Der Duft brennender Kräuter erfüllte das Innere der kleinen, windschiefen Hütte, irgendwo in den Tiefen eines düsteren Waldes. Der Geruch konnte die Sinne eines Besuchers vernebeln und den Verstand ermüden lassen, wenn man nicht auf sich selbst acht gab. Doch der Druide war mit diesen Dingen vertraut. Er selbst nutzte häufig die Kunde der Kräutern und wusste um ihre Tücken. Seine altersschwachen Augen suchten im Dunkel der Hütte nach den Umrissen der Frau. Nur durch das Rascheln ihres sich bewegenden Kleides fand er sie schließlich.
"Ich soll dir von meinen Träumen erzählen." Die Stimme der Frau glitt sanft und melodisch durch die Luft. Der alte Druide nickte lediglich und brachte ein krächzendes "Jah..." hervor. Immer, wenn er bei ihr war, bekam er einen Klos im Hals, der es ihm beinahe unmöglich machte zu sprechen. Auch wenn er sie jetzt nicht sehen konnte, so wusste er noch aus alter Zeit, als sie ihr Spiel mit ihm gespielt hatte, wie unfassbar schön sie war. So schön, dass ihr bloßer Anblick jedem Mann und jeder Frau schmerzhaft ins Herz zu stechen vermochte und das derjenigen, die vom schwachen Willen waren, zerbersten lies. In den über dreihundert Jahren, die der Druide nun durch die Natur wandelte, hatte sich daran nichts geändert.
Die Hexe spielte mit den scharfen Knochensplittern zwischen ihren Fingern und lies sie aneinander stoßen. "Ich sehe ihn.", begann sie flüsternd, nahezu als würde sie befürchten, jemand anders könne ihre Stimme vernehmen, "Erhaben auf seinem Thron: Gefängnis und Sitz seiner Macht zugleich. Er will sein Antlitz von mir abwenden, doch ich sehe ihn und er sieht mich. Sein Herz voller Gram und Schmerz, in seinen Augen das Lodern der sengenden Schuld, die an ihm nagt, doch sein Geist umhüllt von Stahl, verseucht und geborsten unter der Macht seines eigenen Versagen." Die Stimme der Hexe blieb ruhig, doch ihre Finger drückten die Knochensplitter zusammen und ließen sie in ihre Haut schneiden. Schwere Tropfen dunklen Bluts fielen zu Boden.
Der Verstand des Druiden lief schwer. Die Worte der Hexe umwoben ihn und und schienen ihn vollkommen zu umgeben, doch zugleich schwer fassbar. Als sie allmählich an sein Bewusstsein drangen, musste er schlucken, bevor seine Lippen die Worte formten, die ihn bewegten. "Er sieht dich? Seit wann?"
"Schon immer." Antwortete die Hexe. Ihre Hände begannen die Knochensplitter zwischen einander zu reiben. "Und nun schickt er sein Gefolge mich zu sich zu holen. Sie sind schon ganz nah, ich kann ihren Geist hören."
Der Druide stockte. Sorge um seine alte Freundin stieg in ihm auf. "Was wirst du tun, um dich zu schützen?" Furcht stieg in dem Druiden auf, Furcht davor die Antwort auf seine Frage bereits zu kennen, und mit der Furcht kam eine Träne. "Nein...", hauchte er, als die Erkenntnis in ihm wuchs. "Das kannst du nicht tun."
Die Hexe stand auf und kam zu dem alten Druiden. Ihre vom Blut warme Hand legte sich auf seine Wange. "Doch, ich kann.", flüsterte sie. Dem Mann liefen Tränen über das Gesicht. Draußen waren Geräusche zu hören, Geräusche, die man weder in der Nacht noch am Tag hören wollte. Scharren und Krächzen, die Bewegungen vieler hundert Gestalten.
"Fürchte dich nicht, mein Freund, sie sind für mich gekommen und haben kein Interesse, an einem alten, schwachen Mann." Die Lippen der Hexe legten sich auf die des Druiden und küssten sie sanft. Er wusste, dass sie ihn verhexte, doch er konnte sich dem Drang nicht erwehren, es zu erwidern. Als sie Hand und Mund zurücknahm, wich alle Kraft aus den Gliedern des Druiden. Verzweifelt sank er auf die Knie. Die Knochensplitter aus der Hand der Hexe fielen klackernd vor ihm zu Boden. Elegant, wie sie war, wandte sie sich ab und schritt zur Tür hinaus.
