[Biete] Vom Schmerz der Welt (vore kurzgeschichte)

Sebastian

Gläubiger
Vom Schmerz der Welt
Eine sanfte Brise wehte buntes Laub auf. Wie Kristalle glitzerte der Tau auf ihnen im Schein der Sonne, die am hellen, wolkenlosen Himmel einen milden Tag versprach. Elaciens Blicke folgten dem unbeschwerten Gleitflug der Blätter. Ein Hase, der am Fuße des Baumes gesessen hatte, blickte kurz auf, um sich dann erneut der Beschäftigung zu widmen, mit welcher er sich schon seit Sonnenaufgang aufhielt. Essen. Die Elfe wusste nicht, wie lange sie schon hier stand, und dem kleinen Tier zusah. Wie einfach sein Leben doch war. Fast schon beneidete sie diese Existenz. Dem Hasen blieb es erspart, sich den Kopf mir Fragen über den Sinn seines Daseins schwer zu machen. Was war nur mit ihr los? Der leise Gesang der Vögel erfüllte den Wald mit einer beruhigenden Harmonie. Die bunten Blätter der Bäume erstrahlten im Licht der Sonne. Wie ein Spiegel lag der See da und in seinem kristallklaren Wasser konnte man selbst an der tiefsten Stelle noch Fische zwischen buntem Kies erkennen. Es war ein wunderbarer und friedlicher Tag, aber dennoch erreichte dieser Frieden Elaciens Seele nicht. Ein vertrocknetes Blatt verfing sich in ihrem wallendem Haar. Geistesabwesend zog sie es heraus. Von der einstigen Schönheit und Farbenpracht war nichts mehr geblieben. Spröde Adern hielten mit letzter Kraft zusammen, was übrig geblieben war. Das einst so strahlende Rot hatte sich in ein bleiches Braun gewandelt und an der Stelle, wo die Finger der Elfe das Blatt berührten, taten sich feine Risse auf. Elacien umschloss es mit beiden Händen. Es benötigte keine Kraft, das Blatt zu zerreiben. Als sie ihre Hände öffnete, trug der Wind feinen Staub davon, der sich über dem See verteilte. Traurig blickte sie in den Himmel. Ein Falke zog kreischend seine Kreise.
Warum flüchtete sie sich so oft hierher?
Vielleicht wünschte sie sich insgeheim, dass er ihr heimlich folgen würde. Dass er sich still neben sie setzte, und sie gemeinsam die Schönheit des Waldes betrachten konnten. Dass er ihr nur kurz nahe sein würde. Doch sie wusste, er würde sie nie beachten.
Langsam setzte sie einen Fuß in das Wasser des Sees. Allerlei Wasserpflanzen kitzelten an ihren Beinen, während sie vorsichtig das Schilf beiseite bog, um zur freien Wasserfläche zu gelangen. Elacien glitt nahezu lautlos in das Wasser. Mit kräftigen Zügen strebte sie den Mittelpunkt des Sees an. Seine kalte Umarmung hatte etwas beruhigendes. Die Elfe atmete tief ein und tauchte unter. Mit streichelnden Berührungen strich das Wasser ihr Haar zurück. Wenigstes hier konnte sie frei sein. Elacien blickte zur Oberfläche. Wie ein im Wind schwingendes Seidentuch glänzte das Licht auf dem Wasser. Sie verharrte kurz, dann atmete sie langsam aus. Silberne Perlen stiegen auf. Sie waren nur Luft, und doch hing ihr Leben an so etwas kleinem. Die Elfe schloss ihre Augen und ließ sich langsam tiefer sinken. Ihre Lungen verlangten nach Luft, doch sie ignorierte den Ruf. Gleich würde sie die weiche Berührung des feinen Kiesbodens empfangen. Sie breitete die Arme aus. Spürte die Nähe der Steine. In einem Bett aus Kies lag sie da. Kurz überlegte sie, einfach hier zu bleiben,und ihre Sorgen zu vergessen. Wer würde sie vermissen, fragte sie sich traurig. Doch das Verlangen ihres Körpers nach Luft und die Überzeugung, irgendwann in den Armen ihres Ersehnten zu liegen, ließen sie sich erheben. Sie würde weiter leiden. Eines Tages würde auch sie das Glück ereilen. Elacien stieß sich vom Grund ab. Ein schneidender Schmerz durchfuhr ihren rechten Fuß. Sie blickte nach unten. Zwischen dem Kies, glänzte die Klinge eines Dolches. Wie war er nur hier hin gekommen? Trotz des Wasser war kein Rost an ihm. Sie schob den Gedanken beiseite und schwamm der Oberfläche entgegen. Sie musste atmen. Als sie auftauchte, füllten sich ihre Lungen gierig mit Luft.Sie war lange dort unten gewesen. Elacien strich sich einige Strähnen ihres nassen Haares aus dem Gesicht und schwamm auf das nächste Ufer zu. Bald würde sie sich wieder in die verstrickten Intrigen des Hofes begeben. Sie seufzte. Mit einem starken Zug glitt sie durch das Wasser und ließ sich einen Moment lang weitertreiben. Eine Schar Vögel flog auf. Sie schaute ihnen nach. Etwas stimmte nicht. Wie zur Bestätigung ihrer Worte spürte sie einen schrecklichen Schmerz in ihren Waden. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihr. Als sie hinter sich blickte, sah sie noch, wie eine riesiger Echsenkopf ihre Beine zu verschlingen begann, dann wurde sie unter Wasser gerissen. Das Wasser hatte einen roten Schimmer angenommen. Sand wirbelte auf. Elacien konnte den Leib einer gewaltigen Schlange erkennen! Panik überkam sie. Sie versuchte sich loszureißen, doch die Schlange hatte bereits die Hälfte Elaciens Beine in ihrem Leib. Wie hatte sie nur so unachtsam sein können! Mit aller Kraft drückte sie gegen den Schlangenkopf. Es war aussichtslos! Ihre Kraft würde niemals ausreichen! Die Schlange hatte bereits ihren Hüften erreicht und begann, sie mit langsamen Bewegungen zu verschlingen. Rote Wolken stiegen auf. Elacien zuckte vor Schmerz zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie zu Wasseroberfläche. Kurz konnte ihre Hand sie durchbrechen, dann hatte die Bestie sie weiter in die Tiefe gerissen. Die Kraft, mit der die Schlange sie umgab, drohte ihr die Luft aus den Lungen zu pressen! Würde sie ertrinken, bevor die Schlange sie verschlunge hätte? Sie wollte nicht daran denken. Elacien spürte, wie der Leib der Schlange immer weiter an ihr herauf glitt. Sie fühlte die Bewegung der Muskeln, die ihre Füße zusammendrückten und ihre Beine und Hüften tiefer pressten. Wie sollte sie der Schlange entkommen? Es war, als erfüllte ein Sog das Tier, dem niemand etwas entgegensetzen konnte und welcher alles in sich hineinzog. Panisch blickte sich die Elfe um.
