Eines der faszinierendsten und unerklärlichsten Phänomene, das unsere im Grunde doch leidlich zivilisierte Gesellschaft bereits seit Ewigkeiten beschäftigt, ist der so genannte ‚Karneval’.
In einigen Gegenden auch bekannt als Fastnacht, närrische Zeit, Fasching oder Arschbunkentage. Sind die heidnischen Rituale zur Ausübung auch regional verschieden, so liegt ihnen doch dasselbe ideologische Fundament zugrunde: die Bildung einer Legitimation für unkontrolliertes Saufen, bis die Leber platzt, und für ein Verhalten in der Öffentlichkeit, das zu anderen Zeiten Inhaftierung, geschlossene Psychiatrie oder zumindest ganz kräftig eins in die Fresse bedeuten würde.Volksetymologisch betrachtet sind die verschiedenen Termini für diesen Kult höchst interessant, fanden die Sprachforscher in ihnen doch zahlreiche Wortstämme, deren Entlehnungen auch einige Erklärungen für die inhaltliche Ausrichtung der praktizierten Bräuche liefern könnten. So finden wir im Wort ‚Karneval’ sowohl lateinisch carne = Fleisch, als auch Kannibale oder val als Kurzform von Vandalismus. In ‚Fasching’ erkennen wir das Zusammenfließen zahlreicher multilingualer Begriffe wie beispielsweise Faschismus, Fass, Schinken, Arsch und Fucking. Der Terminus Fastnacht hingegen ist belegt als formelhafter Abschluss einer zu dieser Zeit häufig benutzten, auffordernden Redewendung: ‚Komm, Mädchen, lass uns bumsen, es ist fast Nacht!’
Betrachten wir in diesem närrischen Ausnahmezustand die Fernsehbilder der Prunksitzungen, Straßenumzüge oder sonstigen Übertragungen aus den organisierten Humorvernichtungslagern, so lässt sich beim Großteil der Teilnehmer trotz aller Ausgelassenheit ein starker Wunsch nach einer exakten, militärisch anmutenden Reglementierung der Spontaneität erkennen. Strukturierte Anarchie nach Plan, die keine Zufälle zulässt und sich von ehrlichem Frohsinn deutlich distanzieren möchte, Heiterkeit mit strenger Hand.
Wissenschaftler wollen für diese mysteriösen Verhaltensweisen der Menschen nun endlich die Ursache in ihrem Erbgut entschlüsselt haben. So wurde dort kürzlich ein bislang unbekanntes Jecken-Chromosom entdeckt, das sich vervielfältigen und in Polonäsenform an der Doppelhelix des DNA-Moleküls festsetzen kann. Wird es aktiv, so reduziert es die Hirnaktivität auf ein Minimum, erhöht allerdings überproportional die animalischen Sauf-, Gröhl- und Begattungstriebe. Häufig in Kombination mit einer Einschränkung des Sprachzentrums, die zu sinnfreiem Lallen oder bemühten Artikulationsversuchen in kindlichen Reimstrukturen führt. Noch wird untersucht, ob es sich beim J-Chromosom um einen parasitären Virus oder eine genetische Mutation handelt, die bei Doofheits-Immunität viele Jahre inaktiv bleiben kann. Ein Heilmittel ist bislang nicht in Sicht, allerdings konnten mit dem Einsatz von Vernunft und gesundem Menschenverstand erste Erfolge gefeiert werden. Wir wünschen allen Betroffenen an dieser Stelle gute Besserung!