Der weinende Druide blieb kraftlos auf dem Boden der Hütte sitzen. Draußen wurden die Geräusche lauter, wurden zu Kreischen und Brüllen. Das Flattern von Flügen und Kratzen scharfer Krallen. Dann wurde es still.
Der Blick des Druiden fiel auf die gefallenen Knochensplitter. Sie hatten im Blut der Hexe ein Muster gebildet, das ihn trotz seiner Trauer nachdenklich werden lies.
"Mut bedeutet nicht, frei von Angst zu sein, sondern sich seiner Furcht stellen und sie überwinden zu können." - Ulrika Namo, Hohepriesterin der Ulrike, unmittelbar vor ihrer Exekution durch den Khor Tempel
Zu einer späteren Zeit, Edolons Hauptstadt Laos, Nachmittag
Mit verdrossener Mine kratzte Barton der Zwerg sich durch den Bart. Er mochte keine unangenehmen Überraschungen, eigentlich mochte er noch nicht einmal die angenehmen. Am liebsten wusste er, was auf ihn zukam. Sehr zu seinem Missfallen, war dies zur Zeit nicht der Fall.
Gerade noch hatte er sich in einer der modrigen Zellen der palastnahen Kerker befunden - lediglich aufgrund einer unbedeutenden Meinungsverschiedenheit mit einigen Saufkumpanen -, da war ein königlicher Herold herein geplatzt und hatte lautstark verlangt, dass jeder, der sich noch nie der Fleischeslust hingegeben hätte, sich melden solle. Selbstverständlich hatte er dafür von den Insassen eine Menge Gelächter und abfälliger Sprüche geerntet, so dass der Kerkermeister Ruhe stiften musste. Doch Bartons Zwergennase, der angeborene Sinn seines Volkes dafür gute Gelegenheiten eine Meile gegen den Wind und auf einem Fischmarkt riechen zu können, hatte angeschlagen. Seiner Intuition folgend hatte er sich gemeldet, selbstverständlich unter Spott und Hohn seiner Mitinsassen. Allerdings fanden diese das ganze nicht mehr so lustig, als man Barton aus seiner Zelle entließ und ihn höflich darum bat, den Herold doch zu begleiten.
Nun wurde Barton, umgeben von vier Wolfsgardisten, in Richtung des Palasts gebracht. Das ganze nahm bedrohliche Ausmaße an. Bekam ein Zwerg wie Barton es mit dem Adel zu tun, hieß dies für gewöhnlich nichts Gutes.
Die Wolfsgardisten mussten ein paar mal etwas unsanfter Platz machen, da die Straßen der Hauptstadt Edolons hoffnungslos überfüllt waren. Soldaten rannten hin und her und Familien packten ihre Sachen auf Pferde, Kutschen und Esel, um möglichst bald die Stadt verlassen zu können. Wer mehr Mut hatte oder sein Heim nicht verlassen wollte, war damit beschäftigt sein Hab und Gut zu sichern.
Es war ganz deutlich zu spüren. Die Hyrexis war nahe und würde schon in den nächsten Stunden eintreffen.
"Ich kann mir um ehrlich zu sein nicht vorstellen, wie so eine Schönheit das Bett noch nie mit einem Mann geteilt haben soll." Murmelte der Wolfsgardist, der direkt hinter Adilya, ging seinem Kameraden zu. Dass die Elfe ihn dabei hören könnte, schien ihm nicht in den Sinn zu kommen oder schlicht nicht zu stören. Sein Kollege schien da anders drauf zu sein und verpasste ihm einen unsanften Rippenstoß. Adilya selbst hingegen war gerade viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Sie hatten soeben das Tor des Walls, der den Palastbezirk von der restlichen Stadt abgrenzte, durchquert und schritten nun auf das Haupttor des königlichen Palastes zu.
Adylia war sich im Moment nicht so sicher, ob es so klug war, sich nach dem Aufruf des königlichen Herolds nach einer Jungfrau bei einer seiner Leibwachen zu melden. Sicherlich, man hatte denjenigen, die sich meldeten einen Lohn und ein Abenteuer versprochen, doch nun fragte sie sich, ob dieses versprochene Abenteuer nicht etwas mit den perversen Fantasien eines Adeligen im königlichen Palast zu tun hatte.
Sie überlegte, ob sie versuchen sollte zu fliehen, doch gegen die elitären Wolfsgardisten, die sie umgaben, hatte sie dabei nur schlechte Aussichten. So musste Adylia sich damit begnügen ein stummes Stoßgebet an Ulrike zu senden, auf dass sich ihre Befürchtung als falsch herausstellen mögen.
