[Frage] Welche Geschichte gefällt euch am Besten?

Welche Geschichte fandet ihr am Besten?


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Shishiza

Sehr brave Fee^^
Teammitglied
Mod
Es ist wieder soweit, die Zeit ist abgelaufen und die Geschichten sind zu mir geschickt worden. Jetzt seit ihr dran. Wieder gibt es die Geschichten, die ihr durchlesen könnt und dann dürft ihr voten.
Eine Stimme gibt es. Jeder, der für sich selber votet, wird disqualifiziert. Die Umfrage wird öffentlich sein und so kann jeder einsehen, wer für welche Geschichte gevotet hat. Allerdings wisst ihr nicht, von wem sie ist.

Hier sind die Geschichten:

Auf Wunsch wurde die erste Geschichte gelöscht.


Geschichte Zwei:

Schwarz-blaues Nichts umgab Leon, während Sombra mit Kurs Ost-Nord-Ost durch das Wasser schnitt. Es wirkte so leicht, fast schwerelos. Als würde das knapp vierzehn Meter lange Boot im Wasser dahinschweben. Dabei lasteten etwa 350bar Wasserdruck auf der keramikgepanzerten Titanhülle.
Auch wenn die Ozeane, bereits über fünf Jahrhunderte praktisch leer gefegt von höheren Lebewesen - abgesehen vom Mensch -, seit jeher ein einsamer Ort gewesen waren, waren die Gewässer um das australische Festland nach den Biontenkriegen komplett verlassen. Einzig die Kreuzer der verbündeten Aquatorien, die das Küstenschelf patrouillierten, waren stählerne Zeichen der menschlichen Existenz.
Das Korallenmeer, einst benannt nach seltsamen Konstrukten, halb lebendig, halb aus Kalkstein, die zu Abertausenden die Ostküste Australiens mit ihrem wunderschönen Farbenspiel bevölkert haben sollen, war zu einem ebenso leblosen Platz geworden, wie der Rest Aquas.
Leon befand sich am östlichen Rand dieses Teils des Pazifiks und genoss die Abgeschiedenheit. Auch aus diesem Grund hatte er die Rettungskapsel, die er vor einer halben Stunde südwestlich von seiner jetzigen Position geborgen hatte, noch nicht geöffnet. Die Person darin war bewusstlos, aber unverletzt, sodass er fand, dass ihr derzeitiger Platz besser war, als wenn er sich das enge Cockpit – und die darin herrschende Ruhe – mit ihr teilen müsste.
Zunehmend steil stieg der Meeresboden vor ihm an. Automatisch korrigierte Sombras Bordcomputer den Kurs und ließ den unterseeischen Vulkan steuerbord liegen. Leons alten Navigationsdaten nach hatte sein Gipfel einst bis wenige Meter unter die Meeresoberfläche gereicht. Nach fünfhundert Jahren war es vorstellbar, dass er durch seine tektonische Aktivität bereits weit aus dem Meer ragte. Genauso gut konnte es aber auch sein, dass die POM-Schicht seine Spitze wie ewiger, tödlicher Nebel umwölkte.
Ein nach Nordwesten ragender Ausläufer zwang Leon, bis auf 2000m Tiefe zu steigen. Scharfe Grate jüngerer vulkanischer Aktivität zogen unter Sombra hinweg. Kochend heißes Wasser waberte um Schlote an den zerfurchten Flanken. Dunkle Aschewolken wurden von der Konvektion empor getragen und bildeten den Lebensraum für wundersame Organismen. Solche primitiven, einzelligen Mikroorganismen waren die einzigen anderen Lebewesen, die die Weiten der Ozeane noch bevölkerten.
Ein Punkt erschien am Rand von Sombras Sonaranzeige. Zwei weitere gesellten sich in kurzen Abständen dazu. Ein Stück backbord hinter Leon hielten sie in gerader Linie auf ihn zu. Die Boote waren nicht viel schneller, aber würden ihn über kurz oder lang einholen. In Anbetracht der Leere, mit der Leon in dieser Region Aquas gerechnet hatte, gab es nur eine Antwort auf die Frage, was sie von ihm wollten: Es konnte nur mit der Rettungskapsel zusammenhängen, die er aus dem Meer gefischt hatte, oder präziser, mit deren Inhalt.
Leon steuerte Sombra weiter nach Nordosten, die abfallende Flanke hinab. Im dahinterliegenden Tiefseebecken beschleunigte er auf Höchstgeschwindigkeit und schoss über das flache, leblose Sedimentgestein. Seine Verfolger waren im Sonarschatten des Vulkans verschwunden, tauchten jedoch etwas später am Hang auf und folgten ihm in die Tiefe.
Mehr als eine halbe Stunde glitt er über den scheinbar endlosen, grauen Meeresboden, der kaum Anhaltspunkte zur Orientierung bot, während sich die drei anderen Boote kontinuierlich näherten. Schließlich konnte Sombras Bordcomputer sie als Scouts identifizieren: Shogunats-Design. Derart weit südlich konnten es eigentlich nur Söldner oder Piraten sein. Waren es Söldner, hatten sie es garantiert auf die Rettungskapsel abgesehen und würden sich davon auch nicht abbringen lassen. Mit Piraten ließe sich vielleicht verhandeln, andererseits arbeiteten die selten fernab einer Basis oder eines Kommandosschiffs.
Allmählich wuchs der Meeresboden wieder an, erste grobe Strukturen erhoben sich aus dem Sediment. Anzeichen dafür, dass Leon sich seinem Ziel näherte: Espiritu Santo. Als Vulkaninsel zwischen Salomonengraben im Norden und Neue-Hebridengraben im Süden, war Espiritu Santo das Kind der Subduktionszone von Australischer und Pazifischer Platte. Sie war eine der westlichsten Inseln der Inselgruppe gewesen und zudem die größte. Ein Graben sollte sich bis zum Fuß des Hauptvulkans ziehen und Leon den Weg weisen. Als der Eingang auftauchte, übernahm er die manuelle Steuerung von Sombra. Mit Höchstgeschwindigkeit navigierte er hinein. Seine Verfolger waren auf weniger als tausend Meter herangekommen und folgten ihm in das zerklüftete Terrain aus tiefschwarzer, erstarrter Magma und vulkanischen Sedimenten.
Eine Männerstimme, vom Niederfrequenzfunk blechern verzerrt, quoll drohend aus dem Lautsprecher: «Du hast etwas, was uns gehört. Rück es raus oder stirb. Das ist die einzige Warnung.» Ohne eine Antwort abzuwarten, wurde der Kanal geschlossen. Offenbar meinten die Angreifer es ernst und würden sich auf keine Diskussionen einlassen.
Leon ignorierte die Drohung. Es war nicht seine Art, sich von irgendwem einschüchtern zu lassen, auch wenn die Shogunats-Boote, die sie fuhren, im Gefecht nicht zu unterschätzen waren.
Er steuerte Sombra aus der Mitte der Kluft näher an den Rand und hielt Ausschau nach Abzweigungen, die ihm als Deckung dienen konnten.
Ein rot blinkender Punkt tauchte im Nahbereichssonar auf. In gerader Linie schoss er auf Sombra zu, legte die wenigen hundert Meter innerhalb von Sekunden zurück. Der ungelenkte Torpedo detonierte backbord vor Leons Boot und ließ eine leuchtende Gaskugel erblühen, die im selben Moment unter dem Druck von 2500m Wassersäule implodierte und kurz darauf von einer grau-braunen Sedimentwolke verschluckt wurde. Die ausgesandte Druckwelle rüttelte heftig an Sombra.
Mit einem kraftvollen Schub des Boosters schoss Leon um den aufgewirbelten Schlick herum, nach Steuerbord und hinein in den nächsten Seitengraben. Sein Geschützturm erwachte fiepend zum Leben und spuckte glühende Wolframgeschosse in Sombras Fahrwasser, als mit geringem Abstand der erste Scout in den Graben einbog.
Zwei heranrasende Torpedos detonierten im Abwehrfeuer des Turms, ehe Leon sein Boot in ein dichter werdendes Labyrinth aus vulkanischen Schloten steuerte. Manche schmal wie Finger, andere meterdick wuchsen die pechschwarzen Gebilde aus dem Boden. Giftig gelbe Schwefelablagerungen umgaben die unzähligen Öffnungen, aus denen unablässig Aschewolken quollen.
Das passive Sonar wurde zunehmend durch die zerklüftete Landschaft und die drastischen Temperaturschwankungen gestört, sodass Leon das aktive Sonar zuschaltete. Das machte ihn zwar zu einer weithin sichtbaren Zielscheibe, ermöglichte ihm andererseits eine präzisere Navigation in dem Labyrinth.
Seine Verfolger hingen unverändert an seinem Heck. Hell leuchtend jagten Plasmageschosse hinter Sombra her. Noch knapp außerhalb ihrer Reichweite verglühten sie wirkungslos in der gehärteten Keramikpanzerung, doch kamen die Söldner mit jeder Kurve näher.
Leon entschied sich, in die Offensive zu gehen: Hinter einem breiten Schlot zog er sein Boot mit jähem Gegenschub in eine Wende und eröffnete seinerseits das Feuer auf die heranrasenden Gegner, die kaum Möglichkeiten hatten, in dem engen Graben auszuweichen. Ungebremst fuhren sie in seinen Plasmahagel. Das Knistern der überhitzten Energiegeschosse, die sich frontal in die Hüllen der Angreifer gruben, war deutlich zu hören. Leon entlud die gesamte Pufferkapazität seines Generators durch sein Plasmageschütz. Dann waren die drei Boote an ihm vorbei. Sofort riss er das Steuer herum und ließ Sombra die steil aufragende Flanke erklimmen. Innerhalb von Sekunden hatte er mehrere Hundert Tiefenmeter überwunden, schoss über den Grat hinweg und stieß in den benachbarten Graben hinab.
Die Torpedowarnung heulte los, als seine Verfolger über dem Grat erschienen und ihn erneut unter Feuer nahmen. Ein Hammerhead schnitt durch das Wasser. Das extrem wendige Geschoss entkam dem Abwehrfeuer von Sombras Geschützturm und erwischte Leon im hinteren Backbordbereich. Die Explosion drückte sein Boot beinahe gegen einen der Schlote, haarscharf schrammte es daran vorbei. Die Hüllenintegrität war durch diesen Treffer auf 40% gefallen. Hektisch leitete Leon mehr Energie in die Reparaturbots.
Der Tigershark, den er anschließend aus dem Magazin lud, war kein Wunderwerk an Treffergenauigkeit, aber bot ein ausgewogenes Angriffspotenzial für seinen günstigen Preis. Außerdem war es die einzige Sorte Torpedo, die ihm der Waffenmeister des Atlanterkreuzers verkaufen wollte, mit dem er vor die australische Küste gekommen war ...
Erneut zog Leon sein Boot in eine Kehre, erfasste den ersten Angreifer und entließ das Geschoss ins Wasser, sobald die Erfassungsbestätigung ertönte. Diesmal ließen sich seine Gegner nicht überrumpeln und öffneten ihre enge Dreierformation, um dem erwarteten Angriff zu entgehen. Wider erwarten galt das Feuer ihrer Geschütztürme jedoch Sombra, sodass der Torpedo unbehelligt sein Ziel ansteuern konnte.
Sofort erkannte Leon seine Chance und noch ehe der Tigershark in der Panzerung des ersten Scouts einschlug, hatte er einen zweiten hinterhergeschickt. Beide detonierten im Abstand weniger Sekunden in der Front des vordersten Verfolgers und brachten den Druckkörper zum Kollabieren.
Leon hatte das Geräusch berstender Hüllen oft genug gehört und doch jagte ihm das metallische Kreischen und das unheilverkündende Rumpeln des entweichenden Helinox-Atemgases einen Schauer über den Rücken. Für den Piloten bestand keine Hoffnung. Zum Glück für ihn war er bei dem herrschenden Wasserdruck tot, bevor die letzte Gasblase das zerquetschte Wrack verließ.
Aber Leon hatte nicht die Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, denn die anderen beiden Verfolger revanchierten sich mit einer Kombination aus Torpedos und Geschützfeuer und zwangen ihn in die Flucht. Knapp über dem zerfurchten Untergrund jagte er Sombra, so gut es ging nach Osten, dem ansteigenden Terrain folgend in Richtung Oberfläche.
Beständig erwiderte der Geschützturm das Feuer auf die feindlichen Torpedos und Boote. Schneller, als es Leon lieb war, schwand sein Munitionsvorrat. Für ein Upgrade auf eine Plasmawaffe, die ihn vom begrenzten Vorrat an Wolframprojektilen unabhängig gemacht hätte, hatte weder sein Geld noch die Kapazität von Sombras Generator ausgereicht. Gezwungenermaßen beschränkte er das Abwehrfeuer auf die Torpedos und versuchte dem stetigen Plasmahagel im Durcheinander der Vulkanschlote auszuweichen.
Eine anhaltende Salve pflügte kochend durch das Wasser. Ein Teil durchschlug hämmernd Sombras Keramikpanzerung und fraß sich in die darunterliegende Titanhülle, ehe Leon das Steuer herumreißen konnte. Felssplitter prasselten auf die Cockpitfront, als weitere Projektile über ihm die Felsnadel perforierten. Instinktiv wich Leon dem fortgesetzten Beschuss aus, indem er scharf um den Schlot herum kurvte. Die Zielerfassung des Geschützturms fiepte wild bei dem Versuch, seine abrupten Positionsänderungen auszugleichen und den nächsten heranjagenden Torpedo aufzuschalten. Eine letzte Salve verfehlte das Geschoss, dann war seine Munition endgültig verschossen. Leon zog das Steuer hart vor einem von einer pechschwarz wabernden Wolke umgebenen Felsen herum. Eine zerfurchte Wand tauchte aus dem Ascheschleier auf, befand sich für Sekundenbruchteile in greifbarer Nähe, ehe sie seitlich im Dunkel entschwand. Im nächsten Augenblick detonierte der Torpedo, der der Kurve mit minimaler Verzögerung gefolgt war, in dem massiven Basalt. Trümmer schossen in alle Richtungen davon.
Eilig leitete Leon mehr Reparaturkapazität der Nanobots zu den oberen Hüllenbereichen, während er noch näher zum Meeresgrund steuerte, so tief, dass Sombra eine Schleppe aus aufgewirbelten Sediment hinter sich herzog.
Ein neuer Warnton stimmte in die Kakofonie aus Erfassungswarnungen, Schadensanzeige, Munitionsmangel und Generatorüberlastung ein, mit denen Sombras Bordcomputer Leon bombardierte. Der Meeresboden war steil angestiegen und die Zahl und Größe der Schlote nahm spürbar ab. Zugleich hatten die Strahlungswerte den kritischen Bereich erreicht. Das hieß, er war der POM-Schicht gefährlich nahe. Ein Blick auf den Tiefenmesser ergab, dass nur noch knapp 200m zwischen ihm und der verstrahlten Oberfläche lagen. Eine Oberfläche, die seit über fünfhundert Jahren kein Mensch mehr betreten hatte. Eine Oberfläche, die zu einem Märchen, eine ferne Fantasie geworden war. Für die einen Vision eines besseren, zukünftigen Neuanfangs, für die anderen Grabstein einer Menschheit, die sich durch ihren Wahn selbst auf ewig in stählerne Käfige der Tiefsee gesperrt hatte.
Für Leon bedeutete es jedoch zu allererst, dass ihm je nach lokaler Stärke der Schicht aus abgestorbener, radioaktiver Materie weniger als 100m befahrbares Wasser blieben, was seine Möglichkeiten zunehmend einschränkte. Der einzige Vorteil war, dass sich seine Verfolger nicht mehr über ihm positionieren konnten, sondern auf seine Tiefe herabsinken mussten, um nicht in die POM-Schicht hinein zu geraten.
Leon kontrollierte seine Position. Trotz der ständigen Kursänderungen war er seinen ursprünglichen Zielkoordinaten recht nah. Die leblosen Überreste einer Abbauraupe schälten sich aus dem zwar heller, aber zugleich trüber gewordenem Wasser. Wie eine stählerne Leiche ruhte sie auf dem Meeresgrund, ehe sie vom braunen Einerlei verschluckt wurde. Eine zweite tauchte hinter einer Felsformation auf, sekundenlang in das grelle Weiß weiterer Plasmaprojektile getaucht, die an Sombra vorbeischossen und gräulichen Staub aufwirbelten.
Gequält heulte Sombras Booster auf. Leon quetschte das letzte Quäntchen Energie aus ihrem Generator heraus. Immer mehr organische Substanz trieb im Wasser und erschwerte das Fortkommen. Längst erreichte sein Boot nicht mehr die Höchstgeschwindigkeit, mit es normalerweise durch tiefere Gewässer gleiten konnte. Gleichzeitig war die Reichweite selbst des aktiven Sonars auf wenige dutzend Meter zusammengeschrumpft. Leon fuhr praktisch blind.
Der Meeresboden stieg nur noch sanft an. Hier und da zeigten sich von Strömungen freigelegte Anzeichen des früheren Küstenbereichs von Espiritu Santo. Vor 500 Jahren, bevor der globale Meeresspiegel angestiegen war, hätte Leon womöglich die anbrandenden Wellen von unten sehen können.
In wilden Zick-Zack-Bewegungen versuchte er, dem Feuer seiner Verfolger auszuweichen. Da der flache Meeresgrund jedoch keine Deckung mehr bot, erwischten ihn immer wieder einzelne Geschosse und machten die notdürftigen Reparaturen der Nanobots zunichte.
Plötzlich tauchte ein steiler Berghang aus dem schlammig braunen Wasser auf. Zerklüftete Rinnen erkalteter Magma wuchsen bedrohlich wie Reißzähne daraus hervor. Leon musste in einem Hauptabfluss des Inselvulkans geraten sein. Auf etlichen Metern Breite hatte sich flüssiges Gestein bis weit in den Pazifik ergossen, ehe es erstarrt war.
Blind verließ sich Leon auf seine Intuition und zog das Steuer ohne abzubremsen nach backbord. Der hintere der verbliebenen Scouts konnte der scharfen Kursänderung folgen, der zweite dagegen musste sein Schiff hart nach oben wegreißen, um nicht in den messerscharfen Graten zu zerschellen. Augenblicke später wurde er von der dichten POM-Schicht verschluckt. Bei dieser Wassertiefe konnte er von Glück reden, wenn er lebend daraus zurückkam. Seine Strahlendosis würde er für den Rest des Lebens weghaben. Für Leon stellte er jedenfalls keine Gefahr mehr dar. Was nichts daran änderte, dass ihm noch immer einer der Jäger am Heck klebte und der Korridor, der ihm zum Manövrieren blieb, auf zehn Meter zusammengeschrumpft war.
Leon lud einen ungelenkten Torpedo und machte sich für eine Wende bereit. Mal sehen, wessen Frontpanzerung mehr wegstecken konnte. Es wäre eine Verzweiflungstat. Doch ehe er sie in die Realität umsetzen konnte, glommen Lichter zwischen den erkalteten Lavabächen auf. Offenbar hatte Leon eine automatische Navigationsunterstützung aktiviert. Wenn er recht hatte, sollten ihn die Positionslichter direkt zu seinem ursprünglichen Ziel führen. Und selbst wenn nicht, blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als darauf zu hoffen.
Eine ausdauernde Salve hämmerte in Sombras Heck und ließ die Hüllenintegrität in den tiefroten Bereich rutschen. Dem Söldner war klar, dass sich sein Blatt soeben gewendet hatte und er nur noch Sekunden hatte, in denen er seine Beute erwischen musste, bevor sie sich in die Sicherheit eines Docks rettete. Leon gab sein Bestes dem Beschuss auszuweichen, doch er musste der schmalen Gasse folgen, was zudem durch die Spuren des Lavaausflusses erschwert wurde, die weite Teile der Navigationshilfen zerstört hatten. Wenn er diesen Anflug versaute, würde er zweifellos ein feuriges Ende in einem der unzähligen scharfkantigen Hindernisse finden.
Obwohl es nur Sekunden dauerte, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, bis endlich vor ihm der nur teilweise erleuchtete Umriss der Dockschleuse auftauchte. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, ließ er sich darauf zu treiben, in der vagen Hoffnung, hinter der Außenschleuse vom Wasserwiderstand abgebremst zu werden.
Mit einem Stoßgebet schoss Leon durch eine Wolke aus Plasmaprojektilen. Dann spürte er, wie die Kompression des Wassers Sombra abrupt abbremste und ihn aus seinem Sitz zog. Dennoch vibrierte ein widerlich metallisches Dröhnen durch das Boot, als es frontal gegen das innere Schott prallte.
Leon lehnte sich zurück und atmete tief durch. Die massiven Außentore schlossen sich hinter ihm. Für's Erste war er sicher. Er blickte aus dem Cockpitfenster. Die jämmerlichen Überbleibsel der ursprünglichen Beleuchtung ließen die stählernen Wände lediglich erahnen, die ihn umgaben. Bevor er darüber nachdenken konnte, ob die Pumpen überhaupt noch funktionierten, begannen sie brummend ihre Arbeit. Der Wasserspiegel in der Schleuse sank bis Sombra durch die Oberfläche brach. Dann öffnete sich das innere Schott und Leon fuhr sein Boot vorsichtig in das Dock hinein.
Die Nanobots waren eifrig dabei, die beträchtlichen Schäden zu beheben, würden dafür allerdings eine ganze Weile brauchen. Ein erster Versuch, Kontakt mit dem Stationssystem aufzunehmen misslang Leon zwar, aber die Umgebungswerte zeigten nichts an, was ihn vom Verlassen seines Bootes abhalten müsste. Doch zuvor musste er noch etwas anderes tun.

