Atarus musste sich schütteln, als er die Kälte auf seiner nackten Haut spürte. Langsam öffnete er seine Augen. An je einer Seite lagen die beiden Schwestern und umschlungen den Ritter mit ihren nackten Körpern. Auch wenn ihre Körper warm waren, so spürte man die Kälte unter der Decke nach dem das Feuer ausgegangen war. Atarus versuchte sich vorsichtig aus den Griff der beiden Frauen zu befreien. Nachdem er es geschafft hatte sie nicht zu wecken ging er in das Zimmer in dem er die restlichen Tage auf dem Bett verbracht hatte. Seine Rüstung lag über einem Stuhl welches er sich sofort um den Arm warf und die Hütte verließ.
Die Lichtung in der sie sich befanden war völlig weiß. Der Schneesturm in den letzten Tagen hatte so stark gewütet, dass sogar unter dem dichtbedeckten Wald sich der Schnee angesammelt hatte. Das Silvia sich so einen Ort als Versteck aussuchen würde wunderte den Ritter nicht. Atarus nutzte den Schnee der auf den Boden lag und zog langsam die restlichen Verbände von seiner Haut ab. Die Kruste die sich gebildet hatte löste sich auch schon langsam. Mit dem noch frischen Schnee reinigte er seinen Körper, da sie in der Hütte kein Bad zur Verfügung hatten. Nach der Reinigung zog er sich seine Rüstung über. Das kalte Metall brachte den Ritter zusätzlich zum frösteln, weshalb er auch gleich mit seinem Training begann. Langsam aber sicher richtete er sich nach seinem Training. Zwar hatte er weder dir Kraft noch die Schnelligkeit wie im Kampf im Hafen, doch nach ein paar Tagen Übung müssten auch diese Eigenschaften wieder vollständig zurückkehren, dachte er sich und konzentrierte sich auf seine Hiebe. Nach geraumer Zeit war voll in seinem Element. Er schwang die weiße Klinge durch die Lüfte und führte einen Schritt nach dem anderen aus. Wie aus dem nichts jedoch tauchte eine Frau auf. Atarus war so sehr in seine Übung vertieft, dass er gar nicht mehr auf seine Umgebung geachtet hatte. Die Frau zog einen Dolch hervor und parierte das Schwert des Ritters in seiner Übung.
„Eigentlich hätte ich euch ja auch niederstrecken können, doch dann hätte ich wohl ein Problem mit euren Damen“, zischte die Frau ihm zu.
Atarus setzte einen Schritt nach vorne und näherte sich der Frau so nah, das sie ihren Atem auf seinem Gesicht spüren konnte, „Da sie schlafen solltet ihr vielleicht die Gelegenheit ausnützen. Ihr könnt meinen Kopf dem König vorwerfen und zusätzlich dadurch seinen Schutz erbitten. Dann können euch auch die Schwestern nichts anhaben.“
Ein leichtes lächeln durchzog das Gesicht der Angreiferin, „Eure Idee gefällt mir, wäre da nicht dieser eine Punkt den ihr vielleicht noch nicht bemerkt habt“, antwortete sie.
„Und ich dachte es wäre ein perfekter Plan“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Dann fragt doch mal die beiden ob es so perfekt ist!“, flüsterte die Frau ihm zurück und im gleichen Augenblick drehte Atarus einen Kopf nach hinten. Die Schwestern standen an der Türschwelle. Mit der Decke deckten sie ihre Körper ab und suchten Schutz vor der Kälte. Auch sie hatte Atarus gar nicht bemerkt und erkannte dann auch gleich an was er noch zu arbeiten hatte.
„Ist dir eigentlich klar, dass du schon längst tot wärst?“, fragte Silvia den Ritter.
„Und wieso glaubst du dass jetzt auch?“, fragte Atarus die Spionin.