Beiläufig stach ihr eine andere Gruppe Wolfsgardisten ins Auge, die ebenfalls jemanden auf das Palasttor zu eskortierten. Seltsamerweise handelte es sich dabei um einen Zwerg.
Lux besah ihre Hände, als wolle sie nach Schmutz suchen, der sich in ihrem feinen Fell verhangen hatte und es verunreinigte. Natürlich war da nichts. Wie die meisten Leonen pflegte Lux ihr Fell akribisch und hielt es nach Möglichkeit frei von Schmutz. Doch das sorgsame betrachten lenkte sie von ihrer Nervosität ab. Sicher, sie hatte schon vor dem König ihres Volkes gestanden und er hatte sogar schon Worte mit ihr gewechselt, doch dies hier war anders. Lux hatte bereits mit normalen Menschen manchmal Schwierigkeiten. Sie waren in ihrem Verhalten einfach so anders als Leonen. Gleich würde sie vor den amtierenden Herrscher Edolons, dem großen Reich der Menschen und Elfen treten, und sollte mit ihm sprechen. Ajani hatte einmal gemeint, sie hielte Prinz Jacob für den Stern, der den Völkern Avaleas noch eine Hoffnung geben könne. Lux wusste nicht wirklich, was die erfahrene Leonin mit diesen Worten meinte, doch es hatte ihre Vorstellung von dem Prinzen in die Höhe getrieben. Wie groß er wohl war?
Als sich Ajani's Hand auf Lux Schulter legte, holte sie noch einmal tief Luft und trat dann an den Wolfsgardisten, die die große Tür bewachten, vorbei in den Thronsaal ein.
Der Thronsaal war ein großer, runder Raum, durch dessen Kristallglasdach das karge Sonnenlicht des bewölkten Nachmittags herein fiel. Neben den zwölf Kohlepfannen, die seit Stunden erloschen waren und um den Raum herum standen, waren ein schlichter Thron auf einem dreistufigen Podest und ein Sockel neben diesem Thron das einzige, was den Raum ausmachte. Auf dem Podest lagen drei Gegenstände. Ein Zepter aus Glas und Gold, dessen Kopf mit vier roten Rubinen besetzt waren, die wie vier Hörner nach oben abstanden, ein Reichsapfel aus Granit und eine elf zackige Krone, die als leichter Helm ausgearbeitet war und aus Gold und anderen Metallen zu bestehen schien. An den Rändern der Krone schien etwas zu kleben. Mit erschaudern stellte Lux fest, dass es sich um Blut handelte.
Gerade durch seine Schlichtheit wirkte der Raum beeindruckend. Die dunklen, massiven Wände strahlten eine angenehme Kühle ab, die den Verstand beruhigte, auch wenn es für Lux, die aus einer Gegend stammte, in der die Sonne sengend vom Himmel schien, etwas zu kühl war.
"Du schickst mich fort, weil du fürchtest, ich könne in der nahenden Schlacht zu Schaden kommen." Lunas Stimme war gedämpft. Sie wollte nicht, dass Ragnar, der ein paar Meter entfernt auf den Stufen vor dem Thron saß, oder einer der anderen im Thronsaal ihr Gespräch mit Jacob hören konnte. Natürlich tat Ragnar es vermutlich dennoch. Den Namen Wulfson trug er schließlich nicht zu unrecht.
Der Blick des Prinzen verriet, dass er sich ertappt fühlte. Ein entschuldigendes Lächeln lag auf seinen Lippen. "Bin ich so leicht zu durchschauen, ja?"
"Ja. Natürlich bist du das. Immerhin bin ich deine Schwester." Antwortete Luna. "Ich wünschte nur, du würdest die selbe Sorge, die du für mich hast, auch dir gegenüber gelten lassen. Du solltest Laos verlassen und dich in eine der Nordfestungen zurückziehen." Bereits jetzt wusste sie, dass ihre Worte nutzlos waren. Ihr Bruder würde sich niemals überreden lassen.
Kopfschüttelnd winkte er ab. "Vater wird bald von uns gehen. Er ist schon jetzt nur noch ein Schatten. Dann bin ich endgültig der Herrscher von Edolon. Mein Schicksal ist mit dem des Volkes verwoben. Ich werde nicht fliehen und die größte Ansiedlung meiner Untertanen der Hyrexis preis geben."
