[Diskussion] Heftromane/Groschenromane

Neverman

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Wer hat noch nie davon gehört? Die "Schmutz- und Schundliteratur", die die Jugend vor den Ballerspielen und Horrorfilmen verdorben haben. Die niederste und allerniedrigste Form von Schriftstellerei, die kitschige Liebesgeschichten, utopische Science Fiction-Szenarien, Horror-Stories, sich immer wieder wiederholende Kriminalfälle und fantastische Welten beschrieb und wohl zurecht als das damalige Pendant des heute so wunderbar aufgeblühten Serienmarkts bezeichnet werden kann.
Wer hat noch nie von Perry Rhodan, Jerry Cotton oder John Sinclair gehört, die Menschen weltweit seit Jahrzehnten mit ihren fragwürdig billigen Geschichten faszinieren. Nicht zu vergessen Der Bergdoktor, Dr. Stephan Frank und die Unmengen anderer Liebes- und Heimat-Groschenromane, die vor Kitsch und Heile-Welt-Absurditäten nur so strotzen.
Früher allesamt Verkaufsschlager die alle Menschen allen Alters ansprachen, heute fristen sie nur noch ein Nischen-Dasein. Quentin Tarantino nennt die auch einst in Amerika große Pulp-Heftchen-Kultur einen großen Einfluss und prägt mit ihren absurd archetypischen Figurenkonstellationen und universalistischen Handlungsmaximen noch heute seine Filme.
Heute werden die schmantigen, so wundervoll reißerisch gestalteten und schnell runtergelesenen Groschenromane nur noch von Hausfrauen, ein paar einsamen Science Fiction-Nerds und ewig Zurückgebliebenen gelesen und gesammlt.

Es interessiert mich, wer was von dieser Literaturgattung hält, wer sie vielleicht sogar liest oder mal gelesen hat und welche Heftserien das waren. Was ist so faszinierend an ihnen und wo unterscheidet man bei ihnen zwischen Kunst und Kommerz, falls eine Unterscheidung überhaupt möglich ist.
 

karl33_3

Gläubiger
Es ist daran so faszinierend das man für wenig Geld in Eine Fantasiewelt entschwinden kann und somit sich vom Alltag ablenken kann.
Ob Kunst oder Kommerz kann man so nicht sagen, ist wohl eine Mischung von beidem.

Gelesen hauptsächlich Sinclair.
Ich würde behaupten jede Gattung von Literatur usw. hat seine Berechtigung.
 
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Chieko Nakasato

Artificial Boy
Otaku Veteran
Vorab: Wer heute noch die Bezeichnung Groschenroman verwendet, ist echt von Gestern. Perry Rhodan, einst für 7 Groschen zu haben, dürfte in nächster Zukunft die 2 €-Marke knacken. Und den Deutschlehrer möchte ich sehen, der es heute noch wagt, eine Serie als Schundliteratur zu bezeichnen, für die ein vielfacher SF- und Kurt-Laßwitz-Preisträger immer wieder mal Gastromane beisteuert.

Das wäre dann auch schon eine Serie, die ich armer, einsamer SF-Nerd mir angetan habe. Dazu kamen Atlan (logisch), Ren Dhark und ein wenig Sinclair und Zamorra. Ob Kunst oder Kommerz, ist mir wurscht. Hauptsache, ich fühle mich gut unterhalten und muß mich nicht am laufenden Band in ein neues Universum einarbeiten, das, kaum daß man sich damit vertraut gemacht hat, auch schon wieder Geschichte ist. Ich stehe eben auf Kontinuität.
 

Neverman

VIP
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Der Nachteil ist nur, dass man zum Beispiel bei Perry Rhodan, aber nicht nur dort, eine ganz gewaltige Menge nachzuholen hat, wenn man wirklich bei 0 anfangen will. Das ist eine Lebensaufgabe.^^
Mich täte es ja interessieren, ob es noch andere Heftromanserien gibt, die eine so erfolgreiche nachträgliche Veröffentlichung wie durch die Silberbände erfahren hat. Meines Wissens ist Perry Rhodan da nämlich einzigartig.
 

Chieko Nakasato

Artificial Boy
Otaku Veteran
Analog den Silberbänden gibt es von Atlan die Blaubände. Ren Dhark wurde komplett als HC wiederverwertet und wird darüber hinaus seit Jahren in dieser Form mit neuen Geschichten fortgesetzt. Von Sinclair und Zamorra gab (oder gibt?) es auch HC-Editionen. Keine Ahnung, wie erfolgreich die sind oder waren.
Auch von den etwas neueren Bastei-Serien Maddrax, Sternenfaust und Torn habe ich schon HC-Ausgaben gesehen.
 

Neverman

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Ja, die waren mir bekannt. Ich meinte eher Serien, die eine ähnliche Laufzeit auf dem Buckel haben, wie John Sinclair oder Jerry Cotton. Durchaus auch sehr viel ältere Serien, die nicht im SF-Genre angesiedelt sind. Oder auch Komplettausgaben kürzerer Serien ("Die Abenteurer", o.ä.).
Sicher ist der Markt dafür sehr klein, aber die Perry Rhodan-Chronik läuft nun auch schon über 40 Jahre und wird stetig weitergemacht. Von den meisten anderen Serien (SF mal ausgenommen) finde ich keine Sammelbände, Hardcover-Ausgaben oder Anthologien, sondern nur Einzelhefte und ab und an ein Doppelheft. Gerade aber, um sich die Sammelei, Fledderei und praktischerweise den Platz zu sparen (wobei ich die Optik dieser Klolektüre wirklich liebe), wären Sammelbände der Chronologie wie von Perry Rhodan ein echter Gewinn. Nicht nur für Sammler, sondern gerade für die, die eben gerne bei Null starten wollen und nicht das Geld und die Zeit haben, um nach wertvolleb Erstausgaben zu suchen. Sicher ist es bei den neben Perry RhodN wohl berühmtesten Vertretern, G-man Jerry Cotton und Geisterjäger John Sinclair nicht ganz so drastisch, da die Romane nicht direkt miteinander durch eine übergreifende Storyline verbunden sind, indirekt aber werden Informationen schon durch die Hefte weitergegeben und haben ihren Ursprung logischerweise in den frühesten Aufgaben. Aber auch klassische Serien der Vor-Perry-Rhodan-Ära interessieren mich. Aber da brauche ich mir wohl keine Hoffnungen zu machen...^^
 

