Swordspirit
Dunkeldeutscher
Titel:Kara no Shoujo
Gesamtbewertung:
9/10
Gesamtbewertung:
9/10
Mehr als ein Monat ist vergangen, seit Mangagamer die Übersetzung von Kara no Shoujo fertig gestellt hat. Alleine aus Gründen der Aktualität habe ich es auf Herz und Nieren getestet.
Einleitung:
Wir befinden uns in Tokio und schreiben das Jahr 1956. Reiji Tokisaka gehört sicherlich nicht zu den Gewinnern dieser Zeit. Als Detektiv wird er sozial alles andere als geachtet und seine Familie besteht nur noch aus seiner kleinen Schwester Yukari. Obwohl er normalerweise eher einfache Aufträge löst, wie vermisste Katzen suchen, ist er doch ein vollausgebildeter Ermittler, der mal in der Mordkommission tätig war. Seine ehemaligen Kollegen bitten ihn daher regelmäßig um Hilfe bei besonders bizarren Mordfällen. So wurden in letzter Zeit verstümmelte Frauen-Leichen gefunden und die Polizei hat keine Ahnung, deshalb soll Reiji helfen. Doch schon bald muss er feststellen, dass der Mörder in seinem direkten Umfeld handelt und Yukaris Schule mit unerklärlichen Vermisstenfällen zu kämpfen hat. Als ob dies noch nicht genug wäre, fragt die mysteriöse Kuchiki Toko, ob er nach ihrem „Wahren Selbst“ suchen kann. Es gibt also genug zu tun und nur eins ist sicher: Der Mörder wird nicht aufhören.
Steuerung/Gameplay:
Ein typisches Setting erwartet uns, mit dem Text über der kompletten Textbox.
Die Steuerung bietet alle Funktionen, die wir in der heutigen Zeit erwarten würden: Eine Auto-Funktion genug Speicherplätze(die endlich mal gebraucht werden) sowie eine Skip-Funktion. Besonders ärgerlich, die Skip Funktion funktioniert nicht richtig. Mal will sie nicht anspringen und manchmal rattert sie gnadenlos durch, obwohl man noch gar nicht den Text kennt. So grobe Schnitzer dürfen wahrlich nicht sein.
Ganz großer Pluspunkt: Das Notizbuch, dass der Detektiv mit sich führt. Dort sammeln sich im Laufe des Spiels eine wahre Flut von Informationen an. Sei es eine Charakterliste, mit entsprechenden Vermerken des Protagonisten, eine Beweisliste mit weiterführenden Informationen sowie eine Personenkarte, wer mit wem in welchen Verhältnis steht. So fühlt man sich unglaublich schnell als Detektiv, wenn man jederzeit nachschlagen kann, ob gesagtes stimmen kann oder nicht.
Dazu kommt noch die eigentliche Beweisführung, in dem man durch auswählen geeigneter Beweise einen Bezug zu dem mutmaßlichen Täter herstellt. Dies macht wirklich Spaß, wir aber leider viel zu wenig genutzt.
Schließlich darf man auch Spuren am Tatort sichern, hierbei ist man besser genau, da dass Ergebnis sonst verfälscht werden kann.
Steuerung/Gameplay:
9/10Sound:
Die musikalische Untermalung ist leider nur zum Teil gelungen. Die Stücke wirken ein wenig austauschbar und gerade weil das Spiel doch etwas länger geht schleicht sich sehr schnell Monotonie ein. Was wirklich nicht sein müsste, aber gerade die „unheimlichen“ Stücke lassen einen doch immer wieder aufmerken, dass gleich was passieren wird.
Die Vertonung der Charaktere ist dagegen sehr gut geworden. Man merkt die Verschiedenheit der einzelnen Charaktere, außerdem werden auch die komischen Elemente sehr gut dadurch rübergebracht. Mein persönliches Highlight ist hierbei Tojiko wirklich gut gemacht.
