[Diskussion] So kann Kunst entstehen

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
Nachfolgenden Text müsst ihr weder verstehen, noch sonderlich gut finden...

aber ich rechne eh damit, dass er unkommentiert bleibt -.-*





So kann Kunst entstehen


Nicht der Künstler sucht sich seine Kunst aus, die Kunst erwählt ihn, sie zu formen.

Kunst entsteht aus den menschenlichen Abgründen und trotzdem erachten wir sie als schön. Eigentich absurd und doch logisch. So kann ein Mensch, der diesen Abgrund nicht kennt, nichts von ihm wissen und weiß nicht, wie es tragisch es ist, das Los eines Künstlers zu haben. Meistens wird dieser Abgrund Inspiration und Talent genannt. Dabei ist Kunst, egal in welcher Form, ein Schrei nach Aufmerksamkeit, sobald sie veröffentlicht wird, vielleicht sogar ein bitterer Schrei nach Trost in dieser grauen Welt. Ob bewusst oder unbewusst. Viele Künstler sind sich nicht einmal bewusst darüber, was sie mit ihren Worten, Pinselstrichen oder anderen Ausbrüchen von geistigen Werken schaffen.
Auch ich habe das Los eines Künstlers. Ich habe es mir nicht ausgesucht, habe es mir nicht gewünscht und mich lange dagegen gewehrt. Doch letztendlich habe ich den Kampf verloren, habe mich dem Willen der Kunst gebäugt, habe mich in ihre Klauen begeben. Meine Form der Kunst besteht aus Worten, die Bilder aus meinen Kopf formen und doch niemals das herüberbringen, was sie sollen. Und obwohl es die Kunst ist, die mich anderen so hilflos aussetzt, ist sie es, die mich vor dem Wahnsinn rettet.
Würde man mich fragen, wann es begonnen hat, würde ich antworten: "Mit sechs Jahren, als mein Vater gestorben ist" denn bis dahin hatte ich ein behühtetes Leben geführt. Doch an diesem einen Tag habe ich in den Schlund geschaut, ohne zu wissen, dass sich dieser Kunst nennt. Ich habe in ihn hineingesehen und ich habe mich zum ersten Mal darin verkrochen. Alle Versuche, den Weg aus diesem Schlund zu finden waren - wie bereits geschrieben - vergebens.
Es ist nicht einfach, ein Künstler zu sein. Wären da nur diese Blicke und die Kommentare derjeniger, die nicht verstehen, was man mit seiner Kunst bewirkt, dass man damit nur seinen eigenen Abgrund von sich stößt, könnte ich damit leben. Aber es sind vor allem die Wellen der Inspiration, die Sucht danach, etwas zu schaffen,das Wissen, dass es die Kunst ist, die mich kontrolliert und nicht ich sie, was es mir so unerträglich macht.
Erst gestern musste ich wieder die Erfahrung machen, dass die Kunst mich ausgesucht hat und nicht ich sie. Für mich ist es gefährlich, alleine und mit aufgedrehter Musik Auto zu fahren. Und doch tue ich es immer und immer wieder. So auch gestern.

