater fragten. Ninigi war erstaunt und hoch erfreut über seine drei Söhne und dankte der Konohanahime, welche ebenfalls unversehrt aus den Flammen kam. Nun war ihr Gemahl versöhnt, und niemals wieder belästigte er sie durch Eifersucht, sondern setzte volles Vertrauen in sie. Konohanahime aber konnte die Zeit nicht vergessen, während welcher Ninigi an ihrer Treue gezweifelt hatte, und obwohl ihr Gatte sie mit rührender Klage umwarb und besänftigende Lieder dichtete und sang, so grollte sie doch fort und fort und wollte nichts mehr von ihm wissen. Sie begnügte sich damit, ihre Kinder mit himmlischem Reisweine zu tränken und mit Reis zu nähren, der auf den Himmelsfeldern gewachsen war. Das war ihr ganzes Glück, und sie bedurfte keines anderen mehr.

Als Ninigi nach langen Jahren starb, sein Leichnam auf den lieblichen Höhen von Hiuga bestattet ward und er selbst gen Himmel gestiegen war, überlebten ihn zwei seiner Söhne, die Prinzen Hosusori und Hohodemi, und erbten das Reich.
Von Ninigi, dem Enkel der Sonnengöttin Amaterasu, ging die Herrschaft des Reiches, das er dem Ookuninuschi entrissen, zunächst auf seine beiden Söhne Hosusori und Hohodemi gemeinsam über. Hosusori war der ältere von beiden, Hohodemi der jüngere; gleichwohl war es dem letzteren vorbehalten, das ganze Reich Japan als alleiniger Machthaber zu regieren, und sein älterer Bruder mußte, obschon ihm das größere Recht gebührte, dem Hohodemi weichen. Dies geschah auf folgende wunderbare Weise.

Als beide Brüder nach dem Tode ihres Vaters ihr Erbe theilten, da bekam der ältere den Ertrag, den die See gab, der jüngere die Berge, die er nach Gefallen ausbeuten konnte. Während nun der Jäger Hohodemi fast täglich, auch dann, wenn das Wetter schlecht war, sein Weidwerk üben konnte und oft reichen Ertrag heimbrachte, konnte Hosusori häufig nicht einmal auf die See hinausfahren und seine Netze auswerfen, denn der Sturm peitschte die Wogen thurmhoch empor und machte es ganz unmöglich, an den Fischfang zu denken. Dies aber ärgerte den Hosusori gar sehr, und deshalb machte er seinem Bruder den Vorschlag, die Beschäftigung mit ihm zu tauschen. Schließlich willigte Hohodemi ein, gab seinem Bruder Bogen und Pfeile und nahm von diesem den Angelhaken in Empfang. Dieser Tausch war indessen nicht wohlgethan und sollte für beide Brüder nachtheilig werden, denn während Hosusori nicht einmal die Spur des Wildes auffinden konnte, weil er eben kein Jäger war, büßte Hohodemi schon nach wenigen vergeblichen Versuchen, einen Fisch zu fangen, seinen Angelhaken ein. Hosusori, der Sache müde, kam bald zurück zu seinem Bruder, brachte Pfeil und Bogen und forderte seinen Angelhaken. Dieser war nun aber verloren gegangen und durchaus nicht wieder zu bekommen, und deshalb begehrte der stürmische Hosusori gewaltig auf und forderte mit vielen Schmähworten gegen seinen Bruder den Angelhaken zurück. Er betheuerte, sich nicht eher beruhigen zu wollen, bis er ihn wieder in Händen hielte. Ueber dies Benehmen fühlte sich Hohodemi sehr unglücklich; er wollte um jeden Preis Rath schaffen, und deshalb zerbrach er sein gutes Schwert und schmiedete daraus eine große Menge Angelhaken, die er sämmtlich seinem Bruder anbot. Dieser aber war weit entfernt, sich dabei zu beruhigen; er schrie und tobte fort und fort und verlangte keinen anderen Angelhaken als seinen eigenen.

Trostlos ging Hohodemi von dannen und fand nicht Hülfe noch Rath. Er ging am Ufer des Meeres hin und seufzte tief. Als er aber eine kurze Strecke gewandert war, da sah er in der Nähe eine Gans, die sich in einer Schlinge gefangen hatte und sich flatternd abmühete, sich frei zu machen. Gutmüthig, wie er stets war, ging Hohodemi herzu und befreite das arme Thier aus seinen Banden, und als die Gans sich in die Luft erhoben hatte und davon geflogen war, da trat der Greis der Salzerde, jener Gott des Seestrandes, der früher schon dem Ninigi geholfen hatte, zu Hohodemi heran und fragte ihn nach dem Grunde seines Kummers. Dieser erzählte dem Alten, was zwischen ihm und seinem Bruder vorgefallen; er beklagte, daß der Angelhaken verloren sei, und war so aufrichtig betrübt über den Verlust, daß der Greis ihm seine Hülfe versprach. Derselbe schritt auch sofort zur That; er flocht einen großen dichten Korb ohne Maschen, in diesen setzte er Hohodemi und schob das Fahrzeug weit ins Meer hinein. Als der Greis sich entfernt, sank der Korb in die Tiefe des Meeres; dort schwamm er weiter und weiter, bis er – ganz so wie es der Greis vorhergesagt – auf einem breiten Pfade an ein liebliches Gestade kam, an dem ein prachtvoller, aus glänzenden Fischschuppen erbaueter Palast stand. Er sah vor demselben einen Brunnen und über diesem einen großen Zimmtbaum, wie ihm der Greis erzählt hatte, und sich genau nach dessen Rathe richtend, verbarg er sich in den breiten Zweigen des schönen Baumes. Und ganz wie es der Greis ebenfalls vorher verkündet, trat auch alsobald die Tochter des Meergottes aus dem Palaste heraus, die schöne Toyotamahime, die mit einer Schale aus Edelstein in der Hand zum Brunnen kam, um Wasser zu schöpfen. Als sie sich nun über den Brunnenrand beugte und im Begriffe war, die Schale einzutauchen, da sah sie plötzlich Hohodemi's Spiegelbild in dem Wasser, und darüber erschrak sie so sehr, daß sie sich rasch emporrichtete und die Schale zu Boden fallen ließ, sodaß sie zerbrach. Als sie sich etwas gesammelt, ging Toyotamahime zurück in den Palast und meldete ihrem Vater die Begebenheit. Sie sagte ihm, am Brunnen wäre ein herrlicher Gott angelangt, der auf dem Baume sitze und dessen Bild man im Wasser sehen könne. Der Meergott, ihr Vater, wußte sogleich, um wen es sich handelte; er sprach: »Das ist gewiß der Urenkel der Göttin Amaterasu.« Und mit diesen Worten ging er zum Brunnen, hieß Hohodemi willkommen und lud ihn ein, in sein Haus zu treten. Als Hohodemi der Einladung folgte, ließ der Meergott achtfache Matten legen, darauf setzte er sich mit seinem Gaste und fragte nach dessen Begehr.

Hohodemi erzählte seinem liebenswürdigen Wirthe umständlich die Geschichte von dem verlorenen Angelhaken und von den Folgen dieses Verlustes, und sogleich ließ der Meergott alle Fische herbei kommen. Sie erschienen auch alle auf seinen Befehl, nur der Tai, die über und über rothe Seebrasse, auch das rothe Weib genannt, fehlte, und als der Meergott sich nach dem Grunde ihres Ungehorsams erkundigte, kam sie klagend angeschwommen und entschuldigte sich mit Krankheit. Nun ließ der Meergott den kranken Fisch untersuchen, und bald wurde man gewahr, daß die Krankheit im Maule liege. Dasselbe war dick geschwollen, und als man näher zusah, da fand sich der verlorene Angelhaken. Hohodemi war überglücklich, als er herausgezogen ward, und bat den Meergott, ihn in Verwahrung zu nehmen, da er dessen Einladung zu längerem Verweilen in seinem Palaste annahm. Nun war Hohodemi leichten Herzens und freute sich seines Aufenthaltes in dem herrlichen Meerespalaste, und damit ihm nichts zu seiner Zufriedenheit fehle, erfüllte der Meergott seinen Wunsch und gab ihm seine Tochter, die schöne Toyotamahime, zur Frau. In Freude und Glück brachte er nun drei Jahre dort unten zu; dann aber befiel ihn große Sehnsucht nach seiner Heimat, die er nicht zu unterdrücken vermochte und durch viele Seufzer bekundete. Seine Frau hörte dieselben und erzählte ihrem Vater von der veränderten Stimmung Hohodemi's. Beide hatten ganz recht, wenn sie seinen Kummer als Heimweh deuteten, und als der Meergott sich davon überzeugt hatte, fragte er Hohodemi, ob er ihn nach Japan zurückschicken solle. »Ich will dir gern Geleit und meine besten Wünsche mitgeben,« sprach der edle Meergott, und Hohodemi nahm mit tausend Freuden den Vorschlag an. Nun berief der Meergott seine dienenden Meerdrachen, welche auch alsogleich ihre großen Flossen aufrichteten und herbeikamen. Als sie befragt wurden, wie lange Zeit sie wohl gebrauchten, um Hohodemi zurück ans Land zu bringen, sagten diejenigen, welche acht Klafter lang waren, sie würden acht Tage gebrauchen. Die kleineren aber waren flinker und erboten sich die Reise in kürzerer Zeit zu machen, und der kleinste, der nur einen Klafter maß, versprach Hohodemi in einem einzigen Tage hinzubringen. So wurde denn dieser letzte ausersehen; doch bevor Hohodemi seinen Rücken bestieg, beschenkte ihn der Meergott, außer daß er ihm den Angelhaken einhändigte, noch mit zwei großen leuchtenden Edelsteinen, welche die Gabe hatten, das Meer steigen und fallen zu machen; sie heißen die Steine der Ebbe und Fluth. Dann hatte Hohodemi noch eine wichtige Unterredung mit dem Meeresgotte, denn dieser belehrte ihn, die Steine zu gebrauchen, um seinen Bruder zu demüthigen; darauf gab er ihm noch folgende Lehren: »Wenn du deinem Bruder den Haken zurückgiebst, so sprich die Worte: armseliger Haken, unglücklicher Haken, trauriger Haken! Dann aber wende dich rasch von ihm ab, um deinen Unglück bringenden Worten auszuweichen. Ferner bebaue stets hochgelegene Felder, wenn dein Bruder niedrig gelegene bebaut, und wähle zu deiner Aussaat niedrige Felder, wenn dein Bruder hochgelegene bepflanzt. Befolgst du meinen Rath, so verspreche ich, dich reich zu segnen; da ich die Gewässer regiere, so kann ich jedesmal dich begünstigen und deinen Bruder benachtheiligen, und so wird dieser binnen drei Jahren gänzlich verarmt sein.« Nach diesem Bescheide empfahl sich Hohodemi dankend seinem Wirthe und schwamm auf dem Rücken des ausersehenen Drachen ab. Dieser brachte auch seinem Versprechen gemäß Hohodemi in einem Tage an den Strand von Japan, und deshalb wurde er von der Zeit an das Leibpferd des Meergottes. Als Hohodemi glücklich ans Land gesprungen war, nahm er sein kurzes Schwert als Gegengeschenk für den Meergott und als Zeichen seiner glücklichen Ankunft, band es dem Drachen um den Hals und entließ ihn; in Folge davon bekam derselbe den Beinamen Schwertträger, den er bis zum heutigen Tage behalten hat.

