[Hentai] Die Herren der Finsternis

Naruz

Gläubiger


Hallo allerseits. Ich melde mich mal wieder mit einem neuen Projekt. Meine Sologeschichte und das gemeinsame Pokemonprojekt mit Vanidar sind ja momentan irgendwie auf Eis gelegt worden, weil wir einfach zu lange nicht mehr geschrieben haben. Auch dieses neue Projekt, wird eine Gemeinschaftsarbeit, dieses mal gibt es jedoch drei Schreiber: Vanidar, meine Wenigkeit und Kirito Stark

Die Geschichte wird, wie Kawaii Kingdom, eine Hentaigeschichte, in der jedoch eine "richtige" Story im Vordergrund steht, es wird also Hentaielemente geben, aber vorrangig geht es um das erzählen der Geschichte. Es wird eine Fantasygeschichte sein, mit dem Setting in einer Welt namens "Cordius". Cordius ist sehr stark an Tolkiens Mittelerde angelehnt, wenn es um das Aussehen der Welt und die Rassen geht, die dort leben. Die Vorgeschichte der Welt selber wird hier und da vielleicht an Herr der Ringe, Silmarillion oder den Hobbit angelehnt sein, allerdings gibt es wichtige Unterschiede. So gibt es keine Ringe der Macht und auch keinen Sauron. Weiterhin ersetzen die "Eldar" die Elben aus Tolkiens Büchern. Ich selber werde meine Geschichte über die Eldar schreiben, die ca 1.000 Jahre vor Beginn der Geschichte von der Oberfläche der Welt verdrängt und gezwungen wurden, unterirdisch zu leben. Diese Eldar orientieren sich sehr stark an den Dark Eldar/ Dunkelelfen aus Warhammer 40.000/ Warhammer Fantasy Battles, falls jemand mit denen etwas anfangen kann. Ich werde jedoch mein bestes geben, damit sie nicht zu sehr wie billige Kopien wirken.

Vanidars Charakter/ Charaktere werden aus einer der freien Grafschaften im Westen/ Nordwesten von Cordius stammen und Eriador/ Arnor ersetzen. Unser dritter Mann wird dann seinen Teil der Geschichte über ein Königreich der Menschen im Süden schreiben, welches Gondor ersetzt.

Ich wünsche euch allen viel Spaß beim lesen und hoffe es gefällt. Kommentare sind natürlich wie immer erwünscht^^
https://board.world-of-hentai.to/threads/die-herrin-der-finsternis.174773/

Die "Logos" wurden von Kirito Stark erstellt


EDIT: Wichtig! Da es im Großteil der Geschichte um "Dunkelelfen" geht, sind folgende Inhalte in der Geschichte zu erwarten: hohes Maß an Gewalt, Folter (nicht ausschließlich aufs Sexuelle bezogen), Rape, sowie Demütigung/ Erniedrigung


Eldar von Câed Dûrzahl:
Archon Naruz Drâzuhl: Ein junger Adliger der Eldar, der über as Herzogtum des Blutenden Turms herrscht. Trotz seines geringen Alters besitzt er viel Einfluss und hat sich seinen Platz unter dem Adel verdient, indem er sowohl Rivalen, als auch Freunde, gnadenlos aus dem Weg geräumt hat. Er wurde von der Königin beauftragt, die alte Hauptstadt wieder für die Eldar zu erobern und die ersten Raubzüge an der Oberfläche anzuführen
Archon Shâira: Eine Freundin von Archon Naruz die über das Herzogtum der Schweigenden Schatten herrscht
Ânyaeth Drâzul: Die Cousine von Archon Naruz und oberste Späherin des Blutenden Turms
Âzbael: 'Der Harlekin', er ist der beste Attentäter von Câed Dûrzahl und treuer Diener von Archon Naruz Drâzuhl
Malek: Oberster Leibwächter der Königin von Câed Dûrzahl. Es heißt, er sei noch weit älter als die Königin selber und er gilt als einer der mächtigsten Hexer unter den Eldar
Malice die Königin der Finsternis: Malice ist die unbestrittene Herrscherin der Eldar von Câed Dûrzahl und das seit über eintausend Jahren. Sie herrschte bereits vor dem Fall der Eldar über die Rasse und ihr werden Unsterblichkeit und gewaltige, magische Kräfte nachgesagt
Morrigan die Bluttänzerin: Ein hochrangiges Mitglied der Blutigen Klingen, einer Gilde die ausschließlich weibliche Eldar aufnimmt und sich vollkommen der Göttin des Krieges und der Lust verschrieben hat. Morrigan dient mit ihren Kriegstänzerinnen dem Archon des Blutenden Turms und ist außerdem für die Ausbildung seiner persönlichen Sklaven zuständig

Menschen des Nordens:
Alberion von Greifenheim: Der Herzog von Greifenheim und Onkel von Tegara
Aleyandra Silberblatt: Ein junges Mädchen aus Birkenquell, einem kleinen Dorf nahe dem Câellon-Gebirge. Sie träumt davon ihr Dorf gemeinsam mit ihrem Bruder zu verlassen und irgendwo ein neues Leben mit ihm anzufangen
Elena Silberblatt: Sie ist die Mutter von Teregion und Aleyandra Silberblatt
Tegara: Die Nichte des Herzogs von Greifenheim. Sie gilt als eine der besten Waldläuferinnen und Jägerinnen des Herzogtums und wird von manchen auch 'Wolfsprinzessin' genannt
Teregion Silberblatt: Er ist Aleyandras älterer Bruder und Waldläufer in Diensten des Herzogs. Vor kurzem verließ er Birkenquell um für eine Weile in der Hauptstadt des Fürstentums für den Herzog zu arbeiten

Das Königreich Licentien:
Balderic Stonar: Der älteste Sohn des Lords von Caustefels und Erbe des Fürstentums
Cathleen Stonar: Die älteste Tochter des Lords von Caustefels
Celdrik Stonar: Der älteste Sohn des Lords von Caustefels. Er träumt davon eines Tages den Grenzwächtern beizutreten
Georgidos Stonar: Er ist der Onkel der drei Fürstenkinder und Anführer der Leibgarde des Lords vom Cautes Tal.
Saveryna Stonar: Sie ist das jüngste Kind des Lords von Caustefels und ihr Äußeres ähnelt stark dem einer Eldar

Zwerge von Tolvaz Dalwin:
---

Eldar von Lúmevelián:
Lorthéllion der Befreier: Er ist der König der Eldar des Ewigen Waldes und er war derjenige, der für den Bürgerkrieg der Eldar verantwortlich ist, welcher letzten Endes im Fall der Eldar resultierte. Aus diesem Grund wird er von den Eldar aus Câed Dûrzahl 'Verräterkönig' genannt

Sonstige:
Alesia: Eine junge Frau und die aktuelle Lieblingssklavin von Archon Naruz. Sie fühlt sich außerdem für sämtliche Sklaven des Archons verantwortlich und tut ihr bestes, damit es ihnen besser geht als den meisten anderen
Naleya Ámeris: Die Königin von Ankh Nerub und mächtige Nekromantin
Sevanthar val Esh-Kelioth: Naleyas Leibwächter

Götter und ihre Diener:
Beliath: Eldargott der Dunkelheit und Magie, er führt das Pantheon der Eldargötter an
Der Gehörnte: Ein Gott, welcher im Nordwesten von Cordius verehrt und gefürchtet wird. Er wandert durch die Wälder und treibt seine Späße mit den Waldläufern und Jägern
Der Täuscher: Ein Phantom, welches angeblich in Diensten des Gottes Beliath steht
Liliáth: Eldargöttin der Lust und des Krieges, sie gilt als mächtigste aller Götter


[DOUBLEPOST=1422227440,1422227255][/DOUBLEPOST]

„... und so fiel unser Reich, unter dem unerbittlichen Ansturm der niederen Völker und der Verräter. Wir, die wir einst über das größte Reich der Welt geherrscht hatten, wurden gezwungen uns in die Finsternis des Câellon-Gebirges zu verkriechen, gezwungen, mit Orks und Goblins zu leben! Doch der Tag wird kommen, an dem wir uns wieder erheben und uns an den Feinden unseres Volkes rächen werden. Die drei großen Erzfeinde, die sich den schlimmsten Verbrechen schuldig gemacht haben. Am geringsten bleibt das Verbrechen der Anhänger Lorthéllions, die wir einst Brüder nannten und die es wagten ihre Waffen gegen uns zu erheben, um für die niederen Völker zu kämpfen. Sie sind fehlgeleitet und ihre Verbrechen, welche trotz allem niemals vergeben werden können, lassen sich auf die Einflüsterungen des Verräterkönigs zurückführen. Weit schlimmer wiegt da das Verbrechen der Zwergenkönigreiche. Diese niederen Kreaturen haben es nicht nur gewagt gegen uns ins Feld zu ziehen, zu unserer Schmach, der größten Schande unseres Volkes, gelang es ihnen uns bis in die Tiefen der Erde zurückzudrängen, als unser Sieg schon zum greifen nahe war. Für diese Schmach, die sie unseren Vorfahren zugefügt haben, werden sie alle einen grausamen Tod sterben. Und doch sind die Verbrechen dieser beiden Völker, Verrat und Vertreibung aus unserer Heimat, nichts im Vergleich mit dem Verbrechen, dem sich die Völker der Menschen schuldig gemacht haben. Sie haben es gewagt zu vergessen. Wir existieren nicht mehr in ihren Aufzeichnungen, wir sind nicht einmal mehr Schreckgeschichten, die man kleinen Kindern erzählt um sie gefügig zu machen. Einst versetzten wir sie, die jüngste und schwächste Rasse der Sterblichen, in Angst und Schrecken, wann immer sie auch nur den Begriff Eldar hörten. Wir waren ihre Albträume, die Gestalt angenommen hatten, der Schrecken, den sie mehr fürchteten als selbst den Tod oder Orks. Könige zitterten, wenn einer unserer Boten an ihren Hof kam, Heere ließen ihre Waffen fallen und flehten um Gnade, wenn sie einer unserer Legionen gegenüberstanden. Und trotzdem haben sie vergessen. Verräter und Zwerge erinnern sich noch an uns, für sie sind wir nicht mehr als Sagen aus grauer Vorzeit, doch sie erinnern sich. Die Menschen jedoch haben ihn vergessen, all den Schmerz, den wir ihnen brachten, all das Leid, welches wir verbreitet haben. Für diese Beleidigung, für dieses schlimmste aller Verbrechen, werden sie bezahlen. Eines Tages werden wir uns wieder erheben und dann, dann werden wir dafür sorgen, dass uns niemals wieder jemand vergisst!“

- Auszug aus den Schriften des Uriel Razakh, geschrieben vom Hohepriester des Beliath, 876 nach dem Fall

Câed Dûrzahl – 1013 nach dem Fall:
Mit einem leisen Murren schlug Naruz Drâzuhl die Augen auf, streckte sich in seinem Bett, welches groß genug war um ohne Probleme zehn Personen darin schlafen zu lassen, und ließ seine müden Augen durch das Zimmer wandern. Das Bett hatte keine Beine und bestand praktisch nur aus einem Gerüst und einer großen, weichen Matratze die wenige Handbreiten über dem Fußboden des Zimmers lag. Dieser bestand aus Platten aus Schwarzem Marmor, welche größtenteils von einem blutroten Teppich bedeckt waren. Die selbe Art von Marmor bildete auch die Wände des Raums und wurde dort von großen, dunkelblauen Wandteppichen verdeckt auf denen ein schwarzer Turm zu sehen war, an dem Blut herunterzulaufen schien. Neben den Wandteppichen hingen einige Gemälde von Naruz und seinen Vorfahren im Zimmer, die meisten davon hatte einer seiner Sklaven gemalt, ein erstaunlich begabter Mensch der damit geehrt wurde, dass Naruz persönlich aus seinem Schädel die Skulptur eines Drachen geschnitzt hatte, die in einer kleinen Vitrine stand. Es gab mehrere dieser Vitrinen und Ständer im Zimmer, auf denen Büsten, Skulpturen und kleine Modelle standen. Abgesehen von dieser Kunstsammlung, und dem riesigen Bett, welches die Hälfte des nicht gerade kleinen Raumes einnahm, gab es noch zwei große Schränke, einen Waffen- und Rüstungsständer, sowie einen Schreibtisch und eine Waschecke mit einem Spiegel, wo bereits zwei Sklavinnen standen und frisches Wasser vorbereitet hatten, im Zimmer. Naruz ließ ein kaltes Lächeln sehen, als er die dünne Decke aus schwarzem Stoff zurückschlug und vollkommen nackt zur Waschecke ging. Die Sklavinnen, zwei Menschenweibchen die aus der Zucht eines guten Freundes von Naruz stammten, senkten die Köpfe als er sich näherte und zogen sich in Richtung Bett zurück um dieses ordentlich herzurichten. Ein kurzer Blick in den Spiegel ließ Naruz das Gesicht verziehen. Er war ein Eldar, sogar einer der höchsten Adligen unter den Eldar, weshalb sein Aussehen eigentlich mit makellos, oder perfekt beschrieben werden konnte. Seine Haut war blass, sogar noch blasser als die seiner Sklavinnen, seine Ohren waren lang und spitz, und er hatte schulterlange, schwarze Haare, sowie ein Gesicht, das sogar viele Eldar als äußerst anziehend empfanden. Trotzdem gab es ein großes Problem, namentlich seine Augen. Sie erstrahlten nicht im Eisblau, oder stechendem Grün, wie die Augen vieler anderer adliger Eldar, sondern in einem seltsamen Violett, was ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass es sich bei Naruz um einen Finstergeborenen handelte. Er gehörte somit zu den tausenden jungen Eldar, die noch nie die Sonne gesehen hatten, sondern im falschen Licht der magischen Sonne in Câed Dûrzahl geboren wurden, deren magische Strahlen für diverse Abweichungen im Aussehen der Finstergeborenen führten, zum Beispiel seltsame Augenfarben. Naruz war der einzige Sohn des alten Archons gewesen, der über die Drâzuhl Familie herrschte und hatte, als sein Vater mit einem Messer im Rücken verstarb, dessen Platz als Oberhaupt einer der sieben größten Adelsfamilien von Câed Dûrzahl eingenommen. Verglichen mit den anderen Archonten, von denen die meisten noch Lichtgeborene waren, war Naruz unglaublich jung, er hatte nicht einmal dreihundert Jahre gelebt und trotzdem war er jetzt schon einer der mächtigsten Einwohner des Königreichs, was vor allem daran lag, dass er derjenige gewesen war, der seinem Vater ein Messer in den Rücken gerammt hatte. Mit einem Seufzen schüttelte der Archon den Kopf und wusch sich, während die Sklavinnen, welche ärmellose, karmesinrote Kleider trugen, deren Schnitt nicht gerade viel von den Beinen der Mädchen verdeckte, frische Sachen aus einem der Schränke auf das Bett legten und sich dann zurückzogen um auf ihren Herren zu warten. Als Naruz damit fertig war sich zu waschen, trat eine der Sklavinnen vor, mit einem Handtuch in ihren Händen und überreichte es dem Archon. Dieser nahm es, trocknete sich ab und warf es dann der anderen Sklavin zu, während er das Mädchen neben sich kurz musterte. Im Vergleich zu anderen Eldar war er schon immer sehr gut darin gewesen, das Alter von niederen Wesen zu schätzen, zumindest bei Menschen oder Zwergen. Bei Orks oder Goblins wusste selbst er dann meistens nicht weiter.

Die Sklavin vor ihm war um die achtzehn Jahre jung, hatte recht große Brüste und war äußerst gefügig, was auch die Gründe waren, weshalb sie einen Platz unter seinen Lieblingssklavinnen hatte. Neben ihr und dem anderen Mädchen im Zimmer, welches gerade den Raum verließ um das Handtuch waschen zu lassen, gab es noch ein knappes Dutzend unter den über sechshundert Menschensklaven, die im 'Haus' des Archons dienten, die karmesinrote Kleidung tragen durften, welche sie über die anderen Sklaven erhob. Gedankenverloren strich Naruz über das Gesicht des Mädchens. Vor vier Jahren hatte sein Freund sie ihm geschenkt und der junge Archon war äußerst zufrieden mit ihr. Zum Scham seiner eigenen Sklavenmeister, war dieses Mädchen weit besser ausgebildet als die meisten anderen Sklaven des Hauses und hatte sich noch nie auch nur einen einzigen Fehler erlaubt. Während er nachdachte fuhr Naruz' Hand weiter nach unten und glitt in den Ausschnitt des Kleides. Er nahm eine der Brüste des Mädchens in seine Hand und begann sie zu kneten, woraufhin die Sklavin zwar ein wenig rot wurde, jedoch kein Geräusch hören ließ. Der Blick des Archons wanderte kurz zu seinem Bett, ehe er erneut seufzte und seine Hand wieder zurückzog. Wenn er sich nicht schon gewaschen und die Sklavinnen das Bett noch nicht gemacht hätten, könnte er sich noch ein wenig mit dem Mädchen vergnügen... andererseits zeigte ihm das grünliche Licht der falschen Sonne, welches durch ein großes Fenster direkt hinter ihm ins Zimmer schien, dass es wahrscheinlich schon Nachmittags war. Also wäre es vielleicht besser sich nicht von der Sklavin ablenken zu lassen, ansonsten würde er den Rest des Tages zu nichts mehr kommen.
„Du darfst gehen, sag den Köchen ich werde noch nichts essen. Wenn sie schon etwas gekocht haben, nimm dir etwas, sag den Köchen sie sollen den Nathrezim den Rest überlassen.“ Die Sklavin verbeugte sich tief, drehte sich um und verschwand aus dem Zimmer. Als sie die Tür öffnete konnte Naruz zwei Nathrezim sehen, seine persönliche Leibwache und einige der wenigen Eldar denen er traute, die dort Wache standen. Sie trugen Rüstung aus Schwarzkristall und in ihren Händen ruhten Nágislonth, lange Schwertstäbe, deren Klingen eine dünne Silberschicht hatten. Die Helme der Nathrezim waren ebenfalls aus Schwarzkristall, bedeckten die Wangen vollständig, ließen das Gesicht jedoch offen, abgesehen von einem dünnen Streifen der bis zur Nase lief um diese zu schützen. Dort, wo der Nasenschutz an der Stirn begann, wuchs außerdem ein gezackter Kristall aus dem Helm, der an eine Art Horn erinnerte. Dann schlug die Tür wieder zu und Naruz stand alleine in seinem Zimmer. Er wandte sich dem Fenster zu, stieß es auf und ging hinaus auf den Balkon, ohne sich darum zu kümmern, dass er noch immer vollkommen nackt war.

Ein wohliger Schauer lief über den Rücken des Archons, als er ins freie und die unnatürliche Kälte trat, welche von der falschen Sonne ausgestrahlt wurde, um das unterirdische Reich lebensfreundlicher für die Eldar zu machen. Mit einem Lächeln im Gesicht ließ er seinen Blick vom Balkon aus über sein Reich schweifen. Sein 'Haus' war ein riesiger Turm, inmitten eines der größeren Stadtbezirke von Câed Dûrzahl. Vom Balkon des Archons aus ging es knapp vierhundert Miéthri in die Tiefe, der Turm selber ragte dann noch weitere zweihundert Miéthri in die Höhe, womit er beinahe an der Steindecke kratze, welche das gesamte Reich der Eldar überspannte. Oder besser gesagt, den Teil, der bis vor wenigen Wochen das gesamte Reich der Eldar gewesen war. Der Turm der Drâzuhl Familie war einer von acht Bauwerken, die sich über sämtliche andere Gebäude der Finsteren Stadt erhoben. Auch von außen war er vollkommen mit Schwarzem Marmor verkleidet und teilte sich in mehrere Turmspitzen, die wie übergroße Spieße, oder Dornen aussahen, die den steinernen Dornen entgegenwuchsen, welche aus dem steinernen Himmel Câed Dûrzahls nach unten ragten. Das Reich der Drâzuhl Familie, oder das 'Reich des Blutenden Turms', wie es aufgrund des Familienwappens von Naruz' Familie genannt wurde, erstreckte sich über viele Mílith der Finsteren Stadt, beinahe so weit das Auge reichte. In der Nähe des Turmes des Archons, welcher auch gleichzeitig als Kaserne für die Elitesoldaten aus der Legion des Blutenden Turms diente, befanden sich die Wohngebiete der adligen Eldar und ihre Geschäfte. Dieses Gebiet des Herzogtums wurde von einer Mauer umringt, die knapp zwanzig Miéthri in die Luft ragte, was jedoch lächerlich wenig war, verglichen mit der Höhe mancher Gebäude. Je weiter man sich dann von der Mauer entfernte, desto weniger Adlige traf man an, die meisten Gebäude dort gehörten dann den gewöhnlichen Eldar und einigen wenigen Menschen, die von ihren Herren aus der Sklaverei entlassen worden waren. Neben gewöhnlichen Geschäften gab es dort auch die Sklavenmärkte und Sklavenzuchten, diese waren aber, verglichen mit denen in den Herzogtümern von anderen Archonten, äußerst klein, weshalb Naruz seine Sklaven meist aus anderen Herzogtümern beziehen musste. Trotzdem war die Drâzuhl Familie die reichste von allen Adelsfamilien in Câed Dûrzahl, denn ihnen gehörten die Finsterminen, in den östlichsten Ausläufern der Finsteren Stadt. Die Finsterminen waren der einzige Ort, wo Schwarzkristall abgebaut werden konnte, ein Material so widerstandsfähig wie gehärteter Stahl, das gleichzeitig so leicht wie Seide war. Adlige bezahlten ein Vermögen, um eine Rüstung aus Schwarzkristall zu bekommen, egal ob in Sklaven oder Geld. Nach einer Weile fiel Naruz' Blick auf den Ort seines Herzogtums, der ihn immer wieder seine Nase rümpfen ließ. Die äußersten Ausläufer seines Reichs, dort, wo die Smaragdsonne mitten in der Luft schwebte und die Finstere Stadt mit ihrem Licht erhellte und wo das Herzogtum des Blutenden Turms an das Herzogtum der Lachenden Schädel grenzte, befand sich das, was einst als Korkruth-Damon bekannt gewesen war, eines der größten Ork- und Goblinkönigreiche unter der Erde. Von denen gab es noch dutzende andere in Câed Dûrzahl, auch wenn sie inzwischen nur noch Stadtteile und Vasallen der Archonten waren. Tausende Orks und Goblins lebten in diesen Stadtteilen und bildeten den Großteil der Legionen, welche die Eldar ins Feld führten. Korkruth-Damon wurde vor knapp neunhundert Jahren unterworfen, einhundert Jahre nachdem das Imperium der Eldar an der Oberfläche gefallen war und die stolze Rasse dazu gezwungen wurde sich im zentralen Gebirge von Cordius zu verkriechen. Es war die größte Schande der Eldar und doch hatte Malice, die Königin der Finsternis, damals die richtige Entscheidung getroffen, als sie den Rückzug unter die Erde befahl. So hatte sie das Überleben ihrer Rasse gesichert, mit weit mehr Soldaten als es die Verräter oder niederen Rassen wohl jemals erwartet hätten.

Sieben Jahrhunderte hatten die Eldar unter der Herrschaft der Königin damit verbracht, die Königreiche der Orks und Goblins im Câellon-Gebirge zu unterwerfen, bis sie die unbestrittenen Herrscher waren und der gesamte, unterirdische Teil des Gebirges, zu einer riesigen Stadt zusammengewachsen war. Der Archon blinzelte, als einer der grünlichen Strahlen der falschen Sonne direkt in sein Gesicht schien und wandte den Blick ab. Tief unter ihm, in einem der Gehege welche direkt an den Turm gebaut waren, hörte Naruz ein lautes Brüllen, gefolgt von einer Reihe panischer Schreie, die sowohl von Orks- als auch Menschensklaven zu stammen schienen. Er runzelte kurz die Stirn und hörte ein wenig genauer hin. Als schließlich noch einmal ein Brüllen erklang zuckte der Archon lediglich mit den Schultern und ging wieder in sein Zimmer. Das Gebrüll stammte eindeutig von einem der Basilisken, die den Nathrezim als Reittiere dienten. Anscheinend hatten die Sklaven es geschafft eine der Bestien zu verärgern und versuchten nun, sie irgendwie zu beruhigen, bevor sie alle zerfleischt wurden. Natürlich würden die überlebenden Sklaven danach vom Besitzer des Basilisken bestraft werden, aber das war wahrscheinlich immer noch besser, als zwischen den Zähnen der gebrochenen Drachen zu landen.

Der Archon schloss gerade die Fenstertüren zum Balkon hinter sich und dachte darüber nach heute einem der Häfen die seiner Familie gehörten zu besuchen, um eine kleine Spazierfahrt auf dem Schattensee zu machen, welcher das Reich des Blutenden Turms mit dem Reich der Finsteren Herzen verband, als es an seiner Tür klopfte. Naruz schnalzte kurz mit der Zunge, ob der ungeplanten Störung, antwortete dann jedoch mit lauter, befehlshaberischer Stimme. „Herein.“ sagte er, wobei es ihm gelang das Wort wie eine Drohung klingen zu lassen, die den schlimmsten aller Tode versprach, wenn er umsonst gestört wurde. Trotzdem wurde die Tür sofort geöffnet und eine Eldar mit schulterlangen, blutroten Haaren betrat das Zimmer. Ihre eisblauen Augen wanderten durch den Raum und blieben schließlich am nackten Archon hängen, woraufhin sie zwar eine Augenbraue in die Höhe zog, jedoch nichts sagte. Zum ersten mal am heutigen Tage ließ Naruz ein Lächeln sehen welches man, für Eldar Verhältnisse, als freundlich, oder gar herzlich bezeichnen konnte. Mit ein paar Schritten überwand der Archon die Distanz zwischen sich und der Eldar, deutete eine Verbeugung an und küsste ihr auf den Handrücken. Nachdem er ihre Hand freigab und normal vor ihr stand hob die Frau den Kopf, um ihm direkt in die Augen sehen zu können, und verschränkte ihre Arme in einem 'X' vor ihrer Brust, wodurch ihre Hände so weit wie möglich von den Krummdolchen entfernt waren, die sie an ihrer Hüfte trug. Sowohl das, als auch der Handkuss, war die traditionelle Begrüßung zwischen Eldar ihrer unterschiedlichen Ränge. Naruz mochte ein Archon und somit einer der mächtigsten Eldar im gesamten Reich sein, aber das hieß noch lange nicht, dass er es sich leisten konnte allen anderen seines Volkes gegenüber respektlos zu sein. Die Eldar, welche nun ihre Hände hinter ihrem Rücken verschränkte und den Archon mit einem Zucken in ihren Mundwinkeln, das man vielleicht als Lächeln deuten konnte, musterte, war eine Bluttänzerin der Gilde der Blutigen Klingen. Die Blutigen Klingen, die Schatten, die Arkanisten und die Schreienden Peitschen, dies waren die Namen der vier Gilden die es im Reich der Finsternis gab, jede von ihnen diente einem der vier Götter der Eldar, hatte ein besonderes Spezialgebiet und genoss mindestens so viel Ansehen wie die Archonten der Eldar, wenn nicht gar mehr. 'Bluttänzerin' war der höchste Rang den es innerhalb der Blutigen Klingen gab und jede von ihnen hatte ein Gefolge aus mehreren Kriegstänzerinnen und Initianten. Meist arbeiteten sie als eine Art Söldner, aber hin und wieder schwor eine Bluttänzerin einem bestimmten Adelshaus für eine Weile zu dienen, solange der Vertrag lief konnte man sich sicher sein, dass man nicht von ihnen verraten wurde, oder besser gesagt, dass man eine Vorwarnung bekam, wenn sie sich von einem abwandten. Diese Bluttänzerin, die nun vor Naruz stand, diente seiner Familie bereits seit über siebenhundert Jahren und hatte ihren Vertrag erst vor kurzem um sieben Dekaden verlängert, was den Archon hunderte Sklaven und eine ganze Tonne Schwarzkristall kostete, aber sie und ihre Tänzerinnen waren es allemal wert. Abgesehen von ihren Pflichten als Kriegerin in seinen Diensten, war Morrigan auch für die Ausbildung seiner persönlichen Sklaven und Sklavinnen verantwortlich. Unter Eldar war es ein großes Zeichen von Vertrauen, jemand anderem die Ausbildung der eigenen Sklaven zu überlassen.
„Begrüßt Ihr Gäste immer so, Archon?“ fragte sie und ließ ihren Blick erneut über den Archon wandern. „Es ist recht unschicklich so rumzulaufen müsst Ihr wissen.“ fügte sie hinzu und sah ihm wieder in die Augen, wobei sich auf ihrem Gesicht tatsächlich ein leichtes Lächeln sehen ließ.
Der Archon ließ ein verächtliches Geräusch hören. „Ich bitte dich, Morrigan. Du bist die letzte in diesem Turm, die es sich leisten kann etwas über 'Schicklichkeit' zu sagen.“ meinte er und ließ nun seinerseits den Blick über den Körper der Eldar wandern. Diese war in die traditionelle... 'Kampfrüstung' der Blutigen Klingen gekleidet. Stiefel aus schwarzem Leder mit langen Absätzen, die bis zu den Oberschenkeln gingen und in denen die Tänzerinnen sich, trotz aller Wahrscheinlichkeit, schneller, eleganter und geschickter bewegten, als die meisten Eldarkrieger in gewöhnlichen Stiefeln. Zusätzlich befanden sich an den Außenseiten der Stiefel jeweils drei lange Klingen, so dass selbst die Tritte der Eldar ihre Feinde aufschlitzen konnten. Viel mehr gab es dann jedoch nicht, eine Art Höschen aus Leder bedeckte den Schritt der Bluttänzerin und war mit langen Riemen mit einem breiten Lederstreifen verbunden, der geradeso die Brustwarzen der Eldar bedeckte, den Rest der Brüste jedoch größtenteils im Freien ließ. Ein lederner Gürtel an ihrer Hüfte beherbergte zudem zwei Krummdolche, zusätzlich zu zwei weiteren, kleineren Messern, die sie an ihren Schenkeln, oberhalb der Stiefel befestigt hatte. Obwohl der Archon eher eine Schwäche für Menschenweibchen hatte, fiel es ihm äußerst schwer sich vom Anblick der Bluttänzerin zu lösen, was dieser freilich nicht entging.
„Verzeiht Archon, hätte ich gewusst, dass Ihr heute einmal keine Sklavinnen, sondern eine echte Frau wollt, wäre ich nicht so schwer gerüstet gekommen.“ sagte Morrigan, ging einen Schritt vor und ließ ihre Zunge über den Hals des Archons wandern. Naruz' Hand legte sich sofort auf den nahezu nackten Hintern der Bluttänzerin und er merkte, wie sein Glied sich langsam aufrichtete. Die Bluttänzerin rieb ihre prallen Brüste leicht gegen den Brustkorb des Archons, ließ ein leises Stöhnen hören und ihre Hände über seinen Körper gleiten, während ihre Zunge langsam den Weg nach unten an seinem Körper suchte. Sie ging immer tiefer und ihre Zunge tanzte über den Körper des Archons. „Leider haben wir dafür keine Zeit.“ sagte sie dann plötzlich, als sie beinahe sein Glied erreicht hatte, richtete sich blitzschnell wieder auf und ging ein wenig auf Abstand, was dem Archon ein Seufzen entlockte, in dem sich seine Frustration und Resignation widerspiegelten. Es war nicht das erste mal, dass die Bluttänzerin ihn auf diese Weise ärgerte und es würde gewiss nicht das letzte mal sein, aber was sollte man von einer Eldar erwarten die sich der Göttin des Krieges und der Lust, verschrieben hatte?

Mit einem unterdrückten Fluch wandte Naruz sich von Morrigan ab und ging in Richtung Bett, wo noch immer die Kleidung lag, die seine Sklavinnen für ihn vorbereitet hatten. „Was willst du hier, Morrigan?“ fragte er ohne sich umzudrehen, während er ein Hemd aus schwarzer Seide aufhob.
„Es ist ein Bote für dich angekommen.“
„Ich schwöre, wenn es wieder einer von Mâlferrias Männern ist, dann...“
„Er kommt nicht von Archon Mâlferria.“ unterbrach Morrigan ihren Herren, ehe er sagen konnte, was genau er mit dem Eldar getan hätte.
„Sondern?“
„Aus dem Schattenturm.“
Naruz erstarrte und ließ das Hemd auf das Bett fallen. Er konnte geradezu spüren, wie Morrigan hinter ihm breit grinste. Der Schattenturm war das höchste Bauwerk in ganz Câed Dûrzahl und Sitz der Königin der Finsternis. „Wie lange wartet er schon?“ fragte er mit einer Kälte in der Stimme, die selbst Morrigan schlucken ließ.
„Ein paar Minuten erst, ich habe mich extra beeilt.“ sagte sie, deutlich kleinlauter. Jetzt war nicht der beste Zeitpunkt, um Naruz weiter zu reizen.
„Informiere die Nathrezim, ich will ein Dutzend von ihnen in zehn Minuten vor dem Turm sehen, um mich zu begleiten.“
„Das habe ich bereits getan, ich habe außerdem ein halbes Dutzend meiner Kriegstänzerinnen aufmarschieren lassen, sie werden Euch ebenfalls begleiten, Archon.“ sagte Morrigan und deutete tatsächlich eine Verbeugung vor Naruz an.
Dieser drehte sich zu ihr um und zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe. „Oh? Wirklich? Gute Arbeit, Morrigan.“
„Natürlich, Archon. Ihr bezahlt mich schließlich nicht dafür, dass ich halbnackt vor Euch herumlaufe.“ meinte die Eldar, warf einen kurzen Blick auf den Schritt des Archons, dessen Glied noch immer steif war, aufgrund ihres kleinen... Scherzes, und sah dem Archon dann ins Gesicht. „Nun, Ihr bezahlt mich nicht ausschließlich dafür.“ fügte sie mit einem schelmischen Grinsen hinzu.
Naruz seufzte. „Gut, dann gehe und sage dem Boten, dass ich gleich bei ihm sein werde.“
„Jawohl, Archon.“ sagte Morrigan, ehe sie erneut den traditionellen Gruß vollführte und das Zimmer verließ. Als Naruz wieder alleine im Zimmer war verlor er keine Zeit. Er zog sich schnell die dünne Kleidung an, die für ihn bereit lag, ehe er hinüber zu seinem Rüstungsständer ging. Er wollte auf keinen Fall einen Boten der Königin warten lassen und so verlor er sich dieses mal nicht im Anblick der Rüstung sondern legte sie einfach an. Natürlich war sie, wie die seiner Leibwächter, aus Schwarzkristall gefertigt. Die Brustplatte lag eng an seinem Körper, ein Großteil der Rüstung wurde jedoch vom gebleichten Schädel eines besonders großen Orks eingenommen, der direkt in die Brustplatte eingearbeitet worden war. Es handelte sich dabei um den Kopf eines Orkkönigs, den Naruz' Vater erschlagen und als Trophäe in die Familienrüstung hatte einbauen lassen. An den Handschuhen der Rüstung befanden sich Klingen, ähnlich denen die an Morrigans Stiefeln befestigt waren, nur ein wenig kürzer. Aus den Schulterplatten ragten zudem jeweils drei kristallene Dornen von denen ein unheimliches, purpurnes Leuchten ausging. Als er schließlich die komplette Rüstung angelegt hatte, befestigte Naruz den Umhang an seinem Rücken, was dank der Bewegungsfreiheit welche die Rüstung erlaubte recht problemlos ging. Den Umhang hatte der Archon selber hergestellt, aus der Haut eines besonders großen Höhlentrolls, den er während eines Turniers in der Arena getötet hatte. Erstaunlicherweise stank die Haut der Trolle nicht so bestialisch wie man erwarten würde und nach drei Wäschen, und einer Färbung, hatte Naruz einen beeindruckenden, scharlachroten Umhang, der ihn sogar vor Pfeilen schützen konnte. Nicht, dass das in einer Rüstung aus Schwarzkristall nötig war, dem Archon ging es eher um die neidischen Blicke der anderen Adligen, wann immer sie ihn in diesem Umhang sahen, denn nur wenigen Eldar war es während des großen Turniers vor zwei Monaten erlaubt worden, sich mit einem Höhlentroll zu messen. Nach dem Umhang fehlte nun nur noch seine Waffe. Naruz nahm eine lange Schwertscheide vom Ständer, betrachtete sie einen Moment lang verträumt und befestigte sie dann an seiner Hüfte. Bei der Waffe handelte es sich um ein Vâlthriaz, ein Schwert ohne irgendeine Art Parierstange mit einer Klinge, die sich zur Spitze hin leicht krümmte und so lang war wie Naruz' Arm. Gefertigt war die Waffe aus versilbertem Schwarzkristall, was der Klinge ein silbernes Leuchten verlieh, außerdem konnte es mitunter passieren dass die Schneide aus Schwarzkristall die Waffe, oder den Schild, eines unglücklichen Gegners einfach durchtrennte, als wäre es Butter. Vor allem die minderwertigen Waffen und Rüstungen der Orks, Goblins und Menschen zerfielen schon in ihre Einzelteile, wenn ein Vâlthriaz auch nur in ihre Nähe kam. Nach einem letzten Blick in den Spiegel und einem wütenden Knurren, gegen seine Augen gerichtet, verließ der Archon schließlich sein Zimmer und machte sich auf den Weg, um sich mit dem Boten der Königin zu treffen.

Wie Naruz genervt feststellen musste, kaum dass er sein Zimmer verlassen hatte, wartete der Bote vor dem Turm auf ihn, anscheinend wollte er sich nicht in eines der Audienzzimmer begeben, die es im Turm gab. Als der Archon den Hof vor seinem Turm betrat kochte er bereits vor Wut, ob der Frechheit des Boten. Selbst wenn die Königin ihn schickte, nahm er sich ziemlich viel heraus. Seine Wut verflog jedoch sobald er sah, um wen es sich beim Boten handelte, der in der Nähe eines Basiliskengeheges geduldig auf Naruz wartete und von Naruz' Nathrezim und Morrigans Kriegstänzerinnen umringt war. Vor ihm stand ein Eldar mit rasiertem und stark vernarbtem Schädel, dessen rechtes Auge rot leuchtete vor magischer Energie und dessen linkes Auge geschlossen und von einer großen Narbe gezeichnet war, die quer über sein Gesicht verlief. Dem Eldar fehlte der linke Arm und der rechte war ebenso wie der Kopf von Narben bedeckt, zumindest soweit man sehen konnte. Der Eldar trug eine einfache, schwarze Robe und sah daher nicht unbedingt nach einem Boten der Königin aus, aber der Anblick täuschte. Schnell ging Naruz mit großen Schritten auf den Eldar zu und fiel dann vor ihm auf die Knie, den Blick direkt auf den Boden gerichtet.
„Ich grüße Euch, Malek. Ich... ich hätte nie gedacht, dass Ihr meinem bescheidenen Heim einen Besuch abstatten würdet. Wenn ich vorgewarnt gewesen wäre, hätte ich natürlich meine Truppen aufmarschieren lassen, um Euch einen angemessenen Empfang zu bereiten.“ sagte Naruz und sein Herz klopfte vor Aufregung. Normalerweise hätte er jetzt Morrigan im Stillen dafür verflucht, dass sie ihm nicht gesagt hatte wer da als Bote gekommen war, aber momentan war er zu aufgekratzt dafür. Malek, oberster Leibwächter der Königin der Finsternis, ihr treuester Berater und oberster Heerführer der Eldar im Krieg des Falls, war in seinem Herzogtum, um mit ihm zu reden! Egal wie dieses Gespräch ausgehen würde, oder was die Königin von ihm wollte, Naruz war soeben zum einflussreichsten aller Archonten geworden, dafür würden alleine die Gerüchte sorgen, die man über den Besuch dieser lebenden Legende verbreiten würde. Was auch immer die Königin von Naruz wollte, sie meinte es gut mit ihm. Seinen Arm und Auge hatte Malek im Krieg des Falls verloren, als er gegen drei Schwertmeister der Verräter gleichzeitig gekämpft hatte, um seine Königin zu beschützen. Gerüchten zufolge belohnte die Königin seinen Mut und Tapferkeit damit, dass sie ihn persönlich für zwei Tage folterte, woher die anderen Narben des Kriegers rührten. Naruz selber war nie einer der, durchaus zahlreichen, Eldar gewesen deren Verlangen nach Schmerz so weit ging, dass sie nicht nur selber welche zufügten, sondern sich auch freiwillig foltern ließen. Der Archon des Blutenden Turms hatte bislang nie derartiges Verlangen verspürt, sondern war äußerst zufrieden damit, den Foltermeister zu spielen. Und trotzdem spürte er einen Stich des Neids, als er daran dachte, dass der Eldar vor ihm nicht nur die Ehre hatte einer der wenigen zu sein, die ihren Blick auf die Königin richten durften, sondern auch noch zwei Tage lang ihre vollste Aufmerksamkeit genossen hatte, ganz gleich was genau in diesen zwei Tagen geschehen war.
„Erhebe dich.“ sagte Malek mit kalter, angewiderter Stimme. „Ein Archon kniet vor der Königin, vor niemandem sonst.“
„Wie Ihr wünscht, Malek.“ sagte Naruz und erhob sich. „Erlaubt mir jedoch Euch zu widersprechen. Ein Archon kniet vor denjenigen, die er respektiert. Für die meisten mag dies nur die Königin sein, ich persönlich bewundere jedoch Eure Taten. Man trifft heutzutage kaum noch einen Eldar, der solange lebte wie Ihr.“
Malek ließ ein wütendes Knurren hören. „Ich weiß, dass du diese Worte ehrlich meinst und dich nicht nur einschleimen willst. Wäre letzteres der Fall, würde ich dich auf der Stelle enthaupten.“ Bei diesen Worten zuckten die anwesenden Nathrezim zusammen und griffen zu ihren Waffen, jedoch wussten alle Anwesenden, dass es rein symbolisch war. Malek war einer der ältesten Eldar die es gab, sogar noch älter als selbst die Königin der Finsternis. Selbst wenn er nicht über magische Kräfte verfügen würde, gäbe es niemanden der anzweifeln würde, dass er in der Lage war Naruz und seine Leibwächter umzubringen. „Wie dem auch sei, ich bin nicht gekommen, um mir anzuhören wie sehr mich die Jünglinge bewundern.“ sagte der Leibwächter und Naruz riss erstaunt seine Augen auf. Jüngling. Malek hatte ihn als Jüngling bezeichnet, nicht als Finstergeborenen. Aus dem Munde Maleks, für den selbst die anderen Archonten Jünglinge waren, war dies ein deutliches Zeichen von Anerkennung und Respekt. Zumindest konnte man es ohne weitere Worte des Eldar so werten. Naruz würde sichergehen, dass zumindest dieser Teil des Gesprächs der Öffentlichkeit bekannt werden würde.
„Natürlich, Malek. Wie kann ich der Königin dienen?“
Der alte Eldar schnaubte erneut. „Das wird sie dir selber sagen. Du wirst mich zum Turm der Schatten begleiten. Jetzt sofort und alleine.“ sagte Malek und dann, ohne auch nur auf eine Antwort zu warten, hob er seine rechte Hand und murmelte Worte in einer Sprache, die nur den wenigsten Eldar bekannt war. „Ishâ Fhôllarz.“ Ein Knistern folgte diesen magischen Worten und ein... Loch öffnete sich mitten auf dem Hof. Durch das Loch konnte man einen dunklen Saal mit dicken Säulen und dutzenden Statuen erkennen. Der Archon starrte eine ganze Weile lang ungläubig auf das Portal. Er konnte selber ein wenig Magie wirken und hielt sich für recht talentiert, von diesen magischen Worten hatte er jedoch noch nie zuvor gehört. Außerdem hieß es in den meisten Texten, dass man normalerweise mindestens zwei Sätze sprechen musste, um ein magisches Portal zu öffnen, dass es Malek mit nur zwei Wörtern gelungen war, zeugte von Jahrtausenden an Erfahrung und einem großen Talent für Magie.
Dann, als der alte Eldar ohne ein weiteres Wort mit einem Schritt durch das Portal ging, schüttelte Naruz den Kopf und zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. „Ihr bleibt hier.“ sagte er an seine Nathrezim gewandt, mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldete. Dann schritt auch er durch das Portal. Kurz fühlte er sich so, als wenn etwas an seinen inneren Organen zerren würde, um sie aus seinem Körper zu reißen und stand kurz davor, schmerzerfüllt aufzuschreien. Dann war das Gefühl jedoch so plötzlich vorüber wie es gekommen war und Naruz stand im Saal, den er eben noch durch das magisch erschaffene Loch gesehen hatte. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass das Portal inzwischen geschlossen worden war und als er seinen Blick weiter durch den Saal wandern ließ, merkte er, dass er im Thronsaal der Königin sein musste. Er konnte auf den ersten Blick vier Dutzend Eldar erkennen, die in Rüstungen aus Schwarzkristall Wache hielten und ihn mit ihren Blicken durchbohrten.

„Hierher, Archon.“ erklang die Stimme Maleks aus der Mitte des Saales. Naruz hatte sich gerade die Statuen genauer ansehen wollen, zuckte bei den Worten des obersten Leibwächters jedoch zusammen und trat zwischen den Säulen hervor in die Mitte des Raumes. Während der Rest des Saals in Schatten getaucht war, erstrahlte die Mitte jedoch im grünlichen Licht einer kleineren Version der falschen Sonne, die durch ein gläsernes Dach hineinschien. Malek stand neben alabasterfarbenen Stufen, die hinauf zu einem Thron führten, welcher in der selben Farbe zu erstrahlen schien. Er wollte seinen Blick gerade weiter nach oben wandern lassen, zur Person die auf dem Thron saß, richtete seine Augen dann jedoch gleich wieder auf den Boden. Jedem, der nicht Teil der Leibwache war, war es verboten mehr von der Königin der Finsternis zu sehen, als ihre Füße. Wer gegen dieses Verbot verstoß wurde geblendet und kastriert oder verlor die Zunge, je nachdem ob man ein Mann oder eine Frau war, allerdings nur, wenn es sich um einen Archon handelte. Jeder andere wurde für ein solches Vergehen entweder von den Leibwächtern zu Tode gefoltert, oder landete in den Zwingern der Nachtmahre, um den Bestien als Futter zu dienen. Da Naruz nicht vor hatte in seinem jungen Alter bereits den Freuden des Lebens zu entsagen, beschloss er dass es besser wäre, nur den Boden anzusehen. Als er beinahe direkt vor dem Thron stand, ließ er sich auf die Knie fallen und wartete geduldig darauf, dass er angesprochen wurde.
„Du bist also der Sohn von Drâzuhl.“ Naruz erschauderte, als er die Stimme hörte, die nun zu ihm sprach. Es war die Stimme einer Frau, kalt und zugleich warmherzig. Sie war voller Hass und Boshaftigkeit, versprach jedoch auch gleichzeitig unendliche Freude und quoll über vor Liebe. „Weißt du, ich mochte deinen Vater, er war ein gerissener, verräterischer Mistkerl, aber es war meist äußerst amüsant seine Intrigen mitanzusehen.“ Naruz wagte es, seinen Blick ein wenig zu heben, bis zum Ansatz des Thrones. Abgesehen vom Stein der Stufen und eben jenes Thrones konnte er jedoch nichts sehen, was ihn darauf schließen ließ, dass die Königin auf ihrem Thron lag, groß genug war er dafür jedenfalls. „Umso lustiger war es, dass der große Planer durch etwas so simples wie einen Messerstich in den Rücken gestorben ist und dann auch noch durch seinen eigenen Sohn. Gute Arbeit.“ dieses mal klang die Stimme der Königin so, als wenn sie gleich anfangen würde zu lachen, was Naruz ein unsicheres Lächeln entlockte.
„Vielen Dank, Herrin.“ Mehr traute er sich nicht zu sagen.
„Als du dich zum Archon ernannt hast, dachte ich kurz darüber nach dich von Malek entsorgen zu lassen, da deine Methoden mir äußerst langweilig erschienen... wie lange ist es her? Vier Dekaden?“
„Sechs, Herrin.“ meinte Naruz.
„Ah ja, genau. Inzwischen bin ich jedoch mehr als froh darüber, dass ich dich habe walten lassen. Du hast sogar noch einen besseren Sinn für Humor als dein Vater. Selbst er wäre nicht darauf gekommen die Seelenrüstung eines anderen Archons zu manipulieren, oder besser gesagt, er hätte nicht das Wissen dazu gehabt.“
„Ihr schmeichelt mir, Herrin.“ sagte Naruz und lächelte erneut, als die Königin ihn an seinen ersten Rivalen erinnerte, den er aus dem Weg geräumt hatte. Seelenrüstungen waren sogar noch seltener und wertvoller als Rüstungen aus Schwarzkristall, denn sie weigerten sich einen anderen Eldar zu akzeptieren, als denjenigen auf den sie angepasst waren. Jeder, der nicht der Herr der Seelenrüstung war und versuchte sie anzulegen, wurde von der Rüstung selber getötet. Ein äußerst wichtigtuerischer Archon einer niederen Adelsfamilie hatte irgendwie eine solche Rüstung ergattert, Naruz hatte es geschafft sie zu manipulieren und den Archon dann zu einem Duell herausgefordert. Kaum legte der andere Eldar seine Rüstung an, schossen kristallene Dornen aus dem Innenraum der Rüstung und spießten ihren Besitzer auf.
„Oh, ganz und gar nicht. Ich bin wirklich beeindruckt, eine solche Mischung aus Einfallsreichtum und Können findet man selbst unter den älteren Eldar... nein! Das kann nicht sein, oder?“ Die Königin brach, hörbar erstaunt, ab und schwang ihre Beine vom Thron, woraufhin Naruz sofort wieder den Blick senkte. Mit schnellen Schritten ging die Königin die Stufen hinunter, bis sie direkt vor Naruz stand. Die nackten Füße der Königin befanden sich direkt vor ihm und ihre Haut war unglaublich bleich, selbst verglichen mit den anderen Eldar, die seit über eintausend Jahren unter der Erde wohnten. Naruz schluckte. Die Königin der Finsternis war direkt vor ihm, er bräuchte nur seine Hand ein wenig ausstrecken um sie zu berühren. Zwar würde es ihn vermutlich sein Leben kosten... aber wie viele Eldar konnten schon von sich behaupten, jemals die Königin berührt zu haben? Noch während der Archon ernsthaft darüber nachdachte sein Leben zu riskieren, um über das Bein der Königin zu streichen, beugte diese sich soweit vor, dass Naruz die Augen schließen musste, um nicht gegen das Verbot zu verstoßen. Kurz darauf hörte er, sehr zu seiner Überraschung, ein leises Geräusch, dass man am ehesten für ein Klirren halten konnte. Er konnte geradeso noch den Impuls unterdrücken nachzusehen, was die Königin tat. Als das Geräusch erneut erklang, spürte Naruz wie die Dornen seiner Schulterstücken leicht vibrierten und ihm wurde klar, dass die Königin mit etwas metallenem dagegen geschlagen haben musste. Dann, urplötzlich, ließ die Eldar tatsächlich ein leises, glockenhelles Lachen hören und Naruz konnte spüren, wie sie sich wieder entfernte. Als er die Augen öffnete, lag die Königin anscheinend wieder auf ihrem Thron. „Ich hatte recht! Das sind Archon Ûruthaz und seine fünf Töchter, nicht wahr?“ fragte die Königin, mit einem amüsierten Unterton in der Stimme und Naruz wusste sofort, dass sie auf das purpurne Leuchten in seinen Schulterdornen anspielte.
„Ja, Herrin. Das sind sie.“ sagte Naruz und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Von all den Intrigen und Erfolgen in seinem jungen Leben, war er ganz besonders Stolz darauf, wie er den Archon der Giftigen Schwingen reingelegt hatte.
„Wie genau hast du das geschafft?“ fragte die Königin belustigt. „Obwohl, sage es mir nicht, ich werde es schon selbst herausfinden, so ist es spannender.“ fügte sie hinzu, ehe Naruz etwas sagen konnte. „Du bist wirklich ein böser Junge.“ sagte sie dann, mit einem erneuten Lachen. „Weißt du, meine besten Hexer haben seit sieben Monaten nach dem Archon gesucht.“
„Und dabei in Verhören zwei meiner größten Rivalen getötet und den Ruf von achtzehn Archonten die mich nicht mögen aufs schwerste geschädigt. Dafür bin ich Euch äußerst dankbar, Herrin.“ sagte Naruz mit todernster Stimme.
„Oh, bei Beliath! Was bin ich froh, dass es noch immer Jünglinge gibt, die wissen wie man das Große Spiel überleben kann. Die falschen Spuren zu legen kann nicht einfach gewesen sein. Wie lange hattest du den Schlag gegen Ûruthaz geplant? Obwohl... der Schlag war eher gegen die anderen gerichtet, nicht wahr?“
„Ich mochte Ûruthaz, er war immer äußerst nett zu mir.“ bestätigte Naruz, ohne das geringste Anzeichen von Reue. „Die ganze Sache war seit einem Jahrhundert in Planung.“ fügte er dann hinzu.
Dieses mal gab es kein Gelächter und auch keinen heiteren Unterton. Als die Königin erneut sprach, tat sie es mit kalter, befehlender Stimme. „Ich wusste, ich habe mich nicht geirrt. Malek, du weißt was zu tun ist.“
„Jawohl, Herrin.“ sagte der Leibwächter und trat plötzlich in Naruz' Blickfeld. „Archon, erhebe dich.“ Naruz tat wie ihm geheißen, auch wenn er sich plötzlich ziemlich unwohl in seiner Haut führte. Hatte er etwas falsches gesagt? „Archon Naruz Drâzuhl! Ihr seid nun Zeuge eines historischen Moments! Die Hohepriester der vier Götter sind sich einig, dass die Zeit gekommen ist! In genau einer Woche ist der Tag gekommen, an dem sich die Eldar erneut erheben. Wir werden aus den Tunneln von Câed Dûrzahl strömen und den Verrätern und niederen Rassen zeigen, wer die wahren Herren von Cordius sind!“ Bei diesen Worten schluckte Naruz. Er wusste, was jetzt kommen würde, aber er konnte es nicht glauben. „Die Königin hat entschieden, dass Ihr derjenige sein werdet, der den ersten Vorstoß an die Oberfläche anführen wird! Ihr werdet der Anführer der I. Legion sein und Eure Truppen nach Îmlarthaion führen!“ Îmlarthaion! Die uralte Hauptstadt der Eldar, welche seit dem großen Fall verlassen war! Sie lag nicht allzu weit vom Gebirge entfernt und war die letzte Stadt gewesen, die während des Krieg des Falls erobert worden war. „Außerdem stehen Euch und Eurer Legion die ersten zehn Raubzüge zu. Ihr werdet die Möglichkeit erhalten Euch auszutoben, bevor die anderen Legionen aus dem Gebirge dürfen.“
„Ich... ich weiß nicht was ich sagen soll, Malek... Herrin. Mir fehlen die Worte, ob dieser Ehrung.“ flüsterte Naruz mit heiserer Stimme. Die ersten zehn Raubzüge! Oh, wie werden die anderen Archonten fluchen und neidisch sein!
„Es freut die Königin, dass Ihr die Ehre zu schätzen wisst und akzeptieren werdet. Die Königin hat zudem noch ein Geschenk für Euch. Fünfhundert Eldar ihrer Armee werden für die Dauer der Raubzüge unter Euch dienen, außerdem werden zwanzigtausend Orks ihrer Armee als dauerhaftes Geschenk an Euch übergeben, zusätzlich zu zehn Höhlentrollen.“
Nun viel Naruz tatsächlich wieder auf die Knie und anstatt ihn zurechtzuweisen, trat Malek einen Schritt zur Seite, um den Blick für die Königin wieder freizugeben. „Ich danke Euch, Herrin! Ihr seid zu großzügig!“
„Schön, dass dir mein Geschenk zu gefallen scheint. Du darfst dich nun entfernen, um alles vorzubereiten, du hast eine Woche Zeit. Allerdings wirst du zu Fuß gehen müssen.“
„Ich danke Euch, Herrin. Ich werde Euch nicht enttäuschen, das schwöre ich.“
„Das will ich doch für dich hoffen. Solltest du es doch tun, werde ich auf den nächsten Ballabend mit einer äußerst echt aussehenden Naruzmaske gehen, hast du mich verstanden?“ fragte die Königin, mit einer honigsüßen Stimme, die Naruz erneut schaudern ließ.
„Natürlich Herrin, meine Legion wird in einer Woche bereit stehen.“
„Sehr schön, dann wünsche ich dir viel Spaß.“ Und den würde er auch haben, dachte Naruz sich. Nach eintausend Jahren der Isolation unter der Erde, eintausend Jahre vom Sonnenlicht getrennt, würden die Eldar sich erneut erheben und allen die sich jemals gegen sie gestellt hatten Tod, Schmerz und Leid bringen!
 
Zuletzt bearbeitet:

Vanidar

Novize




Ungefähr zur selben Zeit, in der die merkwürdigen, düsteren Spitzohren ihren genauso merkwürdigen Angelegenheiten nachgingen und sich dazu entschlossen Tod und Verderben über die Welt zu bringen, gab es zum Glück auch noch friedliche und freundliche Orte auf der Welt. Einer von ihnen, war das beschauliche Herzogtum von Greifenheim, weit im Norden der bekannten Welt. Es schmiegte sich an das Callon-Gebirge und erstreckte sich von dort aus bis zum Meer und den ehemaligen Häfen der Elfen, von denen aus sie die Ozeane erkundeten und ihr Reich zu wahrer Größte führten. In einem idyllischen Tal, weit im Osten des Herzogtums, lag ein kleines Dorf, namens Birkenquell. Eine kleine Ansammlung von friedlichen Bauernhöfen, vereinzelten Häusern und ansonsten vielen, vielen Bäumen. Hier gab es die meiste Zeit über nichts interessantes oder besonders, und die Menschen lebten ihr langweiliges Leben, womit sie erstaunlich glücklich waren. Kaum jemanden von ihnen zog es jemals in die nahen Berge, geschweige denn über sie hinweg. Selbst mit der nahegelegenen Stadt Greifenheim beschäftigte man sich kaum. Elfen, Zwerge oder Drachen galten hier beinahe schon als Sagengestalten. Das seltsamste was man hier kannte, waren die Halblinge, welche weiter im Süden lebten, aber ansonsten hielt man sich fern von allem was auch nur im entferntesten unnormal zu sein schien.
Ein schmaler Bach floss durch das Tal, schlängelte sich von dort aus weiter nach Süden, wo er irgendwann zu einem reißenden Fluss wurde. Einige junge Birken säumten das Ufer, genauso wie saftiges, hohes Gras und vereinzelte Blumen. Diese Stelle des Bachs lag nahe der Quelle im Norden, direkt an den kleinen Bergen, die das Tal umgaben, und damit schön abgelegen vom Dorf. Nur selten verirrten sich Leute in diese Gegend, selbst die Jäger kamen nie hierher, denn Wild fand man eher in den dichteren Wäldern im Süden oder Osten. Zwischen den Bäumen, lag ein glückliches Paar auf einer dünnen Decke und hielt einander eng umschlungen, während sie blinzelnd in die Strahlen der untergehenden Sonne starrten, die zwischen den Ästen durchbrach. Schon den ganzen Tag lagen sie hier zusammen, um den gemütlichen Sommertag zu genießen, ohne sich dabei wirklich zu sehr in die Sonne zu begeben. Hier war es halbwegs schattig, der kühle Bach lag direkt vor ihnen, und niemand würde sie stören. Es war ihr persönlicher, geheimer Rückzugsort. Ihr kleines Paradies, in dem sie tun konnten was immer sie wollten, ohne sich Sorgen um den Rest des Dorfes machen zu müssen.
Der Name des Mädchens lautete Aleyandra. Sie war fünfzehn Jahre alt und damit fast zwei Jahre jünger als ihr Begleiter. Aleyandras Statur ließ sich am leichtesten als feingliedrig oder eher zierlich beschreiben und mit ihrem ebenmäßigen, schönen Gesicht, das selbst Fürsten in kürzester Zeit verzaubert hätte, konnte sie sich vor Verehrern kaum retten. Aber am meisten fielen ihre hellen, weißen Haare auf. Sie reichten ihr fast bis zur Hüfte und glänzten im Licht der Sonne wie Silber, schienen genauso wie der klare Bach zu glitzern und es fiel jedem schwer den Blick von ihr zu lösen wenn sie an einem vorbeiging. Derzeit trug sie eine helle Bluse und dazu einen schwarzen, viel zu kurzen Rock, bei dessen Anblick die Hälfte der Leute in Birkenquell sie vermutlich sofort auf einen Scheiterhaufen gestellt hätte. Ihre Mutter hasste den Rock ebenfalls und konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen. Teregion hatte ihn ihr von seinem letzten Besuch in Greifenheim, der Hauptstadt des Herzogtums, mitgebracht.
Teregion, so hieß der junge, hochgewachsene Mann, der sich neben ihr auf der Decke rekelte und sie verträumt ansah, als wäre sie eine lebendig gewordene Sagengestalt oder eine Elfenkönigin aus den alten Liedern. Sein Haar war blond, ein sehr helles Blond, welches aber im direkten Vergleich mit ihren Haaren fast schon düster wirkte. Er trug es seit einiger Zeit lang, hauptsächlich weil Aleyandras es liebte, auch wenn er selbst sich nicht gerade wohl dabei fühlte. Der ein oder andere erfahrene Jäger hatte sogar schon über ihn gelacht, weil er, seit er mit Aleyandra zusammen war, so viel Wert auf sein Aussehen legte. Manche hielten ihn sogar für etwas weibisch, aber das machte ihm nicht viel aus solange er mit ihr zusammen sein konnte. Obwohl er, wie die meisten Leute hier im Tal, ein Jäger und Waldläufer war, wirkten seine Gesichtszüge aristokratisch und edel genug, damit er jedes mal irgendwie am falschen Platz wirkte, sobald es darum ging, sich durch Wälder und Unterholz zu schlagen um irgendwelchen Tieren nachzujagen. Aber jeder der ihn anfangs unterschätzte, merkte schon bald, dass er trotz seines Aussehens kein Problem damit hatte sich die Hände schmutzig zu machen und inzwischen genoss er den Respekt der meisten Jäger.

„Ach ja, das habe ich ganz vergessen dir zu sagen.“ störte Teregion plötzlich die friedliche, einschläfernde Stimmung und riss das Mädchen aus ihrer kleinen Traumwelt zurück ins Hier und Jetzt, als sie schon kurz davor stand einzuschlafen „Als ich heute Morgen noch einmal beim Schmied war, habe ich etwas interessantes gehört. Der Herzog schickt einige seiner Männer hierher, um genau zu sein sogar fast schon eine kleine Armee, ungefähr tausend Mann stark. Kämpfer aus der Elitegarde des Herzogs.“ er legte eine kurze Pause ein, bis Aleyandra ihre Schläfrigkeit überwunden hatte und in der Lage war ihm überhaupt vernünftig zuzuhören ohne sofort wieder einzunicken. Als er sich sicher war dass sie wieder halbwegs aufnahmefähig war fuhr er langsam fort. „Die Nachricht kam heute erst hier an, aber schon kurz danach, war das ganze Dorf vollkommen aus dem Häuschen. Jeder denkt er könnte mit den vielen Soldaten das Geschäft seines Lebens machen. Immerhin kommt es sonst nie vor das so viele Leute sich hierher verirren.“
„Soldaten? Hier in dieser Gegend?“ murmelte das Mädchen und rieb sich verschlafen die Augen. Es dauerte etwas bis sie die Nachricht ganz verdaut hatte. Teregion hatte sich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht um mit ihr zu reden, sie wollte gerade einfach nur vor sich hin dösen.
„Sie wollen angeblich in den Bergen Orks jagen. In letzter Zeit kam es wohl immer wieder zu kleineren Überfällen entlang des Callon-Gebirges. Sie sollen vereinzelt Dörfer überfallen und Jäger ermordet haben. Langsam werden diese Bestien wohl zu einem richtigen Ärgernis und es sieht so aus, als hätten sie sich in den letzten, ruhigen Jahren immer weiter vermehrt. Übrigens, die besten Jäger und Waldläufer führen das kleine Heer an, um die Verstecke der Orks auszuräuchern. Sie werden sicher auch Leute hier aus der Gegend anheuern, um sich in den Bergen besser zurechtzufinden.“
„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen einzigen Ork gesehen. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal wirklich wie sie aussehen.“
„Ach, ich habe auch noch nie einen Gedanken an die Monster verschwendet. Einige der älteren Waldläufer reden gerne von ihnen wenn ihnen gerade danach ist ein paar Frischlinge zu erschrecken, aber das wars auch schon. Aber ich war auch bisher nicht in den Jagdgebieten weiter im Osten, dort soll man häufiger auf Orks treffen, heißt es jedenfalls.“ erwiderte er und hoffte auch niemals direkt am Callon-Gebirge jagen zu müssen, um selbst herauszufinden ob es dort wirklich Trolle, Orks und andere Monster gab. „Die trauen sich aber nie bis hierher, dafür liegen wir zu nahe an Greifenheim und es gibt zu viele Jäger und Waldläufer in den Wäldern um uns herum. Eine laute, geifernde Orkhorde hätte keine Chance unbemerkt an uns ranzukommen und bis sie da wären, könnte das ganze Dorf schon auf halbem Weg nach Greifenheim sein.“
„Und was wollen die Soldaten dann hier, wenn unser Dorf sowieso nicht in Gefahr ist? Tausend Mann ist selbst für den Herzog nicht wenig und er könnte sie sicher besser gebrauchen falls es mal wieder Probleme an der Grenze gibt.“ damit meinte sie die Südgrenze des Herzogtums. Dort lagen noch weitere Fürstentümer und auch kleinere Grafschaften, von denen fast alle sich nicht ausstehen konnten. Es grenzte generell an ein Wunder, dass es seit fast 100 Jahren bei kleineren Scharmützeln entlang der Grenzen blieb. Vermutlich lag es daran, dass niemand stark genug war alleine sämtliche Fürstentümer zu vereinen, wer einen Krieg begann setzte sich dem Risiko aus von allen Nachbarn sofort niedergeworfen zu werden und dazu war keiner der Fürsten bereit, zum Glück, denn der lange Frieden half dem Norden weit mehr als jeder Krieg es getan hätte.
„Birkenquell soll bei ihrem kleinen Feldzug als Stützpunkt dienen. Sie werden hier im Tal ihr Lager aufschlagen und sich dann unter der Führung der Waldläufer aufteilen. Sobald sie den Orks gezeigt haben, dass man als Monster lieber in den Bergen bleiben sollte, werden sie wieder verschwinden.“
„Hoffentlich schrecken sie die Bestien damit nicht erst recht auf. Hier gab es noch nie Probleme mit den Orks oder anderen Kreaturen. Und selbst wenn es hier vor Monstern nur so wimmeln würde, bräuchten wir trotzdem keine Soldaten und ganz sicher auch keinen Schutz von irgendeinem Fürsten.“ Aleyandra war es endlich gelungen vollständig aufzuwachen und sie sah ihn lächelnd aus ihren strahlend blauen Augen an „Die alten Elfenruinen haben uns eigentlich immer vor den Orks beschützt und sie werden es auch weiterhin tun. Die Geister des Lichtvolkes werden über uns wachen, so wie sie es schon immer getan haben.“
„Bist du nicht langsam etwas zu alt, um noch an Märchen zu glauben, Aleyandra?“ fragte er lachend und bei seinem spöttischen Unterton verzog sie sofort das Gesicht. Sie mochte es nicht wenn man sie auslachte, nur weil sie den Ruinen etwas magisches und mystisches nachsagte. Was war daran überhaupt so lustig? Sie lebten in einer Welt, in der es Magier, Elfen, Zwerge und Orks gab, also wieso dann nicht auch Geister die über sie wachten?
„Märchen!?“ zischte sie mit gespieltem Zorn, denn lange konnte sie ihm nie böse sein. Kaum funkelte Teregion sie aus seinen blauen Augen an, die sie immer wieder an ihre eigenen erinnerten, und lächelte ihr zu, wurde sie eh wieder schwach und vergaß warum sie überhaupt wütend war „Das sind keine Märchen! Du hast die Ruinen doch selbst gesehen! Wir sind schon so oft dort gewesen und haben die verlassene Stadt bewundert, aber trotzdem zweifelst du noch immer an der Macht, die sich hinter diesen uralten Mauern verbirgt?“
„Natürlich habe ich sie gesehen, aber es handelt sich halt nur um ein paar Steine, überwuchert von Unkraut und seit Ewigkeiten verlassen. Die Elfen werden uns nicht vor den Orks beschützen, sie leben schon seit langer Zeit in den Wäldern des Ostens. Man sieht niemals einen Elfen auf dieser Seite des Gebirges, außerdem gibt es keine Geister.“

„Pff, du hast einfach keinerlei Sinn für Fantasie.“ erwiderte sie abfällig und so hochnäsig wie sie konnte. Es gab die Geister der Ruinen, das wusste sie. Schon oft war sie durch die geheimnisvolle Stadt gegangen, immer auf der Suche nach einer winzigen Spur Magie, bisher zwar erfolglos, aber sie würde ganz sicher nicht aufgeben. „Es sind nicht einfach nur leblose Steine. Sie strahlen nach all der Zeit noch immer etwas aus, etwas, das sich nicht beschreiben lässt. Über dem ganzen Ort liegt eine eigenartige Stille, eine Ausstrahlung, die jeden Laut, jedes Geräusch erstickt und einen dazu zwingt sich nur langsam und bedächtig zu bewegen. Man muss dort einfach Ehrfurcht haben und das alles nur, weil dort vor Tausend oder mehr Jahren mal Elfen gelebt haben! Wie muss es erst an einem Ort aussehen, an dem sie noch immer leben? Es muss einzigartig sein durch ihre verborgenen Hallen und Städte zu gehen.“ mehr und mehr verlor sie sich in ihren Ausführungen und erhob die Elfen und Erbauer der Ruinenstadt fast schon auf eine Stufe mit leibhaftigen Göttern, was Teregion mehr und mehr belustigte. Als Aleyandra endlich verstummte, seufzte sie zum Abschluss enttäuscht und fügte mit einem Anflug von Traurigkeit noch einen Satz hinzu: „Ich würde so gerne einmal Elfen sehen.“
„Das kannst du, sobald wir ihre Wälder besuchen. Wir müssen nur hoffen, dass sie uns nicht sofort erschießen sobald sie uns bemerken. Es heißt sie sind nicht besonders gastfreundlich, also sollten wir vielleicht vorsichtig sein.“
„Wirklich? Ich dachte du wirst für immer in Greifenheim bleiben, um dem Herzog zu dienen.“ Aleyandra versuchte die Bitterkeit aus ihrer Stimme zu verdrängen, auch wenn ihr das nicht wirklich gelang. Morgen würde er ihr kleines, friedliches Dorf verlassen, um nach Greifenheim zu gehen. Teregion galt trotz seiner Jugend bereits als der beste Bogenschütze der Gegend, was das anging, eiferte er seinem Vater nach. Andererseits gab es in dem Herzogtum auch nicht viel mehr als die Jagd um sein Geld zu verdienen. Wälder bedeckten den Großteil der nördlichen Fürstentümer und die Herzöge von Greifenheim waren selber schon immer geschickte Jäger gewesen. Als guter Schütze und Fährtenleser konnte man schnell reich werden, nur wenn man sich in der Nähe des Herzogs aufhielt. Teregion würde nach Greifenheim gehen, um dort an Turnieren teilzunehmen und die Jagdgesellschaft des Herzogs zu begleiten. Sein Ruf war bereits vor einiger Zeit über die Grenzen ihres kleinen Tals hinausgedrungen. Vor einem Monat tauchte dann plötzlich ein Bote des Herzogs auf, welcher immer auf der Suche nach talentierten Bogenschützen für seine Jagdgesellschaft war. Ein Angebot das man nicht ablehnen konnte und ihr Verlobter würde es auch nicht tun, leider.
„Ach, in Greifenheim bleiben wir nur so lange, bis wir genug Geld für eine längere Reise zusammen haben.“ versuchte er sie zu beruhigen und das „wir“ schaffte es auch tatsächlich Aleyandras düsteren Gesichtsausdruck zu vertreiben „Ich will nicht ewig in Greifenheim bleiben, da ist es auch nicht so viel besser als hier. Der Herzog bezahlt gut und es gibt fast jeden Monat ein Turnier, in dem die besten Schützen viel Geld gewinnen können. Lange wird es nicht dauern bis wir weiterziehen, das verspreche ich dir.“
„Gehen wir dann noch Süden, oder Osten?“
„Wohin immer du am liebsten willst.“ Teregion legte seinen Arm um sie und zog Aleyandra ein Stück zu sich heran „Aber ich schätze wir müssen sowieso erst einmal nach Süden. Direkt durch die Berge im Osten zu reisen wäre zu gefährlich. Es ist am besten sie von Süden aus zu umgehen.“
„Und dann nach Osten, zu den Wäldern der Elfen, damit wir nach ihren verborgenen Städten suchen können. Wer weiß? Vielleicht mögen sie uns sogar und lassen uns eine Weile dort leben!“ rief Aleyandra mit so viel geheuchelter Begeisterung wie sie aufbieten konnte. Es wäre ihr lieber wenn er hierbleiben würde, das wünschte sie sich sogar noch mehr, als irgendwelche Elfen zu sehen. „Ich weiß das es sein muss, aber ich will noch immer nicht das du gehst.“ flüsterte sie zögerlich, wobei sie sich gleich schuldig fühlte, als sie damit das Lächeln aus seinem Gesicht wischte. Sie sollte nicht so undankbar ihm gegenüber sein, immerhin ging er nur für sie. „Aber gleichzeitig weiß ich, dass wir von hier weg müssen und zwar so schnell wie möglich. Eine andere Wahl haben wir nicht, wenn wir wirklich zusammen sein wollen. Ich halte es nicht mehr aus an diesem Ort, es geht nicht mehr.“
„Das musst du auch nicht mehr lange.“ meinte ihr Verlobter und küsste sie kurz sanft auf die Stirn „In Greifenheim kennt uns niemand, dort können wir von vorne anfangen und sobald die Stadt dich langweilt ziehen wir weiter. So weit weg, wie du willst und sobald du einen Ort findest der dir gefällt, bleiben wir einfach da.“ plötzlich begann er übers ganze Gesicht zu grinsen „Außerdem schulde ich dir noch einen Ring, immerhin sind wir jetzt schon seit einem Monat verlobt und du hast noch immer keinen.“

Bei diesen Worten lief Aleyandra rot an und wandte verlegen den Blick ab. Als Antwort brachte sie nur zusammenhangloses Stammeln raus. „Das...das ist wirklich n-nicht nötig...du...“ Sie hatte bisher nicht gewollt das er sein Geld für so etwas unnützes verschwendete, vor allem da sie den Ring hier sowieso nicht tragen konnte, aber alleine bei dem Gedanken daran schoss ihr das Blut in die Wangen. „Danke.“ murmelte sie verlegen und fing an übers ganze Gesicht zu strahlen. Bei ihrem glücklichen Lächeln, konnte er endgültig nicht mehr an sich halten. Teregion beugte sich zu ihr herüber und küsste sie auf den Mund. Aleyandra erwiderte den Kuss leidenschaftlich und ihre Zungen trafen einander. Die Küsse wurden immer wilder und irgendwann begannen sie einander am ganzen Körper zu streicheln. Seine rauen Hände fanden den Weg unter ihre Bluse, strichen über ihren flachen Bauch und arbeiteten sich weiter nach Oben, bis er über die sanften Hügel ihrer Brüste streichelte. Aleyandras Brüste waren klein, kaum entwickelt, und füllten nicht einmal ansatzweise seine Hand aus, aber er liebte sie. Für ihn, war alles an ihr vollkommen und perfekt. Alleine durch seine Berührung und die leidenschaftlichen Küsse, richteten sich ihre Brustwarzen in Sekundenschnelle auf, wurden steif und pressten sich gegen den dünnen Stoff. Er nahm ihre erregten Nippel zwischen seine Finger, drückte sie zusammen, streichelte sie und liebkoste sie, bis Aleyandra sich von seinen Lippen löste um leise und voller Lust zu stöhnen. Sofort beugte er sich weiter zu ihr herüber, um ihren Hals zu küssen. Jedes mal wenn seine Lippen ihre Haut berührten, hinterließen sie brennende Male auf ihrer blassen Haut und sie fühlte sich, als würde ihr ganzer Körper unter seinen Händen und Lippen verbrennen wenn er so weitermachte.

Währenddessen strich ihre Hand langsam über seinen Unterleib bis hin zu einer Beule in seiner Hose. Noch immer erzitterte ihr ganzer Körper unter jeder seiner Berührungen und sie hatte Mühe sich auf irgendetwas anderes als seine sanften Liebkosungen zu konzentrieren. Es dauerte eine Weile, bis sie sich genug sammeln konnte um weiterzumachen. Mit zitternden Händen holte sie seinen Schwanz hervor, der bereits aufgerichtet und steif aus der Hose sprang. Schon bevor er angefangen hatte sie zu liebkosen, war er steinhart geworden, alleine ihr Anblick und ihr so nahe zu sein reichte meistens schon aus um ihn zu erregen. Vorsichtig umschloss sie sein mächtiges Glied mit ihrer zierlichen Hand, der es nicht gelang ihn gänzlich zu umfassen. Sie schob die Vorhaut zurück und begann sie mit langsamen, sanften Bewegungen vor und zurück zu schieben, womit sie sofort mit einem zufriedenen Stöhnen ihres Verlobten belohnt wurde.
Teregion ließ in der Zwischenzeit von ihren Brüsten ab, als ihre Brustwarzen sich vollständig aufgerichtet hatten und die offensichtliche Geilheit des Mädchens in die Welt hinausschrien. Aber er kümmerte sich nicht mehr um sie. Seine Hände hatten ein neues Ziel gefunden. Er schob den Rock so weit hoch wie er konnte und offenbarte ein weißes Höschen aus dünnem Stoff, das er ihr rasch auszog und es einfach ins Gras fallen ließ. Als Aleyandra merkte was er tat, spreizte sie ihre Beine ein wenig, um ihm den Weg freizumachen, während sie ihn erwartungsvoll ansah, genau darauf hatte sie die ganze Zeit gewartet. Teregions rechte Hand schob sich zwischen ihre Schenkel, drückte sie weiter auseinander, bis Aleyandra mit weit geöffneten Beinen dalag. Ihre unbehaarte Spalte glitzerte feucht und zeigte, dass seine Bemühungen bisher nicht ohne Erfolg geblieben waren. Kaum berührten seine Finger ihre schmalen Schamlippen und begannen sie zu streicheln, hatte sie auch schon Mühe noch einen klaren Gedanken zu fassen. Er spürte die Nässe an seinen Fingerspitzen und strich zwischendurch immer wieder direkt durch ihre Spalte, wobei sie jedes mal anfing zusammenzuzucken und noch lauter zu stöhnen.
Aleyandra rückte näher an ihn heran, so nahe wie sie konnte, und drückte sich verlangend seinen Fingern entgegen. Dabei strich die Spitze seines Glieds inzwischen sanft über ihre nackten, samtigen Oberschenkel. Ihre Hand streichelte ihn noch immer, auch wenn ihre eigene Lust sie mehr und mehr davon ablenkte, bis ihre Bewegungen letztendlich ganz erstarben und sie zu viel damit zu tun hatte sich in den Wogen der Lust zu verlieren um noch an etwas anderes zu denken. Eine Weile hielt ihr Verlobter es aus, aber dann vermisste er ihre Berührungen zu sehr und nahm das ganze selbst in die Hand. Teregion konnte nicht mehr an sich halten und begann sein Becken immer wieder vor und zurück zu bewegen, wobei die Schwanzspitze an ihren seidigen, weichen Oberschenkeln rieb. Als sie das bemerkte, schloss sich Aleyandras Hand wieder fester um seinen Penis, aber zu mehr war sie nicht in der Lage, da er seine Streicheleinheiten noch immer fortsetzte und sie langsam aber sicher um den Verstand brachte. Er bewegte sein Becken einfach weiter, während sein Schwanz in ihrer Hand ruhte, wobei seine Bewegungen immer schneller wurden je mehr er sich vorstellte, dass er sich tief in ihr befand und gerade ihr kleines, heißes Loch bearbeitete. Am liebsten hätte er sich zwischen ihre weit gespreizten Beine gesetzt und genau das getan, aber dann würde sie das ganze sofort beenden, das wusste er inzwischen nach einigen Versuchen, also hielt er sich zurück und gab sich damit zufrieden ihre Hand zu ficken.

