[Diskussion] Schmerzen (eigene Geschichte, Oneshot)

AssassinXcrosS

Ungläubiger
Hallo zusammen .. ich habe mich dazu entschlossen eine meiner Geschichten mit euch zu teilen.

Wie der Titel verrät geht es darin um Schmerzen und Gewalt, also sagt nicht sie wäre zu Brutal^^

Langsame, bedachte Schritte näherten sich dem kleinen Kinderbett, ein langer Holzstock wurde hinter den Füßen hergezogen, hinterließ eine Furche im Staub, der sich seit Wochen auf dem schmutzigen Boden sammelte. Der halb heruntergelassene Rolladen dämmte das Licht, das durch das verschmierte, dicke - so konnte man die Schreie nicht hören - Milchglas in das Kinderzimmer fiel.

„Komm raus Lena, hab keine Angst, ich werde dir nicht weh tun“, sprach ein Junge mit sanfter, gar heuchlerischer Stimme, zu gerne hätte sie ihm vertraut und fast wäre es ihm gelungen sie aus ihrem Versteck zu locken. Doch sie wusste um die Lüge, die von seinen Lippen kam und, gerade als die beiden Füße vor ihrem Bett halt machten, hielt sie voller Angst, er würde sich bücken und sie sehen, den Atem an. Wütend schlug er den Stock auf die Matratze, so hart dass eine der Holzlatten darunter brach. Und als sie sah, dass er sich umdrehte, presste sie ihren kleinen, zerbrechlichen Körper noch fester gegen die Wand, unter ihrem Bett. Sie hatte noch immer die Hoffnung, er würde sie nicht finden, doch er hatte sie noch immer gefunden und je länger er sie suchte, desto schlimmer wurde es letztendlich für sie.

Plötzlich wurde sie durch einen Knall aufgeschreckt, er hatte sie gefunden, er hatte voller Zorn den Stab auf den Boden geschlagen - ein Stück am oberen Ende ist dabei abgeplatzt - und sich neben das Bett gekniet. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht sah er sie an und rief, mit freudigem Unterton: „Gefunden!“ Hastig zog Lena ihre dünnen Beine vor ihre Brust und umfasste sie mit ihren Armen - dünn und ebenso geschunden wie der Rest ihres Körpers, übersät von Narben, blauen Flecken und Schnittwunden, die einzigen Zeugen ihrer Qualen. Er grabschte nach ihr, wie ein Raubtier nach Beute, seine Arme suchten nach ihren Beinen, doch er konnte sie nicht erreichen. „Na schön“, er versuchte sich zu beruhigen, „komm raus, Lena oder...“, seine rechte Hand tastete nach dem Stock. Sie wusste was jetzt kommen würde, ganz egal ob sie aus ihrem Versteck kam oder nicht.

Ganz langsam schob er den Stab unter das Bett, soweit dass er gerade ihre Schienbeine berührte. Dann holte er aus, schlug den Stock mit aller Kraft gegen das linke Bein, riss eine kleine Wunde aus der Blut ran und auf den Boden tropfte. Ein weiterer Hieb, der Stock traf das rechte Bein, rutschte ab und hinterließ einen langen Kratzer. Der dritte Schlag brach Lenas schweigen, sie schrie vor Schmerzen auf, denn obgleich sie die letzten zwei Jahre nur selten etwas anderes erfahren hatte, so konnte sie ihnen dennoch nicht ewig standhalten, dass könnte kaum einer, schon gar nicht ein sieben Jahre junges Mädchen. Weiter Hiebe folgten und unter jedem Schrie sie auf, doch dass interessierte in diesem aus niemanden. Sieben, acht, neun, nach dem zehnten Schlag hielt er inne, sah in ihr kleines Gesicht, das von Tränen überströmt war, begann zu lachen und schob den Stock weiter nach vorne, vorbei an den blutigen Beinen, bis zu den Armen, mit denen sie immer noch ihre Knie umfasste. Wieder holte er aus und schlug mit voller Kraft zu, doch dieses mal hatte er es übertrieben. Ein lautes Krachen, sowohl von dem Stock - dessen Ende nun vollends zersplitterte - als auch von Lenas Arm, gefolgt von einem noch lauterem Schrei, war im ganzen Haus zu vernehmen - und wurde, wie immer ignoriert.

Von Schmerzen überwältigt ließ sie ihre Beine los und wurde sofort von ihrem Bruder heraus gezerrt. Sie leistete keinen Widerstand, dazu war sie zu schwach und die Qualen würden vorübergehen und nur noch Narben - sowohl auf ihrem Körper, als auch in ihrer Seele - würden zurückbleiben. Manchmal sehnte sie sich nach dem Tod, der Erlösung aus ihrem Leid und vermutlich würde sie wirklich noch sterben, zu Tode geprügelt, wie ihre Mutter, deren Leiche vermutlich noch immer im Keller verweste. Er warf ihr ein Messer vor die Füße, wie schon so oft. Er zwang sie sich selbst zu verletzen, sich tiefe Wunden zuzufügen, dass bereitete ihm den meisten Spaß. „Los zieh dein T-Shirt aus“, schrie er und hob drohend den Stab. Sie tat was er verlangte, zog langsam, das von Blut und Dreck überzogene, T-Shirt über den Kopf, zuerst den rechten Arm und dann, ganz vorsichtig, den vermutlich gebrochenen linken heraus.