"Heros" von "Skillet" dröhnte aus den Boxen, der Fahrtwind blies durch das offene Fenster und mir ins Gesicht, ich befand mich mit 100km/h auf der Landstraße.
Zuerst waren die Bilder verschwommen. Sie exisitierten nur in meinem Kopf, hatten keine klare Struktur.
Ein Drache, Gewehrschüsse, ein Festival - Wacken -, ein paar junge Leute...
Erst als "Heros" zuende war und "Super Villan Powerman 5000" begann, fing ein Bild an, sich heraus zu kristallisieren. Es war das Bild eines Soldaten. Noch waren die Bilder zu verschwommen, als dass ich sein Gesicht erkennen konnte. Noch konnte ich mich auf die Straße konzentrieren. Und doch konnte ich von Fernen die Gewehrschüsse hören, konnte den Schrei vernehmen, den sein Kamarad ausstieß, als dieser getroffen wurde.
Smash it up, burn it down...​
Blut spritzte. Viel Blut. Der Soldat bäugte sich zu ihm herunter, um ihm zu helfen. Doch er lagt bereits im Sterben.
Noch versuchte ich mich, auf den Verkehr und die Straße zu konzentrieren, noch wehrte ich mich gegen die Bilder, die in meinem Kopf entstanden und ihren Weg zu meinem Auge fanden. Deshalb konnte ich die Worte nicht hören, die sein Kamarad zum Abschied sagte, sah nur, dass er dem Soldaten eine Kette mit irgendeinem komischen Symbol in die Hand drückte. Aber irgendwas mit beschützen und wiedergut machen. Ich verstand sie nicht richitg. Und der Soldat wohl auch nicht, denn er runzelte kurz die Stirn, legte dann seinen toten Kameraden zur Seite und hing sich die Kette um.
Mit dem Wechsel des Liedes - nun spielte "Inside you - Twisted Method" - kam eine Art Zeitsprung in meinem Kopf. Und mit ihm verlor ich den Kampf, verlor meine Kontrolle über die Fantasie.
Der Soldat. Er war wieder zu hause und seine Frau begrüßte ihn stürmig und mit Liebkosungen.
Beide im Bett. Ich fühlte, ich schmeckte, ich hörte.
Ich fühlte ihre Erregung, ich fühlte seine Berührungen, ich fühlte ihre Liebe.
Ich schmeckte ihn, ich schmeckte das Salz auf seiner Haut, schmeckte seine Erregung.
Ich hörte ihn, ich hörte seinen Erregung, ich hörte seinen Herzschlag.
"Hear me now - Framing Hanley", jeder Trommelschag war ein Herzschlag, war eine Seckunde im Leben der Beiden, war eine Träne, die sie vergoss, als er sie wieder verlies, wieder in den Krieg zog. Jeder Trommelschlag war einer ihrer stummen Schreie.
Der Stile, den ich für diese Geschichte wählen würde, wurd klar. Worte schossen mir durch den Kopf.
"Er zog davon und nahm ihr Herz mit in die Schlachten,
doch zog er dorthin, wo keine Engel über ihn wachten..."