Statt weiter seine Zeit damit zu verschwenden daran zu denken was sein könnte, konzentrierte er sich voll und ganz darauf sie zu befriedigen. Ohne Vorwarnung, schob er seinen Zeigefinger vorsichtig in ihre kleine, klatschnasse Spalte und entlockte ihr einen leisen, lustvollen Schrei. Mit jedem Finger der folgte, wurde sie feuchter und immer mehr von ihrem Liebesnektar floss an seinen Fingern entlang und auf die Decke hinab. Sobald er drei Finger ein kleines Stück in ihr hatte, begann er sie vorsichtig zu bewegen, sie langsam tiefer in sie hinein und wieder hinaus gleiten zu lassen. Aleyandra presste ihre Beine zusammen, schloss ihre Schenkel so fest sie konnte um seine Hand, damit er sie am besten niemals wieder von dort wegnehmen konnte und er stieß immer tiefer in sie hinein. Seine Finger tasteten über ihre heißen, nassen Wände und er konnte spüren wie sie seine Finger zusammendrückte, sich um sie wand und anfing sich selbst im Rhythmus seiner Finger mit zu bewegen. Seine freie Hand wanderte währenddessen wieder unter ihre Bluse, um ihre Brüste weiter zu bearbeiten und er küsste immer wieder zärtlich ihren Hals.
Dann war es so weit. Ungestüm versenkte Aleyandra ihr Gesicht in seiner Schulter, presste sich so fest sie konnte an ihn. Obwohl sie versuchte leise zu sein, für den Fall das doch zufällig jemand vorbeikam, und jegliche Geräusche und lüsternen Schreie an seiner Kleidung zu ersticken versuchte, konnte er deutlich ihr ekstatisches Stöhnen hören. Immer wieder zuckte ihr ganzer Körper während sie zitternd zum Höhepunkt kam und noch mehr von ihrem Saft seine Finger flutete und über seine Hand floss. Die Decke sog sich an der Stelle damit voll und als Teregion seine Finger letztendlich mit einem schmatzenden Geräusch aus ihr herauszog, ließ sie sich völlig fertig neben ihn fallen, womit sie ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht zauberte. Sie war so sensibel, dass er nie lange brauchte um sie zu befriedigen. Manchmal hatte er das Gefühl, es reichte schon sie einfach nur zu berühren und schon kam sie, aber vermutlich lag es nur an ihrer Unerfahrenheit. Im Gegensatz zu ihr hatte er schon einige Freundinnen gehabt, auch wenn er dafür unter den eher prüden Bewohnern des Dorfes nicht gerade beliebt war.
Sobald Aleyandras Orgasmus abgeklungen war, blieb sie kurz reglos liegen, schmiegte sich an seine Schulter und schnurrte zufrieden, etwas, das sie gerne tat wenn es ihr gut ging. Dann löste sie sich etwas von Teregion und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Sein harter Schwanz ruhte noch immer in ihrer Hand und an der Spitze glänzten bereits die ersten weißlichen Tropfen. Kurz fühlte sie sich etwas schuldig weil sie ihn vernachlässigt hatte, aber dann stürzte sie sich förmlich auf sein Glied und begann es mit beide Händen liebevoll zu streicheln, wobei sie sich erhob und neben ihn setzte. Sobald sie Teregion das erste Stöhnen entlockte, waren ihre Schuldgefühle vergessen und sie gab sich noch mehr Mühe. Strich über seine Eier und begann jede Stelle seines Schwanzes zu liebkosen so gut sie konnte.
Teregion legte dabei eine seiner Hände auf ihren nackten kleinen Hintern, während die andere zurück zwischen ihre Beine wanderte, aber diesmal nicht um sie zu befriedigen, sondern ihn. Er liebte es sie einfach nur zu berühren, wenn er könnte, würde er sie sie den ganzen Tag überall anfassen und niemals wieder aufhören. Sie war so weich, warm und alles an ihr fühlte sich an als würde er über reine Seide streichen. Er erinnerte sich kurz daran wie Aleyandra sich vor einigen Monaten noch verhalten hatte. Ihre ersten Versuche waren unbeholfen und tollpatschig gewesen, es hatte ewig gedauert ihn beim ersten Mal zum kommen zu bringen, aber inzwischen wusste sie ganz genau was sie tat, genug Übung besaß Aleyandra ja mittlerweile, schließlich weigerte sie sich auch weiterhin standhaft mehr als ihre Hände zu benutzen.

Es dauerte nicht mehr lange, bis auch ihr Verlobter kam. Er war dadurch sie zu berühren und zum Höhepunkt zu bringen bereits so geil gewesen, dass er schon kurz davor stand zu kommen und ihre geschickten Berührungen übernahmen den Rest. Er spritze eine gewaltige Ladung seines Samens über ihre Hände und die Oberschenkel des Mädchens, die ihn zufrieden angrinste, als sie die Masse sah die wie immer aus ihm herauskam und sich über ihr verteilte. Fasziniert beobachtete Teregion wie sie sich plötzlich ihre Hände vors Gesicht hielt und anfing jeden Finger genüsslich abzulecken, sie wischte sogar mit dem Zeigefinger das Sperma von ihren Schenkeln, um es ebenfalls herunterzuschlucken, bis nichts mehr da war und sie sich mit einem erschöpften Seufzer neben ihn fallen ließ. Er sollte aufhören sie so verzückt anzustarren und so dämlich zu lächeln, schoss es Aleyandra kurz durch den Kopf, als sie merkte wie sie vor Verlegenheit rot anlief. Jedes mal schluckte sie seinen Samen wie im Rausch herunter und jedes Mal nahm sie sich vor, sich in Zukunft nicht mehr so gehen zu lassen, aber es gefiel ihr. Sie liebte den bitteren, einzigartigen Geschmack, aber vor allem liebte sie es etwas von ihm tief in sich zu spüren, etwas von seiner Wärme in sich aufzunehmen und darum, würde sie es auch weiterhin tun, egal wie verlegen sie sich danach immer fühlte.
Teregion legte eine Hand in ihren Nacken, schob ihren Kopf auf sich zu und küsste sie liebevoll. Eine Weile blieben sie Arm in Arm liegen, während sie einander zärtlich küssten, bis sie endlich merkten, dass die Sonne bereits fast untergegangen war und sie im Dämmerlicht noch immer mitten im Wald lagen. Aleyandra erwachte als erstes aus ihrer kleinen Traumwelt, richtete sich auf und sah sich im nahen Gras nach ihrer Unterwäsche um. Sie zog ihr Höschen wieder an und richtete ihre und auch seine Kleidung, bis sie beide wieder halbwegs vorzeigbar aussahen.

„Wir müssen zurück.“ flüsterte sie und durchbrach damit endgültig die losgelöste, zufriedene Stimmung zwischen ihnen. Dieser einfache Satz, reichte, um sie beide wieder zurück in die Realität zu reißen. Mit eher gezwungenen Lächeln, erhoben sie sich, falteten die Decke zusammen und machten sich auf den Rückweg in das, was sie seit neustem gerne als „die Hölle“ bezeichneten.
Da das Tal recht klein war, dauerte es keine halbe Stunde, bis sie die ersten Ausläufer von Birkenquell erreichten. Sie blieben vor einem unauffälligen Haus stehen, das am Rand des Dorfes auf die beiden wartete. Das saubere weiße Häuschen mit dem Strohdach wirkte einladend und freundlich, allerdings nicht auf sie, nicht mehr. Wann immer sie hierher zurückkehrten, war es, als gingen sie auf ihre eigene Beerdigung und wurden wieder unter der Realität begraben.
Teregion warf ein letztes, aufmunterndes Lächeln in ihre Richtung, dann gingen sie gemeinsam auf das Haus zu. Kaum öffnete er die Tür, ließ sie widerwillig seine Hand los, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte ihn loszulassen. Jedes Mal wenn sie über diese Türschwelle trat, fühlte Aleyandra sich, als wäre es das letzte Mal, dass sie einander so nahe sein konnten. Aber sie hatte keine große Wahl, also folgte sie ihm in den langen Flur und durch das erstaunlich geräumige Haus, wobei sie sich beide dazu zwangen einander so wenig wie möglich anzusehen. Als sie im Esszimmer ankamen, wartete eine Frau mittleren Alters mit langen blonden Haaren am Tisch ungeduldig auf sie.
„Da seid ihr ja endlich! Ich habe schon angefangen mir Sorgen zu machen!“ rief die Frau, als sie die beiden endlich bemerkte und sah sie anklagend an, während sich ein vorwurfsvoller Unterton in ihre Stimme schlich. Ihr Name war Elena und sie wurde zum Glück niemals wegen Kleinigkeiten wütend, aber hasste Unpünktlichkeit. „Wo habt ihr euch denn schon wieder so lange rumgetrieben? Ihr seid den ganzen Tag unterwegs gewesen, dabei solltet ihr doch nur schnell im Wald ein paar Kräuter sammeln. Das dauert nicht einmal eine Stunde, wenn überhaupt.“
„Teregion hat sich geweigert mir beim suchen zu helfen, wie immer.“ behauptete Aleyandra wie aus der Pistole geschossen und grinste dabei frech.
Teregion warf ihr einen genervten Seitenblick zu und seufzte resigniert, bevor er ihr lauthals widersprach: „Hey! Ich wollte ja Kräuter suchen, aber du Faulpelz hast die ganze Zeit mal wieder Löcher in die Luft gestarrt und in meinem Weg rumgestanden! Ohne dich wäre ich schon vor Stunden fertig gewesen.“

„Da wir gerade dabei sind. Wo habt ihr zwei eigentlich die Kräuter gelassen?“ fragte Elena lächelnd nach, als sie in den Händen der beiden nichts sah. Die Decke hatten sie im Flur gelassen und die Kräuter...sie hatten wichtigere Dinge zu tun gehabt als sich um Kräuter zu kümmern, sehr viel wichtigere Dinge.
„Ähm...wir...“ begann Teregion zögerlich, und suchte irgendwo in seinem Kopf nach einer guten Ausrede, aber Aleyandra kam ihm zuvor.
„Er hat sie gegessen.“ unterbrach Aleyandra ihn fröhlich und zeigte mit dem Finger auf Teregion „Du weißt ja wie er sein kann, verfressen bis zum geht nicht mehr. Man könnte fast meinen er wäre ein waschechter Troll. Wenn ich nicht besser aufpasse verschlingt er mich noch aus Versehen.“
„So verfressen sieht er gar nicht aus. Ich glaube eher es ist etwas anders abgelaufen. Lasst mich raten...“ Elena tat so als würde sie angestrengt nachdenken „Ihr habt euch während der Suche die ganze Zeit über nur in die Haare gekriegt und über unwichtiges Zeug gestritten, solange, bis Teregion beleidigt abgehauen ist. Danach hast du dich an deinen Lieblingsort unten am Bach verkrochen, um mit den Fischen darüber zu schimpfen wie sehr Teregion dir doch auf die Nerven geht. Richtig?“ fragte sie lächelnd, obwohl sie gleichzeitig verzweifelt den Kopf schüttelte. Sie konnten beide so unglaublich nutzlos sein wenn sie anfingen sich wegen nichts zu streiten, furchtbar.
„Ja, ich war unten am Bach und habe an Teregion gedacht.“ murmelte Aleyandra, und mit einem Mal war jegliche freche oder vorlaute Art wie weggewischt. Sie mochte es nicht zu lügen, und immerhin hatte sie ja gerade halbwegs die Wahrheit gesagt, oder?
„Dachte ich es mir doch. Wenn man euch beide um etwas bittet, geht es immer schief. Aber egal, dann suche ich halt morgen selbst welche, am Ende muss ich sowieso immer alles alleine machen wenn ich euch beiden um etwas bitte.“ damit wollte sie in die Küche gehen, um den Tisch zu decken, aber zu ihrer großen Überraschung sprang Aleyandra plötzlich vor sie um sie aufzuhalten.
„Warte! Ich mach das schon, Mama. Ruh dich lieber etwas aus, immerhin hattest du schon genug mit dem Essen zu tun.“ Aleyandra warf ihr ein vorsichtiges Lächeln zu und überschlug sich förmlich, als es darum ging ihrer Mutter zu helfen, was diese dazu brachte verblüfft die Augen aufzureißen und ihre Tochter anzusehen als wäre sie plötzlich verrückt geworden.
„Was ist heute los mit dir? Normalerweise muss ich dich dazu zwingen mir mal im Haushalt zu helfen und jetzt deckst du freiwillig...ach was solls, ich sollte mich nicht über dieses göttliche Geschenk beschweren, es wird schon richtig sein.“ damit ließ ihre Mutter es bleiben und wandte sich lieber an ihren Sohn, der das Schauspiel genauso verwirrt verfolgt hatte. Eine arbeitende Aleyandra sah man selten, meistens auch aus gutem Grund. Sie war schon immer etwas kränklich gewesen und egal wie viel Zeit sie draußen verbrachte, sie blieb blass. „Teregion? Hilfst du deiner Schwester bitte dabei den Tisch zu decken?“

„Danke, aber die kommt schon ganz gut alleine zurecht. Am Ende stehe ich ihr wieder im Weg und sie jammert die ganze Zeit.“ wehrte Teregion abfällig ab und warf seiner kleinen Schwester einen düsteren Blick zu.
„Hilf mir gefälligst, du Idiot! Ich bin nicht dein Hausmädchen, verstanden?“ zischte Aleyandra, als er wirklich keinerlei Anstalten machte mit ihr in die Küche zu gehen um Teller und Besteck zu holen, oder das Essen reinzutragen „Oder hast du Angst deine kostbaren Hände gehen von etwas Arbeit so sehr kaputt das du deinen Bogen nicht mehr spannen kannst?“
„Wenn du das sagst muss es stimmen. Mit Händen kennst du dich ja schließlich gut aus.“ erwiderte ihr Bruder und zwinkerte ihr verstohlen zu, woraufhin ihre Wangen sich rosa färbten und sie anfing wirklich wütend auf ihn zu werden. Zum Glück schien ihre Mutter nichts davon zu bemerken.
„Seid endlich ruhig, langsam reicht es mir. Hilf ihr einfach, Teregion, ja?“ befahl sie ihrem Sohn, was so ziemlich immer der letzte Ausweg war diese kindischen Streitereien zu beenden. Aleyandra hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefangen und streckte Teregion die Zunge raus, als ihre Mutter das sah seufzte sie genervt. Resigniert schüttelte Elena mit dem Kopf und gab es einmal mehr auf für Ruhe und Frieden zwischen den beiden zu sorgen. „Könnt ihr euch nicht wenigstens heute einmal vertragen und so benehmen, als würdet ihr euch mögen oder wenigstens nicht abgrundtief hassen? Nur einen einzigen Abend.“ sagte sie beinahe schon flehend „Immerhin wird es fürs erste unser letztes gemeinsames Abendessen, das sollten wir genießen und uns nicht streiten. Also benehmt euch für eine Weile. Bitte.“
„Ja, Mama.“ murmelten sie beide gleichzeitig und senkten betreten die Köpfe. Danach leistete keiner von ihnen mehr Widerworte, sondern sie deckten gemeinsam den Tisch, wobei sie es vermieden sich anzusehen. Als sie das Besteck auf dem Tisch verteilten, berührten sich kurz ihre Hände. Beide zuckten gleichzeitig erschrocken zusammen und sahen sich schuldbewusst in die Augen. Draußen im Wald war alles viel leichter gewesen als hier. Dort hatten sie so tun können als wären sie wirklich ein ganz normales Paar, aber hier vor ihrer Mutter, fühlten sie sich nur noch mies und schuldig.
Das Abendessen war für sie beide genauso merkwürdig und seltsam, wie alle anderen zuvor in den letzten Monaten, seit sie beschlossen hatten ein Paar zu werden. Aleyandra fiel alleine schon bei dem Gedanken daran was sie eben noch getan hatten andauernd ihr Besteck aus der Hand und jedes Mal wenn sie ihre Mutter ansah würde sie am liebsten aufspringen und wegrennen. Zum Glück dauerte es nicht lange und da es bereits spät war, zog jeder sich in sein Zimmer zurück.
Doch mitten in der Nacht, schlich plötzlich eine angespannte Aleyandra in ihrem dünnen, weißen Nachthemd durch die dunklen Flure des Hauses. Es war überraschend groß, eigentlich viel zu groß für ihre kleine Familie, aber der Herzog hatte es für ihren Vater bauen lassen und war dabei etwas übers Ziel hinausgeschossen. Es war zwar einfach und schlicht, aber besaß dafür genug Zimmer um ihre Familie drei Mal aufzunehmen. Irgendwann blieb sie vor einer Tür stehen und lehnte sich dort deprimiert an die Wand. Es war die Tür zu ihrem Zimmer und sie überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Sie fragte sich noch immer, wie es eigentlich so weit kommen konnte zwischen ihnen.

Vor ungefähr einem halben Jahr, auf Teregions Geburtstagsfeier, hatte diese seltsame Beziehung zwischen ihnen begonnen. Im Dorf fand ein kleines Fest statt, zwischen den engsten Freunden der Familie, und ihre Mutter hatte tatsächlich keine Kosten gescheut und sogar Fässer mit Wein und Bier aus Greifenheim ranholen lassen. Bezahlt wurden sie mit den Turniergewinnen ihres verstorbenen Vaters. Ihr Vater war einer der berühmtesten Waldläufer des Nordens gewesen und hatte etliche Turniere in Greifenheim gewonnen, selbst mit dem Herzog war er jagen gewesen und hatte dessen Sohn im Bogenschießen unterrichtet, wofür er großzügig entlohnt wurde. Vor fünf Jahren wollte er im Callon-Gebirge jagen gehen und wurde seitdem nicht mehr gesehen, alle hielten ihn für tot, aber von seinem Geld lebte seine Familie noch heute erstaunlich gut.
Aleyandra schüttelte den Kopf, um die Gedanken an ihren Vater zu verdrängen, sie hatte genug Probleme, auch ohne deswegen deprimiert zu sein. Jedenfalls waren sie während der Feier irgendwann, als sie bereits mehr getrunken hatten als gut für sie war, einfach verschwunden. Die beiden Geschwister schlichen sich unbemerkt davon, um einen mehr oder weniger genialen Plan in die Tat umzusetzen. Sie gingen zu den alten Elfenruinen nahe der Berge, um nach Feen, Elfen und Dryaden zu suchen. In ihrem betrunkenen Zustand fanden sie auch mehr als genug davon, oder bildeten es sich zumindest ein. Es war ein traumhafter Abend gewesen, als sie unter dem klaren Sternenhimmel durch die Elfenruinen gingen und sich dabei fühlten wie Könige, oder Götter. Alles war so seltsam, so verschwommen und mystisch gewesen und noch ehe der Abend endete, küssten sie sich. Seitdem küssten sie einander jeden Tag.
Vor allen anderen taten sie jetzt so als könnten sie sich nicht mehr ausstehen, obwohl sie eigentlich immer gut miteinander ausgekommen waren. Im Dorf hatte man immer Witze darüber gemacht wie unzertrennlich sie doch waren. Umso überraschender kam es für alle, als die beiden Geschwister sich plötzlich nur noch gegenseitig an die Kehle gingen.
Aber das war alles Vergangenheit. Viel wichtiger war, was sie jetzt tun sollte? Sie hatte sich aus ihrem Zimmer geschlichen, um sich von ihrem Bruder zu verabschieden, aber damit nicht viel Glück gehabt. Er war nicht in seinem Zimmer gewesen. Wütend ballte sie die Fäuste. Wieso befand er sich ausgerechnet heute nicht in seinem Zimmer? An jedem anderen Abend wäre es ihr egal gewesen wenn er sich mit seinen Freunden aus dem Dorf traf, aber doch nicht heute! Sie sollten sich jetzt voneinander verabschieden. Bei dem Gedanken sich erst morgen früh vor allen anderen richtig von ihm zu verabschieden, wurde Aleyandra schlecht. Wie sollte sie es schaffen vor ihrer Mutter und all ihren Freunden und Bekannten so zu tun als würde es sie kalt lassen wenn ihr Bruder wegging? Sie sah sich jetzt schon vor allen in Tränen ausbrechen. Deprimiert wollte sie sich gerade von der Wand abstoßen, um einen weiteren verzweifelten Rundgang durchs Haus zu machen und nach Teregion zu suchen, als plötzlich direkt neben ihr ein Schatten aus der Dunkelheit schoss und ein lautes „Buh!“ ausstieß, bei dem sie schreiend zurücksprang. Erschrocken stolperte sie über ihre eigenen Füße bei dem Versuch wegzurennen und wäre hart auf dem Holzboden gelandet, wenn ihr Bruder sie nicht aufgefangen hätte.
Verwirrt starrte sie ihn eine Weile an, während er entschuldigend lächelte und ihr wieder auf die Beine half. Sobald sie sich von dem Schreck erholte hatte den er ihr eingejagt hatte, begann sie ihn ohne Rücksicht auf ihre schlafende Mutter anzuschreien. „Bist du wahnsinnig geworden!? Erschrecke mich nicht so!“ rief sie aufgebracht, während ihr ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Er war da! Zwar hatte er sich benommen wie ein Idiot und sie beinahe umgebracht, aber er war da.

„Tut mir leid, aber du solltest vielleicht lieber nicht so laut rumschreien, sonst weckst du sie noch auf. Außerdem...seit wann bist du eigentlich so schreckhaft?“ fragte er mit unterdrücktem Grinsen und in seinen Augen funkelte es noch immer belustigt. Auch Teregion trug sein Nachthemd. Er war ihr die ganze Zeit auf ihrem Rundgang gefolgt, um ihr einen kleinen Schreck einzujagen, das hatte er noch nie getan und er wollte es mal ausprobieren.
„Du hast mich nur überrascht, das ist alles.“ entgegnete seine Schwester und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. Kurz funkelte sie ihn noch beleidigt an, bis sie letztendlich nachgab und ihn umarmte. Sie kuschelte sich an seine Brust und nach kurzem Zögern, legte er sanft seine Arme um sie. „Ich dachte schon du würdest gehen ohne dich zu verabschieden.“ flüsterte sie mit erstickter Stimme und sah zu ihm hoch.
„Das könnte ich niemals tun.“ erwiderte er genauso leise und schenkte ihr einen langen, innigen Kuss. Bei ihrem Anblick zog sich alles in ihm zusammen. Sie wirkte so zerbrechlich und verletzlich während sie in seinen Armen lag. In diesem Moment fiel es ihm erst recht schwer sie hier zurückzulassen, nicht nur, weil sie ihn brauchte, sondern auch, weil er ohne sie untergehen würde, das konnte er spüren.
„Wann kommst du mich eigentlich holen? Ich habe keine Ahnung wie lange ich es hier ohne dich aushalte.“
„Am liebsten würde ich dich schon morgen früh mitnehmen, dich einfach vor allen Leuten in den Arm nehmen, küssen und bis nach Greifenheim tragen, aber Mutter würde dich nicht gehen lassen, selbst wenn wir sie nur darum bitten dich nach Greifenheim ziehen zu lassen. Für sie bist du noch zu jung, um alleine in der Stadt zu leben, irgendwo, wo sie nicht auf dich aufpassen kann. Vor allem da du immer so tollpatschig bist.“ bei diesen Worten musste er lächeln, obwohl Aleyandra ihn beleidigt anstarrte und einen leichten Schlag in die Seite versetzte. Seine tollpatschige, zerbrechliche, kleine Schwester. Das war sie die meiste Zeit über gewesen, und jetzt konnte er sie nicht einmal mehr ansehen, ohne daran zu denken mit ihr im Bett zu liegen. So vieles hatte sich in letzter Zeit zwischen ihnen geändert und sie beide wussten noch immer nicht damit umzugehen. „In drei Monaten, also direkt nach deinem Geburtstag, werde ich dich holen.“
„Ach? Und in drei Monaten bin ich dann also alt genug für unsere Mutter, um alleine nach Greifenheim zu ziehen? Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ erwiderte sie und schnaubte verächtlich. Die paar Monate würden nichts ändern, dann war sie zwar Sechzehn, aber ihre Mutter würde nicht beide Kinder auf einmal verlieren wollen.
„Nein, das bist du dann noch immer nicht, aber ich bin sicher, dass ich sie davon überzeugen kann dich zumindest für eine Weile nach Greifenheim zu schicken. Ich erzähle ihr einfach das es für dich Arbeit am Hof des Herzogs gibt, als Magd oder irgendetwas in der Küche, oder vielleicht als Dienstmädchen der Fürstin. Es wird sich schon eine Ausrede finden lassen die sie glaubt. Ich kann sie sicher davon überzeugen dich wenigstens für ein paar Wochen in die Stadt zu schicken. Sie wird denken, dass du solange bei mir leben kannst, um zu sehen, ob dir das Leben in der Stadt gefällt. Sobald ich mich dort eingelebt und genug Geld verdient habe, wird sie nichts dagegen haben dich für eine Weile bei mir wohnen zu lassen, sie wird sogar darauf bestehen, damit ich auf dich aufpassen kann.“ Teregions Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er das hoffnungsvolle Strahlen seiner Schwester sah, die bei diesen Worten schon deutlich weniger verzweifelt und niedergeschmettert wirkte. Er strich ihr mit den Händen über den Kopf und durch die langen, weißen Haare, das mochte sie und es half auch dabei ihn selbst zu beruhigen, ihn vom morgigen Tag abzulenken. „Doch das muss vorbereitet werden, denn ich habe nicht vor dich jemals wieder hierher zurückgehen zu lassen. Sobald du auch in Greifenheim bist verschwinden wir. Bis dahin brauche ich Geld und das kriege ich am schnellsten wenn ich den Herzog beeindrucke, dazu kommt das er unseren Vater kannte. Es wird leicht sein und nicht lange dauern, hoffe ich.“

„Wir können auch wirklich noch ein paar Wochen in der Stadt bleiben und ich arbeite wirklich für den Herzog. Wenn wir beide arbeiten und Geld verdienen, haben wir alles was wir brauchen schneller zusammen.“ schlug sie mit wenig Begeisterung vor, Arbeit gehörte nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, aber für ihn würde sie alles tun.
„Du und arbeiten?“ kurz lächelte er sie belustigt an, bevor Teregion sämtliche Vorsicht fahren ließ und in lautes Gelächter ausbrach, das durch den Gang hallte. Er verstummte erst wieder, als Aleyandra ihm mit weit aufgerissenen Augen die Hand vor den Mund hielt und sein Lachen erstickte.
„Psssst sei gefälligst leise! Du weckst sie noch auf! Warum lachst du da überhaupt so bescheuert? Ich meine es ernst!“ rief Aleyandra aufgebracht, wobei sie hinterher erst merkte, dass sie viel lauter gewesen war als er.
„Tut mit leid, aber die Vorstellung das du arbeitest...“ Teregion brach unter ihrem zornigen Funkeln ab, aber gluckst noch immer vergnügt, bevor er ernster fortfuhr „Außerdem will ich es auch nicht. Wenn wir zusammen sind, wirst du nicht arbeiten müssen. Ich werde mich um alles kümmern, damit du leben kannst wie eine Prinzessin, ich werde alles für dich tun, damit du glücklich bist, das schwöre ich dir, Aleyandra.“ hauchte er und plötzlich landeten seine Hände an ihrer Taille, von wo aus eine nach oben wanderte und auf ihre Brüste zuhielt, welche sich durch den dünnen Stoff abzeichneten. Die andere dagegen legte sich zwischen ihre Beine und begann das Hemd anzuheben. Gleichzeitig spürte sie durch sein Nachthemd, wie sich sein heißes, steifes Glied zwischen ihre Schenkel drückte. Sofort machte sich Panik in ihr breit, das was er vorhatte, war mehr als das bisschen am Bach und das vorhin reichte schon damit sie sich schlecht fühlte.
„Nein, lass das bitte.“ presste Aleyandra mühsam hervor, da sie sich zusammenreißen musste, um sich nicht wie schon am Bach der Lust hinzugeben. Ein Teil von ihr würde nichts lieber zu tun als sich ihm hinzugeben. „Nicht hier, das kann ich nicht. E-es geht nicht.“ sie schob ihn so energisch wie es ihr möglich war von sich, bis er von ihr ablief und einen Schritt zurückwich. Fast wurde sie wieder schwach, als sie die Enttäuschung in seinen Augen wahrnahm und versuchte schnell sich zu rechtfertigen. „Nicht in diesem Dorf und im Haus unserer Eltern. Wie soll ich dich lieben und deine Frau sein, wenn ich jede Sekunde daran erinnert werde was wir sind? Solange wir hier sind, kann ich das einfach nicht. Außerdem, was wäre wenn sie plötzlich auftaucht und uns so sieht?“
„Das ist mir egal.“ flüsterte Teregion, wobei ein Kloß in seinem Hals dafür sorgte das er kaum ein Wort rausbrachte. Er konnte sie in der Dunkelheit kaum erkennen, aber alleine ihr berauschender Duft und ihre bloße Nähe reichten schon, damit er sich nach ihr verzehrte. Alles in ihm schrie danach ihr einfach das Nachthemd hochzuschieben und sie zu lieben, aber er wollte sie nicht dazu zwingen. Er konnte ihr Zögern verstehen, auch wenn er nichts von diesen Gefühlen teilte. Für ihn, war es ganz klar, dass sie zusammengehörten und sämtliche Zweifel hatte er schon vor langer Zeit in die abgelegensten Winkel seines Seins geschoben und vergessen. Irgendwie enttäuschte es ihn noch immer, dass es ihm nicht gelungen war ihre Zweifel in den letzten Monaten ebenfalls voll und ganz beiseite zu schieben. Es grenzte beinahe schon an ein Wunder, dass sie sich überhaupt dazu überwinden konnte ihn mit ihren Händen zu befriedigen und ihn das gleiche bei ihr tun zu lassen. Alleine das hatte schon viel Überzeugungsarbeit gekostet. Viel weiter würde ihre Beziehung wohl niemals kommen, nicht solange sie hier blieben.
„Es tut mir wirklich leid, Teregion. I-ich weiß das ich dich liebe, aber an diesem Ort kann ich nicht so weit gehen und unsere Mutter noch weiter verraten. A-a-aber bald bist du ja eh in Greifenheim und kannst machen was du...“ wütend auf sich selbst biss Aleyandra sich auf die Zunge, bevor sie weiterreden konnte. Die größte Angst, die schon seit einer ganzen Weile in ihrem Kopf herumschwirrte und sie plagte, war, was passierte, wenn sie ihn weiterhin abwies. Im Dorf rissen sich genug hübsche Mädchen um ihren Bruder, auch wenn dieser behauptete, dass er kein Interesse mehr an anderen Mädchen hatte und sie schon immer liebte, immer lieben würde, für den Rest seines Lebens. Ihr fiel es schwer das zu glauben, vor allem, da sie ihn jetzt schon so lange hinhielt. „Fühlst du dich denn nicht...gelangweilt von mir? Bevor wir zusammengekommen sind, galtest du im Dorf fast schon als eine Art Frauenheld und jeder einzelne Vater im Tal mit einer hübschen Tochter wollte dich am liebsten erwürgen.“
Teregion starrte sie eine Weile verwirrt an, dann wurden seine Gesichtszüge weicher. Er ging wieder auf sie zu und nahm sie in die Arme, so liebevoll wie er konnte, und flüsterte ihr etwas zu: „Wir hatten das Gespräch doch schon oft genug, oder? Ich liebe dich und es macht mir nichts aus zu warten solange du willst. Es reicht mir einfach nur in deiner Nähe zu sein.“
„Sobald wir gemeinsam in Greifenheim sind, können wir endlich wie ein gewöhnliches Paar leben.“
„Dann in Greifenheim, wenn wir uns nicht mehr verstecken müssen.“ bestätigte Teregion lächelnd und umarmte sie noch fester. Eng umschlungen standen sie noch lange vor Aleyandras Zimmer, raunten einander Versprechungen zu und redeten über ihr gemeinsames Leben weit weg von diesem Tal.


Am nächsten Morgen, stand Teregion auf der Straße die aus Birkenquell hinaus in Richtung Westen führte. Er trug einen dunkelgrauen Mantel über den die langen blonden Haare flossen, darunter ein braunes Lederwams und eine dunkle Hose. Den Bogen geschultert, wirkte er zum ersten Mal wirklich fast wie ein Waldläufer. Das halbe Dorf hatte sich vor ihm versammelt. Teregion war beliebt und besaß viele Freunde, was in Birkenquell auch nicht weiter schwierig war. Hier kannte man sich sowieso untereinander und wer sich mit der Mehrheit der Dorfbewohner nicht verstand, hatte generell ein Problem. Mit einem gezwungenen Lächeln verabschiedete er sich von allen die er kannte, die Leute wünschten ihm viel Glück in Greifenheim, einen schnellen Aufstieg in der Jagdgesellschaft des Herzogs und noch vieles mehr, was Aleyandra überhörte, da es ihr egal war. Sie stand einfach nur stumm neben ihrer Mutter und starrte ihre Füße an. Auch als Teregion sich von Elena verabschiedete, sah sie nicht auf, sondern konzentrierte sich weiter auf den Boden.
„Aleyandra, willst du deinem Bruder nicht auch auf Wiedersehen sagen?“ fragte ihre Mutter plötzlich leise und stupste sie von der Seite aus an „Komm schon, gib dir einen Ruck. Ihr habt euch doch früher so gut verstanden und du wirst ihn eine ganze Weile nicht mehr sehen.“
Noch eine ganze Weile redete Elena auf ihre Tochter ein, und als Teregion bereits dabei war sich auf den Weg zu machen, ging Aleyandra plötzlich nach vorne auf ihren Bruder zu. „Guten Morgen.“ flüsterte Aleyandra und lächelte ihn deprimiert an, wobei sich in ihren Augen bereits die ersten Tränen sammelten. Sie hätte nicht auf ihre Mutter hören sollen, das hier war eine ganz miese Idee. Zum Glück stand sie mit dem Rücken zu den Dorfbewohnern, damit konnte niemand sehen wie sie kurz davor stand in Tränen auszubrechen.
„Ich...“ begann Teregion und versuchte sie zu beruhigen, aber weit kam er damit nicht. Kaum hatte er ein einziges Wort gesagt, sprang seine Schwester auf ihn zu, schlang die Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Umhang. Teregion wusste nicht wirklich wie er vor all den Leuten darauf reagieren sollte, also warf er den Dorfbewohnern nur ein kurzes Lächeln zu, bevor er die Hände an Aleyandras schmale Schultern legte und versuchte sie von sich wegzudrücken. Sie hatten sich gestern verabschiedet, so war es zumindest ausgemacht gewesen, aber ihn gehen zu sehen ließ Aleyandra alles vergessen, was sie in der Nacht zuvor gesagt hatten. „Aleyandra...“ flüsterte er nach einer Weile, als sie noch immer nicht daran dachte ihn gehen zu lassen, sondern sich nur noch fester an ihn klammerte. Es kostete ihn seine ganze Überwindung, um sie nicht ebenfalls zu umarmen. „Lass endlich los, die anderen starren uns schon die ganze Zeit so seltsam an.“
Das wirkte, und Aleyandra drehte verstohlen den Kopf zu der gaffenden Menge, die in den letzten Monaten erlebt hatte wie die beiden Geschwister sich jeden Tag gestritten und bis aufs Blut bekämpft hatten. „Oh...“ augenblicklich lief sie rot an, als sie merkte, dass sie gar nicht alleine waren und ließ ihren Bruder rasch los. Unsicher stolperte sie ein paar Schritte zurück und stammelte drauf los „Ähm...äh...a-also i-ich...“ je mehr sie redete, desto mehr Blut stieg ihr ins Gesicht, bis sie einfach ein knappes „Wiedersehen.“ über die Lippen brachte und zurück zu ihrer Mutter rannte.

Elena lächelte ihre Tochter an und legte einen Arm um sie, als sie gemeinsam zusahen wie Teregion ihnen noch ein letztes Mal zuwinkte, und sich dann auf den Weg machte. „Ich wusste gar nicht, dass seine Abreise dir so zu Herzen geht. Anscheinend mögt ihr euch doch noch, das ist gut.“ sie bemerkte nicht, wie Aleyandra ihrem Bruder die ganze Zeit über nachsah, ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. Alles in Aleyandra schrie danach ihm nachzulaufen, aber sie hatten sich letzte Nacht verabschiedet und jetzt, musste sie ihn gehen lassen, damit sie bald gemeinsam von hier verschwinden konnten. Elena redete unterdessen unbekümmert weiter. „Oder bist du einfach nur traurig, weil der einzige Mensch mit dem du dich immer streiten konntest verschwindet? Ich meine, für mich wird es großartig und friedlich, aber du hast jetzt niemanden mehr den du anschreien kannst.“
„U-unsinn! Ich brauche ihn nicht wenn ich mich streiten will! Das kann ich auch sehr gut alleine!“ erwiderte Aleyandra trotzig, ihr Bruder war im Wald verschwunden und außer Sicht. Sie fühlte sich jetzt schon leer, dabei war er gerade erst aufgebrochen. „Und es gibt im Dorf mehr als genug Jungen die bereit wären sich jederzeit von mir anschreien zu lassen.“ fügte sie schnippisch hinzu, wobei sie frech lächelte, so wie immer.
„Ach? Und hat einer dieser Jungen zufällig auch einen Namen?“
„W-was? Wovon redest du?“ Aleyandras Lächeln fiel in sich zusammen und sie starrte ihre Mutter verwirrt an.
„Ach komm schon, ich bin nicht blind oder einfältig.“ flüsterte Elena verschwörerisch, wobei sie ihre Tochter aber gleichzeitig aufmerksam musterte „Du bist verliebt! Du kannst mir nichts vormachen. In letzter Zeit hast du dich so seltsam verhalten. Außerdem bist du dauernd verschwunden und hast noch weniger von deiner Arbeit erledigt als sonst. Du hast dich in einen Jungen verliebt und jetzt läufst du ihm die ganze Zeit hinterher, richtig?“
„V-vielleicht gibt es da jemanden.“ murmelte das Mädchen verlegen und scharrte unruhig mit den Füßen. War es so offensichtlich das sie jemanden liebte?
„Willst du ihn mir nicht einmal vorstellen?“ fragte ihre Mutter vorsichtig nach und sofort schüttelte Aleyandra hastig den Kopf.
„Nein, noch nicht. Außerdem glaube ich, dass du ihn schon gut genug kennst.“ Elena starrte sie verwirrt an, bis Aleyandra sie anlächelte und ein paar Schritte von ihr entfernte „Und jetzt, muss ich los. Ich darf ihn schließlich nicht warten lassen, nur weil mein idiotischer Bruder abhaut.“ Damit lief sie so schnell sie konnte davon. Ihre Mutter rief ihr überrascht noch etwas hinterher, um sie zum bleiben zu bewegen, aber Aleyandra ignorierte sie. Erst als sie am anderen Ende des Dorfes ankam, blieb sie schwer atmend stehen und lehnte sich an eine Hauswand. Drei Monate waren nicht so lang, auch wenn es ihr jetzt schon wie eine Ewigkeit vorkam. Bald würde er kommen um sie mitzunehmen, sie musste nur so lange durchhalten und vielleicht würde es ja sogar ganz lustig mit ihrer Mutter über ihren imaginären Freund zu reden. Irgendwie würde sie diese Zeit überstehen, und sobald er zurückkam, würden sie endlich ein neues Leben anfangen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kirito Stark

Ungläubiger


»Wir sollten zur Burg zurückkehren, Cathleen.«, flehte Celdrik und blickte sich nervös um, während sie durch den tiefen Schnee stapften. Im Wald begann es bereits zu dunkeln und der Himmel im Westen verfärbte sich bereits zu einem rötlichen Schleier. »Lasst sie laufen, sage ich. Deren Ergreifung ist nicht unsere Aufgabe.« Schon seit mehreren Monaten tauchen in ganz Licentien, dem großen Reich der Menschen, die Flüchtlinge des Südens auf, die vor einem drohenden Schatten davonliefen. Was hinter diesem Schatten lauerte, wollte ihm sein Hoher Bruder nicht mitteilen.
»Machen sie dir Angst, Cel?«, fragte Cathleen mit dem Anflug eines Grinsens. »Es ist unser Land, das sie betreten, also ist es auch unsere Aufgabe.«
Saveryna, die den beiden langsam hinterher trottete, beteiligte sich nicht an deren Diskussion, die sie nun schon zum vierten Mal führten, seit sie den Pass verlassen und den Wald betreten hatten. Als sie das taten, stand die Sonne noch hoch am Himmel und der Schnee glänzte leicht in ihrem Schein. Doch nun brach die Dunkelheit an und die Schönheit der Gegend verblasste.
»Sie sind uns vermutlich schon lange entwischt.«, sagte Saveryna genervt.
Cathleen ignorierte ihre Begleiterin und Celdrik schüttelte nur langsam den Kopf. Wenn sein Hoher Vater hier von erfahren würde, dachte er nervös und blickte sich erneut um in der Hoffnung, zwischen den Bäumen eine herum eilende Gestalt zu erblicken, damit sie endlich wieder nach Hause konnten. Doch selbst wenn sein Vater, der Lord von Cautesfels, hiervon erfahren würde, so würde er ihn nur enttäuscht anblicken und wieder in den Schlaf fallen. Doch selbst ein enttäuschter Blick aus den müden Augen seines Vaters, wäre für ihn schon Strafe genug. Aber, wie so oft, hörte Cathleen nicht auf ihn, obwohl er der ältere war. Sie war ein Dickschädel.
»Habt ihr das gehört?«, fragte Cat plötzlich flüsternd und ging schnell in die Hocke, während sie den Bogen langsam spannte und mit den Fingern über die Befiederung des Pfeiles strich. Sie horchte. Celdrik tat es ihr rasch nach, ging ebenfalls in die Hocke und starrte Cathleen an. Nur Saveryna blieb auf den Beinen und blickte sich gelangweilt um.

»Da!«, rief Cat plötzlich, sodass Celdrik und Saveryna kurz zusammen zuckten und angestrengt in die Richtung starrte, in die Cathleen blickte. Als sie dann plötzlich neben ihm anfing zu kichern, starrte Celdrik sie nur wütend an und ließ den Dolch, den er langsam raus gezogen hatte, wieder in die kleine Scheide gleiten. Saveryna schnaubte nur missgelaunt.
»Das war nicht witzig!«, murrte Cel und erhob sich wieder.
»Doch, das war es.«, erwiderte Cat und lächelte ihn frech an, ehe sie sich sprunghaft erhob, ihren kostbaren Bogen haltend, den sie nun wieder entspannte, und weiter durch den Schnee stapfte, immer tiefer in den nächtlichen Wald hinein. Cel schüttelte nur kurz den Kopf und folgte ihr, Saveryna tat es ihm gleich. Ihre Laune hatte sich mit jedem Schritt weiter verschlechtert. Selbst jetzt noch, als Celdrik dachte, ihre Laune könnte nicht noch weiter fallen. Aber wie konnte er ihr das auch verübeln? Sie liefen nun schon seit Stunden durch den Wald, der einfach kein Ende nahm. Es war kalt, gegessen hatten sie auch schon seit mehreren Stunden nichts und langsam sollten sie wieder in der Burg sein.
»Sie sind weg, Cat. Begreife das doch!«, schnauzte Celdrik sie an, worauf seine Stimme durch den dunklen Wald hallte. Cathleen warf ihm einen wütenden Blick zu und beschleunigte ihre Schritte. »Nicht so laut!«, sagte sie noch empört.
»Wenn du unbedingt ein paar Menschen töten willst, dann tu es halt. Alleine. Ich werde nämlich wieder zurückgehen und Saveryna nehme ich mit mir.«
»Und was sagst du Mutter? Dass du deine kleine Schwester im finsteren Wald zurückgelassen hast, in dem böse Menschen umherziehen?«, fragte Cat ihn und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Das ist ein guter Punkt, bemerkte er enttäuscht, verzog sein Gesicht und ließ den Einfall wieder fallen. Er hätte ihn sowieso nicht weiter verfolgt.
»Böse Menschen.«, schnaubte er, »Das sind Flüchtlinge. Eine hungrige Familie, die sich vermutlich nicht einmal wehren kann!« Wenn dies überhaupt eine Familie war.
»Ein schlechte Lüge, Cel. Ich glaube nicht, dass Mutter dir glauben wird.«, erwiderte sie unbeeindruckt. Sie wird vermutlich Recht behalten, dachte er säuerlich und starrte finster auf seine Füße, die ihn immer weiter in das Herz des Waldes trugen.
»Aber geht nur, ich brauche euch-«, wollte sie gerade einen Satz beenden, als sie über eine dicke Wurzel stürzte, die der Schnee so gut wie möglich verborgen hatte, und wäre beinah auf den kalten Boden gestürzt, hätte Celdrik nicht blitzartig reagiert, einen schnell Schritt auf sie zu gemacht und sie am Arm aufgefangen hätte. Sie blickte ihn mit ihren kalten, grauen Augen erschrocken an, während sich ihre Wagen rötlich färbten.
»Was wolltest du gerade sagen?«, fragte Celdrik honigsüß und ließ sie wieder los. Auch Saveryna war einen Schritt nach vorne geeilt und stand nun unmittelbar hinter Cat und starrte sie erschrocken an, ehe sie wieder eine missgelaunte Miene annahm. Cathleen verzog den Mund zu einem harten Strich und wich von Celdrik zurück. Ihr Finger klammerten sich um den Hals ihres Bogens. »Danke.«, hauchte sie noch immer verwirrt, ehe sie sich von Celdrik abwandte und weiter durch den Schnee stampfte. Celdrik und Saveryna sahen sich nur achselzuckend an und folgten Cathleen erneut. Was würde er nun für ein sein Pferd geben, welches er Nachtwanderer genannt hatte. Doch dieses Pferd, das er vor zwei Jahren zu seinem fünfzehnten Geburtstag von seinem Bruder geschenkt bekommen hatte, befand sich wohlgenährt und voller Tatendrang in seinem Stall auf Cautesfels. Hätte Celdrik gewusst, dass er mehrere Stunden durch den verdammten Wald gehen musste, dann hätte er diese Stunden gerne auf dem Rücken seines Pferdes verbracht. Doch eigentlich wollten sie nur den Berg hinunter ins Tal, zu der kleinen Stadt, die sich am Fuße des Berges und des großen Sees in das großen Tal erstreckte. Dafür brauchte er nicht sein Pferd. Doch als ihnen zwei Reiter des Lords entgegen kamen, die ihnen erzählten, dass vier Flüchtlinge es hierher geschafft hatten, wollte Cathleen sich diese Chance nicht entgleiten lassen und war, als die Reiter außer Sicht waren, vom Pfad aus in den Wald gestürzt. Ein Bauer aus der Stadt, der mehrere gewaltige Felder bewirtschafte, hatte die Flüchtlinge, vier an der Zahl, erblickt, als sie gerade am helllichten Tag über eines seiner Felder in Richtung Berge und des Waldes liefen. Ein Abenteuer, hatte sich Celdrik gedacht und war seiner Schwester hinterher geeilt. Doch was für ein Abenteuer. Ein Abenteuer, dass sie frierend, hungrig, erschöpft und ohne Aussicht auf Erfolg ertragen musste. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Nun trampelten sie schon seit mehreren Stunden über den schneebedeckten Waldboden, und noch immer kein Zeichen von den Flüchtlingen. »Es wird nun langsam Nacht.«, rief ihnen Saveryna fast schon ängstlich hinterher, die nun wieder einige Schritte entfernt hinter ihnen hertrottete. Es stimmte, der Himmel, der vor einigen Momenten noch von roten Strahlen durchzogen war, erblickte Celdrik nun die ersten funkelnden Sterne, die sich nun scheu zwischen den dunklen Wolken zeigten. Cathleen starrte unbeeindruckt zum Himmel hinauf und stampfte weiter durch den Schnee. Celdrik ließ sich etwas nach hinten fallen, sodass er nun direkt neben Saveryna herging.
»Wegen ihr bekommen wir noch alle Ärger.«, flüsterte sie ihm zu, damit Cathleen, die nun einsam vor ihnen herging, sie nicht hören konnte. »Die Göttin wäre auf unserer Seite, wenn wir noch vor dem Morgengrauen beim Fels ankommen würden.« Unrecht hatte sie wahrlich nicht. Sie waren nun schon so tief im Walde, dass es mehrere Stunden dauern würde, ehe sie zwischen den Bäumen die Burg in der Ferne wieder in den Himmel aufragen sehen würden.
»Cathleen wird bald genug von ihrer Suche haben.«, versuchte er sie aufzumuntern. Ein schwacher Versuch.
»Kennst du sie nicht schon dein ganzes Leben?«, spottete sie und verzog ihr Gesicht. Celdrik kicherte.
»Du hast Recht, Elb'chen, wir werden wohl noch die nächsten Tage im Wald verbringen.«, sagte er und lächelte seine Schwester an. Nur er durfte sie so nennen, und das auch nur, wenn keiner wirklich zuhörte. Sie war, für ihr junges Alter, recht hochgewachsene, war sehr schlank und hatte ein blasses, hübsches Gesicht, welches von blonden Haaren, die ihr bis zur Hüfte gingen, eingerahmt war. Dazu hatte sie recht ungewöhnlich spitze Ohren und im Gegensatz zu den grauen Augen. Die wahrlich jeder in der Familie besaß, hellleuchtende, grüne Augen. Alles in allem erinnerte sie ihn stets an die Elben aus den Geschichten, die ihnen ihr Vater immer erzählt hatte. Während ihm plötzlich ein Schauer über den Rücken lief und er seinen langen Mantel enger um seinen Körper zog. Es war die Kälte. War es nicht schon am Tage kalt genug, wurde der Wald in der Nacht von kalten Winden heimgesucht, während sich eine nächtliche und frostige Kälte über den Wald legte.
»Nun, irgendwann wird selbst sie hungrig.«, sagte Saveryna hoffnungsvoll und strich über ihren langen Zobelmantel.
»Ich befürchte, dass wir dann bereits lange den Hungertod erleiden mussten.«
»Damit könntest du Recht haben.«, erwiderte sie mit dem Anflug eines Lächelns.
Als die erfrorenen Blätter sie umflüsterten, der Schnee leicht in einem kalten Wind aufgewirbelte und in der Ferne ein Rudel von Wölfen heulten, worauf sich Celdriks' Nackenhaare aufstellten, blieb Cat urplötzlich vor ihnen stehen und hob die Hand. Celdriks Augen weiteten sich, während er in der Ferne etwas zu erspähen versuchte und schlich langsam zu Cathleen heran. Saveryna folgte ihm schweigend. »Was ist los?«, flüsterte er, während seine Finger sich um den Knauf seines Schwertes schlossen und er die Ohren spitzte. Statt etwas zusagen, zeigte sie in eine Richtung. Zwischen den Bäumen, die in dem Teil des Waldes ganz eng aneinander standen, sah er es nach einer guten Ewigkeit, nachdem er die Augen fast zusammen presste und angestrengt in die Richtung blickte. Ein flackerndes Licht. Ein Lagerfeuer. Es war klein, sehr klein, sodass Celdrik es fast überhaupt nicht sah. Cathleen besaß wirklich sehr scharfe Augen. Sie berührte ihm am Arm, nickte kurz mit dem Kopf nach vorne und schlich zwischen den Bäumen gen Lagerfeuer. Sie suchte derweil immer wieder Schutz hinter einem Baum und spähte hin und wieder zum Lagerfeuer. Wenn die Zeit reif war, schlich sie wieder zum nächsten Baum. Celdrik und Saveryna folgten ihr angespannt. Wieder, wieder und wieder. Währenddessen versuchten sie so wenig Geräusche wie möglich zu machen, wenn sie über den weißen Waldboden schritten, und sagten derweil kein einziges Wort.

Als sie, nach gefühlten Stunden, endlich nahe genug am Lagerfeuer waren, gingen sie in die Hocke und versteckten sich hinter einem großzügigen Busch. Sie alle zogen schweigend die Kapuze hoch und spähten durch die gefrorenen Blätter des Busches zum Lagerfeuer. Unter der Schneekruste war der Waldboden feucht und matschig, doch keiner beschwerte sich. Am aller wenigstens Cathleen. Hinter dem Busch hatte man wirklich eine sehr gute Deckung. Das Feuer befand sich gut fünfzig Schritte von ihnen entfernt und ein paar Bäume versperrten ihnen fast die Sicht darauf. Cathleen hatte sich währenddessen auf den Bauch gelegt, den Bogen auf Seite gelegt, und Celdrik tat es ihr gleich. Nur Saveryna blieb lieber in der Hocke und starrte abwechselnd zum Lagerfeuer und nach hinten, in die finstere Dunkelheit des Waldes aus der sie herkamen. In diesem Moment fühlte sich Celdrik wie ein echter Waldläufer und Grenzer des Königreiches, die in den Grenzgebieten nach den Feinden des Ostens spähten. Es war sein größter Traum, in Ferner Zukunft dem Orden der Grenzwächter beizutreten. Ein trügerischer Traum, der vermutlich niemals in Erfüllung gehen würde. Während er vor der Kälte leicht zitterte, starrte er und Cat zum Lagerfeuer. Vier Menschen befanden sich am Lagerfeuer. Einer saß gegen einen Baum gelehnt und stach mit einem Schwert, so vermutete zumindest Celdrik, in die rauchenden Flammen. Dabei blickte er immer wieder in die Finsternis des Waldes. Die Wache. Das würde ihr Unterfangen vermutlich erschweren, wenn sie sich nicht klug genug anstellten. Die anderen drei Menschen lagen schlafend etwas Abseits um das Feuer, in mehreren Decken eingehüllt. Von hier aus konnte man gut erkennen, dass es sich bei den Menschen um die Flüchtlinge handelte. Erst jetzt erkannte Celdrik, wie nahe sie dem Weißen Gebirge eigentlich gekommen waren, denn als er seinen Blick hob, sah er einen gewaltigen Berg in den mit Sternen übersäten Nachthimmel ragen. Er seufzte. Wenn sie tatsächlich da wären, wo Celdrik sie vermutete, dann würde es noch mehrere Stunden dauern, bis sie Cautesfels wieder erreichen würden. Cathleen, die gespannt auf das Lagerfeuer starrte, beachtete ihn nicht. Nur Saveryna blickte ihn neugierig an. »Was sollen wir tun?«, hauchte er sehr leise, während er weiterhin durch den Busch zum Feuer starrte.
»Es war ein Fehler von ihnen, ein Feuer zu entzünden.«, sagte Cathleen mit gesenkter Stimme und wich seiner Frage aus. Es würde ihnen vermutlich den Tod bringen, dachte er. Ein großer Fehler, ja. Die Flüchtlinge waren sehr tief in den Wald eingedrungen, so tief, dass man sie nicht finden würde. Das dachten sie zumindest. Ihnen war kalt, sodass sie den Wunsch nach etwas Wärme nicht unterdrücken konnten. Vermutlich konnten sie bereits seit Wochen in keinem richtigen Bett schlafen. Wochen auf der Flucht. Celdrik bemitleidete sie, dennoch wollte er dem endlich ein Ende bereiten.

»Jage der Wache einen Pfeil in den Schädel und Cel ersticht die anderen danach im Schlaf, damit wir endlich wieder nach Hause können.«, flüsterte Saveryna so kalt wie der Wind. Celdrik überraschte diese Kälte in ihrer Stimme überhaupt nicht.
»Es könnten Kinder dabei sein, Saveryna.«, bemerkte Cathleen ruhig, wandte sich vom Feuer ab und starrte ihre Schwester an. Sie zitterte, bemerkte Celdrik, als er sich ihr zuwandte.
»Du wolltest sie unbedingt töten, Cathleen. Nicht Saveryna. «, rief er ihr in Erinnerung und musterte sie. Einen schnellen Tod, einen Akt der Gnade. Man würde sie ohnehin erwischen. Wenn nicht hier, dann ihn den Zerbrochenen Königreichen, wo ein viel schlimmerer Tod auf sie warten würde. Cathleen nickte langsam und blickte zurück zum Feuer. Sie wünscht sich, sie hätte von dem Unterfangen Abstand genommen, so wie wir es auch von ihr verlangt hatten, dachte er traurig. Celdrik musterte sie noch eine Weile, ehe er sich langsam vom Boden aufraffte und in die Hocke ging, noch immer im Schutz des Busches, und sein Schwert und seinen Dolch langsam aus den Scheiden zog. »Dann los, Cat.«, forderte er sie ruhig auf, worauf auch sie sich geduckt erhob und einen Pfeil aus dem Köcher zog, den sie sich auf den Rücken gebunden hatte und den ihr langes, schwarzes Haar fast komplett verbarg. Celdrik lächelte ihr aufmuntert zu und nickte, was sie aber nicht erwiderte. Mit einer herrischen Handbewegung wies Cat sie an, hier hinter dem Busch zu warten und schlich sich in der Dunkelheit davon, eine gute Position für ihren Schuss suchend.
»Du versteckst dich hier, Saveryna.«, sagte Celdrik mit einem befehlshaberischen Tonfall. Ohne auf ihre Antwort zu warten, zog er schleichend davon. Der Mond, der nun hinter einer dunklen Wolke hervor glitt und zwischen den Baumkronen durchschien, ließ den Stahl seines Schwertes im kalten Mondlicht schimmern. Er schlich von Baum zu Baum, in die entgegen gesetzte Richtung, die Cat eingeschlagen hatte, und bahnte sich einen Weg durch das Dickicht des Waldes, immer zum Feuer blickend und darauf bedacht, keine lauten Geräusche zu machen, bis er hinter einem abgestorbenen Baumstumpf, von Schnee umringt und der noch gut drei Fuß in die Hohe ragte, in die Hocke ging. Die Wache, die noch immer am Baum gelehnt war, starrte in das knisternde Feuer. Nun lagen keine zehn Schritte mehr zwischen Celdrik und dem Lager und den Flüchtlingen. Von hier aus sah er, dass die Wache ein rotes Kopftuch trug, was die schwarzen Haare, die vermutlich bis zur Taille gingen, nicht ganz verbargen. Neben ihm, an einem Baum angelehnt, lehnte ein säbelartiges Schwert. Südlinge, Flüchtlinge. Da war sich Celdrik sicher.

Langsam beschlich ihm die Sorge, dass Cathleen sich davon gemacht hatte, als plötzlich ein Pfeil zwischen den Bäumen und der Finsternis abgeschossen wurde. Der Südling begriff erst, als der Pfeil sich in sein rechtes Auge bohrte und er zur Seite kippte. Ein Schrei entglitt im zum Glück nicht. Fast wäre Celdrik erschrocken zurückgewichen, doch er hielt sich unter Kontrolle und erhob sich langsam hinter dem Baumstumpf und trat nach einigen Augenblicken langsamen Schrittes in das flackernde Licht des Lagerfeuers. Ohne sich zuvor nach Cat umzuschauen, trat er schleichend von hinten an sein erstes Opfer heran. Wie alle Südlinge, die an dem Feuer schliefen, hatte sich dieser in eine dicke, rote Decke, die Farben des Volkes des Südens, und in den Umhang gehüllt den er trug. Das Gesicht war zum Feuer gewandt und wurde von dem flatternden Feuer erhellt. Er kniete neben dem schlafenden Mann nieder und legte sein Schwert in den kalten Schnee. Die Brust des Südlings hob und senkte sich, als Celdrik den eiskalten Stahl seines Dolches an die Kehle setze und ihm diese durchschnitt, während er ihm schnell die andere Hand auf den Mund legte. Blut bespritzte seine Kleidung und der Südling riss die Augen auf, starrte ihn erschrocken und vorwurfsvoll an, und schrie ihn seine Hand, bis der gedämpfte Schrei einem Keuchen glich und das Leben aus seinem Körper entwichen war. Die schwarzen Augen drehten sich zurück und der Körper zuckte ein letztes Mal. Er war tot. Doch Celdrik erhob sich nicht, sondern schloss dem toten Südling die Augenlider. »Mögest du zur Göttin fahren.«, murmelte er leise, als er sich von dem Toten abwandte und zu den beiden anderen Südlingen rüberblickte. Es war ein knackender Ast, der auf dem frostigen Boden lag, den Celdrik zusammenzucken ließ und das Herz kurz stockte. Schnell griff er wieder zu seinem Schwert. Es war Cathleen, die hinter einem Baum hervortauchte und entschuldigend zu Celdrik blickte. »'schuldige.«, formte sie mit den Lippen, ehe sie mit großen Augen auf den blutüberströmten, toten Körper starrte und sie sich dann den beiden anderen Südlingen zuwandte. Ihren Bogen hatte sie auf den Rücken zu ihrem Köcher gebunden und ragte über ihren Kopf. In den Händen hielt sie einen kleinen Dolch, der im Schein des Feuers glänzte. Er atmete einmal tief durch und ließ seinen Blick über die Bäume streifen. Kurz hatte er befürchtet, dass ein weiterer Südling aus der Dunkelheit hervorgetreten war. Doch die Reiter meinten, dass der Bauer nur vier Flüchtlinge erwähnt hatte. Und da würde er sich doch sicher nicht täuschen. Oder?

Er schlich zu Cathleen, die fast unmittelbar an dem schlafenden Südling hockte und ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Unter den Decken hatte man nicht direkt bemerkt, wie klein der Körper dieses Südlings sein musste. »Ein Kind.«, wisperte Cathleen monoton und umfasste seinen Arm. »Das dürfen wir nicht tun!«
»Du wusstest, worauf du dich eingelassen hattest.«, erwiderte er mit gespielter Kälte in seiner Stimme. Auch für ihn war dies keine leichte Aufgabe, doch Cats' stures Verhalten hatte ihn dazu gebracht. Ein Südling würde das selbe tun, redete er sich selbst ein und wollte sich gerade an Werk begeben, als Cathleen fester zupackt und ihn nur böse anstarrte. »Nein!«, zischte sie lauter als ihr eigentlich lieb war, worauf sich das Südling-Kind auf einmal bewegte, sich zu ihnen drehte und sie müde anstarrte. Dann schrie das Mädchen. Celdrik und Cathleen starrten das Kind panisch an, während der andere Südling, der noch immer geschlafen hatte, sich aus der Decke schälte und sich schwankend erhob. Er bemerkte die toten Südlinge, die vermutlich seine Freunde waren und griff nach seinem Schwert, welches einem Säbel ähnelte, das im Schnee neben ihm gelegen hatte. Er brüllte und sah sie wutverzerrt an, schrie einen Fluch in einer Sprache, die Celdrik nicht kannte, währenddessen er auf sie zu lief.

Ohne darüber nachzudenken, stieß Celdrik Cathleen in den Schnee, erhob sich und wehrte geradeso noch den Schlag des Südlings ab. Als sich die Schwerter trafen, erklang das Singen von Stahl auf Stahl. Er wehrte den zweiten und dritten Hieb ab, ehe er selbst einen Hieb an täuschte und um den Mann tänzelte. Dann schlug er auf den Südling ein, der gerade noch sein Schwert wirbeln ließ, um den Hieb abzuwehren, währenddessen stach Celdrik mit seinem blutverschmierten Dolch nach dem Südling zu, verfehlte aber. Der Südling brüllte und Celdrik, der nach hinten wich, wäre beinah über die Leiche gefallen. Sein Brüllen hallte durch den nächtlichen Wald, während Celdrik erneut nach ihm schlug. Die Parade seines Gegenübers kam beinah träge, doch er wehrte auch diesen Schlag ab. Celdrik keuchte von den Mühen, während sein Atem im kühlen Mondlicht dampfte. Aus den Augenwinkel bemerkte er eine rasche Bewegung, Cathleen sprang von hinten heran und versenkte ihren Dolch in den Rücken des Südling. Dieser, der Cathleen schon fast vergessen hatte, riss herum und schlug mit seinem Schwert nach ihr. Das im Feuer glänzende Schwert schnitt durch die Luft, wo sich eben noch der Kopf von Cathleen befand, die sich nun auf den Boden geworfen hatte und den Südling voller Panik anstarrte. Der Dolch steckte noch immer im Rücken des Südling, Blut lief ihm aus dieser Wunde. Ehe er zum erneuten Schlag ausholen konnte, stach Celdrik ihm von hinten seinen Dolch in den Oberschenkel, worauf der Südling sich taumelnd zu ihm drehte. Es war, als hätte der Südling den Schlag nicht kommen sehen, der ihm den Bauch aufschlitze, sodass die Innereien auf den mit Schnee übersäten Boden klatschten. Er Schrie voller Schmerz und sackte ruckartig auf die Knie. Der gequälte Schrei hallte Celdrik in seinem Kopf, als er erneut zum Schlag ausholte und das Haupt des Südlings von den Schulter schnitt. Der Schrei war verstummt. Celdrik ging keuchend über die Leiche, ließ erst sein Schwert in die Scheide gleiten und schritt auf Cathleen zu. Er reichte ihr seine Hand und zog sie hoch, worauf sie ihre Arme um ihn schlang. Eine ganze Weile standen sie da, während das Feuer fröhlich vor sich hin brannte. Der Schnee um das Lagerfeuer, der zuvor weiß gewesen war, war nun an den meisten Stellen Blut getränkt. »Es tut mir so leid.«, sagte sie zitternd unter tränenden Augen, »Ich hatte solche Angst um dich.« Celdrik wusste nicht, was er nun erwidern sollte, also sagte er nichts.

Als sich die Kälte wieder bemerkbar machte, trotz der Wärme, die von Cat ausging, löste er sich von ihr. »Wir sollten nun wieder Heim, Cat. Mutter wird bereits verrückt vor Sorge sein.«, sagte er, worauf sie nur langsam nickte. Ihre Wangen glitzerten vor Feuchtigkeit. Sofort suchte er das kleine Südlings-Kind. Sie stand etwas Abseits an einem Baum und starrte auf die Leichen. In der Dunkelheit hätte er sie fast nicht gesehen. Er schritt auf sie zu. »Du bist nun meine Gefangene.«, erklärte er ihr mit harter Stimme. Sie starrte ihn nur mit leeren Augen, ehe sie langsam nickte. Sie spricht unsere Sprache, das ist gut. Danach schritt er zur Leiche des Mannes, der ihm einen ordentlichen Kampf geliefert hatte. Seine Gefangene folgte ihm schweigend, wie er erfreut bemerkte. Soll sein Vater oder sein Bruder über sie richten, an seinen Händen klebte für die nächsten Monate genug Blut. Ob er sie im Schlaf wirklich getötet hätte? Er war froh, dass er nicht die Gelegenheit dazu bekommen hatte. Als er gerade seinen und Cats' Dolch aus dem toten Körper riss und sein dunkelbraunes und lockiges Haar, welches ihm im Gesicht klebte, wegstrich, trat plötzlich Saveryna aus dem Schatten hervor. Sie konnte sich schon immer sehr gut anschleichen. »Gut gekämpft, Cel.«, lobte sie ihn lächelnd, während sie näher zu ihm herantrat, »Auch wenn der Kerl nicht besonders klug gekämpft hat.« Celdrik nahm ihr Lob mit einem kalten Lächeln zur Kenntnis, während er seinen Dolch einsteckte und den anderen an Cat reichte, die sich am Feuer aufgewärmt hatte. »Auf jetzt, wir sollten jetzt schnell wieder nach Hause, sonst kann uns selbst die Göttin nicht vor dem Zorn unserer Mutter schützen.«

Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch den Wald zurück zu ihrem Heim, Cautesfels, dem Fels. Celdrik führte sie an, Cathleen und Saveryna und seine Gefangene folgten ihm. Sie sagten fast kein Wort. Celdrik bewachte seine Gefangene nicht sonderlich und wäre froh gewesen, wenn sie einfach in der Finsternis des Waldes verschwinden würde. Doch sie tat es nicht, sondern folgte ihnen schweigend. Der Mond wanderte am Himmel, die dunklen Wolken verschwanden und ließen nichts als glühende Sterne und denn hell leuchtenden Mond zurück. Kurz hatte Celdrik befürchtet, dass es zu regnen beginnen würde, als die dunklen Wolken aufzogen. Doch zum Glück hatte man sie verschont. Sie zogen an einem gefrorenen Teich vorbei, den er vom Hinweg noch kannte, stiegen einen Hang zu einem flachen Kamm hinauf und bahnten sich eine Zeit lang einen Weg durch ein dichtes Dickicht. Der Boden war an manchen Stellen rutschig, mit Steinen übersät und verborgenen Wurzeln, über die man - wie Cat bitter erfahren musste - leicht stolpern konnte. Lange Äste griffen nach seinem Umhang, als er einen schmalen Pfad hinunter schritt. Dann sah er ihn, den Felsen, durch einige Baumkronen in der Ferne. Seine Heimat. Eine gewaltige Burg aus dunklen Steinen, die auf einer natürlichen Felsformation gebaut war und von da aus in den Himmel ragte. Schon seit hunderten von Jahren war dies der Sitz seiner Familie, das Haus Stonar von Cautesfels. Von dem Fels herrschte der Lord Cautesfels, sein Vater, über das gesamte Tal von Cautes, eines der größten Lehen im großen Königreich der Menschen. Selbst wenn im Reich der Sommer herrschte, war diese Gegend meist von einer Schneedecke belegt, lag es doch doch hoch in den Hängen des Weißen Gebirges. »Es ist nicht mehr fern.«, teilte Celdrik ihnen freudig mit. Wie sehr freute er sich bereits auf sein warmes Bett in seinem Turm, den er selbst von hier aus sah. Als sein Heim immer größer wurde und er das Ende des Waldes sah, sah er die ersten Reiter. Sie hielten Fackeln in den Händen und durchforsten das gesamte Gebiet nach ihnen, den entlaufenden Kinder des Lords. Nachdem sie einen steilen Hang bezwungen hatten, wäre Celdrik beinah auf den harten Boden gestürzt, konnte sich gerade noch an einem dicken Ast eines Baumes noch retten. Er hob abweisend die Hand, als Saveryna ihm gerade helfen wollte, und klopfte sich gerade den Umhang zurecht, als der Reiter sie erreichte.

»Wo habt ihr nur gesteckt?«, fluchte der Reiter. Es war Ser Georgidos, der Bruder des Lords und sein Onkel. Hauptmann der Leibgarde des Herrschers über das Tal von Cautes. Sein Onkel war meist ein sehr freundlicher Mann, dem stets ein Witz über die Lippen rutschte. Doch nun blickte er sie nur wutverzerrt an. Georgidos schwang sich vom Pferd und hielt ihnen die Fackel vors Gesicht. »Und wer ist das? Eine Freundin?«, fragte er ohne wirkliches Interesse.
»Ein Flüchtling.«, presste Cathleen hervor und senkte den Blick. Ser Georgidos musterte das Mädchen mit offener Verachtung.
»So ist das also.«, sagte der Ser mehr zu sich selbst und verstand langsam, »Ihr habt nach den Flüchtlingen gesucht?« Celdrik nickte nur. Georgidos ließ den Blick nochmal über die kleine Gruppe streifen, ehe er nur laut schnaubte, sein Gesicht zu einer Grimasse verzog und sich wortlos abwandte. Während der Wind Celdrik in die Glieder fuhr, schwang sich sein Onkel wieder in den Sattel und nahm mit einer Hand die Zügel. Er wandte sein Pferd ruckartig gen Fels und spornte es zu einem Galopp an. Celdrik nickte seinen Schwestern zu und schritt in die Richtung, in die sein Onkel verschwunden war. Seine Gefangene folgte ihm.

Als sie den Rand des Waldes erreichten und sie sich nun an einer großen und weißen Fläche befanden, wandelte sich der dunkle, wolkenlose Himmel im Osten zu einem hellen Orange. Es wird bereits Morgen. Einige Sterne verblassten bereits und die Sichel des Mondes verschwand langsam. Von hier aus sah er, dass sein Onkel einigen Reitern Befehle zurief und diese sich entweder im anschlossen oder in den Wald ritten. Celdrik und seine Begleiter überquerten die große von Schnee bedeckte Fläche, auf der sich überall dicke Steine oder ein kahler, nackter Baum erhob, und hielten auf das große Eichentor von Cautesfels zu, welches von zwei in den Stein gehauenen Wölfen bewacht wurde, bis sie endlich unmittelbar vor dem Felsen, auf dem die gewaltige Burg der Stonar thronte, standen und über eine steinerne Brücke gingen, unter der ein reißender Fluss lag, der sich an den Hängen von Cautesfels in das Tal stürzte. An der Burg schmiegten sich einige Türme und auf den Zinnen flatterten die Banner des Hauses Stonar: das schwarze Haupt eines Wolfes auf einem weißen Feld. Hoch über ihnen, zwischen den Zinnen, die in das Felsmassiv eingehauen waren, spähte ein einzelner Bogenschütze zu ihnen herunter. Kurze Augenblicke später wurde ihnen das schwere Eichentor geöffnet, welches von beiden Seiten mit eisernen Halterungen verstärkt wurde und in den massiven Feld eingehauen wurde, und sie betraten den Tunnel des Felses, welcher sie in den Magen des Felses führte. Göttin steh mir bei, waren seine letzte Gedanken, während der Fels sie verschlang und das Tor krachend hinter ihnen wieder verschlossen wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:

Naruz

Gläubiger

'Von den vier Göttern ist Beliath derjenige, dem die höchsten Ehrungen und größten Feste gebühren. Er ist unser Allvater, der Schöpfer unserer Rasse. Ihm verdanken wir unsere Existenz, unsere langen Leben und die Magie, welche uns den niederen Rassen überlegen macht. Beliath hat uns zu den Herren Cordius' ernannt, damit wir über die niederen Kreationen der falschen Götter herrschen und mit ihnen tun können, was wir wollen' so steht es in den Alten Schriften. Und trotz seiner Erhabenheit und Göttlichkeit, gilt Beliath mittlerweile unter den niederen Völkern und Sklaven schon als eine Art Dämon. Ich höre oft die Frage unter den Sklaven, oder Vertretern niederer Völker, was uns denn zu unserer so genannten 'Grausamkeit' treiben würde, auch wenn sie mir die Frage natürlich nie direkt stellen. Im Laufe der Jahre sind die verschiedensten Gerüchte aufgekommen, so denken manche Sklaven tatsächlich, Beliath verlange nach grausamen Blutopfern, um seinen Segen über unsere Rasse aufrechtzuerhalten. Andere denken, unsere Seelen würden von dunklen Wesen verschlungen werden, wenn wir es nicht tun. Das ist natürlich vollkommener Unsinn und jeder der so etwas behauptet macht sich der Ketzerei schuldig. Ihre falschen Behauptungen können uns Alten natürlich nichts anhaben, aber was ist mit den Kindern? Was ist mit den Finstergeborenen? Wenn sie in jungen Jahren solche Schreckgeschichten über Beliath hören, wie lange dauert es dann, bis sie sich vom größten aller Götter abwenden? Das können wir nicht zulassen. Um herauszufinden, wie wir solche Geschichten am besten stoppen können, müssen wir jedoch zuerst begreifen, warum sie überhaupt entstehen. Die Antwort ist, zu unserem Glück, eine unglaublich einfache: Die Sklaven und niederen Völker verstehen uns nicht. Sie können unseren Antrieb nach Schmerz und Leid nicht verstehen, dämonisieren ihn deswegen und führen ihn auf unsere Götter zurück. In all den Jahrhunderten die ich bereits lebe gab es nicht einen einzigen Sklaven der all das religiöse und übernatürliche einfach herauslassen und zu einer simplen Lösung kommen konnte. Nämlich, dass es uns Spaß macht. Wir sind nicht wie die Heuchler, die dem Verräterkönig folgen, wir brauchen keine Ausreden um unsere Taten zu entschuldigen. Wir stehen zu dem, was wir sind und unterdrücken unsere Gelüste nicht, sondern üben sie frei aus. Die niederen Völker und die Sklaven kennen so etwas nicht. Daher sage ich, um weiteren Missverständnissen und falschen Gerüchten über Beliath und die anderen Götter vorzubeugen, sollte unsere oberste Priorität es sein, die Sklaven darüber aufzuklären, dass unsere angebliche 'Grausamkeit' nicht aus religiöser Überzeugung oder irgendwelchen tragischen Ereignissen stammt, sondern einfach aus den tiefsten Gelüsten eines lebenden Wesens. Wenn uns das gelingt, dann bin ich mir sicher, dass die Sklaven mehr und mehr wie wir werden, bis sie schließlich mit uns auf einer Stufe stehen können!“


- (letzte) Rede von Vâhroz dem Wahnsinnigen, ehemaliger Priester des Beliath, 643 nach dem Fall


Câed Dûrzahl:

Naruz fing die Klinge des ersten Krummdolchs mit seinem Vâlthriaz ab, ehe er sein Schwert herumwirbelte und somit Morrigans Hand abgetrennt hätte, wenn diese nicht im letzten Augenblick nach hinten gesprungen wäre um dem Schlag zu entgehen. Der Archon und die Bluttänzerin standen sich in der Arena des Blutenden Turms gegenüber, welche sich im Gewölbe unter dem Turm des Archons befand und die größte ihrer Art in Naruz' Herzogtum war. Frischer Sand war über dem steinernen Boden verteilt und war, zumindest noch, frei von Blutspritzern. Der Boden der Arena war ein Rechteck und von dort aus gingen die Ränge der Zuschauer in einer Art Pyramidenform in die Höhe. Balkons und Sitzbänke waren direkt in die Felswände der Arena gehauen und von so gut wie jedem Platz aus hatte man einen freien Blick auf das Geschehen unter einem. Je höher man in der Pyramide saß, desto kühler wurde es, was an einer kleinen Nachbildung der falschen Sonne lag, die mitten in der Spitze des Gewölbes schwebte und die Arena beleuchtete. Heute gab es allerdings nicht viele Zuschauer, lediglich ein paar Dutzend Eldar hatten sich auf den Rängen eingefunden, welche normalerweise Platz für über eintausend Gäste boten. Das Duell zwischen Naruz und Morrigan zog sich nun bereits ganze zwei Stunden hin und noch immer war keine Entscheidung in Sicht. Der Archon kämpfte in einem ärmellosen Hemd aus schwarzer Seide, während seine Gegnerin ihre übliche 'Rüstung' trug, ihre Haare jedoch zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Naruz atmete bereits ein wenig lauter und war sichtlich erschöpft ob der Anstrengungen des Duells. Trotzdem konnte er sich ein provozierendes Lächeln leisten. Er mochte schwer atmen, aber das tat Morrigan auch. Der große Unterschied zwischen ihnen war, dass Naruz nicht schwitzte, während der Bluttänzerin eine einzelne, kleine Schweißperle von der Stirn über ihr Gesicht lief, von ihrem Kinn tropfte und auf ihrer linken Brust landete. Die Bluttänzerin biss sich auf die Unterlippe und lief schlagartig rot an vor Scham, als ihr aufging weshalb der Archon lächelte. Sie wusste dass ihr Herr ein ausgezeichneter Duellant war und für viele Eldar wäre ein einzelner Schweißtropfen noch lange kein Grund für Scham gewesen, zumindest in einem Duell gegen Naruz. Aber bei ihr war es etwas anderes. Sie war eine Bluttänzerin, gehörte zu den besten Duellanten in der Finsteren Stadt und war mehr als doppelt so alt wie der Archon. Dass sie ins Schwitzen kam, war etwas ungeheuerliches für sie und sie schwor sich innerlich, ihren Herren für diese Demütigung bluten zu lassen.
„Brauchst du eine Pause?“ fragte Naruz mit spöttischem Unterton und genoss es, als unbändige Wut in den Augen der anderen Eldar aufblitzte. Das Duell und die damit einhergehende Ablenkung war für ihn mehr als willkommen. In zwei Tagen würden er und seine Legion aufbrechen, die Höhlen und Tunnel verlassen, um einmal mehr auf der Erde von Cordius zu wandeln. Im ersten Moment war Naruz darüber natürlich überglücklich gewesen und brannte förmlich vor Vorfreude. Aber kaum dass er seinen Turm wieder erreicht hatte, ging ihm auf was eigentlich passiert war und fluchte eine ganze Stunde lang vor sich hin. Natürlich mochte es so aussehen, als wenn die Königin ihn zu ihrem Lieblingsarchon ernannt hatte und ihm deswegen die Führung überließ, aber wer genauer nachdachte merkte sofort, worum es eigentlich ging. Die Königin hatte ihn, einen Finstergeborenen und den jüngsten aller Archonten, allen anderen Eldar bevorzugt, um diese ersten Raubzüge an der Oberfläche anzuführen. Somit sorgte die Königin dafür, dass nahezu jeder Archon in Câed Dûrzahl zu seinem Feind wurde und selbst die wenigen Verbündeten und Freunde die er hatte, würden fortan weit weniger herzlich mit ihm umgehen. Er war von jetzt an das Opfer des kollektiven Neids und Hasses des Großteils aller Adligen. Hatte er sich zuvor nur alle paar Jahre gegen Anschläge und Intrigen wehren müssen, würde es von jetzt an wahrscheinlich wöchentlich sein, die Frage war nur warum die Königin dies getan hatte. Wenn sie ihn tot sehen wollte, hätte sie einfach Malek oder einem ihrer Diener befehlen können ihn umzubringen, also konnte das nicht der Grund sein. Somit fiel Naruz nur noch eine andere Lösung ein, die Königin wollte ihn testen. Sie wollte sehen, ob er dieses Nest voller giftiger Schlangen, in dass sie ihn gestoßen hatte, überleben konnte. Warum sie das sehen wollte, war eine ganz andere Frage. Wenn Naruz schätzen müsste würde er sagen, ihr war langweilig, aber...
„Schlaft Ihr etwa, Archon?“ fragte Morrigan mit gehässiger Stimme und riss Naruz somit aus seinen Gedanken. Er schüttelte kurz den Kopf um sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren und schaffte das gerade noch rechtzeitig, um zu sehen wie die Bluttänzerin auf ihn zuschoss.


