[Diskussion] Bundesregierung plant, Arbeitslose zu Erziehern umzuschulen

[Terry_Gorga]

Wie ich gerade aus den Nachrichten erfahren habe, plant unsere Bundesregierung, unvermittelbare Arbeitslosen zu Erziehern umzuschulen. Der Plan ist, damit die leeren Stellen im Erziehungswesen zu füllen und somit Krippenplätze zu schaffen.

Quellen:
Stern.de
heute.de
Welt-online
Deutschland-today
DerWesten.de




Meine Meinung:
Ernsthaft jetzt? Haben die in der Regierung nicht mehr alle Tassen im Schrank? Anstatt sich mal um die Bedingungen der Berufe mit sozialem Hintergrund zu kümmern und diese endlich auf das Niveau zu heben, das diese Berufe verdienen, wird der Beruf des Erziehers jetzt die Abschiebe für ansonsten unvermittelbare Menschen? Jetzt sollen also Menschen, die in ihrem eigenen Leben aus Faulheit, aus Krankheit, oder ungünstigen Umständen nichts erreicht haben und dadurch alles andere, als sozial gut angebunden und lebensnah am eigentlichen gesellschaftlichen Leben sind sich um die Kinder kümmern? Menschen, die unter Umständen so schwer krank sind, dass sie sich nicht mal mehr in andere hineinversetzen können? Menschen, die möglicherweise süchtig sind? Oder einfach nicht mehr in der Lage, resozialisiert zu werden? Oder mit Migrationshintergrund nicht bereit sind, sich an die Gesellschaft anzupassen? Oder so faul, dass sie nichts hinkriegen? Oder aus sonstigen Gründen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können und jetzt in eine Sparte abgeschoben werden, für die sie gar nicht geeignet sind?
Solche Leute sollen die "fachmännische Erziehung" übernehmen? Sich um den Nachwuchs, der uns eigentlich am meisten am Herzen liegen sollte und dem man die besten Chancen und Grundlagen bieten möchte?
Und das schlimmste daran: Diese Arbeitslosen sollen auch noch eine verkürzte Ausbildung kriegen und einer genauen Prüfung werden die Kandidaten offensichtlich auch nicht unterzogen. Für mich heißt das, dass es da also nicht darauf ankommt, wie gut man mit Kindern umgehen kann, oder nicht. Da kann mein kleines, dreijähriges Kind also unter Umständen auch noch an einen Alkoholiker oder Choleriker geraten. Nennt man das altersgerechte Förderung?
Da kann unsere Politik auch gleich wieder die Prügelstrafe einführen. Auf solche beschissenen Ideen können echt nur Politiker kommen, die sowieso keine Ahnung vom Leben haben.
Da soll noch mal einer sagen, Deutschland wäre kinderfreundlich.

Was denkt ihr dazu?

 

[Barlon Weißfuchs]

für dich scheinen die arbeitslosen ja der abschaum der gesellschaft zu sein? wenn dem so ist, solltest du deine meinung mal überdenken... jeder kann durch etwas pech mal eben arbeitslos werden...


aber back to topic:
ich finde die idee ganz gut. du hättest im eingangspost vielleicht mit erwähnen können, dass es geplant ist lediglich 5.000 arbeitslose zu erziehern umzuschulen. dies ist freiwillig (es werden also wohl eher kaum unmotivierte personen teilnehmen) und von den schulischen vorraussetzungen für den beruf des erziehers, kämen derzeit rund 800.000 personen für die umschulung in frage. das angebot an zukünftigen erziehern ist theoretisch also vorhanden. jetzt fehlt natürlich eine ausreichende ausbildung als erzieher. diese wird ja bei der umschulung drastisch abgekürzt. ich denke die erzieher werden aber im beruf recht schnell die fehlende erfahrung sammeln und auch von den anderen erziehern lernen, wie sie mit den zöglingen umzugehen haben...

im übrigen kann man heutzutage auch als quereinsteiger als lehrer anfangen. nen kumpel hat zum beispiel seinen doktor in mathematik gemacht (beifach war physik). da er nicht wusste was er nun machen sollte, unterrichtet er nun an einer sekundarschule physik und mathe (obwohl er nie auf lehramt studiert hat, kein referendariat hatte,...)


btw: 5000 arbeitslose weniger ist nen nettes nebenprodukt

 

[bluemoon]

Anstatt sich mal um die Bedingungen der Berufe mit sozialem Hintergrund zu kümmern und diese endlich auf das Niveau zu heben, das diese Berufe verdienen, wird der Beruf des Erziehers jetzt die Abschiebe für ansonsten unvermittelbare Menschen?