Leon erhob sich erschöpft aus dem Pilotensitz. Auch das allmählich an Wirkung verlierende Adrenalin in seinem Blut konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass er seit über 15 Stunden in dem Cockpit gesessen hatte.
«Ich bin zu alt für den Scheiß», dachte er, als sein Kniegelenk knackte. Gebückt betrat er Sombras überschaubaren Laderaum. Vor ihm lag die graue, mit neon-gelben Markierungen versehene Rettungskapsel. Die gleißend hellen Ortungslichter waren automatisch ausgegangen, als er sie ins Trockene geholt hatte. Nur eine in beruhigendem Rhythmus blinkende Status-LED spiegelte sich in der Lache aus trübem Pazifikwasser, die sacht unter der Kapsel hin und her schwappte.
Mit einem dumpfen Klacken entriegelte er die Druckdichtung. Dann klappte Leon den Deckel der Metallkapsel nach oben. Im Innern lag, ihre Sicherheitsgurte bereits gelöst, eine Frau. Sie trug einen grünen Pilotenoverall, wie er gewöhnlicher in Aqua kaum sein konnte. Weniger gewöhnlich war die antike Pistole, die sie ihm vor die Nase hielt.
«Ich bin echt zu alt für den Scheiß», murmelte er beim Anblick ihrer zusammengekniffenen Augen und des gekrümmten Fingers am Abzug.
«Wer bist du?», zischte die Frau. Die Pistole zitterte leicht in ihrer Hand.
«Licht», begrüßte Leon sie ungeachtet der Waffe. «Ich bin derjenige, der dich im Nirgendwo des Südpazifik aus dem Wasser gefischt hat. Und der drei verdammt gute Piloten abschütteln musste, die offenbar sehr interessiert an deiner Person waren. Das würde mir an deiner Stelle an Informationen ausreichen.»
Ihre grauen Augen verengten sich noch ein Stück. «Ich werde kein zweites Mal fragen.» Sie umklammerte das Griffstück mit beiden Händen und richtete die Mündung auf seine Stirn.
Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Leon ihr die Pistole entwunden und drückte ihr seinen Stiefel auf die Brust. «Und ich lasse mich nicht an Bord meines eigenen Bootes bedrohen», gab er mit drohendem Unterton zurück.
Ehe er jedoch mehr sagen konnte, hatte die Frau seinen Unterschenkel ergriffen und zur Seite gedreht, sodass Leon zu Boden stürzte. Im nächsten Moment saß sie auf ihm und nahm ihm die Pistole wieder ab.
«Und ich lass mich nicht verarschen.» Schmerzhaft bohrte sich die Mündung in Leons Brust. Sie kniete auf seinen Armen, ihr kurzes, aschblondes Haar fiel ihr wild in die Stirn. Kaltes Wasser drang durch sein T-Shirt und lief in den Bund seiner Hose. «Also?»
Leon musste zugeben, dass er sie unterschätzt hatte. Zähneknirschend gab er nach: «Leon, verdammt. Mein Name ist Leon. Ich bin ... freischaffender Pilot ...»
«Söldner meinst du.»
«Nenn's, wie du willst. In Aqua steht doch jeder im Dienst von irgendeinem Arschloch.»
«Wie hast du mich gefunden, Söldner?»
«Ich war unterwegs und hab' dein Notsignal aufgefangen. Und da ich ein netter Kerl bin, hab ich dich eingesammelt.»
«Netter Kerl, na klar. Eher, weil du dachtest, es wäre was zu holen, wenn eine Rettungskapsel einsam im Pazifik schwimmt.»
«Echt jetzt?» Leon stemmte sich gegen das Gewicht der Frau, doch sie drückte ihn zu Boden. Er fühlte sich tatsächlich gekränkt. «Schon mal was von Optimismus gehört? Wär's dir lieber gewesen, ich hätte dich da gelassen?»
«Nicht wirklich. Danke dafür.» Ihr Griff entspannte sich etwas. «Um Australien gibt es seit den Bionten keine bewohnte Station mehr. Also wo kommst du her? Der nächste Entropoint ist mindestens 2000km entfernt.»
«Ein Kreuzer der Föderation hat mich bis zum Ostschelf mitgenommen.»
«Ahja, die Biontenjäger. Und wo hast du uns hingebracht? Eine der Ajanta-Stationen?»
Leon zögerte. Er kannte noch nicht einmal den Namen der Frau. Andererseits war sie nun mal hier mit ihm.
«Wo?», fragte sie erneut.
«Espiritu Santo.»
«Das sagt mir nichts», entgegnete sie nach kurzem Nachdenken. «Ist das eine Station?»
«Nein, eine Insel vulkanischen Ursprungs am südlichen Ende des Salomonengrabens. 1500km östlich des australischen Schelfs am Rand des Korallenmeers. Um genau zu sein, befinden wir uns in einer verlassenen Station am Westhang der Insel, direkt unterhalb der POM-Schicht.»
«Was meinst du mit direkt unterhalb?»
«Die Dockschleuse, durch die wir gekommen sind, dürfte bei etwa 80 bis 120m Wassertiefe liegen ...»
«Unter der POM-Schicht?»
«Unter der Meeresoberfläche.»
Für einen winzigen Moment wurden ihre Augen größer, doch sofort hatte sie sich wieder im Griff. «Du hast uns in die Todeszone gebracht?», fragte sie, offenkundig wenig erfreut von diesem Fakt. Leon konnte spüren, wie ihr Gewicht auf seinen Armen erneut zunahm. «Aber es gibt keine Stationen in dieser geringen Tiefe. Die Digger sind die einzigen, die so nah an der POM-Schicht leben und selbst deren Stationen liegen bei mindestens 400m Tiefe. Und das aus gutem Grund.»
Leon bemerkte, dass sie über ein breites Wissen zu verfügen schien. Er musste vorsichtig mit dem sein, was er ihr gegenüber an Informationen preisgab.
«Darf ich dich jetzt mal was fragen?» Sie schaute ihn ungeduldig an. Leon hatte den Eindruck, er würde sie beim Denken stören. «Wie heißt du?»
«Florentina.»
«Ein schöner Name. Könntest du jetzt bitte von mir runter gehen, Florentina? Ich habe nicht vor, dir was zu tun, auch wenn du das zu glauben scheinst. Außerdem ist mein Rücken schon völlig durchnässt.»
Nach kurzem Zögern gab sie Leon frei und er konnte sich erheben. Allerdings versperrte sie ihm den Durchtritt zum Cockpit. Und auch die Pistole, die sie zwar gesenkt hatte, aber weiter schussbereit hielt, machte klar, dass sie ihm nicht vertraute.
«Ich werde mir jetzt etwas die Füße vertreten», erklärte er unbeirrt. «Du kannst mitkommen oder hierbleiben. Ist mir egal. Aber lass mein Boot in Ruhe. Ich kann dir auch so sagen, dass es sich ohne mich am Steuer keinen Meter bewegen wird.»
Florentinas Blick nach zu urteilen, schien sie seinen Glauben an die Sicherheit des Bordcomputers nicht zu teilen. Dennoch folgte sie Leon, als er die Luke nach draußen öffnete und hinaus trat.
Die Luft im Dock war schwer und muffig. Das Wasser, in dem Sombra schwamm, musste durch ihre Ankunft das erste Mal seit geraumer Zeit ausgetauscht worden sein. Probehalber setzte Leon einen Fuß auf den von einer Salzkruste überzogenen Metallsteg, der zum Beckenrand führte. Das Gitter quietschte vernehmlich, schien sein Gewicht jedoch zu tragen.
Wie draußen war auch innerhalb des Docks ein guter Teil der Beleuchtung den Jahren zum Opfer gefallen. Die wenigen Lampen, die noch leuchteten, reichten kaum, die niedrige Halle einigermaßen zu erhellen. Ein paar Kisten in einer gelben Markierung waren die einzigen vorhandenen Gegenstände. Offenbar war beim Verlassen alles mitgenommen worden, was nützlich war. Für Leon ein Anzeichen dafür, dass eine geordnete Evakuierung stattgefunden hatte. Gedanklich machte er sich einen Vermerk.
Die Herausforderung bestand darin, dass sich seine Informationen bezüglich der Station in ihrer ungefähren Lage erschöpften. Darüber hinaus wusste er lediglich, dass das Habitat kurz nach dem Zusammenbruch der oberirdischen Regierungen verlassen worden war. In Anbetracht der Nähe zur damals schnell wachsenden POM-Schicht und der immensen Strahlung durch den globalen Fallout keine Überraschung.
Das Gitter ächzte empört, als Florentina hinter ihm aus dem Boot stieg. Leon unterbrach seine Betrachtung und beeilte sich, die Sicherheit der Kaimauer zu erreichen. Geradezu befand sich der Ausgang zum Rest der Station. Das Schott konnte über eine Steuerung in der Wand bedient werden. Als er das Display berührte, benötigte es einen kurzen Moment, dann leuchtete es auf und gab den Durchgang frei.
Unwillkürlich wich Leon einen Schritt zurück. Stinkende, feuchtwarme Luft raubte ihm den Atem. Hinter sich hörte er Florentina würgen. Was im Dock nur muffig gewesen war, roch hier intensiv nach Schimmel und Fäulnis. Zudem war es nahezu stockfinster. In einiger Entfernung glomm eine rote Notleuchte. Offenbar hatte jemand vergessen, ihr mitzuteilen, dass ihre Lebensdauer deutlich überschritten war.
Ein leises Kratzen ließ Leon aufhorchen. Aber bevor er es einordnen konnte, wurde es vom Plätschern des Wassers übertönt. Er lauschte noch einmal angestrengt in den Gang hinein, doch das Geräusch war fort.
Er wandte er sich wieder dem Display zu. «Ich versuche, einen Lageplan aus dem Computer zu ziehen», meinte Leon, während er sich durch das Menü hangelte. Florentina sah noch etwas blass aus, schien aber allmählich mit dem Gestank klar zu kommen. Da sie wohl nicht hier im Dock bleiben würde, konnte sie ihm genauso gut helfen. «Du holst an Licht, was du im Boot finden kannst. Ich müsste im Laderaum noch 'ne Taucherlampe und ein paar Taschenlampen haben.»
Er hatte mit einem Kommentar gerechnet, aber Florentina ging ohne eine Entgegnung zu Sombra zurück. Womöglich fasste sie doch noch Vertrauen zu ihm. Das würde das Ganze zumindest etwas einfacher machen.
Als sie zurückkam, hatte sie eine schweres Taucherlicht und zwei Taschenlampen mit. Das Taucherlicht diente Leon eigentlich bei Reparaturen an seinem Boot als Lichtquelle. Es war extrem hell und durch seine massive Konstruktion praktisch unverwüstlich. Darüber hinaus hatte sie eine Gasdruckpistole mitgebracht, die er gelegentlich auf den 'freien' Stationen im Mittelmeer oder der Tornado Zone bei sich führte. Aus ihrem Gürtel lugte zudem neben ihrer Pistole ein Messer hervor.
«Unbewaffnet setz' ich keinen Fuß da rein», meinte sie auf Leons taxierenden Blick hin. «Ich halte das Ganze eh für Zeitverschwendung. Wie lange ist die Station schon verlassen? Und was glaubst du eigentlich hier zu finden?», fragte sie, während sie den Schlitten ihrer Pistole zurückzog und einen prüfenden Blick in die Kammer warf.
«Keine Ahnung», wich er der Frage aus. «Aber da ich davon ausgehe, dass die Söldner noch eine Weile da draußen auf dich warten, bleibt uns genug Zeit, das rauszufinden.
Mich interessiert im Gegenzug vielmehr, was die Typen von dir wollen? Hast du dir mit deinem umgänglichen Wesen neue Freunde gemacht, oder was?»
Florentina antwortete mit einem säuerlichen Grinsen. «Sagen wir einfach, ich habe etwas, was sie gerne hätten.»
Sie ging vielleicht nicht mehr davon aus, dass Leon eine direkte Gefahr für sie darstellte, allerdings hieß das längst nicht, dass sie ihm völlig vertraute. Vertrauen war etwas, das man sich in Aqua erarbeiten musste. Das galt für sie beide gleichermaßen.
Er beließ es dabei und wandte sich wieder dem Terminal zu. «Ziemlich alter Mist, das Interface. Die Station scheint aber im Großen und Ganzen einem Standardmuster zu entsprechen. Ich denke, dass ich den Hauptkontrollraum ohne Probleme finden sollte. Wenn überhaupt irgendwo, dann bekommen wir vermutlich dort mehr Informationen.»
«Na dann los. Ich muss mich der Strahlung nicht länger aussetzen, als nötig.» Florentina reichte ihm eine der Taschenlampen und die Gasdruckpistole. «Und komm bloß nicht auf dumme Gedanken», warnte sie ihn, als sie ihm die Waffe, den Griff voran, hinhielt.
Leon steckte die Pistole in seinen Hosenbund und nahm die Lampe. «Wie kommt man mit so einer negativen Haltung eigentlich durch's Leben? Muss man sich da nicht bei nächster Gelegenheit aufhängen?»
«He, immerhin bin ich bis hierher gekommen», erwiderte sie.
«Ja, grad so eben», murmelte er. Laut sagte er dagegen: «Im Übrigen dürften die massiven Stationswände die Strahlung besser abschirmen als das Wasser da draußen. Also mach' dir darum keinen Kopf. Wollen wir dann?»
«Ich lass dir gerne den Vortritt.» Leon steckte die Taschenlampe zur Pistole und nahm Florentina die Taucherlampe ab. Ihr grellweißer Lichtkegel schnitt durch Dunkelheit, als er in den Gang hinein leuchtete. Die von Rost und jahrzehntelanger Korrosion zerfressenen Oberflächen schienen das Licht geradezu aufzusaugen, während Leon die Lampe umher schwenkte. Boden, Wände, sämtliche Rohre und Leitungen zeigten offenkundige Spuren unablässigen Verfalls. Kabel hingen lose aus ihren Führungen, an manchen Stellen waren Hydrauliköl und andere Flüssigkeiten ausgetreten und in Pfützen eingetrocknet, die die fleckig-schmierige Schicht aus Dreck durchsetzten.
Harte Schatten schwirrten durch den Gang, als er den ersten Fuß hinein setzte. Florentina folgte ihm. Die Taschenlampe unter dem Lauf der Pistole, schwang ihr kleinerer Lichtkegel kontinuierlich von einer Seite zur anderen.
Als das Plätschern des Wassers gegen Sombras Rumpf allmählich hinter ihnen zurückblieb, schob sich das monotone Summen der Lüftung in den Vordergrund und versuchte, über die fehlenden Geräusche hinweg zu täuschen, die für Aquas Habitate typisch waren: Die diversen Pumpen, das Rauschen in den Versorgungsleitungen, das metallische Hämmern und Klopfen der ständigen Wartungsarbeiten, all das fehlte hier und verstärkte den Eindruck der Leere.
Wie das Dock schien auch die Station leer gefegt. Im Waffen- und Versorgungslager, direkt nebenan, thronten stählerne Hochregallager ohne jeglichen Inhalt und auch die gegenüberliegende Werkstatt war bis auf den letzten Hammer ausgeräumt worden.
«Zeitverschwendung. Hab' ich doch gesagt», bemerkte Florentina beim Verlassen des Raums. Dabei band sie sich die Ärmel ihres Overalls vor dem Bauch zusammen. Schweißflecken zeichneten sich auf dem grauen Shirt ab, das sie darunter trug. Auch Leon schwitzte in seinem Hemd. Die antiquierte Lüftungsanlage war längst nicht mehr in der Lage, das Stationsklima zu regulieren. Die schimmlig-modrige Luft innerhalb des Habitats war ebenso Folge davon.
Leon sparte sich eine Antwort zu Florentinas Kommentar. Ihm war von Beginn an klar gewesen, dass sie hier nicht viel finden würden. Und selbst wenn, wäre es hunderte Jahre alt und damit höchstwahrscheinlich wertlos. Ihm ging es um etwas ganz anderes. Etwas, das mit Credits nicht aufzuwiegen war.
Erneut hörte er ein Rascheln, diesmal deutlicher als am Dock. Er richtete den Lichtkegel darauf und sofort huschte etwas Dunkles davon. Leon folgte der Bewegung mit seiner Lampe, bis ein dreckig graues, dicht behaartes Wesen, in der Größe seines Kopfes mit einem langen, fleischigen Schwanz in den Lichtschein geriet. Zusammengekauert starrte es ihn für einen Moment aus roten Augen an, dann rannte es mit weiten Sprüngen davon.
Beide waren wie erstarrt. Florentina fand zuerst wieder Worte: «Was war das? War das ein ... ein Tier?»
«Ich weiß es nicht», antwortete Leon zögernd.
Höher entwickelte Tiere gab es in Aqua seit Jahrhunderten nicht mehr. Die wenigen Landlebewesen, die während der Flucht der Menschheit in die Stationen gebracht worden waren, waren ohne Sonnenlicht und natürliche Nahrung bald verendet. Und die Bestände an Meeressäugern und Fischen waren durch den menschlichen Raubbau bereits zuvor massiv reduziert worden, aber die POM-Schicht, die eine undurchdringliche Barriere für Licht und Sauerstoff darstellte, sorgte innerhalb weniger Jahre für deren vollständiges Aussterben.
Ungläubig schauten sie sich an. Unzählige Gedanken wirbelten durch Leons Kopf und er konnte Florentina ansehen, dass es ihr nicht anders erging.
Ein Schwindelgefühl erfasste ihn im selben Moment, als er etwas sagen wollte. In einer Sekunde wurde ihm Schwarz vor Augen und in der nächsten überflutete ihn ein gleißend helles Licht, begleitet von einem stechenden Schmerz, wie glühender Stahl, der ihm ins Gehirn gerammt wurde. Er hörte sein eigenes, schmerzvolles Stöhnen, alles um ihn herum geriet ins Wanken, als er auf die Knie sank. Er sah Florentina, die mit einem gequälten Gesichtsausdruck zu Boden ging. Dann kippte er bewusstlos zur Seite.
Als er zu sich kam, war sein Shirt getränkt von kaltem Schweiß. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Neben ihm rappelte sich Florentina gerade auf.
«Was ist passiert?», stöhnte sie. Sie hatte ihre Waffe gezogen. Das Licht in ihrer Hand glitt unruhig durch den Gang.
«Keine Ahnung.» Schwerfällig zog sich Leon an der Wand hoch. Ein erneutes Schwindelgefühl ließ ihn kurz innehalten, ehe er stand. «Vielleicht ist es das fehlende Helinox», mutmaßte er, nur um irgendetwas zu sagen. «In dieser alten Station gibt es wahrscheinlich nur einfaches Nitrox-Atemgas.»
«Wir sind noch keine zwei Stunden hier. Unmöglich, dass wir da schon Symptome zeigen», widersprach Florentina mit einem Blick auf ihre Uhr. «Und wenn es mit diesem Wesen ... diesem Tier zusammenhängt?» Leon schaute sie von der Seite an. Er hatte den Eindruck, dass seine Begleiterin doch nicht so hart war, wie sie sich am Anfang gegeben hatte. «Egal, lass uns weitergehen», forderte sie ihn jedoch im nächsten Augenblick auf. Auf einen Schlag schien ihr analytisches Denken ihre Emotionen beiseite gewischt zu haben. Hoffentlich würde dieser Schutzmechanismus nicht im entscheidenden Moment versagen.
Leon zuckte mit den Schultern und ging los. Allerdings leuchtete er jetzt argwöhnisch in jede dunkle Ecke, von denen es viele gab. Florentina folgte ihm in kurzem Abstand. Dabei fiel ihm auf, dass ihre Taschenlampe leicht zitterte. Suchend wanderte ihr Lichtkegel umher.
«Also, wo kommst du her?», versuchte Leon nach einigen Minuten des Schweigens, sie abzulenken. «Du scheinst keine Söldnerin zu sein. Und trotzdem bist du allein im Südpazifik unterwegs gewesen.»
«Ich bin Forscherin. Söldner der Wissenschaft, wie ich es gern nenne.»
«Ein Eierkopf?», rutschte es Leon heraus. «Entschuldigung, ich wollte dich nicht beleidigen. Du gehörst zu den Technokraten?» Das Taucherlicht strich durch ein weiteres geräumiges, aber leeres Lager. Eine Pfütze schillerte matt im Lichtschein. Aus einer Leitung darüber tropfte kontinuierlich etwas, was wie Hydrauliköl wirkte.
«Ich weiß, dass Eierkopf die gängigere Bezeichnung ist. Ich bin nicht von gestern. Also ja, ein Eierkopf», bestätigte sie ohne Anzeichen der Verärgerung.
«Direkt aus der Machina Antarctica?», erkundigte sich Leon.
«Bellingshausen, etwas westlich. Ich beschäftige mich mit Phosphoritmetamorphose.», erklärte Florentina. «Die Sedimentgesteine im Korallenmeer sind mögliche Entstehungsorte für Phosphorit und nach den Seebeben infolge der Biontenaktivität könnten hier völlig neue Phosphoritstrukturen an die Oberfläche getreten sein.»
«Ja, klar.» Leon winkte ab. «Phosphorit? Das glaub' ich ja noch. Hier draußen, ganz allein, eine Technokratin? Nichts gegen dich, aber da hab' ich meine Zweifel. Aber dass sich die Typen, die da draußen auf dich Jagd gemacht haben, obendrein für Dünger interessieren? Seemannsgarn bester Güte.
Aber lass gut sein. Ist okay, dass du nicht über die Biontentechnologie reden darfst, die ihr Technokraten rund um Australien einsammelt. Ich versteh' das.»
Florentina wollte etwas erwidern, aber Leon bedeutete ihr mit einer Handbewegung, leise zu sein. Sie waren dem Gang gefolgt, vorbei an noch mehr Lagerräumen, auf dem Weg zum Wohnbereich und dem Kontrollraum. Die Lager waren verlassen gewesen, doch der allgegenwärtige Dreck hatte eher noch zugenommen, je weiter sie in das Habitat vorstießen.
Leon war als erstes durch ein Schott getreten und richtete sein Taucherlicht den Gang hinunter. Einige Meter weiter vorn endete der Weg mit Abzweigungen zu beiden Seiten. Langsam ließ er das Licht über die linke Abzweigung wandern.
«Hast du das gesehen?», fragte er leise. Er war sich sicher, dass da etwas durch den Quergang gerannt war.
«Was meinst du?» Florentina blickte ihn ratlos an. Sie schien nichts bemerkt zu haben.
«Da vorn ... Ich glaube ... da war ein Kind.»
«Ein Kind? Wo soll das denn hergekommen sein?» Skeptisch sah sie erst ihn, dann die Abzweigung an. «Sicher, dass es nicht wieder dieses Tier war?»
«Nein, es war größer und ...»
Das mehrstimmige Heulen des Stationsalarms unterbrach Leons Beschreibung. Das hektische Blinken oranger Warnleuchten zuckte durch den Quergang. Die lang gezogenen Schatten mehrerer Personen glitten plötzlich über die Wände. Schnell wurden sie kleiner, während sie auf die Abzweigung zueilten. Geistesgegenwärtig schaltete Leon das Taucherlicht aus und drückte Florentina in eine Nische zwischen einigen Versorgungsleitungen. Mit einer Hand verdeckte er ihre Taschenlampe, bis auch ihr Licht ausging und sie beide im fahlen Schein der Notbeleuchtung zurückließ.
Ein Dutzend Menschen erschien an der Kreuzung. Eine Frau trug ihr schreiendes Kind auf dem Arm. Zwei Männer hatten Verbände an Kopf und Händen. Andere bluteten anscheinend aus offenen Wunden. Eilig rannten sie über die Abzweigung, ohne dem Gang, in dem sich Leon und Florentina versteckt hatten, Beachtung zu schenken.
Dicht aneinandergedrängt, versperrte Leon der Technokratin den Weg. Er spürte ihren Körper, der sich in dem engen Spalt gegen seinen presste. Sie hatte statt der Lampe ihre Pistole hervorgezogen, doch er hatte seine Hand auf den Lauf gelegt, um sie davon abzuhalten, eine Dummheit zu begehen.
Alles dauerte nur Sekunden, dann war die Gruppe vorbei. Zuletzt noch verhallte das Schreien des Kindes. Die Warnleuchten und Sirenen erloschen und ließen die Beiden im Dunkel zurück.
«Du hast das auch gerade ...?» Der Rest der Frage erübrigte sich. Auch durch die Finsternis erkannte er ihr fassungsloses Gesicht, nur wenige Zentimeter entfernt.
«Was war das?», flüsterte Florentina mit bebender Stimme. Sie schien, genauso wie Leon, an ihren Sinnen zu zweifeln. «Das waren doch Menschen! Aber das kann nicht sein. Dieses Habitat ist verlassen. Hier kann unmöglich jemand leben. Das kann einfach nicht sein.»
Statt ihr zu antworten, löste sich Leon aus der Nische. Ohne sein Licht einzuschalten, schlich er bis vor zur Kreuzung und spähte in beide Richtungen. Eine einzelne Lampe funzelte in einigen Metern Entfernung von der Decke. Die Gänge waren menschenleer. Keine Spur davon, dass jemand hier gewesen wäre.
Erschrocken zuckte er zusammen, als sich Florentinas Hand auf seine Schulter legte.
«Lass uns zum Boot zurückgehen und verschwinden», schlug sie vor. Ihre Stimme war überraschend fest. Ihre Maske aus Pragmatismus hatte sich schnell über ihre Emotionen gelegt.
«Nein», entgegnete Leon unnachgiebig. Er beließ es bei diesem einen Wort. Er war seinem Ziel zu nah, um jetzt umzukehren. Zwar hatte er keine Ahnung, was hier passierte, ob es sich tatsächlich um Halluzinationen handelte, hervorgerufen durch das antiquierte Atemgas, aber er würde sich davon nicht aufhalten lassen.
Er schaltete das Taucherlicht ein und leuchtete in die beiden Abzweigungen hinein. Wenn seine Vorstellungen des Grundrisses korrekt waren, lag am Ende des einen ein zweites Dock, während es auf der anderen Seite zum Kontrollraum, den Quartieren und den Verarbeitungsanlagen ging. Er entschied, zuerst das Dock zu überprüfen. Theoretisch war es eine Sackgasse und es sollte nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, das zu kontrollieren. Außerdem gefiel es ihm besser, wenn er nicht mit Überraschungen in seinem Rücken rechnen musste.
Florentina murmelte etwas Unverständliches, aber folgte ihm dennoch, als er den Gang betrat. Nach wenigen Metern kamen sie an eine Biegung hinter der sie wie zuvor zu beiden Seiten Eingänge zu Lager- und Werkstatträumen fanden. Geradezu befand sich das breite Schott zum Dock. Eine einzelne Lampe baumelte an einem Kabel aus ihrer Halterung und tauchte den offenen Durchgang mit ihrem trüben, gelblichen Licht in eine unwirkliche Atmosphäre. Vorsichtig näherten sich Leon und Florentina.
Unvermittelt hallten Schüsse durch den Gang, Mündungsfeuer erhellte in kurzen Abständen das Dock und panische Stimmen kreischten. Florentina zerrte Leon mit sich in das Lager, vor dem sie stand. Finsternis umfing sie, während draußen das Chaos zu herrschen schien. Dennoch befreite er sich unwillig aus ihrem Griff und spähte aus der Tür. Seine Waffe im Anschlag, sah er die Schemen dutzender Menschen, die sich jenseits der Schleuse bewegten. Dann ratterten mehrere vollautomatische Waffen. Schmerzerfüllte Schreie Verwundeter erfüllten die einsetzende Stille, ehe eine Stimme Befehle brüllte und weitere Schüsse fielen.
Bevor Florentina ihn zurückhalten konnte, rannte Leon zur Schleuse. Doch als er sie erreicht hatte und mit der Waffe in das Dock hinein stürzte, war alles ruhig, als wäre nichts geschehen. Nur das leere Dock lag vor ihm, brackiges, stinkendes Wasser füllte das Becken, dessen Tore zum Pazifik sich seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet hatten. Nichts deutete darauf hin, dass jemand hier gewesen war. Zweifelnd wanderte sein Blick umher, doch er konnte kein Anzeichen entdecken, dass das, was er gesehen hatte, real gewesen wäre.
«Ich verschwinde jetzt. Mir egal, ob du mitkommst oder nicht.» Florentina stand im Durchgang, sträubte sich jedoch, das Dock zu betreten. Leon drehte sich um. Das Licht ihrer Lampe blendete ihn, als sie erklärte: «Ich glaube nicht an Geister und ich werde bestimmt nicht damit anfangen. Ich bin davon überzeugt, dass es eine rationale Erklärung für das hier gibt, aber im Moment fällt mir keine ein, die nicht mit einer erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigung im Zusammenhang steht.» Sie senkte die Taschenlampe und sah ihn besorgt an. «Du musst doch einsehen, dass es hier nichts gibt, wofür es sich lohnt, unser Leben zu riskieren. Was auch immer du hier zu finden gehofft hattest, ist offensichtlich nicht hier.»
Leon hielt ihrem Blick einige Sekunden stand. Dann senkte er den Kopf. «Vielleicht hast du recht.» Er kämpfte mit sich, aber womöglich hatte er sich alles zu einfach vorgestellt. Und was sollte ihn davon abhalten, mit geeigneter Schutzausrüstung wiederzukommen. Das Habitat existierte und er hatte es betreten können. War das nicht genug für den Anfang? Sollte er wirklich finden, was er hier vermutete, dann würde er sowieso andere Ausrüstung brauchen. Nur hätte er gern zuvor den endgültigen Beweis dafür gehabt.
Schweigend folgte er ihr zurück zur Abzweigung. Zögernd blieb er stehen und blickte den Gang zum Kontrollraum entlang. Er würde wieder kommen, dessen war er sich sicher. Als er sich zum Gehen wandte, wäre er fast gegen Florentina gerempelt.
«Nimm die Lampe runter», raunte sie. Ihre war auf ihre Stiefelspitzen gerichtet. Gleichzeitig scholl ihm ein mehrstimmiges Fauchen entgegen. Bestimmt zwanzig der dreckig grauen Tiere duckten sich unter dem Taucherlicht weg. Eitrige Geschwüre, Narben und frische Bissspuren bedeckten die länglichen Leiber, unter denen gefährliche Klauen hervorschauten. Dicht an den Boden gepresst und die Ohren angelegt, fletschten sie ihre gelben Zähne. Vorsichtig schaltete Leon das Licht aus und zog stattdessen behutsam seine Pistole.
Florentina machte einen Schritt zurück, der sie auf seine Höhe brachte. Bedrohlich klickten die Krallen auf dem Stahlboden, als die blutunterlaufenen Augenpaare ihr folgten. Er hatte seine Waffe auf die vordersten Tiere gerichtet. Eine leichte Berührung von ihm und ein schneller Blick ihrerseits genügten: Gleichzeitig eröffneten sie das Feuer. Das trockene Poppen von Leons Gasdruckpistole wurde übertönt vom ohrenbetäubenden Knallen von Florentinas Waffe, das von den Stahlwänden widerhallte. Funken sprühend stoben Querschläger davon, als sie in kurzen Abständen in die Meute schoss.
Bizarr wurde die Szenerie vom gleißenden Mündungsfeuer erhellt. Stakkatohafte Momentaufnahmen der Tiere, dreckige Fellknäuel mit widerlich nackten Schwänzen, ihre aufgerissenen Mäuler, aus denen Schaum troff. Blutige Explosionen aus Fleisch und Knochen, wo Florentinas Schüsse sich in die Reihen der Biester gruben. Die getroffenen Tiere jaulten, aber stürmten trotzdem weiter auf die Beiden zu. Es schienen immer mehr zu werden, die über ihre verendenden Artgenossen hinweg auf sie zu kamen.
Ein, zwei wurden im Sprung von der Wucht der Projektile zurückgeworfen, aufgeplatzte Fleischklumpen, die in die nachströmende Horde hineinflogen und im nächsten Augenblick zwischen ihren Leibern verschwunden waren. Dann klickte Florentinas Waffe nur noch: Ihr Magazin war leer.
Entsetzt schrie sie auf, als sich eines der Tiere in ihren Stiefel verbiss. Sie zog ihr Messer und stach die Klinge bis zum Heft in die Seite des zappelnden Biests. Mit einem panischen Tritt beförderte sie den blutigen Leib zurück in die Meute.
Leon griff ihren Arm und zerrte sie hinter sich. Nachdem er noch zwei Schüsse aus seiner Pistole abgegeben hatte, drehten sie sich um und rannten los, hinein in den verbliebenen Gang. Das Klicken unzähliger Klauen folgte ihnen. Sie rannten, vorbei an schmaleren, enger beieinanderliegenden Schotts, die offenbar zu Wohnquartieren führten. Dabei bemerkten sie kaum, dass der Dreck weniger und die Lichter häufiger wurden.
«Rechts!», rief er Florentina zu, das grauenvolle Quieken dicht auf den Fersen. Ohne zu Zögern bog sie in die nächste Abzweigung ein. «Der Hauptkontrollraum kann nicht weit sein.» Die Wucht der nachstürmenden Tiere schob die vordersten am Abzweig vorbei. Ihre Klauen gruben sich kreischend in den Boden. In wilder Raserei schnappten sie nacheinander, während die nächsten Biester bereits in den Gang drängte.
Ein stählernes Schott tauchte weiter vorn auf. Helles Licht beschien das korrodierte Schild darüber, auf dem Leon 'Kontrollraum' entziffern konnte. Ohne auf die Räume zu beiden Seiten des Ganges zu achten, rannten sie geradewegs auf die Tür zu. Florentina erreichte sie einige Meter vor ihm. Als sie dagegen prallte, musste sie jedoch feststellen, dass das Schott verschlossen war. Das Terminal daneben war bereits vor Ewigkeiten zerstört worden. Leon sah noch, wie sie hilflos mit den Fäusten auf den Stahl einschlug, dann gaben seine Beine mit einem Mal nach. Der Länge nach stürzte er zu Boden. Auch Florentina strauchelte, vergeblich versuchte sie, sich an der Tür festzuhalten.
Als Leon seinen Kopf drehte, waren die Biester nur noch Meter hinter ihm. Verzweifelt schoss er auf die heranstürmenden Tiere, während er sich mit einem Arm in Richtung Florentina zog, die regungslos am Boden lag, getrennt vom rettenden Kontrollraum von ein bisschen Metall. Ein trockenes Klicken verkündete das Ende seiner Munition. Eine halbe Armlänge von ihr entfernt, verließ ihn endgültig die Kraft.
Er hatte keine Angst vor dem Tod. Die hatte er als Söldner längst verloren. Aber stattdessen fühlte er Enttäuschung. Enttäuschung darüber, seinem Ziel so nahe gekommen zu sein und doch versagt zu haben. Enttäuscht, dass er Florentina in alles mit hineingezogen hatte. Gern hätte er sie berührt, nur, damit sie nicht allein sterben würden. Mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge schloss er die Augen.

Menschen drängten sich mit kaum mehr als ihren Klamotten am Leib im Dock. Ein Kind schrie angsterfüllt nach seiner Mutter.
«Philipp! Wo bist du?» Das panische Rufen antwortete irgendwo aus der Menge.
Eine andere Frau schrie gellend, als sie von den Menschenmassen ins Wasser gestoßen wurde. Durch die Beine der Umstehenden konnte Leon sehen, dass niemand Anstalten machte ihr zu helfen. Vergeblich versuchte die Frau mehrfach, sich an der nassen Betonkante hochzuziehen, dann verschwand ihr Kopf unter Wasser ohne wieder aufzutauchen.
Immer mehr Leute quetschten sich durch den Durchgang in das völlig überfüllte Dock. Plötzlich peitschten Schüsse durch die Luft. Ängstlich hockte sich Leon hin, die Augen fest geschlossen und die Hände auf die Ohren gepresst. Verwundert fühlte er, wie sich ein warmer Nebel auf seine Wange legte. Als er die Augen wieder öffnete, lag ein Mann vor seinen kleinen, nackten Füßen. Leon konnte nicht erkennen, wer es war, ein blutiger Krater klaffte anstelle der rechten Gesichtshälfte.
«Mama!», schrie er erneut, doch die Stimme seiner Mutter war verstummt. Stattdessen rannten die Leute chaotisch durcheinander. Kopflos stießen und schubsten sie einander, drängten zurück zur Schleuse, während von draußen noch immer Menschen versuchten, in das Dock hineinzukommen.
Jemand packte Leon unter den Armen und riss ihn hoch. Stahlwände flogen an ihm vorbei, als er aus dem Dock und durch die Station fortgetragen wurde. Fort von seiner Mutter, fort von den Schüssen, fort von dem Chaos, fort, einfach nur fort.

Das Laken vor dem Leon kniete, stank und starrte vor Schmutz. Der ganze Raum war dreckig und chaotisch. Alles stand voller Kisten, zwischen denen sich provisorische Lager wie das vor ihm befanden.
Behutsam strich Leons Hand über die Lider des Mannes zu seinen Füßen und schloss seine Augen für immer. Angetrocknetes Blut klebte in den Mundwinkel und in den Ohren. Aus jeder Körperöffnung hatte der ausgemergelte Tote zuletzt geblutet.
Die Strahlung und die Entbehrungen rafften sie alle dahin. Bei manchen dauerte das Elend nur etwas länger als bei anderen. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis er selbst so daliegen würde? Ausgezehrt durch die unmenschlichen Bedingungen in denen sie das Schicksal hier unten zurückgelassen hatte.
Das Schreien eines Babys lenkte Leon von seinen Gedanken ab. Leise wiegte eine Frau ihren Säugling an ihrer Brust. Wie schon oft in den letzten Jahren, schien es ihm, als würde für jedes alte Leben ein neues geboren.
«Komm her Philipp. Hilf mir mal mit den Kisten aus der Werkstatt. Wenn wir damit fertig sind, können wir den Andockbereich versiegeln.» Müde erhob sich Leon. Es war abzusehen gewesen: Sie gaben die Hoffnung endgültig auf, dass Hilfe aus Richtung der Tiefsee kommen würde. Niemand würde ihnen helfen. Wenn überhaupt noch Menschen dort draußen existierten. Vielleicht waren sie ja die Letzten ...
Unwillkürlich betastete er die kleine Wulst hinter seinem Ohr, während er aufstand und der Aufforderung folgte.

Leon spielte gern mit den Kindern. Es hielt ihn wach im Kopf. Er war zu alt, um noch körperlich zu arbeiten. Überhaupt war er älter geworden, als alle, einschließlich ihm selbst, erwartet hatten. Gleichzeitig erinnerte ihn das intensive Pochen hinter seinem Ohr daran, dass seine Zeit dennoch langsam zur Neige ging. Wie das Ticken einer Uhr zählte es seine Lebenszeit herunter.
Sanft streichelte er Caspars Kopf, das dünne Haar, die pergamentartige Haut, die sich über den zu großen Schädel spannte. Der Junge versuchte unbekümmert, einen Turm aus abgegriffenen Würfeln zu errichten. Er lachte vergnügt, als es ihm trotz seines verkümmerten Arms gelang.
Leon lächelte auch.

«Ich werde gehen, ob ihr es wollt oder nicht. Seht ihr denn nicht, dass wir keine Wahl haben?» Kaspian stand in der Mitte des Raums, umgeben von den anderen. Selten kamen wirklich alle zusammen. Leon hatte vergessen, wie viele und wie wenige sie zugleich waren.
Sein Blick wanderte über die mutierten Körper. Alle hatten dünne, fast weiße Haut und die meisten hatten sichtbare, körperliche Fehlbildungen infolge der jahrzehntelangen Strahlenbelastung. Aber sie hatten sich damit arrangiert. Sie akzeptierten ihre individuellen Absonderlichkeiten und ergänzten sich, wo es möglich und nötig war. Was sonst war ihnen denn geblieben?
Kaspians Vater konnte seinen Zorn nur schwer zügeln. Die violetten Adern an seinem haarlosen Kopf pulsierten heftig, während seine Frau ihren Sohn mit Tränen in den Augen musterte. Doch hinter ihrem Kummer erkannte Leon auch Stolz. Die Art Stolz, die nur eine Mutter empfinden konnte, die wusste, dass ihr Kind alles für jemand anderes opferte.
Eine junge Frau hatte sich abgewandt. Leon war nicht entgangen, dass Kaspian sie nicht angeschaut hatte. Er konnte ihren Blick nicht ertragen, ihre Trauer, ihre Qual. Wenn selbst die Liebe den Jungen nicht von seinem Vorhaben hatte abbringen können, würde es niemand können.
Leon hob seinen verkümmerten Arm. Alle wussten, dass ihm das große Schmerzen bereitete, aber er tat es trotzdem. Es war sein Aufbegehren gegenüber dem Schicksal, seine Form des Kampfes, den sie gemeinsam jeden Tag kämpften.
«Ich habe lange darauf gewartet.» Völlige Ruhe war eingekehrt. Alle hörten auf seine Worte, warteten, was er zu sagen hatte. «Es war klar, dass irgendwann jemand von uns würde nachsehen müssen. Auch ich habe darüber nachgedacht.» Leon lächelte traurig. «Insgeheim hatte ich gehofft, du würdest uns eines Tages anführen, Kaspian. Aber wenn es dein Wunsch ist, werde ich dich nicht von deinem Vorhaben abhalten.» Die junge Frau schluchzte leise. «Aber ich bitte dich, uns noch ein wenig Zeit zu geben, damit wir dich bestmöglich vorbereiten können. Keiner weiß, was dich dort erwarten wird.»
Kaspian schaute ihn lange nachdenklich an, dann nickte er.
«Danke. Ich wünsche dir schon jetzt viel Glück und hoffe, dass du gesund und mit guten Nachrichten zurückkehren wirst.»

Der zentimeterdicke Stahl schob sich langsam zwischen Leon und Alexandra. Zischend schlossen sich die Ventile. Pumpen arbeiteten, ehe die äußere Tür sich öffnete. Er stand noch eine ganze Zeit, die hermetische Außenschleuse hatte sich wieder geschlossen, bis ihre Gegenwart schließlich aus seiner Wahrnehmung verschwand. Alexandras Vater war bei Leon geblieben und begleitete ihn nun zurück zu den anderen.
Neun Gesichter waren während all der Jahre nach Kaspian bereits verabschiedet worden. Allen hatte er gewünscht, dass sie zurückkehren würden. Doch keiner war zurückgekommen. Trotzdem hoffte er auch dieses Mal inständig, dass es bei Alexandra anders sein würde.

Er spürte die beiden Ratten deutlich durch die Wand hindurch. Sie warteten, unsicher, wer von ihnen Jäger und wer Beute sein würde. Leon stützte sich auf seinem starken Arm ab. Mit seiner verkrümmten Wirbelsäule fiel es ihm leichter, wenn er gewissermaßen auf drei Beinen stand. Tastend streckte er seine Fühler nach den Tieren aus. Der stechende Schmerz in seinem Nacken verlor an Heftigkeit, je besser er wurde. Und je weniger der Schmerz ihn ablenkte, desto einfacher fiel es ihm, seine Fähigkeiten einzusetzen.
Behutsam drang er in ihre primitiven Gedanken ein. Ein winziger Druck auf ihre Synapsen ließ ihre Beine einknicken. Verwirrt und verängstigt quiekten die Ratten auf der anderen Seite der Wand. Sobald Leon den Druck löste, rannten sie davon.
«Hab' ich dir nicht gesagt, dass du nicht hier draußen umher laufen sollst, Darwin», rief er tadelnd.
«Och menno.» Ein kleiner Junge tauchte aus seinem Versteck hinter einer Rohrleitung auf. «Die Ratten tun mir doch nix, Tante Sofia.»
Leon hatte sich umgedreht und humpelte mühsam auf den Jungen zu. Flink kam Darwin ihm entgegen und nahm seine Hand, um ihn zu stützen. Er war etwas Besonderes. Dieser Junge war jetzt schon besser, als Leon es je sein würde. Er hatte die Schwelle zur nächsten Stufe bereits erklommen.

Alle waren gekommen. Sie umringten ihn auf seinem Totenbett. Leon konnte sie zwar nicht sehen – er war sein Leben lang blind gewesen – aber er spürte sie umso stärker. Sie hüllten ihn in ihren Emotionen. Mit einem seligen Lächeln ließ er sich durch ihre Gedanken und Empfindungen treiben. Jeder verabschiedete sich auf seine Weise, doch fühlte Leon keine Trauer. Sie wussten, dass er weiterleben würde, wie Generationen vor ihm und die, die ihm folgen würden.
Caleo kniete dicht neben ihm. Leon tastete nach seiner Hand, suchte und fand die vernarbte Handfläche und die kurzen, gekrümmten Finger. Ein allerletztes Mal drückte er die Hand, dann hörte sein Herz auf, zu schlagen. Caleos überwältigende Verwirrung verdrängte alle anderen Gefühle, als ihn die Erinnerungen und Emotionen der sieben Generationen vor ihm überschwemmten. Leon hatte seine Aufgabe erfüllt. Nun war es an Caleo, das Licht weiterzutragen.