Hohodemi ging nun sogleich zu Hosusori, aber wenn er je Bedenken gehabt hatte, die Rathschläge des Meergottes gegen seinen Bruder in Anwendung zu bringen, so schwanden sie in diesem Augenblicke; denn feindselig und mit Scheltworten begrüßte Hosusori den heimkehrenden Bruder. Er war sogar unzufrieden, als er den verlorenen Haken erblickte und nahm ihn unter Verwünschungen entgegen. Als Hohodemi dies unbrüderliche Benehmen gewahrte, da überreichte er seinem Bruder den Haken in der ihm von dem Meergotte vorgeschriebenen Weise. Aber nicht allein die unglückverheißenden Worte, welche Hosusori damit auf sich geladen, sondern auch die Heimsuchungen durch den Gott der Gewässer trafen ihn, und schweres Mißgeschick brach über ihn herein. Alle seine Felder verdorrten, sobald er sie auf hochgelegenen Stellen anlegte, und sie wurden furchtbar durch Wasserfluthen verwüstet, wenn er sie im Tieflande wählte, und so kam es, daß er bald in Kummer und Elend gerieth, während sich Hohodemi der besten Wohlhabenheit erfreute. Hierüber erboste sich Hosusori gewaltig, und so kam er eines Tages in voller kriegerischer Rüstung herangezogen, um seinen Bruder zu befehden. Dieser aber, als er Hosusori erblickte, tauchte den Edelstein der Meeresfluth ins Wasser, und sofort stieg die See und schwoll so gewaltig, daß sie Hosusori auf den nächstgelegenen Hügel trieb. Aber auch hier war er nicht sicher, die Fluth überschwemmte den Hügel, und Hosusori sah sich genöthigt, auf einen Baum zu flüchten. Als er sah, daß auch dies ihm nicht half, da bat er seinen Bruder um Gnade und gelobte, er wolle dessen Sklav, Wächter und Gaukler werden, und dies Verhältniß solle für ihre Nachkommen achtzig Geschlechter hindurch dauern. Nun tauchte Hohodemi, als er seinen Bruder so reden hörte, den Edelstein der Ebbe ins Meer, und ebenso schnell, wie sie herangezogen, sanken die Wogen. Hosusori war gerettet und bat seinen Bruder, dessen Macht er nun erkannt hatte, um Verzeihung. Hohodemi aber traute ihm noch nicht; als jedoch Hosusori sein Gelöbniß wiederholte und sich sogleich als Gaukler costümirte, sich mit rother Farbe bemalte und in komischer Weise einen pantomimischen Tanz aufführte, durch den er seine vergeblichen Anstrengungen, dem anschwellenden Wasser zu entrinnen, treffend wiedergab, da lachte Hohodemi herzlich und reichte ihm ohne Zögern die Hand zur Versöhnung. Die Nachkommen Hosusori's aber sind bis auf den heutigen Tag die Wächter der Palastmauern und Gaukler und Taschenspieler geblieben. Sie heißen im Volke die flinken Burschen, Hayabito, wegen ihrer Jongleurkünste, oder Hundemenschen, Inubito, weil sie wie die Hunde Wachtdienste verrichten und oft auch wie jene erbärmlich ihr Leben verbringen.

Doch ehe noch dies Alles sich ereignete, hatte Hohodemi ein anderes wunderbares Ereigniß zu erleben. Toyotamahime, seine geliebte Gemahlin, hatte ihn nicht begleitet, als er den Palast des Meergottes verließ, aber sie hatte ihm versprochen, sie wolle ihm nachkommen. »Ich werde dir bald einen Sohn schenken,« sprach sie, »und zur Zeit seiner Geburt will ich in einer stürmischen Nacht zu dir herauf ans Land kommen.« Ferner bat sie ihn, hart am Strande ein Haus für sie zu bauen, in dem sie wohnen wolle. Dies Haus bauete Hohodemi auch sogleich und zwar mit aller nur möglichen Aufmerksamkeit. Er sparte keine Mühe, um es bequem und herrlich auszustatten, das Dach aber machte er aus lauter Federn der Seevögel, und daran hatte er seine besondere Freude, denn es gewährte nicht nur einen herrlichen Anblick, sondern war auch leicht und dabei warm. Nun geschah es aber, daß Hohodemi bei der allzugroßen Sorgfalt, die er auf das Dach verwandte, noch nicht damit fertig war, als Toyotamahime unter Sturm und Regen im Wogengebrause anlangte. Hohodemi führte seine Gemahlin in das Haus und zeigte ihr, daß das Dach noch nicht ganz fertig sei und an der einen Seite noch eine große Lücke habe; er bat sie, noch ein paar Tage bei ihm zu wohnen. Toyotamahime wies jedoch diese Bitte zurück; sie sagte, daß keine Zeit mehr dazu sei, und daß schon in der nächsten Nacht ihr Sohn geboren würde. So blieb denn nichts übrig, als daß Toyotamahime ihren Wohnsitz in dem unfertigen Hause aufschlug, und als Hohodemi, von ihr gedrängt, sie allein ließ, mußte er ihr fest und bündig versprechen, ja keinen Versuch zu machen, sie zu sehen. »Bleibe in deinem Hause,« sprach sie, »bis ich dich rufen lasse, und versuch es unter keiner Bedingung, mich vorher zu sehen!« Hohodemi versprach, ihre Bitte zu erfüllen; allein die Neugier ließ ihm keine Ruhe, und so schlich er leise herzu und sah seine Frau in der Gestalt eines Drachen sich auf dem Fußboden hin und her winden. Erschrocken trat er zurück, doch als ihn Toyotamahime später rufen ließ, da sah sie gleich, daß er ihr Geheimniß, das sie vor allen Menschen zu verbergen gedachte, seines Versprechens ungeachtet erspäht hatte. Und hierüber war sie so erzürnt, daß sie mit heiligen Eiden gelobte, zu ihrem Vater zurückzukehren und nie wieder auf die Erde zu kommen. Hohodemi suchte sie zu besänftigen, doch das gelang ihm nicht; Toyotamahime behauptete, daß sie die Schmach, welche er ihr angethan, nie wieder verschmerzen könne. Und ebenso, wie sie niemals aus dem Meere wieder empor kommen werde, so solle auch Hohodemi nicht im Stande sein, jemals wieder zu ihr hinunter zu tauchen; ja alle Abgesandten, die er zu ihr schicken sollte, würde sie behalten, und wenn die Sehnsucht nach ihm auch sie triebe, ihm Boten zu senden, so solle er dieselben ebenfalls behalten. Mit diesen feierlichen, harten Gelöbnissen legte sie ihr Söhnlein, das in der Nacht, wie sie vorhergesagt, geboren war, am Strande nieder. Als Hohodemi sie fragte, wie der Sohn heißen solle, da gab sie ihm, zur Erinnerung an seine Geburt, den sonderbaren Namen: Prinz vom unfertigen Taucherfederdache. Mit diesen letzten Worten trat sie in das Wasser und verschwand vor aller Augen.

Hohodemi aber klagte: »Die Ente kommt zum Lande, der Seetaucher zur Bucht, aber die, welche ich liebe, kommt nimmermehr zurück; ich habe sie verloren und werde sie nie vergessen!«

Nachdem nun Toyotamahime fortgezogen, beorderte Hohodemi Ammen für seinen Sohn, die ihn pflegten, ihm die Milch reichten und ihm den Reis kaueten. Doch verzehrte ihn fortwährende Sehnsucht nach seiner Gemahlin; diese aber litt an derselben Pein, und deshalb schickte sie ihre jüngere Schwester Tamayori zu dem Kinde und trug ihr auf, dasselbe groß zu ziehen. Und da der Schwur, den sie ausgesprochen, sie band und ihr den Weg auf die Erde zu dem Gatten und dem Kinde auf immer verschloß, so gab sie ihrer Schwester ein Lied für Hohodemi mit, das Antwort auf seinen Klaggesang brachte und ihre Sehnsucht nach dem herrlichen, hochverehrten Gatten aussprach.

In Folge der Verwünschung, welche vor langen Jahren die Schwester von Hohodemi's Mutter ausgestoßen, nach der die Geschlechter der Abkömmlinge Ninigi's ein frühes Grab finden sollten, konnte natürlich Hohodemi das Alter seiner Vorfahren nicht erreichen. Indeß wurde er noch 580 Jahre alt; seine Nachkommen aber fanden ein immer früheres Lebensende und langten zuletzt bei der Lebensdauer der heutigen Menschen an.

Als Hohodemi auf dem Berge Ahira in der Landschaft Hiuga auf Kiuschiu starb und in den Himmel hinaufzog, folgte ihm der Prinz vom unfertigen Federdache, sein einziger Sohn. Dieser aber liebte die Schwester seiner Mutter, welche ihn auferzogen, so sehr, daß er sie heiratete. Sie schenkte ihrem Gemahle vier Söhne, deren jüngster nachmals der erste Kaiser von Japan wurde, wie die älteste der Heldensagen berichtet.
Wo diese Inseln, von denen man in Japan so oft erzählen hört, eigentlich liegen, das vermag Niemand zu sagen. Manchmal freilich berichten Leute, welche am Gestade des Ostmeeres wohnen, von einem herrlichen Baume, den sie über die Fluthen emporragen sahen. Das ist der Baum, der auf dem höchsten Gipfel des Fusan, des größten Berges der glückseligen Inseln, steht. Und wie freuen sich die Sterblichen, wenn sie dies Wahrzeichen jenes heiligen Landes erblicken, zu dem nur Auserlesene den Zugang finden! Wie sehnsüchtig schauen sie hin nach dem wunderbaren Baume, und wie emsig suchen sie die Richtung zu erspähen, in welcher das glückselige Horaisan – so nennt es der Japaner – gelegen ist! Kaum aber glauben sie Sicherheit darüber erlangt zu haben, dann verschwindet der Baum vor ihren Augen, und es ist sehr ungewiß, ob er jemals wieder sichtbar wird.

So leben denn die Menschen noch heutigen Tages der Hoffnung, daß der Weg zu den glückseligen Inseln gefunden werde, deren Wunder sie zu preisen nicht aufhören. Denn dort grünt und blüht alles das ganze Jahr hindurch; ein ewiger Frühling erhält die Luft lind und den Himmel blau. Dort geht die Zeit spurlos am Menschen vorüber, und der Tod findet dorthin keinen Weg; dieser böse Gast, der den Menschenkindern so arge Qualen bereitet, ist auf den glücklichen Inseln des ewigen Lebens unbekannt. Dort giebt es keine Pein, keinen Schmerz; in Frieden und Freuden vergeht die Zeit. Die Vögel, welche das Entschwinden des Sommers beklagen und vor Einbruch des Winters fortziehen, flüchten nach Horaisan. Ganz genau weiß man dies von den sanften Schwalben. Anders ist es mit den Wildgänsen, die den Winter nicht fürchten, aber dennoch, von Sehnsucht getrieben, den Weg zu den glückseligen Inseln suchen. Man erzählt, daß sie, um den Zugang von den Göttern zu erbitten, kleine Holzstäbchen und allerlei Reisig sammeln und im Schnabel auf die Reise mitnehmen. Kommen sie nun ans äußerste Gestade des von den Sterblichen bewohnten Landes, so legen sie ihre Gabe dort nieder, und die Strandbewohner finden oftmals Häufchen solcher Reiser, welche die Wildgänse zurückließen, wenn sie nach Horaisan hinüberfliegen wollten.

Manchmal, wenn kühne Seefahrer vom Festlande aus es unternahmen, das Land des ewigen Lebens aufzusuchen, kamen sie nicht weiter als nach Japan, und so ist es gekommen, daß beide Länder mit einander verwechselt wurden, und daß man wohl vermeinte, der hohe Fujiyama sei der herrliche Fusan. Das war aber ein großer Irrthum, denn das Reich Horaisan ist noch weit, weit von Japan entfernt, viel weiter als Japan von China entfernt ist, und nur übernatürliche Mächte vermögen einen Menschen dorthin zu führen.