Ein grausiges Bild kam darunter zum Vorschein, zahllose Narben verliefen wie ein Labyrinth über ihre Brust. Er deutete ihr das Messer aufzuheben und verstärkte den Befehl indem er wieder mit dem Stab drohte. Zögernd nahm sie das Messer in die Hand, die stumpfe Klinge näherte sich ihrem Bauch. Sie setzte zum Schnitt an, hielt inne und sah ihren Bruder mit traurigem Blick an. „Mach endlich!“, schrie er sie an und schlug ihr gleichzeitig mit dem Stock auf die Schulter. Wieder stöhnte sie vor Schmerzen, dann drückte sie die Klinge fest in ihren Leib, schnitt schnell und tief in das weiße Fleisch. Dunkles Blut quoll aus der Wunde und Tränen fielen von ihren Wangen. Ein freudiges Lächeln ging über das Gesicht ihres Bruders, der sich langsam auf die Knie sinken ließ. Er kniete ihr gegenüber, während sie zu einem weiteren Schnitt ansetzte. Die Klinge lag ein Stück unter ihrer linken Schulter auf der nackten Haut auf. Er umschloss ihre Hand in der das Messer war, drückte es langsam in ihr Fleisch und führte es - durch ihre Hand - über ihre Brust. Zwei blutende Linien waren zu ihren Narben dazugekommen. Jetzt war er zufrieden, er nahm ihr das Messer aus der Hand und beugte sich langsam nach vorne. Vorsichtig tauchte er seine Zunge in ihrem Blut, wie jedes mal, es war sein 'Ritual'. Er strich sich mit der Zunge über die Lippen und Küsste sie zärtlich auf ihre Wangen, es war vorbei.

Er stand auf und verließ ohne ein Wort ihr Zimmer. Sie war wieder alleine, doch sie wusste, dass es nicht das letzte mal war, dass sie Schmerzen ertragen musste, schon morgen würde es weitergehen.



Eine adrett gekleidete Nachrichtensprecherin war im Fernseher zu sehen. „Bei der Gasexplosion am gestrigen Tag, in einem Einfamilienhaus kamen drei Menschen ums Leben, einzige Überlebende dieser Tragödie ist ein siebenjähriges Kind, das nach Angaben der Polizei vermutlich über Monate hinweg Missbraucht wurde. Im Keller des Hauses wurden außerdem die Verkohlten Überreste einer weiblichen Leiche sichergestellt...“

Um Kritik konstruktiver Natur wird gebeten.^^
 
Zuletzt bearbeitet:

füchsily

vorsicht bissig
Otaku Veteran
woah... guter schreibstil, lässt sich sehr flüssig lesen, lediglich ein paar tippfehler. story ist sehr berührend. einziger verbesserungsvorschlag: du könntest teilweise "das" durch "welches" oder ähnliches ersetzen, um wortwiederholungen zu verringern
Bsp: "Der halb heruntergelassene Rolladen dämmte das Licht, das durch das verschmierte, dicke - so konnte man die Schreie nicht hören - Milchglas in das Kinderzimmer fiel."
-> "Der halb heruntergelassene Rollladen dämmte jenes Licht, welches durch das verschmierte, dicke - so konnte man die Schreie nicht hören - Milchglas in das Kinderzimmer fiel."

hoffe du hast vor noch mehr geschichten zu posten ;)
 

Ironhide

Na hast du Angst Kleiner?
VIP
Brutale Geschichte (al was anderes als das übliche was man sonst so ließt [einschließlicher meiner FF]) aber dennoch gut. Du sagt es sei einer deiner Geschichten, sind die anderen auch in diesem Format?

Der Schreibstiel hat mir gefallen. Das ganze war schön zu lesen, wenn einem das kleine Mädel auch leid tun kann. Das keiner ausserhalb des Hauses etwas gehört, bzw mitbekommen hat auch gut gepasst. Allerdings hätte ich gerne gewusst, wie denn die Mutter gestorben ist. Im allg hätte man etwas mehr daraus machen können, aber gut, das ist nur meine persönliche Ansicht.

Schöne (brutale) Geschichte hast du da!
 

AssassinXcrosS

Ungläubiger
Erstmal danke für die Antworten und @füchsily danke für den Verbesserungsvorschlag.

Meine anderen Oneshots gehen alle in diese Richtung (also auch von der Handlung her), die schreib ich meistens nur zwischendurch.

"Richtige" Geschichten hab ich auch, zumindest angefangen, die sind dann nicht nur auf Gewalt ausgelegt.
 

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
oO wow... du erzählst etwas, was alltäglich in manchen haushalten passiert... aber dass, was deine geschichte ausmacht ist wirklich, WIE du es erzählst. Es gibt Geschichten, die glänzen wegen ihrem Inhalt und haben einen eher mittelprächtigen Schreibstile und es gibt Geschichten, die etwas alltägliches erzählen (auch wenn es zum glück nicht in jedem haushalt so zu geht, wie bei dir!) und durch den Schreibstile beeindrucken. Letzteres könnte genauso gut fünf Seiten lang von der Entstehung eines Gänseblümchens handeln und trotzdem zum Lesen animieren, da der Schreibstile einfach packend und fesselnd ist und einen zum weiterlesen "zwingt". Und letzteres ist für mich die wirkliche Goldmedalie des Schreibens. Und ich denke, die hast du verdient. ^^
 
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