Sound:
7/10Geschichte:
Ein Detektiv der einen irren Killer jagt, die Grundidee ist alles andere als neu. Die Umsetzung ist hierbei jedoch sehr gut gelungen. Der rote Faden um den Mörder wird durch mehrere nette Teilaspekte abgerundet. Sei es nun die Frage, ob die verschwunden Mädchen Opfer des Mörders wurden oder einfach nur davon gelaufen sind oder die einnehmende Persönlichkeit Toko, es gibt nicht den Tunnelblick sondern es gibt konsequent Abwechslung. Das braucht man auch, ansonsten würde es wohl ein sehr depressiv machendes Spiel sein, wird man doch über lange Zeit von dem Täter vorgeführt und hat überhaupt keine Ahnung, wer da nun hinter steckt. Es ist wie bei einer guten Achterbahnfahrt, nach dem Adrenalinkick folgt ein kurzer ruhiger Bereich, bevor das Grauen wieder los geht.
Das Grauen kommt sehr langsam aber dafür umso heftiger. Sind es am Anfang nur Personen, die man über ein Foto kennt, so trifft es im späteren Verlauf des Spiels durchaus Charaktere, die man lieb gewonnen hat. So „trifft“ es einen wirklich, wenn der Charakter dann über den Jordan geht, auf der anderen Seite ist dies ein unheimlicher Moral-Schub. „Du hast sie getötet, jetzt kriege ich dich erst Recht“. Das klappt so gut, dass dieses Spiel wirklich Suchtwirkung entfaltet, man will dieses Schwein wirklich dran kriegen. Zwischenzeitlich mal eine Pause machen? Nicht möglich, solange man den Fall nicht gelöst hat.
Auch kriegt man als Leser jede Tötung mit, was einen schon mehr oder minder in Aufruhr versetzen kann.
Neben diesen harten Aspekten des Spiels, gibt es doch noch eine relativ süße Seite. Es ist schon lustig mit anzuschauen, wie der sehr viel ältere Reiji mit den oftmals sehr viel jüngeren Mädels interagiert, was auch dringend notwendig ist, damit man von der ganzen „Action“ etwas runter kommt. Auch die lustigen Elemente sind gut und sinnvoll verwendet, sie überstrahlen nicht wie bei so vielen anderen Spielen die Hauptgeschichte und nehmen auch nichts aus der Dramatik raus.
Ganz wichtig, die Geschichte ist sehr düster: Friede, Freude, Eierkuchen gibt es nicht. Wer also ein Spiel mit klarer Dominanz des „Guten“ sich wünscht, sollte besser die Finger von diesem Spiel lassen.
Das Ende ist sehr komplex und teilweise verwirrend, weil da so viele Personen dran beteiligt sind. Ich bin kurzzeitig wirklich ins schwimmen gekommen, konnte mich aber dank des Notizbuches nochmal retten. Die Enden sind dabei nicht wirklich nach meinem Geschmack, aber dies sollte jeder selbst beurteilen. Auch die Entwicklung der Geschichte insbesondere mit den Morden ist für mich ein mehr als zweischneidiges Schwert.
Im Spiel, darf der Leser einige Entscheidungen treffen, die durchaus Einfluss auf die Geschichte haben. Viel ärgerlicher ist aber der Umstand, dass ich durch die Orte die ich besuchen kann, den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflusse. Dieser sehr große Teil wird also Kommissar Zufall überlassen, was für mich einiges an Frust bedeutet hat. So bin ich immer ins erste Bad-Ending gelaufen, weil ich eine bestimmte Theorie hatte, die sich im Nachhinein auch als richtig heraus stellte. Es ist sehr schade, dass das Spiel diesen richtigen Ansatz nicht unterstützt hat und wollte, dass ich erstmal in einen falschen Ansatz laufe.
Trotzdem stimmt die Geschichte, die Suchtwirkung ist da, die Motivation auch, was will man mehr?
