[Abgeschlossen] Der Tempel der Lunarier

Diesmal eine Geschichte aus dem kalten Skyrim.

Der Handel

Die Geschichte enthält Furry, wenn man das bei einem Khajiit so einordnen will. :)
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Prolog

Ein Rascheln ließ sie aufhorchen. Sofort sank sie auf ein Knie hinab und blickte sich um. Zwischen zwei hohen Bäumen kam ein junges Reh hervor. Vorsichtig schaute sich das Tier um und ließ die kleinen Ohren aufgeregt spielen. Der Wind stand ungünstig, trieb Emilias Geruch genau in seine Richtung. Es brauchte nur wenige Augenblicke bis die empfindliche Nase sie wahrgenommen hatte und sofort verschwand das schreckhafte Reh mit schnellen Sprüngen im Unterholz.
Emilia hatte nicht nach ihrem Bogen gegriffen, war ihr Proviantbeutel doch reichlich gefüllt. Viel interessierter war sie jedoch an der Gruppe von Bäumen, zwischen der das Reh erschienen war: Schienen sich doch direkt dahinter nur massive Felsklippen zu erheben. „Wo war das Tier hergekommen?“, fragte sich Emilia. Aufmerksam näherte sie sich den hohen Kiefern. Nahezu unsichtbar erstreckte sich hinter dichtem Gestrüpp ein schmaler Einschnitt, überhängende Felsen verbargen den Spalt im Gestein.
Vorsichtig folgte sie dem Weg, den das Wild, den Spuren nach zu urteilen, gekommen war. Die Sonne war schon längst hinter den Gipfeln verschwunden und die hohen Wände an beiden Seiten ließen offenbar nur selten Sonnenlicht bis an den Boden gelangen. Emilia musste sich anstrengen, um in diesem Dämmerlicht überhaupt noch etwas zu erkennen. Einige dutzend Schritte hinter dem Einschnitt fand sie an einer etwas breiteren Stelle eine kleine Ansammlung von Wasser, die von einem dünnen Rinnsal gespeist wurde. Offensichtlich hatte das Reh diese Stelle als Tränke benutzt. Ein paar Schritte weiter verdeckte erneut dichtes Gestrüpp den Weg. Als Emilia näher herantrat, erkannte sie etwas, das ihren Herzschlag beschleunigte: Zwischen den zusammengerückten Felswänden befand sich eine steinerne, achteckige Tür. Endlich hatte sie den Zugang gefunden.
Emilia hatte gehofft, ihre Entdeckung genauer in Augenschein nehmen zu können, doch da sie deutlich länger gebraucht hatte, hierher zu finden, konnte sie in der anbrechenden Finsternis nur noch wenig von den fremdartigen Ornamenten erkennen. Allerdings glaubte sie, die Symbole auf dem Artefakt wiederzuerkennen. Mit einem magischen Licht für etwas Helligkeit zu sorgen, erschien ihr zu gefährlich. Wer wusste schon, was sich hier draußen alles an Gesindel und hungrigen Raubtieren umhertrieb. Also entschied sie sich, den Tempel zu betreten.

Der Handel

Emilia war eine typische Nord – zumindest was ihr Äußeres anbetraf. Sie war sicher über zweieinhalb Schritt groß und hatte langes, blondes Haar, das sie gewöhnlich als Zopf geflochten trug. Ihre großen, blauen Augen waren der Blickfang in ihrem ebenmäßigen Gesicht, während eine blass-bläuliche Tätowierung ihre rechte Wange zierte und ihr einen gefährlichen Ausdruck verlieh. Nicht, dass sie das nötig gehabt hätte. Ihr Kurzschwert in der abgegriffenen Scheide an ihrer Seite und der edle Jagdbogen auf ihrem Rücken bewiesen, dass sie damit umzugehen wusste. Ihr sportlich schlanker Körper zeugte von ihrem Leben in der Wildnis Skyrims. Auf ihren Reisen trug sie eine schwarz eingefärbte Lederrüstung, die ihre üppige Oberweite etwas bändigte, dagegen ihren Po hervorhob. Für die kalten Tage in Skyrim besaß sie zudem einen Umhang aus hellem Schneetrollfell. Die Widerstandsfähigkeit gegen eisige Kälte wirkte auch nach dem Ableben des tierischen Besitzers weiter.
Entgegen ihrem Äußeren, war ihr Charakter gänzlich „unnordisch“. Emilia war nicht der übliche, starrköpfige, von Nationalstolz geprägte Typ: Sie war schon immer aufgeschlossen und wissbegierig gewesen, unabhängig davon, ob sie es mit jemandem aus ihrem eigenen Volk oder beispielsweise einem Argonier zu tun hatte. Deshalb hatte es sie auch nicht in ihrer kleinen Heimatstadt gehalten. Stattdessen hatte sie ein Leben als freie Abenteurerin gewählt. Als solche verließ sie sich auf ihr Können mit Bogen und Kurzschwert, obwohl viele Nord eher schwere, mit kraftvollen Schwüngen geführte Waffen wie Äxte oder Zweihänder bevorzugten. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit der Jagd, kleinen Aufträgen der örtlichen Bevölkerung, Kopfgeldern und dem, was die Natur ihr zur Verfügung stellte.
Vor einigen Wochen hatte sie von einem reisenden Händler eine Karte und ein steinernes Artefakt erstanden. Der Khajiit hatte ihr in einem wenig besuchten Wirtshaus, abseits der üblichen Karawanenwege, eine hanebüchene Geschichte über eine alte Schatzhöhle aufgetischt. Bis an die Decke gefüllt mit Gold und magischen Artefakten sollte sie sein. Nur sei er selbst zu ‚beschäftigt‘, wie er meinte, um danach zu suchen und würde ihr, als einer offensichtlich jungen, kräftigen Kämpferin, das einmalige Angebot machen, ihr Karte und Schlüssel zu diesem Hort unendlichen Reichtums zu verkaufen.

Normalerweise hätte Emilia dem Khajiit nicht einmal zugehört, aber der Schlüssel, eine achteckige, steinerne Scheibe mit filigranen Symbolen und feinen glänzenden Mustern zog ihren Blick auf sich. Wie der Zufall es wollte, hatte Emilia viele Stunden in der Bibliothek ihres Vaters, Torwald Weißbär, verbracht und dort war ihr unter anderem ein Buch in die Hände gefallen, in dem genau ein solches Artefakt beschrieben worden war. Allerdings handelte das Buch von einer kleinen, geheimen Vereinigung, den „Lunariern“. Und das Artefakt wurde als so etwas wie ein Erkennungssymbol und Schlüssel für einen Tempel beschrieben. Durch dieses Wissen war ihre Neugier geweckt und sie schaute sich die Scheibe genauer an: Der Stein maß etwas mehr als eine Handlänge im Durchmesser. Beide Seiten und sogar der schmale Rand waren mit fremdartigen Zeichen verziert. Leider hatte das Buch ihres Vaters keinerlei Hinweise auf deren Bedeutung oder gar Übersetzung enthalten. Was sie zuerst als feine Muster identifiziert hatte, waren in Wahrheit dünne, metallische Linien, die in die Oberflächen eingelassen worden waren. Die Arbeit zeugte von hoher handwerklicher Kunst, mindestens auf dem Niveau alter Dwemerarbeiten.
Durch das sichtbare Interesse Emilias an der Steinscheibe angestachelt, glaubte der Händler wohl, ein gutes Geschäft machen zu können. Bei einem Becher Wein holte der Khajiit eine hölzerne Schatulle mit einer passenden Aussparung für die Scheibe und eine zusammengefaltete Karte hervor. Außer Emilia und dem Händler waren nur der Wirt und ein weiterer, untersetzter Dorfbewohner in dem warmen aber finsteren Wirtshaus. Beide schenkten ihnen keinerlei Aufmerksamkeit.
Im Gegensatz zu dem perfekt erhaltenen, steinernen Kunstwerk war die Karte nur ein vergilbtes Blatt groben Papiers. Ganz offensichtlich handgezeichnete Linien umrissen einen Bereich, den Emilia mit Mühe als einen Teil des westlichen Gebirgszugs Skyrims erkannte. Markierungen wiesen auf den Stein der Liebenden und den Schrein von Peryite hin. Weiter westlich davon war ein Kreuz eingezeichnet. Daneben befand sich eine Art Beschriftung, die jedoch nicht zu entziffern war.
Während Emilia die Karte studierte, malte der Khajiit weitere schillernde Details der angeblichen Schatzhöhle aus, bevor er schließlich konkret wurde: „Da ich bei Anbruch des Morgens weiterziehen muss, würde ich dir beide Gegenstände für absolut günstige 500 Goldstücke überlassen. Aber verrat's bloß niemandem, sonst wollen demnächst alle solch niedrige Preise haben“, machte er sein großzügiges Angebot.
Emilia wusste im ersten Moment nicht, ob sie ihn laut auslachen oder ihm eine schallende Ohrfeige verpassen sollte. Selbst, wenn sie so viel Gold besessen hätte, war dieser Preis völlig überzogen. Schließlich war die Karte ziemlich ungenau, um nicht zu sagen nahezu informationslos, und das Artefakt ohne eine Übersetzung der Symbole nicht viel mehr, als eine nett anzuschauende Steinscheibe.
„Du solltest weniger Skooma nehmen! Für den Fetzen Papier und das dekorative Stück Stein gebe ich dir bestenfalls 20 Goldstücke“, schlug sie sein Angebot aus. „Die Geschichte mit der Schatzhöhle glaubt dir doch kein Kind! Und selbst, wenn sie existieren sollte… Wer weiß, wie alt die Karte ist und ob nicht schon jemand anderes durch Zufall dort gewesen ist.“
Mit diesem ersten Schlagabtausch war der Tanz eröffnet. Emilia kannte die Gepflogenheiten der Khajiit-Händler, hatte sie doch selber für ihren Vater einige Jahre ebensolche Verhandlungen geführt. Und die mit den Karawanen umherziehenden Händler waren erfahrungsgemäß die schlimmsten Halsabschneider gewesen.
„Unverschämtheit!“, empörte sich der Händler. „Ich biete dir quasi unglaublichen Reichtum an und möchte dafür lediglich einen winzigen Bruchteil als gerechte Entlohnung haben“, fuhr er mit weiterhin erhobener Stimme fort. „Noch dazu habe ich dir einen absolut freundschaftlichen Preis gemacht und du bezichtigst mich als Süchtigen und Lügner!“ Er ließ eine lange Pause folgen. „Allerdings ist die Karte wirklich schon etwas mitgenommen und die sicherlich überaus hilfreichen Beschriftungen ein klein wenig verblichen. Deshalb komme ich dir um 100 Goldstücke entgegen“, lenkte er ein. Seine Stimme war zu einem verschwörerischen Flüstern geworden.
„Ein klein wenig verblichen? Vermutlich zerfällt mir die Karte komplett, wenn ich sie nur zusammenfalte, um sie zu verstauen! Noch dazu umfasst das Gebiet darauf bestimmt zwei Tagesmärsche in jeder Richtung, mit gerade mal zwei Orientierungspunkten. Selbst das Kreuz bezeichnet sicherlich an die 4000 Schritte im Quadrat!“, fasste Emilia den Zustand der Karte sogar vergleichsweise objektiv zusammen. „Und die Steinscheibe wirst du ohne die Karte und deine Geschichte wahrscheinlich nie los. Im Prinzip verkaufst du mir also nur die Karte. Sagen wir 40 Goldstücke, die Holzschachtel inbegriffen, damit ich zumindest eine minimale Chance habe, ihren derzeitigen Zustand nicht noch weiter zu verschlechtern.“
„Steinscheibe? STEINSCHEIBE?“, erboste sich das Katzenwesen erneut. „Das ist der Schlüssel, ohne den du an den Schatz überhaupt nicht herankommen wirst, selbst wenn du die Höhle finden würdest! Ich sollte gar nicht weiter mit dir reden. Du willst hier doch nur einen armen Händler ausnehmen! Und überhaupt: Hast du dir die wunderschöne Handwerkskunst angeschaut? Die Symbole zu übersetzen, ist bestimmt nicht so schwierig. Wie ich dich einschätze, kennst du sicherlich jemanden, der das kann“, versuchte er ihr zu schmeicheln. „Und falls nicht, gibt es bei der Magiergilde fähige Leute, die helfen dir mit Sicherh...“
„Dafür muss ich ja nur ans nordöstliche Ende Skyrims“, fiel sie ihm ins Wort. „Dort bei den Magiern - die, wie wir beide wissen, nicht für ihre herzliche Gastfreundschaft bekannt sind - vorsprechen. Dann jemanden finden, der bereit ist, mir bei der Übersetzung zu helfen, wohlgemerkt OHNE zu wissen, ob und wie bald er es denn schafft. Ihn dabei zwangsläufig noch in die Geheimnisse einweihen. Und natürlich nicht zu vergessen, auch noch entlohnen! Magier-Preise! Für Nicht-Gildenmitglieder!“, zählte sie in trockenem Ton auf. „Wenn alles gut geht, habe ich dann in sechs Monaten eine Übersetzung, die deine Geschichte höchstwahrscheinlich widerlegt und bin dafür um mindestens noch mal 300 Goldstücke ärmer! Und da willst du 400 Goldstücke von mir haben?“
„Da übertreibst du jetzt aber. Der nächste Magier ist keine fünf Tagesmärsche von hier zu finden: Friedmund, der Brenzlige am Hof von Skelk Rotbart, dem Drachenkind. Sag ihm, du kommst von mir, dann macht er dir bestimmt einen guten Preis für die Übersetzung. Aber vielleicht hast du Recht: Umsonst ist das nicht, deshalb komme ich dir ausnahmsweise nochmals um 100 Goldstücke entgegen. 300 ist aber mein absolut letztes Angebot!“
„Friedmund? Der Zerstörungszauberer? Der aus der Magierschule geworfen wurde, nachdem er dem Erzmagier höchstselbst die Robe versengt hatte? Wohlgemerkt bei einer Übung für Illusionszauber! Dieser Friedmund?“, fragte Emilia leicht belustigt. „Der wird mir garantiert keine Hilfe sein. Außerdem lässt Skelk ihn Tag und Nacht nach kaltem Feuer forschen, heißt es. Also bleibt es bei der Magierschule und damit bei meinem Angebot von 40 Goldstücken.“
„Sicher, dass du keinen Fellschwanz unter deiner Lederrüstung verbirgst? So hart, wie du verhandelst!“, murmelte der Khajiit. „Allerletztes Angebot: 200 Goldstücke. Damit bekommst du praktisch 300 Goldstücke von mir geschenkt, mit denen du dir eine Kutsche nehmen kannst, innerhalb von wenigen Tagen in Winterhold bist und dann immer noch reichlich Gold hast, um einen fähigen Magier zu bezahlen. Nimm es an und verschwinde! Mit dir will ich nie wieder handeln! Am besten will ich dich überhaupt nie wieder sehen!“ Emilia konnte sehen, wie der Händler, der so viel Widerstand nicht gewohnt war, zu verzweifeln schien.
„Gegenangebot: Ich gebe dir 60 Goldstücke und die drei Schneewolfsfelle, die ich noch draußen liegen habe. Dafür bekomme ich die Karte, das Artefakt und die Holzschatulle“, bot sie ihm an. „Außerdem lade ich dich auf eine Flasche Black-Briar Met ein und sobald du weitergezogen bist, sehen wir uns nie wieder. Wie klingt das?“
Schnell überschlug der Händler die Preise für die Wolfsfelle und schätzte die Absatzchancen auf seiner geplanten Route ab. Eigentlich hatte er sich bereits vor einer ganzen Weile damit abgefunden, dass er wohl niemals jemanden finden würde, der überhaupt ein Interesse an der Karte und der Steinscheibe zeigen würde. Bisher hatte er sich lediglich noch nicht von den beiden Stücken trennen können. Aber sich von 500 auf unter 100 Goldstücke herunter handeln zu lassen, traf ihn tief in seiner Händlerehre. Noch dazu war sein Gegenüber ein primitiver Nord - und eine Frau! Auch wenn es eine recht attraktive Frau war, wie er insgeheim zugeben musste. Ihre schlanke Gestalt hatte seinen Blick bereits beim Betreten des Wirtshauses auf sich gezogen. Die gesamte Zeit musste er sich beherrschen, damit sein von seidig-glänzendem Fell bedeckter Schwanz nicht allzu wild umherschwang.
„Das ist einfach zu wenig. Dieses Angebot kann ich nicht annehmen“, lehnte er rigoros ab. „Aber…“, setzte er an, „da mein Becher bereits seit geraumer Zeit leer, die Nacht kalt und der Abend sonst sehr einsam ist, könnte ich dein Angebot annehmen, wenn du mir die Nacht über Gesellschaft leistest“, machte er die ersten nicht wirklich subtilen Andeutungen. Als die Nord ihm gegenüber keine ablehnende Reaktion zeigte, wurde er noch konkreter: „Das Gästebett hier ist sehr bequem und mit deinen drei Fellen wird es sicherlich auch kuschelig warm. Außerdem weiß ich, dass der Wirt schläft wie ein Stein.“
Emilia war klar, was der Khajiit wollte. Und sie war dem Angebot nicht abgeneigt: Galten die Katzenwesen doch als sehr beweglich und agil - auch im Bett. Der Händler war vielleicht Anfang 30, sein braun-grau geschecktes Fell glänzte gepflegt und seine dunklen Augen strahlten eine sympathische Ruhe aus. Und mit dem weichen, bis zum Boden reichenden Schwanz konnte er wahrscheinlich noch einige Sachen mehr, als die Männer mit denen Emilia bisher das Bett geteilt hatte. Zudem war Sex eine Zeitvertreib, der ihr als Abenteurerin nur in unregelmäßigen Abständen vergönnt war. Schnell hatte sie sich entschieden. Zum Wirt gewandt rief sie: „Dein bestes Black-Briar Met, Wirt! Und dann schaff' bitte die Wolfsfelle ins Gästezimmer.“

Eine Stunde später war der Krug Met geleert. Der einzelne Dorfbewohner war längst gegangen und der Wirt hatte schon eine ganze Weile kein Holz mehr im Kamin der Wirtsstube nachgelegt, um damit das Ende des Abends zu signalisieren. „Ich denke, ich sollte jetzt meinen Teil unseres Handels erfüllen, nicht wahr?“, lud sie K’hajiza, wie der Khajiit sich vorgestellt hatte, ein. Dann erhob sie sich und ging zielstrebig auf das Gästezimmer zu. Im grob gearbeiteten Holzrahmen blieb sie stehen und versicherte sich mit einem schnelle Blick, dass der Khajiit ebenfalls aufgestanden war, um ihr zu folgen.
In einer Ecke des niedrigen Schlafraums lagen sorgfältig gestapelt die drei Wolfsfelle zusammen mit ihrem anderen Habe, während die dem Eingang gegenüberliegende Seite von einem einfach gezimmerten, aber großen Bett eingenommen wurde. Auf der Strohschicht lagen einige weiche Schafsfelle, die auch bei Skyrims kältesten Nächten Wärme versprachen. Ansonsten befand sich in dem Raum nur noch ein dreibeiniger Stuhl, sowie an den Wänden zwei Kerzenhalter, deren dicke Wachskerzen nur mäßiges Licht, aber zum Glück auch nur wenig Ruß verbreiteten.
Emilia begann sich ihrer Lederrüstung zu entledigen: Schnell hatte sie die Schnürung der Unterarmschützer gelöst und legte sie auf den Holzstuhl, der neben dem Bett an der Wand stand. Gerade zog sie an den Schnüren an der Rückenseite ihres Oberteils, als sich K’hajizas warme Hände auf ihre legten. Lautlos hatte er den Raum betreten, die Tür geschlossen und sich ihr genähert. Langsam lockerte er jetzt die Riemen und streifte Emilia das schwarze Lederteil ab. Spontan drehte sie sich um und küsste den überrumpelten Händler. Der Kontrast des flauschigen Fells zu den harten Barthaaren irritierte sie am Anfang, aber die weichen Lippen, mit denen ihr Kuss sogleich erwidert wurde, fühlten sich wunderbar warm an. Sanft umfasste sie seinen Kopf und zog seine Schnauze näher an sich heran und drang mit ihrer Zunge in seinen Mund ein. Anfangs spürte sie kurz die gefährlich spitzen Eckzähne, bevor K’hajizas längliche Zunge mit ihrer zu spielen begann. Dabei fuhren seine Hände zärtlich über Emilias Körper, jedoch ohne sie zu bedrängen - er überließ ihr komplett die Führung.
Einige Zeit standen sie in langen Küssen vereint vor dem Bett, dann löste sich Emilia von dem Händler und setzte sich auf die Holzkante hinter ihr. „Hilfst du mir mal?“, forderte sie ihn auf und streckte ihm ihre langen Beine entgegen. Behände zog er ihr erst den einen und dann den anderen schwarzen Lederstiefel aus und warf sie unter den Stuhl. Emilia hatte inzwischen den Gürtel an ihrer Hose geöffnet, die er ihr langsam abstreifte. Nun saß sie nur noch mit einem langen Wollhemd bekleidet auf dem Bett, stützte sich nach hinten ab und lächelte ihn verlockend an. Einige Sekunden stand er so vor ihr, seine Blicke glitten an der Kontur ihrer athletischen Beine entlang und versuchten, die von dem Hemd verborgenen Kurven ihres Körpers zu erahnen. Noch während er sie so anstarrte, stand sie auf und begann nun ihrerseits den Khajiit zu entkleiden. Schnell hatte sie den Gürtel um seine lange, dunkelrote Robe gelockert, während er mit seinen Füßen die dicken Ledermokassins abstreifte. Kurz darauf lagen Schuhe und Robe zu seinen Pfoten. Auch er trug ein einfaches, helles Wollhemd und dazu eine gefütterte Hose. Kurzerhand fand Emilias Hand ihren Weg in die Hose, umschloss den bereits erwachten Penis darin mit leichtem Griff und ließ ihn mit geschickten Bewegungen weiter anwachsen. Der Khajiit hatte seine Augen geschlossen und genoss die Massage mit einem leisen Schnurren.
Schnell hatte sie seine Lanze zu beachtlicher Größe gebracht, dann erhob sie sich, ohne die Hand von seinem besten Stück zu nehmen, drehte ihn mit dem Rücken zum Bett und drückte ihn darauf nieder, um sich dann über seine Beine zu knien. Sanft wanderten ihre Hände unter das Hemd und kraulten das weiche Fell, das den kompletten Oberkörper bedeckte. Gleichzeitig fanden ihre Lippen erneut zueinander. Mit K’hajizas Hilfe zog sie ihm das Hemd über den Kopf und warf es neben das Bett. Danach verschwand ihre rechte Hand erneut in seiner Hose, in der sich deutlich die Erregung des Händlers abzeichnete. Ihr Mund verteilte derweil zahlreiche Küsse auf seiner Brust. Die aufgerichteten Härchen bezeugten, dass das Katzenwesen ihre Behandlung genoss.
Sein steifer Penis sprang ihr entgegen, als sie die Hose nach unten zog. Sofort stülpte sie ihre Lippen über das harte Stück Fleisch. Langsam glitt sie an ihm auf und ab, während ihre Zunge zeitgleich auf der dicken Spitze tanzte. Ihre Finger umspielten die, im Gegensatz zum großen Rest des Körpers unbehaarten Hoden, was das wohlige Schnurren lauter werden ließ. Geschickt verwöhnte sie den Penis, beschleunigte gelegentlich ihr Tempo, um es dann wieder zu verlangsamen. Hin und wieder entließ sie ihn aus ihrem Mund und massierte ihn mit ihren Händen, oder leckte und küsste die pralle Eichel. Überrascht hielt sie inne, als sie etwas Flauschiges an ihrem Rücken spürte, das sich seinen Weg unter ihr hochgerutschtes Hemd zu bahnen versuchte. Ihr wurde klar, dass es der Schwanz von K’hajiza war, mit dem er zärtlich über ihren Rücken fuhr. Die ungewohnten, weichen Berührungen ließen kleine Schauer über ihren Körper wandern.
Emilia ließ ihn noch eine kleine Weile ihre Behandlung genießen, bevor sie ihn durch ihr gesteigertes Tempo zum Höhepunkt brachte: Mit einem Fauchen kam der Khajiit und spritzte seine Ladung in Emilias Mund, die das ungewöhnlich süßliche Sperma begierig schluckte. Gewissenhaft kümmerte sie sich um jeden einzelnen Tropfen, bis sie ihn fürs Erste leer gesaugt hatte. Dann entließ sie den erschlaffenden Schwanz aus ihrem Mund, richtete sich auf und zog ihr Hemd über ihren Kopf. Sichtbar erregt standen die Knospen von ihren großen Brüsten ab, zwischen denen jetzt ihr blonder Zopf herabhing. Rasch befreite sie ihn vollständig von der Hose, die sie achtlos zu Boden fallen ließ, bevor sie langsam nach oben rutschte, bis sie über K’hajizas Brust kniete. Der Händler legte seine katzenartigen Hände auf ihre Brüste und begann, sie sanft zu massieren. Seine Hände waren eine Mischung aus mit kurzem Fell besetzten Pfoten mit weichen haarlosen Handinnenflächen und feingliedrigen menschlichen Händen. Seine Krallen hatte er eingezogen, trotzdem schienen alle seine Bewegungen von großer Vorsicht geprägt. Zärtlich verwöhnte er ihre Brüste mit den Fingerspitzen und vergaß auch die erigierten Brustwarzen nicht. Hin und wieder nahm er ihre geflochtenen Strähnen und kitzelte die rosa Haut mit ihren eigenen Haarspitzen.
Emilia lechzte nach den Berührungen auf ihrem empfindsamen Körper. Doch der Khajiit wusste auch dieses Spiel meisterhaft zu spielen. Sie beugte sich zu ihm hinunter und erneut versanken beide in einem langen, innigen Kuss. Ohne sich von seinen Lippen zu lösen, rutschte sie allmählich nach unten, bis sie seinen wieder erwachten Penis an ihrem Hintern spürte. Geschickt dirigierte sie ihn mit einer Hand an ihre bereits wartende Pforte, um sich im nächsten Augenblick auch schon darauf niederzulassen. Sie stöhnte hörbar, als K’hajizas Männlichkeit tief in ihrem Innern verschwand. Mit langsamen, kreisenden Beckenbewegungen begann sie, den Khajiit zu reiten. Seine Hände verwöhnten noch immer mit Hingabe ihre Brüste, während sein Schwanz ihren Rücken vom Hintern bis zu ihrem Nacken hinauf streichelte. Wieder und wieder trafen sich ihre erregten Blicke und ihre Münder fanden zueinander.
In dem Maße, wie Emilia langsam ihre Geschwindigkeit steigerte, wurde auch das erregte Schnurren wieder lauter. Die kreisenden Bewegungen ihres Beckens wechselten immer wieder zu einem Auf und Ab. Während sie sich leicht nach hinten gebeugt mit der einen Hand auf K’hajizas Oberschenkel abstützte, spielte die andere an seinen Hoden zwischen ihren Beinen. Es dauerte nicht lang, bis sie ihn zu seinem zweiten Orgasmus brachte. Emilia fühlte, wie sein Saft stoßweise ihr heißes Inneres füllte. Schwitzend blieb sie auf ihm sitzen, bis seine pulsierende Erregung ein wenig abgeklungen war. Dann erhob sie sich von ihm, wobei ein kleiner Teil des Katzenspermas aus ihr heraus und an ihrem Oberschenkel hinablief. Gerade wollte sie aus dem Bett steigen, als K’hajiza ihren Arm ergriff und sich sein flauschiger Schwanz sanft aber bestimmt um ihren Hals legte. Langsam zog er sie wieder zu sich herab und küsste sie erneut. Umschlungen lagen sie dicht aneinander gepresst auf den Fellen, während ihre Lippen und Zungen nicht voneinander ließen. Unmerklich löste sich sein Schwanz von ihrem Hals und glitt dann über ihren Rücken hinab zu ihrem Hintern. Von hinten schlängelte er sich zwischen ihre Oberschenkel und strich sachte, aber mit Nachdruck durch ihre nassen Schamlippen. Das Kitzeln des Fells auf ihrer erregten Perle entlockte Emilia erneut ein leises Stöhnen.
Völlig überraschend und mit einer ungeahnten Gewandtheit warf er Emilia plötzlich auf den Rücken und einen Moment später saß er nun seinerseits auf der überrumpelten Nord. Sofort versank sein Schwanz wieder zwischen ihren Beinen und setzte die angefangene Massage fort, während seine Hände auf ihren Brüsten zu liegen kamen. Sie sah, dass er seine Krallen ausgefahren hatte und nun mit den scharfen Spitzen über ihren heftig bebenden Oberkörper fuhr, dünne rosa Linien auf ihrer Haut zeichnend. An ihren harten Knospen erhöhte er den Druck mit seinem Zeigefinger, sodass ein leichter Schmerz Emilias Erregung verstärkte und ihr anhaltendes Stöhnen jedes Mal durch einen unterdrückten, spitzen Schrei unterbrochen wurde. Mit geschlossenen Augen und ohne Gegenwehr ließ sie ihn gewähren, begierig darauf, zu erfahren, was er mit ihr vorhatte.
K’hajiza kniete auf dem Bett, Emilias Beine unter sich. Kraftvoll packte er ihr Becken, drehte sie auf den Bauch und zog ihren Körper dann mit einem Ruck in seine Richtung, so dass sich ihm nun ihre nackten Pobacken entgegenstreckten, während ihr Oberkörper weiterhin in den weichen Schafsfellen lag. Sogleich versank seine Schnauze zwischen ihren Schenkel, die er mit seinen Händen leicht auseinander drückte, während seine Zunge begann, ihre harte Klitoris zu bearbeiten. Mit geschicktem Zungenspiel fuhr er an ihren Schamlippen entlang, drang immer wieder in ihre nasse Spalte ein oder verwöhnte ihre Perle. Gleichzeitig strich sein Schwanz mit federleichten Bewegungen immer wieder über ihren Hintern oder ihren Rücken hinab, was eine heiß-kalte Gänsehaut durch ihren gesamten Körper jagte. Emilias Hände massierten derweilen ihre eigenen Brüste, die sich in die Felle unter pressten.
Als sich K’hajiza dann mit seinen Krallen ihre Oberschenkel hinauftastete und sich mit erregend schmerzhaften Stichen ihrem pulsierenden Zentrum näherte, hielt sie es kaum noch aus. Bis aufs Äußerste erregt, warf sie ihren Kopf von einer Seite auf die andere, während ihre Hände ihre Brüste immer heftiger kneteten. Kurz vor ihrem Höhepunkt schob der Khajiit zwei seiner Finger tief zwischen ihr heißes Fleisch, während die andere Hand zeitgleich intensiv an ihrem Kitzler spielte. Damit war das Maximum für Emilia erreicht und sie kam mit einem lauten Aufschrei, der nur durch das Fell unter ihr etwas gedämpft wurde. Sie bebte am ganzen Körper und ihr Inneres verkrampfte sich kraftvoll um die beiden Finger. In kleinen Strömen lief ihr Lustnektar an K’hajizas Hand hinab, als er seine Finger aus ihrem Inneren zog. Das kurze Fell glänzte nass.
„Ich glaube, das war für uns Beide ein fairer Handel“, hörte Emilia ihn noch in ihr Ohr flüstern, bevor sie erschöpft in den Fellen einschlief, sein Arm eng um sie geschlungen und sein flauschiger Schwanz zwischen ihren Beinen.

Am nächsten Morgen war K’hajiza bereits weitergezogen, als Emilia erwachte. Das Holzkästchen thronte auf ihren Sachen neben dem Bett. Nachdem sie sich angezogen und bei dem Wirt noch ein kleines Frühstück bestellt hatte, packte sie die Schatulle zu ihren restlichen Sachen und machte sich gemäß der Zeichnungen der Karte nach Westen auf.
 
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Familiengeschichten

Emilias Reise geht weiter...
Hinweis: Enthält diesmal Futa

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Familiengeschichte(n)

Da ihr Weg sie in die Nähe ihrer Heimat führte, beschloss Emilia, den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und ein bisschen Zeit bei ihrer Familie zu verbringen. Ihr Vater Torwald Weißbär, Hauptmann der dortigen Stadtwache, und ihre Mutter Selma, die wahrscheinlich fähigste Alchimistin im Umkreis von mehreren Tagesmärschen, würden sich über ihren Besuch bestimmt ebenso freuen, wie ihre beiden älteren Brüder Carsten und Jerimar. Emilia versuchte auf ihren Reisen zwar, hin und wieder nach Hause zu kommen, aber die Umstände ihres Lebens, unvorhersehbar wie das Wetter Skyrims, warfen ihre Pläne regelmäßig über den Haufen. Allerdings nutzte sie wann immer möglich, die Pferdekuriere, um ihrer Familie zu schreiben.
Mit geschwindem Schritt hatte sie einen Tag zuvor das Wirtshaus hinter sich gelassen, in dem sie die Schatulle mit der vergilbten Karte und der antiken Steinscheibe gekauft hatte. Das Wetter meinte es gut mit ihr und so war sie gut vorangekommen. Nachdem sie die Nacht im Schutz einer halb verfallenen Hütte verbracht hatte, lief sie nun über eine weite, mit Gräsern und niedrigen Sträuchern bestandene Talsohle.
Die aufsteigende Sonne schien ihr mit zunehmender Intensität auf den Rücken. Eine angenehme Wärme breitete sich unter ihrer dunklen Lederrüstung aus. Emilia genoss das schöne Wetter und freute sich bereits auf das Wiedersehen mit ihrer Familie. Je näher sie ihrer Heimat kam, desto mehr Erinnerungen aus ihrer Kindheit schlichen sich in ihre Gedanken.

So sah sie sich als kleines blondes Mädchen in einem schmucklosen braunen Kleid, das über eine Wiese tollte. Bunte Blumen und blühende Büsche versahen das satte Grün mit leuchtenden Farbklecksen, so weit das Auge reichte. Gerade noch verfolgte das Mädchen lachend Vögel, die laut schnatternd davon stoben, um im nächsten Moment schon einem großen Schmetterling hinterherzulaufen, in dem Versuch ihn mit ihren zierlichen Händen einzufangen. Eine hochgewachsene, ebenso blonde Frau in einem langen weißen Kleid und einer darüber getragenen Schürze schritt derweil mit aufmerksamem Blick durch die Wiesen, bückte sich hier und da, um zielsicher Blätter oder einzelne Blüten mit einem kleinen Messer abzuschneiden und in einer der unzähligen Taschen ihrer Lederschürze zu verstauen. Gelegentlich rief sie das Mädchen zu sich, um ihr eine Pflanze zu zeigen oder ihr verschiedene Dinge zu erklären: Beispielsweise woran sie vielversprechende Fundstelle erkennen konnte, wie sie die Wurzeln oder Pflanzenteile möglichst ohne Schaden gewann oder wofür sie am häufigsten Verwendung fanden.
Unzählige Stunden hatten sie zusammen außerhalb der Stadtmauern oder im Laboratorium ihrer Mutter verbracht. Zuerst hatte Selma ihr das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht, um Emilia schon bald danach in die theoretischen und praktischen Grundlagen der Alchemie und Kräuterkunde einzuweihen. Sie erinnerte sich, wie sie unter dem, aus vielen kleinen Glasstücken zusammengesetzten, Dachfenster gesessen hatte, lesend oder rechnend, Pflanzenteile ordnend oder Zutaten für die Tränke ihrer Mutter vorbereitend. An schönen Tagen hatte sie viel Zeit im einzigartigen Dachgarten des Hauses verbracht oder war mit ihrer Mutter zum Markt gegangen, um dort ihre Kräuter, Tränke und Salben zu verkaufen oder Zutaten, die sie selber nicht anpflanzten zu erstehen.

