Hallo zusammen,
da ich letzten Monat beschlossen habe mein Studium abzubrechen und zudem im April 500km weit weg zu meinem Freund ziehe (nein, es besteht kein kausaler Zusammenhang) bin ich jetzt natürlich aktiv auf Jobsuche und meine Gedanken schweifen immer wieder zum Thema Bewerbungen ab. So kam es dann auch, dass ich gerade im Bett lag und mangels Müdigkeit noch einige Notizen für ein Onlinespiel vorbereitete (Erklärung folgt später) und mir plötzlich die Frage stellte: Wäre es nicht eigentlich eine gute Idee, Fähigkeiten die man durch Onlinespiele erworben hat in einem Bewerbungsschreiben zu erwähnen?
Da einige sich nun sicher fragen was da bitte für Fähigkeiten sein sollen und wie man auf solch verrückte Ideen kommt (und wieso jemand um 2 Uhr nachts irgendwelche Dinge für ein Onlinespiel niederkritzelt) hole ich mal etwas weiter aus:
Ich spiele nun seit einigen Jahren Onlinespiele. Zunächst Browsergames wie z.B. die Stämme und seit 2012 richtige MMORPGs wie Forsaken World, Neverwinter Nights Online und seit 2 Jahren nun Guild Wars 2. Bei Guild Wars 2 hat es mich schließlich in das so genannte World vs World verschlagen, einem Spielemodus wo je 3 Server für eine Woche gegeneinander kämpfen, versuchen Objekte einzunehmen / verteidigen und dadurch am meisten Punkte zu erlangen.
Spieler die sich in diesem Spielemodus bewegen treffen sich meist innerhalb des Serververbands im Teamspeak, tauschen untereinander Informationen aus usw., d.h. man verbessert automatisch seine kommunikativen Fähigkeiten. Für mich bedeutet das aber auch, dass ich jeden Tag Englisch spreche, da ich mittlerweile auf einem internationalen Server spiele.
Zudem bin ich nun seit einigen Monaten in einer semi-hardcore Gilde, wo ich seit etwas mehr als 2 Wochen auch Klassentrainer für unsere zwei Fernkampfklassen bin, d.h. ich zeige unseren Castern im Kampf durch meine eigene Position wo sie stehen müssen, sage an wann unser Hauptschadensspike gesetzt werden muss und informiere den Raidleader darüber wann der Spike wieder bereit ist. Außerdem habe ich Vorlagen erarbeitet wie unsere Caster ausgestattet sein sollen, welche Skills sie ausrüsten müssen etc. und heute Abend leite ich mein erstes Klassentraining, wo ich die neuen Builds erkläre, anspreche was mir in den letzten Raids positiv/negativ aufgefallen ist und den anderen Tipps gebe wie sie sich verbessern können (dafür auch die ganzen Notizen) - das Ganze wie gesagt auf Englisch. Damit dieses Training zustande kommt musste ich natürlich vorher eine Umfrage erstellen wer überhaupt wann Zeit hat, Leute auf diese Umfrage hinweisen und schließlich eine Nachricht an alle Spieler raussenden damit auch wirklich jeder mitbekommt wann das Training stattfindet. Der "Job" als Klassenleiter ist also verbunden mit jeder Menge Organisation und Verantwortung und täglich stelle ich mich bereitwillig dem Druck als Vorbild zu fungieren. (Dazu im Vergleich: unser Gildenleiter - der beruflich übrigens in einer Position als Manager tätig ist - sagt zum Beispiel eine Stunde vorm Raid "Gildenmeeting JETZT im TS" und wundert sich dann, dass von 34 Gildenmitgliedern nichtmal 10 anwesend sind)
Das Ganze habe ich früher quasi noch etwas weiter getrieben, als ich auf meinem alten Server einige Monate als Nachtschichtkommandeur unterwegs war, d.h. ich habe jede Nacht zuverlässig von 2 bis 6 Uhr (manchmal auch etwas früher/länger) ingame meine Lampe angemacht und das Spielverhalten von allen Spielern unseres Servers die um die Uhrzeit noch im WvW unterwegs waren organisiert (meist zwischen 10 und 20 Leuten, mehr kann man um die Zeit nicht erwarten und ohne Kommi wären es noch viel weniger, zwischenzeitlich haben wir aber auch die 25er Marke geknackt - und wer jetzt denkt das wäre nichts: ich habe auch schon tagsüber 80 Man angeführt), dabei in Sekundenschnelle taktische Entscheidungen getroffen und diese an die anderen weitervermittelt. Ich habe also auch kein Problem damit meinen Schlafrhythmus an ungewöhnliche "Arbeitszeiten" anzupassen, ein Team zu leiten, die Stärken/Schwächen dieses Teams zu kennen und meine Konkurrenz einzuschätzen. Und das obwohl ich früher ausgeprägt soziophob war und Angst davor hatte überhaupt mit Menschen die ich kenne zu telefonieren geschweige denn zu fremden Menschen ins TS zu gehen. Ich habe also stark von diesem Hobby profitiert.