Als sich die Türen des Thronsaals öffneten und die Botschafterin Ajani mit einer ihrer Dienerinen eintrat, verstummten das Gespräch zwischen den Geschwistern. Kurz darauf trafen zwei kleine Grüppchen Wolfsgardisten ein, die jeweils eine weitere Person brachten und dann wieder abzogen. Einen missmutigen Zwerg und eine Elfe mit exotisch dunkler Hautfarbe. Die beiden standen etwas verloren etwa in der Mitte des Thronsaals. Botschafterin Ajani beugte sich zu ihrer Dienerin vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin diese sich zu den anderen beiden in die Mitte des Raumes begab.
"Dann wollen wir mal." Murmelte Jacob seiner Schwester zu, die sich gerade ebenfalls ins Zentrum der Halle begab. Gelassen durchschritt er den Raum, wobei er zu Ragnar, der sich gerade von den Stufen erhob, murmelte, "Ich lasse dich in der größten Stadt des Reiches nach Jungfrauen suchen und das einzige, was wir bekommen, sind eine Leonin, ein Zwerg und eine Elfe?"
"Tja... sagt eine Menge über deine Untertanen aus, was?" Scherzte Ragnar zurück, bevor er sich neben den Thron stellte, auf den sich Jacob gerade setzte. Jacob schnaubte nur leise und richtete seinen Blick auf die Gäste. Offenbar wollten diese sich vorsichtshalber auf die Knie begeben, so wie es sich vor einem Herrscher gehörte, doch bevor es dazu kam, hielt Jacob sie ab. "Wehe, es kniet jemand nieder!" Nun umso mehr verwirrt sahen die drei zu ihm auf. "Ich bin noch kein König und selbst dann lege ich keinen Wert auf solche Dinge. Lasst uns lieber über das Bedeutsame reden." Der Prinz hielt einen Moment inne und betrachtete die Gesichter der Personen vor ihm eingehender. Bevor er wieder zum Sprechen ansetzen konnte öffneten sich die Türen des Thronsaals erneut und eine Wache in Begleitung einer weiteren Person trat ein. Der Neuankömmling war in eine gravierte Rüstung gehüllt, die seinen gesamten Körper umgab und unter einem schwarzen Umhang lag. Er machte einen einschüchternden Eindruck und das Wort 'Zirkelmagier' stand ihm quasi auf die Stirn geschrieben. Es war eigentlich unnötig, dass die Wache verkündete, "Der erbetene Magier ist eingetroffen, mein Herr."
Jacob nickte zufrieden und bedeutete dem Magier näher zu treten. "Kommt herein. Wir haben soeben begonnen Magister."
Der Magier kam ein paar Schritte näher, hielt aber sicheren Abstand zu allen anderen Anwesenden. Die meisten waren darüber wohl ganz glücklich.
"Wir wollten uns soeben einander vorstellen." Fuhr der Prinz fort. "Wie die meisten von euch vermutlich bereits wissen, bin ich Jacob Heth, Sohn von Baltasar Heth und Thronerbe. Ich habe euch heute hierher rufen lassen, weil ich eure Hilfe erbitten muss." Während der Prinz sprach, traten drei Bedienstete ein, die Tabletts mit kühlen Getränken und einigen Happen zu Essen trugen. Sie begaben sich unter die Anwesenden und boten ihnen von ihrer Ladung an. Der Prinz ignorierte sie und sprach unbeirrt weiter. "Euch allen ist bekannt, dass die Hyrexis, in diesen Tagen unser schlimmster Feind, Laos bedrohlich nahe ist und wir sie kaum ausbremsen können. Wir haben jedoch einen Plan. Wir wollen uns an den Göttlichen Lehs Ar in Lustria wenden und bei ihm Hilfe erbitten. Allerdings dürfen nur 'Unbefleckte', also Jungfrauen, den Palast betreten. Ihr drei behauptet, dies würde auf euch zutreffen."
"Ich soll dir von meinen Träumen erzählen." Die Stimme der Frau glitt sanft und melodisch durch die Luft. Der alte Druide nickte lediglich und brachte ein krächzendes "Jah..." hervor. Immer, wenn er bei ihr war, bekam er einen Klos im Hals, der es ihm beinahe unmöglich machte zu sprechen. Auch wenn er sie jetzt nicht sehen konnte, so wusste er noch aus alter Zeit, als sie ihr Spiel mit ihm gespielt hatte, wie unfassbar schön sie war. So schön, dass ihr bloßer Anblick jedem Mann und jeder Frau schmerzhaft ins Herz zu stechen vermochte und das derjenigen, die vom schwachen Willen waren, zerbersten lies. In den über dreihundert Jahren, die der Druide nun durch die Natur wandelte, hatte sich daran nichts geändert.