Dies ist jedoch, wie die Sage lautet, einige Mal der Fall gewesen; der weise Japaner Wasobiowe aber war – außer einem Abgesandten des alten Mikado Suinin, von dem die Heldensage berichtet, und der die Orange aus Horaisan mitbrachte – wohl der Einzige, der je von dort heimkehrte, und ihm ist es vorbehalten gewesen, wirkliche Kunde von dem wunderbaren Lande zu geben. Wenn nämlich die Götter irgend einem Sterblichen so zugethan waren, daß sie ihn den Weg nach Horaisan finden ließen, so kam es ihm schwerlich in den Sinn, das vollkommen glückliche Leben, das er dort führte, mit dem früheren unvollkommenen zu vertauschen. So geschah es, daß einst ein Kaiser von China sein Land so schlecht regierte und ein so grausamer Despot war, daß sein Leibarzt Jofuku beschloß, sich dieser Tyrannei und der steten Gefahr, in der sein Leben schwebte, zu entziehen. Er sprach eines Tages zu dem Herrscher: »Gieb mir ein Schiff und Gefolge und laß mich ausziehen, um das glückselige Reich Horaisan zu finden und dort das Kraut der Unsterblichkeit zu suchen, das auf dem Berge Fusan wächst. Dies bringe ich dir dann zurück, und hast du es in deinem Besitze, so hast du nichts zu fürchten und hast es ganz in deiner Macht, deine Tage zu verlängern und dich schließlich zum Herrscher der ganzen Erde zu machen.« Diese Worte waren dem Tyrannen lieb zu hören, und er besann sich keinen Augenblick, seinen Leibarzt Jofuku mit großem Gefolge nach Horaisan zu senden. Jofuku, der sehr froh war, daß er sich, seine Freunde und deren Angehörige der Gewalt des Tyrannen entzogen hatte, schiffte sich ein, kam auch nach Japan, fuhr aber weiter und weiter, bis er in der That die glückseligen Inseln erreichte. Dort angekommen, genoß er in vollen Zügen das Glück, das ihm beschert war, und dachte nicht daran, zurückzukehren und die Tage seines Gebieters über die natürliche Dauer seines Lebens zu verlängern. Der Japaner Wasobiowe aber, dem er nachmals diese seine Geschichte erzählte, gelangte auf folgende Weise nach Horaisan.

Er war ein alter, würdiger Mann, der sich von den alltäglichen Geschäften zurückgezogen hatte und in beschaulicher Ruhe seine Tage in der Nähe von Nagasaki verbrachte. Nur ein Koch und ein Bursch waren bei ihm, und wenn er seiner Lieblingsbeschäftigung nachging und in einem kleinen Bote auf das Meer hinausfuhr, um zu angeln, dann mußten diese beiden sein Haus hüten, und oft, recht oft blieb er tagelang fort. Einst, als die achte Vollmondnacht des Jahres hereinbrach, die ja von allen die schönste ist, beschloß er, um den zahlreichen üblichen Besuchen aus dem Wege zu gehen, eine Fahrt auf das Meer hinaus zu machen. Deshalb nahm er seine Angelschnur und setzte sich in den Kahn. Er war ein gewandter, kundiger Schiffer, und so machte es ihm nichts aus, ob die Nacht- oder die Tageszeit ihn auf dem Wasser traf. Gemächlich fuhr er am Gestade dahin und freute sich des prachtvollen, hellen Mondscheines, der ihn die Schönheiten der Landschaft erkennen ließ. Doch plötzlich zogen schwarze Wolken herauf, der Regen rauschte in Strömen herab und pechschwarze Finsterniß umgab ihn. Bald brach der Sturm los und thürmte die Wellen zu Bergen empor, auf denen sein Schiffchen wie ein Ball umhertanzte. Der schwache Mast brach denn auch alsobald in Stücke und verschwand mit dem Segel in der schäumenden Fluth. Wasobiowe aber verlor den Muth nicht und ruderte und kämpfte tapfer um sein Leben. Sein mastberaubtes Fahrzeug schoß pfeilschnell vor dem Sturme dahin, und es war nicht daran zu denken, das heimathliche Ufer zu erreichen, denn Wasobiowe schätzte die Entfernung sehr bald auf mehr denn tausend Wegstunden. Als der Tag anbrach, ließ der Sturm keineswegs nach; im Gegentheil, seine Wuth verdoppelte sich, so daß die weite Wasserfläche nur ein einziger Gischt und Schaum zu sein schien, aus dem die Wogen sich haushoch heranwälzten. Und so mußte der unverzagte Schiffer drei Tage und drei Nächte mit Sturm und Wogengebrause kämpfen. Er hatte sich längst in sein Schicksal ergeben, als mit einem Male der Sturmwind sich legte und Ruhe an die Stelle des heulenden Unwetters trat. Wasobiowe, der den Lauf der Sterne kannte, sah nun klar, wie unendlich weit er von seiner Heimat Japan entfernt war, und da er nirgends ein gastliches Gestade erspähen konnte, so mußte er sich darein ergeben, aufs Gerathewohl durch das Meer dahinzufahren. Zum Glück hatte er noch seine Angelschnur; diese warf er aus und fristete mit Fischen, die er fing und roh verzehrte, sein Leben. Tag für Tag, Woche auf Woche verrann, ohne daß seine Lage sich änderte, und so ruderte er drei Monate, bis er in die schlammige See kam, in ein böses Gewässer, von dem er nur verlorene Kunde vernommen. Er war sehr erstaunt über diese Begebenheit, die ihm aber auch beinahe das Leben gekostet hätte; denn in dem schlammigen Meere hielt sich kein Fisch auf, und so glaubte er schon, er sei dem Hungertode preisgegeben. Er ruderte und ruderte indessen, bis ihn seine Kräfte zu verlassen anfingen; da umspielte ein würziger Landwind seine Schläfe, und neu belebt ergriff er die Ruder und gelangte nach zwölf ferneren mühevollen Stunden zu dem Gestade von Horaisan.

Noch wußte er nicht, wo er war, und verwundert blickte er umher, als er sein Fahrzeug verlassen. Glück und Wonne umgaben ihn; er fühlte keine Schwäche und wußte nichts mehr von allen Gefahren seiner Reise. Da näherte sich ihm ein ehrwürdiger Greis, den er verstand, denn er sprach chinesisch, und dieser war eben jener Jofuku, den einst sein Gebieter ausgesandt hatte, um das Kraut der Unsterblichkeit zu suchen. Er begrüßte den Wasobiowe aufs freundlichste, erzählte ihm seine Geschichte und fügte hinzu, daß er nicht gesonnen sei, je wieder nach China zurückzukehren. Wasobiowe aber freute sich über alle Maßen, als er hörte, wo er war, und pries die Götter für das ihm bescherte Glück. So blieb er in Horaisan wohl ein paar hundert Jahre; doch wußte er nicht, wie lang der Zeitraum war, denn dort, wo alles sich gleich bleibt, wo keine Geburt und kein Tod vorkommt, da achtet Niemand auf die rollende Zeit. Mit Tanz und Musik, im Gespräch mit weisen und geistreichen Männern, im Umgange mit schönen und liebenswürdigen Damen vergingen ihm seine Tage.

Endlich aber – er hätte es kaum für möglich gehalten – ward Wasobiowe des süßen Daseins müde; er sehnte sich nach dem Tode. Doch dieser Wunsch war unerfüllbar; hier konnte er nicht sterben, und hätte er gewaltsam seinem Leben ein Ende machen wollen, es wäre auch das unmöglich gewesen. Hier gab es keine Gifte, keine todbringenden Waffen; ein Hinabstürzen in Abgründe, ein Anrennen an spitze Felsen oder ähnliche Gegenstände war so viel als ein Fall auf weiche Polster; wollte er sich in die See stürzen, so trug ihn das Wasser wie Kork. Dem armen Wasobiowe, zum Tode müde, konnte hier nicht geholfen werden. In dieser Noth kam ihm eines Tages ein guter Gedanke. Er beobachtete die großen Vögel des Landes und beschloß, eines dieser Thiere zu zähmen und auf dessen Rücken die Heimreise zu wagen. Er wählte sich zu dem Zweck einen riesenhaften Storch aus, der ihm auch sehr zugethan wurde und ihn auf seinen Zuruf trug, wohin er wollte. Als die Zeit ihm passend und gut däuchte, da versorgte er sich mit reichlichem Vorrathe der ausnehmend nahrhaften Speisen von Horaisan, stieg auf den breiten Rücken des Thieres, und fort flog er über das Meer hinweg. Durch viele sonderbare und merkwürdige Länder brachte ihn der Storch; das wunderbarste unter allen aber war das weit, weit ablegene Land der Riesen, welche den Menschen in jeder Hinsicht unendlich überlegen sind. Und während Wasobiowe gewohnt war, in allen Landen bewundert zu werden, wenn er seine philosophischen Ansichten und Systeme kundgab, zog er hier beschämt von dannen; denn die Riesen sagten, sie bedürften von alledem nichts, und erklärten Wasobiowe's ganze Philosophie für unvollkommenen Nothbehelf der Menschenkinder.

So sah denn Wasobiowe auf dieser Reise alles was unter der Sonne und über der Erde sich befindet; alle Länder der Welt lernte er kennen, und als er endlich in seiner geliebten Heimat, in Japan, auf dem Rücken des Storches ankam, da vermochte er seinen Landsleuten über alles Nachricht zu bringen, und sie horchten seinen Erzählungen und waren sehr froh, eine Beschreibung des Reiches Horaisan durch seinen weisen Mund zu bekommen. Daß Wasobiowe nichts berichten konnte von dem, was über den Sternen und unter dem Meere war, das kümmerte ihn und seine Landsleute wenig; denn den Himmel hat Budha bekannt gemacht, und von den Tiefen des Oceans hat Uraschimataro erzählt, und dem brauchte er nichts hinzuzufügen. Die Geschichte aber, die Wasobiowe von den glückseligen Inseln erzählte, hat sich erhalten, und damit man den Erzähler nicht über den wundervollen Begebenheiten seines Lebens vergesse, bildet man ihn fortwährend auf allerlei Weise ab, wie er auf dem Rücken des großen, schönen Storches steht und bereit ist, die Welt zu durchfliegen.








Heldensagen
Der einzige Sohn des Hohodemi, der Prinz vom unfertigen Taucherfederdache, von dessen wunderbarer Geburt die Göttersage berichtet, war bereits, gleich seinen Vorfahren, zum Himmel aufgestiegen, und noch immer war der Wunsch der Amaterasu, daß ihre Nachkommen ganz Japan beherrschen sollten, nicht in Erfüllung gegangen. Da verlieh sie zweien der Söhne jenes Prinzen Kraft und Muth zu der Ausführung des glorreichen Werkes, ganz Japan zu erobern, nämlich dem ältesten und dem jüngsten; die anderen beiden zogen es vor, der eine auf die glückseligen Inseln des ewigen Lebens, der andere ins Meer, zu seinen Verwandten mütterlicher Seits, sich zurückzuziehen. Der älteste jener beiden Prinzen, welche bald nach ihres Vaters Tode dessen Residenz in Hiuga und die Insel Kiuschiu verließen, um auf der größeren Insel Nippon sich als Herrscher niederzulassen, hieß Isetsu, der jüngere aber ward nachmals Jimmu Tenno genannt und genießt unter diesem Namen bis zum heutigen Tage göttliche Ehren in Japan.

Es währte indessen Jahre lang, ehe die beiden Brüder, welche stets in Eintracht und treuer Gemeinschaft handelten, alle Landstrecken bis zu dem Binnenmeere, welches sich zwischen den einzelnen Inseln Japans ausbreitet, unterworfen hatten und zu Schiffe nach der Hauptinsel, in die Gegend um Osaka, überfahren konnten. Auf dieser Schifffahrt erwuchsen ihnen ebenfalls mancherlei Gefahren durch die Strömungen und Wirbel in den Meerengen; allein sie fanden dort unerwartete Hülfe durch einen wildaussehenden, bärtigen Meeresgott, der mitten in der See auf dem Rücken einer großen Schildkröte stand und nach Fischen angelte. Sie grüßten den Meeresgott und baten ihn um Auskunft, und als er in den beiden Prinzen die Nachkommen der Amaterasu erkannte, war er gern bereit, ihnen beizustehen. Hoch erfreut darüber, lenkten die Prinzen ihr Schiff dicht an ihn heran, und an einer zu ihm herabgelassenen Stange erklomm der Meeresgott das Schiff und diente als sicherer Führer auf den wilden Meerespfaden.

