[Sammelthread] Sagen aus eurer Region.

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Anubis Atum Black

Lord of the Underworld
Otaku Veteran
So da ich nichts besseres zu tun hatte, dachte ich mir mal es wäre doch ganz nett mal was neues zum Lesen und mit machen hier rein zu bringen, und zwar Sagen aus eurer Region also wer Lust hat kann hier eine Sage Posten aus seiner Heimat. Ich Fange mal mit der ersten an, mal sehn was wird.:)


Die Hexe von Gemünden

Fährt man auf der Straße nach Würzburg an Gemünden vorbei, sieht man zur Linken einen kleinen Turm mit spitzem Dach, an dem drei Meter über dem Boden die Eingangstür liegt. Diesen nennt man den Hexenturm, denn dort lebte vor vielen Jahren eine kleine Hexe, die tagsüber verborgen blieb, aber des Nachts auf ihrem Besen durch die engen Gassen der kleinen Stadt zischte, daß die Leute, die spät abends noch unterwegs waren, die Köpfe einzogen.

Die Hexe war eine gute Besenreiterin, sonst wäre sie nimmer mit ihrem großen Topfe in ihr Löchlein am Turm hineingekommen. In diesem ihren Topfe sammelte sie täglich an der über der alten Stadt gelegenen Scherenburg giftige Kräutlein, flog dann zum Main hinunter, wo sie sich einige Molche und Salamander fing und kochte mit diesen Zutaten ein Zaubertränklein, das sie mit ihren dreihundertvierzig Jahren noch jung bleiben ließ und ihr allerlei Verwandlungen ermöglichte. Viele der Bürger in der Stadt hatten sich schon ihrer Hilfe bedient und sie langsam in ihr Herz geschlossen, auch wenn der Stadtpfarrer von solcherlei Geschäften abriet. Mit ihrem Zaubertopf hatte sie so dem kleinen Saaletalbähnlein ein nie erlöschendes Feuerchen in die Kessel gehext, so daß diese Bahn auch heute noch Tag und Nacht fährt und keinen Strom braucht.

Und wie die Jahre vergingen, baute man auch eine Große Straße an ihrem Turm vorbei und da hier zuweilen Fahrzeuge von beträchtlicher Höhe und Geschwindigkeit ihren Weg zum Turmeingang kreuzten, denen sie oft nur unter Schwierigkeiten ausweichen kannte, blieb zuweilen auch ein Fetzen Stoff von ihrem Kleid hängen und ihr Besen bekam einige Kratzer. Die Polizei des Ortes hatte ihr wohl zugesichert, Fahrer von Großfahrzeugen zu einer vorsichtigeren Fahrweise an ihrem Heim zu veranlassen, sie beschränkte sich aber nachher doch, wie in allen anderen Städten auch, darauf, Parksünder aufzuschreiben und unnütze Fahrzeugkontrollen durchzuführen. An einem milden Maiabend, als sie mit ihrem Suppenkessel heimkehrte, konnte sie einem großen Silowagen nicht mehr ausweichen. Sie blieb mit dem Topf am Heck des Wagens hängen und der Inhalt ergoß sich in dessen Inneres. Die Hexe geriet darüber so in Zorn, daß sie die Scherenburg einstürzen ließ und die Köpfe der Stadtoberen benebelte, die seither keine vernünftige Entscheidung mehr treffen konnten.

Die Hexe ward seither in Gemünden nicht mehr gesehen. Der Silowagen aber, dessen Inhalt sich mit der zauberkräftigen Suppe vermischt hatte, war am nächsten Morgen angefüllt mit einer pechartigen Masse und füllte sich jede Nacht erneut damit. Die Beseitigung des zähen Zeugs bereitete den Stadträten anfangs erhebliches Kopfzerbrechen, schließlich fand man aber Verwendung dafür als Bedeckung der in Gemünden in höchst unerfreulichem Zustande befindlichen Wege. Als diese nicht höher bedeckt werden konnten und auch ein allmonatliches aufreißen nicht weiterhalf, sann man auf den Bau einer Brücke, da die langen Umwege zum gegenüberliegenden Mainufer schon lange ein Ärgernis waren, und als diese stand, gefiel sie den Gemündenern so gut, daß sie noch sieben weitere bauten.

Da die Gemündener aber nun schon alles zweimal überbrückt haben, werden irgendwann einmal die Höfe und Lager mit der schwarzen Masse bedeckt sein, und viele Leute, die durch Gemünden fahren müssen, befürchten, daß einmal die ganze Stadt bis hin zur Scherenburg und über alle Dächer hinaus damit bedeckt sein wird. Deswegen baute die Eisenbahn eine hohe Brücke vom Einmalberg über das Maintal hinweg bis in den gegenüberliegenden Berg hinein, an die das schwarze Pech nicht herankommt. So ist es möglich, daß man auch künftig an Gemünden vorbei nach Würzburg fahren kann.


Quelle: Emailzusendung von Hartmut Haas-Hyronimus, vom 8. November 2004, Hoimanns Erzählungen
 

Junabell

.:Killerbiene:.
Super! Hier mal was aus der Hauptstadt. Da ich die Marienkirche in Berlin selber mal besucht hab, bin ich auf folgende Sagen dazu gestoßen.

Das Steinkreuz an der Marienkirche



Am Turmeingang der Marienkirche steht ein Steinkreuz, das ist fast siebenhundert Jahre alt. An dem bemerkt man vorn fünf Löcher; darin waren früher die Eisenstäbe der "ewigen Lampe" eingelassen, die Tag und Nacht brennen musste. - Über die Gründe, weshalb das Kreuz gesetzt wurde, wird mancherlei erzählt:

So soll einst ein Baumeister, als die Kirche fast vollendet war, sich mit dem Teufel eingelassen und im Kartenspiel die gesamten Baugelder verloren haben. Der Teufel gab ihm zwar alles zurück; doch musste der Baumeister dafür versprechen, beim Bau der Gewölbe einen Fehler zu machen, so dass diese am Einweihungstag über den Gläubigen zusammenbrächen. Denn der Teufel hasste die frommen Leute.

Der Baumeister dachte aber den Teufel zu betrügen und führte die Gewölbe vorschriftsmäßig auf. Als nun die Einweihungsfeier vorüber war, lauerte der Teufel an der Tür. Zuletzt kam der Baumeister heraus. Da griff der Teufel zu und drehte ihm den Hals um. Zum Andenken daran soll das Kreuz errichtet worden sein.

Die meisten aber halten das Kreuz für ein Wahrzeichen aus der Zeit der Markgrafen und sagen, die Berliner hätten es zur Strafe oder Sühne setzen müssen, weil das Volk den Propst von Bernau erschlagen habe. Das wird schon seine Richtigkeit haben. Aber was erregte die Berliner so, dass sie sich zu einer so unseligen Tat hinreißen ließen? Darüber berichtet die Sage:

Propst Nikolaus von Bernau soll in Berlin den Zehnten mit großer Härte eingetrieben und sich dadurch verhasst gemacht haben. Doch heißt es auch, er sei ein Anhänger des Herzogs Rudolf von Sachsen gewesen, der nach Markgraf Waidemars Tod Ansprüche auf die Mark machte, während die Berliner zu ihrem Landesherrn, dem Markgrafen Ludwig dem Älteren, hielten. Da erschien Propst Nikolaus in Berlin, ging in die Marienkirche und hielt eine donnernde Rede gegen die Berliner, weil sie den Herzog Rudolf nicht anerkennen wollten. Dabei nannte er sie "Verblendete" und "Schurken". Es war aber an dem Tag gerade Markt in Berlin, und viele Menschen hatten sich auf dem Platz bei der Marienkirche eingefunden. Bald pflanzte sich die Rede des Propstes von Mund zu Mund fort bis zu der Menge draußen auf dem Markt. Die Leute drangen in die Kirche, holten den Propst von der Kanzel, zerrten ihn bis zur Tür und erschlugen ihn. Dann errichteten sie auf dem Neuen Markt einen Scheiterhaufen und verbrannten die Leiche. Das geschah wahrscheinlich am 16. August 1325. Es wird auch gesagt, der Propst habe zwar noch Zeit gehabt, in die Propstei zu flüchten, sei aber von dem wütenden Volkshaufen herausgeholt und auf dem Neuen Markt lebendig verbrannt worden.

Nun wurde der Bann über Berlin ausgesprochen: Es durften keine Glocken geläutet, Brautpaare nicht getraut, Kinder nicht getauft werden, und kein Priester folgte dem Sarg. Erst zehn Jahre nach dem Mord wurde festgesetzt, dass die Berliner zur Sühne eine hohe Summe Goldes zahlen, in der Marienkirche einen neuen Altar bauen und an der Stelle des Mordes ein zwei Faden (drei bis vier Meter) hohes Steinkreuz mit einer ewigen Lampe errichten sollten. Trotzdem lastete der Bann noch weitere zwölf Jahre auf der Stadt.