Der erste von Morrigans Dolchen zielte direkt auf Naruz' Hüfte, während der zweite in einer Art Bogen nach seinem Hals schnitt. Der Archon hob sein Schwert um den Schnitt parieren, was Morrigan jedoch nur ein kaltes Lächeln entlockte. Mit einer schnellen Bewegung ihres Handgelenks wirbelte sie den Dolch herum und ging von einem Schnitt gegen die Kehle, zu einem abwärts geführten Stich gegen Naruz' Oberschenkel über, während der andere Dolch plötzlich ebenfalls die Richtung änderte und auf die Schulter des Archons zielte.
Naruz unterdrückte einen Fluch und starrte direkt in die Augen der Bluttänzerin, die ihn bereits siegessicher angrinste. Sie wusste, dass es keine Möglichkeit für ihn gab, dem Angriff noch zu entkommen... oder besser gesagt, sie dachte es. „Drâzhaf clêarzh Dûuhlrom.“ flüsterte Naruz, den Blick noch immer fest auf die blauen Augen von Morrigan gerichtet. Von einem Augenblick zum anderen verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht, ihre Augen wurden glasig und sie stoppte ihren Angriff, als die Klingen nur wenige Fingerbreit von ihren Zielen entfernt waren. Der Archon atmete kurz erleichtert aus, dann schlug er der Bluttänzerin mit einem schnellen Hieb seines Vâlthriaz die Waffen aus der Hand, ehe er ihr einen Faustschlag in die Magengrube verpasste und ihre Beine mit einem Tritt wegfegte, so dass sie unsanft auf dem Rücken landete. Kaum war sie auf dem Boden aufgeschlagen, blinzelte Morrigan verwirrt und sah sich um.
Als sie merkte, dass sie auf dem Rücken lag, mit Naruz' grinsendem Gesicht über sich, setzte sie eine hasserfüllte Miene auf. „Du verdammter Bastard! Hast du es wirklich nötig, Magie zu nutzen?“ fauchte sie ihn an und trat zur gleichen Zeit nach dem Archon. Dieser hatte jedoch bereits damit gerechnet und packte den Stiefel der Eldar am Absatz, ehe sie ihr Bein weit genug drehen konnte um ihn mit den Klingen aufzuschlitzen.
„Ich kann mich nicht daran erinnern jemals gesagt zu haben, dass Magie verboten ist.“ meinte Naruz grinsend, trat auf ihr linkes Knie, so dass sie damit auch nicht mehr treten konnte, und drückte ihr rechtes Bein kerzengerade in die Luft.
„Ich schwöre dir, dafür werde ich dich blu...“ der Rest von Morrigans Satz verlor sich in einem erstickten Schmerzensschrei, als Naruz ihr rechtes Bein noch weiter nach hinten drückte. Eldar waren eine äußerst agile, akrobatisch veranlagte Rasse und die Tänzerinnen und Initianten der Blutigen Klingen sogar noch mehr, als die meisten anderen. Aber auch ihre Dehnbarkeit kannte Grenzen. Trotz der Schmerzen in ihrem Bein dachte Morrigan nicht einmal daran aufzugeben und ließ ihre Hände zu ihren Oberschenkeln wandern, wo sich ihre Messer befanden. Bevor sie diese jedoch erreichen konnte, rammte Naruz sein Schwert durch die linke Schulter der Bluttänzerin und in den steinernen Boden der Arena, wodurch sie dort praktisch festgenagelt wurde.
Während Morrigan einen erneuten Schmerzschrei hören ließ, schüttelte der Archon mit dem Kopf und ließ ein leises, zurechtweisendes Schnalzen hören. „Böse, ganz böse, Morrigan. Du könntest jemanden damit verletzen.“ sagte er, mit gespielter Besorgnis in seiner Stimme.
„Oh, wirklich? Daran habe ich überhaupt nicht gedacht!“ giftete die Bluttänzerin ihn mit wutentbrannter Stimme an und tastete weiterhin nach ihren Messern. Der Archon stellte jedoch seinen linken Fuß auf die freie Hand und trat fest auf ihren Handrücken. Die Eldar unterdrückte ein leises Stöhnen und funkelte Naruz herausfordernd an. „Lass mich nur kurz an meine Messer, dann zeige ich dir wie sehr ich jemanden damit verletzen kann!“ fauchte sie ihn an. Er ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, grinste nur noch breiter und drehte seine Klinge mit einer ruckartigen Bewegung in der Wunde herum. Dieses mal konnte die Eldar ihr Stöhnen nicht unterdrücken und Naruz zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe, als er merkte dass nicht nur Schmerz darin zu hören war.
„Huch? Morrigan, sag bloß, dass du eine von denen bist, die auf so etwas stehen.“ sagte er und lachte leise. Als er keine Antwort bekam drehte der Archon die Klinge noch ein wenig weiter und erneut stöhnte die Bluttänzerin auf. Dieses mal leckte sie sich dabei über ihre Lippen und ein lusterfülltes Blitzen war in ihren Augen zu sehen. Naruz lachte erneut, zog sein Schwert aus Morrigans Schulter und rammte es in ihren Oberarm, so dass sie sich nicht weiter strecken, oder nach ihrem Messer tasten konnte. Dieses mal ging der Schrei der Bluttänzerin in eine Art Schnurren über, woraufhin der Archon seinen Kopf schief legte. „Und das, als ich gerade dachte du kannst nicht unschicklicher werden.“ meinte er seufzend. Dann, ohne ein weiteres Wort, zog er den rechten Stiefel der Eldar aus und warf ihn soweit wie möglich weg. So konnte er es wagen, ihr Bein loszulassen und seinen Fuß vom linken Knie der Bluttänzerin zu erheben. Wie erwartet trat sie sofort nach ihm und da Naruz nicht ihre rechte Hand freigeben wollte, musste er wohl oder übel stehen bleiben und den Angriff abfangen. Er konnte einfach nicht anders, als Morrigan zu bewundern, selbst in ihrer äußerst misslichen Lage schaffte sie es irgendwie ihr Bein an seiner Deckung vorbei zu manövrieren, und mit den Klingen ihres Stiefels drei lange Schnitte an seiner Brust zu verursachen. Dann bekam er jedoch das Bein zu fassen und schleuderte auch diesen Stiefel davon.
„Du... du verdammter... Finstergeborener!“ schrie Morrigan, in Ermangelung eines besseren Schimpfwortes und trat mit ihren nackten Füßen nach Naruz, wobei sie sogar ein paar Treffer landete, während sie weiterhin lauthals fluchte.
Der Archon rollte mit den Augen und seufzte. „Halt einfach den Mund, Morrigan.“ sagte er, während er in die Knie ging und das Messer von ihrem rechten Oberschenkel nahm. Dann zog er seinen linken Fuß zurück, rammte jedoch sofort das Messer durch den Handrücken der Eldar in den sandigen Boden. Er schleifte das Messer, und somit auch Morrigans Hand, ein wenig über den Boden, wobei er die Schmerzensschreie der Eldar ignorierte, bis er eine Fuge zwischen zwei Steinen unter dem Sand fand und die Klinge darin verkeilte. Dann nahm er das zweite Messer der Bluttänzerin, schnitt damit ein großzügiges Stück aus seinem Hemd und stopfte es Morrigan in den Mund, wodurch ihr Fluchen zumindest ein wenig gedämpft wurde.


„Na also, schon viel besser.“ meinte er lächelnd und erhielt unverständliches Gebrabbel als Antwort. Er ging jedoch davon aus, das es nichts besonders nettes war. Inzwischen waren die meisten Eldar auf den Zuschauerrängen aufgestanden, klatschten und jubelten, oder ließen höhnisches Gelächter hören. Letzteres stammte vor allem von Morrigans eigenen Kriegstänzerinnen, manche von ihnen lagen sogar lachend auf dem Boden ihres Balkons und rollten dort förmlich hin und her, aus Erheiterung ihre Herrin in dieser Situation zu sehen. Das linke Bein der Bluttänzerin trat nach Naruz' Gesicht, doch er fing den Angriff ab, drückte das Bein in den Sand und hielt es mit seinem Knie auf dem Boden. Das andere Bein hielt er am Knöchel fest und lachte gehässig, als die Eldar damit herumzappelte um es irgendwie zu befreien. Als er sich eine Weile lang an ihren fruchtlosen Befreiungsversuchen ergötzt hatte, ließ Naruz den kalten Stahl von Morrigans Messer über ihren Körper gleiten, woraufhin diese kurz zusammenzuckte und sogar für einen Augenblick vergaß ihn zu verfluchen, oder zu treten. Beinahe zärtlich führte der Archon die Schneide zum Lederstreifen, der die Brüste der Eldar verdeckte, nur um ihn dann mit einer schnellen Bewegung zu zerschneiden, wobei die Spitze des Messers direkt vor dem Gesicht von Morrigan zum stehen kam. Kaum war das Leder zerteilt, rissen Morrigans Brüste die beiden Fetzen förmlich zur Seite und drangen ins Freie. Der Bluttänzerin gelang es dann jedoch plötzlich ihr Bein aus Naruz' Griff zu befreien, aber anstatt ihn, wie dieser eigentlich erwartet hatte, erneut zu treten, legte sie es um seinen Rücken und versuche ihn so näher zu sich zu schieben. Als er mit seinem Knie gegen ihren Schritt stieß, konnte er ein gedämpftes Stöhnen durch den Stofffetzen in ihrem Mund hören und sie nickte ihm auffordernd zu. Nun konnte Naruz nicht mehr an sich halten und brach in schallendes Gelächter aus, welches noch lauter wurde, als er das Verlangen in ihren Augen brennen sah. „Oh, bei Liliáth! Alles was es braucht, sind ein paar Stichwunden, um aus der verführerischen Bluttänzerin eine notgeile Hure zu machen?“ fragte er, sichtlich amüsiert. Gedämpftes Gemurmel war die Antwort und die Bluttänzerin begann ihren Schritt mit ungeduldigen Bewegungen gegen sein Bein zu reiben, wobei sie hin und wieder ein verlangendes Seufzen hören ließ. Naruz hielt währenddessen das Messer senkrecht, mit der Spitze nach unten und begann damit um Morrigans linke Brustwarze zu kreisen, welche bereits vollkommen steif war. Gleichzeitig glitt er mit der anderen Hand zum ledernen Höschen der Bluttänzerin und zog es ein Stück nach unten, bis zu ihren Schenkeln, wodurch ihre glattrasierte, nasse Fotze zum Vorschein kam. Als er sah, dass die Eldar bereits allein dadurch nass war, dass sie mit zwei Klingen auf dem Arenaboden festgenagelt wurde, schleuderte Naruz das zweite Messer davon und stand kurz auf, um sich seiner Beinkleider zu entledigen, die er einfach neben sich in den Sand legte, dann kniete er sich wieder vor die Eldar. Auf Morrigans Gesicht zeichnete sich bereits Vorfreude ab, als sie den harten Schwanz des Archons sah, dessen Spitze gegen ihre Spalte drückte. Als sie jedoch versuchte ihn mit ihrem freien Bein in sich hinein zu drücken, hielt er dagegen, lächelte sie an und schüttelte lediglich mit dem Kopf. Dann rückte er auf einmal weiter nach oben, wobei er das protestierende Gemurmel der Bluttänzerin ignorierte, und hielt erst an, als er über ihrem Oberkörper kniete und sein Glied sich auf Höhe ihrer Brüste befand. Ohne Umschweife legte er seine Hände auf die Wölbungen der Bluttänzerin und begann sie zu kneten, wobei er darauf achtete, so fest wie möglich zuzudrücken, was der Eldar Stöhnen entlockte, in dem sich Lust und Schmerz vermischten. Mit Daumen und Zeigefinger drückte er gleichzeitig gegen ihre Nippel, manchmal so stark, dass die Bluttänzerin das Gefühl hatte er würde sie einfach zerquetschen. Den Geräuschen die sie hören ließ zu Folge, schien es ihr jedoch nicht nur zu gefallen, sie schien es regelrecht zu lieben. Schließlich entwich Morrigan ein Stöhnen das so laut war, dass man es selbst durch den Stofffetzen noch bis zu den Tribünen hören konnte, und Naruz konnte nicht mehr an sich halten. Er führte seinen Penis zwischen die weichen, runden Brüste der Eldar und begann seine Hüften in rhythmischen Bewegungen leicht vor und zurück zu bewegen.
Als Morrigan merkte was er da tat und dass er keineswegs vorhatte sie ebenfalls zu befriedigen, fing sie wieder an sich zu wehren und wand sich unter ihrem Archon, jedoch ohne großen Erfolg, denn Naruz störte sich nicht wirklich daran. Der Widerwille und die Versuche der Bluttänzerin sich zu befreien, machten ihn nur noch mehr an, was zusammen mit den prallen Brüsten der Eldar, die immer wieder gegen seinen Schwanz drückten und diesen so massierten, schon bald dazu führte, dass auch er ein lustvolles Stöhnen hören ließ. Während die Bluttänzerin erneut erstickte Proteste von sich gab, wurde Naruz schneller und steigerte das Tempo, in dem er die Titten der Eldar fickte. Dabei hatte er seinen Blick jedoch nicht etwa auf ihre Brüste gerichtet, welche er weiterhin gewaltsam knetete, sondern auf ihr Gesicht, das ihn hasserfüllt anstarrte, oder es zumindest bis vor kurzem getan hatte, mittlerweile ließ sich dort nicht viel mehr finden, als pure Lust und Freude. Die Wangen der Eldar hatten sich rot gefärbt und inzwischen war ihr Gemurmel vollkommen verstummt und durch konstantes Stöhnen ersetzt worden, weshalb Naruz kurzerhand den Fetzen aus Morrigans Mund zog und zur Seite warf. Sofort richtete die Eldar ihren Kopf auf, den Mund leicht geöffnet, und warf dem Archon einen fiebrig wirkenden Blick zu. Als sie merkte, dass Naruz ihren Kopf nicht wieder auf den Boden drückte, beugte sie ihn so weit wie möglich nach vorn, um dann jedes mal, wenn Naruz' Peniskopf zwischen ihren Brüsten hervortrat mit ihrer Zunge über seine Eichel zu lecken, wobei hin und wieder etwas Speichel auf ihre Brüste tropfte. Sehr zu Naruz' Erheiterung wirkte Morrigan bei ihren, beinahe schon verzweifelten, Versuchen an seinem harten Kolben zu lecken überhaupt nicht wie eine anmutige Vertreterin der Eldar, sondern wie ein wildes, läufiges Tier. Plötzlich ließ Naruz ihre Titten los, holte mit seiner Hand aus und schlug mit der Handfläche so hart er konnte gegen die rechte Brust der Eldar. Das Klatschen, welches der Schlag verursachte, war deutlich durch die ganze Arena zu hören, ebenso wie der darauf folgende Schmerzensschrei der Bluttänzerin, die kurz darauf leise etwas murmelte.

Der Archon hörte tatsächlich für einen Augenblick mit seinen Fickbewegungen auf, wodurch sein steinhartes Glied direkt vor Morrigans Mund stehen blieb, und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was hast du da gerade gesagt? Ich habe dich nicht ganz verstanden.“ sagte er, mit einem kalten Lächeln. Er hatte sehr wohl verstanden, was die Bluttänzerin da gemurmelt hatte, aber er konnte es nicht oft genug hören.
„M-mehr...“ stammelte die Bluttänzerin, deren Stimme vor Erregung zitterte und brüchig wurde. Sie nutzte die Chance sie sich ihr bot, da Naruz für den Moment angehalten hatte, und nahm seinen Schwanz in ihren Mund. Morrigan leckte mit ihrer Zunge über die Spitze von seinem Glied, während ihr Kopf sich in wilden Bewegungen vor und zurück bewegte und sie an seinem Kolben saugte. Sie nahm ihn so weit in ihrem Mund auf, wie es ihre Position erlaubte, fuhr dabei in ihrem Mundraum mit der Zunge über den gesamten Schaft und ließ erregtes Stöhnen und Seufzen hören. In den Pausen, in denen sie Luft holte und seinen Penis nicht in ihrem Mund hatte, brachte sie sogar noch einen halbwegs vollständigen Satz hervor, auch wenn er immer wieder durch lustvolle Geräusche unterbrochen wurde. „Mehr... Schläge... härter...“ brachte sie hervor, ehe sie ihn schon beinahe flehentlich ansah und hinzufügte „...bitte... Archon... Meister.... b-bitte schlagt mich... h-härter...“ schaffte sie es gerade noch zu sagen, ehe Naruz seine Hand auf den Hinterkopf der Bluttänzerin legte, ihn an sich presste und sein Becken gleichzeitig nach vorn drückte, wodurch sein Schwanz sich tief in ihren Rachen schob. Morrigans Reaktion darauf waren würgende Geräusche, welche Naruz jedoch ignorierte während er ihren Kopf eine ganze Weile lang in dieser Position hielt. Dann zog er seinen Schwanz ein wenig zurück, nur um ihn im nächsten Augenblick wieder tief in den Rachen der Eldar zu drücken, was Morrigan, die langsam Probleme hatte noch Luft zu holen, einen protestierenden und, wenn Naruz richtig hörte, leicht ängstlichen Laut entlockte. Wenn sie jedoch erwartet hatte, dass das ihren Archon dazu bringen würde aufzuhören, kannte sie ihn nicht sonderlich gut, denn Naruz grinste nur noch breiter und fing an, ihren Mund immer schneller und härter zu ficken. Er zog seinen Penis immer wieder so weit zurück, bis lediglich der Kopf noch im Mund der Bluttänzerin war, ehe er ihn wieder so weit wie möglich in ihren Rachen schob und mit einem Würgegeräusch dafür belohnt wurde. Als das Würgen der Eldar schließlich immer heftiger wurde und sie im Gesicht vollkommen rot angelaufen war gab er sie wieder frei, woraufhin Morrigan keuchend Luft holte. Ehe sie sich jedoch richtig sammeln konnte, verpasste Naruz ihr eine Ohrfeige, die ihren Kopf zur Seite schlug. Dann begann er wieder ihre Brüste zu ficken, verpasste diesen jedoch in unregelmäßigen Abständen Schläge mit der Handfläche. Die Bluttänzerin hatte ihren Kopf inzwischen wieder auf den sandigen Boden gelegt und starrte mit fiebrigem Blick in die grüne Sonne, während Naruz sich auf ihr immer schneller bewegte und sie selber abwechselnd laut aufschrie, oder stöhnte. Der Archon konzentrierte sich mittlerweile vollkommen auf die Titten der Eldar, drückte seinen Schwanz zwischen ihnen weit nach vorne, bis der Kopf auf der anderen Seite hervorragte, knetete sie, wenn er sie nicht gerade Schlug und fing selber an immer lauter und lustvoller zu Stöhnen, während er Morrigan weiterhin hin und wieder Schellen verpasste, die manchmal auch auf ihren Kopf zielten. Er genoss das Gefühl der prallen Brüste in seinen Händen, das Gefühl der weichen Haut der Eldar, die gegen seinen Schwanz drückte und vor allem genoss er es, die vollständige Kontrolle über die Bluttänzerin zu haben, die ihn in den letzten Dekaden bereits mehrmals mit ihren Aktionen in den Wahnsinn getrieben hatte. Manchmal schien es so, als wenn es Morrigans einzige Freude im Leben war, ihn um den Verstand zu bringen und meistens hatte sie auch die Kontrolle über die Situation. Aber dieses mal war es anders, dieses mal war er derjenige, der entschied was geschah und er würde sich für jedes einzelne mal rächen, dass Morrigan sich ihren Spaß mit ihm gemacht hatte. Während er das dachte, wurden seine Schläge immer härter und brutaler und dann, nach einer besonders heftigen Schelle gegen Morrigans Titten, die bereits vollkommen rot und leicht angeschwollen waren, durchlief eine Reihe von unkontrollierten Zuckungen den Körper der Bluttänzerin und sie stöhnte lauter und heftiger als zuvor, ehe sie vom einen Augenblick zum anderen vollkommen still und ausgelaugt liegen blieb und nur erschöpft vor sich hin keuchte, oder hin und wieder ein leichtes Wimmern hören ließ. Naruz, der dank des Mundes der Bluttänzerin sowieso schon an seine Grenzen gelangt war, wurde von Morrigans letztem Stöhnen und dem anschließenden Wimmern, letztendlich zum Orgasmus getrieben. Mit einem lauten Stöhnen spritzte er den Großteil seines Spermas ins Gesicht der Eldar, ein Teil seines Samens, der wie bei allen Eldar eher silbrig als weiß war, landete zudem auf Morrigans Brüsten, die davon jedoch kaum etwas mitzukriegen schien. Als der Archon sich, leicht keuchend und mit einem zufriedenem Grinsen im Gesicht, von seiner Dienerin erhob und seinen Blick an ihrem Körper hinab wandern ließ merkte er auch, wieso. Der Boden der Arena vor Morrigans Spalte war vollkommen nass, anscheinend hatten Naruz' Schläge und die Klingen in ihrem Fleisch bereits ausgereicht, um die Eldar zum Höhepunkt zu bringen, mehrmals sogar, dem Anblick des Bodens nach zu schließen. Der Archon hob den Stofffetzen auf, der noch immer neben Morrigan lag und wischte damit die Reste seines Spermas von seinem Schwanz, ehe er den Fetzen auf die Bluttänzerin fallen ließ. Während Morrigan noch immer keuchte und nur langsam wieder zu Kräften kam, zog Naruz sich wieder vollständig an und riss sein Vâlthriaz aus Morrigans Arm, die daraufhin einen letzten Schrei hören ließ, in dem sich jedoch ausschließlich Schmerz widerspiegelte. Mit einen letzten Blick auf die Bluttänzerin wandte Naruz sich an die Eldar, die auf ihren Tribünen saßen und dem Gewinner des Duells applaudierten.
„Ihr alle! Kümmert euch um ihre Wunden und sorgt dafür, dass sich nichts entzündet! Ich will, dass sie in zwei Tagen mit mir an die Oberfläche kommen kann! Sollte das aus irgendeinem Grund nicht möglich sein, werde ich eure wertlosen Körper an die Nachtmahre verfüttern!“ rief er und verließ dann die Arena, ohne darauf zu warten ob seine Anweisungen befolgt wurden. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Morrigan noch lange so reglos da liegen würde und sobald sie wieder vollkommen bei Sinnen war, wäre es am besten für Naruz, wenn er soweit wie möglich von ihr entfernt war.


Kaum dass er die Arena verlassen hatte führte sein Weg Naruz die vielen Wendeltreppen im Turm nach oben, bis er das Stockwerk erreichte, welches vollständig aus seinen Privatgemächern bestand. Diese Etage des Turms verfügte insgesamt über siebzehn Räume, von denen eines sein Schlafzimmer war. Die restlichen Zimmer und Räumlichkeiten waren: eine Küche, ein Bad welches ausschließlich für den Archon da war, ein Bad für die Nathrezim und Lieblingssklaven des Archons, ein kleiner Trainingsraum, und die Gemächer der Nathrezim und Sklaven. Die Zimmer von letzteren waren nur ein wenig kleiner als das von Naruz, allein dadurch lebten die Lieblingssklavinnen des Archons besser als viele der Eldar, die keinen Adelsrang innehatten, auch wenn sich immer zwei bis drei Sklavinnen ein Zimmer teilen mussten. Naruz hielt vor einer Tür an, neben der bereits zwei Nathrezim als Wachen standen.
„Mein Lord.“ sagte der eine und neigte ehrfürchtig das Haupt vor dem Archon. „Ein Bote des Archons der Finsteren Herzen ist während Eures Duells eingetroffen. Er lässt ausrichten, dass Archon Shâira Euren Plan unterstützen wird.“ Naruz nickte lediglich als Antwort, dann öffnete er die Tür und trat in den Raum dahinter ein. Sofort schlug ihm warmer Dunst entgegen, der ihn kurz zusammenzucken ließ. Als er sich an die Wärme gewöhnt hatte schloss Naruz die Tür hinter sich und ließ seinen Blick durch das Bad wandern. Im Gegensatz zum Großteil des Turmes, waren die Fliesen hier aus weißem Marmor gefertigt worden, ebenso wie die Steinplatten an den Wänden. In der Mitte des Raumes befand sich ein kreisförmiges Loch, welches bis zum Rand mit warmen Wasser gefüllt war und groß genug war, um ein gutes Dutzend Personen darin baden zu lassen, ohne dass sie sich stören würden. Direkt neben Naruz stand die junge Sklavin, die er von seinem Freund geschenkt bekommen hatte, und wartete geduldig darauf dass sie gebraucht wurde.
„Willkommen, Meister.“ sagte sie und neigte den Kopf. Sie hatte kurze, braune Haare die ihr nicht einmal zu den Schultern gingen und ihre Augen waren ebenso violett, wie die des Archons. Das Mädchen trug ihr übliches, rotes Kleid, von denen jede Sklavin mindestens sieben hatte, damit sie immer ordentlich gekleidet sein konnten, und hielt ein schneeweißes Handtuch in ihren Händen. Auf einer Steinbank neben ihr lag frische Kleidung für den Archon, außerdem standen dort diverse Fläschchen mit Elixieren und Mischungen, die man ins Badewasser geben konnte.
Der Archon sog kurz den Duft ein, der bereits das Zimmer erfüllte und lächelte zufrieden, als er den Geruch von Schattenrosen erkannte. Für ihn gab es keinen schöneren Geruch auf der Welt, vom Geruch des Bluts seiner Feinde einmal abgesehen. „Gute Wahl, Alesia.“ sagte er, legte sein Vâlthriaz auf die Steinbank und begann sich auszuziehen, während die Sklavin hinter ihm sich ein leichtes Lächeln erlaubte, aufgrund des Lobs ihres Herren. Als Naruz sich vollkommen ausgezogen hatte, bemerkte die Sklavin die drei Schnitte, die von seinem Duell mit Morrigan stammten und räusperte sich leicht.
„Meister? Soll ich die Salbe für Eure Wunden hierher bringen lassen, oder auf Euer Zimmer?“ fragte sie sofort.
„Hm?“ kam es von Naruz, der bereits mit einem Bein im Wasser war und sich langsam ins Becken sinken ließ, bis er zum Hals im Wasser saß. Ein Zucken durchlief kurz seinen Körper, als die Wunde untergetaucht wurde und er ein leichtes Brennen auf seiner Brust spürte, dann hatte er seine Mimik jedoch wieder vollkommen unter Kontrolle. „Oh, natürlich. Lass es auf mein Zimmer bringen sobald ich hier fertig bin. Bleib solange hier.“ sagte er mit leiser Stimme, legte seinen Kopf auf den Beckenrand und schloss die Augen. Anstatt jedoch zu schlafen, ging Naruz im Kopf noch einmal all seine Pläne für den Geplanten Vorstoß an die Oberfläche durch. Da Die Königin ihm bereits eine beträchtliche Streitmacht zur Verfügung gestellt hatte, musste er nicht zu viele von seinen eigenen Soldaten mitnehmen. Zweitausend Eldar, darunter ein beträchtlicher Teil seiner verbliebenen Verwandtschaft, und fünfzigtausend Orks würden ihn und die Truppen der Königin begleiten, ungefähr ein Fünftel der Streitmacht seines Herzogtums. Goblins würde er keine mitnehmen, zwar standen ihm davon unzählige zur Verfügung, allerdings waren sie in seinen Augen mehr als nutzlos und würden mehr Ärger als Nutzen verursachen. Sie würden in Câed Dûrzahl bleiben und sein Reich beschützen, zusammen mit dem Rest seines Heers, und den Truppen, die eine gute Freundin von ihm, Archon Shâira, als Hilfe versprochen versprochen hatte, und das sogar für einen äußerst akzeptablen Preis. Er musste ihr lediglich zehn Tonnen Schwarzkristall dafür überlassen und ihr versprechen auf ihrem nächsten Abendball aufzukreuzen, weshalb er keine Sekunde lang gezögert hatte, bevor er akzeptierte. Das größte Problem für ihn war im Augenblick Morrigan, woran er zugegebenermaßen selbst Schuld war. Er hatte keine Ahnung, wie die Bluttänzerin auf die Demütigung reagieren würde, wenn er Pech hatte würde er sie und ihre Tänzerinnen töten müssen, bevor sie sich von ihm abwenden, oder gar gegen ihn wenden konnten. Naruz seufzte, es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, nicht jetzt. Egal wie sehr Morrigan die Sache in der Arena zu schaffen machte, sie war eine Bluttänzerin, weshalb ihr Ehre trotz allem noch etwas wert war. Also würde sie ihren Verrat vorher zumindest ankündigen, das musste ihm fürs erste reichen. Plötzlich merkte Naruz, wie sich etwas neben ihm bewegte und öffnete seine Augen wieder. Alesia kniete direkt neben seinem Kopf am Beckenrand und starrte mit leicht niedergeschlagenem Blick auf das Wasser. Der Archon hob eine seiner Hände aus dem Wasser und strich damit über das Bein der Sklavin, welches dank der Schnittart ihres Kleides frei lag. Alesia zuckte erschrocken zusammen, als sie die Berührung ihres Meisters spürte, beruhigte sich jedoch sofort wieder. „Gibt es ein Problem, Alesia?“
Das Mädchen zögerte nur einen winzigen Augenblick, dann nickte sie kurz. „Es... geht um eine Freundin von mir, Meister.“ flüsterte sie mit traurigem Unterton in der Stimme. „Sie arbeitet hier im Turm als Kleidermacherin...“
„Kenne ich ihre Arbeiten?“ fragte Naruz und unterbrach damit seine Sklavin. Er unterdrückte ein Gähnen und streckte sich ein wenig, wobei er mit der einen Hand weiter über das Bein des Mädchens strich.
„Ja, Meister. Sie heißt Liz und hat unter anderem meine Kleider angefertigt.“
„Oh? Tatsächlich?“ Naruz war ehrlich erstaunt über diese Offenbarung und drehte seinen Kopf nun gänzlich zu Alesia. Er ließ seinen Blick genauer über ihr Kleid wandern und musste zugeben, dass es so makellos aussah, als wenn eine Eldar es hergestellt hätte. Keine einzige Naht war zu sehen, der goldene Rand, an den Ausschnitten an Bein und Brust war perfekt gemacht und das Kleid war punktgenau auf Alesias Körper angepasst worden. „Du sagst die Wahrheit?“
„Ja, Meister. Ich schwöre, dass es die Wahrheit ist.“ versicherte die Sklavin ihm sofort und Naruz zuckte mit den Schultern.
„Also gut, was ist mit... Liz?“
„Sie hat sich seit drei Tagen in ihrem Zimmer eingesperrt und weigert sich es zu verlassen, oder auch nur etwas zu essen.“ murmelte Alesia und Tränen standen ihr in den Augen. „Vor... vor drei Tagen ist einer Eurer Legionäre über sie hergefallen.“
sagte sie dann schließlich. „Ich habe es erst heute herausgefunden. Er hat sie vergewaltigt und ihr die rechte Hand abgeschlagen. Liz befürchtet, dass sie nun nicht mehr bei den anderen Schneidern arbeiten kann und traut sich deswegen nicht mehr heraus.“
„Hm...“ Naruz wandte den Blick wieder von Alesia ab und starrte auf die Decke des Badezimmers. „Weißt du, wie der Legionär heißt?“
„Îvoch Dârc vom vierten Basiliskenreiter Regiment.“
Der Archon ließ ein missgelauntes Schnalzen mit der Zunge hören. Ein einfacher Legionär hatte es also gewagt, ohne Erlaubnis Hand an eine Sklavin aus seinem Turm zu legen... wäre es nur eine gewöhnliche Sklavin, würde er nicht einen Gedanken an die Sache verschwenden, aber wenn Alesia ihn nicht anlog, war diese Liz eine äußerst begabte Schneiderin gewesen. Mit anderen Worten war ihre Hand viel mehr Wert, als das Leben des Legionärs der sie ihr genommen hatte, wahrscheinlich war sie auch wertvoller als ein Dutzend Legionäre. „Nimm dir ein Dutzend Soldaten und gehe zu deiner Freundin, sie soll vorerst in deinem Zimmer wohnen, bis ich mich entschieden habe, was mit ihr passiert. Nimm meine dreckigen Sachen gleich mit und bringe sie in eine Waschstube.“ befahl er mit kalter Stimme.
„J-jawohl, Meister.“ flüsterte Alesia, verbeugte sich tief und erhob sich, als Naruz seine Hand von ihrem Oberschenkel nahm. Mit schnellen Schritten ging sie zur Tür, hob auf dem Weg seine Sachen auf, und verließ das Bad.


Als er alleine im Zimmer war ließ Naruz ein lautes Seufzen hören und lehnte sich soweit im Becken zurück, dass ein Teil seines Gesichts im Wasser verschwand. Er nahm eine seiner schwarzen Haarsträhnen in die Hand, hielt sie vor sein Gesicht und musterte sie gedankenverloren. Es war die gewöhnlichste aller Haarfarben bei den Eldar und der Archon dachte schon seit längerem darüber nach, sie sich zu färben. Nicht zum ersten mal verspürte er einen Stich vor Neid, als er an Morrigan und ihre roten Haare dachte. Eine solch seltene Farbe machte sie automatisch zum Mittelpunkt des Geschehens, ganz gleich wo sie sich befand, ihr waren die Aufmerksamkeit und die Blicke aller Anwesenden gewiss. Als wäre der Gedanke an Morrigan eine Art Zeichen für seinen Körper gewesen, brannte die Wunde an seiner Brust plötzlich ein wenig heftiger auf, was Naruz zusammenzucken ließ. Sein Blick wanderte nach unten und er verzog ein wenig das Gesicht als er sah, dass die Wunde noch immer zu bluten schien. Vorsichtig tastete er die Schnitte ab und merkte, dass sie weit tiefer waren, als er zuerst vermutet hatte. Eine nähere Untersuchung der Wunden ließ seine Haut noch bleicher werden, als sie es gewöhnlicherweise war. Naruz schluckte nervös und erhob sich vorsichtig aus dem Wasser. Er hatte Morrigan unterschätzt. Nicht nur ein wenig, er hatte sie vollkommen unterschätzt. Ihr Tritt hatte weit mehr hinterlassen als oberflächliche Schnitte, die Klingen ihrer Stiefel hatten sich tief in seine Brust gebohrt und, wenn er mit seiner Schätzung richtig lag, hätten sie nur wenige Fingerbreit tiefer hineingestoßen werden müssen, um sein Herz zu zerfetzen. Kopfschüttelnd ging Naruz zur Steinbank hinüber und begann sich mit dem Handtuch abzutrocknen und anzuziehen. Glücklicherweise hatte er einen nahezu gigantischen Vorrat an Heilsalbe. Wenn er sich beeilte und sie auf die Wunde schmierte, würde am Ende nicht einmal mehr eine winzige Narbe zurückbleiben, blieb nur zu hoffen, dass Alesia noch daran gedacht hatte, bevor sie aufgebrochen war um ihre Freundin zu holen. Als Naruz gerade die neue Hose angezogen hatte, das Hemd wollte er nicht anziehen, bevor die Wunde sich nicht geschlossen hatte, schwang die Tür zum Bad urplötzlich auf und eine grinsende Morrigan trat ein. Abgesehen von ihren Stiefeln war sie vollkommen nackt und von oben bis unten mit Blut bespritzt.
„Hallo, Archon.“ begrüßte sie Naruz und verneigte sich leicht vor ihm. Als Naruz ihren amüsierten Gesichtsausdruck und ihr Grinsen sah, ging ihm auf, dass die Bluttänzerin die ganze Zeit über mit ihm gespielt hatte. Wahrscheinlich hatte sein Gebrauch von Magie in der Arena sie tatsächlich überrascht, aber alles danach schien genau so gelaufen zu sein, wie sie es wollte. Jetzt wo er seine Wunde genauer betrachtet und Morrigan gesehen hatte gab es für ihn keinerlei Zweifel mehr, dass sie sich ohne Probleme hätte befreien und das Duell gewinnen können, wenn sie nur gewollt hätte.
„Hallo... Morrigan.“ antwortete der Archon mit zerknirschter Stimme, was die Eldar auflachen ließ.
„Ihr wirkt so angespannt und wütend, Archon. Was ist nur los mit Euch?“ fragte sie, mit gespielter Unschuld in der Stimme.
Naruz dachte kurz darüber nach, ihr eine wütende Antwort zu geben, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf, zuckte mit den Schultern und ließ ein schicksalsergebenes Seufzen hören. „Ich gebe auf, du hast gewonnen, Morrigan. Ich hätte nie gedacht, dass du so eine gute Schauspielerin bist.“ sagte er und schaffte es sogar zu lächeln.
„Vielen Dank.“ meinte die Bluttänzerin und verbeugte sich tief vor ihm. „Ein gewisses Risiko war natürlich mit dabei.“ fügte sie dann hinzu.
„Ach ja? Was denn?“
„Es hätte sein können, dass Ihr einfach abhaut, nachdem Ihr mich auf dem Boden festgenagelt und das Duell durch das erste Blut gewonnen hattet. Dann wäre das ganze umsonst gewesen. Allerdings fand ich, dass es endlich mal an der Zeit war, das Ihr Eure Zurückhaltung vergesst. Nach der Sache letzte Woche hatte ich schon befürchtet, Ihr würdet nie über mich herfallen. Ich bin froh, dass ich mich geirrt habe.“ sagte sie, zwinkerte ihm zu und massierte ihre Brüste, während sie immer näher auf ihn zu ging. Als sie direkt vor ihm stand beugte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Wenn Ihr wollt, können wir übrigens hier gerne weiter machen.“
Nun konnte auch Naruz lachen. „Oh, vielen Dank für dein großzügiges Angebot, Morrigan. Aber ich fürchte, dass ich mir dabei womöglich die Brust und das Herz aufreißen würde.“
„Vermutlich.“ meinte die Bluttänzerin und zuckte mit den Schultern, ehe sie ihre Hände um den Hals des Archons schlang, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste. Es war ein langer, inniger Kuss, den keiner der beiden Eldar wirklich zu beenden wollen schien. Die Zungen der beiden trafen sich immer wieder, umtanzten einander und suchten den Weg in den Mund des anderen. Dann schob Naruz die Bluttänzerin jedoch ein wenig von sich, die sich aber noch nicht geschlagen geben wollte. „Ihr würdet vielleicht daran sterben.“ flüsterte sie, mit verführerischer Stimme und führte seine Hände zu ihren Brüsten, die noch immer mit Blut bedeckt waren. „Aber es wäre es wert, meint Ihr nicht auch?“
Zu Morrigans Enttäuschung schüttelte Naruz jedoch mit dem Kopf. „Tut mir wirklich leid, meine Liebe. Aber nichts auf dieser Welt ist es mir wert, dafür zu sterben.“ meinte er grinsend. „Außerdem bin ich noch immer ein wenig wütend darüber, dass ich letztendlich derjenige war, der zum Narren gehalten wurde.“ fügte er hinzu und schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, ich werde die Zuschauer ausfindig machen und zum schweigen bringen müssen.“
„Das wird nicht nötig sein.“ sagte Morrigan, ging an Naruz vorbei und drückte kurz einen Finger in einen der Schnitte auf seiner Brust, woraufhin er zusammenzuckte. Sehr zu seinem Ärger merkte er jedoch, dass der Kuss, die Nähe der Bluttänzerin und der Schmerz, den ihr Druck verursachte reichten, um ihn wieder steinhart werden zu lassen.
„Du hast dich schon darum gekümmert?“ fragte Naruz verwundert und schaffte es geradeso, einen erregten Tonfall zu vermeiden.
„Natürlich, was glaubt Ihr, wo all das Blut her kommt? Ich kann doch nicht zulassen, dass mein geliebter Archon zum Gespött von Câed Dûrzahl wird, nicht wahr?“ meinte sie, ging zum Beckenrand, entledigte sich ihrer Stiefel und stieg ins Wasser.
Naruz antwortete nicht darauf, sondern nahm sein Schwert, das Hemd und ging zur Tür. „Sei in zwei Tagen einsatzbereit, ich will dass du dabei bist, wenn wir die alte Hauptstadt wieder ins Reich holen.“ sagte er noch, dann verließ er das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Im Gang angekommen warf er seinen Nathrezim einen kurzen Blick zu. „Ihr zwei!“ fuhr er die beiden Leibwächter an, die sich sofort zu voller Größe aufrichteten, den Blick direkt auf ihren Archon gerichtet. „Îvoch Dârc, kennt ihr den Namen?“
Einer der Krieger nickte kurz. „Ja, Archon. Er ist ein Legionär unter dem Kommando meines Cousins.“
„Sehr gut, dann geht jetzt zu ihm. Ich will noch vor meinem Aufbruch eine Flagge aus seiner Haut unter dem größten Fenster des Stockwerks der Schneider hängen sehen, verstanden?“
„Jawohl, Herr!“
„Wunderbar... ach ja, ehe ich es vergesse...“ meinte Naruz, als ihm einfiel, dass er während seiner Vorbereitungen eine Kleinigkeit nicht bedacht hatte. „Während meiner Abwesenheit, seid ihr zwei dafür verantwortlich auf Alesia aufzupassen.“ sagte er. Er würde wahrscheinlich wochenlang an der Oberfläche sein, da wollte er nicht riskieren dass einer seiner Rivalen versuchte ihm eins auszuwischen, indem er seine Lieblingssklavin tötete oder entführte. „Sollte sie tot, verletzt oder verschwunden sein, wenn ich wieder hier bin, werden unter dem Fenster ihres Zimmers gleich zwei Flaggen wehen, verstanden?“ Als die Leibwächter erneut bestätigten, nickte Naruz zufrieden. „Und dann noch etwas... schickt ein paar Sklaven nach unten in die Arena. Es müssen Leichen entfernt und neuer Sand herangeschafft werden.“





Das strahlende Licht der Sonne, der echten Sonne, schien Naruz direkt in die Augen, ließ ihn sein Reittier anhalten und ehrfürchtig in den Himmel starren. Knapp eine Woche war seit dem Duell mit Morrigan vergangen. Seit sechs Tagen waren Naruz und seine Legion bereits unterwegs gewesen, hatten sich durch die unterirdischen Tunnel des Câellon-Gebirges gekämpft, um dann endlich an einer Stelle nur wenige Mílith von Îmlarthaion entfernt die Oberfläche zu betreten. Naruz hatte darauf verzichtet an der Spitze seines Heeres zu reiten und hatte den zehntausenden Orks seiner Legion die Führung überlassen, weshalb er und der Großteil seiner Eldar am Ende des Zuges aus den Tiefen traten, lediglich die Versorgungswagen befanden sich noch hinter ihnen. Naruz war von einhundert seiner Nathrezim umringt die in lauten Jubel ausbrachen, kaum dass die ersten Sonnenstrahlen auf ihre dunklen Rüstungen fielen. Sämtliche seiner Leibwächter ritten auf den Rücken von Basilisken, Kreaturen die auf zwei starken, schuppigen Hinterbeinen liefen die eine grünliche, teilweise auch gräuliche, Färbung hatten und von den Höhlenwyvern abstammten, einer Unterart der Drachen. Ein Basilisk ging immer mit seinem langen, schuppigen Hals und spitzem Maul weit nach vorn gebeugt, überragte einen erwachsenen Eldar aber trotzdem um gut zwei Köpfe. Arme hatten sie keine, dafür jedoch einen äußerst langen, mit Stacheln bespickten Schweif und Drüsen in ihrem Maul, mit denen sie ein äußerst potentes Gift auf ihre Opfer spucken konnten. Beim Kontakt mit nackter Haut sorgte das Gift selbst von Außen dafür, dass Muskeln, Haut und Fleisch des Getroffenen sich verhärteten, bis es so schien, als würden sie aus Stein bestehen. Sie wurden vollkommen bewegungsunfähig und waren den scharfen Fangzähnen der Basilisken ausgeliefert. Und doch waren diese Bestien nichts, verglichen mit dem Tier auf dessen Rücken Naruz saß. Einst war es ein gewöhnliches Pferd gewesen das mit Hilfe von finsterer Magie zu dem umgeformt wurde, was man in Câed Dûrzahl als 'Nachtmahr' kannte. Die Kreatur überragte selbst die Basilisken um gut einen Kopf, hatte pechschwarzes Fell, vollkommen rote Augen und eine Mähne die nicht aus Fell oder Haaren, sondern Stacheln bestand. Aus den Rippen des Nachtmahrs wuchsen zudem lange, dünne Knochen die wie Klingen geformt waren und problemlos durch Fleisch schneiden konnten. Das bedrohlichste waren jedoch die Reißzähne im Maul des dämonischen Pferdes und der beständige Rauch, der aus den Nüstern und dem Rachen des Nachtmahrs drang und davon zeugte, dass er, wenn nötig, dazu in der Lage war Feuer zu speien. Der Nachtmahr wieherte unruhig und trippelte ein wenig nervös auf der Stelle umher, aufgrund des hellen Lichts, blieb ansonsten jedoch vollkommen ruhig.

„Das ist also die Oberfläche.“ murmelte Naruz, schaffte es endlich den Blick vom Himmel loszureißen und ließ ihn über die Umgebung schweifen. Sie befanden sich an den westlichen Ausläufern des Gebirges, dessen Gipfel hinter ihnen in den Himmel ragten und den Kontinent beinahe vollständig in zwei Hälften teilte. Zur Überraschung des Archons schienen sie auf einer erhöhten Position zu stehen und hatten daher eine gute Sicht auf die gesamte Gegend. Die Orks der Legion marschierten bereits die Hügel hinab, angetrieben vom lauten Geschrei ihrer Anführer. Es war nicht sonderlich schwer für Naruz den Unterschied zwischen seinen Orks und denen der Königin zu sehen. Letztere waren allesamt vollkommen vernarbt, manche von ihnen gar so weit verstümmelt dass ihnen Augen oder Arme fehlten, während die seinen beinahe unbeschadet zu sein schienen. Die Narben der Orks stammten jedoch zum größten Teil nicht etwa von Schlachten, sondern von den Foltermeistern der Königin. Wie so viele Adlige des Königreichs, schien sie der Meinung zu sein dass gefolterte Orks besser kämpften, als solche, die noch nie wirkliche Schmerzen erdulden mussten. Naruz stimmte ihnen sogar zu, allerdings hatte er etwas gefunden, was Orks sogar noch brutaler, wilder und rücksichtsloser kämpfen ließ, als ihre gefolterten Kameraden, ganz zu schweigen von gewöhnlichen Orks. Jeder Orkkrieger in dieser Legion war seit knapp zwei Jahren von sämtlichen Weibchen ferngehalten worden, sowohl von anderen Orkweibchen als auch von menschlichen, an denen die Biester sich gerne einmal vergingen, wenn nichts besseres in der Nähe war. Zudem war jeder Ork der sich selbst Erleichterung verschafft hatte kastriert und gehäutet worden, weshalb sich sämtliche Krieger nach einigen Monaten wohl oder übel mit ihrer Situation abgefunden hatten, auch wenn es sie völlig wahnsinnig machte, aber das kümmerte Naruz natürlich nicht. Seine Methode hatte sich bereits mehrmals bewährt und die Orks würden noch immer den Befehlen seiner Eldar folgen, mehr verlangte er gar nicht, denn er verfügte somit schließlich über eines der schlagkräftigsten Heere von ganz Câed Dûrzahl. Ein einzelner, gewöhnlicher Ork konnte es bereits mit einem ausgebildeten Soldaten der Menschen aufnehmen, was für Eldar Verhältnisse natürlich keine besondere Leistung war, sie aber noch immer nützlicher als Goblins machte. Orks waren ungefähr so groß wie Eldar, hatten graue, bräunliche oder auch grüne Haut und waren äußerst muskulöse Kreaturen, man könnte sogar meinen, sie bestünden ausschließlich aus Muskeln. Als wäre das allein nicht schon abstoßend genug, wuchsen auch noch längliche Hauer aus ihren riesigen Mäulern, die ohnehin schon von schiefen Zähnen verunstaltet wurden. Rein körperlich gesehen war ein Ork weit stärker als ein Mensch, wahrscheinlich auch stärker als ein Zwerg, allerdings gab es einige Probleme die dafür sorgten, dass man Orks lediglich als übergroße, bewegliche Schilde verwenden und sich niemals auf sie verlassen sollte. Zum einen waren sie miserable Schützen, weshalb es eine Verschwendung war auch nur daran zu denken, ihnen einen Bogen in die Hand zu drücken. Das weitaus größere Problem war jedoch, dass diese tumben Kreaturen so dämlich waren, dass sie im Kampf auf jede noch so billige Finte hereinfielen, ein erfahrener und ausgebildeter Soldat wusste so etwas zu nutzen und konnte es daher mit ihnen aufnehmen.


Plötzlich fiel Naruz' Blick auf etwas, das ihn den Atem anhalten ließ. Bislang hatte er nur seine Orks, oder die dichten Tannenwälder in der Nähe gesehen und er verfluchte sich innerlich dafür, dass ihm dieser ganz besondere Anblick hier solange entgangen war. In der Ferne, nicht weit von einem großen, klaren Fluss entfernt... befand sich Îmlarthaion! Selbst auf diese Distanz wirkte die uralte Hauptstadt der Eldar wie die erhabenste aller Städte, trotz ihres Zustands. Wenn man den Sagen und Legenden glauben konnte, war sie die älteste aller Städte der Eldar und war bereits alt gewesen, als die Eldar gerade einmal ein paar Jahrhunderte existiert hatten. Naruz konnte einen Turm in der Mitte der Stadt erkennen, der so weit in die Luft ragte, als wenn er sich mit den Berggipfeln des Câellon-Gebirges messen wollte und somit sogar noch den Schattenturm der Königin in Câed Dûrzahl überragte. Der Turm erstrahlte trotz seines Alters in hellem Weiß und war von vier gigantischen, grauen Statuen umringt, die trotzdem nicht einmal halb so groß waren wie er.
„Îmlarthaion... ich hätte nicht gedacht, die Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen.“ murmelte Morrigan in Naruz' Ohr und erinnerte ihn damit daran, dass er nicht alleine auf seinem Nachtmahr saß. Die Bluttänzerin saß direkt hinter ihm und hatte ihre Arme um seinen Brustkorb geschlungen, wahrscheinlich hätte sie auch ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, wenn da nicht die Dornen seiner Schwarzkristallrüstung gewesen wären. Die Stelle an Naruz' Brust, an der Morrigans Klingen durch sein Fleisch geschnitten waren, juckte manchmal noch ein wenig, aber dank der Heilsalbe ließ sich nicht einmal mehr eine einzelne Narbe erkennen. Morrigan selber schien den Kampf in der Arena auch gut überstanden zu haben und auch wenn sie sich hartnäckig weigerte, auf ihrem eigenen Nachtmahr zu reiten, war der Archon froh darüber, dass sie ihn begleitete, nicht zuletzt wegen den Truppen, die sie mitbrachte. Einhundert Kriegstänzerinnen und drei mal so viele Initianten, das war Morrigans Beitrag zu dieser Expedition. Dann gab es natürlich noch einen weiteren Grund, warum er sie dabei haben wollte, auch wenn er es nie öffentlich zugeben wollte. Er traute sich nämlich nicht seine eigenen Sklavinnen mit an die Oberfläche zu nehmen, da er nicht riskieren wollte dass ihnen im Heerlager etwas geschah. Solange aber Morrigan und ihre Tänzerinnen dabei waren bestand zumindest die Chance dass Naruz sich nicht dazu herablassen musste sich mit einer einfachen Legionärin zu vergnügen, wenn er nicht seinen Orkkriegern nacheifern wollte. Morrigan schien die Expedition außerdem äußerst ernst zu nehmen und hatte sich ausnahmsweise einmal schwere Rüstung angelegt... nun, zumindest was sie unter schwerer Rüstung verstand. Sie trug Stiefel, ohne Absätze, aus Schwarzkristall mit jeweils fünf Klingen an den Seiten, die sogar ihre Oberschenkel vollständig bedeckten. Ihr Schritt wurde weiterhin nur von einem ledernen Höschen bedeckt, aber dafür waren ihre Brüste und schultern vollkommen in Rüstung aus Schwarzkristall gehüllt, außerdem trug sie schwarze Lederhandschuhe. Auf ihre Messer hatte Morrigan verzichtet, ihre Krummdolche waren jedoch wie immer an ihrem Höschen befestigt und teilten sich den Platz mit zwei Peitschen. Eine davon hatte einen Griff, so lang wie Naruz' Unterarm und endete in einem langen, dünnen, schwarzen Strick in den kleine Klingen eingeflochten waren. Ein gut gezielter Schlag mit dieser Peitsche reichte, um einem unglücklichen Opfer die Kehle zu zerfetzen und in Morrigans Händen war sie beinahe noch tödlicher als ihre Krummdolche. Die zweite Peitsche erinnerte ein wenig an eine übergroße, pervertierte Version eines Staubwedels. Ihr Griff war weit kürzer und sie endete in dutzenden, breiten Lederriemen, die jedoch höchstens eine halbe Armlänge maßen. Diese Peitsche war, im Gegensatz zur ersten, natürlich nicht für den Kampf gedacht, sondern dafür die Disziplin unter den Kriegern der Orks aufrechtzuerhalten. „Archon... bitte lasst uns weiter reiten.“ hauchte Morrigan und zu Naruz' großer Überraschung hatte sie einen beinahe flehentlichen Tonfall angeschlagen. In jeder anderen Situation hätte er sich jetzt über sie lustig gemacht, aber ihm erging es ebenso wie ihr. Er spürte einen inneren Drang, so schnell wie möglich in die Stadt zu kommen und ihre Wunder aus nächster Nähe zu bewundern.
„Du hast recht... Legion! Wir marschieren nach Îmlarthaion!“ rief Naruz mit lauter Stimme, schlug seinem Nachtmahr die Ferse in die Flanken, wobei er darauf achten musste, nicht gegen die sichelartigen Knochenauswüchse zu stoßen um diese nicht mit seiner Rüstung abzubrechen, und ritt der alten Hauptstadt entgegen.


Es dauerte knapp zwei Stunden bis sie Îmlarthaion erreichten. Die alten Stadtmauern wiesen an vielen Stellen riesige Lücken auf, die von den Belagerern während der letzten Schlacht des großen Krieges verursacht worden waren. Trotz der gewaltigen Schlacht die hier getobt hatte, gab es keine Skelette, Rüstungen oder Waffen zu sehen, wahrscheinlich wurden die Gefallenen beider Seiten verbrannt worden und Plünderer hatten sich der zurückgebliebenen Besitztümer der Toten angenommen. Als Naruz mit seinen Eldar durch die Stadttore ritt, standen bereits tausende Orks mit größtenteils freiem Oberkörper in Reih und Glied neben der breiten, gepflasterten Straße und grölten lauthals, während sie, im Falle der Orks des Blutenden Turms, ihre rostigen Schwerter auf hölzerne Schilde krachen ließen, oder, im Falle der Orks der Königin, ihre glänzenden, zweihändig geführten Äxte aus reinem Stahl in die Luft stemmten und in der Sonne glänzen ließen. Der Archon kam gar nicht mehr aus dem Staunen raus, während er seinen Kopf in alle Himmelsrichtungen drehte und die uralten Bauwerke bestaunte. Zwar waren die Baumeister der Eldar in den letzten tausend Jahren nicht schlechter geworden, aber in der Finsteren Stadt mangelte es ihnen einfach an dem richtigen Material und dem Platz, um solche Wunder zu erschaffen, die sich Naruz hier an jeder Ecke offenbarten. Viele der einfachen Häuser und Läden leuchteten förmlich in Alabasterweiß, trotz ihres Alters. Auch das viele Unkraut und die Ranken, die sich überall finden ließen, konnten den Gebäuden nur wenig von ihrer Erhabenheit nehmen. Naruz war sogar dermaßen vom Anblick der einfachen Wohnhäuser gefesselt, dass ihm vollkommen entging, wie seine Drâconith, die Aufseher der Orks, einige Dutzend ihrer Krieger hinrichten mussten, weil diese sich mit schäumenden Mäulern auf die leicht bekleideten Kriegstänzerinnen und Initianten stürzen wollten die direkt vor ihnen die Straße hinab gingen. Naruz' Methoden hatten offensichtlich auch den ein oder anderen Nachteil. Glücklicherweise legte sich die Unruhe wieder schnell, und nach nur wenigen Minuten erreichten die Eldar dann den zentralen Platz der Stadt, wo die vier Statuen und der weiße Turm gen Himmel ragten. Erst jetzt erkannte der Archon, dass die Statuen die vier Götter der Eldar darstellen sollten und sobald er es bemerkt hatte, schwang Naruz sich von seinem Nachtmahr, um auf dem steinernen Boden des Stadtzentrums in die Knie zu gehen und ehrfürchtig das Haupt vor den Statuen zu senken. Plötzlich hörte Naruz ein leises Schluchzen und hob seinen Kopf um sich unter den anderen Eldar umzusehen, die ihm nachgeeifert hatten und ebenfalls in die Knie gegangen waren. Wie Naruz feststellen musste, liefen dem Großteil seiner Legionäre Tränen aus den Augenwinkeln, selbst Morrigan weinte, während sie zur Statue der Liliáth hinauf sah und ein leises Gebet an die Göttin des Krieges und der Lust murmelte. Als der Archon mit seiner Hand zu seiner Wange fuhr merkte er, dass auch ihm einzelne Tränen aus den Augen rollten. Dann, urplötzlich, setzte das Gemurmel unter den Eldar ein.
„Wir sind zurück.“
„Gepriesen sei Beliath.“
„Lang lebe die Königin.“
„Es ist wunderschön, ich hätte nie gedacht, jemals etwas so... wundervolles zu sehen.“
Das Gemurmel verstummte jedoch augenblicklich, als Naruz sich auf seinen Nachtmahr schwang und an die Spitze der versammelten Eldar ritt. Sämtliche Blicke richteten sich auf Naruz, der sich eine letzte Träne von der Wange wischte und dann anfing mit deutlicher Stimme zu reden. „Meine Brüder und Schwestern, es ist soweit! Vor über eintausend Jahren, kämpften unsere Ahnen an genau diesem Ort, gegen eine Übermacht aus Verrätern und niederen Rassen, um diese heiligste aller Städte vor dem Untergang zu bewahren!“ begann er und fing an auf seinem Nachtmahr vor der Legion auf und ab zu reiten, den Blick immer auf die Eldar gerichtet. „Drei von euch waren sogar selbst hier und hatten es aus nächster Nähe verfolgt! Dêmi-Archon Saróz, Anführer des ersten Basiliskenreiter Regiments, Drâconith Lêvia, Legionär Míellek Urzéion, tretet vor!“ rief Naruz, woraufhin ein Raunen durch die versammelten Soldaten ging. Die drei angesprochenen erhoben sich vom Boden und traten aus den Reihen hervor, nur um sich dann vor ihrem Archon wieder zu Boden fallen zu lassen. „Ihr alle drei habt genau hier, an dieser Stelle, das letzte Gefecht des Krieges geführt! Mit lediglich zweihundert Kriegern habt ihr euch einer zehnfachen Übermacht von zwergischen Elitekriegern gestellt, um den Rückzug unseres Heeres und unserer Königin zu decken, und ihr wart erfolgreich! Zweitausend der besten Zwergenkrieger, lagen am Ende des Tages tot auf diesem Platz, während ihr überlebt habt! Ihr habt die Stellung gehalten, seid nicht zurückgewichen und habt nicht das Knie gebeugt! Deswegen verlange ich von euch, steht auf! Ihr habt euch nicht gebeugt, als tausende Zwerge in dichter Formation auf eure Reihen zumarschierten, wer solchen Mut bewiesen hat, sollte niemals vor irgendjemand anderem, als unserer Königin das Knie beugen!“ Nach diesen Worten zögerten die Eldar ein wenig, erhoben sich dann jedoch und sahen Naruz aus großen Augen an. Dieser schaffte es geradeso, sich ein Lächeln zu verkneifen. Er sah es an ihrem Blick, mit diesen einfachen Worten hatte er sich ihre ewige Treue gesichert und sich sicherlich bei vielen Veteranen beliebt gemacht. „Als Belohnung für eure Taten während des großen Krieges erlaube ich euch dreien nun, euch zu entfernen und zu den Orks zu gehen! Jeder von euch soll ein Dutzend Legionäre und eintausend Orks nehmen und sich bereit halten! Sobald wir mehr über die Fürstentümer der Menschen wissen, die sich in der Nähe befinden müssten, werde ich jedem von euch einen von meinen zehn Raubzügen schenken! Ihr dürft das Ziel selber auswählen und mit der Beute die ihr macht verfahren wie ihr wollt, solange ihr beachtet, dass ich persönlich das aller erste Ziel auswählen werde! Verstanden?“
„Jawohl, Archon!“ riefen sie alle gleichzeitig, verbeugten sich tief und zogen sich dann zurück, in Richtung Orks, wobei ihre Gesichter geradezu strahlten, vor Dankbarkeit und Vorfreude. Gerade als Naruz den Mund öffnete um wieder etwas zu sagen, wurde er vom Ruf eines Eldars unterbrochen. Der Archon sah sich kurz um und sah, dass es sich beim Störenfried um einen Späher handelte, der gerade aus einem nahen Wohnhaus kam. Hinter ihm gingen vier weitere Späher und... drei Menschen. Es waren drei junge Männer, die vollkommen nackt waren und deren Körper von Blessuren und leichten Wunden gezeichnet waren.


„Archon, vergebt mir die Störung!“ rief der Späher, als er Naruz erreicht hatte und fiel unterwürfig auf die Knie. Er gehörte zu den knapp einhundert Eldar, die Naruz noch vor den Orks ausgesandt hatte um die verlassene Stadt und die Umgebung auszukundschaften. Wie alle Späher trug er eine Rüstung aus Leder und war dazu in der Lage, sich in jeglichem Gelände vollkommen lautlos zu bewegen. Ein Späher der Eldar könnte direkt in eine Herde scheuer Rehe marschieren, ohne dass sie ihn bemerken würden, ihnen entging nichts und niemand sah sie jemals kommen. Als Bewaffnung trugen die Späher eine kürzere Version der für Legionäre üblichen Vâlthriaz, außerdem trugen sie, wie jeder Soldat der Eldar, Scherbenkatapulte mit sich. Da Bögen bei den Eldar so gut wie keine Verwendung fanden, waren diese Konstruktionen und ihre Ableger die einzigen Fernkampfwaffen, über welche die Legionen verfügten. Scherbenkatapulte erinnerten an Armbrüste, verschossen jedoch keine Bolzen sondern dutzende, scharfe Splitter aus Stahl oder Schwarzkristall, die meistens auch noch vergiftet waren. Solange sie nicht die Kehle oder das Gesicht des Opfers trafen waren diese Splitter, je nach Gift in das sie getunkt worden waren, jedoch nicht unbedingt tödlich sondern sollten so viele Schmerzen wie möglich verursachen und das Ziel kampfunfähig machen, um es leichter gefangen nehmen zu können.
Einen Augenblick lang dachte Naruz darüber nach, den Späher für die Störung einfach auf der Stelle zu erschlagen, aber dann gewann seine Neugier die Oberhand. „Was gibt es? Und wer sind diese Menschen?“
„Sie sind Jäger, mein Lord. Sie haben die heiligen Hallen unserer Ahnen entehrt und diese Stadt als... als Unterschlupf genutzt, während ihrer Jagden.“ sprach der Späher und seine Stimme zitterte vor Wut und Empörung.
„Ich warne dich, wenn du mich nur deswegen unterbrochen hast...“
„N-nein, natürlich nicht, mein Lord!“ sagte der Späher so schnell er konnte. „Wir haben sie verhört und einige interessante Dinge herausgefunden. Einer meiner Männer hat nach ihren Informationen eine grobe Karte der näheren Umgebung angefertigt. Sie deckt sich größtenteils mit dem, was wir auf vorherigen Spähausflügen über die... Fürstentümer“ der Eldar spuckte das Wort förmlich aus, so sehr widerte es ihn an, die Territorien der Menschen auch nur ansatzweise mit dem Reich eines Archons gleichzusetzen, „der Menschen wissen. Aber das beste kommt noch, mein Lord! Denn einer von ihnen uns verraten, wo sie herkamen, sie stammen aus einem kleinen Dorf ganz in der Nähe... und in eben jenem Dorf lagern zur Zeit knapp eintausend Krieger des Herzogs dieser Gegend.“
Als er das hörte, hellte Naruz' Miene sich schlagartig auf. Eintausend Soldaten! Zusätzlich zu den Bewohnern des Dorfes könnte man damit sicherlich auf eine ordentliche Zahl von Sklaven kommen. „Gute Arbeit.“ sagte er an den Späher gewandt, ehe er den Blick auf Morrigan richtete. „Morrigan! Nimm dir fünfzig Legionäre und zweihundert... nein, fünfhundert von meinen Orks. Lass dir von den Spähern den Weg zeigen und statte dem Dorf einen Besuch ab, sofort.“
Morrigan verneigte sich leicht vor Naruz. „Habt Ihr besondere Wünsche, Archon?“
„Bringe mir ein hübsches Geschenk mit.“ meinte Naruz und zuckte mit den Schultern. „Außerdem will ich am Ende mindestens dreihundert Sklaven hier haben, jeder der Eldar die dich begleiten dürfen sich außerdem einen Sklaven aussuchen den sie behalten werden. Falls danach noch etwas übrig ist, dürfen die Orks sich davon nehmen was sie wollen, sag ihnen, dass es keine Einschränkungen für sie gibt, solange sie sich zurückhalten, bis ihr fertig seid.“ Morrigan vollführte den traditionellen Gruß, ehe sie sich abwandte, einigen ihrer Kriegstänzerinnen Anweisungen zurief, einen der Späher zu sich winkte und dann ebenfalls zu den Orkkriegern ging, die hinter den Eldar der Legion ungeduldig warteten.
„Mein Lord? Was sollen wir mit den Menschen machen?“ fragte der Späher und deutete auf die drei Jäger, die kein Wort von dem verstanden, was um sie herum geschah und sich ängstlich und nervös umsahen.
Anstatt dem Späher zu antworten, schwang Naruz sich von seinem Nachtmahr und ging auf die Menschen zu. „Was habt ihr hier gemacht?“ fragte er, mit einem freundlichen Lächeln in der Sprache der Menschen, oder zumindest dem, was vor knapp eintausend Jahren in dieser Gegend einmal deren Sprache gewesen war. Dem Gesichtsausdruck der Menschen nach zu urteilen war seine Art die Wörter auszusprechen ziemlich veraltet, aber sie schienen ihn trotzdem zu verstehen.
„W-wir h-haben nichts getan!“ wimmerte einer der Männer, mit panischer Stimme. „Wir h-haben hier nur geschlafen, das ist alles!“
„Oh? Tatsächlich? Dann tut es mir ehrlich leid, was hier passiert ist.“ sagte Naruz und schüttelte mitleidig den Kopf. „Ich habe eine Idee! Wisst ihr, was wir sind? Was ich bin?“
„Ähm... E-elfen?“
Naruz schnalzte mit der Zunge. „Wir heißen Eldar! Aber ich will es noch einmal durchgehen lassen. Wie auch immer, um das ganze Missverständnis hier wieder gut zu machen und euer Leid zu mindern, werde ich euch drei an einer uralten Eldar Zeremonie teilhaben lassen, was haltet ihr davon?“
„Z-zeremonie?“
Naruz nickte. „Oh ja, sie nennt sich Mélleanith Câzuch in unserer Sprache.“ erklärte er, woraufhin die Eldar in der Nähe, die ihn hören konnten, anfingen zu lachen.
„U-und was heißt das in unserer Sprache?“ fragte einer der Jäger, der aufgrund des kalten Gelächters der Legionäre sichtlich nervös geworden war.
„Hm... ich denke man könnte es am besten mit 'Das Ritual der eintausend Schnitte' übersetzen. Kommt mit, ich zeige euch wie es abläuft und habt nur keine Angst! Ich bin sicher, dass es mir gefallen wird...“
 
Zuletzt bearbeitet:

Vanidar

Novize

Greifenheim, eine der größten Städte im Norden von Kordius und...es gibt ehrlich gesagt nicht viel über sie zu sagen. Die Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums befand sich mitten in den tiefsten Wäldern des Nordens und war nicht besonders beeindruckend. Eine niedrige Palisade umgab die kleine Stadt im Herzen des ansonsten undurchdringlichen Waldes. Weniger als 5000 Menschen lebten hier und die meisten von ihnen waren Jäger, Waldläufer oder deren Familien. Die Häuser bestanden allesamt aus Holz, aber man hatte sich Mühe gegeben sie mit kunstvollen Schnitzereien zu verzieren. Elfen würden vielleicht abfällig die Nase rümpfen und das Werk der Menschen als simpel und primitiv abtun, aber ihnen gefiel es.
Die Stadt fügte sich perfekt in den Wald hinein, der Herzog der sie damals erbaute hatte sogar darauf bestanden die Gegend um Greifenheim nicht zu roden nur um Bauernhöfe oder ähnliches anlegen zu lassen. Damit war die Stadt abhängig von den Nahrungsmittellieferungen aus den umliegenden Dörfern, aber erfüllte gleichzeitig auch perfekt ihren Zweck, nämlich als Sommer-Residenz des Herzogs zu dienen. Zu diesem Zweck erhob sich im Zentrum der Stadt eine Art kleiner Palast aus dunklem Holz. Die Menschen hatten versucht den Stil einer alten Elfensiedlung nachzuahmen die noch immer in ihren Geschichten weiterlebte. Eine weitläufige Halle wurde von schmalen Holzsäulen getragen und darum befanden sich kleinere Versionen davon die teilweise mehr Ähnlichkeit mit einem Pavillon als richtigen Häusern hatte. Das ganze Gebilde war darauf ausgelegt den Sommer über Feste zu feiern und im Herbst wenigstens vor dem Regen geschützt zu sein, viel mehr Schutz bot die Residenz nicht. Auf die meisten Reisenden wirkte der Sommerpalast, als würde der erstbeste Sturm ihn davon fegen, die feingliedrigen Säulen einfach umknicken und die leichten Dächer durch die Gegend werfen. Aber der kleine Palast aus Holz hielt jetzt bereits seit fast 200 Jahren. Die Menschen die hier lebten kümmerten sich das ganze Jahr über aufopfernd darum, denn immerhin lebte Greifenheim nur von den langen Besuchen des Herzogs und dessen Gefolge. Ansonsten besaß Greifenheim erstaunlicherweise kaum Bedeutung im Herzogtum, dafür war eine andere Stadt zuständig, das wahre Herz des Nordens.

Nordwestlich des Herzogtums schlängelte sich eine weitläufige Bergkette die Küste entlang. In den westlichen Bergen befand sich das uralte Zwergenreich Tolvaz Dalwin. Die Herzöge von Greifenheim verdankten ihren Reichtum seit jeher dem Handel mit den nahen Zwergenstädten. Obwohl deren Reich sich in unmittelbarer Reichweite zur Küste befand, weigerten die Zwerge sich standhaft Häfen zu bauen oder ihre Waren selbst auf Handelsschiffe zu verladen und in den Rest von Kordius zu bringen. Sie begnügten sich damit ihre Waffen, Rüstungen und alles andere was ihre Schmieden ausspien und nicht gebraucht wurde an ihre Nachbarn zu verkaufen. Es hieß das sie letztendlich sowieso nur Zweitklassige Waren an die Menschen verkauften und das beste für sich selbst behielten, generell genossen die Zwerge hier keinen besonders guten Ruf, obwohl man so sehr von ihnen und ihren unterirdischen Schmieden abhängig war. Noch schlimmer stand es weiter im Süden um den Ruf der kleinwüchsigen Bergmaden bestellt, auch wenn man dort wenig mit ihnen zu tun hatte. Die einzige Hafenstadt im Norden war der Silberhafen, und der gehörte zum Herzogtum von Greifenheim.
Silberhafen war der Name der größten Stadt des Nordens und weitaus bedeutender als Greifenheim es jemals sein könnte. Erbaut auf den vergessenen Grauen Häfen der Elfen, bot die geschützte, ruhige Bucht jetzt den Menschen des Nordens einen sicheren Hafen. Im Gegensatz zu Greifenheim, stand in Silberhafen eine richtige Festung, die den Hafen überragte und eigentlich als Hauptsitz des Herzogs galt. Letztendlich hatte man Greifenheim nur zur Hauptstadt gemacht, weil es inmitten der besten Jagdgebiete des Landes lag, nur dafür wurde es überhaupt gegründet. Die Herzöge von Greifenheim residierten früher in Silberhafen, aber da sie schon immer leidenschaftliche Jäger und teilweise sogar selbst Waldläufer waren, ließen sie die Stadt nach ihren Vorstellungen errichten. Im Winter würde der Herzog nach Silberhafen zurückkehren und sich darum kümmern sein kleines Reich zu regieren, eine Zeit, die jeder Herzog abgrundtief verabscheute. Den Rest des Jahre ließen sie den Fürsten von Silberhafen einfach den Rest des Herzogtums mit verwalten, während sie alles um sich herum gepflegt ignorierten.
Aber noch dauerte es einige Monate bis der Winter für den Norden hereinbrach und Teregion war fest entschlossen diese Zeit zu nutzen, um bei den kommenden Jagden und Turnieren sein bestes zu geben. Der junge Waldläufer stand auf dem inzwischen leergefegten Übungsgelände nahe des Palasts. Das weite, offene Gelände war mit Zielen übersät, entweder in Form von einfachen Scheiben oder Strohpuppen und eigentlich wimmelte es hier den ganzen Tag nur so vor Bogenschützen. Aber morgen war ein wichtiger Tag und die Sonne ging bereits unter, also hatten die meisten sich dazu entschieden es heute etwas ruhiger angehen zu lassen, vor allem, da sie die nächsten Tage in der Wildnis verbringen mussten. Nur Teregion hielt nicht viel davon sich an seinem letzten Tag in der Stadt zu vergnügen, dafür war noch genug Zeit sobald er zum Gewinner der nächsten Jagd gekürt wurde.

Kritisch betrachtete er die Zielscheibe. Nur zwei seiner fünf Pfeile steckten im Zentrum, der Rest hatte nur mit Mühe und Not überhaupt die Scheibe getroffen. Er war einfach zu aufgeregt um sich im Moment vernünftig zu konzentrieren. Seit drei Wochen befand er sich jetzt in Greifenheim und wenn er weiterhin so viel Glück hatte, würde es nicht mehr lange dauern, bis er wieder zurück nach Birkenquell konnte um Aleyandra zu sich zu holen. Gleich in seiner ersten Woche in der Stadt fand ein großes Turnier statt. Als Vorbereitung auf die Große Jagd sollten sich die besten Bogenschützen des Landes untereinander messen. Teregion trat als Außenseiter gegen die Waldläufer des Herzogs an, und schlug sie alle. Die silberne Trophäe interessierte ihn dabei herzlich wenig, das Ding hatte er noch am gleichen Tag an einen Schmied verkauft, welcher sie vermutlich schon längst eingeschmolzen und zu etwas anderem gearbeitet hatte, aber immerhin das Preisgeld war höher gewesen als in den Jahren zuvor.
Wichtiger als Preisgeld oder Trophäe war allerdings, dass er sich in Greifenheim einen Namen gemacht hatte. Sobald der Herzog erfuhr wer der großartige Schütze war, wurde Teregion sofort zu ihm gerufen, um sich mit ihm zu unterhalten. Der Herzog selbst wurde von Teregions Vater, Teros Silberblatt, zu einem Waldläufer ausgebildet und man erinnerte sich am Hof des Herzogs noch sehr gut an ihn. Als ein Silberblatt und noch dazu Sieger des Turniers, konnte Teregion sich von da an nicht mehr vor der Gunst des Herzogs retten. Im Moment bewohnte er eines der besseren Zimmer in dem kleinen Holzpalast und durfte an der nächsten Großen Jagd teilnehmen. Wer das beeindruckendste Ziel erlegte, würde nicht nur noch weiter im Ansehen des Fürsten steigen, sondern auch wieder ein stattliches Preisgeld erhalten. Silberhafen sorgte dafür, dass Greifenheim reich genug blieb um es sich zu erlauben so viel Geld rauszuwerfen.
Gerade als er damit fertig war die Pfeile einzusammeln und wieder auf seiner Ausgangsposition stand um es erneut zu versuchen, wurde seine Konzentration schon wieder gestört. Diesmal allerdings nicht von seinen sehnsüchtigen Gedanken an Aleyandra, sondern von einer kleinen Gruppe aus Höflingen die auf das Übungsgelände platzten und eine junge Frau umschwärmten. Die Frau war in Teregions Alter, hatte lange, schwarze Haare und ihr Gesicht hätte man als wunderschön bezeichnen können, wenn sie nicht diesen kalten, herablassenden Ausdruck in den Augen und das überlegene, finstere Grinsen auf den Lippen gehabt hätte. Sie trug eine enge, dunkle Lederhose und darüber einen Umhang wie ihn die Waldläufer bevorzugten, letztendlich trug sie fast das gleiche wie er und wirkte damit unter ihren Bewunderern in den grellen Farben fehl am Platz.

Es handelte sich um Tegara von Greifenheim, die junge Nichte des Herzogs und falls es jemals irgendwem gelingen würde sie in ein Kleid zu stecken und wie eine Dame zurechtzumachen, würde vermutlich eine der bezauberndsten jungen Frauen des ganzen Landes herauskommen, zumindest behauptete man das gerne, aber bisher war es noch niemandem gelungen sie wie eine echte Adelige aussehen zu lassen. Aber das war auch nicht wirklich nötig. Selbst in der gewöhnlichen Kleidung eines Waldläufers erregte sie schon mehr als genug Aufsehen, obwohl sie gleichzeitig etwas unnahbares, kaltes an sich hatte. Ihre Launen waren unter den Waldläufern gefürchtet und ihre Stimmungsschwankungen berüchtigt, aber trotzdem galt sie gleichzeitig als hervorragende Jägerin, eine der besten des Landes. Manche ihrer durchgeknallteren Anhänger nannten sie immer nur ehrfürchtig ´die Wolfsprinzessin`. Jede ihrer Bewegungen schrie das Wort „Eleganz“ in die Welt hinaus und der ein oder andere Waldläufer wurde während der Jagd schon von ihren langen Beinen und fließenden Bewegungen abgelenkt, während sie elegant durch die Wälder huschte und ihrer Beute nachstellte.
„Ah, wen haben wir denn da. Der kleine Möchtegernwaldläufer aus dem zurückgebliebenen Inzestkaff in dem sie sich jeden Tag mit Orks und Schafen paaren.“ begann sie überheblich und ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. Ihre Stimme war wie kaltes Wasser und vertrieb sofort jegliche glückliche Gedanken die er gehabt hatte. Sie wusste wie man fröhliche Stimmung zielgenau umbrachte. Wenn ihre Pfeile so treffsicher wären wie ihre Zunge, hätte er das Turnier niemals gewonnen. „Fleißig am Üben damit du bei er Jagd eine Feldmaus fangen kannst? Ich persönlich bezweifle ja das deine ´Fähigkeiten` für mehr reichen werden sobald das Ziel in der Lage ist sich zu bewegen. Was meinst du, wie viele Pfeile wirst du morgen verschießen bevor mein Onkel dich Nachhause schickt?“
„Ich weiß es nicht, aber solltest du dir nicht mehr Sorgen um dich selbst machen? Deine Fähigkeiten hast du im letzten Turnier zur Genüge gezeigt und ich war wirklich beeindruckt davon, wie jemand, in dessen Adern das Blut der Greifen fließt, so oft daneben schießen kann obwohl das Ziel direkt vor seiner Nase steht. Um ehrlich zu sein hätte ich mehr erwartet von der berühmt berüchtigten Wolfsprinzessin.“ hielt Teregion gelassen dagegen und bemerkte zufrieden wie ihre Augen sich zu finster dreinblickenden Schlitzen verengten. Es hieß dass sie den Namen nicht besonders mochte und jedem die Augen auskratzte der es wagte sie Wolfsprinzessin zu nennen.
„Ich habe meine Kräfte gespart, immerhin liegen noch viele Turniere vor uns und morgen beginnt die Große Jagd, da wollte ich mich nicht verausgaben.“ erwiderte die Adelige rasch um sich keine Blöße zu geben, aber ihm entging nicht, wie ihre Wangen begannen sich rosa zu Färben und immer mehr glühten, je länger Teregion es wagte sie anzugrinsen. Sie hatte sich bei dem Turnier ehrlich gesagt ziemlich dämlich angestellt und war letzte geworden, aber dafür war es ihr immerhin gelungen das Publikum in Atem zu halten. Mehr als ein Zuschauer musste während ihres Auftritts sein Heil in der Flucht suchen vor ihren schlecht gezielten Pfeilen. „D-das meine ich ernst! Um die sonstige Konkurrenz auszuschalten hat es gereicht nur mit halber Konzentration zu schießen, also habe ich nicht aufgepasst. Das ist alles. In einem richtigen Wettstreit würde ich dich jederzeit besiegen, aber das Turnier war mir einfach egal. Für so einen Unsinn strenge ich mich gar nicht erst an.“

„Tatsächlich? Ist mir gar nicht aufgefallen.“ meinte er nachdenklich und begann noch breiter zu grinsen als ihr Gefolge ihn finster anstarrte weil es wagte überhaupt mit ihr zu sprechen „Ich verstehe, wenn man schon so viele Turniere gewonnen hat, wird es sicherlich langweilig immer zu siegen und jeder braucht ab und zu mal eine Pause, richtig?“ plötzlich hellte sich seine Miene auf und er tat so als ginge ihm gerade ein Licht auf, während er sich innerlich noch immer darüber freute wie sie auf ihre Niederlage reagierte. Es hieß sie hätte nach dem Turnier ihren Lieblingsbogen zerbrochen. „Da fällt mir allerdings ein, dass ich vor dir dran war. Du hast also bereits gesehen wie ich geschossen habe und wusstest wie gut oder schlecht ich bin. Warum hast du dich nicht, wie eine gute Jägerin es tun würde, auf die neue Konkurrenz eingestellt und versucht mich zu übertrumpfen?“
„I-i-ich...“ begann Tegara mit einem Anflug von Unsicherheit, als ihre Ausrede für die Niederlage zu bröckeln anfing. In Momenten wie diesen, würde sie eher sterben als zuzugeben unrecht zu haben, also tat sie das einzig richtige: Sie wechselte so schnell sie konnte das Thema. „Ich erinnere mich noch gut an deinen Vater. Es ist wirklich schade das der alte Silberblatt nichts von seinem Können an dich vererben konnte.“ Abfällig legte sie eine Pause ein, um kurz seinen einfachen Bogen finster zu mustern. Sein Vater ihn für ihn angefertigt und er hatte ihn noch nie im Stich gelassen, aber in ihren Augen war es nicht besser als ein Ast den er irgendwo am Wegesrand aufgelesen hatte „Er hat mir viel beigebracht bevor er verschwunden ist, sehr viel mehr als dir, so viel ist jedenfalls sicher.“

„Bezweifle ich, wenn mein Vater geschossen hat, sind die Zuschauer nicht Scharenweise vor ihm davongelaufen und vor mir übrigens auch nicht.“
„Ach? Wenn du so überzeugt bist von deinen Fähigkeiten, wie wäre es dann mit einem kleinen Wettstreit?“ schlug sie düster vor, aber jagte ihm damit keine wirkliche Angst ein. Im Gegenteil, Teregion witterte eine Chance auf leicht zu verdienendes Geld. Viele Jäger schlossen untereinander Wetten ab bevor es zu einer großen Jagd ging. Die Nichte des Herzogs würde es sicherlich überleben wenn er sie um etwas Gold erleichterte.
„Jederzeit. Schlag etwas vor, ich bin jederzeit bereit Herausforderungen anzunehmen.“ antwortete er ruhig. Daran jemals gegen sie zu verlieren glaubte er nicht, auch wenn er um ehrlich zu sein wirklich mehr von ihr erwartet hätte. Es hieß sie wäre eigentlich eine großartige Schützin, aber während des Turniers stand sie vollkommen neben sich und hatte wie eine blutige Anführerin gewirkt.
Einen Moment dachte die Wolfsprinzessin nach, bevor sich ihr Gesicht aufhellte und sie anfing siegessicher zu Lächeln. Mit dem was sie letztendlich sagte, hätte er nie im Leben gerechnet und es sorgte tatsächlich dafür ihn aus dem Konzept zu bringen. „Wer auf der kommenden Jagd als erstes einen weißen Greif erlegt gewinnt.“
Tegara ließ ihre Worte eine Weile wirken und sie verfehlten ihre erwünschte Wirkung nicht. Ihre Anhänger begannen aufgeregt zu tuscheln. Selbst Teregion wirkte für einen Moment wie vor den Kopf geschlagen. Nur Mitglieder der Herzogsfamilie durften die seltenen, schneeweißen Greifen erlegen. Letztendlich lief jede Große Jagd immer darauf hinaus eines der scheuen Tiere aufzuschrecken und irgendwie in die Arme des Herzogs zu treiben, damit dieser den Greifen letztendlich erschießen konnte. Die weißen Greife waren anders als ihre Verwandten an der felsigen Küste von Silberhafen, kleiner, wendiger und vor allem wilder. Ein normaler Greif durfte im Herzogtum gar nicht erst erlegt werden, aber die weißen Greifen zu zähmen hatte man schon längst aufgegeben, also dienten sie jetzt zur Unterhaltung des Herzogs.

„Ich...“ zornig biss er die Zähne zusammen und funkelte sie an. Das überlegene Lächeln des Mädchens reizte ihn mehr als er jemals erwartet hätte. Sie wusste ganz genau, dass er ablehnen musste und damit würde er vor allen so dastehen, als hätte er Angst davor gegen sie anzutreten. Zumindest würde Tegara es so hinstellen. Als einfacher Jäger war es ihm verboten so einen Greif auch nur anzurühren, aber sie musste sich keine Sorgen darum machen. Der Herzog ließ seine Waldläufer normalerweise alles jagen was immer sie wollten, aber sich auf die Spur eines weißen Greifes zu setzen bestrafte er mit dem Tod, oder in seltenen Fällen mit einigen Jahrzehnten Kerker, wenn er den Wilderer gut leiden konnte. „Du weißt ganz genau, dass ich im Gegensatz zu dir hingerichtet werde falls ich so dumm bin einen weißen Greif zu töten.“ zischte er mit geballten Fäusten.
„Wusste ich es doch. Du bist bloß ein unfähiger Aufschneider, der nicht einmal dazu in der Lage ist einen Greif zu jagen!“ rief sie mit einem spöttischen Lachen, in das ihr Gefolge sofort einfiel „Große Klappe, nichts weiter. Wie erwartet von einem schäbigen Waldläufer aus der Wildnis. Letztendlich stürzt du dich auf die erste Ausrede die du finden kannst, nur um nicht zugeben zu müssen, dass alleine die Vorstellung einem echten Greif gegenüberzustehen dir eine scheiß Angst einjagt.“
„Ich nehme deine Herausforderung an.“ flüsterte Teregion plötzlich zu seiner eigenen Überraschung. Er war schon immer viel zu hitzköpfig gewesen und steigerte sich zu sehr in Dinge hinein, egal ob es um die Jagd oder die Liebe ging. Es war Schwachsinn sich auf diese sinnlose Wette einzulassen, das wusste er und doch wollte er diese eingebildete Möchtegernjägerin unbedingt besiegen. Tegara wusste vielleicht wie man einen Bogen hielt, mehr aber auch nicht. Sie hatte nicht das Recht sich über richtige Waldläufer zu stellen.

Während er sich innerlich selbst verfluchte weil er sich nicht beherrschen konnte, starrte Tegara ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an und ihr Gefolge war endlich zum ersten Mal totenstill. Mit der Antwort hätte sie niemals gerechnet, aber es gelang ihr recht schnell wieder ihre Überraschung zu überwinden, sie begann sogar wieder überlegen zu Grinsen. „Gut. Endlich ein Jäger der nicht kneift, sondern bereit ist sich einer echten Herausforderung zu stellen. Vielleicht bist du doch nicht so unfähig wie ich dachte. Wenn du es vor mir schaffst einen weißen Greif zu töten, werde ich dich als den besseren Waldläufer anerkennen.“
Teregion hörte ihr in der Zwischenzeit kaum zu, in seinem Kopf ging gerade zu viel vor sich, um ihr zuzuhören, dafür war ihr Gerede sowieso viel zu unwichtig. Langsam gewöhnte er sich sogar an den Gedanken wirklich zu versuchen gegen sie zu gewinnen, aber nicht nur um zu beweisen das er besser war. Wenn er sich schon darauf einließ, dann wollte er wenigstens auch etwas mehr als nur Ruhm gewinnen, und als er fort fuhr, legte er sich bereits einen Plan zurecht, um diesen Wettstreit irgendwie zu gewinnen „Hast du etwas dagegen wenn wir zusätzlich zur Ehre auch noch um etwas Geld wetten?“
„Ach? Ich hätte dich gar nicht für so gierig gehalten. Ich schätze es ist nur gerecht wenn wir den Einsatz etwas erhöhen. Wie viel willst du mir denn bezahlen sobald du verloren hast? Eine verbogene Kupfermünze?“
„Einhundert Goldstücke.“ antwortete Teregion pfeilschnell und sah genüsslich mit an ,wie Tegaras Lächeln auf der Stelle zu Eis gefror.
„D-d-du...du...“ stotterte sie verdattert drauf los, als er sie endgültig völlig aus dem Konzept gebracht hatte. So viel Geld konnte ein einfacher Waldläufer in seinem ganzen Leben nicht verdienen, selbst für sie war es keine kleine Summe. „Nie im Leben besitzt du nerviger, kleiner Waldläufer aus dem Hinterland einhundert Goldmünzen! Dein ganzes Dorf voller Hinterwäldler ist nicht so viel wert! Dafür kann ich das seltsame Tal kaufen in dem aufgewachsen bist und alle die darin leben noch dazu!“
„Ist es wichtig ob ich das Geld habe oder nicht? Ich habe nicht vor zu verlieren und wenn doch, werde ich es schon irgendwie auftreiben.“ überging er ihre Beleidigungen kühl, auch wenn er es sich jetzt erst recht vornahm zu gewinnen, ganz egal ob er damit gegen irgendein albernes Gesetz verstieß.
„Wie du willst, es ist deine eigene Schuld wenn du bald für den Rest deines Lebens deine Schulden bei mir abarbeiten musst.“ Tegara überwand ihre Verwirrung endgültig und wirkte wieder genauso überheblich und überlegen wie am Anfang der Unterhaltung. Mit einem letzten abfälligen Schnauben wandte sie sich von ihm ab und rauschte düster lächelnd mit ihrem Gefolge im Schlepptau davon.

„Wir werden sehen.“ murmelte er leise zu sich selbst und sah ihr nachdenklich hinterher. Er hatte sie schießen gesehen, wenn sie genauso gut jagte wie sie schoss, dann würde es keine einfache Jagd werden. Trotzdem war er sich sicher sie zu besiegen. Zwar hatte er noch nie einen weißen Greif getötet, aber wusste wie man sie aufspürte und hatte sie oft genug durch die Wälder streifen sehen. Problematisch wurde es eigentlich erst nachdem er gewann und die Männer des Herzogs bemerkten was er getan hatte oder Tegara sich dazu entschloss ihn bei ihrem Onkel zu verpfeifen, dann war er so gut wie tot. Verlor er dagegen, konnte er wirklich den Rest seines Lebens damit verbringen seine Schulden bei ihr zu bezahlen. Trotz dieser miesen Aussichten munterte ihn etwas anderes wieder auf. Für den unwahrscheinlichen Fall das alles glatt ging, war er bald reich genug um seiner Schwester einige schöne Überraschungen zu bereiten sobald sie bei ihm in Greifenheim lebte.
Zufrieden schmunzelnd, zog er einen weiteren Pfeil aus dem Köcher. Er musste üben, die Wolfsprinzessin hatte vielleicht eine große Klappe, aber möglicherweise war sie ja wirklich so gut wie sie behauptete und gegen diese verzogene Göre zu verlieren kam für ihn nicht in Frage. Viel konnte bei dieser kleinen Wette schiefgehen, aber falls er irgendwie unbeschadet aus der ganzen Sache rauskam, würde Aleyandra bald wirklich wie eine wahre Prinzessin leben. Er sah sie bereits vor sich, wie sie in einem teuren Kleid an seiner Seite durch die Hallen des Herzogs wanderte, wie er ihr alles kaufen konnte was sie begehrte und wie sie im besten Zimmer der Stadt endlich ihre Vergangenheit hinter sich ließen und zu einem richtigen Paar wurden. Einhundert Goldmünzen...damit kamen sie ohne Probleme bis nach Licentien, ein Königreich weit im Süden, in dem niemand sie kannte und niemand sie aufgrund ihrer Beziehung verurteilen konnte. Alles was er tun musste, war gegen Tegara zu gewinnen und dann konnte er Aleyandra sogar schon früher zu sich holen, sehr viel früher.



Es war bereits mitten in der Nacht, und so ziemlich jeder in dem kleinen Tal schlief tief und fest. Jeder, außer Aleyandra. Das Mädchen saß hellwach auf ihrem Bett und starrte immer wieder gelangweilt zum Fenster hinaus. Sie wartete darauf das die Sonne aufging und ein neuer Tag anbrach, auch wenn es bis dahin noch einige Stunden dauern würde. Trotzdem war es immerhin ein Tag, und damit ein Tag weniger den sie warten musste. Die elendige Warterei machte ihr immer mehr zu schaffen, aber noch hielt sie durch, weil sie wusste, wie wichtig es für Teregion war in Greifenheim Erfolg zu haben. Trotzdem wünschte sie sich er würde sich etwas mehr beeilen, auch wenn sie sich gleichzeitig schlecht vorkam bei dem Gedanken. Er arbeitete sicher hart um ihr ein schönes Leben weit weg von diesem Ort zu ermöglichen, aber sie würde das alles im Moment dagegen eintauschen wieder in seinen Armen zu liegen.
Bei dem Gedanken an ihn spürte sie wie ihr ganzer Körper anfing zu kribbeln. Der Tag am Bach und all die anderen Gelegenheiten davor in denen sie sich nahe gewesen waren drangen wieder an die Oberfläche und brachten sie tatsächlich zum Lächeln. Einen Moment zögerte Aleyandra, aber dann zog sie ihr Nachthemd ein Stück nach oben und schob eine Hand zwischen ihre Beine. Sofort fühlte sie wie warm und feucht es zwischen ihren Schenkeln war, alleine weil sie an ihren Bruder denken musste. Mit geschlossenen Augen und in Gedanken bei Teregion strich sie mit den Fingerspitzen sacht über ihre Schamlippen. Genauso, wie ihr Bruder es in den letzten Monaten immer getan hatte. Kurz zuckte sie zusammen, als sie merkte wie kalt ihre Hände waren verglichen mit seinen und wie viel anders es sich anfühlte. Ihre freie Hand schob sie unter das Nachthemd und begann abwechselnd über beide Brustwarzen zu streicheln.
„Teregion.“ hauchte sie sehnsüchtig in die Dunkelheit hinaus, während sie langsam einen Finger in ihre heißes, nasses Loch schob. Sie spürte wie mehr und mehr Lust in ihr aufstieg, aber sie konnte auch fühlen, das ihre Hände nicht ausreichten. Es war nicht so wie bei Teregion, der sie nur an den richtigen Stellen anfassen musste damit die Lust ihren Kopf leerfegte und sie gefangen hielt, damit ihr Körper sich in Ekstase unter ihm wand und von einem Höhepunkt zum nächsten schwebte. Kurz fragte sie sich wie ihr Bruder das immer anstellte. Sie war erregt, ja, aber weit davon entfernt zu kommen oder sich in einem der heftigen Orgasmen zu verlieren die sie mit ihm hatte. Eine Weile fuhr sie damit fort sich zu liebkosen und schob noch einen Finger in sich hinein, bis sie es leid wurde und bemerkte, dass ihre eigenen Berührungen schon lange nicht mehr reichten um sie zum Höhepunkt zu bringen.
Mit einem deprimierten Seufzer ließ sie sich nach hinten fallen, zog sich die Decke über den Kopf und gab es mal wieder auf, genau wie schon in den Nächten davor. Es war einfach nicht dasselbe ohne Teregion! Egal wie sehr sie versuchte an ihn zu denken und so zu tun, als wäre er es der sie berührte, sie küsste und neben ihr im Bett lag, es änderte nichts daran, dass er nicht da war. Sie vermisste ihn. Insgeheim verfluchte sie sich selbst dafür, dass sie nicht mehr gewagt hatte solange er noch an ihrer Seite war. Inzwischen würde sie jederzeit mit ihm schlafen, solange er nur endlich wieder bei ihr war würde sie alles tun. Teregion war früher schon ein paar Mal in Greifenheim oder für mehrere Tage in den Wäldern jagen gewesen, aber diesmal fühlte es sich anders an. Sonst hatte es sie kaum gestört ohne ihn zu sein, aber das war früher gewesen, bevor sie ein Paar wurden und jetzt konnte sie seine Abwesenheit nicht mehr so gut ertragen. Alles fühlte sich anders an solange er nicht in der Nähe war, das ganze Tal wirkte auf einmal grauer, düsterer und fast schon bedrohlich, wenn auch nur für sie.

Aber egal wie sehr sie es sich wünschte ihn wiederzusehen, noch immer lagen mehr als zwei einsame, grauenhafte Monate vor ihr. Zwei Monate in denen sie nichts tun konnte als lethargisch herumzuliegen und sich zu fragen ob die Zeit noch schleichender und langsamer vergehen konnte. Nur die Soldaten des Herzogs sorgten immerhin für etwas Ablenkung in diesem verschlafenen Nest, auch wenn sie bisher noch nicht besonders viel getan hatten. Ihr Lager lag außerhalb des Dorfes, ganz im Osten des Tals, am Rand der Berge, von wo aus sie ausschwärmten um nach Orks zu suchen, bisher allerdings ohne Erfolg. Vermutlich zogen sie bald wieder ab, wenn sie auch weiterhin keine Orks fanden. Immerhin störten die Soldaten das Leben im Dorf nicht wirklich, aber mehr ließ sich nicht über sie sagen. Aleyandra hatte sie nur ein Mal gesehen. Als die Soldaten durch Birkenquell marschierten. Eintausend Mann in braunen Lederrüstungen mit einem silbernen Greifen auf der Brust. Die Männer aus Greifenheim konnten nicht mit den Greifenrittern und schwerer gerüsteten Kriegern aus Silberhafen mithalten falls es zu einer ausgewachsenen Feldschlacht kam, aber solche Schlachten waren hier im Norden so selten, dass es darauf nicht wirklich ankam. Der Herzog bevorzugte für seine kleine Armee leichtere Rüstungen, mit denen die Männer sich besser durch die dichten Wälder bewegen konnten und in der Lage waren die vereinzelten Orkbanden zu jagen. In der Hafenstadt dagegen sah man sich öfters gezwungen Überfälle der südlichen Fürstentümer abzuwehren. Der Reichtum von Silberhafen zog ihre Feinde aus dem Süden immer wieder an, auch wenn es in den letzten Jahren immer ruhiger wurde.
Sie zog beiläufig an ihrem Nachthemd herum bis es wieder richtig saß und versuchte dann zu schlafen, damit die Zeit wenigsten etwas schneller verging. Als Aleyandra endlich müde die Augen zufielen, flog plötzlich die Zimmertür auf und ihre Mutter stürmte, ebenfalls im Nachthemd, in ihren Raum, wobei sie sich gehetzt umsah. Für einen Moment blieb Aleyandras Herz fast stehen, als sie dachte, ihre Mutter hätte sie irgendwie gehört und würde sie jetzt fragen warum sie den Namen ihres Bruders vor sich hin stöhnte. Doch Elena schien keinerlei Interesse daran zu haben, stattdessen rief sie mit schriller Stimme: „Aleyandra! Wir müssen weg, sofort!“ Aleyandra starrte ihre Mutter verwirrt an, aber als sie den drängenden, ernsten Unterton in ihrer Stimme bemerkte schlug sie schnell die Decke zurück und sprang ohne nachzufragen oder zu zögern aus dem Bett. Als sie sich aber nach etwas zum anziehen umsehen wollte, schloss Elena ungeduldig eine Hand um ihren Arm und zog ihre Tochter hinter sich her. „Lass das, dafür ist keine Zeit!“ rief Elena und zerrte sie weiter hinter sich her bis in den Flur. Dort ließ sie sie los und verschwand durch die offene Tür hinaus auf die Straße. So schnell sie konnte schlüpfte Aleyandra in ihre Schuhe, immerhin das schien sie noch zu dürfen. Danach folgte sie ihrer Mutter rasch, um herauszufinden was los war.
„Was geht hier vor sich? Warum bist du so...“ Aleyandra verstummte sobald sie auf der Straße stand. Vor der Tür wartete ein Waldläufer in einem grünen Umhang auf sie, den Bogen jederzeit bereit ein tödliches Geschoss auf die Reise zu schicken. Weiter die Straße hinauf sah sie weitere Waldläufer und auch der Mann vor ihrem Haus machte sich wieder auf den Weg, um ihre Nachbarn aus den Betten zu holen, auch wenn das nicht mehr nötig war, denn die verwirrten Dorfbewohner machten inzwischen genug Lärm um Tote aufzuwecken. Sie liefen durch das Dorf und wirkten vollkommen planlos. Manche hatten sich die Zeit genommen Lampen anzuzünden, aber selbst mit dem bisschen Licht konnte Aleyandra noch immer nicht den Grund für die ganze Aufregung erkennen. Dann richtete sie ihren Blick auf das Ende des Dorfes, in Richtung der Hügel im Osten des Tals. Dort brannten in der Ferne dutzende Fackeln, winzige Lichter, die sich ständig bewegten. Sie sah hunderte, kleine Schatten die auf den Hügel herumsprangen. Viel mehr konnte sie nicht erkennen, dafür befanden die Hügel sich zu weit weg, aber irgendetwas ging dort vor sich.
„Orks haben die Soldaten angegriffen.“ begann ihre Mutter unverblümt. Nervös sah sie sich um, als erwartete sie jeden Moment von einem Ork angesprungen zu werden.
„O-orks? Hier? A-aber sie kommen nie aus den Bergen! Dafür haben sie viel zu viel Angst vor...“

„Die Männer des Herzogs tun ihr bestes um die Bestien aufzuhalten, aber es sieht nicht gut aus.“ unterbrach Elena sie ungeduldig, packte ihre Tochter an der Schulter und zerrte sie unwirsch hinter sich her. Die Waldläufer ließen sich nicht leicht in Panik versetzen, das wusste jeder hier im Dorf und deswegen nahm sie die Warnung ernst. „Ihr General hat die Waldläufer geschickt, sie sollen uns sicher nach Greifenheim bringen.“ fuhr Elena fort und drehte sich nervös um, während die Waldläufer umherliefen und versuchten so etwas wie Ordnung in den kopflosen Haufen zu bringen. „Und jetzt beweg dich endlich schneller, wir haben keine Zeit mehr!“ die letzten Worte schrie ihre Mutter fast und wurde plötzlich leichenblass. Verwirrt drehte Aleyandra sich ebenfalls um. Immer mehr Lichter verschwanden auf den Hügeln und die ersten Schatten schoben sich bereits die Abhänge hinunter in Richtung Dorf. Die Reihen der Soldaten waren dabei sich aufzulösen, aber noch hielten sie stand, obwohl sie immer weiter zurückgedrängt wurden. Ihre leichten Lederrüstungen schützten sie kaum gegen die schweren Waffen der Bestien. Zwar versuchten sie ihr bestes zu geben um die Einwohner des Dorfes zu retten, aber gegen die unberechenbare Wildheit der Orks schienen sie nicht anzukommen. Schon wieder erloschen mehr und mehr Fackeln, bis von der Lichterkette die den Hügel eben noch überzogen hatte nur noch vereinzelte hell leuchtende Inseln übrig blieben. Die Schatten bewegten sich in der Zwischenzeit immer schneller auf das Dorf zu. Gebannt beobachtete Aleyandra wie die Waldläufer sich sammelten und vor den Dorfbewohnern eine Linie bildeten. Sie hoben ihre Langbögen, legten an und jagten ihre Geschosse selbst auf die Entfernung zielsicher in die näher kommenden Schatten. Die Orks brachen zusammen und jedem dem es gelang die Reihen der Soldaten zu durchbrechen erwartete der gefiederte Tod. Aleyandra wagte es sogar erleichtert aufzuatmen. An den Waldläufern kamen die Monster so schnell nicht vorbei, es handelte sich um die besten Schützen der Welt, niemand konnte sich mit ihnen messen.
„Setzt euch endlich wieder in Bewegung! Los! Nach Westen!“ rief einer der Waldläufer und schaffte es tatsächlich die lähmende Starre, die über den Menschen lag, zu vertreiben. Jeder hier hatte bis eben noch immer vollkommen neben sich gestanden, Orkangriffe passierten irgendwo weit weg im Süden oder Osten, aber nicht hier. Bis eben hatte die Hälfte von ihnen das sicher noch für einen dämlichen Scherz gehalten. „Wir bringen euch sicher nach Greifenheim! Folgt einfach der Straße, wir werden die Orks aufhalten falls noch mehr durchbrechen!“ Damit gelang es ihm tatsächlich die um sich greifende Panik im Keim zu ersticken. Die Menschen hier vertrauten den Waldläufern, sie vertrauten ihnen genug, um ihr Leben in die Hände der Jäger zu legen. Wenn jemand sie sicher nach Greifenheim bringen konnte, dann diese Männer. Die Soldaten aus Greifenheim konnten ein endgültiges Durchbrechen der Orks nicht verhindern, aber an den Bögen der Waldläufer führte kein Weg vorbei. Als der Mann erneut die Stimme erhob, hatten die Dörfler sich bereits auf den Weg gemacht um der Straße so schnell ihre Beine sie trugen nach Westen zu folgen. „Bleibt dicht zusammen, wir haben keine Zeit um uns um Nachzügler zu kümmern! Wir...“ Weiter kam der Anführer der Waldläufer nicht mehr, denn im in diesem Moment schälte sich hinter ihm eine dunkle Gestalt aus den Schatten. Aus seiner Brust wuchs ein langes, schmales Schwert und der Mann kippte nach vorne um. Der Angreifer trat nach vorne, direkt auf die fliehenden Dorfbewohner und restlichen Waldläufer zu. Im Schein der Lampen und Fackeln erkannte Aleyandra, dass es sicher kein Ork sein konnte. Die Gestalt war schlank, hochgewachsen und vollständig in eine schwarze Rüstung gehüllt.

Die ersten Waldläufer begannen auf den Neuankömmling zu schießen, aber er wich ihren Pfeilen mit tänzelnden Schritten aus, eines der Geschosse traf ihn an der Schulter, aber prallte einfach von dem kristallartigen Metall seiner Rüstung ab. Während sich die Aufmerksamkeit der meisten Waldläufer noch auf den Mörder ihres Anführers richtete, tauchten um sie und die Dorfbewohner herum immer mehr gerüstete Krieger auf. Die Angreifer richteten schwere Armbrüste auf die Dorfbewohner, zielten direkt in das Herz der panischen Masse und drückten ab, noch bevor irgendwer Zeit hatte auf ihr plötzliches Erscheinen zu reagieren. Anstatt todbringenden Bolzen, flogen den Menschen hunderte Metallstücke entgegen. Die Angreifer schienen sich Mühe zu geben auf die Körpermitte zu zielen und die Geschwindigkeit und Wucht der winzigen Geschosse wirkte nicht besonders gefährlich.
Aleyandra stand wie erstarrt am Rand der Menge und sah zu wie die scharfkantigen Metallstücke leichte Verletzungen anrichteten, kaum eines der Geschosse brachte den Tod oder verletzte die Leute wirklich schwer, aber es schien zu reichen, um selbst die Waldläufer außer Gefecht zu setzen. Jeder der von einem Splitter getroffen wurde, sackte kurz danach kraftlos in sich zusammen und wer versuchte vor den Geschossen zu fliehen wurde von den Kriegern in den schwarzen Rüstungen verfolgt. Aleyandra spürte wie etwas scharfes den dünnen Stoff an ihrer rechten Schulter durchdrang und sie endlich aus ihrer Reglosigkeit riss. Sie wollte ebenfalls die Beine in die Hand nehmen und versuchen zu fliehen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Von einem Moment auf den anderen, verlor sie jegliches Gefühl in ihren Gliedmaßen, selbst der Schmerz von dem oberflächlichen Schnitt an ihrer Schulter verschwand spurlos. Alles begann sich vor ihren Augen zu drehen. Halb bekam sie noch mit, wie auch die anderen Dorfbewohner in die Knie gingen oder einfach umkippten, dann gaben ihre Beine endgültig unter dem Mädchen nach, ließen sie im Stich und versagten ihr den Dienst. Als sie neben den anderen auf dem Boden aufschlug, verlor sie endlich das Bewusstsein und Dunkelheit legte sich über sie, wodurch sie nicht mehr mit ansehen musste wie die ersten Orks von den Hügeln in das Dorf strömten und ihre Heimat ausplünderten.



Am nächsten Morgen, stand Aleyandra etwas abseits des Dorfes zitternd zwischen den Dorfbewohnern auf einer Wiese. Der Großteil von ihnen lebte noch und auch viele gefangene Soldaten waren inzwischen bei ihnen. Obwohl sie mehrere Hundert waren, unternahm niemand auch nur den geringsten Fluchtversuch. Was immer an diesen Metallsplittern gewesen war, es wirkte noch immer in ihrem Blut und raubte den Menschen jegliche Kraft. Die meisten wachten jetzt erst aus ihrer Ohnmacht auf und selbst diejenigen, die schon länger wieder bei Bewusstsein waren, konnten sich kaum bewegen. Auch Aleyandra fiel es schwer sich auf den Beinen zu halten. Mit leerem Kopf starrte sie einfach nur auf den Boden und fragte sich kurz, wo ihre Schuhe abgeblieben waren, oder ihre Mutter. Elena musste sich ebenfalls irgendwo unter den Gefangenen befinden, aber bisher war es Aleyandra nicht gelungen ihre Mutter zu finden. Eine Weile stand sie so zwischen den anderen Gefangenen, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen oder sich groß zu bewegen, bis sie genug Kraft sammelte um ihren Kopf etwas anzuheben.
Vor ihnen stand ein Zelt aus einer Art schwarzem Leder. Aleyandra hatte keine Ahnung was sich darin befand und ehrlich gesagt wollte sie es auch gar nicht wissen. Es stand bereits dort als man sie auf die Wiese brachte und bisher blieb der Eingang zum Glück zu. Hinter dem Zelt hatten sich die Orks aufgereiht, alleine beim Anblick der Ungeheuer zog sich in ihr alles zusammen. Es erschien ihr wie ein kleines Wunder dass die Monster sich nicht sofort auf die wehrlosen Dorfbewohner stürzten. An den gierigen Blicken, die sie den Menschen zuwarfen, ließ sich allerdings erkennen dass sie sich am liebsten sofort auf ihre Beute stürzen würden. Sobald Aleyandra sicher war das die Orks sie nicht einfach in Stücke reißen würden, nahm sie all ihren Mut zusammen, um sie genauer zu betrachten. In der Nacht hatte sie die Bestien nur von weitem auf den Hügeln gesehen. Sie waren größer als erwartet, genauso groß wie die meisten Männer die sie kannte, allerdings muskulöser und breiter gebaut. Gewaltige Hauer ragten aus ihrem Mund hervor und verunstalteten die harten, entstellten Gesichter nur noch mehr. Es verlieh ihnen etwas animalisches und alles in ihr schrie danach sofort die Flucht zu ergreifen.
Unsicher wie es jetzt weitergehen sollte, drehte Aleyandra vorsichtig den Kopf, um einen flüchtigen Blick auf die Gestalten in den schwarzen Rüstungen zu werfen, welche die Gefangenen flankierten und bewachten. Es waren nicht viele, weit weniger als die Orks, aber trotzdem hielten die Bestien respektvollen Abstand zu ihnen.
Die Krieger in den schwarzen Rüstungen waren bis eben noch langsam durch ihre Reihen geschritten. Ab und zu berührten sie dabei einen der Dorfbewohner an der Stirn, wobei sie seltsame, glühende Male hinterließen. Die meisten zeigten einen glühenden, blutroten Turm der die ganze Stirn bedeckte, andere wiesen unterschiedliche Wappen oder Zeichnungen auf, wobei Aleyandra mit keiner etwas anfangen konnte. Ihr hatte auch eine dieser stummen, unheimlichen Gestalten über den Kopf gestrichen und sie war sich sicher ebenfalls eines der eigenartigen Male im Gesicht zu tragen.
Nach einer Weile, regte sich endlich etwas in dem dunklen Zelt. Die Plane vor dem Eingang wurde zurückgeschlagen, und was letztendlich zum Vorschein kam zerschlug all ihre Erwartungen. Es war kein gewaltiger, finsterer Orkhäuptling, sondern eine hübsche Frau mit schulterlangen, roten Haaren, die ihr ein wildes Aussehen verliehen. Ihre Kleidung trug natürlich auch dazu bei, falls man das was sie trug überhaupt als Kleidung bezeichnen konnte. So weit Aleyandra sagen konnte, trug die Unbekannte nichts weiter als lange, schwarze Stiefel und Unterwäsche aus Leder. Nein, Unterwäsche traf es nicht ganz...selbst Unterwäsche war nicht so freizügig, zumindest keine die man hier in der Gegend kannte. Es handelte sich eher um einige Lederstreifen, die sich so um ihren Körper schlangen, dass sie gerade so ihre Brustwarzen und ihre Scham bedeckten.

Zuerst schoss Aleyandra bei dem Anblick der Frau das Blut ins Gesicht. Wie konnte jemand freiwillig so herumlaufen!? War sie vielleicht auch eine Gefangene der Orks und wurde von den Monstern gezwungen fast nackt herumzulaufen? Aber dann gelang es ihr für einen Moment den Blick von dem entblößten Körper der Frau abzuwenden und ihr stockte der Atem sobald sie die spitzen Ohren bemerkte. Eine Elfe! Das war keine gewöhnliche Frau, sondern eine echte Elfe! Hier, inmitten der Orks und furchterregenden Krieger in den dunklen Rüstungen. Die Elfe baute sich vor den Gefangenen auf. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie die Dorfbewohner abschätzend musterte. Dann begann sie vor ihnen auf und ab zu laufen, wobei sie immer näher an die erste Reihe heranging und dabei suchende Blicke über die Menge schweifen ließ. Letztendlich blieb sie ausgerechnet vor Aleyandra stehen, der bei der Vorstellung mit einer Sagengestalt reden zu dürfen das Herz in die Hose rutschte.
„Ich heiße Morrigan, und wie ist dein Name, meine Kleine?“ begann die Elfe erstaunlich sanft und musterte sie freundlich.
„A-aleyandra.“ brachte sie mühsam hervor, wobei ihre Stimme sich für sie rau und fremd anhörte, als wäre auch ihr Hals noch immer von den betäubenden Giften der Angreifer betroffen.
„Interessant.“ flüsterte Morrigan, als ihre Augen an den langen, silbrigen Haaren hängen blieben. Sie glitzerten in der Sonne, als hätte man sie mit feinem Diamantenstaub überzogen. So etwas gab es in Câed Dûrzahl nicht, und alleine damit schaffte es die Sterbliche schon in die engere Auswahl, vor allem, da die Konkurrenz ziemlich bescheiden ausfiel. „Tritt vor, Mädchen.“ hauchte sie in der rauen Sprache der Menschen, so freundlich und warmherzig wie es ihr möglich war, aber das Mädchen starrte sie nur weiterhin aus ihren großen, blauen Augen verwirrt an „Hast du mich nicht verstanden oder bist du etwas zurückgeblieben? Ich will dass du einfach nur ein paar Schritte nach vorne machst, das ist nicht so schwer. Selbst die Orks kriegen das hin.“ wiederholte Morrigan ungeduldig und langsam fiel es ihr schwer nett zu bleiben, trotz ihrer guten Laune. Zögerlich und unsicher trat die junge Sterbliche aus der Masse der Menschen hervor bis direkt vor das Zelt. Sie fühlte sich unwohl, als sie die Blicke sämtliche Gefangenen in ihrem Rücken spürte. „Sehr gut, und jetzt zieh dich aus.“ sagte Morrigan laut genug damit jeder auf der Wiese es hören musste und bei den Worten zuckte das Mädchen erschrocken zusammen.
„W-was? D-das ist ein Scherz, oder?“ flüsterte Aleyandra schwach, noch immer mitgenommen von dem Gift der Eldar, aber gleichzeitig auch weiterhin nicht bereit Morrigan auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. In ihrem Kopf wiederholte sich immer nur ein Gedanke, bei dem die Bluttänzerin laut gelacht hätte: „Ich bin gerettet! Eine echte Elfe!“
„Du sollst dich ausziehen.“ zischte Morrigan ungeduldig, beugte sich zu dem Mädchen vor und flüsterte bedrohlich weiter „Wenn du tust was ich sage, wirst du diesen Tag unbeschadet überstehen und kannst mit mir mitgehen. Weigere dich, dann landest du bei den Orks. Hast du das verstanden?“
Aleyandra nickte unsicher. Sie hatte zwar keine Ahnung was hier vor sich ging, aber vielleicht war es am besten der Elfe zu vertrauen. Letztendlich hieß es in den alten Geschichten, dass Elfen den Menschen halfen, auch wenn diese die Pläne der Unsterblichen Wesen meistens nicht sofort verstanden, weil sie zu komplex für einfache Menschen waren. Und wenn die Elfe nicht gut war...dann wäre es noch immer besser auf sie zu hören als bei den Orks zu landen, was auch immer das bedeutete. Auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte, zog sie sich letztendlich das Nachthemd über den Kopf und ließ es neben sich ins Gras fallen. Am ganzen Körper zitternd stand sie nackt vor der Elfe. Verlegen richtete sie den Blick auf ihre Füße, als sie bemerkte wie Morrigan neugierig jeden Zentimeter ihres Körpers eingehend betrachtete. „Nicht schlecht für einen Menschen. Ich bin nicht gut darin das Alter von euch Menschen einzuschätzen, aber du wirkst jung genug um noch einige gute Jahre vor dir zu haben bevor du verwelkst.“ murmelte die Elfe nachdenklich, während sie Aleyandra umkreiste und abschätzend musterte. Aleyandra zuckte erschrocken zusammen, als eine Hand der Elfe im vorbeigehen sanft über ihre Hüfte strich und von dort aus über ihren Hintern, den sie kurz prüfend tätschelte, bis Morrigan wieder vor ihr stehen blieb. Ohne Vorwarnung schossen plötzlich beide Hände der, anscheinend vollkommen perversen, Elfe nach vorne und legten sich auf auf ihre kleinen Brüste. Schlossen sich um sie und begannen sie prüfend zu kneten, womit sie Aleyandra ein schmerzhaftes Stöhnen entlockte, vor allem als sie begann die Brüste so fest sie konnte mit ihren Händen zusammenzudrücken. Aleyandra dachte kurz darüber nach der verrückten Elfe eine Ohrfeige zu verpassen und sie von sich zu stoßen, aber sie fühlte sich noch immer zu schwach dafür und hatte zu viel Angst davor eine leibhaftige Märchenfigur zu beleidigen. Irgendwann ließ sie von dem rot angelaufenen Mädchen ab und schien zu überlegen was sie als nächstes tun sollte.

Morrigan betrachtete sie noch eine Weile kritisch und strich beiläufig mit einem Zeigefinger über die nahezu gänzlich unbehaarte Scham des Mädchens, womit sie Aleyandra noch weiter in haltlose Verwirrung stürzte. Das Mädchen fühlte sich gut an. Ihre Haut war weich und seidig, es machte Morrigan schon Spaß sie einfach nur zu berühren und sie musste sich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle mit dem Training anzufangen. Das Weibchen war perfekt, naja, fast perfekt. Noch einmal grapschte sie prüfend nach Aleyandras Brüsten, aber egal wie sie es betrachtete oder wie sie danach griff, die Brüste des Mädchens waren einfach zu klein, zumindest für den Geschmack ihres Meisters.
„Eigentlich mag der Archon sie eher größer, er liebt es etwas zum greifen zu haben, außerdem steht er darauf die Titten seiner Sklavinnen zu ficken, es gibt nichts was ihn schneller in Stimmung bringt als ein Paar hübscher Brüste zwischen die er seinen Schwanz pressen kann. Aber naja, ich schätze man kann nicht alles haben. Es wäre definitiv die reinste Verschwendung dich nur deswegen irgendwem anders zu überlassen.“ meinte Morrigan mit einem kurzen Blick auf Aleyandras Stirn. Sie kannte das dunkelblaue Zeichen nicht und es interessierte sie auch nicht zu welchem Eldarkrieger es gehörte. Mit einem abfälligen ´Tz` wischte sie Aleyandra kurz mit der Handfläche über die Stirn und augenblicklich löste sich das magische Zeichen in Luft auf. Das Mädchen gehörte ab sofort dem Archon, sie würde ihr kleines Geschenk an ihn sein. „Bist du eigentlich noch Jungfrau?“ fragte die Elfe plötzlich und stürzte Aleyandra damit endgültig in heillose Verwirrung.
„Ob ich...was bin? I-ich weiß nicht was Ihr meint...ich...“ Aleyandra lief rot an. Natürlich hatte sie die Frage verstanden, aber das ging ihr inzwischen eindeutig zu weit. Die Pläne der Elfen waren zwar angeblich verworren und mysteriös aber das ging inzwischen entschieden zu weit.
„Ich will wissen ob du schon die Beine für jemanden breit gemacht hast.“
„I-ich bin noch Jungfrau.“ antwortete sie leise und starrte wieder peinlich berührt den Boden an.
„Mhm, das ist gut. Sehr gut.“ murmelte Morrigan gedankenverloren. Sie konnte es zwar nicht mit Sicherheit sagen, aber glaubte, dass Naruz noch niemals eine Jungfrau in seinem Bett hatte. Er bevorzugte Menschen und die erhielt man in ihrer Heimat nur aus den Sklavenzuchten. Keine hübsche Sklavin blieb in Câed Dûrzahl lange unberührt, selbst wenn viele Eldar sich nichts aus Menschen machten, bereitete es ihnen trotzdem manchmal Vergnügen. Normalerweise verlor eine Sklavin ihre Unschuld an die Wächter oder männlichen Sklaven in den Zuchthäusern oder auf dem Sklavenmarkt, oft auch während des Trainings zur Bettsklavin. Als Archon stand Naruz so weit oben, dass die Sklavenmädchen bei ihm immer erst viel zu spät ankamen um noch unschuldig und rein zu sein, einer der wenigen Nachteile wenn man so weit oben in der Hierarchie der Eldar stand. Jedenfalls würde es ihm sicher gefallen sie zu entjungfern. Wenn man so lange lebte wie die Eldar, bekamen neue Erfahrungen eine ganz andere Bedeutung, sie wurden zum wichtigsten das es für sie gab und ein wildes, unberührtes Menschenweibchen würde Naruz Spaß machen.
„Folge mir wenn dir etwas an deinem Leben liegt.“ sagte Morrigan plötzlich und wandte sich dann ohne ein weiteres Wort ab. Im selben Moment begannen die Orks sich in Bewegung zu setzen, sie strömten an dem Zelt vorbei und ignorierten Aleyandra und die Elfe einfach. Aleyandra folgte der Elfe nach kurzem Zögern tatsächlich, alleine schon aus Angst vor den Orks. Hinter sich hörte sie bereits die ersten Schreie, als die Orks erkannten, dass die Auswahl der Sklaven vorüber war. Jetzt würden sie sich auf jeden stürzen der kein magisches Zeichen auf seiner Stirn hatte. Die Elfe lächelte vergnügt, aber drehte sich nicht um, sondern verschwand in ihrem Zelt. Aleyandra dagegen beging den Fehler sich umzusehen sobald die Schreie an ihre Ohren drangen. Sofort wurde sie blass, wandte sich wieder um und ging weiter auf das Zelt zu. Noch einmal wagte sie es nicht sich umzusehen.

Aleyandra betrat das Zelt, ließ die Plane hinter sich zufallen und hoffte damit die Schreie zu ersticken, auch wenn es wenig brachte. Um sich abzulenken, sah sie sich neugierig in dem Zelt um. Es war erstaunlich geräumig. Am anderen Ende stand ein kleines Bett, auf dem etwas lag, das Aleyandra für eine Art Rüstung hielt, zusammen mit mehreren gefährlich aussehenden Dolchen und Messern. Im Zentrum des Zeltes dagegen wartete ein Zuber aus Holz, der bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Sie konnte den einlullenden Blütenduft bis hierher riechen. Daneben stand ein großer Spiegel in einem silbernen Rahmen und ein großes, weißes Handtuch lag darüber ausgebreitet. Als erstes schnappte Aleyandra sich das Handtuch und wickelte es sich um ihren Körper, damit sie nicht mehr nackt sein musste. Sie fühlte sich unwohl dabei den eigenartigen Blicken der Elfe ausgesetzt zu sein, auch wenn sie sich damit einen wütenden Blick von Morrigan einfing.
„Also, was ist der Plan?“ fragte sie plötzlich unerschrocken, und wunderte sich dabei selbst über ihren plötzlichen Mut, mit dem sie die Elfe ansprach.
„Plan?“ wiederholte Morrigan langsam und runzelte nachdenklich die Stirn. Damit war endlich einmal die Elfe an der Reihe sie verwirrt anzustarren. „Ich habe keine Ahnung wovon du...“
„Der Plan um mich und meine Leute vor den Orks zu retten natürlich!“ unterbrach Aleyandra sie sofort aufgeregt.
„Ich habe nicht vor irgendwen zu retten.“
„A-aber...Elfen und Orks hassen einander! Es ist eure Pflicht die Bestien zu töten und uns vor ihnen zu retten!“
„Es heißt Eldar, nicht Elfen, und diese Orks sind meine Diener und Krieger. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was für Eldar du bisher getroffen hast, aber...“
„Falsch, es heißt Elfen, und Ihr seid die erste Elfe die ich in meinem Leben sehe.“ plapperte Aleyandra aufgeregt drauf los und schnitt der Elfe wieder das Wort ab, was diese vorerst verdutzt hinnahm. Sklaven die sie unterbrachen war...etwas neues für sie und damit vielleicht interessant, solange Aleyandra es nicht übertrieb mit ihren Frechheiten. „Aber ich habe viel Zeit in den Elfenruinen im Osten verbracht und alle Geschichten über euch gehört! Ich wusste immer das es hier wirklich noch Elfen gibt und nicht nur in den Wäldern des Ostens. Ihr seid sicher aus den Ruinen der vergessenen Stadt, richtig? Ich wusste das die Stadt nicht so ausgestorben sein kann wie alle immer sagten, dafür wirkte sie einfach immer zu lebendig, und jetzt seid Ihr hier ähm Meisterinelfe...jedenfalls seid ihr Todfeinde der Orks und Retter der Menschen vor den Mächten des Bösen. Also, wie sieht der Plan aus um die Orks zu erledigen? Als Elfe habt Ihr euch sicher etwas tolles ausgedacht.“ gespannt und mit einem breiten Lächeln
„Schön für die Elfen, aber wir sind Eldar und haben damit nichts zu tun.“ zischte Morrigan ungehalten und warf einen sehnsüchtigen Blick auf ihre Dolche.
„Elfen.“
„Eldar.“
„Elfen.“
„Eldar.“
„Elfen.“
„Eldar.“
„Elfen!“ rief Aleyandra trotzig und verschränkte sogar die Arme vor der Brust. Mit dem Begriff Eldar konnte und wollte sie nichts anfangen.
„Das ist mir zu dumm.“ murmelte die Bluttänzerin, verwirrt darüber wie wenig Angst das Menschenweibchen vor ihr hatte. Es schien sich sogar irgendwie zu freuen sie zu sehen, was Morrigan erst recht verwirrte. Sie würde dem Mädchen später schon noch Respekt beibringen, dafür war immerhin noch genug Zeit. Aber vorerst zeigte Morrigan nur auf die Holzwanne und fuhr fort. „Wasch dich. Im Wasser sind einige besondere Duftstoffe, damit du nicht mehr so widerlich nach Mensch riechst, das macht mich noch ganz krank.“

„Ich kann riechen wie ich will.“ behauptete Aleyandra unerschrocken, aber zuckte plötzlich ängstlich zusammen. Die Schreie von draußen wurden immer lauter. Die Sorge um ihre Mutter und teilweise auch ihre eigene Neugier gewannen die Oberhand und verdrängten ihre Gedanken an die seltsame Elfe die keine Elfe sein wollte. „Was passiert mit ihnen? Und was bedeuten die Zeichen mit denen die seltsamen Krieger uns markiert haben?“ flüsterte Aleyandra und auf einmal wirkte sie sehr viel kleinlauter. Es hieß Orks fraßen Menschen und wenn die Elfe ihren Freunden dort draußen nicht helfen wollte...
„Du stellst ziemlich viele Fragen für eine Sklavin. Normalerweise erwarte ich etwas mehr Disziplin und vor allem Benehmen von meinen Dienern, aber du hast Glück, ich habe gute Laune, sogar erstaunlich gute Laune und das verdanke ich zum Großteil dir. Man findet nicht jeden Tag so ein ausgezeichnetes Geschenk das selbst einem Archon würdig ist.“
„Geschenk? Was für ein Geschenk meinst du?“ fragte Aleyandra vorsichtig nach. Morrigan sah sie einfach nur wortlos an, bis sie den Sinn hinter den Worten erkannte. Das Geschenk war...sie. Die Elfe hatte nicht vor sie zu retten, sondern würde sie an irgendwen verschenken als wäre sie ein hübsches Schmuckstück. „Oh...“
„Gut, du hast es von alleine erkannt. Vielleicht bist du doch klüger als ich bisher dachte. Jedenfalls, sind deine Fragen nicht schwer zu beantworten und wir sollten versuchen uns für den Anfang gut zu verstehen, ja? Denn ab jetzt werden wir beide sehr viel Zeit miteinander verbringen.“ fuhr Morrigan gönnerhaft fort, in der Hoffnung, das jetzt wenigstens endlich selbst für Aleyandra klar war was hier vor sich ging. „Die Sterblichen dort draußen kommen, genau wie du, nach Îmlarthaion, wo der Rest unseres kleinen Heeres sehnsüchtig auf unsere Rückkehr wartet.“
„Heer? Das heißt es gibt noch mehr von deiner Sorte?“
„Meiner Sorte? Nein, ich denke nicht dass es unter den Eldar noch jemanden gibt der so ist wie ich oder den man auch nur ansatzweise mit mir vergleichen kann, dafür bin ich viel zu einzigartig, aber das wirst du schon noch merken. Als persönliche Sklavin des Archon wirst du ohnehin bald mehr als genug Eldar kennen lernen. Und die Zeichen sind nicht besonders wichtig. Sie zeigen nur an, wem die Sklaven von jetzt an gehören, bis wir sie im Lager entsprechend verteilen. Sklaven mit einem roten Turm gehören dem Archon und sind seine Beute aus der kleinen Schlacht. Unser Meister wird seine Beute dann entweder in den Minen, Schmieden und Werkstätten seiner Stadt einsetzen, oder versuchen sie auf dem nächstbesten Sklavenmarkt zu verkaufen falls er keine Verwendung mehr für sie hat. Alle anderen Symbole die du gesehen hast gehörten den Eldar unter meinem Kommando, den Männern und Frauen in den schwarzen Rüstungen. Es ist üblich ihnen einen Teil der Beute abzugeben, genauer gesagt den Teil, mit dem der Archon nichts anfangen kann. Was meine Soldaten dann mit ihrem Anteil anfangen bleibt ihnen überlassen, aber ich schätze einige der Sklaven werden die nächsten Nächte nicht überleben.“
Aleyandra starrte die Elfe eine Weile stumm an, während sie irgendwie versuchte das Gehörte zu verdauen. Sklaven? Wovon redete die Elfe überhaupt? Es gab hier im Norden keine Sklaven. Nur die wilden Menschen des Ostens besaßen angeblich noch solche barbarischen Sitten, aber von einer Elfe würde sie so etwas niemals erwarten. „Was passiert mit denen die kein Mal tragen?“ fragte Aleyandra abwesend und eigentlich nur um irgendetwas zu sagen.
„Wer nicht von dem Archon oder seinen Männern ausgewählt wurde, ist nutzlos für uns und würde nur im Weg stehen. Nicht jeder Sklave hat einen wirklichen Wert und letztendlich müssen wir sie noch immer durchfüttern. Nicht jeder Mensch ist dazu geschaffen ein Diener meines Volkes zu werden, es ist eine Ehre, die nur den besten Männchen und Weibchen deiner Rasse zusteht.“
„Du tust fast so als stünden wir Menschen unter euch, als wären wir in euren Augen nichts weiter als dumme Tiere, so wie wir über Schafe oder Kühe denken bevor wir sie essen.“
„Aber genau das seid ihr. Nichts weiter als Tiere. Tiere die erstaunlich wertvoll sein können und dazu da sind die Drecksarbeit zu erledigen, das ist euer Daseinszweck.“ erklärte Morrigan unbekümmert, als würde sie nur über das Wetter reden. Unbewusst ertappte sie sich dabei was passieren würde falls sie so vor Naruz über Menschen redete. Er war zwar sicher ihrer Meinung das die Sterblichen nichts weiter waren als niedere Kreaturen, aber gleichzeitig bevorzugte er Menschenweibchen in seinem Bett und es wäre vielleicht nicht klug zu behaupten dass der Archon es mit Tieren trieb, darauf konnte Naruz leicht gereizt reagieren. Es gab ohnehin genug Eldar, die mit den seltsamen Vorlieben des Archons nicht viel anfangen konnten, aber niemand war dumm genug es ihm gegenüber zu erwähnen. „Ah ja, das hatte ich vergessen. Wer nicht als Sklave ausgewählt wurde, besitzt keinerlei Wert mehr für uns, also habe ich sie meinen Orkkriegern überlassen. Hunger und Geilheit haben die armen schon fast in den Wahnsinn getrieben. Der Anblick so vieler wundervoller Menschen auf einem Fleck hat sie verrückt gemacht. Sie werden viel Spaß mit deinen Freunden aus dem Tal haben.“ Zufrieden beobachtete sie wie Aleyandra bei den Worten die Augen aufriss und sie mit offenem Mund bestürzt anstarrte „Angst um die Dorfbewohner an sich oder um deine Familie? Du hast doch noch Familie, oder wurde sie letzte Nacht getötet?“
„M-meine Mutter...sie...sie ist irgendwo unter den Leuten dort draußen...“ stammelte Aleyandra, als die gepeinigten Schreie von draußen ihr auf einmal noch sehr viel lauter vorkamen als zuvor.

„Tatsächlich? Nun, ich schätze die Chancen das sie ausgewählt wurde stehen nicht gut. Die meisten Eldar bevorzugen junge Sklaven, damit man möglichst lange etwas von ihnen hat. Junge Menschen, oder besonders kräftige und robuste. Ich schätze die meisten Soldaten wurden ausgewählt und alle Kinder oder Jugendlichen, aber für Frauen mittleren Altes haben wir selten Verwendung. Sie sterben einfach zu schnell für unseren Geschmack. Man blinzelt kurz, während die Jahrzehnte an einem vorbeifliegen, und plötzlich, sind die neuen Sklaven bereits alt und gebrechlich. Man hat es gerade geschafft ihnen Disziplin beizubringen und dann fallen sie auch schon tot um. Aber...“ Morrigan brach ab als sie Aleyandras flehentlichen Blick sah und entschloss sich auf gutem Fuß mit ihrer neuen Sklavin zu beginnen. Je mehr Aleyandra bereit war sich auf das was folgte einzulassen, desto schneller konnte sie an den Archon gehen. Die Ausbildung würde zwar dauern, aber der Feldzug war ja auch noch lang genug. „aber ich werde mich nach deiner Mutter erkundigen und dafür sorgen das sie ausgewählt wird.“
„W-wirklich? Ihr Name ist Elena! Sie hat blonde Haare und...“ sprudelte es aus dem Mädchen hervor, als sie eine Chance sah ihre Mutter vor den Orks zu retten, falls es dafür nicht schon zu spät war.
„Toll, das reicht jetzt aber.“ damit unterbrach Morrigan sie mit schneidender, kalter Stimme. Sie hatte genug davon und war nett genug gewesen für den Rest dieses Jahrhunderts. Sobald die Orks sich ausgetobt hatten ging es zurück zu Naruz und der Hauptstreitmacht. „Wasch dich, du stinkst nämlich schrecklich. Nach Ork und dem Dreck deiner Landsleute, das ist ja nicht zu ertragen. Wenn du fertig bist komm raus, ich warte da auf dich.“
„W-warte! Ich brauche noch etwas zum anziehen! Mein Hemd liegt noch immer draußen und ich...“
„Kleidung?“ unterbrach Morrigan ihr neues Spielzeug belustigt und bei ihrem breiten Grinsen schrumpfte Aleyandra in sich zusammen, während sie bereits ziemlich schlechte Vorahnungen hatte „Du wirst angemessene Kleidung kriegen sobald deine Ausbildung halbwegs abgeschlossen ist und ich mit dir zufrieden bin. Bis dahin, hast du es nicht verdient etwas zu tragen.“ die Elfe sagte es so bestimmt und in jedem ihrer Worte schwang eine unterschwellige Drohung mit, dass Aleyandra es gar nicht erst wagte zu widersprechen. Zufrieden damit keine Widerworte zu hören, wandte Morrigan sich um, blickte aber kurz vorm Ausgang noch einmal zurück als ihr etwas einfiel „Ach ja, falls du es wagst mit diesem lächerlichen Handtuch rauszugehen, wirst du am eigenen Leib erleben was mit den Gefangenen passiert die nicht ausgewählt wurden.“
„Verstanden.“ murmelte Aleyandra und gab sich eingeschüchtert, was sie durchaus auch war, aber in ihr reifte bereits ein ziemlich mieser Plan um zu entkommen. Misstrauisch starrte sie noch eine Weile die Zeltplane an, nachdem diese hinter Morrigan zugefallen war. Als sie sich sicher war, dass die Elfe nicht sofort wieder auftauchte, zog sie das Handtuch aus. Aleyandra sah es eine Weile unsicher an, bevor sie es sich fest um ihre rechte Hand wickelte. Danach trat sie vor den Spiegel, welcher fast so groß war wie sie selbst. und legte ihn sacht auf den Boden, wobei sie versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen.
Mit einem letzten misstrauischen Blick zum Eingang, schlug sie vorsichtig gegen den Spiegel. Zuerst passierte absolut nichts, weil sie aus Angst laute Geräusche zu verursachen viel zu schwach zuschlug, aber sobald sie etwas sicherer wurde, legte sie mehr Kraft in ihre Schläge, vor allem, da das dicke Handtuch sie vor den Splittern schütze. Als der Spiegel endlich zerbrach und die Elfe noch immer nicht zurückkam, entfernte sie erleichtert das Handtuch von ihrer Hand und legte es sich wieder um den Körper. Ihre Finger schoben vorsichtig die Scherben auseinander, bis sie eine fand die ihren Ansprüchen genügte und schlich damit zur hinteren Zeltwand. Mit zittrigen Händen rammte sie die lange, dicke Glasscherbe in den eigenartigen Stoff, oder das Leder, oder was auch immer es war, aber immer wieder rutschte sie von der zähen Zeltwand ab und fragte sich mehr als ein Mal, aus was für einem Material diese Zelte überhaupt bestanden. Nach allem was sie bisher gesehen hatte, war es vermutlich Trollhaut...oder die Haut von anderen Lebewesen, unter anderem welche, bei denen sich ihr Magen umdrehte, wenn sie auch nur an diese Möglichkeit dachte. Je länger sie brauchte und je fester sie die Scherbe in die Wand rammen musste, desto öfter rutschte sie von dem zähen Stoff ab und schnitt sich in ihre Hände.

Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie den brennenden Schmerz an ihren Händen spürte, aber sie machte weiter, bis sie einen Riss in die Zeltwand geschnitten hatte. In Gedanken befand sie sich inzwischen bereits bei ihrem Wiedersehen mit Teregion, das war das einzige, was sie genug aufheiterte um sie weiter anzutreiben und die Schmerzen zu vergessen. Was waren schon ein paar Schnittwunden, wenn sie dafür von diesem furchtbaren Ort und der irren Elfe entkam? Langsam wurde ihre Zeit knapp, vermutlich wartete Morrigan bereits ungeduldig vor dem Zelt und fragte sich wo sie so lange blieb. Jeden Moment konnte die merkwürdige, düstere Elfe reinplatzen um nachzusehen. Mit zusammengebissenen Zähnen schlang Aleyandra das Handtuch um ihre Hände, um die Blutungen zu stoppen, auch wenn es ihr nicht gefiel nackt zu fliehen. Sofort sog sich der weiche, weiße Stoff mit ihrem Blut voll. Obwohl sie sich Mühe gab keinen Laut von sich zu geben, konnte sie ihr leises Schluchzen nicht mehr unterdrücken.
Zögerlich, jeden Moment bereit wieder zurück ins Zelt zu flüchten, schob sie sich durch den schmalen Riss in der Zeltwand. Niemand hielt sie auf, also lief sie rasch über die Wiese. Von den Orks war nichts mehr zu sehen, sie befanden sich noch immer alle vor dem Zelt und hier hatte niemand an Wachen gedacht. Sie traute sich nicht, sich umzudrehen. Es reichte ihr die Schreie von Frauen zu hören, gemischt mit dem knistern von Feuern und dem, sich langsam überall ausbreitenden, Geruch nach gebratenem Fleisch...es genügte damit ihr schlecht wurde. Sie musste nach Greifenheim! Die Waldläufer und den Herzog warnen, dann konnten diese Truppen schicken, um ihre Mutter und alle anderen noch zu retten. Aber erst einmal musste sie den richtigen Weg finden. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war es ihr immer als Zeitverschwendung vorgekommen das Handwerk ihres Vaters zu lernen, deswegen kannte sie sich kein bisschen in der Wildnis aus. Den Weg aus dem Tal konnte sie noch finden, aber was sich dahinter erstreckte wusste sie nicht. Andererseits war es besser sich in der Wildnis zu verirren als bei den Orks zu bleiben.
Ihre Flucht brachte sie zum Ende der Wiese und in ein kleines Wäldchen. Sobald sie sich hinter einigen Bäumen halbwegs sicher fühlte hielt sie kurz Inne um sich umzusehen. Sie wollte sich gerade für einen Weg entscheiden, als sie ein harter Schlag in die Seite traf und von den Beinen riss. Es fühlte sich an als hätte ein ein gewaltiger Hammer sie erwischt und die Wucht schleuderte sie sie auf den Waldboden. Aleyandra hielt sich stöhnend die Hüfte und wand sich unter Schmerzen im Gras. In der Zwischenzeit beugte sich eine genervte Morrigan über sie und konnte nicht anders als die Spitze ihres Stiefels zornig in den Bauch des Mädchens zu rammen, woraufhin Aleyandra sich noch mehr zusammenkrümmte. Die gepeinigten Schmerzensschreie halfen der Elfe immerhin dabei sich wieder zu beruhigen, für sie war es das wundervollste was Aleyandra bisher von sich gegeben hatte.
„Und ich habe gehofft wir kommen gut miteinander aus.“ behauptete Morrigan und tat so als wäre sie enttäuscht wegen dem Verhalten ihres Geschenks, dabei freute sie sich innerlich tierisch darüber. Das Mädchen war genau richtig und irgendwie hatte sie mit so einer dämlichen Aktion gerechnet, Morrigan überlegte trotzdem kurz mit der Seite ihrer Stiefel zu zutreten und der frechen Sklavin damit den Bauch aufzuschlitzen. Damit würde sie sich sicher einiges an Ärger ersparen, aber es wäre auch langweilig, also verwarf sie den Gedanken wieder. Außerdem fand sie so schnell sicher kein besseres Geschenk mehr. „Du hast nicht nur meine Befehle missachtet, sondern dich auch noch beschädigt.“ meinte die Bluttänzerin und ließ ein missbilligendes Schnalzen hören, als ihr Blick auf das blutbefleckte Handtuch an Aleyandras Händen fiel. Sie war so froh gewesen ein hübsches, besonderes und noch dazu unbeschädigtes Weibchen gefunden zu haben. Jetzt musste sie diese undankbare Göre auch noch mit Heilsalbe behandeln, großartig. Ihr Fluchtversuch hatte allerdings auch seine guten Seiten. Morrigan würde noch hier und jetzt anfangen ihrem Geschenk Respekt beizubringen. Voller Vorfreude fuhr die Elfe sich mit ihrer Zunge über die Lippen. Sie hatte schon viele Sklaven trainiert, aber noch nie eine Wilde von der Oberfläche, das würde etwas ganz besonderes und sie konnte es kaum noch erwarten anzufangen. „Wir beide, werden noch viel Spaß zusammen haben, das verspreche ich dir, meine Kleine.“
 
Zuletzt bearbeitet:

Kirito Stark

Ungläubiger



Kühl und ungetrübt hatte der Morgen gedämmert, als Balderic an der Spitze einer langen Kolonne über eine gepflasterte Straße durch einen großen Wald ritt, die sie direkt vor das Stadttor von Caradon führen sollte, wo die Tal Straße, so wurde sie genannt, auch ihr Ende finden würde. Es war einer jener kühlen Tage, welche es so oft in diesem Teil des Königreiches gab. Beiderseits der Straße färbte sich sich das Laub der Bäume. Die Kronen der hohen Pappeln waren nun golden gefärbt und fast zur Gänze verschneit. Auch wenn er der Kälte nicht sonderlich gewogen war, so konnte er sich keinen schöneren Tag erhoffen. Sie waren insgesamt hundert Reiter in voller Rüstung, deren Stahl im Morgenlicht hell glänzte und deren Atem in der kalten Luft dampfte. Rogerion, ein alter Freund von Balderic, der vor einigen Jahren in Cautesfels bei Balderics Familie gelebt hatte, bildete mit ihm die kleine Vorhut dieser Kolonne, die für seinen Geschmack viel zu langsam vorankam. Auch wenn sie sich auf dem Land seines Vaters, dem Lord des Felsens, befanden, so waren Überfälle auf der Tal Straße keineswegs eine Seltenheit. Balderic spähte in den dunklen Wald, dessen Bäume sich nun langsam lichteten. Der Wald bot Gesetzeslosen, Banditen oder Männer aus den Bergstämmen, die in ihrem eigenen Dreck lebten, eine gewisse Tarnung und Schutz, ehe sie hinter den Bäumen hervor preschten und sich auf die Reisenden auf den Straßen stürzten. Doch sie waren keine einfachen Reisenden oder gar Händler, sie bildeten die Kolonne des Lords von Ostindon, der großen Stadt am Meer. Lord Alerion, seit vielen, vielen Jahren der Herr über Ostindon, Vater von Rogerion und mächtigster Vasall von Errard von Cautesfels, dem Vater Balderics'. Und es war seine Aufgabe gewesen, den Herren von Ostindon und sein Gefolge im Tal von Cautes zu begrüßen. In einer kleinen Festung an den Ausläufen des Weißen Gebirges, am Fuße eines gewaltigen Berges, die von einem ungeselligen Lord beherrscht wurde, war Balderic dieser wichtigen Aufgabe nachgekommen. Und nun, nach einer kurzen Nacht der Ruhe, führte er diesen großen Lord nach Caradon, der prächtigen Stadt unter dem Felsen, die an einem gewaltigen See lag, wo man ihn, Rogerion und seinen Vater empfangen würde. Es war die erste richtige Aufgabe, die ihn sein Vater auferlegt hatte, daher spürte Balderic auch eine gewisse Nervosität, die er sich natürlich nicht hatte anmerken lassen. Vor allem nicht vor Rogerion, den er nun schon seit einem ganzen Jahr nicht mehr gesehen hatte. Es war das tausend dreizehnte Jahr nach der Erhebung und das neunzehnte Jahr in Balderics und Rogerions noch jungen Leben.
»Wer wohl als Erster an der Brücke ankommen wird?«, fragte Rogerion lächelnd.

»Lass es uns herausfinden.«, erwiderte er und trat seinem Pferd in die Seite. Er hörte noch, wie sein Freund hinter ihm fluchte, ehe er seinem Pferd die Sporen gab und ihm folgte. Schon in ihrer Jugend, deren größter Teil Rogerion in Cautesfels verbracht hatte, waren sie des öfteren genau über diese Straße, durch die großen, grünen Wälder des Tals und die riesigen Heiden vor Caradon geritten. Immer in einem Wettstreit, den die beiden so sehr mochten. Die steinerne Brücke, welche nun langsam in Sicht kam, wurde von gewaltigen Pfählen an den Seiten gestützt und überragte einen stürmischen Fluss, der eine Breite von knapp hundert Fuß* aufwies und in den großen See unter Cautesfels und direkt neben Caradon mündete.
Balderic spürte, während seine schwarzen Haare in der Luft wehten, dass Rogerion langsam aufholte, daher zog er das Tempo an und galoppierte weiter über die gepflasterte Straße. Sein Freund, der wie ein Bruder für ihn war, lachte und johlte, während Balderic still und konzentriert das Pferd auf die Brücke zusteuerte. Die Hufe der Pferde warfen einigen Dreck unter ihnen auf und sogar den frischen Schnee, der in der letzten Nacht gefallen war. Als die Brücke immer näher kam, blickte Balderic nach hinten und ließ kurz ein Lachen aufkommen. Er hatte einigen Abstand zwischen sich und seinen Freund gebracht, der sich aber noch immer nicht geschlagen gab. Die restliche Kolonne lag nun weit hinter ihnen, sodass Balderic sie in diesem Augenblick noch nicht einmal sah. »Du musst schon schneller reiten, wenn du die Brücke als Erster erreichen willst!«, rief er Rogerion zu und wandte den Blick wieder zur großen Brücke, die nun nur noch wenige Schritte vor ihm lag. Rogerion konnte nicht schneller reiten.
Nachdem Balderic die steinerne Brücke erreicht hatte, schlug er seine geballte Faust in die Luft und stieß einen Freudenschrei aus, während sein Lachen sich mit dem Gewieher seines Pferdes, dem Klang des strömendes Flusses und dem enttäuschten Gefluche – das er niemals vor seiner kleinen Schwester ausstoßen würde – von Rogerion vermischte. Ihr und der schnelle Atem der Pferde dampfte und vermischte sich in der kalten Morgenluft. Rogerion atmete schnell und Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, die er mit einer raschen Handbewegung fort wischte. »Du hattest einen besseren Einstand und ein viel schnelleres Pferd als ich, Balderic.«, beschwerte sein Freund sich bei ihm mit einer nach Luft dringenden Stimme, »Hast du denn keine Ehre?« Rogerion funkelte ihn mit gespielter Empörung an. Er war recht groß, fast ausgewachsen, besaß breite Schultern und hatte die Farben seines Vaters, eine sehr helle Haut, kupferbraunes Haar und die strahlenden, blauen Augen der Lanthirs von Ostindon.
»Du warst es doch, der um die Wette reiten wollte.«, antwortete Balderic und wandte sein Pferd in seine Richtung, während er ihn amüsiert anlächelte, »Und mein Pferd ist nicht schneller als deines, ich bin nur ein besserer Reiter als du.«
Rogerion schnaubte nur über diese Bemerkung und blickte zur Kolonne zurück, die sich nun langsam der Brücke näherte, aber die noch viele, viele Schritte vor sich hatte. Über deren Köpfe flatterte das Banner des Hauses von Ostindon: zwei gekreuzte goldene Dreizacke auf einem gewellten, blauen Feld.

Balderic stieß ein genervtes Stöhnen aus. Für seinen Geschmack bewegte sich die Kolonne des Lords viel zu langsam, wie schon die ganze Zeit über, daher ließ er sein Pferd in einen leichten Trab verfallen und überquerte die Brücke. Rogerion gesellte sich ohne zu Zögern wieder an seine Seite, und gemeinsam erreichten sie das andere Ufer, wo sich ein kleines Dorf an der Straße geschmiegt hatte. Mehrere Häuser aus festem Stein, die ein mit Stroh überdachtes Dach aufwiesen, eine große Sägemühle, welche sich direkt am Ufer des Flusses befand und ein ansehnliches Gasthaus, dessen kleines Schild über dem Eingang, das eine nackte Frau im blauen Wasser zeigte, im leichten Wind hin und her wackelte. Das Gasthaus war aus einem dunklen Holz gefertigt, die Fenster waren fest verschlossen und aus dem steinernen Kamin stieg grauer Rauch hervor. Im Stall befanden sich mehrere angebundene Pferde und vor dem Eingang des Gasthauses lungerten zwei Soldaten, die sich auf einem Speer stützten und ihnen einen missmutigen Blick zuwarfen. Das Dorf war, wenn man die beiden Soldaten nicht beachteten, von Menschen verlassen, worüber sich Balderic kurzzeitig wunderte. Zur ertrunkenen Jungfer, so nannte man das Gasthaus, erinnerte sich Balderic, als er das Schild über der Tür genauer betrachtete. Erst vor einem Jahr, als Rogerion zu seinem Vater nach Ostindon gerufen wurde und er ihn daraufhin bis zu den Grenzen des Tals begleitet hatte, hatten sie in diesem Gasthaus den letzten Krug mit goldenem Bier eingenommen, ehe sein Freund sich genau in diesem Dorf von ihm verabschiedete und die Tal Straße in Richtung seiner Heimat nahm. Begleitet wurde er dabei von einigen Männern des Lords von Cautesfels, Balderics Vater. Auch er hätte ihn gerne bis nach Ostindon begleitet, doch seine Mutter hatte es ihm untersagt. Auch seine Schwester, Cathleen, hatte hier von ihm Abschied genommen, erinnerte er sich. Sie freute sich sicher bereits darüber, dass Rogerion nun nach einem knappen Jahr wieder zum Fels zurückkehren würde. Auch wenn er vermutlich nicht lange bleiben wird, gestand sich Balderic traurig gestimmt ein.

Vor dem Gasthaus, nahe des Stalls, glitten Rogerion und Balderic von ihrem Pferd herunter und streckten sich, während sie die Pferde an einem Wassertrog trinken ließen.
»Ich hasse solch eine lange Reiterei, davon wird mein Hintern ganz wund.«, klagte der Sohn des Lords von Ostindon und blickte über den Fluss zur Kolonne, die nun langsam zwischen den Bäumen die steinerne Brücke erreicht hatten. Er hatte sich die Kapuze vom Kopf geschoben, sodass die Sonne sein Haar leuchten ließ.
»Wenn sie sich doch nur etwas beeilen würden.«, stimmte Balderic zu und schaute zum Gasthaus hinauf. Er überlegte, ob er sich eine kleine Stärkung für den Weg nach Caradon zulegen sollte, vielleicht ein gebratenes Hühnchen und einen Becher mit dem feinsten Wein des Tals. Da die Kolonne nun aber immer näher kam und er und Rogerion sie begleiten mussten, sobald sie das Dorf durchreist hatten, müsste ein Becher Wein genügen. Er fragte bei seinem Freund nach, der in diesem Moment den Hals seines trinkenden Pferdes kraulte, ob er denn auch einen Becher Wein haben wollte, doch dieser verneinte es und schüttelte den Kopf. Er war noch nie ein großer Freund von Wein. Anders als Balderic, der an manchen Abenden ein kleines Fass leertrinken konnte, was man an seiner schlanken Statur nicht erdenken könnte.

Ehe er das Gasthaus betreten konnte, musste er an den beiden wachenden Soldaten vorbei, die den Eingang versperrten und ihn und Rogerion bereits misstrauisch beäugt hatten.
»Was willst'n hier, Junge?«, fragte einer der Soldaten und entblößte seine gelben Zähne. Sein Atmen stank nach billigem Wein, sodass Balderic die Nase rümpfte.
»Ich möchte ins Gasthaus, Herr.«, sagte er und wies auf die Tür, »Dies ist doch der Eingang?«
Der Soldat murrte, während der andere Soldat fies grinste. Balderic mustere die beiden Taugenichtse; der, der zu ihm gesprochen hatte, hatte langes, fettiges und braunes Haar und ein mit Pinkel übersätem Gesicht, dass sich jeder Hure, die er bezahlt hatte, der Magen umdrehen musste. Der andere hatte ein ebenso hässliches Gesicht, besaß dazu aber noch einen kahl rasierten Kopf, der den Anblick nicht wirklich angenehmer machte. Beide hatten ein breites Kreuz und einen mehrfach geflickten Waffenrock, auf dem ein schwarzer Wolfskopf prangerte.
»Du kannst rein.«, sagte der Soldat mit den braunen Haaren nachdem er Balderic ernst gemustert hatte und gab die hölzerne Tür frei.
»Wieso bewacht ihr ein Gasthaus?«, fragte Balderic an die beiden Soldaten gewandt und machte keine Anstalt, das Gasthaus zu betreten.
»Wir halten Ausschau.«, nuschelte der Soldat, dessen Kopf komplett kahl rasiert war, leicht grinsend. Von hier aus?
»Wonach?«
»Südlingen.«, sagten die beiden Soldaten fast wie aus einem Munde. Der Soldat mit den braunen Haaren spuckte aus. »Sie haben das Dorf in der letzten Nacht überfallen.«, sagte er, »Danach haben sie sich aufgeteilt und sind weiter ins Tal rein, hin zum Felsen und zur Stadt am See.«
Balderics Augen weiteten sich. Südlinge. Er hatte bereits gehört, von einem der Ritter aus Ostindon, dass ihr Lord einige Truppen zur den Mündungen des Sirion geschickt hatte, wo die Zahl der Übergriffe von Südlingen in den letzten Wochen so gestiegen war, dass der Herr von Lorn Ciritas, einer der größten Städte des Landes, die, wie Ostindon, direkt auf einem großen Hügel am Meer lag und gemeinsam mit Ostindon den Seehandel von Licentien beherrschte, um Hilfe von Ostindon und den anderen umliegenden Städte und Burgen gebeten hatte. Doch dass sie es so weit nach Norden geschafft hatten und hier Dörfer überfielen, damit hatte Balderic nicht gerechnet. Es war eine beängstigende Nachricht, daran bestand kein Zweifel. Da die Soldaten, die nun vor ihm standen und das Gasthaus bewachten, Männer seines Vaters waren, musste er von den Südlingen bereits wissen und Vorkehrungen getroffen haben. Dies war eine erleichternde Gedanke.
»Ich bin mir sicher, dass mein Vater bereits einige seiner Männer in die Dörfer des Tals geschickt hat, sodass sie in Zukunft vor Überfällen der Südlinge geschützt werden.«, sagte Balderic den beiden Soldaten, ohne vorher genau über seine Worte nachgedacht zu haben.
»Und wer ist dein Vater, Junge?«, fragte der Soldat mit den gelben Zähnen amüsiert, »Ein Bauer vom Lande? Er sollte seine Männer eher zu den Schweinen schicken, anstatt zu den Dörfern.« Der Soldat war den Kopf in den Nacken und lachte über seinen eigenen Witz, während der andere ihn dümmlich angrinste.
Da Balderic nur ein einfaches Lederwams trug und darunter ein schwarzes Untergewand, konnten die beiden Soldaten nicht wissen, dass Balderic von hoher Geburt war. Aber wie ein Bauernknabe? Der Wein schien die Sinne der beiden Soldaten schon mächtig zu beeinträchtigen.