Die Hexe spielte mit den scharfen Knochensplittern zwischen ihren Fingern und lies sie aneinander stoßen. "Ich sehe ihn.", begann sie flüsternd, nahezu als würde sie befürchten, jemand anders könne ihre Stimme vernehmen, "Erhaben auf seinem Thron: Gefängnis und Sitz seiner Macht zugleich. Er will sein Antlitz von mir abwenden, doch ich sehe ihn und er sieht mich. Sein Herz voller Gram und Schmerz, in seinen Augen das Lodern der sengenden Schuld, die an ihm nagt, doch sein Geist umhüllt von Stahl, verseucht und geborsten unter der Macht seines eigenen Versagen." Die Stimme der Hexe blieb ruhig, doch ihre Finger drückten die Knochensplitter zusammen und ließen sie in ihre Haut schneiden. Schwere Tropfen dunklen Bluts fielen zu Boden.
Der Verstand des Druiden lief schwer. Die Worte der Hexe umwoben ihn und und schienen ihn vollkommen zu umgeben, doch zugleich schwer fassbar. Als sie allmählich an sein Bewusstsein drangen, musste er schlucken, bevor seine Lippen die Worte formten, die ihn bewegten. "Er sieht dich? Seit wann?"
"Schon immer." Antwortete die Hexe. Ihre Hände begannen die Knochensplitter zwischen einander zu reiben. "Und nun schickt er sein Gefolge mich zu sich zu holen. Sie sind schon ganz nah, ich kann ihren Geist hören."
Der Druide stockte. Sorge um seine alte Freundin stieg in ihm auf. "Was wirst du tun, um dich zu schützen?" Furcht stieg in dem Druiden auf, Furcht davor die Antwort auf seine Frage bereits zu kennen, und mit der Furcht kam eine Träne. "Nein...", hauchte er, als die Erkenntnis in ihm wuchs. "Das kannst du nicht tun."
Die Hexe stand auf und kam zu dem alten Druiden. Ihre vom Blut warme Hand legte sich auf seine Wange. "Doch, ich kann.", flüsterte sie. Dem Mann liefen Tränen über das Gesicht. Draußen waren Geräusche zu hören, Geräusche, die man weder in der Nacht noch am Tag hören wollte. Scharren und Krächzen, die Bewegungen vieler hundert Gestalten.
"Fürchte dich nicht, mein Freund, sie sind für mich gekommen und haben kein Interesse, an einem alten, schwachen Mann." Die Lippen der Hexe legten sich auf die des Druiden und küssten sie sanft. Er wusste, dass sie ihn verhexte, doch er konnte sich dem Drang nicht erwehren, es zu erwidern. Als sie Hand und Mund zurücknahm, wich alle Kraft aus den Gliedern des Druiden. Verzweifelt sank er auf die Knie. Die Knochensplitter aus der Hand der Hexe fielen klackernd vor ihm zu Boden. Elegant, wie sie war, wandte sie sich ab und schritt zur Tür hinaus.
Der weinende Druide blieb kraftlos auf dem Boden der Hütte sitzen. Draußen wurden die Geräusche lauter, wurden zu Kreischen und Brüllen. Das Flattern von Flügen und Kratzen scharfer Krallen. Dann wurde es still.
Der Blick des Druiden fiel auf die gefallenen Knochensplitter. Sie hatten im Blut der Hexe ein Muster gebildet, das ihn trotz seiner Trauer nachdenklich werden lies.
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"Mut bedeutet nicht, frei von Angst zu sein, sondern sich seiner Furcht stellen und sie überwinden zu können." - Ulrika Namo, Hohepriesterin der Ulrike, unmittelbar vor ihrer Exekution durch den Khor Tempel
Zu einer späteren Zeit, Edolons Hauptstadt Laos, Nachmittag
Mit verdrossener Mine kratzte Barton der Zwerg sich durch den Bart. Er mochte keine unangenehmen Überraschungen, eigentlich mochte er noch nicht einmal die angenehmen. Am liebsten wusste er, was auf ihn zukam. Sehr zu seinem Missfallen, war dies zur Zeit nicht der Fall.