Vermutlich ist das Kreuz, obwohl es nicht zwei Faden hoch ist, doch das ursprüngliche und damit das älteste Denkmal Berlins. Wo es aber zuerst gestanden hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Vielleicht stand es mitten auf dem Neuen Markt, vielleicht auch in der Spandauer Straße. Denn dort wohnte später ein Schmied, der nach der ewigen Lampe der "Lampenschmied" genannt wurde. 1726, heißt es, kam das Kreuz dann an das Westportal der Marienkirche.

Quelle: Siegfried Armin Neumann, Berlin, Sagen und Geschichten, Schwerin 2004, S. 12 - 13.
 

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
Wir haben hier das Schloss Frankenstein... die Legende über Frankensteins Monster sollte ja bekannt sein... Tatsache ist, dass Mary Shelley (Autorin von Frankenstein) tatsächlich mal auf diesem Schloss zu Besuch war und wohl von diesem inspiriert wurde...
 

Hard2DaCore

Prophet
Hier is die sage vom Dombau zu aachen :

Der Bau wurde schnell vorangetrieben. Aachen wurde zur Stadt. Doch noch ehe Karl die Hälfte seines Münsters fertiggestellt sah, zog ihn der Krieg gegen die rebellischen Sachsen ins Feld, die zu christianisieren er sich in den Kopf gesetzt hatte. Da er ahnte, dass die Auseinandersetzung mit den Sachsen kein Spaziergang werden würde, er legte die Vollendung des Baus in die Hände des Aachener Stadtrates. So erging der herrscherliche Befehl, die Kirche sollte bei seiner Rückkehr fertiggestellt sein.
Nur eine Weile lief alles nach Plan, denn auch beim Bau eines Münsters hat Geld beizeiten die Eigenschaft, zu versickern, erst recht in Abwesenheit von Kontrollen und in Krisenzeiten. Die Stadt konnte die Baumeister, Handwerker und Künstler bald nicht mehr bezahlen. Vergebens sah man sich nach Hilfe um. Auch Krisensitzungen brachten keinen Lichtblick. Bald verlautete hier und da, man müsse sich das Geld wohl vom Teufel selber leihen.
Tatsächlich tauchte bei der nächsten Ratssitzung ein feingekleideter fremder Herr auf, der schon in den Mienen der Aachener lesen konnte, worum es ging. Sie trauten ihren Ohren nicht, als er ihnen anbot, eine beliebige Geldsumme zur Vollendung des Münsters bereitzustellen. Und das in Gold ohne Agio, in Kriegszeiten, Zeiten des Wucherzinses. Sogar ohne Rückzahlung der Summe, mit anderen Worten, geschenkt!
Die Sache hatte nur einen klitzekleinen Haken. Der edle Herr wollte die gute Tat nicht zur Ehre Gottes tun, sondern hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von der Gegenleistung: Er verlangte die erste Seele, die nach Vollendung des Münsters dasselbe betritt. Nach tiefem Schrecken, es mit dem Teufel zu tun zu haben, einigte man sich. So erhob sich schon bald der prächtige, damals höchste kirchliche Bau nördlich der Alpen. Ein herrlicher Bau, den nur – aus naheliegenden Gründen - kein Mensch betreten wollte.
Pure Angst bemächtigte sich der Ratsmitglieder, rückte doch der Tag der Konsekration* mit seinen großen Feierlichkeiten immer näher.
Doch auch wenn man der Teufel ist, darf man sich nicht mit dem Aachener Klerus, dem „lous Knönche“ einlassen. Die „schlauen Kanoniker“ wissen sich immer zu helfen. Vertraglich war ja nirgends vereinbart, dass es sich um ein menschliches Wesen handeln sollte, wenngleich jeder bisher davon ausgegangen war. So sperrten sie die bronzene Domtüre auf, warteten einen halben Tag und jagten dann einen frisch gefangenen Wolf hindurch. (Jawohl, damals gab es noch echte Wölfe im heutigen Stadtwald.)

Der seelenhungrige Luzifer, der nun schon arg gewartet hatte, raste gierig auf das struppige Tier und riss ihm mit einem Ruck in blinder Wut die Seele aus dem Wolfsleib. Rasend und zähnefletschend entdeckte er zu spät den Betrug der Aachener und schlug in seinem Zorn die eherne Türe mit solcher Gewalt hinter sich zu, dass sie einen Riss bekam und er sich selbst den rechten Daumen in dem Türgriff abriss. Er verfluchte die Aachener und schwor Rache. Und wir wissen, dass die Sache noch ein Nachspiel hatte. Der Daumen steckt noch heute in einem der beiden Löwenköpfe, die die Domtüre zieren. Wem es gelingen sollte, den Daumen ganz herauszuziehen, erhält vom Domkapitel ein goldenes Kleid.
 

Anubis Atum Black

Lord of the Underworld
Otaku Veteran
Na kommt wohl an, da lege ich doch gleich noch mal ne sage aus Aschaffenburg nach.:)

Der Lindwurm von Aschaffenburg

In der Rückersbacher Schlucht, zwischen Aschaffenburg und Kahl, lebte einst ein schrecklicher Lindwurm.

Leute, die dort vorbeifuhren, sahen oft in der Nähe der Schlucht giftige, stinkige Wolken aufsteigen. Wenn der Wurm seinen feurigen Atem herausblies, ward die ganze Gegend westlich der Schlucht versengt und sieht heute noch teilweise wie eine Mondlandschaft aus.

Vor allem aber hatten die Orte in der Umgebung der Schlucht zu leiden. Wenn der Wurm irgendwo auftauchte, meist geschah das an einem Wochenmarkt-, ließ er von Verkaufsständen und Lagerstätten nichts übrig; ganze Ortschaften wie Kleinostheim, Dettingen oder Kahl, das daher seinen Namen hat, hatten manchmal im Winter nichts als Kartoffeln zu essen und nur noch wüste Felder um sich, so gründlich räumte der Lindwurm auf.

Die Aschaffenburger fühlten sich vor dem Lindwurm sicher, weil die Stadt damals von einer Stadtmauer umgeben war mit Türmen und einer Burg davor, so daß der Lindwurm nicht hineinkommen konnte. Sie machten sich zuweilen sogar über die Nöte der Nachbarorte lustig und hielten, wenn man wieder vom Lindwurm gehört hatte, einen Sondermarkt ab.

An einem Tag im Oktober, dem Wolfgangstag, geschah es aber, daß ein Bauer eine Ladung mit Wackersteinen nicht ordentlich abgestellt hatte, so daß sein Wagen neben dem Schloß eine abschüssige Gasse hinunterrollte und ein Loch in die Stadtmauer schlug. So konnte der Lindwurm in die Stadt kommen. In wenigen Stunden hatte der Wurm die ganzen Läden der Innenstadt leergefressen, die Grabkirche im Schöntal zertrümmerte und die Stadtmauer beim Herstallturm beseitigt und kroch nun feuerschnaubend zurück zum Marktplatz am Schloß, den er in kürzester Zeit leerfraß und dem Erdboden gleichmachte.

Am schlimmsten war aber, daß der Lindwurm nun wußte, wie man in die Stadt gelangte, und an jedem Wochenende den Markt abräumte, bevor die Händler auf ihre Kosten gekommen waren. Solches ist einem Aschaffenburger aber ganz und gar unerträglich, und man beratschlagte, was gegen das Untier zu unternehmen sei, ohne jedoch eine Lösung zu finden, da einige der Händler von nun an immer einen Lindwurmaufschlag verlangen konnten, der sie gut leben ließ, auch wenn sie nur eine Stunde lang ihre Waren feil zu halten Gelegenheit hatten. So wehrten sich viele der Marktleute gegen Maßnahmen zur Vertreibung des Wurms und sahen es wohlwollend, wenn er den Leuten die Küchen leerfraß, weil sie dann manchmal mehrmals am Tag bei ihnen einkaufen mußten.

An einem solchen Samstag hielt jedoch erstmals eine Marktfrau namens Elise aus Jena, nach ihr ist die Elisenstraße und das Jenaer Glas benannt, ihre Waren feil. Es waren feuerfeste Töpferwaren und Küchengerät, so handfest wie die Marktfrau selbst, die schon manchen Räuber, aber auch unliebsame Gendarmen mit ihrem Kochlöffel in die Flucht geschlagen hatte. Diese Marktfrau Elise ergriff nicht wie die anderen die Flucht, sondern warf, um den Kunden die Vorzüglichkeit ihrer Waren zu beweisen, dem Untier die besten ihrer feuerfesten Schüsseln und Töpfe ins Maul, worauf der Lindwurm einen Hustenanfall bekam und ihm das Feuer aus Nase und Uhren flog, jedoch sein Atem seine Gefahr verlor. Der standhaften Marktfrau gelang es nun, mit einer schweren Bratpfanne den Lindwurm zum Einhalten zu zwingen und nach mehreren schmerzhaften Schlägen auf seine in der Kälte empfindliche Nase zog er sich in die benachbarte Johannesburg zurück.