Geschichte:
9/10Charaktere:
Man hat bei den Charakteren für einen Thriller eine gute Arbeit geleistet. Man kombiniert die Stereotypen mit einigen ausgefallen Charakteren. So findet man einerseits den absoluten Klischee Cop, Marke „Harte Schale, weicher Kern“ auf der anderen Seite hat man eine Schwester, die mit Vorlieben Insekten studiert und darüber redet. Eine ungewöhnliche, aber interessante Kombination.
Der Protagonist selbst ist hervorragend geworden. So sehr er Hoffnung und Zuversicht für die jungen Mädels ist, so ist er selbst ein seelisches Wrack, welches nicht wirklich mit der Vergangenheit abgeschlossen hat und von dieser verfolgt wird. Beide Daumen nach oben, dass man sich für so einen vielschichten Charakter entschieden hat und nicht für den Ritter in goldener Rüstung.
Die Protagonistin Toko bleibt leider in ihrer Aura des unnahbaren und des mysteriösen, man hat auch nach dem Spiel das Gefühl, dass noch lange nicht alle Fragen um sie gelüftet worden sind. Ich persönlich hätte auch lieber jemand anderes in der weiblichen Hauptrolle gesehen, der Funken ist bei mir nicht ganz übergesprungen.
Obwohl der Mörder ein Psychopath ist, kriegt man doch einen relativ guten Einblick in seine Gedankenwelt. Es wird teilweise klar, warum er so handeln muss. Kleine Fragen bleiben unbeantwortet, aber das macht den Charakter für mich nur realistischer. Richtig ärgerlich ist aber, dass man sich bei dem Mörder gnadenlos bei einer anderen Figur aus einem anderen Werk bedient hat. Etwas eigene Kreativität wäre wirklich gut gewesen, als es dann aufgedeckt worden ist, habe ich zuerst an einen schlechten Scherz gedacht. Damit hat man unnötigerweise sehr viel kaputt gemacht.
Lobenswert sind auch die vielen Nebencharaktere, die einen soliden Rahmen um diese dramatische Geschichte spannen, seien es eher die lustigeren Typen oder solche die selbst anfangen in den Wahnsinn abzurutschen, die Mischung stimmt.
MVP des Spiels war für mich Tsukishima Orihime. Ganz starker Charakter, wo man durchaus noch etwas mehr in die Tiefe hätte gehen können.
Charaktere:
8/10Grafik:
Die Grafik ist hervorragend gelungen, die Damen und Herren schauen sehr realistisch aus. Keine verrückten Haarfarben, Ernsthaftigkeit ist das dominierende Thema. Wie auch die Geschichte selbst, so ist die Grafik auch sehr düster geworden. Während man bei anderen Spielen sehr ins überromantische geht, wendet man hier das Gegenteil an. Auf jedem Bild sind Schatten zu finden, es wirkt sehr viel erwachsener und passt so sehr gut zu einem Thriller. Gerade die CGs sind teilweise Kunstwerke, Licht und Schatten sind sehr schön ausgewogen, sie wirken wie Zeichnungen aus dem Leben, nicht wie aus einer überbunten Fantasiewelt. Gerade wenn man sonst die klassisch romantischen Spiele spielt, wird einem dies sofort auffallen.
Die Gestik und Mimik der handelnden Personen gefällt. Sie wirken meistens sehr viel dezenter aber dafür realistischer als übertriebene Gesichtsausdrücke.
Wirklich eine schöne Arbeit die auch durch Detailverliebtheit glänzt.
Kommen wir zu den Gore-Szenen: Es bleibt alles irgendwo in der Kategorie „Hack and Slay“. Es gibt keine wahnsinnig kreativen Einfälle was den Tod der Damen angeht, also kein typischer „Blood Porn“. Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf Amputationen, Arme und Beine kommen fast immer ab. Blut wird „dezent“ eingesetzt, irre Blut-Fontänen bleiben also aus. Es bleibt „schön“ entstellend, es wird keine Haut abgezogen und auch nicht wild mit Organen um sich geworfen. Man bleibt also eher in dem soften Gore Bereich, man hätte das Thema auch durchaus blutiger, entstellender und ekliger umsetzen können. Ich habe Reviews gelesen, welche die Gore Szenen als zu heftig einstuften. Ich drücke es mal so aus, wer sich SAW anschauen kann, dürfte mit dem Spiel keine Probleme haben.
