Oh Gott, jetzt muss ich aufpassen, dass das hier kein Rant wird…
Nein, ich bin kein Feminist, eher sogar ein entschiedener Gegner der modernen Ausprägung des Feminismus, die man auch als „Dritte-Welle-Feminismus“ bezeichnet. Auch wenn ich einige Thesen von klassischen Feministinnen wie Alice Schwarzer (die zur zweiten Welle zählt) nicht unterstütze, wie bspw. die Positionierung im Fall Kachelmann oder auch, dass heterosexueller Geschlechtsverkehr immer eine „Unterwerfung der Frau“ sei, habe ich dennoch einen tiefen persönlichen Respekt vor der Leistung, die diese Frauen der ersten und zweiten Welle erbracht haben. Damals wurde von Feministinnen die Gleichberechtigung der Frau gegen zum Teil erbittertsten Widerstand erstritten.
Heute behaupten Feministen immer noch, dass es ihnen um Gleichberechtigung ginge, ihr Handeln sagt jedoch etwas anderes.
Gleichberechtigung bedeutet, dass alle Menschen gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben ungeachtet von Merkmalen wie Ethnie, Religion oder eben Geschlecht. Es geht darum, Menschen die Chance zu geben, aus ihrem Leben das zu machen, was sie möchten; Menschen als Individuum zu behandeln und nicht als Teil eines Kollektivs, das sie in ein enges gesellschaftliches Korsett zwängt.
Und genau das tut der moderne Feminismus nicht. Dieser sieht kollektiv Bevölkerungsgruppen als unterdrückt oder privilegiert an und bemisst am „Grad der Privilegierung“, ob jemand es wert ist, bei diesem Themen mitzureden. Ein weißer Mann wäre nach dieser Denkart beispielsweise privilegierter als eine schwarze Frau, könne also nicht beurteilen, ob diese benachteiligt sei und habe sich jedem ihrer Urteile zu fügen. Wenn das nicht sexistisch und rassistisch ist, was ist es dann? Zugegebenermaßen ist diese extreme Ausprägung des Feminismus in der anglophonen Welt (noch) beheimateter als hier, aber wir holen auf. Die Amis haben Anita Sarkeesian, wir haben Anne Wizorek. Sie sehen in der Welt ausschließlich Unterdrücker und Unterdrückte und als sei dies nicht schon paranoid genug, wird die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen auch noch an Äußerlichkeiten festgemacht anstatt an Worten oder Taten. Ergebnis ihres Handelns ist hierbei jedoch nie die Aufhebung jener imaginierten Unterdrückung, sondern die Umkehr des Unterdrückungsverhältnisses. Man konstruiert sich selbst eine eigene moralische Überlegenheit, belegt diese dann mit Schlagworten, denen keiner widerspricht (z.B. Sexismus), und nutzt das dann zur Durchsetzung der eigenen Agenda. Prominentes Beispiel ist der Professor Tim Hunt, der wegen eines „sexistischen“ Witzes (!) gefeuert wurde (
http://www.faz.net/aktuell/feuillet...rofessor-verliert-seinen-posten-13706470.html).
"Manche von uns wünschen, sie wären alle tot" - Eine so extreme Aussage hab selbst ich nicht zuhören bekommen O.o
So neu ist das nicht, das gibts auch unter dem Stichwort "Kill all men". Allerdings ist das tatsächlich nur eine wirklich winzige Minderheit, die jedoch von den meisten Feministen stillschweigend geduldet und/oder heruntergeredet wird.
Weiter gehts dann mit den sog. Gender Studies, die nur nach eigener Angabe etwas mit Wissenschaft zu tun haben, de facto aber die Durchsetzung einer politischen Agenda fördern. Dabei geht es dann bspw. darum, wie Menschen angeblich von Grammatik diskriminiert werden und wie die Sprache zu verändern sei (
http://www.spiegel.de/lebenundlerne...nscheidt-ueber-gerechte-sprache-a-965843.html). Ich will mich aber damit jetzt nicht näher befassen, das habe ich hier im Forum an anderer Stelle schon einmal ausführlich getan:
https://board.world-of-hentai.to/posts/1775264/
Dabei wird dann natürlich auch noch permanent die Verschwörungstheorie vom Patriarchat wiedergekäut und so weiter und so fort. An einer Universität hat sowas nichts verloren.