„Glaub mir Atarus du wärst schon längst tot“, fügte auch Mimiru ihre Erkenntnis mit hinzu. Atarus wirkte leicht genervt und antwortete „Mit drei Frauen gleichzeitig kann ich mich nicht streiten“
„Du solltest dich aber daran gewöhnen“, antwortet Silvia und zeigte mit dem Finger in den Wald. Atarus wusste nicht was sie mit ihrer Aussage meinte, doch ihrem Fingerzeig folgte sie mit seinem Blick. Erst jetzt erkannte er die dunklen Gestalten zwischen den Bäumen.
„Wie viele sind es?“, fragte der Ritter und festigte seinen Griff um den Knauf seines Schwertes.
„96“ antwortete Silvia prompt. Atarus blickte sie leicht irritiert an und war verwunderte warum sie die genaue Anzahl wusste, ebenso war er etwas beunruhigt, wieso die beiden Schwestern so ruhig waren.
„Glaubst du wir kommen da Heil wieder raus?“, fragte er sie.
„Wir?!“, antworte Silvia und musste leicht lächeln. Eine leichte Anspannung breite sich in Atarus aus.
Mimiru ließ einen Pfiff los und die Schatten im Wald steuerten direkt auf die Hütte zu. Erst nach ein paar Metern erkannte Atarus die einzelnen Frauen.
„Du brauchst deine ganzen Mädchen um einen Ritter zu schlagen?“, fragte Atarus Silvia.
„Deine Magie ist richtig lästig geworden“, antwortete sie während sich die ganzen Frauen um die Hütte versammelten. „Du hast eine ganze Armee begraben Atarus. Und der Schutz der auf dir Lag machte es unmöglich dich tödlich zu verletzen. Dieser Schutz ist jedoch abgefallen und deine Kräfte sind noch nicht ganz zurückgekehrt. Im Moment bist du schwach und verwundbar.“
Atarus steckte seine Waffe zurück in die Scheide und wandte sich zu Silvia. Wut, Zorn, Trauer und Misstrauen richteten sich gegen die beiden Schwestern. Bei diesem Anblick gerieten Silvia und Mimiru leicht ins Schwanken.
Mit bestimmter Stimme und einem leichten Lächeln im Gesicht sprach der Ritter „Gut gespielt Silvia. Gut gespielt. Eine Sache hast du jedoch übersehen. Elementare Erdmagie basiert nicht auf Stärke und Gesundheit sondern auf Willenskraft und gegenseitigem Einverständnis. Diese zwei Sachen sind es, welches, wie war es gleich nochmal… ah ja meine Magie so „lästig“ macht.“
Der Ritter sank langsam in den Boden durch den Schnee und die Erde unter seinem Füßen türmte sich über seine Beine nach oben.
„Silvia…“, stotterte die Stimme von Mimiru.
„Das er immer alle so ernst nehmen muss.“, sagte sie und preschte nach vorne „Aber genau das liebe ich ja so sehr an ihm“ dachte sie sich während sie mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf den Ritter zuraste. Mit zwei gezielten Treffern wollte sie den Ritter betäuben um ihn wieder zu beruhigen, doch erst als sie keine offene Stelle in seiner Abwehr erkannte, sah sie ihren Fehler ein.
„Atarus beruhige dich, ich musste den anderen zeigen, dass es einen guten Grund gab dir zu helfen.“
Dieser jedoch hörte nichts mehr. „Verdammt.“, fluchte sie und gab den anderen den Befehl einzugreifen.
Mehrere Frauen stürmten auf den Ritter zu wurden jedoch von herausragenden Säulen blockiert. Mehrere Ranken sprießen aus der Erde hervor und durchbrachen die Schneedecke. Jede einzelne Frau wurde abgefangen und mit schweren hieben mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Atarus befand sich in einer tiefen Trance und die Erde war es die nun die Kontrolle hatte. Auch Silvia tat sich schwer dem Ritter zu nähern. „Was zur Hölle treibt ihr da?“ fluchte sie als sie sah wie jede einzelne Frau an der Abwehr des Ritters scheiterte. „Mimiru…“ rief sie ihrer Schwester zu. Mimiru wusste was sie zu tun hatte und näherte sich Silvia. Die Schwestern packten sich an den Armen und schleuderten sich Gegenseitig. Sie drehten sich immer und immer schneller und in nur einem kurzen Augenblick gab Silvia den Befehl. Mimiru ließ sie los und pfeilschnell flog Silvia auf den Ritter zu. Während ihres Fluges stürmten die anderen auf ihre Flugbahn und durchbrachen die Verteidigung des Ritters. Silvia knallte mit einem heftigen Schlag auf den Ritter und riss ihn vom Boden. Erst einige Meter weiter trafen sie auf dem Schnee auf und kamen zum Stillstand. Da die Quelle unterbrochen wurde beruhigte sich die Erde wieder und die Angriffe standen still. Nach nur wenigen Minuten erwachte Atarus aus einer Trance und blickte der Spionin in die Augen.