Grafik:
9/10H-Szenen:
Die H-Szenen sind überraschend „erwachsen“ ausgefallen. Keine ewigen Liebesschwüre, stattdessen stehen mehr die Motive einfache Geilheit und Spaß an der Sache in Vordergrund, dies trifft hauptsächlich für die Nebencharaktere zu. Bei Toko geht es etwas mehr ins romantische über, wobei hier vor allem der Altersunterschied Thema ist und ob solch eine Liebe statthaft wäre (Man bedenke hierbei, dass wir uns in den prüden 50er Jahre befinden). Es gibt verschiedene Positionen bei den Damen und auch etwas exotischere Praktiken. Nett ist hierbei auch, dass man während des Aktes noch Entscheidungen nach seinen Vorlieben treffen kann.
H-Szenen:
8/10Sonstiges:
Leider muss man im Verlauf des Spieles feststellen, dass man sich bei diversen Filmen oder der Literatur, hemmungslos bedient hat. Das fängt beim „Joker-Grinsen“ an und endet bei SAW-Einlagen, unverschämt wird es aber bei der Figur des Mörders, den man absolut eins zu eins aus bekannten Filmen kopiert hat. Hier kann ich persönlich nur mit dem Kopf schütteln, ich hätte es Innocent Grey durchaus zugetraut selbst eine interessante Figur zu schaffen. Auch wenn es unter „Sonstiges“ steht, ist dies für mich einer der Hauptkritikpunkte am Spiel.
Fans dürfen sich freuen: Innocent Grey hat angekündigt eine Fortsetzung zu produzieren. Ich sehe dem ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen. Ja, die Story ist nicht absolut abgeschlossen, aber ich wüsste nicht, wie man diese Geschichte in einem extra Spiel noch zu Ende bringen soll.
Persönliches Fazit:
Oh Kara no Shoujo, wie viele Nächte habe ich mir deinetwegen um die Ohren geschlagen? Wie oft habe ich mich selbst dabei ertappt wie ich bei völlig anderen Aktivitäten darüber nachgedacht habe, wie der Fall nun weitergeht. Das mich ein Spiel so konsequent bei Laune hält ist selten, alleine dafür ein ganz dickes Lob. Man setzt sich erfrischend von der Konkurrenz ab, weg von überromantischen Welten, dafür wirkt es erwachsener und edler als viele andere Titel. Die Kritik, die ich übe ist auf einem sehr hohen Niveau und mehr Geschmacksache als alles andere. Das einzige, wo ich wirklich enttäuscht bin, ist dass man so hemmungslos geklaut hat, dass hätte man ohne Probleme selbst hinbekommen können. Mir persönlich gibt das Spiel zu wenig bis gar keine „Feel Good“ Momente, seien es die Enden oder die Tatsache, dass so viele Frauen hier drauf gehen wie bei einer guten Splatter Produktion, dass hätte man zumindest in einem Ende besser lösen können. Trotzdem bleiben die Ansätze sehr gut, besonders die Möglichkeiten, die man mir als Hobbydetektiv in die Hand gegeben hat sind wunderbar. Wenn man dies jetzt noch ein wenig verbessert und die Geschichte mehr danach ausrichtet wie meine Ermittlungsergebnisse sind, bin ich absolut zufrieden. Noch ist es mir etwas zu viel raten, meine Ermittlungsgeschicke sind mir noch zu zweitrangig.
Zur Benotung muss ich sagen, dass dieses Spiel so scharf an der Bestbewertung vorbeigeschrammt ist, wie noch kein Werk vorher, wer auf einen harten, brutalen Thriller steht, für den führt einfach kein Weg vorbei an Kara no Shoujo, welches ein wirklich gutes Spiel (2+) ist.
Direktlink zum Download (Besonderer Dank geht an TingelN)
Kritik und Kommentare sind, wie immer, sehr erwünscht.
Swordspirit