So gelang es Isetsu und Jimmu, auf der Hauptinsel Nippon zu landen. Damit war indessen ihre Herrschaft keineswegs begründet; überall erhoben sich Gegner, und bald zog von Osten her ein gewaltiges feindliches Heer heran, an dessen Spitze der mächtige Fürst Nagasune von Tomi stand. Die beiden Brüder beschlossen, ihm schleunigst entgegen zu ziehen; sie schifften ihre Streitkräfte ein und fuhren bis Kusaka. Hier landeten sie und lieferten dem Nagasune eine große, blutige Schlacht. Aber sie vermochten den Sieg nicht zu erstreiten und mußten froh sein eben nur das Schlachtfeld behaupten zu können. Zudem war der ältere der beiden Prinzen, Isetsu, durch einen Pfeilschuß des Nagasune schwer an der Hand verletzt; von Schmerzen gequält, beklagte er sein Schicksal, das er noch dazu selbst verschuldet zu haben glaubte. Als nämlich die Schlacht geliefert wurde, stand er im Westen, der Feind im Osten; in Folge davon hatte er seine Waffen gegen seine Ahnfrau, die Sonnengöttin, schwingen müssen und damit die Ehrfurcht gegen sie verletzt. Er war indessen keineswegs entmuthigt, sondern entwarf den Plan eines Angriffes von einer anderen Seite her, als ihn in Folge seiner Verwundung der Tod ereilte. Er starb in den Armen seines Bruders, den er zur Ausdauer und zur Fortsetzung des Kampfes ermahnte.

Nun war Jimmu der einzige Nachkomme der Amaterasu, auf welchem ihre Hoffnung noch beruhete, und so hielt die Sonnengöttin mit dem großen Himmelsgeiste Rath, wie ihm Beistand geleistet werden könnte. Beide Gottheiten kamen überein, den Donnergott Takamikadzutschi, der vor Zeiten bereits für Ninigi das Land unterworfen hatte, zur Erde hinabzusenden; der Donnergott aber meinte, sein Schwert, daß er dem Jimmu senden wolle, würde genügen, um diesen aus allen Fährlichkeiten zu erlösen und zum Herrscher Japans zu machen. Er wählte zu seinem Sendboten einen frommen Mann, einen der angesehensten Einwohner der Gegend, in welche Jimmu mit seinen Streitern gezogen war, Namens Takakura. Diesem erschien er im Traume und befahl demselben, das heilige kreuzförmige Schwert, welches er zu diesem Behufe durch das Dach in Takakuras Vorrathshaus schleudern würde, an sich zu nehmen und dem Jimmu zu überbringen. So geschah es denn auch; als Takakura am Morgen erwachte, fand er an der angezeigten Stelle des Donnergottes Schwert und machte sich mit demselben schleunig auf den Weg zu Jimmu's Lager.

Es war höchste Zeit, daß er dort Hülfe brachte. Wilde, unbändige Berggeister hatten sich gegen den Enkel der Sonnengöttin verschworen; ihr Herrscher war demselben in Gestalt eines gewaltigen Bären erschienen, und durch dessen Hauch war das ganze Heer in eine Betäubung gesunken. Selbst Jimmu konnte sich derselben nicht ganz erwehren; seine Kräfte schwanden, er sank zu Boden. Da trat Takakura, als eben der Tag angebrochen, mit dem heiligen Schwerte an ihn heran. Jimmu ergriff es, und sofort vermochte er aufzustehen. Er schwang die Waffe mächtig gegen die bösen Geister, die ihn schon als ihre Beute ansahen und umschwirrten. Zerstückt fielen sie zu Boden; das Heer aber erhob sich nun augenblicklich wie neubelebt aus seiner Betäubung, und verwundert fragten sich die Krieger, wie lange sie geschlafen hätten.

Um aber Jimmu vor ferneren Unfällen zu bewahren, sandte der große Himmelsgeist ihm einen wunderbaren, acht Fuß hohen Raben als Wegweiser und ordnete an, daß Jimmu nur dorthin sich wenden solle, wohin ihm der Rabe voranflöge. Und dieser göttliche Rabe bewährte sich bei allen ferneren Kriegszügen; das Heer folgte ihm mit Vertrauen, und so zog der Sieg mit Jimmu's Fahnen.

Zunächst ging es nach allen Seiten hin durch die Provinz Yamato. Alle Gutgesinnten unterwarfen sich; auch die Landesgottheiten ehrten den Willen der Himmelsgötter und zogen aus Wäldern und Geklüft, aus Sumpf und Teich herbei, um ihre Ergebenheit zu bekunden. Es waren abenteuerliche Gestalten, geschwänzt und wüsten Aussehens; allein ihre Gemüthsart war treu; sie huldigten ohne Arg und Tücke dem Enkel der Sonnengöttin und wurden sammt ihren Nachkommen gehorsame Unterthanen des Kaiserhauses.

Zwar gab es hie und da auch Rebellen und böse Geister, die zu bekriegen waren. In Uda herrschte ein Brüderpaar; der ältere war tückisch und grausam, der jüngere brav und gut. Trotz aller wohlgemeinten Abmahnungen dieses jüngeren Bruders empfing er den Raben, welcher Jimmu's Heere voranflog, mit Pfeilschüssen und rüstete sich zu hartnäckiger Gegenwehr. Als er aber Jimmu's Streitmacht sah, verließ ihn der Muth; er schickte eine Gesandtschaft, welche für ihn um Verzeihung bat und Gehorsam angelobte. Allein er heuchelte diese Unterwürfigkeit nur, um durch Hinterlist zu erreichen, was ihm durch Waffengewalt zu erstreiten unmöglich war. Er bauete einen neuen Palast und ließ Jimmu einladen, dort sein Gast zu sein; er habe, so ließ er sagen, dies Haus eigens erbaut, um den Herrscher des Landes würdig empfangen zu können. Dicht hinter der Schwelle dieses Hauses hatte er aber eine Fallgrube angelegt, deren Boden mit Lanzenspitzen und Schwertern besetzt war; wenn nun Jimmu allen voran das Haus beträte, so würde derselbe – so meinte der Verräther – in dieser Grube unfehlbar den Tod finden. Der jüngere Bruder aber wollte keinen Antheil an dieser Schandthat haben; deshalb sandte er seinerseits eine Botschaft an Jimmu, durch welche dieser gewarnt wurde. Jimmu kam daher nicht selber, sondern schickte zwei seiner tapfersten Krieger aus, um der Sache auf den Grund zu kommen. Diese fanden bald, daß es mit dem neuen Palaste nicht richtig war; sie jagten deshalb mit Drohungen und Pfeilschüssen den älteren der beiden Brüder in das Haus hinein, so daß er in seine eigene Falle stürzte. Arg verletzt, schrie er um Hülfe, die beiden Krieger Jimmu's aber zogen ihn heraus und hieben ihn in Stücke. Der jüngere Bruder ward zum Lohn für seine Treue mit hohen Ehren bedacht und empfing eine große Herrschaft zu erblichem Lehn.

Ein anderes sehr gefährliches Abenteuer hatte Jimmu mit seinem Heer in einer Einöde zu bestehen, welche von sehr grausamen, gewaltig großen und starken Dämonen bewohnt war, die sich Erdspinnen nannten und in Höhlen und Erdlöchern wohnten. Sie trugen Schwänze und hatten ein abscheuliches Aussehen, das ihre Gemüthsart deutlich bekundete. Jimmu beschloß, List gegen sie anzuwenden. Er ließ ein reiches Mahl herrichten und bewirthete die Unholde mit soviel Sake1, als sie irgend verschlingen konnten. Zugleich hatte er Sorge getragen, daß jedem von ihnen ein verkleideter Krieger zur Bedienung beigegeben war. Während nun die wilden Geschöpfe nach Herzenslust zechten, gab er selbst ihnen einen Gesang zum besten. Allein durch die Worte, die er sang, gab er seinen Kriegern ein Zeichen, und so erlagen die gewaltigen Dämonen, achtzig an der Zahl, in einem Augenblicke sämmtlich den Schwerthieben der Krieger Jimmu's.

Erst nachdem alle diese Abenteuer glücklich bestanden und die Landschaft Yamato gänzlich unter die Botmäßigkeit Jimmu's gebracht war, gelang es diesem, seines Bruders Tod zu rächen. Man schlug, durch den früheren Mißerfolg gewarnt, einen anderen Weg ein und griff, um nicht abermals beim Kampfe der Sonne gegenüber zu stehen, die Streitmacht des Nagasune mittels einer Umgehung an. Diesmal ward denn auch die feindliche Macht in glorreicher Schlacht vernichtet; alle Häupter derselben fielen, zuletzt Nagasune selber.

Hiernach erlosch jedweder Widerstand nicht nur in Yamato, sondern auch in allen benachbarten Landschaften, und Jimmu schlug seinen Thron inmitten jener Provinz auf. Noch fünfundsiebenzig Jahre, so sagt man, herrschte er über das japanische Reich, dessen Kaiserthron er im Jahre 660 vor Christi Geburt gegründet hatte. Von diesem Jahre hebt daher die Geschichte und die Zeitrechnung der Japaner an.

1 Reiswein.
Als Kaiser Jimmu seine ruhmvolle Laufbahn auf Erden beendet hatte und in den Himmelsgefilden göttlicher Ehren theilhaftig ward, überlebten ihn vier Söhne. Drei dieser Söhne hatte ihm die Kaiserin, seine Gemahlin, geschenkt, während der vierte, der älteste von allen, eine andere Mutter hatte. Dieser bekam als Erbtheil von seinem kaiserlichen Vater nur eine kleine Provinz, mit der er sich begnügen sollte, während die anderen drei das große, herrliche Kaiserreich erben sollten.

Tagischimimi, so hieß der Enterbte, war indeß keineswegs gewillt, sich in sein Schicksal zu fügen, und da er wohl einsah, daß er geradezu gegen den Willen seines kaiserlichen Vaters nichts ausrichten konnte, so nahm er zu Tücke und Hinterlist seine Zuflucht. Mit freundlich geschmeidigem Wesen wußte er die Kaiserin Wittwe so zu umgarnen, daß sie einwilligte, seine Gemahlin zu werden. Kaum war dies geschehen, so versuchte er festen Fuß auf dem Herrscherthron zu fassen, indem er seine drei Brüder tödtete.

Nur zu bald merkte die frühere Kaiserin, was Tagischimimi im Schilde führte. Sie war untröstlich, ihre Söhne nicht warnen zu können, denn Tagischimimi achtete gar sehr auf alle ihre Handlungen, und Lauscher horchten auf das geringfügigste ihrer Gespräche. Deshalb sang sie eines Tages bei offener Thür ein Lied, das ihre Söhne, welche sie in der Nähe wußte, wohl verstehen konnten, während allen Uebrigen die Worte harmlos erschienen. In diesem Liede warnte sie ihre Söhne und machte sie mit einer nahen, drohenden Gefahr bekannt.

Als die Prinzen dies hörten und sofort einsahen, wie ruchlos ihr Bruder gegen den Willen des verstorbenen Kaisers, ihres gemeinsamen Vaters, zu handeln beabsichtigte, beriethen sie augenblicklich, was zu thun sei, und kamen schon nach kurzer Ueberlegung zu dem Entschlusse, ihren Bruder, den schlimmsten Feind, den den sie auf Erden hatten, zu tödten. Und zwar mußte dieser Entschluß alsogleich ausgeführt werden, wollten sie nicht selber dem Falschen zum Opfer fallen.

Bescheidentlich reichte der jüngste seinem ältesten Bruder das Schwert und bat ihn, unverzüglich die rettende That zu vollführen, denn er, als jüngster Bruder, wolle den älteren Brüdern nicht vorgreifen. Der älteste aber lehnte das ab, er wies das allzugroße Wagniß von sich und wollte nichts damit zu schaffen haben. Der zweite nahm das Schwert und ging in das Zimmer Tagischimimi's, doch kaum hatte er die Schwelle überschritten und seinen Gegner erblickt, da erzitterten seine Hände und Knie, und obwohl er Tagischimimi allein fand, fehlte ihm dennoch der Muth, ihn anzugreifen. Zaghaft kehrte er um und erklärte sich außer Stande, das Werk zu vollbringen. Da trat der jüngste, Suizei, vor und erbat sich das Schwert; unverzagt und muthig trat er bei Tagischimimi ein, und im nächsten Augenblicke lag derselbe erschlagen zu seinen Füßen.