Mein Studium, meinen Nebenjob und meine Chinchillas habe ich übrigens während all dieser Zeit auch nicht vernachlässigt - naja oder zumindest nicht deswegen ;-)
Fassen wir also nochmal zusammen welche Kompetenzen man durch diese Art des Onlinegamings trainieren kann:
- generell kommunikative Kompetenzen
- fremdsprachliche Kompetenzen
- organisationstechnische Kompetenzen
- Führungsqualität
- Teamwork
- Stressresistenz
Mal ganz davon zu schweigen, dass es schon seit Jahren Studien gibt die besagen, dass Computerspiele motorische und kognitive Fähigkeiten verbessern können.
Eigentlich einige ziemlich gute Kompetenzen, die es Wert wären in einer Bewerbung erwähnt zu werden. Aber sollte man tatsächlich offen darlegen, dass man sich privat mit Onlinespielen beschäftigt? Oder sollte man davon lieber Abstand nehmen, da Onlinespiele auch heute noch bei vielen Menschen verpöhnt sind und lediglich Assoziationen zu arbeitslosen, übergewichtigen und ungepflegten Herren wecken, die ihren PC höchstens für dringende Toilettengänge verlassen?
Mir ist natürlich klar, dass die Reaktion natürlich auch immer davon abhängt, worauf man sich bewirbt und wie der Personalsachbearbeiter so drauf ist. Mich würde aber einfach generell mal eure Einschätzung dazu interessieren.
da ich letzten Monat beschlossen habe mein Studium abzubrechen und zudem im April 500km weit weg zu meinem Freund ziehe (nein, es besteht kein kausaler Zusammenhang) bin ich jetzt natürlich aktiv auf Jobsuche und meine Gedanken schweifen immer wieder zum Thema Bewerbungen ab. So kam es dann auch, dass ich gerade im Bett lag und mangels Müdigkeit noch einige Notizen für ein Onlinespiel vorbereitete (Erklärung folgt später) und mir plötzlich die Frage stellte: Wäre es nicht eigentlich eine gute Idee, Fähigkeiten die man durch Onlinespiele erworben hat in einem Bewerbungsschreiben zu erwähnen?
Da einige sich nun sicher fragen was da bitte für Fähigkeiten sein sollen und wie man auf solch verrückte Ideen kommt (und wieso jemand um 2 Uhr nachts irgendwelche Dinge für ein Onlinespiel niederkritzelt) hole ich mal etwas weiter aus:
Ich spiele nun seit einigen Jahren Onlinespiele. Zunächst Browsergames wie z.B. die Stämme und seit 2012 richtige MMORPGs wie Forsaken World, Neverwinter Nights Online und seit 2 Jahren nun Guild Wars 2. Bei Guild Wars 2 hat es mich schließlich in das so genannte World vs World verschlagen, einem Spielemodus wo je 3 Server für eine Woche gegeneinander kämpfen, versuchen Objekte einzunehmen / verteidigen und dadurch am meisten Punkte zu erlangen.
Spieler die sich in diesem Spielemodus bewegen treffen sich meist innerhalb des Serververbands im Teamspeak, tauschen untereinander Informationen aus usw., d.h. man verbessert automatisch seine kommunikativen Fähigkeiten. Für mich bedeutet das aber auch, dass ich jeden Tag Englisch spreche, da ich mittlerweile auf einem internationalen Server spiele.
