Mittelaltergedichte die Zweite

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

feuerhase

Otaku
Das Thema gabs ja schoneinmal und es ist leider verloren gegangen deshalb postet eure schönsten Mittelalter oder Fantasygedichte.Ich mache einmal den Anfang:

Das Meuchelmörderspiel

Roq ruft, und die Zeit verrinnt
es ist so weit, ein neues MMS beginnt,
geschwungene Klinge, vier Edelsteine
ein Name, den nur ich weiß alleine

Lautlose Stille, ich laufe suchend umher
Barmherzigkeit, es gibt sie nicht mehr
ich hoffe, ich werde es diesmal schaffen
aber die Angst, sie liegt mir im Nacken

Der schwarze Dolch, was für eine Zier
doch mein Meucheler steht hinter mir
Adrenalin, ich versuch zu entkommen
Hoffnung? vom Dolch im Rücken genommen

Ich sinke zu Boden, ohne Kraft
stiller Schrei, das Gesicht verblasst
ein Versuch sich zu wehren, mein Haut wird fahl
ok, vielleicht beim nächsten Mal

Autor unbekannt
 

feuerhase

Otaku
Hier noch zwei ^^ :

Der grimmig Tod

Ein gar andächtig Gesang von dem Tode

Der grimmig Tod mit seinem Pfeil tut nach dem Leben zielen,
sein Bogen schießt er ab mit Eil und lässt mit sich nicht spielen.
Das Leben schwindt wie Rauch im Wind, kein Fleisch mag ihm entrinnen;
kein Gut noch Schatz findt bei ihm Platz, du musst mit ihm von hinnen.

Kein Mensch auf Erd uns sagen kann, wann wir von hinnen müssen;
wann kommt der Tod und klopfet an, so muss man ihm aufschließen.
Er nimmt mit Gwalt hin jung und alt, tut sich vor niemand scheuen.
Des Königs Stab bricht er bald ab und führt ihn an den Reihen.

Vielleicht ist heut der letzte Tag, den du noch hast zu leben;
o Mensch, veracht nicht, was ich sag: nach Tugend sollst du streben!
Wie mancher Mann wird müssen dran, so hofft noch viel der Jahren,
und muss doch heint, weil d'Sonne scheint, zur Höll hinunter fahren.

Der dieses Liedlein hat gemacht, von neuem hat gesungen,
der hat gar oft den Tod betracht, und letztlich mit ihm g'rungen.
Liegt jetzt im Hohl, es tut ihm wohl, tief in der Erd verborgen.
Sieh auf dein Sach, du musst hernach, es sei heut oder morgen!


Das Bürger-, Händler-, Bauernpack
Ist nicht nach meinem Strich und Schnack
Ich mag es gar nicht leiden.
Sie haben sich auf Schweinesart,
Und ihre Art und feine Art,
Das will sich übel reimen.
Kriegt so ein Lump erst Geld und Gut,
Dann packt ihn gar der Übermut
und macht sein Hirn verbrennen.
Drum haltet ihm den Trog fein leer,
Und zieht ihm ab das Hemde.
Der Regen gerb sein schäbig Fell.
Wer das Gelump nicht mager hält,
Mehrt nur die Pöbelei der Welt.
Drum wenn sich solch ein Bauernschuft,
Ein Bürgerschuft, ein Händlerschuft
Erdreistet und euch seinen Schein
Vor Augen hält, brecht ihm das Bein
Ja, brecht ihm alle Knochen!
Dann ist die Schmach gerochen.
Sperrt das Geziefer ins Verlies,
In eure tiefsten Grotten,
und lasst sie dort verrotten!
Lasst euch ihr Schrein nicht dauern!
Verderben über das Geschmeiß
Der Wuchrer, Bürger, Bauern!«

Aus „Die Jüdin von Toledo“ von Lion Feuchtwanger (1884 – 1958)
 

feuerhase

Otaku
Weiter gehts ^^ :

Und noch eine schöne Schlachtenprosa:

Nicht Speis noch Trank, nicht Schlaf noch
Ist mir solch süßer Zeitvertreib,
Als wenn ich's höre schallen:
A lor! A lor! Schlagt drauf! Haut ein!
Und große Herrn und Knechte klein
Todwund zur Erde fallen.
Die Pferde wiehern reiterleer.
Getroffne schrein: Aldatz! Hilf! Her!
Von allen Seiten übers Feld
Das herrlich wilde Schreien gellt,
Geschrei des Siegs, Geschrei der Not.
Das grüne Gras ist rot von Tod.
Ein Leichenhauf die Erde deckt,
Und in so mancher Brust noch steckt,
Diewell der Leib weit offen klafft,
Bewimpelt bunt der Lanzenschaft.