Dort aber hatte sich ein tapferer Glockenspieler auf den Turm begeben und bewarf den Wurm mit den schwersten der Spielglocken, die das Johannisburger Carillon trug. Eine traf ihn so gezielt am Kreuz, daß er sich nie mehr richtig krümmen konnte. Der Lindwurm verließ daraufhin auf Nimmerwiedersehen die Stadt und haust seither an der Mainbeuge bei Stockstadt, wo er über einen Schlot seine giftigen Dämpfe abläßt. Das Glockenspiel des Aschaffenburger Schlosses klingt aber seit diesem Tag etwas schräg, da einige Glocken beim Wurf etwas verbogen wurden.

Da die Stadtväter aber hin und wieder den Markt an eine andere Stelle zu verlegen, findet sich nicht immer eine Marktfrau, die den Lindwurm daran hindern könnte, in die Stadt zu kommen. Deshalb führen die Aschaffenburger die Straßen, die in die Innenstadt gehen, an vielen Stellen im Kreis herum, denn hier kommt der Wurm mit seinem steifen Kreuz nicht durch und muß unverrichteterdinge wieder umkehren. So haben sie sichergestellt, daß ihnen niemand mehr an den Markttagen die Läden ausräumt.



Quelle: Emailzusendung von Hartmut Haas-Hyronimus, vom 8. November 2004, Hoimanns Erzählungen
 

Korum

Prophet
Aus meiner Heimat gibts so einige Sagen =)

ich poste sie euch mal alle. Viel spass beim lesen:

Sagen vom Schwarzenberg

Nach der Erbauung der Burg Schwarzenberg bei Plettenberg auf einem schmalen, steil abfallenden Höhenrücken im Jahr 1301 fehlte es den Rittern an einer geeigneten Wasserzufuhr. Der so dringend benötigte Brunnenbau bis zu dem 80 Meter tiefen Lennespiegel war schon oft besprochen worden. Die ungeheure Arbeit schreckte die Ritter aber immer wieder von dem Unternehmen ab. Die Sage erzählt nun von diesem Brunnenbau folgendes:

Die Arnsberger Ritter waren als böse Wegelagerer bekannt. Sie trieben ihre Räubereien auch in den benachbarten märkischen Landen. Engelbert von der Mark beschloss, gegen diese Raubritter zu Felde zu ziehen und bot seine Mannen zum Kampf gegen die Arnsberger auf. Unter seinen Kampfgenossen befanden sich auch die Burgmannen vom Schwarzenberg, Ritter vom Bomhoff und Ritter von der Wibbecke.
Nach einem heißen Tage, als sie von den Kämpfen des Tages ausruhten, sprachen sie auch wieder über die schlechte Wasserzufuhr auf der Burg Schwarzenberg. Die Streitgenossen verabredeten, noch in derselben Nacht 2 Hörige des Feindes abzufangen und zum Brunnenbau auf ihres Herrn Schloss zu zwingen.
Nach Eintritt der Dunkelheit begaben sie sich auf den Weg, um eine günstige Gelegenheit zu erspähen. In einem tiefen Walde stießen sie auf Bewaffnete der Arnsberger Raubritter. Schnell entschlossen drangen die beiden Schwarzenberger in das kleine Häuflein der Feinde und schlugen diese durch ihre Tolkühnheit in die Flucht. Die letzten beiden der Fliehenden wurden aber eingeholt und gebunden. Dann ging es zurück zum Schwarzenberg.

Mittlerweile graute der Morgen. Düster blickten die Gefangenen um sich, ahnend, dass ihnen ein schweres Schicksal bevorstand, denn gewöhnlich wurden die gefangenen Strauchdiebe an dem nächsten Baum aufgehängt. Nach einigen Stunden wurde den Gefangenen bedeutet, einen Brunnen zu graben oder zu sterben. Finsteren Blickes begannen die Gefangenen das schwere Werk, mussten sie vielleicht doch bis an den Wasserstand der Lenne graben. Mühsam und langsam drangen sie in den Fels. In den ersten Tagen konnten die Unglücklichen wenigstens noch die Sonne sehen und nachts ihre müden Glieder auf dem Schlosshof ausstrecken. Doch bald, als sie tiefer drangen, mussten sie Tag und Nacht im Brunnenschacht verbringen. Sitzend und zusammengekauert erwarteten sie den Morgen. Die wenigen Speisen wurden ihnen durch die Kette, an der das Geröll hochgezogen wurde, in die Tiefe gelassen.

Allein und verlassen, nur ein einziges Stück Himmel erblickend, flehen sie zu Gott, sie von ihrem harten Los zu erlösen. Entkräftigt und entmutigt schritt die Arbeit langsam vorwärts. Einige Monate waren sie schon im Brunnenschacht. Mit wunden und zerschundenen Gliedern hoben sie wieder ein Stück Fels ab und da trat plötzlich das Wasser mit einem kräftigen Strahl hervor. Erst als sie ihre brennenden Lippen und Glieder an dem Wasser gekühlt hatten, kam ihnen zum Bewußtsein, dass sie jetzt wieder frei seien. In freudiger Erregung berichteten sie das Vorhandensein des Wassers nach oben, und nach kurzer Zeit wurden sie nach monatelanger Dämmerung ans Tageslicht gezogen. Uebergroß war die Freude der Unglücklichen und, Gott für die wiedergewonnene Freiheit dankend, fielen sie sich in die Arme. Doch die Anstrengungen und Entbehrungen waren zu groß gewesen. Kaum waren sie einige Schritte gegangen, fielen sie vor den Füßen ihrer Peiniger tot zur Erde.

Des Burgfräuleins Sprung in die Lenne

In einem Burgmannshaus wohnte einst der wilde Ritter Dietrich. Spiel und Trunk waren seine Beschäftigung, wenn er nicht gerade an einem Jagd- oder Kriegszug teilnahm. Von den Burgfrauen und Fräulein war er wegen seines wenig tugendhaften Lebenswandels gefürchtet. An einem wunderschönen Sommerabend ging ein Burgfräulein außerhalb der Burg spazieren, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Sich umblickend, gewahrte sie den Ritter Dietrich, der eilig hinter ihr herkam. Nichts Gutes ahnend, lief das Burgfräulein über den Felsrücken dem steilen Lennefelsen zu. Die Angst gab ihr ungeahnte Kraft, doch der Verfolger kam immer näher. Als sie nun keinen anderen Ausweg mehr sah, stürzte sie sich in ihrer Todesangst von dem hohen Felsen in die Lenne und rettete sich vor dem wilden Ritter an das andere Ufer.

Das Gespenst auf der Hünenburg

Es war am Ende des siebzehnten Jahrhunderts, da war ein Köhler mit Namen Johannes N. am Sundern bei Ohle, unterhalb der Hünenburg, damit beschäftigt, das Holz für einen neuen Meiler zu fällen. Nach Köhlerart hatte er sich, um die Unbilden der Witterung besser ertragen zu können, aus Ginsterbüschen und Stangengehölz in der Nähe seines Arbeitsplatzes eine Hütte aufgeschlagen.

Als nun die Mittagszeit gekommen war, und er sich in seine Hütte zurückgezogen hatte, sein ärmliches Mahl zu verzehren, da sieht er auf einmal eine überaus seltsame Gestalt vor sich. Es ist ein Mann mit hohen Stulpstiefeln, langer Schoßweste mit silbernen Knöpfen, blauem Frack und dreispitzigem Hut.

Unser Johannes wusste sofort, dass er es mit einem übernatürlichen Wesen, mit einem Gespenst, zu tun hatte, das nach der Art der vornehmen Geister das Recht hatte, um die Mittagsstunde umzugehen. Er sah auch bald, dass dem unheimlichen Wanderer der Edelmann auf dem Gesicht geschrieben stand, und ehrfürchtig lüftete Johannes aus angeborenem Respekt seine Kappe. "Fort mit dir!", herrschte der Edelmann den Köhler an. "Was tuest du Lümmel hier mitten auf dem Fahrwege zu meiner Burg?" Und ehe noch der erschrockene Köhler recht zur Besinnung kam, war der gespenstige Ritter mitten durch die Hütte hindurchgeschritten, als wären die Ginsterwände eitel Luft. Johannes sah noch, wie die Gestalt im Torwege zur Burg verschwand.