Balderic lächelte den beiden lachenden Männern nur milde zu, ehe er die Tür des Gasthauses aufstieß und eintrat. Sofort, nachdem die Tür hinter ihn wieder in Schloss fiel, stieg ihm der warme Duft eines gebratenes Schweines in die Nase, worauf ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und die willkommene Wärme des Raumes schmiegte sich wie eine willige Frau um seinen Körper. Er schritt zu dem kleinen Tresen, während er sich im Gasthaus umschaute. Die vielen Tische waren nicht besetzt und ungedeckt, dafür drangen aus einem Hinterzimmer, dessen Tür direkt hinter der Theke lag, laute Stimmen heraus. In einer kleinen Feuerstelle prasselte munter ein kleines Feuer, worüber ein kleiner, schwarzer Topf hing aus dem ein heißer Rauch stieg, während das knisternde Feuer den den Raum mit einem warmen, flackernden Licht erfüllte. Das übrige Mobiliar der kleinen Halle bestand aus ein paar Regalen, die an den Wänden standen, und eine große dunkle Truhe, die in einer Ecke stand. Nichts schmückte die Wände oder bedeckten den hölzernen Fußoden. Hinter dem Tresen stand ein großer Mann, der eine große Schar von Flaschen polierte, die zwischen zwei mächtigen Fässern stand. Als Balderic den Raum betreten hatte, blickte der Gastwirt auf und setzte ein gespieltes aber freundliches Lächeln auf.
»Ärger im Dorf, Wirt?«, fragte Balderic, während er den großen Raum durchquerte und sich auf einem Stuhl vor der Theke niederließ, ehe der Wirt ihn begrüßen konnte. Sofort fiel das Lächeln des Wirtes ab.
»Ihr wisst davon?«, fragte der Wirt verunsichert, polierte aber weiter eine Flasche, gefüllt mit einer roten Flüssigkeit, und musterte den Neuankömmling interessiert. Der Wirt hatte rotbraunes Haar, das ihm bis zu den Schultern ging, lange und anmutige Hände, die nun eine weitere Flasche polierte, ein wohlgeformtes Gesicht und stechende, grüne Augen. Er war ganz gewiss noch keine dreißig, sondern eher Ende zwanzig, fast in seinem Alter. Für Balderic sah der Mann überhaupt nicht wie ein einfacher Wirt aus, sondern viel eher nach einem dieser hübschen Prinzen, die es so oft in den Geschichten gab, die seine Schwestern am liebsten hörten.
»Die zwei Männer vor der Tür erzählten mir davon.«, erwiderte er lässig und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür.
»Säufer.«, stieß der ungewöhnlich hübsche Wirt hervor und schüttelte den Kopf, während er zu einer neuen Flasche griff. Auf seiner Stirn hatte sich einige müde Falten gebildet. »Während die anderen Soldaten des Lords, die er zum Schutz dieses Dorfes geschickt hatte, die umliegenden Wälder durchkämen und nach den Südlingen«, er spuckte dieses Wort förmlich aus, »suchen, lungern die beiden vor dem Haus und verlangen stündlich nach einem neuen Getränk.« Der Wirt wies auf die ganzen leeren Flaschen, die sich neben einem der Fässer angereiht hatten.
»Wollt ihr, dass sie verschwinden?«
Der Wirt seufzte. »Nein, vermutlich nicht. Wir brauchen sie, falls sie zurückkehren.«
Balderic nickte nur und bat den Wirt um einen Becher mit dem feinsten Wein, den es in diesem Gasthaus gab. Der Wein würde ihm den noch weiten Weg nach Caradon angenehmer gestalten und die Wärme des Weines würde ihn vielleicht etwas aufwärmen, während er durch den kühlen Morgenwind ritt. Auch wenn Balderic an die Kälte gewöhnt war, die in diesem Teil des Reichen fast jeden Tag herrschte, so mochte er sie deshalb keineswegs.
»Wein sollt ihr bekommen. Einen guten Wein.«, sagte der Wirt, während sich auf seinem Gesicht nun ein ehrliches Lächeln ausbreitete. Er zog sich einen Hocker zu sich, der vermutlich unter dem Tresen gestanden hatte, stieg darauf und griff nach einer Flasche, die sich ganz oben auf dem Regal befand und sich hinter ein paar weiteren leeren Flaschen versteckt hatte. Danach sprang er anmutig vom Hocker, griff zu einem Becher, den er rasch füllte, und reiche ihn ihm.
Sofort nahm Balderic lächelnd einen tiefen Schluck. Sehr guter Wein. Er nickte anerkennend und stellte den nun leeren Becher auf den Tresen ab. Während er getrunken hatte, wurden die Stimmen im Hinterzimmer lauter.
»Was geht darin vor?«, fragte Balderic neugierig und nickte, als ihm der Wirt den Becher noch einmal auffüllen wollte.
»Das Volk dieses Dorfes hat sich dort versammelt. Mein Onkel, dem dieses Gasthaus gehört, will, dass die kräftigen Männer des Dorfes die Soldaten des Lords begleiten. Sie kennen diese Gegend viel besser als die Soldaten.«, erzählte er ruhig, während er die Flasche wieder versteckte und den Hocker unter den Tresen schob. Balderic hatte geahnt, dass dieser Mann unmöglich der Wirt dieses Hauses sein könnte. Dafür war er viel zu jung.
»Und was spricht dagegen?«
Der Wirt verdrehte die Augen. »Die Frauen natürlich. Sie haben Angst, dass noch mehr Menschen aus dem Dorf versterben oder verloren gehen.«
Balderic runzelte die Stirn. »Verloren gehen?«, fragte er und griff erneut zum Becher.
»Meine Cousine zweiten Grades, die kleine Enkelin meines Onkels, wurde von den Südlingen verschleppt. Ihre Mutter hatte man in ihrem Haus getötet, nachdem sie ihnen nicht geben wollte, was sie von ihr verlangt hatten.« In seiner Stimme schwang Zorn und gleichzeitig Trauer mit. Balderic könnte meinen, dass seine Augen kurzzeitig vor Feuchtigkeit geglänzt hatten.
»Das tut mir Leid.«, sagte er mitfühlend. Sonst wusste er nicht, was er noch sagen könnte, daher blickte er den Mann hinter dem Tresen nur traurig an. Auch er war von der Skrupellosigkeit der Südlinge nicht verschont geblieben. Ebenfalls seine Cousine, dazu noch noch seine Tante, wurden vor Jahren von den Südlingen überfallen, als sie auf dem Weg nach Imrathir waren, eine Stadt am Ufer des Sirion. Dafür mussten sie das Land entlang der Mündung passieren. Er wusste noch, wie von Trauer und Schuld erfüllt sein Onkel Georgidos war, als Cautesfels die Nachricht erreichte, dass sein einziges Kind und seine liebende Frau überfallen und getötet wurden. Schnell hatte sich seine Trauer in Hass und Ignoranz gewandelt, worauf er mit einigen Männern an die Mündung des Sirion ritt und das große Gebiet nach seiner Frau und seiner Töchter absuchte. Erst nach einigen Monaten, in denen er begreifen musste, dass sie tot waren, kehrte er wieder nach Cautesfels zurück. Anders, als von Balderics Vater, der Schwager Georgidos', angenommen, verfiel sein Onkel in kein Tal der Trauer, sondern erwachte aus seinem Alptraum und war fast wieder der Alte. Dies wollte er Balderic und seiner Familie zumindest auftischen.
Der Mann hinter dem Tresen nickte nur, während seine Wangen leicht vor Nässe glänzten. »Mein Onkel, der mir wie ein Vater ist, bebt vor Zorn. Er will seine Enkelin finden und die Südlinge, die sie verschleppen, eigenhändig töten. Und ich will ihn dabei begleiten.«, erzählte er und seine Stimme bebte vor Wut. Natürlich willst du das, dachte Balderic.
»Ich werde meinem Vater davon erzählen.«, schwor der Sohn des Felsens feierlich, »Seine Männer werden deine Cousine finden und sie wieder hierher bringen.«
Der Wirt blinzelte nur verwirrt und starrte ihn schweigend an, ehe er wieder die Worte fand. »Und wer ist dein Vater?«
»Der Lord von Cautesfels, Hüter von Caradon und dem Tal von Cautes. Ich bin Balderic Stonar, sein Erbe und ältester Sohn.«
Der Wirt blickte ihn entgeistert an.
Balderic lächelte matt, griff in seinen Beutel, der ihm am Gürtel hing, und legte dem Wirt fünf Goldstücke auf den Tresen. Goldstücke. Es war das zehnfache des Preises, was der Wirt ihn für eine Flasche dieses Weines abverlangen konnte. Und er hatte nur zwei Becher erhalten.
»Ich bin Kothe.«, durchbrach der Wirt das lange Schweigen und beachtete die Goldstücke gar nicht.
Balderic nickte ihm freundlich zu, ehe er den Tresen verließ, den Becher noch immer haltend, und zur Tür schritt. »Ich werde wiederkommen.«, sagte Balderic Stonar, ehe er die Klinke der Tür ergriff, sie herunterdrücke, die Tür auf schwang und er wieder in die Kälte schritt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er an den Soldaten vorbeirauschte. Sobald Rogerion und sein Vater das Tal wieder verließen, würde er wieder hierher zurückkehren, das war gewiss.

Die Kolonne hatte die Stadt bereits durchquert, die ganze Straße, die zuvor noch mit einer Schicht Schnee bedeckt war, war nun sehr matschig und überall konnte man die ganzen Hufabdrücke der Pferde erkennen. Von der Kolonne des Lords von Ostindon konnte Balderic nur noch die Nachhut erkennen, die nun weit hinter dem Dorf auf der Straße gen Westen ritt. Er fluchte. Schnell lief er zu seinem Pferd, wo Rogerion auf seinem Pferd schon ungeduldig auf ihn wartete.
»Was hast du getrieben?«, fragte er ihn sichtlich genervt.
»Etwas getrunken.«, beantwortete Balderic knapp, machte sein Pferd los und schwang sich etwas unbeholfen in den Sattel, da er den Wein nicht verschütten wollte. Er riss die Zügel herum, trat seinem Pferd in die Flanke und ritt die Straße hinauf. Die Soldaten, die ihnen und der Kolonne nachstarrten, riefen ihnen noch etwas hinterher, was Balderic jedoch nicht verstand, während er sein Pferd weiter anspornte und den letzten Schlucke des Weins die Kehle runter schlang.
Der kühle Wind auf seinem Gesicht schmerzte und die Sonne im Osten schob sich hinter den hohen Bergen hervor.
Rogerion schloss zu ihm auf. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt und bemühte sich mitzuhalten.
Der Stonar nickte nur und hoffte inständig, dass Rogerion es verstanden hatte. Er hatte es verstanden, und gemeinsam ritten sie die gepflasterte Straße hinauf, ehe sich die Bäume zu ihren Seiten langsam lichteten und sie die Kolonne erreichten. Zwischen den nackten Baumkronen konnte er in der Ferne nun langsam den Felsen erkennen, der über das ganze Tal von Cautes ragte. Für ihn war dies immer wieder ein majestätischer Anblick.
Nachdem sie die Kolonne überholt hatten, die wahrlich nicht sehr schnell vorankam, erreichten sie auch schon die Hänge des Waldes und unter ihnen breitete sich eine gewaltige Heide aus. Den Fluss, den sie eben noch überquert hatten, floss durch diese Heide und mündete im Norden in einen großen See. Über dem See lag Cautesfels, der Felsen, und an dessen Hängen stürzten gewaltige Wasserfälle in die Tiefe. Viele, viele Schritte unter Cautesfels – Balderic schätze es auf über viertausend Fuß** - neben den Wasserfällen, gab es überall kleine und große Klippen, nur wenige Fuß über dem blauen See, die man über gewundene Pfade erreichen konnten. Von den Klippen waren Balderic, Rogerion und oftmals auch sein Bruder Celdrik und sogar seine Schwester Cathleen in den kalten See gesprungen. Es waren wahrlich tolle Tage, von denen es leider nur sehr wenige gab, da sie für das Klippenspringen meistens die heißeren Tage brauchten, die es in diesem Tal leider nur selten gab.
Neben dem See, im Schatten des Felsens, lag die große Stadt Caradon. Die Stadt war von zwei Seiten mit Wasser umringt, während man an der dritten Seite einen gewaltigen Burggraben ausgehoben hatte, der nun mit Wasser gefüllt war und den Anschein machte, als würde Caradon auf einer Insel liegen. Es sah so aus, als würden sich die dicken Mauern, aus dicken, weißen Steinen erbaut, sich aus dem Wasser erheben. All das war im Westen und Norden von den hohen Berges des Tals umringt, während sich im Osten und Süden gewaltige Wälder, Heiden und von Bäumen und kleinen Felsen, die in den Himmel ragte, bewachsene Hügel befanden.
Erreichen konnte man die große Stadt, die sich im Herzen des Tales von Cautes befand, nur über eine weitere Brücke, die man über den Burggraben gebaut hatte, oder durch ein großes Seetor, welches man nur mit einem Boot erreichen konnte.
In Balderics Augen waren Caradon und Cautesfels uneinnehmbar, falls man es im Sturm erobern wollte. Nur die Weiße Stadt, die Hauptstadt Licentiens, konnte sich mit besseren Verteidigungsmitteln rühmen.
Ohne auf die Kolonne zu warten, ritten Balderic und Rogerion den Hang hinter und weiter die Straße hinauf, durch ritten die große mit Schnee beschichtete Heide, die im Schein der Sonne zu funkeln begann, während Caradon vor ihren Augen immer größer wurde.
Die am Rand der Talstraße wuchernden Gerbersträucher hatten nun knallrote Blätter bekommen und die vielen Eichen, die auf der verschneiten Heide standen und, schienen den Abschied vom Sommer noch hinauszuzögern, und ihr erfrorenen Laubblätter waren noch zu gleichen Teilen golden und hellgrün.

Nach knapp einer Stunde, die Sonne hatte nun ihren höchsten Punkt am Himmel erreicht, erreichten sie den Anfang der Brücke, der durch einen großen Brückenkopf geschützt wurde, und ein kleines Dorf. Ein paar Häuser, überwiegend Gasthäuser für Menschen, die die Stadt nicht betreten durften, ein paar Bordelle, die zu schäbig für Caradon waren, und ein großes Haus mit einem langen Steg direkt am Ufer. Das Fährenhaus nannte man es, und dessen Boote, die am Steg lagen, brachten die Menschen in die Stadt. Doch Balderic bevorzugte die Brücke.
Das Tor des Brückenkopfes stand offen und wurde von einigen Soldaten bewacht, welche ihn und Rogerion ohne genauer hinzuschauen das Tor durchqueren ließen.
Balderic spornte sein Pferd an und galoppierte über die breite Brücke, auf der vier große Karren bequem aneinander fahren konnten, während Rogerion hinter ihm versuchte mitzuhalten. Das gewaltigen Stadttor, der Schlund des Wolfes, wie es einige Menschen nannten, stand offen, als sie er erreichten. Anders als am Brückenkopf, verlangten einige Soldaten zu wissen, wer sie sind und warum sie Einlass in die Stadt verlangten. Balderic antwortete ihnen wahrheitsgemäß, worauf der Soldat, der ihn befragt hatte, sich kurz verbeugte und sie durch das Tor winkte.
Entlang der Straße reihten sich mehrere Karren auf, die mit großen Fässern, Äpfeln, Kisten, Heuballen und einigen der größten Melonen beladen waren, die Balderic je in seinem Leben gesehen hatte. Fast jeder dieser Karren hatte eigene Wachen, die den Karren vor Dieben schützte, während der Bauer mit einem Soldaten der Stadt diskutierte, worauf der Bauer etwas Geld abtreten musste und dafür ein Stück Pergament bekam, womit er das Recht erhielt, seine Waren in der Stadt zu verkaufen.
Balderic und Rogerion musterten die lange Reihe von Karren, während sie immer weiter tiefer in die Stadt eindrangen, ehe sie einen großen Platz erreichten. In der Mitte des Platzes stand ein großer Brunnen und überall drumherum standen große und kleine Marktstände, wo Bürger der Stadt Waren kauften konnten. Umringt war der Platz von großen, sauberen Gebäuden mit einem dunklen Dach und einer großen Kirche, deren Turm die meisten Gebäude in der Gegend überragte. Ein Pratus in seinem schlichten Gewand stand vor der Kirche und predigte irgendeinen Unsinn, von dem Balderic vermutlich nichts von verstehen würde. Er uns seine Familie waren keine Anhänger der Kirche von Licentien, und das wusste auch die Kirche. Dennoch erlaubte sein Vater ihnen, ihre Glaubenshäuser überall auf seinem Land zubauen, damit sie den Glauben ihrer Kirche unter dem Volk der Stonars kundtun konnten. Überall sah Balderic die üblichen Menschenansammlungen, die Männer der Stadtwache in ihren grauen Kettenhemden, Bäcker, die ihr Brot verkauften, Schlachter, die ihr Fleisch verkauften und Huren, die sich mit halbnacktem Körper aus dem Fenster lehnten und einigen Männern auf den Straßen etwas zuriefen. Es war das bekanntliche Treiben auf den Straßen von Caradon.
»Da kommt mein Vater.«, verkündete Rogerion und wies in Richtung Stadttor, welches man vom Platz aus gut sehen konnte. Balderic nickte und gemeinsam schlossen sie sich der Kolonne aus Ostindon wieder an und ritt mit ihnen durch die ihm so vertrauten Straßen der Stadt. Er stellte fest, dass keiner der Menschen auf den Straßen ihnen einen zweiten Blick zuwarfen.
Die Tore der großen Veste am Rande der Stadt, die auf einer kleinen Halbinsel auf einem hohem Hügel über die gesamte Stadt wachte und von hohen Mauern umringt war, welche die restlichen Mauern von Caradon in Höhe übertrafen, standen offen, allerdings versperrten ihnen zwei Dutzend Soldaten der Stadtwache mit ihren langen Lanzen den Weg.
»Lord Alerion Lanthir und Balderic Stonar erbitten Zugang zur Burg.«, rief ihnen ein Reiter aus den vordersten Reihen der Kolonne zu, der die Standarte seines Herren hielt, worauf die Soldaten der Stadtwache die Lanzen senkten und sie den Weg frei machten.
Im äußersten Hof der Veste stieg Balderic von seinem Pferd und blickte gen Cautesfels, welches hoch über ihnen in den von Wolken bezogenen Himmel ragte. Rogerion gesellte sich an seine Seite, während einige Stallburschen ihre Pferde in die Ställe brachten.
»Ob dein Vater uns schon in der Burg erwartet?«, fragt Rogerion.
»Mein Vater wird Cautesfels womöglich nie wieder verlassen, mein Freund.«, antwortete er, wandte seinen Blick von Cautesfels ab und klopfte Rogerion auf die Schulter. »Nein, meine Mutter erwartet uns.«
Lächelnd ließ er den verwirrten Rogerion im Hof stehen und betrat durch ein großes Tor die Burg von Caradon.


Sie durfte keine Furcht zeigen, dennoch tat sie es. Cathleen ging dicht hinter ihrem Bruder durch die kleine Vorhalle der Burg, die von großen Kerzenständern an den Wänden hellerleuchtet war, während ihre Schwester mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck neben ihnen herging. Hinter den Geschwistern ließ man den Windenaufzug langsam ruckelnd und zuckend wieder in die Tiefe gleiten. Jeder, der nicht unter großer Anstrengung die in Stein gehauene Treppe nehmen wollte, die sich wie der menschliche Darm durch das Innere des Felsens schlängelte, musste den eisernen Windenaufzug nehmen, um in die eigentliche Burg auf dem Felsen zu gelangen.
Zwei Wachen in weißen Mänteln mit Speeren in der Hand flankierten die mit Schnitzereien verzierte Tür der Kleinen Halle von Cautesfels. Als sich Cathleen, Celdrik und Saveryna der hölzernen Tür näherten, öffneten die beiden Wachen ihnen mit einer fließenden Bewegung die Tür. Cathleen drängte sich dichter an ihren Bruder, als sie über die Türschwelle traten und die Tür hinter ihnen krachend geschlossen wurde, worauf sie kurz zusammen zuckte und ihrer Schwester einen verzweifelten Blick zuwarf, den diese allerdings nicht erwiderte.
Cathleen wäre viel lieber weiter durch den Schnee gestapft, in der Kälte frierend und ohne Orientierung im Walde umherirrend, statt nun vor ihre Mutter zutreten. Was hatte ich mir nur dabei gedachte, schimpfte sie mit sich selbst und verfluchte ihr stures Gehabe.
Sie blickte sich unsicher in der Kleinen Halle um. Ihre Mutter war noch nicht anwesend, nur ein großes Feuer prasselte in dem gewaltigen Kamin, der aus einem dunklen Stein gefertigt war und mit zwei wachsam blickenden Wölfen flankiert war. Durch ein kreisrundes Fenster, das direkt über dem Podest der Halle war, fiel das warme Sonnenlicht hinein und man sah den Staub in der vom Sonnenlicht erhellten Luft langsam umherwirbeln.
Gemeinsam gingen sie über den grauen Seidenteppich zwischen den geriffelten Säulen, die breit wie die Baumstämme im Walde waren. Der Boden und die Wände der Kleinen Halle bestanden aus grauweißem Stein. Die Fackeln in den hohen eisernen Halterungen waren entzündet und dunkler Rauch ging von ihnen aus.
Vor dem kleinen Podest, auf dem zwei hochlehnige Stühle standen, blieben die Geschwister stehen und starrten ruhelos in der Halle umher. Cathleen verspürte ein unbehagliches Kribbeln auf ihrer makellosen Haut. »Ob sie sehr wütend ist?«, fragte sie unsicher in den Raum.
»Ich denke schon.«, erwiderte Saveryna trocken und warf ihr einen bösen Blick zu. »Aber daran hättest du eher denken können, nicht?«
Cathleen schluckte und gab sich keiner Antwort hin, stattdessen starrte sie durch das große Fenster und beobachte geistesabwesend die wenigen Wolken am Himmel. Sie hatte Schuldgefühle, die sie schrecklich plagten. Sie wäre für den Tod eines kleinen Kindes verantwortlich. Hätte sie auf ihren Bruder gehört, dann hätte dem Mädchen vielleicht noch eine langes und erfülltes Leben bevorgestanden. Doch nun versauerte sie in den dunkelsten Verliesen des Felsens, weit unter ihnen in der Erde, wo kein Sonnenlicht hinreichte. Den meisten Gefangenen von Cautesfels stand ein Leben in Dunkelheit bevor, das wusste die Tochter des Felsens, und die untersten Verliese, die noch unter dem See lagen, waren so klein, dass man in ihnen stehen musste. Selbst die dringendsten Bedürfnisse, die einen Menschen so plagten, musste man dort verrichten.
Auch wenn sie ein Südling war... was konnte ein Kind für seine Abstammung? Nichts. Sie stellte sich vor, wie das kleine Mädchen zitternd vor Kälte in einen dieser Verliese hauste, was ihr nur noch mehr Schuldgefühle einbrachte und ihr ein Schaudern über den Rücken lief.
Krachend wurde die Tür, hinter der ein gewaltiger Balkon lag, von wo man einen fantastischen Ausblick über das gesamte Tal hatte, hinter dem Podest aufgeschlagen und ein kräftiger Windzug ging durch die Halle, sodass Cathleen kurz erzitterte und ihren Umhang enger zog.

Ihre Mutter schenkte ihnen erst ihre Beachtung, als sie sich elegant auf dem hochlehnigen Stuhl niedergelassen hatte und sie ihren Blick über ihre Kinder schweifen ließ.
Die Lady des Felsens trug ein langes Kleid aus grauem Samt und eine lange Halskette aus Onyx und einem silbernen Wolfskopf, in dessen Augen zwei gelbe Saphire befestigt waren. Das schwarze Haar, welches auch Cathleen besaß, war zu einem strengen Zopf geflochten, der ihr bis zur Taille über den Rücken fiel.
»Was«, sie Sprach das Wort mit so einer Kälte aus, dass Cathleen das Blut in den Adern gefror, »habt ihr euch dabei gedacht?!«, fragte ihre Mutter scharf und blickte zornig ihren Kindern entgegen. Anders, wie Cathleen, ihr Vater und ihre Brüder, hatte ihre Mutter hellblaue Augen, die nun in Eis erkaltet zu sein schienen.
Sie hatten ihre Mutter noch nie so zornig und bebend erlebt wie in diesem Augenblick. Nein, meistens war die Lady von Cautesfels die freundlichste und gutmütigste Frau, die Cathleen je kannte. Eine Frau, die niemals aus der Haut fuhr, selbst dann nicht, als Celdrik und Balderic, Cathleens Bruder, mit einem ihrer Freunde erwischt wurden, wie sie es geschafft hatten, Celdriks Zimmer in Brand zustecken. Hätte man diesen Brand nicht schnell gezähmt, hätte die Halbe Burg in kürzester Zeit in Flammen gestanden. Dennoch waren die Strafen, die sie aussprach, hart, sodass jedes ihrer Kinder ihr Urteil fürchtete, nachdem ihr Vater erkrankt war.
Ihre Mutter erwarte überhaupt keine Antwort von ihnen und fuhr fort. »Ihr verlasst die Burg ohne jeglichen Schutz, treibt euch bis zum Morgengrauen im Wald herum und macht Jagd auf gefährliche Südlinge, die euch getötet hätten, wenn sie die Chance dazu gehabt hätten?«, fragte sie wütend, und ihr Blick wanderte über Celdriks blutüberströmter Kleidung und seinen Waffen. Ihre Nasenflügel bebten. Sie wäre vermutlich völlig in Rage geraten, wenn sie auch Cathleens Bogen bemerkt hätte, den sie zum Glück direkt gut versteckt hatte, als sie durch das Tor den Felsen betraten und ehe sie von einem Trupp von Männern in Kettenhemden in Empfang genommen wurden. Einige der Männer hatten sogleich ihre Begleiterin, das Südling-Mädchen, fortgeschleppt, die sich nicht einmal gewehrt hatte. Celdrik, der alte Feigling, hatte nicht protestiert, während seine Gefangene fort gezerrt wurde, und war einem der Männer bis zum Windenaufzug gefolgt, nachdem dieser ihnen mitgeteilt hatte, dass die Lady von Cautesfels sie erwartete.
»Wir wollten überhaupt nicht in den Wald, sondern nach Caradon.«, versuchte Cathleen zu erklären und blickte ihrer Mutter zögerlich in die Augen, »Die Angelegenheit mit den Südlinge hatte sich dann so... ergeben. Es war unsere Pflicht, wir mussten unser Land vor ihnen schützen!« Es war ein wahrlich schwacher Versuch, ihre Mutter zu beruhigen, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
Die Lady schnaubte und Cathleen ließ den Blick wieder sinken. Saveryna strich sich währenddessen über ihrer Rock und glättete eine Falte. Wie Celdrik starrte sie ihre Mutter an. In Saveryna Fall, so kam es zumindest Cathleen vor, leicht gelangweilt. Beide gaben keinen Widerstand.
Cathleen schüttelte nur den Kopf, ehe sie ihren Blick wieder hob. Wenn sie sich schon nicht retten konnte, dann wenigstens ihre Geschwister.
»Es war meine Schuld, Mutter.«, gab Cathleen zu und ging einen Schritt auf ihre Mutter zu, »Bestrafe mich, nicht sie. Celdrik wollte mich nur beschützen, da ich den Rückweg nicht antreten wollte, und Saveryna ebenso.« Celdrik und ihre Schwester, die nun wirklich überrascht aussah, sahen sie fast entgeistert an, schwiegen aber. Ihre Mutter hob eine Augenbraue, ehe ein Lächeln über ihr Gesicht huschte und sie sich erhob.
»Du weißt, was dies bedeutet, Cathleen?«, fragte ihre Mutter ruhig, worauf Cathleen kurz nickte.
Eine ganze Weile herrschte ein nachdenkliches Schweigen. Dann wurde die verzierte Tür aufgeschoben und Georgidos betrat die Halle. Er warf ihrer Mutter einen vielsagenden Blick zu.
»Gut.«, sagte die Lady des Felsens plötzlich und trat zu ihren Kindern, »Bereitet euch auf das Fest vor. Wenn die Sonne ihren Zenit erreicht hat, reiten wir nach Caradon.« Celdrik nickte beklommen, warf einen letzten Blick zu Cathleen, und verließ mit großen Schritten die Halle. Saveryna knickste vor ihrer Mutter und folgte dann ihrem Bruder aus der Halle.
»Du bleibst in der Burg.«, erklärte ihr ihre Mutter. Als ob sie es nicht erahnt hätte. Widerstrebend nickte Cathleen.
Wie gerne hätte sie Rogerion wiedergesehen, auf dem Fest getanzt und die großen und kleinen Lords in ihren festlichen Gewändern erblickt. Doch sie musste für ihr Vergehen bezahlen, das war ihr klar. So hatte man sie erzogen. Die Tatsache, dass sie ihre Geschwister geschützt hatte, sodass diese das Fest besuchen dürften, fühlte sich gut an, sodass sie kurz ein Lächeln aufsetzte. Es ist ja nicht das letzte große Fest vor dem Winter. Wie Saveryna knickste sie höflich vor ihrer Mutter, rauschte an Georgidos vorbei, der von immer vor der Tür in der Kleinen Halle stand, und verließ die Halle.


[* = knapp 30 Meter / ** = knapp 1200 Meter]
 
Zuletzt bearbeitet:

Naruz

Gläubiger


Ah... ich habe mich schon lange gefragt, wann so eine Frage kommen würde. Weißt du, ich habe in den letzten zehn Jahren bereits mit über einem Dutzend Schreiberlingen über den großen Krieg geredet, aber erstaunlicherweise hat nie jemand danach gefragt, wovor ich denn nun am meisten Angst hatte. Vielleicht haben sie es auch für selbstverständlich gehalten, dass es Malek Últhuan sei. Wen könnten wir möglicherweise mehr fürchten, als diesen verdammten Bastard, nicht wahr? Ich muss zugeben, er ist nahe dran derjenige zu sein, vor dem ich mich am meisten fürchtete. Immerhin habe ich mit angesehen, was während der Schlacht auf den Pâer-Feldern geschehen ist. Du kennst die Geschichten, nehme ich an?“
Ich nickte, um ihm zu bedeuten, dass ich sie in der Tat kannte. Immerhin hatte ich bereits mit einigen Veteranen gesprochen. Allerdings schien er nicht überzeugt zu sein, dass ich auch die
richtige Geschichte gehört habe, denn er schnaubte, schüttelte mit dem Kopf und fuhr dann fort:
Man muss eigentlich da gewesen sein. Wir hatten es nach heftigen Kämpfen geschafft die Königin der Spitzohren und ihre Leibwachen vom Rest ihres Heers zu trennen, während wir die Stellung hielten griffen einhundert der besten Krieger des Königs der Rebellen die stark reduzierte Leibwache an. Was dann geschah, damit konnte jedoch niemand rechnen. Wir wussten dass Malek ein mächtiger Krieger war, der selbst von anderen Alfar respektiert wurde. Aber das... er hat eigenhändig ein Dutzend Krieger des Rebellenkönigs erschlagen und ihn danach im Zweikampf bezwungen und in die Flucht geschlagen. Übrigens, lustige Sache, bevor der König fliehen konnte, hat der glatzköpfige Bastard ihm den Namen der Finsteren Königin mit Magie in die Brust gebrannt! Kannst du dir das vorstellen? Angeblich ließ sich das Mal nicht mehr entfernen, weshalb er noch immer... aber ich komme vom Thema ab.
Wenn es also nicht Malek war, wovor hatte ich dann am meisten Angst, während des Krieges? Ganz einfach, vor dem Phantom.“
Ich fragte ihn, ob 'Phantom' eine Art Titel war, den man einem der Alfar verliehen hatte, aber er schüttelte verneinend den Kopf.

Ich wünschte das wäre es, aber nein. Phantome sind etwas gänzlich anderes, während des gesamten Krieges habe ich nur eines gesehen, aber wann immer es während einer Schlacht aufgetaucht ist, mussten wir uns zurückziehen, egal wie gut es für uns aussah. Unsere Runenpriester und die Magier der Rebellen haben sich darüber unterhalten, aber ich weiß noch immer nicht genau, was ein Phantom denn nun ist. So wie ich es verstanden habe, sind es magische Geschöpfe die aus der Seele eines mächtigen Hexers entstehen, wenn dieser stirbt. Es war... einfach nur unheimlich. Ich habe schon gegen Dutzende Hexer gekämpft und sie in den Tod geschickt, aber dieses Phantom war etwas vollkommen anderes. Ein einzelner Spruch reichte aus, um zwei Dutzend Silberäxte in Flammen aufgehen zu lassen, ein kleiner Satz sorgte dafür dass ein halbes Dutzend Runenpriester den Verstand verloren und ihre Magie gegen unsere eigenen Truppen wandten, ein einziges Wort ließ die Herzen einer ganzen Kohorte gestandener Veteranen gefrieren und sie kreischend die Flucht ergreifen.“
Auf meine Frage hin, wie es uns denn gelungen sei den Krieg zu gewinnen, wenn die Alfar über so mächtige Magie verfügten, lachte Tjored und trank einen großen Schluck von seinem Bier, ehe er mir antwortete.

Schon mal was vom 'Seelenbrand' gehört? Ach, was frage ich, natürlich hast du das, ansonsten hättest du kein Recht dich Chronist zu nennen. Hast du die Geschichte geglaubt, die man der Öffentlichkeit erzählt hat? Wahrscheinlich nicht, das haben die wenigsten. Die Wahrheit hinter dem Seelenbrand ist, dass die Magier ihr Leben gegeben haben, um das Phantom zu vernichten. Fünfzig Erzmagier der Ljosalfar haben ihr Leben, oder ihren Verstand geopfert, um dieses Wesen zu töten. Aber weißt du, was mir am meisten Angst macht? Als es gestorben ist, gab es kein einziges Geräusch von sich, es ist einfach nur... verschwunden, genauso plötzlich, wie es manchmal auf einem Schlachtfeld aufgetaucht ist. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich tot ist und ich befürchte noch heute, dass es eines Tages wieder auftauchen wird, um mich zu holen...“

- Auszug aus Meine Gespräche mit den Helden von Îmlarthaion, von Ljod Grimmnar, 24 nach dem Fall



Câed Dûrzahl:

Weit entfernt von Birkenquell, tief unter der Erde im Reich von Archon Naruz Drâzuhl, gingen zwei junge Frauen nebeneinander durch die langen Gänge des Blutenden Turms. Alesia trug das rote Kleid, welches sie als persönliche Sklavin des Archons kennzeichnete und lächelte während sie sich mit dem anderen Mädchen unterhielt. Bei diesem handelte es sich um Liz, der Sklavin, die von einem Legionär vergewaltigt und verstümmelt worden war. Liz hatte braune Haare die ihr bis zum Rücken gingen und grüne Augen, gekleidet war sie in ein schwarzes Kleid auf dessen Mitte eine silberne Spinne gestickt war. Ihr fehlte die rechte Hand und der Stumpf war mit einer dunkelbraunen, ledernen Kappe abgedeckt worden, mit ihrer linken Hand hielt Liz sich am Arm ihrer Freundin fest. Trotz allem was ihr widerfahren war, gelang es der Sklavin zu lächeln, während sie neben Alesia ging.
„Wie gefällt dir dein neuer Posten?“ fragte Alesia gerade und ließ ihren Blick dabei zur Spinne wandern, die auf dem Kleid ihrer Freundin prangte. Jedes Kleidungsstück eines Sklaven, oder einer Sklavin, in Câed Dûrzahl symbolisierte um was für einen Sklaven es sich handelte. Rote Kleidung zeigte meist an, dass der betroffene Mensch, oder in seltenen Fällen Eldar, persönlicher Sklave eines Archons war und als Diener oder Bettsklave fungierte. Ein schwarzes Kleid, wie Liz es trug, hingegen bedeutete, dass die Sklavin bei den Handwerkern tätig war, meist bei den Schneidern. Die silberne Spinne auf Liz' Kleid zeigte gleichzeitig, dass sie jetzt Aufseherin der Schneider war.
„Es ist wunderbar!“ antwortete Liz begeistert und ihre Augen strahlten Alesia förmlich an. „Als... als ich meine Hand verloren habe dachte ich schon, dass ich bald auf der Straße, oder in den Zuchtgehegen lande.“ fuhr sie dann mit bedrückter Stimme fort. „Du ahnst gar nicht wie viel Angst ich hatte als du mit den Soldaten gekommen bist, um mich auf dein Zimmer zu bringen! Ganz davon zu schweigen wie ich mich gefühlt habe, als plötzlich der Archon aufgetaucht ist um mit mir zu reden!“
Alesia ließ ein helles Lachen hören. „Ich kann es mir vorstellen, so verschreckt hatte ich dich noch nie gesehen.“
„Danke, Alesia.“ sagte Liz plötzlich, warf der anderen Sklavin einen dankbaren Blick zu und lächelte, was dafür sorgte, dass Alesia ziemlich verlegen wurde.
„F-für was? Du musst dich nicht bedanken.“ murmelte sie und wandte den Blick ein wenig ab.
„Doch, das muss ich. Ich bin nicht dumm, Alesia. Mir ist klar, dass du der Grund dafür bist, dass der Archon sich persönlich darum gekümmert hat mir einen neuen Posten zu besorgen.“ meinte Liz mit ernster Stimme. Darüber, dass der Eldar sie vergewaltigt hatte, war sie bereits nach wenigen Tagen hinweg gewesen. Es war nicht das erste mal gewesen, dass einer der Legionäre sich an ihr, oder einer der anderen Schneiderinnen vergangen hatte und es würde gewiss nicht das letzte mal gewesen sein. Der Grund, weshalb sie sich eingeschlossen und versteckt hatte war der Verlust ihrer Hand, und somit ihr Wert als Schneiderin gewesen. Sie hatte sich gar nicht ausmalen wollen, was denn nun mit ihr geschehen würde, zu ihrem Glück, und großer Überraschung, wurde sie jedoch befördert, falls man bei Sklaven von so etwas reden konnte, um auch weiterhin ihr Wissen über das Handwerk der Schneider nutzen zu können.
„Du übertreibst, du bist eine talentierte Schneiderin, natürlich kümmert er sich darum.“ meinte Alesia und lachte erneut.

Liz schüttelte jedoch mit dem Kopf. „Das mag alles sein, aber du willst doch nicht etwa abstreiten, dass du dem Archon von der ganzen Sache erzählt hast, oder?“
„Nun... nein, ich habe ihm davon erzählt. Aber ich habe nichts damit zu tun, dass er dir geholfen hat, der Meister hat sich selber dafür entschieden dir zu helfen.“
„Du bist wirklich ein wenig naiv, kann das sein?“ fragte Liz und musste nun ebenfalls lachen.
„Was meinst du damit?“ murmelte Alesia, mit leicht beleidigtem Unterton in der Stimme.
„Dass du überhaupt nicht merkst, was für einen Einfluss du auf den Archon hast. Du bist erst seit knapp vier Jahren hier, ich hingegen bin im Turm aufgewachsen. Seit du hier bist geht es uns einfachen Sklaven viel besser, ich weiß nicht wie du es anstellst, aber...“ Liz brach ab, als Alesia entschieden mit dem Kopf schüttelte.
„Du irrst dich, ich habe überhaupt nichts gemacht. Ihr alle versteht unseren Meister nur falsch, es gibt leider viel zu viele die nicht begreifen, dass er nur das beste für uns will.“ sagte sie, voller Überzeugung in der Stimme.
Liz stutzte und sah ihre Freundin ein wenig verwundert an. Sie wusste zwar, dass ihre Freundin eine hohe Meinung vom Archon hatte... aber das hier hörte sie gerade zum ersten mal. „Das beste für uns? Wie kannst du so etwas sagen? Er ist ein Eldar! Sie mögen unsere Herren und Meister sein, aber trotzdem sind sie es, die uns versklavt und uns die Freiheit geraubt haben. Du denkst doch nicht wirklich, dass es ihn interessiert, wie es uns geht, oder?“
Alesia lächelte schwach. „Du kannst es einfach nicht sehen, aber keine Sorge ich verurteile dich nicht dafür. Naruz... unser Meister ist nett, freundlich und kümmert sich gut um uns, oder etwa nicht?“
Liz öffnete den Mund um zu antworten, schloss ihn dann jedoch und dachte eine Weile über Alesias Worte nach. Eigentlich lag ihre Freundin nicht falsch, selbst den Zuchtsklaven und den Arbeitern in den Minen und Schmieden des Blutenden Turms ging es besser, als vielen Menschen in den anderen Herzogtümern. Trotzdem würde sie nicht so weit gehen und sagen, dass der Archon das beste für sie wollte... aber sie würde bestimmt nicht mit Alesia darüber diskutieren, nicht nachdem sie so viel für sie getan hatte. Zwar stritt ihre Freundin es ab, aber Liz war sich ziemlich sicher, dass Alesia den Archon irgendwie überzeugt hatte, ihr zu helfen. Stattdessen beschloss sie, dass es an der Zeit war ihre Freundin ein wenig zu ärgern. „So wie du redest könnte man fast meinen, dass du in den Meister verliebt bist.“ sagte sie und ein breites Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, als sie sah wie Alesia hochrot anlief und den Blick auf den ebenso roten Teppich des Ganges richtete. Natürlich war es mehr, als nur ein dummer Spruch um Alesia zu ärgern, denn so gut wie jede Sklavin im Turm wusste, dass Alesia dem Archon vollkommen verfallen war.
„I-ich... e-es ist nicht so, d-dass ich... a-also ich... ähm, Naruz, i-ich meine d-der Meister ist immer...“ stotterte das Mädchen vor sich hin und verstummte als sie hörte, wie Liz neben ihr laut auflachte. „Du bist gemein.“ murmelte Alesia, deren Wangen noch immer rot waren, lächelte jedoch.


Liz stellte Alesia noch eine Frage, aber deren Gedanken waren inzwischen ganz woanders, nämlich an dem Tag vor vier Jahren, an dem sie Naruz als ein Geschenk überreicht worden war. Bis zu diesem Tag hatte sie in den 'Ausbildungsstätten' für Sklaven und Sklavinnen gelebt, wo sie seit ihrem zwölften Lebensjahr auch einer Ausbildung zur Bettsklavin unterzogen worden war. Als sie gleich in der ersten Nacht ins Privatgemach ihres neuen Herren gerufen wurde hatte sie vor Angst gezittert, denn ihre Ausbilder hatten ihr deutlich gezeigt, dass Eldar nicht gerade umsichtig mit ihren Sklaven umsprangen. Umso überraschter war sie gewesen, als der Archon nicht nur freundlich mit ihr redete und ihr erklärte was ihre Pflichten waren, sondern auch noch erstaunlich sanft und liebevoll gewesen war, als sie letztendlich mit ihm geschlafen hatte. Seither war sie ihm immer eine gute Dienerin gewesen und hatte ihr möglichstes getan um sich für seine Freundlichkeit zu bedanken, was unter anderem dazu führte, dass sie, seit sie beim Blutenden Turm war noch kein einziges mal diszipliniert werden musste, was nur die wenigsten Sklaven von sich behaupten konnten. Außerdem wurde sie so öfter als die meisten anderen Sklavinnen zum Archon bestellt und konnte ihm so die meiste Zeit über noch näher sein, als alle anderen im Turm. Bei den Gedanken an die gemeinsamen Stunden mit dem Eldar spürte Alesia ein Kribbeln im Bauch und merkte, wie sich ihr Gesicht wieder rötlich färbte und ihre Ohren förmlich anfingen zu glühen.
„Hallo? Hörst du mir überhaupt noch zu?“
Alesia zuckte zusammen, als Liz ihr Gesicht direkt vor ihres schob und sie besorgt ansah. „Oh... tut mir leid, ich war gerade ganz woanders.“ sagte Alesia und lächelte entschuldigend.
„Mhm... ich kann mir schon vorstellen wo genau du warst.“ antwortete Liz grinsend und warf einen vielsagenden Blick auf Alesias Brüste. Als diese dem Blick ihrer Freundin folgte merkte sie sofort, worauf Liz anspielte, denn Alesias Brustwarzen hatten sich beim Gedanken an den Archon aufgerichtet und da sie, wie alle Sklavinnen, lediglich ein Höschen unter ihrem Kleid trug, zeichneten sich die Knospen ihrer Brüste deutlich unter dem dünnen Stoff ab.
Die Sklavin hustete laut und räusperte sich, ehe sie den Blick stur geradeaus richtete und versuchte, die ganze Sache zu ignorieren, indem sie Liz fragte: „Was wolltest du jetzt von mir wissen?“
„Na ja, ich habe nur gerade überlegt dass es, wenn es so weitergeht wie bisher, nicht mehr lange dauern kann, bis der Meister dich zu seiner Konkubine macht, meinst du nicht auch?“
Die Frage reichte aus, um Alesia noch lauter husten zu lassen und dafür zu sorgen, dass sie fast über ihre eigenen Füße stolperte. Liz schaffte es gerade noch sie am Arm festzuhalten und somit zu verhindern, dass Alesia sich auf den Teppich legte. „W-was? Weißt du überhaupt, wovon du da redest?“ fragte Alesia, als sie sich einigermaßen beruhigt hatte. Liz hatte sie damit vollkommen aus dem Konzept gebracht, denn daran, von Naruz über den Sklavenstand erhoben zu werden hatte sie bislang nicht einmal im Traum gedacht.
„Natürlich weiß ich es. Und wenn du einmal darüber nachdenkst, ist es gar nicht mal so unwahrscheinlich. Der Meister mag Menschenfrauen im Allgemeinen und dich ganz besonders. Außerdem kümmerst du dich um die anderen Sklavinnen der höheren Stockwerke, bist immer da wenn jemand Hilfe oder Rat braucht und bist zudem noch hübsch und schlau. Meinst du nicht, dass du zumindest perfekt für eine Rolle als Aufseherin der Sklavinnen geeignet wärst?“
Alesia schüttelte entschieden den Kopf. „Ausgeschlossen, bislang wurden immer nur Eldar zu Konkubinen gemacht, niemals ein Mensch. Mal ganz abgesehen davon, dass Herrin Ânyaeth mich dafür umbringen würde.“
„Ach ja... wo ist sie eigentlich? Ist sie mit dem Meister gereist?“ fragte Liz und runzelte nachdenklich die Stirn. Ânyaeth war die Cousine des Archons und die einzige seiner Verwandten, mit der er sich relativ gut verstand. Laut Naruz' Anweisungen sollte sie eigentlich in Câed Dûrzahl bleiben, allerdings wäre es nicht das erste mal, dass sie die Befehle ihres Cousins ignorierte um ihn zu begleiten.
„Ich... einen Augenblick.“ meinte Alesia als sie sah, wie ein halbes Dutzend Eldar aus einer nahen Tür in den Gang traten und auf sie und Liz zugingen. Sie kannte die Krieger nicht, aber die grünen Markierungen auf ihren Lederrüstungen zeigten an, welchem Sýbari sie untergeordnet waren. Diese Eldar hier sollten sich eigentlich am Hafen befinden und dort Wache halten, im Turm hatten sie nichts zu suchen. „Verzeihung, Ehrenwerte.“ sagte Alesia, als die Krieger direkt vor ihr und Liz standen und verneigte sich tief vor ihnen, ihre Freundin tat es ihr gleich.
„Was willst du, Sklavin?“ fragte einer der Eldar mit desinteressierter, kalter Stimme, die Alesia ein Schaudern über den Rücken jagte.
Trotzdem richtete sie sich auf und sah dem Sprecher der Krieger fest in die Augen. „Ihr solltet nicht hier sein, Ehrenwerte. Ich bin mir sicher, dass Ihr am Hafen Wache halten solltet.“
„Das stimmt. Aber wir sind hier um jemanden zu suchen... kennst du eine Alesia, Sklavin?“
„Mein Name ist Alesia, wie kann ich Euch dienen, Ehrenwerter?“ antwortete Alesia sofort, zuckte jedoch nervös zusammen, als sich ein bösartiges Grinsen auf das Gesicht des Eldar stahl.
„Wirklich? Nun, das macht die ganze Sache viel einfacher.“ sagte der Krieger und nickte den anderen fünf Eldar zu.


Bevor Alesia oder Liz auch nur etwas tun konnten, schnellten die Männer nach vorn, zwei von ihnen packten Alesia an den Armen und knallten ihren Rücken so hart gegen die Wand, dass sie vor Schmerz aufstöhnte. Ein dritter rammte Liz eine Faust in die Magengrube und drückte dann auch die verkrüppelte Sklavin gegen die Wand, hielt ihr jedoch eine Hand vor den Mund, um jegliche Proteste bereits im Keim zu ersticken, währenddessen bauten die verbliebenen Eldar sich vor Alesia auf.
„W-was soll das?“ fragte Alesia und konnte nicht verhindern, dass ein leichter Anflug von Panik in ihrer Stimme mitschwang. „I-ich weiß nicht was Ihr wollt, aber...“
„Schweig!“ zischte der mittlere Eldar sie an und drückte ihr einen gezackten Dolch gegen die Kehle, woraufhin Alesia nervös schluckte und die Lippen zusammenpresste. „Weißt du, ich habe wirklich nichts dagegen, dass der Archon mit dir ins Bett steigt.“ erklärte der Eldar und zog den Dolch ein Stück zurück, hielt ihn nun jedoch seitlich gegen Alesias Hals. „Wenn er darauf steht, es mit Tieren zu treiben von mir aus, soll er doch machen was er will. Das kann ich alles akzeptieren. Aber ich kann es nicht akzeptieren, wenn besagtes Tier sich plötzlich für etwas besseres hält, nur weil es mit einem Eldar geschlafen hat.“ mit diesen Worten führte der Eldar den Dolch zu einem der Träger von Alesias Kleid und schnitt ihn durch, woraufhin das Kleidungsstück auf dieser Seite ein wenig nach unten rutschte.
Die Sklavin riss erschrocken die Augen auf, als ihr langsam klar wurde was hier gerade vor sich ging. Sie wurde von Eldar angegriffen und nicht nur das, dem Gesichtsausdruck der Krieger um sie herum hatten sie weit mehr vor, als ihr nur ein wenig Angst einzujagen. „I-ich halte mich nicht für etwas besseres!“ sagte sie sofort, nun mit vollkommen panischer Stimme und versuchte, sich irgendwie aus dieser Situation herauszureden. Sie war die persönliche Sklavin des Archons und stand unter seinem Schutz! Kein Eldar würde es jemals wagen, sich an ihr zu vergreifen, die Krieger hier machten nur Spaß... ja, das war es, es handelte sich um einen Scherz. Zugegebenermaßen um einen äußerst bösen Scherz, aber das spielte keine Rolle.

Wie falsch sie mit dieser Hoffnung lag, zeigte sich schon wenige Augenblicke später, als das Grinsen des Eldar noch breiter wurde und er seinen Dolch zur anderen Seite ihres Kleids wandern ließ. „Es hat keinen Sinn zu lügen, Sklavin. Du hast dir ziemlich viel herausgenommen in letzter Zeit, aber als du es tatsächlich gewagt hast einen von uns hinrichten zu lassen, hast du eine Grenze überschritten.“ sagte der Krieger und warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. „Du widerst mich an! Ein einfacher Mensch... ein Tier wagt es, über Leben und Tod eines Eldar zu entscheiden? Für diese Frechheit wirst du bezahlen müssen.“ Alesia dachte kurz darüber nach, ob sie nicht um Hilfe rufen sollte, immerhin befanden sich die zwei Nathrezim die der Archon zu ihrem Schutz abgestellt hatte ganz in der Nähe. Allerdings schien der Eldar vor ihr zu ahnen was sie dachte, denn er fing plötzlich an zu lachen, packte Alesia an den Haaren und drückte ihren Kopf fest gegen die Wand um ihr in die Augen zu starren. „Keine Sorge, ich habe an deine Freunde gedacht. Selbst die viel gerühmten Nathrezim dürften Schwierigkeiten haben, sich gegen zwei Dutzend Söldner zu behaupten. Falls sie überhaupt gewinnen, werden sie viel zu spät sein um dich zu retten.“ flüsterte der Eldar mit bedrohlichem Unterton in der Stimme und schnitt den zweiten Träger durch, woraufhin Alesias Kleid nach unten rutschte und ihre Brüste entblößten.
Als die beiden Eldar, die ihre Arme festhielten, ihr Kleid und Höschen nach unten zogen und sie somit vollständig entkleideten, sammelten sich Tränen in Alesias Augen und sie stieß einen spitzen Schrei aus. „B-bitte nicht... d-das k-könnt Ihr nicht tun!“ rief sie ängstlich, während Erinnerungen aus einer Zeit vor Naruz und dem Blutenden Turm an die Oberfläche traten, Erinnerungen aus einer Zeit, an dem sie fast jedem Tag der Gnade ihrer sadistischen Ausbilder und Wächter ausgeliefert gewesen war und die sie langsam aber sicher vergessen hatte, seit sie hier im Turm diente.
Der Anführer der Eldar ließ ein verächtliches Schnauben hören, während einer seiner Kameraden nach vorn trat und seine Hände auf die Brüste der Sklavin legte. „Merkst du es denn nicht? Selbst jetzt wagst du es noch, mir Befehle zu geben!“ fauchte er Alesia an, während der Krieger anfing ihre Brüste zu kneten. Die Hände des Eldar waren kalt und er ging äußerst grob vor, drückte die Brüste so fest zusammen wie er konnte und kniff immer wieder ihre Brustwarzen, was Alesia weiteres, schmerzerfülltes Stöhnen entlockte. Der Anführer der Eldar nickte kurz und trat dann zur Seite, um dem fünften Krieger Platz zu machen. Die beiden Krieger die Alesias Arme festhielten hatten währenddessen ihre freien Hände nach unten wandern lassen, die Sklavin an den Beinen gepackt und sie nach oben gehoben, wodurch Alesia lediglich durch die beiden Eldar in der Luft gehalten wurde, während ihr Rücken gegen die steinerne Wand drückte und ihre Sandalen von ihren Füßen glitten, um auf dem Teppich zu landen.


Ein kurzer Blick zur Seite zeigte Alesia, dass der letzte Eldar Liz noch immer gegen die Wand drückte, seine Aufmerksamkeit jedoch vollständig auf sie gerichtet hatte. Plötzlich fuhr ein scharfer Schmerz durch Alesias linke Brust und sie schrie laut auf. Langsam ließ die Sklavin ihren Blick nach unten wandern und sah dass der Eldar, der ihre Brüste knetete, ebenfalls einen Dolch gezückt und ihr damit einen Schnitt auf der Brust verpasst hatte. Die Wunde war nicht besonders tief, blutete dafür jedoch ziemlich stark. Als der Krieger das sah, ließ er ihre Brüste los, beugte sich ein wenig nach unten und fing an das Blut von ihrem Körper zu lecken, ehe er ihr einen weiteren Schnitt verpasste, dann noch einen und noch einen, bis Alesias linke Brust vollkommen von kleinen Wunden bedeckt und blutverschmiert war.
Inzwischen weinte Alesia und zwar so heftig, wie sie es seit über vier Jahren nicht mehr getan hatte. Als der Eldar, für den ihr Anführer zur Seite gegangen war, seine Hose auszog und sie seinen steifen, harten Penis sah, fing Alesia wieder an sich im Griff ihrer Peiniger zu winden und schrie so laut sie konnte um Hilfe. Als sie jedoch merkte dass das nichts half, wanderte ihr Blick zum Anführer der Krieger und sie sah ihn flehentlich an. „Bitte nicht! I-ich werde nie wieder mit dem Archon über irgendetwas reden, das verspreche ich!“ sagte sie hastig und mit Tränen erstickter Stimme. „I-ich werde alles tun, was Ihr sagt! Nur bitte, tut mir das nicht an! I-ich will nicht wieder...“ der Rest ihres Satzes ging in einem weiteren Schmerzensschrei unter, als der Eldar bei ihren Brüsten einen seiner Finger in einen der Schnitte drückte und gleichzeitig anfing ihre andere Brust ebenfalls mit dem Dolch zu bearbeiten.
„Nun, darüber hättest du nachdenken sollen bevor du es gewagt hast, dich anzumaßen über einen Eldar zu richten.“ sagte der Anführer lachend und nickte seinem Kameraden erneut zu, woraufhin dieser näher zu Alesia ging und anfing sein Glied gegen ihre Schamlippen zu drücken, während er eine Hand nach Alesias rechter Brust ausstreckte. „So... und nun lasst uns mit der Bestrafung der Sklavin beg...“ Der Satz des Eldar wurde urplötzlich durch ein seltsames Surren unterbrochen, dicht gefolgt von einem unappetitlichen Geräusch, das Alesia noch nie zuvor gehört hatte. Sie musste jedoch nicht lange warten um zu sehen, worum es sich dabei handelte, denn nur wenige Herzschläge später sah sie durch ihre von Tränen verschleierten Augen, wie sich der Arm den ihr verhinderter Vergewaltiger ausgestreckt hatte, vom Körper des Eldar trennte und zu Boden fiel. Einen Augenblick lang war alles Ruhig, selbst Alesia schaffte es einen Augenblick lang ihr Wimmern zu unterdrücken. Dann schrie der Krieger laut auf, stolperte nach hinten und fiel zu Boden, während eine wahre Blutfontäne aus seinem Armstumpf schoss, jedoch alle Anwesenden verfehlte, mit Ausnahme des Anführers der Eldar. „W-was war das?“ fragte dieser und urplötzlich schwang Angst in seiner Stimme mit. Niemand sollte hier sein, um sie zu unterbrechen! Die Nathrezim waren noch immer beschäftigt und würden ihren Kampf vielleicht nicht einmal überleben... also wer konnte sich hier in seine Rachepläne einmischen? Die verbliebenen Eldar hatten Alesia losgelassen, kaum dass ihr verletzter Kamerad zu Boden gegangen war, weshalb sie die Wand hinunter rutschte und unsanft auf dem Teppich landete.
„Alesia!“ Die Sklavin schüttelte benommen den Kopf und sah sich um. Liz war anscheinend auch freigelassen worden und war so schnell sie konnte an ihre Seite geeilt. Trotz ihrer Schmerzen und den Schnitten auf ihren Brüsten schaffte Alesia es, sich zu einem Lächeln zu zwingen.
„M-mir geht es gut Liz...“ murmelte sie mit schwacher Stimme.
„Komm! Lass uns von hier abhauen, solange sie noch abgelenkt sind und...“
„Keine Sorge Liz.“ sagte Alesia, lehnte ihren Kopf zurück und zog ihr kaputtes Kleid nach oben, um ihre Blöße zu bedecken. Dann schloss sie die Augen und lächelte erneut, dieses mal viel befreiter und ungezwungener. Sie hatte es gewusst! Ihr Archon würde nicht zulassen, dass ihr in seinem Turm etwas geschah! „Lass uns hier warten, wir sind jetzt in Sicherheit.“ fügte sie hinzu, woraufhin Liz sie fragend ansah.


Bevor Alesia jedoch antworten konnte, erklang plötzlich die helle, fast schon freundliche, Stimme eines männlichen Eldar im Gang. „'Die Sklaven jedoch, die das Rot der Archonten tragen, sind anders zu behandeln, als die anderen. Mögen sie noch immer Sklaven sein, so haben sie es doch verdient respektiert zu werden, so wie man die Familie eines Archons respektieren würde, oder zumindest dessen persönliche Besitztümer. Einem jeden der Hand an einen Sklaven legt, der für einen Archon wie Familie ist, wird die selbe Strafe ereilen, als wenn er Hand an eine Verwandte oder einen Verwandten besagten Archons gelegt hätte.' Seite fünfzehn, im Großen Buch der Ýlveth. Ich dachte eigentlich, dass jeder Legionär die vier Großen Bücher der Götter auswendig lernen muss, bevor er als Krieger akzeptiert wird. Es ist schon unglaublich, dass gleich sechs von euch eine der wichtigsten Stellen im Buch der Großen Jägerin entfallen ist.“ Die Stimme kam von dem Ende des Ganges, von wo Alesia und Liz gekommen und in die Falle der Legionäre geraten waren, weshalb sich alle Blicke dorthin wandten. Als sie erkannten, wer dort stand wurden sämtliche Eldar noch blasser im Gesicht, während Alesia erneut Tränen in die Augen stiegen, dieses mal jedoch vor Freude.
„Âzbael.“ hauchte sie erleichtert und verzog das Gesicht zu einer vor Schmerz verzerrten Grimasse, als erneut eine Schmerzwelle durch ihre Brüste fuhr.
„Es freut mich zu sehen, dass ich nicht zu spät bin Herrin Alesia.“ sagte der Neuankömmling, der langsam den Gang hinunter ging, in Richtung der Eldar und Sklavinnen. Bei ihm handelte es sich ebenfalls um einen Eldar, auch wenn man das lediglich an der eleganten und anmutigen Art erkennen konnte, mit der er sich bewegte. Âzbael trug eine schwarze Lederrüstung und eine dazu passende Hose und Stiefel, ohne irgendwelche Verzierungen oder sonstige Erkennungsmerkmale. Seine Hände waren in dicke, schwarze Lederhandschuhe gehüllt, die jedoch modifiziert waren. In jedem Handschuh befanden sich zwei äußerst kleine Miniaturversionen von Scherbenkatapulten und auf dem Handrücken prangte eine Konstruktion, um die mehrere Miéthri dünne Drahtseile gewickelt waren, die wiederum in seltsamen Metallscheiben endeten, deren Ränder aus geschärftem Schwarzkristall bestanden und deren Mitte vollkommen offen war, abgesehen von einem einfachen Griff, der dazu da war um die Waffe richtig halten und sie vernünftig benutzen zu können. Eine der Scheiben ruhte in der Hand des Eldar, anstatt auf der Konstruktion auf dem Handschuhrücken und Blut tropfte von ihrer scharfen Außenseite, womit die Frage geklärt war, was dem Legionär den Arm abgetrennt hatte. Das Gesicht des Eldar war hinter einer Maske verborgen, deren rechte Seite schwarz angemalt war, während die linke Hälfte in hellem weiß leuchtete. Ein roter, schmaler, lächelnder Mund zog sich über beide Hälften, jedoch war neben dem Loch für das Auge auf der weißen Seite eine große, rote Träne gemalt worden. Der Rest seines Kopfes war von einer dunklen Kapuze verhüllt und nur vereinzelt konnte man ein paar Strähnen schwarzes Haar erkennen. Alesia hatte noch nie das Gesicht des Eldar gesehen und bezweifelte, dass jemand außer dem Archon wusste, wie Âzbael hinter der Maske aussah. Um seinen Hals trug er außerdem eine Kette, an deren Ende ein silberner Ring hing, auf dem rote Runen eingraviert waren. Der Name des Eldars lautete Âzbael, er wurde auch von manchen 'Der Harlekin' genannt, aufgrund seiner seltsamen Maske. Den meisten im Herzogtum war er als bester Attentäter des Blutenden Turms bekannt, wenn nicht sogar als bester Attentäter von ganz Câed Dûrzahl.

„D-du... du dürftest nicht hier sein!“ rief der Anführer von Alesias Angreifern mit schriller Stimme und wich immer weiter zurück, je näher der maskierte Eldar kam.
„Und du dürftest eine Sklavin in rotem Kleid nicht verletzen, und doch betrete ich den Gang und sehe, dass eine gute Freundin von mir kurz davor steht vergewaltigt zu werden. Wie es scheint kümmern wir beide uns nicht wirklich darum, was wir dürfen oder nicht.“ sagte Âzbael mit kalter Stimme und stand schließlich direkt vor Alesia. Die Legionäre, abgesehen vom blutenden und schreienden Krieger auf dem Boden, wichen mehrere Schritte zurück während ihre Hände nervös zu ihren Dolchen wanderten. Âzbael kümmerte sich nicht um sie, sondern hielt Alesia eine Hand hin, die diese sofort ergriff und sich aufhelfen ließ.
„Âzbael... du bist das wirklich, oder?“ fragte sie und schloss den Eldar in die Arme. „Ich hatte solche Angst, ich... ich dachte schon...“
„Schon gut, Herrin Alesia. Jetzt bin ich ja da.“ sagte der Eldar beruhigend und legte Alesia eine Hand auf die Schulter, dann drückte er sie ein wenig von sich. „Warte hier einen Moment, ja? Ich bringe dich gleich auf dein Zimmer und besorge etwas Heilsalbe, wir wollen schließlich nicht, dass du vernarbt bist, wenn Naruz wieder da ist.“ fügte er hinzu, ehe er sich an die fünf Krieger wandte. „So, kommen wir jetzt zu euch...“
„M-moment! Âzbael, d-du kennst mich! I-ich bin ein Dêmi-Archon! Du willst nicht wirklich...“
„Schweig!“ der bedrohliche Unterton in der Stimme des maskierten Eldar verfehlten seine Wirkung nicht. Der adlige Eldar schloss den Mund und starrte sein Gegenüber aus großen Augen an. „Wie gesagt, kommen wir zu euch. Ich habe ein kleines Rätsel für euch, also passt gut auf. Es gibt drei gewaltige Unterschiede zwischen euch fünf... sechs, und diesen beiden Sklavinnen hier. Der erste Unterschied, sie sind Menschenweibchen, ihr seid Abschaum. Der zweite Unterschied, sie stehen in der Gunst des Archons, ihr nicht. Frage: Was ist der dritte Unterschied?“
„W-wir können doch sicherlich noch einmal darüber reden... oder nicht? Du weißt Âzbael, ich bin sehr reich und...“
„Ich zähle bis fünf, dann will ich eine Antwort auf meine Frage haben. Eins... zwei... drei... vier... fünf. Die Zeit ist um, ich will jetzt deine Antwort hören.“ sagte Âzbael und starrte den Dêmi-Archon durch die Löcher in seiner Maske aus grünen Augen an.
„Ä-ähm... also... ich... ähm na ja... sie... haben... nicht gegen das... ähm, Wort der Großen Jägerin verstoßen?“ fragte der Eldar, vollkommen nervös.
Der Harlekin seufzte. „Das ist ein kleiner Unterschied zwischen euch, es gibt jedoch einen weit größeren. Die beiden hier...“ sagte er und deutete auf Alesia und Liz „...werden in einer Minute noch am Leben sein. Ihr nicht.“


Was nun geschah, ging viel zu schnell von Statten als dass Alesia genaueres erkennen konnte. Âzbael schnellte ohne ein weiteres Wort nach vorn, im nächsten Augenblick lagen zwei der Krieger mit gebrochenem Genick und vor Schreck verzerrtem Gesicht auf dem Teppich. Nur zehn Herzschläge später, stand der Dêmi-Archon alleine vor ihr und Liz, wenn man vom Harlekin absah, der sich direkt neben ihm befand und dem Legionär, welcher Alesias Brüste mit einem Dolch bearbeitet hatte, eine Klinge durchs rechte Auge gerammt hatte. Der Dêmi-Archon ließ seinen Dolch fallen und drehte den Kopf ungläubig nach rechts um Âzbael vollkommen schockiert anzustarren, weshalb Alesia davon ausging, dass selbst der andere Eldar nicht ganz mitbekommen hatte, was hier passiert war. Langsam sackte der Adlige auf die Knie und sah zur lächelnden Maske des anderen Eldars auf.
„B-bitte Âzbael! Das kannst du mir nicht antun! I-ich bin ein Dêmi-Archon!“
„Das sagtest du bereits.“
„D-du willst mich doch nicht wirklich umbringen, nur wegen diesem T...“ im letzten Augenblick entsann sich der Eldar, dass der Harlekin eine Faszination für Menschen an den Tag legte, welche die seines Herren noch um Weiten übertraf, weshalb er es für das beste hielt, sich so schnell wie möglich zu korrigieren. „I-ich meine... n-nur weil ich der Sklavin e-ein wenig Angst machen wollte? D-du wirst mir doch sicherlich verzeihen können... oder?“
„Ich habe nichts zu verzeihen, oder zu vergeben. Da musst du die Herrin fragen.“ sagte Âzbael und Alesia war sich ziemlich sicher, dass er hinter seiner Maske genauso breit grinste, wie das aufgemalte Gesicht.
Der Blick des Dêmi-Archon wanderte langsam zu Alesia und sie konnte förmlich sehen, wie dieser gerade seinen gesamten Stolz und einige bissige Bemerkungen hinunter schluckte, als er das Wort an sie richtete. „Sklavin... du verstehst doch sicherlich, dass das alles nur Spaß war, oder?“ Als Alesia nicht antwortete und Âzbael mit einem schmatzenden Geräusch den Dolch aus dem Auge des toten Legionärs zog, beschloss der Eldar auch den letzten Rest seiner Würde über Bord zu werfen und schmiss sich vor Alesia auf den Boden. „I-ich meinte natürlich... b-bitte vergebt mir, Skl... Herrin Alesia.“ murmelte der Dêmi-Archon so unterwürfig wie er konnte.
Alesia musterte den Eldar mit gemischten Gefühlen. Einerseits konnte und wollte sie ihm nicht für das vergeben, was sie gerade wegen ihm durchmachen musste... andererseits war sie sich nicht sicher, wann der nächste seiner Sorte kommen würde, wenn sie ihm nicht verzieh. Bevor sie sich jedoch entscheiden konnte, bedeutete Âzbael ihr mit einem Kopfschütteln zu schweigen und sagte dann: „Ich glaube nicht, dass das die Herrin zufriedenstellen wird. Unser geliebter Archon wäre sicherlich nicht zufrieden.“
Die Erwähnung des Archons verfehlte ihre Wirkung nicht, sofort zuckte der Dêmi-Archon zusammen und kroch ein wenig näher zu Alesia. „I-ich bitte Euch untertänigst um Vergebung, Herrin Alesia.“ murmelte der Eldar und begann tatsächlich Alesias Fuß zu küssen, die unter der unerwarteten Berührung zurückzuckte.
„I-ich glaube das reicht, Âzbael.“ murmelte sie und zog ihren Fuß zurück. Ihr war äußerst unwohl bei der ganzen Sache.
„Oh, verzeih mir Herrin Alesia. Ich wollte nur ein wenig meinen Spaß haben. Aber gut, wenn du meinst dass das reicht...“ meinte der Harlekin lachend, trat dem Dêmi-Archon in die Seite, woraufhin dieser aufschrie und rammte dem Mann dann den Dolch in den Nacken. Alesia zuckte kurz zusammen, verspürte jedoch ein nicht gerade geringes Gefühl der Genugtuung, als die Augen des Anführers leer wurden und er seinen letzten, röchelnden Atemzug tat. „Nun, jetzt wo das erledigt ist... würde mir jemand erklären was hier los ist?“ fragte der Harlekin gelassen und ging zu Alesia und Liz hinüber. „Kaum komme ich aus dem Osten zurück, höre ich dass Naruz weg ist und sehe wie du von diesen... Dingern angegriffen wirst. Was ist in die gefahren? Ich hätte nie gedacht, dass jemand so dämlich ist die Lieblingssklavin eines Archons anzugreifen.“
„Das... ist eine lange Geschichte.“ murmelte Alesia erschöpft, dann begann sie plötzlich zu taumeln und wäre wohl zu Boden gefallen, wenn Âzbael sie nicht aufgefangen hätte. „T-tut mir leid... mir ist ein wenig... schwindelig.“ sagte sie mit einem schwachen Lächeln. Die Schmerzen, Aufregung und der Blutverlust hatten sie vollkommen erschöpft und sie befürchtete, dass sie jederzeit das Bewusstsein verlieren könnte.
„Oh, mach dir nur keine Umstände. Tut mir leid, dass ich deine Verletzungen vollkommen vergessen habe. Ich werde dich erstmal in dein Zimmer bringen, und dann sagst du mir in aller Ruhe, wo unser lieber Archon denn ist und warum es niemand für nötig hielt, mich über alles was hier vor sich geht zu informieren...“




Îmlarthaion:

Mit einem äußerst besorgten Gesichtsausdruck stieß Morrigan die Tür zu ihrem Zimmer auf und kaute, während sie eintrat nervös auf ihrer Unterlippe. Gleich nach der 'Eroberung' der alten Hauptstadt hatten Naruz, Morrigan und ihre jeweiligen Diener den alten Turm der Archonten von Îmlarthaion in Besitz genommen. Einst lebten hier die mächtigsten Adligen von ganz Cordius, zumindest in den unteren Stockwerken, in den oberen hatte die Königin ihre Gemächer gehabt. Das Zimmer welches Morrigan für sich beansprucht hatte, lag nur zwei Stockwerke tiefer als das des Archons und war somit das, welches dem Archon am nächsten war, da Naruz mindestens zwei freie Stockwerke zwischen sich und allen anderen Eldar haben wollte, abgesehen von einem Dutzend auserwählter Leibwächter. Morrigans Zimmer war viel größer als das, welches der Archon selber in Câed Dûrzahl sein Eigen nannte, verfügte über ein gigantisches Himmelbett, ein halbes Dutzend Schränke und hunderte Porträts, Skulpturen, Büsten oder Vasen, die wie durch ein Wunder den Fall der Hauptstadt überstanden hatten. Die Bluttänzerin hatte sich mit vier ihrer Kriegstänzerinnen und sieben Nathrezim duellieren müssen, um das Recht auf dieses Zimmer zu erhalten, aber es hatte sich gelohnt, alleine schon weil es neben den Gemächern des Archons das einzige war, welches über ein eigenes Bad verfügte. Im Moment hatte sie jedoch keine Zeit sich darüber zu freuen, ebenso wenig wie sie Zeit dafür hatte Aleyandra anzufahren. Das weißhaarige Mädchen war, kaum dass Morrigan das Zimmer betreten hatte, von einem nahen Hocker aufgesprungen und hatte sich auf den Boden geworfen, um die weißen Marmorsteine mit einem Lappen und einer Bürste abzuschrubben und blank zu polieren, eine Aufgabe, mit der die neue Sklavin seit mehreren Stunden beschäftigt gewesen war. Morrigan ignorierte das Mädchen und ging einfach an ihr vorbei, zu einem nahen Schrank, woraufhin Aleyandra hörbar erleichtert aufatmete, was der Eldar zumindest ein kleines Lächeln entlockte. Nach ihrem äußerst optimistischen Fluchtversuch hatte Morrigan die Sklavin noch im Wald spüren lassen, was Ungehorsam für Konsequenzen nach sich zog. Einhundert Peitschenhiebe war die Strafe gewesen, zwanzig für den Fluchtversuch und achtzig dafür, dass sie das Eigentum des Archons beschädigt hatte. Sehr zu Morrigans Freude hatte es nicht einmal fünf Hiebe gebraucht, bis das Mädchen anfing sie um Gnade anzuwinseln und lauthals zu schluchzen und zu weinen. Seither hatte Aleyandra keinen Fluchtversuch mehr gewagt und sich Mühe gegeben, jedem Befehl der Eldar zu folgen, was sie jedoch nicht unbedingt vor weiteren Schlägen gerettet hatte. Sehr zu ihrem Missfallen musste die Bluttänzerin nämlich feststellen, dass das Menschenweibchen vollkommen untalentiert war, wenn es um den Haushalt ging. Das wäre eigentlich kein Problem, wenn sie denn eine reine Bettsklavin gewesen wäre... aber von denen gab es in Câed Dûrzahl nur äußerst wenige, im Herzogtum des Blutenden Turms gab es überhaupt keine. Leise vor sich hin grummelnd wühlte Morrigan im Schrank herum, bis sie ein schlichtes, schwarzes Kleid in der Hand hatte und sich zu Aleyandra umdrehte.
„Aleyandra, hör auf damit und komm her.“ befahl sie mit kalter Stimme, woraufhin die nackte Sklavin sofort aufsprang und nervös zu ihr herüber ging.
„W-was gibt es, Herrin?“ fragte sie vorsichtig und befürchtete insgeheim, doch noch dafür bestraft zu werden, dass sie sich eine Pause erlaubt hatte.
„Hm...“ machte Morrigan und hielt das Kleid neben das Mädchen, ehe sie ihren Blick prüfend zwischen ihr und dem Kleidungsstück hin und her wandern ließ. Das Kleid gehörte Morrigan, sie hatte es jedoch seit über zweihundert Jahren nicht mehr getragen. Wenn die Bluttänzerin es anhatte, ging es ihr bis knapp zu den Oberschenkeln und schaffte es geradeso ihre Brüste daran zu hindern, aus dem Ausschnitt zu springen. Selbst für viele Eldar war es, trotz seiner Schlichtheit, ein äußerst aufreizendes Kleid und viele Archonten oder Adlige würden es sich zwei mal überlegen, in so einem Fetzen auf einer Feier zu erscheinen. Für Morrigan jedoch war es das prüdeste Kleidungsstück in ihrer Garderobe und da Aleyandra um einiges kleiner war als sie, dürfte das Kleid noch ein wenig mehr verdecken, als nur ihre Oberschenkel. „Hier, zieh das an und sorge dafür, dass es nicht runterrutscht.“ sagte sie und warf Aleyandra das Kleid zu.

Die Sklavin fing es verwirrt auf und sah Morrigan fragend an. „I-ich dachte ich kriege erst Kleidung, wenn meine Ausbildung vorbei ist?“ fragte sie zögerlich, zog jedoch schnell das Kleid über, als sie Morrigans finsteren Blick bemerkte. Es ging ihr fast zu den Knien und sie musste den oberen Teil festhalten, damit es nicht so weit nach unten rutschte und ihre Brüste entblößte.
„Es gibt eine kleine Planänderung!“ zischte Morrigan aufgebracht, atmete dann jedoch einmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Es hatte keinen Sinn, jetzt alles an der Sklavin auszulassen, sie sollte lieber dafür sorgen, dass das Mädchen vorbereitet war und keine Fehler begann. „Archon Naruz hat nach dir gerufen, er will dich sehen und zwar sofort. Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen... vielleicht hätte ich ihm noch nicht so viel von dir erzählen sollen.“ murmelte die Bluttänzerin, mehr zu sich als zu Aleyandra, zuckte dann jedoch mit den Schultern. „Ach, was solls. Jetzt ist es eh zu spät um noch etwas daran zu ändern. Pass gut auf, der Archon will sich sein Geschenk einmal näher ansehen und wird wahrscheinlich auch mit dir sprechen. Du bleibst einfach still und ruhig in einer Ecke stehen und sagst nichts, wenn du nicht gefragt wirst. Sei nett, lüge nicht und bei Liliáths Gnade, zeige ihm bloß nicht wie ungeschickt du bist! Sollte er sehen, wie unfähig du bist werde ich das ausbaden müssen... und das wird dann auf dich zurückfallen, verstanden?“ fragte Morrigan mit strenger Stimme.
„J-ja, Herrin.“ antwortete Aleyandra und schluckte nervös. Ihr Blick wanderte zum Bett der Eldar, wo das lag, was Aleyandra für Morrigans Lieblingspeitsche hielt, ein bösartig aussehendes Ding mit mehreren Lederriemen, die Aleyandra bereits ein paar mal spüren durfte und sie verspürte nicht gerade den Wunsch, ihnen in nächster Zeit noch einmal zu begegnen. Trotzdem nahm sie all ihren Mut zusammen und stellte Morrigan eine Frage. „Ähm... Herrin? W-wie ist Nar... ich meine, wie ist der Archon so?“
Die Bluttänzerin legte den Kopf zur Seite und warf Aleyandra einen fragenden Blick zu. „Wie soll ich die Frage verstehen? Du willst mehr über den Archon wissen?“ Als Aleyandra nickte, seufzte Morrigan, antwortete ihr jedoch. „Naruz Drâzuhl ist der jüngste Archon den es zur Zeit gibt, nicht nur das, er ist der jüngste Archon aller Zeiten und ein mächtiger Hexer.“
„Wie alt ist er denn?“ fragte Aleyandra neugierig, ermutigt dadurch, dass Morrigan nicht so wirkte, als würde sie jeden Augenblick ausrasten.
„Vor ein paar Monaten hatte er seinen zweihundertachtzigsten Geburtstag.“
„W-was?“ Aleyandra hatte gehört, dass Eldar älter werden als Menschen... aber es so direkt von einer leibhaftigen Elfe zu hören, war dann doch etwas anderes.
Morrigan schien Aleyandras Überraschung jedoch falsch interpretiert zu haben und nickte nur zustimmend. „Ich weiß, verrückt oder? Verglichen mit mir ist er noch ein Kind... ein äußerst bösartiges Kind das ziemlich fest zuschlagen kann.“ sagte sie und setzte ein verträumtes Grinsen auf, als sie an ihr Duell mit Naruz zurückdachte. Sie rief sich den Schmerz in Erinnerung und leckte sich genüsslich über die Lippen, während sie überlegte, ob er sich vielleicht noch einmal auf ein Duell einlassen würde, als eine Art Belohnung für sie, weil sie ihm eine so wunderbare Sklavin gebracht hatte.

