[Diskussion] Onlinespiele in Bewerbung erwähnen?

Online Spiele in Bewerbung erwähnen?


  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    26

füchsily

vorsicht bissig
Otaku Veteran
Hallo zusammen,

da ich letzten Monat beschlossen habe mein Studium abzubrechen und zudem im April 500km weit weg zu meinem Freund ziehe (nein, es besteht kein kausaler Zusammenhang) bin ich jetzt natürlich aktiv auf Jobsuche und meine Gedanken schweifen immer wieder zum Thema Bewerbungen ab. So kam es dann auch, dass ich gerade im Bett lag und mangels Müdigkeit noch einige Notizen für ein Onlinespiel vorbereitete (Erklärung folgt später) und mir plötzlich die Frage stellte: Wäre es nicht eigentlich eine gute Idee, Fähigkeiten die man durch Onlinespiele erworben hat in einem Bewerbungsschreiben zu erwähnen?

Da einige sich nun sicher fragen was da bitte für Fähigkeiten sein sollen und wie man auf solch verrückte Ideen kommt (und wieso jemand um 2 Uhr nachts irgendwelche Dinge für ein Onlinespiel niederkritzelt) hole ich mal etwas weiter aus:

Ich spiele nun seit einigen Jahren Onlinespiele. Zunächst Browsergames wie z.B. die Stämme und seit 2012 richtige MMORPGs wie Forsaken World, Neverwinter Nights Online und seit 2 Jahren nun Guild Wars 2. Bei Guild Wars 2 hat es mich schließlich in das so genannte World vs World verschlagen, einem Spielemodus wo je 3 Server für eine Woche gegeneinander kämpfen, versuchen Objekte einzunehmen / verteidigen und dadurch am meisten Punkte zu erlangen.
Spieler die sich in diesem Spielemodus bewegen treffen sich meist innerhalb des Serververbands im Teamspeak, tauschen untereinander Informationen aus usw., d.h. man verbessert automatisch seine kommunikativen Fähigkeiten. Für mich bedeutet das aber auch, dass ich jeden Tag Englisch spreche, da ich mittlerweile auf einem internationalen Server spiele.
Zudem bin ich nun seit einigen Monaten in einer semi-hardcore Gilde, wo ich seit etwas mehr als 2 Wochen auch Klassentrainer für unsere zwei Fernkampfklassen bin, d.h. ich zeige unseren Castern im Kampf durch meine eigene Position wo sie stehen müssen, sage an wann unser Hauptschadensspike gesetzt werden muss und informiere den Raidleader darüber wann der Spike wieder bereit ist. Außerdem habe ich Vorlagen erarbeitet wie unsere Caster ausgestattet sein sollen, welche Skills sie ausrüsten müssen etc. und heute Abend leite ich mein erstes Klassentraining, wo ich die neuen Builds erkläre, anspreche was mir in den letzten Raids positiv/negativ aufgefallen ist und den anderen Tipps gebe wie sie sich verbessern können (dafür auch die ganzen Notizen) - das Ganze wie gesagt auf Englisch. Damit dieses Training zustande kommt musste ich natürlich vorher eine Umfrage erstellen wer überhaupt wann Zeit hat, Leute auf diese Umfrage hinweisen und schließlich eine Nachricht an alle Spieler raussenden damit auch wirklich jeder mitbekommt wann das Training stattfindet. Der "Job" als Klassenleiter ist also verbunden mit jeder Menge Organisation und Verantwortung und täglich stelle ich mich bereitwillig dem Druck als Vorbild zu fungieren. (Dazu im Vergleich: unser Gildenleiter - der beruflich übrigens in einer Position als Manager tätig ist - sagt zum Beispiel eine Stunde vorm Raid "Gildenmeeting JETZT im TS" und wundert sich dann, dass von 34 Gildenmitgliedern nichtmal 10 anwesend sind)
Das Ganze habe ich früher quasi noch etwas weiter getrieben, als ich auf meinem alten Server einige Monate als Nachtschichtkommandeur unterwegs war, d.h. ich habe jede Nacht zuverlässig von 2 bis 6 Uhr (manchmal auch etwas früher/länger) ingame meine Lampe angemacht und das Spielverhalten von allen Spielern unseres Servers die um die Uhrzeit noch im WvW unterwegs waren organisiert (meist zwischen 10 und 20 Leuten, mehr kann man um die Zeit nicht erwarten und ohne Kommi wären es noch viel weniger, zwischenzeitlich haben wir aber auch die 25er Marke geknackt - und wer jetzt denkt das wäre nichts: ich habe auch schon tagsüber 80 Man angeführt), dabei in Sekundenschnelle taktische Entscheidungen getroffen und diese an die anderen weitervermittelt. Ich habe also auch kein Problem damit meinen Schlafrhythmus an ungewöhnliche "Arbeitszeiten" anzupassen, ein Team zu leiten, die Stärken/Schwächen dieses Teams zu kennen und meine Konkurrenz einzuschätzen. Und das obwohl ich früher ausgeprägt soziophob war und Angst davor hatte überhaupt mit Menschen die ich kenne zu telefonieren geschweige denn zu fremden Menschen ins TS zu gehen. Ich habe also stark von diesem Hobby profitiert.
Mein Studium, meinen Nebenjob und meine Chinchillas habe ich übrigens während all dieser Zeit auch nicht vernachlässigt - naja oder zumindest nicht deswegen ;-)