Gerade noch hatte er sich in einer der modrigen Zellen der palastnahen Kerker befunden - lediglich aufgrund einer unbedeutenden Meinungsverschiedenheit mit einigen Saufkumpanen -, da war ein königlicher Herold herein geplatzt und hatte lautstark verlangt, dass jeder, der sich noch nie der Fleischeslust hingegeben hätte, sich melden solle. Selbstverständlich hatte er dafür von den Insassen eine Menge Gelächter und abfälliger Sprüche geerntet, so dass der Kerkermeister Ruhe stiften musste. Doch Bartons Zwergennase, der angeborene Sinn seines Volkes dafür gute Gelegenheiten eine Meile gegen den Wind und auf einem Fischmarkt riechen zu können, hatte angeschlagen. Seiner Intuition folgend hatte er sich gemeldet, selbstverständlich unter Spott und Hohn seiner Mitinsassen. Allerdings fanden diese das ganze nicht mehr so lustig, als man Barton aus seiner Zelle entließ und ihn höflich darum bat, den Herold doch zu begleiten.
Nun wurde Barton, umgeben von vier Wolfsgardisten, in Richtung des Palasts gebracht. Das ganze nahm bedrohliche Ausmaße an. Bekam ein Zwerg wie Barton es mit dem Adel zu tun, hieß dies für gewöhnlich nichts Gutes.
Die Wolfsgardisten mussten ein paar mal etwas unsanfter Platz machen, da die Straßen der Hauptstadt Edolons hoffnungslos überfüllt waren. Soldaten rannten hin und her und Familien packten ihre Sachen auf Pferde, Kutschen und Esel, um möglichst bald die Stadt verlassen zu können. Wer mehr Mut hatte oder sein Heim nicht verlassen wollte, war damit beschäftigt sein Hab und Gut zu sichern.
Es war ganz deutlich zu spüren. Die Hyrexis war nahe und würde schon in den nächsten Stunden eintreffen.
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"Ich kann mir um ehrlich zu sein nicht vorstellen, wie so eine Schönheit das Bett noch nie mit einem Mann geteilt haben soll." Murmelte der Wolfsgardist, der direkt hinter Adilya, ging seinem Kameraden zu. Dass die Elfe ihn dabei hören könnte, schien ihm nicht in den Sinn zu kommen oder schlicht nicht zu stören. Sein Kollege schien da anders drauf zu sein und verpasste ihm einen unsanften Rippenstoß. Adilya selbst hingegen war gerade viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Sie hatten soeben das Tor des Walls, der den Palastbezirk von der restlichen Stadt abgrenzte, durchquert und schritten nun auf das Haupttor des königlichen Palastes zu.
Adylia war sich im Moment nicht so sicher, ob es so klug war, sich nach dem Aufruf des königlichen Herolds nach einer Jungfrau bei einer seiner Leibwachen zu melden. Sicherlich, man hatte denjenigen, die sich meldeten einen Lohn und ein Abenteuer versprochen, doch nun fragte sie sich, ob dieses versprochene Abenteuer nicht etwas mit den perversen Fantasien eines Adeligen im königlichen Palast zu tun hatte.
Sie überlegte, ob sie versuchen sollte zu fliehen, doch gegen die elitären Wolfsgardisten, die sie umgaben, hatte sie dabei nur schlechte Aussichten. So musste Adylia sich damit begnügen ein stummes Stoßgebet an Ulrike zu senden, auf dass sich ihre Befürchtung als falsch herausstellen mögen.
Beiläufig stach ihr eine andere Gruppe Wolfsgardisten ins Auge, die ebenfalls jemanden auf das Palasttor zu eskortierten. Seltsamerweise handelte es sich dabei um einen Zwerg.
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Lux besah ihre Hände, als wolle sie nach Schmutz suchen, der sich in ihrem feinen Fell verhangen hatte und es verunreinigte. Natürlich war da nichts. Wie die meisten Leonen pflegte Lux ihr Fell akribisch und hielt es nach Möglichkeit frei von Schmutz. Doch das sorgsame betrachten lenkte sie von ihrer Nervosität ab. Sicher, sie hatte schon vor dem König ihres Volkes gestanden und er hatte sogar schon Worte mit ihr gewechselt, doch dies hier war anders. Lux hatte bereits mit normalen Menschen manchmal Schwierigkeiten. Sie waren in ihrem Verhalten einfach so anders als Leonen. Gleich würde sie vor den amtierenden Herrscher Edolons, dem großen Reich der Menschen und Elfen treten, und sollte mit ihm sprechen. Ajani hatte einmal gemeint, sie hielte Prinz Jacob für den Stern, der den Völkern Avaleas noch eine Hoffnung geben könne. Lux wusste nicht wirklich, was die erfahrene Leonin mit diesen Worten meinte, doch es hatte ihre Vorstellung von dem Prinzen in die Höhe getrieben. Wie groß er wohl war?
