[Abgeschlossen] Malivas amoralischer Fluch (Achtung, enthält Loli und so ungefähr jede Form von Futa)

Hoellenspass

Ordenspriester
Herzlich willkommen zu meiner neuen Geschichte! Vorweg möchte ich nur kurz einige Warnungen aussprechen, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass die auf diesem Board aus irgendeinem Grund notwendig sind. Viel gibt es da allerdings eigentlich gar nicht zu sagen, für meine Verhältnisse ist diese Story ziemlich harmlos. Es gibt keinen Inzest, kein Bestiality, ja nicht mal einen kleinen Dreier. Dafür gibt es selbstverständlich mal wieder Lolicon und Futanari zu bewundern. Es wird vier Kapitel geben, zwei davon werden Futa/F enthalten, eines Futa/Futa und eines M/Futa. Ich möchte darauf hinweisen, das letzteres bedeutet, dass ein Typ Sex mit einem Mädchen hat, die durch einen seltsamen Fluch einen Penis bekommen hat. Das wird es aber ausschließlich in Kapitel 2 geben, bisher ist davon noch nichts zu merken, also habt euch nicht so und gebt der Geschichte trotzdem eine Chance, wenn ihr schon mal hier seid!

Ich werde die Geschichte in Spoiler packen, sobald das zweite Kapitel fertig ist. Bis dahin ist das ja wohl sinnlos. Ich habe übrigens auch einen Diskussionsthread erstellt, falls jemand das Bedürfnis verspürt, mir mitteilen zu wollen, was ich alles falsch oder richtig gemacht habe. Wenn das jemand tun würde, wäre ich davon auf jeden Fall ziemlich angetan :)

~1~
Lex talionis

Hier, am Randbereich des Jahrmarkts, herrschte sehr viel weniger Betriebsamkeit als in seinem Zentrum. Grünberg war eine recht kleine Stadt, sodass die wiederkehrenden Besuche solcher reisenden Attraktionen schon fast den Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens darstellten, insbesondere wenn man erst dreizehn Jahre alt war. Zwangsläufig lief sich die gesamte Schule bei Veranstulten dieser Art über den Weg. Jeder traf sich am Nachmittag hier mit seinen Freunden, um Spaß zu haben, zu sehen, welche Fahrgeschäfte es diesmal gab und natürlich um gesehen zu werden.

Auch Daria Kronenberg und Theresa Wassir hatten sich zunächst mitten in den Tumult gestürzt. Für diesen Anlass hatten sie sich eigens schick gemacht. Sie hatten sich bewundern lassen, ihre verdienten Komplimente entgegengenommen und die neidschen Blicke ihrer Mitschülerinnen genossen. Irgendwann jedoch hatten sie beschlossen, sich eine etwas ruhigere Umgebung zu suchen. Theresa gegenüber hatte Daria behauptet, dass man sich dann besser unterhalten könne, der wahre Grund war allerdings vielmehr das Erscheinen von Sophie Weega gewesen. Sie war ein Mädchen aus der Klasse unter ihnen und Daria konnte sie absolut nicht ausstehen, was vor allem daran lag, dass ausnahmslos jeder sie zu mögen schien. Egal wo sie auftauchte, stand sie sofort im Mittelpunkt, ohne dass sie irgendetwas dafür getan hätte.

Das war einfach nicht fair. Daria war zweifellos die Schönste in ihrer Klasse, was ihr schon einmal die Gunst sämtlicher Jungen einbrachte, und auch unter den Mädchen war sie allseits beliebt, aber das bedeutete harte Arbeit. Wenn sie ihr langes schwarzes Haar nicht jeden Morgen länger bürstete als die Zeit, die sie für ihre Hausaufgaben verwand, wäre sie mit einer so ausgefransten Frisur herumgelaufen wie diese ganzen Außenseiter, und selbstverständlich musste sie sich in makelloser Aufmachung auf jedem größeren Ereignis blicken lassen, trotzdem lief Sophie ihr stets mühelos den Rang ab. Wahrscheinlich musste sie sich dafür nicht einmal besonders anstrengen; so wie sie aussah, war sie schon perfekt zurechtgemacht, sobald sie sich nur aus dem Bett erhob.

Wie immer hatte sie auch jetzt ihr stilles Anhängsel bei sich gehabt, eine unscheinbare Brünette, deren Namen Daria jedes Mal wieder vergaß, nachdem sie ihn gehört hatte. Dafür war sie einfach nicht wichtig genug. Daria konnte gut verstehen, warum Sophie sich mit ihr angefreundet hatte. Beliebte Schülerinnen wie sie beide umgaben sich eben gerne mit Vertrauten, die ihnen nicht das Wasser reichen konnten. Das machte sie nur noch attraktiver, außerdem war sie der Meinung, dass es in einer Freundschaft nur einen dominanten Charakter geben konnte, und sich die andere notwendigerweise unterordnen musste. Bei ihnen waren diese Rollen klar verteilt; Daria gab den Ton an, und Theresa folgte ihr. Natürlich war sie dennoch hübsch, andernfalls hätte Daria sich kaum mit ihr abgegeben. Ihre Figur war bewundernswert mit der verheißungsvollen Andeutung eines üppigen Busens, den man bereits jetzt erahnen konnte, und ihr eigentlich braunes Haar hatte sie so tiefschwarz färben lassen, dass es ihrem eigenen ähnelte, aber eine ernstzunehmende Konkurrenz war sie nicht.

Sie waren mittlerweile am hintersten Ende des Marktplatzes angelangt. Hier standen nur noch vereinzelte, eher unspektakuläre Buden herum, deren Besitzer mit auf den Theken gelehnten Armen gelangweilt die vorüberziehenden Passanten beobachteten. Der Teil der Stadt, der sich an diese Seite anschloß, lag ziemlich abgelegen, sodass sich nur wenige Besucher hierher verirrt hatten. Daria war noch niemals dort gewesen. Er sah ziemlich heruntergekommen aus mit den alten, oftmals renovierungsbedürftigen Häusern und den zugewucherten Gärten. Es war erst Mai, doch alles deutete darauf hin, dass der Sommer bereits begonnen hatte. Es war viel zu warm, um langärmlige Kleidung zu tragen, und die Sonne schien hell von einem wolkenlosen Himmel herab, trotzdem kam Daria diese Gegend von außen betrachtet immer etwas dunkler, fast so als hinge ein unvergänglicher Schatten darüber. Vielleicht lag das an den hohen, dichtstehenden Häusern, die das Licht abfingen, bevor es den Boden erreichte.

»Und worüber wolltest du jetzt sprechen?«, fragte Theresa unvermittelt, während sie zwischen den zusammengedrängten Ständen umherschlenderten.

Anteilslos wandte Daria sich von dem baufälligen Viertel ab. Sie hatte ihre dahingesagte Ausrede schon wieder vergessen gehabt, doch nun, da sie darüber nachdachte, fiel ihr tatsächlich etwas ein, über das sie gerne mit Theresa gesprochen hätte.

»Naja...«, begann sie leise und sah sich verstohlen um. Auch wenn sich niemand in unmittelbarer Nähe aufhielt, war das Thema doch zu heikel, um lauter als geflüstert behandelt zu werden. »Ich hab dir doch erzählt, dass Daniel mich immer fragt, ob wir es nicht endlich tun können, oder?« Diese Frage war an sich überflüssig. Sie hatten sich schon oft über diese Sache unterhalten, das wußten sie beide, dennoch erschien sie ihr irgendwie notwendig, bevor sie zum eigentlichen Kern vordrang. »Also... vielleicht machen wir es jetzt doch.«

»Was?«, entfuhr es Theresa beinahe empört. »Aber warum denn so plötzlich? Du hast doch immer gesagt, dass du noch ein bisschen warten willst!«

Das stimmte. Bei ihren bisherigen Gesprächen hinsichtlich dieser Angelegenheit hatte Daria unaufhörlich beteuert, dass sie sich noch zu jung dafür fühlte, doch das war nur die halbe Wahrheit. Bei genauerer Betrachtung war sie sich einfach nicht sicher, ob sie ihr erstes Mal wirklich mit Daniel erleben wollte. Einen triftigen Grund für diese Zweifel gab es allerdings nicht. Er war unbestreitbar ein Freund, um den man sie beneidet hätte, wenn sie diese Beziehung hätte öffentlich machen können. Er war gutaussehend, achtete sehr auf sein Äußeres und machte ihr ständig Komplimente. Nur leider konnte sie nicht mit ihm angeben, war er doch um einiges älter als sie, schon 17, ein Altersunterschied, den ihre Eltern mit Sicherheit nicht gutgeheißen hätten. Aber gerade das war ein weiterer Reiz ihrer Verbindung, der Nervenkitzel, etwas zu tun, von dem sie genau wußte, dass es ihr verboten war und bei dem sie aufpassen musste, nicht aufgedeckt zu werden. So hatte sie nur Theresa, ihrer besten Freundin, dieses kleine Geheimnis anvertrauen können.

Kennengelernt hatte sie ihn auf einer Party einer Mitschülerin, die schon zwei Jahre älter als Daria war. Nicht gerade die hellste Kerze im Leuchter, weshalb sie noch immer in die siebte Klasse ging. Damit war sie eigentlich kein Umgang für Daria, aber in ihrer Position hatte sie trotzdem hingehen müssen. Man erwartete einfach, sie bei solch einer Veranstaltung zu sehen, auch wenn die Gastgeberin nur in eine Parallelklasse ging und sich zwar nicht unbedingt mit außergewöhnlichen schulischen Leistungen hervortat, sondern höchstens durch das Wohlhaben ihrer Eltern. Daniel war jedenfalls als Freund eines anderen Schülers mitgekommen und irgendwie hatten sie sich dort in eine Unterhaltung vertieft. Daria erging sich in seinem getragenen Benehmen und seiner verklärten Miene, sodass sie sich schnell nähergekommen waren. Schon am nächsten Tag hatten sie sich in einem Café in der Innenstadt getroffen, wo sie den ganzen Nachmittag lang ihren Austausch über Vorlieben und Abneigungen unbeschwert fortsetzten, als hätten sie ihn nie unterbrechen müssen.