Unvermittelt erinnerte sie sich an einen anderen, prägenden Moment: Es war kurz nach Ende des Winters gewesen, die ersten Blüten hatten sich vereinzelt zwischen den Schneeresten gezeigt, die sich noch immer gegen die erstarkende Sonne wehrten. Emilia war vielleicht sechs Jahre alt gewesen. Mit ihrer Mutter war sie das erste oder zweite Mal nach dem kalten Winter außerhalb der Stadtmauern auf der Suche nach den ersten Blüten des Jahres. Wie so oft nutzte sie die Gelegenheit um ungestüm umher toben zu können.
Die schmalen Augen eines schmutzig-grauen Wolfs erschienen unter den niedrig hängenden Zweigen am nahen Waldrand und fixierten das kleine Mädchen. Einen kurzen Moment stand Emilia völlig erstarrt, als sie das Tier bemerkte, dann rannte sie angstvoll schreiend in die Richtung, in der sie ihre Mutter vermutete. Dies war für den vom Winter ausgezehrten Wolf das Zeichen, dass er es mit einer leichten Beute zu tun hatte und sofort setzte er ihr mit großen Sprüngen nach. In ihrer Angst strauchelte Emilia mehrfach, glücklicherweise ohne zu stürzen. Jedoch gelang es ihr nicht, Abstand gegenüber dem geübten Jäger zu gewinnen, ganz im Gegenteil schwand ihr geringer Vorsprung zusehends. Dann sah sie plötzlich Selma auf sich zueilen. Für die kleine Emilia, schien ihre Mutter mit unglaublicher Geschwindigkeit geradezu auf sie zu zu fliegen. Sie änderte ihre Richtung und rannte nun genau auf ihre Mutter zu, die sich mit einem Dolch in der einen und einem kleinen Schäufelchen in der anderen Hand zwischen ihre Tochter und das Raubtier stellte. Halb versteckt hinter dem Rock, verängstigt und außer Atem beobachtete Emilia, wie der Wolf zögernd auf Abstand blieb und schließlich begann, sie beide zu umkreisen. Seine gierigen Augen wanderten zwischen den beiden Frauen umher. Offensichtlich war er durch die zweite, größere Frau verunsichert, wollte jedoch nicht so einfach von seiner sicher geglaubten Beute ablassen.
Abrupt sprang der Wolf mit gefletschten Zähnen auf Selmas Hals zu, um seinem Opfer eine tödliche Wunde zuzufügen. Reaktionsschnell riss sie die Schaufel hoch und schlug in einer fließenden Ausweichbewegung seitlich gegen die empfindliche Schnauze, woraufhin das Tier an den beiden vorbeiflog. Leicht angeschlagen landete es auf seinen Pfoten, warf den Kopf von einer Seite auf die andere und fixierte seine Beute erneut. Wieder schlich der Wolf in sicherem Abstand um die beiden herum. Selma hielt seinem lauernden Blick stand, während sich Emilia noch fester an ihr Bein klammerte. Unvermittelt griff er erneut an. Diesmal zielte er auf die Beine, versuchte, Selma so zu Fall zu bringen. Diese jedoch vollführte eine geschickte Drehung, wich dem Sprung aus und rammte dem Tier von oben herab den Dolch in den Nacken. Die Wucht des Angriffs riss ihr die Waffe aus der Hand. Das Raubtier überschlug sich, als es den Boden berührte und blieb dann reglos liegen. Schnell färbte sich das Fell um den Dolch dunkelrot. Vorsichtig die Schaufel bereithaltend näherte Selma sich dem verendenden Tier. Als sie erkannte, dass es im Sterben lag, steckte sie das Werkzeug weg, umfasste den Dolch mit beiden Händen, zog ihn mit einem Ruck aus der blutenden Wunde und versenkte ihn dann mit einem gezielten Stoß zwischen den Rippen des Wolfs. Einen langen Moment kniete sie mit geschlossenen Augen neben dem Tier, während das Leben mit einem letzten Schnaufen aus ihm wich. Dann kehrte sie zu Emilia zurück, die den Wolf lieber aus sicherem Abstand beäugt hatte.
Nachdem Selma sich versichert hatte, dass ihre Tochter unverletzt geblieben war, hockte sie sich in das feuchte Gras und nahm Emilia in den Arm. Als diese sich allmählich beruhigt hatte, gingen beide zurück zu dem toten Tier und Selma begann, das abgemagerte Tier mit geübten Handgriffen zu häuten. Währenddessen erklärte sie ihrer Tochter, dass der Wolf sie aufgrund seines Hungers angegriffen hatte und sie ihn aus der Not heraus getötet hatte. Und weil der Wolf nur seiner Natur gefolgt war, hatte sie ihn schnell und schmerzlos getötet, damit er sich nicht unnötig quälen musste.
Dann zeigte sie ihr, wie sie dem Wolf das Fell möglichst unbeschädigt abziehen konnte. Es war zwar nur von minderer Qualität, aber da ein Lebewesen dafür hatte sterben müssen, durften sie es nicht liegen lassen. Auf dem Heimweg sprach Selma viel über die Zusammenhänge und Regeln, die in der Natur galten und wie Mensch und Natur im Einklang leben mussten, um in Skyrim überleben zu können. Noch Tage später hatte Emilia über das Gesagte nachdenken müssen. Und unbewusst hatte es Emilias Denken und Handeln ab da an beeinflusst.

Emilia erinnerte sich auch, dass ihr Vater noch am selben Abend beschlossen hatte, sie im Umgang mit Schwert und Schild zu unterrichten. Entgegen der landläufigen Meinung, dass eine Frau, erst Recht in der Obhut von drei Männern, nicht kämpfen können müsse, sondern eher kochen, hatte er sie angetrieben, sich zu üben, um, wie er sagte „Für das gefährliche Leben innerhalb und außerhalb der Stadtmauern gewappnet zu sein.“ Und sie war ihrem Vater dankbar dafür.
Es waren harte, anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Trainingsstunden mit ihrem Vater gewesen. Begonnen hatten sie mit einfachen Bewegungen, die vorrangig ihrer Ausdauer und Kraft dienten. Da sie sich geschickt anstellte und schnell lernte, brachte er ihr schon nach wenigen Wochen komplexere Kombinationen bei. Danach hatte es kein Jahr gedauert, bis sie am Training der Stadtwache teilgenommen hatte. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich, wie sie später manch vorlauten Neuling in die Schranken gewiesen hatte. Die anderen, ausschließlich männlichen, Kämpfer machten in der Regel nur einmal den Fehler, sie zu unterschätzen, bloß weil sie eine Frau war.

Auch ihr Bruder Carsten hatte seine Ausbildung bei der Stadtwache gemacht und sich dabei als begabter Schmied erwiesen, so dass er nun vorrangig Waffen schmiedete, Reparaturen durchführte und im kleinen Rahmen auch als Schmied für die Bewohner und Durchreisenden arbeitete. In seiner Freizeit, oder wenn wenig zu tun war, entwarf und schmiedete er Rüstungsteile und auch mit magischen Gegenständen hatte er bereits Erfahrung gesammelt. Im Laufe seiner Ausbildung hatte sich Emilia ebenfalls die Grundlagen angeeignet, um ihre eigenen Waffen und Rüstungen in Schuss halten zu können. Von der Kunstfertigkeit ihres Bruders würde sie jedoch immer Welten entfernt sein. Neben den handwerklichen Fertigkeiten hatte er sie auch in den Gebrauch von Pfeil und Bogen eingeführt, der schon bald zu ihrer Lieblingswaffe avanciert war.
Zusätzlich zum praktischen Training hatte sie eine Vielzahl an Büchern aus der väterlichen Bibliothek gelesen, um mehr über Vor- und Nachteile verschiedener Waffen, sowie die Gefahren Skyrims zu erfahren. Bereits nach kurzer Zeit übergab ihr Torwald einen Schlüssel zur Bibliothek und von da an hatte sie nach Herzenslust in der riesigen Zahl an Büchern gestöbert.
Deshalb verdankte sie ihrem Vater indirekt die meisten ihrer Kenntnisse: Seine ausgedehnte Sammlung umfasste so ziemlich jedes nur denkbar Thema, von Werken der älteren Dwemergeschichte, über umfangreiches Kartenmaterial Skyrims bis hin zu praktischen Ratgebern zum Überleben in der Wildnis. Sogar Kochbücher und einige schnulzige Gedichtbände verbargen sich in den Reihen dicker Folianten. Heute kam es Emilia vor, als hätte sie so ziemlich jede einzelne Seite jedes Buchs gelesen.
Als außerordentlich interessant hatten sich auch die Stunden in der Wachstube ihres Vaters herausgestellt: Als Hauptmann der Stadtwache musste er nicht nur den Frieden aufrecht erhalten, sondern auch Zölle und Steuern von Reisenden und Händlern eintreiben, die Versorgung seiner Soldaten gewährleisten, Kopfgelder aushandeln und auszahlen, sowie Informationen aus der Umgebung sammeln und einordnen. Bei all diesen Arbeiten war seine Tochter eine aufmerksame Beobachterin und später auch Hilfe gewesen. Da Gold zwar gängiges Zahlungsmittel war, aber viele Beträge ebenso oft in Naturalien beglichen wurden, hoffte die ein oder andere Karawane ihre Zölle mit minderwertiger Ware oder überzogenen Preisvorstellungen drücken zu können. Doch Torwald kannte die Preisspannen sämtlicher Handelswaren in ihrem Bezirk und ließ sich nicht übers Ohr hauen. Und genau das brachte er auch seiner Tochter bei, die schon bald ebenso umsichtig verhandelte.

Nur von Jerimar, ihrem zweiten älteren Bruder, hatte sie wenig gelernt: Er hatte seine Aufgabe darin gefunden, tagaus, tagein in der Mühle vor der Stadt zu arbeiten. Zur Enttäuschung ihrer Eltern, die sich gewünscht hätten, dass auch ihr zweiter Sohn einen besser anerkannten Beruf erlernt hätte. Doch sie machten ihm keine Vorhalte, kam die vorrangig körperliche Arbeit doch seinem in sich gekehrten Wesen entgegen. Von anderen Menschen hatte Jerimar sich schon immer lieber ferngehalten.
Insgeheim hatte Emilia ihren Bruder jedoch auch im Verdacht, dass er bei dem Müller nicht nur Getreide mahlte, sondern zudem Kenntnisse der Nekromantie erlernte. Zumindest glaubte sie dies, nachdem sie Jerimar, der sonst nie in der Bibliothek aufgetaucht war, einige Male mit Büchern über dunkle Magie erwischt hatte. Doch jedes Mal hatte er eine passende Ausrede gehabt und war dann eilig verschwunden. Außerdem hatte sie in manchen Nächten das Zimmer ihres Bruders verlassen vorgefunden. Oftmals fand man in den Tagen darauf, entstellte Tiere oder unheimliche, tote Kreaturen im Wald nahe der Mühle. Sie hatte nie mit Jerimar oder ihren Eltern über ihren Verdacht gesprochen, schließlich waren ihre Beweise nicht sonderlich stichfest. Und solange es sich auf Tiere beschränkte hatte, hatte sie es geschehen lassen.

Mit vierzehn Jahren hatte Emilia schließlich ihre Familie mit Coldar Lormund, einem guten Freund ihres Vaters, verlassen. Coldar war ein Jäger und Fallensteller, der sich in der Wildnis ganz Skyrims auskannte. Unter seiner Führung perfektionierte Emilia ihre Bogenkünste, vertiefte ihre Kenntnisse der Flora und Fauna und lernte viele andere Fähigkeiten, wie beispielsweise, sich geräuschlos zu bewegen oder wie man gängige Schlösser auch ohne einen passenden Schlüssel öffnete. Durch Coldar kam sie auch mit der Diebesgilde in Kontakt, erfuhr von den Gefahren, die von Untoten in den zahlreichen, verlassenen Ruinen Skyrims ausgingen. Aber auch die Möglichkeiten einfacher Magie, die in allem steckte, zeigte er ihr. Innerhalb der drei Jahre, die sie mit ihm verbrachte, hatte sie alle nötigen Fähigkeiten erlernt, viele wichtige Kenntnisse über Skyrim, seine Natur und seine Einwohner erfahren, so dass sie sich mit Zustimmung ihres Vaters allein aufmachte, um Skyrim als Jägerin und Abenteurerin zu durchstreifen. Seitdem verdiente sie ihr Gold durch den Verkauf von Fellen, seltenen Pflanzen und Tierbestandteilen, dem Erfüllen von Kopfgeldaufträgen oder auch dem diskreten Überbringen von Nachrichten oder kleinen Lieferungen auf ihren Wegen. Bisher hatte sie es vermeiden können, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, auch wenn sie dadurch manch lukrativen Auftrag ausschlagen musste. Aber wenn es ganz schlecht lief, konnte sie problemlos einige Wochen von dem leben, was ihr die Natur zur Verfügung stellte.

Mit der untergehenden Sonne erreichte Emilia ihre Heimatstadt. Bereits vom Tor aus hatte sie eine der Wachen erkannt und kaum hatte sie den Zugang zur Stadt erreicht, sah sie auch schon ihren Vater herbeieilen, der sie sofort wortlos in seine muskulösen Arme schloss. Nachdem sie sich kurz darauf aus seiner Umarmung befreit hatte und ihre Füße wieder den Boden berührten, machten sie sich auf zum Haus der Familie. Auf dem Weg berichtete ihr Vater von den Neuigkeiten seit Emilias letztem Besuch. Typisch für Städte dieser Größe, gab es da nicht sonderlich viel zu erzählen und nach einem kurzen Weg hatten sie ihr Ziel auch schon erreicht. Kaum hatte Torwald seine Tochter vor sich durch die Tür geschoben, kam ihr Selma mit einem Ausruf der Freude entgegengeeilt und wieder wurde sie von kräftigen Armen umschlungen. Die wortreiche und herzliche Begrüßung ihrer Mutter war kaum vorüber, da erschienen auch ihre Brüder, da sich die Ankunft schnell durch die kleine Stadt verbreitet hatte. Carsten presste seine kleine Schwester mit ähnlicher Energie gegen seine breite Brust, wie zuvor bereits ihr Vater. Jerimar dagegen umarmte sie nur kurz, bevor er wieder auf Abstand ging. In seinen Augen glaubte Emilia einen ungewohnt freudigen Glanz zu erkennen, als sie ihn anschaute.
Nach dem Abendbrot saßen sie alle gemeinsam vor dem Kamin und Emilia musste von ihren Abenteuern und den Neuigkeiten aus dem Rest von Skyrim erzählen. Begierig sogen die Torwalds die neuen Informationen auf, unterbrachen sie ständig mit Fragen und verglichen die Antworten mit dem, was von anderen Reisenden berichtet worden war. Auf diese Weise dauerte es bis spät in die Nacht, bevor Emilia mit ihren Ausführungen zum Ende kam. Selbst der sonst recht verschlossene Jerimar beteiligte sich an den Gesprächen, als die Familie so zusammen saß. Erst weit nach Mitternacht gingen alle zu Bett. Emilia war in ihrem ehemaligen Zimmer einquartiert worden, dass inzwischen als allgemeines Gästezimmer diente.

Den nächsten Tag verbrachte sie auf dem Markt und bei den verschiedenen Händlern der Stadt, um ihre Vorräte aufzustocken. Ihr Vater ging seinen Aufgaben bei der Stadtwache nach, während ihre Mutter ein kritisches Experiment durchführte, das sie auf keinen Fall unbeaufsichtigt lassen konnte. Jerimar hatte sie seit dem Aufstehen nicht gesehen, wahrscheinlich war auch er arbeiten.
Emilia trug nur ein knöchellanges, helles Kleid, in dem sie sich ungewohnt schutzlos fühlte, nachdem sie ihre Waffen und Rüstung mehr oder minder unfreiwillig Carsten überlassen hatte. Ihr Bruder hatte bereits am Abend zuvor einen fachmännischen Blick darauf geworfen und dann überdeutlich auf den erschreckend schlechten Zustand derselben hingewiesen. In Folge hatte Emilia nicht verhindern können, dass er sich praktisch gezwungen sah, ihre sämtliche Ausrüstung unverzüglich reparieren zu müssen. So waren ihr Schwert, der Jagdbogen samt Pfeilen und ihre komplette Rüstung am Morgen verschwunden gewesen und ein Zettel mit der Handschrift ihres Bruders hatte an deren Stelle gelegen. Dies würde zwar die Dauer ihres Besuchs voraussichtlich um ein paar Tage verlängern, aber das passte ihr ganz gut: Nächte im eigenen, richtigen Bett konnte man einfach nicht mit Wirtshausbetten oder gar Mooslagerstätten vergleichen. Für das Essen galt dies umso mehr. Zudem konnte die angebliche Schatzhöhle auch noch ein paar Tage warten, nachdem sie ja wohl schon einige Jahrzehnte keinen Besuch mehr gehabt hatte.
Da Emilia ausgiebig geschlafen hatte und erst gegen Mittag zum Händlerviertel aufbrach, verging der Rest des Tages umso schneller. Doch bis zum Abend hatte sie das meiste dessen, was sie in den nächsten Wochen brauchen würde, bekommen. Darunter war ein kleiner Vorrat an getrocknetem Fleisch und Fisch, sowie anderer haltbarer Proviant, ein neuer Schleifstein, Wachs für ihren Bogen, ein paar kleinere Werkzeuge, die sie in letzter Zeit eingebüßt hatte und einige Kräuter, die in ihrer eigenen Sammlung knapp waren und um die sie ihre Mutter nicht bitten wollte. Selbst ihren Bestand an ordentlichen Dietrichen konnte sie aufstocken. Die Kontakte aus ihrer Zeit mit Coldar waren noch immer Gold wert. Einige Sachen, die ihr auf ihrer letzten Tour auf die eine oder andere Art zugefallen waren, hatte sie zudem am Ende des Tages bei den Händlern in klingende Münzen verwandeln können.
Auch diesen Abend verbrachten alle in gemeinsamer Runde. Selma hatte einige Freunde aus der Stadt eingeladen und für alle ein vergleichsweise opulentes Essen gezaubert. Erneut musste Emilia von ihren vergangenen Erlebnissen berichten und erneut sah sie sich bereits nach kurzer Zeit einem gebannten Publikum gegenüber, das an ihren Lippen hing und sie regelmäßig mit Fragen unterbrach, wobei sich so manch einfache Frage zu einer hitzigen Diskussion entwickelte, die erst Torwalds mächtige Stimme beenden konnte. Besonders betraf das ihre Informationen aus Solitude und Windhelm, den politischen Zentren Skyrims. Auch wenn die einzelnen Bezirke von den Jarls autonom regiert wurden, konnten sich Skyrims Bewohner dem Einfluss dieser Städte nicht entziehen. Auch an diesem Abend dauerte es bis nach Mitternacht, bevor alle Gäste verabschiedet waren und sich die Familie zur Ruhe begeben konnte.
In dieser Nacht wurde Emilia von heftigen Albträumen geplagt. Mehrfach erwachte sie schweißnass in ihrem Bett, wieder und wieder mit denselben schemenhaften Erinnerungsfetzen, die sich ihr jedoch entzogen, sobald sie versuchte, mehr von ihnen an die Oberfläche zu zerren. Bedrohliche Gestalten in dunklen Roben, die Kapuzen bis weit ins Gesicht gezogen, neblig-graue Schatten, die Emilia wie lebendige Barrieren umschwärmten und schwach grünlich illuminierte Steinwände, aus deren schwarzen Rissen sie sich beständig beobachtet fühlte. Blasse Bilder, die Momente später schon wieder aus ihrem Bewusstsein gewischt waren und Emilia in den nächsten unruhigen Schlaf hinübergleiten ließen.

Sobald der erste rötliche Schein am Horizont sichtbar wurde, floh sie vor den Nachtmahren. Sie wusch sich die Spuren der Nacht aus ihrem Gesicht, zog sich an und verließ dann auf leisen Sohlen das Haus. Ein bisschen frische Luft würde ihr gut tun, nachdem sie am Abend zuvor wohl doch mehr getrunken hatte, als sie vertragen konnte. Eilig ließ sie das Stadttor hinter sich, beschleunigte ihre Schritte weiter, bis sie durch die Felder der umliegenden Bauern rannte. Der Tau, der in dicken Tropfen an den Halmen hing, durchdrang ihre Hosen und Schuhe. Sie hielt erst an, als sie einen vertrockneten, alten Baum erreicht hatte. Vor vielen Jahren, noch bevor Emilia geboren worden war, hatte ein Blitz in diesen Baum eingeschlagen und seine Krone war daraufhin völlig verbrannt. Seitdem stand nur noch der mannshohe Rest des Stamms und kein Sturm hatte es bisher geschafft, ihn umzuwerfen. Manche behaupteten, der Baum würde wieder erblühen, wenn die Götter die Zeit für gekommen hielten.
Emilia verband viele Erinnerungen mit diesem Platz. Hier hatte Carsten mit ihr das erste Mal das Bogenschießen geübt und später hatte sie hier unter seiner Anleitung ihre ersten eigenen Pfeile hergestellt. Jetzt brauchte sie einen Ort der Ruhe und dieser erschien ihr richtig dafür. So saß sie an den Stamm gelehnt und beobachtete, wie die Sonne hinter den verschneiten Gipfeln hervorkroch, die Felder mit ihrem feurigen Glanz überzog und die Nebelschwaden in die schroffen Berghänge vertrieb.
Erst als die gleißende Scheibe in voller Pracht über dem Horizont stand, kehrte sie zum Stadttor zurück, wo sie Carsten antraf. „Hey, Schwester!“, rief er sie schon von weitem. „Du bist ja auch schon früh unterwegs. Lust, mich auf meiner Patrouille zu begleiten?“
„Gerne doch! Ich hab' sonst sowieso nicht viel zu tun“, stimmte sie zu, froh eine Beschäftigung für den Tag zu haben.
„So wirst du mir aber keine große Hilfe sein, falls wir auf einen Trupp Banditen treffen.“ Mit gespielt vorwurfsvollem Blick sah er sie an. Verständnislos schaute Emilia an sich herab. Da zog er mit einem Lächeln ihren Bogen aus einer Lederhülle, die auf einem Holzfass neben ihm lag.
„Das ist ja eine Überraschung. Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell wieder fertig bist mit meinem Liebling.“ Ihr geübtes Auge erkannte sofort, dass er die oberste Schicht des geleimten Bogens vollständig durch eine neue aus Ulme ersetzt hatte. Der gesamte Bogen war frisch eingeölt worden und auch die Sehne hatte ihr Bruder komplett ersetzt.
„Vielen Dank dafür. - Ich weiß, ich sollte viel öfter herkommen.“ Sie umarmte ihn, bevor er ihr auch ihren Köcher mitsamt den Pfeilen reichte. Dann machten sie sich auf den Weg.
Zusammen verbrachten sie den gesamten Tag in den nahen Wäldern, wo Emilia ihren Bogen ausgiebig testen konnte. Schon der erste Schuss saß tadellos und auch die weiteren Versuche gingen ihr problemlos von der Hand. Zwei Kaninchen, die sie unterwegs aufscheuchten, mussten dies am eigenen Leib erfahren und sollten am Abend ein schmackhaftes Essen geben.
Später nutzte Emilia den ruhigen Abend im Kreise der Familie, um sich früh zu verabschieden und ins Bett zu gehen, in der Hoffnung, diese Nacht wieder ruhig durch zu schlafen, wie sie es eigentlich gewohnt war.

Benommen schlug sie ihre Augen auf. Doch trotz ihrer weit geöffneten Augen sah sie nur Schemen. Im Licht, das durch den Spalt unter einer Tür drang erkannte sie einen kleinen, finsteren Raum. Unter sich spürte sie kalte, nasse Steine. Verwirrt versuchte sie festzustellen, ob sie noch träumte oder wach war. Momente darauf öffnete sich die schwere Holztür und zwei dunkle Silhouetten warfen ihre Schatten in den Raum. Im hereinfallenden Licht einer Fackel, die offenbar draußen auf dem Gang brannte, erkannte Emilia, dass sie sich in einem niedrigen Kellergewölbe befand. Die Wände bestanden aus dicken unbehauenen Steinen, an denen jahrelange Feuchtigkeit ihre Spuren hinterlassen hatte. Auf dem Boden lag verstreut modriges Stroh, zwischen dem sich brackiges Wasser gesammelt hatte. Emilia selbst trug nur ihr helles Nachthemd, mit dem sie zu Bett gegangen war.
„Aufstehen“, ordnete die eine Gestalt mit leiser Stimme an, die ihr in dem kahlen Raum jedoch unerwartet laut vorkam. Der Stimme nach war es ein Mann. Er war etwas kleiner als die andere Gestalt, die den Keller betreten hatte und jetzt mit einem Seil auf sie zukam. Die Kälte kroch Emilias nackte Füße hoch, als sie sich erhob. Ihr zweiter Entführer war deutlich schmaler gebaut. Ehe sie sich wehren konnte ergriff er ihre Handgelenke und fesselte ihr wortlos die Hände auf dem Rücken.
„Wer seid ihr und was wollt ihr?“, fragte Emilia mit fester Stimme in Richtung des kleineren, der noch immer in der Tür stand.
„Sei ruhig. Das macht es uns allen einfacher“, entgegnete er mürrisch. „Und jetzt komm mit.“ Der schmächtige stieß sie daraufhin in Richtung des Ausgangs. Der Wortführer, so man das bei den einsilbigen Befehlen sagen konnte, hatte draußen bereits die Fackel aus der Halterung genommen und ging einen niedrigen Gang entlang. Der andere ging hinter Emilia, das Seil um ihre Handgelenke fest in seiner Hand.
Der Gang sah genauso marode aus, wie ihre Zelle. Im Licht der Fackel versuchte Emilia mehr von den verhüllten Gestalten zu erkennen: Beide trugen dunkle Roben mit weit ins Gesicht gezogenen Kapuzen, so dass Emilia wenig mehr feststellen konnte, als das der vor ihr laufende recht kräftig gebaut sein musste. Als sie riskierte, sich zu dem anderen umzudrehen, schubste er sie vorwärts und murmelte „Weitergehen“, noch bevor sie einen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte. Das Verhalten der beiden und vor allem die Roben erinnerten Emilia beängstigend an ihre Albträume.
Auf dem Weg versuchte sie sich zu orientieren, hielt nach Fluchtwegen Ausschau, doch außer zwei verschlossenen Holztüren bot der Gang keinerlei Hinweise. Schließlich erreichten sie einen Durchgang, hinter dem sich ein größerer Raum erstreckte. Im flackernden Licht der Fackel konnte sie eine Vielzahl an Fässern, Säcken und Truhen sehen, die an den Wänden aufgestapelt waren. Alles wirkte bunt durcheinander geworfen und über allem lag ein abgestandener, muffiger Geruch. Das war ganz offensichtlich kein viel genutzter Lagerraum.
Während sie das Lager durchschritten, bemerkte sie auf der gegenüberliegenden Seite eine weitere, breitere und mit Metall beschlagene Holztür. Auf beiden Seiten des Durchgangs sah sie je ein Skelett, das in aufrechter Pose fixiert worden war. Die makaberen Warnungen waren erstaunlich gut erhalten und die Knochen vollständig, soweit sie das beurteilen konnte. Beide waren mit langen Speeren versehen worden, die irgendwie in ihren vorgestreckten Händen befestigt waren. Auf ihren grinsenden Schädeln saßen rostige Helme.
Der Kräftige zog einen massiven Schlüssel aus seiner Kutte hervor und öffnete quietschend die schwere Tür. Dann schob sie der andere vorwärts. Als sie an dem Anführer vorbei tapste, der neben der geöffneten Tür stehen geblieben war, konnte sie nichts als dunkle Schatten unter seiner Kapuze erkennen.
„Weiter! Wir haben nicht ewig Zeit.“ Mit diesem Befehl wurde sie weiter voran getrieben. Vor ihr eröffnete sich eine natürliche Höhle, vielleicht 50 mal 50 Schritt messend. Wände und Decke wurden von grünlich schimmerndem Moos bedeckt. In der Mitte des Gewölbes erkannte sie ein niedriges, eckiges Podest mit steinernen Stufen an jeder der vier Seiten. Der Rand des Podests wurde von schwarzen Ständern gesäumt, die an ihrer Oberseite leuchtende Edelsteine trugen. In deren Licht konnte Emilia drei weitere Gestalten in Roben auf der anderen Seite des Podests entdecken, die sich ihnen nun zuwandten. An den Wänden bemerkte sie außerdem weitere drapierte Skelette, wie sie vor der Tür standen. Neben menschlichen auch tierische und solche, die zu keinem ihr bekannten Lebewesen passen wollten. So weit sie das beurteilen konnte, waren alle in aufrechter Haltung fixiert worden und boten einen gespenstischen Anblick.
„Ah, unser Gast ist hier“, stellte eine der drei Gestalten fest. Er war groß und schlank und seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, der Emilias Furcht irritierenderweise etwas dämpfte. Und das, obwohl ihre wenigen Optionen weiter schwanden: Inzwischen sah sie sich fünf Gegnern gegenüber. Sie war gefesselt und unbewaffnet. Zudem wusste sie weder, wo sie war, noch wie sie aus dem Gewölbe herauskommen sollte. In diesem Augenblick wurde die Tür in ihrem Rücken quietschend zugeschlagen und sie konnte hören, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
Die hochgewachsene Gestalt kam näher und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Emilia konnte sehen, dass seine Haut einen dunklen Teint aufwies. Die Finger waren feingliedrig, fast schon weiblich und an Ringfinger und Daumen trug er goldene Ringe mit filigranen Verzierungen und verschiedenfarbigen, eingelassenen Steinen.
„Bitte, komm doch näher. Welch eine glückliche Fügung, dass du gerade zu diesem Zeitpunkt nach Hause zurückgekehrt bist.“ Mit der freien Hand streifte er seine Kapuze nach hinten und Emilia blickte in die stechend roten Augen eines Dunkelelfs. Zwischen den langen dunklen Haarsträhnen, schauten spitze Ohren hervor. In jedem sah sie vorzüglich gearbeitete, goldene Ohrringe. Es war schwer, ihm ein Alter zuzuordnen: Sein Gesicht wies kaum Falten auf, auch Narben oder andere Anzeichen seiner Vergangenheit waren keine auszumachen. Sein durchdringender Blick dagegen zeugte vom Wissen und der Erfahrung zahlreicher Lebensjahre.
„Du darfst mich Meister Ohrel nennen“, sagte er mit seiner weichen Stimme. „Wie immer.“ Ein eiskalter Schauer rann Emilia den Rücken hinunter, als ihr bei dieser dahingesagten Anmerkung plötzlich klar wurde, dass diese Leute offenbar sehr viel mehr von ihr zu wissen schienen.
Verwirrt und ohne Gegenwehr ließ sich Emilia in die Mitte des Podests führen. Seine Berührung sandte ein besänftigendes Gefühl tief in ihr Bewusstsein. Benommen kniete sie sich auf seine Anweisung hin nieder. Die anderen verhüllten Gestalten stellten sich derweil an den vier Seiten auf und begannen halblaut Texte in einer ihr unbekannten Sprache zu rezitieren. Als sie sich träger umschaute, erkannte sie den wortkargen, der sie aus dem Keller geholt hatte rechts von ihr. Auch den anderen konnte sie identifizieren. Er stand links von ihr und hatte eine klare Stimme, sie meinte jedoch ein leichtes Zittern darin zu hören. Dem Klang nach konnte sein Stimmbruch noch nicht lange her sein. Wie kam ein Junge in diesem Alter in die Gesellschaft von solchen Leuten? Emilia vernahm außerdem eine weitere männliche Stimme hinter sich und eine einzelne weibliche, die der Gestalt direkt vor ihr gehören musste.
Der Einklang, der sich nach wenigen Versen einstellte, erschwerte jegliche weitere Einordnung. Mehrere Minuten hallte der Chor der vier Verhüllten durch das Gewölbe, während Emilia in der Mitte des Podests kniete. Schließlich zog Meister Ohrel eine kleine Phiole mit einer hellen Flüssigkeit aus seiner Robe. Er brach das am Hals befindliche Wachssiegel entzwei und entfernte den kleinen Glasstopfen.
„Trink das“, wies er Emilia an und setzte das Fläschchen an ihre Lippen. Bestärkt durch seine Berührung trank sie die viskose Flüssigkeit in einem Zug. Als diese über ihre Zunge rann, schmeckte sie eine unauffällige süßliche Nuance, die sie kurz an eine bestimmte Blüte erinnerte, doch bevor sie den Geschmack näher zuordnen konnte, war er auch schon wieder verschwunden.
„Es wirkt genauso, wie beim letzten Mal. Ich hatte leider keine Zeit für Experimente, da du so überraschend hierher kamst“, erklärte er ihr dabei. Sollte sie das etwa irgendwie beruhigen? Dies bedeutete ja, dass sie nicht das erste Mal hier war! Eine neuerliche Welle der Angst stieg in ihr auf.
Eine Weile geschah gar nichts, außer den monotonen Verse, die durch das Gewölbe hallten und Emilia betäubten. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Nach und nach schien das diffuse Licht von den Wänden dunkler zu werden und auch die einzelne Fackel, die jetzt in einer Halterung neben der Eingangspforte steckte, brannte weniger hell. Die tanzenden Schatten verdichteten sich, rückten unmerklich näher, fingen an, die vier Gestalten einzuhüllen.
Bildete sie sich das nur ein, oder nahm die undurchdringliche Schwärze Konturen an? Inzwischen waren es keine Schatten mehr, sondern dunkle, voluminöse Schwaden, die um das Podest kreisten. Bedrohlich huschten die Nebel durch den Raum, verfinsterten das wenige Licht, wo es in ihren Weg geriet. Die Helligkeit schien hier dem Schatten unterlegen zu sein, anstatt andersherum. Immer näher kamen sie auch an das von den Kristallen beleuchtete Podest. Doch solange sie die Hand des Dunkelelfs auf ihrer Schulter spürte, beunruhigte sie das alles nur wenig.
Plötzlich hörte Emilia ein klapperndes Geräusch, kurz darauf fiel etwas weiches, schweres zu Boden, bevor ein langgezogenes Kreischen durch den Raum vibrierte. Der schmächtige Junge, der sie aus dem Keller geführt hatte, unterbrach erschrocken seine Litanei und blickte in Richtung des Lärms.
„Weiter!“, zischte ihn der Meister an. Die Schatten hatten sich dem Jungen sofort sichtbar genähert, zerrten bereits an seiner Kutte und versuchten darunter zu kriechen. „Nicht innehalten! Die Worte müssen stetig fließen!“, ermahnte er ihn streng. Sofort nahm er seinen Text wieder auf und sobald er wieder im Einklang mit den anderen war, zogen sich die Schatten auf einen gebührenden Abstand zurück. Ganz offensichtlich mussten die Verse den Nebel im Zaum halten, dachte Emilia.
Eine Gestalt trat langsam aus der Finsternis. Als sie sich aus den Nebelschwaden schälte, sah Emilia, dass es eine nackte Frau war: Trotz der hageren Gestalt war sie offenbar menschlich. Sie hatte kurzes, dunkles Haar und außergewöhnlich blasse Haut. Ihre dunklen, fast schwarzen Pupillen waren so groß, dass das Weiß der Augen nicht mehr zu erkennen war. Mit zögerlichen Schritten betrat sie das Podest.
Als sie ihre schwarzen Augen auf Meister Ohrel richtete, durchtrennte er sofort Emilias Fesseln, schlug die Kapuze wieder tief ins Gesicht und trat eilig von ihr zurück. Emilia konnte seine Furcht vor der entblößten Frau fast greifen. Als er das erhellte Podest in demütiger Haltung verließ, stimmte auch er leise murmelnd in die Verse der anderen ein.
Ohne die warme Energie seiner Berührung, merkte Emilia sofort, wie Panik in ihr aufstieg: Sie war noch immer in diesem Gewölbe gefangen, ihre fünf Entführer praktizierten unzweifelhaft irgendwelche magischen Rituale mit ihr und nun kam auch noch diese nackte Frau dazu. Wenn selbst Meister Ohrel Angst vor ihr hatte, konnte sie von ihr sicherlich keine Hilfe erwarten. Mit diesen Gedanken klarte auch ihr Bewusstsein wieder etwas auf: Warum, verdammt, hatte sie die vergangenen Minuten eigentlich nur hier gekniet und nichts getan, fragte sie sich. Oder waren es Stunden gewesen? Was war mit ihr los? Dass Meister Ohrel sie verzaubert hatte, war die naheliegende Erklärung. Egal, sie musste jetzt etwas tun, bevor es zu spät war.
Schnell erhob sie sich und wandte sich dem Jungen zu. Er war vermutlich das schwächste Glied, dachte Emilia. Hoffentlich besaß er eine Waffe, die sie ihm abnehmen konnte. Dann würde sie eine Chance haben.
Doch kaum stand sie auf den Beinen, begann sich alles um sie herum zu drehen. Ihr Blut rauschte laut in ihren Ohren und ein stechender Schmerz explodierte in ihren Schläfen. Emilia stürzte mit einem gequälten Schrei zu Boden und musste sich mit beiden Händen abstützen, um nicht der Länge nach hinzufallen. Der unerträgliche Schmerz steigerte sich weiter, bis sie von erlösender Dunkelheit umfangen wurde. Bewusstlos brach sie auf den kalten Steinen zusammen.