Zudem bin ich nun seit einigen Monaten in einer semi-hardcore Gilde, wo ich seit etwas mehr als 2 Wochen auch Klassentrainer für unsere zwei Fernkampfklassen bin, d.h. ich zeige unseren Castern im Kampf durch meine eigene Position wo sie stehen müssen, sage an wann unser Hauptschadensspike gesetzt werden muss und informiere den Raidleader darüber wann der Spike wieder bereit ist. Außerdem habe ich Vorlagen erarbeitet wie unsere Caster ausgestattet sein sollen, welche Skills sie ausrüsten müssen etc. und heute Abend leite ich mein erstes Klassentraining, wo ich die neuen Builds erkläre, anspreche was mir in den letzten Raids positiv/negativ aufgefallen ist und den anderen Tipps gebe wie sie sich verbessern können (dafür auch die ganzen Notizen) - das Ganze wie gesagt auf Englisch. Damit dieses Training zustande kommt musste ich natürlich vorher eine Umfrage erstellen wer überhaupt wann Zeit hat, Leute auf diese Umfrage hinweisen und schließlich eine Nachricht an alle Spieler raussenden damit auch wirklich jeder mitbekommt wann das Training stattfindet. Der "Job" als Klassenleiter ist also verbunden mit jeder Menge Organisation und Verantwortung und täglich stelle ich mich bereitwillig dem Druck als Vorbild zu fungieren. (Dazu im Vergleich: unser Gildenleiter - der beruflich übrigens in einer Position als Manager tätig ist - sagt zum Beispiel eine Stunde vorm Raid "Gildenmeeting JETZT im TS" und wundert sich dann, dass von 34 Gildenmitgliedern nichtmal 10 anwesend sind)
Das Ganze habe ich früher quasi noch etwas weiter getrieben, als ich auf meinem alten Server einige Monate als Nachtschichtkommandeur unterwegs war, d.h. ich habe jede Nacht zuverlässig von 2 bis 6 Uhr (manchmal auch etwas früher/länger) ingame meine Lampe angemacht und das Spielverhalten von allen Spielern unseres Servers die um die Uhrzeit noch im WvW unterwegs waren organisiert (meist zwischen 10 und 20 Leuten, mehr kann man um die Zeit nicht erwarten und ohne Kommi wären es noch viel weniger, zwischenzeitlich haben wir aber auch die 25er Marke geknackt - und wer jetzt denkt das wäre nichts: ich habe auch schon tagsüber 80 Man angeführt), dabei in Sekundenschnelle taktische Entscheidungen getroffen und diese an die anderen weitervermittelt. Ich habe also auch kein Problem damit meinen Schlafrhythmus an ungewöhnliche "Arbeitszeiten" anzupassen, ein Team zu leiten, die Stärken/Schwächen dieses Teams zu kennen und meine Konkurrenz einzuschätzen. Und das obwohl ich früher ausgeprägt soziophob war und Angst davor hatte überhaupt mit Menschen die ich kenne zu telefonieren geschweige denn zu fremden Menschen ins TS zu gehen. Ich habe also stark von diesem Hobby profitiert.
Mein Studium, meinen Nebenjob und meine Chinchillas habe ich übrigens während all dieser Zeit auch nicht vernachlässigt - naja oder zumindest nicht deswegen ;-)
Fassen wir also nochmal zusammen welche Kompetenzen man durch diese Art des Onlinegamings trainieren kann:
- generell kommunikative Kompetenzen
- fremdsprachliche Kompetenzen
- organisationstechnische Kompetenzen
- Führungsqualität
- Teamwork
- Stressresistenz
Mal ganz davon zu schweigen, dass es schon seit Jahren Studien gibt die besagen, dass Computerspiele motorische und kognitive Fähigkeiten verbessern können.
Eigentlich einige ziemlich gute Kompetenzen, die es Wert wären in einer Bewerbung erwähnt zu werden. Aber sollte man tatsächlich offen darlegen, dass man sich privat mit Onlinespielen beschäftigt? Oder sollte man davon lieber Abstand nehmen, da Onlinespiele auch heute noch bei vielen Menschen verpöhnt sind und lediglich Assoziationen zu arbeitslosen, übergewichtigen und ungepflegten Herren wecken, die ihren PC höchstens für dringende Toilettengänge verlassen?
Mir ist natürlich klar, dass die Reaktion natürlich auch immer davon abhängt, worauf man sich bewirbt und wie der Personalsachbearbeiter so drauf ist. Mich würde aber einfach generell mal eure Einschätzung dazu interessieren.
Bei der Bewerbung für meinen jetzigen Job bei einem Schulbuchverlag bzw. das Praktikum aus dem ich übernommen wurde habe ich mich übrigens lediglich auf mein Studium, das Interesse an dem Arbeitsfeld und meine Computerkenntnisse bezogen. Da mein Chef und einige der Kollegen aber selbst Computerspiele (hauptsächlich Shooter, mit MMORPGs haben die nichts am Hut) spielen, wäre die Reaktion da aber sicherlich nicht negativ ausgefallen.