Naja nicht alle arbeitslose sind verantwortungslose, faule, nichtsnutzige Menschen denen alles egal ist. Es gibt auch viele die sind da reingerutscht ohne es je sein zu wollen. Klar gibt es auch andere aber man sollte das nicht verallgemeinern. Ich denke sogar das viele für eine solche Chance dankbar wären bzw. sind wenns denn so kommt

Allerdings sollte man natürlich auch berücksichtigen, das garnicht alle für diesen Job tauglich sind (warum auch immer) denn es gibt sicherlich Menschen die nicht mit Kindern umgehen können oder die am Ende sogar noch einen schlechten Einfluss auf diese Ausüben, daher wäre es wirklich wünschenswert das man eventuelle Kandidaten vorher wirklich testet und abwägt ob das bei Person x sinn machen würde.

 

[Aeon525]

Ich bin eher Terrys Meinung.
Es geht hier nur ums Geld und nicht um die Qualität der Erziehung und das passt mir überhaupt nicht.
Der Beruf des Erziehers/ der Erzieherin ist sehr zerrend, anstrengend und fordernd. Zudem müssen diese Personen sehr genaue Vorstellungen haben wie man Streit und Konflikte zwischen den Kleinkindern handhabt. Sowas erfordert Erfahrung und eine Menge Fachwissen in Sachen Pädagogik. Das kann man Leuten nicht einfach in einer Schulung einimpfen.
Ich bezweifel nicht dass es in der Masse der Arbeitslosen ein halbes Dutzend Menschen gibt die fabelhafte Erzieher machen und mit ganzem Herzen bei der Sache sind aber ich bezweifel dass das auch nur grob auf 50% der umgeschulten zutrifft. Demenstprechend steh ich dem ganzen eher skeptisch gegenüber.

Gerade im Bereich Bildung sollte man Qualität dem Geld vorziehen...

 

[Terry_Gorga]

Das finde ich ja mal komisch, dass ich jetzt auf einmal zu hören kriege, ich wäre arbeitslosenfeindlich o.O
Offensichtlich habe ich mich dann missverständlich ausgedrückt, wenn der Eindruck entsteht.

Ich betrachte das nur von einer völlig anderen Seite. Schließlich bin ich selber aus gesundheitlichen Gründen arbeitslos. Und käme das Amt auf mich zu mit der Forderung, ich solle eine Ausbildung zum Erzieher machen, würde ich mich nicht nur abgeschoben fühlen, es würde meine Gesundheit auch nicht fördern, im Gegenteil, mir würde es dadurch noch schlechter gehen und ich würde mich in einen Beruf abgeschoben fühlen, der mir gar nicht liegt und mich mein Leben lang auch weder glücklich, noch zufrieden machen würde. Und da ich sicherlich nicht der einzige bin, der so denkt, halte ich von dieser Idee gar nichts. Erzieherberufe sollten keine Notlösung oder gar Abschiebemöglichkeit sein, damit man das "Problem Arbeitslosigkeit" auf dem Papier gelöst hat.
Von der Qualität dieser Schnellausbildung mal ganz zu schweigen. Da kann ich nur Aeons Beitrag aufgreifen und wiederholen, dass fundiertes Fachwissen notwendig, ja sogar zwingende Voraussetzung ist. Und das man das in nur eineinhalb Jahren kriegen soll, naja daran habe ich so meine Zweifel.

 

[Hiege]

Vielleicht sind ja ein Paar dabei die für den Beruf gut geeignet sind, aber im großen und ganzen kann ich Terry nur zustimmen.
der Nachwuchs ist das Kapital den in das wir investieren sollten.