Als die That vollbracht war, da verwunderten sich seine Brüder und sahen ein, wie hoch er über ihnen stand. Deshalb sprach der zweite: »Du allein bist fähig und würdig, das Reich zu beherrschen; ich könnte nimmermehr dein Gebieter sein, und deshalb bin ich bereit, in den Priesterstand zu treten und dir treu zu dienen.« Und so kam es, daß Jimmu's jüngster Sohn, der Kaiser Suizei, den Thron Japans bestieg und auf seine Nachkommen vererbte.
Unter den ältesten Nachfolgern des Kaisers Jimmu und seines Sohnes gedieh das japanische Reich unter dem Schutze der Himmelsgötter mehr und mehr, und friedlich und ohne Störung erbte jedesmal der Sohn den Thron des Vaters. Der Herrschersitz fand seine bleibende Stätte in der schönen Stadt Kioto; die Weisheit, Kraft und Milde der Regenten verschaffte allen getreuen, friedliebenden Unterthanen Wohlstand, die Künste des Friedens blüheten, und wenn in entfernteren Gegenden sich Widersacher erhoben, so wurden sie mit göttlicher Hülfe stets rasch besiegt und vernichtet. Ganz besonders aber rühmen die alten Chronisten den zehnten der Herrscherreihe, Sujin, als weisen Gesetzgeber und milden Regenten, und nicht minder seinen Sohn Suinin, der als sein würdiger Nachfolger den Thron bestieg.

Dieser hatte jedoch gleich nach dem Ableben seines Vaters mit großen Gefahren zu kämpfen, bevor er sich in Ruhe seiner Herrschaft freuen konnte. Er hatte nämlich eine seiner Basen, die wunderschöne Prinzessin Sahobime, geheiratet und war ihr in inniger Liebe zugethan. Der Bruder der Kaiserin aber, Sahobiko, hielt als leiblicher Vetter des Herrschers sich für ebenso berechtigt, auf dem Throne zu sitzen, und sein maßloser Ehrgeiz verleitete ihn, dem Kaiser Suinin nach dem Leben zu trachten. Die Kaiserin selbst, seine Schwester, ersah er zum Werkzeuge seiner ruchlosen Pläne und fragte sie einstmals ganz unerwartet: »Wen liebst du mehr, deinen Bruder oder deinen Gemahl?« Und als sie ihm erwiderte: »meinen Bruder,« da fuhr er fort: »Wenn das wahr ist, so hilf mir, Kaiser zu werden!« Er reichte ihr einen kostbaren, scharfgeschliffenen Dolch und wies sie an, dem Kaiser, wenn er schliefe, mit diesem Dolche den Hals zu durchschneiden.

Nichts ahnend lag ihr Gatte bald darauf im Schlafe, und sein Haupt ruhete auf den Knien seiner Gemahlin. Da zog sie den Dolch, um das Bubenstück zu verüben; allein Reue ergriff sie, und dreimal entsank ihr die Waffe, die sie schon zum Mordstreich erhoben: heiße Thränen quollen ihr aus den Augen und fielen auf Suinin's Gesicht. Dieser fuhr aus dem Schlaf empor und fragte, was es denn gäbe. »Ich hatte einen sonderbaren Traum,« fügte er hinzu. »Ein heftiges Regenwetter kam gegen mich heran, gerade aus der Gegend von Saho, deiner Heimat, und benetzte mein Gesicht. Zugleich aber kroch eine kleine bunte Schlange aus meinem Gewande hervor und ringelte sich um meinen Hals. Was mag der Traum wohl bedeuten?« Da sah die Kaiserin, daß die Götter ihrem Gemahle schützend zur Seite standen, und daß es ihr nicht helfen könne, wenn sie die Wahrheit verhehlen wollte, und so gestand sie ein, wie ihr Bruder Sahobiko sie verleitet habe, ihrem Gemahle, dem geheiligten Herrscher, nach dem Leben zu trachten, wie sie aber Reue gefühlt habe und nicht im Stande gewesen sei, die Schandthat auszuführen.

Der Kaiser, nachdem er dies vernommen, liebte sie nichtsdestoweniger und rächte sich an ihr in keiner Weise. Er sammelte aber ein großes Heer und zog gegen Sahobiko, seinen treulosen Schwager, zu Felde. Dieser erwartete den Angriff muthig in seiner Burg. Da dieselbe aber nicht genügend befestigt war, so ging er eifrig daran, sich zu verschanzen. Da er nun in der Eile nichts anderes finden konnte, so nahm er die großen Reisvorräthe seiner Unterthanen in Beschlag, welche in Ballen gethan und rings um sein Schloß aufgeschichtet wurden. Aus diesem Grunde nannte man das Schloß des Sahobiko die Reisburg.

Die Kaiserin aber liebte in der That ihren Bruder mehr als den Gatten und entfloh diesem, um in der Reisburg das Schicksal ihres Bruders und Mitschuldigen zu theilen. Der Kaiser, der zu spät Kunde davon bekam, als daß er ihre Flucht hätte hindern können, war darüber um so tiefer betrübt, als die Kaiserin, seine Gemahlin, gerade damals die Geburt eines Kindes erwartete, und um nun mit dem Leben der Mutter nicht zugleich das des Kindes in Gefahr zu bringen, hielt er seine Truppen vom Sturm auf die Reisburg noch zurück. Als darauf ein Prinz geboren war, sandte die Kaiserin, gerührt durch Suinin's Liebe und Güte, Boten zu ihm mit der Anfrage, ob er seinen Sohn zu sich nehmen und anerkennen wolle; alsdann möge er ihn holen lassen, sie wolle ihm das Kind ohne Zögern zusenden. Der Kaiser antwortete: »So sehr ich den Bruder verabscheue, so sehr liebe ich die Kaiserin immer noch,« und demzufolge nahm er nicht allein Sahobime's Anerbieten an, sondern befahl auch den Kriegern, welche das Kindlein von ihr in Empfang nehmen sollten, mit diesem zugleich die Mutter zu ergreifen und zu ihm zu bringen. Sahobime aber ahnte, was er vorhatte; sie kleidete sich daher in lose Obergewänder, legte ein lockeres, weites Armband um und schor sogar ihr Haar ab, aus dem sie dann eine Perrücke anfertigte. Als nun die Krieger, welche vor der Festung den Prinzen aus ihrer Hand empfangen hatten, sie ebenfalls packen und mitschleppen wollten, gaben Kleider, Armband und Haarschmuck nach, und die Kaiserin entkam ihnen. Suinin grollte darüber sehr, und besonders wandte sich sein Groll gegen die Juweliere, welche das Armband gefertigt hatten; und man sagt, dieser Zorn des göttlichen Monarchen laste noch heutzutage schwer auf den Goldarbeitern und Juwelieren, so daß, ganz wie es der ergrimmte Suinin ausgesprochen, sie trotz aller Schätze, welche sie anhäufen, keinen Landbesitz an sich zu bringen vermögen.

So blieb denn Sahobime bei ihrem Bruder, und als nun endlich die Reisburg erstürmt ward und in Flammen aufging und Sahobiko fiel, kam auch seine Schwester mit ihm um.

Der Sohn Suinin's und der Sahobime ward zum Andenken an den Brand der Reisburg, der bald nach seiner Geburt stattfand, Feuerprinz genannt und hatte, bevor er – noch vor seines Vaters Ableben – zu den Göttern versammelt wurde, mancherlei wunderbare Schicksale zu erdulden. Er war stumm, und obwohl man ihn auf alle Weise zu erheitern trachtete und besonders das Fahren in Böten und die Jagd auf Wasservögel ihm Vergnügen machte, gab er nie ein Wort von sich. Er war schon bärtig, als man ihn zum ersten Mal einen Ruf ausstoßen hörte, verursacht durch einen wunderbaren Seevogel, eine Art Schwan, der sich hoch in den Lüften zeigte. Der Kaiser ließ nun einen Jäger ausziehen, um dem Vogel nachzustellen, und endlich, nachdem dieser Jäger fast das ganze Reich durchstreift hatte, gelang es ihm, den Vogel in einem Netze lebend zu fangen. Die Hoffnung, daß der Prinz beim Anblicke des Vogels abermals sprechen würde, erwies sich indessen als trügerisch, und so entschloß sich der Kaiser, den Gott Ookuninuschi um Hülfe anzugehen. Er fürchtete nämlich, daß gerade dieser Gott ihm zürne, weil er zu jener Zeit keinen würdigen Tempel besaß, und er erinnerte sich, daß der Gott ihm einst im Traume erschienen war und sich darüber beklagt hatte. So rüstete denn der Kaiser eine Gesandtschaft aus, welche den Prinzen zu dem Stammsitze des Ookuninuschi geleiten sollte, der sich in der Provinz Idzumo an den Ufern des berühmten Sonnenflusses befindet,1 und gab ihr die Weisung, dort einige Zeit zu verweilen. Der Prinz reiste ab und langte glücklich in Idzumo an, wo er seinen Wohnsitz auf einer schöngelegenen Insel im Sonnenflusse nahm.

Der Kaiser Suinin hatte sich in seinen Vermuthungen nicht getäuscht, denn der Gott Ookuninuschi nahm in der That des Prinzen Ankunft in seinem Wohnsitze gnädig auf und heilte ihn nach kurzer Frist. Der Prinz bekam den Gebrauch der Sprache, er konnte nun seine Gedanken ungestört mit seiner Umgebung austauschen und dieselbe empfand darüber die größte Freude.

Diese Freude ward noch größer, als der Prinz die schöne Hinaga, die Tochter des Sonnenstromgottes, heiratete. Diese Hinaga war aber, gleich anderen Wassergöttern, eigentlich eine Schlange, wovon der Prinz, der sie nur als ein schönes Mädchen gesehen, keine Ahnung hatte. Als er nun in der Hochzeitsnacht zufällig erwachte, sah er statt seiner Gattin eine große Schlange neben sich liegen und war darüber entsetzt. Er entfloh eilig; aber Hinaga merkte, daß sie entlarvt sei, und ergrimmt darüber verfolgte sie den Prinzen. Nur mit Mühe und Noth entkam er in einen Nachen; es gelang ihm indessen, auch seine Begleiter herbei zu rufen, und nun ruderten sie mit aller Macht den Strom hinan. Hinaga aber war keineswegs gesonnen, ihren Gatten entrinnen zu lassen; sie schwamm hinter ihm drein und ließ dabei, um die Flüchtlinge sehen zu können, die Wasserfläche von magischem Schein erglänzen. Die Flüchtlinge benutzten deshalb jede Biegung des Stromes, um sich hinter dem vorspringenden Felsufer zu verbergen; zuletzt aber würden sie dennoch erlegen sein, wenn sie nicht endlich das Gebirge erreicht und sich durch dasselbe in eiliger Flucht zu Fuße nach Kioto gerettet hätten.

Der Kaiser war hoch erfreut, seinen Sohn gesund und wohlbehalten nach so manchen Abenteuern wieder zu sehen, und deshalb ward des Prinzen Heimkehr aufs glänzendste gefeiert. Nach Idzumo aber mußte eine besondre Gesandtschaft abreisen, welche dem Ookuninuschi viel Dankopfer überbrachte und ihm einen herrlichen Tempel errichtete.

Kaiser Suinin erreichte ein hohes Alter, als aber mit demselben die unausbleiblichen Gebrechlichkeiten heranzogen, da wünschte er sehnlichst neue Jugendkraft zu erlangen, und zu diesem Zwecke gedachte er, einen seiner Untergebenen nach den Inseln des ewigen Lebens, nach Horaisan abzusenden. Auf diesen Inseln wachsen Früchte, deren Genuß die Tage der Menschen verlängert und ihnen Kraft und Gesundheit verleiht. So sehr aber der Kaiser sich nach diesen Gaben jenes glückseligen Landes sehnte, so war er doch ein viel zu gütiger Fürst, als daß er einen seiner Getreuen gern den Gefahren der weiten Reise hätte aussetzen mögen. Endlich aber erbot sich ein Ritter aus seiner Umgebung, Namens Tajima-Mori, das schwere Werk auf seine Schultern zu nehmen, und machte sich bereitwillig auf den Weg zu den glückseligen Inseln.