Als sie ihre Augen wieder öffnete, stand die nackte Frau über ihr. Mitleidslos schaute sie auf sie herab, ohne Anstalten zu machen, ihr zu helfen. Der Schmerz in Emilias Kopf war verebbt, dafür spürte sie ein heißes Brennen in ihrem Unterleib, dass sich zunehmend zwischen ihren Schenkeln konzentrierte. Langsam richtete sie sich auf. Eine Welle der Übelkeit überwältigte sie, als sie schlagartig den modrigen Geruch wahrnahm: Es war derselbe Geruch wie zuvor, doch irgendetwas war anders. Sie empfand ihn um ein Vielfaches intensiver, irgendwie klarer. Sie roch ihn nicht nur, sondern schmeckte auch jede seiner Beimengungen. Intuitiv konnte sie jeden Bestandteil benennen: Es roch nach Verwesung. Verwesungsgerüche von Menschen und von Tieren gleichermaßen. Gemischt war die Luft mit dem Geruch von nassem Holz, feuchtem Mehl, Absonderungen verschiedener Schimmelpilze und den Ausdünstungen von Mäusen und Ratten.
Plötzlich hörte sie sie auch: Das leise Rascheln von Ratten, draußen im Lagerraum und Käfern, die hektisch an den Wänden entlangliefen, dazu das Knacken der brennenden Fackel, ihr eigenes Herz, dass gegen ihren Brustkorb trommelte. Überdeutlich hörte sie auch die Verse, die laut aus vier Kehlen um sie herum kamen und das leisere Murmeln des Meisters. Einzig die Frau vor sich konnte sie nicht wahrnehmen. Kein Atemzug, keine Bewegung war von ihr zu hören. Als würde sie gar nicht existieren.
Auch ihre anderen Sinne waren auf äußerste geschärft: Sie spürte ihre eisigen Füße, die Kälte, die ihre Beine empor kroch, das Wasser, das in den Fugen zwischen den Steinen unter ihr stand. Auch sah Emilia problemlos die schwarzen Wolken, wie sie durch den gesamten Raum wirbelten, erkannte dahinter die Skelette, die noch immer an den Wänden standen. Jeden einzelnen Knochen konnte sie wahrnehmen. Und jetzt sah sie auch, dass der Raum nur die eine Tür hatte, durch die sie hereingeführt worden war.
Ein weit heftigeres Ziehen durchfuhr jäh ihren Unterleib. Im selben Augenblick raste eine Welle der Ekstase durch ihren Körper hindurch. Von den Haarspitzen bis in die Zehen spürte sie eine Erregung, wie sie sie noch nie zuvor empfunden hatte. Und das in einer Intensität, die sie auch nie für möglich gehalten hatte. Ihr gesamter Körper schien von jetzt auf gleich in Flammen zu stehen. Als sie nur Sekunden später von einer zweiten Welle überrollt wurde, kam sie unvermittelt in einem heftigen Orgasmus. Dieser war bei weitem stärker als jemals zuvor. Jede ihrer Zellen brannte vor Verlangen, jeder Muskel schien sich zu verkrampfen. Ihr Oberkörper sackte zurück auf den Boden, während ihr Herz für einige Schläge aussetzte. Mit tiefen, kontrollierten Atemzügen versuchte sie wieder die Herrschaft über ihren Körper zu erlangen, doch viel mehr als ein erschöpftes Keuchen brachte sie nicht zustande.
Und da war noch etwas: Das Ziehen in ihr war derart stark, es schien geradewegs aus ihr heraus zu drängen. Dann sah sie eine Bewegung, ihr Nachthemd erhob sich über ihrem Unterleib. Ungläubig starrte Emilia in ihren Schoß, als sie den dünnen Stoff beiseite zog und einen riesigen, geschwollenen Penis freilegte. Dicke Adern überzogen seine Außenhaut und die Eichel war tief rot verfärbt. Außerstande irgendetwas zu tun, blickte sie wie gebannt auf ihren Penis. Unbestreitbar war es ihrer, denn das unnatürliche Ding entwuchs ihrem Unterleib, knapp über dem Venushügel.
Die nackte Frau, die dem Schauspiel bis eben noch teilnahmslos zugeschaut hatte, grinste boshaft, kniete sich herab, riss ihr das dünne Hemd vollständig vom Leib und begann den Schwanz mit beiden Händen zu massieren, als wäre es das Normalste der Welt. Dabei reichte sie mit beiden Händen geradeso um den steinharten Auswuchs herum. Emilia wollte protestieren, wurde aber von der Heftigkeit ihrer eigenen Reaktion überrascht, war der Penis doch unfassbar empfindsam, mehr noch als es ihre Sinne sowieso bereits waren. Es genügten wenige Berührungen der weichen Hände und sie kam erneut. Dabei verspritzte sie eine Fontäne von Sperma, bevor die Frau schnell ihre Lippen über die pulsierende Eichel stülpte und daran zu saugen begann. Das ein Teil des Sperma ihr Gesicht getroffen hatte und nun in dicken Fäden auf ihre Brüste tropfte, schien sie dabei ebenso wenig zu stören, wie der weiße Saft, der ihr aus den Mundwinkel quoll und über ihre Finger an Emilias Glied hinablief. Mit kräftigen Bewegungen fuhren ihre Hände an ihm auf und ab, dann presste sie ihre Brüste dagegen und glitt mit diesen an dem Penis entlang, wobei sie mehr und mehr Sperma darauf verteilte.
Stoß um Stoß pumpte Emilia in die junge Frau hinein, die den ekstatisch zuckenden Auswuchs unvermindert mit Mund, Händen und Brüsten bearbeitete. Ihre Umgebung hatte sie völlig ausgeblendet, nur der nicht enden wollende Orgasmus füllte ihr Bewusstsein. Die Kontrolle über ihren Körper war ihr gänzlich entglitten. Dies war jenseits allem, was sich ihre Fantasie je hätte ausmalen können.
Eine gefühlte Ewigkeit später ließ das Pulsieren nach und wenig später löste auch die Frau ihre Lippen mit einem schmatzenden Geräusch von dem Penis. Das Gesicht der Frau, ihre Brüste und ihre Hände glänzten unter einer Schicht aus Sperma. Begierig leckte sie den Saft von Emilias und ihrem eigenen Körper, bevor sie sich genüsslich ihre Finger einen nach dem anderen in den Mund schob. Ganz zuletzt presste sie ihre weichen Lippen auf Emilias und ließ einen kleinen Rest des warmen Saftes in ihren Mund tropfen.
Noch immer überwältigt von der Heftigkeit und Dauer ihres Höhepunkts lag Emilia mit dem Rücken auf dem Boden, zwischen ihren Beinen hatte sich eine weiße Lache ausgebreitet. Ihre Brust hob und senkte sich sichtbar mit jedem Atemzug und ihr Schwanz stand noch immer senkrecht von ihr ab. Da stellte sich die Frau breitbeinig über ihren Schoss, ergriff mit einer Hand den unverändert harten Penis und dirigierte ihn zwischen ihre eigenen Schenkel. Nicht einmal die halbe Länge verschwand in ihr, aber sie schien kein Problem mit den immensen Ausmaßen zu haben. Mit in den Nacken geworfenem Kopf ritt sie die wehrlose Emilia, die sogleich wieder stöhnend auf einen Orgasmus zusteuerte. Immer schneller glitt das erregte Fleisch in die enge Spalte der Frau, die bald in das Stöhnen mit einstimmte. Die Bewegungen ihres Beckens wurden immer heftiger, auch als Emilia nach kurzer Zeit kam. Noch während Emilias Höhepunkt andauerte, kippte die Frau nach vorn und ein animalische Schrei entrang sich ihrer Kehle, als auch sie kam.
In einer Mischung aus Erregung und Angst, beobachtete Emilia, wie sich die Konturen der Frau unvermittelt aufzulösen begannen. Erst in dünnen, violetten Streifen, dann in dicken, leuchtenden Wolken verschmolz der Körper der Frau mit den Schatten, die noch immer um das Podest jagten. Makellos weiße Knochen erschienen unter den dunklen, davon wirbelnden Schwaden. Es dauerte nur Sekunden, bis die Frau komplett verschwunden war. Einen Moment noch hingen die verbliebenen Knochen in der Luft, bevor sie klappernd auf Emilias zitternden Körper prasselten.

Sie hatte das grausige Schauspiel noch nicht verarbeitet, als sie mit Schrecken sah, wie sich ein neuer, hellgrauer Schwaden aus der dunklen, tobenden Masse löste. Langsamer kreiste er um das Podest, nahm allmählich an Volumen zu, bis in seinem Inneren ein weißes Licht aufblitzte. Sofort schoss die hell erleuchtete Wolke auf ein weiteres Skelett an der Wand zu und umhüllte es vollständig. Mit ihren überempfindlichen Sinnen konnte Emilia erkennen, wie sich die Wolke zusehends verformte und detailliert die Konturen eines großen, muskulösen Orks nachbildete. Noch immer gebannt, sah sie, wie der Ork leblos zu Boden stürzte, als auch das letzte Wölkchen zu einem Teil von ihm geworden war. Ein lautes Gebrüll ließ das Gewölbe erzittern, als sich der Ork kurz darauf wieder erhob. Einige Sekunden wankte er orientierungslos umher, um dann zielstrebig auf das Podest zuzukommen.
Obwohl Emilia selbst schon eine stattliche Körpergröße aufwies, würde der Ork sie sicher noch einmal um einen Kopf überragen. Sein nackter, von dunkelgrüner Haut überzogener Körper war vollgepackt mit Muskeln und die Hauer, die aus seinem Mund ragten, hätten jedem Säbelzahntiger Respekt eingeflößt. Und seine entblößte Männlichkeit war von ebenso imposanter Natur. Unfähig, sich zu bewegen, konnte sie nur mit aufgerissenen Augen zusehen, wie er sich ihr näherte. Ein verzerrtes Grinsen umspielte seine Mundwinkel und seine schwarzen Augen waren starr auf ihren steifen Penis gerichtet.
Mit einer kraftvollen Bewegung ergriff er Emilia an der Taille, als er sie erreicht hatte. Mühelos hob er sie an und hielt sie mit dem Rücken zu sich vor seiner Brust. Dann rammte er seinen harten Schwanz abrupt tief in sie hinein. Mit einem lauten Aufschrei spürte sie, wie er ihr Inneres vollständig ausfüllte. Er hielt sie mit beiden Armen fest umklammert, während er sie mit kraftvollen Stößen nahm. Emilias aufgerichteter Penis wippte im Takt mit ihren Brüsten, während sie sein gieriges Grunzen in ihrem Nacken spürte.
Ein Kampf tobte in ihrem Inneren: Auf der einen Seite war sie angewidert von dem Wissen, dass sie Opfer von etwas abgrundtief dunklem und unnatürlichem war, auf der anderen Seite fieberte jede Faser ihres Körpers nach seiner harten Erregung zwischen ihren Beinen. Willig spreizten sich ihre Beine, um ihn noch tiefer zustoßen zu lassen.
Er hielt sie weiter fest, als er sich langsam nach vorne beugte und in die Knie ging. Instinktiv streckte Emilia ihre Arme aus, wodurch sie auf allen Vieren auf dem Boden ankam. Trotz des Stellungswechsels bearbeitete sie der Ork ohne Unterlass und mit unverminderter Heftigkeit. Er kniete jetzt hinter ihr und rammte seinen Unterleib gegen ihren Hintern. Ab und zu schlug seine Hand flach auf ihren Po, als würde er ein Pferd antreiben. Mit ungelenken Handgriffen knetete er ihre großen Brüste. Und Emilias heißer Körper schrie geradezu danach: Ihr übersteigertes Empfinden, verstärkte jede seiner Bewegungen, ließ sie jeden Stoß intensiver fühlen und jeder seiner Schläge sandte eine erregende Welle durch ihren Körper. Sie konnte ihren nächsten Höhepunkt gar nicht erwarten und stieß ihr Becken verlangend gegen seine Bewegungen, während ihr hemmungsloses Stöhnen die ununterbrochene Litanei der verhüllten Gestalten übertönte. Deren Anwesenheit hatte sie völlig verdrängt.
Bald schon kündigte sich sein Orgasmus an: Seine Bewegungen wurden langsamer, aber seine Stöße dafür umso kraftvoller. Dann kam er mit einem durchdringenden Grunzen. Von tiefen Stößen begleitet, pumpte er seinen Saft in Emilias vor Verlangen glühendes Inneres. Emilia, die kurz vor ihrem nächsten Höhepunkt stand, hatte ihren eigenen Penis ergriffen und fuhr hektisch an ihm auf und ab, bis auch sie kam. Ihr eigenes lautes Stöhnen und ihr von Krämpfen geschüttelter Körper waren das einzige, was sie noch wahrnahm, während sie den dicken, weißen Saft über den Boden verteilte. Erst das Poltern der losen Knochen hinter ihr, zog sie jäh in die Gegenwart zurück. Erschöpft und schwer atmend kam sie in der warmen Lache ihres eigenen Spermas zu sich. Der Ork hatte sich ebenso wie die Frau zuvor in Rauch aufgelöst.

Kurz darauf bemerkte sie dass sich die Schwärze um das Podest zurückzog und die Helligkeit in dem Gewölbe stetig zunahm. Es dauerte nicht lang und die wirbelnden Schemen waren vollständig verschwunden. Emilia musste ihre empfindsamen Augen zusammenkneifen, um nicht von dem unnatürlich grellen Licht der grünen Pilze an den Wänden geblendet zu werden. Der Dunkelelf und die vier anderen standen um sie herum. Alle hatten ihre Kapuzen zurückgezogen. Emilia erhob sich auf ihre wackeligen Beine und blickte ihnen der Reihe nach ins Gesicht: Der schmächtige Junge hatte kurzes braunes Haar und graue Augen, die ihrem Blick angstvoll auswichen. Er war wirklich vergleichsweise jung, denn ein dunkler Flaum noch nie geschnittener Barthaare umrahmte seine Oberlippe. Daneben stand die Besitzerin der weiblichen Stimme: Die braunen Augen und spitzen Ohren einer schlanken Waldelfe wurden umrahmt von dunkelblonden, lockigen Haaren. Trotzig hielt sie Emilias Blick stand. Als nächstes erkannte sie den einsilbigen Mann, mit dem kräftigen Körperbau. Sein kantiges Gesicht mit den blauen Augen wies ihn als Nord aus. Sie verband etwas mit seinem Gesicht, sie musste ihm schon einmal begegnet sein, aber sie konnte ihn nicht einordnen. Außer Meister Ohrel, dessen Gesicht sie bereits kannte, blieb noch ein letzter Entführer. Als sie ihn anschaute, setzte ihr Herz für einen Schlag aus. Es war Jerimar, ihr Bruder! Ohne jegliche Skrupel erwiderte er ihren Blick, als würde er sie nicht kennen. Und jetzt fiel ihr auch ein, wer der kräftige war: Es war der Müller, bei dem Jerimar arbeitete.
„Kommt schon, wir haben nicht mehr viel Zeit!“, unterbrach Meister Ohrel die Stille. Sofort ergriffen zwei Paar Hände Emilia und hielten sie fest. Während der Dunkelelf daneben stand, kniete sich die Waldelfe vor Emilia hin und umschloss ihre noch immer harte Erektion mit den Händen und begann sie zu massieren. Der Junge verschwand in einer Ecke des Gewölbes, um kurz darauf mit zwei Schüsseln zurückzukehren und sie zwischen den beiden Frauen abzustellen. Mit geübten Bewegungen glitten die zierlichen Elfenhände an Emilias Penis entlang, der bereits wieder in Erregung zuckte. Widerwillig spürte sie, wie sich ihr nächster Orgasmus ankündigte. Doch je näher sie ihm kam, desto mehr füllte ihre Erregung erneut ihr Bewusstsein und schon bald stöhnte sie wieder ungehemmt und bewegte ihr Becken im Takt mit den Händen der Elfe. Gierig zerrte sie an den Armen, die sie festhielten. Wenn sie nur gekonnt hätte, wäre sie ungezügelt über die schlanke Elfe hergefallen und hätte sich genommen, was sie brauchte.
Unter den geübten Handgriffen kam sie Momente später erneut. Ihre Knie wurden weich und die beiden Männer hinter ihr mussten sie stützen, während Emilia ihren Saft in dicken Fontänen von sich spritzte. Nur am Rande nahm sie wahr, wie der Junge und die Elfe eifrig jeden Tropfen aufzufangen versuchten, bis das Pulsieren ihres Gliedes langsam nachließ. Mit schweren Atemzügen und hämmerndem Herzen hing sie in den Armen, die sie noch immer festhielten.
Meister Ohrel verschwand mit dem Jungen und den gefüllten Schüsseln im hinteren Teil des Gewölbes. Derweil wandte sich die Waldelfe wieder ihr zu. Zärtlich fuhren ihre Hände über Emilias große Brüste, wanderten tiefer und fuhren spielerisch über ihre harte Erregung. Es war unglaublich, dass dieser unnatürliche Auswuchs keinerlei Schwäche zeigte. Würde sie auf ewig damit leben müssen, fragte sich Emilia.
Diese Gedanken wurden weggewischt, als die Frau auch ihren Mund zur Hilfe nahm und begann an ihr zu saugen. Während ihre Finger zwischen Emilias nassen Schamlippen verschwanden, wanderten ihre Zunge und Lippen an ihrer Erektion auf und ab. Manchmal biss das Biest sogar leicht hinein, worauf Emilia mit einem spitzen Aufschrei antwortete. Die Elfe hatte dabei keine Probleme den dicken Schwanz in ihren Mund zu bekommen. Ihre hoffnungsvolle Logik ließ Emilia glauben, dass ihr Penis kleiner geworden war, seit ihre Tortur begonnen hatte.
Kurze Zeit später kam der Junge zurück, wobei er die zwei entleerten Schüsseln wieder am Boden abstellte. Dann stellte er sich abwartend neben die Elfe. Sein unsteter Blick vermied angestrengt Emilias nackten Körper. Sobald er ein Zeichen gab, intensivierte sich das Spiel an ihrem Penis weiter. Die Finger der Elfe stießen gleichzeitig tief in Emilia hinein bis sie lautstark kam. Und wieder sammelten sie soviel von dem weißen Saft, wie sie habhaft werden konnten. Als der Junge mit den Schüsseln wegging, verfolgte Emilia ihn mit ihren Blicken. Angestrengt versuchte sie die eifrigen Hände zwischen ihren Beinen auszublenden und konzentrierte sich auf ihn. Sie konnte erkennen, dass er zu Meister Ohrel ging, der vor einem Holztisch stand. Er nahm die Schüsseln entgegen und begann die dicke, weißliche Flüssigkeit vorsichtig in bauchige Flaschen abzufüllen. Sorgfältig verkorkte und versiegelte er sie, bevor er eine magische Formel über jede einzelne zu sprechen schien. Der Junge trat unruhig von einem Bein aufs andere, sein Blick huschte immer wieder zu dem Geschehen in der Mitte des Podestes.
„Sie wird sich an nichts erinnern“, konnte Emilia hören, wie er versuchte den Jungen zu beschwichtigen. „Dieses Ejakulat ist mächtiger als jedes Kraut, mächtiger als jedes daedrische Artefakt und mächtiger als selbst die Seelen der meisten Kreaturen.“
„Aber was waren das für Nebel? Ich konnte die... die... die dunkle Energie spüren, als es auf mich zukam.“
„Nur die Daedra sind in der Lage, eine derartige Magie zu wirken. Doch nur einer der mächtigsten kann Wesen auf diese Art transformieren: Sheogorath. Allerdings verlangt der hohe Lord natürlich nach einer Gegenleistung für die besondere Zutat in den Tränken für dieses Ritual. Und so bringen wir die erwählte Frau zuallererst den würdigen Daedra seiner Lordschaft dar, die sich für diesen Zweck in den irdischen Hüllen manifestieren, die du gesehen hast. Und nun beeil dich. Wir müssen die sie rechtzeitig zurück bringen, damit dem Trank genug Zeit bleibt, um zu wirken.“
Die Elfe wusste genau, was sie zu tun hatte, als der Junge zurück kam. Ihre warmen Lippen glitten derart meisterhaft an Emilias Gemächt entlang, dass ihre Konzentration innerhalb von Sekunden fort gewischt wurde und ihr überreizter Penis die Kontrolle übernahm. Schon bald erbebte ihr Körper erneut in heißen Wellen und der nächste Höhepunkt übermannte sie.
Diese Prozedur sollte sich noch mehrere Male wiederholen, wobei ihr Penis jedes Mal etwas kleiner wurde, bis er eine für Menschen normale Größe angenommen hatte. Bis dahin hatte Emilia längst aufgegeben, mitzuzählen, wie oft sie auf diese Weise gemolken wurde. Irgendwann kam Meister Ohrel zu ihr. Die beiden Männer hinter ihr ließen sie vorsichtig los und Emilia glitt langsam zu Boden. Als sie völlig entkräftet vor ihm kniete, strich er ihr mit der Hand über ihr blondes, von Schweiß und Sperma verklebtes Haar und sofort breitete sich wieder eine wohlige Ruhe in ihr aus.
„Trink. Das wird dir gut tun“, sagte er, als er ihr eine Phiole mit einer dunklen Flüssigkeit reichte. Violette und hellgraue Schwaden wirbelten darin umher, als sie sie schwenkte. Seine Berührung ließ sie ihre Erschöpfung vergessen. Unbekümmert stürzte sie den Inhalt der Flasche hinunter. Einige Minuten verstrichen, in denen nichts passierte und Emilia die besänftigende Nähe des Dunkelelfs genoss. Dann wurde das Gewölbe schlagartig dunkel, die omnipräsenten Geräusche wurden gedämpft und die penetranten Gerüche verschwanden aus ihrer Nase. Nur wenige Augenblicke später kehrte der stechende Schmerz in ihre Schläfen zurück, intensivierte sich mit rasender Geschwindigkeit, bis Emilia ohnmächtig zusammenbrach.

Sie erwachte in ihrem Bett, die aufgehende Sonne schien durch die Spalten der hölzernen Fensterläden. Widerwillig öffnete Emilia ihre Augen. Schemenhafte Fetzen der Albträume der letzten Nacht schwirrten ihr durch den Kopf, ohne dass sie sie festhalten konnte: Gesichtslose Gestalten in langen Umhängen verschwommen darin zu schwarzen Nebelwolken. Dunkle Steinwände und modrige, abgestandene Luft vermischten sich mit Bildern von grünen Wiesen, die von morgendlichem Tau bedeckt waren und niedrigen Tunneln an deren Boden dünne Rinnsale entlangliefen. Vergeblich versuchte Emilia, die Gedanken und Bilder festzuhalten, doch je mehr sie sich bemühte, desto schneller lösten sie sich auf. Dabei hatte sie das beängstigende Gefühl, dass ihr etwas Bedeutendes entglitt.
Nachdem sie sich angekleidet und in der Küche ein Stück Süßkuchen hinein gequält hatte, ging sie in die Bibliothek ihres Vaters. Wie jedes Mal zuvor bestaunte sie die schiere Menge an Büchern, Folianten und Schriftrollen, die die massiven Holzregale füllten. Bedächtig schritt sie den Gang entlang, der von der Eingangstür zu einem massiven Schreibtisch mit einem bequemen Stuhl führte. Ihre Finger streiften über die Buchrücken, als könnte sie das Wissen auf diese Weise heraussaugen. Der Tisch stand unter einem großen Dachfenster, so dass die Sonne den Bereich erhellte. Sichtbar schwebten kleine Staubflocken durch die hellen Strahlen.
Selbst Emilia musste eine kleine Stiege zu Hilfe nehmen, um an die oberen Buchreihen heranzukommen. Nach kurzer Suche hatte sie das richtige Buch gefunden und zog es behutsam hervor. „Über einige verschollene Kulte Skyrims und seiner Bewohner“ stand in verschnörkelten Lettern auf dem dicken Ledereinband. Eilig ging sie zu dem Schreibtisch, setzte sich in den Stuhl mit dem abgewetzten Bärenfell und blätterte aufgeregt durch die staubigen Seiten. Die Texte enthielten Beschreibungen unzähliger Gemeinschaften, Vereinigungen, Gilden und Gruppierungen. Angefangen bei so geheimen, dass selbst in der Abhandlung keine wirklich greifbaren Informationen enthalten waren, über mystische Darstellungen, die für Emilia eher an Fantasterei grenzten, bis hin zu gängigen Geschichten über Gruppen wie die dunkle Bruderschaft oder die Gefährten, die man so oder so ähnlich in jeder Spelunke in Skyrim hören konnte. Einige schienen dabei aus erster Hand zu stammen, waren zum Teil aus der Sicht des Autors geschrieben. Andere klangen eher nach wissenschaftlichen Abhandlungen, deren Urheber wohl nie die Sicherheit dicker Stadtmauern verlassen hatte.
Zwischen den zahllosen Berichten fand Emilia, was sie gesucht hatte: Drei Seiten handelten von der so genannten „Gemeinschaft der Lunarier“. Auf einer vierten Seite war zusätzlich eine grobes Bild einer achteckigen Steinscheibe gezeichnet. Genau dieses Artefakt lag nebenan zwischen ihren Habseligkeiten.
Beim Studium des Textes konnte sie leider nur wenig Erhellendes erfahren: Dem Buch nach waren die Lunarier ein kleiner Zirkel von Gleichgesinnten gewesen, nie mehr als zwei Dutzend Mitglieder, die sich viermal im Jahr in einem versteckten Tempel getroffen hatten, um dort eine Art Zeremonie abzuhalten. Geleitet wurde der Zirkel von zwei Anführern, einem Mann und einer Frau, deren Erkennungszeichen die Steinscheiben gewesen waren. Diese dienten dem Text nach auch als Schlüssel für das Heiligtum. Die einzig bemerkenswerte Information für Emilia war, dass immer einer der beiden Anführer bis zum nächsten Treffen im Tempel verblieben war. An dieser Stelle fragte sie sich, was wohl aus dem letzten Wächter geworden war, nachdem die Gemeinschaft vor angeblich etwa einem Jahrhundert verschwand? Oder war andersherum das Verschwinden des Wächters Grund für den Zerfall der Lunarier gewesen?
Letztlich war der Verfasser der Meinung, dass sie die Monde anbeteten, aber im Prinzip ungefährlich gewesen waren. Es war keine Rede von politischen Ränkespielen, dunkler Magie, makaberen Ritualen oder was sonst an Gerüchten über „Geheimbünde“ die Gedichtbände in der Bardenakademie füllte. Schätze wurden allerdings ebenso wenig erwähnt und eine Erklärung oder gar Übersetzung zu den Symbolen der Scheibe war auch nicht enthalten.
Trotz der wenigen Fakten kopierte sich Emilia zumindest die wichtigsten Informationen auf ein Stück Papier und stellte das Buch zurück. Anschließend verbrachte sie noch einige Stunden in der Bibliothek. Auf der Suche nach weiteren Berichten durchstöberte sie noch eine Reihe andere Bücher, doch fand sie in keinem auch nur den kleinsten Hinweis auf die Lunarier. Erst als es draußen langsam dämmerte, verließ sie die Bibliothek und ging in die Küche, wo sie den Rest der Familie antraf. Selma war dabei, das Abendessen zu kochen, während Torwald und Carsten angeregt über eine Händlerkarawane diskutierten, die im Laufe des Nachmittags angekommen war und nun vor der Stadtmauer campierte. Selma beteiligte sich an der Diskussion, wobei sie sich vor allem nach den Waren erkundigte, die die Händler feil boten. Nur Jerimar saß stumm etwas abseits. Wie so oft warf er Emilia einen komischen Blick zu, als sie die Küche betrat. Sie konnte sehen, dass sich seine Lippen bewegten, als würde er mit sich selber reden. Alle in der Familie hatten sein abweisendes Verhalten akzeptiert und so kümmerte sie sich nicht weiter darum, sondern gesellte sich zu ihrer Mutter und half ihr mit dem Essen.

Nach dem Abendessen verschwand Carsten, um kurz darauf mit Emilias Rüstung und Schwert wieder aufzutauchen. „Wie versprochen, habe ich deine Sachen in Ordnung gebracht“, sagte er mit der besorgten Stimme des großen Bruders. „Du solltest wirklich mehr auf deine Sachen achten. Sie sind es, die dich da Draußen am Leben halten.“
„Vielen Dank dafür“, antwortete Emilia ehrlich. „Ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen. Ich verspreche dir, dass ich aufpassen werde. Wie immer.“ Sie wusste, dass ihr Bruder nicht begeistert von ihrem Leben war und ihr seine Fürsorge angedeihen ließ, wann immer sie zu Hause war.
Ihre Rüstung sah aus wie neu. Ihr Bruder hatte das Leder an den abgewetzten Stellen ausgebessert, die Stiefel neu besohlen lassen und sogar die fehlende Niete an einem der Armschützer ersetzt. Auch ihr Schwert hatte er geschärft und geölt.
„Ich habe auch noch eine Überraschung für dich. Ich warte schon eine ganze Weile, dass du mal ein paar Tage da bist, um dir das hier zu geben.“ Mit diesen Worten hielt er ihr ein längliches, sorgsam in Leinen eingeschlagenes Päckchen entgegen, dass er bisher hinter seinem Rücken versteckt gehalten hatte. Neugierig schlug Emilia den Stoff beiseite und erblickte ein weiteres Schwert: Es war ein Kurzschwert mit einer geraden, absolut schwarzen Klinge, die etwa eine Armeslänge maß. Der Griff war mit dunklem Leder umwickelt und kurz über dem schmalen Heft waren verschiedene kleine Symbole in die Klinge eingelassen.
Selbst ihr Vater konnte einen leisen Ruf der Überraschung nicht unterdrücken. „Das ist purer Obsidian, oder?“, fragte er ungläubig. „Das muss dich ein Vermögen gekostet haben“, fuhr er fort, als Carsten nur nickte. „Und diese Kunstfertigkeit... Darf ich es mal sehen, Emilia?“
Noch immer sprachlos gab sie das Schwert ihrem Vater, der es behutsam entgegennahm. Mit den Fingern fuhr er vorsichtig über die Klinge und die Symbole. Es dauerte noch einen Moment, dann fiel Emilia ihrem Bruder um den Hals.
„Danke! Das ist unglaublich. Wo hast du das her? Es ist unbeschreiblich schön.“ Sie erdrückte ihn fast mit ihrer Umarmung. Plötzlich ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück. „Das kann ich doch nicht annehmen“, stellte sie fest. „Das ist viel zu wertvoll.“
„Du musst“, entgegnete ihr Bruder trocken. „Ich habe es nur für dich angefertigt. Ich könnte es niemand anders überlassen. Außerdem bist du die einzige hier, die es brauchen kann. Und überhaupt, was soll sonst mit denen hier werden?“
Er holte ein weiteres Päckchen hervor, aus dessen einem Ende mehr als zwei Dutzend Pfeile hervorschauten. Große, glänzende Hargraven-Feder zierten die hellbraunen Holzschäfte. Emilias Augen wurden noch größer, als Carsten einen der Pfeile herauszog und sie erkannte, dass deren Spitzen ebenfalls aus Obsidian gefertigt waren.
„Die Reste meines ersten Versuchs“, meinte Carsten mit einem Ton, als müsste er sich entschuldigen. Erneut umarmte Emilia ihren Bruder überschwänglich, wobei sie ihn fast umwarf. Aufgeregt dankte sie ihm immer wieder, bis er sich gezwungen sah, sich mit Hilfe seiner starken Arme aus ihrer Umarmung zu befreien. Emilia nahm das Schwert und vollführte ein paar rasche Bewegungen und Hiebe damit. Die dunkle Obsidianklinge lag bequem in ihrer Hand und war überraschend leicht. Schnell hatte sie sich daran gewöhnt und tänzelte geschickt durch das Haus.
„Bitte, Emilia, verschieb' das doch auf morgen früh“, bat ihre Mutter, die bereits um die Einrichtung fürchtete.
„Ja, lass uns morgen früh auf dem Kasernenhof üben“, wurde sie von Torwald unterstützt. Emilia ließ das Schwert sinken und legte es dann zu den anderen Sachen. Schnell packte sie alles zusammen und trug es in ihr Zimmer. Sie konnte es kaum erwarten, die Geschenke ihre Bruders in einem richtigen Kampf auszuprobieren.
Den restlichen Abend saß sie mit glänzenden Augen bei ihrer Familie. Immer wieder schaute sie ihren Bruder dankbar an. Carsten erzählte derweil, woher er das Obsidian bekommen hatte und wie er nach und nach die Klinge daraus geformt hatte. Er zeigte ihnen auch das Ergebnis seines ersten Versuchs: Es war ein vergleichsweise bescheidener Obsidiandolch. Allerdings war die kurze Klinge der Waffe über die gesamte Länge gespalten, so dass das Messer praktisch zwei Klingen besaß. Trotzdem hatte Carsten die beiden Teile perfekt in das Griffstück eingepasst. Wunden, die mit dieser Waffe zugefügt wurden, mussten extrem schmerzhaft, wenn nicht tödlich sein.

Die anschließende Nacht schlief Emilia einen tiefen, festen und traumlosen Schlaf. Bereits mit Sonnenaufgang stand sie vor dem Haus. Sie trug ihre Lederrüstung, das Obsidianschwert in der Scheide an ihrer Seite sowie Bogen und Köcher auf ihrem Rücken, als Carsten gähnend zu ihr heraus trat.
Den Vormittag verbrachten sie auf dem Übungsplatz vor der Kaserne, wo sie ihre neuen Waffen unter den bewundernden Blicken der anderen Soldaten ausgiebig ausprobierte. Am Nachmittag schlenderten sie mit Selma, die ihr Experiment endlich abgeschlossen hatte, über den Markt. Zusammen lauschten sie der Predigt des Priesters, die, wie üblich bei schönem Wetter, vor der Kapelle stattfand und ließen danach Emilias weitere Reise segnen. Alle wussten, dass dies der letzte gemeinsame Tag war, bevor sie wieder aufbrechen würde.
Und so verabschiedete sich Emilia am nächsten Morgen in aller Frühe von ihrer Familie. Es war eine kurze, aber nicht minder emotionale Szene, bevor sie sich aufmachte. Ihre Mutter hatte ihr noch eine kleine Auswahl hilfreicher Tränke gegeben, die sich zusammen mit ihren anderen Sachen auf die Taschen an ihrem Gürtel verteilte. Ihrem Bruder Carsten hatte sie versprochen, dass sie ihm bei nächster Gelegenheit neue Hargraven-Feder mitbringen würde, um ihm zumindest einen kleinen Teil des Wertes der Pfeile und des Schwertes ausgleichen zu können. Und auch Jerimar umarmte sie flüchtig, was Emilia als seine Art des Abschieds deutete. Dann machte sie sich auf den Weg. Die morgendliche Sonne schien blutrot auf ihren Rücken. Das sonnig-warme Wetter würde also schon bald vorbei sein.
 
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Unsichere Zeiten

Mangels Motivation ist Emilia auf ihrem Weg leider nicht so schnell vorangekommen, wie sie und ich uns das gewünscht hätten.

Anmerkungen und Diskussionen können gerne im Diskussionsthread hinterlassen werden. Wer keine Lust hat, sich schriftlich zu verewigen, kann bitte den Danke-Button drücken, wenn die Geschichte gefallen hat.