Zwischen roten Wolken sah sie etwas glänzen. Der Dolch! Sie würde die Schlange erstechen können, würde leben! Sie streckte den Arm nach ihm aus. Ihre Fingerspitzen berührten das kühle Metall. Es fehlte nur ein winziges Stück! Sie konnte es schaffen! Kleine Luftblasen stiegen zwischen ihren Lippen auf. Die Zähne der Schlange drangen in ihre Brüste und schnitten dünne Risse in ihren Rücken. Weitere rote Wolken stiegen auf, doch Elacien ignorierte den Schmerz. Ihr ganzer Körper war bis zum zerreißen gestreckt, mehrmals hatte sie die Klinge bereits umfassen können, doch sie glitt stets wieder ab. Verzweiflung überkam sie. Sie musste den Dolch zu fassen bekommen! Sie musste es schaffen! Das Wasser ließ ihren Verzweiflungsschrei zu einem stummen Gurgeln werden. Die Schlange hatte ihr Maule immer weiter gedehnt, sie hatte spüren können, wie sich die schuppige Haut über ihre Schultern spannte. Immer weiter war sie geglitten, bis das Maul schließlich über ihren Kopf hinweg glitt und die Arme der Elfe ruckartig verschlang. Elacien wurde bleich. Das Messer lag nun gut einen Schritt von ihr entfernt. Es war unmöglich, es noch zu erreichen! Ihr gesamter Körper war vom Leib der Schlange umschlossen. Sie konnte hier nicht mehr hinaus!
Die Muskeln des Tieres pressten sie trotz allen Wiederstandes immer tiefer in seinen Leib. Elacien versuchte, sich mit ihren Händen am Maul des Monsters festzuklammern, ignorierte die blutigen Schnitte, die ihr die scharfen Zähne zufügten, doch sie wurde weiter hinab gedrückt. Dann schloss sich der letzte Weg in ihre Freiheit und tiefste Dunkelheit umgab sie. Entsetzen trat in ihre weit aufgerissenen Augen. Warme Tränen rannen ihre Wangen herab, doch sie konnte sie nicht von den anderen Flüssigkeiten, die sie umgaben, unterscheiden. So durfte es nicht enden! Sie hatte nicht all die Trauer und Verzweiflung durchgemacht, um jetzt hier zu sterben! In hilfloser Wut schlug und trat sie gegen den Leib, der sie umschloss, bis sie erschöpft aufgab und weiterglitt. Der Körper umschlang sie von allen Seiten. Auf ihrer ganzen Haut spürte sie seine Berührung.
Die Schlange begann sich wild zu winden. Das Gesicht der Elfe würde tief in das warme Fleisch des Tieres gedrückt. Der letzte Rest Luft wich aus ihren Lungen. Sie presste den Mund fest zusammen. Sie durfte nicht den Versuch machen, einzuatmen. Ihr ganzer Körper krampfte sich durch den Luftmangel immer wieder zusammen. Elacien wurde übel. Was hatte es noch für einen Sinn, um ihr Leben zu kämpfen? Sie konnte es nur um wenige Sekunden hinauszögern. Säure begann überall auf ihrer Haut zu brennen. Niemals würde sie die Nähe dessen mehr spüren, den sie all die Jahre so sehnlichst beobachtet hatte. Warum nur hatte sie nie den Mut fassen können, auf ihn zuzugehen? Jetzt waren all die Träume die sie hatte zerstört. Zerstört, von einem dummen Tier! Welch schwarzen Humor ihr Schicksal doch hatte. Wäre noch Luft in ihren Lungen gewesen, hätte sie wohl ein Anfall irren Lachens überkommen. Die Elfe entspannte sich. Spürte die wellenartigen Bewegungen der sich wild windenden Schlange. Spürte den Rhythmus, der sie immer tiefer trieb. Es war so wunderbar warm hier. Tiefe Geborgenheit erfüllte Elacien. Ein letztes mal bäumte sich ihr Körper gegen das Ende auf, dann stürzte ihr Bewusstsein in tiefste Schwärze.
Warm. So warm...
Schreckliche Schmerzen rissen Elacien aus ihrer Ohnmacht, fuhren wie Lichtblitze in die Finsternis und vertrieben das beruhigende Dunkel. Sie fand sich in gleißendem Licht wieder. Wie in Trance versuchte sie sich aufzurichten, doch irgendetwas hielt sie am Boden. Ihr gesamter Körper schmerzte, als hätte man ihr mit einem glühenden Eisen die Haut vom Leib gebrannt.
Allmählich zeichneten sich die Umrisse von Bäumen im Licht ab. Durch tränenverschwommene Augen konnte sie Teile des roten Blattwerkes erkennen. Ein Gesicht beugte sich über das ihre. Tiefbraune Augen blickten sie aus einem Gesicht an, welches sie unter tausenden erkennen würde.
Ein starker Arm fasste um ihre Taille und half ihr sich aufzurichten. Es war, als könne dieser Arm sie vor allen Schmerzen abschirmen. Sie sah ein Glänzen rechts von ihr im Gras. Elacien bettete ihren Kopf auf die Schulter ihres Retters. Blut vermischt mit Wasser lief von ihrem Haar auf seine glänzend weiße Kleidung, doch es schien ihn nicht zu stören.
Ein Blatt verfing sich in ihrem Haar. Strahlend rot flatterte es, bis es der Wind fort riss. Elacien beobachtete es auf seinem Weg durch die Luft. Zum ersten mal seit Jahren, umspielte ein Lächeln ihre Lippen.
 