„Ähm... w-was meint Ihr mit 'fest zuschlagen'?“ fragte Aleyandra mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme und wurde vollkommen bleich.
„Hm? Oh, nichts was dich angeht, das ist eine Sache zwischen ihm und mir.“ sagte Morrigan lächelnd, dachte dann jedoch kurz nach und runzelte die Stirn. „Hm... vielleicht sollte man es auch zu einer Sache zwischen ihm, mir und ein paar Kriegstänzerinnen machen... oh, ich schweife ab. Du wolltest ja wissen, wie der Archon so ist. Abgesehen davon, dass er der jüngste Archon aller Zeiten ist... was lässt sich noch über ihn sagen?“ Morrigan überlegte kurz, dann nickte sie und fuhr fort „Ah, natürlich. Er ist ein sadistischer, intriganter, verräterischer Mistkerl, hat einen guten Sinn für Humor, ist in der Öffentlichkeit immer makellos gekleidet und ist einer der drei Eldar die mehr Verehrerinnen und Neider haben als die Hälfte aller Adligen von Câed Dûrzahl zusammengerechnet. Mit anderen Worten... er ist das strahlende Beispiel eines perfekten Eldar und der beste Archon, unter dem ich jemals gedient habe, zweideutig gemeint.“
„Ich... verstehe.“ murmelte Aleyandra. Zumindest eine Sache wurde gerade ein für alle mal bestätigt, die Bluttänzerin war nicht nur eine perverse Sadistin, sondern auch noch vollkommen verrückt. Zwar konnte sie sich das nach den letzten Tagen problemlos selber zusammenreimen, aber es war trotzdem nett, eine direkte Bestätigung zu haben.
„Sehr schön, wenn du verstehst ist ja alles gut. Komm mit, wir machen uns dann auf den Weg zu Naruz, wir sollten ihn lieber nicht warten lassen. Wer weiß, was er gerade macht.“


Naruz selbst saß währenddessen im Zimmer das er für sich beansprucht hatte an einem kleinen Tisch und ließ ein lautes Seufzen hören. Sein Zimmer hatte einst Malek Últhuan gehört, unterschied sich jedoch kaum von dem Gemach, das Morrigan okkupierte, wenn man von einem riesigen Porträt absah, das an der Wand neben dem Himmelbett hing und eine Eldar in pechschwarzer Rüstung, samt Helm zeigte, die eine silberne Klinge in die Luft reckte. Der Archon war jedoch nicht alleine im Zimmer, ihm Gegenüber saß eine Gestalt, die vollkommen in eine schwarze Robe mit Kapuze gehüllt war, das Gesicht der Gestalt war vollständig in Dunkelheit gehüllt und ihre Hände schienen aus Schatten zu bestehen. Der Archon selber trug lediglich einen silbernen Mantel aus Seide, da er gerade ausgezogen im Bad stand und eigentlich hatte baden wollen, als die Gestalt wie aus dem Nichts erschienen war. Also hatte er sich schnell seinen Mantel übergeworfen und sich dann mit der Gestalt an einen nahen Tisch gesetzt.
„Willst du mir nicht endlich sagen, warum du hier bist?“ fragte der Archon genervt, während er seinen Blick über den Tisch wandern ließ. Dort befand sich ein hölzernes Brett welches so bemalt war, dass es nach einer schneebedeckten Landschaft aussah und in mehrere Sechsecke aufgeteilt war. Auf der Seite die Naruz am nächsten war standen vierzehn Figuren, zehn davon symbolisierten Goblins die sich auf einem Sechseck zusammendrängten, zwei Figuren stellten Eldarkrieger dar, die letzten beiden standen für eine Hexe und eine Königshydra. Auf der Seite von Naruz' Gegenüber standen noch knapp einhundert Figuren, die meisten davon Orks und Goblins, jedoch auch viele Wyvern, Trolle und vier Hexer.
„Man könnte meinen, du willst mich so schnell wie möglich loswerden.“ antwortete die Gestalt mit belustigter, hallender Stimme. „Keine Sorge, ich werde schon verschwinden, bevor deine Dienerin und dein neues Spielzeug ankommen. Mache jetzt endlich deinen Zug.“
Naruz ließ erneut ein Seufzen hören, zog dann jedoch eine Karte aus einem Stapel, der neben dem Brett lag und las sie sich durch. Was dort stand, entlockte ihm tatsächlich ein Lächeln. „Die Nacht des Wahnsinns: Jeder Goblin und Ork greift sofort die nächste Einheit an, egal ob es eine Verbündete oder Feindliche ist.“ las er grinsend vor.
„Tch... ich bin mir sicher, du schummelst.“ murmelte die Gestalt, während sie ihre Figuren so bewegte, dass ihre Orks und Goblins sich im Kampf miteinander befanden. Naruz hingegen musste seine verbliebenen Goblins so bewegen, dass sie seine Hydra angriffen. „So viel Glück mit Ereigniskarten kann man gar nicht haben.“
„Nicht? Ich halte es für wahrscheinlicher, als dass meine gesamte Spielfeldhälfte sich über einem Schneetrolldorf befand.“ erwiderte Naruz grinsend.
„Du vertraust mir wirklich nicht, oder?“
„Natürlich nicht! Ich kenne nicht einmal deinen echten Namen und du hast dich mir bislang nur unter dem Titel 'der Betrüger' vorgestellt! Welcher Eldar... nein, welches Lebewesen bei Verstand würde dir da trauen?“ meinte Naruz lachend. „Aber wenn du mir deinen echten Namen verraten willst, werde ich darüber nachdenken dir zu vertrauen.“
„Naruz! Wie kannst du nur so unsensibel sein? Du würdest tatsächlich ein Phantom nach seinem wahren Namen fragen?“
„Ja, würde ich, denn ich werde das Gefühl nicht los, dass du mich einfach nur benutzt um irgendwelche verrückten Pläne zu verwirklichen.“
„Trotzdem hast du meine Hilfe angenommen, als es um Archon Ûruthaz ging, oder nicht?“
„Hilfe? Du hast mir ein uraltes Zauberbuch auf den Tisch geknallt und gesagt 'Viel Spaß'.“
„Ja, und?“
„Du hast eine äußerst seltsame Definition von 'helfen'.“
„Du wirst es kaum glauben, aber genau das haben mir schon ein paar andere gesagt.“ meinte das Phantom, mit amüsiertem Unterton in der Stimme. „Aber gut, Spaß bei Seite. Ich bin hier um dich zu warnen, die Königin wird dir vielleicht bald ein paar Attentäter schicken.“
Bei diesen Worten verkrampfte Naruz sich und riss schockiert die Augen auf. „W-was? Aber warum? Meine Raubzüge sind bis jetzt ohne Probleme verlaufen! Wir haben schon sieben Dörfer und kleinere Städte geplündert und das fast ohne Verluste!“
„Und genau das ist der Grund. Die Königin hat dich als Anführer ausgewählt weil sie dachte, dass du unerfahren und ein unfähiger Kommandant bist.“
„Warum sollte sie das denken? Und warum sollte sie mich dann als Anführer der Legion einsetzen? Das ergibt keinen Sinn! Das klingt ja so, als wenn sie... als wenn sie...“
„Als wenn sie nicht will, dass die Raubzüge erfolgreich ablaufen?“ fragte das Phantom und lachte. „Kennst du die Stadt Beliôn?“
„Ich kenne zwei, welche meinst du?“ fragte Naruz und musste sich beherrschen, um das Phantom nicht anzuschreien und es dazu zu zwingen, ihm zu antworten.
„Die Stadt der Hexer, oder besser gesagt die ehemalige Stadt der Hexer. Sie liegt nur fünf Tagesreisen südlich von hier und da gibt es eine große Bibliothek. In der Abteilung über die Götter gibt es ein dickes Buch mit giftgrünem Ledereinband, das solltest du lesen.“ sagte der Betrüger und erhob sich von seinem Platz. „Wir werden unser Spiel ein anderes mal fortsetzen müssen, dein Besuch kommt.“ meinte das Phantom und ging auf das Porträt der schwarz gerüsteten Eldar zu.
„Was steht in diesem Buch? Wage es nicht zu verschwinden, bevor du mir zumindest so viel sagst!“
„Hm... na gut. In dem Buch stehen einige interessante Dinge über die Götter, Wissen, das seit hunderten Jahren beinahe vergessen ist. Ach ja... wusstest du, dass dieses Porträt hier die Königin darstellt?“
„Nein, wusste ich nicht.“
„Ich habe es in den letzten tausend Jahren mehrmals betrachtet, aber egal wie oft ich es mir ansehe, es ist immer wieder interessant.“ sagte der Betrüger, ehe er sich mit einem leisen Lachen in Luft auflöste und Naruz alleine im Zimmer zurückließ.


Als der Archon gerade darüber nachdachte laut zu fluchen und den Rest seines Lebens dem Ziel zu widmen einen Zauber zu finden, der das Phantom vernichten konnte, klopfte es an der Tür zu seinem Zimmer. Er stand schon kurz davor den Störenfried anzuschreien und wegzuschicken, als ihm einfiel dass er ja Morrigan und ihr Geschenk erwartete. Also beschloss er den Betrüger und seine nichtssagenden Hinweise fürs erste zu vergessen.
„Herein.“ sagte er und schaffte es geradeso seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen und sämtliche Wut und Frustration aus ihr zu verbannen. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und zwei Gestalten traten ein. Die erste, Morrigan, ging sofort zu Naruz hinüber und begrüßte ihn auf die übliche Weise. Das Geschenk der Eldar hingegen, ein äußerst junges Mädchen mit langen, silbernen Haaren und blauen Augen, ging langsam und zögerlich durch das Zimmer, ehe sie direkt hinter Morrigan stehen blieb. Als Naruz das Mädchen sah konnte er einfach nicht anders, als kurz aufzulachen. „Oh, wie ich sehe hat mein Wunsch die Sklavin zu sehen dich ziemlich überrascht, Morrigan. Hattest du keine Zeit ihr wenigstens ein passendes Kleid zu suchen?“ fragte er amüsiert und lächelte Aleyandra an.
„Tut mir leid, Archon. Ich, ähm, habe nicht gerade viele Kleider, wie Ihr sicherlich wisst. Es ist schon ein Wunder, dass ich überhaupt eines gefunden habe.“
„Das glaube ich dir gerne... wie heißt du, Mädchen?“ fragte Naruz Aleyandra. Diese starrte ihn jedoch nur ängstlich und verwirrt an, anstatt zu antworten. „Hm? Morrigan? Du hast ihr noch kein Elthrón beigebracht?“
„Verzeiht mir, Archon, aber dafür war bisher keine Zeit. Sie spricht lediglich die Sprache der Menschen, ich hoffe Ihr könnt darüber hinweg sehen.“
„Ah, ich verstehe.“ murmelte Naruz, ehe er sich erneut an Aleyandra wandte, dieses mal in ihrer Sprache. „Wie heißt du, Mädchen?“ fragte er, nahm ihr langes Haar zwischen zwei Finger und strich fasziniert und sanft darüber.
„I-ich h-heiße Aleyandra, Meister.“ flüsterte Aleyandra mit ängstlicher Stimme und senkte den Blick.
„Aleyandra?“ fragte Naruz überrascht. Dann ließ er ihr Haar los und fing plötzlich an zu lachen. „Oh, Morrigan! Du... war das deine Absicht? Nein, nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen nicht. Egal, das macht es nur umso besser... du darfst gehen, Morrigan. Lass uns zwei allein.“
„Ähm... Archon? Das Mädchen ist noch nicht vollständig ausgebildet... um ehrlich zu sein haben wir gerade erst angefangen und sie wurde noch nicht so oft diszipliniert. Es wird noch eine Weile dauern bis...“
„Du darfst gehen, Morrigan.“ wiederholte Naruz, dieses mal mit einem genervten Unterton in der Stimme.
„Natürlich, ich werde euch zwei alleine lassen.“ sagte Morrigan sofort, verbeugte sich und ging dann in Richtung Tür davon.
„Ach ja, Morrigan?“ sagte Naruz, als die Bluttänzerin bereits am Ausgang war.
„Ja, Archon?“
„Ich weiß dein Geschenk zu schätzen, gute Arbeit. Ich werde mir eine passende Belohnung für dich einfallen lassen.“
„Vielen Dank, Archon.“ sagte Morrigan und konnte nicht verhindern, dass Überraschung in ihrer Stimme mitschwang. Sie hätte nicht gedacht dass alleine der Anblick des Mädchens ausreichen würde um ihn zu begeistern... andererseits war sie sich auch ziemlich sicher, dass der Archon noch nie ein Menschenweibchen mit einer so seltenen Haarfarbe gesehen hatte, wahrscheinlich hätte er ihr schon eine Belohnung versprochen, wenn sie ihm das Mädchen nur kurz zeigen würde. Dann ging sie endlich aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.


„Hast du Angst?“ fragte Naruz belustigt an die Sklavin gewandt. Diese zuckte bei seinen Worten zusammen, wagte es dann jedoch ihren Blick zu heben und ihn anzusehen.
„E-ein wenig.“ murmelte sie und schluckte.
„Du kommst also aus Birkenquell, ja?“ Naruz nahm den Stuhl, auf dem er während seines Spiels mit dem Phantom gesessen hatte und stellte ihn gegenüber des Himmelbetts hin. „Setz dich.“ sagte er mit freundlicher Stimme, warf Aleyandra jedoch einen Blick zu der ihr klar machte, dass er keinerlei Widerspruch dulden würde. Aleyandra ließ sich nervös auf dem Stuhl nieder und folgte Naruz mit ihrem Blick, während dieser an ihr vorbei ging und sich vor ihr auf das Bett setzte. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Archon lediglich einen Mantel aus Seide trug, der geradeso seinen Schritt verdeckte. Sie lief rot an und wandte den Blick ab, was Naruz ein leises Lachen entlockte. „Nun? Willst du mir heute noch antworten?“ fragte der Archon, woraufhin Aleyandra erneut nervös schluckte. Sie hatte ganz vergessen, dass der Eldar ihr eine Frage gestellt hatte.
„J-ja, Herr. Ich habe bis vor kurzem ein ruhiges Leben dort geführt.“ sagte sie und musste sich beherrschen um nicht in Tränen auszubrechen, als sie daran dachte dass viele ihrer Freunde und Bekannten Opfer der Orks geworden sind. Um sich abzulenken ließ sie den Blick durch das Zimmer wandern und es dauerte nicht lange, bis er an einer äußerst unheimlichen, schwarzen Rüstung hängen blieb, die auf einem Ständer lag, direkt neben einem langen Schwert und einem bösartig aussehendem, gezacktem Dolch.
„Hm... du bist... siebzehn Jahre alt?“ fragte Naruz plötzlich, woraufhin Aleyandra den Blick wieder zu ihm wandte.
„Ich bin fünfzehn, Meister.“
„Ah... nun, ich war nahe dran.“ meinte der Archon und zuckte mit den Schultern. „Es ist wirklich ein Wunder dass Morrigan gleich beim ersten Versuch etwas so wunderbares gefunden hat.“ fügte er hinzu, erhob sich vom Bett und beugte sich vor Aleyandra nach unten um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Er streckte eine Hand aus und fuhr mit seinem Zeigefinger über die Wange des Mädchens. Aleyandra zuckte unter der Berührung seiner kalten Hand ein wenig zurück, unterdrückte jedoch den Reflex aufzuspringen und aus dem Zimmer zu rennen und ließ es über sich ergehen. „So... weich.“ murmelte er überrascht und führte seinen Finger zu ihren Lippen. „Hast du Eldar in der Familie?“ fragte er, halb im Scherz und halb ernst gemeint, während er über ihre sanften, weichen Lippen fuhr und seine Hand dann zurückzog. Er kannte viele Eldar, sowohl Männer als auch Frauen, die ihre halbe Familie umbringen würden, um so perfekte Haut zu haben wie diese Sklavin.
„Nein, habe ich nicht... jedenfalls nicht so weit ich weiß.“ sagte Aleyandra und atmete erleichtert auf, als der Eldar seine Hand von ihr genommen hatte. Trotzdem spürte sie noch immer ein nervöses Kribbeln im ganzen Körper und war sich ziemlich sicher, dass die Gefahr noch nicht vorüber war. „Warum... warum habt Ihr eigentlich gelacht, als Ihr meinen Namen gehört habt?“ fragte sie plötzlich und versuchte so das Gespräch in eine etwas andere Richtung zu lenken.

Aleyeéndra ist ein Wort aus der Alten Sprache.“ sagte der Archon lächelnd und starrte fasziniert in die blauen Augen des Mädchens. Je mehr er sie betrachtete, desto sicherer war er sich, dass Morrigan mit ihr den perfekten Fang gemacht hatte. In seinem ganzen Leben hatte Naruz noch nie eine Frau, ob Mensch oder Eldar, mit silbernen Haaren gesehen und auch noch kein Menschenweibchen das so... perfekt aussah, wie dieses junge Mädchen. „Die Alte Sprache nutzen Eldar wie ich, um Magie zu wirken. Aleyeéndra kann sowohl für 'Feuer' als auch für 'Wildheit' stehen. Ich frage mich, ob deine Eltern davon wussten als sie dir deinen Namen gaben... wahrscheinlich nicht, aber selbst wenn es nur ein Zufall ist, ist es einfach zu komisch.“
Aleyandra runzelte fragend die Stirn. „Warum ist es komisch?“
„Weil das Wort meistens in Sätzen benutzt wird die Zerstörung und Vernichtung versprechen. Es ist ein mächtiges, destruktives Wort und will einfach nicht zu so einem... zarten Wesen wie dir passen.“ sagte der Archon. Dann legte er plötzlich eine Hand auf Aleyandras Schulter und drückte mit der anderen ihr Gesicht noch oben. Ehe die Sklavin etwas tun konnte, beugte der Archon seinen Kopf nach unten und führte seine Lippen an die des Menschenweibchens. Aleyandra hatte überrascht den Mund geöffnet, als er ihren Kopf nach oben drückte und Naruz nutzte die Möglichkeit um seine Zunge in den Mundraum der Sklavin zu schieben. Aleyandra saß wie versteinert da und erst, als seine Zunge die ihre berührte ließ sie einen erstickten Protest hören und versuchte ihren Kopf zurückzuziehen. Als sie jedoch merkte, dass der Eldar nicht vorhatte sie freizugeben holte sie mit ihrer Hand aus... und schlug zu, ehe sie auch nur darüber nachdenken konnte, welche Konsequenzen es für sie haben könnte.


Ihre flache Hand traf den überraschten Archon direkt an der rechten Wange und verursachte ein lautes Schallen im Zimmer. Der Archon zog, vollkommen verdutzt, seinen Kopf zurück und blinzelte die Sklavin mit geröteter Wange verwirrt an. Aleyandra selber war hochrot angelaufen und atmete schwer, dann erst schien ihr klar zu werden was sie getan hatte und sie riss vor Schreck ihre Augen auf. Zu ihrer Überraschung packte der Archon jedoch nicht sofort sein Schwert um sie zu töten, sondern begann zu lachen, erst leise, dann jedoch immer lauter. „Oho! Gut! Sehr gut! Du bist ja noch interessanter, als ich gedacht hatte. Vielleicht passt dein Name ja doch zu dir.“ meinte er belustigt. Bevor Aleyandra jedoch antworten konnte schoss seine Hand nach vorn und packte sie so fest an ihren langen Haaren, dass ihr Tränen in die Augen schossen. „Allerdings scheinst du nicht gerade die klügste zu sein.“ fügte er belustigt hinzu. „Einen Archon zu schlagen ist eine sehr dumme Idee.“ sagte er und zog Aleyandra an ihren Haaren vom Stuhl. Als das Mädchen vor Schmerz aufschrie wurde Naruz' Grinsen noch breiter und in seinen Augen blitzte es gefährlich auf. Er spürte wie sein Herz anfing immer schneller zu schlagen und in seinem Bauch kribbelte es vor Aufregung. Das Mädchen hatte ihn geschlagen! Er hatte sie nur geküsst und sie hatte sich heftiger gewehrt, als es jemals eine Sklavin zuvor getan hatte! Er konnte es gar nicht erwarten zu sehen, wie sie auf das reagieren würde was nun kam.
„I-ich wollte nicht! E-es tut mir leid, ich wollte Euch wirklich nicht schlagen!“ rief die Sklavin mit panischer Stimme, was dafür sorgte dass Naruz' Lächeln langsam verblasste und durch eine enttäuschte Miene ersetzt wurde. Anscheinend hatte er sich zu früh gefreut, dieses Weibchen schien doch nicht so anders zu sein, wie er es sich erhofft hatte. „Es war ein Versehen!“ fügte Aleyandra hinzu, als sie merkte dass der Griff um ihre Haare ein wenig lockerer wurde. „B-bitte verzeiht mir, I-ihr habt mich n-nur überrascht und...“ der Rest von Aleyandras Satz ging in einem spitzen Schrei unter, als Naruz ihr eine Ohrfeige verpasste.
„Ich hätte es mir denken können, egal wie...“ begann Naruz, wurde nun jedoch von Aleyandra unterbrochen, die so fest wie möglich auf seinen Fuß trat und erneut mit ihrer Handfläche nach ihm schlug. Ihr Angriff war langsam und unbeholfen für Eldarverhältnisse, aber Naruz ließ sich von ihm treffen und augenblicklich kehrte sein Lächeln wieder auf sein Gesicht zurück. „Na also, geht doch!“ rief er begeistert und rieb sich kurz die Wange, die nach dem Schlag der Sklavin tatsächlich ein wenig brannte, sie musste ihre ganze Kraft in den Schlag gelegt haben. „Warum nicht gleich so?“ fragte er lachend und schubste Aleyandra auf das Bett, öffnete seinen Mantel und warf ihn neben sich auf den Boden. Sein Blut strömte bereits in seinen Penis, der anfing langsam steifer zu werden und sich aufzurichten.
Als Aleyandra den Archon so neben dem Bett stehen sah erbleichte sie und schrie laut auf. „Nein! B-bitte nicht, d-das könnt Ihr nicht tun!“ rief sie panisch und versuchte aufzuspringen, allerdings war Naruz schneller als sie. Er packte einen ihrer Arme und drückte sie wieder nach unten, dann stieg er ebenfalls in das Bett und kniete sich halb gebeugt über ihr hin. Seine rechte Hand drückte die linke des Mädchens in die weiche Matratze, während seine andere sanft über ihr Gesicht strich. „Lass mich los! Verschwinde!“ schrie Aleyandra und schlug mit ihrer freien Hand nach dem Archon, ihre Beine hatte sie fest an ihren Körper gepresst und trat nun nach Naruz' Brust. Sie traf ihn sogar ein paar mal, allerdings kümmerte das den Archon nicht, im Gegenteil. Er lachte nur noch lauter und ließ seine Hand vom Gesicht der Sklavin nach unten wandern und strich unter ihrem Kleid über ihre kleinen, weichen Brüste.
„Diese Haut ist wirklich etwas, worauf man neidisch werden kann.“ flüsterte er dem Mädchen ins Ohr, nachdem er sich weiter nach vorn gebeugt hatte und küsste Aleyandra zärtlich am Hals.
„Ich habe gesagt, du sollst mich loslassen!“ kreischte diese und schlug erneut nach Naruz, dieses mal traf sie ihn mit ihren Fingernägeln und kratzte so heftig über die Wange des Archons, dass dieser tatsächlich kurz von ihr abließ und zusammenzuckte.
„Ich wusste es! Ein wildes Menschenweibchen ist etwas vollkommen anderes als eine der trainierten Sklavinnen!“ rief Naruz begeistert und schlug Aleyandra erneut ins Gesicht. Dann nahm er seine beiden Hände und riss das dünne Kleid auseinander, das die Sklavin trug.

Da Aleyandra nun wieder beide Hände frei hatte, schlug sie mit beiden auf Naruz ein und versuchte so gut sie konnte sein Gesicht und seine Brust zu zerkratzen, jedoch ohne wirklichen Erfolg. Der Archon fuhr währenddessen den Oberkörper der Sklavin mit seinen Händen hinab, über ihren Unterleib, bis hin zu ihren Beinen. Aleyandra versuchte zwar so gut sie konnte ihre Beine zusammenzupressen, aber es gelang ihm trotzdem sie auseinander zu drücken und die Scham des Mädchens freizulegen. Sofort ließ sie davon ab auf ihn einzuschlagen und bedeckte ihren Unterleib mit ihren Händen, allerdings war das ein eher fruchtloser Versuch um Naruz aufzuhalten. Er rückte ein wenig über das Bett, so dass er sich nun direkt zwischen den gespreizten Beinen der Sklavin war, nahm ihre Hände und drückte sie über ihrem Kopf ins Kissen.
„Bitte nicht... bitte tut das nicht.“ schluchzte Aleyandra mit brüchiger Stimme und wand sich in seinem Griff.
„Keine Sorge, ich bin mir sicher es wird dir auch gefallen.“ sagte der Archon lachend und fuhr mit einem Finger über die Schamlippen des Mädchens. Das Schluchzen der Sklavin wurde noch heftiger, ebenso wie ihr Flehen, allerdings sorgte das nur dafür dass der Archon, der ohnehin schon steinhart geworden war, sich noch mehr beherrschen musste, um nicht sofort in sie einzudringen. Er führte langsam einen Finger in das kleine, enge Loch der Sklavin und begann ihn langsam und vorsichtig tiefer in sie hinein zu schieben. Nach einer Weile ließ er einen zweiten Finger folgen und beugte sich über die nackten Brüste des Mädchens, die er abwechselnd küsste und hin und wieder mit seiner Zunge über die seidige Haut der Sklavin leckte. Beinahe schon zärtlich liebkoste er Aleyandras Brustwarzen und saugte leicht an ihnen wobei er ein erregtes Stöhnen hören ließ.

„H-hört auf... ich... will nicht!“ brachte Aleyandra zwischen ihrem Schluchzen hervor, konnte jedoch nicht verhindern dass ihr Körper auf die Bewegungen des Archons reagierte, ihre Nippel sich aufrichteten und ihre Spalte zusehends feuchter wurde. Als Naruz das merkte zog er seine Finger aus ihrem Loch, richtete sich ein wenig auf und drückte mit seinem steifen Glied gegen ihre Scheide. Die Sklavin schrie und wimmerte protestierend und bäumte sich auf um sich irgendwie zu befreien, aber es war zwecklos. Trotz ihres eher hageren Aussehens waren Eldar meist weit stärker als gewöhnliche Menschen und Aleyandra hätte es wahrscheinlich nicht einmal geschafft sich aus dem Griff eines gleichaltrigen Mädchens zu befreien, von einem Eldar ganz zu schweigen. Mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht schob der Archon die Schamlippen des Mädchens mit seinen Fingern ein wenig auseinander und führte dann seinen Schwanz in sie ein. „Nein, bitte nicht! Bitte, zeigt Gnade, ich tue alles was Ihr wollt! Ich werde immer auf Euch hören und tun was Ihr sagt, das schwöre ich! Aber bitte... nein!“ schrie Aleyandra und fing an noch heftiger zu weinen, als der Archon sie mit beiden Händen an den Hüften packte, seinen Körper ein wenig nach hinten zog um dann mit einem schnellen, harten Stoß tief in sie einzudringen. Als der Eldar ihr Jungfernhäutchen durchstieß ließ Aleyandra einen Schrei hören, der lauter war als alles zuvor und begann wieder so hart sie konnte auf Naruz einzuschlagen. Dieser war durch das Weinen und Flehen des Mädchens so erregt wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr und begann mit langsamen Bewegungen das Loch der Sklavin zu ficken. Die Scheide des Mädchens war warm, feucht und sie war enger als jede andere Sklavin, die der Archon bislang gehabt hatte. Bei jeder Bewegung schienen die Wände ihres Lochs seinen Schwanz zu massieren und erweckten den Eindruck, als wenn sie ihn nie wieder nach draußen lassen wollten. Naruz knetete die kleinen Brüste der Sklavin und wurde immer schneller, dabei war er dermaßen von der ungewohnten Enge des Mädchens vereinnahmt, dass er gar nicht mitbekam wie sie aufhörte sich gegen ihn zu wehren und dazu überging stumm vor sich hin zu weinen und nur gelegentlich ein schmerzerfülltes Wimmern hören ließ. Es dauerte nicht lange, bis Naruz selber nichts anderes mehr tun konnte als lusterfüllt vor sich hin zu stöhnen, die weiche Haut der Sklavin in seinen Händen und ihr enges, nasses Loch dass seinen Penis inzwischen vollständig in sich aufnahm, sorgten dafür dass der Archon sich wie im Paradies fühlte. Er war zwar noch jung, doch er konnte bereits mit Sicherheit sagen, dass dieser Tag ihm für den Rest seines Lebens in Erinnerung bleiben würde, denn in all den Jahren zuvor gab es nichts, was ihn mehr erregt, oder ihm mehr Spaß bereitet hatte, als dieses seltene Weibchen zu entjungfern. Der Archon verlangsamte seine Bewegungen ein wenig, beugte sich vollständig über die Sklavin und strich ihr mit einer Hand fast liebevoll durch das Haar, während er mit der anderen ihren Mund aufzwang und sie dann küsste. Aleyandra wimmerte protestierend, wehrte sich jedoch nicht weiter. Ihr entglitt sogar ein Geräusch, dass nach einer Mischung aus Schluchzen und Stöhnen klang, während der Archon sanft über ihre Brüste strich und begann, das Tempo in dem er sie fickte wieder zu erhöhen. Die Wände von Aleyandras feuchter Grotte schienen seinen Penis nun noch stärker zu massieren, drückten fester gegen ihn als zuvor und Naruz merkte, wie er dem Höhepunkt entgegenkam. Erneut steigerte er das Tempo und begann zu keuchen und lustvoll zu stöhnen, während er sich auf Aleyandra bewegte. Dann, als er kurz vor dem Orgasmus stand, zog er seinen Schwanz aus dem Loch der Sklavin und verteilte seinen silbrigen Samen mit einem lauten Stöhnen über dem Unterleib und den Schenkeln des Mädchens, während sich ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht legte.


„Weißt du... ich könnte mich wirklich daran gewöhnen.“ sagte er mit einem Lächeln, während sein Blick zu seinem Schwanz wanderte an dem noch restliches Sperma und das Blut des Menschenweibchens zu sehen waren. Noch einmal strich Naruz zärtlich über Aleyandras Brüste und Gesicht, und beugte sich sogar nach unten, um eine ihrer Tränen von ihren Wangen zu lecken. „Du bist wirklich ein wunderbares Geschenk, Aleyandra. Ich werde mich wirklich bei Morrigan bedanken müssen.“ meinte Naruz und lachte leise, dann erhob er sich vom Bett und wandte dem Mädchen den Rücken zu. „Ich werde baden gehen, wenn du willst darfst du gerne mitkommen. Wie auch immer du dich entscheidest, ich bin mir sicher wir werden noch viel Spaß miteinander haben.“ sagte er noch, ehe er mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck in Richtung Badezimmer ging und ganz in Gedanken daran versank, was er alles mit seiner neuen Sklavin anstellen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Vanidar

Novize



Naruz verschwand im Bad und ließ Aleyandra alleine in seinem Zimmer zurück. Das Mädchen lag, noch immer vollkommen schockiert auf dem Bett und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Alles was passiert war seit Morrigan sie zu dem Archon gebracht hatte wirkte so...unwirklich und falsch auf sie. Ihre Tränen waren inzwischen versiegt und ließen nichts als Verwirrung und Hass zurück. Sie zuckte schmerzhaft zusammen als sie versuchte sich zu bewegen. Der Schmerz zwischen ihren Beinen erinnerte sie sofort wieder daran, dass das ganze eben mehr gewesen war als nur ein furchtbarer Alptraum. Naruz war alles andere als sanft oder rücksichtsvoll vorgegangen. Aleyandras Hand wanderte zwischen ihre Schenkel bis sie auf etwas feuchtes traf, dann zog sie die Hand so schnell wie möglich wieder zurück und presste sie eng an ihren Körper. Blut. Blut und sein Samen. Erst jetzt wurde ihr vollständig bewusst was gerade passiert war. Der Eldar hatte sie vergewaltigt, nein, es war noch schlimmer, er hatte ihr das erste Mal geraubt. Sie wollte ihre erste Nacht nur mit einem verbringen, und das war Teregion, und jetzt hatte dieses Monster sie einfach genommen, ihre gesamte Gegenwehr ignoriert, sie sogar ausgelacht und sich über sie hergemacht. Seit ihrem ersten Kuss mit Teregion stellte sie sich diesen Moment immer wieder und wieder vor. Hielt sich immer vor Augen wie schön es sein würde wenn sie endlich in seinen Armen versinken konnte. Selbst jetzt noch sah sie vor sich wie ihr Bruder sie in ihr neues Zuhause irgendwo im Süden führte, ein kleines Haus irgendwo an einem wunderschönen See, umgeben von den friedlichen Bergen Licentiens. Wie er sie in ihr Schlafzimmer trug und sie dann endlich zu einem echten Paar wurden, so wie sie es sich schon seit Monaten immer wieder versprachen. Nur noch zwei Monate und alles wäre endlich perfekt gewesen! Zwei Monate und dann mussten diesen Monster auftauchen. Die Orks, die verrückte Elfe die keine Elfe sein wollte und dieser seltsame, brutale Kerl, der sich einen Spaß daraus gemacht hatte ihr das zu zerstören, was eigentlich der glücklichste Moment zwischen ihr und Teregion werden sollte.
Ihre Finger verkrallten sich in dem Laken, als die quälenden Gedanken an Teregion sie mehr und mehr von ihren Schmerzen ablenkten. Angetrieben von ihrer Wut, gelang es ihr tatsächlich schwach aus dem Bett zu kriechen und sich auf die Beine zu kämpfen. Schwankend torkelte sie durch das Zimmer, wobei sie nicht wusste was sie überhaupt vorhatte. Sie wusste nur, dass sie einfach irgendetwas tun musste, ganz egal was es war. Vor der schwarzen Rüstung des Eldar blieb sie letztendlich stehen. Ihre Augen huschten wie in Trance ziellose hin und her, bis sie genau das fanden, was sie jetzt brauchte. Langsam legte sie eine Hand auf den Griff seines Dolches und hob ihn an, um sich die lange Klinge vor die Augen zu halten. Die Waffe fühlte sich leicht an, viel zu leicht, vor allem für Aleyandra. Sie bezweifelte das sie damit umgehen konnte, aber wenigstens war sie jetzt bewaffnet und konnte sich gegen den Vergewaltiger verteidigen...falls er sie nicht einfach nur auslachte und das Messer wegschlug. Ihre Entschlossenheit bröckelte langsam, während ihre Wut allmählich wieder Trauer und Niedergeschlagenheit Platz machte. Wenn sie jetzt wie eine Furie mit einem Dolch auf den Anführer dieser Armee losging, war es egal wie die ganze Sache ausging, sie war dann tot. Vielleicht wäre es besser sich ruhig zu verhalten und darauf zu warten das ihr Bruder mit den anderen Waldläufern kam. Der Herzog würde bald erfahren was in seinem Reich vor sich ging und seine besten Männer schicken um diese Monster auszuräuchern.

Noch während sie darüber nachdachte die Waffe wieder zurückzulegen, hörte sie auch schon wie die Tür zum Bad aufging. Erschrocken wirbelte sie herum und verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken, damit der Eldar den Dolch nicht bemerkte. Er stand neben dem Bett, seine nassen, dunklen Haare glänzten und fielen ihm über den Rücken. Naruz betrachtete sie neugierig, wobei er versonnen vor sich hinlächelte. Ihr Anblick schien ihm noch immer zu gefallen, das konnte sie alleine schon daran erkennen das er es noch immer nicht geschafft hatte sich etwas anzuziehen.
„Schade das du keine Lust hattest mit mir zu baden. Die Becken hier sind etwas zu groß, alleine fühle ich mich dort nur einsam.“ begann er mit einem leisen Anflug von Enttäuschung. Beim Klang seiner Stimme zuckte sie erschrocken zusammen, klammerte sich fester an den Dolch hinter ihrem Rücken und presste die Lippen zusammen. Sie würde nicht mit dieser Bestie reden, niemals. Ihr finsterer Gesichtsausdruck schien ihn völlig kalt zu lassen und nicht vom weiterreden abzuschrecken. „Aber wie ich sehe bist du noch immer etwas schüchtern. Keine Sorge, das ändert sich schon noch sobald wir uns besser kennenlernen. Im Moment bist du wahrscheinlich die einzige annehmbare Sklavin im Heerlager und wir werden noch viel mehr Spaß miteinander haben.“ fuhr er unbekümmert fort, wobei er sich gar nicht erst fragte warum sie die Hände hinter dem Rücken verschränkte. Es gefiel ihm sogar das sie nicht versuchte ihre Blößen zu verdecken und er gute Sicht auf ihren nackten Körper hatte. Alleine bei dem Anblick spürte er schon wie wieder Lust in ihm aufstieg und er sich fragte ob sie auch in Runde 2 noch immer genauso abweisend und wild sein würde. „Ich kann es kaum erwarten zu sehen wie Morrigan´s Ausbildung dich verändern wird, sie hat bisher immer gute Arbeit geleistet, aber du bist ihr erstes wildes Weibchen.“ Naruz drehte sich von ihr weg und holte von irgendwoher ein Handtuch hervor, während er daran dachte was er jetzt mit seinem neuen Spielzeug als nächstes anfing. Tatsächlich hatte er sogar schon überlegt ob es vielleicht besser wäre sie selbst auszubilden, vor allem nach allem was eben passiert war. Normalerweise mochte er es wenn seine Sklavinnen wussten wie sie ihre Arbeit zu erledigen hatten, aber wenn sie nach ihrer Entjungferung noch immer ungebrochen war, konnte er noch viel Spaß mit ihr haben. Mit einem erwartungsvollen Grinsen legte er das Handtuch aufs Bett und drehte sich langsam wieder zu ihr um, wobei er weitersprach. „Und jetzt geh dich endlich waschen, während ich hier warte. Wir beide haben heute Nacht noch viel vor uns und ich mag es wenn meine Sklavinnen sauber sind. Außerdem...“ weiter ließ sie den Eldar nicht mehr kommen. Mit wie leergefegtem Kopf holte sie den Dolch hinter ihrem Rücken hervor, überwand die kurze Distanz zwischen ihnen mit raschen Schritten und stach zu. Sie zielte nicht wirklich und hatte keine Ahnung was sie tat, aber legte so viel Kraft wie sie besaß in ihren Angriff. Im ersten Moment wunderte sie sich warum der Eldar sich so gähnend langsam bewegte. Dann fiel ihr auf, dass sie schneller wurde, sehr viel schneller als sie sich jemals zuvor bewegt hatte. Auch den Eldar schien es zu überraschen, denn er schlug tatsächlich daneben als er versuchte ihren Arm aufzuhalten. Der Dolch sauste nieder, an dem Arm des Eldar vorbei und fraß sich in seine nackte Brust. Die Klinge aus den Schmieden der Eldar konnte problemlos Rüstungen durchtrennen und fuhr spielend leicht durch Naruz Fleisch bis tief in seinen Körper hinein, selbst ohne das viel Kraft nötig war.

Noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, zog sie die Klinge wieder aus ihm heraus und stach wieder und wieder zu. Naruz stolperte unter der Wildheit ihres Angriffs nach hinten, stieß gegen die Bettkante und sie landeten beide auf dem Bett, wo das Menschenmädchen weiter auf ihn einstach. Sie zielte auf seine Kehle seine Brust und verpasste ihm mehrere Stiche in den Bauch. Wie in Rage ließ sie den Dolch immer wieder auf ihn niedergehen, solange, bis ihre Arme müde wurden und sie erschöpft den Dolch fallen ließ. Naruz rührte sich nicht mehr, sondern starrte sie nur noch aus leeren Augen an. Blut floss aus seinen vielen Wunden über das Laken, tropfte an den Seiten auf den Teppich. Teilnahmslos sah sie ihm in sein starres Gesicht. Sein arrogantes, überlegenes Lächeln war endlich verschwunden. Jetzt konnte er ihr niemals wieder etwas antun, niemals.
Schwer atmend stand sie auf, stolperte ein paar Schritte zurück bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Ließ sich daran zu Boden sinken und zog die Beine an ihren Körper. Aleyandra rannen Tränen über die Wangen und sie konnte nicht mehr anders als unkontrolliert zu schluchzen. Ihr ganzer Körper bebte unter einem Weinkrampf nach dem anderen. Sie hatte gerade wie eine Wahnsinnige auf jemanden eingestochen. Sich aufgeführt als hätte sie den Verstand verloren und jemanden umgebracht...es war jemand gewesen der es ihrer Meinung nach verdiente, aber trotzdem ließ sie diese Erkenntnis nur noch noch heftiger weinen.
Mit jeder Minute in der ihr Peiniger nicht wieder aufstand wurde sie ruhiger. Aleyandra spürte wie jegliche Anspannung langsam von ihr abfiel und Erleichterung Platz machte. Er war tot. Der Elf...Eldar...was auch immer das für eine Kreatur war, sie lebte nicht mehr und konnte ihr nichts mehr antun. Je mehr dieser Gedanke sich in ihr ausbreitete, desto ruhiger wurde sie, bis letztendlich sogar ihre Tränen versiegten und sie aufhörte zu schluchzen. Legte die Arme um ihre Beine und zog sie näher an sich heran.
„Wieso...wieso habe ich...“ flüsterte Aleyandra verwirrt vor sich hin, als sie das Blut an ihren Händen bemerkte. Es gelang ihr nicht einmal die Frage laut auszusprechen. Wieso hatte sie den Archon umgebracht? Wenn Teregion sie jetzt so sehen könnte, blutverschmiert am ganzen Körper und mit dem wirren Gesichtsausdruck, was würde er dann von ihr denken? Aleyandra wurde bereits schlecht wenn er als Jäger auch nur davon redete ein erlegtes Tier auszunehmen oder seine Beute nach Hause brachte. Ihr Vater hatte oft genug versucht aus ihr eine Waldläuferin zu machen, aber immer wieder völlig entnervt aufgegeben. Blut, Gewalt, Waffen, das alles lag ihr nicht und sie ging diesen Dingen für gewöhnlichen aus dem Weg. Sie besaß viel Temperament, aber auf jemanden einzustechen...das war etwas vollkommen anderes, etwas, das sie sich niemals zugetraut hätte.
„Was mache ich jetzt?“ murmelte sie benommen die Leiche an und konnte trotz allem nicht anders als sich erleichtert zu fühlen, auch wenn sie damit jegliche Hoffnung auf Rettung verspielt hatte. Am Morgen würden die Wachen nach ihrem Herren sehen. Aleyandra wollte sich lieber nicht vorstellen was mit ihr passierte sobald sie hereinkamen und ihren Meister in einer Blutlache vorfanden. Hätte sie nur gewartet! Dann hätte ihr Bruder zu hier rausholen können, aber so konnte er nur noch ihre Leiche retten. „Ich bin so ein Idiot. Jetzt bin ich so gut wie tot.“ sprach sie es leise aus, in der Hoffnung das es dann weniger schrecklich klang. Es gab keinen Weg mehr aus dem Zimmer raus, sie konnte den Kriegern des Eldar niemals entkommen.

„Interessant.“ erklang plötzlich eine leise, gedämpfte Stimme die ihr inzwischen nur allzu vertraut war. Ihr Kopf ruckte panisch nach oben und ihr Unterkiefer klappte nach unten. Naruz richtete sich langsam und benommen auf. Die Stichwunden in seiner Brust und Kehle schlossen sich noch immer, aber der Großteil schien bereits verheilt zu sein. Naruz Gesicht war bleich, noch blasser als sonst, und seine Augen wirkten stumpf und als könnten sie ihm jeden Augenblick zufallen. „Du hast mich tatsächlich umgebracht.“ murmelte er verwirrt vor sich hin als er das ganze Blut um sich herum sah. Er spürte das sein Körper Mühe hatte den Blutverlust wieder auszugleichen, wenn er nicht vorsichtig war und sich ausruhte konnte er gleich noch ein zweites Mal sterben.
Einen Moment lang starrte er seine neue Sklavin noch verdutzt an, dann brauch er plötzlich in schallendes Gelächter aus. „Ich hätte niemals erwartet das ausgerechnet eine Sklavin mich ermorden wird! Eigentlich dachte ich es würde einem meiner Rivalen als erstes gelingen mein Leben zu beenden, oder vielleicht sogar der Königin. Möglich wäre auch der König der Weicheldar gewesen, aber ein Menschenweibchen?“ Naruz lachte noch eine Weile vor sich hin bevor er verstummte und versuchte ernster zu werden. Er sollte sich nicht so sehr darüber freuen, eigentlich müsste es ihn eher beunruhigen, dass er so unvorsichtig und dämlich war. Von einer einfachen Sklavin in seinem eigenen Zimmer umgebracht! Jeder seiner Rivalen würde sich totlachen wenn das bekannt wurde! Selbst Morrigan sollte lieber nicht davon erfahren das er von einem kleinen Mädchen überrumpelt wurde. Er hatte gesehen das sein Dolch fehlte, aber niemals damit gerechnet das dieses zerbrechlich wirkende Mädchen so schnell und wild sein konnte.
Langsam stand er auf und ging auf sie zu. Sofort reagierte Aleyandra voller Panik und presste sich so fest sie konnte gegen die Wand, starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen und begann am ganzen Leib zu zittern. Ihr Gesicht war eine einzige Maske des Schreckens. Da war etwas an ihr, das er sich noch nicht erklären konnte. Er musterte sie jetzt mit ganz anderen Augen. Wie konnte sie in einem Moment blutrünstig wirken und im nächsten wieder ein verängstigtes kleines Mädchen sein? Das musste er unbedingt näher untersuchen und er musste Morrigan noch einmal für diese interessante Sklavin danken.
„W-w-w-wieso...wieso bist du nicht...n-nicht...t-tot?“ stammelte Aleyandra vor sich hin. Schrumpfte unter seinen neugierigen Blicken in sich zusammen und wünschte sich noch immer den Dolch zu haben. War er ein Untoter? Versuchte der Geist des Eldar sie für ihren Angriff zu bestrafen oder drehte sie jetzt vollkommen durch?
„Morrigan wird dich morgen für den Angriff bestrafen.“ begann er langsam und überging damit einfach ihre Frage. Er würde sie sicher nicht in seine kleinen Geheimnisse einweihen. Der Archon legte den Kopf schräg und lächelte wieder versonnen, genau wie schon vor dem Angriff. Zu sterben hatte ihn leider viel zu sehr ausgelaugt, ansonsten würde er das Mädchen ohne Umschweife zurück aufs Bett werfen und da weitermachen wo sie aufgehört hatten. Aber jetzt musste er schlafen, schlafen und sehen wie sich der Mordversuch...oder eher der Mord an ihm auf längere Sicht auswirkte. Zumindest eines wusste er bereits: Zu sterben, machte ihm keinen Spaß und er hatte nicht vor es noch einmal zu wiederholen. „Du kannst jetzt gehen. Die Wachen bringen dich zurück in Morrigan´s Zimmer. Schlaf gut, Aleyandra.“ entließ er sie lächelnd und ging zurück zum Bett um sich auszuruhen. Er könnte jetzt schlafen wie ein Stein, selbst das Blut störte ihn nicht mehr. Durch seine Erschöpfung bekam er kaum noch mit wie Aleyandra aufsprang und zur Tür stürmte. Ihre panische Flucht vor dem was sie für einen Untoten hielt endete erst als die Nathrezim, die vor dem Zimmer Wache standen, sie einfingen und zurück zu Morrigan brachten endete ihr nächtliches Abenteuer.



Einige Stunden zuvor, schlich die Nichte des Herzogs sich behutsam durch die Wälder nahe der Stadt Greifenheim. Am Morgen hatte sie sich von der nervigen Jagdgesellschaft ihres Onkels getrennt, seitdem streifte sie alleine durch den Wald, immer auf der Suche nach einem Weißen Greif, auch wenn sie sich anfangs wenig Hoffnungen gemacht hatte. Die Waldgreife, wie man sie auch nannte, waren selten und selbst mit einer kleinen Armee aus Jägern konnte man manchmal Wochenlang die Wälder durchstreifen ohne auf einen zu stoßen. Aber sie hatte sich davon nicht abschrecken lassen und so wie es aussah, war das Glück ausnahmsweise einmal auf ihrer Seite. Direkt vor ihr stand ihre Beute und fraß seelenruhig an einem Reh. Sie hatte beobachtet wie das majestätische Geschöpft selbst auf der Jagd war, das junge Reh riss und es dabei einfach nicht übers Herz gebracht ihn sofort zu erschießen. Greife faszinierten sie schon seit ihrer Kindheit, immerhin stammte sie aus Silberhafen, der Stadt der Greifenritter. An der Küste und den Klippen des Herzogtums wimmelte es nur so vor Greifen, allerdings deutlich größeren. Das was dort zwischen den Bäumen stand wirkte auf den ersten Blick nur wie kleinere Version der normalen Tiere die sie so gut kannte, aber die Greife aus den nördlichen Wäldern zeichneten sich durch eine wilde Unberechenbarkeit und schneeweißes Gefieder aus. Außerdem reichte der Greif ihr nicht einmal bis zur Brust.
Mit einem zufriedenen, siegessicheren Grinsen im Gesicht hob Tegara ihren Bogen und legte langsam einen Pfeil auf die Sehne. Ihr erster Schuss musste ihre Beute entweder sofort töten oder wenigstens am fliegen hindern. Greife waren schnell, eine zweite Gelegenheit würde sie so schnell nicht erhalten. Außerdem blieb ihr nicht mehr viel Zeit. Wenn sie es geschafft hatte den Greif aufzuspüren, dann konnte Teregion nicht mehr weit sein. Er kannte sich in diesen Wäldern besser aus und hatte hier sein ganzes Leben verbracht. Tegara verdrängte die Gedanken an ihren unfähigen Konkurrenten. So gut er sich hier auch auskannte, es änderte sicher nichts an seiner Unfähigkeit.
„Tegara!“ hinter ihr durchdrang eine laute, belustigte Stimme die Stille und ließ sie zusammenzucken. Der Greif hob den Kopf, richtete ihn in ihre Richtung und starrte sie erwartungsvoll an. Noch konnte sie ihre Beute treffen, solange der Greif nicht verschwand und genau das schien er auch nicht vorzuhaben, im Gegenteil. Er stand einfach nur über seiner eigenen Beute und starrte sie an, aber sobald sie die Stimme erkannte, begann sie plötzlich nervös zu werden. Ihre Arme fingen an zu zittern, genau wie bei diesem furchtbaren Turnier in dem Teregion sie geschlagen hatte. Mit einem Anflug von Panik schoss sie ohne zu zielen übereilt auf das Tier und war immerhin froh das ihr Geschoss in die richtige Richtung flog, aber damit endete ihr kleines Erfolgserlebnis auch schon. Der Pfeil zischte weit an dem Greif vorbei ins Unterholz. Damit wurde es auch ihrer Beute zu bunt und der weiße Greif flog mit einem beleidigten Krächzen davon. Wütend warf sie den Bogen von sich ins Gras und drehte sich aufgebracht um, aber als sie sich wieder erinnerte wer gerufen hatte fiel jegliche Wut von ihr ab und wurde durch Angst ersetzt. Hinter ihr stand ein Mann mittleren Alters der übers ganze Gesicht grinste.

„Onkel...“ flüsterte Tegara düster und ballte die Fäuste. Der Mann namens Alberion von Greifenheim war glattrasiert, so wie es unter den meisten Menschen hier üblich war, und in den einfachen Umhang eines Waldläufers gekleidet. Die Männer liebten ihn dafür das er sich während der Jagden genauso kleidete wie sie und alleine dafür und für sein offenherziges Verhalten im Umgang mit den einfachen Jägern. Ansonsten wirkte der Herzog des mächtigsten Reiches im Norden nicht besonders beeindruckend, eher unauffällig mit seinen kurzen, braunen Haaren und dunklen Augen. Als Waldläufer war er immerhin stattlicher als die Adeligen aus den anderen Fürstentümern, die niemals auf die Idee kamen ihre Burgen und Paläste freiwillig zu verlassen um sich durch die Wälder zu schlagen, obwohl Tegara nichts dagegen hätte wenn ihr Onkel es genauso halten würde. „Was machst du hier? Du hast meine Beute verjagt.“
„Ein weißer Greif ist sowieso keine passende Beute für dich. Er hätte dich in Stücke gerissen, das ist schon vielen unerfahrenen Jägern passiert die dachten ein Greif wäre ein gewöhnliches Tier.“ winkte er ihren Vorwurf unbekümmert ab und ging weiter auf sie zu.
„Danke für die Warnung, aber ich kenne mich mit Greifen aus.“ erwiderte Tegara genervt, wobei eine Hand sich an den Dolch an ihrem Gürtel legte.
„Wenn du meinst.“ gab er ihr gönnerhaft recht um sie zu besänftigen. Dann stand der Herzog vor ihr und versuchte sie plötzlich zu küssen, aber Tegara wehrte ihn entschieden ab. „Was hast du? Hier ist niemand außer uns, auch wenn es mich nicht stören würde. Du bist immerhin diejenige, die darauf besteht es in der Öffentlichkeit...langsam angehen zu lassen mit unserer Beziehung.“
„Beziehung? Bin mir ziemlich sicher das ich ein anderes Wort für das finde was zwischen uns ist.“ fauchte sie, auch wenn sie sich inzwischen Mühe geben musste ihren Zorn aufrechtzuerhalten. Wenn er wollte, dann bekam er sowieso was er wollte, egal wie sehr sie sich dagegen wehrte.
„Ich hatte vor ein paar Tagen übrigens eine sehr interessante Unterhaltung mit meinem Leibarzt. Er war ziemlich besorgt und dabei ist es normalerweise nicht leicht ihn aus der Ruhe zu bringen. Er hatte sogar Angst das ich ihm sofort den Kopf abschlagen lasse, seltsamer Kerl.“
„Ach ja?“ fragte sie desinteressiert nach, auch wenn sich alles in ihr zusammenzog. Er wusste es also schon. „Was geht das mich an? Hoffentlich hat er dir gesagt das du bald draufgehst und eine unheilbare Krankheit hast.“
„Ich frage mich von wem du dieses respektlose Verhalten hast. Deine Eltern waren niemals so unfreundlich.“ behauptete Alberion. Sein Gesicht wurde ernster und er schien jetzt nicht mehr zu Späßen aufgelegt zu sein „Aber egal, lassen wir das. Was mein Medikus mir erzählte, hatte nichts mit mir zu tun, sondern es ging um dich. Du hast dir von ihm Mondblütentee geben lassen.“
„D-das hat er sich nur ausgedacht. Ich würde niemals...!“ versuchte Tegara sofort abzuwehren, doch er ließ sie nicht weit kommen, sondern sprach weiter und inzwischen war es an ihm zornig zu sein.
„Oh nein, das hat er nicht, und ich weiß das du ihm viel Geld bezahlt hast damit er den Mund hält, deswegen hat es auch so lange gedauert, bis er mir davon erzählte. Ich müsste ihn eigentlich dafür davonjagen lassen. Egal was jetzt mit ihm passiert, er wird dir jedenfalls keinen Mondblütentee mehr besorgen und auch sonst nichts, ganz egal was es ist. Außerdem werde ich dir einen Leibwächter zur Seite stellen lassen sobald wir wieder in Greifenheim sind.“ verkündete er entschieden und sie wusste genau das er seine Drohungen in die Tat umsetzen würde. Der Tee war ihre letzte Verteidigungslinie vor ihm gewesen, ohne den, war sie ihm endgültig ausgeliefert.
„Aber ohne den Mondblütentee kann es passieren das ich...das ich schwanger werde wenn du das nächste mal...“
„Ich weiß, genau darum geht es ja schließlich.“ versöhnlich lächelnd legte er eine Hand unter ihr Kinn und hob es sacht an um ihr in die Augen zu blicken, in denen sich mehr und mehr ihre Verzweiflung widerspiegelte. Mondblütentee nahmen Frauen im Norden nur zu sich um Schwangerschaften zu verhindern und genau das regte ihn so sehr auf. „In den letzten Wochen habe ich mir so viel Mühe mit dir gegeben und du machst das alles einfach so zunichte? Wie kalt und herzlos von dir.“

„Ich will halt kein Kind von einem wertlosen Bastard wie dir.“ flüsterte sie und wusste schon im nächsten Moment das es nie gut endete wenn sie ihn reizte.
„Natürlich willst du das nicht, weil du noch immer vollkommen verzogen und verwildert bist. Keine Ahnung was deine Eltern mit angestellt haben, aber anscheinend hatten sie keine große Lust dich anständig zu erziehen. Ich kann es in deinen Augen sehen, dieser unbegründete Hass. Am liebsten würdest du mir einen Pfeil zwischen die Augen jagen.“
„Ich habe darüber nachgedacht.“
„Interessant. Um ehrlich zu sein verstehe ich gar nicht was dein Problem ist, Tegara.“
„Was mein Problem ist!?“ brach es aus ihr heraus, als sie sein Grinsen endgültig nicht mehr ertragen konnte. Wie konnte er es überhaupt wagen sie so etwas zu fragen? „Du fragst was mein Problem ist, nach allem was du in den letzten Wochen getan hast? Wenn du nicht sofort verschwindest erschieße ich dich wirklich noch.“
„Oh eine Drohung, wie niedlich. Vergisst du da nicht eine Kleinigkeit?“
„Nein, ich könnte es niemals vergessen.“ antwortete sie leise und versuchte sich wieder zu beruhigen. Natürlich hatte sie es nicht vergessen. „Hätte ich vergessen das du meinen kleinen Bruder hast, dann würdest du schon mit Pfeilen gespickt in deinem eigenen Blut liegen und mich anflehen dich zu verschonen.“
„Gut, ich hatte schon geglaubt dich mal wieder daran erinnern zu müssen.“
„Ich habe heute keine Zeit für deine Spielchen. Verschwinde.“
„Spielchen?“ reagierte er spöttisch auf ihren letzten erbärmlichen Versuch ihn loszuwerden. In seinem Gesicht spiegelte sich wieder was jetzt folgen würde und sie senkte bereits beschämt den Blick. Sie hatte ihn gereizt und jetzt würde er ganz bestimmt erst gehen wenn er sie für ihr Verhalten bestraft hatte. Der Herzog packte sie an den Schultern und drückte Tegara gegen einen nahen Baum. Kurz strich er sanft über ihre Wange und begann dann sie zu auf die Lippen zu küssen Alberion löste die Bänder die ihren Umhang zusammenhielten und er warf ihn ungeduldig davon. Danach zog er ihr das Lederwams und das einfache Hemd darunter aus. Als sie endlich mit entblößtem Oberkörper zitternd vor ihm stand, fuhr er mit seinen Händen über ihre Brüste. Sie waren nicht zu groß, aber wirkten trotzdem noch immer üppig genug damit es ihm Spaß machte sie zu drücken und durchzukneten. Meist trug sie sehr enge Sachen und daher bemerkte man nicht viel von ihrer Oberweite, nur der Herzog wusste das sich unter der schlichten Waldläuferkleidung prächtige, feste Brüste befanden.
„Wirklich eine Schande diese Titten dauernd zu verstecken.“ murmelte er gierig vor sich hin und umkreiste ihre rechte Brustwarze mit einem Zeigefinger. Plötzlich nahm den Nippel zwischen zwei Finger und begann sie so fest er konnte zu kneifen. Sein Grinsen wurde noch einmal breiter, als er ihr damit ein schmerzerfülltes Stöhnen entlockte und ihre nervöses Gesicht sah. Dabei erinnerte er sich an ihre erste gemeinsame Nacht, fast direkt nach dem Tod ihrer Eltern. Sie hatte sich anfangs noch gewehrt, aber nachdem er sie ein paar mal genommen hatte gab sie auf, vor allem als ihm die Idee kam sie mit dem Leben ihres kleinen Bruders zu bedrohen, das brach ihren Widerstand endgültig und seitdem konnte er mit ihr machen was immer er wollte. Die ganze Nacht über hatte er sie vollgepumpt und seitdem hielt er keine einzige Nacht mehr ohne sie aus. Es gab für ihn in seinem ganzen Herzogtum kein Mädchen das es mit ihr aufnehmen konnte, auch wenn sie ihn noch immer hasste.

Sobald er genug davon hatte sich mit ihren Brüsten zu beschäftigen, zwang er Tegara dazu sich umzudrehen und drückte sie nach vorne. Mit ihren Händen hielt sie sich an dem Baumstamm fest und streckte ihm ohne es zu wollen ihren Hintern entgegen. Als sie versuchte sich aufzurichten drückte er sie weiter gegen den Baum bis sie es aufgab und in dieser Position blieb. Ungeduldig zog er ihre Lederhose nach unten. Schob sie über ihren kleinen, runden Hintern, über ihre langen Beine, bis runter zu ihren Knien. Alleine wie seine Hände dabei immer wieder über ihre nackte Haut strichen reichte aus, damit er sich kaum noch beherrschen konnte. Hastig zog er seine Hose aus und holte seinen Schwanz hervor. Er war bereits dabei sich aufzurichten und kurz hielt der Herzog inne um den Anblick des nackten Mädchens vor sich zu bewundern. Sie streckte ihm ihren blanken Arsch entgegen und zwischen ihren Beinen hatte er einen perfekten Blick auf ihre fast unbehaarten Schamlippen. Während er sie betrachtete, rieb er sich mit den Händen immer wieder über sein Glied, das sich mehr und mehr aufrichtete. Als es zu seiner vollen Größte herangewachsen war strich Alberion kurz mit einem Finger zwischen ihren schmalen Schamlippen entlang und freute sich als sie erschrocken zusammenzuckte. Kurz spielte er mit dem Gedanken sie mit seinen Fingern zu bearbeiten bis sie feucht war und ihr Saft aus ihr herauslief, aber er hielt sich bei ihr nur selten mit Vorspiel auf, dafür hasste sie ihn zu sehr und hatte es gar nicht erst verdient sich ebenfalls gut zu fühlen. Es ging ihm im Moment nur um seine Befriedigung, sobald sie wieder in einem richtigen Schlafzimmer waren und mehr Zeit hatten konnte er mit seinen Bemühungen fortfahren ihr endlich so etwas wie echte Lust zu entlocken und endgültig zu seiner Sklavin zu machen.
Ohne sich noch groß aufzuhalten oder sie zu liebkosen, rammte er seinen harten Schwanz mit voller Wucht in ihre schmale, wartende Fotze. Obwohl er sie in den letzten Wochen schon so oft genommen hatte, war sie noch immer eng und er hatte Mühe sich in sie hineinzuzwängen wenn sie nicht feucht war, aber das hielt ihn nicht auf. Auch nicht, als er seiner Nichte damit einen spitzen, erstickten Schrei entlockte wurde er in ihr nur noch größer und musste sein Glied immer härter in sie hineinrammen um tiefer vorzudringen. Tränen traten in Tegaras Augen, als sie gleichzeitig spürte wie sie ohne es zu wollen begann ihren Saft auf dem Schwanz zu verteilen. Ihre Wände pressten sich an den Penis ihres Onkels und egal wie sehr sie es versuchte, sie spürte wie ihr heiß wurde und sie sich ein Mal sogar dabei erwischte seine Bewegungen zu erwidern und sich in seinem Rhythmus zu bewegen, womit sie aber sofort wieder aufhörte. Das es anfing ihr zu gefallen hatte ihr gerade noch gefehlt. Dann wurde es noch schlimmer, als er urplötzlich begann sie mit harten, fast schon gewalttätigen Stößen von hinten zu ficken und das junge Mädchen dabei immer wieder noch fester gegen den Baum drückte. Sie konnte hören und fühlen wie seine Eier von hinten gegen ihre Schenkel klatschten und seine Hände ihren Arsch streichelten und sich darin verkrallten. Er ging voll und ganz darin auf sie von hinten zu besteigen.
Tegara schloss die Augen und versuchte seine Anwesenheit zu vergessen. Sie stellte sich vor er wäre einfach verschwunden, aber es war unmöglich seine harten, wilden Stöße auszublenden. Als er merkte das seine Nichte jeglichen noch so geringen Widerstand aufgegeben hatte, schlug er sie ohne Vorwarnung mit der flachen Hand auf ihre Arschbacken. Je öfter er zuschlug desto fester und wilder wurden seine Schläge, bis er ihr damit ein unterdrücktes Stöhnen entlockte, nur leider nicht die Schmerzensschreie auf die er gehofft hatte, also machte er weiter ihren Hintern mit seiner Handfläche zu bearbeiten bis dieser rot war. Seine freie Hand dagegen verkrallte sich in ihren langen, schwarzen Haaren. Er zog so gewaltsam wie er konnte daran und riss ihren Kopf nach hinten. Damit zwang er ihren gesamten Körper zu folgen und sie drückte sich ohne zu wollen mit ihrem Hintern gegen seinen Schritt. Sein Schwanz drang dadurch noch tiefer in sie ein und inzwischen konnte selbst Tegara sich hin und wieder ein leises Stöhnen nicht mehr verkneifen. In den letzten Wochen hatte sie das schon so oft erlebt, das sie merkte wie ihr Körper sich langsam darauf einstellte. Sie wurde schon nach wenigen Stößen immer nasser und erwischte sich sogar dabei wie sie ihre Beine fest zusammenpresste, damit sich ihr Innerstes fester um den Schwanz ihres Onkels schloss.

Alberion hielt das Tempo in dem er sie durchfickte und ihr enges, geiles Loch bearbeitete nicht mehr lange aus, vor allem da er gar nicht erst versuchte sich zurückzuhalten, immerhin wollte er selbst auch noch jagen gegen. Mit einem lauten, gutturalen Stöhnen verteilte er seinen Samen in ihr. Tegara presste die Beine noch fester zusammen und keuchte erschrocken als sie plötzlich mit seinem warmen Sperma gefüllt wurde. Ihr ganzer Bauch fühlte sich heiß an und sie konnte sein Glied pulsieren spüren, während es sie mit kräftigen Schüben vollspritzte. Eine Ladung nach der nächsten pumpte er tief in sie hinein. Als die letzte Welle sich in ihr verteilt hatte und sie inzwischen komplett auffüllte, sackte er über ihr zusammen und stützte sich schwer auf ihrem Rücken ab. Sie konnte seinen warmen Atem an ihrem Ohr spüren, als er sich noch weiter über sie beugte bis sein Gesicht neben ihrem Ohr war. Sein erregtes Keuchen erweckte in ihr den Drang sofort die Flucht zu ergreifen. Dann flüsterte er ihr etwas zu, was sie beinahe doch noch dazu gebracht hätte nach ihrem Dolch zu greifen: „Ich liebe dich, Tegara.“
Alles in ihr schrie danach endlich von diesem widerlichen Mann wegzukommen, doch noch war er nicht fertig. Alberion presste sich weiter fest an sie und begann sogar sich wieder langsam in ihr zu bewegen, womit er ihre gereizten Wände noch mehr stimulierte, sie sogar gegen ihren Willen fast noch dazu brachte selbst zu kommen, obwohl sie sich schon die ganze Zeit so sehr dagegen wehrte. Sie konnte spüren wie sein Schwanz in ihr immer steifer wurde und sich langsam wieder zu seiner vorherigen Größte aufrichtete. Schon jetzt drückte er ihre spermaverschmierten Wände wieder auseinander und drang tiefer in sie ein. Beinahe erwartete sie schon das ihr Onkel wieder damit anfing sie genauso schnell und hart zu ficken wie eben und fürchtete sich davor. So kurz danach noch einmal von ihm auf diese Art genommen zu werden würde sie nicht aushalten, aber stattdessen ließ er endlich von ihr ab. Als er sich endlich aus ihr zurückzog, folgte ihm ein Schwall aus Sperma, der aus ihrem klaffenden Loch floss. Mit einem leisen Schluchzen, für das sie sich sofort schämte, ging sie in die Knie und presste die Beine zusammen damit nicht alles auf ihre Hose floss. So viel hatte er noch nie in ihr abgespritzt. Zu wissen das sie diesmal ganz sicher keinen Weg mehr hatte an Mondblütentee zu kommen schien ihn noch geiler zu machen. Er wollte sie wirklich schwängern, ganz egal ob sie seine Nichte war oder nicht. Sein Samen verteilte sich zwischen ihren Schenkeln, es fühlte sich ekelhaft an wie er überall zwischen ihren Beinen klebte. Sie wollte aufstehen und sich anziehen, aber dazu kam sie nicht mehr. Der Herzog drückte sie nach unten, bis sie es aufgab und auf den Knien vor ihm im Gras sitzen blieb. Unsicher was als nächstes passieren würde starrte sie ihn von Unten an. Alberion hielt ihr seinen Schwanz direkt vors Gesicht. Mittlerweile war er wieder genauso hart wie vorher, nur das diesmal ihr eigener Saft, vermischt mit den Resten seines Samens, an ihm klebte.
„Mach deinen Mund auf.“ befahl er ungeduldig als seine Nichte keinerlei Anstalten machte sich sofort auf seinen Penis zu stürzen und ihn mit dem Mund zu verwöhnen. Sie hörte nicht auf den Befehl des Herzogs, im Gegenteil, sie presste trotzig die Lippen aufeinander. Tegara hasste es das zu tun, sie fand es noch schlimmer als sich einfach nur von ihm nehmen zu lassen, dabei musste sie immerhin nichts tun, sondern nur warten bis es vorbei war. Ihren Onkel aber schien ihr Unwille nicht weiter zu kümmern. Seine Schwanzspitze drückte gegen ihre weichen Lippen. Er fuhr immer wieder mit der pulsierenden, roten Eichel zwischen ihren Lippen entlang. Damit verteilte er die Reste seines Samens und ihres eigenen Schleims an ihrem Mund und direkt unter ihrer Nase. Als sie den strengen Geruch seines Spermas roch, zuckte ihr Kopf sofort zurück und sie spürte den Drang sich zu übergeben. Sie wollte sich abwenden, oder einfach aufstehen und gehen, aber er drückte sie immer wieder energisch nach unten. Doch egal wie sehr er versuchte sich Zugang zu ihrem Mund zu verschaffen, sie reagierte nicht, sondern versuchte stattdessen ihn zu ignorieren, während er mit seinem Schwanz über ihr ganzes Gesicht strich. Letztendlich entschloss er sich zu einer neuen Strategie. Er zog sich etwas von ihr zurück, aber ließ seinen Schwanz trotzdem noch immer direkt vor ihrem Gesicht hängen. „Ach ja, ich habe über unsere Hochzeit nachgedacht.“ begann er beiläufig und richtete abgelenkt seinen Umhang, tat sogar kurz so als würde er sich nach seiner Hose umsehen und trat einen kleinen Schritt von ihr zurück um sie in Sicherheit zu wiegen. Als wäre das alles gerade nur ein kleiner Scherz gewesen. „Sobald wir wieder in Silberhafen sind wird es Zeit unsere kleine Beziehung voranzubringen. Ich will noch vor dem Neujahrsfest heiraten. Du hast doch kein Problem damit, oder?“
Tegara starrte ihn verdattert an. Ihr fiel keine Antwort ein. Einerseits fühlte sie sich erleichtert weil es vorbei zu sein schien, andererseits schockierten seine Worte ihn erst recht. Heiraten? Diesen Widerling? Eher ließ sie sich von dem Greif zerfleischen, und genau das würde sie ihm jetzt auch sagen. Sie öffnete den Mund um zu widersprechen, ihn anzuschreien und ihn zu beleidigen. Noch bevor sie einen Laut rausbringen konnte nutzte er die Gelegenheit und stieß seinen Schwanz direkt in ihren geöffneten Mund. Seine Hände legten sich gleichzeitig auf ihren Hinterkopf, verkrallten sich in ihren seidigen Haaren und drückten ihren Kopf fest gegen seinen Schritt. Kurz spielte sie mit dem Gedanken zuzubeißen, aber dann fiel ihr wieder ein warum sie ihn noch nicht getötet hatte. Der Herzog hatte seine treusten Leibwächter als Wachen für ihren Bruder eingesetzt. Sie würden den Kleinen töten sobald auch nur der geringste Verdacht auf Tegara fiel oder sich der wahre Mörder gar nicht erst finden ließ. Es reichte schon falls man ihn tot im Wald auffand um die Wachen zu alarmieren. Wenn sie ihrem Onkel jetzt etwas antat, würde sie in Silberhafen nur noch die Leiche ihres Bruders vorfinden, vor allem da Alberion sie beide erst vor kurzem aus der Erbfolge ausgeschlossen hatte.

Also ertrug sie es mit geschlossenen Augen, wie sich sein Glied auf ihrer Zunge bewegte und ihren eigenen Saft in ihrem Mund verteilte. Sie musste sich zusammenreißen um nicht zu würgen und versuchte mit ihrer Zunge irgendwie dem Ungetüm in ihrem Mund aus dem Weg zu gehen, aber ohne Erfolg. Egal wo sie mit ihrer Zunge hintastete, überall stieß sie gegen den dreckigen Schwanz ihres Onkels. Dann drückte er ihren Kopf plötzlich mit aller Kraft nach vorne und rammte sein Glied so weit er konnte in ihren Hals. Immer wieder schob er sein hartes Glied so tief er konnte in ihren Rachen. Tegara legte ihre Hände erschrocken auf seine Beine und versuchte sich von ihm wegzudrücken, aber er war stärker und drückte sie so lange gegen sich, bis sein Schwanz ganz in ihr verschwand. Ihr Gesicht drückte er damit gegen seine dichten Schamhaare und zwang sie seinen Geruch einzuatmen. Ihr Kopf lag direkt an seinem Schritt und dann begann er sich mit harten Fickbewegungen in ihrem Rachen zu bewegen. Es war genau wie eben, als er sie von hinten genommen hatte, und er fickte jetzt ihren Hals genauso wie er es eben mit ihrer Möse getan hatte. Genauso rücksichtslos und fest, während er ihren Widerstand und ihr verzweifeltes Ringen nach Luft ignorierte.
Schneller als beim ersten Mal kam er wieder. Diesmal spritzte er weniger ab, aber dafür direkt in ihren Hals. Tegara begann panisch zu würgen, als sein heißer Samen sich in ihrem Hals ergoss und drohte ihr auch das letzte bisschen Luft zu verweigern. Erst als er sich mit einem zufriedenen Stöhnen aus ihrem Mund zurückzog gelang es ihr hustend und würgend wieder Luft zu bekommen, indem sie sein Sperma hochwürgte. Angeekelt und benommen versuchte sie so viel wie möglich von dem Samen in ihrem Rachen wieder auszuspucken. Die weiße Flüssigkeit rann über ihre Lippen und die Mundwinkel hinab ihren Hals entlang, womit sie ihren Onkel aufregte. „Schluck es runter.“ flüsterte er bedrohlich als immer mehr aus ihrem Mund herauslief. Die ersten glänzend weißen Tropfen erreichten bereits die Wölbungen ihrer Brüste. Er konnte einfach nicht mit ansehen wie sie seinen wertvollen Samen so sehr verschwendete, also drückte er sie weiterhin nach unten, bis Tegara nachgab. Wie in einer Art Trance gefangen schluckte Tegara alles was sich noch in ihrem Mund befand. Unter seinen ungeduldigen Blicken leckte sie sich die Lippen ab und strich danach mit den Fingern über Hals und Brüste um den bitteren Samen mit ihren Fingern aufzufangen und danach in ihrem Mund verschwinden zu lassen. Sobald ihr Körper wieder sauber war, wollte sie schon erleichtert aufatmen, aber noch ließ der Herzog sie nicht gehen. „Alles.“ ergänzte er grinsend und hielt ihr seinen Schwanz wieder hin. Diesmal zierte sie sich nicht, damit es endlich aufhörte. Tegaras Zunge fuhr über die Schwanzspitze und danach weiter den immer kleiner werdenden Schaft hinab. Sie versuchte nicht daran zu denken das dieses Glied das sie gerade ableckte sich vor einigen Minuten noch tief in ihrer Fotze befunden hatte, sondern leckte einfach brav weiter, bis sein Schwanz sauber und nur noch von ihrem eigenen Speichel überzogen vor ihr hing. Als der Herzog mit der Säuberung seines Glieds zufrieden zu sein schien, begann er sich mit einem leisen, zufriedenen Lachen anzuziehen. „Du solltest dich beeilen und noch vor Sonnenuntergang zum Lager zurückkehren.“
„I-ich denke nicht das ich die nächsten Tage ins Lager komme.“ erwiderte sie kleinlaut, noch immer vor ihm kniend. Beschämt starrte sie den Waldboden an und versuchte irgendwie den widerwärtigen Geschmack aus ihrem Mund zu kriegen, aber am schlimmsten war noch immer sein Geruch der überall an ihr hing. Was gerade passiert war, nahm sie noch immer so sehr gefangen, dass sie nicht einmal daran dachte sich wieder anzuziehen, sondern nur benommen vor sich hinstarrte. Egal wie sehr sie versuchte sich einzureden das es besser wurde, letztendlich log sie sich nur selbst etwas vor. Egal ob in einem Monat, einem Jahr oder einem Jahrzehnt, sie würde es immer hassen sich von dem Herzog benutzen zu lassen.

„Das kannst du auch morgen noch, aber heute Abend brauche ich dich für eine kleine Feier. Ich habe einigen meiner besten Jäger vielleicht aus Versehen erzählt wie sehr du es liebst an Schwänzen zu lutschen und dir nichts schöneres vorstellen kannst als dich um sie zu kümmern.“ eröffnete Alberion ihr zwinkernd. Auf ihren schockierten Gesichtsausdruck „Aber keine Angst, mehr als deinen Mund werden sie nicht benutzen, das würde ich ihnen nämlich niemals erlauben. Du gehörst schließlich mir. Allerdings bist du noch immer viel zu störrisch, also brauchst du etwas Übung.“ meinte er und zwinkerte ihr erneut zu, bevor er ihr kurz liebevoll über die Haare strich und sich dann abwandte. „Verspäte dich nicht, ansonsten wirst du heute Nacht nicht mehr zum schlafen kommen!“ rief er noch einmal zu, bevor er endlich zwischen den
Sobald sie ihn nicht mehr sehen konnte, gelang es Tegara nicht mehr ruhig zu bleiben und fing an still vor sich hin zu weinen. Sie fühlte sie grauenhaft, fast so schlimm wie bei ihrem ersten Mal, als der Herzog Nachts in ihr Zimmer kam, sie von seinen Wachen festhalten ließ und vergewaltigte. Vor etwa einem Monat starben ihre Eltern bei einem Schiffsunglück. Sie waren beide viel auf Reisen gewesen. Als Bruder des Herzogs verhandelte ihr Vater ständig mit den südlicheren Reichen und ihre Mutter begleitete ihn gerne, bis ihr Schiff in einen schweren Sturm geriet und kenterte. Einige Tage nach dem Unfall hatte man sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder vor den Herzog gebracht. Sie wurden voneinander getrennt. Tegara kam zu ihrem Onkel, während ihr Bruder irgendwo in der Festung von Silberhafen hockte und sich vermutlich schrecklich fürchtete. Er war erst zwölf Jahre alt und vollkommen verzogen. Da ihre Eltern dauernd auf Reisen waren hatte Tegara sich um ihn gekümmert, und dabei, wie sie inzwischen selbst zögerlich zugeben musste, nicht unbedingt gute Arbeit geleistet. Alleine bei dem Gedanken daran sich ihn als Waldläufer vorzustellen musste sie selbst in dieser Situation fast lachen.
Tegara wischte sich die Tränen aus den Augen. Wenn jetzt jemand vorbeikam und sie so sah, würde das ihren Ruf komplett ruinieren. Sie genoss es als die unschlagbare, taffe Waldläuferin dazustehen, außerdem musste sie sich für ihren Bruder zusammenreißen...und sie hatte noch immer einen Wettkampf zu gewinnen. Wieder mit etwas mehr Elan sprang sie auf die Beine und sammelte hastig ihre Sachen auf. Es war nicht das erste Mal das Alberion sie zu so etwas zwang und es würde nicht das letzte Mal bleiben. Das beste was sie jetzt tun konnte, war ihr bisschen Freiheit nicht mit Selbstmitleid zu verschwenden, sondern weiterzumachen.



Der Tag neigte sich bereits dem Ende entgegen, als Tegara endlich wieder auf frische Spuren des Greif stieß. Bedauerlicherweise lief sie inzwischen nicht mehr alleine durch den Wald, sondern wurde von der einzigen Person begleitet, die sie im Moment am wenigstens sehen wollte. Teregion Silberblatt.
„Warum folgst du Versager mir eigentlich die ganze Zeit?“ fauchte sie mit einem zornigen Seitenblick auf den genauso missgelaunten Waldläufer. Vor einigen Minuten hatten sie sich getroffen. Sie waren beide etwa zur gleichen Zeit wieder auf frische Greifenspuren gestoßen. Diese ließen sich leicht erkennen. Weiße Greife flogen nur selten lange Strecken, sondern stießen sich von den Bäumen ab und sprangen knapp unter den Baumwipfeln umher. Dabei hinterließen sie Spuren ihrer Krallen im Holz.
„Ich folge nicht dir, sondern dem Greif.“ zischte er zurück. Er überlegte kurz ob es sich lohnte sie von dem Trampelpfad in die Büsche zu schubsen und alleine weiterzurennen, aber er hatte bereits gelernt das sie schneller war als er. Eines musste er Tegara lassen, sie konnte schnell rennen. Womit sich für ihn allerdings eine Frage stellte. „Warum folgst du eigentlich mir? Du bist viel schneller als ich und könntest schon längst bei unserer Beute sein.“
„I-i-ich...“ begann sie unsicher und fragte sich wirklich warum sie nicht vor auslief. Irgendwie tat es gut nach dem Zwischenfall mit ihrem Onkel jetzt nicht alleine zu sein, selbst wenn es so eine Nervensäge sein musste. „Das geht dich nichts an!“
Damit beschlossen sie beide, das ihre kleine Unterhaltung beendet war und folgten der Fährte schweigend. Nach einer Weile erreichten sie eine weitläufige Lichtung. Dort erwartete sie ihre Beute und schien einfach nur in der Mitte der Lichtung zu stehen um auf sie zu warten. Der Kopf des weißen Greifs zuckte kurz neugierig in ihre Richtung, aber dann ignorierte er sie einfach. Sein gesamtes Verhalten irritierte Teregion. Ein Waldgreif sollte eigentlich sofort die Flucht ergreifen sobald er Menschen bemerkte, vor allem da weder er noch Tegara sich derzeit mit der nötigen Vorsicht anschlichen. Etwas stimmte hier nicht, schoss es ihm misstrauisch durch den Kopf und er beschloss sich erst einmal zurückzuhalten. Tegara dagegen schien keine Lust darauf zu haben nachzudenken oder sich mit dem Verhalten des Greifs zu beschäftigen, stattdessen zielte sie bereits hastig auf den reglosen Greif.
Als sie schießen wollte, stieß der Greif sich ohne Vorwarnung oder ersichtlichen Grund in die Luft. Ihr hektisch verschossener Pfeil verfehlte ihn. Fluchend sprang Tegara auf die Lichtung, den nächsten Pfeil bereits auf der Sehne, bereit es diesmal besser zu machen. Immerhin schien ihr Ziel nicht fliehen zu wollen. Der Greif zog über ihnen seine Runden und schien sie interessiert zu mustern anstatt einfach zu verschwinden, dabei wich er mehreren schlecht gezielten Geschossen der Wolfsprinzessin aus, die hektisch über die Lichtung sprang und wie von Sinnen versuchte diese Jagd endlich zu beenden. Außer Atem blieb sie stehen als ihr die Pfeile ausgingen, genau im richtigen Moment, denn vor ihr landete einer ihrer eigenen Pfeile und bohrte sich vor ihrem Fuß in den Waldboden. Mit geballten Fäusten bemerkte sie wie der Greif einen Laut ausstieß der sie viel zu sehr an ein höhnisches Lachen erinnerte. Noch immer weigerte er sich zu verschwinden. Teregion warf ihr in der Zwischenzeit ein mitleidiges Lächeln zu, mit dem er nichts weiter bezwecken wollte, als sie zur Weißglut zu treiben, was besser funktionierte als erwartet. Als er selbst anlegte und den über ihnen kreisenden Greif anvisierte, warf sie ihren Bogen von sich und stapfte wütend auf ihn zu. Als er den Pfeil von der Sehne schnellen lassen wollte, riss Tegara ihm plötzlich den Bogen aus der Hand und warf ihn ans andere Ende der Lichtung. Noch bevor Teregion sich von seiner Überraschung erholte, entschied der Greif sich dazu das es Zeit wurde zum Gegenangriff überzugehen. Er landete direkt zwischen ihnen und schnappte mit seinem Schnabel nach dem Waldläufer, Tegara dagegen ignorierte er vollkommen. Mit einem letzten zornigen Blick auf seine Rivalin wich er dem langen, scharfen Schnabel aus, indem er auf die Lichtung rannte und Tegara mit dem Greif alleine ließ. Teregion versuchte mit einem Hechtsprung seinen Bogen zu erreichen, bevor der Greif ihn verfolgen konnte, aber kaum war er abgesprungen, als Tegara sich auch schon in seinen Weg warf. Sie prallte gegen seine Seite und riss ihn mit sich zu Boden. Die beiden überschlugen sich, rollten durch das Gras und landeten wieder am Rand der Lichtung, gegenüber von dem Greif, welcher sie interessiert betrachtete.

„Was soll der Scheiß eigentlich? Bist du endgültig durchgedreht!?“ schrie Teregion sie voller Wut an und seine Hände wanderten automatisch zum Griff seines Dolches. Wenn sie so weiter machte würde nur einer diesen Wald wieder lebend verlassen, langsam reichte es ihm.
„Das hier ist ein Wettkampf, schon vergessen?“ erinnerte sie ihn mit einem frechen Grinsen, sprang auf die Beine und trat flink nach ihm, womit sie ihn zwang sich zur Seite zu rollen. „Und ich habe vor zu gewinnen.“
„Ach ja? Es ist dir so wichtig zu gewinnen, dass du riskierst uns beide umzubringen?“ fragte er missmutig, wobei er sich außerhalb ihrer Reichweite wieder auf die Beine kämpfte.
„Jap. Es ist mir wichtiger als alles andere.“ erwiderte sie, noch immer übers ganze Gesicht grinsend. Teregion starrte sie ungläubig an, natürlich konnte er verstehen warum dieser Wettstreit so wichtig für ihn war, immerhin brauchte er das Geld für Aleyandra, aber wieso steigerte diese Wahnsinnige sich so sehr in diese Jagd hinein? Der junge Waldläufer öffnete seine Lippen um genau diese Frage zu stellen, als Tegara ihm einfach einen Schlag direkt auf den Mund verpasste. Danach rammte sie ihm die Faust in den Bauch. Er war zu überrascht gewesen um auch nur daran zu denken sich zu verteidigen. Leicht gekrümmt stolperte er von ihr weg. „Tut mir leid, aber ich habe nicht vor gegen dich zu verlieren.“ meinte sie mit einem zufriedenen Lächeln und zwinkerte ihm zu. Dann drehte sie sich von ihm weg um sich endlich wieder mit dem Greif zu beschäftigen und zu gewinnen. Ächzend kämpfte Teregion sich auf die Beine und sah sich benommen um. Seine Rivalin stand noch immer neben ihm. Ihre Angriffspläne schienen sich in Luft aufgelöst zu haben und als er ihrem Blick folgte erkannte er auch warum.
„Oh nein, das hat uns gerade noch gefehlt.“ stöhnte Teregion genervt und wurde mit einem Mal kreidebleich. Erst dieses verrückte Mädchen und jetzt auch noch das, alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Der Greif erhob sich gähnend langsam auf die Hinterbeine, während ein silbriges Licht ihn umgab. Die Federn lösten sich in feinen, hellen Nebel auf, verschmolzen mit dem grellen Licht und blendeten die beiden für einen Moment. Als sie wieder etwas sehen konnte war das Tier verschwunden. Stattdessen stand ein hochgewachsener, schlanker Mann mitten auf der Lichtung. Zwischen seinen langen silbernen Haare ragte ein prächtiges Geweih hervor und seine Ohren wirkten so spitz wie man es sich über Elfen erzählte.
„Was ist das?“ hauchte Tegara neben ihm ehrfurchtsvoll, auch wenn ihr atemloser Zustand sofort endete als der Mann sich zu ihnen umdrehte. Er war nackt und mehr zufällig richtete sich ihr Blick auf seinen Schritt. Sofort lief sie rot an und blickte lieber wieder in sein Gesicht, aber auch das bewirkte irgendwie das ihr ganzer Körper heiß wurde und begann zu kribbeln. Er sah umwerfend aus, schoss es Tegara verträumt durch den Kopf. Ein Gedanke, den sie noch nie zuvor bei jemandem hatte.
„Der Lange Mann.“ flüsterte er vorsichtig als Antwort und schob seinen Bogen mit dem Fuß etwas von sich. Mit einem Gott wollte er lieber nicht kämpfen und es war eine schlechte Idee ihm einen Vorwand zum Angriff zu geben.
„Was? Der Gehörnte?“ fragte sie verwirrt „Aber der existiert nicht! Das ist bloß ein albernes Märchen um kleine Kinder zu erschrecken!“
„Schnell! Wirf alles weg was aus Eisen ist!“ rief Teregion mit einem Anflug von Panik in der Stimme als sich die eiskalten blauen Augen des Mannes auf sie richteten. Sofort begann der Waldläufer seinen Dolch und seine Pfeile von sich zu schleudern. Er tat das einzig sinnvolle, aber trotzdem hatte seine Begleiterin noch die Nerven ihn anzustarren als wäre verrückt geworden. „Sieh mich nicht so dämlich an, mach einfach was ich dir sage wenn du an deinem Leben hängst.“ als Tegara ihn noch immer nur verwirrt ansah und keine Anstalten machte seinem Beispiel zu folgen wurde er nur noch unruhiger. Auch wenn sie keine Zeit dafür hatten, ließ er sich zu einer Erklärung herab, hauptsächlich aus Angst davor das gleich seine Einzelteile über die ganze Lichtung verteilt wurden. „Er hasst Eisen. Es lässt ihn durchdrehen und bereitet ihm Schmerzen, heißt es jedenfalls. Angeblich ist er nicht dazu in der Lage seine Magie einzusetzen wenn sich zu viel Eisen in seiner Nähe befindet, seine gesamte Wahrnehmung wird gestört und es ist als wäre er erblindet. Man kann ihn damit sogar in die Flucht schlagen solange man genug Eisen besitzt.“

„Wenn das so ist...sollten wir dann nicht lieber unser Eisen behalten damit er uns nicht angreift? Sobald er sieht das wir uns gegen ihn verteidigen können geht er sicher wieder. Außerdem...warum unsere Waffen wegwerfen wenn er so gefährlich ist?“ fragte Tegara trotzig und weigerte sich weiterhin standhaft ihren Dolch gehen zu lassen.
„Weil so wenig Eisen ihn nur reizt, geht das nicht in deinen dämlichen Schädel? Wie lange bist du jetzt eigentlich schon in Greifenheim?“ fragte er ungeduldig. Die Leute an der Küste waren anders. Dass sie noch niemals mit dem Gehörnten zu tun hatte, zeigte das deutlich genug. Dort war es leicht den Waldgott als Ammenmärchen abzutun, aber hier, war er real genug für Teregions Geschmack. „Hör zu, um ihn zu verjagen bräuchten wir eine ganze Armee aus Zwergen, die sich von oben bis unten in dicke Rüstungen hüllen und selbst das würde kaum ausreichen, also hör endlich auf mich! Außerdem wird er uns nichts tun solange wir ihn nicht reizen. Hoffe ich jedenfalls.“
„Hoffst du?“ ließ sie sich spöttisch zu einer weiteren Frage hinreißen, auch wenn sie jetzt doch ihr Messer von sich warf „Ein großartiger Waldläufer...hat von nichts Ahnung, aber wagt es mir Befehle zu erteilen. Weißt du eigentlich noch wer ich bin? Nur so zur Erinnerung, ich bin...“
„Shhhht sei still du Trampel, er kommt.“ unterbrach er sie hastig und tatsächlich hörte Tegara auf ihn als sie bemerkte wie nahe der Gott inzwischen gekommen war.
„Teregion. Wie schön dich endlich wiederzusehen.“ begann er mit sanfter, einlullender Stimme, der es problemlos gelang Tegaras Herz schneller schlagen zu lassen. Sie hoffte das er weitersprach, nur um sich weiterhin in der Wärme dieser Stimme sonnen zu können.
Teregion dagegen wusste das sich hinter dieser wohlwollenden Stimme ein Gott befand, der hauptsächlich für seine Hinterlist bekannt war, also antwortete er zurückhaltend und behutsam: „Ja, Herr. Ich freue mich auch Euch endlich zu treffen, Herr.“
„Endlich? Du hast mich schon einmal gejagt, vor einem Jahr etwa. Damals war ich ein Wolf, allerdings hast du dich deutlich geschickter angestellt.“ erwiderte er spöttisch und richtete seine durchdringenden, dunkelroten Augen auf Tegara, die er interessiert musterte.
„Ich erinnere mich, Herr.“ log Teregion, wobei er einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln auf die Wolfsprinzessin riskierte. Sie starrte den Gehörnten einfach nur an, womit er leben konnte. Immerhin stellte sie nichts an.
„Nein, das tust du nicht, aber das ist in Ordnung. Ich verzeihe dir dass du mich vergessen hast. Es ist schließlich auch nicht immer leicht mich zu erkennen.“
„Ja, Herr.“ antwortete der Waldläufer beflissen und darum bemüht keine Miene zu verziehen. Solange sie den Waldgott nicht reizten standen ihre Chancen gut diese Lichtung lebendig zu verlassen. Trotzdem weigerte sich etwas in ihm dagegen ehrfürchtig zu erstarren oder vor ihm auf die Knie zu fallen. Er tat einfach nur das was nötig war um halbwegs höflich rüberzukommen und das schien ihm auch zu gelingen. Teregion wollte in dem Gehörnten keinen Freund fürs Leben finden, er wollte nur dieses Gespräch in einem Stück überstehen.
„Wenigstens bist du höflich, sehr viel höflicher als dein Vater es jemals war.“
„Danke, Herr.“
„Aber gleichzeitig auch etwas langweilig.“ murmelte der Gehörnte enttäuscht „Und ich hatte mich schon auf einen kleinen Kampf gefreut. Andererseits...“ ein leises Lachen verließ seinen Mund und Teregions Wangen färbten sich bei diesem spöttischen Blick tatsächlich rosa. Er hielt sich selbst für einen der besten Waldläufer des Nordens, aber dank Tegara hatte er sich vor dem Gehörnten gerade nicht unbedingt von seiner besten Seite gezeigt. „Nach allem was ich bisher von dir und deiner kleinen Freundin gesehen habe, ist es vielleicht besser wenn wir es nicht darauf anlegen, richtig?“
„Ich danke Euch, Herr.“ unruhig warf Teregion während der Unterhaltung immer wieder Blicke zu Tegara. Sie war schon viel zu lange still und das machte ihm mittlerweile mehr Angst als der Gehörnte. Zwar kannte er sie kaum, aber trotzdem rechnete er damit, dass jeden Moment irgendeine vorlaute Bemerkung oder eine Beleidigung aus ihr herausbrach. „Ähm...wir wollten Euch wirklich nicht verletzen. Hoffentlich haben wir Euch nicht verärgert.“
„Verärgert? Nein, ich denke nicht. Im Gegenteil!“ rief er, noch immer leise und zufrieden vor sich hinlachend „Ihr habt mich gut unterhalten. Ich hoffe ihr geht noch oft zusammen auf die Jagd. Ich würde mich freuen euch wiederzusehen.“

Teregion erwiderte vorerst nichts, sondern richtete die Augen peinlich berührt auf seine Stiefel. In den Geschichten anderer Waldläufer, die er niemals wirklich geglaubt hatte, hieß es immer der Gehörnte würde nur in ihrer Welt auftauchen, um die Jäger in diesen Wäldern zu nerven und sich über sie lustig zu machen. Angeblich verwandelte er sich in alle möglichen Tiere und führte die Waldläufer an der Nase herum, verzauberte sie und verwirrte ihre Sinne, aber oft handelte es sich wahrscheinlich nur um billige Ausreden erfolgloser Jäger, die ihr eigenes Ungeschick mit Märchen vertuschen wollten. Eine andere Gefahr die von ihm ausging, war dagegen ausgesprochen real. Der Lange Mann, entführte Frauen und Mädchen in sein Reich. Manche kehrten nach ein paar Jahren zurück, andere dagegen, blieben für immer verschwunden. Es hieß er legte Zauber auf sie, um ihren Geist zu brechen, und verschleppte sie dann zu den alten Grabhügeln im Norden, unter denen sich sein endloses Reich erstreckte. Wenn Teregion allerdings sah wie selbst jemand der so kalt und aufbrausend sein konnte wie Tegara auf den Gott reagierte, dann bezweifelte er das Magie wirklich eine Rolle dabei spielte.
Als ihm auffiel das der Gehörnte ihn erwartungsvoll ansah und auf eine Antwort wartete, fuhr er hastig fort „Das ähm bezweifle ich. Wir sind kein besonders gutes...“
„Ich habe beschlossen euch beiden jeweils ein Geschenk zu geben.“ unterbrach der Waldgott ihn ohne auf seine gestammelten Worte zu achten. Er wusste nie wirklich ob er es mochte oder hasste wenn die Bewohner des Nordens so viel Angst vor ihm zeigten. Einerseits fand er es großartig, vor allem da sie nur aus Angst vor ihm inzwischen darauf verzichteten den Wald abzuholzen, aber andererseits war es auf Dauer einfach nur noch langweilig. Fast wünschte er sich die Zwerge würden mal wieder aus ihren Bergen kommen und versuchen ihn zu jagen. Alle paar Generationen kamen sie auf die brilliante Idee ihn anzugreifen oder die nördlichen Hügelgräber zu zerstören, bisher mit wenig Erfolg, aber dafür unterhielten sie den Gott erstaunlich gut.
„Das ist wirklich nicht nötig. Wir gehen einfach wieder und...“
„Gut, du hast nichts dagegen.“ fuhr der Gehörnte mit ungebrochener Fröhlichkeit fort. Unter seinem fröhlichen Strahlen aber, glaubte Teregion kurz ein zufriedenes Lächeln aufblitzen zu sehen. „Also, kommen wir zu euren Geschenken und am besten wir fangen mit der wunderschönen, jungen Dame an die mich so verträumt anstarrt. Gefällt dir was du siehst?“
„M-m-ich...mir...meinst...mit mir?“ stammelte Tegara vor sich hin. Das ein leibhaftiger Gott vor ihr stand war schon viel zu viel für das Mädchen, aber auch noch mit ihm zu reden...sie stand kurz davor entweder panisch die Flucht zu ergreifen oder sich tatsächlich vor ihm auf die Knie fallen zu lassen. Beides klang für sie im Moment erstaunlich verlockend.
„Dein Geschenk, ist ein Platz in meinem Reich und in dem was ich gerne meinen...Inneren Kreis nenne.“ er überlegte einen Augenblick und korrigierte sich dann mit einem kurzen Schulterzucken „Man könnte es auch Harem nennen, aber das klingt so vulgär und ihr Sterblichen schätzt solche Ausdrücke nicht besonders. Immer wieder erstaunlich wie ihr so prüde seid und euch gleichzeitig vermehrt wie die Kaninchen. Jedenfalls biete ich dir an mir in mein Reich zu folgen.“
Eine Weile starrte Tegara ihn nur mit offenem Mund an. Meinte er das etwa ernst? Der Gedanke dem Gott in eine Art Märchenreich zu folgen hatte etwas...und als sie unbewusst wieder den Blick an seinem Körper herunterschweifen ließ fiel ihr wieder ein warum man ihn auch den Langen Mann nannte. Aber das alles änderte nichts daran das sie in dieser Welt noch viel zu viel zu tun hatte. Ihren kleinen Bruder im Stich zu lassen brachte sie nichts übers Herz, auch wenn sie dann endlich von ihrem Onkel wegkam. Sie überlegte noch etwas, bis sie letztendlich ein kurzes, erstaunlich zögerliches und verwirrtes „Nein.“ rausbrachte.

„Verstehe. Es gefällt dir hier bei deinem Onkel also besser, ja? Ich bin sicher er kümmert sich rührend und liebevoll um dich. Ein freundlicher Mann.“ behauptete der Gehörnte und zwinkerte ihr belustigt zu als Tegara das Blut ins Gesicht schoss und sie den Boden anstarrte. Er war ein Gott, er wusste sicher was Alberion mit ihr machte. „Aber das ist deine Sache. Mein Geschenk verfällt nicht. Falls du es dir anders überlegst, dann komm einfach zu den Grabhügeln und ich gewähre dir Eintritt in ein Reich, das du sonst nur aus Märchen und Sagen kennst.“
„Ich werde daran denken...Meister...Herr...Gott...Gehörnter...“ nuschelte das sonst so aufbrausende Mädchen und lief sofort rot an, als sie den überraschten Blick von Teregion sah. Ausgerechnet vor ihm ließ sie sich so gehen...großartig.
„Du bist jederzeit willkommen.“ schloss der Gott gönnerhaft und wandte sich dann wieder dem ungeduldig wartenden Teregion zu „Kommen wir jetzt zu deinem Geschenk. Es ist etwas, das du gut gebrauchen kannst und das dir, und jemandem der dir sehr am Herzen liegt, das Leben retten kann.“ der Gehörnte streckte die rechte Hand aus, schloss für einen kurzen Moment die Augen und als er sie wieder öffnete erschien aus dem Nichts etwas in seiner Hand. „Der Dämonenspeer!“ verkündete er stolz und hochtrabend, allerdings war an der Waffe rein gar nichts dämonisches zu erkennen, dafür taten Teregion bei dem Anblick die Augen weh. Das Holz des Speeres bestand aus glattem, einfachen Holz...abgesehen davon das es pink war. Außerdem strahlte der komplette Schaft in einem grellen, pinken Licht, das drohte die Augen von jedem zu verbrennen, der es wagte diese verfluchte Waffe zu lange anzusehen. Zwar war wenigstens die lange, gebogene Klinge nicht seltsam, aber direkt darunter befanden sich dutzende hellrosa Federn die sich über den ganzen Speer ausbreiteten und auf magische Art und Weise daran befestigt waren.
„Der...Dämonenspeer?“ in Teregions Stimme fand sich bei dem Anblick nichts als Abscheu. Der Gott wollte nichts anderes als ihn damit zu ärgern. Er kannte keinen Waldläufer der freiwillig mit so etwas rumlaufen würde. Nur die Klinge gefiel ihm. Sie war schmal und glänzte silbern. Vermutlich handelte es sich um den berühmten Silberstahl der Zwerge, denn Eisen würde der Lange Mann niemals mit sich herumtragen.
„An dem Namen arbeite ich noch. Todeslanze, Spieß der Vernichtung, Weltenbrandklinge. Ich experimentiere da noch ein wenig herum. Die Namen sind alle gut, findest du nicht auch? Aber wenn dir keiner davon zusagt können wir uns auch gemeinsam einen neuen ausdenken, ich bin immer offen für Vorschläge.“
„Der Speer ist...pink und er leuchtet. Außerdem, was sind das da für Federn?“ fragte der junge Waldläufer und weigerte sich nach der Waffe zu greifen. Wie sollte er damit überhaupt jagen? Der ganze Wald bemerkte ihn ja sofort.
„Oh sie sind dir aufgefallen? Die stammen von großen, albern aussehenden Vögeln aus dem Süden. Sind sie nicht großartig? Ich habe ewig gebraucht um einen Vogel zu finden dessen Federn so gut zur Gesamterscheinung der Waffe passen. Es sieht toll aus, oder?“ erklärte der Gehörnte stolz und hielt ihm den Speer jetzt direkt vor die Nase.
„Ähm ich denke ich muss ebenfalls das Geschenk ablehnen.“ murmelte Teregion vorsichtig. Als er den enttäuschten Blick des Gottes sah fuhr er rasch fort, bevor dieser ihn noch mit der furchtbaren Waffe umbrachte „A-aber nicht weil ich den Speer nicht mag! Ich finde ihn wirklich toll, großartig. Eine beeindruckende Waffe, eines wahren Gottes würdig.“ er legte eine Pause ein, in der er versuchte seine Gedanken zu ordnen und eine Ausrede zu finden die der Gott akzeptieren konnte. Leider war Tegara ihm auch weiterhin keine große Hilfe. So wie sie vor sich hinlächelte befand sie sich mit ihren Gedanken vermutlich bereits im Märchenreich des Gehörnten. „Es ist nur so das ich den Bogen bevorzuge und der Speer wäre mir ehrlich gesagt nur im Weg wenn ich versuche zu schießen. Ich kann außerdem nicht einmal damit umgehen, also wäre es vielleicht besser den Speer jemand anderem zu geben. Jemandem der es ähm verdient hat so großzügig beschenkt zu werden.“

„Ist das dein ernst? Du lehnst mein Geschenk ab?“ fragte der Lange Mann entgeistert und mit gespieltem Entsetzten. Mit einem abfälligen Schnauben sprach er weiter und senkte leicht den Kopf, womit er Teregion das gewaltige Geweih bedrohlich entgegenstreckte „Was ist nur aus euch erbärmlichen Kreaturen geworden!? Wenn ich vor einem halben Jahrtausend einem Sterblichen ein Geschenk gemacht habe, dann seid ihr Menschen vollkommen durchgedreht. Ihr habt angefangen das Geschenk als heiliges Artefakt zu verehren, es auf einen goldenen Altar gelegt, angebetet als wäre es ein leibhaftiger Gott und gewaltige Tempel aus Marmor drumherum gebaut! Und jetzt? Jetzt gibt es keine Lobgesänge und Blutopfer mehr, nein, stattdessen muss ich mir von einem der miesesten Jäger aller Zeiten, der sich von einem kleinen Mädchen besiegen lässt, anhören wie schrecklich mein Geschenk doch ist.“ äffte er eine vollkommen übertriebene Version von Teregions Stimme nach, die zumindest Tegara täuschend echt vorkam, abgesehen davon das sie viel zu hoch und schrill klang „Oh nein großer, allmächtiger Gott! Ich kann dein großzügiges, weises Geschenk nicht annehmen. Dein Speer ist zwar majestätisch und wundervoll, aber könntest du mir einen Bogen geben? Nur einen einfachen göttlichen Bogen mit dem man Mauern einreißen und Berge versetzen kann, mehr wünsche ich mir gar nicht, das ist alles. Oh und vielleicht noch Unsterblichkeit, mein eigenes Königreich und eine hübsche Prinzessin, aber das wars, dann bin ich zufrieden.“ damit beendete er seine kleine Parodie auf die Menschlichkeit und wurde wieder ernst, etwas zu ernst für Teregions Geschmack, denn auch wenn er den Speer grässlich fand, war es nicht besonders klug einen Gott zu verärgern. Der Gehörnte konnte ihn sicher mit einer einzigen Handbewegung auslöschen. „Wer hat euch gierige, kleine Nervensägen nur so verzogen? Ich war das sicher nicht, dafür habe ich mich zu wenig um euch gekümmert...oder liegt es vielleicht daran? Habe ich euch Maden zu lange vernachlässigt? Sag es mir, Junge, was habe ich euch getan das ihr euch zu so einer abscheulichen Rasse entwickelt habt?“
„Ähm...“ Teregion starrte ihn ratlos an. Woher sollte er die Antwort auf so eine Frage wissen? Unter dem Blick der blutroten Augen schrumpfte er mehr und mehr in sich zusammen, bis er sich letztendlich doch dazu entschied diesen ganzen Unsinn zu beenden. Er konnte den Speer sicher auch später noch wegwerfen, oder verkaufen. Irgendwo gab es Leute die durchgeknallt genug für eine leuchtende Waffe waren. „ W-wenn es Euch so viel bedeutet, dann kann ich den Speer sicher...“
„Nein, nein. Du magst mein Geschenk nicht, und das ist dein gutes Recht! Ich...i-ich...ich...werde...schon darüber h-h-hinweg...“ unterbrach der Gehörnte ihn mit zittriger Stimme. Sein Gesicht war von Trauer gezeichnet und er sah die beiden Menschen deprimiert an. Auf einmal wirkte er deutlich kleiner und die eigenartige Aura aus Überlegenheit und Macht verschwand nach und nach, bis Teregion fast glaubte einen einfachen Menschen vor sich zu haben. „D-d-das m-macht mir r-r-rein gar nichts...aus...“ brachte der Gott deprimiert hervor. Teregion glaubte sogar so etwas wie eine Träne in seinen Augenwinkeln glitzern zu sehen und der Blick des Gottes erinnerte ihn langsam an einen niedlichen, aber ziemlich verzweifelten, Welpen.
„Warum durfte Tegara eigentlich ihr Geschenk zurückweisen ohne das es gleich ein Verbrechen war?“ fragte er vorsichtig nach, auch wenn er die Antwort schon erahnte.
„Weil Tegara eine junge, wunderschöne Dame ist und du naja...nicht.“ erwiderte der Gehörnte pfeilschnell und gab es auf mitleidig dreinzublicken. Dafür schien er eine neue Strategie zu haben. „Aber wenn du willst darfst du auch in mein Reich kommen. Normalerweise nehme ich keine Jungen mit, aber vielleicht könnte man aus dir etwas machen. Oder ich verschenke dich als Spielzeug an meine Töchter, einige von ihnen haben sowieso keinen guten Geschmack und würden dich sicher...“
„Schon gut, schon gut. Ich nehme den Speer an und finde ihn großartig. Das beste Geschenk aller Zeiten, ich liebe die Waffe und werde sie niemals wieder hergeben.“ murrte Teregion missmutig und nahm den Speer an sich. Kaum berührte er das pinke Holz, als das grelle Strahlen es tatsächlich schaffte noch einmal an Intensität zuzulegen. Er würde dieses verfluchte Ding niemals im Kampf einsetzen können
„Wurde aber auch Zeit. Ihr Menschen seid so leicht zu überreden, keinerlei Willenskraft, wirklich erbärmlich.“ zufrieden klatschte er in die Hände und grinste als er sah wie Teregion den Speer so weit wie möglich von sich weg hielt. Es war die perfekte Waffe für ihn, zumindest bevor der Gehörnte einige Verbesserungen vorgenommen hatte. Er liebte fast nichts so sehr wie die Waldläufer zu ärgern. „Aber da du mit meinem Geschenk anscheinend nicht viel anfangen kannst, mache ich dir noch ein zweites. Was sagst du zu diesem einmaligen Angebot?“
„Klingt...großartig...allerdings weiß ich nicht ob ich noch so ein Geschenk ertragen kann.“
„Mein zweites Geschenk wird dir vielleicht etwas mehr zusagen. Keine Angst, es ist nicht noch irgendein Artefakt das du hasst, sondern nur ein kleiner Ratschlag.“ der Gott wich ein paar Schritte zurück und plötzlich umgab ihn eine düstere Ausstrahlung, selbst die Luft um ihn herum schien kälter zu werden und bei Teregion stellten sich selbst die feinsten Härchen auf. „Hör auf deine Zeit damit zu verschwenden indem du durch die Wälder rennst und alberne Wettkämpfe austrägst. Laufe zurück in dein Tal, so schnell du kannst.“

„Was? Wieso? Was passiert in Birkenquell?“ fragte Teregion und plötzlich war er hellwach. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Was ging Zuhause vor sich, das selbst ein Gott beunruhigt wirkte? Er war der einzige Gott, den man im Norden noch verehrte und damit auch der einzige der noch existierte, also gab es eigentlich nichts was den Gehörnten beunruhigen konnte, eigentlich.
„Ah, das werde ich dir nicht verraten. Es ist schon unfair genug von mir dir einen kleinen Hinweis zu geben. Bald wirst du sowieso noch mehr Fragen haben und ich bin nicht dazu da sie dir zu beantworten. Nur so viel: Sie kommen zurück, die Herrscher der alten Zeit, und wenn du dich nicht beeilst wirst du deine Schwester niemals wiedersehen. Die Dunkelheit von Câed Dûrzahl wird sie verschlingen und niemals wieder preisgeben.“ der Gehörnte warf ihm ein belustigtes, erwartungsvolles Lächeln zu und wandte sich dann von den beiden ab „Wir werden sehen wie du dich schlägst. Pass noch eine Weile auf dich auf. Wer weiß? Vielleicht brauche ich dich noch, Teregion.“ Seine Konturen begannen zu verblasen, sich zu verschieben und sein gesamter Körper verwandelte sich binnen von Sekunden in einen wabernden, dichten Nebel. Er verzog sich in Richtung Norden, wo er sich in Luft auflöste und spurlos verschwand. Kaum war er weg, als Teregion auch schon über die Lichtung raste, seine verstreuten Pfeile und Waffen einsammelte, und sich so schnell er konnte nach Osten aufmachen wollte.
„Hey! Wo willst du denn so schnell hin?“ rief Tegara verwirrt und rannte ihm hinterher, stellte sich ihm in den Weg um ihn aufzuhalten. Sie wollte wissen was los war...von dem Gespräch hatte sie wenig mitbekommen
„Hast du den Langen Mann nicht gehört?“ fragte Teregion genervt und versuchte an ihr vorbeizukommen, aber sie hielt ihn weiterhin auf.
„Und was ist wenn er dich nur reinlegen will? Es heißt in den Märchen immer das er es liebt Menschen zu verwirren.“
„Du hast keine Ahnung wovon du redest.“ wehrte er abfällig ab. Sein Respekt vor der angeblich so genialen Nichte des Herzogs hielt sich bisher noch immer stark in Grenzen. Sobald er sah wie sie wenigstens ein einziges Mal etwas traf konnte er sie vielleicht etwas ernster nehmen. „Vielleicht bist du eine gute Schützin und vielleicht hast du bereits Erfahrung in Turnieren oder kleinen, langweiligen Jagden in den lichten Wäldern an der Küste, aber hier kennst du dich nicht aus, du weißt nichts. Niemand der in diesen Wäldern lebt würde es jemals wagen einen Rat des Gehörnten zu ignorieren.“
„Er wirkte auf mich nicht besonders weise und allmächtig.“ murmelte Tegara beleidigt vor sich hin.
„Weil es ihm egal ist wie er auf Sterbliche wirkt. Es macht ihm sogar Spaß sich so zu verhalten das die meisten Menschen ihn nicht wirklich ernst nehmen und seine Warnungen in den Wind schlagen. Er will vermutlich das ich genau das tue und ihn ignoriere. Aber wenn ich aus den Geschichten über ihn eines gelernt habe, dann das man immer auf ihn hören sollte, egal worum es geht. Und genau das habe ich jetzt vor, also verschwinde endlich. Ich habe keine Zeit für dich und deine Verrücktheiten.“
„Weißt du...ich habe nichts besseres vor und ohne mich kommst du sicher nicht weit. Wenn dein Dorf wirklich in Gefahr ist brauchst du jede Hilfe die du kriegen kannst.“ behauptete Tegara hastig, wobei sie in Gedanken bei dem war, was sie im Lager ihres Onkels erwartete. Lieber folgte sie mit diesem Spinner den wirren Worten eines angeblichen Gottes, als sich von dem Herzog herumreichen zu lassen wie irgendeine billige Lagerhure.
Teregion dagegen schien noch immer nicht überzeugt zu sein. Kurz sah er sie nur zweifelnd an, aber dann zuckte er nur mit den Schultern und ging desinteressiert an ihr vorbei. Er hatte keine Zeit sich zu streiten. „Mach doch was du willst.“ murmelte er mit einem resignierten Seufzer und setzte sich wieder in Bewegung. Nur am Rand nahm er wahr wie die Wolfsprinzessin ihm folgte und tatsächlich war er etwas erleichtert. Was immer ihn in Birkenquell erwartete, im Notfall waren zwei Bögen sicher besser als einer. Teregion hoffte das der Lange Mann sich nur einen Scherz mit ihm erlaubte, aber irgendwie, glaubte er selbst nicht daran und trotzdem klammerte er sich verzweifelt an diesen Gedanken, denn wenn er zu spät kam, würde er sich das niemals verzeihen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kirito Stark

Ungläubiger


Weit, weit im Osten, unter einer hell lodernden Sonne, lag die stolze Hauptstadt des Reiches Licentien. Dort, wo Doltharas, das Weiße Gebirge, endete, auf einem vorgeschobenen Vorsprung eines gewaltigen Berges, der sich hinter der besagten Stadt in den Himmel erhob, lag Amunor, der stolze Sitz des Königs von Licentien. Zwischen der Stadt und dem gewaltigen Berg, dessen dunkel purpurroten Schatten seiner hohen Schluchten in der Sonne aufblitzen, der von den Menschen Dúnwath oder Hüterberg genannt wurde, auf einer breiten Gebirgsschulter, die den Berg und die Veste der Könige, welche über der Stadt auf dem Vorsprung des Berges gipfelte, verband, lagen die Gärten Amunors'. Nun, da die Sonne im Osten hoch am Himmel schien, waren die Gärten von hellen Sonnenstrahlen erfüllt. Zwischen den Bäumen, deren wenige Blätter im warmen Wind umher wehten, an einem kleinen Brunnen, der von weißen Steinen umrahmt war, lag eine junge Frau im welligen Gras. Ihre grazilen Finger streichelten über das Gras, das von der Sonne erwärmt wurden war. Die Halme kitzelten sie an ihrer Rückenhand. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, die Augen hielt sie geschlossen. Es war ein angenehmer Tag für die Prinzessin, so wie auch fast jeder Tag zuvor. Sie wusste nicht, wie lange sie sich nun schon in den Gärten von Amunor aufhielt, sie wusste nur, dass dieser Augenblick niemals enden durfte, nun, da der Winter nahte und die Gärten bald die vielen bunten Kleider abwarf. Eine rasche Bewegung, gefolgt von dem Geplätscher des Wassers, ließ die Prinzessin kurz die Augen zusammenkneifen. Langsam öffnete sie ihre Augenlider, denn ihre Augen mussten sich an die Helligkeit gewöhnen, und setze sich langsam auf, die Ursache suchend. Dianne, ihre Zofe, hatte sich auf dem Brunnenbecken niedergelassen und ihre Füße in das Wasser getaucht. Sie hatte ihr den Rücken zugewandt und tat so, als würde sie die Prinzessin gar nicht bemerken. Leicht schnaubend sank die Prinzessin von Licentien wieder zurück ins Gras, doch ließ sie dieses Mal ihre hellroten Augen, die in dieser Helligkeit leicht glitzerten, geöffnet. Es war an der Zeit, das wusste sie. Es waren diese langweiligen Tätigkeiten, die einer Prinzessin des Reiches auferlegt waren. Zwar ging sie dieser Tätigkeit nur widerstrebt nach, dennoch wusste sie, dass sie diesen Aufgaben nachgehen musste, sie beherrschen, falls sie eines Tages als eine gute Königin über dieses Königreich herrschen wollte. Den wohlklingenden Gesängen der Vögel lauschend, stützte sie nach ein paar weiteren Augenblicken ihre Hände auf dem grasigen Boden ab und erhob sie sich langsam, leicht taumelnd und noch immer schläfrig von dem Nickerchen. Nur ungern wollte sie den Ärger ihres Vaters auf sich lenken. Sie war eine gute Tochter, eine noch bessere Prinzessin, daher würde sie immer bei ihrem Vater sein, wenn sich an manchen Tagen das einfache Volk von Licentien und die Würdenträger dieses Reiches an ihn wandten. Heute war so ein Tag.

Die Prinzessin strich sich ihr langes, weißes Kleid glatt, das wie Wasser durch ihre Finger glitt, und richtete sich ihr leicht lockiges und hellblondes Haar, das vom liegen im Gras ganz schrecklich zerzaust war. Sie trug es meist offen, über ihre schmalen Schultern fallend, doch an diesem Tag band sie es sich zu einem langen, geflochtenen Zopf, der ihr fast bis zur Taille reichte. Nachdem dies mit ein paar raschen Handbewegungen geschafft war, tänzelte sie leicht anmutig zum Brunnen und zu Dianne, die noch immer mit den nackten Füßen im Wasser auf dem Brunnenbecken saß, zu. Sie machte keinen Laut, als sie hinter ihre Zofe schlich und sie mit einem Stoß in das kühle Wasser stieß. Dianne hatte vor sich hin geträumt, denn sie reagierte erst, als bereits im Wasser lag. Sie blinzelte, rieb sich mit der Hand die Nässe aus den Augen, blickte zur Prinzessin hoch und steig eilig aus dem Brunnen. Die Prinzessin musterte sie währenddessen streng und hatte die Hände in die Hüfte gestemmt. »Du hast mich geweckt.«, warf sie der Zofe vor, während sie diese bedrohlich aus ihren hellroten Augen an funkelte.
»Verzeiht, Prinzessin.«, erwiderte die Zofe und dachte gar nicht daran, den Blick zu senken. Stattdessen starrte sie die Prinzessin angriffslustig an und schmunzelte, während ihre blauen Augen in der hellen Sonne glitzerten.
Statt die Zofe auszuschimpfen, zuckte die Prinzessin nur mit den Achseln. Ihre gespielte Strenge viel von ihr ab, sie ging einen Schritt auf Dianne zu und strich ihr mit einer lockeren Handbewegung einige nasse Strähnen aus dem hübschen Gesicht. Sie hatte dunkles und volles Haar, das sie, wie die Prinzessin, meist offen trug. Dianne hatte ein hübsches, schmales Gesicht und dunkelblaue Augen, welche einem Saphir glich, die ihr nasses Kleid, das einst der Prinzessin gehört hatte, wundervoll betonte. Sie war nicht nur ihre Zofe, sondern auch ihre Freundin, und Freundinnen hatte die Prinzessin wahrlich nicht viele, was sie aber auch nicht sonderlich störte.
»Ist es denn schon soweit?«, fragte die Prinzessin sie, während Bedauern in ihrer Stimme mitschwang.
Dianne nickte nur knapp und lächelte ihre Freundin aufmunternd zu. »Mellion wartet bei den Vogelhäusern auf dich.«, sagte sie und blickte die Prinzessin vielsagend an. Die Vogelhäuser waren eigentlich die Eingänge zu den Grüften von Licentien, wo die vielen toten Familienmitglieder der Anortheon-Familie, das Königshaus von Licentien, in kleinen, kalten Hallen lagen, wo nur selten ein Kerzenlicht brannte. Doch seit einigen Jahren, nachdem ihre Mutter verstarb und die Prinzessin die großen Gärten für sich erschlossen hatte, lebten dort, in einem kleinen Turm, den von überall im Garten aus sah, einige der bezauberndsten und freundlichsten Vögel von Kordius. Bunte Vögel, kleine Vögel, große Vögel, die so groß wie ihr Kopf waren, schweigsame und trällernde Vögel. Die Prinzessin sehnte es nach Gesellschaft, als sie jeden Tag das Grab ihrer Mutter besucht hatte, und ihr Vater hatte meist keine Zeit dafür, ihr Bruder war eher störend und Dianne war zu diesem Zeitpunkt noch bei ihrer Familie, also musste sie sich anderweitig an Gesellschaft umsehen. Also hatte sie ihren Vater um einige Vögel in goldenen Käfigen gebeten, die sie dann in den kleinen Turm über den Grüften brachte und die Vögel dort nach einiger Zeit sogar freiließ, nachdem sie Mitleid für sie empfunden hatte. Doch statt weg zufliegen, weit in den Himmel hinaus, blieben sie dort und so hatte die Prinzessin in den lieblichen Vögeln ihre Gesellschaft gefunden, und der sonst so stille und traurig wirkende Ort an den Gärten war von dem Gezwitscher und den Gesängen der Vögel der Prinzessin erfüllt. Die Prinzessin verkniff sich lächelnd eine Bemerkung und hakte sich bei ihrer Freundin ein, wobei sie über den nassen Zustand ihres Kleides hinweg sah. »Dann lassen wir ihn und meinen Vater nicht warten.«, sagte sie munter und gab die Richtung vor.

Sie bewegten sich langsam und plaudernd durch die prachtvollen Gärten von Amunor. Dieser Teil der Gärten, in dem sich die Prinzessin am liebsten aufhielt, glich eher einem kleinen Wäldchen, als einem königlichen Garten. Sie verließen den mit Kies überzogenen Weg, der sich hier durch das Wäldchen schlängelte, und zog Dianne durch einige Bäume. Vor ihnen, zwischen den Baumkronen, erhob sich die stolze Veste Amunors', die auf dem felsigen Vorsprung über die Gärten und die untere Stadt thronte. Eine befestigte Veste aus weißem Stein, der in der warmen Sonne leuchtete, mit vielen, vielen kleinen Türmen, die sich entlang der Veste anschmiegten, deren Dächer und Zinnen aus reinem Gold waren. Doch die Veste mit ihren großen und kleinen Gebäuden, darunter die Königshalle, ein gewaltiger Festsaal, der große Thronsaal, dessen schmale Fenster man von hier aus sah, und die kleinen Türme, dessen Dächer hell glänzten, wurden von einem einzigen großen Turm überragt; den Sonnenturm, der sich in schwindelerregende Höhe erhob. Nur der Dúnwath, der Berg, konnte ihn an Höhe übertreffen. In ganz Kordius gab es keine prächtigere und gewaltigere Veste. Sie, der Sitz des Königs, die nun schon seit knapp tausend Jahren in dieser Form über Amunor thronte, war eine Demonstration von licentischer Baukunst, die in ganz Kordius ehrfürchtig bewundert wurde. Keine feindliche Armee, so groß sie auch sein mag, konnte diese Veste knacken - so befand es zumindest die Prinzessin. Seite an Seite überquerten sie eine kleine Lichtung. Hier war es, trotz der gewaltigen Höhe, sehr warm. Die Bäume hielten den Wind ab, und da einige Wipfel schon kahl waren, nun, da der Winter in Licentien nahte, drang die warme Sonne bis auf den Waldboden. Während sich die Prinzessin bei ihrer Zofe eingehackt hatte, plauderten die beiden Mädchen über dies und jenes, ehe sich die Bäume allmählich lichteten und sie die eigentlichen Gärten betraten. In der Ferne sahen sie die Kuppel und den kleinen Turm des Vogelhauses, welches direkt unter der Veste lag. Nachdem sie den restlichen Weg durch die prachtvollen Gärten bewältigt hatten und durch ein kleines Tor getreten waren, womit sie die Gärten auch verließen, sahen sie bereits, vor dem steinernen Eingang des Vogelhauses, einen hochgewachsenen Mann stehen, deren goldene Rüstung im Schein der Sonne glänzte. Als er sie sah, winkte er ihnen lächelnd zu. Hinter ihm, über eine tiefen Schlucht, welche den Garten und den gewaltigen Berg von Amunor trennte, führte eine dicke Brücke direkt zu der Veste der Hauptstadt.

»Ser.«, begrüßte die Prinzessin den Ritter, nachdem sie direkt vor ihm stand, während Dianne neben ihr knickste. Der Ritter deutete lächelnd eine Verbeugung an.
»Prinzessin.«, sagte er und seine dunkelblauen Augen durchbohrten sie förmlich, ehe er sich an die Zofe wandte. »Schwester.«
Dianne streckte ihm die Zunge heraus, was er allerdings nicht mehr bemerkte, da er seinen Blick direkt wieder auf die Prinzessin haftete. Trotz des kühlen Windes, der direkt an der Schlucht wehte, trug Mellion, der Ritter, nur einen goldenen Brustharnisch, der die Arme freilegte, den unteren Teil seiner Rüstung der Goldgarde des Königs und einen roten Umhang. Er hatte sehr dunkles Haar, welches ihm bis zu den Schultern ging, ein markantes Gesicht und um die Lippen die Andeutung eines Bartes.
»Ich wusste gar nicht, dass ich eine Begleitung bräuchte, Ritter.«, sagte die Prinzessin kühl.
»Der König dachte, dass ihr Eure Aufgaben unter den Bäumen verschlafen würdet, daher bat er mich, nach Euch zu suchen, Herrin.« Die Prinzessin seufzte nur schüttelte langsam ihren Kopf.
»Die Ängste meines Vaters sind unbegründet.«, erwiderte sie und verzog die Lippen zu einem Strich. Dianne neben ihr warf ihr nur einen belustigten Blick zu, sagte aber nichts.
Mellion nickte nur. »Selbstverständlich.«, seine dunkle Stimme klang amüsiert, »Erlaubt mir, Euch in den Thronsaal zuführen, Prinzessin.« Sie erlaubte es ihm, und so machte der Ritter kehrt und schritt zur Brücke, die Prinzessin, die ihren Arm noch immer bei ihrer Zofe eingehackt hatte, und Dianne folgten ihm schweigend. Auf der steinernen Brücke wehte ein erfrischender Windhauch, sodass die Prinzessin eine leichte Gänsehaut bekam und sie sich näher an die Zofe presste, die eine gewisse Wärme ausstrahlte. Als sie die Brücke bewältigt hatten, nahmen sie eine Treppe, die hoch zur Veste führte. Hier, im Schatten und unter der großen Veste, war der Wind nur noch ein flüstern. Die Prinzessin warf noch einen Blick zurück, ehe sie durch ein Tor einen Teil der Veste betraten. Der gewaltige Berg, der Hüterberg, erhob sich hinter den Gärten wie ein bedrohlicher Schatten. Waren die Gärten vom Schnee noch unberührt, so schimmerten die Steilhänge des Berges, der Gipfel, weiß in der noch aufgehenden Sonne. Der Ritter der Goldgarde, dessen roter Umhang den über den steinigen Boden streifte und den Staub aufwirbelte, führte sie durch einen Tunnel in höherliegenden Teile der Veste von Amunor. Es war der einzige Tunnel, der zur Brücke und den Gärten im Rücken der Veste führte. An den Wänden flackerten Fackeln und erleuchtete ihnen den Weg, ehe die Fackeln schmalen Fenstern wichen, durch die das Licht der Sonne fiel.

Sie nahmen eine weitere Treppe und kurze Zeit später, nachdem Mellion ihnen eine schwere Holztür aufgehalten hatte, befanden sie sich am Rande es großen Hofes, in dessen Mitte sich ein großer Sprungbrunnen befand, dessen wellendes Wasser in der Sonne funkelte, und der von einem gepflegten Rasen umkreist war. Nur wenige Soldaten, in silbernen Rüstungen und langen Speeren in der Hand, bewachten den gepflasterten Platz. Der Hof des Königs.
Die Soldaten verneigten sich, als die Prinzessin an ihnen vorbeiging, doch sie schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Vor zwei Stufen, die zu einer schwarzen Doppeltür führte, die von zwei weiteren Soldaten flankiert wurde, hakte sich die Prinzessin bei ihrer Zofe aus und verabschiedete sich von dieser, während Mellion direkt vor der Tür wartete.
»Kümmere dich um mein Monster, Schatz.«, flüsterte sie ihr fast schon zu und schenkte ihr ein angedeutetes Lächeln, welches Dianne nur allzu gerne erwiderte und kurz nickte. Ehe die Zofe der Bitte nachgehen konnte, strich die Prinzessin ihr noch eine Strähne aus dem Gesicht. Nachdem sie verschwunden war, wandte sich die Tochter des Königs wieder an Mellion.

Die Soldaten des Tores, die sich vor der Prinzessin verneigten, ließen sie passieren und öffneten ihnen die schweren Türen. Nachdem die Prinzessin und der Ritter die kleine Vorhalle betreten hatten, wurden die Türen hinter ihnen wieder krachend geschlossen. Ehe Mellion die nächste Tür durchschreiten konnten, zog die Prinzessin, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie alleine waren, Mellion in den Schatten an eine dicke Säule. Sogleich spürte sie seine warmen Hände auf ihrem Gesicht, welches er liebevoll streichelte. Sie verspürte ein angenehmes Kribbeln und legte ihre Hand auf die seine. »Wann?«, fragte er nur hauchend und beugte sich zu ihr herunter, sodass sein Gesicht nun unmittelbar vor ihrem war.
»Schon bald.«, sagte sie leise und küsste seine Wange, ehe sie sich langsam seinem Ohr näherte, »Mein Vater wird auf mich hören, du wirst sehen.«, hauchte sie ihm ins Ohr.
»Das sagst du mir schon sein Monaten.«, erwiderte er und sein Tonfall klang vorwurfsvoll, während er sich dichter an die Prinzessin drängte und er seinen anderen Arm um ihre Taille legte. Sie spürte die Säule in ihrem Rücken nun immer stärker, sodass sie ihn nun vorsichtig zurückdrängte, während er sie stürmisch zu küssen versuchte.
»Nicht hier...«, presste sie durch die Lippen und versuchte ihn zurückzudrängen, doch ihre Stimme verriet ihr Verlangen, sodass er nicht daran dachte, von ihr abzulassen. Ehe es zu weit gehen konnte, befreite sie sich mit einer anmutigen und raschen Bewegung aus seinen Fängen. »Narr! Was würde wohl mit dir passieren, wenn man uns erwischen würde?«, fauchte sie fast schon. Ihre Wangen waren errötet, doch ihre Augen funkelten vor Wut und Verlangen.
Mellion blickte sie nur perplex an, ehe er sich wieder fing und mit gepressten Lippen nickte, worauf die Prinzessin freudig lächelte und wieder etwas näher zu ihm schritt. Sie fuhr mit einer Hand durch sein dunkles Haar, seufzte dabei, und strich mit ihren langen Fingern über dessen nackten Oberarme. »Führe mich nun in den Thronsaal, Liebster.«, bat sie und hauchte ihm einen weiteren Kuss auf die Wange zu, ehe sie sich wirbelnd von ihm abwandte. Vor der schweren Eichentür, die in den Thronsaal führte, blieb die Prinzessin stehen und wartete auf ihren Ritter, dem sie einen freundlichen Blick zuwarf, der sogleich an ihre Seite trat und die Tür aufstieß.

Gemeinsam betraten sie den großen Thronsaal der Veste. Mellion, der an ihrer Seite schritt und die Hand locker auf den Knauf seines Schwertes gelegt hatte, und sie, die Prinzessin von Licentien. Sie gingen über den rötlichen Seidenteppich, während sie sich im Saal umblickte. Statt den einfachen Bürgen, die von überall im Reich herkamen, sah sie nur ein paar Lords in ihren kostbaren Kleidern aus Samt und Seide. Man warf ihnen neugierige Blicke zu, manche schienen auch verärgert auf sie zu sein, doch daran störte sich die Prinzessin nicht. An den schwarzen Säulen, die sich vor den Wänden drängten, standen Wachen in ihren silbernen Rüstungen und starrten abwesend in die Luft. Zwischen den Säulen und den Wachen, die davor standen, befanden sich weiße Statuen der alten Könige von Licentien, die streng nach vorne starrten. Der Boden und die Wände des Thronsaales bestanden aus milchweißem Stein. Schräg fiel das Tageslicht durch die hohen Fenster, direkt unter der Decke, und rauchende Fackeln steckten in hohen Eisenhalterungen an den Wänden. Am Ende des Thronsaales, auf einem Podium, befand sich der Thron des Königreiches, auf dem ihr Vater bereits Platz genommen hatte und auf die anwesenden Menschen blickte. Als er seine Tochter sah, dessen Schritte vom Teppich gedämpft waren, erhellte sich seine Miene merklich und er winkte sie mit einer Handbewegung zu sich. Als die Prinzessin näher kam, machten die wenigen Lords vor dem Podium ihr Platz und der ein oder andere schenkte ihr ein freundliches Lächeln, das sie allerdings bei keinem erwiderte.
»Ich habe vor knapp einer Stunde nach dir schicken lassen, Tochter.«, tadelte er ohne jegliche Strenge, als sie direkt vor dem Podium stehen blieb und knickste, während Mellion sich tief vor dem König verbeugte und sich zu seinen goldenen Waffenbrüdern verzog, die zu allen Seiten neben dem Thron Stellung genommen hatten. Der König hatte in seinem Thron eine wahrlich kraftvolle Erscheinung. Er hatte langes, hellblondes Haar, das er streng nach hinten gebunden hatte, und die hellroten Augen der Familie. Der Thron, auf dem er saß, überragte seinen Kopf um drei Fuß und eine flammende Sonne war über seinem Kopf in den schwarzen Stein gehauen. Eine Krone trug der König an diesem Tag nicht.
»Euer Ritter hat mich nicht direkt gefunden.«, erklärte sie knapp und verzog ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. Ohne Dianne hätte Mellion sie vermutlich nie im Wald gefunden, denn nur ihre Freundin wusste von ihrem Lieblingsplatz am Brunnen unter den Bäumen.

Der König nickte nur lächelnd und wies auf einen bequemen Stuhl, der direkt neben dem Thron aufgestellt war. Immer war die Prinzessin anwesend, wenn der König sich die Bitten seines Volkes anhörte. Doch an diesem Tag, das spürte sie, glich diese Anhörung mehr einem Kriegsrat. Und die Lords, die sich ohnehin in der Stadt befanden, denn bald stand ein großes Fest bevor, waren ein Teil davon. Die Prinzessin setze sich und ließ den Blick durch den Saal und die anwesenden Lords streifen. Inmitten von so viel weißem Stein wirkte das Sonnenlicht so kalt, bemerkte die Prinzessin. Von den Lords, die vor dem Podest zu ihnen hinaufblickten, kannte sie nur sehr wenige. Turin Alethril, einer der wenigen Lords, welche die Prinzessin kannte, der Herrscher über Imrathir, der großen Stadt am Sirion, ergriff das Wort und gewann die Aufmerksamkeit des Königs. Sie kannte ihn nur deshalb, weil er Mellions Vater war. Er besaß ein freundliches Gesicht, auch wenn sie in seinem dunkelblauen Augen eine gewisse Kälte sah, und langes und dunkles Haar, welches über seine Schultern fiel.
»Mein Herr«, sprach er mit kräftiger Stimme, nachdem der König ihm einen Wink gegeben hatte, dass er sprechen durfte, »Südlinge, so kleine Gruppen, dass meine Männer sie nicht rechtzeitig aufhalten können, überziehen beide Seiten des Ufers des Sirion mit Tod und Verwüstung. Dörfer werden geplündert und niedergebrannt. Erlaubt mir, eine Armee gegen ihr Land zuführen, auf dass wir sie schon dort zerschmettern und unserem Land den Frieden schenken, den es verdient.«
Zustimmendes Gemurmel der Lords.
»Es sind nicht nur die Südlinge, die unser Land befallen und Tod über unser Volk bringen.«, erklärte König Celderion mit kraftvoller Stimme, die im ganzen Saal widerhallte, und blickte Lord Turin mit festen Blick an, »Es ist ein Schatten, der sich im Osten erhebt.«
Der Lord von Imrathir nickte nur etwas verwirrt und kniff die Augen zusammen. »Ein Schatten«, ergriff ein weiterer Lord, den die Prinzessin nicht kannte, das Wort und schob sich aus der Gruppe von Lords, »Der weit im Süden und im Osten wütet, ein Schatten, der die Südlinge von ihrem Land vertreibt und all die diejenigen tötet, die dem Sturm nicht entkommen. Es sind die Südlinge, die unser Land befallen, mehr nicht. Soll der Schatten die Südlinge verschlingen, sage ich.« Der Lord hatte ein Fass von Bauch, unter den Armen hatte sich Schweißflecken gebildet und seine schweinsäuglein blickten zum König hinauf. Es lag auf der Hand, dass er nicht wusste, wovon der König von Licentien sprach. Wie auch?
»Woher wisst ihr, dass es sich dabei nur um Südlinge handelt?«, fragte die Prinzessin mit giftiger Süße, »Habt ihr sie mit euren eigenen Augen gesehen?«
Sie kannte die Art von Lords. Lords, die zu fett waren, um selbst in die Schlacht zu ziehen, ein Lord, der einen Südling nicht von einem Mann oder einer Frau des eigenen Reiches unterscheiden konnte. Sie kümmern sich mehr um sich selbst, als um das Land und das Volk, welches sie zu schützen geschworen haben. Sie ließen sich solange Zeit, bis es zu spät war.
Ehe der fette Lord etwas erwidern konnte, durchschnitt der König ihm das Wort. »Es sind Orks, die in den Wäldern vor dem Dunklen Gebirge umherstreifen. Und Menschen aus Dárahd, eines der großen Reiche der Südlinge.«, antworte König Celderion mit einer eisigen Höflichkeit.
Es waren so unglaubwürdige und schockierte Gesichter, dass die Prinzessin beinah laut lachen musste, trotz des Ernstes dieses Themas. Sie warf einen Blick zu ihrem Vater hoch, und sein Gesicht sprach Bände: er war umringend von Idioten.
»Die Briefe kamen in der Abenddämmerung. Die Grenzwächter und Waldläufer vor Gondalis melden Truppenbewegungen in den Ebenen des Schwarzen Landes. Armeen, die das Gebirge hinaufziehen.«, sagte der König und hielt ein Stück Pergament in die Luft. Die Prinzessin wusste von diesem Brief, war sie doch selbst dabei gewesen, als die Briefe ihren Vater erreicht hatten. Sie hatte ihren Vater noch nie so geschockt gesehen, sogar Angst hatte sie in seinen Augen gesehen. Das Reich stand vielleicht vor einer der größten Bedrohungen seit der Zeit des Dunklen Königs, der weit im Osten erhoben hatte und das Reich fast in den Untergang getrieben hatte. Viele Grenzwächter und Waldläufer, die in den Grenzgebieten vor Gondalis und auf der anderen Seite des Sirion spähten, waren bereits gefallen oder waren auf dem Rückzug, ehe die Nachricht vom drohendem Schatten, einer neuen Bedrohung aus dem Osten, den König erreicht hatte.
»Orks..?«, fragte der fette Lord ungläubig in den Saal.
»Sie haben das Schwarze Land seit hunderten von Jahren nicht mehr verlassen.«, stellte ein weiterer Lord überflüssigerweise fest und blickte ganz verblüfft zum König hinauf.
Turin Alethril warf ihnen einen vielsagenden Blick zu. »Nun, jetzt tun sie es, und wir sollten unverzüglich handeln.«, sagte er und blickte gespannt zu seinem König, der seine Lords nur schweigend betrachtete. Die kleinen Gruppen der Südlinge, die entlang des Sirions ihr Unheil verrichteten, waren vergessen. Waren nicht schon alle Blicke auf den König gerichtet, so waren sie es jetzt. »Wie lauten die Befehle des Königs?«
Bedrohliches Schweigen.
»Wir lassen die Drachen los. Feuer und Stahl sollen über die Feinde Licentiens hereinbrechen.«, antwortete König Celderion mit so einer kalten Stimme, welche die Prinzessin schon lange nicht mehr gehört hatte, dass einem fast die Ohren gefrieren ließ. Die hellroten Augen des Königs tobten wie eine Flamme, die seit längerer Zeit keine Luft zum atmen hatte, und seine Kiefer waren fest verspannt.



Es gab Momente – nicht viele, aber es gab durchaus solche Momente – da verfluchte Celdrik Stonar das Leben. Nun gab es einen dieser Momente: das Willkommensfest für den Herren von Ostindon, ein Vasall seines Hohen Vaters. Doch glich dieses Willkommensfest einem Abschiedsfest. Man nahm Abschied vom Herbst, denn langsam kehrte der Winter zurück, der sich nun im Tal von Cautes besonders bemerkbar machte, und sie nahmen Abschied von den Töchtern des Felsens. Und der Lady Lydara, Gattin von Errard Stonar und seine Hohe Mutter. Sein Schwester Cathleen würde am morgigen Tag gen Hauptstadt reisen, denn es war an der Zeit, sie bei Hofe in Amunor dem König vorzustellen, und Saveryna, seine kleine Schwester, die er stets mit einer Elbin aus den vielen Geschichten verglich und die noch zu jung für solch ein Ereignis wäre, würde sie gemeinsam mit ihrer Mutter dorthin begleiten und dort bei Hofe einige Wochen, Monate leben. Doch Cathleen, die sich mit ihrem Handeln einen Platz an der Tafel verdorben hatte, verpasste in diesem Moment ihr gemeinsames Abschiedsfest. Auch wenn ihre Mutter Cathleen befohlen hatte, am Abend des Festes in der Burg von Cautesfels zubleiben, so hatte sie es dennoch irgendwie geschafft, nachdem sie sich mit ihrem Vater unterhalten hatte, dass man sie wenigstens zur Veste mitnahm, denn so könnten sie, seine Hohe Mutter und Saveryna gleich am nächsten Morgen, wenn die Sonne im Osten aufging und der Himmel rötlich leuchten würde, gen Hauptstadt reiten. Celdrik war sehr erstaunt darüber, als Cathleen mit einem verschmitzten Lächeln aus dem Zimmer ihres Vaters trat, dass sein Hoher Vater, der Lord von Cautesfels, sich über eine Anordnung seiner Mutter stellte. Er rechnete schon damit, dass die Lady von Cautesfels darüber toben würde, doch nichts dergleichen geschah. Nun verbrachte Cathleen den Abend in einem ihrer großen Zimmer der Veste von Caradon, weit weg von den Klängen des Festes, während er, sein Bruder und seine Schwester gemeinsam mit ihrer Mutter und den Neuankömmlingen aus Ostindon auf einem erhöhten Podium, vom dem sie die gesamte Halle überblicken konnten, das Fest miterlebten und vielleicht sogar genossen.

Celdrik füllte seinen silbernen Kelch ein weiteres Mal mit dem lieblichen Wein aus einem der Krüge, die über den ganzen Tisch verteilt waren. Derweil spürte er den missbilligenden Blick seiner kleinen Schwester, die direkt neben im saß.
»Du weißt doch, dass Mutter dir nur einen Weinkelch erlaubt.«, erklärte er mitfühlend, während er erneut an seinem Kelch nippte. Der süße Geschmack des Gelbweines erfüllte seinen Mund und lockte ein Lächeln auf seine Lippen. Für ihn war es kein besonders freudiger Abend, denn er würde seine Schwestern für eine lange Zeit nicht mehr wiedersehen, wenn sie in Richtung Hauptstadt verschwunden waren, wieso sollte er sich da also nicht einfach besaufen und den Abend so irgendwie doch noch genießen? Nachdem er auch diesen Kelch leergetrunken hatte, schob er einen Krug mit klarem Wasser zu seiner Schwester.
»Trink etwas Wasser, das ist genauso köstlich.«, log er und verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen.
»Ist es nicht.«, antwortete Saveryna knapp und verschränkte die Arme vor die Brust. Die Speisen vor ihr hatte sie nicht angerührt, genauso wie Celdrik selbst, der nun nur mit den Achseln zuckte und sich auf seinem Platz zurücklehnte.

Die Große Halle der Veste von Caradon war von Dunst vernebelt. In einem dicken, steinernen Kamin prasselte ein munteres Feuer. Die Luft war war erfüllt von geröstetem Fleisch, dem frisch gebackenem Brot und lag schwer über den Köpfen der Feiernden. Die meisten waren Ritter aus Ostindon, Caradon und Cautesfels, aber auch Schildknappen, der Erzpratus von Caradon und einfache Bedienstete der Veste saßen dichtgedrängt auf den langen Bänken an den vollbesetzten Holztische unter dem erhöhten Podium. Die grauen und massiven Steinwände waren mit den Bannern von Cautesfels, einem schwarzen Wolfskopf, und den gekreuzten Dreizacken des Hauses Lanthir von Ostindon verziert und geschmückt. Mehrere Sänger, die sich in eine Ecke der Halle verzogen hatten, spielten auf Lauten und Harfen eine Ballade vor. Der kreiselnde Drache, wenn Celdrik nicht alles täuschte. Doch auf dem Podium waren die schönen Stimmen der Sänger bei dem Klirren von Tellern, Kelchen und Bestecken und dem Gerede von knapp hundert Männern und Frauen kaum noch zu vernehmen.

»Du kannst aus meinem Kelch trinken, Saveryna.«, sagte Balderic dümmlich grinsend, der neben Celdrik einen Platz gefunden hatte, über seinen Kopf hinweg zu Saveryna und hielt einen Kelch in die Luft, »Ich habe langsam genug getrunken.« Neben Balderic grinste Rogerion und schüttelte nur langsam mit dem Kopf.
»Warum nicht.«, erwiderte Saveryna gleichgültig, als würde ihre Kehle nicht nach etwas Wein dürsten, und griff nach dem Kelch, den Balderic nun um Haaresbreite hätte fallengelassen. Ihre Mutter, die sich direkt neben ihnen mit Lord Alerion, der Vater von Rogerion, unterhielt, schien das Treiben ihrer Kinder nicht zu stören. Also unternahm Celdrik auch nichts, denn er wollte seiner Schwester den Abend nicht unnötig vermiesen, und ließ seinen Blick wieder über die Banner, das Fest und die Tische streifen. Das Fest ging nun schon in die dritte Stunde, die meisten Sinne waren bereits vernebelt und das kühle Mondlicht viel schräg durch die hohen Fenster in die Halle. Musik hallte zwischen den Steinwänden der Halle. Durch die steigende Hitze, die sich in der Großen Halle angesammelt hatte, und dem vielen Alkohol war Celdrik bereits nassgeschwitzt und bekam kaum noch mit, was Balderic und sein Freund neben ihm kichernd trieben. Auch bekam er nicht mit, dass Saveryna bereits den sechsten Kelch feinsten Weines die Kehle runter geschüttet hatte. Doch ließ sie sich die Menge des Weines nicht anmerken, anders als die meisten Menschen in der Halle. Sie war frisch und munter wie eh und je, ganz im Gegensatz zu Celdrik, der sich nun schwankend erhob und erst Halt fand, als er sich an die Rückenlehne seines Stuhls festgekrallt hatte.
»Ich gehe zu Bett.«, sagte er nur mit tonloser Stimme. Da keiner seiner Geschwister Notiz von ihm nahm, nahm er sogleich den Ausgang hinter dem Podium, nachdem er seiner Mutter einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte und ihr noch einen guten Abend wünschte. Er nahm einen kleinen Tunnelartigen Gang, der ihn an die Burgküche vorbeiführte, öffnete ächzend eine schwere Holztür und trat in die kühle Nachtluft. Still und leer lag der Burghof da. Ein paar Wachmänner standen vor dem breiten Tor, welches verriegelt und verrammelt war, und ein Wachmann stand einsam auf den Zinnen der dicken Mauer der Veste. Ansonsten war die Veste finster und verlassen. Die Musik und der Gesang drangen durch die offenen Fenster hinter ihm. Celdrik wischte sich den Schweiß mit seinem Hemdärmel von der Stirn und atmete die kühle Nachtluft ein. Es schien, als würde die Vernebelung von ihm abfallen, als würde er aus einem tiefen Schlaf erwachen.

»Celdrik!«, rief eine Stimme hinter ihm, worauf Celdrik herum fuhr. Es war sein Bruder Balderic, der leicht taumelnd auf ihm zuging.
»Du verlässt freiwillig ein Fest?«, fragte Celdrik argwöhnisch und musterte seinen Bruder von Kopf bis Fuß. Er schien noch nicht ganz betrunken zu sein, seinen Umhang hatte er, wegen der Kälte, eng um seinen Körper geschlungen. Er blickte sich im Hof um, ehe er auf Celdrik zutrat.
»Nicht ganz freiwillig, nein.«, erwiderte er lächelnd. Für Celdrik war es ein äußerst traurig wirkendes Lächeln, weshalb er seinen Bruder kurz verblüfft anstarrte.
»Und was willst du nun?«
»Mich verabschieden, Celdrik. Ich werde morgen mit Mutter und unseren Schwestern nach Amunor reiten.«, antwortete sein Bruder. Celdrik konnte ihm ansehen, dass er mit seinem schlechten Gewissen, obwohl er keinesfalls etwas dafür konnte, rang.
»Weshalb?«, fragte Celdrik und starrte ihn ungläubig an. Es konnte nichts gutes bedeuten, wenn sein Bruder das Tal verließ.
»Ich werde an Vaters Stelle die Truppen des Tales in den Osten nach Amunor führen, wo ich sie mit dem Heer des Königs vereinen werde. Lord Alerion und Rogerion werden an meiner Seite in den Krieg reiten.« Balderic blickte seinen Bruder traurig an. Er wusste, was es für Celdrik bedeutete. Es würde keine Universität geben, auf die Celdrik gehen konnte, zumindest nicht in diesem Jahr. Celdrik würde bei seinem Hohen Vater in Cautesfels bleiben müssen, mit ihm gemeinsam über das Tal herrschen, bis Balderic und Mutter zurückkehren würden. Doch er hatte lang genug ausgeharrt und die Universität bereits mehrmals in den Hintergrund geschoben.
»Ich sollte schon seit zwei Jahren auf der Universität sein!«, zischte Celdrik wütend und starrte seinen Bruder böse an. Da sein Hoher Vater vor drei Jahren schwer erkrankte, hatte seine Mutter ihm verboten – was Celdrik keineswegs verstanden hatte – auf die große Universität zugehen. Solange, bis es dem Lord von Cautesfels wieder gutgehen würde oder Balderic alt genug wäre, als Lord über das Land zu herrschen. Und das wäre in diesem Jahr der Fall gewesen, nachdem Cathleen bei Hofe eingeführt wurde und Saveryna und Mutter wieder nach Cautesfels zurückkehrt waren. »Vater und Mutter haben mir ihr Wort gegeben.«
»Ich verspreche dir, dass du gehen wirst. Wenn ich zurückkehre.«, erklärte Balderic ruhig und sah seinen Bruder mit festem Blick an, »Vater wird dich brauchen. Wir können ihn doch nicht alleine zurücklassen.«
Nachdem Celdrik ihn noch böse funkelnden Augen angestarrt hatte, senkte er seinen Kopf und wich dem Blick seines Bruders aus, während er sich für sein egoistisches Verhalten zu schämen begann. Balderic hatte sich diesen Krieg im Osten, von dem Celdrik nur sehr wenig wusste, nicht gewünscht. Bei dem Gedanken, Balderic in den Krieg ziehen zu sehen, bekam er weiche Beine und sein Herz war von Angst erfüllt.
»Ich weiß.«, sagte er nur leise und hob wieder den Blick, sein Zorn war wie weggeblasen.
Balderic ging einen weiteren Schritt auf Celdrik zu, überwand die Entfernung zwischen ihnen, und nahm ihn in die Arme. »Ich werde dich im Osten vermissen, kleiner Bruder. Wenn ich zurückkehre, werde ich dich selbst zur Universität bringen, das schwöre ich.«, sagte er, klopfte seinem Bruder auf den Rücken und trat dann wieder einen Schritt zurück.
»Das will ich hoffen.«, antworte Celdrik und rang sich zu einem kleinen Lächeln. Balderic nickte und sie starrten sich für einige Augenblicke an, ehe er einen Blick über seine Schulter warf, nachdem ein freudiger Schrei aus der Veste gedrungen war. »Ich sollte zurückkehren.«, erklärte er dann, machte kehrt und betrat die Veste, nachdem er seinem Bruder noch einmal kurz zugewunken hatte. Celdrik starrte ihm noch einige Augenblicke nach. Er wusste, dass Balderic sein ganzes Leben auf solch eine Aufgabe vorbereitet wurde. Dazu sehnte er sich nach einer großen Schlacht, Männer, die er ins Felde führte, nach Abenteuern, die weite Welt vor seinen Füßen, er auf dem Rücken eines kräftigen Streitrosses, und nach der Anerkennung seines Vaters und nach der Gunst des Königs von Licentien. Anders als der junge Stonar, der sich nun langsam in Bewegung setzte und durch den Haupteingang wieder die Veste betrat, der lieber seinen Wissensdurst in der Universität zu stillen versuchte, als in Schlachten und Kriegen zu kämpfen. Er, durch dem das Blut eines Magiers floss. Und es gab nur einen Ort in Kordius, der ihn zu einem der Hexer des Reiches machen konnte. Noch immer enttäuscht darüber, dass er die Universität ein weiteres Mal verschieben musste, und leicht verzweifelt und betrübt darüber, dass seine Geschwister in verließen, ging er mit großen Schritten einen langen Gang in der Veste entlang. Es schien, als wäre die gesamte Bevölkerung der Veste bei dem Fest; denn sie, in der Dunkelheit liegend, war von Menschen verlassen.

»Herein.«, hörte Celdrik die müde Stimme seiner Schwester durch die Tür dringen. Er schwang die Tür auf und betrat das Zimmer, dabei knarrten die Holzdielen unter seinen Stiefeln. Cathleen saß auf ihrem Bett und rieb sich die Augen. Als sie Celdrik sah, weiteten sich ihre Augen und sie erhob sich leicht schwankend von ihrem Bett. Sie trug ein einfaches Nachthemd aus Leinen und wurde von einer kleinen Kerze, die auf dem kleinen Tisch neben dem Bett brannte, und dem kalten Mondlicht, das durch ein Fenster drang, beleuchtet. Sonst lag das Zimmer in völliger Dunkelheit. »Ich dachte schon, du hättest mich vergessen.« In ihrer Stimme schwang Unsicherheit und ein leichter Tadel mit. Auch wenn Celdrik sie, Saveryna, seine Hohe Mutter und nun auch noch Balderic am nächsten Morgen im Hof verabschieden würde, so war ihm solch ein Abschied deutlich lieber. Auch Cathleen, der Schlaf war ihr aus dem Gesicht gewichen, schien sich über seinen Besuch zu freuen.
»Wie könnte ich das?«, fragte er mit gespieltem ernst in der Stimme und kam näher. Die Tür fiel hinter ihm wieder ins Schloss.
»Der Wein. Die hübschen Mädchen, die in der Veste umherschwirren.«, erwiderte sie unwirsch und ließ sich, ehe Celdrik bei ihr war, wieder auf das weiche Bett fallen.
»Derlei Dinge wurde mir zu langweilig.«, erwiderte er leichtfertig, während seine Lippen sich zu einem leichten Grinsen verzogen.
»Tz.«, schnalzte seine Schwester mit der Zunge, rutschte etwas nach hinten, wodurch ihr leichtes Nachthemd anzüglich weit nach oben rutschte, wodurch ihre langen, wohlgeformten Schenkel entblößt wurden, und setzte sich im Bett richtig auf. Sie klopfte lächelnd mit einer Hand auf den Platz neben hier. Sie blickte ihn mit ihren leuchtenden, grauen Augen auffordernd an, während sich vor dem Fenster dunkle Wolken vor den hellen Mond schoben und das Zimmer nun nur noch vom warmen Kerzenlicht erhellt wurde. Ihr schwarzes Haar fiel ihr ungekämmt bis zur Brust und einige Haarsträhnen waren ihr ins Gesicht gefallen.
»Du hast geschlafen.«, stellte Celdrik fest.
»Keinesfalls.«, log sie grinsend.
Celdrik schüttelte nur mit geschlossenen Augen den Kopf, ehe er sich seinen schwarzen Lederwams, aus feinstem Leder und mit glänzenden, silbernen Schnallen, abstreifte und es achtlos zu Boden gleiten ließ. Sorglos ließ er sich neben seiner Schwester aufs Bett fallen, wodurch sie kichernd aufgrund seines Gewichtes einmal auf wippte.
»Ich kann nicht lange bleiben.«, sagte Celdrik, während er näher zu seiner Schwester rückte und seinen Arm um sie schlang, worauf sie ihren Kopf an seine Schultern legte und seufzte. »Nicht einmal heute? Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal sehen. Es könnten Monate, wenn nicht Jahre ins Land gehen.«, sagte sie leise und ihre Stimme fing an zu zittern, was wirklich nur selten bei ihr vorkam. Ihre Gefühle verbarg sie meistens.
»Amunor liegt nicht am Ende der Welt, Schwesterchen. Ich komme dich besuchen.«, versprach er aufmunternd und drückte sie fest an sich.
»Hast du keine Verpflichtungen, wenn du die Universität besuchst?«, fragte sie trotzig.
»Dieses Jahr wird es keine Universität für mich geben«, antwortete Celdrik und seine Laune war kurz davor, trotz Cathleen, sich wieder zu verschlechtern, »Heißt, dass ich genug Zeit habe, in der ich nicht weiß, was ich genau tun sollte.« Das wäre zwar gelogen, denn er hatte ganz gewiss Aufgaben und Pflichten in Cautesfels, solange seine Mutter in Amunor verweilen würde, aber er hätte hier ganz gewiss mehr Zeit, als wenn er die Universität besuchen würde. Wieso also nicht nach Amunor reiten? Es lagen nur knapp neun Tage zwischen Cautesfels und Amunor, da könnte er der Hauptstadt und seiner Schwester gewiss einen Besuch abstatten. In seinem noch jungen Leben war er erst einmal in Amunor, die stolze Hauptstadt von Licentien, gewesen. Gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Vater vor einigen Jahren. Die Weiße Stadt, wie sie häufig genannt wurde, mit ihren sieben Mauern aus weißem Stein, alt und mächtig, und der gewaltige Veste, die hoch oben auf dem felsigen Vorsprung thronte, und der Sonnenturm, der jedes Gebäude an Höhe in Kordius übertraf. Gerne würde Celdrik die Hauptstadt noch einmal sehen, ehe er zur Universität gehen würde, und wenn Cathleen dort sein würde, dann hätte er gleich zwei gute Gründe.
»Du wirst genug Aufgaben als Lord von Cautesfels haben, Cel.«, erklärte sie nüchtern, »Kein Zeit also, um deine Schwester zu besuchen.«
Celdrik kniff die Augenbrauen zusammen. »Du weißt von Balderic, oder?«, fragte er, versuchte überrascht zu klingen und das Thema zu wechseln.
»Natürlich.«, erwiderte sie knapp und war sichtlich amüsiert, »Er und Rogerion waren vor dem Fest bei mir.«
Celdrik lächelte matt. Natürlich hat dich Rogerion besucht, dachte er. Er wusste, dass Lord Alerion ihre Mutter bereits mehrfach den Vorschlag unterbreitete, Cathleen und Rogerion im Angesicht der Göttin zu verheiraten. Cathleen war dem nicht abgeneigt, denn sie schwärmte häufig vor Celdrik von Rogerion, und von Balderic wusste er, dass auch Rogerion ihr nicht abgeneigt war. Warum auch? Cathleen war ein wunderschönes Mädchen und die Tochter eines der mächtigsten Lords von Licentien. Doch ihre Hohe Mutter zögerte und bestand darauf, dass Cathleen einige Jahre am Hofe dienen sollte, ehe sie verheiratet wurde.
Einige Augenblicke herrschte Schweigen, während der Mond langsam wieder hinter den Wolken hervorlugte und sein kaltes Licht durch das Fenster fiel, und Celdrik dachte zunächst, dass seine Schwester eingeschlafen wäre.
»Hast du keine Angst um Balderic?«, fragte Cathleen unsicher und durchbrach mit ihrer sanften Stimme die Stille.
»Er wird von den besten Männer des Tals und unserem Onkel beschützt, also nein, ich sorge mich nicht um Balderic.« Die Lüge kam ihm sehr einfach über Lippen. »Die Truppen von Ostindon werden an seiner Seite marschieren und dazu die königlichen Truppen. Vielleicht sogar der König selbst!«, sagte er und ein Hauch von Begeisterung schwang in seiner Stimme, worauf Cathleen unbemerkt eine Augenbraue hochzog.
»Wieso Balderic?«
»Er ist ein Stonar und der Erbe, der baldige Lord von Cautesfels. Wer sollte also die Truppen des Tals und unserer Vasallen führen, wenn nicht er?« Darauf wusste Cathleen keine Antwort, stattdessen presste sie sich dichter an ihren Bruder. So saßen sie eine Stunde lang, die meiste Zeit schweigend und unfähig, ein nebensächliches Geplauder zuführen. Als Celdrik merke, dass seine Schwester langsam in den Schlaf fiel, ließ er langsam von ihr ab und legte sie sehr sachte auf das kühle Leintuch des Bettes. Doch ehe er sich erheben konnte, schreckte sie auf und griff rasch nach seiner Hand.
»Bleib«, bat sie und sah ihn fast schon flehend aus ihren müde wirkenden grauen Augen an, worauf Celdrik sie unsicher anschaute und sich auf die Lippe biss. Es würde Gerede geben, wenn man erfahren würde, dass sie in ihrem Alter gemeinsam in einem Bett schlafen würden. Gerede, das es schon oft genug auf Cautesfels gab. »Bitte.«
Der flehende Ton ließ Celdrik erweichen; er nickte langsam, worauf sich Cathleens Miene wieder erhellte, sie ihre Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln verzog und die Müdigkeit in ihren Augen war erneut verblasst. Sie ließ seine Hand los.
Celdrik streifte sich die Stiefel von den Füßen und wollte sich gerade sein Hemd abstreifen und es zu seinem Lederwams werfen, doch er zögerte und ließ sein Hemd dann doch lieber an.