Wie es Tajima-Mori möglich geworden, nicht nur diese weit entlegenen Inseln aufzufinden, sondern auch glücklich nach Japan heimzukehren, davon weiß Niemand etwas. Als er nämlich in der Heimat wieder eintraf, war Suinin eben gestorben, und dem Tajima-Mori brach darob das Herz vor Kummer. Er hatte eine Anzahl Orangen mitgebracht, eine Frucht, die bis dahin auf Erden unbekannt war. Da dieselben in dem Lande des ewigen Lebens gewachsen waren, so hätten sie das Leben des Kaisers sicherlich noch lange gefristet, wenn Tajima-Mori nicht zu spät gekommen wäre. Nun opferte man die Hälfte auf Suinin's Grabmale, die andere Hälfte aber ward gepflanzt, und von ihr stammt die Orange, die zwar die Eigenschaft eingebüßt hat, ewiges Leben zu verleihen, die aber ihren herrlichen Duft bewahrt hat und auch, gleich allen Bäumen des glückseligen Horaisan, das ganze Jahr hindurch grünt, blüht und Früchte trägt.

1 S. Göttersage von Sosanoo und Inada.
Unter den ältesten Kaisern hatte das japanische Reich noch nicht die Ausdehnung, die es jetzt hat, und namentlich hausten im Nordosten, im nördlichen Theile der großen Insel Nippon, noch viele unbezwungene wilde Stämme, die Yebizu, und auch im Südosten, auf der Insel Kiuschiu, boten andere wilde Horden, die Kumaso, dem Kaiser Trotz.

Dem Yamatodake, dem heldenmüthigen Sohne des zwölften Kaisers von Japan, des Keiko, der nach seines Vaters Suinin Tode um das Jahr 70 der christlichen Zeitrechnung den Thron bestieg, war es vorbehalten, nach beiden Seiten hin die Kaisermacht zu erweitern. Er war nicht nur der kühnste, sondern auch der stärkste Mann seiner Zeit, und schon als kleines Kind gab er einmal eine Probe seiner übermenschlichen Kraft. Sein älterer Bruder war einige Male Morgens nicht, wie es Sitte und Vorschrift war, vor dem Thron seines Vaters erschienen und hatte dadurch dessen Mißfallen auf sich gezogen. Kaiser Keiko sagte deshalb zu seinem Sohn Yamatodake, er möchte seinen Bruder an seine Pflicht und Schuldigkeit erinnern. In Folge dieses Befehles ging Yamatodake zu seinen Bruder, ergriff ihn und wollte ihn mit sich schleppen; als dieser aber ungeberdig und widerspenstig war, packte und drückte ihn Yamatodake so gewaltig, daß der Aermste seinen Geist aufgab. Yamatodake, noch ein unverständiges Kind, zerstückte ihn nun, wickelte die Glieder in eine Matte und warf sie fort, sodaß Niemand eine Ahnung von dem unglücklichen Ende des Prinzen hatte. Als aber der Kaiser Keiko seinen Sohn Yamatodake nach ein paar Tagen fragte, warum denn sein Bruder immer noch nicht bei Hofe erschiene, und ob er ihn gehörig ermahnt hätte, in vorgeschriebener Weise vor seinem Vater zu erscheinen, da erzählte jener ganz arglos die ganze Begebenheit. Keiko war entsetzt, von einem Kinde so etwas zu hören; er war seit dieser Zeit in steter Angst vor der unbändigen Kraft seines Sohnes und sann fortwährend darauf, wie er ihn vom Hofe fortsenden und in der Ferne durch allerlei Unternehmungen beschäftigen könnte, bei welchen Yamatodake von seiner Stärke einen zweckmäßigen Gebrauch zu machen vermöchte.

Yamatodake war 16 Jahr alt, als sich die erste Gelegenheit dazu bot. Die wilden Kumaso auf Kiuschiu hatten sich unter der Führung zweier Brüder, zweier gewaltig starker Helden, gegen den Kaiser empört, und dieser beschloß, Niemand anders als seinen Sohn gegen sie auszusenden, dessen Haar damals noch nach Knabenart hoch aufgebunden war. Dies aber gab dem Yamatodake Veranlassung, eine Kriegslist auszudenken. Er ging zu der Prinzessin Yamatohime, seiner Tante, welche ihm von jeher sehr zugethan war und sein ganzes Leben lang seine treue Helferin blieb, und bat sie, ihm einige ihrer Gewänder zu leihen. Gern gewährte sie seine Bitte; er nahm die Frauenkleider dankend in Empfang und verpackte sie sorgfältig, um sie auf die Reise mitzunehmen; alsdann steckte er ein scharfgeschliffenes Schwert zu sich und zog mit wenigem Gefolge gegen die barbarischen Kumaso aus.

Dieses Räubervolk wohnte damals noch in Höhlen oder in Erdlöchern, die es sich grub. Als Yamatodake an ihrem Wohnplatze anlangte, fand er sie gerade im Begriffe, neu eingerichtete Höhlen zu beziehen, und in Folge davon bereiteten sie ein großes Fest vor, mit welchem sie ihre neuen Wohnungen einweihen wollten. Der Prinz hielt sich aus diesem Grunde in der Nähe verborgen und wartete, bis der festliche Tag erschienen war. Dann aber kämmte er sein Haar nach Frauenart hinunter und legte seiner Tante Gewand und Gürtel an. So sah er ganz wie ein Mädchen aus. Die beiden Häuptlinge der Räuber freuten sich sehr über das Erscheinen des vermeinten schönen Weibes. So ging das Fest vor sich, als es aber im besten Zuge war, zog Yamatodake sein Schwert und rannte es dem älteren der beiden Rebellenhäuptlinge durch die Brust. Darauf suchte der jüngere zu entfliehen, doch Yamatodake packte ihn noch am Ausgange der Höhle von rückwärts und durchbohrte ihn ebenfalls mit dem Schwerte. Als er sterbend am Boden lag, sagte er noch: »Wohl glaubte ich, daß Niemand auf der Welt sich mit meinem Bruder und mir an Kraft messen könnte, doch sehe ich wohl, wenn wir auch hier im Westen bei weitem die Stärksten waren, so bist du, o Held aus Yamato, noch viel stärker als wir!« Als die Kumaso alles dies sahen und hörten, unterwarfen sie sich sämmtlich ohne Zögern dem Yamatodake, der sie aufs neue für den Kaiser, seinen Vater, in Eid und Pflicht nahm. So kehrte er froh und ruhmgekrönt nach Kioto zurück.

Kaum aber war er hier glücklich angelangt, so hatte sein Vater schon einen anderen gefahrvollen Auftrag für ihn bereit. In Idzumo hatte sich ein gewaltig starker Räuberhauptmann gegen den Kaiser aufgelehnt. Er hatte alle gegen ihn ausgesandten Truppen geschlagen und spottete in seinen Höhlen und Bergschluchten der kaiserlichen Macht. Yamatodake aber sagte, er allein mache sich anheischig, den Räuber zu besiegen, und zog in der That ohne alle Begleitung gegen ihn aus. Er wollte denselben aber wiederum nicht mit Gewalt der Waffen allein, sondern mit Hülfe der List besiegen; aus diesem Grunde legte er sich einen falschen Namen bei und gab vor, er wolle des Räubers Freund und Gefährte werden. So gelang es ihm, allmählich dessen Vertrauen zu erwerben und mit ihm wie mit dem besten Freunde zu verkehren. Als Yamatodake dies erreicht, fertigte er aus Holz ein nachgemachtes Schwert an und trug dasselbe statt einer wirklichen Waffe in seinem Gürtel. Als nun die beiden einstmals zusammen im Flusse gebadet hatten, bot der Prinz seinem Gefährten einen Tausch der Waffen an, und nachdem dieser ganz arglos das Anerbieten angenommen, wußte Yamatodake ihn zu einem Zweikampfe zu reizen; der Räuber aber vermochte das Holzschwert nicht zu ziehen und ward ohne alle Mühe von seinem Gegner niedergemacht.

Auch nach dieser That hatte Yamatodake keine Ruhe, denn nun trug ihm sein Vater auf, den Osten der Insel Nippon unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Er gab ihm zu dem Behufe den Oberbefehl über ein großes Heer, gab ihm tapfere und erprobte Unterbefehlshaber mit und schenkte ihm zum Zeichen seiner Feldherrnwürde einen gewaltigen Speer, den nur er selber zu schwingen vermochte. Yamatodake aber wußte nur zu gut, daß alle diese Ehren durch des Vaters Wunsch veranlaßt waren, ihn los zu werden, und so begab er sich vor seinem Aufbruch in den berühmten Tempel von Ise, dessen Oberpriesterin seine geliebte Tante Yamatohime war, und klagte ihr sein bitteres Leid. »Kaum bin ich von einer gefährlichen Unternehmung heimgekehrt,« sagte er, »so hat mein Vater schon eine neue für mich in Bereitschaft. Von Idzumo glücklich wiedergekommen, muß ich nun an der Spitze eines Heeres in die weite Ferne, um die wilden Stämme des Ostens zu bezwingen. Und so wird es wohl fortgehen, bis ich todt bin.« Yamatohime suchte vergebens ihn zu trösten, und als er unter fortwährenden Klagen von ihr Abschied nahm, gab sie ihm das berühmte Wolkenschwert des Sosanoo, das sie im Tempel als Heiligthum in Verwahrung hatte, und zugleich ein Täschchen mit. Dies Täschchen, sagte sie, solle er nur dann öffnen, wenn er sich in äußerster Noth und Lebensgefahr befände.

So zog denn Yamatodake aus und kam zunächst nach Owari, wo er noch freundlich aufgenommen ward und bei einer schönen Prinzessin, Namens Miazu, einkehrte. Er gedachte auch, sie zu heiraten, verschob es aber bis zu seiner Rückkunft und begnügte sich damit, sich ihr feierlich zu verloben. Dann ging es weiter nach Osten, und überall besiegte und unterwarf der gewaltige Held nicht nur die Schaaren der Wilden, sondern auch die rebellischen Landesgötter, die sich ihm entgegen stellten, auf Berg und Thal.

So gelangte er in die Landschaft Sagami. Hier aber suchte ihn der Herrscher der Gegend durch Hinterlist zu Grunde zu richten. Er wies dem Yamatodake ein ödes Moor, in dem sich eine rebellische Gottheit aufhalten sollte, ein böser Geist von ganz besonderer Kraft und Macht. Yamatodake zögerte keinen Augenblick, zum Kampfe mit dieser Gottheit auszuziehen; kaum aber befand er sich in dem dichten Gestrüppe des Moores, als der verrätherische Fürst dasselbe ringsum anzündete und in hellen Brand setzte. Von allen Seiten drangen die Flammen auf Yamatodake ein, und dieser sah wohl, daß er in eine böse Falle gerathen sei und daß es ihm ans Leben gehe. Er öffnete daher die Tasche, die ihm seine Tante Yamatohime geschenkt hatte. Darinnen sah er nichts als ein Feuerzeug. Er wußte indessen sogleich, was er damit zu thun habe; er mähete erst mit seinem Schwerte das brennende Gras ab, soweit er konnte, um Raum zu gewinnen, dann aber machte er mit dem Feuerzeuge selbst ein Feuer an, durch dessen göttliche Kraft er das andere Feuer zurücktrieb. So entrann er glücklich der Gefahr und vernichtete danach das ganze Geschlecht des hinterlistigen Herrschers und zerstörte seine Wohnsitze. Das Wolkenschwert des Sosanoo aber erhielt seitdem den Namen Grasmäher zum Andenken an die wunderbare Errettung des Helden Yamatodake.

Als er von dort weiter zog und an die See von Haschirimidzu, an die nachmalige Bucht von Tokio, gelangte, war er genöthigt, zu Schiff zu steigen, um weiter nach Osten zu gelangen. Hierbei kam er abermals in große Gefahr, denn der dortige Meeresgott war sehr aufgebracht gegen ihn, weil er spottend gesagt hatte, diese Ueberfahrt sei ein leichtes, und auf diese Weise den Gott mißachtet hatte. Die Wogen thürmten sich gewaltig und drohten das Fahrzeug, in welchem Yamatodake saß, zu verschlingen. Da aber opferte sich seine heißgeliebte Gattin Tatschibana für ihn; denn sie sah wohl, daß der Meeresgott sich ohne ein Menschenleben nicht zufrieden geben wollte. Sie ließ Felle und seidene Decken auf die Wogen legen und setzte sich darauf. Sogleich glättete sich die See; die Prinzessin sang noch, zu ihrem Gatten gewandt, ein Abschiedslied, dessen letzte Worte waren: »So sollst du stets gerettet werden, o Geliebter, aus den Fluthen wie aus den Flammen, die im Moor von Sagami dich umringten!« Dann sah man nichts von ihr wieder als ihren Kamm, den die Wogen nach sieben Tagen, zum Zeichen, daß der Meeresgott ihr Opfer gnädig angenommen, ans Ufer spülten. Derselbe ward nachmals in einem prachtvollen Mausoleum aufbewahrt.

Nachdem Yamatodake nun überall die Yebizu, die Barbaren des Ostens, bezwungen und alle wilden Gottheiten der Berge und Ströme, die er auf seinen Wegen traf, zum Gehorsam gebracht hatte, machte er sich auf den Rückweg. Ungefährdet kam er auch bis zum Aschigarapasse, der von Sagami nach Suruga führt und nicht weit vom Fujiyama belegen ist. Am Fuße dieser Paßhöhe hielt er sein Mahl, als die Gottheit des Berges in Gestalt eines weißen Hirsches ankam und vor ihm stehen blieb. Yamatodake versah sich von dieser Erscheinung nichts gutes, begnügte sich aber, einen Stengel wilden Lauches zu nehmen und damit nach dem weißen Hirsche zu werfen. Er traf ihn ins Auge und war sehr erstaunt, als nun der Hirsch todt zu Boden stürzte; die dem Lauche innewohnende Heilkraft hatte den bösen Geist vernichtet und seine Anschläge vereitelt.

So schritt Yamatodake ohne Hinderniß bis auf die Höhe des Passes. Droben angelangt, erblickte er das Meer und rief, indem er dreimal tief aufseufzte: »Adzuma!« Das heißt nämlich: mein Weib, und so rief er, weil der Anblick des Meeres ihm das unglückliche Ende der Tatschibana wieder lebhaft ins Gedächtniß rief. Nach diesem seinem Worte aber heißt noch jetzt das ganze Land ringsumher Adzuma.

Auf dem ferneren Rückwege kam Yamatodake nach Schinano, wo er einen siegreichen Kampf mit dem Berggott des Schinano-Passes bestand, dann aber nach Owari, wo er sein Versprechen löste und die Prinzessin Miazu heiratete. Nun aber war es, als sei sein guter Stern erloschen, denn als er abermals auszog, um den mächtigen Berggeist des Ibuki, auf der Grenze der Landschaften Omi und Mino, zu bekriegen, hatte er in thörichtem Uebermuthe sein göttliches Schwert in Miazu's Palaste zurückgelassen und rühmte sich: »Diesen Berggott will ich mit unbewaffneter Hand besiegen!« Als er nun den Hang des Berges hinan klomm, kam ihm ein ungeheurer weißer Wildeber entgegen, so groß wie ein Stier. In unbegreiflicher Verblendung ließ er diesen Eber ungehindert vorüberziehen, indem er ihn für einen der dienenden Geister des Berggottes hielt, und rief: »Diesen Boten des großen Geistes vom Iburi will ich jetzt nicht tödten, sondern bei meiner Rückkehr.« Der Eber war aber der Berggott selber, und so verpaßte Yamatodake die ihm gebotene gute Gelegenheit, den bösen Geist in offenem Kampfe zu überwinden. Derselbe entschlüpfte in die dichten Gebüsche und vermochte von dort aus alle seine Zauberkünste gegen den Helden aufzubieten. Dieser schritt gleichwohl muthig immer weiter bergan und war schon dem Gipfel nicht mehr fern, als der Berggott Eis in großen Massen auf ihn herabregnen ließ. Yamatodake wurde davon betäubt; er wußte nicht aus noch ein und mußte sich zur Umkehr entschließen. Zwar kam er glücklich unten an, und seine schwindenden Kräfte wurden durch eine frische Quelle wieder gekräftigt, welche zum Danke dafür bis auf den heutigen Tag die neubelebende heißt; auch kam ihm ein guter Geist in Gestalt eines weißen Hundes entgegen und wies ihm den richtigen Weg. Allein sein Spähen und Suchen nach dem Berggeiste war umsonst; er war und blieb um den Sieg betrogen, und zugleich war sein Leben verwirkt. Von Stund an ward er schwach und matt. Er, der sonst vermeint, er könne bis über die Wolken fliegen, klagte, daß er kaum noch gehen könne, daß seine Füße ihn oft ganz und gar im Stiche ließen.

Mühsam kam er so bis zum Vorgebirge von Otsu und hier hatte er nochmals eine kurze Freude. Er lagerte unter einer einsamen Fichte, an der nämlichen Stelle, wo er einst beim Auszuge geruht und sein Mittagsmahl gehalten hatte. Traurig gedachte er jener Zeit, wo er noch in voller Kraft hier geweilt, und da fielen seine Blicke auf ein Schwert, das an den Zweigen der Fichte hing. Es war sein eigenes Schwert, das er bei seiner ersten Rast hier getragen und, um besser ruhen zu können, abgelegt und mit eigener Hand an den Baum gehängt hatte. Da sang er, zu der Fichte gewandt: »O du einsame Fichte von Otsu, Stolz dieses Landes, mein theurer Bruder! Wärest du ein Mann, gern gäbe ich dir mein Schwert, das du so treu bewahrtest, ich gäbe dir mein Gewand, o geliebter Bruder, du einsame Fichte!«

Als er nun aber aufbrach, war er kränker und hinfälliger denn je zuvor. Noch einmal ergriff er die Laute und sang ein Lied voll Sehnsucht nach seiner theuren Heimat Yamato, die er, obwohl sie nun schon so nahe sei, doch nimmer wiedersehen werde. Kaum hatte er den Sang beendet, so verschied er. Ein Bote ward sofort mit der Trauerbotschaft an seinen Vater abgesandt.

Yamatodake's Frauen und Kinder kamen darauf alle herzu und errichteten ein Grabmal in Form eines großen Hügels, das sie klagend umstanden. Der Todte selber aber ward nach seiner Beisetzung in einen Seestrandläufer von riesiger Größe und von weißer Farbe verwandelt. Er schwang sich aus dem Grabhügel empor gen Himmel und nahm seinen Flug dem Meeresstrande zu. Seine Angehörigen versuchten ihm nachzueilen, wurden aber durch hohes Bambusgras behindert und konnten nur von Ferne ihm nachblicken und ihre Klagelieder anstimmen. So ging es fort und fort, bis sie ans Meer kamen. Hier blieb der Vogel am Strande und zog, immer das Ufer entlang, weit, weit fort und war alsbald ihren Augen entschwunden. Das Grabmal aber hieß seitdem das des weißen Vogels.

Der Kaiser Keiko überlebte seinen Sohn Yamatodake noch um zwanzig Jahr; als er starb, folgte ihm einer der Brüder des dahingeschiedenen Helden, der Kaiser Seimu, dieser aber hinterließ nach längerer Regierung den Kaiserthron dem ältesten Sohne des Yamatodake, dem Tschuai, auf welchen wiederum seine Nachkommen folgten; und so sind alle späteren Kaiser Japans Abkömmlinge des Yamatodake, des gefeierten Lieblingshelden des japanischen Volkes.
Jingo Kogo war die Gattin des Kaisers Tschuai, des Sohnes des Yamatodake, der im Jahre 191 der christlichen Zeitrechnung den Thron Japans bestieg. Die Kaiserin Jingo war nicht nur überaus klug und fromm, sondern auch voll Thatenlust, und so ward sie von den Göttern zum Werkzeuge großer Unternehmungen ausersehen. Kaiser Tschuai, ihr Gatte, war im Begriffe, die Barbaren der Insel Kiuschiu, welche sich von neuem gegen die Kaisermacht empört hatten, zu bekriegen und wieder zum Gehorsam zu bringen, und hatte seinen Wohnsitz in einem seiner Paläste auf jener Insel, in der Stadt Kaschihi, aufgeschlagen. Die Kaiserin war mit ihm gezogen, und außerdem befand sich in seinem Gefolge ein sehr weiser, noch heutzutage vom japanischen Volke hochverehrter Minister Namens Takeutschi, der bereits von des Kaisers Oheim angestellt war, dessen Rathschläge aber auch Tschuai selber stets zu befolgen pflegte. Mit diesen beiden, mit der Kaiserin und dem Minister Takeutschi, saß der Kaiser eines Abends friedlich und ruhig beisammen und vergnügte sich mit dem Spielen des Koto(1), als die Götter durch den Mund der Jingo Kogo wichtige Rathschlüsse kund gaben. Ganz plötzlich rief dieselbe dem Kaiser zu: »Es liegt ein Land im Westen, jenseits der See, ein Land voll Ueberfluß und herrlicher Schätze. Dies Land sei dein!« Tschuai aber nahm den Ausspruch der Götter nicht gläubig und willig hin; er spöttelte und erwiderte: »Steigt man auf einen noch so hohen Berg am westlichen Gestade, so sieht man nichts als Meer. Die Stimme, welche aus dir redet, verkündet unwahres!« Mit diesen Worten schob er den Koto von sich. Die Götter aber erzürnten darob und sprachen weiter durch der Kaiserin Mund: »Du willst dem göttlichen Gebote nicht folgen! Nun, so bist du auch nicht der Mann, dies Land zu beherrschen – hebe dich weg!« Ueber diese Worte war der Minister Takeutschi sehr erschrocken. Er redete seinem Herrn und Gebieter zu: »Bitte, spiele weiter, o Kaiser!« Dieser zog auch, träg und niedergeschlagen, den Koto wieder zu sich heran und spielte einige Noten, aber schwach und immer schwächer, und bald verhallten die Töne ganz. Man kam mit einem Lichte herbei und sah, daß der Kaiser todt war.

Nun ward zuvörderst die Leiche feierlich bestattet, und sorgsam erfüllte man alle Reinigungsceremonien. Nachdem aber sämmtliche Sühnopfer und Gebete den Göttern und der Seele des Dahingeschiedenen nach Gebühr dargebracht waren, da befragte Takeutschi nochmals die Götter um ihren Willen. Der Ausspruch derselben lautete nicht anders, als ihn Jingo zuvor verkündet hatte. Die erhabene Sonnengöttin Amaterasu selber bestätigte ihn und fügte hinzu, daß die Kaiserin einem Prinzen das Leben schenken werde, welcher dermaleinst den Kaiserthron von Japan besteigen solle. Zunächst aber solle die Kaiserin Wittwe die Zügel des Reiches in die Hand nehmen und vor allen Dingen den Feldzug gegen Korea ohne Zögern beginnen. Auch schrieb sie vor, in welcher Art man nicht nur ihr selber und den übrigen Himmelsgöttern, sondern auch den Gottheiten des Landes und des Meeres Opfer darbringen solle. Vornemlich befahl sie, jenen drei Söhnen, welche Isanagi nach seiner Flucht aus der Unterwelt in dem Meere um Japan geschaffen habe, zu huldigen; ihnen zu Ehren solle man geweihte Stäbe oder Goheis(2) an die Masten der Kriegsschiffe befestigen und eine besondere Gabe für sie opfern, nämlich Schläuche mit Asche vom Sumpfeibenbaum nebst Tellern aus Eichenblättern und hölzernen Eßstäbchen den Wogen anvertrauen. Die guten Folgen davon, so ließ Amaterasu verkünden, würden nicht ausbleiben.