Als sich Ajani's Hand auf Lux Schulter legte, holte sie noch einmal tief Luft und trat dann an den Wolfsgardisten, die die große Tür bewachten, vorbei in den Thronsaal ein.
Der Thronsaal war ein großer, runder Raum, durch dessen Kristallglasdach das karge Sonnenlicht des bewölkten Nachmittags herein fiel. Neben den zwölf Kohlepfannen, die seit Stunden erloschen waren und um den Raum herum standen, waren ein schlichter Thron auf einem dreistufigen Podest und ein Sockel neben diesem Thron das einzige, was den Raum ausmachte. Auf dem Podest lagen drei Gegenstände. Ein Zepter aus Glas und Gold, dessen Kopf mit vier roten Rubinen besetzt waren, die wie vier Hörner nach oben abstanden, ein Reichsapfel aus Granit und eine elf zackige Krone, die als leichter Helm ausgearbeitet war und aus Gold und anderen Metallen zu bestehen schien. An den Rändern der Krone schien etwas zu kleben. Mit erschaudern stellte Lux fest, dass es sich um Blut handelte.
Gerade durch seine Schlichtheit wirkte der Raum beeindruckend. Die dunklen, massiven Wände strahlten eine angenehme Kühle ab, die den Verstand beruhigte, auch wenn es für Lux, die aus einer Gegend stammte, in der die Sonne sengend vom Himmel schien, etwas zu kühl war.
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"Du schickst mich fort, weil du fürchtest, ich könne in der nahenden Schlacht zu Schaden kommen." Lunas Stimme war gedämpft. Sie wollte nicht, dass Ragnar, der ein paar Meter entfernt auf den Stufen vor dem Thron saß, oder einer der anderen im Thronsaal ihr Gespräch mit Jacob hören konnte. Natürlich tat Ragnar es vermutlich dennoch. Den Namen Wulfson trug er schließlich nicht zu unrecht.
Der Blick des Prinzen verriet, dass er sich ertappt fühlte. Ein entschuldigendes Lächeln lag auf seinen Lippen. "Bin ich so leicht zu durchschauen, ja?"
"Ja. Natürlich bist du das. Immerhin bin ich deine Schwester." Antwortete Luna. "Ich wünschte nur, du würdest die selbe Sorge, die du für mich hast, auch dir gegenüber gelten lassen. Du solltest Laos verlassen und dich in eine der Nordfestungen zurückziehen." Bereits jetzt wusste sie, dass ihre Worte nutzlos waren. Ihr Bruder würde sich niemals überreden lassen.
Kopfschüttelnd winkte er ab. "Vater wird bald von uns gehen. Er ist schon jetzt nur noch ein Schatten. Dann bin ich endgültig der Herrscher von Edolon. Mein Schicksal ist mit dem des Volkes verwoben. Ich werde nicht fliehen und die größte Ansiedlung meiner Untertanen der Hyrexis preis geben."
Als sich die Türen des Thronsaals öffneten und die Botschafterin Ajani mit einer ihrer Dienerinen eintrat, verstummten das Gespräch zwischen den Geschwistern. Kurz darauf trafen zwei kleine Grüppchen Wolfsgardisten ein, die jeweils eine weitere Person brachten und dann wieder abzogen. Einen missmutigen Zwerg und eine Elfe mit exotisch dunkler Hautfarbe. Die beiden standen etwas verloren etwa in der Mitte des Thronsaals. Botschafterin Ajani beugte sich zu ihrer Dienerin vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin diese sich zu den anderen beiden in die Mitte des Raumes begab.
"Dann wollen wir mal." Murmelte Jacob seiner Schwester zu, die sich gerade ebenfalls ins Zentrum der Halle begab. Gelassen durchschritt er den Raum, wobei er zu Ragnar, der sich gerade von den Stufen erhob, murmelte, "Ich lasse dich in der größten Stadt des Reiches nach Jungfrauen suchen und das einzige, was wir bekommen, sind eine Leonin, ein Zwerg und eine Elfe?"