Und nocheins :

Es ist mir Augenweide,
Wenn man ein festes Schloß berennt,
Die Mauer klafft, das Pfahlwerk brennt.
Auch hab ich meine Freude dran,
Wenn auf der weiten Heide
Die wackern Reiter sprengen an.
Es rinnt das Blut, es bricht der Speer,
Und Lanz und Schwert sind Splitter.
Die Rosse rennen wild umher,
Gefallen sind die Ritter.
Macht kein Gewese davon her.
Solch Sterben ist nicht bitter
Besser, wer tot vorm Feinde liegt,
Als wer entläuft und lebt, besiegt
 

feuerhase

Otaku
Den Handschuh geb ich dir zurück
Nach stolz erfüllter Pflicht.
Wohl stritt ich diesmal ohne Glück.
Doch grämt's mich nicht
Und macht mich nicht geschämig.
Daß mir die Hand verlorenging im Streit für dich,
acht ich gering.
Du bist ein großer König.
Drum acht auch du es wenig,
Daß, Herr Alfonso, dieses Mal
Die Überzahl
Den Tag dir stahl.
Ein andrer Tag,
ein andres Glück.
Mir fiel die Hand,
Dir fiel ein Stück
Von deinem Land.
Du holst's zurück.
Mir ist es um die Hand nicht leid,
Sie kam mir ab in gutem Streit,
Ich mag um sie nicht klagen.
Sie hat, da sie den Handschuh trug,
Mit Mut und Fug
Viel Dutzend Feind' erschlagen.
jetzt kehr ich in mein Kloster ein
Und will den Rest der Tage mein
In Gottes Zucht verbringen.
Und hab ich auch die Hand nicht mehr,
So will ich doch fürs Christenheer
Noch manche Lieder singen.
Und übers Land und übers Meer
Soll's allen Rittern klingen:
Auf, Ritter gut und Christenmut!
Haut ein! Stürmt vor! A lor! A lor!


Königstod


Die Winde voller Trauer klagen
Vom Tod des Königs vielgeliebt
Und weit sie seinen Namen tragen,
daß keiner vergißt, vergibt!

Schäumend Flüsse, triefend Bäume
Gemeinsam mit dem Himmel weinen
Nun, wo fort sind seine Täume,
wie kann die Sonne je noch scheinen?

Blätter wirbeln irr umher,
sehnen sich nach seinem Lachen
doch über seinem Leib nunmehr
in stummer Kälte Steine wachen.

Des Weizens Gold scheint stumpf und blass,
die letzte Rose welkt dahin,
wo Liebe war pulsiert der Haß!
Götter sagt, wo liegt der Sinn?

Glänzend schwarz harren die Raben
Ohne Regung Stund um Stund
Worte können nichts mehr sagen,
Schweigen tut die Trauer kund!

Weiße Nelken zieren prachtvoll
Die Lilie die zu früh verdorrt,
doch blüht gleich bittersüßem Blutzoll
Königskraut an dunklem Ort!

Wolfsgeheule klingt verloren
Vieler Kehlen dunkler Chor,
Arie aus Leid geboren
Niemals bittrer klang zuvor!

Erinnerung kann Trost nicht sein,
Ist Leinen etwa gleich der Seide?
Granatrot glänzt wie edler Stein
Auf dem Haupt tödlich Geschmeide

Schamvoll ist ein jed Gestirn
Vom Wolkenschleier tief verhangen,
Was brannte hinter hoher Stirn
Ist verloschen, ist vergangen!

Verdunkelt ward die golden Scheibe
Und aus Tage wurde Nacht,
als Odem floh aus edlem Leibe
in jener schmerzlich siegreich Schlacht.

Kalt und Schwach des Feuers Glut
Welch Wärme ach sein Wort gespendet,
Geschlagen ward zwar dunkle Brut
Doch leuchtend Zeit als Preis beendet!

Ein jedes Haupt, es mag sich senken!
Das Knie von Ehrfurcht beugen nun!
In Ehre ewig wir gedenken,
In süßem Frieden mag er ruhn!

Die Winde voller Trauer klagen
Vom Tod des Königs, vielgeliebt.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben