Wie schon geschrieben wurde trägt nicht nur der Täter, das Werkzeug und das Umfeld seinen Teil dazu bei sondern auch das Opfer selbst - Flip hat's ziemlich treffend formuliert. Da es sich allerdings so lesen lassen kann, dass er/sie sich ausschließlich auf das Opfer versteift kommt nun ziemlicher Gegewind. Obwohl das so warscheinlich nicht gemeint war.
Bekämpfst du die Problematik beim Opfer (Selbstbewusstsein, etc.) kann das Opfer dennoch weiter gemobbt werden und auch wenn es ihm/ihr persönlich vielleicht dann sonst wo vorbei gehen könnte, könnte das Mobbing dennoch auf das Leben des Menschen starke Konsquenzen haben.
Schnappt man sich das Werkzeug wird/kann im Grunde genommen nur ein Riegel vorgeschoben werden, der aber auch anderweitig wieder umgangen werden kann.
Krallt man sich den Täter und löscht ihn aus der Gleichung könnte man meinen, dass nun alles gut wäre. Letzten Endes kann ich da nun aber Flip's Argumentation aufgreifen und obwohl das Mobbing hier und jetzt beendet wurde ändert das rein garnichts an der Einstellung, dem Verhalten des Opfers selbst. Ergo könnte, rein theoretisch, wieder irgend ein anderer Täter in die Gleichung springen und schon hätten wir wieder ein Mobbing.
Und das Umfeld.. ja, die Eltern, der Partner, die Freunde, die Lehrer, die Klassenkameraden, die Arbeitskollegen, der Postbote, der Papst... was auch immer. Ohne wirkliche Fakten, wie z.B. in Amanda's Fall, kann man schwer das Gewicht der jeweiligen Schuld des jeweiligen Beteiligten festlegen.
Ward ihr dabei? Wisst ihr wirklich wie es abgelaufen ist? Wisst ihr z.B., was die Eltern getan haben - oder eben nicht getan haben? Da spielt soviel subjektives und objektives Empfinden mit, dass man da breit gefächerte Äußerungen / festgefahrene Meinungen treffen kann, an denen man sich wiederum tot diskutieren könnte.
Es ist leicht dem Umfeld eine gewisse Mitschuld in die Schuhe zu schieben, da es nunmal auch immer eine gewisse Mitschuld trägt.
Aber bei Amanda's Fall gibt es nunmal für die Öffentlichkeit bisher nur ihr Video und damit ihr subjektives Empfinden und die Tatsachen, die sie uns präsentiert. Ob und was nun davon wirklich auch so war, wie sie es nieder geschrieben hat, kann keiner sagen.
War es wirklich genau so? Hat sie gelogen/ausgeschmückt, damit es sich "besser" liest?
Fakt ist, dass ein junges Mädchen tot ist. Fakt ist, dass sie gemobbt worden ist.
Beides ist traurig, beides hätte verhindert werden können.
Ich persönlich bin bei der Thematik zweigespalten. REIN logisch betrachtet finde ich dieses Aufgebausche, dieses emotionale Mitleiden mancher Menschen, diese riesige Trauer, Anteilnahme, etc. einfach nur lächerlich. Es ist ein Mensch gewesen - EIN Mensch ist tot. Es sterben täglich so verdammt viele Menschen auf dieser Welt, von derren Tod aber niemand etwas hört, etwas sieht. Sinnlos aufgrund Hunger, Krieg, Gewalt, etc. All das wird mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit geistig ausgeblended und dann kommt so etwas und so viele stürzen sich drauf, sammeln sich in einem Knäul aus Trauernden, Anklagenden, bestätigen damit auf so pervere weise ihre innere Menschlichkeit, indem sie selbige mal aufleben haben lassen und sich somit mal auf die Schulter klopfen können. Sei es unterbewusst, was schlicht in unserer Natur liegt - oder schlimmer: bewusst.
Emotional betrachtet - ist es traurig.