Das mehrstimmige Fauchen dutzender Ratten war das erste, was Leon hörte, noch bevor er die Augen geöffnet hatte. Sie füllten in kaum einem Meter Abstand den Gang in seiner gesamten Breite. Geifernd stürzten sie übereinander, bissen wütend um sich, doch näherten sie sich nicht, als würde etwas sie davon abhalten.
Vor ihm lag Florentina. Schwerfällig raffte er sich auf, kroch auf allen vieren zu ihr. Just als er sich über sie beugte, schlug sie die Augen auf.
«Was ...?», ihr Blick glitt zu den Tieren. Panisch wich sie zurück und gegen die Wand in ihrem Rücken. Leon legte ihr beruhigend die Hände auf die Schultern, bis sich ihre Blicke trafen und sich Florentinas Panik etwas nachließ. Er brauchte nicht zu fragen. Leon konnte in ihrem Gesicht sehen, dass sie dieselben, verstörenden Visionen erlebt hatte, wie er.
Quietschend öffnete sich das Schott zum Kontrollraum. Dahinter befand sich ein großer Raum, in dem jedoch kaum noch etwas auf seinen ursprünglichen Zweck hindeutete. Leon erkannte ihn, so wie er jetzt aussah und gleichzeitig in den Versionen, wie er in den Jahrhunderten dazwischen ausgesehen hatte. Fremde Erinnerungen von Dingen, die hier geschehen waren, überrollten ihn. In zu vielen Varianten hatte Leon diesen Raum gesehen, gespürt, darin gelebt und geatmet.
Im Durchgang stand ein Mann Mitte Zwanzig und blickte auf ihn herab. Er war älter geworden, aber Leon spürte die eigenartige Verbindung zu ihm.
«Caleo.» Es war Florentina, die seinen Namen aussprach.
«Bitte. Kommt herein. Die Ratten werden euch nichts tun.» Caleo trat zur Seite und bat sie mit einer Bewegung seiner verkrüppelten Hand hinein. Zwei Männer und eine Frau standen weiter hinten und beäugten sie misstrauisch. Es war sonderbar, aber Leon erkannte sofort ihre Gesichter, wusste ihre Namen. Und er wusste, dass sie telepathisch begabt waren. Sie waren zu Caleos Schutz hier, aber dafür brauchten sie keine Waffen.
Leon und Florentina hatten sich erhoben und folgten Caleos Einladung. Der ehemalige Kontrollraum war zu einer Art Versammlungsraum verwandelt worden. Die Displays und Terminals waren verschwunden, stattdessen fanden sich eine Art Küche und einige Sitz- und Schlafgelegenheiten. Darüber hinaus reihten sich Regale an den Wänden, in denen sich alle möglichen Dinge befanden: Videos, Bücher, Spielzeug und allerlei über die Jahrzehnte gebastelte Sachen von mehr oder weniger großem Nutzen.
«Bitte nehmt Platz. Florentina. Leon.» Das Schott hatte sich hinter ihnen geschlossen und Caleo deutete auf einige bunte Decken, deren ursprüngliche Farbe und Struktur nicht mehr zu erkennen waren, so oft waren sie ausgebessert worden.
«Danke für eure Hilfe – in unser beider Namen», ergriff Florentina das Wort, als sie saßen.
«Ja, vielen Dank», bestätigte Leon, in dessen Kopf unablässig Eindrücke und Gefühle umhergeisterten, die er nur schwer von seinen eigenen zu trennen vermochte.
«Bitte, ihr schuldet uns keinen Dank. Die Wahrheit ist, dass ich euch beide bereits seit eurer Ankunft verfolgt habe, und die Ratten jederzeit hätte verscheuchen können. Ich entschuldige mich dafür, aber ich musste erfahren, ob ihr eine Gefahr für uns darstellt.» Leon nickte abwesend, obwohl er kaum die Hälfte begriffen hatte. «Ihr wisst inzwischen viel über uns, ich aber nur sehr wenig über euch», fuhr Caleo fort. «Ihr seid durch das Dock hierher gekommen. Also haben die Menschen in den Ozeanen überlebt?»
«Ja, das haben sie ...», begann Florentina.
«Du warst das mit den ... den Visionen?», unterbrach Leon. «Wie ... ich komm damit nicht klar. Wieso weiß ich ... wissen wir das alles?»
Caleo lächelte beschwichtigend. «Gut, ich denke, diese Antwort bin ich euch noch schuldig, bevor ihr meine Fragen beantwortet. Es ist die Strahlung von der Oberfläche, die ständig zu uns durchdringt. Durch den Fels, aus dem Grundwasser um uns herum, über die Ratten und anderen Tiere, die Wege hier herunter gefunden haben. Die Radioaktivität hatte unzählige schlechte, aber auch einige positive Folgen: Die Mutationen setzten schon nach wenigen Jahren ein. Viele von uns sind gestorben, doch mit der Zeit haben sich unsere Körper daran angepasst, wie sie sich auch an die Dunkelheit und die Luft angepasst haben.
Philipp war der Erste. Er besaß die Fähigkeit, seine Erinnerungen in den Kopf einer anderen Person zu projizieren. Danach gab es in jeder Generation einen oder eine wie ihn. Sie waren es, die unser Wissen gesammelt und erhalten haben. Alles, ihre gesamten Erinnerungen, ihre Emotionen und damit auch alles, was sie von ihren Vorgängern bei deren Tod übertragen bekamen, haben sie weitergegeben.
Ich bin wie sie. In dieser Generation habe ich diese Aufgabe zugeteilt bekommen. Und ich habe einen kleinen Teil dieser Erinnerungen mit euch geteilt, um zu erfahren, wie ihr damit umgehen würdet, wie ihr darauf reagiert.»
«Faszinierend.» Florentina hatte ihm mit wachsendem Interesse zugehört. «Das ist eine Art Telepathie, Gedankenübertragung. Unglaublich.»
«Nun möchte ich euch im Gegenzug bitten, mir meine Fragen zu beantworten. Ihr versteht sicherlich, dass ich mindestens genauso neugierig bin, wir ihr es seid.»
«Natürlich. Entschuldigung.» Leon hatte Florentina das Reden überlassen. «Ja, die Menschheit lebt inzwischen unter Wasser. Es ist nicht einfach und leider noch immer genauso gewalttätig wie vor dem Exodus, aber bei Weitem nicht so beschwerlich wie euer Dasein.»
«Und ihr seid nicht an die Oberfläche zurückgekehrt?»
«Nein. Eine radioaktive Schicht aus Staub und organischer Materie, wir nennen sie POM-Schicht, bedeckt die gesamte Wasseroberfläche in einer Stärke von 50 bis 100 Metern. Unsere Forscher gehen davon aus, dass das Festland ebenso davon bedeckt ist. Dort ist alles tot und wird es für alle Zeit bleiben. Für die Menschheit existieren nur noch die Ozeane als Lebensraum.»
«Mag sein», mischte sich Leon ein. «Aber ich glaube das nicht.» Florentina schaute ihn überrascht an. «Nun ja, eigentlich bin ich hierher gekommen, um genau das herauszufinden, oder wie ich inzwischen vermute zu widerlegen. Diese ... eure Station», fuhr er fort, «ist mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit die Einzige, die sowohl einen Zugang zum Wasser unterhalb der POM-Schicht besitzt, als auch einen Ausgang an die Oberfläche. Und ich habe vor, eben dorthin zu gelangen.»
«Deshalb hast du uns also her gebracht», begriff Florentina.
«Ihr habt gesehen, dass schon viele vor euch unser Habitat verlassen haben, aber keiner ist bisher zurückgekehrt.» Caleos Blick lag prüfend auf Leon. «Ich werde auch dich nicht aufhalten, aber du solltest das Risiko bedenken.»
«Das ist Wahnsinn», bemerkte Florentina emotionslos.
«Aber die Tiere!», erwiderte Leon aufgebracht. «Die müssen von der Oberfläche stammen. Sie sind der Beweis: Sie müssen dort leben können!»
«Ratten sind extrem anpassungsfähig» warf Caleo ein. «Sie und Ameisen, sagte man vor der Flucht, wären die einzigen höheren Lebewesen, die einen globalen Fallout überleben könnten.»
«Ich muss es wissen. Ich kann nicht weiter hier unten vegetieren, in unseren Stahlsärgen dahinsiechen. Verblendeten Idioten zuschauen, wie sie ihr zielloses Leben im Konsumrausch oder Synthohol ertränken, während ich darauf warte, dass ich verrecke.»
«Und du fandest, dass ich pessimistisch bin», grinste Florentina.
«Ich kann einfach jetzt nicht mehr zurück. Es geht nicht.»
«Ich verstehe dich. Und deshalb werde ich mit dir kommen.»
«Was?» Leon starrte sie an.
«Als Wissenschaftlerin kann ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Stell dir nur vor, wenn die Menschheit tatsächlich an die Oberfläche zurück könnte.»
Als er sah, dass Caleo mild lächelte, bemerkte Leon plötzlich, wie ähnlich er Kaspian klang, so enthusiastisch, so voll glühender Leidenschaft.
«Kommt. Ihr könnt euch ausruhen und einige der anderen kennenlernen. Wenn ihr dann immer noch an die Oberfläche wollt, können wir euch das ein oder andere mitgeben, ehe ich euch zur Schleuse bringe.»

«Die Schleuse lässt sich von außen nicht öffnen, aber ich werde eure Anwesenheit spüren.» Florentina und Leon standen mit Caleo vor dem massiven Stahltor, das sie zuvor in ihren Visionen gesehen hatten.
«Wir sind dir und deinen Leuten über alle Maßen dankbar», sagte Leon. «Ihr habt sehr viel eures Wissens mit uns geteilt, obwohl ihr nicht wusstet, ob ihr uns vertrauen könnt.
Wenn wir nicht zurückkehren, dann nehmt mein Boot und schickt jemanden nach Avalon, eine Station im Zentralatlantik auf der Menschen mit Mutationen leben. Sombra kennt den Weg. Dort wird man euch sicherlich Willkommen heißen.»
«Ich danke dir für dein Angebot. Doch ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, unsere Existenz preiszugeben. Ich kann das nicht entscheiden, aber falls es entgegen meinen Hoffnungen so sein sollte, werden wir das diskutieren.»
Das Tor schob sich schwerfällig zur Seite. Leon und Florentina setzten ihre zu Atemschutzmasken umgebauten Tauchmasken auf.
«Ich wünsche euch viel Glück und Erfolg. Und ich hoffe inständig, dass ihr zurückkehrt. Ich bin überzeugt, dass es ein Zeichen des Schicksals ist, dass ihr zu uns gekommen seid.»
«Danke», antwortete Florentina. Dann betraten sie die Schleuse und die Stahltür schloss sich hinter ihnen.


Geschichte Drei:

Kapitel 1:

Leise läuteten die Kirchenglocken in der Ferne. Nach zwölf Schlägen verstummten die Glocken und die Nacht wurde wieder still. Die einzigen Geräusche, waren das stetige prasseln des Regens und das Knirschen von Beas Schritten auf dem Kiesweg. Langsam steuerte sie auf das dunkle Haus mit der Nummer 43 zu. Das Gebäude war alt und wirkte beinahe verfallen. Am Gartentor gab es keine Klingel und keine Lampe beleuchtete den Weg, der von dort aus zur Haustür führte.

Beas blondes Haar klebte ihr in nassen Strähnen an der Stirn und ihr weißes Kleid war völlig durchgeweicht. Es war ein schöner Sommertag gewesen und nicht einmal der Wetterbericht, hatte diesen sturmflutartigen Regen vorher gesehen.

An der Haustür angekommen, betätigte das Mädchen die Klingel doch kein Geräusch war zu hören. Dennoch übte sie sich in Geduld. Vielleicht, so dachte sie, konnte man das Klingeln einfach nicht bis nach draußen hören. Mehrere Minuten rührte sich nichts. Als sie erneut auf den Klingelknopf drückte, hämmerte sie gleichzeitig mit der anderen Hand gegen die schwere Eichenholztür. Wieder wartete sie ab.

Nach einigen weiteren, schier endlos erscheinenden Minuten, rührte sich endlich etwas im Haus. Schritte näherten sich der Tür, gefolgt von einem dumpfen Pochen. Bea versuchte ruhig zu bleiben und nicht nervös von einem Fuß auf den anderen zu springen. Endlich öffnete sich die Tür. Beinahe lautlos glitt diese auf und gab den Blick in einen düsteren Flur frei. Irgendwo weiter hinten fiel warmes Licht durch einen Türspalt und beleuchtete den abgewetzten Holzboden im Gang.

Mitten in der Tür stand ein Mann. Obwohl dieser gebeugt ging, reichte Bea ihm gerademal bis an die Schultern. In seiner Jugend musste Herr Strewitzek eine beeindruckende Erscheinung gewesen sein. Jetzt allerdings wirkte er alt und gebrechlich. Seine schulterlangen Haare waren grau und dünn, sein Gesicht faltig. Auf der Nasenspitze trug er eine Lesebrille. Über ihren Rand hinweg, sah er Bea grimmig an.

„Was ist hier los?“ Fragte er sichtlich ungehalten. „Was soll das, hier mitten in der Nacht so einen Radau zu veranstalten?“

Bea setzte einen zerknirschten Gesichtsausdruck auf und antwortete in zaghaften Tonfall auf die Frage ihres ehemaligen Lehrers: „Guten Abend Herr Strewitzek. Entschuldigen sie bitte, dass ich sie so spät noch störe aber ich wusste nicht wohin. Ich habe mich zuhause ausgesperrt und meine Eltern kommen erst in ein paar Stunden zurück. Es regnet in Strömen und keiner unserer Nachbarn hat auf mein Klingeln reagiert. Dürfte ich mich vielleicht bei ihnen unterstellen, bis der Regen etwas nachlässt?“ mitleidheischend blinzelte sie ihn von unten an.

Forschend blickte der Alte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Erst studierte er ihr Gesicht, dann wanderte sein Blick über ihren Körper, an dem das triefend nasse, weiße Kleid klebte. Als er wieder bei ihrem Gesicht angekommen war, schien sich eine Erinnerung bei ihm zu regen. „Tabea? Tabea Martin? Ich erinnere mich. Du warst eine meiner Schülerinnen.“

„Ja Herr Strewitzek. Ich hatte sie in Mathe, bis sie letztes Jahr in Rente gegangen sind. Ähm… der Regen?“ Bittend blickte sie ihm in die Augen. Strewitzek stieß ein missmutiges brummeln aus und drehte sich um. Auf seinen Stock gestützt marschierte er den Gang entlang. Da er die Tür nicht geschlossen hatte, nahm Bea dies als Einladung und trat aus dem Regen in den Hausflur. Leise schob sie die Tür hinter sich ins Schloss und sah sich in dem dunklen Korridor um. Mehrere Türen gingen davon ab, doch nur aus einer schien Licht. Eine Holztreppe führte ins Obergeschoss. An einer Garderobe hingen mehrere Mäntel und obenauf lag ein Hut, auf einem kleinen Beistelltisch stand ein Telefon. Dass dies keine Wählscheibe mehr hatte, fand Bea beinahe überraschend, wenn man den Rest der Einrichtung so betrachtete, hätte das sicher gepasst. An der Wand hingen einige Bilderrahmen, aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse, war aber nicht auszumachen, wer oder was darin zu sehen war.