Waltikon

The Katsumi Otaku !
Otaku Veteran
Tjo, gelesen hab ich keine volständig, nur in ein paar John Sinclair, Lassiter und andere Westernromane mal reingelesen.
Aber mein verstorbener Opa und mein Vater haben alle Perry Rhodan gelesen, sind alle noch da, da hab ich als Kind immer gern diese Raumschiff-Risszeichnungen angesehen, von denen war ich ganz fasziniert.
Was meinen Vater an den Perry-Rhodan Sammelbänden so stört ist, dass die Zyklen komprimiert wurden, sprich, es sind nicht alle Romane drin, die reingehören würden.
 

Neverman

VIP
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Ja, für Puristen ist das durchaus ärgerlich.^^
Auch wurden Texte teils umgeschrieben, bzw. "modernisiert".
Aber sie leisten schon eine gute Arbeit, die Geschichte auf das "Wesentliche" zusammenzuschneiden, zumal man bedenken muss, dass, um auf den heutigen Stand der Heftromane zu sein, insgesamt 260 Bücher oder mehr à 400-500 Seiten erscheinen müssen. Zur Erinnerung: Gerade mal 121 sind erschienen ("Gerade" ist gut^^) und die Serie wird kontinuierlich weitergeschrieben. In dem Tempo, in der die Romane erscheinen und im Vergleich dazu die Bücher, wird ein ganzes Jahrzehnt nach Beendigung der Reihe vergehen, bis die letzten Silberbände erschienen sind.
 

Waltikon

The Katsumi Otaku !
Otaku Veteran
260 bücher a 500 Seiten? Ist in 3 Jahren gemütlich zu schaffen, sofern man abends liest und nicht in die Glotze guckt^^

aktuell kommt Band 2696 am 19 .4. raus, wären also 900 Romane im jahr, also ca 3 Hefte pro Tag, ich glaub, ich frag mal den Herrn Vater, ob er die Hefte rausrückt^^
 
Zuletzt bearbeitet:

Chieko Nakasato

Artificial Boy
Otaku Veteran
Von den meisten anderen Serien (SF mal ausgenommen) finde ich keine Sammelbände, Hardcover-Ausgaben oder Anthologien, sondern nur Einzelhefte und ab und an ein Doppelheft.
Irgendwie aus Sicht der Verlage ja auch verständlich. Wenn schon das Original nicht sooo erfolgreich war, warum dann noch einmal Geld wegen ein paar nostalgischen Sammlern riskieren? Die Kids von heute wird man mit den ollen Kamellen wohl kaum begeistern können. Bessere Chancen auf eine Reanimation gibt es wohl am ehesten als eBook. In einigen Fällen könnten sich die Verlage sogar das Scannen sparen und einfach vorhandene Scene-Releases nutzen. Kostet dann nur etwas Speicherplatz. :-D
 

Neverman

VIP
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Pöh, wie soll ich denn bitteschön mit E-books meiner Bibliophilie frönen?XD
Ich brauch etwas zum begrabbeln.

@Waltikon: Dann lass uns eine kollektive Leseaktion starten, ich fange demnächst nämlich auch von vorne an.
 

Akira Akarui

Super-Moderator
Teammitglied
SMods
Für mich hat der Begriff "Groschenromane" einen eindeutig negativeren Touch als "Heftromane" oder "Taschenromane", auch wenn es sich um ein und dasselbe handeln mag.

Ich persönlich halte nicht viel von diesen Edelweiß-Liebesromanen, die man ab und an mal in den Händen irgendwelcher Frauen im Bus oder ähnlichem sieht, obgleich ich selber solche "Liebesschnulzen" nie gelesen habe und somit eigentlich gar nicht sagen kann, wie die wirklich sind.

Allerdings habe ich durchaus eine Zeitlang Perry Rhodan und Jerry Cotton gelesen :) Und die fand ich seinerzeit richtig klasse ... Weiß gar nicht, ob die noch irgendwo rumliegen oder ob ich die entsorgt habe ... muss direkt mal auf die Suche gehen.
 

Shishiza

Sehr brave Fee^^
Teammitglied
Mod
Ich habe eine ziemlich lange Zeit genau auch solche Bücher gesammelt, einfach, weil gerade John Sinclair sehr gut fand. Aber, als Buch wäre das wesentlich besser gewesen, denn es sind so viele Bänder, das man daraus sicher gute Romane gemacht hätte. Leider ist dem nicht so. Auch habe ich mal eine Phase gehabt, da habe ich sie verschlungen. Ist schließlich sehr leichte Lektüre, die man wirklich mal zwischendurch mal lesen kann. Trotzdem würde ich sagen, das sie nicht wirklich gut sind. Aber, um einfach mal den Alltag zu vergessen sind sie brauchbar.
 
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