 

[Crono]

und ihr glaubt jetzt alle ernsthaft, dass sich alle arbeitslosen darauf einlassen werden?
wir leben in einem freien land und die berufswahl gehört ebenfalls zu unserer freiheit. wenn uns jetzt der staat sagt, dass wir diesen einen job machen müssen, dann greift er in unsere freiheit ein.
zudem glaube ich auch kaum, dass dies jetzt alle arbeitslosen stillschweigend hinnehmen würden, da sie beruflich andere interessen haben. das ist ja bisher nur eine idee und bevor diese überhaupt durchgesetzt würde, käme es sehr wahrscheinlich zu demonstrationen. anstelle einer solchen sinnlosen und gehirnamputierten idee, sollten die lieber mal die sachbearbeiter in den ämtern schulen, damit diese sich mehr für die arbeitslosen einsetzen. ich habe ja oft die erfahrung gemacht, dass mir da nicht wirklich geholfen wurde, sondern eher immer stellen angeboten wurden, die man in der zeitung/internet oder zeitarbeitsfirmen selber auch finden kann.
zum glück bin ich ja nicht arbeitslos und wenn die mir sowas vorschlagen würden, dann würde ich mich weigern. die wollen vlt auch nur abschrecken, um so die arbeitslosen dazu zu bringen, dass sie sich einen anderen job suchen und aus lauter angst dann nicht in einen solchen beruf gedrängt werden.
es muss auch geprüft werden, ob alle denn da tauglich sind (geistig und körperlich). ich kann ja jetzt keinen pädophilen in so eine einrichtung reinstecken....

und nun zu Terry Gorga:

Jetzt sollen also Menschen, die in ihrem eigenen Leben (warum auch immer) nichts erreicht haben und alles andere, als sozial veranlagt und lebensnah sind sich um die Kinder kümmern? Um den Nachwuchs, der uns eigentlich am meisten am Herzen liegen sollte und dem man die besten Chancen und Grundlagen bieten möchte?

sag mal hast du echt so ein bild von den arbeitslosen (zu denen du ja selber auch zählst)? du kannst doch nicht alle unter einen haufen kehren......
es mag zwar einige leute geben, die gerne nix machen und mit ihren eiern schaukeln, aber das ist die minderheit. viele haben ihren job aus gesundheitlichen gründen verloren oder sind zu alt bzw unqualifiziert oder tragen andere schicksalsschläge mit sich und müssen erstmal wieder fuß ins normale leben fassen. und woher willst du eigentlich wissen, dass die alle alles andere als sozial veranlagt sind bzw lebensnah ??????
du als arbeitsloser solltest da nicht mit steinen im einem glashaus werfen
schwarze schafe gibt es überall, aber man verallgemeinert das nicht und zieht dann alle mit rein

 

[space night]

der Nachwuchs ist das Kapital den in das wir investieren sollten.

Ja da hast nicht nicht unrecht aber wenn alle 100€ oder mehr bezahlen müssen regt ihr euch auch auf vor allem wenn das Geld knapp ist.
Ja und bei den besseren die genug verdienen gehn die Kinder ja sowieso in Privat Schule/Kindergärten.

 

[Hiege]

Ja da hast nicht nicht unrecht aber wenn alle 100€ oder mehr bezahlen müssen regt ihr euch auch auf vor allem wenn das Geld knapp ist.
Ja und bei den besseren die genug verdienen gehn die Kinder ja sowieso in Privat Schule/Kindergärten.

es gibt mehr als genug Geld, Banken steuer, Finanztransaktion Steuer, Spitzensteuersatz erhöhen, oder einige sinnlose dinge anschaffen und dafür dann Geld in die schule investieren ^^
zu not auch an so kulturellen dreck wie schicke Brunnen Deko etc, in unserm Kaff steht einer der hat Million Euro gekostet.

Also wir sind sicher nicht genötigt das Harz4 zu senken, oder den Leute mit nicht viel mehr Gehalt, etwas ab zu knöpfen, um etwas hier voran bringen zu wollen.

Ab und zu denkt man das ist gewollte Verdummung.

 

[Filp]

und ihr glaubt jetzt alle ernsthaft, dass sich alle arbeitslosen darauf einlassen werden?
wir leben in einem freien land und die berufswahl gehört ebenfalls zu unserer freiheit. wenn uns jetzt der staat sagt, dass wir diesen einen job machen müssen, dann greift er in unsere freiheit ein.

Du warst noch nie arbeitslos und weißt nicht was du da für Auflagen bekommst oder? Du unterschreibst da dann die sogenannte Wiedereingliederungsvereinbarung, mit den Bedingungen die zu erfüllen sind. Fängt meist mit nen paar Bewerbungen im Monat an, die du nachweisen musst und die auch immer mal überprüft werden und kann mit der Zeit mehr werden, denn du bist verpflichtet alles dafür zu tun um aus der Arbeitslosigkeit rauszukommen. Weigerst du dich oder verstößt du gegen die Auflagen wird dir ganz schnell dein ALG gekürzt.