„Wenigstens sterbe ich diesmal in der Armen einer Frau und nicht vergraben unter der Erde“ flüsterte er die Worte
„Du bist echt unfassbar weißt du das,“ antwortete Silvia und versuchte ihn aufzurichten. Einzig die Hütte blieb unversehrt. Die weiße Landschaft, die noch vor kurzem eine friedliche und ruhige Atmosphäre verlieh, war völlig zerstört und durchwühlt. An einigen Stellen lagen ein paar verletzte Frauen worum sich die anderen kümmerten. Mimiru gab einzelnen Gruppen befehle und Silvia blickte den Ritter immer noch in die Augen.
„Du solltest ihnen nur zeigen das wir dich nicht umsonst gerettet haben“, sprach Silvia ihn an.
„Das soll wohl ein Witz sein?“, fragte Atarus leicht wütend.
„Vielleicht habe ich es ein wenig übertrieben“, versuchte Silvia sich auszureden.
„Ein wenig übertrieben?“ Atarus drohte vor Zorn zu platzen. „Ich hätte euch umgebracht,“ schrie er und verpasste Silvia eine Schelle.
Das hektische und laute Treiben wurde abrupt Still und man konnte den Laut des Schlages in der ganzen Lichtung hören. Alle blickten mit großen Augen zu den beiden hinüber. Atarus hatte gerade der Anführerin der Gruppe eine Ohrfeige verpasst.
„Eh… Atarus…“, versuchte Mimiru sich für die Aktion ihrer Schwester zu entschuldigen als sie sah wie hilflos Silvia ihm gegenüberstand. Atarus richtete sich auf und blickte zu ihr hinüber. Mann konnte die Wut in seinen Augen sehen und ohne ein Wort drehte sich Mimiru wieder um.
„Schafft die verletzen sofort in die Hütte“ befahl er den Frauen mit einer festen Stimme. „Eine Gruppe teilt sich auf und sammelt Holz für ein größeres Feuer. Ein paar von euch nehmen Posten im Wald ein und sorgen dafür, dass sich keiner der Lichtung nähert. Drei von euch kommen mit mir mit.“
Fluchend und außer sich vor Zorn ließ er Silvia hinter sich und steuerte direkt in den Wald zu. Die Frauen blickten sich alle gegenseitig. Atarus näherte sich den ersten Bäumen und wandte sich nochmal zu den Frauen. Diese hatten alle ihre Blicke auf Silvia gerichtet die noch immer Stumm auf den schneebedeckten Boden blickte.
„MIMIRU…“ schrie Atarus und im Nu setzte sich die Spionin in Bewegung.
„Ihr habt ihn gehört“ sagte sie und ging zu Silvia. Sie packte ihre Schwester die ohne Wort sich von ihr tragen ließ. Tränen rangen aus ihren Augen und ihre Blicke richteten sich in eine Leere. Bei diesem Anblick musste auch Mimiru um ihre Tränen kämpfen. Die anderen Mädchen machten sich nach langem zögern sofort an die Arbeit. Die Verletzten wurden zusammen mit Silvia in die Hütte gebracht. Sich untereinander absprechend wurden die Aufgaben verteilt, während die rothaarige Frau, die Atarus bei seinem Training angegriffen hatte, sich zwei Frauen schnappte und ihn in dem Wald folgten.