Unsichere Zeiten


Auf ihrem Weg zu dem in der Karte verzeichneten Gebiet folgte Emilia der Handelsroute nach Markath. Von den wenigen befestigten Wegen erschien ihr dieser am sichersten und schnellsten, so man das von Skyrims Straßen überhaupt behaupten konnte. Bereits im Laufe des ersten Tages hatte sich der Himmel dicht bewölkt und während der Nacht hatte es schließlich begonnen, zu regnen. Auch in den folgenden Tagen hörte es nur selten auf, zu nieseln. Wieder einmal war Emilia dankbar, dass sie ihre schwarze Lederrüstung trug, die sie vor der Nässe schützte. Ihre zusammengebundenen blonden Haare hatte sie unter eine dunklen Kapuze gesteckt. Das Schwert aus schwarzem Vulkanglas, das ihr ihr Bruder zum Abschied geschenkt hatte, trug sie an ihrer Hüfte, während der Bogen samt Pfeilen über ihrer Schulter hing. Ein einziges Mal hatte sie Gelegenheit, unter einem schützenden Felsvorhang zu übernachten und sich so zumindest ein wenig zu trocknen. Sie nutzte diesen Abend, um ihren Bogen und die Sehne gründlich zu wachsen, um sie vor der ständigen Feuchtigkeit zu schützen.
Über weite Strecken war der Handelsweg kaum genutzt. Nur einmal traf sie auf zwei berittene Hochelfen, die ihren kunstvollen Diademen, den langen, leuchtenden Roben und den mannshohen Stäben nach Magier waren. Allerdings blieben sie auf Abstand und behelligten Emilia nicht weiter.
Leider erwies sich die Route als nicht so sicher, wie sie es sich gewünscht hatte. Denn gegen Mittag des dritten Tages traten plötzlich drei Männer aus dem Unterholz seitlich der Straße und stellten sich ihr in den Weg: Ein massiver Ork, der bereits ohne seine von Rostflecken überzogene Stahlrüstung sicherlich mehr als zweimal so schwer war wie Emilia. Zudem führte er einen schweren Hammer, den er mit dem runden, massiven Kopf auf den Boden abstellte und sich nun demonstrativ auf den Griff stützte. Daneben baute sich ein untersetzter Dunkelelf in einer Lederrüstung auf, der Emilia feindselig aus seinen roten Augen anstarrte. In einer Hand hielt er ein Kurzschwert, dass er gelegentlich - seiner Meinung nach bestimmt außerordentlich kunstfertig - kreisen ließ. Der dritte war ein Khajiit mit einem hölzernen Kampfstab und einer, im Vergleich zu der des Elfs, gut erhaltenen Lederrüstung. Der Khajiit war zugleich offensichtlich der Anführer, denn er trat Emilia einen Schritt entgegen und sprach Emilia mit vor falscher Freundlichkeit triefender Stimme an. Emilia sah keine Möglichkeit, dieser Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Langsam schob sie die Kapuze in ihren Nacken und enthüllte ihr ebenmäßiges Gesicht mit dem blass-blauen Tattoo auf der rechten Wange.
„Guten Tag, junge Reisende. Ich habe den Eindruck, Ihr tragt recht schwer an Eurem Gepäck. Es wäre uns eine Freude, Euch von diesem Ballast zu befreien“, sagte er mit dem typischen Akzent der Katzenmenschen. „Wenn Ihr uns Eure Waffen, Eure Rüstung und den Inhalt sämtlicher Eurer Taschen überlasst, könnt Ihr weiterziehen. Und das völlig unbeschwert.“ Der Ork lachte hämisch über das großzügige Angebot.
„Ich würde eher euch empfehlen, eure Waffen niederzulegen und mir aus dem Weg zu gehen, wenn ihr weiterleben wollt“, entgegnete Emilia, während sie unmerklich ihr Schwert in der Scheide lockerte. Sie schätzte die drei nicht wirklich als Gefahr ein, solange sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatte.
Der Ork hatte aufgehört zu lachen. Jetzt reckte er sich zu voller Größe und bleckte seine vorstehenden Hauer. Der Khajiit jedoch schien etwas verunsichert von dem Selbstbewusstsein, das Emilia an den Tag legte. „Wir sind zu dritt und du nur allein. Es dürfte uns ein Leichtes sein, dich zu töten und uns zu nehmen, was wir haben wollen!“, drohte er ihr, seine Unsicherheit nur schlecht überspielend.
„Dann versucht es doch!“ Mit diesen Worten zog Emilia das pechschwarze Kurzschwert aus der Scheide und hieb dem Katzenwesen mit einem schnellen Streich über die Oberschenkel, bevor der auch nur die Waffe zur Abwehr erheben konnte. Im nächsten Moment stand sie bereits vor dem überraschten Ork und hackte den langen Holzstiel kurz unter dem Griff entzwei, bevor sie ihm den Knauf ihres Schwertes kraftvoll von unten gegen den breiten Kiefer rammte. Sein Kopf flog krachend nach hinten und er verlor das Gleichgewicht. Emilia war überrascht, wie mühelos die Obsidianklinge durch den Unterarm-starken Stiel fuhr: Eigentlich hatte sie nur damit gerechnet, dem Ork die Waffe aus der Hand zu schlagen.
In einer schnellen Drehung gewann sie Abstand zu dem stürzenden Banditen und wendete sich dem Dunkelelf zu, der im selben Augenblick mit seinem Schwert nach ihr hieb. Geschickt parierte Emilia den Schlag und ließ ihrerseits eine Attacke aus der Drehung folgen. Ihr Gegner wich dem Hieb mit einem Schritt aus und begann sie zu umkreisen. Ein schneller Blick auf den Ork, der sich mühsam aufrappelte, sagte ihr, dass sie es auf keinen langes Duell ankommen lassen konnte. Entschlossen führte sie eine Finte gegen die Schulter des Elf, auf die er auch prompt hereinfiel. Gekonnt ließ sie einen Stoß gegen seine nun ungedeckte Seite folgen. Die schwarze Klinge fuhr glatt durch das Leder und tief in sein Fleisch unterhalb der Rippen. Mit Schmerz verzerrtem Gesicht fiel ihm seine Waffe aus der Hand.
Plötzlich bekam der tödlich verletzte Elf einen Stoß aus dem Nichts und stürzte Emilia entgegen. Aus seiner Schulter schaute der hölzerne Schaft eines Pfeil hervor. Augenblicklich begriff Emilia, in welch riskanter Situation sie sich befand, riss ihr Schwert aus dem toten Elf und sprang hinter einem nahen Fels in Deckung. Mit einem Knirschen prallte ein zweiter Pfeil von einem Pflasterstein ab, kaum eine Mannslänge hinter der Stelle, an der sie sich eben noch befunden hatte.
Die drei Banditen hatten offenbar ein viertes Bandenmitglied, das mit einem Bogen aus der Entfernung Deckung geben sollte. Zum Glück hatte derjenige nicht mit Emilias Gegenwehr gerechnet, sonst wäre Emilia schon viel eher beschossen worden. Vorsichtig hinter ihrer Deckung hervor spähend, sah sie, wie der Ork sich inzwischen aufgerichtet hatte und nun, da seine beiden Kumpane regungslos am Boden lagen, leicht benommen die Flucht ergriff.
„Anfänger“, urteilte Emilia erleichtert. Denn der Ork humpelte genau auf den versteckten Schützen zu. Damit verriet er zum einen dessen Position, die gar nicht mal schlecht gewählt war: Etwa 70 Schritt entfernt zwischen zwei dicken Kiefern befand sich ein dichtes Gebüsch, hinter dem der Schütze kauern musste. Von dort hatte er praktisch den gesamten Weg im Blick. Allerdings verdeckte ihm jetzt der flüchtende Ork die Schussbahn, womit er keine Chance hatte, Emilia zu treffen. Hinter dem Felsen hervorlugend konnte sie sehen, wie der Schütze gerade ungedeckt hinter einer der Kiefern hervortrat und versuchte, dem Ork mit hektischen Gesten klar zu machen, dass er woanders hinlaufen solle. Schnell steckte sie das Schwert weg, nahm ihren Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil in die Sehne ein. Emilia brauchte nur einen kurzen Moment, um hinter ihrer Deckung aufzutauchen, den Schützen anzuvisieren und zu schießen. Dann kniete sie auch schon wieder hinter dem Felsen. Ein spitzer Schrei bestätigte im selben Moment ihren Treffer. Dem Klang nach musste der Schütze wohl eine Frau gewesen sein. Ein erneuter Blick aus ihrem Versteck zeigte ihr die veränderte Situation: Der Ork hatte die Kiefern erreicht und bückte sich gerade zu der am Boden liegenden Frau hinab.
„Hände weg!“, rief Emilia. „Lass die Waffe liegen und komm hier runter!“, befahl sie ihm, während sie mit gespanntem Bogen hinter dem Felsen hervortrat. Langsam drehte der Ork sich um und kam dann ihrer Anweisung nach. Er blutete sichtbar aus Mund und Nase. „Bleib' dort stehen!“, rief sie ihm zu, als er auf einige Schritt herangekommen war. „Leg' langsam deine Rüstung und alles andere auf den Boden!“ Sie warf sich den Bogen über die Schulter und zog wieder das Glasschwert.
Während der Ork langsam die Rüstungsteile abnahm, näherte sich Emilia dem am Boden liegenden Khajiit. Mit einem Tritt beförderte sie seinen Stab zur Seite. Als sie ihm dann die Klinge an den Hals legte, schlug er die Augen auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er sie an. Schnell durchsuchte Emilia ihn nach weiteren Waffen. Einen kleinen Dolch, den sie fand, steckte sie in ihren eigenen Gürtel. Dann erhob sie sich wieder. Der Ork war inzwischen fertig geworden und stand nun da, nur in Wollhemd und Hose. „Hilf ihm aus seiner Rüstung“, befahl Emilia ihm mit einem Blick auf den Khajiit. Der Ork machte sich wortlos an die Arbeit, dem Ächzen nach zu urteilen, ging er dabei nicht gerade zimperlich mit seinem Kumpan um. Emilia durchwühlte derweil die Sachen, die der Ork hinterlassen hatte. Sie fand neben ein paar Goldstücken und zwei Ringen nur eine Tasche mit Brot und etwas Trockenfleisch.
Als der Ork fertig war, warf sie ihm die Provianttasche und den kleinen Dolch zu. „Nimm deinen Kumpel und das Essen. Damit solltet ihr bis zur nächsten Siedlung kommen. Dort solltet ihr euch um eure Verletzungen kümmern, dann kann die Katze vielleicht auch irgendwann wieder laufen. Und jetzt verschwindet von hier!“
Der Ork befestigte die Tasche und den Dolch an seinem Gürtel, warf sich den Khajiit wie einen Sack voller Mehl über die Schulter und lief so schnell es ihm möglich war in der Richtung, aus der Emilia gekommen war, davon. Emilia ging nicht davon aus, dass der Ork den Khajiit bis zur nächsten Stadt tragen würde. Viel eher würde er ihn einfach in den Wald werfen und sterben lassen. Aber das war nicht ihr Problem. Skyrim war unerbittlich und seine Bewohner mussten sich anpassen.
Nachdem sie sich versichert hatte, dass der Ork nicht umkehren würde, durchsuchte sie auch die Sachen des Khajiit: Ein Buch, voll mit Zahlen, die Emilia nichts sagten, ein teurer Anhänger, ein paar Dutzend Goldstücke und ebenfalls etwas Proviant. Sie steckte alles ein. Dann wischte sie ihr Schwert mit dem Lederwams ab und warf alles übrige an den Straßenrand. Als nächstes wendete sie sich dem toten Elf zu. Von ihm nahm sie nur das Gold, auf den blutgetränkten Proviant und sein schartiges Schwert konnte sie verzichten. Dann ging sie zu den beiden Kiefern. Die Bogenschützin war eine Rothwardonin mit einem hübschen Gesicht, das jedoch von einer großen Narbe entstellt wurde, die sich von ihrem Nasenansatz bis zum Kinn zog. Emilias Pfeil steckte tief in ihrer Brust. Sie musste sofort tot gewesen sein. Bei ihr fand sie neben Gold und Proviant noch eine angefangene Flasche Schnaps. Kein Wunder, dass sie Emilia nicht getroffen hatte. Die einfachen Pfeile mit Stahlspitze ließ sie bei der Leiche, während sie ihren eigenen Pfeil aus dem toten Körper herauszog und nach kurzer Begutachtung zurück in den Köcher schob.
Dann machte sie sich wieder auf den Weg. Es war noch ein ganzes Stück Fußmarsch bis Markath und sie wollte nicht unnötig viele Nächte in der Wildnis verbringen. Zudem wurde es in den höheren Lagen Skyrims spürbar kälter. Es würde nicht mehr lange dauern und der ständige Regen würde sich in Schneeflocken verwandeln.


Ein paar Tage später war sie Markath schon deutlich näher gekommen. Das Wetter war deutlich kälter geworden. In unregelmäßigen Abständen brachte der eisige Wind Schneefälle mit sich. Auch die Sonne ließ sich nur noch selten blicken. Emilia hatte ihr Schneetrollfell übergeworfen und trotzte so der winterlichen Witterung. Die dünne Schicht frischen Schnees knirschte leise unter ihren Stiefeln, während sie mit schnellen Schritten dem Handelsweg folgte. Sie vermied es, sich den Höhlen, Ruinen und halb verfallenen Hütten zu nähern, die den Weg gelegentlich säumten. Zu groß war das Risiko, auf noch mehr Banditen, wilde Tiere oder gar untotes Gesindel zu stoßen. Nur für die Nachtruhe suchte sie sich wenn möglich windgeschützte Felsformationen oder Baumgruppen etwas abseits des Weges, Feuer entzündete sie jedoch nie.
Die letzten Tage waren immer wieder schwere, graue Wolken fast schon zum Greifen nahe über den Himmel gezogen. Gerade hing die Sonne jedoch als blasse Scheibe tief über dem westlichen Horizont. Der Schneefall hatte etwas nachgelassen, nur vereinzelte kleine Flocken tanzten mit dem Wind. Und so konnte Emilia eine alte Draugr-Ruine abseits des Weges zwischen den hohen Nadelbäumen erkennen. Die graue Steinkuppel kauerte zwischen den Kiefern und Tannen. Schmale, dunkle Löcher in der Außenwand schienen Emilia anzustarren. Aus Erfahrung wusste sie, dass diese Überreste Quell für alle möglichen Gefahren waren. Es hieß, die Grabkammern seien gespickt mit tödlichen Fallen und die Draugr darin schliefen auf ewig in ihren Gräbern und töteten gnadenlos jeden, der sie in ihrer unheilvollen Ruhe störte. Dabei wusste Emilia nur zu gut, dass die Geschichten, die sich um die unzähligen Ruinen rankten die Gefahren in ihrem Innern nur unzureichend beschrieben. Denn wer noch davon erzählen konnte, was er gesehen hatte, war nicht wirklich tief in eine solche Grabstätte vorgedrungen. Und so beeilte sie sich, möglichst schnell weiter zu kommen, um noch ausreichend Abstand bis zum Einbruch der Dunkelheit zu gewinnen.
Sie war jedoch kaum außer Sichtweite der Ruine, als ein tiefes Grollen den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ. Instinktiv suchte Emilia Deckung zwischen ein paar großen Sträuchern am Rand des ausgetretenen Weges. Ein erneutes, deutlich spürbares Grollen rollte über sie hinweg und ein roter Lichtschein drang zwischen den Bäumen in einiger Distanz vor ihr. Kurz darauf erhob sich ein riesiger, dunkler Schatten über dem unwirklichen Licht, gewann an Höhe und kreiste dann über dem Wald. Gebannt starrte Emilia auf den Schemen, der dort am Himmel seine Bahnen zog. Das Ungetüm hatte große, lederne Flügel und einen hellbraunen langgestreckten Körper, dessen Schuppen im Licht der schwachen Sonne feurig glänzten.
Sie hatte die Gerüchte gehört, nach denen die Drachen wieder zurück gekehrt seien, doch jetzt einen mit eigenen Augen zu sehen, ließ sie erschaudern. Momente später stürzte sich die Bestie dem Boden entgegen, auf einen Feind, den Emilia nicht erkennen konnte. Kurz bevor der Drache von den Baumwipfeln verdeckt wurde, sah sie, wie aus seinem Maul eine Feuersäule gegen den Boden jagte. Wieder und wieder attackierte er seinen Gegner aus der Luft, ließ seinen vernichtenden Feueratem auf ihn hinab regnen. Die dunklen Rauchschwaden, die sich von dem brennenden Schlachtfeld in den grauen Himmel wanden, wurden immer wieder durch die mächtigen Flügel des Drachen zerpflückt. Auch über die Entfernung konnte Emilia das Feuer und den Qualm riechen. Regungslos verharrte sie in ihrem Versteck und fragte sich, welcher Gegner auch nur einen einzelnen dieser Angriffe überstehen konnte, geschweige denn ein solches Inferno, wie es dort entfacht wurde.
Aus ihrer Deckung beobachtete sie weiter das Geschehen, bis der Drache nach einiger Zeit seine Angriffe einzustellen schien und begann, über dem Wald zu kreisen. Mehrere Male zog er mit ruhigem Flügelschlag seine Runden. Ehrfürchtig folgte Emilia seinen mächtigen Flügelschlägen und den geschickten Flugmanövern, mit denen das riesige Tier über dem fahlen Horizont dahinglitt. Abgelenkt von den majestätischen Bewegungen, bemerkte sie erst sehr spät, dass der Drache abgedreht hatte und nun in ihre Richtung kam. Schnell wurde der schlanke, schuppige Körper größer. So tief wie sie konnte, kroch Emilia in das Gebüsch, presste sich flach gegen den kalten Boden. Mit ausgebreiteten Schwingen glitt der Drache über sie hinweg. Vorsichtig und mit angehaltenem Atem folgte ihr Blick seiner Flugbahn. Obwohl er ein gutes Stück über den Baumkronen flog, konnte sie die großen braunen Schuppen an seinem Bauch erkennen, die furchteinflößenden Krallen an seinen kräftigen Beinen und die dicken Flughäute, die seinem Rücken entwuchsen. Das Tier war kaum über sie hinweg geflogen, als es ruckartig seinen Kopf drehte. Der Drache sank tiefer, ging in einen enge Kehre und kam zurück. Emilia wusste nicht wie, aber offenbar hatte er sie bemerkt!
Hektisch befreite sie sich aus dem Gestrüpp und sprintete tiefer in den Wald. Sie musste seinem Angriff unbedingt zuvor kommen. In rechtem Winkel zu seiner Flugbahn rannte sie zwischen den eng stehenden Baumstämmen hindurch, griff im Laufen nach ihrem Bogen und einem der Pfeile. Würde ein Pfeil überhaupt eine Wirkung gegen seine Schuppen haben? Hinter sich hörte sie, wie das Tier knapp über die Baumwipfel dahin rauschte, die Bäume ächzten unter dem Windstoß seiner Flügelschläge und sein grässliches Gebrüll ließ den Schnee in weißen Vorhängen von den Ästen rieseln. Instinktiv wusste Emilia, dass das Ungeheuer erneut drehte und auf sie zukam. Emilia war klar, dass sie ohne Deckung keine Möglichkeit hatte, einen Angriff des tödlichen Drachenfeuers zu überleben und die einzige realistische Option, die ihr in den Sinn kam, war die alte Draugr-Ruine.
So schnell sie konnte, hetzte sie durch den Wald, in der Hoffnung, dass sich die Ruine jeden Moment zwischen den Bäumen zeigen würde. Dann endlich tauchte die graue Kuppel vor ihr auf. Ein markerschütterndes Gebrüll ließ den Boden erzittern und Emilia spürte, wie eine Hitzewelle durch das Trollfell und ihre Rüstung drang. Der widerliche Geruch von verbrannten Haaren, gemischt mit angekokeltem Holz drang in ihre Nase. Sie unterdrückte einen aufkommenden Würgereiz und stürzte weiter über den holprigen Waldboden. Der riesige Schatten des Drachens verdunkelte den Waldboden für einen Moment, als er über sie hinweg fegte. Emilia kam kurz ins Straucheln, als der Windstoß der mächtigen Schwingen sie Momente später erfasste. Außer Atem rannte sie weiter.
Der Drache flog einen weiten Bogen, dann tauchte sein länglicher Kopf hinter den massiven Steinen des Draugr-Bauwerks auf, sein Maul hatte er weit aufgerissen und seine schmalen Augen schienen Emilia zu fixieren. Sie glaubte erkennen zu können, wie rötliche Flammen aus seinem Rachen drangen, als sie sich mit einem riskanten Sprung in den zerfallenen Eingang der Ruine rettete. Hinter ihr versengte ein glühend heißer Feuerstrahl den Waldboden, ließ den Schnee schlagartig verdampfen und entzündete die Äste der umstehenden Bäume.
Ohne innezuhalten, kroch Emilia tiefer ins Innere der Grabstätte. Ihren Körper eng am Boden folgte sie dem Gang, der in einem Kreis um den Innenhof führte. Ein weiterer Angriff ließ den Untergrund erbeben, kleine Steine und feiner Staub rieselten von der Decke über ihr. Durch eines der schmalen Fensterlöcher konnte sie kurz darauf erkennen, wie das Ungeheuer vor dem Eingang landete. Sein Gebrüll fuhr ihr durch alle Glieder, kurz bevor er die gesamte Front mit einer Wand aus Feuer einhüllte. Abstand zu den massiven Wänden haltend kroch sie weiter. Die Hitze des Drachenfeuers drang spürbar durch die dicken Felsen.
Erst als Emilia den Zugang zu den unterirdischen Kavernen erreicht hatte, atmete sie kurz durch. Schnell hatte sie den versteckten Hebel gefunden und war einen Augenblick lang erleichtert, als er sich ohne große Mühe betätigen ließ. Die steinerne Tür schwang auf und gab den Weg frei, hinab zu den vergessenen Grabkammern der Draugr. Eilig trat sie hindurch und schloss die Tür hinter sich. Sofort wurde sie von undurchdringlicher Schwärze umfangen. Aber mit allem, was sie hier unten erwarten mochte, würde sie eher fertig werden, als mit dem riesigen Ungetüm, das dort draußen nach ihr gierte.


Vorsichtig tastend stieg sie die Treppe hinab. Fast wäre sie die brüchigen Stufen hinabgestürzt, als der Drache den oberirdischen Teil erneut mit seinem Feuer einhüllte und die massive Ruine erbeben ließ. Am Fuße der Stufen angelangt, stand sie vor einer steinernen Wand. Zu ihrer Überraschung konnte sie linker Hand in einiger Entfernung einen schwachen Lichtschein ausmachen. Zwischen ihr und der Lichtquelle befand sich ein langer Gang. An den Wänden erkannte sie schemenhaft so etwas wie Alkoven, die in drei übereinanderliegenden Etagen herausgearbeitete worden waren. Was sich in den Öffnungen verbarg, lag jedoch in undurchdringlicher Schwärze. Die langen Reihen wurden an mehreren Stellen durch mannshohe Bögen unterbrochen, die zu seitlichen Abzweigungen zu führen schienen. Aber auch sie lagen in absoluter Finsternis.
Emilia zögerte, tiefer in das Gewölbe vorzudringen. Nicht nur das Licht bewies ihr, dass sie nicht allein hier unten war. Auch säumten mehrere dunkle Anhäufungen den Gang. Obwohl die nächste kaum mehr als ein grauer Schemen war, konnte sie einen ausgemergelten Körper erkennen. Als sie ein paar Schritte darauf zu machte, sah sie, dass es sich bei der Gestalt um eine mumifizierte Leiche handelte. Offenbar hatte bereits vor ihr jemand dafür gesorgt, dass die hier ruhenden Toten ihre ewige Ruhe nie mehr unterbrechen würden. Allerdings deutete die Fackel auch darauf hin, dass derjenige jederzeit zurückkehren könnte.
Emilia schien es das sinnvollste, abzuwarten, bis der Drache sich ausgetobt hatte und dann im Schutz der baldigen Nacht an die Oberfläche zurückzukehren, um ihren Weg möglichst schnell fortzusetzen. Da sie die Angriffe noch immer dumpf hören konnte, beschloss sie, sich in der Ecke neben der Treppe niederzulassen. Mit unterschlagenen Beinen setzte sie sich an den Fuß der Treppe. Den Bogen legte sie sich quer über ihre Oberschenkel. Mit einem Pfeil an der Sehne beobachtete sie aufmerksam den Gang vor ihr. Erschütterungen in unregelmäßigen Abständen bewiesen, dass der Drache noch immer über der steinernen Kuppel wütete. Hoffentlich würden die Bewohner der Grabkammern tiefer im Inneren dies nicht bemerken, ging es Emilia durch den Kopf. Und dabei dachte sie sowohl an die lebendigen wie die untoten.
Emilia wusste nicht, wie lange sie bereits so saß, als ein besonders heftiges Beben durch das Gewölbe fuhr. Einige faustgroße Steine stürzten von der Decke des Ganges, andere kamen die Treppenstufen herab gepoltert. Einen Moment darauf erschütterte ein noch stärkerer Angriff den Tunnel. Emilia sprang auf die Beine, als ein Brocken von der Größe ihres Kopfes aus dem Dunkel der Treppe geschossen kam und nur knapp neben ihr gegen die Wand prallte. Eilig brachte sie sich aus der Reichweite der Treppe, tiefer in den Gang hinein. An der ersten Grabkammer hockte sie sich zu Boden, nachdem sie sichergestellte hatte, dass die Nischen auf beiden Seiten bis auf ein paar zerbrochene Urnen leer waren. Kaum hatte sie sich niedergelassen, als ein abermaliges Beben die Grabkammer erschütterte. Doch statt wieder zu verklingen, hielt es an. Mehrere Sekunden bebte der Boden, während ein gedämpftes Getöse durch die Decke hindurch zu vernehmen war. Dichte Staubwolken ergossen sich die Treppe hinab, begleitet von unzähligen großen und kleinen Steinbrocken, die von der Decke stürzten und aus den Wänden brachen. Eine ganze Weile noch dröhnte und vibrierte die gesamte Grabkammer, bevor langsam wieder Ruhe einkehrte, nur noch unterbrochen von rieselndem Staub und dem leisen Knirschen von aufeinander lastenden Felsen.
Einige Zeit später, nachdem sich die Staubwolken etwas gelegt hatten, näherte sich Emilia vorsichtig der Treppe. Zu ihrer Bestürzung blockierten mehrere massive Felsen den Aufstieg bereits wenige Stufen oberhalb des Ganges. Offenbar hatte der Drache es geschafft, die gesamte Steinkuppel mitsamt dem Eingang zum Einsturz zu bringen. Damit war dieser Weg unzweifelhaft blockiert. Ohne Hilfe und geeignetes Werkzeug würde Emilia von hier aus nicht mehr aus der Grabkammer heraus kommen. Somit würde ihr nur der Weg durch die Gräber bleiben, in der stillen Hoffnung, dass es einen zweiten Zugang gab. Allerdings musste sie damit rechnen, dass jeder in diesem Gewölbe den Lärm des letzten Angriffs und des anschließenden Einsturzes bemerkt hatte. Wie von selbst schlossen sich ihre Finger fester um ihren Bogen. Jede Faser ihres Körpers gespannt wendete sie sich dem Gang zu.


Aufmerksam und auf alles gefasst schlich Emilia geduckt den Gang entlang, dem noch immer flackernden Licht entgegen. Überall lagen Draugr-Leichen umher. Viele hingen halb aus ihren Alkoven, wahrscheinlich waren die meisten nicht aufgewacht, bevor sie vernichtet worden waren. Dazwischen verteilten sich herabgestürzte Mauerstücke, Scherben und tönerne Urnen, deren Asche den Boden bedeckte. Emilia konnte hier und da einzelne Fußspuren in dem grauen Staub erkennen, die in beide Richtungen durch den Gang führten. Jedoch waren keine dabei, die in die finsteren Seitengänge hinein wiesen.
Ein entferntes Stöhnen und metallisches Klappern ließen sie erschrocken innehalten, als sie sich einer weiteren Abzweigung näherte. Sofort duckte sie sich gegen die Wand neben dem Durchgang, aus dem sie jetzt auch leise, schleifende Geräusche vernehmen konnte. Derjenige, der vor ihr hier gewesen war, hatte es wohl nicht riskiert, auch die anderen Korridore zu erkunden. Aufgeweckt durch den Drachen, durften jetzt zahllose Draugr durch die Schwärze ihrer Grabstätte schlurfen, vermutete Emilia. Und nach dem, was sie erfahren hatte, würden sie in rasender Wut jeden attackieren, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Sie wartete einige Zeit und als die Geräusche nicht näher zu kommen schienen, schlich sie auf leisen Sohlen an dem dunklen Abzweig vorbei, sorgfältig jeden Schritt abwägend, um bloß nicht auf eine der vielen Scherben zu treten oder gegen eine der Leichen zu stoßen. Langsam aber dafür praktisch geräuschlos näherte sie sich der Fackel, die das Ende des Tunnels markierte: Von hier zweigte je links und rechts ein Gang ab. Als sie vorsichtig um die Ecke spähte, sah sie rechts in einiger Entfernung eine weitere Fackel, die andere Richtung dagegen wies noch mehr Alkoven auf, die sich außerhalb des schwachen Lichts der Fackel endlos im Dunkel fortzusetzen schienen.
Kurzentschlossen folgte sie dem erhellten Gang. Dieser glich im Aufbau dem vorigen: Dunkle Grabkammern aus denen vertrocknete Draugr-Körper hingen, zerschlagene Urnen, die den Boden bedeckten und die Reste ihres Inhalts, die verteilt überall herum lagen. Auch hier hatte bereits vor ihr jemand dafür gesorgt, dass diese Mumien nicht wieder auferstehen würden.
An der nächsten Fackel befand sich ein Durchgang. Die alte Holztür war gewaltsam aus den Angeln gebrochen worden und lehnte schief an der Seitenwand. Dahinter erstreckte sich ein weiterer, dunkler Gang, der allmählich abwärts führte. Soweit Emilia erkennen konnte, besaßen die Wände jedoch keine weiteren Alkoven. Stattdessen wuchsen an dem Mauerwerk spärliche Moose und Flechten, die im wechselnden Licht der Fackel lebendige Schatten warfen. Tiefer folgte sie dem Weg in die Grabstätte hinein.
Sie war bereits ein gutes Stück weiter gekommen, als ihr ein langsam stärker werdendes Geräusch bewusst wurde: Sie schien sich einem undeutlichen Raunen zu nähern, dessen Ursprung sie nicht ausmachen konnte. Noch vorsichtiger bewegte sie sich weiter in die Finsternis. Immer spärlicher wurde das Licht, das bis hierhin drang und noch zeigte sich keine weitere Fackel, die ihr den Weg wies.
Emilia hielt kurz an, um sich etwas zu entspannen. Die ständige Anspannung zerrte an ihren Nerven. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt griff sie nach ihrem Gürtel. Sie fuhr an ihrer linken Seite entlang, bis sie die erste Ausbeulung bemerkte, zählte in Gedanken weiter, bis sie zur dritten kam und zog dann eine kleine Phiole aus der Halterung die sich an dieser Stelle des Gürtels befand. Obwohl sie ihrem Gedächtnis blind vertraute, erfühlte sie sicherheitshalber noch die Form des Fläschchens, bevor sie sie entkorkte und den Inhalt trank. Ohne Probleme fand sie die Halterung erneut und steckte das leere Fläschchen wieder hinein, während sie den Korken in einem kleinen Beutel an der rechten Seite verschwinden ließ.
Bereits während sie die Sachen noch verstaute, hellte sich der Gang langsam auf und wurde dabei in ein bläuliches Licht getaucht: Die Wirkung des Nachtsicht-Tranks setzte ein. Für einige Minuten würde Emilia ähnlich gut sehen können, wie ein Khajiit: Das Licht der Fackel in ihrem Rücken, das für einen Mensch hier keinerlei Helligkeit mehr spendete, tauchte den Gang nun in ein Dämmerlicht, das ausreichte, sich problemlos zurecht zu finden. Schnell schlich sie weiter, bis sie kurz darauf eine weitere Tür erspähte. Sie war deutlich größer, als die letzte und ihre zwei massiven Flügel waren verschlossen. Links und rechts befanden sich Halterungen mit Fackeln, die jedoch gelöscht worden waren. Vorsichtig näherte sie sich dem Durchgang. Das Raunen war inzwischen weiter angeschwollen: Emilia glaubte, schlurfende Geräusche, das Klappern von Metall und hin und wieder ein Stöhnen unterscheiden zu können. Und es kam ganz eindeutig von der anderen Seite des Durchgangs.
Kurz überlegte Emilia, ob sie nicht umkehren sollte, aber da sie bis auf die Abzweige bei den Gräbern keinen anderen Weg gesehen hatte, musste sie wohl oder übel hier weitergehen, wenn sie jemals aus dieser Grabstätte hinaus gelangen wollte. Mit größter Vorsicht bewegte sie einen der Torflügel, bis sie ihn einen Spalt weit geöffnet hatte. Als sie vorsichtig hindurch spähte, stockte ihr der Atem: Hinter dem Durchgang erstreckte sich ein breiter Gang, an dessen Ende ein massiver, steinerner Thron stand. Links und rechts des Throns befanden sich weitere Durchgänge, die jedoch durch eiserne Fallgatter verschlossen waren. Zu den Seiten des Korridors befanden sich erneut zahlreiche Alkoven, in denen ursprünglich mumifizierte Draugr gestanden hatten, deren vertrocknete Körper zusammengefallen in ihren Gräbern lagen, nachdem auch sie endgültig getötet worden waren. Gut zwei Dutzend Schritt über dem Korridor hingen ausladende, rostige Leuchter, deren dicke, brennende Kerzen den gesamten Gang in ein für Emilia gleißendes Licht tauchten.
Was Emilia jedoch eigentlich entsetzte, war das, was das Licht ebenfalls enthüllte: Stufenartig wuchsen mehrere Plateaus oberhalb der ebenerdigen Reihe von Grabkammern empor, auf denen sich zahllose weitere Gräber befanden. Und in allen hatten sich offenbar schlafende Draugr befunden, die durch den Lärm des Drachen geweckt worden waren. Nun standen sie an den steinernen Kanten, schlurften auf ihren Stufen entlang oder waren sogar dabei, auf andere Ebenen hinabzuklettern. Und über das Ganze schien eine knochige Gestalt in einem durchscheinenden, abgerissenen Gewand zu wachen. Sie stand vor dem Thron, auf dem bleichen Schädel konnte Emilia ein massives, mit Edelsteinen geschmücktes Diadem erkennen und in ihrer Hand hielt sie einen mannshohen, knorrigen Stab, an dessen Spitze sich ein blutroter Rubin von der Größe eines Apfels befand. Ganz offensichtlich war das zu Lebzeiten ein König oder so etwas gewesen und schien auch jetzt eine Art Anführer darzustellen. Denn um ihn herum standen mehrere Draugr in schweren, wenn auch teilweise zerfallenen Rüstungen mit großen, stählernen Zweihändern.
Emilia war klar, dass sie hier mit roher Gewalt nicht weiterkommen würde, das wäre reiner Selbstmord. Kurz überlegte sie, ob sie nicht doch den anderen Abzweig untersuchen sollte, aber die Fackeln wiesen eindeutig darauf hin, dass diejenigen, die sich hier niedergelassen hatten, hinter diesem Thronsaal weitergegangen waren. Allerdings hatten die Draugr da noch tief geschlafen... Doch dann keimte eine Hoffnung in Emilia auf: Vielleicht hatte ihre Mutter ihr auch einen Unsichtbarkeitstrank mitgegeben. Eilig durchsuchte sie ihre Taschen, doch je länger sie darin suchte, desto deutlicher wurde, dass ein solcher Trank sich nicht in ihrem Gepäck befand. Doch dann ertasteten ihre Finger eine andere Phiole.
Es war eine bauchige, kleine Flasche, mit einem Glasstopfen, der sorgfältig rundherum mit Wachs versiegelt worden war. Emilia holte sie hervor und drehte die unbekannte Phiole vor ihren Augen. Die Flaschen, die sie selbst und auch ihre Mutter verwendeten, hatten alle einen einfachen Korkverschluss und wurden nur selten versiegelt. Ein kleines Schild war mit einem Bändchen am Hals befestigt. Im Licht, dass durch den Türspalt fiel, las Emilia, „Gesegnet seien die Besessenen, denn ihre Wege sind klar.“ und auf der Rückseite stand in der kantigen Schrift ihres Bruders Jerimar: „Wirf die Flasche, wenn deine Feinde übermächtig sind!“ Wann hatte er ihr das gegeben, fragte sich Emilia. Und was sollte die Aufschrift bedeuten?
In diesem Moment erbebte die Grabstätte erneut. Aus einem der Stützbögen, die sich über den abschüssigen Gang hinter Emilia spannten, brach knirschend ein massiver Block heraus und stürzte unter ohrenbetäubendem Getöse herab. Nur Augenblicke danach gab der Rest der geschwächten Deckenkonstruktion nach und der darüber liegende Fels ergoss sich gleich einer tödlichen Lawine in den Gang. Staub, Splitter und Geröll stoben Emilia entgegen, die sich mit geschlossenen Augen in die Ecke hockte und nur hoffen konnte, dass kein größeres Geschoss in ihre Richtung fliegen würde.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, begann die Wirkung des Tranks gerade abzuklingen. Im einsetzenden Zwielicht, gespendet durch den schmalen Türspalt, musste sie erkennen, dass der Einsturz den gesamten Gang, den sie gekommen war, verschüttet hatte. Damit hatte ihr letztlich der Drache die Entscheidung aus der Hand genommen. Jetzt blieb für sie nur noch der Weg durch den Thronsaal.
Dort waren die Draugr jedoch noch mehr in Aufruhr geraten. Immer mehr von ihnen kletterten die Podeste hinab und scharten sich um ihren König, der sich langsam und geräuschlos vor dem Thron bewegte. Emilia bemerkte, dass seine Knochen dabei nicht den Boden berührten, geisterhaft schwebte er in dem breiten Gang.
Emilia musste handeln, wenn sie sich nicht schon bald einer Übermacht gegenüber sehen wollte, die sie in dieser Sackgasse früher oder später entdecken und abschlachten würden. Schnell verschloss sie ihre Taschen wieder, richtete sich auf und näherte sich der Tür. Alles auf eine Karte setzend öffnete sie einen Flügel so weit, dass sie hindurch passte. Dann warf sie Jerimars Flasche mit einem gezielten Wurf direkt vor den Draugr-König, wo sie klirrend zersprang. Noch während des Flugs zog sie den ersten Pfeil aus ihrem Köcher, legte ihn an und spannte ihren Bogen.
Aus den Scherben des Fläschchens entwickelten sich innerhalb weniger Augenblicke dicke violette Nebelschwaden, die sich zunehmend verdichteten und an Volumen zunahmen. Dabei schien die Wolke ein Eigenleben zu besitzen, denn abrupt schoss sie auf den Draugr-König zu, prallte jedoch wenige Handbreit vor ihm ab. Dick floss sie um ihn und zeichneten dabei einen zuvor unsichtbaren Kokon um seine Gestalt. Der König hob abwehrend beide Arme und Emilia konnte durch den Nebel hindurch erkennen, dass seine Augen grellrot leuchteten. Einen Moment später strahlte auch der Rubin in einem blutroten Licht. Abrupt schoss der Nebel davon, raste auf einen der größeren und schwerer gerüsteten Draugr zu und fuhr ungehindert in seinen ausgeblichenen Körper hinein. Die Energie des Draugr-Königs entlud sich in einem tiefen, machtvollen Schrei, wie ihn Emilia noch nie gehört hatte. Eine Welle purer Magie schien durch den Gang zu rollen und warf alle Untoten, die sie erfasste zurück und auch Emilia ging der Schrei durch jeden Knochen.
Der Draugr-Krieger dagegen, von dem der Nebel Besitz ergriffen hatte, machte nur einen kleinen Ausfallschritt nach hinten und schwang nun seine zwei Schwerter provozierend auf Kopfhöhe. Mit einer Art Knurren machte er einen Schritt auf den König zu. Doch die nicht von der Welle erfassten Draugr auf den höheren Stufen tobten inzwischen und drangen auf ihn ein. Von beiden Seiten kletterten und sprangen sie herab und hieben mit ihren Schwertern, Äxten und Keulen auf ihn ein. Pfeil um Pfeil wurde von oben auf ihn abgeschossen. Keine der Attacken schien jedoch Wirkung zu zeigen. Stattdessen fing er an, mit den beiden Schwertern und ausholenden Bewegungen durch die Gegner zu pflügen. Der König hatte sich etwas in Richtung seines Throns zurückgezogen und ließ vorerst seine Soldaten für sich kämpfen.
Emilia konnte kaum glauben, was für eine machtvolle magische Waffe sie von ihrem Bruder zugesteckt bekommen hatte. Doch sie wusste auch, dass, je mächtiger der Zauber war, der hinter einer solchen Beschwörung steckte, desto schneller verbrauchte sich auch die aufkonzentrierte Energie, die in der Flasche gespeichert worden war. Ihre Zeit war zu kostbar, um dem schaurig faszinierenden Schauspiel weiter zuschauen zu können.
Mit vorgespanntem Bogen schlüpfte sie durch den Türspalt und schlich rechts an der Wand entlang. Noch immer kamen einzelne Draugr die Stufen herab, um sich dem magischen Feind entgegenzuwerfen, doch auf den höheren Podesten befanden sich nur noch vereinzelte Bogenschützen. Emilia entschloss sich, die Stufen zu erklimmen und oberhalb des tobenden Kampfes an das andere Ende des Ganges zu gelangen. Schnell steckte sie den Pfeil wieder in ihren Köcher und kletterte die erste Stufe hinauf. Einige Schritte entfernt, links von ihr, stand ein Schütze, der sie jedoch nicht zu bemerken schien. Unbemerkt erreichte sie auch die zweite, nahezu leere Etage. Auf der nächsten über ihr stand jedoch ein weiterer Bogenschütze, nur vier oder fünf Armlängen entfernt. An die Wand gepresst näherte sie sich ihm, bis sie direkt unter ihm stand. Leise zog sie ihr Schwert, dann griff sie nach der Kante, in der einen Hand das Schwert, und zog sich nach oben. In diesem Moment bemerkte der Draugr sie und wollte mit einem Knurren seine Axt ziehen. Doch Emilia kam ihm zuvor, schnitt mit ihrer Obsidianklinge in seinen Unterschenkel und durchtrennte ihn mit einem trockenen Knirschen. Der Draugr strauchelte und stürzte im nächsten Moment von der Stufe herab. Schnell schwang Emilia sich über die Kante und zog ihren Körper nach oben, wo sie flach liegen blieb und sich umschaute. Eine letzte Stufe befand sich noch über ihr, doch schien sich dort kein Draugr mehr zu befinden. Jedoch konnte sie einige Schritte vor ihr einen weiteren Draugr erkennen, der sie nach dem Angriff offenbar entdeckt hatte. In einer fließenden Bewegung ließ Emilia ihr Schwert los, griff nach Pfeil und Bogen und richtete sich in eine kniende Position auf. Der Draugr hatte noch keine zwei Schritte in ihre Richtung gemacht, als ihn bereits ein Obsidianpfeil in die Brust traf und zurückwarf. Kurz darauf drang ein zweiter Pfeil in seinen Schädel ein und brachte seine bläulich strahlenden Augen zum Verlöschen.
Ohne wertvolle Sekunden verstreichen zu lassen, nahm Emilia ihr Schwert, ließ es geräuschlos in die Scheide zurückgleiten und huschte über die ansonsten leere Terrasse an das andere Ende des Thronsaals. Einen Pfeil konnte sie aus dem von papierartiger Haut überspannten Schädel des Draugr ziehen, während der andere im Brustharnisch feststeckte. Es war zwar Schade um den Pfeil, aber sie hatte keine Zeit und ließ ihn stecken. Auf der anderen Seite angekommen hockte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand und warf einen Blick in den Gang hinab. Dort stand noch immer der besessene Draugr und wütete unter den anderen Untoten. Um ihn herum lag bereits eine stattliche Zahl an Leichen. Von hier oben konnte Emilia erkennen, dass seine Augen im Gegensatz zu den blau leuchtenden seiner Gegnern vollständig schwarz waren. Sein Körper war bereits gespickt mit Pfeilen und er hatte offenbar auch schon mehrere Hiebe abbekommen, die seine Gliedmaßen eigentlich abgetrennt haben müssten. Doch violett leuchtende Linien traten an jeder seiner Wunden an die Oberfläche und schienen seine Glieder auf magische Weise zusammen zu halten.
Plötzlich lief ein lautes Knistern durch den Raum, bevor sich ein mächtiger Blitz aus dem Stab des Draugr-Königs löste und in die Brust des wütenden Draugrs fuhr. Doch dieser hielt nur kurz inne, bevor er weiter um sich hieb. Mühelos glitt die rostige Klinge durch die Brust des nächsten Gegners und spaltete ihn in der Mitte. Während Emilia geräuschlos zurück auf die erste Stufe hinabglitt, wurde der Draugr in immer kürzeren Abständen von grellen Blitzen getroffen. Noch zeigte er keinerlei Anzeichen von Schwäche, was Emilia beeindruckte, existierte dieses machtvolle Wesen doch schon unglaublich lange. Umso wichtiger war es, den Thronsaal zu verlassen, bevor die Magie erschöpft war.
Leise landete sie wieder auf dem Boden des breiten Ganges. Sie huschte hinter den Thron und duckte sich hinter die steinerne Rückenlehne. Das Knistern war nun fast ununterbrochen zu hören und die nahen Entladungen ließen ihr die Haare zu Berge stehen.
Als sie sich vorsichtig umblickte, sah sie, dass sich neben jedem der zwei Durchgänge am Ende des Ganges ein Zugmechanismus befand, mit dem man die Fallgatter öffnen konnte. Jedoch würde dies wohl kaum lautlos von Statten gehen. Sie würde also nur eine Chance haben. Im Halbschatten des hohen Throns schlich sie zu den Pforten, beide waren absolut identisch und die dahinter liegenden Gänge stockfinster. Wie schon oft zuvor in solchen Momenten verließ Emilia sich auf ihre Instinkte und wählte zufällig einen Durchgang. Sie zog an der Kette, woraufhin sich das Gitter ratternd nach oben schob. Kaum dass die Öffnung groß genug für ihren schlanken Körper war, glitt sie unter dem Gatter hindurch und griff eilig durch die Stäbe hindurch nach der Kette, um das Tor wieder zu schließen. Augenblicklich fiel es durch das eigene Gewicht gezogen herab.
Keine Sekunde zu früh, denn im selben Moment erstarb das andauernde Klirren der Waffen und das Stöhnen der kämpfenden Untoten. Ein letztes Krachen, dann brach auch das ständige Knistern der Blitze ab. Stattdessen hallte ein hohes, fast kreischendes Gelächter durch den Thronsaal, ganz anders als das wütende Brüllen des Draugr-Königs zuvor. Noch während das Echo des dämonischen Lachens verhallte, rannte Emilia bereits durch das Schwarz des Ganges, um Abstand zu den wütenden Untoten zu bekommen. Trotzdem konnte sie deutlich hören, wie die Draugr in dem Thronsaal erneut anfingen, zu toben.