Fassen wir also nochmal zusammen welche Kompetenzen man durch diese Art des Onlinegamings trainieren kann:
- generell kommunikative Kompetenzen
- fremdsprachliche Kompetenzen
- organisationstechnische Kompetenzen
- Führungsqualität
- Teamwork
- Stressresistenz
Mal ganz davon zu schweigen, dass es schon seit Jahren Studien gibt die besagen, dass Computerspiele motorische und kognitive Fähigkeiten verbessern können.

Eigentlich einige ziemlich gute Kompetenzen, die es Wert wären in einer Bewerbung erwähnt zu werden. Aber sollte man tatsächlich offen darlegen, dass man sich privat mit Onlinespielen beschäftigt? Oder sollte man davon lieber Abstand nehmen, da Onlinespiele auch heute noch bei vielen Menschen verpöhnt sind und lediglich Assoziationen zu arbeitslosen, übergewichtigen und ungepflegten Herren wecken, die ihren PC höchstens für dringende Toilettengänge verlassen?

Mir ist natürlich klar, dass die Reaktion natürlich auch immer davon abhängt, worauf man sich bewirbt und wie der Personalsachbearbeiter so drauf ist. Mich würde aber einfach generell mal eure Einschätzung dazu interessieren.

Bei der Bewerbung für meinen jetzigen Job bei einem Schulbuchverlag bzw. das Praktikum aus dem ich übernommen wurde habe ich mich übrigens lediglich auf mein Studium, das Interesse an dem Arbeitsfeld und meine Computerkenntnisse bezogen. Da mein Chef und einige der Kollegen aber selbst Computerspiele (hauptsächlich Shooter, mit MMORPGs haben die nichts am Hut) spielen, wäre die Reaktion da aber sicherlich nicht negativ ausgefallen.
 

Skihor

Verwirrter Typ
Teammitglied
SMods
Mir ist natürlich klar, dass die Reaktion natürlich auch immer davon abhängt, worauf man sich bewirbt und wie der Personalsachbearbeiter so drauf ist. Mich würde aber einfach generell mal eure Einschätzung dazu interessieren.
du hast es da ja bereits schon selber erwähnt das es darauf ankommt für welchen beruf du dich bewerben willst und was für ein typ mensch du da dann dir gegenüber antriffst.
ein 60+ jähriger banker wird dich warscheinlich nicht einstellen wenn du dich als filialleiter bewirbst und du deine positiven eigenschaften durch online spiel erworben hast.

ich glaube es ist nicht falsch sich darauf zu berufen wenn es zur sprache kommt, aber unter interessen offensichtlich hinzuschreiben "online spiele" ist glaube ich zu viel des guten.
man könnte es irgendwie verschachtelt oder dezent in die bewerbung einfließen lassen. wenn man dann darauf angesprochen wird kann man immernoch im bewerbungsgespräch entscheiden wie man es seinem gegenüber verkaufen möchte. wenn man merkt das derjenige offener mit sowas umgeht kann man das ganze auch mehr ausbauen und sich damit besser verkaufen.

von daher habe ich "klar" angeklickt, aber mit der bedingung das es wie gesagt dezent in der bewerbung steht.
 