Zitternd raffte der Köhler das Gestänge und die Ginsterwände seiner Hütte zusammen und trug sie, um den gestrengen Herrn nicht zu beleidigen, an einen anderen Fleck. Aber vergebens! Am andern Mittag erschien der Edelmann wieder und rief um einen Ton lauter: "Fort mit dir! Was tuest du hier mitten auf dem Reitwege zu meiner Burg?"Und wieder schritt er, noch ehe Johannes etwas unternehmen konnte, gespenstig mitten durch die Hütte hindurch zu den Trümmern der alten Burg. Der Köhler fürchtete sich noch mehr und beeilte sich wiederum, an einer noch entfernter liegenden Stelle seine Hütte aufzubauen.

Aber wieder war es umsonst, denn am Mittag des nächsten Tages erschien der Edelmann zum dritten Mal und schrie schon von weitem den Köhler zu: "Fort mit dir! Was tuest du auf dem Schleichwege zu meiner Burg?"
Diesmal aber war der Köhler schneller und hatte seine Hütte schon niedergelegt, als der Ritter herankam. Dieser rasche Gehorsam gefiel anscheinend dem gestrengen Herrn. Sein Angesicht legte sich in gnädige Falten. Er nickte und winkte dem Köhler zu. "Folge mir", sprach er. Seine Mütze in der Hand, keinen Widerspruch wagend, ging Johannes hinter dem Ritter her.

Siehe, da standen sie auf einmal vor einer geheimen Pforte im Walle, die Johannes früher noch nie gesehen hatte. Der Ritter führte ihn hindurch in ein großes unterirdisches Gewölbe voll von altertümlichen Kisten und Truhen.

"Johannes", sagte da der Ritter und setzte sich auf seinen alten Kasten. "Johannes, ich war der letzte Ritter, der hier gehaust hat. Und wie du jetzt vor mir zitterst, so und noch ganz anders haben hier viele vor mir gekniet, gezittert und um Gnade gefleht. Mich aber kümmerte ihr Winseln nicht. Ich nahm ihre Schätze und ihr Leben. Hei, das war eine lustige Welt! Rauben und Morden da drunten im Lennetal und dann hier das Zechen und Jubeln in der Burg! Nun aber muss ich büßen und muss wandern hin und her an allen Stätten, wo ich vor Zeiten gefrevelt habe. Und ich bin überall gewesen, dann muss ich hier sitzen bis die Wanderung wieder anhebt, hier vor diesen Kästen und Truhen muss ich sitzen, vor allem, was ich zusammengeraubt und was meine Feinde nicht fanden, als sie mein Nest zerstörten. Und all das Blut, das an den Schätzen klebt, kommt mir wieder vor die Seele, und hier" - dabei lüftete er den Deckel zur nächsten Truhe und hob ein Bündel glänzender Ringe hoch empor - "hier in diesen Ringen sehe ich wieder die Finger der Erschlagenen, die ich abschnitte, um bequemer ihre Kleinodien zu rauben."

Den Köhler überlief es heiß und kalt, als der Ritter so erzählte, und ob ihm auch unter anderen Umständen die blitzenden Dinger arg gefallen hätten, jetzt war es ihm, als sähe er auch, was der Ritter sah, und als stiege ein Modergeruch aus den großen Kisten empor, als zöge eine bluttriefende Geisterschar gespenstig durch das Gewölbe, als hörte er das Ächzen der Verwundeten, das Fluchen und Beten der Sterbenden, und das Haar stand ihm, wie er hernach sagte, "pilricht in de Lucht!".

Aber als nun der Ritter zu ihm sagte: "Johannes, du kannst mich erlösen, wenn du die silbernen und goldenen Geräte, die Ketten, Ringe und Münzen nimmst und sie wieder in den Verkehr bringst; nimm sie, sie sind dein!" - Da raffte sich unser Johannes jählings auf. Es war ihm, als wäre der Mann mit dem Dreispitz und dem blauen Frack der Teufel selber, und spornstreichs rannte er davon, als brenne die Hölle hinter ihm. Schleunigst nahm er seine Hütte und brachte sie, da er alle Wege kannte, auf denen der Ritter umherging, wieder an eine andere Stelle. Und nun hatte er seine Ruhe vor dem ruchlosen Umgänger.

Als Johannes später die Geschichte einmal erzählte, haben viele nach jenem versteckten Pförtchen gesucht, denn nicht alle Menschen haben ein so zart besaitetes Gewissen wie der Köhler. Sie meinten wie der römische Königssohn: "pecunia non olet", d. h., "Es stinkt nicht, man riecht es dem Golde nicht an, wer es gehabt hat oder woher es stammt." Andere wieder meinten, die Jahrhunderte hätten wohl den Höllenrost des Blutes und der Frevel abgewischt, und es sei daher nicht mehr gefährlich, die alten Schätze zu heben und zu besitzen. Indes, so viel sie suchten, die geheimnisvolle Pforte fand keiner wieder.

Die besten Freunde des Köhlers aber, der noch immer von Zeit zu Zeit von seiner sicheren Hütte aus auf dem einen oder anderen Burgberge den gespenstigen Ritter umgehen sah, haben ihn oftmals bestürmt, er möge ihnen doch zu einer Begegnung mit dem Geiste verhelfen. Johannes war durchaus nicht abgeneigt, gegen einen soliden Schluck aus der Flasche eine solche Bitte zu erfüllen.

Aber, wie der Erfolg bewies, war das Sehen des ritterlichen Gespenstes an eine ganz besondere Bedingung geknüpft. Den Geist konnte nur jemand erblicken, der wie unser Johannes am 29. Februar, gerade dann, wenn der Tag auf einen Sonntag fiel, mittags 12 und 13 Uhr geboren war. Wenn darum der Köhler seine Besucher auf einen der drei Burgwege geführt hatte und, indem er sich selbst schaudernd zurückhielt, hinüberzeigte: "Seht, da schleicht der Ritter wieder!", da sahen die anderen nichts als Gestrüpp und Büsche, und heute noch liegt im Sundern uneröffnet das Gewölbe mit seinen Truhen und Kleinodien und wartet des Sonntagskindes mit weitem Gewissen und habgierigem Herzen.

Der Klausner von Plettenberg

Einst machte der (Ritter) von Schnellenberg einen Überfall auf die Stadt Plettenberg. Es wäre ihr übel ergangen, wäre nicht der Ritter von der Schwarzenburg der Stadt zu Hilfe gekommen. So aber wurden die Schnellenberger jämmerlich in die Flucht geschlagen.

Der Schwarzenberger Ritter erfuhr großen Dank, doch man gab ihm diesen Dank nur ungern, denn er war ein jähzorniger Mensch, und jedermann mußte sich fürchten vor seinem Schwert, das allzu lose in der Scheide saß. So hätte er auch an der Tafel, daran die Sieger saßen, im Jähzorn einen anderen Ritter um einer nichtigen willen erschlagen, wären nicht die anderen Herren dazwischengesprungen. Sie drängten den Wütenden aus dem Saal. Der Ritter tat einen Racheschwur und ritt davon.

Als er aber durch den grünen Wald kam, wurde ihm plötzlich das Herz weit von der Schönheit der Natur und ihrem Frieden. Er bereute seine Tat und sann darüber nach, wie er sie sühnen könne. Da gedachte er der Wallfahrtskapelle auf dem Heiligen Stuhl, jener Höhe, die nicht weit von seiner Burg entfernt lag. Dorthin nahm er seinen Weg.

Der Klausner saß gerade auf einer Bank vor der Kapelle, als der Ritter erschien. Der Schwarzenberger erzählte reumütig von seinem argen Sinn und wollte von dem Klausner einen guten Rat haben. Der Klausner sprach: "Am Wege, der von deiner Burg zur Stadt Plettenberg führt, liegt eine Quelle. Du kennst sie. Ihr Wasser hat die Kraft, kranke Augen gesund zu machen. Wenn aber die Quelle getrübt wird, sei es nur durch ein fallendes Blatt oder durch einen Stein, verliert sie die Wunderkraft. So gehe hin und hüte das Wasser, damit viele des Segens teilhaftig werden!"

Der Ritter folgte dem Rat. Er ging hin, baute sich eine Hütte aus Reisig und bewachte fortan als Klausner die wundertätige Quelle. Sein jäher Sinn legte sich. Sein schnelles Schwert war vergessen. Jetzt lauschte er in Freuden den Glocken, die von Plettenberg, der nahen Stadt, herüberklangen in seine Einsamkeit.

Eines Tages kam ein Pilger gegangen, der tastete an einem Stab den Weg zur Quelle. Fast blind war der Pilger. Der ritterliche Klausner stand auf, den Armen heranzuführen. Da erkannte er in ihm einen seiner alten Feinde. Im Augenblick erwachte wieder der unselige Zorn in dem Ritter, er setzte seinen Fuß in die Quelle, das Wasser war sogleich getrübt und konnte keine Hilfe mehr bringen. Der Pilger wandte sich mit leidvoller Miene und ging stumm von dannen.

Da erkannte der Klausner, was er getan. Er fiel reumütig auf seine Knie und betete. Gott aber strafte ihn, denn von nun an waren seine Ohren gehalten, daß sie nie mehr die Glocken klingen hörten. So ward ihm die Freude genommen bis an sein Ende.

Jene Stelle, da der Klausner an der Quelle wohnte, heißt heute noch der Klusener Siepen. Und es ist geblieben bis auf den heutigen Tag, daß man die Glocken der Plettenberger Kirchen hier nicht vernehmen kann, so nahe sie auch sind.

Der Felsenstuhl des Grafen Engelbert

Nördlich der Ruine, unweit des hohen Felsens an der Lenne, befindet sich im Felsen eine sitzartige Vertiefung. Die Sage berichtet, dass Graf Engelbert von der Mark hier mit Vorliebe gesessen haben soll und sich dort von seinen Kämpfen und Fehden ausruhte. Von hier aus soll er mit besonderem Wohlgefallen auf sein land an der Lenne geschaut haben. Noch heute wird dieser Felsenstuhl der Engelbertstuhl genannt.

(Anmerkung) Bei guter Sicht kann man vom Engelbertsstuhl aus weite Teile des Sauerlands überblicken. Ich war selbst oft dort, die Aussicht ist sagenhaft. Kann gut verstehn das unser lieber Graf den Ort so mochte.
Korum

Der Geist im Flammenmantel

Doch auch der Spuk ist heimisch in dem alten Gemäuer. Im vorigen Jahrhundert sahen die Bewohner in einer stürmischen Gewitternacht auf dem Gemäuer der Burg eine überlebensgroße Gestalt in einem wehenden Flammenmantel, aus dem die Feuergarben züngelten. Die Bewohner erzählten sich von einem bevorstehenden schweren Unglück auf der Burg. Und kurze Zeit nachher schlug der Blitz auf der Burg ein und der Brand zerstörte die Reste der der stolzen märkischen Veste. In dunklen stürmischen Gewitternächten soll man heute noch die Gestalt in dem wehenden Feuermantel sehen können.

Eine Auswahl. Es gibt noch zig weitere . Die hab ich allerdings leider nicht alle im Internet gefunden. zu späterer Zeit werde ich mal weitere Abtippen
 

Scanology

Gesperrt
Das Fräulein vom Willberg

werd ich mal auch etwas hierzu beitragen ^^:
Das Fräulein vom Willberg

Ein Mann aus Wehren bei Höxter ging nach der Amelungsmühle, Korn zu mahlen; auf dem Rückweg wollt er sich ein wenig am Teich im Lau ausruhen. Da kam ein Fräulein von dem Willberg, welcher Godelheim gegenüberliegt, herab, trat zu ihm und sprach: "Bringt mir zwei Eimer voll Wasser oben auf die Stolle (Spitze) vom Willberg, dann sollt Ihr gute Belohnung haben." Er trug ihr das Wasser hinauf; oben aber sprach sie: "Morgen um diese Stunde kommt wieder und bringt den Busch Blumen mit, welchen der Schäfer vom Osterberge auf seinem Hut trägt, aber seht zu, daß Ihr sie mit Güte nur von ihm erlanget." Der Mann forderte den andern Tag die Blumen von dem Osterbergsschäfer und erhielt sie, doch erst nach vielem Bitten. Darauf ging er wieder zu der Stolle des Willbergs, da stand das Fräulein, führte ihn zu einer eisernen Türe und sprach: "Halte den Blumenbusch vors Schloß." Wie er das tat, sprang die Türe gleich auf, und sie traten hinein; da saß in der Berghöhle ein klein Männlein vor dem Tisch, dessen Bart ganz durch den steinernen Tisch gewachsen war, ringsherum aber standen große, übermächtige Schätze. Der Schäfer legte vor Freude seinen Blumenbusch auf den Tisch und fing an, sich die Taschen mit Gold zu füllen. Das Fräulein aber sprach zu ihm: "Vergeßt das Beste nicht!" Der Mann sah sich um und glaubte, damit wäre ein großer Kronleuchter gemeint, wie er aber darnach griff, kam unter dem Tisch eine Hand hervor und schlug ihm ins Angesicht. Das Fräulein sprach nochmals: "Vergeßt das Beste nicht!" Er hatte aber nichts als die Schätze im Sinn, und an den Blumenbusch dachte er gar nicht. Als er seine Taschen gefüllt hatte, wollte er wieder fort, kaum aber war er zur Tür hinaus, so schlug sie mit entsetzlichem Krachen zu. Nun wollt er seine Schätze ausladen, aber er hatte nichts als Papier in der Tasche; da fiel ihm der Blumenbusch ein, und nun sah er, daß dieser das Beste gewesen, und ging traurig den Berg hinunter nach Haus.
 
Ich won in nem sehr sehr alten Dorf, ich wüsst jetzt keins außwendig. Müsst ich nochma nachschauen^^. aba die Wartburg is nur n Katzensprung von hier und da gibts tausende Sagen, und von Heyerode wo ich wohn gibs auch nich grad wenig. Ich kann ja später ein paar aufzählen, im mom gehts nich. Hab kein I-Net mehr ab morgen^^ aba dienstag.
 

Anubis Atum Black

Lord of the Underworld
Otaku Veteran
ja sicher lass dir ruhig zeit wenndu ein paar gefunden hast poste sie einfach.:)

So gibt es von mir auch noch eine aus Lohr am Main.

Der Hirschenwirt von Lohr


In dem kleinen Spessartstädtchen Lohr stand einst am Matktplatz der stolze Gasthof zum Hirschen, dessen Wirt aber nichts zum Ruhme des Hauses beitrug, denn er war bekannt dafür, daß er seinen Wein, je nach Beliebtheit der Gäste, mit unterschiedlichen Mengen Wasser versetzte. Die Strafe hierfür ereilte ihn, als eines Tages drei Zwerge unerkannt im Gastraum saßen und ebenfalls solcherart gestreckten Wein vorgesetzt bekamen. Diese waren nämlich des Zauberns mächtig und hexten den betrügerischen Wirt in eine Flasche.
Besagte Flasche soll lange in einem Waldstück im Rechtenbachtal gelegen haben, ob der Wirt aber jetzt noch in seiner engen Behausung sitzt, ist mittlerweile fraglich: denn als den Stadtherren vor einigen Jahren der Markt nicht mehr genug einbrachte, ließen sie den daselbst stehenden Gasthof zum Hirschen kurzerhand abreißen und ein Kaufhaus hinbauen. Das brach das Herz des verzauberten Hirschenwirts, mit ihm wohl aber auch die ihn umgebende Flasche. Wanderer fanden an seiner Gefängnisstätte in der Waldgemarkung "Im Dunkel" Glasscherben im Rechtenbach, worauf sie und viele Bürger befürchteten, der Wirt sei wieder frei und wolle sich für das erfahrene Leid an den Lohrer Wirten, deren nicht wenige gestreckten Wein angeboten, die aber nicht verhext worden waren, gütlich tun.

Es schien fortan in der Tat, als verdürbe der Verhexte ihnen mit Fleiß ihr Geschäft. Zuerst soll dies ein Wirt am Rathaus, der immer sein Rivale gewesen war, zu spüren bekommen haben. Man erzählt, der Hirschenwirt. habe in einer der Gaststuben des Wirts gesessen und wie viele andere Leidensgenossen vor ihm umsonst der Gastfreundschaft des hochmütigen Herrn des Hauses geharrt. Als er diesen schließlich laut mit seinem Vornamen gerufen habe, sei er von ihm kurzerhand vor die Tür gesetzt worden. Von diesem Zeitpunkt an war der Ofen des Wirts, in dem er an jedem Abend eine große Zahl köstlicher Brezel buk, leer, sooft auch ein Gast um ein Stück des knusprigen Gebärks ersuchte. Auch seine kunstvoll gefertigten Gläser verschwanden eins nach dem anderen, worauf jeder Gast den Preis seines Glases immer auf den Schoppen daraufgeschlagen bekam. Der Wirt bestellte schließlich, um den Hunger seiner Gäste zu stillen, einen neuen Ofen, mußte jedoch so lange auf denselben warten, bis kaum noch einer nach dem Gebäck fragte. Dann aber lieferte man ihm zu seiner Überraschung gleich drei Backöfen. So kommt es, daß man in diesem Haus für jedes Gebäck den dreifachen Preis bezahlen muß.