Außer Atem aber über alle Maßen erleichtert, sah Emilia das fahle Licht einer entfernten Fackel, das ihr den Weg wies, nachdem sie bereits mehrfach gegen die Wände an Abbiegungen geprallt war. Erst jetzt wurde ihr klar, dass auch diese finsteren Gänge voller erwachter Draugr hätten sein können...
Sie ruhte kurz aus, bevor sie sich langsam der Fackel näherte. Der Gang sah genauso aus, wie die bisherigen. Aber selbst hier zeigten sich frische Spuren von Schutt und kleineren Bröckchen, die aus den Wänden und der Decke gebrochen waren. Obwohl Emilia sich ein gutes Stück vom Eingang entfernt hatte und eine massive Schicht Gestein zwischen ihr und der Oberfläche liegen musste, schienen die Angriffe des Drachen bisher hier hinunter gedrungen zu sein. Und genauso wie zuvor waren die Draugr auch hier im Schlaf überrascht und vernichtet worden. Ihr mumifizierten Leiber und Knochen lagen verstreut in den Gängen, umgeben von nur spärlichen Kampfspuren.
Einige Abbiegungen und Verzweigungen später erreichte Emilia erneut ein hölzernes Tor, jedoch kleiner als der Eingang zum Thronsaal zuvor. Vorsichtig öffnete sie es und fand dahinter einen weiteren Gang, der jedoch mehr einer Höhle als den Grabgängen entsprach, die sie bisher gesehen hatte. Der Raum war merklich höher und breiter und wurde in einiger Entfernung durch eine weitere Fackel erleuchtet. Im Schein derselben erkannte sie einen kleinen Durchgang in der feucht schimmernden Felswand. Außerdem meinte sie, Stimmen zu hören.
Langsam schlich Emilia am Fels entlang, bis sie das andere Ende der Höhle erreicht hatte. Hier konnte sie nun deutlich mehrere Stimmen unterscheiden.
„Spuck's endlich aus! Wie kommen wir hier raus?“, hörte sie einen Mann brüllen. „Du bist in die Kammer hinein gekommen., also muss es von dort auch einen Weg nach draußen geben!“
„Lasst ihn uns einfach abstechen“, hörte Emilia eine zweite, ruhigere Stimme. „Wir finden den Ausgang auch ohne ihn. Der Kerl sagt's uns ja doch nicht.“
„Wollen wir nicht doch noch etwas abwarten und dann unseren Ausgang versuchen?“, fragte zögerlich eine dritte Stimme.
„Halt die Klappe, sonst stech' ich dich noch vor ihm ab!“ schnauzte der erste zurück. „Nach dem Krach ist jede dieser verdammten Leichen in diesem scheiß Grab gefährlicher als ein Rudel Eiswölfe.“
„Wir sind nur so weit gekommen, weil wir die Draugr erledigt haben, bevor sie aufgewacht sind. In wachem Zustand leg' ich mich mit keinem dieser Biester an“, stimmte der zweite zu. „Du kannst ihn ja noch ein bisschen mit deinem Messer bearbeiten. Ich guck' mir derweil die Kammer nochmal an. So groß ist sie ja nicht, ich werd' schon rauskriegen, wie er da rein gekommen ist.“
Emilia hörte ein heiseres Lachen, bevor eine weitere, tiefere Stimme erklang:
„Ihr würdet den Ausgang nicht einmal finden, wenn ich euch aufmalen würde, wo er ist.“ Erschöpfung schwang in der Stimme, als sagte: „Ohne mich kommt ihr hier niemals lebend heraus. Bindet mich los, gebt mir meine Sachen wieder und ich führe uns alle hier heraus.“
„Du Mistkerl hast meinen Bruder getötet!“, fuhr ihn der erste an. „Eher gehen wir hier alle drauf, als das ich dich hier heraus spazieren lasse, du Mörder!“
„Tut doch nicht so, als wärt ihr eifrige Anhänger von Stendarr! Ihr seid doch auch nur Banditen und Grabräuber.“ Ein dumpfes Geräusch und ein unterdrücktes Keuchen bewiesen, dass ein Schlag ihn zum Schweigen brachte.
Emilia hatte die Ursache der toten Draugr und der entzündeten Fackeln gefunden. Aber offenbar würde sich eine Zusammenarbeit schwieriger gestalten, als gedacht. Zunächst musste sie mehr über die Männer erfahren, bevor sie sich ihnen zeigen würde. Vorsichtig spähte sie durch den schmalen Durchgang.
Drei Männer standen an einem kleinen Lagerfeuer, dass einen Teil einer größeren, natürlichen Höhle erhellte. Hinter ihnen konnte Emilia einen weiteren Mann erkennen, der an den Handgelenken gefesselt, schlaff zwischen zwei in den Boden gerammten Holzpfählen hing. Seine halblangen, dunklen Locken hingen wirr herab, so dass sie nicht viel mehr von seinem Gesicht erkennen konnte. Am Leib trug er nur eine zerrissene Hose und offenbar hatten ihn die drei bereits recht übel zugerichtet.
Die drei anderen hatten Emilia den Rücken zugekehrt. Einer ergriff gerade eine am Boden liegende Streitaxt und ging dann auf einen weiteren Durchgang an der gegenüberliegenden Felswand zu. An der Felswand befand sich eine weitere Fackel, in deren flackerndem Licht sie einen leblosen Körper erkennen konnte, demnach das getötete Opfer des Gefangenen. Dann musste die zweite, ruhige Stimme wohl dem Kerl mit der Streitaxt gehören. Seine Statur, die hellen Haare und sein Teint wiesen ihn als Kaiserlichen aus. Bevor er im Durchgang verschwand, konnte Emilia erkennen, dass seine rechte Gesichtshälfte durch eine üble Scharte entstellt wurde.
Der eine hatte sich derweil wieder dem Gefangenen zugewandt. Er war ein Bär von einem Mann: Sein Körper strotzte von Muskeln und war zudem von dichter, dunkler Behaarung überzogen. Offensichtlich stolz auf seine Statur trug der Kerl neben den Stiefeln nur eine abgewetzte Lederhose sowie einen Brustharnisch über seinem sonst nackten Oberkörper. Dass er sich derart bekleidet in dieser Höhle wohlfühlte und sein massiver Körperbau legten nahe, dass er, wie Emilia, ein Kind Skyrims war. In seiner Hand hielt er eine Klinge, von der Emilia nicht so recht wusste, ob es ein zu groß geratenes Messer oder ein sehr kurzes Schwert war. Zumindest fuchtelte er gerade damit vor dem herabhängenden Kopf seines Opfers herum, während er ihn zeitgleich mit Flüchen und Drohungen überschüttete.
Der andere kümmerte sich um einen Topf, der über dem kleinen Feuer hing. Auch er trug eine Lederkluft, die um ein leichtes Kettenhemd ergänzt wurde. Aus seinem Gürtel lugte der Griff eines Dolchs hervor. Sein kahler Schädel glänzte im Licht des Lagerfeuers.
Nach dem, was sie dem Streit entnommen hatte, hatten sich die drei Grabräuber bis hierher durchgeschlagen und ihr Lager aufgeschlagen. Nach den Attacken des Drachens hatte sich ihr Lager als Sackgasse herausgestellt und nun versperrten ihnen die erwachten Draugr den Rückweg. Ganz abgesehen von dem eingestürzten Durchgang, von dem sie nichts wissen, dachte Emilia. Aber offenbar waren sie der Überzeugung, dass ihr Gefangener einen anderen Ausweg kannte. Wenn Emilia ihn aus seiner misslichen Lage befreite, würde er sie vielleicht nach draußen führen. Aber was, wenn er gar keinen anderen Weg kannte und nur schon vor den Grabräubern nach hier unten gelangt war? Objektiv betrachtet, befand sich Emilia in der selben misslichen Situation wie die Grabräuber. In Anbetracht des bisherigen Verhaltens ging sie jedoch nicht davon aus, dass sie mit den drei Halunken zusammenarbeiten konnte. Eher erschien es ihr sinnvoll, sich an den Gefangenen zu halten.
Unbemerkt huschte Emilia in das Innere der ausladenden Höhle. Da das Feuer zwischen den drei Männern und ihr lag, war es für sie unmöglich, etwas außerhalb des kleinen Lichtkreises zu sehen. Möglichst lautlos schlich sie an der Felswand entlang. Die Höhle zog sich rechter Hand mehrere Dutzend Schritt in das natürliche Gestein und endete mit einem kleinen Teich. Wahrscheinlich wurde er unterirdisch gespeist und diente der kleinen Gruppe als Trinkwasserquelle. An den angrenzenden Wänden wuchsen spärlich ein paar Pilze, die ein schwaches, bläuliches Licht verbreiteten. Zu Emilias Vorteil hatten die Räuber es vorgezogen, ihr Lager in der Nähe des zweiten Durchgangs aufzuschlagen, statt in der Nähe des Teichs.
Auf der Hälfte zwischen Lager und Tümpel, außerhalb jedes Lichtscheins, kniete sie sich hin und spannte einen Pfeil in die Sehne ihres Bogens ein. Der muskulöse Bär stand immer noch vor dem Gefangenen und schien ihn mit etwas leiserer Stimme zu drohen, was seinem Gegenüber jedoch keine sichtbare Reaktion zu entlocken schien.
Der Brustharnisch würde ein erhebliches Hindernis für Emilias Pfeile bedeuten und zudem konnte sie nicht riskieren, dass der Gefangene zu Schaden kam. Konzentriert zog Emilia die Sehne voll aus, bis ihre Hand ihre Wange berührte. Sie atmete tief ein, hielt den Atem an, biss die Zähne aufeinander und zielte sorgfältig. Mit einer fließenden Bewegung glitten ihre Finger von der gespannte Schnur, waagerecht an ihrem Ohr nach hinten, während die Sehne in die entgegengesetzte Richtung schnellte und den Pfeil mit der schwarz glänzenden Spitze auf seinen Weg brachte. Leise entwich ihrem Mund die aufgestaute Luft. Wie in Zeitlupe verfolgte ihr Blick den Flug des Pfeils durch das Dunkel, gleichzeitig ergriff sie instinktiv bereits den nächsten Pfeil, um ihn in die Sehne zu legen. Ihr Projektil brauchte nur Momente, bevor es sein Ziel erreicht hatte: Die rasiermesserscharfe Spitze durchschnitt das ungeschützte Fleisch knapp oberhalb des Harnischs ohne großen Widerstand: Bis zum Ansatz der Befiederung versank der Pfeil im Hals des Hünen, dessen Hand sich noch zu der Wunde bewegen wollte. Doch bevor es ihm gelang, sackte er bereits kraftlos in sich zusammen.
Dann schien sich die Realität wieder mit normaler Geschwindigkeit zu bewegen. Emilias Arm mit dem Bogen fest im Griff wanderte erneut nach oben, während sie die Sehne mit dem nächsten Pfeil bereits spannte. Eine Winzigkeit weiter nach links ging ihr Arm diesmal, um den zweiten Kerl am Feuer anzuvisieren. Doch der war verschwunden! Mit einer Reaktionsgeschwindigkeit, die Emilia ihm nicht zugetraut hatte, war er zur Seite, aus der Helligkeit des Feuers gesprungen, kaum, dass sein Kumpan zusammengebrochen war.
„Verdammt! Hier ist jemand! Fadus, der Mistkerl war nicht allein!“, schrie er jetzt laut nach dem dritten Grabräuber. Das Echo der Felswände verhinderte, dass Emilia seine Position genauer bestimmen konnte. „Pass auf, es ist ein Bogenschütze! Er hat Hansgar eiskalt erwischt!“
Ein Schatten erschien im Durchgang zur benachbarten Kammer. Offenbar traute sich der andere nicht herein, solange sie nicht wussten, wo Emilia sich befand. Das konnte ihr nur Recht sein. Aber sie konnte nicht den Durchgang im Visier behalten und gleichzeitig den Glatzkopf aufspüren. Sie musste diesen Kampf möglichst schnell zu Ende bringen, bevor einer von den beiden noch auf die Idee kam, den Gefangenen mit hineinzuziehen.
Schnell glitt sie mit ihrem Rücken zurück an die Felswand. Ihre Augen wanderten kontinuierlich zwischen dem Durchgang und dem Lagerfeuer hin und her, den Bogen nur leicht gesenkt. Doch weder versuchte der Kaiserliche die Höhle zu betreten, noch konnte sie den anderen ausfindig machen. Dann erlosch das Licht in dem Durchgang, womit nur noch das unruhige Flackern des Feuers im vorderen Teil blieb und den Gefesselten in ein bedrohliches Zwielicht tauchte. Einer Eingebung folgend, legte Emilia ihren Bogen zu ihren Füßen ab und ertastete dann mit einer Hand die leere Phiole, die sie vor ihrem Zusammenstoß mit den Draugr in ihren Gürtel zurückgesteckt hatte. Mit der anderen zog sie lautlos das Kurzschwert aus der Scheide. Dann warf sie das Glasgefäß in flachem Bogen in Richtung des Tümpels, wo es mit einem leisen Platschen auf das Wasser traf. Nur Augenblicke später vernahm sie das gedämpfte Knarzen von Leder, keine Armlänge von ihr entfernt. Dem Geräusch folgend beschrieb sie einen kraftvollen Bogen mit dem Schwert. Der leichte Widerstand in ihrem Arm und einen Moment später ein lauter Aufschrei bewiesen ihr, dass sie ihren Gegner getroffen hatte. Ohne zu zögern stieß sie die Klinge in die Richtung des Schemens, von dem sie glaubte, dass er dem Glatzkopf gehörte. Doch erneut hatte sie ihn unterschätzt, denn mit flinken Bewegungen entzog sich die schattenhafte Gestalt ihrem Angriff. Aber Emilia ließ nicht von ihm ab; immer wieder attackierte sie ihn im Dunkel der Höhle. Geschickt griff sie ihn überwiegend von links an und zwang ihn damit von der Felswand weg, während sie das sichere Gestein in ihrem Rücken behielt. Und dann machte er den Fehler, auf den sie gelauert hatte: Einen weiteren Angriff mit seinem Dolch abwehrend, wich er erneut seitwärts aus und stand nun ohne es zu bemerken genau zwischen Emilia und dem Feuer. Mit einer geschickten Finte schlug sie nach dem Oberkörper des sich scharf vor dem Hintergrund abzeichnenden Umriss und rammte die Klinge tief in die Brust ihres überraschten Gegners.
Im nächsten Moment blendete Emilia ein gleißendes Licht und ein Schwall heißer Luft schoss knapp an ihr vorbei. Instinktiv sprang sie zur Seite und riss dabei die Obsidianklinge aus dem Körper des sterbenden Glatzkopfs. Kaum hatte sie sich abgerollt, drang bereits der verbliebene Grabräuber mit seiner Axt auf sie ein. Offenbar hatte er über hinreichende Fähigkeiten verfügt, ihr einen Feuerball entgegenzuschleudern. Oder zumindest eine entsprechende Schriftrolle nutzen zu können. Nachdem sein magischer Angriff jedoch versagt hatte, griff er sie jetzt im Zweikampf an. Mühsam musste sie sich der wuchtigen Angriffe des Axtkämpfers erwehren, während die zerschellten Überreste des Feuerballs sie beide in unwirklich weißes Licht tauchten. Allerdings merkte Emilia schnell, dass es ihrem Gegner an Ausdauer und Finesse fehlte. Je mehr sie seinen Angriffen durch leichtfüßige Schritte auswich, umso wilder hieb er auf sie ein. Schnell wurden seine Angriffe ungenauer, seine Bewegungen schwerfälliger und sein Atem ging in vernehmbaren Stößen. Emilia begann dies auszunutzen und ging in die Offensive, ihre Abwehrbewegungen gingen zunehmend in Attacken über und sie drängte ihren Gegner zurück. Mit dem nächsten Hieb durchdrang sie seine kümmerliche Deckung und stieß in seine Seite. Doch die Klinge glitt an seinem Lederwams ab und Emilia musste sich mit einem schnellen Ausfallschritt retten, da die unerwartete Folge ihres Angriffs sie beinahe aus dem Gleichgewicht und damit in die gefährliche Nähe der Axt gebracht hätte.
Ungeachtet dessen hieb der Kaiserliche weiter auf sie ein. Einige Schläge später durchstieß sie erneut seine Deckung. Ein feines Leuchten umspielte die Spitze ihres Schwerts als es auch diesmal von seinem Körper abglitt. Noch zwei, dreimal wiederholte sich dieses Spiel, dann war sich Emilia sicher, dass ihr Gegner einen magischen Schild nutzte, den sie nicht durchdringen konnte. Allerdings schien auch Fadus etwas später zu erkennen, dass sie sich in einer Pattsituation befanden: Emilia wartete darauf, dass sein magischer Schutz nachließ und Fadus darauf, dass sich Emilias Ausdauer erschöpfte. Zunehmend passiver umkreisten sie sich deshalb, während das verbliebene Leuchten des Feuerballs erlosch.
Erneut schoss Fadus Arm nach oben, um einen weiteren kraftvollen Hieb gegen Emilia zu führen, in der Hoffnung sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch dann erstarrte er plötzlich mitten in der Bewegung. Ein verwirrter Ausdruck machte sich in seinen Augen breit, bevor er leblos zu Boden sank.
Hinter ihm stand im Zwielicht der Gefangene. Sein Gesicht war blass und faltig, seine Lippen schmal und blutleer und seine dünnen, matten Haare fielen noch immer ungeordnet auf seine Schultern. In seiner Hand hielt er das große Jagdmesser des Hünen, an dessen Klinge träge das warme Blut des Kaiserlichen entlang lief. Betont langsam führte er das Messer an seinen Mund, glitt mit seiner Zunge über das Metall und leckte das Blut ab, als wäre es ein Ritual.
Emilia stand unbeweglich vor ihm und konnte nicht anders, als gebannt auf sein kaltblütiges Tun zu starren. Das Schwert in ihrer Hand hatte sie gesenkt, während der Mann einen Schritt auf sie zumachte, das Messer jetzt ebenfalls gesenkt. Langsam fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. Schemenhaft nahm Emilia die Reflexion des flackernden Lagerfeuers auf der Schneide wahr. Unwirklich folgte ihr Blick einem einzelnen Tropfen, der zäh von der Spitze hinab tropfte und Momente später neben dem Kopf des toten Räubers zerplatzte.
Dann verlangte eine kühle Berührung an ihrem Hals nach Aufmerksamkeit. Als Emilia ihren Blick von der kleinen Blutpfütze löste und wieder nach oben schaute, stand der Mann direkt vor ihr, sein Gesicht keine zwei Handlängen vor ihrem, seine rechte Hand lag an ihrem Hals. Wie sie ihn jetzt ansah, konnte er nicht viel älter als Ende Dreißig sein. Seine Haut war hell, die dunklen, schulterlangen Haare erschienen Emilia etwas geordneter und voller als zuvor. Sein Gesicht war ebenmäßig und plötzlich geradezu makellos, keine Spur der Falten, die Emilia eben noch bemerkt haben wollte. Dann trafen sich ihre Blicke: Gebannt begegneten seine stechenden Augen ihren, seine Pupillen nur ein blutrotes Leuchten. Ein Schauer durchfuhr Emilia, als sie gewahrte, dass der Gefangene, den sie gerettet hatte, ein Vampir war. Doch es war zu spät, er hatte sie bereits in seinen Bann gezogen.
„Sag mir doch deinen Namen, schönes Kind.“ Seine Stimme war tief und eine schwerlich bestimmbare Note der Macht schwang darin. „Wem habe ich meine Rettung zu verdanken?“
„Emilia. Mein Name ist Emilia Weißbär“, hörte sie sich zu ihrem eigenen Missfallen sagen. Ihre Finger schlossen sich krampfhaft um den Griff der Obsidianklinge, doch konnte sie ihren Arm nicht dazu bringen, sich zu bewegen. Es war nicht das erste Mal, dass sie einem Vampir gegenüberstand, doch bisher war es immer in einem offenen Kampf gewesen. Sie wusste, dass ein Vampir seinem Opfer mit seiner Aura praktisch alles suggerieren konnte. Und je länger der Bann wirkte, desto wehrloser wurde das Opfer. Und je mächtiger der Vampir war, desto schneller fügte sich sein Opfer bedingungslos seinen Wünschen. Schon bald würde Emilia nicht einmal mehr wissen, was ein Schwert war, wenn es der Vampir so wollte.
„Ah, ich komme nicht umhin, zu bemerken, dass du weißt, was ich bin.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen, wobei sich kleine Grübchen auf seinen Wangen bildeten. „Eine sehr schöne Waffe hast du da, Emilia Weißbär.“ Seine linke Hand umfasste ihre um den Griff verkrampfte Faust und durch seine bloße Berührung hob Emilia ihre Waffe und präsentierte sie dem Vampir. „Und offenbar bist du sehr geschickt im Umgang damit, wie ich sehen konnte.“ Immer tiefer drang seine Stimme in Emilias Geist ein, wischte jeden Versuch des Widerstands beiseite. „Aber du wirst sie jetzt nicht brauchen. Ich werde dir nichts tun. Schließlich hast du mich aus meiner, wie soll ich sagen, etwas misslichen Situation befreit.“ Langsam sank Emilias Schwertarm wieder herab. „Warum setzen wir uns nicht ans Feuer und plaudern etwas? Hol' doch zunächst deinen Bogen und bring ihn zusammen mit deinem restlichen Habe zu mir ans Feuer.“
Mit diesen Worten löste er seine Hand von ihrem Hals und wandte sich zum Feuer. „Ach, und Emilia – Nenn' mich Rafael.“
„Ja, Rafael.“ Entgegen ihrem Willen setzte sich ihr Körper in Richtung der schwarzen Felswand in Bewegung, an der sie den Bogen abgelegt hatte. Schnell hatte sie ihren Bogen in der Dunkelheit gefunden und war an das Lagerfeuer zurückgekehrt. Sie spürte, wie sich sein Bann immer tiefer in ihren Gedanken verfestigte. Das Vertrauen in ihn wurde zusehends stärker. Es würde nicht mehr lange dauern und nicht nur ihr Körper, sondern auch ihr Geist würde jeden seiner Befehle bereitwillig erfüllen. Schon jetzt konnte sie es sich nicht mehr vorstellen, eine Waffe gegen ihn zu erheben. Sie fühlte sich ihm verbunden, als ob sie Freunde seit ihrer frühesten Kindheit gewesen wären.
Rafael hatte inzwischen den verbluteten Hünen aus dem Umkreis des Feuers geschleift und das heruntergebrannte Feuer bereits wieder angefacht. Jetzt suchte er in den Taschen der Räuber die wenigen Essensvorräte zusammen, die die drei dabei noch übrig gehabt hatten.
„Leg' deine Ausrüstung da hinten ab und setz' dich zu mir.“ Rafael saß bereits im Schneidersitz auf einer der wollenen Schlafdecken vor dem Feuer, zu seinen Füßen einiges Essbares, das er aus den Taschen zusammengeklaubt hatte. Emilia tat, was ihr aufgetragen worden war und setzte sich dann neben ihn auf die Decke. Sofort fand seine Hand ihren Weg an ihren Hals, seine Finger direkt auf ihrer Schlagader, während er ihr mit der anderen Hand einen Apfel reichte. Emilia empfand die kalten Finger auf ihrer warmen Haut als angenehm.
„Weißt du, Emilia, ich habe nur selten Gesellschaft“, begann er nach einer kleinen Weile das Gespräch, während Emilia den Apfel aß. „Ich bin ein sehr alter Vampir, ich war schon alt, als ich mit Ysgramor und den ersten Menschen in Skyrim ankam. Ich habe mich von den Schnee-Elfen genährt, als sie noch stolz und unnachgiebig die Weiten Skyrims durchstreiften, lange bevor sie zu den widerwärtigen Falmern wurden, als die man sie heute kennt. Mein Clan existiert noch immer, doch verspüre ich kein Bedürfnis, Teil ihrer politischen Ränkespiele und ihrer machtbesessenen Intrigen zu sein. Ich halte mich im Hintergrund und beobachte, wie es auch einige andere tun. Ich halte lockere Verbindung zu denen, die es mir gleich tun - die wie ich denken und handeln, zum Wohle aller und nicht nur zu ihrem eigenen kurzsichtigen Vorteil. Und wenn es notwendig wird, nehmen wir Einfluss, unauffällig und unbemerkt.“
Emilia hatte aufmerksam zugehört. „Und was machst du dann hier unten? Und wenn du so alt bist, musst du doch auch sehr mächtig sein. Wie konnten diese Grabräuber dich gefangen nehmen?“, fragte sie mit emotionsloser Stimme.
„Lass es mich so erklären: Ich habe wenig Interesse jeden einzelnen Tag meines ewigen Lebens zwischen den Sterblichen mit ihrem hektischen, getriebenen Alltag zu verbringen. Und so schlafe ich oftmals viele Jahrzehnte an sicheren Orten, fernab neugieriger Menschen. Ich werde immer dann wach, wenn große Veränderungen ihre Schatten voraus werfen, um zusammen mit den anderen die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken“, antwortete er. „Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass es Menschen an Gelboras vorbei bis hierher schaffen würden.“
„Gelboras ist ein mächtiger Draugr-Magier“, erklärte Rafael auf Emilias fragenden Blick hin. „ Er war schon zu Lebzeiten ein mächtiger Zauberer, der sogar mit den Drachen sprechen konnte. Doch die Macht hat ihn korrumpiert und als Untoter ist er nochmals um vieles mächtiger geworden, so dass er vor Jahrhunderten in diese Gruft verbannt wurde.“ Emilia war Rafaels Erklärungen interessiert gefolgt und hatte hin und wieder genickt, während sie hungrig die Rationen gegessenen hatte, die der Vampir für sie hingelegt hatte. Er selbst hatte bisher nichts davon genommen. „Doch genug von mir. Über welche verschlungenen Wege hat das Schicksal dich und mich hier unten zusammengeführt, meine schöne Retterin?“
„Ich musste vor einem Drachen fliehen“, begann Emilia. „Ich dachte, ich könnte mich vor ihm verbergen, doch er hat mich bemerkt. Und als er mich angriff, habe ich in dieser Draugr-Ruine Schutz gesucht. Aber mit seinen unerbittlichen Attacken hat das Biest das gesamte Gewölbe zum Einsturz gebracht, so dass ich immer tiefer in die Katakomben vordringen musste, bis schließlich der Gang hinter mir zusammenbrach und ich nicht mehr zurück konnte. Ich bin dann einfach den Fackeln gefolgt, bis ich auf die Draugr und eine Art König stieß, die allesamt erwacht und ziemlich wütend waren. Das muss dann wohl Gelboras mit seinem Gefolge gewesen sein. Mit etwas magischer Hilfe habe ich mich an ihnen vorbei schleichen können und kam dann hier in diese Höhle, wo ich auf die Räuber traf und mich entschied, dich zu retten, in der Hoffnung, von dir einen Ausgang zu erfahren“, fasste sie in kurzen Worten zusammen, wie sie schlussendlich hier herunter gekommen war.
„Ich spüre die Präsenz mächtiger Magie an dir. Du musst mehr als etwas magische Hilfe gehabt haben, um lebendig an Gelboras und seinen Getreuen vorbeigekommen zu sein“, bemerkte Rafael nachdenklich. „Und ein Drache hat dich angegriffen, sagst du?“
„Ja, es gibt seit einiger Zeit Gerüchte, dass die Drachen zurückgekehrt seien, aber es war das erste Mal, dass ich leibhaftig einen gesehen habe.“
„Große Dinge müssen in Bewegung geraten sein, seit ich zuletzt wach war“, murmelte Rafael mehr zu sich selbst. An Emilia gewandt fragte er jedoch: „Wohin sollte dich dein Pfad führen, bevor du von dem Drachen attackiert wurdest?“
„Ich bin auf der Suche nach dem Tempel der Lunarier“, erklärte sie wahrheitsgemäß. Es kam ihr auch gar nicht in den Sinn, ihn zu belügen. „Ich habe ein Artefakt und eine Karte, von der ich glaube, dass sie mich zum Eingang des Tempels führt.“
„Der Tempel der Lunarier, sagst du? Ein sehr altes und schon damals wenig bekanntes Heiligtum und eine ebenso alte Gruppierung von Gleichgesinnten. Soweit ich weiß, gibt es sie schon lange nicht mehr, doch wenn du sie findest, könnte das Auswirkungen auf ganz Skyrim haben. - Und ich habe das Gefühl, als ob es dir vorherbestimmt ist, die Lunarier zu finden“, fügte er hinzu. Nach diesen Andeutungen versank Rafael in nachdenkliches Schweigen, während Emilia ihrerseits schweigsam in das wärmende Feuer schaute und die züngelnden Flammen dabei beobachtete, wie sie langsam das Holz in ihrem hypnotischen Tanz verzehrten.
„Ich muss diesen Banditen dankbar sein, dass sie meine Ruhe gestört haben. Ich sollte schnellstmöglich wieder an die Oberfläche zurückkehren und die Dinge, die gerade vor sich gehen, beobachten. Möglicherweise wird meine Hilfe schon bald von Nöten sein“, kam er nach einiger Zeit zu einem Entschluss. „Doch zuvor muss ich mich noch stärken. Ich werde meine gesamten Kräfte benötigen.“ Seine Finger fuhren sanft über Emilias Nacken und er rückte noch etwas an sie heran, bis sich ihre Beine berührten.
„Also wirst du mich aussaugen und damit doch töten“, schlussfolgerte Emilia, den Blick weiterhin auf das Feuer gerichtet. Irgendwo tief in ihrem Inneren spürte sie, dass etwas fehlte. Dass sie hätte so etwas wie Angst verspüren müssen. Aber da war nichts dergleichen. Sie vertraute wie selbstverständlich darauf, dass alles, was Rafael tun würde, nur zu ihrem Besten sein würde.
„Nein, mein Kind. Wir Vampire müssen unsere Opfer nicht töten, um uns zu nähren“, entgegnete er mit seiner ruhigen, sonoren Stimme. „Wir können dies tun, ohne zu beißen, heimlich nachts im Schlaf, doch dauert diese magische Art lange und stärkt nur langsam. Viel wirksamer ist es, die Kraft unseres Opfers direkt über ihr Blut aufzunehmen. Und dies vor allem dann, wenn besonders viel Energie im Blut ist. In Momenten der Erregung, beim Kampf oder in der Nähe des Todes ist das Nähren deshalb besonders wirkungsvoll.“
Rafael berührte sanft Emilias Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Seine andere Hand wanderte von ihrem Hals aufwärts und glitt an ihrem Haaransatz entlang. Er schaute ihr tief in die Augen und flüsterte: „Hab' keine Angst, mein Kind. Vertrau mir. Du bist jung. Und stark. Und so wunderschön noch dazu.“ Bei diesen Worten glitt sein Blick über ihr Gesicht, das vom Schein des Feuers in ein weiches, rötliches Licht getaucht wurde. Und dann küsste er sie, ganz leicht berührten seine Lippen ihre, bevor Emilia einer Intuition folgend ihre Lippen energisch auf seine presste. Ungestüm schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn innig.
Langsam ließ sich Rafael auf die Wolldecke sinken, Emilias Lippen weiter auf seinem Mund. Seine Hand glitt dabei vom Hals ihren Rücken hinab, schmiegte sich an die weiblichen Konturen, die unter dem dunklen Leder verborgen waren, bis beide schließlich aufeinander lagen. Innig küsste Emilia ihn weiter, während ihre Hände ihrerseits über seinen entblößten Oberkörper glitten. Irritiert zögerte sie in ihren Berührungen, als sie das Schlagen seines Herzens unter seiner Brust vermisste.
Rafael schob ihren Kopf etwas weg, schaute ihr einen langen Moment in die blauen Augen und flüsterte dann amüsiert: „Ich bin ein Vampir. Schon vergessen?“ Sanft strich er ihr eine blonde Strähne hinter ihr Ohr. „Mein Blut zirkuliert auch ohne einen Herzschlag.“
Wie um sich zu vergewissern, legte Emilia ein Ohr an seine Brust. Sie konnte seinen Atem hören, langsam und völlig gleichmäßig und ihr eigenes Blut rauschte in ihrem Ohr, doch einen Herzschlag konnte sie nicht vernehmen. Sachte hauchte sie einen warmen Kuss auf seine kalte Haut, dann richtete sie sich auf, bis sie auf seinen Schenkeln saß. Aufmerksam beobachtete Rafael, wie Emilia begann, ihre ledernen Unterarmschützer abzunehmen. Seine eigenen Hände waren bis hinab auf Emilias Hintern gerutscht. Erst löste sie das gegerbte Leder von ihrem linken Arm und warf es in Richtung der beiden Pfähle, an die der Vampir bis vor kurzem noch gefesselt war. Kurz darauf folgte das andere. Dann griff Emilia hinter ihren Rücken und begann die Schnürung des Oberteils zu lockern. Gespannt verfolgte Rafael jede ihrer Bewegungen, woraufhin Emilia ihr Tun nur noch weiter verlangsamte, um ihn zu provozieren. Doch er hatte - nicht nur sprichwörtlich - alle Zeit der Welt und beobachtete geduldig, wie sie sich des Brustharnischs entledigte. Seine Sinne studierten jede kleinste Bewegung und sogen jedes winzige Detail ihrer Erscheinung in sich auf: Die kurzen, verschlungenen Linien ihrer Gesichtstätowierung, die feinen Konturen ihrer Brauen, die weichen Formen ihrer Nase und der Wangenknochen, aber auch die unsichtbaren Einzelheiten, die nur für seine übermenschlichen Sinne spürbar waren und bereits deutlich ihre Erregung signalisierten.
Was Emilia nicht bewusst war, aber Rafael umso mehr freute, war, dass er kaum noch Einfluss auf Emilias Geist nahm. Er hatte bisher dafür gesorgt, dass sie ihm vertraute und sich zu ihm hingezogen fühlte, doch alles, was jetzt geschah, entsprang ihrem ureigenen, freien Willen. Dadurch war er zum Einen nicht durch die ständig notwendige Kontrolle abgelenkt und zum Anderen war die Energie, die sie ihm freiwillig geben würde, so viel reiner und kraftvoller.
Endlich hatte Emilia auch das dunkle Oberteil beiseite geworfen und saß nun in ihrem groben Wollhemd auf dem Vampir. Das Hemd spannte sich provozierend über ihre wohlgeformten Brüste, was sie noch betonte, indem sie sich leicht nach hinten streckte. Rafaels Hände folgten der unausgesprochenen Einladung und glitten an ihrer Taille entlang nach oben zu ihren Brüsten. Deutlich konnte er das Beben ihres Oberkörpers wahrnehmen, als er langsam über den Stoff fuhr. Wie helle Glockenschläge klang ihr beschleunigter Herzschlag in Rafaels Kopf, als seine Hände auf Höhe von Emilias Herzen waren. Er konnte die wilde, lebendige Hitze unter seinen Fingern spüren, die seinen eigenen Körper schon vor Jahrhunderten verlassen hatte und die er trotz all der Jahrhunderte ab und zu noch vermisste.
Emilia seufzte leise, als Rafael begann, ihre Brüste durch den Stoff hindurch zu massieren. Langsam zeichneten seine Fingerspitzen Kreise um ihre Brustwarzen, die sich sofort noch stärker seinen Berührungen entgegen reckten. Spielerisch fuhr er ihre Rundungen nach, während Emilias Seufzen lauter wurde. Dann glitten seine Hände wieder hinab. Stückchenweise zog er ihr Hemd aus der Hose und fuhr darunter. Bereits sichtlich erregt und mit deutlich weniger Geduld ausgestattet, zerrte Emilia ihr Hemd komplett hervor, zog es sich über den Kopf und warf es beiseite.
Rafael konnte die brennende Begierde in ihren Augen sehen, doch ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Schnell ergriff er Emilias Arme, die drauf und dran war, sich ihrer Hose zu entledigen. Reflexartig erfühlte er ihren beschleunigten Herzschlag an ihren Handgelenken, als er Emilias Hände auf ihre Brüste legte und mit ihnen über die aufgerichteten Knospen fuhr. Ohne nachzudenken, begann sie mit ihren Brüsten zu spielen. In langsamem Tempo streichelte sie über die zarte Haut, zwirbelte ihre Brustwarzen zwischen Zeigefinger und Daumen und massierte ihre vollen Rundungen. Rafael lag noch immer unter ihr und sah ihr dabei zu, wie sie sich mit geschlossenen Augen selbst verwöhnte. Auch durch das schützende Leder ihrer Hose konnte er die zunehmende Hitze in ihren Oberschenkeln spüren.
Einige Zeit saß Emilia so auf dem Vampir, ihre Hände waren längst nicht mehr nur auf ihrem Oberkörper unterwegs. Vielmehr glitten sie über ihren Hals und den flachen Bauch, ruhten mal an ihrem Halsansatz, mal an ihrer Taille. Abwesend fuhr sie sich wiederholt durch ihre Haare, bis sie ihr geflochtenes Haar vor auf ihren nackten Oberkörper zog, den Zopf dann mit einem schnellen Handgriff löste und die hellen Strähnen kurz darauf offen ihre Brust bedeckte. Wie ein goldener Wasserfall umfloss es ihre Schultern und glänzte im flackernden Licht des Lagerfeuers.
Immer öfter kamen ihre Finger dabei auch ihrem Hosenbund näher. Rafael kam Emilia jedoch zuvor, indem er langsam sein Oberkörper hob, zeitgleich ihre Schultern umfasste und sie nach hinten drückte. Fließend folgte sie seinen Bewegungen, bis Emilia flach auf dem Rücken lag, ihr Haar rund um ihren Kopf ausgebreitet. Rafael kniete sich neben sie und erneut kostete er ihre weichen Lippen. Emilias Finger vergruben sich in seinen dunklen Locken und zogen ihn noch näher an sich heran, während sich ihre Zungen vereinten. Nach einer Weile löste er sich aus ihrer Umarmung und sein Mund wanderte weiter. Zärtlich verteilte er Küsse auf ihrer Stirn, ihren Ohren, ihren Brüsten und kehrte auch immer wieder zu ihrem weichen Mund zurück. Als er schließlich auch ihren Hals liebkoste, erwartete Emilia seinen unvermeidlichen Biss. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrer mit Erregung gepaarten Neugier und der unterschwelligen Furcht vor dem Wesen, mit dem sie sich eingelassen hatte.
„Tu es! Beiß zu! Nimm mich!“, wisperte sie und ihr Atem stockte. Doch Rafael erfüllte ihren Wunsch nicht: Emilia seufzte und es schwang ein Hauch von Enttäuschung darin, als sich seine Lippen wieder von ihrem Hals lösten. Stattdessen wanderten sie weiter, tiefer ihren Körper hinab. Bald schon hatte der Vampir ihre Hose erreicht, doch statt erneut umzukehren, begann er diesmal, den Gürtel zu öffnen. Bevor er Emilia jedoch endlich von dem störenden Beinkleid befreite, vergingen erneut quälende Minuten, in denen Rafael mit übertriebener Sorgfalt ihre Stiefel aufschnürte und sie langsam abstreifte.
Emilias Hände massierten bereits wieder ihre Brüste, um die bitter-süße Qual abzumildern, die er ihr bereitete. Sie war es nicht gewohnt, dass sich ein Mann soviel Zeit nahm. Oftmals waren ihre Partner nur auf ihr eigenes Vergnügen bedacht und nur wenige waren Willens und fähig, ihr zu ihrer Befriedigung zu verhelfen. Kurz schweiften ihre Gedanken zu K’hajiza zurück, der sich in dieser Hinsicht als sehr zuvorkommender Liebhaber entpuppt hatte. Auf der einen Seite genoss sie es natürlich, derart geliebt zu werden, auf der anderen jedoch, war ihre Erregung bereits seit einiger Zeit auf einem Niveau, das schon fast an Folter grenzte. Überdeutlich spürte sie ihre Erregung zwischen ihren Schenkeln pulsieren. Doch bis auf die Blicke, die er ihr immer wieder schenkte, schien nichts an Rafael daraufhin zu deuten, dass eine ähnliche Begierde seinen Körper beherrschte.
Endlich hatte er beide Stiefel zu ihren anderen Sachen geworfen und zog Emilia das letzte Rüstungsteil aus, womit sie nun vollständig nackt war – ein Zustand, der ihrem Gesichtsausdruck nach schon deutlich eher hätte eintreten können.
Doch auch jetzt behielt Rafael seine Langsamkeit bei: Mit seinen Fingerspitzen strich er von ihren Füßen über die Unterschenkel nach oben. Und je weiter er voran kam, desto schneller erklangen Emilias Herzschläge in Rafaels Kopf, während ihr weiblicher Duft seine übernatürlich geschärften Sinne immer deutlicher betörte. Gemächlich drang er weiter vor, seine Finger wanderten an den Innenseiten ihrer Oberschenkel entlang. Mit seinen sanften Berührungen schickte er einen kleinen Schauer nach dem anderen durch Emilias heißen Körper. Immer näher kam er dem Zentrum ihrer Lust, bis er ihr nasses Zentrum erreicht hatte. Langsam fuhr er über ihre Schamlippen, umspielte das rosige weiche Fleisch und verteilte Emilias Säfte weiter zwischen ihren Schenkeln. Ihr Körper bebte, als er begann, den Druck zu erhöhen. Ihre Erregung steigerte sich ins unerträgliche, während Rafael sie hingebungsvoll malträtierte.
Vernehmlich keuchte sie bereits unter seiner Behandlung, doch kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreichte, stoppte Rafael seine Berührungen. Er erhob sich leicht und wechselte dann von der Position neben ihr zwischen ihre nackten Beine. Alles geschah wieder mit provozierender Langsamkeit und gab Emilias Körper die Gelegenheit, sich etwas zu beruhigen. Aber kaum, dass er sich hingekniet hatte, trat sie ihm leicht gegen die Brust und protestierte mit einem schiefen Lächeln: „Hör auf, mich weiter so zu quälen, sonst zieh ich mich an und lass dich verdursten!“
Ein Lächeln stahl sich auf Rafaels Lippen, als er entgegnete: „Und wie willst du ohne mich hier rauskommen?“ Emilia schien noch immer nicht bewusst zu sein, dass er keinerlei Einfluss mehr auf ihren Willen nahm. Sie wurde durch ihre Ekstase völlig vereinnahmt. Dann legte Rafael seine Hände auf ihr Beine, drückte sie auseinander und senkte seinen Kopf wieder auf Emilias heiße Weiblichkeit. Und gern würde er ihren Wunsch erfüllen. Er spürte bereits, dass im Moment von Emilias Orgasmus eine ungeheure Menge Energie in ihrem Blut für ihn zur Verfügung stehen würde.
Ohne weiter zu zögern, tauchte er wieder zwischen ihre Beine. Problemlos drangen zwei Finger in Emilia ein. Mit spielerischen Bewegungen glitten sie hin und her, während Emilia erneut zu stöhnen begann. Die Felswände warfen ihr Lust zurück und erfüllten die Höhle mit einem vielfachen Echo. Während seine Finger in ihrem Inneren tobten und auf ihrer harten Perle tanzten, glitten seine Lippen über ihre Oberschenkel, verteilten Küsse, nicht ohne unregelmäßig auch auf ihrer bebenden Spalte zu landen, von wo schon bald auch seine Zunge in Emilia eindrang. Im geschickten Wechselspiel von Fingern und Zunge brachte er sie schnell wieder an den Rand zu ihrem Höhepunkt. Rafael ließ es sich jedoch nicht nehmen, sein Tempo wieder zu zügeln, kaum dass er merkte, wie nah Emilia ihrem Orgasmus war. Ein verschmitztes Grinsen lag auf seinem Gesicht, als er unterbrach und Emilias Blick suchte. Sie antwortete mit einem gequälten Lächeln, als sie sein Gesicht, mit dem wartenden Blick zwischen ihren gespreizten Beinen sah. Dann drückte sie seinen Kopf mit beiden Händen energisch zurück zwischen ihre weit geöffneten Schenkel.
Erneut kümmerten sich seine Finger, seine Lippen und seine Zunge um Emilias glühende Erregung. Ihre Hände ließen seinen Kopf los und massierten wieder leidenschaftlich ihre Brüste. Noch einige Momente, dann endlich ließ Rafael zu, dass sie kam. Ein befreiter Aufschrei hallte von den Höhlenwänden wider, während ihre Erregung ihren gesamten Körper einem gleißenden Feuerball gleich in Brand setzte und damit den Kontrast zwischen ihr und der kalten Haut des Vampirs noch verstärkte. Doch im selben Moment nahm sie noch etwas wahr: Ein stechender und doch irgendwie berauschender Schmerz mischte sich mit ihrer Ekstase, als Rafael seine Eckzähne tief in das entblößte Fleisch an ihrem Oberschenkel stieß. Mit ungekannter Deutlichkeit fühlte sie ihr Blut durch ihre Venen pulsieren, ihr Herzschlag hämmerte geradezu in ihren Ohren, während zeitgleich noch immer ihre Ekstase unvermindert ihren Körper schüttelte. Kurz glaubte sie noch zu spüren, wie Rafael das Blut aus ihre Schlagader saugte, dann schienen sich ihre Eindrücke zunehmende zu vermischen, alle ihre Empfindungen verschwammen und im nächsten Augenblick wurde die Welt um sie herum vollkommen schwarz.