Ancarius

~Dreamer~
Otaku Veteran
Die Stichpunkte die du am Ende gemacht hast, kannst du auch so übernehmen. Das sind deine Stärken die dich deiner Meinung nach, für den Job passend machen. Wenn nachgefragt wird, wie sich deine Stärken erkenntlich zeigen, kannst du auf den MMO Hintergrund aufbauen. Von angesicht zu angesicht, kommt das weitaus "glaubwürdiger" rüber, als wenn du es nur in den Lebenslauf/Bewerbung schreibst. Erst recht, weil es auf viele Einzelerlebnisse aufbaut, die dich ja erst in deine Position gebracht haben, anstatt ein jahrelanger Bildungsgang.

Deswegen "Klar" angewählt.
 

bluemoon

the one and only
Otaku Veteran
Ich würde auch nur die stichpunkte allgemein als persönliche stärken oder quallitäten übernehmen und das thema online spiele garnicht erwähnen. Ich persönlich habe die erfahrung gemacht das viele personalchefs eh zur generation 50plus gehören und die rein garnix von onlinespielen oder sonstigen modernen online aktivitäten halten. Das muss zwar nicht immer so sein ist aber meine erfahrung. Ausserdem kommts halt auch immer auf den Berufszweig an ich könnte mir vorstellen das man beispielsweise in der it branche durchaus über sowas schreiben kann oder es im vorstellungsgespräch erwähnen kann aber in vielen anderen branchen wohl eher nicht.;)
 

Shishiza

Sehr brave Fee^^
Teammitglied
Mod
Ich habe mich schon lange nicht mehr so beworben, das es wirklich darauf ankam, was für Fähigkeiten man angeben sollte. Deshalb kann ich mir aber trotzdem gut vorstellen, das man das in einer Bewerbung sehr wohl ganz gut einfließen kann, nur eben nicht als Hauptmerkmal. Denn ich kann mir sehr wohl vorstellen, das ich auch heute angeben muss, das ich mit dem PC zurecht komme und bestimmte Programme beherrschen muss, damit ich in einer Praxis oder Betrieb oder was auch immer auch am PC sitzen kann. Ich sehe es bei meinen Kolleginnen, die absolut keine Ahnung haben und dadurch sehr große Schwierigkeiten haben. Deshalb würde ich ja anklicken ...
 
Hängt vermutlich von der Branche und der Personalleitung ab.
Bei jungen Personalern und/oder jungen ergonmoischen Unternehmen kann das durchaus ein Pluspunkt sein.
Wenn man in die Chefetage einer großen Bank möchte eventuell hinderlich.
Sollte man also abwägen ob es so sinnvoll ist, so etwas gerade in einer Bewerbung zu erwähnen.
 

muffinhunter

Ungläubiger
Generell werden vom Standard abweichende Bewerbungen nicht gern gesehen. Die gelten oft als "unberechenbar".
Erwünscht ist ein auf ein Ziel (Branche) hin ausgerichteter Lebenslauf + zum Job passende Qualifikationen (durch Zeugnisse belegt).
Die Hobbies sind höchstens dann relevant, falls du darin was Fachliches machst, das du im Job auch machst.

Quellen: "Spielregeln für Beruf und Karriere" von Heiko Mell und ein Hochschulprofessor
 

Akira Akarui

Super-Moderator
Teammitglied
SMods
Ich würde Onlinespielen nicht in einer Bewerbung erwähnen und auch nicht in einem Bewerbungsgespräch, es sei denn, es wäre für eine Stelle, bei der das ein positives Kriterium wäre (Game-Design & Co.)

Onlinespielen ist gerade bei der breiten Masse doch mit Negativem behaftet, angefangen von Suchtpotenzialen bzw. Suchtverhalten der Onlinespieler, bis hin zu Unkonzentriertheit am Arbeitsplatz aufgrund durchgespielter Nächte.

Und der Versuch, die Kompetenzen herauszustreichen, die durch ein Onlinespielen trainiert werden könnten, könnte nach hinten losgehen nach dem Motto: Der/Die versucht nur, exzessives Spielen zu rechtfertigen ...

Also nein, ich würde das nicht erwähnen ...
 

Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
Ich würde generell ganz stark davon abraten. Mir fällt absolut kein Beruf ein, bei dem das in irgend einer Weise hilfreich sein könnte.
Darüber hinaus bezweifle ich, dass es in einem Bewerbungsgespräch nicht negativ rüberkommt, wenn man als Argument bringt, dass man besondere Kenntnisse durch gw2 erlangen konnte.
Ich würde den Bewerber als naiv und realitätsfern abstempeln und dabei hab' ich selbst sehr lange gw gespielt.
Fassen wir also nochmal zusammen welche Kompetenzen man durch diese Art des Onlinegamings trainieren kann:
- generell kommunikative Kompetenzen
- fremdsprachliche Kompetenzen
- organisationstechnische Kompetenzen
- Führungsqualität
- Teamwork
- Stressresistenz
Mal ganz davon zu schweigen, dass es schon seit Jahren Studien gibt die besagen, dass Computerspiele motorische und kognitive Fähigkeiten verbessern können.
Kommunikative Kompetenzen durch ts? In einem Bewerbungsgespräch stellst du doch ohnehin deine kommunikativen Kompetenzen unter Beweis. Falls du gut kommunizieren kannst, merken die Leute es ohnehin. Falls du allerdings nicht so gut abschneidest und denen erzählst, dass du gut kommunizieren kannst, hast du schon verloren.
Wenn du viel englisch sprichst, solltest du das natürlich nutzen. Allerdings wäre es dann viel besser, in der Bewerbung zu schreiben, dass du sie in einem englischen Bewerbungsgespräch gern unter Beweis stellen würdest. Das ist überzeugener. Allerdings würde ich nicht so sehr darauf rumreiten, anderenfalls fragen sich die Leute, ob das deine einzige ausgeprägte Qualifikation ist.
Die anderen vier Punkte sind in meinen Augen total unangebracht. Organisatorische Kompetenzen auf Massenschlachten in Online-Spielen zu stützen, ist schon sehr weit hergeholt und hat nichts mit der Realität bzw einem Beruf zu tun. Wie misst sich denn die Führungsqualität, die man in einem Online-Spiel erlangt? Als Kommander laufen dir die Leute nur hinterher, weil sie genau wissen, dass sie die besten Chancen haben, wenn sie in großen Gruppen unterwegs sind. Den Spielern zu sagen, wohin die Gruppe läuft oder wann sie angreift, als Führungsqualität zu bezeichnen...
Stressresistenz ist schon witzig. Wenn mir jemand erzählt, dass ein Online-Spiel Stress hervorrufen kann, weiß ich, dass die Person definitiv nicht stressresistenz ist. Außerdem geht es einem Arbeitgeber eher darum, dass man unter Stress dennoch konzentriert sein kann, nicht, dass es einem gleichgültig ist.
Ein Arbeitgeber möchte sehen, dass du die erforderlichen Qualifikationen besitzt, oder dich mit dem Gebiet beschäftigst, nicht, dass du versuchst, dein Hobby so zu verkaufen, als würdest du dich dadurch von anderen abheben.

Joah, so seh' ich das und ich bin Softwareentwicklerin und hab' selbst aktiv gespielt. Das konnte ich auch im ersten Semster beobachten. Bei uns gab es viele Typen, die dachten, dass Informatik genau das Richtige für sie ist, weil sie den ganzen Tag am Rechner sitzen. (und zocken) Das waren komischerweise auch die Ersten, die sehr zeitnah nicht mehr da waren.
 

Patcorn

Stamm User
Ich würde grundsätzlich nie in einer Bewerbung erwähnen, dass Online Games zu
meinen Hobbys gehören. Es wird meiner Meinung nach in den meisten Fällen eher als
negativ angesehen, als das es tatsächlich hilft. Es gibt dafür einfach zu viel Vorurteile
Online Games und vor allem seinen Spielern gegenüber.

Du kannst es gern versuchen zu rechtfertigen, aber in der Regel wird dir keiner
zuhören und deine Argumente als leeres Geschwätz abfertigen – selbst wenn
manche Dinge bereits mehr oder weniger wissenschaftlich bestätigt wurden.

Mein Eindruck ist zumindest, dass in unserer Gesellschaft, zumindest von den älteren
Generation, Games als keine sinnvolle Freizeitbeschäftigung angesehen werden. Man
sich damit vor der Welt verschließt und in seiner eigenen Fantasiewelt lebt.

In diesem Sinne würde ich dir vorschlagen ein anderes Hobby anzugeben.
 
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