@Topic: Problem sehe ich hier hauptsächlich an der Qualität der "umschulung". Wie soll man in 1,5 Jahren rein bekommen, was Andere in 3-4 Jahren lernen? Die Qualität der Ausbildung ist da nicht gegeben und zusätzlich wird der eigentliche Beruf des Erziehers weiter abgewertet, wenn der "Markt" mit schlecht geschulten Kräften gefüllt wird.
Ansonsten geht es dabei allerdings nicht darum die Arbeitslosen zu dieser Umschulung zu zwingen, wer aufmerksam gelesen hat (oder besser die ganze Geschichte an seriöser Stelle verfolgt hat), weiß ja das es um freiwillige Umschulungen geht, die angeboten werden und dafür gibt es garantiert Interessenten, denn die meisten Arbeitslosen wollen raus aus der Arbeitslosigkeit und unter denen gibt es sicher genug die für den Beruf in Frage kommen.

 

[Terry_Gorga]

Da mein erster Post in der Form wohl unverständlich oder in der Form nicht differenziert genug war, habe ich ihn mal geändert in der Hoffnung, dass so meine Meinung zu dieser Diskussion deutlicher wird.

Es geht mir NICHT darum, dass Arbeitslose, die Faulpelze oder Eingliederungsunwillige die Kinder erziehen könnten. Sondern es geht mir darum, dass dies nun wieder eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Leute sein soll, die aus welchem Grund auch immer nicht mehr in ihrem eigenen beruflichen Feld tätig sein können.

 

[Thorti]

Mir erscheint das inzwischen wie eine Stütze für das Betreuungsgeld.

Es gab enorm viele Kritiker, dann bauen wir doch einfach mal etwas, was dazu führt, dass erst recht Eltern die Kinder nichtmehr in Krippen u.Ä. geben...

 

[bluemoon]

der Nachwuchs ist das Kapital den in das wir investieren sollten.

Der Nachwuchs der immer weniger wird wegen den schon Jahrlangen niedrigen Geburtsraten? Sind wir doch mal ehrlich Leute in spätestens 20 Jahren löst sich das Thema Arbeitslosigkeit von ganz alleine, wer dann immer noch keine Arbeit hat der kann eventuell auch garnicht arbeiten, das sollte man dann auchmal bedenken. Und das es so kommt kann man doch schon heute beobachten da es schon jetzt in gewissen Branchen einen Fachkräftemangel gibt. Streng genommen würde übrigens eine Umschulung zum Altenpfleger mehr Sinn machen als zum Erzieher da dies Definitiv ein Job mit Zukunft ist, bei Erziehern stellt sich dann irgendwann eher wieder die Frage ob man eventuell sogar weniger braucht da es auch immer weniger Nachwuchs gibt

 

[Filp]

Streng genommen würde übrigens eine Umschulung zum Altenpfleger mehr Sinn machen als zum Erzieher da dies Definitiv ein Job mit Zukunft ist, bei Erziehern stellt sich dann irgendwann eher wieder die Frage ob man eventuell sogar weniger braucht da es auch immer weniger Nachwuchs gibt

Die Jugendhilfefälle werden von Jahr zu Jahr mehr, das ist garantiert ein Job mit Zukunft

 

[hakuryu]

ich finde das die nicht langzeitarbeitslose dafür nehmen sollen, sondern junge menschen. Erzieher müssen agil, psychisch belastbar und verdammt geduldig sein und ganz neben bei phantasievoll. die ausbildung ist ja nicht ohne grund auf 3-4 jahre angelegt. die meisten sind jetzt schon frauen der alten schule. männer wäre nicht schlecht in diesem beruf, zumal sie dadurch auch besser handwerkliche sachen machen und mit den kindern fußballspielen können (frauen machen sich da nicht ganz so gut.)
prinzipiel ist es bitter nötig mehr erzieher einzustellen. das einer bis zu 13 kinder in einer gruppe hat, ist dann doch etwas heftig. zumal 8 kinder auf einen erzieher kommen sollen. einer bei 8 rabauken? kaum machbar.
also lieber junge leute ausbilden, dann kann man sichere sein das diese dann gründlich vorbereitet sind und genau wissen was auf sie zukommt.