Viele der anderen Wirte in Lohr verschwanden sogar ganz spurlos, weshalb man inzwischen vor der Stadt alte Flaschen sammelt, sie zerschlägt und in ihnen nach den Gastronomen sucht. Geht heutzutage ein Fremder durch Lohr, sichtet er wohl vielerlei kunstvolle schmiedeeiserne Ausleger, die auf altehrwürdige Gaststätten hinweisen, findet aber dieselben nicht mehr; statt zum Schwanenwirt, der Rose, oder zum Kaffeehaus Salzmann gelangt man zu Geldverleihhäusern, im ehemaligen Löwen zu einem Latschenmeister und selbst aus dem feinen Hotel Fuchsen ist ein Haus des Schlappens geworden. Den Schwarzen Adler erblickt der Reisende überhaupt nicht mehr, und die Post und den Stern hat der rachsüchtige Hirschenwirt in die Keller gebannt.
Andere sagen, der Hirschenwirt sitze in Verkleidung im Stadtrat und mache den Wirten der Stadt jede Erneuerung so teuer, daß sie lieber gleich freiwillig in Flaschen fahren. So suchen viele Gäste der schmucken Stadt Lohr vergeblich eine gastliche Stätte im Innern des Gemeinwesens. Beim Ratswirt hört man stattdessen das Lärmen von Gästen aus fernen Landen, die glauben, man trinke den Wein aus Maßkrügen und jodele dazu. Man sagt, der Wirt gräme sich darüber so sehr, daß er seinen Gästen nur noch einfachen, dünnen Wein ausschenkt und die besten Tropfen selber trinkt.


Quelle: Emailzusendung von Hartmut Haas-Hyronimus, vom 8. November 2004, Hoimanns Erzählungen
 

Anubis Atum Black

Lord of the Underworld
Otaku Veteran
So da ich wieder Happy bin, gibt es ne neue sage aus dem Spessart für euch.

Die Frau Hulle

Auf dem Schellenberg zwischen Heimbuchenthal und Wintersbach stand ein Schloss und im Schlosshof ein mächtiger Lindenbaum. Der war so alt wie die Burg, und es hieß, solange er stehe und grün sei, werde auch das Schloss stehen. Wann er aber verdorre, so würde auch das Schloss verfallen, und seine Bewohner müssten ebenfalls zugrunde gehen. Der Schlossherr hatte zwei Söhne. Der jüngere hatte als Kind das Bein gebrochen, hinkte seitdem und ward deshalb der krumme Jakob genannt. Wie der Vater zum Sterben kam, übergab er dem Ältesten als dem Erstgeborenen das Schloss und noch eine große Kiste mit Geld. "Behalte den Jakob zeitlebens bei dir", ermahnte der Vater, "und sei gut zu ihm, wie man zu einem Bruder sein soll." Das versprach der ältere Bruder auch. Als er aber nach des Vaters Tod die Burg übernommen hatte, fing er sogleich an, den Bruder schlecht zu behandeln. Der durfte nicht mehr mit ihm am selben Tisch essen und nimmer im Schlosse wohnen, sondern musste im Stalle bei den Pferden schlafen und aus der Hundeschüssel essen. Eine Zeitlang ertrug dies der Jakob, dann aber verlangte er sein Erbteil und wollte fort, in der Fremde sein Glück zu versuchen. Allein der Schlossherr gab ihm nichts, er schlug ihn sogar und ließ ihn zum Schloss hinauswerfen. Traurig geht der Jakob weiter, durch den dichten Wald bergauf und bergab und kommt bis Abend ins Tal, wo jetzt die Kartause steht. Er setzt sich unter einen Baum, legt den Kopf in die Hände und weint bitterlich. Als er wieder aufstehen will, sitzt gegenüber auf einem Stein eine alte Frau, die spinnt Garn und nickt, wie sie das Rad tritt, in einem fort dazu mit dem Kopfe. Das war die Frau Hülle. Und sie
fragte, weshalb er so traurig sei. Er antwortete: "Ihr könnt mir doch nicht helfen!" und will weiter. "Du bist der krumme Jakob aus dem Schloss", sagte sie, "und ich kann und werde dir helfen, wenn du mir Vertrauen schenkst." Da ging dem Jakob das Herz auf, und er klagte der Frau Hulle sein Leid. Die Alte aber sprach: "Komm mit mir, Jakob, nach drei Jahren wollen wir wieder zu deinem Bruder gehen, vielleicht besinnt er sich bis dahin und gibt dir dein Eigentum heraus." Sie nahm ihn also mit in ihr Häuschen, da musste er ihren Rosmarinstock gießen, ihre Katze füttern und ihr Flachsfeld bebauen. Im Winter musste er Pfahlstecken schneiden für die Weinbauern und Schiffstangen für die Mainschiffer, und im Frühjahr trug er sie ins Maintal zum Verkaufe. Die Frau Hülle nahm ihren Spinnrocken in die Hand wie einen Gehstock und ihre Kötze auf den Rücken und packte ihr Garn hinein, um es auch zu verkaufen, und ging mit ihm. Wurde Jakob wegen seines steifen Beines die Last zu schwer, nahm sie ihm die Alte ab und legte das Holz mit ihren dürren Armen oben auf die Kötze, als wenn es Stroh wäre. Jakob hatte es gut bei der Frau Hülle. Sie lehrte ihn auch die Bauernarbeit, so dass er sich zuletzt besser darauf verstand als ein geborener Bauer. Nach drei Jahren sagte die Alte: "Jetzt wollen wir zu deinem Bruder gehen!" und sie nahm ihren Spinnrocken zur Hand, und der Jakob ging mit. Als sie zum Schlosse kamen, saß der Bruder im Hof unter der Linde; denn es war sehr schwül, und die Linde blühte und gab einen weiten kühlen Schatten, und die Vögel sangen in ihren Zweigen. Der Burgherr fragt nach ihrem Begehr, und die Frau Hülle nimmt das Wort für den krummen Jakob und sagt, sein Bruder sei da und wolle, was ihm gehöre. Der Schlossherr entgegnet, wenn sie nicht sogleich wieder gingen, wolle er ihr den alten wackeligen Kopf herunterreißen und dem Krummen das andere Bein audi noch entzweischlagen. Da wurde die Alte zornig, ergriff ihren Spinnrocken und stieß ihn in die Linde. Und als dieses geschehen war, flogen die Vögel auf, und der Baum fing an zu zittern von der Wurzel bis zum Gipfel, und aus dem Stamm und den Ästen floss der Saft und tropfte auf den Boden, und die Blätter wurden gelb und fielen ab, und die Frau Hülle sagte: "Oh, du Bösewicht, dir muss es ergehen wie dem Lindenbaum. Und du sollst verdorren und verschmachten und eines elenden Todes sterben." - Dann ging sie mit Jakob fort.

Es geschah so, wie die Frau Hülle gesagt hatte. Als der Lindenbaum abgestorben war, hielt auch das Schloss nicht mehr. Bei jedem heftigen Sturm fiel eine Mauer oder ein Turm ein, und der Regen schwemmte die Steine hinweg, so dass man's nicht mehr aufbauen konnte. Kein Mensch mochte mehr im Schlosse bleiben, und der Schlossherr hauste allein im Keller. Dort stand die Geldkiste, und von der wollte er sich nicht trennen, sondern hütete sie Tag und Nacht. Wie zuletzt nichts mehr vom Schlosse übrig war als nur der Keller und der verdorrte Lindenbaum, der vorm Keller stand, kam in einer Novembernacht ein großer Sturm und warf die morsche Linde auch um. Sie fiel gerade vor die Kellertüre und versperrte den Ausgang. Der Schlossherr konnte die Türe nicht mehr öffnen, wenn er auch noch so sehr dagegen anrannte, und er musste auf seiner Geldkiste elend verhungern.

Die Frau Hulle wusste das alles gar wohl, und einen Tag nach seinem Tode kam sie hin, hob den Lindenbaum hinweg, öffnete die Kiste und legte das Geld auf zwei gleiche Teile. Den einen ließ sie liegen, den anderen nahm sie mit. Und als sie aus dem Keller heraus war, stürzte der auch zusammen. Daheim gab sie dem Jakob das Geld und sagte: "Jetzt hat jeder das Seine - er und du! - wie's der Vater befohlen hat. Nimm, was dein ist, aber den Edelmann schlag dir aus dem Sinn und werde ein Bauer. So kannst du noch Glück haben. Leb wohl, mich wirst du jetzt nicht mehr sehen!" Da nahm der Jakob Abschied und baute von dem Gelde sich einen großen Bauernhof auf dem Hundsrück bei Altenbuch, nahm eine Frau und viele Knechte und Mägde und wurde ein großer Bauer. Keine Seuche kam in seinen Stall, kein Ungeziefer an seine Obstbäume und kein Hagelschlag über seine Felder. Wenn in der Erntezeit das Gesinde alle Hände voll zu tun hatte, geschah es oft, dass in der Frühe die Feldarbeit schon getan war, dass die Garben alle geschnitten und gebunden und auf Haufen gestellt waren, so dass man sie nur aufzuladen und heimzufahren brauchte. Die Leute machten große Augen, aber der Jakob wusste wohl, wer's getan hatte. Als ihm sein erster Sohn geboren wurde und er's den Nachbarn mitteilte, meinte er in seiner Freude, er müsse es doch auch der Frau Hülle sagen, und machte sich zu ihr auf den Weg. Allein er suchte sie vergeblich und fand weder das Häuschen noch das Tal, wo es gestanden, und nachdem er den ganzen Tag im Walde umhergeirrt war, befand er sich abends mit einem Male wieder vor seinem Bauernhof.