Zuletzt bearbeitet:

MakubaX

Sakurazuka Mori
VIP
Nun ich denke deine Rücksicht auf die Lesern ist Unbegründet.
Es ist eine Horror-Geschichte mit Happy-End, zudem ist es nicht mal Hentai ^^
Also hat es hier im Alternativbereich nichts zu suchen.
Das gehört sogar in den Non-Hentai-Fanfic ^^

Die Geschichte kommt glaubhaft rüber, auch wenn ich nun nicht weiss ob sie von der Magensäure halb zersetzte Haut hat oder doch alles knapp überlebt hat mit kleinen aber vielen Verletzungen. ^^
Vielen FDank fürs Schreiben.
 

Sebastian

Gläubiger
wie kann ich den thread denn verschieben?
und natürlich beherrscht ihr geliebter elfische heilmagie, sodass sie am ende ganauso aussieht, wie am anfang^^
aber ich fand, das noch dazuzuschreiben, hätte das ende kaputt gemacht.
 

MakubaX

Sakurazuka Mori
VIP
Keine Sorge das übernehmen die Moderatoren hier im Forum.
Ich habe ihn auch schon gemeldet, es wird dann mit der Zeit in den richtigen Bereich verschoben ;D

Ja ich fand das Ende in Ordnung und lass es so stehen wie es ist ^^
 

gabberhajdj

Chefkoch
Mir ist beim Durchlesen auch nichts aufgefallen was mich irgendwie stört. Ein kleiner Rechtschreibfehler in einer der ersten Zeilen, aber das war es schon.
Dein Stil gefällt mir ganz gut, ich kann mir bildlich vorstellen wie sie in den See schwimmt. (musste an den Elrendarsee
aus WoW denken ;-) )

Würde gerne mehr lesen.
 

Kerberus

Gläubiger
Gefällt mir wieder sehr gut. Hast ne prima Schreibart und ein Händchen für die Feinheiten beim Schreiben wenns böse wird^^
ABER wie bei der letzten Geschichte die ich von dir kommentiert habe, etwas mehr Absätze machen, ist so sehr schwierig zu lesen wenn alles in einer Wurst ist.
Ansonst mach weiter so, hast ein prima Talent :XD:
 
Oben