Was mich aber diesbezüglich auch noch beunruhigt, ist, dass es von Seiten der Gender-Theoretiker und Gleichstellungsbeauftragten gar kein Eigeninteresse zur Lösung dieser "Probleme" gibt. Wenn eine Gleichstellungsbeauftrage in ihrem Betrieb oder an ihrer Uni alle Probleme gelöst hätte und Gleichberechtigung herrscht, hätte sie keinen Job mehr. Von daher sucht man permanent neue Probleme und je tiefer man sich in diese Gedankenwelt eingräbt, umso absurder werden die Thesen, die von diesen Seiten vorgebracht werden.
Aber genug der universitäten und Internet-Spinnereien. Kommen wir mal zu etwas Handfesterem:
Die Einkommensunterschiede wären schon eher ein Thema, das nicht von der Hand zu weisen ist.
Die Aussage, dass Männer und Frauen im Schnitt unterschiedlich viel verdienen, ist richtig. Die Aussage jedoch, dass die Bezahlung für die
gleiche Tätigkeit unterschiedlich ist, ist falsch. In der Zahl von ~23% Gehaltsunterschied werden einfach alle Männer und alle Frauen über einen Kamm geschert, jedoch löst sich diese Zahl nahezu komplett auf, wenn man folgende Faktoren berücksichtigt: Erwerbserfahrung (Frauen fallen für die Erwerbsarbeit durch familiäre Arbeit öfter aus als Männer), Erwerbsumfang (Frauen arbeiten deutlich öfter in Teilzeit als Männer), berufliche Stellung (Frauen streben seltener in Führungspositionen), Branche (Frauen arbeiten meist im schlechter bezahlten Dienstleistungssektor und nicht im produzierenden Gewerbe, in dem deutlich mehr Männer tätig sind). Nach der Bereinigung liegt man bei einem durchschnittlichen Unterschied von 2,3%. Und auch, dass dieser Unterschied durch Diskriminierung zustande kommt, ist nicht nachgewiesen.
Ein anderes Beispiel, das gerne als Beispiel für "strukturelle" Ungerechtigkeit herhalten muss, ist die Altersarmut, die unter Frauen deutlich verbreiteter ist als unter Männern, da Frauen wie erwähnt häufiger Teilzeit arbeiten oder zuhause bleiben bis die Kinder im Kindergarten sind, und dementsprechend weniger in der Rente rausbekommen. Wenn sich ein Paar jedoch entscheidet, dass der Mann Teilzeit arbeitet und zuhause bleibt, dann hat der Mann genau das gleiche Problem wie viele Frauen. Das gleiche gilt, wenn man die Berufswelt anschaut: Die geringe Bezahlung für wichtige soziale Berufe ist ja tatsächlich nicht in Ordnung, aber wenn ein Mann in der Pflege arbeitet, verdient er genau so wenig wie eine Frau, die dort arbeitet.
Es handelt sich dabei schlichtweg um allgemeine Probleme, nicht um Probleme, die nur Frauen haben, und schon gar nicht um Probleme, die im Geschlecht ihren Ursprung haben.
Nahezu alle statistische Ungleichheit, die heute zwischen Männern und Frauen besteht, geht auf individuelle Lebensentscheidungen zurück und hat daher auch mit Ungerechtigkeit nichts zu tun. Problem vieler Feministen vor allem in der Politik ist jedoch, dass sie Ungleichheit mit Ungerechtigkeit gleichsetzen. Dementsprechend versucht man mit der Brechstange die Gleichheit der Biografien zu fördern. Dazu dienen z.B. die Frauenquote oder ein Scheidungsrecht, das Frauen benachteiligt, die sich um die Kinder gekümmert haben statt einer Erwerbsarbeit nachzugehen.
Hierbei handelt es sich jedoch um massive Eingriffe in die individuelle Entscheidungsfreiheit der Menschen, das macht eine wahre Ungerechtigkeit aus. Früher bekamen Frauen von Männern gesagt, wie ihr Leben auszusehen habe, heute bekommen Frauen (und Männer) von Feministen gesagt, wie ihr Leben auszusehen habe.
Es geht dem Feminismus heute nicht mehr um die Gleichheit von Chancen und Freiheiten, es geht um die Gleichheit an sich.