Wenn man es ganz genau nehmen würde, dann gäbe es eine deutsche Fansubberszene eigentlich auch gar nicht. Denn diese Szene subt nicht wirklich weil sie nicht direkt vom Japanischen ins Deutsche übersetzt (von ganz wenigen Ausnahmen mal abgesehen). Was diese Szene meist tut ist lediglich eine Übersetzung eines englischen Textes in einen deutschen Text anzufertigen, wobei vielen Sugruppen die notwendigen Japanischkennnisse einfach abgehen, um ggf. die bereits im englischen vorhandenen Übersetzungsfehler zu korrigieren (Ausnahme ggf. s.o.). Was dabei oft lediglich gemacht wird, ist mit Schulenglisch etwas zu übersetzen, nicht mehr, was aber - wie man oft sieht - manchmal nicht einmal ganz ausreicht. In sofern wäre bei den deutschen "subs" oft ein Hinweis ganz nützlich wie "übersetzt aus dem Englischen", was sich aber kaum jemand traut, um damit nicht die Qualität der eigenen Arbeit herabzumindern. Mehr ist es aber eigentlich trotzdem meist nicht.
Bereits eine Übersetzung eines gesprochenen Textes aus dem Japanischen ins Englische ist schon nicht einfach, ohne ausreichende Kenntnisse der japanischen Sprache wegen der teilweise vorhandenen doppelten oder gar dreifachen Lesung / Bedeutung der Kanji fast schon unmöglich. Insofern sind oft bereits die englischen subs mit manchen Fehlern behaftet, die sich dann bei der nochmaligen Übersetzung des Textes ins Deutsche nochmal verstärken können, weil auch englische oder deutsche Wörter eine mehrfache Bedeutung haben können und es fast immer Begriffe gibt, die (fast) dasselbe bedeuten, aber eben nicht immer zum Kontext passen.
Und Japanisch lesen und hören sind bei dem oft vorhandenen Genuschel auch noch zwei komplett verschiedene Paar Schuhe. Im Vergleich zu Deutsch ist Englisch eigentlich recht einfach gestrickt und die meisten haben es zumindest ansatzweise in der Schule gelernt, mit mehr oder weniger Bereitschaft und nicht wissend, dass sie das noch einmal sehr brauchen könnten.
Das Beste wäre es, wenn sich mehr Leute (auch die deutschen Subber) mehr oder bessere Japanisch Kenntnisse aneignen würden (beginnend in der Volkshochschule) und auch mehr sich auf ihr Englisch besinnen würden, um das ggf. zu verbessern.
Und leider ist es so, dass fast alle Subs zuerst (manchmal geradezu blitzartig) in englischer Sprache im Web aufschlagen um dann von Subgruppen anderer Länder in deren Sprache übertragen zu werden, mit den dann möglichen o.a. Fehlerquellen.
Mein Japanisch ist quasi nicht vorhanden, auch wenn ich einiges durchaus verstehe, aber mein Englisch ist gut genug, um auf deutsche Subs verzichten zu können, von deutschen Dubs ganz zu schweigen. Schon so mancher englische Sub hätte eine bessere QC nötig gehabt, sei es Rechtschreibung oder Grammatik betreffend, und das gilt leider auch für so manchen deutschen Sub, sorry.
Während ein richtiger Sub mit der Beschaffung exzellenten Raw-Materials beginnt, dann der Übersetzer den Text in die Landessprache überträgt, dann Timer, Encoder und QC mit entspr. Fehlerkorrektur (sofern man sie denn findet) kommen, bis das Werk vollendet ist, besteht die Arbeit deutscher Subgruppen oft lediglich darin, sich einen bereits englisch gesubten Titel zu schnappen (.mkv + softsub), ihn in Aegisub oder ein vergleichbares Programm zu laden um dann dort Zeile für Zeile ins Deutsche zu übersetzen, was wie man sieht, ein vollkommen anderer (geringerer) Arbeitsauffwand ist, zu dem man oft nur eine einzige Person braucht, und den man mit dem zuerst getätigten Aufwand, bei dem meist mehrere Personen beteiligt sind, nicht unbedingt vergleichen kann. Insofern bewerte ich diese beiden unterschiedlichen Arbeitsweisen auch komplett anders, denn das reine Übersetzen (Englisch ins Deutsche) und das Arbeiten mit Aegisub kann ich auch, dazu muss man oft nicht einmal mehr neu encoden, das andere mit Timing, Encoding etc. aber nicht, auch wenn ich bereits mehrmals QC gemacht habe.
Vermutlich bestehen die meisten Animesubs so aus ca. 300-400 Zeilen, dann kann man sich ungefähr ausrechnen wie lange man für deren Übersetzung braucht, je nach Grad der Englischkenntnisse mit mehr oder weniger Benutzung eines Dictionaries oder z.B. des Leo (der Duden wäre ab und zu auch ganz hilfreich).