Das war zwei Monate her und seit einem Monat bedrängte er sie nun mit seiner Bitte. Anfangs war es ihr leichtgefallen, sie ihm abzuschlagen, doch mit der Zeit war sie ins Wanken geraten. Daniel war ihr erster Freund und sie wußte einfach nicht genau, wie sie sich in solchen Belangen verhalten sollte. Bisher hatte sie Jungs mehr als Accessoires angesehen, mit denen man sich schmückte, nicht als die metaphorischen Prinzen in schillernder Rüstung, wie sie die Liebesfilme darstellten, die sie gesehen hatte. In ihnen wurde die Liebe ohnehin viel zu hochstilisiert. Zwar empfand Daria eine gewisse Zuneigung zu Daniel, doch das Gefühl, dass sie alles für ihn getan hätte oder ohne ihn nicht leben könnte, war ihr fremd.

Außerdem hielt sie das ganze Konzept der Sexualität von vorneherein für reichlich merkwürdig. Es war beinahe abstossend, wenn man genauer darüber nachdachte. Da ließ man jemanden so ein komisches Körperteil in einen stecken, nur damit es in ihr entlangreiben konnte und anschließend ein Sekret in ihr absonderte, in dem es von winzigen, amöbenähnlichen Keimzellen nur so wimmelte. Was danach folgte mit Befruchtung, Zellteilung und Plazenta klang auch nicht viel anziehender. So sehr sie die Mutterschaft auch schätzte und ihren Eltern dankbar dafür war, dass sie geboren worden war, machte es ihr letztlich doch Angst. Die Vorstellung, dass so ein bizarr ausehender Embryo in ihr heranwuchs, ihren Bauch dehnte und auf ihre Blase drückte, sodass sie zweimal in der Stunde aufs Klo musste, befremdete sie.

Das hieß jedoch nicht, dass sie ihrem Geschlecht nichts abgwinnen konnte. Natürlich war sie sich bewußt, dass nicht jeder Akt gleich in einer Schwangerschaft enden musste, insbesondere heutzutage mit der Vielzahl von Verhütungsmitteln, und schon vor langem hatte sie entdeckt, wie viel Spaß es machte, sich selbst zu befingern. Inzwischen masturbierte sie regelmäßig, Penisse tauchten in ihren Phantasien dabei hingegen nicht auf. Viel lieber stellte sie sich vor, von jemandem geleckt zu werden, wobei diese Person in den allermeisten Fällen gestaltlos blieb. Dass diese Aufgabe ein besonders hübscher Junge übernahm, gab ihr innerhalb Träume dieser Art nicht viel, in ihnen zählte einzig ihre eigene Befriedigung und die Kompromisslosigkeit, mit der sie ihr zugestanden wurde.

Trotz all dieser Hemmnisse war sie jetzt fast so weit, Daniels Wunsch nachzukommen, immerhin hatte er sich ihr gegenüber ausnahmslos galant und liebevoll gezeigt, aber vor allem befürchtete sie, dass ihre Beziehung andernfalls nicht mehr lange aufrechtzuhalten war. Die Vorbringung seiner Bedürfnisse war mit jedem Mal flehentlicher geworden und die Reaktion auf ihre Vertröstungen enttäuschter. Wenn sie ihm nicht gab, wonach es ihm verlangte, was hätte ihn denn dann schon davon abgehalten, sich eine Freundin zu suchen, die sich ihm nicht verweigerte? Zwar war Daniel mit Sicherheit nicht der einzige, den sie sich anlachen konnte, wenn sie es darauf angelegt hätte, aber hatte er nun einmal alles, was in ihren anspruchsvollen Augen einen akzeptablen Liebhaber auszeichnete, und früher oder später musste sie es doch mit jemandem tun, warum also nicht mit ihm? Nun hatte sich eine Gelegenheit aufgetan, die wohl so schnell nicht wiederkehren würde, und Daria waren schlicht die Argumente ausgegangen. Das Theresa verständlich zu machen, erwies sich allerdings als schwierig.

»Tja, weißt du, übermorgen, am Freitag, sind meine Eltern den ganzen Tag über nicht Zuhause, und als ich Daniel davon erzählt habe, fing er natürlich sofort wieder damit an, was für eine Chance das doch wäre.«

»Aber ihr kennt euch doch noch gar nicht so lange!«, gab Theresa eindringlich zu bedenken.

»Immerhin zwei Monate«, wiederholte Daria die Erwiderung, die sie selbst auf diesen Einwand erhalten hatte, »und laut Daniel tun es die meisten Paare schon sehr viel früher.«

»Und zu jung bist du jetzt nicht mehr?«

»Daniel sagt, er hätte sein erstes Mal auch mit dreizehn gehabt, ebenso wie viele seiner Freunde. Darin sieht er keinen Hinderungsgrund.«

»Und liebst du ihn genug, um es mit ihm zu tun? Ich meine, das ist doch eine wichtige Sache. Dein erstes Mal vergisst du nie wieder.«

Leise seufzte Daria auf. »Ich weiß es nicht, das ist ja das Problem. Ich liebe ihn schon, aber ... ich weiß eben nicht, ob ich ihn so sehr liebe. Nur kann ich ihm das schlecht sagen, oder?«

Eine Zeit lang liefen sie beide schweigend nebeneinander her, bis Daria ein Zelt in einiger Entfernung von ihnen auffiel. Es war sehr eng gesteckt und von einem so dunklen Violett, dass es fast schimmerte wie der von einem Wetterleuchten erhellte mitternächtliche Himmel. Eigentlich benötigte Daria eine Brille, weigerte sich jedoch standhaft, sie jemals aufzusetzen. Ihre Sehschwäche war auch nur gering, aber der Grund für ihre kategorische Ablehnung war ein anderer: Sie konnte es einfach nicht ertragen, mit einem so offenen Zeichen ihrer eigenen Unzulänglichkeit herumzulaufen. Der Mensch an sich war mit Makeln behaftet, das war ihr vollkommen klar – Flatulenzen, Ausschläge und die unaufhaltsamen Auswirkungen des Alterns waren unwiderlegbare Beweise dafür –, trotzdem brachte sie es nicht über sich, dieses Zugeständnis einzugehen. Hätte sie ihre Brille in diesem Moment entgegen ihrer Art getragen, hätte sie auch das kleine Schild, das auf dem zugeschlagenen Vorhang angebracht war, lesen können, so aber konnte sie nur ein einziges Wort entziffern, das größer gedruckt war als der Rest: ›Wahrsagerin‹. Ein Mädchen stand davor und hatte den Kopf in das Zelt gesteckt, vielleicht eine Kundin, die sich gerade verabschiedete, oder eine neue Interessentin.

Daria war keine besonders spirituell veranlagte Person. Mit Religion hatte sie nie viel zu tun gehabt. Zwar wußte sie, dass ihre Eltern jüdisch aufgewachsen waren, allerdings war ihr Glaube wohl nicht sonderlich überzeugt gewesen, jedenfalls hielten sie sich nicht an dessen überlieferte Traditionen und hatten auch Daria kein Weltbild vermittelt, dem irgendeine Theologie zugrunde lag. Dennoch hielt sie die Existenz einer höheren Macht für wahrscheinlich. Sie hatte keine Ahnung, wie genau die beschaffen sein sollte, ob es wirklich eine seiner sich selbst bewußte Entität war oder vielleicht mehr ein schöpferisches Prinzip, ob es eine intervenierende Autorität war oder ein reiner Demiurg, aber sie musste doch aus mehr bestehen als nur diesem Körper. So vollkommen er in seiner Schönheit auch sein mochte, war er doch zu profan, um sie vollständig zu umfassen. Er konnte nur ein unzureichendes Gefäß für ihr wahres Selbst sein, ihren Geist, der diese vergängliche Hülle irgendwann hinter sich lassen würde.

Insofern hatte sie Respekt vor den Künsten einer Hellseherin. Ihre Zunft hütete zweifellos ein geheimes Wissen, sie waren weise und besaßen Kräfte, die in irgendeiner Form die Welt im Verborgenen für sich nutzbar machten.

»Vielleicht kann sie mir ja bei meinem Problem helfen«, sagte sie und deutete mit einem Kopfnicken zu dem mysteriös wirkenden Zelt hinüber.

Verwirrt folgte Theresa ihrem Blick, bis auch sie das Schild entdeckte. »Du willst eine Wahrsagerin fragen, ob du Sex mit deinem Freund haben sollst?«, rief sie erschrocken aus.

Tadelnd blinzelte Daria sie aus den Augenwinkeln heraus an. »Ich hatte vor, das etwas weniger direkt zu formulieren, aber im Grunde ... ja.«

Theresa schien noch immer nicht restlos begeistert von dieser Idee zu sein, aber es lag einfach nicht in ihrer Natur zu widersprechen, vor allem nicht Daria gegenüber. »Na gut, wenn du meinst ...«, lenkte sie zaghaft ein.

»Das meine ich«, sagte Daria fest und trat auf das Zelt zu. Sie hatte natürlich nicht vor, ihre Frage so offen darzulegen, wie Theresa es vermutet hatte, sondern sie in verschleierter Form zu stellen, etwa in der Richtung, ob Daniel und sie für einander geschaffen wären. Wenn die Hellseherin ihr dann von einem großen, dunkelhaarigen Fremden erzählen würde, der bald in ihr Leben trat, würde sie Daniel versetzen müssen, war sie jedoch der Meinung, dass sie gut zusammenpassten, würde sie sich ihm hingeben. Selbst wenn die Besitzerin einer solchen Jahrmarktsbude wohl nicht unbedingt die vertrauenswürdigste Beraterin für wirklich schwerwiegende Entscheidungen war, würde sie ihr in dieser Sache schon helfen können. Immerhin wollte Daria ihr nicht ihre finanziellen Belange überantworten, sondern nur wissen ob sie sich jetzt von ihrem Freund flachlegen lassen sollte oder lieber noch damit warten.

Als sie vor dem Zelt stehenblieben, zog das Mädchen davor den Kopf heraus und wandte sich zu ihnen um. Das begrüßende Lächeln, das ihre Lippen eben noch umspielt hatte, verschwand in dem Moment, in dem sie die beiden erkannte und wich einem fast schon entsetzten Ausdruck. Es war Maliva Amantă, eine ihrer Klassenkameradinnen, und offensichtlich war sie nicht erfreut darüber, sie hier anzutreffen.

Das konnte Daria sogar verstehen, sie selbst versetzte es auch nicht gerade in Hochstimmung. Sie konnte Maliva nicht ausstehen, schon seitdem sie sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sie stammte aus Rumänien, und obwohl sie ohne Akzent sprach, wurde das in jeder Beziehung deutlich. Allein ihr Kleidungsstil war mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Sie trug nur selten Hosen, wann immer das Wetter es zuließ, schien sie Kleider oder Röcke zu bevorzugen, die so farbenfroh waren, dass die Reizüberflutung das Hirn lahmlegte. Ihre Oberteile waren nicht weniger grell und oft band sie sich ein buntes Tuch um, das locker ihren Kopf umwehte.