Sie erwachte durch das Geräusch von Stahl, der auf Stahl schabte. Ein lauter Knall und ein tierähnliches Schnaufen weckten sie vollends.
„Ah, du bist wach, mein Kind.“ Fast schon spielerisch wehrte Rafael einen Axthieb eines aschgrauen Draugrs in einer halb verrotteten Rüstung ab, trat ihm mit dem Fuß gegen den Unterleib und beförderte die Mumie gute sechs Schritt nach hinten.
„Ich hätte dich gern sanfter geweckt, aber Gelboras und sein Gefolge scheinen den Weg hierher gefunden zu haben.“ Ein Schwung seines Schwertes drang von oben zwischen Schulter und Hals in den Leib des nächsten Draugr ein und trennte den Arm mitsamt eines Teils des Oberkörpers ab. Rafaels Stimme war nichtsdestotrotz ruhig, als säße er in einem Wirtshaus in Riften, als er weiter sprach.
„Kleide dich doch bitte an, dann könnten wir zusammen unser Nachtlager verlassen, wenn es dir beliebt.“
Ein neuerlicher lauter Knall brachte Emilia vollende in die Realität, die in krassem Gegensatz zu Rafaels gelassenem Ton stand: Im Eingang zu der Höhle mit dem kleinen Teich drängten sich drei oder vier Draugr, dahinter im Halbdunkel schienen unzählige nachzudrängen. Ihnen entgegen standen die drei Räuber, die Emilia und Rafael nur Stunden – oder waren es Tage? - zuvor getötet hatten. Stumm und verbissen bekämpften sie die Draugr und verhinderten, dass mehr von ihnen in die Höhle eindrangen. Mehrere der Biester lagen bereits zu ihren Füßen, aber auch einer der Kämpfer – es war der Glatzkopf – schien bereits zu humpeln. Getaucht war die Szenerie in ein spukhaftes violettes Licht, das von einem Atronachen ausging. Der steinerne Koloss war noch ein gutes Stück größer als Emilia und bestand aus unzähligen großen und kleinen Bruchstücken, die magisch zusammengehalten wurden und einige Handbreit über dem Boden schwebten. Immer wieder sandte er helle Lichtblitze in den Eingang, die die nachströmenden Draugr zerfetzten oder in Brand setzten.
Rafael stand in zweiter Reihe hinter den Kämpfern und hatte sich bis eben um einige Draugr gekümmert, die an den anderen vorbei in die Höhle geschlüpft waren. Jetzt trug er zu der abgewetzten Hose ein ebenso verblichenes Hemd. Doch darüber lag ein kunstvoll geschmiedetes Kettenhemd, das auf Brusthöhe offenbar das Clan-Wappen von Rafaels Familie trug.
In Windeseile zog Emilia ihre eigene Rüstung an und raffte ihr weniges Gepäck zusammen. Dabei bemerkte sie, dass an ihrem Oberschenkel schwach rosa die zwei Abdrücke von Rafaels Eckzähnen schimmerten. Mit gezogenem Schwert trat sie nur Momente später neben Rafael, der mit unscheinbaren Handbewegungen den Atronachen zu steuern schien, während er darauf achtete, dass die drei Räuber ihre undurchdringbare Barriere aufrecht erhielten.
„Und nun? Wie kommen wir hier weg?“, fragte sie hektisch, wobei ihre Aufmerksamkeit dem Durchgang vor ihnen galt, der einen nicht endenden Strom Untoter zu beherbergen schien.
„Komm, folge mir“, antwortete Rafael und deutete auf den anderen Durchgang zu der kleinen Nachbarkammer. Im Gehen griff er nach einer Tasche, die wohl zuvor einem der Grabräuber gehört hatte und nun Rafaels Gepäck darstellte. „Ich hoffe nur, meine drei Vasallen und der Atronach werden uns ausreichend Zeit verschaffen.“ Drang da etwa eine Spur von Zweifel durch Rafaels steinerne Maske der Leichtigkeit?
Als sie die Nachbarkammer betraten, rollte ein tiefes Dröhnen durch die Höhle und Emilia sah über ihre Schulter, wie die Draugr geradezu aus dem engen Gang herausquollen. Hinter ihnen glomm ein blutroter Schein, der schnell heller wurde.
Rafael zog Emilia vollends in die Kammer hinein „Wir sollten uns beeilen. Gelboras scheint sich die Ehre geben zu wollen. Nicht, dass die vier Menschen nicht gut kämpfen würden, aber gegen einen Drachenmagier werden sie wohl nicht lange standhalten.“ Schnell tasteten seine Hände an der von Flechten überzogenen Rückwand des Raumes entlang. Als er gefunden hatte, was er suchte, legte er beide Hände aufeinander an die Wand und murmelte etwas in einer unbekannten Sprache. Kurz darauf glitt die Mauer lautlos zur Seite und gab einen schmalen, unbeleuchteten Gang frei.
Ein unmenschliches Heulen hallte aus der großen Höhle und das rote Leuchten schwoll innerhalb eines Augenblicks zu einer gleißenden Helligkeit an, die Emilia kurzzeitig blendete, obwohl sie mit dem Rücken zum Durchgang stand.
„Schnell“, drängte Rafael und schob sie an sich vorbei in den Durchgang. „Ich muss diesen Ausgang hinter uns versiegeln, damit Gelboras auch weiterhin in seinem Grab eingeschlossen bleibt.“ Wie von Geisterhand schloss sich die Pforte hinter ihnen und umgab sie mit undurchdringlichem Schwarz. Erneut hörte Emilia, wie der Vampir eine Beschwörung sprach. Noch während er den Zauber beschwor, drang das blutrote Leuchten von Gelboras durch die haarfeinen Ritzen um die geheime Tür. Emilia konnte spüren, wie der untote Magier auf der anderen Seite nach ihnen suchte. Ein kalter Schauer jagte ihren Rücken hinab, als sie glaubte, das Rascheln seines Gewandes und sein wütendes Schnaufen hören zu können. Dann schwoll das dunkle Rot erneut an, bis die Umrisse der Tür zu glühen schienen. Im selben Augenblick, als sich der Zauber mit einem Krachen gegen die Tür entlud, schloss Rafael mit einem lauten Ausruf und die Ritzen um die Tür verschwanden. Nur eine leichte Erschütterung und ein entferntes Aufheulen bezeugten, dass Gelboras Grabkammer wieder sicher verschlossen war.
„Da haben wir nochmal Glück gehabt.“ Rafaels ungerührte Stimme drang in der vollkommenen Dunkelheit an Emilias Ohr. „Schon das letzte Mal hatte er uns ganz schön zugesetzt.“
„Das letzte Mal?“, fragte Emilia mit einem ungläubigen Ton.
„Oh, naja, ich war auch schon dabei, als wir ihn das erste Mal hier unten eingesperrt haben. Es scheint, dass er mir das in den letzten Jahrhunderten nicht verziehen hat.“ Er lachte leise, dann beschwor er ein kleines magisches Licht, mit dem er den Gang erhellte. Ein breites Grinsen lag auf seinen bleichen Gesichtszügen.
„Ich vergesse immer wieder, was für Schwierigkeiten ihr Sterblichen mit unserem Verständnis von Alter und Vergangenheit habt. - Aber wir sollten uns auf den Weg machen, es ist noch ein gutes Stück bis an die Oberfläche.“
Zusammen folgten sie dem Gang, Rafael ging voran. Zielsicher führte der Vampir sie durch das unterirdische Labyrinth, hauptsächlich kamen sie durch weitere Grabkammern, aber hin und wieder öffneten sich auch natürliche Höhlen, die sie nutzten, um zu rasten. Nirgendwo trafen sie auch nur auf Spuren von Draugr. Rafael erklärte Emilia unterwegs, dass sie ursprünglich auf diesem Weg zu Gelboras vorgedrungen waren. Alle Draugr waren bereits vor unzähligen Jahren vernichtet worden und ihre Überreste inzwischen vollständig zu Staub zerfallen.
Emilia wusste nicht, wie lange sie unterwegs gewesen waren, aber irgendwann erreichten sie eine weitere Höhle, von der aus sie an die Oberfläche kamen. Die blasse Sonne stand knapp über dem Horizont. Rafael führte sie noch einige Zeit durch ein Stück Wald, bevor sie eine weite Grasebene betraten.
„Hier trennen sich unsere Wege“, sagte Rafael, als sie die letzte Baumreihe hinter sich ließen. „Ich danke dir nochmals für deine Hilfe. Ich hoffe, du verzeihst mir mein, nun ja, unhöflich direktes Verhalten.“
Emilias Herzschlag beschleunigte sich, als die Erinnerungen an die gemeinsame Nacht durch ihre Gedanken huschten. „Ja, natürlich. Schließlich habe ich dir genauso mein Leben zu verdanken. Ohne dich würde ich jetzt tot in irgendeiner dieser Katakomben liegen.“
„Aber das war doch selbstverständlich“, antwortete Rafael mit einem respektvollen Nicken.
„Die Straße nach Markath liegt etwa eine halbe Stunde in dieser Richtung, Du kannst sie nicht verfehlen. Wenn du sie erreicht hast, wende dich nach links.“ Dabei zeigte er in gerader Richtung über die Ebene. „Ich wünsche dir viel Glück auf deinem Weg. Mögen dir die Götter gewogen sein. Und vielleicht erlaubt uns das Schicksal, uns unter anderen Umständen wieder zu treffen.“
Mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete sich Rafael. Als er sich wieder erhob, umhüllte ihn eine dunkle Wolken und im nächsten Augenblick stob ein Schwarm Fledermäuse in den Himmel davon. Emilia blickte dem schnell kleiner werdenden, schwarzen Fleck noch einen Moment hinterher, dann machte sie sich auf den Weg in die angezeigte Richtung.
Einige Tage später und nach einer Übernachtung vor den Toren von Markath erreichte Emilia den Liebendenstein. Von da aus versuchte sie, die auf der vergilbten Karte verzeichnete Stelle zu finden. Es dauerte mehrere Tage, bis sie glaubte, endlich das beschriebene Gebiet erreicht zu haben. Der Zeichner hatte wohl für die Längsseite einen anderen Maßstab benutzt hatte als für die Querseite und somit die gesamte Karte verzerrt gezeichnet. Nachdem sie einen weiteren Tag lang nach einem Zugang gesucht hatte, war sie gegen Abend eigentlich mehr durch Zufall fündig geworden.
 
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Der Tempel

Nach langer Pause hat Emilias es doch noch bis in den Tempel der Lunarier geschafft. Damit findet die Geschichte um Emilias Abenteuer doch noch das geplante Ende.
Anmerkungen, Diskussionen und Verbesserungsvorschläge können gerne im Diskussionsthread hinterlassen werden.
Nicht vergessen darf ich Calm, dessen grandiose Bilder als Inspiration gedient haben. :yo:

Der Tempel

Das Achteck maß fünf oder sechs Fuß und schloss perfekt mit dem umgebenden Felsen ab. Vorsichtig tastete Emilia über die Oberfläche, versuchte, eine Vertiefung oder etwas Ähnliches für den steinernen Schlüssel zu finden. Deutlich spürte sie die feine Ornamentik unter ihrer Haut. Skyrims harsche Witterung hatte ihr kaum etwas anhaben können. Ein winziger Spalt über dem Mittelpunkt des Achtecks erweckte ihre Neugier. Ihre Fingernägel fuhren der Kontur nach und erfühlten ein kleines Quadrat. Ohne großen Widerstand ließ es sich eindrücken. Es folgte ein leises Kratzen hinter der Tür, dann bewegte sie sich knirschend zur Seite.
Emilia stand zögernd vor dem dunklen Durchgang, dann zog sie ihre Obsidianklinge und betrat den Tempel. Sie musste sich bücken, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Kaum war sie hindurch, schloss sich der Eingang und umhüllte sie mit völliger Finsternis.
Wär' ich doch nur eine Khajiit, dachte sie, obwohl sie wusste, dass auch die Augen der Katzenwesen in absoluter Dunkelheit nichts sehen konnten.
Die verschlossene Tür im Rücken, erschien es Emilia jedoch weniger gefährlich, ein Licht zu entzünden als draußen in der Wildnis. Mit einer fließenden Bewegung erzeugte sie eine kleine, weiß leuchtende Kugel in ihrer Handfläche, von wo sie in eine Position über ihrem Kopf schwebte.
Die Kammer, in der sie sich befand, war etwa sieben Fuß hoch, sodass sich noch knapp eine Handbreit zwischen ihrem Kopf und der Decke befand. An der gegenüberliegenden Seite sah sie eine weitere niedrige Steintür, identisch zu der hinter ihr. Die Wände waren rundherum verziert mit Metallmustern, die matt im weißen Licht schimmerten. Sie bildeten Symbole, wie die auf dem Artefakt, mit dem Emilia hierher gekommen war. Die Raummitte wurde eingenommen von einem leeren steinernen Becken, um das vier niedrige Bänke standen.
Etwas allerdings irritierte Emilia: Obwohl offenbar schon seit Längerem niemand mehr hier gewesen war, erschien alles auffallend sauber. Kein muffiger Geruch lag in der Luft, keine Pilze oder Moose wuchsen an den Wänden. Nicht einmal Staub oder Spinnweben waren zu sehen.
Nachdem sie bereits seit Tagen durch die Wildnis gewandert war, überlegte Emilia, ob sie sich nicht erst einmal ausruhen sollte. Da die Kammer nur zwei Zugänge besaß, bot sie eine gewisse Sicherheit und würde sie ihr seit Langem das erste Mal erlauben, wieder ruhig zu schlafen. Aber nach kurzem Zögern siegte ihre Neugier und so untersuchte sie die zweite Tür. Nach kurzer Suche fand sie eine quadratische Vertiefung, diesmal jedoch in der unteren Hälfte.
Hinter dem Durchgang erhellte die Lichtkugel die obersten Stufen einer Treppe, die in die Tiefe führte und sich dort im Dunkel verlor. Emilia folgte ihr, bis sie eine weitere Tür erreichte, die sich von selbst öffnete und den Blick auf einen deutlich größeren Raum freigab. Das kleine Magierlicht über Emilias Kopf erhellte nur einen spärlichen Teil davon, doch durchdrang ein seltsames Leuchten die Halle, die gut und gerne 100 Schritt durchmaß. In regelmäßigen Abständen standen die gleichen Becken, wie im ersten Raum. Sie waren jedoch mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt, aus der unentwegt eine Art violett leuchtender Nebel entstieg. In der hinteren Hälfte befanden sich Bänke, die in Quadraten um jeweils eine der Schalen angeordnet waren.
Emilia näherte sich dem vordersten Becken: Es war angenehm warm und in der Flüssigkeit spiegelte sich ihr Gesicht wie in Wasser, als sie hineinschaute. Keine Bewegung störte die makellos glatte Oberfläche. Sie fragte sich, wieso der Inhalt nicht über die Zeit verdampft war. Die Dämpfe selber schienen nichts Besonderes an sich zu haben, bis darauf, dass sie leuchteten.
Langsam ging sie an den Bänken und Schalen vorbei zum anderen Ende des Raums, an dem sich drei Türen befanden. Die linke öffnete sich, nachdem sie den Knopf in der rechten Hälfte der Tür gefunden hatte. Dahinter gelangte sie in einen kurzen Korridor, an dessen Seiten sich ein Dutzend spärlich eingerichteter Nischen mit Betten verteilte. Offensichtlich handelte es sich um einen Schlafraum. Kleine Schalen hingen an der Decke und spendeten auf ihre seltsame Weise Licht und Wärme.
Die zweite Tür mündete in einen langen, dunklen Gang, während sich hinter der letzten Tür ein weiterer Schlafraum befand. Eine flüchtige Untersuchung ergab keine Hinweise auf die Lunarier und so folgte Emilia dem mittleren Durchgang, der ein Stück weiter auf beiden Seiten eine Holztür aufwies. Sie waren von Außen mit einem Riegel verschlossen und führten in üppig gefüllte Lagerräume. Darin stapelten sich in Regalen allerlei nützliche Dinge: Krüge voller eingemachtem Gemüse, Flaschen mit Wein, Bierfässer, kleine säuberlich beschriftete Phiolen mit Tränken, getrocknete Kräuter, Wurzeln und Blätter, sogar Werkzeug und Baumaterialien, sowie alles andere, was man für eine lange Zeit ohne Kontakt zur Außenwelt brauchen könnte. In jedem befand sich zudem ein Brunnen, in dem klares Wasser funkelte. Emilia beschloss, auf dem Rückweg einen genaueren Blick darauf zu werfen und mitzunehmen, was sie gebrauchen konnte. Vorerst aber folgte sie dem Gang tiefer hinein in den Tempel.
Ihr Magierlicht war erloschen. Leuchtender Nebel, der aus kleinen, in regelmäßigen Abständen an der Decke hängenden Schalen kam, wies ihr stattdessen den Weg, bis eine weitere Steintür den Durchgang versperrte. Sie suchte und fand den bekannten Mechanismus, doch diesmal geschah nichts. Ein zweites Mal betätigte sie den Schalter, doch wieder tat sich nichts.
Die Zweifel, die sie bereits seit dem Betreten des großen Gewölbes beschlichen, verstärkten sich. Das Ganze erschien ihr etwas zu einfach. Sie hatte bisher kein Anzeichen anderer Menschen gefunden. Außerdem stellten bisher lediglich ein paar primitive Schlösser den einzigen Schutz des Tempels dar. Und trotzdem waren keine Banditen, Untoten oder wilde Tiere eingedrungen. Selbst Spuren natürlichen Verfalls fehlten. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Sorgfältig inspizierte Emilia die Tür. Sie glich den vorigen wie ein Ei dem anderen: Glatter grauer Stein, perfekt gearbeitet und verziert mit den unbekannten Symbolen. Wenn sie sich unterschieden, bemerkte sie es nicht. Ihre Hand glitt suchend über die glänzenden Intarsien und erst, als sie jetzt darüber tastete, erkannte sie ihren Irrtum: Sie hatte angenommen, dass nur ein Schalter existierte, aber diesmal waren es zwei, die unsichtbar in die Oberfläche eingelassen waren. Als sie beide gleichzeitig drückte, öffnete sich der Durchgang und gab einen kurzen, breiteren Gang frei, an dessen gegenüberliegender Seite sich eine weitere Tür befand. Anders als bisher war diese viereckig und nahm einen Großteil der Wand ein. In der Mitte war eine achteckige Aussparung zu sehen, der Stein darum war über und über mit goldenen Ornamenten überzogen. - Und davor lag ein lebloser Körper.
Widerwillig trat Emilia durch den Eingang. Instinktiv schlossen sich ihre Finger fester um den Griff der Obsidianklinge. Ihr Blick glitt durch den Raum, während sie sich auf den Mann zubewegte. Mit einem Zischen verschloss sich die Tür hinter ihr und dichte Dampfwolken strömten aus versteckten Öffnungen in der Decke. Reflexartig stürzte Emilia zurück, doch es war bereits zu spät. Der Durchgang wurde durch ein eine glatte graue Wand verschlossen.
Das kommt meinen Erwartungen an diesen Tempel schon näher, dachte sie, als sie die Umgebung aufmerksam nach Trittplatten oder anderen, verborgenen Mechanismen absuchte.
Der einströmende Dampf war deutlich heller, als das allgegenwärtige violette Leuchten. Es war vielmehr ein rosa und sein leichtes, blumiges Aroma erfüllte sofort die Luft. Wie in dichtem Nebel bildeten sich feine Tropfen auf Emilias Haut und der Lederrüstung, die sich schnell zu einem dünnen Film vereinten. Jedoch schien sich der Dampf nur auf ihr und sonst nirgendwo niederzuschlagen. Sie hatte keine Erklärung, warum das so war. Handelte es dabei sich um Magie oder um Alchemie? Oder einer Verbindung aus beidem?
Dass sie keine weiteren Überraschungen fand, beruhigte Emilia fürs Erste. Sie hatte schon einige solcher Prüfungen, Fallen, Schließvorrichtung oder wie man es nennen wollte, gesehen und bisher hatte sie noch jedes Rätsel und jeden Mechanismus überwinden können. Sie hatte ausreichend Vorräte, und falls doch echte Gegner auftauchen sollten, würde sie sich schon zu verteidigen wissen.
Als Nächstes wandte sie sich wieder dem Körper am Ende des Raumes zu. Die fehlende Atmung und die fahle Hautfarbe bewiesen, dass der junge Bretone tot war. Er war mit einer Robe bekleidet und neben ihm lag ein unterarmlanger Zauberstab, wie ihn Magiernovizen oftmals erhielten, bevor sie sich ihren eigenen richtigen Zauberstab verdienten. Sie hatten selbst keine Kräfte, dienten aber dazu, die Magie des Nutzers zu fokussieren. Der Leichnam wies keine sichtbaren Verletzungen auf, auch verhungert oder verdurstet sah er nicht aus. Emilia durchsuchte die Taschen seines Gürtels, fand jedoch außer zwei Magicka-Tränken, einer Schriftrolle, etwas Gold und Proviant keinen Hinweis auf seine Herkunft.
Als sie sich wieder erhob, schien sich der Raum für einen kurzen Moment zu drehen. Schwindlig stützte sie sich gegen die breite Tür. Die Intarsien darauf drehten sich und verschwammen vor ihren Augen. Sie brauchte einige Sekunden, bevor sich ihr Blick wieder fokussierte und plötzlich ergaben die Zeichen einen Sinn! Allmählich formten sie Silben und Worte, die Emilia leise vorlas:
„Tretet ein in das Heiligtum von Masser und Secunda, junge Novizin. Beweist Eure Ehrfurcht vor den Monden. Entbietet ihnen Euren Körper, um euch als würdig zu erweisen. Trefft Eure Wahl, doch wisset, dass es eine endgültige ist.“
Kaum hatte sie das letzte Wort gemurmelt, erklang ein mehrfaches, schleifendes Geräusch und in jeder Ecke des Raumes öffnete sich eine schwere Bodenplatte. Darunter kam je ein mit Gold eingefasster und vergitterter Schacht zum Vorschein. Emilia trat an eine der Öffnungen und blickte in den pechschwarzen Abgrund. Ein leises Reiben ließ sie noch angestrengter hinabschauen, bis sie glaubte, eine Bewegung zu erkennen. Dunkle Schatten schälten sich aus der Dunkelheit, formten allmählich dicke, glatte Arme, die dem Licht entgegen wuchsen.
Sie war einige Schritte zurückgewichen, während sich die Gebilde in einem hypnotischen Tanz wanden. Inzwischen waren sie zur vollen Größe angewachsen und überragten Emilia um einen Kopf. In den anderen Ecken konnte sie ganz ähnliche Wesen sehen, deren Tentakel sich in immer neuen Mustern umeinander bewegten.
Emilia streckte vorsichtig ihre Hand aus, die Obsidianklinge kampfbereit in der anderen. Die wogende Masse schien ihre Nähe zu bemerken. Langsam neigten sich ihr zwei Enden entgegen und tasteten suchend umher, bis sie schließlich ihre Fingerspitzen erreichten. Mehrfach zuckten sie kurz zurück, bevor sie anfingen, an Emilias Fingern entlang weiter zu kriechen. Die Arme fühlten sich kühl und weich an, ein wenig wie die Haut einer Schlange. Die Bewegungen schienen auch nicht aggressiv, mehr neugierig und spielerisch. Doch ehe sie ihr Handgelenk umschließen konnten, entzog Emilia sich ihnen. Vergeblich suchten die Tentakel nach ihr und zogen sich dann wieder in die Masse zurück.
Emilia konnte sich noch keinen Reim darauf machen, was diese Geschöpfe - dass es sich um ein oder mehrere intelligente Wesen handelte, dessen war sie sich sicher - mit der Aufgabe zu tun hatte. Als sie sich den anderen Öffnungen näherte, reagierten die Arme dort in ähnlicher Weise: Zaghaft versuchten sie zunächst, Emilia zu ertasten, um dann an ihrem ausgestreckten Arm entlang zu kriechen. Beim letzten Schacht sprang sie erschrocken zurück, als ein weiterer Arm nach ihrem Fuß griff. Unbemerkt hatte er am Boden nach ihr gesucht.
Emilia ließ das Kurzschwert in die Scheide gleiten und lehnte sich grübelnd gegen den verschlossenen Eingang. Noch immer rätselte sie, was diese Dinger von ihr wollten. Und ohne Provokation ihre Waffen gegen die Wesen einzusetzen, war die letzte Option, die sie einzusetzen gedachte. Erschöpft rutschte sie zu Boden. Ihr Blick glitt durch den Raum, über die Wände, deren Verzierungen jedoch reine Symbole ohne Bedeutung blieben, zu dem toten Bretonen. Immer wieder musterte sie die seltsamen Arme in ihrem endlosen Tanz. Dabei dachte sie die ganze Zeit über die Inschrift nach, ohne ihr jedoch einen neuen Sinn entlocken zu können. Sie war einfach schon zu lange wach.

