Abnormitäten sind zunächst eine rein gesellschaftliche Definitionssache. Die hat zwar durchaus Gültigkeitsanspruch, aber gerade in sexueller Hinsicht sind Tabus oft mit rein kulturästhetischen Konflikten zu erklären.
Die Paarung von Mensch und Tier tut niemandem weh, dennoch gilt sie als eines der heftigsten Tabus unserer Gesellschaft. Bestimmte Praktiken der Selbstauslebung werden als zu krasser Widerspruch zu gesellschaftlichen Wertekatalogen und lebensbedeutenden Einsichten gewertet.
Die hierarchische Trennung von Mensch und Tier wird z.B. aufgeweicht wenn Mensch und Tier sich paaren. Natürlich handelt es sich dabei auch um biologischen Schwachsinn, zumal die Verbindung unfruchtbar ist.
Aber die direkte Konfrontation einer sexuellen Beziehung zwischen Mensch und Tier erschüttert die
Weltsicht eines Menschen, für den Tiere z.B. einen untergeordneten Teil der Schöpfung darstellen.
Es gibt Dinge, deren Abnormität unmittelbar nachvollziehbar wird, da Menschen anderen Menschen damit Leid zufügen. Es gibt aber auch Dinge, die Menschen eigentlich kein Leid zufügen, sie aber aus der Ordnung ihrer persönlichen Lebenswirklichkeit herauszureissen drohen. Die Wichtigkeit einer funktionierenden Weltsicht ist für den menschen genauso bedeutsam wie das Vorhandensein von Essen, Trinken und Wärme (sowohl körperlich als auch menschlich). Gerade die Entstehung von religionen zeigt dies.
Von daher würde ich "abnormen Fetischen" nicht immer zwingend eine verzerrte Persönlichkeitsstruktur und/oder Wahrnehmung zugrundelegen, sondern die Definition der Abnormität hinterfragen und prüfen, ob es sich um primäre (z.B. Tötungsverbot) oder sekundäre (Kulturbezogene) Tabus handelt.
Der Saitensprung ist z.B. hauptsächlich in den Kulturen des Westens ein Tabu.
In manchen afrikanischen Stämmen gilt Eifersucht als Schwäche, und "Jeder darf mit jedem" :D