Ehe er zu seiner Schwester ins Bett stieg, sah er noch einmal aus dem Fenster. Der Sternenhimmel war von Wolken verborgen, die Stadt, Caradon, lag in fast völliger Dunkelheit. Der Mond, der hell am Himmel schien, wanderte über die Zinnen des Weißen Gebirges. Er befeuchtete seine Finger und drückte die Kerze damit aus, ehe er rasch über seine Schwester stieg und er sich hinter ihr auf das weiche Bett legte und es sich gemütlich machte. Er legte seine Arme um sie, und sie breitete die Decke über sie aus. Trotz der Wärme, zitterte sie am ganzen Leib. Sie lagen seitlich hintereinander, wie Löffel in einer Besteckschublade. Celdriks Arm lag wie ein weiches Kissen unter ihrem Kopf. Sie schmiegte sich erneut an ihren Bruder, und es geschah mit einer Belanglosigkeit und Natürlichkeit, als wäre es schon immer so gewesen, das normalste auf der ganzen Welt. Sie regte sich merklich. »Meintest du das ernst eben?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
»Was meinst du?«
»Das vorhin. Als du mir sagtest, dass du mich besuchen würdest, wenn ich bei Hofe in Amunor dienen würde.« Sie drehte den Kopf ein wenig zu ihm.
»Natürlich werde ich das, Cat.«, erwiderte Celdrik ernst.
»Gut.«, sagte sie nur mit verträumter Stimme, der er ein warmes und schläfriges Lächeln anhörte. Als er nach einigen Momenten merke, wie schwer ihr Kopf nun auf seinem Arm lag, erkannte er, dass seine Schwester nun eingeschlafen war. Doch er lag noch wach und dachte an seinen Bruder, der bald in den Krieg ziehen würde. Einen Moment wünschte er sich, dass er seinen Bruder begleiten könnte. Er war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, er würde ihm in der Schlacht sicher eine gute Hilfe sein. Doch er musste sich traurig eingestehen, dass das nicht gehen würde. Celdrik versuchte einzuschlafen, während er den Atem seiner Schwester auf seinem Arm spürte. Dieser Augenblick war so kostbar wie der seltenste Edelstein.
»Ich liebe dich.«, hauchte Cathleen, ein leises flüstern gleichend, plötzlich schläfrig und kuschelte sich so dicht an ihn, dass er sein Becken von ihr wegschieben musste. Er spürte, wie sich seine Wangen rot färbten und ihm die Hitze aufstieg. Celdrik war sich ziemlich sicher, dass seine Schwester nur im Schlaf daherredete, alles andere konnte er sich nicht erklären. Vielleicht dachte sie an Rogerion? Vorsichtig und peinlich berührt befreite er sich von ihr und drehte sich langsam von ihr weg. Cathleen regte sich kaum in ihrem Schlaf, ihre Brust hob und senkte sich langsam. Es vergingen nur ein paar Augenblicke, bis auch Celdrik endlich in den Schlaf fiel. Er träume von Phönixdrachen, die sich tobend und Feuer speiend über dem Land ihre gewaltigen Flügel ausbreiteten und alles unter ihnen mit ihrem gewaltigen Schatten überzogen. Er sah einen Mann, kämpfend und fluchend, mit wehendem Umhang, der in einer gewaltigen Ruine von Schwertern und Speeren durchbohrt wurde. Von großen Wölfen, bespickt mit Pfeilen, die tot zwischen verstümmelten und blutüberströmten Leichen lagen. Er sah große Gestalten, mit spitzen Ohren und ebenmäßigem Gesichtern und einem kalten Gesichtsausdruck, gefühllos, die sich in der Dunkelheit erheben. Verzweifelte Schreie. Und Tod.
 
Zuletzt bearbeitet:

Naruz

Gläubiger


Nach diesem eher unglücklichen Treffen mit einer Orkbande, erreichten wir also die Provinz Hajsprigg. Seit dem Fall der Alfar wird die Gegend von den Orks beherrscht und heimgesucht, weshalb verständlicherweise immer weniger Reisende ihren Weg dorthin finden. Ich will nicht leugnen, dass es auch in Hajsprigg selber gefährlich war, aber es hat sich gelohnt. Selten habe ich eine schönere Gegend gesehen. Ein wundervolles, friedliches Tal, umringt von den Kild-Bergen und mit einem großen See voll mit klarem Wasser in der Mitte, bildet den Großteil der Provinz. Da es die nördlichste Provinz von Cordius ist, liegt hier natürlich die meiste Zeit über Schnee und es ist ziemlich kalt, aber zum Glück gibt es dafür ja die Hauptattraktion von Hajsprigg, welche zu Zeiten der Alfar dafür gesorgt hatte, dass die Tyrannen monatelange Reisen aus den südlichsten Ländern Cordius' auf sich nahmen, nur um einmal ein paar Nächte im Gebirge zu verbringen. Ich rede natürlich von den berühmten, heißen Quellen von Hajsprigg, den größten und schönsten von ganz Cordius.
Als wir also Hajsprigg erreicht hatten, freute ich mich bereits auf ein ausgiebiges Bad im warmen Wasser der Quellen, von denen man sagte, dass ein paar Stunden reichten um sämtliche körperliche und seelische Leiden zu vertreiben. Allerdings sollte es nicht dazu kommen, denn wie ich und meine Kameraden feststellen mussten, dienen die Quellen mittlerweile ein paar Riesen als Heimat. Früher vertrieben die Alfar diese Kreaturen sobald sie auch nur in die Nähe von Hajsprigg kamen, aber die Orks interessieren sich natürlich nicht dafür und hätten auch gar nicht die Möglichkeiten, um Riesen zu vertreiben. Die Begegnung mit diesen Kreaturen kostete mich die Hälfte meiner Expedition, denn eines der Monster ist auf uns aufmerksam geworden und griff uns an. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viel Angst, wie in diesem Augenblick. Für diejenigen unter euch Lesern, die zu jung sind um jemals einen echten Riesen gesehen zu haben, hier eine kurze Beschreibung: Riesen sind im Prinzip nichts weiter als viel zu groß geratene Orks, nur noch hässlicher. Alleine ihre Hauer können bis zu einem Mettri lang werden, die meisten Riesen erreichen zudem noch eine Körpergröße von knapp vier Mettre und schwingen gigantische, primitive Flegel mit denen sie ein Dutzend Krieger von den Beinen fegen können. Konstanter Beschuss durch unsere Armbrüste und Ulfs Feuerrunen zwangen die Bestie letztendlich in die Knie, so dass wir dem Riesen mit unseren Äxten den Rest geben konnten.
Wir beschlossen jedoch, dass es am besten sei zu verschwinden, bevor die anderen Riesen uns entdecken konnten, und so verließen wir das Gebirge und die heißen Quellen, um uns auf den Weg in die Geisterstadt Pîtcaron zu machen, die seit dem Fall der Eldar verlassen ist und auf der angeblich ein schrecklicher Fluch lasten soll...“


- Auszug aus Die Wunder und Gefahren des Nordens von Ljod Grimmnar, 78 nach dem Fall

Îmlarthaion:

Gut gelaunt und leise vor sich hin summend betrat Morrigan ihr Zimmer, heute hatte sie ausnahmsweise einmal ihre mit Klingen bestückten Stiefel gegen ein Paar gewöhnlicher Lederstiefel eingetauscht. Sie wusste nicht genau was zwischen dem Archon und der neuen Sklavin vorgefallen war, aber Naruz verhielt sich ihr gegenüber weitaus netter als sonst, seit der Nacht mit Aleyandra. Das einzige was sie wusste war, dass das Mädchen tatsächlich so dumm gewesen war zu versuchen den Archon umzubringen und sich somit eine Strafe verdient hatte.
„Ich wünsche dir einen wunderschönen Morgen, Aleyandra.“ begrüßte sie die Sklavin mit fröhlicher Stimme, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte. „Und danke für eure Hilfe, ihr dürfte jetzt gehen.“ sagte sie an zwei ihrer Initianten gewandt, die das Mädchen für sie vorbereitet hatten. Die beiden Eldar verbeugten sich und gingen dann hinaus, um Morrigan und Aleyandra alleine zu lassen. „Willst du mich denn gar nicht begrüßen?“ fragte Morrigan mit gespielter Enttäuschung in der Stimme, während sie auf ihr Bett zuging. Als sie sich auf der Matratze niederließ wanderte ihr Blick nach unten zu Aleyandra und sie lachte leise. „Oh, natürlich. So kannst du ja gar nicht antworten.“ meinte sie, beugte sich ein wenig vor und zog einen kleinen Knebel aus Leder aus Aleyandras Mund. Die Sklavin kniete nackt vor ihr auf dem Boden, ihre Handgelenke waren mit Lederriemen an ihre Knöchel gefesselt worden, so dass das Mädchen Mühe hatte sich auch nur halbwegs aufrecht zu halten. Es half natürlich auch nicht, dass ihr ein Halsband angelegt worden war und man dieses mit einer sehr kurzen Leine an das Bein von Morrigans Bett gebunden hatte. Der Rücken des Mädchens war bereits knallrot, ebenso wie ihr Hintern und in ihren Augen glänzten die Tränen, anscheinend hatten Morrigans Initianten schon einmal Vorarbeit geleistet.

„Also gut, jetzt wo wir den lästigen Knebel los sind versuchen wir es doch noch einmal: Guten Morgen, Aleyandra.“ sagte die Bluttänzerin mit einem freundlichen Lächeln.
„G-guten Morgen, Herrin...“ murmelte Aleyandra leise, mit brüchiger Stimme. Sie saß bereits seit über zwei Stunden in dieser mehr als ungemütlichen Position, weshalb sie es für das beste hielt so nett und freundlich wie möglich zu sein, die Peitschenhiebe der Initianten hatten natürlich auch zu diesem Entschluss beigetragen.
„Na also, geht doch. Kommen wir nun zum wichtigen Teil... ich nehme an du weißt, warum du hier bist?“ fragte Morrigan mit unschuldiger Stimme.
„J-ja, Herrin. Aber ich...“
Die Eldar schlug Aleyandra mit der Handfläche auf den Hinterkopf, woraufhin das Mädchen ein leises Wimmern hören ließ und beschloss das es klüger wäre still zu sein.
„Gut, wenn du es weißt ist ja alles gut. Es gibt da allerdings eine Sache die ich nicht weiß und die mich sehr interessiert. Was hast du dir dabei gedacht, dass du versucht hast einen Archon zu ermorden? Dachtest du alles würde gut werden, wenn er tot ist? Dass ein strahlender Märchenprinz kommen wird um dich zu retten?“
„N-nein... ich habe überhaupt nichts gedacht... i-ich w-wollte mich einfach nur rächen.“
„Rächen? Für was?“ fragte Morrigan und war ehrlich überrascht. „Doch nicht etwa dafür, dass er dir eine große Ehre zu Teil werden ließ, indem du dein erstes mal gleich mit einem Archon haben durftest? Weißt du eigentlich wie viele Sklavinnen... nein, wie viele Eldar dafür töten würden um mit dir zu tauschen?“ Als Aleyandra den Mund öffnete um zu antworten trat die Eldar ihr gegen die Brust, nicht besonders hart aber trotzdem stark genug, damit das Mädchen vor Schmerz aufkeuchte. „Aber na ja, ich sollte mich bei dir bedanken.“ fuhr Morrigan fort und drückte Aleyandras Kopf mit ihrer Stiefelspitze nach oben, so dass sie der Sklavin in die Augen sehen konnte. „Der Archon hat mir zwanzig Wagenladungen Schwarzkristall gegeben und er hat mir versprochen sich noch einmal mit mir zu duellieren, sobald wir wieder in Câed Dûrzahl sind.“ fuhr sie mit einem Lächeln im Gesicht fort. „Dafür möchte ich mich gerne bei dir bedanken, Aleyandra.“ sagte sie mit einer so freundlichen Stimme, dass die Sklavin sie nervös ansah. Sie schien zu wissen, dass es nichts gutes bedeuten konnte, wenn Morrigan so nett zu ihr sprach. Die Bluttänzerin lachte leise und nahm eine kleine, durchsichtige Phiole von dem Nachttisch, der direkt neben ihr stand. „Weißt du, was das hier ist?“ fragte sie und wedelte mit der Phiole vor Aleyandras Gesicht herum.

„N-nein, ich habe keine Ahnung.“ antwortete diese und schluckte nervös. Eine dunkelblaue Flüssigkeit befand sich in dem gläsernen Fläschchen und schwappte aufgrund der Bewegungen der Eldar hin und her.
„Das dachte ich mir schon. Es ist eine nette kleine Mischung, die von den Folterm... ähm, ich meine den Ärzten der Königin erfunden wurde.“ sagte Morrigan. Ihr kleiner Versprecher lag nicht etwa daran, dass sie dem Mädchen Angst einjagen wollte, sondern weil es ihr tatsächlich schwerfiel die Ärzte, Heiler und Foltermeister der Königin auseinander zu halten. Irgendwie gab es da eine kleine Faustregel... die Ärzte erfinden die Schmerzen, die Foltermeister verbreiten sie, oder irgendetwas in diese Richtung. Während sie überlegte musterte die Eldar die Decke ihres Zimmers, ehe sie mit den Schultern zuckte und beschloss, das Nachdenken auf später zu verschieben.
„Hm... wo war ich stehen geblieben?“ fragte Morrigan und richtete ihren Blick wieder auf Aleyandra. „Ach ja, das Elixier. Wie ich bereits sagte, es wurde von einem berühmten Arzt erfunden... einem leicht verrückten Arzt. Wir nennen es Íldrah.“ Während sie sprach zog Morrigan den kleinen Korken aus der Phiole und fast augenblicklich verbreitete sich ein seltsamer, blumiger Geruch im Zimmer. Der Geruch erinnerte Aleyandra ein wenig an Rosen, aber so ganz wollte er nicht dazu passen. „Willst du einmal raten, wie man Íldrah in deine Sprache übersetzt?“ fragte Morrigan und lächelte Aleyandra wieder an.
„Ähm... ich... ich weiß es nicht.“
„Versuche es doch einfach mal, ich gebe dir auch einen kleinen Tipp.“ sagte Morrigan und träufelte dann einen winzigen Tropfen der blauen Flüssigkeit auf Aleyandras Rücken. Kaum berührte die Íldrah Aleyandras Haut schrie sie vor Schmerz auf und krümmte sich auf dem steinernen Boden, zumindest so weit, wie es ihr ihre gefesselte Position erlaubte. Die Stelle an der die Flüssigkeit ihren Körper berührt hatte fühlte sich so an, als wenn jemand kochendes Wasser auf sie geschüttet hatte... nein, das traf es nicht ganz. Es fühlte sich eher so an als wenn diese Stelle in Flammen stehen und lichterloh brennen würde. Wenige Augenblicke später hörte das Brennen auf und Aleyandra kniete keuchend, schluchzend und weinend auf dem Boden. Alleine dieser Anblick reichte um Morrigan ein lustvolles Stöhnen zu entlocken und sorgte dafür dass ihre Brustwarzen sich unter ihrem Lederfetzen aufrichteten. „Nun? Was glaubst du, wie man es übersetzen könnte? Der Archon will ja, dass ich dir Elthrón beibringe, also können wir direkt hier damit anfangen. Íldrah setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Íldeyeéndra und Drahthiel, abgekürzt natürlich. Ein weiterer Tipp für dich: das hier sind Drahthiel.“ sagte die Eldar und strich mit ihrer Stiefelspitze eine Träne von Aleyandras Wange.
„T-träne?“ fragte Aleyandra mit heiserer, krächzender Stimme, da sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass Stiefel gemeint waren. Nachdem das brennende Gefühl abgeklungen hatte fühlte Aleyandra sich vollkommen ausgetrocknet und so schwach, dass sie sich kaum noch auf den Knien halten konnte.
„Sehr gut, braves Mädchen!“ rief Morrigan begeistert. „Hier, für dich.“ fügte sie hinzu und drehte die Phiole um, wodurch mehr von der Flüssigkeit auf Aleyandras nackten Körper tropfte. Erneut schrie Aleyandra vor Schmerz auf und wand sich unter der feurigen Berührung der Tropfen. Diese Schmerzen waren mit Abstand das schlimmste was sie in ihrem bisherigen Leben durchgemacht hatte. Dagegen waren selbst die Peitschenhiebe der Bluttänzerin eine angenehme Massage gewesen. Als die Schmerzen wieder nachließen wagte Aleyandra es kurz erleichtert aufzuatmen, allerdings dauerte es keine zwei Sekunden bis die nächsten Tropfen auf ihre Haut fielen und sie erneut dazu brachten sich zu winden und schmerzerfüllt zu kreischen.

„B-bitte n-nicht... nicht m-mehr...“ stammelte sie, nachdem das Brennen wieder einmal nachgelassen hatte und schluchzte laut, während sie aus großen, tränenden Augen flehentlich zu Morrigan aufsah.
„Oh, Kleine... das tut mir wirklich leid, aber der Archon besteht darauf, dass du für deine Taten bestraft wirst.“ sagte Morrigan, mit gespielt mitleidiger Stimme und schüttelte den Kopf.
„B-bitte hört a-auf... H-herrin...“
„Das kann ich nun wirklich nicht tun. Wenn ich gegen den Befehl meines Archons verstoße, dann würde er mich ja... auch... bestrafen...“ sagte Morrigan und setzte eine nachdenkliche Miene auf. Vielleicht sollte sie wirklich Gnade mit dem Mädchen zeigen und dafür sorgen, dass Naruz davon hörte. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sie zumindest auf irgendeine Weise dafür bestrafen würde. „Hm...“ machte Morrigan und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, während in ihrem Inneren ein heftiger Kampf tobte. Bestrafen oder bestraft werden... eine sehr schwere Entscheidung für die Bluttänzerin. Zu ihrem Glück wurde ihr diese jedoch von Aleyandra abgenommen, denn das Mädchen hatte in genau diesem Moment einen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck aufgesetzt, weshalb Morrigan einfach nicht anders konnte, als sie weiter zu quälen. „Also gut, da du es ja alleine nicht schaffst das Wort zu übersetzen mache ich es eben für dich, höre mir jetzt gut zu.“ sagte sie und schüttete dann ohne Vorwarnung mehr vom Íldrah auf die Sklavin. Während Aleyandra wieder ihr wundervolles Lied aus Schmerzensschreien hören ließ legte Morrigan ihr linkes Bein über das Rechte und sprach weiter. „Íldrah bedeutet so viel wie 'Feuertränen', wenn man es in eure primitive Sprache übersetzt. Sie sind das, was man bekommt wenn man den Saft aus dem Stiel der Finstertulpen mit dem Gift der Dûrzahl-Aale vermischt. Es wurde ursprünglich als Foltermittel für den Verräterkönig erfunden, weil das unvermengte Gift der Aale so starke Schmerzen verursacht, dass man davon schlagartig in eine Art Koma fällt. Leider empfand man das Resultat als zu schwach für den Verräterkönig, also dient es jetzt nur noch als eine Methode um freche und ungehorsame Sklaven zu bestrafen. Womit wir zu einem wichtigen Thema kommen, wenn diese Beziehung zwischen uns beiden funktionieren soll, dann gibt es da eine Kleinigkeit, die du niemals vergessen solltest.“ sagte Morrigan, während sie weitere Feuertränen auf Aleyandra träufelte. Diese wand sich zwar noch immer unter der brennenden Flüssigkeit, jedoch waren ihre Tränen inzwischen versiegt und es kam nur noch heiseres Krächzen aus ihrer Kehle. „Du bist jetzt eine Sklavin, Aleyandra. Die persönliche Sklavin eines Archons, es ist eine große Ehre musst du wissen. Naruz' Sklaven geht es meist sowieso besser als denen der anderen Archonten und seine Lieblingssklavinnen leben meist besser als viele Eldarlegionäre. Solange du also immer schön brav bist, wirst du ein wunderschönes Leben in Câed Dûrzahl führen können, solltest du dich allerdings nicht benehmen, dann wirst du dafür bestraft werden. An dieser Stelle möchte ich dich darum bitten, noch eine Weile lang dumm und störrisch zu sein, damit wir zwei uns noch ein wenig besser kennenlernen können.“ meinte Morrigan und lächelte als sie sah wie Aleyandra verzweifelt versuchte etwas zu sagen. „Übrigens entzieht das Gift deinem Körper auch Flüssigkeit... hier.“ meinte die Eldar und hielt Aleyandra eine kleine Schale mit Wasser hin. Das Mädchen warf ihr kurz einen misstrauischen Blick zu der Morrigan laut lachen ließ. „Guck mich nicht so an! Es ist nur Wasser, ich will schließlich nicht dass du hier stumm vor dich hin schreist, ich will alles hören! Außerdem würde ich gerne wissen, was du mir sagen willst.“ Aleyandra schenkte ihr einen letzten, misstrauischen Blick, begann dann jedoch begierig das Wasser aus der Schale zu trinken. Es war warm, aber ansonsten vollkommen normal, worüber die Sklavin unglaublich froh war. Sie hatte schon halb erwartet, dass die Eldar... bevor Aleyandra den Gedanken zu Ende führen konnte, trafen sie auch schon die nächsten Feuertränen und sie schrie auf.
„Bitte... hört auf...“ flüsterte Aleyandra mit schwacher Stimme, nachdem die Wirkung der Tränen wieder abgeklungen war. Ihren leeren Blick hatte sie auf den Boden gerichtet und sie war sich nicht einmal sicher, ob Morrigan sie überhaupt hören konnte, aber zu mehr war sie nicht im Stande. Ihre Stimme war vollkommen heiser und kratzig nachdem sie so viel geschrien hatte und trotz des Wassers fühlte er sich staubtrocken an.
„Wie war das? Ich kann dich nicht ganz verstehen.“ sagte Morrigan munter, ließ jedoch fürs erste davon ab weitere Feuertränen auf das Mädchen regnen zu lassen. Gift eines Dûrzahl-Aals war sehr selten und wertvoll, was das Elixier unglaublich teuer machte. Es bereitete ihr zwar Spaß die Sklavin damit zu foltern, aber trotzdem wollte sie nicht alles aufbrauchen.

„B-bitte hört auf... i-ich werde alles tun w-was Ihr von mir wollt... a-aber bitte... keine Tränen mehr...“
„Ach wirklich? Hm... ich weiß nicht ganz. Ich glaube es wäre besser wenn... oh?“ Morrigan brach überrascht ab als die Sklavin ihren Kopf hob und ein wenig näher zum Bett rückte. Dann senkte sie ihren Blick und fing an den Stiefel der Bluttänzerin zu küssen, der sich beinahe direkt vor ihrem Gesicht befand. Erst berührte sie das Leder flüchtig ein paar mal mit ihren Lippen, als sie dann jedoch merkte dass Morrigan keine Anstalten machte mehr von der blauen Flüssigkeit über ihr auszuschütten warf sie den letzten Rest ihrer Würde über Bord und fing an mit ihrer Zunge den Stiefel abzulecken. Die Bluttänzerin hob ihren Fuß ein wenig an und lächelte Aleyandra auffordernd zu, woraufhin diese damit fortfuhr die Sohle und den Absatz von Morrigans Stiefel mit ihrer Zunge zu bearbeiten. „Das ist wirklich eine freudige Überraschung.“ sagte die Eldar und schob den Absatz ein wenig in den Mund der Sklavin. Diese zuckte zwar zusammen und ließ ein erschrockenes Geräusch hören, ein Blick auf die Phiole in Morrigans Hand hinderte sie jedoch daran zurückzuweichen. „Du hast ja vielleicht doch das Zeug dazu eine gute Sklavin zu werden.“ meinte Morrigan und lächelte zufrieden. Dann, bevor sie darüber nachdenken konnte was sie nun am besten mit Aleyandra machen sollte, flog plötzlich die Tür zu Morrigans Zimmer auf und ein Nathrezim trat ein.
„Morrigan, der Archon will dich sehen.“ sagte der Eldar sofort, ohne große Umschweife oder Morrigan den nötigen Respekt entgegenzubringen.
Die Bluttänzerin knirschte kurz mit den Zähnen und erhob sich vom Bett. „Der Archon wollte, dass ich mich um die Disziplin dieser...“
„Er will dich sofort sehen. Der Harlekin ist angekommen und er hat Nachrichten aus Câed Dûrzahl mitgebracht.“
Morrigan fluchte laut und schleuderte die Phiole mit den Feuertränen nach dem Nathrezim. Das Fläschchen zersplitterte an seiner Rüstung, allerdings schien ihn das nicht großartig zu interessieren und die Bluttänzerin bereute ihren Wutausbruch noch im nächsten Augenblick. „Das Schoßhündchen ist also wieder da...“ murmelte Morrigan und ballte die Fäuste. Âzbael... sie hasste diesen verdammten Attentäter, er war so ziemlich das einzige was sie mehr verabscheute als die schwächlichen Goblins von Câed Dûrzahl, ein Eldar der freiwillig Menschen half, ohne etwas dafür zu verlangen! „Also gut, ich gehe schon. Binde die Sklavin los und bringe ihr etwas zu trinken, danach passt du gefälligst darauf auf, dass sie nichts anstellt... ach ja, das hätte ich fast vergessen.“ Morrigan wandte sich wieder an Aleyandra und schenkte ihr ein boshaftes Lächeln. „Weißt du noch, dass du mir von deiner Mutter erzählt hast? Nun, ich habe sie gefunden und sie ist noch am Leben. Wenn du willst, dass das auch so bleibt solltest du von jetzt an lieber eine brave, kleine Sklavin sein. Und denke immer daran, sollte dir etwas passieren wird auch deine Mutter nicht mehr gebraucht, nur für den Fall dass du auf irgendwelche dämlichen Gedanken kommst.“ sagte die Bluttänzerin, wandte sich dann ab und ließ Aleyandra alleine mit dem Nathrezim im Zimmer zurück.

...

„Nettes Zimmer, hat das wirklich mal dem alten Glatzkopf gehört?“
Naruz seufzte und wandte seinen Blick von der Landkarte ab, die vor ihm auf dem Tisch lag. Mehrere Figuren aus Holz waren auf der Karte verteilt worden und symbolisierten Dörfer, Städte sowie Truppen aus Naruz' Legion und den Armeen des Fürstentums. Seine Späher hatten die letzten Tage damit verbracht so viele Informationen wie möglich über das Heer von Greifenheim und die Siedlungen in Reichweite von Îmlarthaion zu sammeln, damit Naruz seine Raubzüge besser planen konnte. Der Archon trug seine Rüstung aus Schwarzkristall, allerdings waren zwei der Lichter in Dornen seiner Schulterstücke erloschen, so dass nur noch vier von ihnen purpurn leuchteten.
„Ja, das ist in der Tat Maleks Zimmer... könntest du jetzt bitte damit aufhören überall rumzulaufen und alles anzufassen?“ fragte Naruz genervt an den einzigen anderen Eldar im Raum gewandt.
„Verzeiht mir, mein Lord... aber nein, kann ich nicht.“ antwortete Âzbael und Naruz war sich ziemlich sicher, dass sein richtiges Gesicht von einem noch breiteren Grinsen gezeichnet war, als seine Maske. Der Archon verzog bei dieser Antwort zwar das Gesicht, sagte aber nichts weiter. Es war nur zu erwarten, dass Âzbael jede noch so kleine Möglichkeit nutzte um ihn zu ärgern oder ihm das Leben schwer zu machen. Naruz konnte es ihm nicht verübeln, nicht nach dem, was er seinem Attentäter angetan hatte. Außerdem hatte der Archon gerade sowieso andere Probleme. Man konnte es ihm zwar nicht ansehen, aber Naruz war vollkommen erschöpft und fertig, aufgrund dessen, was in der Nacht mit seiner neuen Sklavin vorgefallen war. Er konnte einfach noch immer nicht glauben, dass das Mädchen ihn fast getötet hätte... nein, dass sie ihn getötet hatte! Naruz verfluchte sich innerlich noch immer dafür, dass er es dazu hatte kommen lassen, andererseits hätte er niemals erwartet, dass ein einfacher Mensch sich so schnell bewegen konnte. Jetzt wo er es wusste würde er den selben Fehler gewiss nicht noch ein zweites mal machen und genau aufpassen, wenn Aleyandra wieder in seiner Nähe war. Ein Lächeln zeichnete sich auf Naruz' Gesicht ab, während er an die Sklavin dachte. Trotz des Mordversuchs mochte er sie, oder besser gesagt, gerade deswegen mochte er sie noch mehr, es war etwas aufregendes, etwas neues, einmal eine Sklavin zu haben, die nicht einfach so alles mit sich machen ließ. Wenn er nicht tatsächlich wegen ihr gestorben wäre, hätte er sie auch nicht zu Morrigan geschickt um bestraft zu werden, aber so konnte er es sich nicht leisten, das ganze ohne Konsequenzen zu lassen, nicht nachdem er zwei Seelen verloren hatte.
Bei diesem Gedanken wanderte der Blick des Archons zu den Schulterdornen seiner Rüstung. Die Seelen des ehemaligen Archons und seiner Töchter, die dort gefangen waren dienten nicht nur als Dekoration oder Trophäe, sie erfüllten noch eine weit praktischere Rolle. Sollte das Herz von Naruz jemals aufhören zu schlagen, wird die Rüstung sofort die Seelen, die in ihr gefangen sind, in Magie umwandeln und diese nutzen um ihren Besitzer zu heilen, die restliche Energie wird dann genutzt, um die Seele des Verstorbenen zurück aus der Welt der Toten zu reißen und sie wieder in seinen Körper zu stecken. Dabei wurden die benutzten Seelen jedoch vollständig vernichtet, was bedeutete dass sie niemals in die Gärten der Götter gelangen und ein Leben nach dem Tod führen konnten, eines der schlimmsten Schicksale, das einem Eldar widerfahren konnte. Allerdings musste Naruz feststellen, dass seine Wiederbelebung einen sehr großen Nachteil mit sich trug, er war dazu verdammt seine Nächte fast schlaflos zu verbringen. Nachdem Aleyandra ihn getötet hatte, war er sieben mal eingeschlafen und sieben mal aufgewacht, weil er in seinen Träumen erneut seinen Tod durchlebt hatte, auf äußerst schmerzhafte und realistische Weise. Er sollte schnellstmöglich einen Weg finden, um diese Nebenwirkung zu bekämpfen, ansonsten...

Die Gedanken des Archons wurden durch ein plötzliches, wütendes Klopfen an der Tür unterbrochen.
„Du darfst reinkommen, Morrigan.“ sagte Naruz, beschloss später über seine Schlafprobleme nachzudenken und wappnete sich innerlich auf das, was jetzt unweigerlich folgen musste. Es ging nie gut aus, wenn Morrigan und Âzbael im selben Raum waren.
Und tatsächlich, die Bluttänzerin betrat das Zimmer und warf einen vernichtenden Blick in Richtung des Attentäters, ehe sie sich mit kalter Stimme an Naruz wandte. „Ich grüße Euch, mein Archon.“
„Ah, Morrigan! Wie schön dich zu sehen!“ sagte Âzbael und breitete die Arme aus. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe! Noch immer ganz die alte Hure wie ich sehe?“
„Âzbael, wie ich mich doch freue dich zu sehen!“ erwiderte Morrigan mit heuchlerischem Unterton in der Stimme. „Wie ich sehe bist du noch immer ganz der alte Schwächling! Wie geht es dir denn so, hast du noch immer einen riesigen Stock hinten drin stecken auf den man 'Prüde' eingraviert hat?“
„Ich bin also prüde? Nur weil ich mich nicht auf alles stürze das zwei große Brüste hat, während du jedem Schwanz hinterherrennst? Es überrascht mich ja immer wieder aufs Neue, dass du dich noch nicht durch sämtliche Orks der Legion gevögelt hast.“
„Nun, Orks wären sicherlich spannendere Partner als du... wahrscheinlich wäre ein Stein interessanter im Bett als du.“
„Ach, du bist doch nur neidisch.“
„Wirklich? Worauf sollte man bei dir denn schon neidisch sein?“
„Vielleicht darauf, dass ich im Gegensatz zu dir nicht von irgendwelchen simplen Emotionen geleitet werde? Ich meine, du benimmst dich doch einfach nur wie ein Tier... ein Tier das dauernd läufig ist und zwei übergroße Euter hat.“
Ein gefährliches Zucken huschte über Morrigans Gesicht. „Âzbael? Pass gut darauf auf, was du jetzt als nächstes...“
„Gut, du bist natürlich kein einfaches Tier.“ unterbrach der Attentäter Morrigan und ein amüsierter Unterton schwang in seiner Stimme mit. „Immerhin hast du gelernt Elthrón zu sprechen und kannst auf zwei Beinen gehen! Das ist doch schonmal ein großer Erfolg... das mit dem anziehen hast du zwar noch nicht ganz raus, aber ich bin mir sicher mit ein wenig Übung schaffst du auch das.“ Das war zu viel für die Bluttänzerin, ohne Vorwarnung schoss Morrigan nach vorn und schlug mit ihrer geballten Faust nach der Kehle des Attentäters. Dieser reagierte noch im selben Augenblick, hob einen Arm zur Verteidigung und führte mit der anderen Hand einen Schlag gegen Morrigans Bauch, allerdings sollte es nicht zu einer richtigen Auseinandersetzung kommen.

„Das reicht! Alle beide!“ fauchte Naruz genervt und erhob sich von seinem Stuhl. Bevor seine Diener reagieren konnten hatte er ihre Hände gepackt und zog die beiden zu sich. Er drehte Morrigans Arm auf ihren Rücken, so dass diese kurz aufkeuchte, und drückte sie gegen die Lehne seines Stuhls. Âzbael erging es nicht viel besser, Naruz hatte den Arm des Attentäters gedreht und kerzengerade in die Luft gestreckt, was den Eldar dazu zwang vor seinem Archon auf dem Boden zu knien. „Ich frage mich wirklich, ob die anderen Archonten sich auch mit solch nervtötenden Dienern herumschlagen müssen wie ich!“ zischte er die beiden an, trat Âzbael in die Seite und drehte Morrigans Arm noch ein wenig weiter, woraufhin sie ein lustvolles Stöhnen hören ließ. „Benehmt euch jetzt gefälligst! Âzbael, hör auf Morrigan zu beleidigen, solltest du das noch einmal machen breche ich dir deine Arme und Beine und werfe dich den Orks vor, ich bin mir sicher die meisten interessiert es nicht länger, ob ihr Opfer männlich oder weiblich ist! Hast du mich verstanden?“
„Natürlich, Naruz.“ sagte der Attentäter mit ruhiger Stimme, trotz seiner Situation.
„Gut und Morrigan, für dich gilt... nicht das selbe.“ sagte Naruz und seufzte, als er den hoffnungsvollen Blick im Gesicht der Eldar sah. „Wenn du dich von jetzt an brav verhältst und Âzbael in Ruhe lässt, dann... ähm... breche ich dir vielleicht beide Arme und Beine und werfe dich den Orks vor.“
„Wirklich? Versprochen?“
Naruz ließ seine Diener los und knurrte etwas unverständliches, während er sich die Augen rieb. „Ich werde darüber nachdenken... können wir dann endlich weitermachen?“ Morrigan und Âzbael warfen sich kurz einen Blick zu, nickten dann jedoch. „Na also, geht doch. Âzbael, erzähle Morrigan was du mir berichtet hast.“ sagte Naruz und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
„Aber natürlich. Wie du bestimmt weißt, war ich auf Befehl unseres... geliebten Archons hin eine Weile lang östlich des Câellon-Gebirges unterwegs.“ sagte der Attentäter, verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und stellte sich neben Naruz. „Ich habe unsere lieben verwandten im Ewigen Wald eine Weile lang beobachtet und musste feststellen, dass sie mehr als nur ein wenig zerstritten sind. Die Eldar im Lúmevelián haben sich in vier Fraktionen gespalten, der Verräterkönig herrscht noch immer über den Großteil des Reichs, aber trotzdem wurde sein Einfluss ganz schön verringert. Eine Gruppe von ein paar Dutzend Magiern hat das Reich des Verräterkönigs verlassen und sind in die Städte der Menschen an den östlichen Ausläufern des Gebirges gezogen. Sie herrschen dort über die Menschen und lassen sich von den niederen Rassen dort wie Götter verehren. Dann gibt es ein paar Eldar die ungefähr in meinem Alter sind... oder vielleicht auch in Naruz' Alter. Die haben sich weit in den Süden verzogen und es geht das Gerücht um, dass der Verräterkönig sie alle hinrichten lassen wird, sollten sie sich jemals wieder im Ewigen Wald blicken lassen. Und dann ist da noch die größte Splitterfraktion, die Eldar von...“
„Âzbael!“ unterbrach Naruz seinen Diener genervt. „Du sollst ihr sagen was du in Câed Dûrzahl erfahren hast, nicht die unwichtigen Nachrichten aus dem Osten!“
„Oh... natürlich, mein Fehler. Also gut, die Königin hat Archon Galártheia befohlen ihre Legion zu mobilisieren und sich darauf vorzubereiten, den Blutenden Turm zu ersetzen.“

„Wie bitte? Aber... ich dachte wir haben noch ein paar Wochen Zeit.“ sagte Morrigan verwirrt.
„Ursprünglich ja, allerdings gefällt es den anderen Archonten überhaupt nicht, dass ich als erster an die Oberfläche durfte. Sie haben Angst, dass ich noch mehr Ruhm und Beute anhäufen könnte, wenn sie nicht schnell dafür sorgen dass ich wieder nach Câed Dûrzahl komme. Wahrscheinlich haben sie die Königin angefleht einen von ihnen zu schicken um mich zu ersetzen.“
„Also... wie lange haben wir noch?“
„Oh, es wird schon noch eine Weile dauern bis Galártheia an die Oberfläche kommt.“ meinte Naruz grinsend. „Immerhin führt der schnellste Weg durch meine Tunnel und sie wird sich eher selber die Kehle aufschlitzen, als dass sie noch einmal einen Fuß in mein Reich setzt. Wie dem auch sei, das heißt nicht, dass wir es uns erlauben können uns zurückzulehnen. Wenn sie ankommt will ich, dass wir alles geholt haben, was sich in der Nähe befindet und es wert ist geplündert zu werden, verstanden?“
Morrigan nickte zögerlich, sah jedoch ein kleines Problem bei der ganzen Sache. „Ich verstehe Euch natürlich, Archon... aber uns sind nur noch zwei Raubzüge gestattet und es gibt noch so einige Dörfer in der Nähe. Wir können sie nicht einfach alle überfallen, das wäre gegen den Befehl der Königin.“
„Ich weiß, deswegen ignorieren wir die Dörfer auch. Das erste Ziel wird hier sein.“ meinte Naruz und tippte auf eine Stelle südlich von Îmlarthaion. „Die alte Stadt der Magier, Beliôn. Sie wird momentan von einem der wilden Orkstämme besetzt, aber das wird kein Problem darstellen. Ich werde persönlich mit meinen Nathrezim und fünfhundert Eldar in den Süden reisen, um die Stadt zu säubern.“
„Ihr? Meint Ihr nicht eher 'wir'?“ fragte Morrigan und brachte Naruz mit ihrem enttäuschten Gesichtsausdruck tatsächlich zum lachen.
„Nein, du hast richtig gehört. Du wirst nicht mit nach Beliôn kommen, sondern hier bleiben und den letzten Raubzug vorbereiten.“ sagte Naruz und deutete auf eine Stelle westlich von ihrer derzeitigen Position. „Das hier ist mit Abstand die größte Stadt der Umgebung, wir müssen diejenigen sein, die diese Beute für sich beanspruchen. Es ist der Sitz des Herzogs der Menschen und wird von ein paar tausend potenziellen Sklaven bewohnt. Du wirst für den Überfall verantwortlich sein, verstanden? Es dürfte nicht viele Soldaten geben, immerhin rechnet niemand mit einem Angriff. Ich will mindestens die Hälfte der Einwohner als Sklaven nach Câed Dûrzahl schaffen, also überlege dir, wie du das hinkriegst.“
„Jawohl, mein Archon!“ rief Morrigan begeistert und strahlte übers ganze Gesicht beim Gedanken daran den Angriff auf die größte Stadt der Menschen in dieser Gegend anführen zu dürfen. Wahrscheinlich hatte ihm die Sklavin noch besser gefallen als sie zuerst gedacht hatte, trotz des Mordversuchs... oder vielleicht auch gerade deswegen. So nett und großzügig war der Archon noch nie ihr gegenüber gewesen, wenn das so weiterging und er sie weiterhin mit Geschenken nahezu überhäufte könnte sie schon bald die reichste und mächtigste Bluttänzerin aller Zeiten sein.

„Gut, du darfst dann gehen... ach ja, bevor ich es vergesse. Ich habe gehört, dass einer der Nathrezim Ânyaeth hier in der Stadt gesehen hat.“ meinte Naruz, lenkte damit Morrigans Aufmerksamkeit wieder auf sich, und rieb sich die Stirn. Seine Cousine sollte eigentlich in Câed Dûrzahl bleiben, aber allem Anschein nach hatte sie seine Befehle ignoriert und war ihm einfach gefolgt. Sie war gerade einmal halb so alt wie Naruz und die einzige seiner Verwandten, mit der er sich gut verstand. Trotz ihres jungen Alters war sie die Anführerin von Naruz' Spähern, hauptsächlich weil sie jeden umbrachte, der einen höheren Rang als sie hatte. „Finde sie bitte für mich und gib ihr das hier.“ fügte Naruz hinzu und warf Morrigan einen versiegelten Brief zu, den diese verdutzt auffing.
„Was ist das?“
„Ein neuer Befehl für sie, den sie dieses mal hoffentlich befolgen wird.“
„Warum übergebt Ihr den Befehl nicht persönlich?“
„Aus... persönlichen Gründen.“ murmelte Naruz und Morrigan stellte überrascht fest, dass der Archon tatsächlich ein wenig rot wurde. Ânyaeth hatte die unschöne Gewohnheit ihn bei seinem alten Spitznamen zu nennen, den sie ihm in ihrer Kindheit gegeben hatte... und wenn Morrigan, oder irgendeiner seiner Nathrezim das hörte, dann würde er sich das die nächsten fünfhundert Jahre anhören dürfen, wenn nicht sogar noch länger.
„Nun gut... ich werde ihr Bescheid sagen.“ meinte Morrigan und zuckte mit den Schultern. „Wenn Ihr mich dann entschuldigen würdet, ich muss einen Raubzug vorbereiten.“ mit diesen Worten verneigte Morrigan sich vor Naruz, warf Âzbael einen hasserfüllten Blick zu und verließ das Zimmer.
„Ach ja, Ânyaeth... du hast es wirklich nicht leicht, oder Nári?“ fragte der Attentäter, nachdem nur noch er und Naruz im Zimmer waren.
Bei seinen Worten zuckte Naruz zusammen und starrte Âzbael wutentbrannt an. „Woher hast du diesen Namen?“ fragte er, mit zusammengepressten Zähnen.
„Was meinst du damit?“ fragte der Attentäter so unschuldig wie möglich. „Jeder halbwegs talentierte Eldar kennt dieses Wort.“ sagte Âzbael und Naruz zuckte erneut zusammen. Nári war ein Wort aus der alten Sprache und war die Bezeichnung für ein kleines, flauschiges Kätzchen.
„Solltest du diesen Namen jemals gegenüber Morrigan... nein, gegenüber irgendjemanden außer mir erwähnen, dann wirst du es bereuen!“ zischte er Âzbael an.
„Aber natürlich, Nári. Ich bin mir sicher, du wirst mich mit deinem flauschigen Fell...“
„Ach, halt einfach die Klappe!“ fauchte Naruz und deutete auf einen Punkt auf der Karte. „Du darfst dich übrigens auch verabschieden! Ich will, dass du dahin gehst und folgendes machst...“

...

Ankh Nerub:

Weit im Osten von Cordius, noch hinter dem Ewigen Wald östlich des Câellon-Gebirges und weit im Süden des Einsamen Berges, befindet sich der Ankhaeth, der größte See des Kontinents. Würde man von hier aus noch weiter in den Osten reisen, so würde man nach nur wenigen Tagen auf die Ríari-Wüste treffen, welche die westlichen Reiche von allem trennte, was womöglich hinter ihr lag. Bislang hatte es noch kein Mensch, Eldar oder Zwerg gewagt die Wüste zu durchqueren, oder sie auch nur zu erkunden. Trotz der Nähe zur Wüste zählen die Gebiete um den Ankh' Aeth herum zu den fruchtbarsten Gegenden von ganz Cordius und neben dem Korn und Weizen die hier so prächtige gediehen wie sonst nirgendwo, wurden hier Oliven und Trauben angebaut aus denen man Öl und den besten Wein des Kontinents herstellte. Der See war zudem die Heimat des Ankhaischen Städtebundes, welcher vor knapp fünfhundert Jahren gegründet wurde. Ein gutes Dutzend großer Städte waren um den See gegründet worden, ebenso wie an den Ufern des Ankh' Arron, einem großen Fluss der vom Norden her in den Ankh' Aeth mündete. Von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen hatte jede Stadt ihren eigenen König oder eine eigene Königin. Die Monarchen herrschten über ihre eigenen Städte, unterhielten jedoch Handelsbeziehungen und feste Bündnisse zu den anderen Stadtstaaten des Bundes, um sich gegen die wenigen Gefahren zu schützen, die es noch in der Gegend gab. Eine davon waren Drachen, die hin und wieder aus dem Norden kamen um über die reichen Städte um den See herum herzufallen, allerdings waren solche Angriffe immer seltener geworden. Die weitaus größere Gefahr ging von den Bewohnern der Steppen südlich des Sees aus. Alle paar Jahre sammelten sie sich zu großen Horden und überschritten die Landesgrenze, woraufhin sie mit den vereinten Kräften des Bundes zurückgeschlagen werden mussten.
So sah es zumindest bis vor kurzem um den Ankh' Aeth aus, in den letzten fünfzehn Jahren hatte sich allerdings einiges geändert. Sieben Städte des Bundes und die mächtige Festung Ankh Najazar befanden sich mittlerweile unter der Herrschaft von einer einzigen Königin, was diese gleichzeitig zur mächtigsten Frau des gesamten Ostens machte. Der Name dieser Königin lautete Naleya Ámeris und sie herrschte von Ankh Nerub aus über ihr, verglichen mit dem Rest des Bundes, riesiges Territorium. Ankh Nerub war schon immer die größte und reichste Stadt des Bundes gewesen und liegt am Nordwestlichen Ufer, dort wo der Ankh' Arron in den Ankh' Aeth überging. Der Hafen von Ankh Nerub war der größte des Städtebundes und beheimatete eine mächtige Handelsflotte die sogar bis in den Norden, zum Einsamen Berg, vorstieß um Handel mit den dortigen Zwergen zu betreiben. Von See aus brauchte man nie einen Feind zu fürchten und gegen Angriffe vom Land wurde die Stadt zum einen durch ihre Lage, weit im Norden des Bundes und somit weit von den Menschen der Steppe entfernt, und zum anderen durch eine gewaltige Steinmauer geschützt. Mitten im Zentrum von Ankh Nerub stand der königliche Palast, welcher groß genug war um über fünfhundert Menschen ein Heim zu bieten und dessen Festsaal so groß war, dass die Bälle und Feiern der Könige von Ankh Nerub hunderte, wenn nicht gar tausend, Adlige aus allen Städten des Bundes anlockten. Doch natürlich gehörte auch all das der Vergangenheit an. Seit Jahren war niemand mehr nach Ankh Nerub gekommen, weder Händler noch Adlige aus anderen Städten, wenn die Königin überhaupt mit ihresgleichen Kontakt haben wollte, musste sie eine andere Stadt des Bundes, außerhalb ihres Hoheitsgebiets besuchen und dort war sie nie sonderlich lange willkommen. Somit war die Königin seit ihrem sechsten Lebensjahr gezwungen gewesen ein einsames Dasein zu fristen, in dem ihre einzigen wirklichen Gesprächspartner ihre Leibwachen oder die einfachen Bediensteten waren. Die Unterhaltungen mit diesen waren jedoch selten unterhaltsam, geschweige denn interessant, weshalb Naleyas Laune sich in den letzten Jahren immer weiter verschlechtert hatte, bis sie kaum noch mit jemandem sprach und nur noch mit vollkommen emotionslosen Gesichtsausdruck durch die leeren Gänge ihres Palasts wanderte, oder alleine in ihrer Bibliothek saß und die Bücher dort durchblätterte, obwohl sie jedes einzelne in den letzten fünfzehn Jahren bereits mindestens zweimal gelesen hatte.

Natürlich gab es auch einen guten Grund dafür, dass die meisten Menschen die Städte unter Naleyas Kontrolle mieden. Vor knapp fünfzehn Jahren brach in Ankh Najazar eine gewaltige Seuche aus, welche die halbe Bevölkerung des Städtebundes vollkommen auslöschte und dafür sorgte, dass ein großer Teil der Städte mittlerweile verlassen waren, zumindest von lebenden Wesen verlassen. Als die Seuche ausbrach war Naleya gerade einmal sechs Jahre jung gewesen und doch hatte sie überlebt, dank des Eingreifens ihres Vaters, oder zumindest des Wesens, welches sie seither als ihren Vater bezeichnete. Er hatte sie mit einem Fluch belegt, der sie vor den Auswirkungen der Seuche schützte und ihr knapp zehn Jahre lang Magie beigebracht, ehe er verschwand um etwas wichtiges zu erledigen. Seitdem lebte Naleya praktisch alleine in Ankh Nerub, zusammen mit ihren Dienern, von denen allerdings nur ein winziger Teil wirklich lebendig war. Die meisten von Naleyas Dienern und Soldaten waren Untote, denn ihr Vater hatte sie nicht in irgendeiner der gewöhnlichen Formen von Magie unterrichtet, nein. Er hatte ihr die lang vergessene Kunst der Nekromantie beigebracht, welche nicht einmal mehr von den Eldar praktiziert wurde. Da Naleya von Natur aus über viel magische Energie verfügte und zudem durch ihren Fluch in der Lage war, anderen Lebewesen die Magie zu entziehen, war sie nicht nur die erste Nekromantin auf Cordius, seit über viertausend Jahren, sondern höchst wahrscheinlich auch die mächtigste Magierin des Todes, die je auf dieser Welt gelebt hat. Ihr Vater hatte ihr erzählt, dass die alten Nekromanten der Eldar dazu in der Lage waren hunderte Skelette und Zombies in die Schlacht zu schicken, dies aber ihre volle Konzentration beanspruchte. Wenn das stimmte, dann zweifelte Naleya ernsthaft daran das die alten Eldar so mächtige Magier waren wie immer behauptet wurde, denn sie selber war problemlos dazu in der Lage tausende, wenn nicht zehntausende, niedere Untote aufrechtzuerhalten, sowie mehrere hundert weitaus mächtigere Krieger. Allerdings hatte es auch einen großen Nachteil, dass sie sich kaum konzentrieren musste um ihre Diener am Leben zu erhalten. Sie hatte viel zu viel Freizeit und zwar so viel, dass sie gar nicht wusste was sie damit anstellen sollte, was ein weiterer Grund dafür war, dass sie im Laufe der Jahre in einer Art Lethargie versunken war und beinahe sehnsüchtig auf den Tag wartete, an dem endlich etwas interessantes passieren würde.

Im Moment lag Naleya im Zimmer der Königin auf einem schwarzen Sofa und blätterte lustlos in einem dicken Buch mit violettem Einband. Wie die meisten Menschen, die um den Ankh' Aeth lebten war ihre Haut braungebrannt und verlieh ihr ein eher exotisches Aussehen, verglichen mit den restlichen Menschen von Cordius, von den Bewohnern der Wüste südlich von Licentien einmal abgesehen. Ihr schwarzes Haar hatte Naleya erst vor kurzem schneiden lassen, weshalb es ihr nur bis knapp unter die Ohren ging und mit einem dunklen Reif davon abgehalten wurde ihr ins Gesicht zu fallen. Im rechten Ohr trug die Nekromantin außerdem einen Ohrring, der aus einem kleinen, tropfenförmigen Smaragd bestand und dadurch perfekt zu ihren Augen passte, welche die selbe Farbe hatten wie der Edelstein. An ihrem linken Handgelenk baumelte zudem eine kleine, silberne Kette und war so locker befestigt, dass sie bei der kleinsten Bewegung an ihrem Arm hin und her rutschte. Gekleidet war die Königin in ein königsblaues Kleid das ihr knapp über die Oberschenkel ging und am Rücken sowie den Seiten, abgesehen von den Hüften, offen war, außerdem hatte es einen sehr tiefen Ausschnitt der bis zu ihrem Bauchnabel ging, ihre Brüste jedoch größtenteils verdeckte. Zusätzlich trug Naleya lange Strümpfe aus schwarzer, fast durchsichtiger Seide, die bis über ihre Knie reichten, neben ihrem Sofa stand zudem ein Paar flacher, schwarzer Schuhe. Trotz dieser sehr knappen und freizügigen Kleidung war die Hitze in ihrem Zimmer beinahe unerträglich, und das obwohl sämtliche Fenster und Türen weit aufgerissen waren.

„Langweilig.“ murmelte Naleya, schlug das Buch zu und legte es auf einen kleinen Tisch, ehe sie ihren Blick durch das Zimmer wandern ließ. Letztendlich blieb er, wie immer, an einem großen Porträt hängen welches der einzige Wandschmuck war, wenn man einmal von ein paar Wandteppichen absah, auf denen Naleyas Wappen prangte, eine große, giftgrüne Sense auf schwarzem Untergrund. Auf dem Porträt war ein junger Mann zu sehen, der Naleya aus kalten Augen ansah und sie überheblich anlächelte. Die Nekromantin seufzte und spielte gelangweilt mit einer Haarsträhne. Die Gestalt auf dem Porträt war ihr Bruder... zumindest so halbwegs. Es handelte sich um den leiblichen Sohn des Wesens, welches sie als ihren Vater akzeptiert hatte, also war er ihrer Meinung nach ihr Halbbruder, ganz egal was ihr Vater dazu sagte, oder was ihr Bruder selber dazu sagen würde. „Langweilig.“ sagte Naleya erneut und wandte den Blick wieder ab. Was würde sie nicht dafür geben ihrem Bruder zumindest einmal zu begegnen, nur leider wusste sie überhaupt nicht wo er sich befand und ihr Vater weigerte sich hartnäckig, es ihr zu verraten. Sie war sich sicher, dass er bestimmt nicht so langweilig wäre wie ihre lebendigen Diener, oder die wenigen, lebenden Menschen die sie bei Besuchen in anderen Städten kennengelernt hatte... kaum hatte sie den Gedanken zu Ende geführt, hellte sich Naleyas Miene ein wenig auf. Sie nickte kurz und erhob sich dann aus dem Sofa, es war an der Zeit aufzuhören hier vor sich hin zu vegetieren und einmal etwas interessantes zu tun. Das letzte mal hatte sie ihr kleines Königreich vor zwei Jahren verlassen und eine Stadt des Städtebundes besucht. Dort war sie eine ganze Woche lang geblieben und hatte die beste Zeit ihres Lebens gehabt, bis ihre Leibwächter sie schließlich aufspüren und zurück nach Ankh Nerub schleifen konnten, auf Befehl ihres Vaters hin. Trotzdem hatte es sich gelohnt, alleine beim Gedanken an die vielen jungen, hübschen Mädchen die sie in der Stadt getroffen hatte leckte Naleya sich über ihre Lippen und ihre kleinen Fangzähnchen, welche sich durch den Fluch anstelle ihrer normalen Eckzähne gebildet hatten.

So leise wie möglich zog Naleya ihre Schuhe an und schlich zur großen Balkontür ihres Zimmers. Von dort aus konnte man sich problemlos in einen großen Heuhaufen fallen lassen, den sie am vergangenen Abend aus Langeweile dort hatte platzieren lassen, und wenn sie einmal unten angekommen war, wäre es kein Problem sich zu den Ställen zu schleichen und sich dort ein Reittier zu besorgen.
„Bevor die Blutgarde merkt, was eigentlich los ist, werdet Ihr über alle Berge sein, nicht wahr, Herrin?“ fragte eine Stimme, direkt hinter Naleya.
Die Nekromantin nickte zustimmend. „Richtig, ich werde schon auf dem halben Weg nach Mal-Neraz sein, bevor Sevanthar merkt, dass ich...“ Naleya verstummte plötzlich und blieb kurz vor dem Balkon stehen. Sie schluckte, drehte sich langsam um und stöhnte auf als sie sah, wer da vor ihr stand. Es war ein junger Mann mit bleicher Haut und langen, braunen Haaren die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, sowie blauen Augen. Er war in eine dunkelrote Panzerrüstung gekleidet und trug einen schwarzen Umhang auf den grüne Runen gestickt waren. Auf seinem Rücken hatte er einen großen Zweihänder und an seiner Hüfte hing ein Scimitar, bei ihm handelte es sich um Sevanthar val Esh-Kelioth, dem ehemaligen Prinzen von Esh-Kelioth, der nördlichsten Stadt des Ankhaischen Bundes, was auch seine bleiche Haut erklärte. Vor fünfzehn Jahren waren er und einige seiner Ritter und adligen Freunde zu Besuch in Ankh Nerub gewesen, wo sie alle an der Seuche starben. Naleyas Vater erhielt ihre Leichen jedoch über mehrere Jahre in einem makellosen Zustand, bis die Nekromantin sie dann vor sechs Jahren wieder zum Leben erweckte, mit einer schwächeren Version des Fluchs den ihr Vater auf sie angewandt hatte. Seither waren sie ihre Blutgarde, ihre persönliche Leibwache. Durch den Fluch mussten sie jedem ihrer Befehle gehorchen, leider gab es eine kleine Ausnahme. Befehle ihres Vaters übertrumpften noch immer ihre eigenen und Naleya hatte keinen Weg gefunden um das zu ändern, weshalb die Blutgarde nicht nur ihre Leibwächter, sondern auch ihre Aufpasser waren. Abgesehen davon war die Nekromantin jedoch sehr zufrieden mit ihnen, dank des Fluchs waren sie nämlich auch dazu in der Lage sich wie gewöhnliche Menschen zu verhalten, sie konnten frei denken und waren sogar dazu fähig Emotionen zu verspüren und zu zeigen. Am wichtigsten war jedoch, dass sie den niederen Untoten Befehle erteilen konnten, weshalb Naleya noch weniger Kraft aufwenden musste als gewöhnlich, um ihre Armee zu kontrollieren. Trotzdem konnte sie in diesem Augenblick nicht anders und verfluchte innerlich Sevanthar und die ganze, verdammte Blutgarde, als sie das kalte Grinsen im Gesicht des ehemaligen Prinzen sah.

„Eine sehr interessante Geschichte, Herrin.“ sagte Sevanthar und lachte leise, wobei seine Fangzähne in der Mittagssonne aufblitzten. „Dann wollen wir doch einmal hoffen, dass Sevanthar nichts davon mitbekommt, oder?“
„Tch.“ machte Naleya, ließ die Schultern hängen und ging wieder in ihr Zimmer. „Woher wusstest du, dass ich abhauen möchte?“ fragte Naleya und überlegte kurz, ob sie einfach an ihrem Leibwächter vorbeirennen und vom Balkon springen sollte... aber so wie sie ihre Garde kannte, waren sie wahrscheinlich darauf vorbereitet.
„Nozthramus hat gestern Abend gesehen wie ein paar Zombies einen Wagen voller Heu unter Euren Balkon geschoben haben, das kam ihm ein wenig merkwürdig vor.“ sagte ihr Leibwächter und bestätigte somit ihre Vermutungen. Er hatte bestimmt ein paar seiner Männer neben dem Wagen postiert, die sie in Empfang nehmen würden, sobald sie gesprungen war.
Naleya brummelte etwas unverständliches vor sich hin, schlüpfte wieder aus ihren Schuhen und ließ sich auf das Sofa fallen, wo sie gähnte, sich streckte und anfing mit ihren Beinen in der Luft herum zu wackeln. „Lass mich raten... ich darf nicht nach Mal-Neraz?“ fragte sie dann plötzlich, obwohl sie die Antwort natürlich schon kannte, und hielt mitten in ihren Bewegungen Inne. Ihr eines Bein war leicht angewinkelt und lediglich der Fuß wedelte leicht hoch und runter, während sie ihr anderes Bein über die Lehne des Sofas schwang.
„Richtig. Allerdings habe ich auch gute Nachrichten für Euch. Euer... 'Vater' hat gerade eben den Palast erreicht und will mit Euch sprechen, soll ich ihn reinlassen?“
Erneut ließ Naleya ein „Tch“ hören und richtete sich murrend auf dem Sofa auf. „Natürlich, lass ihn rein... ich kann es kaum erwarten mir eine seiner Belehrungen anzuhören.“ murmelte sie, nahm sich ein kleines Tuch von einem nahen Tisch und tupfte damit ein wenig Schweiß von ihrer Stirn. Der kurze Gang zum Fenster und zurück hatte bereits ausgereicht um sie fast umzubringen, so schrecklich waren die Temperaturen in Ankh Nerub. Vielleicht war es doch ganz gut, dass Sevanthar sie erwischt hatte, bevor sie abhauen konnte, wahrscheinlich wäre sie auf dem Weg nach Süden an einem Hitzeschlag gestorben.

„Gibt es denn etwas, wofür ich dich belehren müsste?“ erklang eine hallende, amüsierte Stimme von der Tür ihres Zimmers.
„Hallo, Vater.“ sagte Naleya seufzend, ohne den Blick zur Tür zu wenden. Stattdessen nickte sie Sevanthar zu und der ehemalige Prinz nahm eine kleine Dose aus Glas von einem Hocker im Zimmer und hielt sie Naleya hin. In der Glasdose befanden sich mehrere kleine Holzstiele, an deren Kopfenden kleine Kugeln aus einem Zuckergemisch befestigt waren. Die Nekromantin nahm einen dieser Stiele und steckte ihn sich in den Mund. „Was kann ich für dich tun?“ fragte sie an ihren Vater gewandt, der sich gerade ihr gegenüber ins Zimmer stellte, wobei der Stiel ihres Bonbons in auf und ab wippte. Ihr Vater sah genauso aus, wie Naleya ihn in Erinnerung hatte... was auch nicht sonderlich schwierig war, immerhin handelte es sich bei ihm um ein seltsames, magisches Wesen das vollkommen in schwarze Kleidung gehüllt war und eine Kapuze so weit ins Gesicht gezogen hatte, das man nichts näheres zu seinem Aussehen sagen konnte.
„Wie immer gleich zum Thema, nicht wahr?“ fragte die Gestalt und gluckste leise. „Aber gut, von mir aus. Es geht um deinen Bruder, wie du weißt spielt er eine wichtige Rolle in meinen Plänen.“
„Ja, du hast mir immer gesagt dass ich ihn nicht besuchen darf, weil ich ihn ablenken würde.“ antwortete Naleya, leicht beleidigt, horchte aber gleichzeitig auf. Er hatte gerade 'dein Bruder' gesagt, obwohl er sich bislang hartnäckig geweigert hatte, sie als Schwester seines Sohns zu sehen, auch wenn er es zuließ dass sie ihn Vater nannte.
„Richtig, allerdings gibt es nun ein kleines Problem. Mein alter... Freund Cêgarian hat früher agiert als ich erwartet habe und deinen Bruder damit mitten ins Spiel gestoßen, bevor ich ihn warnen, oder meine Vorbereitungen abschließen konnte.“
„Cêgarian? Ist das dein Gegenspieler?“ fragte die Nekromantin und gab sich Mühe desinteressiert zu klingen und einen gleichgültigen Gesichtsausdruck aufzusetzen, obwohl sie innerlich so aufgeregt war wie nie zuvor.
„So kann man es sagen, aber er ist jetzt unwichtig, wichtiger ist es dafür zu sorgen, dass dein Bruder die nächsten Monate übersteht. Er wird... deine Hilfe brauchen.“ sagte ihr Vater, mit einem widerwilligen Unterton in der Stimme. „Noch nicht jetzt, aber bald. Und wenn es so weit ist wäre es besser, wenn du nicht am anderen Ende der Welt sitzt.“ fügte er dann mit einem leisen Seufzen hinzu.
„Wuhu!“ entfuhr es Naleya und sie riss ihre Hände in die Luft, wobei ihr Gesicht jedoch noch immer so ausdruckslos war wie zuvor, von einem freudigen Glitzern in ihren Augen einmal abgesehen. Als sie hörte, wie ihr Vater leise lachte räusperte Naleya sich und senkte ihre Arme wieder. „Ähm... ich meinte, wenn es denn unbedingt sein muss. Ich bin zwar ziemlich beschäftigt, aber vielleicht könnte ich ein wenig Zeit für meinen Bruder finden.“
„Natürlich. Du wirst noch diese Woche nach Amunor aufbrechen und dort auf weitere Anweisungen warten, verstanden?“
„Hm... ja, ich denke das lässt sich einrichten.“ sagte Naleya mit gelangweilter Stimme, war jedoch kurz davor jubelnd aufzuspringen und ihren Vater zu umarmen. Amunor! Sie durfte die Hauptstadt von Licentien besuchen, die Hauptstadt des größten Menschenkönigreichs von Cordius! Das war einfach zu gut um wahr zu sein.

Während die Nekromantin bereits anfing ihre Reise zu planen und sich eine Liste von Dingen erstellte, die sie unbedingt tun wollte, wandte ihr Vater sich in Richtung des Balkons. „Lass mich dir aber gleich sagen, dass du dir gut überlegen solltest wie viele deiner Diener du mitnimmst. Du sollst keinen Krieg mit Licentien provozieren, sondern einfach nur der dortigen Königsfamilie einen kleinen Höflichkeitsbesuch abstatten, immerhin seit ihr beide Herrscher eines Königreichs. Deswegen lässt du bitte dein Heer hier.“
„Pff... na schön, wenn es sein muss. Dann nehme ich halt nur die Blutgarde, Grabritter und G...“
„Nein.“
„Hm? Was soll das heißen, 'nein'? Du weißt doch gar nicht was ich sagen wollte.“
„'Nein' heißt nein. Dein Haustier bleibt auf der Insel.“
„Tch, also gut, wusstest du halt doch was ich sagen wollte.“ murrte Naleya und verzog das Gesicht ein wenig. Auf einer großen Insel, inmitten des Ankh' Aeth, befand sich ein kleiner, ausgehöhlter Berg in dem Naleyas größte Errungenschaft ihr untotes Leben verbrachte, ein reanimierter Schneedrache aus der nördlichen Eiswüste, der vor beinahe vierhundert Jahren auf der Insel getötet wurde. „Aber warum darf ich Grimm nicht mitnehmen? Er tut niemandem was!“
„Grimm?“ fragte ihr Vater und seine Stimme klang ehrlich überrascht. „Warte... du hast den mächtigen König der Schneedrachen Grimm genannt?“
Naleya nickte bestätigend. „Sein richtiger Name klang nicht niedlich genug, also heißt er jetzt Grimm.“
„Naleya, es ist ein Drache. Sein Name soll nicht niedlich... weißt du was? Vergiss es. Der Drache bleibt wo er ist, Ende der Diskussion.“
„Aber...“
„Dafür habe ich eine Überraschung für dich. Ein kleines Geschenk für deine Reise, komm her.“ sagte ihr Vater, bevor die Nekromantin noch weiter diskutieren kann. Diese stand seufzend auf, zog sich erneut ihre Schuhe an und schlurfte durch das Zimmer, ehe sie zusammen mit ihrem Vater den Balkon betrat. „Nun? Wie gefallen sie dir?“ fragte er und Naleya war sich ziemlich sicher, dass er unter seiner Kapuze lächelte. Auf dem Hof vor Naleyas Balkon standen zweihundert gestalten in zehn Reihen zu je zwanzig Mann und sahen zu ihr und ihrem Vater empor. Sie alle trugen schwarze Kapuzenumhänge die ihre Köpfe bedeckten, so dass Naleya nur ihre sehr blassen Gesichter sehen konnte. Neben den Umhängen trugen sie schwarze Lederrüstungen auf deren Brust Naleyas Wappen prangte. Bewaffnet waren sie mit Langbögen aus dunklem Holz und seltsamen Kurzschwertern, die an beiden Enden geschwungene Klingen hatten.
„Sind das... sind das Eldar?“ fragte Naleya und schaffte es geradeso die Ehrfurcht aus ihrer Stimme zu verbannen.
„Gut geraten, einst waren diese Männer und Frauen Eldar aus dem Reich des Ewigen Waldes, die besten Schützen des Verräterkönigs. Jetzt sind sie deine treuen Diener, ich habe sie Câruz-Buén getauft, der Name schien mir am passendsten.“
Naleya runzelte die Stirn und überlegte kurz, um auf die Übersetzung des Eldarwortes zu kommen. Als es ihr endlich einfiel, zog sie überrascht eine Augenbraue hoch. „Fluchbögen? Heißt das, du hast sie mit dem selben Fluch belegt wie meine Blutgarde?“
Ihr Vater nickte. „Sie werden dir nicht nur aufs Wort gehorchen, sie werden auch in der Lage sein selbstständig zu agieren. Es hat achthundert Jahre gedauert um sie zu erschaffen, also sorge gefälligst dafür dass sie nicht sofort sterben, ja?“
„Das werde ich Vater.“ murmelte Naleya und konnte den Blick gar nicht von ihren neuen Truppen abwenden. Mit ihnen, der Blutgarde und den Grabrittern brauchte sie kaum noch niedere Untote mitnehmen um sich auf der Reise sicher zu fühlen... gut, um sich sicher zu fühlen würde ihre Blutgarde ausreichen, jetzt könnte sie wahrscheinlich ein ganzes Orkheer vernichten, sollte ihr aus irgendeinem Grund eines auf dem Weg begegnen.
„Sehr gut, dann wünsche ich dir viel Spaß in Licentien. Ich werde dir dann weitere Anweisungen geben, sobald ich mit deinem Bruder geredet habe und ihn auf dich vorbereiten konnte. Wir sehen uns dann in Amunor.“ mit diesen Worten verschwand ihr Vater, er löste sich einfach in Luft auf und ließ Naleya alleine auf dem Balkon zurück.
Diese warf einen letzten Blick auf ihre neuen Truppen, dann drehte sie sich um und wandte sich an Sevanthar. „Bereite die Blutgarde und Grabritter vor! Ich will zehn... zwanzig Diener mitnehmen und ein paar hundert Ghule und Zombies! Ach ja und lass eine Sänfte bereitstellen, wir brechen so bald wie möglich auf!“ sagte sie und schaffte es nicht ganz den aufgeregten Unterton aus ihrer Stimme zu verbannen. Während Sevanthar sich verbeugte und das Zimmer verließ, wanderte Naleyas Blick durch ihr Zimmer und sie überlegte, welche Bücher sie am besten mitnehmen sollte, konnte sich jedoch nicht ganz darauf konzentrieren, denn innerlich war sie bereits auf dem Weg nach Licentien und hatte ihr langweiliges, totes Königreich schon weit hinter sich gelassen.



Wald nahe Greifenheim:

Es war bereits dunkel, Âzbael saß auf dem dicken Ast eines alten Baumes und sah auf eine Gruppe von drei Männern in dunkelgrüner Kleidung herab, wobei sich unter seiner Maske eine enttäuschte Miene abzeichnete. Acht Stunden waren vergangen, seit er sich mit Naruz und Morrigan in Îmlarthaion getroffen und seinen neuen Auftrag bekommen hatte, in diesen acht Stunden hatte er eine Strecke von mehreren Tagesreisen zurückgelegt und sich im Lager der Jagdgesellschaft des Herzogs von Greifenheim umgesehen und umgehört. Es war eine der wenigen Situationen, in denen der Fluch der auf ihm lag sich als nützlich erwies. Beim Gedanken an den Fluch biss Âzbael sich auf die Unterlippe, verzog das Gesicht und verfluchte sich innerlich für den Fehler, der ihn in seine derzeitige Situation gebracht hatte. Âzbael war schon immer ein... ungewöhnlicher Eldar gewesen, er wuchs alleine in den dunkelsten Tunneln von Câed Dûrzahl auf, als Jäger. Er machte dort Jagd auf alles was es wagte in sein Territorium vorzudringen, egal ob Orks, Basilisken, Höhlenwölfe oder andere Eldar. Das ging ganze einhundert-siebzig Jahre lang gut, bis zu jenem Tag vor dreißig Jahren, an dem er den Fehler machte einen gewissen Archon und dessen Leibwache zu unterschätzen. Naruz, der Archon des Blutenden Turms, schaffte es Âzbael zu besiegen und zu 'zähmen', zumindest nannte der Archon es so. Naruz' Fluch sorgte dafür dass Âzbael seine körperliche Form verloren hatte, er war nur noch ein Schatten seiner selbst... im wahrsten Sinne des Wortes. Die Harlekinmaske, die er von Naruz bekommen hatte, war das einzige auf der ganzen Welt, das es ihm erlaubte einen festen Körper aufrechtzuerhalten, sobald er sie abnahm wechselte sein Körper in eine Schattenform, was dafür sorgte dass der Eldar nicht mehr in der Lage war mit der 'echten' Welt zu interagieren, abgesehen davon, dass er noch immer sprechen konnte. Nun, und seine Kleidung und Waffen waren verzaubert worden, so dass sie ebenfalls in die Schattenform wechseln konnten, was jedoch nur ein kleiner Trost für eine körperlose Existenz war, sobald er die Maske vom Gesicht nahm. Dank dieses Fluches konnte er allerdings selbst die größten Distanzen problemlos überbrücken, indem er durch die Schatten der Welt reiste. Leider gab es da den kleinen Nachteil, dass er manchmal eine Weile warten musste, ehe er in seine körperliche Form übertreten konnte, wie auch dieses mal. Sieben Stunden lang hatte er sich in seiner unstofflichen Gestalt in den Schatten des Lagers versteckt, ohne dass irgendjemand auf ihn aufmerksam geworden war.
Zumindest hatte er in dieser Zeit so einiges herausgefunden, zum Beispiel dass die Nichte des Herzogs nicht von der Jagd zurückgekehrt war und vermisst wurde. Âzbaels Auftrag lautete den Herzog und dessen Familie zu überwachen, während Morrigan den Angriff auf Greifenheim vorbereitete, sobald dieser dann stattfand, sollte er den Herrscher entweder töten, oder gefangennehmen. Im Moment fragte er sich jedoch, ob das überhaupt seine Zeit wert war, denn ein Herzog der nicht einmal auf seine Nichte aufpassen konnte war ziemlich erbärmlich, selbst für menschliche Verhältnisse.

Um zu sehen ob wenigstens diese berühmten Waldläufer, von denen die Eldar so viel von den gefangenen Menschen gehört hatten, den Erwartungen gerecht wurden die Âzbael von ihnen hatte, verfolgte der Eldar nun schon eine ganze Weile eine kleine Gruppe von ihnen, die auf der Suche nach der vermissten Nichte waren, wobei sie sich inzwischen recht weit vom Waldpfad entfernt hatten. Das Resultat war nicht gerade berauschend, keiner der Männer hatte auch nur den Anschein erweckt ihn bemerkt zu haben und sie bewegten sich so tollpatschig und laut durch den Wald wie kleine Kinder, zumindest nach Âzbaels Maßstäben. Er musste zugeben, dass sie es vielleicht mit ein paar mittelmäßigen Spähern der Eldar aufnehmen konnten... aber das war kein wirkliches Kompliment, wenn es aus Âzbaels Munde kam. Er hatte bereits mit zwanzig erfahrene Späher gejagt und ermordet, bevor diese überhaupt wussten, dass er in der Nähe war. Trotzdem machte es ihm zumindest ein wenig Spaß die Waldläufer zu verfolgen, es war schon zu lang eher, dass er auf der Jagd gewesen war. Allerdings schien es so, als wenn diese drei Männer hier so unfähig wie möglich aussehen wollten, denn plötzlich taten sie etwas, wofür Âzbael jeden seiner Schüler hingerichtet hätte... nun, wenn er Schüler annehmen würde. Die Waldläufer begannen plötzlich sich zu unterhalten und das obwohl sie gerade auf der Jagd waren!
„Es ist irgendwie mal wieder typisch für unser Glück, oder?“ fragte einer der Männer, der hinter den beiden anderen ging und anscheinend die Nachhut war. „Ausgerechnet heute Abend musste die Wolfsprinzessin verschwinden.“
Einer der anderen Jäger seufzte, ehe er antwortete. „Ich weiß was du meinst... dabei hatte ich mich schon auf sie gefreut. Ich kann es ehrlich gesagt noch immer nicht glauben, dass sie so geil darauf sein soll Schwänze zu lutschen, wie der Herzog es sagt. Eigentlich macht sie ja nicht wirklich so einen Eindruck auf mich.“
„Meinst du, er hätte etwas dagegen wenn wir sie uns gleich nehmen, falls wir sie als erste finden?“
Den Rest des Gespräches zwischen den Männern blendete Âzbael mit einem enttäuschten Seufzen aus. Diese Männer hier waren genauso schlimm wie Morrigan, verblödete Idioten die sich von ihren animalischen Trieben leiten ließen, sie wären nie im Leben würdige Gegner für ihn... aber wer weiß? Vielleicht gab es ja im Lager der Jagdgesellschaft noch geschicktere Jäger und er war nur an die größten Trottel geraten? Hoffen konnte er es ja, außerdem hatte das Wort 'Wolfsprinzessin' seine Aufmerksamkeit geweckt. Allem Anschein nach bezeichnete das die Nichte des Herzogs... und jeder der einen solchen Titel trug, musste doch eine gute Jägerin sein. Aber das spielte fürs erste keine Rolle, wenn er sich überhaupt mit den Waldläufern und Jägern messen wollte, musste er sie erstmal darauf aufmerksam machen, dass er existierte. Als erstes würde er einen Köder brauchen, etwas wonach die Menschen suchen konnten... und dafür kamen diese drei Jäger wie gerufen. Vollkommen lautlos ließ er sich von seinem Ast fallen und landete direkt hinter dem Jäger, der die Nachhut übernahm. Alle drei Menschen hielten ihre Bögen in den Händen und hatten Pfeile auf die lockeren Sehnen gelegt, schienen jedoch nicht wirklich mit einem Angriff zu rechnen. Ohne dass die Waldläufer ihn bemerkten legte Âzbael eine Hand auf den Mund des Mannes, seinen anderen Arm um dessen Hals und brach ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick. Er ließ die Leiche des Mannes sachte zu Boden und überwand die kurze Distanz bis zum nächsten Jäger. Auf dem Weg öffnete er eine der vielen, kleinen Taschen die er an seinem Gürtel befestigt hatte und zog einen langen, dünnen Draht hervor. Mit einer schnellen Bewegung schwang er den Draht um den Hals des Mannes vor ihm und drückte so fest zu, dass der Jäger nicht mehr als ein leises, fast stummes Keuchen von sich geben konnte, während er verzweifelt versuchte sich zu befreien. Kurze Zeit später ließ er auch diesen Waldläufer zu Boden gleiten und steckte den Draht wieder weg. Dann hob er den Bogen des Mannes auf und zielte auf den letzten Jäger, der noch immer vollkommen ahnungslos geradeaus lief. Âzbael ließ ein leises Pfeifen hören, welches dafür sorgte dass der Mann sich verwirrt umdrehte. Als er seine toten Kameraden und die seltsame, maskierte Gestalt sah weiteten sich seine Augen vor Schreck, bevor er jedoch etwas tun konnte flog Âzbaels Pfeil von der Sehne und bohrte sich durch das rechte Auge des Jägers, direkt in seinen Schädel.

„Drecksstück.“ murmelte Âzbael mit einem angewiderten Unterton in der Stimme und schleuderte den Bogen davon. Er hatte auf die Stirn des Waldläufers gezielt, aber nicht mit der amateurhaften Machart des Bogens gerechnet, mit einem der Bögen die er selber herstellte, hätte er bestimmt nicht daneben geschossen. Noch immer leise vor sich hin fluchend ging er hinüber zur Leiche des Mannes, den er erschossen hatte und kniete sich über ihn. Ohne zu zögern riss er den Pfeil aus dem Auge des Mannes und schnappte sich das Jagdmesser, welches der Waldläufer bei sich trug, mit dem er dann eine Art Pfeil in das Gesicht des Jägers ritzte. Als er damit fertig war erhob er sich wieder und fing an leise vor sich hin zu pfeifen, während er die Beine eines der anderen beiden Toten mit seinem Draht zusammenwickelte und die Leiche kopfüber an einem Baum aufhing. „Mal sehen... welche Stellen eigenen sich am besten...“ murmelte der Attentäter vor sich hin und sah sich um, dann hellte sich seine Miene auf und er ging auf ein nahes Gebüsch zu, während er in seinen Taschen kramte. Die nächsten drei Stunden verbrachte er damit ein Dutzend Fallen an den verschiedensten Stellen um den kopfüber-hängenden Leichnam zu platzieren. Winzige Versionen der Scherbenkatapulte versteckten sich in Büschen, auf Ästen, oder in den Baumkronen rund um die Leiche und waren so ausgerichtet, dass sie jeden Menschen der dumm genug war den toten Waldläufer vom Ast loszumachen, und jeden in seiner Nähe, mit vergifteten Scherben spicken würden. Zusätzlich verteilte Âzbael ein paar Krähenfüße aus Schwarzkristall auf dem Boden, versteckt unter Gras und dem Laub der Bäume, und als krönenden Abschluss legte er einen kleinen Zauber über die ganze Sache um zu verhindern dass wilde Tiere ausversehen die Fallen auslösten. Der Attentäter nickte leicht vor sich hin, zufrieden mit seiner Arbeit und musterte dann die verbliebenen Leichen. Er hatte irgendwie eine zu viel... aber vielleicht konnte man ja daraus auch noch etwas machen, vielleicht eine zweite Spur legen und diese Leiche dann mit anderen Fallen präparieren. Darum würde er sich aber später kümmern, jetzt war es erstmal an der Zeit dafür zu sorgen, dass nach den drei Toten gesucht wurde, also hob Âzbael den erschossenen Waldläufer über seine Schulter und begann mit ihm durch den Wald zu laufen. Der Attentäter war stärker als die meisten Eldar und konnte sogar einen Ork problemlos für einige Minuten tragen, einen toten Menschen ein wenig durch den Wald zu schleppen war da keine große Herausforderung für ihn. Als er den Waldpfad erreichte legte er die Leiche mit einem leisen Seufzen auf den Boden und drehte den Waldläufer so, dass der eingeritzte Pfeil auf seinem Gesicht in die Richtung zeigte, aus der er gerade gekommen war. Âzbael überprüfte das ganze noch ein letztes mal, dann wandte er sich ab und ging wieder zu seinen Fallen, um auch die letzte Leiche noch zu verstecken, sobald er damit fertig war, würde er wieder in seine Schattenform wechseln und darauf hoffen, dass sich ein vernünftiger und würdiger Gegenspieler unter den Jägern des Herzogs befand, ansonsten würde seine Beobachtungszeit sehr langweilig werden...
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben