[Biete] Utna

Albin

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Utna

Prolog

Das Sonnenlicht fiel auf die vielen unterschiedlichen Marktstände und warf deren Schatten zusammen mit denen der umherströmenden Menschen auf den Platz inmitten der kleinen Stadt. Ein Junge von vierzehn Jahren lief durch die Gassen und ließ sich von den Leuten, die eilig und zielstrebig ihren Geschäften nachgingen nicht die Freude nehmen, die es ihm bereitete, die Privateinkäufe für den Schmied zu tätigen, bei dem er in Lehre gegangen war.
Es war einer der wenigen freien Tage, die er hatte und wann sonst konnte er Menschen aus allen Winkeln des Landes sehen. Tuchhändler aus Kash, Bettelmönche von Gal'run und die einfachen Eshkandi hatte er schon ausmachen können.
Der Wind zerrte an seinem Leinenhemd, als er stehen blieb, um sich bei einem Stand mit Gewürzen aus Kash umzusehen. Zwar sollte er davon keine besorgen, aber er liebte den süßen Duft, der ihn an das Kuchenbrot des Benachfestes erinnerte.
"So wahr ich es Euch sage, Herr. Die Gewürze sind so frisch gemahlen, dass sie selbst Dahl munden würden", versuchte der Besitzer des Standes gerade einen vornehm gekleideten Herren zu überreden, doch etwas bei ihm zu kaufen. Doch der skeptische Blick des Mannes blieb hart und unerbittlich. Der Junge schätzte die Chancen des Verkäufers bei diesem Mann eher schlecht ein. Er nahm noch eine Nase voll des süßen Duftes in sich auf und löste sich dann schweren Herzens von dem Stand.
Von Weitem hörte er noch den Verkäufer und den Mann reden, aber bald verloren sich die beiden Stimmen im Stimmengewirr des Volkes, das hier auf den Beinen war.

"Hey du."
Der Junge blieb stehen und sah sich um. Einer der Bettelmönche hatte sich aus der Gruppe gelöst und sah in seine Richtung. Ein Blick zu den anderen Mönchen zeigte ihm, dass jeder von ihnen nun einzeln die Bürger um Geld bat.
Die Kapuze der braunen Leinenkutte hing dem Mann bis zu den Brauen und um seinen Bauch hatte er eine Kordel gebunden, an der ein Buch hing. Die Kordel ging direkt durch ein Loch an der Ecke des Büchleins und auf der Buchklappe war das Zeichen Dahls eingraviert.
"Hast du einen Silberling für einen Mann des Glaubens übrig?", fragte der Mönch, als er die Distanz zwischen den beiden überbrückt hatte. Seine Mundwinkel zogen sich dabei nach oben und formten eine verzerrte Art von Grinsen, die keineswegs vertrauenserregend wirkte. Irgendetwas an der Weise, wie der Mann vor ihm stand, wie er grinste und wie er ihn ansah, ließ den Jungen innerlich erbeben. Er hatte es hier nicht mit einem Mönch zu tun, da war er sich sicher.
Er öffnete den Mund zu einer Antwort, klappte ihn dann aber wieder zu und schüttelte stattdessen nur den Kopf. Er konnte förmlich den Blick des Mönches spüren, wie er an seinem Körper hinabsah zu dem kleinen ledernen Beutel, den er am Hosenbund trug. Nur mit Mühe konnte er dem Drang widerstehen, eine Hand hineinzustrecken und die Münzen festzuhalten.
Schließlich wandte sich der Mann in der Mönchskutte ab und hielt eine Frau an, die die Dienstkleidung des Barons trug.

"Bist wohl kein Freund Dahls, Jüngelchen, wie?"
Die Stimme klang so krächzend und unerwartet nah, dass der Junge zusammenschreckte und diesmal wirklich eine Hand an den Beutel mit seinem Geld legte, als er sich umdrehte, um nach der Quelle der schiefen Töne zu suchen, die ihn so erschreckt hatten.
"Ich will nich deine paar Taler", krächzte die Stimme wieder und der Junge sah auf eine gebückt vor ihm stehende Frau. Eines ihrer Augen war getrübt und als sie sprach sah er, dass viele Zähne abgebrochen waren oder ganz fehlten.
"Magst die Mönche nich so, mh?"
Noch mehr als der Mönch zuvor, erschien ihm die Frau nicht das, was sie vorgab zu sein. Sie blickte nahezu verachtend auf das Getümmel auf dem Marktplatz und auch auf den Jungen selbst. Sie schien keinem der Leute aufzufallen und sicherlich hätte auch er sie nicht gesehen, wenn sie ihn nicht angesprochen hätte.
Die Alte blickte ihn erwartungsvoll an und es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass er noch nichts gesagt hatte.
"Ich ... ich habe Geschäfte zu ...", begann er, doch sie winkte ab und sah kurz an dem Jungen vorbei in die Ferne, als würde sie dort etwas sehen, was nur für sie interessant sei. Dann wandte sie sich ihm wieder zu.
"Bist du allein hier, Jüngelchen?"
Ihm wurde etwas mulmig zumute, aber was sollte die Alte schon tun. Selbst wenn sie ihn um sein Geld erleichtern würde, würde sie damit ja nicht entkommen können. Und ihre Frage schien alles andere als gefährlich.
"Ich habe Erledigungen für Meister Thorval aufgetragen bekommen."
"Ach ... der neue Schmied biste." Ein Glucksen entfuhr ihrem schiefen Mund und das gesunde Auge verzog sich leicht zu einem Schlitz. "Schmiede sind Krieger in Friedenszeiten. Ob du 'n Hammer schwingst oder 'n Schwert." Wieder gluckste sie.
"Ich muss ... ich muss weiter."
Der Junge versuchte an der Alten vorbeizugehen, aber die hatte schon eine klauenhafte Hand an seiner Schulter und hielt ihn fest. Mit der anderen Hand griff sie in ihr Gewand und holte eine Augapfelgroße Kugel heraus. Ein kleiner weißer Ball mit drei sich überkreuzenden silbernen Ringen drum herum.
"Weißte was das is?", fragte die Alte und ihr Tonfall hatte jegliches Glucksen verbannt. Es war mehr eine beschwörerischer Befehlston, den sie annahm. Er versuchte sich von ihrer Hand zu befreien, aber sie schloss sich nur noch fester um seine Schulter.
"Es is ein Utna. Ein Talisman der alten Künste."
Sie hielt die Kugel weiter nach oben und musterte sie, dann sah sie wieder zu dem Jungen.
"Ich habe kein Geld für so etwas. Lasst mich los. Ich will euer Utna nicht."
Wieder entfuhr ihr ein Glucksen, diesmal fröhlicher und lauter.
"Ich hab doch gesagt, ich will deine Taler nich ... ich schenke es dir. Und manche würden dafür töten."
Der Junge versuchte sich wieder loszureißen und nahm die rechte Hand an die Schulter, um die Klaue der Alten abzustreifen, aber sie sah ihn nur grinsend an und legte die Kugel, das Utna, wie sie es nannte, auf seinen rechten Handrücken.

Ein weißes, helles Licht brannte vor den Augen des Jungen. Einen Augenblick später merkte er, dass es von innen brannte. Es blendete ihn, wo er auch hinsah. Er kniff die Augen zusammen und sank auf die Knie. Ein Schrei, der sich in seiner Kehle angesammelt hatte, seit die Alte ihm ihre Hand auf die Schulter legte, löste sich nun und ließ einige der Leute stehen bleiben und ihn anstarren.
Als er die Augen öffnete, war die Alte weg. Nur ein Brennen in seiner rechten Hand versicherte ihm, dass er sich das Alles nicht nur eingebildet hatte.
 
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