Die gute Frau Hulle bekam er nie mehr zu Gesicht, und er starb im gesegneten Alter von neunzig Jahren.

Sein Hof besteht noch heute und heißt der Hundsrückhof.


Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg
 

Cingene

Ordensbruder
Hier mal was aus Rheinland-Pfalz
Kaiser Friedrich zu Kaiserslautern

Etliche wollen, daß Kaiser Friedrich, als er aus der Gefangenschaft bei den Türken befreit worden, gen Kaiserslautern gekommen und daselbst seine Wohnung lange Zeit gehabt. Er baute dort das Schloß, dabei einen schönen See oder Weiher, noch jetzt der Kaisersee genannt, darin soll er einmal einen großen Karpfen gefangen und ihm zum Gedächtnis einen güldenen Ring von seinem Finger an ein Ohr gehangen haben. Derselbige Fisch soll, wie man sagt, ungefangen in dem Weiher bleiben bis auf Kaiser Friedrichs Zukunft. Auf eine Zeit, als man den Weiher gefischt, hat man zwei Karpfen gefangen, die mit güldenen Ketten um die Hälse zusammen verschlossen gewesen, welche noch bei Menschengedächtnis zu Kaiserslautern an der Metzlerpforte in Stein gehauen sind. Nicht weit vom Schloß war ein schöner Tiergarten gebauet, damit der Kaiser alle wunderbarliche Tier vom Schloß aus sehen konnte, woraus aber seit der Zeit ein Weiher und Schießgraben gemacht worden. Auch hängt in diesem Schloß des Kaisers Bett an vier eisernen Ketten, und, als man sagt, so man das Bett zu Abend wohl gebettet, war es des Morgens wiederum zerbrochen, so daß deutlich jemand über Nacht darin gelegen zu sein schien.

Ferner: Zu Kaiserslautern ist ein Felsen, darin eine große Höhle oder Loch, so wunderbarlich, daß niemand weiß, wo es Grund hat. Doch ist allenthalben das gemeine Gerücht gewesen, daß Kaiser Friedrich, der Verlorene, seine Wohnung darin haben sollte. Nun hat man einen an einem Seil hinabgelassen und oben an das Loch eine Schelle gehangen, wann er nicht weiter könne, daß er damit läute, so wolle man ihn wieder heraufziehen. Als er hinabgekommen, hat er den Kaiser Friedrich in einem güldenen Sessel sitzen sehen, mit einem großen Barte. Der Kaiser hat ihm zugesprochen und gesagt, er solle mit niemand hier reden, so werde ihm nichts geschehen, und solle seinem Herrn erzählen, daß er ihn hier gesehen. Darauf hat er sich weiter umgeschaut und einen schönen weiten Plan erblickt und viel Leut, die um den Kaiser standen. Endlich hat er seine Schelle geläutet, ist ohne Schaden wieder hinaufgekommen und hat seinem Herrn die Botschaft gesagt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Calico

Ordenspriester
Hier mal zwei Sagen aus der Oberlausitz:

Der Jungfernsprung
In der Lausitz unfern der böhmischen Grenze ragt ein steiler Felsen, Oybin genannt, hervor, auf dem man den Jungfernsprung zu zeigen und davon zu erzählen pflegt:

Vorzeiten sei eine Jungfrau in das jetzt zertrümmerte Bergkloster zum Besuch gekommen. Ein Bruder sollte sie herumführen und ihr die Gänge und Wunder der Felsengegend zeigen; da weckte ihre Schönheit sündhafte Lust in ihm, und sträflich streckte er seine Arme nach ihr aus. Sie aber floh und flüchtete, von dem Mönche verfolgt, den verschlungenen Pfad entlang; plötzlich stand sie vor einer tiefen Kluft des Berges und sprang keusch und mutig in den Abgrund. Engel des Herrn faßten und trugen sie sanft ohne einigen Schaden hinab.

Andere behaupten:
Ein Jäger habe auf dem Oybin ein schönes Bauermädchen wandeln sehen und sei auf sie losgeeilt. Wie ein gejagtes Reh stürzte sie durch die Felsengänge, die Schlucht öffnete sich vor ihren Augen, und sie sprang unversehrt nieder bis auf den Boden.

Noch andere berichten:
Es habe ein rasches Mädchen mit ihren Gespielinnen gewettet, über die Kluft wegzuspringen. Im Sprung aber glitschte ihr Fuß aus dem glatten Pantoffel, und sie wäre zerschmettert worden, wo sie nicht glücklicherweise ihr Reifrock allenthalben geschützt und ganz sanft bis in die Tiefe hinuntergebracht hätte.

Die Sage vom Teufelsstein
An der Grenze der drei Dorfgemeinden Trebatsch, Mittweide und Zaue liegt ein 1,5 Quadratmeter großer Felsstein. Er trägt drei eingehauene Kreuze und darunter den Abdruck einer Hand, die kleinen rundlichen Vertiefungen im Handteller sehen wie Näpfchen aus. Von diesem Stein geht folgende Sage aus:

In Goyatz lebte in frühen Zeiten ein reicher Weinbergbesitzer, der mit dem Teufel im Bunde stand. Diesem trug er einst auf, um seinen einträglichen Weinberg eine Mauer zu bauen. Dieses Werk sollte in der Zeit von Mitternacht bis zum ersten Hahnenschrei errichtet sein. Als Lohn wurde ihm die schöne Tochter des Weinbergbesitzers versprochen.

Der Böse war mit diesem Geschäft sofort einverstanden. Um die Arbeit schnell zustande zu bringen, holte er die größten Steine der umliegenden Feldmark herbei.
Die Bauern des Seedorfes Zaue hatten von diesem unheimlichen Geschäfte munkeln hören und taten sich zusammen, um den größten Stein der ganzen Gegend vor der Verwendung durch den Teufel zu schützen. Sie malten drei große Kreuze darauf. Als nun der Satan alle anderen Steine herbeigeholt hatte, wollte er mit dem schönen großen der Zauer Feldmark sein Werk schnell vollenden. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf, als er die drei Kreuze erblickte und schlug seine Hand auf den Stein. Dann eilte der Teufel weiter und suchte in der umliegenden Gegend nach anderen Steinen. Den Weinbergbesitzer überkam die Angst, als er das fast vollendete Bauwerk sah. Der Verlust seiner Tochter? Nein, das durfte es nicht geben. Doch sein Hahn krähte noch nicht, er verhielt sich ganz still. Was war zu tun ? So ging der Weinbergbesitzer in Großmutters Stube und kehrte schnell wieder zurück. Sie hatte ihm geraten, dreimal auf seine Lederschürze zu schlagen. Er tat es, und der Hahn krähte sofort. So war der Teufel um seinen Lohn gekommen.
 

Junabell

.:Killerbiene:.
Noch mehr aus Berlin....

Die drei Linden auf dem Heiligen-Geist-Kirchhof
Die drei Linden auf dem Heiligen-Geist-Kirchhof


Auf dem Kirchhof des früheren Hospitals zum Heiligen Geist (zwischen Heiligengeistgasse und Spandauer Straße) haben vor vielen Jahren drei gewaltig große Linden gestanden, die mit ihren Ästen den ganzen Raum weithin überdeckten.