Strewitzek, der bereits vorangegangen war, drehte sich zu Bea um. „Warte da. Du tropfst mir sonst noch den ganzen Teppich voll.“ Sagte er und bog nach links in ein dunkles Zimmer ab. Gleich darauf flackerte grelles Neonlicht im Türrahmen auf. Bea stand ein wenig unbeholfen im dunklen Flur und blickte an sich herab. Ihr weißes Kleid klebte ihr an der Haut. Vom Saum tropfte unablässig das Regenwasser und bildete eine größer werdende Pfütze um ihre Sneakers. Die mürrische Stimme ihres ehemaligen Lehrers riss sie aus ihren Gedanken als er sagte: „Hier. Trockne dich erstmal ab.“ Gerade noch rechtzeitig riss das Mädchen die Arme hoch und fing das große Badetuch auf, welches er ihr zugeworfen hatte.

Bea begann damit ihre Haare zu trocknen bis diese aufhörten zu tropfen. Auch wenn sie es nicht sehen konnte, konnte sie sich vorstellen wie schrecklich diese jetzt aussehen mussten. Ganz strubbelig und ungekämmt und noch immer etwas klamm. Als sie sich gerade das Badetuch um die Schultern schlang, bemerkte sie, dass sie alleine war. Langsam ging sie durch den Flur und linste beinahe schüchtern in das Zimmer aus dem das Warme Licht in den düsteren Gang schien. Herr Strewitzek war hier gerade dabei, einen mottenzerfressenen Lehnsessel näher an den Kamin zu rücken. In der rußschwarzen Esse loderte ein ordentliches Feuer und sorgte für Licht und Wärme. Er unterbrach sein tun nicht als er sie bemerkte, doch rief über die Schulter: „Steh da nicht so rum und halt Maulaffen feil. Komm rein und setz dich hier ans Feuer, das wärmt dir die Knochen.“ Zögernd betrat Bea das Zimmer. Als er den Sessel zu seiner Zufriedenheit positioniert hatte, forderte er sie unwirsch gestikulierend erneut auf sich zu setzen.

Bea trat näher an den alten Lehnsessel heran und rümpfte angewidert die Nase. Strewitzek, der ihr gerade den Rücken zugedreht hatte, bekam davon zum Glück nichts mit. Der Sessel hatte seine besten Tage lange hinter sich und von einigen Löchern im Stoff abgesehen wies er auch noch einige sehr unschöne Flecken auf. Einer Eingebung folgend, breitete Bea das große Badetuch über dem Sessel aus. Angesichts ihrer nassen Kleidung war das sicherlich gerechtfertigt. Vorsichtig ließ sie sich nun auf dem maroden Sitzmöbel nieder und ließ die Wärme des nahen Feuers auf sich wirken.

In der Zwischenzeit, hatte der alte Strewitzek auch für sich einen Sessel ans Feuer bugsiert. Er positionierte ihn gegenüber seiner ehemaligen Schülerin. Schwer atmend blieb er hinter dem Sessel stehen, die arme hatte er bequem auf der Rückenlehne platziert. Bea, die gedankenverloren ins Feuer gestarrt hatte, bemerkte erst nach einer ganzen weile, dass sein Blick auf ihrem Oberkörper ruhte. Mit großen Augen starrte er auf das Kleid, welches nass an ihrer Brust klebte und kaum etwas der Fantasie überließ. Lüstern leckte er sich über die Lippen.

Endlich bemerkte er, dass Bea ihn direkt anblickte. Er riss seinen Blick von ihr los und räusperte sich vernehmlich. „Wärm dich auf. Ich mach einen Tee, der wird dir gut tun.“ Brummte Strewitzek ehe er ihr den Rücken zukehrte und aus dem Wohnraum schlurfte. Bea sah ihm mit verkniffenem Blick hinterher. Nun war der Moment war beinahe gekommen, das wusste sie. Langsam, mit nervös zitternden Händen schob sie den Saum ihres Kleides nach oben.


Kapitel 2:

Mit abschätzigem lächeln humpelte Bernhard Strewitzek auf seinen Stecken gestützt durch den finsteren Hausflur zur Küche. Er hatte es gewusst. Dieses kleine Luder stand darauf, ältere Männer zu verführen. Er hatte es schon immer gewusst. Schon als er sie zum ersten Mal in seinem Unterricht gesehen hatte. Bernhard hatte immer direkt gespürt, welche seiner Schülerinnen es grade nötig hatte. Tabea Martin war eine von denen, die es nicht zugeben wollte. Geschrien hatte sie wie am Spieß, als er sie beim Nachsitzen über seinen Schreibtisch gebeugt und von hinten genommen hatte aber wie all die kleinen Schlampen hat sie niemandem davon erzählt. Was hätte es mehr an Beweisen bedurft, dass sie nur bekommen hatte, was sie sich insgeheim wünschten. Dass sie jetzt hier war, ihm ihre strammen Brüste in diesem, beinahe durchsichtigen Kleid präsentierte, zeigte nur einmal mehr, was für ein Flittchen sie war. Er hatte lange kein solch junges Ding mehr bestiegen. Seit er nicht mehr Unterrichtete, gab es einfach keine Gelegenheiten mehr. Dennoch traute er dem Braten nicht. Dass das Mädchen jetzt auf einmal mitten in der Nacht vor seiner Tür aufgetaucht war, konnte nichts Gutes bedeuten. Es gab eigentlich nur einen vernünftigen Grund warum sie hier aufgetaucht sein konnte, sie wollte ihn erpressen, das würde er zu verhindern wissen.

In der Küche angekommen, setzte er eine Kanne Wasser auf den alten Gasherd. Während er auf den Pfiff der Dampfpfeife wartete, kramte er ein staubiges Tablett aus den Tiefen der kleinen Abstellkammer hervor, die von der Küche abging. Mit einem Geschirrtuch befreite er dieses notdürftig vom Schmutz der Jahre. Dann landeten ein Teller, Besteck, ein Kanten Brot, Butter und eine halbe Salami auf dem Tablett. Er war gerade dabei zwei Tassen aus einem Hängeschrank zu holen, als das Teewasser zu pfeifen begann.

Bernhard stellte die Tassen auf der Arbeitsfläche ab und trat an den Herd. Um sich nicht die Finger an dem heißen Griff des Teekessels zu verbrennen, wickelte er das schmuddelige Geschirrtuch darum. Er drehte das Gas ab und nahm das dampfende Wasser vom Herd. Vorsichtig befüllte er beide Tassen mit heißer Flüssigkeit dann landete der Teetopf wieder auf dem Rost des Gasherdes. Eine Weile lang kramte der Pensionär in einem wackeligen Apothekerschrank herum ehe er zwei Teebeutel zu Tage förderte und diese in die Tasse warf. Ehe er diese dann ebenfalls auf das Tablett stellte, zog er eine kleine, braune Tropfflasche aus der Tasche seiner moosgrünen Strickjacke und gab mit der Pipette mehrere Tropfen einer klaren Flüssigkeit in eine der Tassen. Zu guter Letzt zog er noch ein kleines Messer aus dem Messerblock. Nachdenklich betrachtete er die kurze Klinge, schob diese dann wieder zurück und entschied sich stattdessen für ein großes Kochmesser mit breiter Klinge. Strewitzek versicherte sich dass er an alles gedacht hatte, dann machte er sich mit dem Tablett auf den Armen auf den Rückweg ins Wohnzimmer.

Als er das Zimmer betrat, saß Tabea auf dem alten Lehnsessel als könnte sie kein Wässerchen trüben. Sie hatte die Hände unter die Oberschenkel geschoben und stierte, leicht nach vorne gebeugt, ins knisternde Feuer. Wie von selbst wanderte Bernhards Blick zum Brustteil des dünnen Kleides. Sehr zu seiner Enttäuschung war dieses jedoch mittlerweile abgetrocknet, sodass nichts mehr zu sehen war. Jetzt erst hatte sie sein Eintreffen bemerkt und wand den Blick vom Kamin ab. Während er sich ihr mit dem gefüllten Tablett näherte, sah sie ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Er trat an den zweiten Sessel heran und stellte seine Last auf der Sitzfläche ab, dabei kehrte er der Blondine den Rücken zu. „Ich weiß warum du hier bist.“ Sagte er leise aber bestimmt, während er die Gegenstände auf dem Tablett herumschob. „Ich kann das nicht zulassen!“ setzte er deutlich lauter nach.

Überraschend behände wand sich Strewitzek zu Bea um. Diese stieß einen spitzen Schrei aus als plötzlich eine Klinge im Feuerschein aufblitzte. Blut besudelte das weiße Kleid. Gierig sog der Stoff die rote Flüssigkeit auf und was einst unschuldig wirkte, sah nun aus wie aus einem Albtraum entstiegen. Ein dumpfer Aufprall folgte und leblose Augen starrten an die Decke des Wohnzimmers.

Die Kirchturmuhr hatte gerade zwei geschlagen, als sich lautlos die Haustür von Nummer 43 öffnete. Eine merkwürdige Figur trat in die Dunkelheit der Nacht. Ein langer Kapuzenmantel verbarg ihr Antlitz vor der Welt. Mit knirschenden Schritten wanderte die Gestalt den schmalen Kiesweg entlang. Ein auffälliges schlurfen Zeugte von der Last, welche das Wesen in einem Sack über die Schulter trug. Schweren Schrittes verließ es das Anwesen, wanderte die finstere Straße entlang und verschwand nach und nach in der Dunkelheit.


Epilog:

Klara lag auf der Matratze ihres Bettes und starrte an die Zimmerdecke. Ungeduldig wippte sie mit dem rechten Fuß, welcher über die Bettkante hing. Wieder und wieder wanderte ihr Blick zu den roten Leuchtziffern ihres Weckers.

„Was dauert denn da so lange!“ fragte sie aufgebracht ihren abgegriffenen Plüschbären, der schon seit sie denken konnte das Bett mir ihr teilte. Kaum hatte sie den Satz beendet, als hätte sie es heraufbeschworen, vernahm sie das knarzen der Holztreppe die hoch zu ihrem Zimmer führte. Aufgeregt setzte sie sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Dort blieb sie sitzen, wippte hibbelig auf und ab und starrte auf die Zimmertür.

Zwei nahezu endlose Minuten später öffnete sich die Tür. Lautlos schwang sie auf und gab den Blick auf eine dunkle Gestalt frei deren Umriss sich bedrohlich vor dem Licht im Flur abzeichnete. Als die Gestalt die Kapuze eines viel zu großen Anoraks abnahm, schimmerte goldblondes Haar im Schein des Lichtes. Zweimal schüttelte der Neuankömmling energisch seine Arme. Was folgte war ein dumpfer Aufprall und ein Geräusch, welches von einem kullernden Gegenstand herrührte. Sekunden später stieß etwas gegen Klaras Füße. Als sie nach unten sah, blickte sie in zwei Augen, die ihr glasig und leblos entgegenstierten. Blut troff aus der klaffenden Wunde, wo der Kopf von den Schultern getrennt war. Es bildete eine kleine Lache auf dem hellen Laminat und färbte das graue Haar rot, welches dünn und strähnig vom Schädel hing. Klara stieß einen angewiderten Schrei aus und zog die Füße hoch aufs Bett.

Bea räusperte sich und sagt mit belegter Stimme: „Erledigt, jetzt bist du dran. Wahrheit oder Pflicht?“


So, jetzt seit ihr dran:
Diskutieren könnt ihr hier in diesem Thread: https://board.world-of-hentai.to/th...reiber-wettbewerb.145036/page-32#post-1874526


Dauer: bis zum 13. 07. 18
 
Zuletzt bearbeitet:

Shishiza

Sehr brave Fee^^
Teammitglied
Mod
Die Zeit ist abgelaufen ... und ich gebe hiermit den Gewinner bekannt:

Nummer Drei: Mitternacht

hat gewonnen. Gratulation an WazZzabi


Schreib mich bitte per PN an, damit du dir deinen Preis abholen kannst ^^
 
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