Zuallererst muss ich anmerken, dass Du es natürlich nicht ausgerechnet mir recht machen musst. Wenn den Leuten Deine Geschichte gefällt, ist das schön und freut mich für Dich. Vielleicht bin ich auch nur eine Ausnahme, weil ich zumindest einen Hauch von Handlung und Ansätze einer Charakterzeichnung gerne habe, wenn ich lese, sogar in Erotikgeschichten. Und mehr erwarte ich auch gar nicht. Wie mein Vorschlag mit den Oneshots zeigt, hätte ich gar nichts dagegen, wenn Du Dich nur euf das Wesentliche konzentrieren würdest. Was mich jedoch in gewisser Weise stört, ist vielmehr, dass es so aussieht, als würdest Du eine interessante Handlung erzählen wollen, es aber dann einfach nicht tust. Wie schon gesagt, ich möchte Dir hier gar nichts unterstellen, vielleicht erzählst Du hier tatsächlich noch eine spannende Geschichte, was mich ungemein freuen würde, nur hatte ich von den zwei Storys, die ich bisher von Dir gelesen habe, nicht den Eindruck, dass das in Deiner Absicht liegt. Ich meine damit vor allem "Ein unmoralisches Angebot". Es fängt eigentlich gut an, dass Du Dir ein bisschen Zeit nimmst und Dein Hauptcharakter erst nach und nach darauf eingeht, aber worauf läuft das Ganze hinaus? Sie hat am Ende Sex, und das war's. Was soll mir das sagen?
Ich möchte da gar keine Grundsatzdiskussion anfangen, wie viel Handlung und wie viel Charakterentwicklung in einer Erotikgeschichte notwendig sind, da hat sicher auch jeder seine eigenen Vorlieben, trotzdem bin ich eben der Meinung, dass Du damit den eigentlichen Vorteil von Hentai-Storys übersiehst. Wenn ich einfach nur eine stumpfe Wichsvorlage suchen würde, könnte ich mir auch einen Porno ansehen, gerade im Hentai-Bereich werden ja auch Themen behandelt, die mich ansprechen, und einige davon bieten sogar eine gute Handlung. Ich suche aber trotzdem immer wieder nach guten Geschichten, weil sie einem so viel mehr bieten können, eben die Darstellung von liebenswerten, markanten, glaubhaften Charakteren. Das klappt für mich in einem Buch sehr viel besser als in einem Film. Und nein, das heißt nicht, dass ich unbedingt eine tiefgehende Charakterstudie erwarte, wie Du schreibst*, aber es nimmt mir schon einiges an Freude, wenn komplett auf jedes Anzeichen davon verzichtet wird.
Schade finde ich aber, dass Du in Deiner Antwort überhaupt nicht auf den zweiten Absatz meiner Rezension eingehst, der ja meine eigentliche Kritik an "My Wife is a Lolicon" beinhaltet. Ich wollte ja gar nicht so sehr darauf hinaus, welche Geschichte Du erzählst, oder ob Du überhaupt eine erzählst, sondern vor allem um das Wie. Und da muss ich schlicht wiederholen, was ich zuvor schon geschrieben habe: Das ist einfach nicht gut umgesetzt. Es mag Dir nicht gefallen, aber das ändert nichts an den Tatsachen; wenn Du die gesamte Vorgeschichte innerhalb eines Absatzes nur kurz umreißt, ohne auf ihre Gefühle einzugehen, ist das ein Tritt ins Gesicht von jedem, der schon mal ein Buch gelesen hat. Ich möchte noch einmal betonen, dass Du Dich gerne kurz fassen darfst, wenn Dir das gefällt, aber bau das doch wenigstens in eine ausgearbeitete Szene ein. Es würde doch schon reichen, wenn Du an dem Punkt, an dem Du Deine Geschichte eben beginnen möchtest, die Vorgeschichte subtil einwebst. Ein Gespräch zwischen den beiden Hauptcharakteren würde sich da natürlich anbieten. Meinetwegen können sie direkt danach ins Bett hüpfen, solange es irgendwohin führt. Das ist alles, was ich verlange.
Wenn Du gerne Loli-Geschichten liest (und ich nehme einfach mal, an dass es so ist, denn warum solltest Du Dich sonst berufen fühlen, welche zu schreiben?), dann ist Dir das wahrscheinlich auch schon mal passiert: Du entdeckst eine Geschichte, die Dich interessiert, klickst darauf, und sie entpuppt sich als ein einizger Absatz von 10 Sätzen, wobei die Sex-Szene innerhalb von 2 Sätzen abgehandelt ist. Dann denkt man sich, was für eine gute Geschichte man aus dieser Idee man hätte machen können, wenn sie nur ein emotional befriedigendes Ende hätte ... und einen Anfang, in dem die Charaktere und ihre Welt vorgestellt wird, während sie etwas erleben ... und einen Hauptteil, der aus mehr besteht als 2 Sätzen. Und wenn Du das nicht kennst, versetz Dich einfach in meine Lage (es gibt nur wenig, was ich von einem Autor verlange, aber diese eine Fähigkeit ist das Wichtigste): Ich suche also endlich mal wieder nach einer guten Loli-Geschichte auf deutsch, findet man ja nur extrem selten, ich freue mich, dass eine neue online steht, und dann lese ich Deinen Prolog. Glaubst Du wirklich, dass ich dann nicht enttäuscht bin? Hättest Du wenigstens gleich ein vollständiges Kapitel hochgeladen, wäre ich weit weniger enttäuscht, selbst wenn es noch so schlecht gewesen wäre.
Aber ganz ehrlich, auch wenn das jetzt vielleicht alles ein bisschen hart klang, möchte ich Dir nicht den Spaß am Schreiben verderben. Du kannst jede Geschichte schreiben, die Du willst, das ist ja auch das Schöne an diesem Hobby. Hauptsache ist, dass es Dir Spaß macht. Ich fand Deine anderen Storys ja auch nicht unbedingt schlecht, ich war nur immer der Meinung, dass man mehr daraus hätte machen können. Ein Review dient ja auch nicht dazu, Dir meine Sicht der Dinge aufzudrängen, ich gestehe Dir schon Deine eigene Meinung zu, ich wollte Dir nur ein oder zwei Dinge mitteilen, über die Du bei Gelegenheit mal nach denken könntest, wenn Du willst. Bei dieser Geschichte hatte ich bisher ja nur an einem einzigen Punkt etwas auszusetzen: entweder, dass der Prolog völlig unnötig ist, weil Du alles Wichtige noch in der eigentlichen Geschichte erwähnst, oder dass die Struktur ungünstig gewählt ist, weil Du die gesamte Vorgeschichte eben in einen emotionslosen Prolog ausgelagert hast.
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*Ich finde es übrigens überaus befremdlich, dass Du dieses Medium als "nicht dafür geeignet" empfindest. Welches Medium wäre denn besser für eine Charakterstudie geeignet, ale eine Geschichte über erotische Phantasien? What would Freud say?