Das Wunderbarste an diesen Bäumen war, daß sie angeblich mit den Kronen in die Erde gepflanzt waren und dennoch ein so herrliches Wachstum erreicht hatten. "Aber dieses Wunder", heißt es in einem alten Bericht, "hatte auch die göttliche Allmacht gewirkt, um einen Unschuldigen vom Tod zu erretten. Vor vielen, vielen Jahren lebten nämlich in Berlin drei Brüder, die mit der herzlichsten Liebe einander zugetan waren und mit Leib und Leben füreinander einstanden. So lebten sie glücklich und zufrieden, als dies Glück plötzlich durch einen Vorfall gestört wurde, den wohl keiner hätte ahnen können. Denn so unbescholtenen Wandels auch alle drei bisher gewesen waren, wurde doch der eine von ihnen plötzlich des Meuchelmordes angeklagt und sollte, obgleich er noch kein Geständnis getan, den Tod erleiden, da alle Umstände die ihm zur Last gelegte Tat wahrscheinlich machten. Noch saß er im Gefängnis, als eines Tages seine beiden Brüder vor dem Richter erschienen und jeder von ihnen sich des begangenen Mordes schuldig erklärte. Kaum hatte dies der zum Tod Verurteilte vernommen, als auch er, indem er erkannte, daß seine Brüder ihn nur retten wollten, der Tat geständig wurde, und so auf einmal statt eines Täters drei vor Gericht standen, von denen jeder mit gleichem Eifer behauptete, daß er allein jenen Mord begangen.
Da wagte der Richter nicht den Urteilsspruch an dem ersten zu vollstrecken, sondern legte den Fall zuvor noch einmal dem Kurfürsten vor, welcher verordnete, daß hier ein Gottesurteil entscheiden solle. Er befahl daher, ein jeder der drei Brüder solle eine junge, gesunde Linde mit der Krone in das Erdreich pflanzen, so daß die Wurzeln nach oben stünden; wessen Baum dann vertrocknen würde, den hätte Gott selbst dadurch als den Täter bezeichnet. Dies Urteil sollte dann sogleich beim Anbruch des Frühlings vollzogen werden, aber siehe da! nur wenige Wochen vergingen, und alle drei Bäume, die man auf dem Heiligen-Geist-Kirchhof gepflanzt hatte, bekamen frische Triebe und wuchsen bald zu kräftigen Bäumen heran. So wurde denn die Unschuld der drei Brüder erwiesen, und die Bäume haben noch lange in üppiger Kraft an der alten Stelle gestanden, bis sie endlich verdorrt sind und anderen Platz gemacht haben. "


Quelle:
Schwartz, Wilhelm
Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg, Stuttgart, Berlin 1871

Die Gründung Berlins
Die Gründung Berlins

Wo früher in Berlin(-Cölln) die Petrikirche stand, da ragte einst auf einem Sandhügel ein wendischer Tempel auf, der dem dreiköpfigen Gott Triglav geweiht war. Rings um das Heiligtum standen auf der von den beiden Spreearmen gebildeten Insel ein paar armselige Fischerhütten. Das ist der Anfang unserer Hauptstadt gewesen. Wie neben dem alten Cölln Alt-Berlin (jenseits des Mühlendammes) gegründet wurde, das erzählt die Sage:

Albrecht der Bär, der erste Markgraf, hatte sich auf der Jagd im Sumpfland der Spree verirrt. Er war von seinen Jagdgenossen abgekommen und sah sich schon der Notwendigkeit gegenüber, im Walde zu übernachten, als er nach der Spree hinüber ein Licht flackern sah. Er folgte dem Schein und kam bald an einen im Wasser errichteten Pfahlbau, zu dem man nur über einen schmalen Steg gelangen konnte. Er pochte ans Hürdentor, und ein Knecht ließ ihn ein.

Der führte ihn in einen von Kienspänen erhellten Raum, wo der Besitzer der Ansiedlung auf einem Bärenfell saß. Dieser grüßte ihn nach wendischer Art und fragte, was sein Begehr sei. -Albrecht antwortete, dass er von seinen Gefährten abgekommen sei und um ein Nachtlager bitte. Er gab sich aber nicht als Fürst der Landes zu erkennen. - Der Wende antwortete: "Du bist zwar ein Christ, doch weiß Rudolf von Stralow, auch diesen gegenüber Gastfreundschaft zu üben. Hier hast du einige Fische; dort auf dem Fell findest du einen Platz zur Ruhe!" - Albrecht, der die Gebräuche der Wenden kannte, forderte aber Salz und Brot, um es mit dem Wenden gemeinschaftlich zu essen; denn nur dadurch wurde er zum Gastfreund und sicherte sein Leben. Rudolf von Stralow gab beides ungern; aber er gab es doch. Und so konnte sich Albrecht beruhigt niederlegen.

Doch er kam nicht zur Ruhe. Es war viel Leben und Bewegung im Haus. Knechte kamen und gingen, bis endlich einer Rudolf von Stralow meldete: "Es ist alles bereit!" Da stand dieser auf und rüstete sich zum Ausgang. - Da war aber auch Albrecht auf den Beinen und fragte: "Wohin willst du?" - Der Wende wollte es ihm nicht sagen, bis ihn der Markgraf darauf aufmerksam machte, dass er sein Gastfreund sei. - Da bequemte sich Rudolf dazu, ihm zu berichten, dass er zu einem Triglavfest wolle. - Albrecht forderte: "So nimm mich mit!" - Der Wende konnte es ihm als seinem Gastfreund nicht abschlagen, doch hüllte er ihn zuvor in einen Wendenpelz.

So bestiegen sie den Kahn, der am Wasserausgang ihrer harrte. Rasch ging die Fahrt spreeabwärts, und unterwegs gesellten sich ihnen mehr Kähne zu. Dort, wo die Spree sich teilte, stiegen sie aus, um zum Triglavtempel auf sandiger Höhe emporzusteigen. Dumpfes Gemur-mel schlug ihnen am Eingang entgegen: Der Tempel war voll von Wenden.

Albrecht sah sich um. Im Hintergrund gewahrte er einen großen Vorhang, hinter dem ein seltsames Gestöhn hervortönte. Da schritt die weiß gekleidete Priesterschar herein und begann die Anrufung des dreiköpfigen Gottes. Immer wilder und lauter wurde ihr Schreien. Als ihr wildes Rufen den Höhepunkt erreicht hatte, wurde der Vorhang aufgerissen, und Albrecht sah, wie sie aus Weidengeflecht ein Abbild ihres Gottes errichtet hatten. Das ganze Innere Triglavs war angefüllt mit gefangenen Christen, die nun als Brandopfer dargebracht werden sollten. Der Oberpriester schritt auf den darunter aufgeschichteten Holzstoß zu und entzündete ihn. Schon zückte Albrecht sein Schwert, um seine Glaubensgenossen zu befreien. Doch Rudolf von Stralow zog seinen Gastfreund schnell in die finstere Nacht hinaus, um ihn vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Schweigend ging die Fahrt zum Pfahlbau zurück. Als sie aber dort angelangt waren, drangen harte Worte aus Albrechts Mund: "Ein Bärlyn (Bärlein) will ich in den Sumpf da setzen; das soll die Wenden zusammentatzen, dass kein Christ mehr zu brennen braucht!" -Erstaunt sah der Wende seinen Gast an: "Du sprichst stolze Worte voll Herrengeist! Wer bist du?" - "Kennst du mich nicht? Ich bin Albrecht, den sie den Bären nennen. Mein Bärlyn soll im Wendenlande herrschen und seine Tatzen weit auf Sumpf und Sand pranken! Doch Stralow soll besonderen Schutz genießen, weil es mich beherbergt hat. Nur der erste Fischzug gehöre dem Fürsten!"

So - erzählt die Sage - entstand neben dem wendischen Cölln das deutsche Bärlin (Berlin); und lange haben die beiden Städte nebeneinander bestanden, bis sie vereinigt wurden.

Quelle: Siegfried Armin Neumann, Berlin, Sagen und Geschichten, Schwerin 2004, S. 9 - 11.
 

Chiron

Herrscher des Cataclysm!
Otaku Veteran
Das von den Juden getötete Mägdlein

Im Jahre 1267 war zu Pforzheim eine alte Frau, die verkaufte den Juden aus Geiz ein unschuldiges siebenjähriges Mädchen. Die Juden stopften ihm den Mund, daß es nicht schreien konnte, schnitten ihm die Adern auf und umwanden es, um sein Blut aufzufangen, mit Tüchern. Das arme Kind starb bald unter der Marter, und sie warfen's in die Enz, eine Last von Steinen obendrauf. Nach wenigen Tagen reckte Margaretchen ihr Händlein über dem fließenden Wasser in die Höhe; das sahen die Fischer und entsetzten sich; bald lief das Volk zusammen und auch der Markgraf selbst. Es gelang den Schiffern, das Kind herauszuziehen, das noch lebte, aber, nachdem es Rache über seine Mörder gerufen, in den Tod verschied. Der Argwohn traf die Juden, alle wurden zusammengefordert, und wie sie dem Leichnam nahten, floß aus den offenen Wunden stromweise das Blut. Die Juden und das alte Weib bekannten die Untat und wurden hingerichtet. Beim Eingang der Schloßkirche zu Pforzheim, da, wo man die Glockenseile zum Geläut ziehet, stehet der Sarg des Kindes mit einer Inschrift. Unter der Schifferzunft hat sich von Kind zu Kind einstimmig die Sage fortgepflanzt, daß damals der Markgraf ihren Vorfahren zur Belohnung die Wachtfreiheit, »solang Sonne und Mond leuchten«, in der Stadt Pforzheim und zugleich das Vorrecht verliehen habe, daß alle Jahre um Fastnachtsmarkt vierundzwanzig Schiffer mit Waffen und klingendem Spiel aufziehen und an diesem Tag Stadt und Markt allein bewachen sollen. Dies gilt auf den heutigen Tag.

Chiron: Ist nur eine Sage und darf nicht antisemitisch verstanden werden
 
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