[Diskussion] Let us Pray (Spoiler Inside)

TheDarkness2

Otaku Elite
Otaku Veteran
Glaubt es oder glaubt es nicht: Dieser Film hat mir den Glauben an gute Filme wiedergegeben. Jenseits von Hollywood und jenseits des Mainstreams gibt es immer wieder Perlen. Mir tut es nur verflucht leid das ich manche davon erst entdecke wenn sie schon länger auf dem Markt sind. Aber immerhin habe ich sie entdeckt, denn diese Perle ist etwas Ganz besonderes.

Rachel tritt ihren ersten Nachtdienst am Arsch der Welt als Polizistin in Schottland an. Sie sieht wie Cäsar einen Unbekannten anfährt, woraufhin Cäsar in der Zelle landet. Bald taucht der Unbekannte auf dem Revier auf und von da an bricht die Hölle los...

Ein solcher Film lebt von seinen Charakteren und hier spielt der Film seine volle Stärke aus. Jeder Charakter erhält mehr als nur genügend Screen Time um zu glänzen. Sie werden nach und nach aufgebaut, bekommen Ecken und Kanten. Sie bleiben nicht blass, jede Figur spielt ihre Rolle wie eine Schachfigur. Alles in Bewegung gebracht von dem unbekannten Fremden.

Dieser Fremde selbst ist die eigentliche Bedrohung. Er bleibt unnahbar, er weiß alles und seine Kräfte sind enorm. Und für diesen Ankerpunkt brauch man einen Schauspieler der dies auch überzeugend rüberbringen kann. Liam Cunningham spielt diese Rolle bis zur Perfektion. Jede Bewegung, jede Mimik und jede Geste haben eine Bedeutung. Dieser Mann spielt seine Kollegen locker an die Wand. Aber selbst diese sind mit starken Schauspielern besetzt. Hier gibt es Nichts zu meckern, hier passt einfach alles. Jeder Schauspieler trägt den Film auf seine Weise und das mit Bravour. Es ist ein Kammerspiel, ein perfides und hinterlistiges Kammerspiel.

Kennt noch jemand den Film Identität? Eigentlich ist die Erzählstruktur ähnlich aufgebaut. Sämtliche Storyschnipsel gibt es in Rückblicken, es wird nur soviel offenbart wie nötig ist und ein Teil greift unweigerlich ins Nächste bis das Zahnwerk punktgenau läuft und seinen Zweck erfüllen kann. Der Zuschauer wird unweigerlich mitreingerissen und kommt so schnell nicht mehr raus aus dem Sog.

Doch was den Film von Identität abhebt ist der teilweise sehr harte und brutale Gore. Egal ob Fingernägel bersten, Schrot Köpfe platzen lässt, Tischbeine durch Köpfe gerammt werden oder eine Schuhwichsmaschine einen Kopf anfräsen darf. Es wird einiges aufgetischt und je näher die Uhr 0 kommt desto wahnsinniger und schonungsloser wird der Film. Doch der Film übertreibt nicht, er setzt das Ganze realistisch und schonungslos um. Es erinnert schon fast ein wenig an High Tension von der Härte her.

Das Ende war dann ein wenig antiklimatisch, die große Offenbarung bleibt aus und es werden eigentlich viele Fragen aufgeworfen. Im Grunde ist antiklimatisch das falsche Wort, die Andeutungen lassen nur einen Schluss zu aber es bleibt halt genau das: Eine Vermutung. Eine banale Vermutung, ein Hauch von ungewisser Gewissheit. So merkwürdig das auch ist, so seltsam alles auch ausgespielt wird am Ende: Es bleibt ein starker Film. Und eigentlich ist es ein gutes Zeichen wenn der Zuschauer gezwungen wird seine eigenen Schlüssel am Ende zu ziehen. Ein WTF Moment ist es auf jeden Fall, aber aus anderen Gründen als ihr vermuten würdet anhand meiner Schreiberei.

Ich sag: Legt euch den Film zu. Jeder Cent lohnt sich um diesen Film zu genießen und mitzurätseln. Ihr macht mit dem Kauf nichts falsch.
 
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