Erschrocken öffnete Emilia ihre Augen. Sie musste eingeschlafen sein. Sofort richtete sie sich auf und sah sich um. Doch offenbar hatte sich nichts verändert. Ihrem Hungergefühl nachgebend griff sie nach ihrer Provianttasche, als ihr Magen knurrte. Gern hätte sie gewusst, wie lange sie geschlafen hatte, doch jegliches Zeitgefühl war ihr unter der Erde abhandengekommen. Während sie an einem Stück getrockneten Schinken und etwas Brot kaute, trat sie erneut vor die gegenüberliegende Wand und las nochmals den Wortlaut, der sich aus den Symbolen formte.
Plötzlich hielt sie inne. Das Stück Schinken noch im Mund kramte sie eilig in ihrem Gürtel. Warum war ihr das nicht schon früher eingefallen? Wenn sie die Inschrift an der Tür lesen konnte, konnte sie doch vielleicht auch die Intarsien auf dem Schlüssel lesen! Schnell holte sie die Steinscheibe hervor. Der überwiegende Teil der Symbole blieb ihr verschlossen, doch auf der Oberseite fand sich ein zweiter rätselhafter Hinweis:
"Vier Kinder von Hermaeus Mora wachen über das heilige Innere. Doch nur eines erstrahlt im Licht der Monde“, formte sich in Emilias Geist.
Der Daedra-Prinz Hermaeus Mora galt als Hüter des Wissens und des Schicksals und wurde oft als vielgestaltige, unförmige Kreatur beschrieben. Demnach waren die Tentakel wohl seine Kinder, schloss sie. „Doch nur eines erstrahlt im Licht der Monde ...“ Was kann damit gemeint sein, überlegte sie weiter. Hier unten gab es kein Mondlicht und im violetten Zwielicht sahen die Gebilde alle gleich aus. Wenn sie die Inschrift an der Tür und den Text des Schlüssels miteinander verband, konnte nur eine der vier Gruppen die richtige sein und das Licht der Monde würde ihr zeigen, welche. Aber die Richtige wofür? „Entbietet ihr Euren Körper“, hatte an der Tür gestanden ...
Erneut näherte sie sich einem der Schächte. Die Tentakel tasteten diesmal weniger zaghaft nach ihr, reckten sich ihr sogleich entgegen. Emilia versuchte, einen Unterschied in der Farbe oder der Struktur der Gebilde zu sehen. Behutsam strich sie über die glatte Oberfläche. Die Arme liefen in runde Enden aus, die sich verdickten, immer wenn sie Emilias Haut berührten. Damit stupsten sie sie an und tasteten sie ab. Wenn Emilia sie gewähren ließ, wanderten sie auf ihr entlang, schlängelten sich über ihre Finger, wobei sie sich jeder Form anpassten. Offenbar waren sie äußerst wandelbar in ihrer Gestalt. Zudem bewiesen sie Intelligenz: Bereits nach wenigen Versuchen schienen sie Emilias Hand wiederzuerkennen und bewegten sich zielstrebiger auf ihren Arm zu, den Emilia ihnen jedoch immer wieder entzog, bevor sie ihn fest umschlingen konnten.
Emilia ging von Gruppe zu Gruppe, strich über die Tentakel, versuchte Unterschiede in der Farbe zu erkennen, in ihrem Verhalten. Sie roch sogar an ihnen, doch überdeckte der intensive Geruch des Nebels jeden anderen Duft, der vielleicht da sein mochte. Es dauerte eine ganze Weile, bis es ihr schließlich auffiel: Zunächst hatte sie es nicht bemerken können, da ihr Hände, wie ihr ganzer Körper, von dem allgegenwärtigen rosa Flüssigkeitsfilm überzogen war, den der Dampf hinterlassen hatte. Doch dann erkannte sie, dass drei der Wesen selber nicht damit bedeckt waren, während die Tentakel der vierten Gruppe voll damit waren.
Emilia hatte angenommen, dass sich der Film auf allen organischen Oberflächen bildete, doch nun fiel ihr auf, dass auch tote Bretone keine Spur der Flüssigkeit aufwies. Demnach kondensierte der Dampf nur auf lebendigen Dingen. Der rosa leuchtende Dunst war dann vielleicht das Licht der Monde.
Unsicher, ob ihre Theorie zutraf, näherte sie sich dieser Gruppe. Wie zuvor streckten sich ihr die Tentakel entgegen, berührten ihre nackte Hand und schlängelten sich ihren Arm hinauf. Misstrauisch ließ Emilia es geschehen, auch als ihr Arm fester umschlossen wurde und ein weiterer sich um ihren Unterschenkel wand. Behutsam schienen sie sie dabei in Richtung des Schachts ziehen zu wollen und Stück für Stück gab sie nach.
Je näher sie der Ecke kam, desto aktiver wurde das Wesen. Immer mehr der Arme wanden sich ihr entgegen. Kurz bevor die restlichen Tentakel sie erreichten, ergab sich Emilia endgültig in ihr Schicksal: Sie hatte ihre Wahl getroffen und würde nun damit leben, was auch immer das bedeuten mochte. Unentschlossen und untätig, wie der Bretone offenbar gewesen war, würde sie auf keinen Fall sterben.
Die Tentakel erkundeten ihre Arme und Beine, tasteten darüber und wanden sich nach und nach darum. Der Griff der dickeren Arme war kräftiger, sodass Emilia sich bald schon nicht mehr daraus befreien konnte. Scheinbar mühelos hoben sie sie an und im nächsten Moment schwebte Emilia über dem vergitterten Schacht, der völlig von der Masse der Tentakel ausgefüllt wurde. Aus dem Augenwinkel konnte sie beobachten, dass die Gebilde in den anderen Ecken hingegen kleiner geworden waren und sich zurückzogen.
Das Wesen wanderte neugierig über ihren gesamten Körper. Emilia zuckte zusammen, als es über ihr Gesicht fuhr und sie den blumigen Duft des Lichts der Monde deutlich wahrnahm. Zudem stellte sie überrascht fest, dass die Tentakel irgendwie zu leuchten schienen. Oder vielmehr begann der rosa Film darauf zu leuchten, wie es auch der Nebel die ganze Zeit tat.
Wie ein Blinder ein Gesicht befühlte, um eine Vorstellung davon zu erhalten, untersuchte das seltsame Geschöpf jedes Stück von Emilias Körper. Seine Arme zerzausten ihr blondes Haar, erkundeten jede Falte und Öse ihrer Rüstung und auch für ihre Waffen und Ausrüstung interessierten sie sich. Als sie zwischen ihre Beine glitten und frech über ihre Brüste tasteten, hielt Emilia kurz die Luft an, doch schienen sie kein größeres Interesse an ihren empfindlicheren Regionen zu zeigen als an allem anderen.
Auf einmal löste sich ihr Gürtel und rutschte hinab. Emilia sah, dass sich die Spitze eines Tentakels geteilt hatte und in drei kleineren Auswüchsen endete, die es ähnlich geschickt wie Finger einsetzte. Damit hatte es den Knoten gelöst und hielt nun den Gürtel fest, den es auf dem Boden der Kammer ablegte. Sie hatte ihre Verblüffung noch nicht überwunden, als andere in gleicher Weise ihre Armschützer, Stiefel und Hose öffneten. Auch die Schnürung an ihrer Rüstung stellte für sie kein Hindernis dar und kurz darauf hing Emilia nur noch mit ihrem wollenen Unterhemd bekleidet zwischen den wogenden Armen, während der Rest ihrer Sachen in einem Haufen am Boden lag.
Emilia fühlte ihr Herz in den Ohren pochen. Die Befürchtung, vielleicht doch eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, nagte an ihr. Aber andererseits machten die Tentakel weiterhin keinen aggressiven Eindruck, wie sie über ihren Körper fuhren und mehr und mehr des Mondlichts verteilten. Ihr Hemd, bisher durch die Lederrüstung verdeckt, war innerhalb von Minuten durchdrungen und auch ihre Haare, in denen sich der Dampf nicht abschied, waren bereits nass und klebrig.
Ein erster Tentakel glitt unter den letzten Rest Stoff und strich forschend über die warme Haut. Über Emilias Bauch tastete er sich weiter nach oben, bis er ihre Brüste erreichte. Stück für Stück bewegte er sich weiter. Emilia empfand die Berührungen der kühlen, weichen Oberfläche auf ihrem Körper als angenehm entspannend, wohingegen die ständig wechselnde Form der Spitze immer neue Reize verursachte. Sie hatte die Augen geschlossen und ließ die Empfindungen auf sich wirken.
Mit streichelnden Bewegungen glitt der Arm über ihre vollen Brüste, schon bald begleitet von einem zweiten, sodass sich jeder hingebungsvoll um eine ihrer weiblichen Rundungen kümmerte. Mehrere Tentakel schlängelten sich zudem auf ihren Beinen und kamen ihrer ungeschützten Scham immer näher. Erregt bewegte Emilia sich im Griff des Wesens, als die erste weiche Spitze ihre nackten Schamlippen berührte. Behutsam tastete der Auswuchs darüber. Die sanften Bemühungen beschleunigten Emilias Herzschlag weiter und unwillkürlich zuckte sie bei jeder leichten Berührung zusammen. Sie war sich nicht sicher, ob das Geschöpf wusste, was es bei ihr auslöste.
Bald schon veränderte sich sein Verhalten: Was zunächst nur forschende Berührungen der weichen Spitzen waren, fühlte sich immer öfter saugend an. Fasziniert und erregt verfolgte Emilia, wie sich die Enden verdickten und sich über ihre Brustwarzen und auch ihre Schamlippen stülpten. Sanft begannen sie daran zu ziehen. Ihre Knospen reckten sich den Tentakeln entgegen, die umso intensiver daran saugten, bis sie ihre volle Größe erreicht hatten und hart waren. Emilia seufzte, als sich die weichen Arme perfekt ihren anschwellenden Schamlippen anpassten und völlig unbekannte Empfindungen in ihr auslösten.
Erneut glitt einer der Arme über ihr Gesicht. Unwillkürlich öffnete Emilia ihre Lippen und ließ ihre Zunge über die Spitze des Tentakels streichen, kostete vom Licht der Monde. Vorsichtig drang er daraufhin in ihren Mund ein. Neugierig erkundete er das Innere, spielte mit ihrer Zunge und ertastete ihre Lippen. Dabei wuchs der kleine Fortsatz zu beträchtlicher Größe an, so weit, dass Emilia Mühe hatte, ihn aufzunehmen. Er erstickte ihr erregtes Stöhnen und zwang sie, gepresst durch die Nase zu atmen, bis er schließlich genug hatte und ihren Mund wieder verließ.
Emilias befreites Keuchen mischte sich mit dem monotonen Zischen des einströmenden Dampfes und dem Schmatzen der leuchtenden, übereinandergleitenden Fangarme. Energisch zerrte sie an den Tentakeln, die sie hielten, wobei sie hoffte, dem Wesen zu Verstehen zu geben, was es in ihr ausgelöst hatte und wonach ihr Körper nun verlangte.
Und offenbar schien sie Erfolg zu haben. Langsam wurde Emilia angehoben. Nachdem ihr Blick bis dahin in die Ecke gerichtet gewesen war, konnte sie nun kurz sehen, dass die anderen Tentakelgruppen völlig in ihren Öffnungen verschwunden waren. Dann wurde sie mit dem Rücken auf dem rauen Boden abgelegt. Die Arme ausgebreitet und die Beine gespreizt, lag sie mit den Füßen am Rand des Gitters. Die Tentakel hatten sich um ihre Hand- und Fußgelenke geschlungen und hielten sie fest, während ein weiterer ihr Hemd hochschob. Die anderen lösten sich von ihren Schamlippen und Brüsten. Groß und dunkel schimmerte das darunter auftauchende Gewebe durch das darin angestaute Blut.
Mit pochendem Herzschlag sah Emilia, wie sich ein neuer, kräftigerer Arm an ihrem Oberschenkel empor wandte und sich zielstrebig auf ihre Grotte zubewegte. Sein Ende war bestimmt so groß wie eine Männerfaust und sie hoffte innig, dass er nicht vorhatte, was sie befürchtete. Doch stattdessen legte er sich über ihre Scham, passte sich perfekt ihrer feucht glänzenden Spalte an und saugte sich daran fest. Die Intensität, mit der es an ihren empfindsamen Schamlippen und der harten Perle zog, jagte ihr einen heißen Schauer den Rücken hinauf.
Dann fühlte Emilia etwas anderes: Eine Art Fortsatz schien sich aus dem Arm zu bilden. Sie spürte, wie er langsam immer tiefer in sie vordrang und ihre kribbelnden Nervenenden mit seinen tastenden Berührungen erregte. In ihrem Innern wuchs er allmählich an, bis er sie schließlich ganz ausfüllte. Sie konnte ein heftiges Stöhnen nicht unterdrückten, als er sich in ihr wand und, gegen ihre angespannten Muskeln, versuchte, mehr Raum einzunehmen. In jeden noch so kleinen Spalt schien sich der Tentakel hineinzwängen zu wollen. Bereitwillig genoss Emilia die fremdartigen Empfindungen und die Lust, die seine Bewegungen in ihr auslösten. Nur ganz am Rande war ihr bewusst, dass es sich um ein Wesen daedrischen Ursprungs handelte, das sie einer Prüfung unterzog, deren Regeln sie nicht kannte und deren Nicht-Bestehen vermutlich mit ihrem Tod endete.
Das Geschöpf bemühte sich noch eine kleine Weile, während der Emilia sich ekstatisch unter seinem Griff wand, dann verkleinerte sich der Fortsatz in ihr wieder auf ein erträgliches Maß. Zeitgleich spürte sie jedoch, wie ein anderer Tentakel zwischen ihre Pobacken glitt. Die rosa Flüssigkeit erlaubte es ihm, fast mühelos in sie einzudringen. Vorsichtig schob sich das kleine Ende tiefer in sie hinein. Mit sanftem Druck drang er weiter in ihr vor, und auch hier wuchs er allmählich an. Es dauerte ein bisschen, bis Emilia sich entspannte, doch dann begann ihr Körper, das ungewohnte Etwas und seine Bemühungen zu genießen.
Mit ungeahnter Intensität fühlte sie die Reize, die die tausenden Nervenenden durch ihren Körper sandten. Auch der zweite Tentakel in ihrer Spalte wurde durch die Nähe seines Bruders wieder aktiver. Emilias Stöhnen hallte durch die Kammer, während sich beide in ihr bewegten. Ein verschwommenes, dunkles Bild huschte durch ihr Bewusstsein, als der Auswuchs ihren Po, wie zuvor ihre Vorderseite, vollkommen ausfüllte. Obwohl sie so etwas noch nie getan hatte, schienen dumpfe, absonderliche Erinnerungsfetzen mit ihren gegenwärtigen Empfindungen verbunden zu sein.
Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, spürte sie, wie ihre aufgestaute Erregung in einen Orgasmus zu münden begann. Die zwei Tentakel wanden sich in ihr und unzählige weitere hatten erneut begonnen, über ihre heiße Haut zu streichen. Emilias Atem kam stoßweise, wild zerrte sie an den Fangarmen, die sie an den Boden drückten. Doch kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreichte, zog sich das Wesen aus ihrem Innern zurück. Seine Auswüchse lösten sich von ihrem Körper, bis sie zuletzt auch ihre Arme und Beine freigaben.
Emilia konnte einen letzten Blick erhaschen, wie die leuchtenden Spitzen zwischen dem Gitter in der Tiefe verschwanden. Ein wenig Enttäuschung mischte sich in ihre Überraschung, als sie sich halb aufrichtete. Ihre Brust mit dem hochgerutschten Hemd hob und senkte sich, während sie auf die verwaiste Öffnung starrte. Was war passiert? Hatte sie die Prüfung bestanden? Erschöpft und zugleich noch immer erregt sank ihr Kopf zurück auf den Steinboden. Kurz schloss sie die Augen und kostete die verebbenden Empfindungen ein letztes Mal aus.
Ein Geräusch ließ Emilia aufschrecken. Das Zischen verklang, dafür war das Reiben von Stein auf Stein zu hören. Die Platten schoben sich soeben wieder über die Schächte und als sie aufstand, sah sie, dass sich in der Mitte des Raumes ein schmales Podest erhoben hatte. Darauf lag ein filigranes, aus Mondstein gefertigtes Amulett an einer schmalen, goldenen Kette. Emilia konnte nicht erkennen, was es darstellte, doch zeugte das Schmuckstück von höchster handwerklicher Fertigkeit. Ohne nachzudenken, ergriff sie die Halskette. Erneut rieben die Teile einer verborgenen Mechanik aneinander und ließen das Podest im Boden versinken. Gleichzeitig öffnete sich der verschlossene Ausgang. Nebel wallte aus einer Schale an der Decke und erfüllte einen kleinen Raum dahinter mit violettem Licht. Das klare Wasser eines Brunnens gurgelte einladend darin. Offenbar hatte sie die Prüfung wohl bestanden.
Emilia raffte ihre Sachen zusammen und betrat die Kammer. Durstig trank sie von dem herrlich frischen Wasser. Danach wusch sie sich und legte ihre Rüstung wieder an. Im Schein eines Magierlichts aß sie von ihrem Proviant und notierte sich die Symbole, deren Bedeutung sie hatte erkennen können. Dann versuchte sie damit, die weiteren Zeichen auf der Steinscheibe und auch an den Wänden zu entziffern. Jedoch waren die Inschriften so vielfältig, dass sie aufgab, nachdem ihr drittes Magierlicht erloschen war. Mit einem letzten Blick auf den Anhänger steckte sie die Notizen weg und machte sich auf den Weg, tiefer hinein in das Innere des Tempels.

Sie folgte einem Gang und erreichte nach einiger Zeit einen breiten, unversperrten Durchgang. Dahinter öffnete sich ein gewaltiges Gewölbe. Schräg aufeinandergeschichtete, armdicke Steinplatten wuchsen als Pfeiler empor und stützten in schwindelerregender Höhe den massiven Fels. In einem zusätzlichen Stockwerk führten Querwege, getragen von gleichartigen Säulen, darüber und mündeten in eine Galerie, die an den Felswänden entlang lief. Reich verzierte Becken hingen an goldenen Ketten herab, aus denen dünner Nebel wogte und alles in violettes Dämmerlicht tauchte. Mit andächtigem Staunen schritt Emilia durch die Halle.
Trennwände teilten kleinere und größere Flächen ab. Manche waren durchscheinend, andere grau und hart wie Stein und zugleich so dünn, dass sie eigentlich hätten zerbrechen müssen. Die dahinter befindlichen Abteile schienen für verschiedene Zwecke eingerichtet worden zu sein: Viele waren mit Betten und niedrigen Schränken in wiederkehrender Anordnung ausgestattet, andere besaßen Arbeitstische für Alchemie, Heilkunde oder Magie und wieder andere bargen hohe Regale gefüllt mit Schriftrollen, Büchern und Folianten. Was Emilia auffiel, war die Vielzahl an Kissen und Liegemöglichkeiten, die auch in den Arbeitsräumen allgegenwärtig waren. Überhaupt war das Gewölbe sehr weitläufig, wenn man bedachte, wie klein Zahl der Anhänger war, die hier gelebt haben sollten.
Sie war ein Stück weit gegangen, als sie ein leises Plätschern wahrnahm. Durch den Nebel konnte sie weder das gegenüberliegende Ende noch eine seitliche Ausdehnung des Gewölbes ausmachen. Langsam ging sie in Richtung des Geräuschs, das mit jedem Schritt, den sie machte, vernehmlicher wurde, bis sie eine niedrige Mauer sah.
Die Einfassung umschloss einen künstlichen See, in dessen Mitte eine kleine Insel angelegt worden war. Darauf wuchs ein knorriger Baum von beträchtlichem Umfang. Von mehreren Vorsprüngen darüber tropfte stetig Wasser herab, während aus einer Öffnung in der Felsdecke ein Lichtkegel auf das Eiland schien. Bänke standen in mehreren Reihen um den See und auf Emilias Seite befand sich eine Art Podium. Mit Moos bewachsene Trittsteine führte dahinter von der Umfassung zur Insel.
Was zuerst wie ein einziger Stamm gewirkt hatte, waren bei näherem Hinsehen drei eng verschlungene und ineinander verwachsene Bäume. Blassblaue Blätter bildeten eine mächtige Krone, die die Insel weit überragte. Sie fingen das herabtropfende Wasser und ließen es wie unzählige glitzernde Diamanten in den See fallen. An den Enden der Äste reckten sich große, feuerrote Blütenstände zum Licht und aus den geöffneten Blütenblättern entstiegen feine violette Schwaden. Diese Pflanze muss der Ursprung des Nebels sein, der über dem ganzen Tempel lag, dachte Emilia. Und sicherlich stammt auch die Flüssigkeit für die seltsamen Leuchtbecken von ihr.
Emilia stand als erster Mensch seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, im innersten Heiligtum der Lunarier. Verzaubert von der Ruhe und dem Frieden, den dieser Ort ausstrahlte, ließ sie sich auf einer der Bänke nieder. Ihre Waffen neben sich, legte sie ihre Hände in den Schoß und betrachtete einfach nur den wundersamen Baum. Sie beobachtete, wie die Wassertropfen in den See fielen und immer neue Wellenmuster entstehen ließen, die sich ausbreiteten, miteinander verschmolzen, um letztlich am Ufer der Insel zu verklingen. Fahles Licht strömte aus der Deckenöffnung, hüllte den Baum ein und ließ feine Staubpartikel glitzern wie ein lebendiger Sternenhimmel.
Nirgends hatte Emilia einen Hinweis auf den Verbleib der Bewohner gefunden. Trotzdem wirkte der Tempel nicht verlassen. Eher als wären alle von einem Moment auf den nächsten verschwunden. Und von da an hatte selbst die Zeit diesen Ort einfach vergessen.
Ein Falter erhob sich aus dem Geäst und zog seinen Bahnen zwischen den Blättern des Baumes, mal hierhin und mal dorthin, bis er Emilia entdeckte und auf ihrer Hand landete. Träge schlug er ein paar Mal mit den irisierenden Flügeln, dann flog er wieder auf eine der Blüten zu.
In diesem Augenblick wurde Emilia klar, dass dies das erste Lebewesen in einer sonst leblosen Welt war. Und mit einem Mal sah sie eine ganze Schar an Faltern. Sie saßen reglos in den Ästen, tanzten zwischen den Blättern umher oder verschwanden in den dunklen Blütenblättern, auf der Suche nach Nektar. Fasziniert beobachtete Emilia, wie die Schmetterlinge um den Baum tanzten.
Es dauerte eine Weile, bis sie aus ihrer Verzauberung erwachte. Dann erhob sie sich langsam und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Umgebung. Hinter den Sitzreihen auf der anderen Seite der Einfassung erspähte sie einen breiten Durchgang, der offenbar noch tiefer in den Tempel hineinführte. Sie nahm ihre Ausrüstung und verließ den seltsamen Ort, fest entschlossen, zu erfahren, was mit den Lunariern geschehen war.

Ein heller Lichtschein durchbrach den Nebel in dem schmalen Gang, dem sie gefolgt war, und kurz darauf ein zweites Aufleuchten.
„Nein! Nein! Nein!“ Ein verärgerter Aufschrei ließ Emilia zusammenzucken. Sofort drückte sie sich gegen die Felswand und zog ihr Schwert. „Ich brauche mehr! Viel mehr! Warum verdammt funktioniert es nicht? Dabei steht es direkt hier vor meinen Augen. Ich weiß es einfach. Es muss hier drin stehen.“ Emilia wagte es kaum, zu atmen. Konnte es sein, dass doch noch Lunarier hier lebten?
„Halt, vielleicht ...“, erklang es leiser aus dem Halbdunkel vor ihr. „Wenn ich das hier mitke statt mit re übersetze ...“ Die Stimme wurde zu einem unverständlichen Murmeln, um dann ganz zu verstummen.
Emilia wartete angespannt ab, bevor sie weiter schlich. Hinter einer Biegung öffnete sich der Gang in ein niedriges Gewölbe. Mehrere magische Lichtkugeln schwebten unter der Decke, doch keine Spur von der Stimme, die sie gehört hatte. Vorsichtig umrundete sie den Raum einmal, wobei sie sich im Schutz der Wände hielt. Auch, ohne genauer hinzuschauen, erkannte sie die Intarsien darauf sofort wieder: Es waren dieselben Gravuren wie auf dem Artefakt. Sie schimmerten silbrig im weißen Licht der Kugeln. Die komplette Rückseite des Raums wurde vom Boden bis zur Felsdecke von massiven Regalen eingenommen, die sich unter der Last uralter Bücher bogen. Im Zentrum des Gewölbes befand sich ein niedriger, steinerner Tisch, auf dem aufgeschlagen einige Bücher lagen. Einige seltsame Säulen stand in unregelmäßiger Anordnung darum verteilt. Jedoch gab es keinen weiteren Ausgang.
Nach und nach erloschen die Magierlichter. Im Schutz des zurückbleibenden Zwielichts löste sich Emilia von der Wand und näherte sich dem Altar. Als sie an einer der Säulen vorbei schlich, bemerkte sie, dass es sich nicht, wie sie gedacht hatte, um natürlich gewachsene Formationen handelte. Neugierig blieb sie stehen und betrachtete sie näher. Entgegen ihrer Annahme waren es unglaublich detailreiche Statuen. Mit höchster Handwerkskunst waren ein Mann und eine Frau aus dem dunklen, fast schwarzen Stein herausgearbeitet worden. Beide waren wohlproportioniert gestaltet und nackt. Der muskulöse Mann schmiegte sich eng an den Rücken der Frau, hielt ihre Brüste umfasst und küsste ihren Hals, während sie ihren Kopf lustvoll zurückgeworfen hatte. Geradezu lebensecht wirkte das Paar, filigran waren die Einzelheiten geformt worden, die Muskeln und Sehnen schienen gespannt, die Finger und Haare bis ins Detail modelliert und Emilia meinte sogar, winzige Schweißperlen als kleine Strukturen auf der Oberfläche des Steins zu erfühlen.
Die anderen Statuen standen der ersten in nichts nach. Jede für sich war ein Meisterwerk. Sie stellten Paarungen von zwei oder drei Menschen dar, auch Khajiit, Orks und Argonier waren darunter. Alle schienen mitten im Liebesakt begriffen zu sein. Staunend ging Emilia von Säule zu Säule und betrachtete die abgebildeten Szenen, die schon beim bloßen Anblick ihren Herzschlag beschleunigten.
„Bitte hilf' uns, Reisende“, vernahm sie ein leises Flehen. Sofort duckte sie sich in den Schutz einer der Säulen. „Erlöse uns, bitte!“ Die Stimme war ganz nah. „Er hält uns gefangen. Du musst uns helfen! Ich flehe dich an.“ Es war eine Frau und es klang, als stünde sie direkt neben Emilia.
„Hallo?“, flüsterte Emilia. „Wer bist du?“ Und bevor sie ihre Frage lauter wiederholen konnte, antwortete die Stimme:
„Beim Schein der Monde, meine Gebete wurden nach all der Zeit endlich erhört. Doch sag' nichts, Reisende. Mein Name ist Larentina. Ich ... war die Hohepriesterin dieses Heiligtums.“
Emilias Blick suchte die Umgebung ab, aber sie konnte noch immer niemanden entdecken.
„Bemühe dich nicht. Du kannst mich nicht sehen. Ich spreche durch den Atem der immerwährenden Mondblüte zu dir. Sie lässt mich alles hören, sehen und spüren, was in diesem Tempel geschieht. Und sie erlaubt es mir, mit dir zu sprechen. Ich habe dich beobachtet, seit du unser Heiligtum betreten hast. Ich habe gehofft und gebetet, dass du die Prüfung bestehst.“
Emilia schoss die Schamesröte ins Gesicht, als sie an die Kammer mit dem daedrischen Wesen zurückdachte und begriff, dass diese Frau alles gesehen hat. Sie schluckte trocken, bevor sie fragte:
„Aber wie soll ich Euch helfen, Hohepriesterin, wenn Ihr nicht wirklich hier seid?“
„Bitte nenn' mich nicht Hohepriesterin. Ich bin nicht würdig, diesen Titel zu tragen. Ich habe die Monde bitterlich enttäuscht, indem ich dieses Monster in Menschengestalt bei uns eingelassen habe. Ich bin Schuld, dass er die innerste Zuflucht mit seiner widerwärtigen Magie besudelt. Allen Lunarier hat er seinen Willen aufgezwungen. Nach all den Jahren der Gefangenschaft bin ich die Letzte, die noch gegen ihn kämpft, ihn davon abhält, unser heiligstes Ritual zu entweihen und sich die Kraft der Monde zu eigen zu machen. Doch ich werde immer schwächer. Ich kann spüren, dass er schon bald auch mich besiegen wird. Deshalb musst du ihn töten. Vernichte ihn, bevor es zu spät ist!“ Tiefe Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit.
„Wer ist er? Wer hält euch hier gefangen?“
„Corrinar, ein mächtiger Elfen-Magier. Hinter dem Altar. Sieh genau hin, dann wirst du es erkennen, sein Portal.“ Emilia blickte in Richtung des Tisches und versuchte zu sehen, was die Priesterin meinte. Dann fiel es ihr auf: Die Nebelschwaden, die träge durch die Räume trieben, verhielten sich anders, als ob sie um ein Hindernis herum flossen, wurden sie fast unmerklich gestört. Ein Bereich, kaum mehr als einen Schritt hoch und etwa halb so breit, schwebte ein Stück über dem Boden.
„Er verbringt die meiste Zeit im Schutz seiner eigenen Dimension“, erklärte Larentina weiter. „Die Zeit hat dort keine Macht über ihn. Er altert nicht, hat keinen Hunger und keinen Durst. Dorthin verschwindet er und studiert unser Wissen. Wann immer er glaubt, er hätte herausgefunden, wie er die Kraft der Monde erlangen kann, kommt er hierher, um uns …“ Sie stockte. „Er kommt zurück! Ich kann es spüren! Schnell, versteck' dich!“
Emilia eilte in den Gang zurück. Verschmolzen mit der Dunkelheit verfolgte sie, wie sich die Anomalie hinter dem Altar ausdehnte, bis sie eine mannshohe, tiefschwarze Scheibe bildete. Die Oberfläche schlug seichte Wellen, dann trat ein Mann heraus. In einer Hand hielt er ein Buch, in der anderen einen Stab, der ein gutes Stück über seinem Kopf in einem ungeschliffenen Kristall endete. Ohne aus dem Buch aufzusehen erzeugte der Magier mehrere Lichtkugeln, die sich rasch unter der Decke verteilten. Jetzt konnte Emilia erkennen, dass es sich um einen Hochelf handelte. Er hatte blasse Haut, die im Licht der Kugeln fast weiß war und, ungewöhnlich für Magier, trug er keine Robe, sondern Hose, Hemd und darüber eine exquisite Weste aus moosgrünem Stoff.
Das dicke Buch besaß einen abgegriffenen ledernen Einband und schwebte jetzt zum Altar, wo es auf die anderen herabsank. Der Magier folgte ihm gedankenversunken zu dem Tisch. Kurz blickte er auf, dabei richtete er seinen Stab erst auf eine, dann auf eine zweite Säule, woraufhin ein blendend heller Lichtstrahl auf jede zuschoss. Für einen Moment wurden sie in gleißendem Weiß eingehüllt. Feine Risse bildeten sich auf dem Stein, und während das Licht darin zu versickern schien, bildeten sich tausende kleine Bruchstücke aus der Oberfläche. Sie begannen, abzublättern und, getragen von einem unsichtbaren Wind, wehten sie davon und verschwanden.
Mit wachsendem Entsetzen beobachtete Emilia, wie die Säulen zum Leben erwachten. Unter dem Stein kam rosige Haut zum Vorschein. Augenblicke später fingen die eben noch erstarrten Paare an, sich zu bewegen, lösten sich voneinander, atmeten – lebten!
Das musste Larentina mit gefangen gemeint haben. Der Elfen-Magier schloss sie in den Statuen ein und hielt sie darin fest. Ein grässlicher Gedanke, bei dem Emilia hoffte, dass die Opfer nicht bei Bewusstsein waren, während sie eingeschlossen waren. Jahrelange Gefangenschaft im eigenen, bewegungsunfähigen Körper ... ein grauenvoller Albtraum.
Corrinar hatte inzwischen seine Weste abgelegt und das Hemd geöffnet, und als er jetzt aufblickte, konnte Emilia eine groteske Wulst aus vernarbtem Gewebe sehen, die sich vom Ohr über den Hals bis auf die Brust zog. Sie entstellte seinen attraktiven Oberkörper. Doch noch viel mehr verunstalteten ihn seine Augen: Sie waren stechend und eiskalt. Emilia ahnte instinktiv, dass der Magier zu keinem noch so kleinen Fünkchen Freude oder Mitgefühl fähig war.
Eine Geste von ihm genügte und die vier Lunarier kamen zum ihm. Stumm, fast apathisch, bewegten sie sich. Emilia erkannte eine dunkelhäutige Redguard mit rotbraunem Haar, die zusammen mit einer Khajiit an die schmale Seite des Altars getreten war. Ihr Fell glänzte in einem warmen Honiggelb und war durchsetzt von weißen Streifen. Beide Frauen waren jung und mussten als attraktiv, wenn nicht sogar als außergewöhnlich schön gelten. Direkt vor dem Altar stand eine Ork mit dem Rücken zu Emilia neben einem hellhäutigen Mann mit hellbraunen Locken. Ihr Teint ähnelte einem dunklen Smaragdgrün und bildete einen deutlichen Kontrast zu der Haut des Mannes neben ihr, den sie zudem um einen halben Kopf überragte. Auch sie waren schlank, und doch konnte Emilia die Energie und Kraft erahnen, die sie ausstrahlten.
Der Hochelf ließ seinen Blick über die reglosen Lunarier wandern, dann packte er den Hals der Khajiit, zerrte sie zu sich und drückte sie auf die Knie hinab. Sofort griff sie nach dem Bund seiner Hose. Gehorsam befreite sie seinen Penis daraus. Emilia verfolgte fassungslos, wie sie ihre weichen Hände darum schloss und der Länge nach daran entlang glitten. Corrinar hatte die Lunarier offensichtlich völlig unter Kontrolle und machte sie zu seinen willigen Sklaven.
Als Nächstes kniete sich die Redguard vor dem Altar vor den anderen Mann, der sich ihr zuwandte. Im Licht sah Emilia, dass es sich um einen Kaiserlichen handelte, der jetzt mit geschlossenen Augen genoss, wie sie ihn massierte. Das geflochtene Haar der Frau fiel zu beiden Seiten über ihre dunkel schimmernden Brüste, während sie seinen Penis mit einer Hand und seine haarlosen Hoden mit der anderen umschlossen hielt und zärtlich bearbeitete. Er stützte sich auf dem niedrigen Altar ab, als sie mit ihrer Zunge über seine Eichel leckte, ohne mit den Bewegungen ihrer Hände innezuhalten.
Die Ork war um den Tisch herumgekommen und kniete sich neben die Khajiit. Auch sie trug ihr Haar geflochten, jedoch in einem einzelnen Zopf, der ihr vom Scheitel bis zur Hüfte reichte. Die Seiten ihres Kopfes waren rasiert. Eine goldene Klammer glänzte in ihrem Haar und in den spitzen Ohren glitzerten kostbare Ringe. Ein lüsterner Ausdruck lag in ihren Augen, als sie die Khajiit beobachtete, die ihre, von weißem Flaum bedeckten Hände über den angewachsenen Penis des Magiers gleiten ließ. Nur kurz verfolgte sie ihre Bewegungen, dann beugte sie sich vor und schloss ihre Lippen um die dunkle Eichel. Er hatte eine ziemliche Größe angenommen, sodass die Ork Mühe hatte, ihn in ihren Mund zu bekommen. Trotzdem begann sie sofort, gierig daran zu saugen. Corrinar griff nach ihrem Kopf und drängte ihr sein Glied noch tiefer hinein. Das Katzenwesen hielt seine Peniswurzel umschlossen, mit der anderen Hand langte sie nach den wohlgeformten Brüsten der Ork und kniff in eine ihrer Brustwarzen. Ein ersticktes Schnauben war das Einzige, was die Frau hervorbrachte, woraufhin der Hochelf sie noch energischer auf seinen Penis drückte. Die Khajiit kümmerte sich sogleich auch um die zweite Rundung. Als Reaktion spreizte die Ork ihre Beine und ließ ihre Hände dazwischen verschwinden.
Auch die Redguard verwöhnte ihren Partner leidenschaftlich. Der Kaiserliche lehnte mit dem Rücken gegen den Altar und strich durch das Haar der vor ihm knieenden dunkelhäutigen Schönheit. Sein aufgerichteter Schwanz verschwand immer wieder zwischen ihren Brüsten, die sie mit beiden Händen zusammen drückte. Sinnlich leckte sie über die Spitze, wenn sie unter ihrem Kinn auftauchte und lächelte ihn dabei verführerisch an.
Das Gewölbe war erfüllt vom Seufzen und Stöhnen der verzauberten Lunarier. Die anfängliche Apathie war Erregung und Leidenschaft gewichen. Bereitwillig gaben sie sich den körperlichen Gelüsten hin, die ihnen der Hochelf aufzwang. Die ganze Zeit schien es den Magier keinerlei Mühe zu kosten, die vier unter seiner Kontrolle zu halten.
Auch Emilia wurde von der Lust, die von der Gruppe ausging, angesteckt. Deutlich schlug ihr Herz und eine angenehme Wärme breitete sich zwischen ihren Beinen aus, während sie dem Treiben zusah.
Mit einer ausladenden Geste seines Stabes wischte der Magier die Bücher vom Altar. Sie schwebten davon und sanken sanft auf einem Stapel vor den Regalen herab. Nur das Buch, das er aus dem Portal mitgebracht hatte, verharrte in seiner Nähe.
Krachend schlug er das Ende des Stabes auf den Felsboden, wo er senkrecht stehen blieb. Im selben Augenblick erstarrten die Lunarier. Corrinar hielt seine Hand über die Seiten des Buches. Sein Atem und das Rascheln von brüchigem Papier waren mit einem Mal die einzigen Geräusche und Emilia wurde bewusst, dass sie unwillkürlich die Luft anhielt. Den Blick auf die Formeln vor ihm gerichtet, vollführte der Hochelf geheimnisvolle Gesten, während er Beschwörungen zu murmeln schien. Es war das erste Mal, dass Emilia tatsächlich sehen konnte, wie er sich auf die Magie konzentrierte.
Es verstrichen einige Sekunden, bis das Innere des Buches sanft zu leuchten begann und zugleich wieder Leben in die Lunarier kam. Die Ork erhob sich als Erste, kam um den Altar herum und beugte sich darüber. Mit den Armen stützte sie sich darauf ab, ihr Hintern ruhte an der vorderen Kante. Aus ihrem Versteck bewunderte Emilia ihren perfekt geformten Po, die dunkelgrünen Schamlippen schimmerten im Schein der Lichtkugeln.
Eine Hand über dem Buch, stellte sich Corrinar von der anderen Seite des Tisches vor sie und sofort stülpte sie ihre Lippen über seinen wartenden Penis. Während sie genussvoll daran leckte und saugte, stand die Khajiit auf und näherte sich ihr. Zunächst zärtlich strich sie über ihre die weiche Haut der Ork, bevor sie begann, ihre Pobacken kräftiger zu kneten.
Der Kaiserliche hatte sich aufgerichtet. Die Redguard griff nach seinem Schwanz und unter ihren geschickten Fingern hatte es schnell seine volle Größe erreicht. Fest umschloss sie dann die Peniswurzel und zog ihn mit sanfter Gewalt hinter die Ork. Das Katzenwesen machte ihnen Platz, als sie seine Eichel an die feuchte Öffnung dirigierte. Mit einem einladenden Lächeln spreizte die Khajiit die Pobacken, sodass die darunterliegenden Schamlippen deutlich hervortraten. Die Ork schnaufte lustvoll, als die pralle Spitze an ihrer Spalte auf und ab strich. Langsam erhöhte die dunkelhäutige Lunarierin den Druck, bis die Eichel zwischen den dunkelgrünen Wölbungen versank.
Zusammen kontrollierten die zwei Frauen die Bewegungen der Ork und des Kaiserlichen. Emilia konnte die Blicke erahnen, die sie sich zuwarfen, bevor sich die Khajiit herab beugte und ihre Schnauze den Mund der Redguard fand. Begierde blitzte in den Augen des Kaiserlichen, als er den leidenschaftlichen Kuss beobachtete.
Emilia konnte zudem sehen, dass sich der samtige Schwanz des Katzenwesens zwischen die Beine der Lunarierin schlängelte. Mit einem Stöhnen warf sie ihren Kopf zurück, als das weiche Fell über ihre Spalte strich. Die Nacht mit K’hajiza tauchte bei diesem Anblick in Emilias Bewusstsein auf. Die Nacht, mit der ihre Suche nach den Lunariern begonnen hatte.
Bis zur Hälfte steckte der Penis des Kaiserlichen inzwischen in der Ork. Doch die Redguard hielt ihn noch immer umschlossen und verhinderte, dass er ihn der Länge nach in sie hinein rammte. Stattdessen leckte sie leicht über das verbliebene Stück und umspielte mit einer Hand seine Hoden. Dabei stöhnte sie leise, angetrieben von der Khajiit, deren Schwanz sich zärtlich zwischen ihren Schenkel bewegte. Das Katzenwesen hatte sich über die Ork gebeugt, ihre kleinen, mit goldenem Flaum bedeckten Brüste ruhten auf ihrem Hintern. Bedächtig strich ihre Zunge zwischen den Pobacken hinab bis zu ihrer Spalte, wo sich ihre Lippen gelegentlich mit denen der Redguard trafen.
Emilia musste sich zusammenreißen, um sich nicht durch einen unvorsichtigen Laut zu verraten. Obwohl sie wusste, dass die Lunarier unter der totalen Kontrolle Corrinars standen, erregte sie die Lust und die Ekstase, die von ihnen ausging. Sie war hin und hergerissen zwischen der sinnlichen Aura des Treibens und dem Gedanken, dass der Elfen-Magier sie seit unzähligen Jahren auf diese Art für seine Zwecke missbrauchte.
Das gepresste Stöhnen der Ork war intensiver geworden. Wollüstig saugte sie am Penis des Hochelfs, während das Glied des Kaiserlichen ganz in ihr verschwunden war. In langsamem Rhythmus stieß er in sie hinein. Die Redguard hatte ihn losgelassen und kümmerte sich stattdessen um die Khajiit, deren Kopf zwischen ihren großen Brüsten versunken war. Sie hatte eine Hand in der kurzen goldenen Mähne vergraben und genoss die flinke Zunge, die über ihre Brustwarzen und die umliegenden Höfe tanzte. Zugleich wandte sich der weiche Schwanz immer aktiver zwischen ihren Beinen und ließ sie lustvoll stöhnen. Schweißperlen glitzerte auf ihrer kupfernen Haut. Ihre Finger rieben wild über ihre harte Perle. Dann spannten sich ihre Muskeln, energisch drückte sie den Kopf der Frau zwischen ihre Brüste. Die andere Hand in ihrer Spalte versenkt, kam sie mit einem erlösenden Aufschrei. Doch die Khajiit befreite sich sofort aus ihrem Griff und verschloss ihren geöffneten Mund mit einem weiteren leidenschaftlichen Kuss.
Der Kaiserliche hatte sein Tempo beschleunigt. Sein Becken schlug immer schneller gegen den Unterleib der Ork, während er den Höhepunkt der Redguard in sich aufsog. Nur Momente nach ihrem Aufschrei kippte sein Oberkörper nach vorn und er stützte sich schwer auf den Altar. Immer wieder stieß er so sein Glied der Länge nach in die Ork unter ihm. Selbst als er nach einem halben Dutzend weiterer Stöße seinen Penis aus ihr herauszog, spritzte sein Sperma noch in mehreren Fontänen auf Rücken und Hintern der Frau, die lustvoll schnaubte, als der weiße Saft über ihren Körper lief.
Noch während der Kaiserliche sich über ihr entlud, bog sie ihren Rücken durch und ihre Lippen glitten noch energischer am Penis des Elfen-Magiers entlang. Corrinar und sie kamen gleichzeitig. Mit einem unwilligen Grunzen rammte er seinen Schwanz, so tief er konnte, in den Mund der Ork. Dabei packte er ihre schwere Haarspange und drückte ihren Kopf gewaltsam gegen sein Becken. Sein Stöhnen klang mehr nach Anstrengung als Erregung, während seine freie Hand noch immer über dem geheimnisvollen Buch schwebte. Gewundene, violette Linien wuchsen soeben daraus hervor, schlängelten sich zu seinen zitternden Fingerspitzen. Doch als er versuchte, die Fäden zu fangen, zerstoben sie und das Leuchten erstarb. Mit geballter Faust schlug der Magier auf das schwebende Buch, das bis fast zum Boden herabsank, ehe es sich fing. Sein Gesicht war eine wutverzerrte Fratze, als er seinen Schwanz aus der Ork zog, die keuchend nach Luft schnappte. Er holte aus und schlug sie mit der flachen Hand ins Gesicht, bevor er sie wegschob.
Fluchend zog Corrinar seine Kleider an, ergriff den Stab und verschwand kurz darauf durch das Portal, ohne die Lunarier eines weiteren Blickes zu würdigen. Gehorsam folgte ihm das Buch. Als beide hindurch waren, schloss sich der Durchgang wieder bis auf die zurückbleibende, undeutliche Verwirbelung.
Ohne jegliche Regung schienen die Lunarier seinen Wutausbruch aufzunehmen. Der Hochelf war kaum verschwunden, da näherte sich die Khajiit dem Kaiserlichen. Er hatte sich vom Altar erhoben und lag nun mit geschlossenen Augen davor, sein Glied noch immer hart. Sogleich kniete sie sich über ihn. Sie stützte sich auf seine breite Brust, während ihr Schwanz sich um seinen Penis legte. Dann dirigierte sie ihn in ihre wartende Spalte und mit einem wohligen Schnurren ließ sie ihr Becken kreisen.
Auch die anderen beiden Frauen waren aufgestanden. Eng umschlungen küssten sie sich. Die Hände der Redguard lagen auf dem mit Sperma bespritzten Hintern der Ork. Mit massierenden Bewegungen verteilte sie die glänzende Feuchtigkeit auf den Pobacken. Als sich ihre Lippen voneinander lösten, konnte Emilia dicke, weiße Fäden sehen, die schon im nächsten Augenblick zwischen zwei gierigen Zungen verschwanden. Langsam wanderte die Ork hinab und begann, an den Brüsten der Redguard zu lecken, die ihren Kopf mit einem lustvollen Gesichtsausdruck zur Seite legte.
Emilia nutzte die Chance und schlich vorsichtig aus ihrem Versteck hervor. Sie war sich sicher, dass der Magier nicht sofort zurückkehren würde. Zudem hoffte sie, dass sie den Lunariern irgendwie würde helfen können. Doch als sie sich ihnen näherte, musste sie beobachten, dass sich ihre Haut gräulich verfärbte. Innerhalb von Augenblicken erlahmten ihre Bewegungen, um Sekunden später ganz zu erstarren. Als Emilia die wenigen Schritte überwunden hatte, fand sie nur noch lebensechte, aber steinerne Säulen vor. Voller Mitleid und Zorn strich sie über die schwarze, harte Oberfläche, durch die sie noch die Wärme der Körper zu spüren meinte.
„Ich werde dieses Monster vernichten!“, schwor sie leise, die Stirn gegen eine der Statuen gepresst.
„Ich danke dir für dieses Versprechen, aber es wird nicht leicht werden.“ Erschrocken zuckte Emilia zusammen, ehe ihr bewusst wurde, dass es Larentinas Stimme war. „Ich habe noch gar nicht nach deinem Namen fragen können, Reisende.“
„Ich bin Emilia Weißbär“, antwortete sie knapp. Die Wut auf Corrinar loderte heiß in ihr.
„Ein starker Name. Möge er durch die Monde gesegnet sein.“ Nach einem Moment der Stille fuhr sie fort: „Ruh' dich aus, Emilia Weißbär. Sammle deine Kräfte. Es wird einige Tage dauern, bevor der Magier sein Reich erneut verlässt. Ich kann leider nicht bei dir bleiben. Ich bin bereits zu sehr geschwächt. Jedoch steht dir all unser Besitz zur Verfügung. Was immer dir im Kampf gegen ihn zu helfen vermag, sei dein.“
„Ich danke dir, Hohepriesterin. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.“
„Ich werde dich warnen, sobald er zurückkommt. Bis dahin wird der Atem der Mondblüte über dich wachen.“
Emilia fühlte, wie Larentinas Präsenz verschwand. Allein stand sie in dem Gewölbe, ihre Hand auf einer der Statuen. Ein letzter Hauch der Ekstase, die den Raum bis eben erfüllt hatte, verlor sich langsam im Nebel. Nach und nach verloschen die Magierlichter und verstärkten das Gefühl der Einsamkeit. Emilia drehte sich um und ging in die zentrale Kammer zurück.