Man kam allen diesen Weisungen aufs pünktlichste nach; als aber die stattliche Flotte im Begriff war, auszulaufen, flehte die Kaiserin, welche den Oberbefehl selbst zu übernehmen beschlossen hatte, abermals zu den Göttern, sie möchten ihr noch ein günstiges Zeichen zu Theil werden lassen. Sie wolle, so sprach sie, in die Meeresfluth untertauchen, und wenn dann, sobald sie wieder daraus hervorstiege, ihr Haar wohlgescheitelt und in zwei gleiche Hälften getheilt sei, so wolle sie dies als eine Verheißung ansehen, daß sie den Feldzug glücklich zu Ende führen werde. Die Götter gewährten ihr diese Bitte, und zum Andenken daran trug sie fortan ihr Haar stets in solcher Weise gescheitelt.

So lange der Kriegszug dauerte, kleidete und wappnete sie sich ganz nach Männerart. Mit Umsicht und Weisheit erließ sie alle ihre Befehle, zunächst den, daß die Soldaten stets gute Mannszucht halten, sich nicht der Beutesucht überlassen und Milde gegen den besiegten Feind üben sollten.

Als nun die Flotte sich in Bewegung gesetzt, da schwammen, von den durch die Opfer erfreuten Meeresgöttern herbeigesandt, zahllose Fische, große und kleine, von allen Seiten herbei und verursachten eine außerordentlich hohe Fluthwelle. Und diese Welle trug das Schiff der Kaiserin, dem die übrigen – man sagt, dreitausend an der Zahl – paarweis folgten, bis mitten in das Land Schiraki, in die schönste und mächtigste Provinz des verheißenen Landes Korea.

Der König von Schiraki erschrak darüber gar sehr und bat demüthig um Gnade. Er gelobte der Kaiserin Jingo unverbrüchlichen Gehorsam und versprach, Jahr aus, Jahr ein Schiffe und Pferde den Japanern zu stellen. Jingo Kogo nahm ihn in Eid und Pflicht und ebenso den Herrscher von Kudera, einer anderen großen Landschaft Koreas, die im Westen an Schiraki grenzt. Zum Andenken an ihre Siege pflanzte sie ihren Speer auf das Thor der Residenz von Schiraki und stellte das Land unter die Obhut der drei Meeresgötter, der Söhne Isanagis, welche bei der Ueberfahrt und bei der Eroberung des Landes so wesentliche Dienste geleistet hatten. Nachdem sie ihnen einen Tempel errichtet und eingeweiht, kehrte sie heim.

Inzwischen aber hatte sie Sorge getragen, daß sie in ihrem Siegeslaufe nicht durch die Geburt des Prinzen, welcher nach dem Ausspruche der Göttin ihr Nachfolger auf dem Throne werden sollte, behindert würde. Sie hatte zu diesem Behufe einen Stein genommen und in ihren Gürtel gethan und so mit Hülfe der Götter die Geburt drei Jahre verzögert. Der Knabe, nachmals Kaiser Ojin genannt, erblickte in Folge davon erst nach ihrer Rückkehr von Korea auf der Insel Kiuschiu das Licht der Welt, und dort wird auch bis auf den heutigen Tag der Stein aufbewahrt, den die Königin im Gürtel getragen.

Nach der Geburt des Prinzen begab sich die Kaiserin auf die Reise nach ihrer Residenz in der Provinz Yamato, die sie seit ihres Gatten Tschuai Tode nicht wieder betreten hatte.

Sie hatte aber bereits gerüchtweise vernommen, daß zwei ältere Söhne Tschuai's ihrem Kinde feindselig gesinnt seien, und so trat sie die Reise nicht ohne schwere Sorgen an. So kam es, daß ihr unterwegs, noch auf der Insel Kiuschiu, als sie mit ihrem Gefolge an einem kleinen Bache lagerte und ihr Mittagsmahl hielt, der Gedanke kam, die Götter abermals um ein gutes Vorzeichen anzugehen. Sie warf die Angelruthe in den Bach, in welchem die kleinen, blauen Fischchen, die man in Japan Ayu nennt, sich in großer Zahl herumtrieben. Statt des sonst gebräuchlichen Köders nahm sie jedoch ein Reiskorn, und als sie es an den Angelhaken befestigte, sagte sie: »Wenn eins der Fischchen an diesen ungewohnten Köder beißt, so soll mir das ein Zeichen sein, daß die Götter mich auch aus allen ferneren Gefahren gnädig erretten wollen!« Und kaum hatte sie die Angelruthe ins Wasser gesenkt und diese Worte gesprochen, so biß auch schon ein Fischlein an, und hocherfreut und mit festem Vertrauen auf der Götter Hülfe setzte Jingo ihre Reise fort.

Dennoch kehrten ihre Besorgnisse wieder, als sie die Kunde vernahm, daß ihre beiden Stiefsöhne, Oschikuma und Kagosaka, die Herrschaft an sich zu reißen trachteten und schon viel Volk auf ihre Seite gebracht hätten. Als sie diese Nachricht erhalten, trug sie vor allen Dingen Sorge, ihres Sohnes Ojin Leben zu sichern, und deshalb sprengte sie das Gerücht aus, derselbe sei bald nach seiner Geburt gestorben. Ein Trauerschiff mit aufgebahrtem Sarge machte diese Mär noch glaubhafter; in diesem anscheinenden Trauerschiffe war aber ein ganzer Trupp von Kriegern versteckt.

Die beiden älteren Söhne Tschuai's hatten unterdessen den Plan gefaßt, der Kaiserin bei ihrer Landung in Yamato einen Hinterhalt zu legen. Ihr Heer lagerte bei Settsu, und während sie hier die Ankunft der Jingo erwarteten, beschlossen sie eines Tages, ins Moor auf die Jagd zu gehen, und vermeinten, dabei vielleicht auf ein günstiges Vorzeichen zu stoßen. Allein die Jagd fiel sehr unheilvoll aus. Dem Prinzen Kagosaka begegnete ein so gewaltiger Eber, daß er erschreckt auf einen Eichbaum kletterte; diesen aber grub der Keiler mit seinen Hauern aus, und als der Prinz nun mit dem Baume zu Boden stürzte, tödtete und fraß ihn der Eber. Oschikuma vernahm die Kunde mit tiefer Trauer; allein statt sich warnen zu lassen, zog er dennoch aus, um dem Gefolge der Jingo aufzulauern. Als nun zunächst das Trauerschiff anlangte, hatte Niemand aus demselben arg; allein grade aus ihm stieg eine große Zahl von Bewaffneten ans Land und begann den Kampf mit Oschikuma's Streitmacht. Unter ihrem Schutze landeten die übrigen Krieger des Heeres der Kaiserin, und es entspann sich ein hartnäckiger Kampf. Anfänglich trieb zwar das Heer der Jingo das des Oschikuma zurück; dann aber brachte dessen tapferer Feldherr Isahi das Gefecht zum Stehen und keine der streitenden Parteien vermochte zu siegen. Da brachte der Führer des Heeres der Kaiserin eine Kriegslist, die er sich schon vorher ausgedacht, zur Ausführung; er ließ sagen, Jingo Kogo sei todt, er selber wolle sich mit seinen Truppen unterwerfen, und um die überraschende Nachricht glaubhaft zu machen, mußten seine Soldaten die Bogensehnen zerreißen. Nun schenkten die Feinde seinen Worten Glauben und legten ihre Waffen bei Seite. Kaum aber war dies geschehen, so bespannten die Streiter der Jingo ihre Bogen rasch wieder mit anderen Bogensehnen, die sie auf des Führers Geheiß in ihre Haarzöpfchen gethan und daher rasch bei der Hand hatten. Die Feinde, die sich dessen nicht versahen, wurden nun mit leichter Mühe in die Flucht geschlagen, und obwohl sie nochmals verzweifelten Widerstand zu leisten versuchten, geschlagen und gänzlich aufgerieben. Oschikuma und sein getreuer Isahi entkamen in einem Nachen aufs Meer und sprangen vereint in die Fluthen, um sich selbst den Tod zu geben.

So ward Jingo ohne Widerspruch Herrscherin über Japan und blieb noch fast siebenzig Jahr Regentin im Namen ihres verstorbenen Gemahls. Dann folgte ihr Ojin Tenno, ihr Sohn, der jedoch, gleich dem ehrwürdigen Takeutschi, seiner Mutter schon bei Lebzeiten rathend und helfend zur Seite gestanden hatte, im Jahre 270 der christlichen Zeitrechnung, im 930. Jahre nach der Errichtung des japanischen Kaiserthrones durch Jimmu.



Fußnoten
(1) S. Märchen von Kätzchens Entführung
(2) S. Göttersage von Amaterasu und Sosanoo
 
Zuletzt bearbeitet:

Denielsama

Stamm User
Die Sage von Izanagi und Izanami "Papa und Mama-san Göttern :megane:" kannte ich schon aber Ukemotschi noch nicht ,danke.Gerade lese ich über den realen Jiraiya er war der Sohn eines Daimio im östlichen Japan.
 

hitman19480

Scriptor
Sehr schön!
Nachdem ich nun schon die japanischen Märchen speichere und ausdrucke kommen jetzt die Göttersagen natürlich auch dazu. ^^

Mal schauen. Vielleicht entschließe ich mich ja auch mal dazu die Bücher zu kaufen.

Ein dickes Danke an Dich, Yurai!!!
 

yurai-yukimura

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Yippi, feedback!!! XD

Es kommen ja noch ein paar mehr. ^^
Das mit den Büchern kaufen ist ne gute Idee, aber die Märchen und Sagen die ich hier poste, stammen aus seeehr alten Büchern. Die gibt's leider nicht mehr. ^^'
Es gibt zwar auch noch schöne Bücher, aber eine so große Sammlung wie in den Büchern von Karl Alberti oder Wilhelm Friedrich hab ich bis jetzt noch nicht finden können... Ich hab zwar auch ein paar Märchenbücher zu Hause, aber diese beinhalten nur ein paar wenige Erzählungen.
 

yurai-yukimura

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...
Es gibt zwar auch noch schöne Bücher, aber eine so große Sammlung wie in den Büchern von Karl Alberti oder Wilhelm Friedrich hab ich bis jetzt noch nicht finden können... Ich hab zwar auch ein paar Märchenbücher zu Hause, aber diese beinhalten nur ein paar wenige Erzählungen.
Ich bin so frei und korrigier mich selbst! ...
Seit April 2010 gibt's tatsächlich eine neue Auflage von dem Buch
"Japanisch Märchen - von Karl Alberti":
# Broschiert: 110 Seiten
# Verlag: Europäischer Hochschulverlag; Auflage: 1 (April 2010)
# Sprache: Deutsch
# ISBN-10: 3867412634
# ISBN-13: 978-3867412636





Update: 3 neue Göttersagen sind hinzugekommen
03 Amaterasu und Sosanoo.
04 Sosanoo und Inada.
05 Itakeru.

viel Spaß beim lesen ^^
 

yurai-yukimura

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Update
4 neue Göttersagen sind dazu gekommen:
* 06 Ookuninushi
* 07 Die Gesandtschafen des Himmels
* 08 Ninigi
* 09 Hohodemi
 

yurai-yukimura

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sodele, nach sehr langer zeit, kommt jetzt mal wieder ein update. diesmal hab ich auch "heldensagen" im angebot. :)
neu hinzugekommen sind:

göttersagen:
- 10 Die glückseligen Inseln des ewigen Lebens

heldensagen:
- 1 Jimmu Tenno, der erste Kaiser van Japan
- 2 Jimmu's Söhne
- 3 Kaiser Suinin
 

yurai-yukimura

Tiger liebender Erdbeer Junkie
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*push* ... *muahahaha*

nach ewigkeiten kommt mal wieder ein update.
ist zwar nur ein kleines, aber wenigstens gehts hier endlich mal wieder weiter! ^^



update zweier heldensagen
* 04 Yamatodake
* 05 Jingo Kogo
 

BionDeGrave

Gläubiger
MUss ich mir mal durchlesen die Japanischen Märchen sind sehr interessant, hatte schon ein paar gelesen. Sie sind schon auf einer Seite anspruchsvoll aber wiederum auch einfach zu verstehen. Ich finds sehr interessant.
Vielen Dank für deine Infos, werd ich mir merken :)
 
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