"Tja... sagt eine Menge über deine Untertanen aus, was?" Scherzte Ragnar zurück, bevor er sich neben den Thron stellte, auf den sich Jacob gerade setzte. Jacob schnaubte nur leise und richtete seinen Blick auf die Gäste. Offenbar wollten diese sich vorsichtshalber auf die Knie begeben, so wie es sich vor einem Herrscher gehörte, doch bevor es dazu kam, hielt Jacob sie ab. "Wehe, es kniet jemand nieder!" Nun umso mehr verwirrt sahen die drei zu ihm auf. "Ich bin noch kein König und selbst dann lege ich keinen Wert auf solche Dinge. Lasst uns lieber über das Bedeutsame reden." Der Prinz hielt einen Moment inne und betrachtete die Gesichter der Personen vor ihm eingehender. Bevor er wieder zum Sprechen ansetzen konnte öffneten sich die Türen des Thronsaals erneut und eine Wache in Begleitung einer weiteren Person trat ein. Der Neuankömmling war in eine gravierte Rüstung gehüllt, die seinen gesamten Körper umgab und unter einem schwarzen Umhang lag. Er machte einen einschüchternden Eindruck und das Wort 'Zirkelmagier' stand ihm quasi auf die Stirn geschrieben. Es war eigentlich unnötig, dass die Wache verkündete, "Der erbetene Magier ist eingetroffen, mein Herr."
Jacob nickte zufrieden und bedeutete dem Magier näher zu treten. "Kommt herein. Wir haben soeben begonnen Magister."
Der Magier kam ein paar Schritte näher, hielt aber sicheren Abstand zu allen anderen Anwesenden. Die meisten waren darüber wohl ganz glücklich.
"Wir wollten uns soeben einander vorstellen." Fuhr der Prinz fort. "Wie die meisten von euch vermutlich bereits wissen, bin ich Jacob Heth, Sohn von Baltasar Heth und Thronerbe. Ich habe euch heute hierher rufen lassen, weil ich eure Hilfe erbitten muss." Während der Prinz sprach, traten drei Bedienstete ein, die Tabletts mit kühlen Getränken und einigen Happen zu Essen trugen. Sie begaben sich unter die Anwesenden und boten ihnen von ihrer Ladung an. Der Prinz ignorierte sie und sprach unbeirrt weiter. "Euch allen ist bekannt, dass die Hyrexis, in diesen Tagen unser schlimmster Feind, Laos bedrohlich nahe ist und wir sie kaum ausbremsen können. Wir haben jedoch einen Plan. Wir wollen uns an den Göttlichen Lehs Ar in Lustria wenden und bei ihm Hilfe erbitten. Allerdings dürfen nur 'Unbefleckte', also Jungfrauen, den Palast betreten. Ihr drei behauptet, dies würde auf euch zutreffen."
Ich hoffe euch hat die Einleitung gefallen. Am besten wäre es, wenn sich nun erstmal die drei 'Unbefleckten' (Lux, Adylia und BArton) vorstellen, die Frage des Prinzen beantworten (möglichst mit Ja ;P) und gegebenenfalls selbst eine Frage stellen. Aber auch die anderen Spieler können schon einmal posten. Schreibt über die Gedanken eures Charas, wie er den Thronsaal und die anderen Anwesenden aufnimmt, usw.
Euer erster Post braucht nicht sonderlich lang zu sein.
Der Thread wird von mir nachher gegen 20:00 geöffnet werden. Von da an könnt ihr loslegen.
Schrift:
Wir verwenden keinen Farbcode. Sprechen wird in "..." gesetzt. Gedanken entweder ebenfalls in "..." mit entsprechender Bemerkung oder als indirekte Rede. Kursiv kann gelegentlich zur Betonung oder zum Hervorheben einzelner Wörter genutzt werden. Fett dient zum markieren von Zeit- und Ortsangaben für Textabschnitte, so wie ich sie oben verwendet habe.
Beispiele:
Sprechen:
Euer erster Post braucht nicht sonderlich lang zu sein.
Der Thread wird von mir nachher gegen 20:00 geöffnet werden. Von da an könnt ihr loslegen.
Schrift:
Wir verwenden keinen Farbcode. Sprechen wird in "..." gesetzt. Gedanken entweder ebenfalls in "..." mit entsprechender Bemerkung oder als indirekte Rede. Kursiv kann gelegentlich zur Betonung oder zum Hervorheben einzelner Wörter genutzt werden. Fett dient zum markieren von Zeit- und Ortsangaben für Textabschnitte, so wie ich sie oben verwendet habe.
Beispiele:
Sprechen:
Denken:Hämisch antwortete Pain ihrem Spiegelbild, "Wie ich es liebe zu sein, was ich bin."
ODERWas war gerade passiert? Diese Frage drängte sich unaufhaltsam in Sethors Verstand.
Viel Spaß alle miteinander!Verdrossen dachte er, "Wie konnte ich das bloß zulassen?"
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