Emilia war erschöpft. Aber die Gedanken an Corrinar und seine abscheulichen Taten ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Stattdessen durchstöberte sie das weitläufige Gewölbe und besah sich die einzelnen Räume. In einem davon entdeckte sie auf einem Schreibtisch ein Buch mit Aufzeichnungen. Bereits die ersten Zeilen, in akkurater Handschrift abgefasst, erregten ihre Aufmerksamkeit. Sie entzündete eine Kerze und begann, Seite um Seite zu lesen, bis die Müdigkeit sie schließlich übermannte.
Die nächsten Tage - oder mangels eines Sonnenstandes vielmehr die Zeit in der Emilia nicht schlief - verbrachte sie damit, die unzähligen Bücher, Folianten und Schriftrollen zu studieren, die sie fand. Es war erstaunlich, über welchen Wissensschatz die Lunarier verfügten. Besonders, da die Aufzeichnungen bereits weit über hundert Jahre alt sein mussten.
Im Laufe ihrer Erkundungen entdeckte sie auch Übungsräume, allerdings schienen die Lunarier nur wenig von Kampfkunst zu halten. Sie diente bestenfalls als sportliche Betätigung, doch wie schon die Magie wurde sie nicht zur Verteidigung eingesetzt. Sie verließen sich darauf, im Verborgenen zu bleiben. Trotzdem gelang es Emilia, aus Holz und Stroh Puppen zu bauen, an denen sie regelmäßig mit Schwert und Bogen üben konnte.

Eine Berührung weckte Emilia aus dem Halbschlaf. „Es ist so weit. Er kommt zurück.“ Sie konnte die Unruhe in Larentinas Flüstern wahrnehmen, als es in ihrem Ohr verklang und sofort war sie hellwach. Leise huschte sie zum Rand des kleinen Gewölbes und kauerte sich in den Schatten des Durchgangs. Das Portal hing bereits wie ein schwarzer Spiegel hinter dem Altar und soeben trat Corrinar daraus hervor. Wie zuvor erhellte er den Raum mit magischem Licht und der Foliant schwebte vor ihm zum Steintisch. Die in ihrer Umarmung erstarrten Frauen glitten lautlos davon und auch die Khajiit auf dem Kaiserlichen schob er mit einer verächtlichen Handbewegung vom Altar weg.
Dann richtete er seinen Stab auf eine andere Säule. Wieder hüllte ein Leuchten die Statue ein, die eine hochgewachsene, anmutige Frau darstellte, die sich zwischen zwei kräftigen Männern rekelte. Ihre spitzen langen Ohren und die strengen Gesichtszüge wiesen sie als Elfe aus. Hinter ihr befand sich ein kahl geschorener Ork, der ihre hochgestreckten Arme über ihrem Kopf hielt und sie zwischen ihre Schulterblätter küsste. Die Hände des anderen Mannes ruhten an ihrer Hüfte, während er sie voller Leidenschaft auf den Mund küsste. Er war menschlich, aber seine Muskeln mussten sich vor denen des Orks nicht verstecken.
Ein Lichtblitz traf eine zweite Statue mit drei Lunariern. Sogleich fiel Emilia ein schuppenbesetzter Wasseratmer auf. Den weichen Konturen und dem schmalen Schwanz nach zu urteilen weiblich. Die Argonierin kniete vor einer weiteren Frau und hatte ihren Kopf in ihrem Schoß vergraben. Die andere war eher zierlich, aber nicht weniger anziehend als die restlichen Lunarier. Mit den Händen hatte sie ihre Brüste umfasst, während ein Mann sich an ihren Rücken schmiegte. Seine Arme schienen sie zu halten und seinen Penis hatte er zwischen ihre leicht geöffneten Beine geschoben.
Ein Moment der im Stein eingeschlossenen Ekstase erfüllte das Gewölbe, als die dunkle Oberfläche beider Säulen zersplitterte und davontrieb. Emilia schlich ein Stück näher an den Durchgang. Der Magier trat auf die zweite Statue zu und ein bösartiges Grinsen umspielte seine Lippen, als er verfolgte, wie die Lunarier zum Leben erwachten.
Die steinerne Schicht trieb langsam davon. Die tiefgebräunte Haut des Mannes und die schwarzen, zu Strähnchen geflochtenen Haare waren typisch für die Redguard. Die zierliche Frau vor ihm hatte glänzendes blondes Haar, das ihr wild über die Schultern fiel. Aus ihrer grazilen Gestalt und dem hellen Teint schloss Emilia, dass es sich um eine Kaiserliche handelte, ebenso wie der Mann der ersten Gruppe, der sich allmählich von den Lippen der Elfe löste.
Erneut wurde Emilia bewusst, wie schön alle Lunarier waren. Selbst als die sechs wenig später teilnahmslos vor Corrinar standen, ging eine Vitalität und betörende Anziehungskraft von ihren Körpern aus, die tatsächlich nur als magisch bezeichnet werden konnte.
Der Magier schien sich nur für die blonde Kaiserliche zu interessieren. Er legte den klaren Kristall seines Stabes unter ihr Kinn, hob ihren Kopf an und schaute ihr direkt ins Gesicht.
„Du hast immer noch nicht aufgegeben, Hohepriesterin. Ich sehe es in deinen Augen.“ Das also war Larentina. Sie war genauso gefangen wie alle anderen.
Ein überheblicher Unterton schwang in Corrinars Stimme, als er sagte: „Aber ich werde auch ohne deine Hilfe an euer Geheimnis kommen. Und dann gehörst du mir, nicht nur mit deinem Körper. Sondern auch mit deinem Geist. So, wie deine schwächlichen Novizen. Dann werde ich euer neuer Hohepriester sein.“
„Sieh es ein“, fuhr er fort. „Eure lächerlichen Monde haben euch längst verlassen. Ihr könnt mir nicht entfliehen. Unterwirf dich mir, Hohepriesterin. Verrate mir das Geheimnis eurer Mondblüte und deine Qualen werden ein Ende haben“, bot er ihr an und Emilia konnte die Lüge geradezu greifen. Er würde sie nie freigeben. Er würde sie bis in alle Ewigkeit foltern, allein dafür, dass sie ihm bereits so lange widerstand.
Emilia wollte diesem widerwärtigen Hochelf nicht länger zuhören. Sie hatte einen Pfeil in ihren Bogen eingelegt und zielte nun genau auf sein Herz. Sie konzentrierte sich, suchte die Ruhe in sich, hielt den Atem an und schoss. Auf die kurze Entfernung konnte sie ihn gar nicht verfehlen. Der Pfeil flog an den Lunariern vorbei und einen Wimpernschlag später traf er Corrinar. Deutlich war zu sehen, wie die rasiermesserscharfe Obsidianspitze tief in seinem Brustkorb versank.
Der Magier taumelte durch die Wucht ein Stück zurück. Verblüfft starrte er auf die grauen Hagraven-Federn, bevor er den Kopf hob und wutentbrannt in Emilias Richtung blickte. Sie hatte bereits den nächsten Pfeil auf der Sehne und schoss, ohne zu zögern, ein zweites Mal auf ihn.
Mit einer knappen Bewegung seines Stabes wischte der Hochelf den Pfeil beiseite, sodass er kraftlos davonsprang. Er packte den Schaft in seiner Brust, zog ihn mit einem Ruck heraus und schleuderte ihn davon. Achtlos ging er an den Lunariern vorbei, die keine Notiz von Emilias Angriff zu nehmen schienen. Im Gehen streckte er den Stab nach vorn und ein heller Blitz entlud sich aus dem Kristall. Er hatte sie offenbar nicht entdeckt, denn das magische Projektil traf die Wand, wo es eine Wolke feiner Felspartikel aufwirbelte.
Emilia hatte ihr Schwert gezogen und hechtete aus ihrem Versteck, hinein in die Kammer. Den Bogen hielt sie in der anderen Hand. Ein Geschoss folgte ihrem Weg und explodierte krachend hinter ihr. Sie konnte nicht riskieren, dass eine der Statuen Schaden nahm, also schlug sie einen Haken um den Altar und rannte direkt auf Corrinar zu. Sie wich einer weiteren Attacke aus, dann hatte sie ihn erreicht. Sie schwang die schwarze Obsidianklinge und ließ sie auf ihren Gegner herabsausen. Die Symbole auf dem Schwert flammten hell auf, als das Vulkanglas auf das Holz des Magierstabes traf. Mit Leichtigkeit wehrte der Magier ihren Angriff ab. Sein Blick begegnete Emilias. Darin lagen Verachtung und Spott, wie man es einer Ameise oder Fliege entgegenbrachte, kurz bevor man sie mit einem Finger zerquetschte.
Sie griff ihn weiter an, gestattete ihm keine Gelegenheit, seinen Stab einzusetzen. Mit jedem Hieb der Obsidianklinge drängte sie ihn zurück, obwohl er jede ihrer Finten vorauszuahnen schien und mühelos abblockte. Plötzlich streckte er ihr die bloße Handfläche entgegen und eine gewaltige Druckwelle schleuderte Emilia gegen eines der hohen Bücherregale. Trotz der Schmerzen, die sie durchzuckten, warf sie sich sofort zur Seite und im nächsten Augenblick glomm dort, wo sie soeben noch gelegen hatte, ein faustgroßes Loch. Mit einem Satz suchte sie Deckung hinter dem Altar.
„Eine schwächliche Sterbliche versucht, mich zu töten? Mich?“ Er lachte spöttisch. „Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich ein neues Gesicht hier unten gesehen habe.“
Emilia strich sich eine lose Strähne zurück, während sie fieberhaft überlegte. Ihren Bogen hatte sie verloren. Er lag einige Schritt entfernt in der Nähe des Portals.
„Ich werde dich meiner kleinen Dienerschaft hinzufügen. - Oder dich töten. Deine Wahl.“ Wie so viele Gegner vor ihm unterschätzte auch er Emilia. Außerdem scheint er sich gern selbst reden zu hören, dachte sie.
Sie zog eine leere Phiole aus ihrem Gürtel und warf sie blindlings in Richtung des Hochelfs. Sofort hörte sie, wie ein magisches Projektil explodierte. Der Moment der Ablenkung genügte ihr, um die kurze Distanz zu ihm zu überwinden, und erneut mit dem Schwert auf ihn einzudringen.
Gezielt hieb sie auf ihn ein, platzierte geschickte Schläge gegen seinen Oberkörper und stieß nach seiner Brust. Doch der Magier schien jeden ihrer Attacken kommen zu sehen. Sein Stab war ihr immer einen Wimpernschlag voraus, als wüsste er, was sie tun wollte, bevor sie es selber wusste. Immer verbissener griff sie ihn an, aufmerksam darauf bedacht, ihm keine zweite Gelegenheit für eine magische Attacke zu bieten.
Wieder ließ er ihre Obsidianklinge wirkungslos an seinem Stab abgleiten. Doch plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. Emilia erkannte ihre Chance - vielleicht die einzige in diesem ungleichen Kampf - und rammte ihm ihr Schwert bis zum Heft in den Bauch. Sie stand ganz nah bei ihm, konnte seinen Atem an ihrem Hals spüren. Über seine Schulter hinweg sah sie, dass Larentina ihnen ihren Kopf zugewandt hatte und Corrinar aus ihren grünen Augen fixierte. Da hörte sie den Hochelf flüstern:
„Ihr könnt mich nicht töten. Kein Sterblicher kann mich töten. Eure Gefühle, eure Angst stehen euch im Weg.“
Im nächsten Moment riss eine Druckwelle Emilia von den Füßen. Als sie sich aufrappelte, sah sie, wie der verwundete Magier auf das Portal zu eilte. Sofort sprang sie auf. Im Rennen ergriff sie ihren Bogen, bevor sie durch die sich schließende Öffnung hechtete.

Hart schlug sie auf der anderen Seite auf. Als sie auf die Beine kam, war von Corrinar nichts zu sehen. Stattdessen breitete sich eine trostlose dunkle Wüste vor ihr aus. Unzählige kleine und große Felsbrocken lagen verstreut umher, schwefelgelber Sand hatte sich dazwischen angesammelt. Über der Ebene erstreckte sich ein blutroter Himmel, feinverästelte Blitze zuckten in Abständen darüber. Der Horizont schien ungewöhnlich nah, als stünde man nur wenig entfernt vom Rande einer Klippe. Als sie an sich herabblickte, bemerkte sie, dass es feine, schwarze Asche war, die die Felsen überzog und nun an ihren Händen und der Rüstung klebte.
Ein dröhnendes Brüllen ließ Emilias Blut gefrieren. Sie hatte es erst vor Kurzem gehört, und als sie sich danach umdrehte, sah sie ihn. Mit aufgerissenem Maul stürzte ein braun geschuppter Drache auf sie zu. Eigentlich war es unmöglich und doch sie hätte schwören können, dass es derselbe war, der sie in die Gruft von Gelboras getrieben hatte. Und noch immer schien er darauf versessen, sie zu töten.
Corrinar für den Augenblick vergessend, rannte Emilia los. Eine Flammensäule schnitt durch den Wüstenboden, an der Stelle, an der sie soeben gestanden hatte und hinterließ einen qualmenden, schwarzen Streifen Felsen, in dem zu Glas verbackener Sand glitzerte. Das Ungetüm wirbelte stickig heiße Luft und glühende Sandkörnchen hinter Emilia auf, als er knapp über den Boden hinweg fegte. Sie hetzte zu einem der größeren Felsbrocken, der ihr hoffentlich als Deckung dienen würde. Der Drache flog einen engen Bogen und kam dann, ohne sie aus den Augen zu verlieren, zurück. Emilia kauerte sich hinter dem Stein zusammen.
Panik drohte sie zu überwältigen, als sie an die Flucht zwischen den Bäumen und die Urgewalt dachte, mit der die Bestie die Draugr-Ruine zu Staub zermalmt hatte. Noch tief unter der Erde hatte sein Toben Wände zum Einsturz gebracht, die vor ihm Jahrhunderte überdauert hatten. Jetzt saß sie schutzlos in dieser Wüste fest. Es schien ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, während sie seine Nähe spürte.
Eine Wand aus Feuer ergoss sich über ihr. Der widerwärtige Geruch von verbranntem Haar und Schwefel raubte ihr den Atem. Glühend heiße Luft flirrte um sie herum und schien ihr jedes Stück unbedeckte Haut zu verbrennen. Mit einem hässlichen Knirschen zerbarst der Fels in ihrem Rücken und schleuderte ihr scharfkantige Splitter entgegen, kaum das der Drache über sie hinweggezogen war.
Emilias Gesicht und ihre Hände schmerzten und ihre Lunge brannte, als sie zum nächsten Felsbrocken stürzte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass das Ungetüm bereits gewendet hatte. Der Drache hatte seinen länglichen Kopf gedreht und verfolgte sie mit seinen kalten Augen. Emilia konnte spüren, wie sein lautes Gebrüll ihre Panik verhöhnte.
Larentinas Bitte kam ihr mit einem Mal in den Sinn: „Vernichte ihn, bevor es zu spät ist!“, hatte sie gefleht. Der teilnahmslose Ausdruck der Lunarier erfüllte ihr Bewusstsein und sie erinnerte sich an ihren Schwur. Mit einem mal schien die Angst von ihr abzufallen, sie fühlte, wie ihre Kraft zurückkehrte.
Mit neuer Energie schloss sie ihre von Brandblasen gerötete Hand um den Griff des Bogens und zog einen Pfeil aus ihrem Köcher. Mit den Lippen befeuchtete sie die angekokelten Federn und legte ihn in die Sehne ein. Aufrecht und entschlossen trat sie aus ihrer Deckung hervor, den Bogen gespannt, den Daumen ruhig am Wangenknochen anliegend. Der Drache wurde zusehends größer. Wütend riss er das Maul auf und Emilia meinte, einen siegesgewissen Ausdruck in seinen schmalen Pupillen glitzern zu sehen.
Konzentriert ließ sie die Sehne aus den Fingern gleiten. Im nächsten Augenblick sprang sie zurück hinter den Felsen und rollte sich schützend zusammen. Doch die erwartete Hitzewelle blieb aus. Stattdessen erzitterte die Erde unter einem angsteinflößenden Brüllen. Ein heftiger Windstoß zerrte an Emilia, als der Drache über sie hinwegflog. Als sie aufblickte, konnte sie beobachten, wie die Bestie geradewegs auf den Horizont zusteuerte. Ihr Pfeil ragte aus der Seite seines Kopfes. Der Drache floh.
Er wurde schnell kleiner, während Emilia bereits hinter ihm her eilte. Ohne Rücksicht auf ihren geschundenen Körper stürzte sie über die Felsebene, versessen darauf, das Ungetüm endgültig zur Strecke zu bringen. Sie war noch nicht weit gelaufen, als ein einzelner Turm vor ihr auftauchte. Der Drache hielt direkt darauf zu. Schon im Anflug schien er zu schrumpfen und als er schließlich zwischen den Zinnen niederging, konnten seine Flügel kaum mehr als zwei Schritt messen. Atemlos rannte Emilia weiter, bis sie den Fuß des Turms erreicht hatte.
Ihre Lunge brannte, als sie die massive Holztür öffnete, das Schwert abwehrbereit in der Hand. Verrottetes Stroh und leere Fässer lagen im Innern verstreut. Schwaches Licht flackerte im nächsten Stockwerk und ließ Schatten auf den Stufen einer schmalen Wendeltreppe tanzen. Kein Geräusch war zu hören.
Vorsichtig schlich sie die Treppe hinauf. Den Rücken gegen die rohen Mauersteine gedrückt, erspähte sie ein kleines Labor. Licht fiel durch schmale Fenster auf einen Tisch, auf dem sich Bücher und lose Blätter stapelten. Daneben stand ein Spiegel mit einem aufwendig geschnitzten Rahmen aus dunkelrotem Holz. Zwei dicke Kerzen brannten auf Leuchtern davor.
Emilia musste zwischen vollgekritzelten Pergamenten und zerfledderten Folianten hindurch, dann erklomm sie die Stufen weiter hinauf. Vorsichtig spähte sie über die oberste Stufe. Der blutrote Himmel wölbte sich bedrohlich über ihr.
„Ich verfluche dich“, hörte sie Corrinars Stimme, als sie die Plattform betrat. Der Hochelf lag an die Mauer gelehnt, den Kopf schwach gegen die Zinnen gestützt. Das rechte Auge war nur noch eine dunkle, leere Höhle, aus der eine Blutspur die wulstige Narbe herab und auf die nackte Brust führte. In der Hand hielt er Emilias Obsidianpfeil und in dem verbliebenen Auge glomm abgrundtiefer Hass, als er rasselnd weitersprach. „Ich allein habe die Kraft des Mondes verdient. Ihr unwürdigen, sterblichen Kleingeister wisst diese Macht doch gar nicht zu nutzen. Ich werde ...“ Ein Husten unterbrach ihn. Dunkelroter Nebel verteilte sich auf seinem Oberkörper.
„Du Monster hast diese Menschen versklavt und missbraucht!“, schrie Emilia ihn an. „Unzählige Jahre hast du sie gequält. Wie kannst du glauben, dass dir dafür irgendetwas anderes als der Tod zusteht?“ Sie richtete die Spitze ihrer Klinge auf seinen Hals.
Mühsam wischte er das Blut von seinen Lippen, bevor er antwortete: „Sie sind notwendige Opfer. Ich brauchte ihre Lebenskraft, nichts weiter. Wie man ein Ei aufschlägt, weil man das Eigelb benötigt. Nichts, worüber man sich Gedanke machen muss. Sie dienen einem höheren Ziel. Nur dafür sind sie da.“
„Sie dienten deinem Ziel. Du hast sie benutzt für dein widerwärtiges Machtstreben. Und genauso hättest du die Kraft des Mondes missbraucht und besudelt, wenn du sie in deine Fänge bekommen hättest.“ Emilias Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken, doch ihre Klinge zitterte vor Wut. Sie konnte kaum glauben, dass der Hochelf kein Zeichen von Reue zeigte. Selbst den ausweichlichen Tod schien er nur als kleinen Fehlschlag zu empfinden.
„Du wirst nie wieder jemandem Schaden zufügen. Sollen dich die Götter auf ewig verdammen.“ Ohne eine Erwiderung abzuwarten, trieb sie ihr Schwert in den Hals des Magiers. Schnell sickerte das wenige verbliebene Leben aus seinem Körper, bis sein Kopf zur Seite sackte und er endgültig tot war. Sie zog die Klinge heraus und wischte sie an seiner Hose ab, bevor sie das Vulkanglas zurück in die Scheide gleiten ließ.
Ein Beben erschütterte den Turm und brachte Emilia ins Wanken. Als sie über die Brüstung blickte, kam der Horizont stetig näher. Die Ebene war bereits deutlich geschrumpft. Irgendwie war die Dimension an den Hochelf gebunden und mit seinem Tod löste sie sich nun auf! Emilia eilte die Stufen hinab, zurück in das Labor. Durch die Fenster entschwand der Boden aus ihrem Blickfeld. Auch der blutrote Himmel senkte sich allmählich herab. Hastig durchsuchte sie den Raum auf der Suche nach einem Weg hinaus aus dieser sich auflösenden Dimension. Der ovale Spiegel erhaschte ihren Blick und als sie genauer hinschaute, bemerkte sie eine undeutliche Bewegung.
Unsicher, was sie sah, kam sie näher. Die Frau im Spiegel war Larentina. Sie winkte ihr zu, und schien sie zu rufen. Emilia war so nah, dass sie die polierte Oberfläche berührte, und feine Wellen breiteten sich plötzlich darauf aus. Ein weiteres, heftigeres Beben brachte den Boden unter ihr ins Wanken. Die Mauern des Turms knirschten laut.
Erneut langte sie nach dem Spiegel. Es brauchte nur wenig Druck, dann gab die zähe Oberfläche nach und ihre Hand versank darin. Sofort spürte sie, wie etwas an ihr zog. Mehrere Felsstücke brachen in diesem Moment aus der ächzenden Decke über ihr. Ein Kerzenleuchter wurde umgestoßen und die brennende Kerze rollte die Treppe hinab. Entschlossen griff Emilia auch mit der anderen Hand in den Spiegel und ließ sich mit einem Ruck hineinziehen.

Jenseits des Portals stolperte sie der Hohepriesterin entgegen, die ihre Hände umschlossen hielt. Das kleine Gewölbe wurde von dutzenden Lichtkugeln erhellt. Aus ihren grünen Augen strahlten Erleichterung und Dankbarkeit, als Larentina sagte: „Ein Glück, dass du es geschafft hast. Du hast Corrinar getötet und uns endgültig aus seinen Fängen befreit, Emilia Weißbär.“
„Hohepriesterin?“, fragte sie unsicher.
„Ich bin Larentina Imbrex. Wie schön, dich nun endlich von Angesicht zu Angesicht sehen zu können.“ Überschwänglich umarmte sie Emilia, die jetzt erst die vielen anderen Lunarier bemerkte, die allesamt unbekleidet am Boden hinter der Hohepriesterin knieten, ihre Blicke auf sie beide gerichtet. Die Steinsäulen waren verschwunden, nur noch der niedrige Altar stand in der Mitte des Raumes.
Ein Knirschen ertönte und als Emilia sich umdrehte, hatte sich ein breiter Sprung über dem schwarzen, noch immer in der Luft schwebenden Portal gebildet. Geistesgegenwärtig zog Larentina sie mit sich und im nächsten Augenblick zerbarst der Spiegel in tausende Scherben, die wie Funken aufloderten und dann verschwanden.
„Bitte nimm meinen tiefsten Dank für deinen Einsatz an. Ich stehe auf ewig in deiner Schuld und werde dir dein selbstloses Handeln nie vergessen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, trat sie beiseite. Die Lunarier erhoben sich einer nach dem anderen und kamen auf sie zu, umarmten und küssten sie und dankten ihr mit wenigen Worten.
Emilia war erschöpft und ausgelaugt. Der Schmerz in ihrem Rücken war zurückgekehrt, ihre verbrannte Haut begann langsam, sich abzuschälen, und überall hatte sich Asche festgesetzt. Wortlos ließ sie die Dankesbekundungen über sich ergehen, bis schließlich alle, außer Larentina das Gewölbe verlassen hatten. Sie ergriff Emilias Hand und führte sie in die Hauptkammer zur Insel der Mondblüte.
Die Lunarier hatten sich in die Schlafräume verteilt. Auch sie schienen erschöpft zu sein, obwohl man es ihnen nicht angesehen hatte. Emilia setzte sich mühsam auf eine der vorderen Bänke, während Larentina sich auf der Einfassung des künstlichen Teichs niederließ.
„Dies ist die immerwährende Mondblüte, das Zentrum unserer Gemeinschaft und die Quelle unserer Macht“, erklärte sie und strich mit ihren Fingerspitzen andächtig durch das Wasser. „Du hast nicht nur uns alle gerettet, sondern vielmehr auch diesen einzigartigen Baum. Seine Macht durfte niemals in die Hände des Elfen-Magiers fallen. Er hätte sie korrumpiert und missbraucht.“ Sie schöpfte etwas Wasser in ihre Hand und kam damit zu Emilia. Langsam ließ sie das Wasser auf ihre Stirn tropfen und sogleich entspannte sich ihre trockene, verbrannte Haut. Sanft verteilte die Hohepriesterin die Feuchtigkeit in Emilias Gesicht, auf dem Hals und ihren Armen. Emilia sah auf ihre Hände hinab und statt der roten, aufgesprungenen Brandblasen leuchtete ihre Haut zart rosa. Vorsichtig fuhr sie über ihr Gesicht, das sich ebenfalls warm und weich anfühlte.
„Es wird etwas mehr brauchen, um alle deine Wunden zu heilen, aber darum werden wir uns kümmern, sobald du dich ausgeruht hast. Bitte sei unser Gast, solange du möchtest.“
„Danke dafür. Und vor allem auch danke für deine Hilfe. Ich weiß, ohne dich hätte ich Corrinar nicht besiegen können.“
„Ich habe getan, was in meiner Macht stand. - Nachdem ich zuvor versagt hatte.“ Ein gequälter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, dann griff sie mit einem Lächeln nach Emilias Hand. „Komm, ich zeige dir deine Kammer. Wir alle haben Ruhe bitter nötig.“ Ein stechender Schmerz schoss durch Emilias Rücken und bestätigte Larentinas Worte, als sie sich erhob.

Es sollte noch mehrere Tage dauern, ehe Emilia sich vollständig erholt hatte. Die außergewöhnlichen Kenntnisse der Biologie hatten daran ebenso Anteil, wie die magische Wirkung der Mondblüte. Muz-Reeva, die Argonierin war die Heilkundige der Lunarier und kümmerte sich aufopfernd um Emilia, nachdem sie sich an ihre direkte und ungeduldig Art gewöhnt hatte.
Emilia nutzte die Tage, um ihre Ausrüstung zu reparieren und die Lunarier näher kennenzulernen. Sie waren neugierig und auch etwas ängstlich, was sich in all den Jahren verändert hatte. Nur Larentina war die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein gewesen, während sich die anderen nicht an die Zeit erinnern konnten, die sie eingeschlossen im Stein verbracht hatten.
Am Abend vor ihrer Abreise bat Larentina darum, sie ein weiteres Mal unter der Mondblüte zu treffen.
„Du willst uns also morgen verlassen, Emilia“, begann sie. Sie saß wie beim ersten Mal auf der Einfassung und ließ ihre Finger durch das Wasser gleiten.
„Ja, es zieht mich wieder hinaus in die Wildnis. Ich weiß eure Gastfreundschaft zu schätzen und würde gern noch länger bleiben, aber ich brauche die Weitläufigkeit Skyrims, um wirklich glücklich zu sein.“
„Ich verstehe das natürlich und wir werden dich nicht aufhalten. Nur um eins muss ich dich bitten: Sprich mit niemandem über unsere Gemeinschaft. Wir sind nur wenige und ich fürchte, die nächste Zeit wird für uns alle nicht einfach werden.“
Emilia nickte. „Ich werde euer Geheimnis bewahren. Schließlich ist es nun auch mein Geheimnis.“
„Ich danke dir.“ Larentina lächelte. „Jeder Lunarier wird dich ab heute als seine oder ihre Schwester lieben und unterstützen. Unser ewiger Dank ist dir gewiss. Aber lass mich dir noch etwas geben.“ Sanft berührte sie Emilias Wange. Ein Kribbeln wanderte über ihre Haut und als sie ihr Spiegelbild im Wasser betrachtete, sah sie, dass neben ihrer Tätowierung ein unbekanntes Symbol aufgetaucht war. Die violetten Linien fügten sich natürlich in ihre blassblaue Verzierung ein.
„Mit diesem Zeichen ist es dir möglich, Coniraya zu rufen, wo immer du bist.“ Eine große Raubkatze sprang bei diesen Worten anmutig aus der Baumkrone und tapste langsam über die Trittsteine auf die beiden Frauen zu. Sie hatte silbriggraues Fell mit einem sonderbaren Muster: Dunkle ineinander verwobene Streifen bildeten kleine Gruppen auf dem seidig glänzenden Fell. Dabei ähnelten sie verblüffend den knorrigen Stämmen der Mondblüte. Ein schwaches violettes Leuchten umspielte die Linien. Neugierig schaute das Tier Emilia an.
„Er wird dir im Kampf beistehen und dir auch sonst ein treuer Gefährte sein. Und wann immer du uns suchst, wird er dir den Weg weisen.“ Leise schnurrend drängte sich Coniraya an Emilia.
„Ähm ... danke“, erwiderte sie verblüfft.
„Ich glaube, die Monde wussten, warum sie ihn zu dir geschickt haben“, sagte die Hohepriesterin lächelnd. „Mein Gefühl sagt mir, ihr passt gut zusammen. Gute Nacht.“ Dann wandte sie sich lächelnd ab und ließ Emilia mit ihrem neuen Begleiter allein.
Am nächsten Morgen verabschiedeten die Lunarier Emilia herzlich. Immer wieder wurde sie gebeten, so bald wie möglich zurückzukehren. Larentina führte sie durch einen verborgenen Durchgang nach draußen. Coniraya ging wie selbstverständlich neben ihnen her. Ein letztes Mal lächelte ihr die Hohepriesterin zu, dann drehte sich Emilia um und trat hinaus in das blendende Licht der aufgehenden Sonne über Skyrim.
 
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Vor einigen Monaten hatte ich das letzte Kapitel zu Emilias Suche nach dem Tempel der Lunarier gepostet und geschrieben, dass Emilias Abenteuer sein geplantes Ende gefunden hätte, doch das ist eigentlich nicht ganz wahr. Deshalb gibt es, nicht ganz zufällig zum dritten Jahrestag ;), eine überarbeitete und erweiterte Fassung als pdf.
Wie gehabt können Anmerkungen und Korrekturen im Diskussionsthread hinterlassen werden. Dort findet sich auch eine ein klein wenig konkretere Erklärung.

Edit: (20.11.16) Es gab noch eine kleine Überarbeitung.
 

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