Da man gerade bei Beweise sind:
Methoden zur mathematischen und aussagenlogischen Beweisführung
-Wischtechnik-Methode:
Man wischt die entscheidenden Stellen des Beweises sofort nach dem Anschreiben wieder weg (rechts schreiben, links wischen).
-Methode der exakten Bezeichnungen:
Sei p ein Punkt q, wir wollen ihn r nennen.
-Prähistorische Methode:
Das hat irgendwann schon mal jemand gezeigt.
-Autoritätsgläubige Methode:
Das muss stimmen. Das steht so im Bronstein.
-Autoritätskritische Methode:
Das kann nicht stimmen. Das steht so im Jänich.
-Erkenntnisphilosophische Methode, philos. Sem. A:
Ich habe das Problem erkannt!
-Erkenntnisphilosophische Methode, philos. Sem. B:
Ich glaube, ich habe das Problem erkannt!
-Pazifistische Methode:
Also, ehe wir uns darüber jetzt streiten, glaub ich das einfach!
-Kommunikative Methode:
Weiß das vielleicht jemand von Ihnen?
-Kapitalistische Methode:
Eine Gewinnmaximierung tritt ein, wann wir gar nichts beweisen, dann verbrauchen wir nämlich am wenigsten Kreide.
-Kommunistische Methode:
Das beweisen wir jetzt gemeinsam. Jeder schreibt eine Zeile, und das Ergebnis ist Staatseigentum.
-Numerische Methode:
Grob gerundet stimmt's!
-Physiker-Methode:
Das beweisen wir jetzt nicht, das ist sowieso zu schwer für die Physiker.
-Zeitlose Methode:
Man beweise so lange herum, bis niemand mehr weiß, ob der Beweis nun schon zu Ende ist oder noch nicht.
-Beweis durch Beispiel:
Der Autor behandelt nur den Fall n=2 und unterstellt dann, dass die Vorgehensweise für den allgemeinen Fall klar ist.
-Beweis durch Einschüchterung:
"Das ist doch wohl trivial!"
-Beweis durch überladene Notation:
Am besten, man verwendet mindestens vier Alphabete und viele Sonderzeichen. Hier reicht das griechische Alphabet alleine nicht mehr aus, um engagierte Zuhörer abzuschrecken. Ein kurzer Exkurs in die hebräischen Sonderzeichen sollte aber auch den stärksten Zweifler zum Schweigen bringen.
-Beweise durch Auslassen:
1."Die Details bleiben als leichte Übungsaufgabe dem geneigten Leser überlassen."
2."Die anderen 253 Fälle folgen völlig analog hierzu."
-Beweis durch Verwirrung:
Eine lange, zusammenhanglose Folge von wahren und/oder bedeutungslosen, syntaktisch verwandten Aussagen wird verwendet. Während der engagierte Leser noch versucht, den roten Faden zu finden, wird er durch parallele Anwendung der 'überladenen Notation' verwirrt.
-Beweis durch Reduktion auf das falsche Problem:
Um zu zeigen, dass dies eine Abbildung in die Menge der s-saturierten Ideale ist, reduzieren wir es auf die Riemannsche Vermutung.
-Beweis durch nicht verfügbare Literatur:
Der Autor zitiert ein einfaches Korollar eines Theorems, welches problemlos nachgelesen werden kann und zwar in einem Mitteilungsblatt der slowenischen philologischen Gesellschaft, 1883. Diese Beweisführung ist völlig erschöpfend und wird seit Jahrzehnten mit Vorliebe bei schriftlichen Ausarbeitungen (siehe Literaturangaben in beliebigen Dissertationen und Habilitationen) angewandt.
-Beweis durch rekursiven Querverweis:
"In Quelle a wird Satz 5 gefolgert aus Satz 3 der Quelle b, welcher seinerseits sofort aus Korollar 6.2 der Quelle c folgt, den man trivial aus Satz 5 der Quelle a erhält."
-Beweis durch Metabeweis:
Es wird ein Verfahren angegeben, um den geforderten Beweis zu konstruieren. Die Korrektheit des Verfahrens wird unter Anwendung einer der oben genannten Beweisführungsprinzipien unwiderlegbar nachgewiesen.
-Beweis durch Scheinverweis:
Nichts dem zitierten Satz auch nur entfernt Ähnliches erscheint in der angegebenen Quelle.
-Beweis durch Widerspruch
"Das ist so. Widerspricht mir jemand? Nein? Gut, dann ist es also bewiesen!"
-Beweis durch konfuse Lehrkörper:
"Der Professor sagt A, schreibt B, meint dabei C, rechnet weiter mit D, bekommt E heraus, aber F wäre richtig gewesen."
-Beweis: hier nicht:
Den genaueren Beweisablauf behandeln wir in der Übung.
-3-W-Methode:
"Wer will's wissen?"
Beweis, dass alle ungeraden Zahlen prim sind:
Mathematiker: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, der Rest folgt durch Induktion."
Statistiker: "100 Prozent der Probe mit 5, 13,37, 41 und 53 sind prim. Also sind alle ungeraden Zahlen prim."
Physiker: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, 9 ist ein Messfehler, 11 ist prim, 13 ist prim,... okay, alle ungeraden Zahlen sind prim."
Quantenphysiker: "Alle Zahlen sind gleichzeitig prim und nicht prim, solange sie nicht beobachtet werden."
Kosmologe: "3 ist prim. Ja, es stimmt."
Chemiker: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim. Das reicht."
Ingenieur: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, 9 ist... 9 ist... na, 20 Prozent Abweichung müssen drin sein... 9 ist prim, 11 ist prim ... Tatsache stimmt."
Windows-Programmierer: "1 ist prim. Warte..."
Microsoft: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, 9 ist ein feature, ..."
BWLler: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, 9 ist prim, 11 ist prim..."
Jurist: "Nehmen wir doch mal 1. Das ist eine Primzahl. Da haben wir doch einen Präzedenzfall."
Politiker: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, 9 wird nächstes Jahr prim,..."
Philosoph: "Wenn wir alle ungeraden Zahlen Primzahl und alle Primzahlen ungerade nennen, dann sind alle ungeraden Zahlen Primzahlen."
Mediziner: "Was ist eine Primzahl?"
Psychiater: "3 ist prim, 5 ist prim, 7 ist prim, 9 ist prim, versucht es aber zu verdrängen."
Multikulturist: "Pfui! Wer bist Du, dass Du Zahlen in Gruppen einteilst."
Informatiker: "Naja, ihr wart zwar nah dran, aber ich hab grade ein C-Programm geschrieben, das den richtigen Beweis liefert." Er geht zum Terminal und startet sein Programm. Während er die Ausgabe auf dem Schirm abliest, sagt er: "'1 ist Prim, 1 ist Prim, 1 ist Prim, 1 ist Prim.'"
Ein zweiter Informatikstudent meint darauf: "Ach, was! C! Das ist die falsche Sprache. Ich probiers mal mit UNIX und PASCAL. Mal sehen: '1 ist Prim, 3 ist Prim, 5 ist Prim, 7 ist Prim, 9 ist'... Sche***: 'segmentation fault: core dumped'."