Scharf trat ich auf die Bremse, als die Bremslichter vor mir schon fast zu dicht waren. Die Reifen quietschten auf der nassen Straße und ich kam noch gerade rechtzeitig zum Stehen. Eine Seckunde später und ich wäre reingerasselt.
Wann hatte es angefangen zu regnen? Ich wusste es nicht. Mein Leben war nicht länger meines. Ich war die Freundin des Soldaten. Ich fühlte, was sie fühlte, führte das Leben, welches sie führte.
Now my body's on the floor and I am calling,
Well I'm calling out to you,
Can you hear me now?​
Ich schaltete die Scheibenwischer an, legte den ersten Gang ein, fuhr an und starrte unter Tränen auf den Talisman in meiner Hand. Der Talisman hing an der Kette, die der Kamarad dem Soldaten hinterlassen hatte. Er hatte es nach der gemeinsamen Nacht auf der Kommode liegen lassen. Er war schon wieder solange fort. Und er würde nicht wiederkommen. Heute war die Nachricht gekommen...
"Faint - Linking Park", begann, unbewusst schaltete ich weiter, da ich Linking Park nicht wirklich leiden kann. "Ingrimm - Diaboli".
Ich spürte den Herzschlag unter dem Herz der Frau. Achter Monat und alleine. Verzweiflung, aber auch die Hoffnung, dass es besser werden würde. Wieder ein Zeitsprung. Das Kind war bereits acht, die Frau, die Mutter...
Ich fluchte leise, als die Verkehrsdurchsage das Lied unterbrach und meine Fantasie zerstörrte. Ich drückte auf den Knopf, um die Verkehrsdurchsage wegzudrücken und mein Lied weiter hören zu kommen, um weiter in einer anderen Welt leben zu können. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich es gelassen hätte. Aber die Inspiration forderte mich dazu auf, ja, zwang mich dazu. Doch es war schon zu spät. Die letzten Bilder waren zerstörrt und ich knüpfte nun wieder an der Stelle an, in der die Frau im achten Monat schwanger war...
Die Frau hielt jetzt ein Messer in der Hand. Um ihren Hals hieng die Kette des Kameraden vom toten Soldaten. Das Messer fand seinen Platz nebendran. Ich spürte den Schmerz, als es das Fleisch der Frau durchdrangt.
Als man sie fand, war sie bereits tot. Man brachte sie in eine Leichenhallte...
Wie passend. Es begann "Everytime I die - Children of Bodom", eines meiner Lieblingslieder. Doch der Text war nebensächlich, die Melodie und der Bass gaben die Töne an.
Die Frau lag in der Leichenhalle. Alleine und im Dunklen. Nein, nicht alleine und auch nicht im Dunklen.
Out of strenght to fight.
I cannot take another night.
I cannot take it no more.
Lust of light slips through my fingers
like blood on my arms.​
Man hatte ihr den Talisman nicht abgenommen. Er glühte, als gäbe es kein Morgen. Und zwischen den Beinen der Frau bewegte sich etwas. Blut und Wasser durchdrängten das Leichentuch an dieser Stelle. Und dann wurde die Leichenhalle von Babygeschrei durchdrungen, bis jemand das angerannt kam. Doch der Talisman hatte aufgehört zu glühen und hatte lediglich verbrannte Haut und Gestank hinterlassen. Ich konnte sie riechen. Die verbrannte Haut und das Blut. Ja, vor allem das Blut. Und das Licht blendete mich, als welches eingeschaltet wurde. Es würde mich ein lebenlang blenden. Denn ich war das totgeglaubte Kind, welches von selbst den Weg aus dem Leibe seiner Mutter gefunden hatte. Ich war das Wunderkind. Ich war nicht wie die anderen und...
Als ich den Motor ausschaltete und den Schlüssel aus dem Schloss zog, riss die Inspiation. Sie fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen und ich schaute zum wolkenbehangenem Himmel.
All die Bilder und Worte würden niemals einen Weg auf das Papier finden. Dafür waren sie zu absurd, zu oft schon von anderen Künstlern gebraucht worden, dafür reichte mein Talent nicht aus, um es so darzustellen, dass es nicht zu makaber und an den Haaren herbeigezogen klingen würde. Und allein der Gedanke, eine ganze Geschichte in Reihmverse zu schreiben, wie es einst Shakespeare getan hatte... absurd! Zu so etwas wäre ich niemals fähig.
Ich atmete tief durch und verließ das Auto, bereit meine Inspiration und die Bilder zu vergessen.
Und nun haben doch einige Szenen, einige Worte ihren Weg auf das Blattpapier gefunden. Aber in anderer Form, als in der vorhergesehenen und sie wirken genauso absurd und skurriel, wie ich es mir bereits dachte. Doch so ist es immer. Niemals finden die Worte genau so ihren Weg, wie ich es vorher sah. Nie sind die Bilder die gleichen, wie ich sie als erstes sah.
Das ist das Los eines Künstlers. Das ist mein Los. Gefangen zwischen der realen Welt und der Welt der Inspiration. Letzteres ist meine Welt, zu der kein anderer Zutritt hat. Die Welt, die ich gerne für immer mit einer Tür verschließen würde. Und doch habe ich mich damit abgefunden. Denn so entsteht meine Kunst...
 
Zuletzt bearbeitet:

nuncio

Otaku Legende
Otaku Veteran
Du hast ja selbst geschrieben das du nicht mit Kommentaren rechnest, aber ich kann mir das leider nicht verkneifen. Dein Verständnis von Kunst deckt sich mit meinem. So komisch es klingt, der Text ist nicht "schön" aber er ist Kunst. Vielleicht klingt das jetzt kitschig aber ich habe diesen Text verschlungen und sogar Tränen in den Augen ohne zu wissen warum.
 

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
ganz einfach... weil meine Geschichten meistens unkommentiert bleiben, außer ich fordere Iron dazu auf, mal was dazu zu schreiben. Ich bekomme im gegensatz zu anderen seeeeehr wenig Kommentare bis gar nicht. Aber das ist OffTopic und kann man auch über de Profilnachricht klären.


@nuncio
Es gibt verschiedene Sichtweißen von Kunst und ich bevorzuge auch verschiedene. Aber das hier ist wohl die wichtigste für mich persönlich.
 

Ironhide

Na hast du Angst Kleiner?
VIP
Na nun verrat doch net alles xD
Aber ich hab dir bei MSN schon so einiges gesagt^^

Dennoch, wirklich in Worte fassen kann ich noch nicht, was ich dazu sagen möchte. Nun gut, ich bin ehe grad aufn Sprung. Nachher nehm ich mir nochmal in Ruhe Zeit, das zu lesen und vlt bekomm ich dann mal mein Wirwar im Kopf auseinander und weiß dann, was ich dir sagen möchte^^
 
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