Heute hatte sie sich allerdings ein wenig zurückgehalten. Ihre schmucklose Jeans war von einem verwaschenen Grau und die Bluse weiß. Daria hätte gar nicht erwartet, dass sie so schlichte Kleidung überhaupt besaß. Trotzdem hätte sie Maliva auf den ersten Blick von hinten erkannt, wäre ihr Kopf nicht vollständig von dem Zelt verdeckt gewesen. Ihr Haar hätte sie unweigerlich verraten. Es war brünett, aber von so vielen dünnen, hellen Strähnen durchzogen, dass es ein kleines Vermögen gekostet haben musste, es sich so herrichten zu lassen. Ein Mal hatte Daria sie gefragt, wo sie sich diese Frisur hatte machen lassen, doch offensichtlich war Maliva nicht dazu bereit, dieses Geheimnis mit ihr zu teilen. Wahrscheinlich befürchtete sie, sie könne sich dort noch kunstvoller stylen lassen, zumindest hatte sie daraufhin vorgegeben, die Farbe sei absolut echt, und das konnte ja wohl kaum der Wahrheit entsprechen. Niemand hatte von Natur aus so wunderschöne Haare.

Hätte Daria sie rechtzeitig erkannt, hätte sie eine Begegnung um jeden Preis vermieden. Entweder hätte sie ihr Vorhaben aufgeben oder so lange gewartet, bis Maliva gegangen wäre. Das hatte nichts mit ihrer gegenseitigen Abneigung zu tun, sie hätte nur nicht gewollt, dass irgendjemand von ihrem Besuch bei einer Wahrsagerin erfuhr. Es wäre ihr einfach peinlich gewesen; so ein Aberglaube gehörte sich nicht für ein Mädchen ihres Standes. Da sie nun aber direkt vor ihr stand, genau am Zelteingang, waren ihre Möglichkeiten, sich still aus der Affäre zu ziehen, stark eingegrenzt. Ihr blieb praktisch nur noch ein Ausweg: Sie musste Maliva so weit ablenken, dass sie völlig vergaß, wie eindeutig die Situation war.

»Hey, Maliva«, sagte sie, als wäre es ihr von von Anfang an völlig klar gewesen, dass sie es war, »hast du dir die Zukunft vorhersagen lassen? Kein Problem, das hätte ich doch machen können. Dir steht mit Sicherheit mal eine große Karriere bevor – als Putzfrau. Die richtige Kleidung dafür trägst du ja schon.«

Unter sichtlicher Anstrengung rang Maliva sich ein Lächeln ab. »Nein, eigentlich bin ich die, äh ... Assistentin der Wahrsagerin.«

Während Maliva verschämt den Blick senkte, besah Daria sich das Zelt etwas genauer. Jetzt in dessen unmittelbarer Nähe konnte sie auch das Schild lesen, das über dem Zugang hing. ›Maleva Amantă, Wahrsagerin‹ stand darauf. »Deine Mutter ist die Hellseherin?«, fragte sie überrascht nach.

»Meine Großmutter«, verbesserte Maliva sie.

»Und die heißt genau wie du?«

»Nicht ganz. Der Name wird zwar gleich ausgesprochen, aber meiner wird mit ›I‹ geschrieben.«

»Wie passend. Ein ›Ih‹ ist immer das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich dich sehe. Na ja, was will man schon anderes von jemandem erwarten, der von einer Hexe abstammt, die auf Jahrmärkten den Menschen mit falschen Prophezeiungen das Geld aus der Tasche zieht? Aber ich wüßte da etwas Besseres. Ihr beide wärt doch die perfekte Attraktion für eine Freakshow, meinst du nicht?«

Ohne Maliva Zeit für eine Antwort zu lassen, wirbelte Daria herum und rauschte erhobenen Hauptes davon. Innerlich atmete sie erleichtert auf. Sie hatte Maliva so niedergemacht, dass diese kaum hatte registrieren können, dass sie gerade im Begriff gewesen war, die Dienste ihrer Großmutter in Anspruch zu nehmen. Ihre Sticheleien mögen dabei zwar etwas anschaulicher als sonst ausgefallen sein, aber ein schlechtes Gewissen hatte sie deshalb nicht. Ihrer Meinung nach traf alles, was sie gesagt hatte, zu. Ihre Kleidung war nichts anderes als Lumpen, in denen sie wie eine Putzfrau aussah, besonders wenn sie dieses alberne Tuch auf dem Kopf trug, und wenn ihre Großmutter die Wahrsagerin war, musste es sich ja um einen Betrug handeln. Sie traute dieser Familie vieles zu, aber keine übernatürlichen Fähigkeiten.

»Das war gut!«, sagte Theresa und kicherte auf. »Freakshow, damit hast du’s ihr gegeben! Genau da gehört sie hin.«

In Erinnerung ihres eigenen sarkastischen Kommentars stahl sich nun auch auf ihre Lippen ein Grinsen. Das war ein weiterer Grund für ihre anhaltende Freundschaft miteinander: Daria war der Typ Mädchen, der am liebsten den ganzen Tag lang Komplimente darüber bekam, wie großartig sie in allen Belangen war, und Theresa war der Typ Mädchen, der diesem Bedürfnis mit Freuden nachkam. »Na ja, andererseits würde ich kein Geld bezahlen, um sie zu sehen«, räumte sie nachsichtig ein. Immerhin war Bescheidenheit eine Zier.

Wieder lachte Theresa bestätigend, schwieg ansonsten aber zu diesem Thema. Sie wußte, dass sie es in Sachen Schlagfertigkeit nicht annährend mit Daria aufnehmen konnte, und dass diese selbst bei Freundinnen nicht zögerte, einen lahmen Spruch als das zu enttarnen, was er war. »Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte sie stattdessen. »Zuckerwatte essen?«

Entschieden schüttelte Daria den Kopf. Das kam wohl kaum infrage. Zuckerwatte war so ungefähr das Ungesündeste, was man essen konnte, mal ganz abgesehen davon, dass man sich dabei unweigerlich den Mund verschmierte, und sie wollte keinesfalls das Risiko eingehen, so von jemandem gesehen zu werden, den sie kannte. Die beiden unliebsamen Begegnungen heute hatten ihr ohnehin gereicht. Für den Moment hatte sie genug vom Jahrmarkt.

»Nein, ich muss nach Hause«, redete sie sich heraus, »ich hab meinen Eltern versprochen, noch was für die Schule zu machen.«

»Hm«, nickte Theresa enttäuscht aber verständnisvoll. »Na ja, dann vielleicht morgen? Soll ich dich wieder um drei abholen?«

»Klar«, verabschiedete Daria sich. »Also bis morgen, ja?«

»Okay, bis morgen«, gab Theresa zurück. Sie winkte einmal kurz, während Daria sich bereits in ihrer souveränen Art abwandte. Einen Augenblick lang sah sie ihrer Freundin noch gedankenversunken nach, dann machte sie sich ebenfalls auf den Weg nach Hause.

~+~​

Das Hexenblut in Malivas Adern kochte vor Wut.

Zwar war es mittlerweile früher Abend geworden, doch hatten die wenigen Stunden, die seit dem Zwischenfall auf dem Jahrmarkt vergangen waren, nicht ausgereicht, sie zu beruhigen. Daria hatte sie schon immer offen angegriffen, doch aus irgendeinem Grund hatte sie die heutigen Bemerkungen als besonders verletzend empfunden. Vielleicht weil sie diesmal nicht nur Maliva selbst, sondern sondern gleich ihre ganze Familie beleidigt hatte. Dabei hätte sie eigentlich damit rechnen müssen; Daria hatte sich nie die Mühe gemacht, ihre Abscheu ihr und ihrer Herkunft gegenüber zu verbergen. Sie tarnte ihre Beschimpfungen nicht einmal im Mantel einer kunstvollen Ironie, nein, sie würdigte sie einfach ganz unverhohlen herab. Wahrscheinlich fühlte sie ihre heile kleine Welt dadurch bedroht, dass Maliva sich etwas anders kleidete und aus einer Kultur stammte, die ihr fremd war.

Diese Feindseligkeiten hatten schon früh begonnen. Es war vor fast einem Jahr gewesen, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Maliva war gerade mit ihrer Familie hierher gezogen und stand vor der versammelten Klasse vorne am Pult der Lehrerin, die sie mit knappen Worten vorstellte. Obwohl sie selbst bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts gesagt hatte, musste Daria irgendetwas an dieser Situation zum Anlass genommen haben, ihren Unmut über die neue Mitschülerin zum Ausdruck zu bringen. »Oh, ist der Zirkus in der Stadt?«, hatte sie mit einem spöttischen Blick auf ihre farbenfrohe Kleidung gerufen, woraufhin die gesamte Klasse zu lachen angefangen hatte. Es war deutlich zu hören gewesen, trotzdem überging die Lehrerin diesen Einwurf als wäre nichts gewesen. Für einen Moment huschte sogar über ihre eigenen Lippen ein herablassendes Grinsen. Das hatte Maliva am meisten getroffen. An ihrer alten Schule wäre das undenkbar gewesen, dor wurde viel Wert auf einen egalitären Umgang miteinander gelegt. Vorher hatten sie in einer Großstadt gelebt, wo es ihnen sehr gut gegangen war, wie sie fand. Sie waren einfach nicht aufgefallen. Niemand hatte sich dafür interessiert, dass Maliva gerne die etwas auffällige traditionelle Kleidung ihres Heimatlandes trug oder nahm Anstoss daran, dass sie aus Rumänien stammte. Ihre Großmutter hatte in einer kleinen Nebenstraße der Innenstadt einen Raum für ihre Weissagungen gemietet, und ihr Vater hatte seine eigene Firma, in der er zusammen mit Malivas vier älteren Brüdern von Dachdeckerarbeiten bis hin zum Fliesenlegen sämtliche Erfordernisse einer Renovierung übernahm.

Von Anfang an war sie dagegen gewesen, in so einen kleinen Ort zu ziehen, aber ihre Eltern und ihre Großmutter hatten die vertrautere, unbefangenere Atmosphäre der ländlichen Gegend vermisst, in der sie aufgewachsen waren. Die Stadt war ihnen zu laut, zu hektisch geworden, sodass sie sich entschlossen hatten, in das etwas abgelegene Grünberg überzusiedeln. Auch wenn hier nicht alles schlecht war, hatten sich doch viele ihrer Befürchtungen bewahrheitet, einige in noch umfassenderem Maße, als sie es sich vorgestellt hatte. Zwar wohnten sie hier in einem Haus statt in der Wohnung eines Hochhauses, doch hatte tatsächlich kaum jemand Interesse daran, sich mit dem sonderbaren Mädchen aus einem fremden Land anzufreunden, über das die meisten nur wußten, dass die Legende Draculas dort ihren Ursprung hatte, und vor allem hatte sie hier die Bekanntschaft von jemandem gemacht, der sie klar verachtete.

Natürlich hätte sie nach diesem ersten Zusammenprall mit Daria einen weniger extravaganten Kleidungsstil pflegen können, doch hatte sie sich bewußt dagegen entschieden. Damit hätte sie ihr gegenüber eine Unterlegenheit angedeutet, die sie nicht fühlte, und ihr einen Sieg zugestanden, den sie ihr nicht vergönnte. Daria war vom Leben schon zu sehr verwöhnt geworden, um ihr auch noch diese weitere Bestätigung zu gewähren. So weit Maliva wußte, waren ihre Eltern ziemlich wohlhabend. Sie wohnten in einem auffällig schicken, modernen Haus, das viel zu groß für drei Personen war und konnten ihrer Tochter offensichtlich keinen Wunsch abschlagen. Sie kauften ihr die angesagtesten Klamotten, die neuesten technischen Errungenschaften und mithilfe von Partys und dem hohen Taschengeld, mit dem sie großzügig umging, wohl auch die nötige Beliebtheit. Daria hatte einfach alles, einschließlich einer bereits jetzt ansehnlichen Oberweite. Nicht dass Daria wirklich schon ausgeprägte Brüste gehabt hätte, es waren vielmehr zwei niedliche Rundungen, nicht ausnehmender als bei anderen ihrer Klassenkameradinnen auch, dennoch verleiteten sie Maliva immer wieder zu unanständigen Tagträumen.

Das mochte daran liegen, dass sie selbst in dieser Hinsicht noch völlig unentwickelt war, ihr Busen bestand aus kaum mehr als den beiden winzigen rosafarbenen Nippeln, aber das war eindeutig nicht der einzige Grund. Sie gestand es sich nur ungern ein, doch tatsächlich fand sie Darias ganzes Aussehen einfach bezaubernd. Sie war zweifellos hinterhältig, gemein und niederträchtig – aber eben auch unglaublich süß.

Über das Stadium, sich Illusionen über ihre sexuelle Orientierung hinzugeben, war Maliva hinaus. Es war unbestreitbar, dass sie auf Frauen stand. Damit hatte sie sich schon lange abgefunden. Sie hatte sich einfach nie zu Jungs hingezogen gefühlt, es gab nichts an ihrer äußeren Erscheinung, das sie in irgendeiner Weise erregt hätte, und auch sonst konnte sie ihnen nicht viel abgewinnen. Ihrer Erfahrung nach waren die meisten von ihnen seltsame Wesen, die vorbeifahrenden Autos mehr Aufemrksamkeit schenkten als den Gefühlen ihrer Mitmenschen, sich der persönliche Hygiene nicht mit der Sorgfalt widmeten, wie sie sollten, und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den Boden spuckten. Sie hatte vier Brüder, da blieb kein Raum für romantische Idealisierungen. Schwestern hatte sie hingegen nicht, und obwohl ihr auf irgendeiner Bewußtseinsebene klar war, dass auch Frauen nicht perfekt sein konnten, machten sie Maliva eben an. Sie konnte sich nichts Sinnlicheres vorstellen als nackt ein anderes Mädchen zu umarmen, deren heißen Schlitz auf ihrem zu spüren, ihre Brüste aneinandergepresst und versunken in einen tiefen, innigen Kuss.

So war es nicht weiter verwunderlich, dass zumeist Mitschülerinnen die Hauptakteure ihrer Masturbationsphantasien waren, allerdings war es doch seltsam, mit welcher Regelmäßigkeit Daria in ihnen auftauchte. Zugegebenermaßen war sie von geradezu atemberaubender Schönheit, das ließ sich nicht leugnen, trotzdem blieb es ihr unverständlich. Vermutlich war das ihre Art, sie wenigstens in Gedanken für all den Spott zu bestrafen, den sie ständig über aie ausgoß. In ihrer Vorstellung waren sie kein Liebespaar, es war einzig schmutziger, wilder Sex, der sie verband, genau das richtige also, um ein so auf Anstand bedachtes Mädchen Buße leisten zu lassen. Sie so ihrem Willen zu unterwerfen, beinhaltete jedenfalls das passende Maß an Erniedrigung, das sie verdient hatte.

Aber selbstverständlich war das Spiel mit dieser Idee vollkommen bedeutungslos. Selbst wenn sie es sich wirklich erträumt hätte, konnte es unmöglich in Erfüllung gehen. Niemals durfte Daria von ihren lesbischen Neigungen erfahren. Mit Freuden hätte sie sich auf diesen weiteren vermeintlichen Makel gestürzt, um ihr das Leben schwer zu machen.

Nachdem Maliva sich ihr nicht einmal bezüglich der Kleidung angepasst hatte, um ihr zu gefallen, war Darias Verhalten im Laufe der Zeit ohnehin immer offensiver geworden. Einmal hatte Maliva einen 5€-Schein gefunden. Er lag einfach unbeachtet in einer Ecke der Pausenhalle, neben einem Tisch in der Nähe der Cafeteria. Niemand sonst schien ihn bemerkt zu haben und da die Chancen, seinen rechtmäßigen Besitzer ausfindig zu machen, höchst gering waren, hatte sie ihn eingesteckt. Das hatte sich als Fehler herausgestellt. Sobald sie das getan hatte, kam Daria auf sie zu und hatte sie gefragt, ob sie einen Schein gesehen hätte, den sie kurz auf dem Tisch abgelegt hatte, während sie sich an einem Automaten etwas zu trinken geholt hatte. Maliva antwortete, dass sie einen daneben gefunden hatte und überreichte ihn ihr. Statt Dankbarkeit zu zeigen, schrie Daria sie jedoch an. Es könne ja wohl nicht sein, dass Maliva sich alles herumliegende Geld schnappe, wenn man ihr nur den Rücken zudrehe. Das könne sie vielleicht in Rumänien tun, aber nicht hier; hier nenne man das Diebstahl.

Bei dem Aufstand, den Daria veranstaltet hatte, konnte diese Geschichte natürlich nicht ohne Folgen bleiben, und so endete es damit, dass sie beide vor den Schulleiter zitiert wurden, um ihre jeweilige Sichtweise der Ereignisse darzulegen. Nachdem er sich alles angehört hatte, entschied er, dass kein Schaden entstanden sei und auch keine böswillige Absicht zu erkennen gewesen wäre, immerhin habe Maliva den Schein sofort wieder abgegeben, als sie darauf angesprochen worden war. Sie war also nicht von der Schule geflogen und hatte auch keine Strafarbeit aufgetragen bekommen, trotzdem hatten die anderen sie ab da immer etwas misstrauisch angesehen, ao als man sich vor ihr besonders in Acht nehmen müsse. Es mochte stimmen, dass Daria keinen Schaden genommen hatte, doch auf Maliva traf das nicht zu. Sie stand von nun an unter einer Art Generalverdacht. Sie wurde nicht direkt ausgegrenzt, aber noch mehr gemieden als es sowieso schon der Fall war, und wann immer etwas geschah, stand die stille Vermutung im Raum, dass sie etwas damit zu habe.

Das war ohne Frage bisher das Schwerwiegendste gewesen, was Daria ihr angetan hatte. Dagegen nahm sich das heute fast wie ein nettes kleines Kaffeekränzchen aus, und doch hatte es sie diesmal noch weitaus tiefer getroffen. Als Hexe und als Geldabschneiderin hatte sie ihre Großmutter bezeichnet! Nun gut, eine dieser Aussagen entsprach sogar der Wahrheit, dennoch hatte Daria kein Recht, sie so zu nennen. Maleva war mehr als eine einfache Hexe, diesen Titel hatte sie längst hinter sich gelassen. Sie war eine Mater, eine Vertreterin des höchsten Ranges innerhalb der Gemeinschaft der Hexen. Ihre Macht überstieg selbst noch die der Ordensführerin von ganz Rumänien, was letztendlich auch der Grund war, aus dem sie das Land hatten verlassen müssen. Als sie erkannt hatte, wie groß Malevas Hexenkräfte wirklich waren, hatte sie sie verbannt, angeblich wegen der Befürchtung, sie könnte sonst Unheil über den Orden bringen, den niemand wieder aufheben konnte. Einen einmal ausgesprochenen Zauber rückgängig machen konnte nur eine Hexe, die stärker oder mindestens ebenso stark war, und da keine der anderen es mit ihr aufnehmen konnte, hatten sie angefangen, ihr zu misstrauen. Dass sie damit denselben Fehler begingen, aus dem sie sich vor den Menschen weitestgehend versteckt hielten, schien keine von ihnen zu bemerken. Sie alle kannten Maleva und hätten wissen müssen, dass sie vor ihr nichts zu befürchten hatten, doch sobald entdeckt wurde, dass sie anders war, wurde sie ausgeschlossen. Seit jeher hatten die Menschen Angst vor allem, was sie nicht verstanden, und schon dieser kleine Fleck des Unbekannten hatte ausgereicht, dass die anderen Hexen sie fürchteten. Und aus Furcht konnte nur allzu schnell Hass werden.

Das alles war zwei Jahre vor Malivas Geburt geschehen, an dieser Ungerechtigkeit konnte sie nichts mehr ändern, an dieser neuerlichen jedoch schon. Eine Frau wie ihre Großmutter eine Schwindlerin zu nennen und noch dazu ihre gesamte Familie zu beleidigen, für diese Anmaßung hatte Daria endgültig eine Lektion verdient. Wer hoch stieg konnte tief fallen, hieß es, doch sie war ja schon in den Wolken geboren worden. Sie hatte ihren Elfenbeinturm niemals verlassen müssen, sie hatte sich in einer sicheren Umgebung eingemauert, zu der niemand Zutritt hatte, der nicht ihren Vorstellungen entsprach. Es war an der Zeit, dass sie lernte, wie es sich anfühlte, ganz unten anzukommen.

Maliva überlegte einen Moment. Um das zu schaffen, könnte sie sich eines der Grimoires ihrer Großmutter bedienen, und wenn sie sich in deren Arbeitszimmer schleichen wollte, würde sich so schnell keine geeignetere Gelegenheit ergeben als genau jetzt. Sie war als Nachzüglerin geboren worden; ihre Brüder waren deutlich älter als sie und arbeiteten in der Firma ihres Vaters, sodass sie alle zusammen noch unterwegs waren, während ihre Mutter und Großmutter in der Küche das Essen vorbereiteten. Bald würde sich die ganze Familie am Tisch versammeln, dann war es zu spät. Danach würde sie den Raum an diesem Tag nicht mehr unentdeckt betreten können.

Kurzentschlossen wandte sie sich um, öffnete die Tür und trat auf den Flur hinaus. Ihr Zimmer befand sich im ersten Stock, hier musste sie noch nicht besonders leise sein, trotzdem versuchte sie, so wenige Geräusche wie möglich zu verursachen, als sie vorsichtig die Treppe hinunterstieg. Die mündete in einen langen, geraden Korridor, der direkt zur Haustür führte. Das Arbeitszimmer lag gleich daneben, damit diejenigen, die sich von Maleva die Zukunft vorhersagen lassen wollten, es nict so weit hatten. Außen waren zwei Klingeln angebracht, eine für die Familie und eine für ihre Großmutter. So konnte sie jeden Kunden ohne Umschweife begrüßen und zur Tür geleiten, auf der noch einmal Name und Profession angebracht waren, umrandet von der reliefartigen Darstellung einer Eule.

Zu dieser Tür schlich Maliva nun auf Zehenspitzen, vorbei am Wohnzimmer und der Küche, aus der die gedämpften Stimmen der beiden älteren Frauen drangen. Der dicke Teppich schluckte jeden Laut ihrer bedächtigen Schritte, sodass es leicht war, ihr Ziel ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen zu erreichen. Dann jedoch begann der schwierige Teil. Zwar war die Tür nie abgeschlossen, doch war sie alt und schwer. Es war fast unmöglich, sie ohne ein verräterisches Knarzen zu öffnen. Sanft drückte Maliva die Klinke hinunter und schob die Tür auf, gerade so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnte.

Der Raum dahinter wurde durch halbdurchlässige, zugezogene Vorhänge in einem beständigen Zwielicht gehalten. Es erleuchtete nur schwach einen kleinen runden Tisch in der Mitte, die fast vollständig von Bücherregalen verdeckten Wände und die mystischen Symbole, die darin eingelassen waren. Sterne in allen denkbaren Variationen, geflügelte Löwen, Sperlinge, Schlangen, Mondsicheln, auf der Seite liegende Achten, Myrte- und Zypressenzweige waren hier zu sehen, mal offen ersichtlich an die Wand gemalt, mal als unscheinbare Schnitzerei im Holz des Tisches oder der Regale versteckt.

Dies war der Ort, an dem Maleva normalerweise ihre Weissagungen traf. Das Zelt auf dem Jahrmarkt war nichts weiter als ein Versuch, etwas mehr Kundschaft für sich zu gewinnen. Offenbar war eine Wahrsagerin in dieser Stadt nicht sehr gefragt. Das Geschäft lief schleppend und auch wenn der Verdienst nicht zum Unterhalt der Familie nötig gewesen wäre, tat Maleva doch ihr Möglichstes, um dazu beizutragen. Vielleicht war es auch nur ihr Stolz als rechtmäßige Ordensführerin, der sie dazu trieb.

Jedenfalls hatte sie sich dazu dieses Zelt besorgt, das engesteckteste, das zu finden war, um die Standgebühr so gering zu halten, wie es nur irgend ging. Diese Gelegenheit nutzte sie, indem sie jedem Besucher eine Karte von sich in die Hand drückte, auf der ihre Adresse angegeben war zusammen mit den Zeiten, zu denen sie erreichbar war. In der ausgelassenen Stimmung eines Jahrmarkts verirrten sich deutlich mehr Leute zu ihr als in dieses staubige, ernste Zimmer, allerdings befürchtete sie, damit auch einen Teil der gebührenden, geheimnisumwitterten Atmosphäre zu verlieren. Immerhin war sie eine Mater; eine Weissagung von ihr war kein belangloser Freizeitspaß, sie war ein Vordringen in das Reich jenseits des Erfahrbaren.

Aus diesem Grund half Maliva ihr dabei, so gut sie es vermochte, diesen Schimmer des Okkulten selbst zwischen dem Lärm und den blinkenden Neonlichtern des überfüllten Marktplatzes zu bewahren. Gleich nach der Schule gesellte sie sich zu ihr und bezog Stellung vor dem Zelt. Dafür hatte sie sogar ihre Art sich zu kleiden etwas abgeschwächt. Sie vermutete, dass sie ahnungslosen Passanten so vertrauenswürdiger erschien als in ihrer üblichen Aufmachung. Ihre Aufgabe war es, Interessenten in Empfang zu nehmen, um sie entweder zu ihrer Großmutter zu geleiten, oder sie zu vertrösten, falls sie noch beschäftigt war. Das war zumindest ein wenig würdevoller als der Notbehelf, mit dem sie sonst auskommen musste. Solange Maliva in der Schule war, ließ sie die Zelttür offen, wenn sie keine Kundschaft hatte und schloß sie, wenn ihre Dienste in Anspruch genommen werden sollten, wobei sie ein entsprechendes Hinweisschild aufhing. Das sollte eigentlich Anzeichen genug sein, leider gab es aber immer wieder ein paar Idioten, die das Prinzip nicht ganz verstanden. Zum Glück war vormittags ohnehin nicht viel los, sodass trotzdem immer alles gut gegangen war – zumindest bis Daria heute aufgetaucht war.

Bei der Erinnerung daran ballten sich unwillkürlich ihre Fäuste. Ihre Wut war noch lange nicht verraucht, genug war genug. Sie würde ihren Plan in die Tat umsetzen. Daria würde büßen müssen für das, was sie ihr angetan hatte, sonst würde es ewig so weitergehen wie bisher.

Mit neuentfachter Entschlossenheit sah Maliva sich in dem Raum um. Das Regal ganz hinten, neben dem thronartigen Stuhl, auf dem ihre Großmutter immer saß, wenn sie ihrer Berufung nachging, enthielt die einzigen Grimoires, die sie besaß. Alle anderen Bücher hier waren nichts anderes als die belanglosen Versuche Unwissender, einen Sinn in ihrer Existenz zu finden. Sie dienten einzig dazu, Klienten zu beeindrucken. Sie verstärkten noch den Eindruck unnatürlicher Kenntnisse, den das Zimmer, die Symbole und ihre Großmutter selbst schon erweckten.

Ehrfürchtig näherte Maliva sich den wahren Schätzen der Bibliothek. Es waren nur einige wenige Bände, dennoch war dies eine bemerkenswerte Sammlung. Wahrscheinlich war es sogar eine der größten, die es überhaupt zu bestaunen gab. Nur eine Handvoll Exemplare überdauerten die Jahrhunderte und die Verfolgungen, denen sie ausgesetzt waren, und es war viel Mühe, eines davon handschriftlich zu kopieren, wie es früher getan werden musste. Die meisten enthielten Rezepte, die man nachbrauen konnte: Tränke, die die eigenen Hexenkräfte kurzfristig verstärkten, die Wunden heilten oder die einem die Gabe verliehen, mit den Augen einer Katze zu sehen. Echte Hexereien benötigten hingegen keine Anleitungen. Die Fähigkeit dazu war angeboren und ließ sich auch nicht künstlich heraufbeschwören, wenn man die Veranlagung nicht besaß. Wenn man sie jedoch besaß, war alles weitere überflüssig. Man wußte instinktiv, wie man sie einsetzte, wie man in das Gefüge der Realität eingriff und ihre Mechanismen beeinflußte. Was in diesen Büchern gesammelt war, war vor allem Wissen; Wissen, das nicht verlorengehen durfte, aufgeschrieben von schon vor langem verstorbenen Hexen. Hier hatten sie alles zusammengetragen, was sie im Laufe ihres Lebens über den Umgang mit ihren Künsten herausgefunden hatten. Die Formeln in ihnen waren an sich unnötig. Jeder Zauber war auch ohne die beschriebenen Rituale ausführbar, wenn man mit ihrer Wirkungsweise vertraut war, sie sollten unerfahrenen Hexen nur eine Hilfestellung bieten. Wenn man sich an sie hielt, flößten sie einem auf rein psychologische Weise die Souveränität ein, die unabdingbar war, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Abgesehen davon eigneten sie sich natürlich sehr gut, um sich eine Vorstellung davon zu machen, was man mit diesen Kräften alles erreichen konnte, und aus genau diesem Grund war Maliva jetzt hier. Sie war auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch, das sie schon oft gesehen, aber noch nie in der Hand gehalten hatte. Ihre Großmutter hatte ihr strikt verboten, es auch nur anzufassen. Als bloße Adeptin stand es ihr nicht zu, es zu lesen. Zwar wurde sie ganz nach Tradition seit ihrem dreizehnten Geburtstag in die Mysterien ihrer Zunft eingeweiht, doch lag der erst ein paar Monate zurück. Sie stand noch ganz am Beginn ihrer Laufbahn, sodass sie eigentlich ohne Aufsicht nicht einmal die einfachsten Zauber wirken durfte, ganz zu schweigen von denen aus diesem Buch.

Aufgeregt fuhr sie mit dem Finger die Rücken der aneinandergereihten Einbände entlang. Dazu bestand keine Veranlassung, sie hätte das gesuchte Buch auch so ohne Schwierigkeiten unter den anderen ausfindig gemacht, doch spürte sie dabei ein wohliges Kribbeln in ihrer Fingerspitze. Es war, als strömte die Macht aus ihnen direkt in sie hinein, obwohl sie wußte, dass das unmöglich war. In den Grimoires selbst steckte keine Magie. Die Sprüche in ihnen konnten nur dabei helfen, eine Kraft freizusetzen, die man bereits in sich trug, das eigentlich Wunder an ihnen lag woanders. Es war die simple Tatsache, dass sie überhaupt hier waren, dass sie Einblick in die Erfahrungen einer Hexe gewährten, die Maliva gar nicht kannte, ja die wahrscheinlich sogar bereits tot waren. Es war das Wunder, dass sie an deren Gefühlen teilhaben konnte, dass sie sich mit ihr über ihre Erfolge freuen und die unvermeidlichen Niederlagen bedauern konnte. Wenn man es von der Seite betrachtete, trug jedes Buch, nicht nur die Grimoires, eine Art Magie in sich, die ganz und gar weltlich war.

Schließlich erreichte ihr Finger den richtigen Band und augenblicklich intensivierte sich das Kribbeln in ihr noch. Auch wenn es nur der Reiz des Verbotenen war oder die Angst vor einer plötzlichen Entdeckung, kam es ihr so vor, als läge eine drückende Spannung in der Luft, wie vor einem Gewitter, das kurz davor stand, über sie hereinzubrechen. Ihr Herz raste, als sie das Buch aus dem Regal zog und es vor sich hielt. Es war das erste Mal, dass sie seine Vorderseite sah. Sie war vollkommen in einem dunklen Rot gehalten, ohne jede weitere Verzierung, nicht einmal Buchstaben gaben irgendeinen Hinweis auf seinen Inhalt preis. Einzig ein kleines Emblem war darin eingeprägt, die Linien zweier gleichmäßig ineinander verschachtelter Quadrate, sodass sie einen achtzackigen Stern bildeten. Dies war das mächtigste Symbol in der Welt der Hexen, wie Maliva sehr wohl wußte. Pentagramme wurden von den Menschen oft überschätzt. Sie waren zwar ebenfalls nicht unwichtig, doch waren sie vor allem für Horrorfilme und Scharlatane, sagte ihre Großmutter immer. Dem Achtort hingegen kam viel mehr Bedeutung zu.

Obwohl auf der Vorderseite kein Titel angegeben war, kannte Maliva ihn. Er stand auf dem Buchrücken und lautete übersetzt etwa ›Flüche für jede Gelegenheit‹. Das war auch der eigentliche Grund, aus dem Maleva ihr verboten hatte, es sich näher anzusehen. Flüche waren nicht nur schwer wieder rückgängig zu machen, ihre einzige Bestimmung lag eben darin, anderen Schaden zuzufügen, und so sehr es ihr auch widerstrebte, es zuzugeben, war genau das ihr Verlangen. Sie wollte, dass Daria litt. Selbstverständlich wollte sie ihr nicht wirklich etwas zuleide tun, sie sollte nichts davontragen, was sich nicht wieder in Ordnung bringen ließe, aber ein kleiner Denkzettel war längst überfällig, nicht nur als reine Genugtuung, sondern ebenso um ihr zu zeigen, was Maliva selbst unter ihren Angriffen empfand.

Noch immer zitternd vor Unruhe schlug sie das Buch auf. Wie fast alle anderen hier war auch dieses in Rumänisch verfasst. Da sie entgegen ihren Brüdern bereits hier geboren worden war, war ihr Deutsch besser als ihr Rumänisch, dennoch sprach sie es fast genauso flüssig. Es stellte also kein Problem für sie dar, die Zwecke dieser Sprüche zu entziffern, doch die ersten Seiten hielten einzig Enttäuschungen für sie bereit. Darias Milch sauer werden zu lassen oder ihr Vieh krank werden zu lassen war nicht ganz das, was sie sic herhofft hatte. Was danach folgte gestaltete sich zwar durchaus heftiger, aber auch davon erschien ihr nichts angebracht. Immerhin sollte Daria nicht gleich Höllenqualen erdulden müssen.

Erst ganz hinten, als sie schon fast aufgeben wollte, fand Maliva den perfekten Bann für diese Zicke. Einen Freak hatte Daria sie immer genannt, und diese Formel würde aus ihr eben das machen. War das nicht genau die Art Gerechtigkeit, auf die sie immer gehofft, an die sie aber nie wirklich geglaubt hatte? Das würde ihr wahrhaft eine Lehre sein.

Mit einer plötzlichen Ruhe, die sie ganz unerwartet überkam, legte sie das Buch auf dem Tisch ab und las sich den Abschnitt genauer durch. Dann schloß sie die Augen und konzentrierte sich.

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Während Maliva nur wenige Straßen weiter in dem abgedunkelten Arbeitszimmer ihrer Großmutter den von ihr entdeckten Zauber wirkte, stieg Daria gerade aus der Dusche hervor. Sie duschte jeden Morgen nach dem Aufstehen ebenso wie am Abend. Manchmal, wenn sie etwas besonderes vorhatte oder das Gefühl bekam verschwitzt zu sein, tat sie es auch noch ein drittes Mal. Sie konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, schmutzig zu sein, viel schlimmer aber hätte sie es noch gefunden, wenn jemand ihren Geruch wahrgenommen hätte. Es war ekelhaft genug, zu wissen, dass ihr Körper unablässig diese Säfte produzierte, da sollten sie wenigstens nicht auch noch von anderen bemerkt werden.

Aus diesem Grund ging sie bei ihrer täglichen Reinigung mit äußerster Sorgfalt vor und nun, da das wieder einmal erledigt war, fühlte sie sich ein bisschen wie neugeboren. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, wickelte sie sich das Handtuch um die Brust, trat vor den Spiegel und wischte mit einer Hand das kondensierte Wasser von dessen kalter Oberfläche. Einen Moment lang sah sie sich selbst in die Augen, dann griff sie nach dem auf der Ablage bereitstehenden Deospray und sprühte sich erneut damit ein. Eigentlich hatte sie nicht vor, noch lange aufzubleiben oder auch nur ihr Zimmer zu verlassen, trotzdem kam es für sie nicht infrage, das auszulassen.

Als sie fertig war, fiel das Atmen schwer, so dicht hing der Nebel in der Luft, doch blieb sie noch länger, um sich eingehend im Spiegel zu betrachten. Das gehörte ebenfalls zu ihrer allabendlichen Routine. So gewissenhaft wie sie sich wusch, suchte sie jetzt ihr Gesicht nach Anzeichen von Pickeln ab. Obwohl sie jeden Morgen ein Gesichtswasser benutzte, das das verhindern sollte, bildete sich doch hin und wieder einer, und wenn sie ihn frühzeitig entdeckte, konnte sie ihn jetzt noch mit einer Creme behandeln, ehe er am nächsten Tag zur vollen Größe herangwachsen wäre.

Ohnehin fragte sie sich, wie die wohl entstanden. Sie konnte sich kaum etwas Widerwärtigeres vorstellen als einen riesigen Pickel, über den sich die Haut so dünn spannte, dass das Gelb der in ihm wabernden Flüssigkeit leuchtend hervorstach, bis sie schließlich aufplatzte und der Eiter darunter hervorquoll. Wie konnte es nur sein, dass ihr äußerlich so nahe der Perfektion stehender Körper in seinem Inneren nur Abstossendes bereithielt? Blut, Eiter, Gedärme und verdaute Nahrung; aus nichts anderem bestand dieser fleischliche Käfig.

Heute jedoch war das kleine Muttermal an ihrem Hals die einzige Unregelmäßigkeit, die ihre Haut aufwies. Es war etwa münzgroß und sah wie eine dunkle, ein wenig gezackte Sommersprosse aus. Auch das wurde von Daria nun kritisch in Augenschein genommen. Sie fand an sich nicht, dass es ihre Schönheit in irgendeiner Form beeinträchtigte. Es fiel kaum auf und selbst wenn, war es nicht einmal häßlich. Es war einfach ein runder, brauner Fleck, der ihren unteren Hals zierte, dennoch empfand sie ihn als kleinen Makel. Das lag gar nicht darin begründet, dass sie eine Herabsetzung ihres Erscheinungsbildes befürchtet hätte, sondern in seiner bloßen Anwesenheit. Eine Ärztin hatte sie einmal darauf hingewiesen, dass das Muttermal selbst zwar nicht gefährlich war, sich daraus aber leicht Hautkrebs entwickeln konnte. Sie sollte es auf keinen Fall starker Sonneneinstrahlung aussetzen und am besten dem Sonnenschein gleich ganz aus dem Weg gehen. Daria war von Natur aus ziemlich blass, und nun konnte sie wegen so einem kleinen Teil daran nicht einmal etwas ändern.

Mit einem leisen Seufzer wandte sie sich schließlich ab, prüfte den Sitz ihres Handtuchs und verließ das Badezimmer. Ihr Zimmer lag am anderen Ende des Flurs, hinter dem Schlafzimmer ihrer Eltern, dem Gästezimmer, dem Atelier ihrer Mutter und dem ›verbotenen Zimmer‹. Dieser lange Weg war auch der Grund, warum sie ihn nicht völlig unbekleidet zurücklegte. Ihr war bewußt, wie absurd dieses Beharren war, immerhin war niemand im Haus außer ihren Eltern und die hatten sie als Kind schon oft genug nackt gesehen. Trotzdem konnte sie nicht anders. Es erschien ihr einfach nicht richtig, sich anderen so hüllenlos zu zeigen, selbst wenn es ihre Eltern waren. Sie hätte gar nicht sagen können, wann die sie überhaupt das letzte Mal wirklich nackt gesehen hatten. Es musste jedenfalls schon eine ganze Weile her sein, zu Beginn ihrer Pubertät vielleicht. Sogar beim Umziehen nach dem Sportunterricht beeilte sie sich immer, damit ihre Klassenkameradinnen so wenig wie möglich von ihr zu sehen bekamen. Auch wenn sie stolz auf ihr Aussehen war und sich zu gegebenen Anlässen gerne etwas freizügiger kleidete, gehörte das soch zu ihrer Auffassung von Anstand, die sie nicht fallen zu lassen bereit war.

Obwohl sie jetzt ebenso wenig vorhatte unnötig herumzutrödeln, blieb sie kurz vor dem ›verbotenen Zimmer‹ stehen. Es war ihr nicht wirklich verboten, es zu betreten, Daria nannte es nur insgeheim so. Es war immer abgeschlossen und sie hätte sich erst von ihrer Mutter den Schlüssel holen müssen, um hineinzugelangen, aber das tat sie so gut wie nie. Es war mit zu vielen traurigen Erinnerungen verbunden. Es war das Zimmer ihrer kleinen Schwester gewesen, doch die war vor drei Jahren gestorben. Es gab nicht einmal einen betrunkenen Autofahrer, dem man unabweislich die Schuld hätte geben können; gestorben war sie an einer Lungenentzündung, und nachdem sie gegangen war, gab es niemanden, an dem man seine Trauer und seine Wut über den Verlust hätte auslassen können, höchstens am Schicksal selbst. Die Ärzte hatten alles getan, um sie noch zu retten, Lena war einfach zu leichtsinnig gewesen. Als sie krank geworden war, hatte sie es als bloße Erkältung abgetan und war so munter wie immer herumgeturnt, bis sie es einfach nicht mehr konnte.

Ihre Eltern hatten dann beschlossen, das Zimmer so zu belassen, wie es gewesen war, als Lena ins Krankenhaus gekommen war. Ihre Mutter kam oft hierher, um still darin zu trauern, aber Daria brachte es nur selten über sich hineinzugehen. Sie hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihrer kleinen Schwester gehabt, sie war so aufgeweckt und lebenslustig gewesen. Es brach ihr das Herz, das Innere dieses Raums zu sehen, die aufgehängten Bilder von Einhörnern und Feen, die sie zusammen gemalt hatten, das gemachte Bett, das so aussah, als würde Lena jeden Augenblick zurückkehren und doch zu wissen, dass sie es nie wieder tun würde. Wie war es nur möglich, dass ein so fröhliches achtjähriges Mädchen ohne weiteres starb? Gab es denn gar keine Gerechtigkeit in der Welt?

Mit einem Ruck drehte Daria sich plötzlich um und brachte die letzten paar Schritte zu ihrem eigenen Zimmer hinter sich. Dort entwand sie sich des Handtuchs, hängte es über den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und setzte sic hauf die Kante ihres Betts. Sie wollte gerade hinter sich unter die Decke greifen, um ihren Schlafanzug hervorzuholen, als ihr Blick zwischen ihre Beine geriet. Es war nur eine flüchtige Wahrnehmung aus den Augenwinkeln gewesen, doch sobald ihr Hirn die Information verarbeitet hatte, zuckte ihr Kopf zurück. Mit aller Aufmerksamkeit betrachtete sie nun ihren Schritt. Mitten auf ihrem Venushügel, direkt neben dem ihn durchziehenden Schlitz, prangte eine kleine Erhebung, die vorher nicht da gewesen war.

Wie konnte man denn bitteschön an dieser Stelle einen Pickel bekommen?

Er war relativ klein und spitz, aber heller als gewöhnliche Pickel. Wie eine Brandblase wölbte er ihre sonst so makellose Haut auf, ihr stetes Achten auf Reinlichkeit verspottend. Sie konnte nicht mehr tun, als ihn in einer Mischung aus Verachtung und Ekel anzustarren; sie wußte einfach nicht, was sie gegen so ein Ding hätte unternehmen sollen. Während sie noch überlegte, ob ihre Pickelsalbe wohl auch gegen diese Absonderlichkeit helfen würde, geschah etwas, das ihre bisherigen Gefühle wie in einem gewaltigen Sturm hinwegfegte und einzig Abscheu und Entsetzen zurückließ. Unter ihren vor Fassungslosigkeit geweiteten Augen schwoll die Blase langsam an, als würde sie sich mit irgendetwas füllen, bis sie letztlich barst. Zu Darias Überraschung trat jedoch keine Flüssigkeit aus, die Haut über der Wölbung brach einfach auseinander, das Fleisch darunter freilegend.

Ein Schrei schien sich ihrer Kehle entringen zu wollen, schnürte ihr den Brustkasten zu, doch was aus ihr hervorkam, war nur ein leises Wimmern. Noch immer war sie außer Stande, sich zu bewegen, nur ein unwillkürliches Erschauern durchfuhr sie. Die Läsur hatte sich inzwischen über ihren gesamten Intimbereich ausgebreitet. Es war, als ob ihr Fleisch zu kochen begonnen hätte, überall um ihr Geschlecht herum warf die Haut nun Blasen. Wie in rasender Geschwindigkeit aufplatzende Geschwüre drangen immer neue Wülste an die Oberfläche ihres Beckens, blähten sich auf und vergingen wieder in einem lautlosen Zusammenbruch.

»Oh mein Gott«, brachte Daria unter Aufbringung all ihrer Kraft hervor. Da sie nie ein richtiges Gebet gelernt hatte, musste dieser simple Ausruf reichen. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was überhaupt los war, brauchte sie jetzt zweifellos jede Hilfe, die sie bekommen konnte. Was um alles in der Welt ging nur mit ihr vor? Sie hatte einmal von einer Fliege gehört, die ihre Eier unter der Haut von Lebewesen legte. Konnte es so etwas sein? Hatte irgendein Parasit seine Brut in sie gegraben, die nun auf so schreckliche Weise schlüpfte? Oder war das der Krebs, vor dem die Ärztin sie damals gewarnt hatte? Vielleicht hatte sie ihr Muttermal einfach zu sehr der Sonne ausgesetzt, sodass es entartet war. So wären immer mehr Zellen davon befallen worden, immer weiter hätte sich die Krankheit unbemerkt in ihr ausgebreitet, bis sie sich quer durch ihren Körper gefressen hatte, und zufällig war es eben ihre Scham, in der die Metastasen schließlich sichtbar hervortraten.

Doch bei diesem reinen Aufblühen von Gewebeausüchsen blieb es nicht. Die aufsteigenden Wucherungen verbanden sich nun zu einer einzigen, unter der ihre Scheide verschwand. Der kleine Spalt ziwschen ihren Schamlippen schloß sich einfach, wuchs zusammen als habe er nie existiert, während das Fleisch um ihn herum sich immer weiter auftürmte. Wie jede plötzliche körperliche Veränderung ging auch diese nicht ohne Schmerz vonstatten. Sie fühlte, wie ein Teil ihres Unterleibs sich vorschob, während Stränge aus ihm hervorschossen, die so etwas ähnliches wie eine Stange bildeten – und es tat weh.

Tränen stiegen Daria in die Augen und vernebelten ihre Sicht auf die nächsten Ereignisse, doch es war ohnehin fast vorbei. Nachdem sich die zylindrische Anomalie fertig ausgeformt hatte, schlang sich nur noch die zuvor aufgeplatzte Haut darum und zog sich so fest um sie, als wäre es schon immer ein Teil von ihr gewesen. Dann kehrte Ruhe in das Schlachtfeld ihres Schoßes ein.

Es dauerte einige Zeit, bis Daria merkte, dass sie es überstanden hatte. Es war so unvermittelt und unaufhaltsam geschehen, dass sie kaum glauben konnte, dass es tatsächlich vorüber war. Zunächst wunderte sie sich, dass sie überhaupt noch lebte. Mittlerweile hatte sie gedacht, dass dies ihr Tod wäre, dass der Tumor, oder was immer es auch war, ihren Körper einfach durchbrechen würde. Als sie begriff, dass das nicht der Fall war, blinzelte sie die Tränen aus ihren Augen und da das nicht ausreichte, um ihren Blick völlig zu klären, wischte sie sie mit dem Handrücken endgültig fort. Es war gar nicht der Schmerz alleine, der sie hervorgerufen hatte – so schlimm war er gar nicht gewesen – sondern vielmehr die Hilflosigkeit angesichts dieser Transformation und die Angst gegenüber der Unsicherheit, was da bloß passierte.

Diese Angst war immer noch da, allerdings mischte sich jetzt auch ein Funken Neugier in sie. Was war denn nun eigentlich passiert? Die Erleichterung darüber, dass sie noch lebte und die Metamorphose offensichtlich zuumindest fürs erste aufgehört hatte, war groß genug, um sich ihr Ergebnis genauer ansehen zu wollen. So sehr sie sich auch vor dem fürchtete, was sie entdecken mochte, konnte sie sich doch nicht länger zurückhalten. Mit klopfendem Herzen senkte sie den Kopf und besah sich die Deformation.

Es war eigentlich nichts weiter als ein Fortwuchs an Haut, der dort schrumpelig und träge zwischen ihren Beinen hing. Vorsichtig und mit spitzen Fingern hob sie ihn an, sodass darunter noch etwas zum Vorschein kam. Es schien eine weitere Hautlasche zu sein, diesmal eine Art Beutel oder Tasche. Versuchsweise zupfte sie ein wenig an dem rohrartigen Gebilde herum, doch das brachte ihr kaum neue Erkenntnisse. Zumindest war die Haut beweglich und schien in seinem Innern noch etwas zu verbergen. Behutsam zog sie das äußere Ende zurück und tatsächlich lag darunter eine rosafarbene pilzförmige Spitze, über die die Haut nun langsam hinwegglitt.

Augenblicklich erstarrte Daria. Mit einem Mal kam ihr das ganze Teil seltsam bekannt vor. War das etwa ein Penis? Sie hatte bisher noch nie einen gesehen, immerhin hatte sie Daniels Forderungen bislang nicht nachgegeben, trotzdem hatte sie schon einige Darstellungen davon begutachten können. Da sie für Pornographie nichts übrig hatte, beschränkten sich ihre Erfahrungen in diesem Bereich zwar auf die schematischen Abbildungen aus dem Biologieunterricht, aber je länger sie dieses baumelnde Zeug zwischen ihren Beinen betrachtete, desto sicherer wurde sie sich ihrer Sache. Was sollte das sonst schon sein? Schließlich hing das Ding in ihrem Schritt, da wo Jungs so was eben hatten und wo bis vor kurzem noch ihre Scheide gewesen war. Die pinkfarbene Spitze war fraglos die Eichel, und was sie im ersten Moment für eine Hauttasche gehalten hatte die Hoden.

Unvermittelt sprang Daria vom Bett auf. Ihr war ein furchtbarer Gedanke gekommen. Hatte sie sich womöglich in einen Jungen verwandelt? Mit einem Satz hastete sie zum Spiegel hinüber, der den Großteil der Tür ihres Kleiderschranks einnahm, und unterzog sich selbst einer eingehenden Prüfung darin. Da sie noch immer nicht ihren Schlafanzug angezogen hatte, sondern völlig unverhüllt war, konnte sie ihren Körper von allen Seiten nach weiteren Spuren irgendeiner Veränderung absuchen, doch es waren keine zu finden. Ihre Brüste waren noch da, ihr Haar so lang und dunkel wie zuvor und auch ihr Gesicht sah aus wie immer. Sogar ihr Muttermal befand sich noch an Ort und Stelle, ohne irgendein Anzeichen dafür, dass es gewachsen wäre, oder dass es mehr war als es zu sein schien. Zuletzt hob Daria sogar ihren Arm, um ihre Achsel zu untersuchen, aber auch dort war nichts Ungewöhnliches. Nicht einmal ein einziges Haar deutete auf ein übermäßiges Wachstum hin. Sie rasierte sich schon seit einiger Zeit mit tadelloser Regelmäßigkeit, obwohl das kaum nötig war, doch hier war nichts anders als sie es erwartet hatte.

Nachdenklich ließ sie ihren Arm wieder sinken. Abgesehen davon, dass sie nun einen Schwanz statt ihres angestammten Geschlechts hatte, war sie offenbar völlig normal geblieben. Selbst der Penis machte auf sie keinen außergewöhnlichen Eindruck. Er entsprach genau der Vorstellung, die Schule und zufällig belauschte anzügliche Gespräche ihr vermittelt hatten.

Traumwandlerisch ließ sie sich in den Schreibtischstuhl neben ihr fallen. Erst als sie das Handtuch in ihrem Rücken spürte, merkte sie, dass sie sich gesetzt hatte, aber ihr fehlte die Kraft, sich noch einmal zu erheben und es woanders hinzuhängen. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Und wie war diese plötzliche Umwandlung überhaupt zustande gekommen? Handelte es sich tatsächlich um eine Krankheit oder war das eine Laune der Pubertät? Konnte es im Laufe ihrer Umwälzungen vorkommen, dass sogar Mädchen kurzzeitig männliche Reifemerkmale annahmen? War vielleicht ihr Hormonhaushalt durcheinandergeraten und war ein Überfluß an Testosteron dafür verantwortlich, dass diese Ungeheuerlichkeit aus ihr hervorgebrochen war?

Wie auch immer, zunächst blieb ihr jedenfalls nichts anderes übrig, als es für sich zu behalten, worum genau es sich auch handeln mochte. Ihren Eltern konnte sie sich zumindest nicht anvertrauen, mit ihnen hatte sie nie besonders gut reden können, vor allem nicht, was sexuelle Themen betraf, und wenn sie einem Arzt von ihren Symptomen hätte berichten müssen, wäre sie wahrscheinlich vor Scham gestorben.

Während sie so dasaß und das Adrenalin langsam aus ihrer Blutbahn schwand, drang allmählich ein weiteres Problem in ihr Bewußtsein vor. Auf einmal dämmerte ihr, dass sie pinkeln musste, dabei war sie gerade erst gewesen, bevor sie unter die Dusche gegangen war. Das hatte bestimmt mit ihrer Angst zu tun, in deren beklemmendem Griff sie sich bis eben noch befunden hatte. Immer nachdem sie große Angst gehabt hatte, musste sie zur Toilette. Ruhig lehnte Daria sich zurück und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Egal woher dieser Schwanz gekommen war, sie hatte zumindest auf keinen Fall vor, pinkeln zu gehen, solange sie ihn hatte. Entschlossen schlug sie die Beine übereinander und griff nahc einer der Magazine, die auf dem Schreibtisch lagen.

Sie hielt lange durch, aber nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, musste sie sich eingestehen, dass sie dieses Vorhaben nicht würde einhalten können. Das Bedürfnis war mittlerweile übermächtig geworden; wie bei einem Stausee drückten die Fluten gegen ihren Harnmuskel und noch wies nichts darauf hin, dass der penis demnächst wieder verschwinden würde. Somit blieb ihr wohl keine Wahl. Resignierend stieg sie nun endlich in ihren Schlafanzug, stahl sich leise aus dem Zimmer und den Flur hinunter. Im Badezimmer angekommen schloß sie erst einmal ab, bevor sie zur Toilette hinübertrat.

Nun gut, wenn sie das schon tun musste, würde sie es so sauber und effizient wie möglich hinter sich bringen. Ohne weiter zu zögern klappte sie den Toilettensitz hoch und zog ihre Schlafanzughose hinab. Jetzt da sie einen Schwanz hatte, würde sie das wohl wie ein Junge erledigen müssen. Sie hatte keine besondere Ahnung davon, wie die es eigentlich taten, nur dass sie dabei standen, wußte sie mit Sicherheit. Es war ihr nach wie vor unangenehm, dieses neugewonnene Körperteil zu berühren. Es war, als gehörte es nicht zu ihr, als gehöre es zu jemand anderem, trotzdem nahm sie es nun behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie hielt es so, dass sie es wnigstens nur mit den Fingerspitzen berührte, als sei es etwas, vor dem sie Angst und Ekel zugleich empfand. So gut ihre Unerfahrenheit in dieser Angelegenheit es zuließ, richtete sie es auf die Mitte der Schüssel, dann schloß sie die Augen und entspannte sich.

Die Erleichterung, die sich in ihr breitmachte, als der so lange zurückgehaltene Urin aus ihr hervorschoß, hatte beinahe etwas Sexuelles. Wie bei einem Orgasmus bekam sie ein warmes Gefühl in ihrem Bauch, während die Unmengen der Flüssigkeit aus ihr hervorflossen und der Druck in ihr endlich nachließ. Das hatte sie auch vorher schon erlebt, aber noch nie so intensiv wie heute. Vermutlich hatte sie es zuvor nie so lange eingehalten. Der rauschende Strom schien gar kein Ende mehr nehmen zu wollen. Erst nach und nach schwächte er sich ab, bis er schließlich völlig versiegte.

Als der letzte Tropfen von der Eichel fiel, seufzte Daria wie befriedigt auf und öffnete wieder die Augen. Rasch sah sie sich um, aber es schien alles gut gelaufen zu sein. Weder am Schüsselrand noch auf dem Boden waren fehlgeleitete Spritzer zu entdecken. Dann blieb es ihr wenigstens erspart, auch noch wischen zu müssen. Sie wollte den Penis gerade wieder in ihrer Schlafanzughose verstauen, als ihr doch noch eine Kleinigkeit einfiel, die sie über die Toilettengänge des anderen Geschlechts wußte. Sie schüttelten ihr Ding einfach ab, statt Klopapier zu benutzen. Das entsprach zwar nicht ganz ihren persönlichen Prinzipien in Sachen Hygiene, allerdings schien mehr tatsächlich nicht notwendig zu sein. Nachdem sie ihn also zweimal kurz auf und nieder hatte sausen lassen, packte sie ihn weg, wusch sich gründlich die Hände und machte sich schnellstens davon.

Zurück auf ihrem Zimmer warf sie einen Blick auf die Uhr. Gleich fing ihre Lieblingsserie an, von der sie sonst nie eine Folge verpasste, heute aber stand ihr nicht der Sinn danach. Im Moment hatte sie genug eigene Sorgen, da wollte sie sich nicht auch noch mit den Liebeswirren irgendwelcher fiktiver Charaktere auseinandersetzen. Alles, was sie wollte, war, sich ins Bett zu legen und zu hoffen, dass sie bis morgen wieder ihren alten Zustand erlangt hatte. Sie fand gerade noch die Kraft, das Licht auszuschalten, dann sank sie auch schon erschöpft ins Bett.

~+~​

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, schlug Daria sofort die Decke zurück und streifte ihre Schlafanzughose hinab. Ein gequältes Stöhnen entwich ihr. Entgegen ihrer innigsten Hoffnung stellten sich die gestrigen Ereignisse nicht als Traum heraus, noch hatte ihr Unterleib über Nacht zur Normalität zurückgefunden.

Erst nachdem ihr Wunsch nach Erlösung auf so niederschmetternde Weise zerschlagen worden war, schaltete sie den auf dem Nachttisch stehenden Wecker aus, blieb aber weiterhin liegen. Schlapp fiel ihr Arm neben ihr auf das Bett hinab. Was sollte sie denn auch anderes tun als hier in ihrem Elend liegenzubleiben? Als die Mutantin, zu der sie geworden war, konnte sie sich ja kaum zur Schule wagen. Alle ihre Hosen waren enganliegend und keiner ihrer Slips war dazu geeignet, so ein Gehänge zu verstecken, das ihrem Schritt entsprungen war. Außerdem hätte sie sich ohnehin nicht auf die Schule oder irgendetwas anderes konzentrieren können. Zwiefellos wäre sie den ganzen Tag wie ein Zombie durch die Schule gewankt, mit tiefen Ringen, die sich vor lauter Kummer unter ihre Augen graben würden, und nur dazu fähig, Fragen mit einem unwilligen Grunzen zu beantworten. Nein, da blieb sie lieber gleich Zuhause. Ob das nun eine Krankheit war oder nicht, in ihrer derzeitigen Verfassung stand ihr ein Attest zu, fand sie.

Zehn Minuten später steckte ihre Mutter den Kopf zur Tür herein, um nachzusehen, warum sie noch nicht aufgestanden war. »Morgen, mein Schatz. Geht es dir nicht gut?«, fragte sie besorgt.

Begraben unter der Last ihrer Verzweiflung brachte Daria ein schwaches Nicken zustande.

»Was fehlt dir denn?«

Ständig wiesen die Leute Daria darauf hin, wie ähnlich sie ihrer Mutter sah, und sie musste zugeben, dass das stimmte. Das glatte schwarze Haar hatte sie definitiv von ihr geerbt, und dass sie beide es lang trugen, vertiefte die Gemeinsamkeiten nur noch. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie einen ebenso herzerwärmenden, liebevollen Ausdruck in ihr Gesicht zaubern konnte. Solch einer mütterlichen Fürsorge gegenüber fiel es Daria schwer, sie zu belügen, aber es ging nicht anders. »Ich hab Bauchschmerzen«, sagte sie mit einer ihrer angeblichen Befindlichkeit angemessener Miene.

Jetzt trat ihre Mutter zu ihr, setzte sich neben ihr aufs Bett und ergriff ihre Hand. »Frauenprobleme oder richtige Bauchschmerzen?«, fragte sie in vertraulichem Ton.

»Richtige Bauchschmerzen.«

Sanft streichelte sie Darias Hand und blickte sie an. »Du siehst auch wirklich nicht gut aus. Möchtest du heute vielleicht lieber Zuhause bleiben?«

Na also, das waren die Worte, die Daria hatte hören wollen. Erleichtert nickte sie.

»Gut, ich bring dir gleich ein bisschen Zwieback und eine Tasse Tee hoch«, sagte Frau Kronenberg und erhob sich. »Dann gibt es heute wohl Hühnersuppe zu essen«, setzte noch hinzu, während sie das Zimmer verließ. Obwohl sie sich um die meisten häuslichen Belange kümmerte, war sie genau genommen keine Hausfrau. Sie hatte sich vor ein paar Jahren als Künstlerin freischaffend gemacht. So weit Daria wußte, verkauften sich ihre Gemälde jedoch eher schleppend. Sie war nicht allzu weit in die Finanzen der Familie eingeweiht, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie besonders viel zu ihnen beitrugen. Die meisten der Bilder waren ziemlich morbid und alle waren von einer dunklen Farbgebung beherrscht.

Ihre Mutter sah noch einige Male nach ihr, aber den Rest des Vormittags verbrachte Daria zur einen Hälfte damit, zu überlegen, woher ihr Penis gekommen war, und wie sie ihn wieder los wurde, und zur anderen mit dem erfolglosen Versuch zu vergessen, dass sie einen hatte. Mittags hatte sie tatsächlich Hühnersuppe bekommen, die sie ohne große Begeisterung im Bett sitzend gelöffelt hatte, doch nachdem sie damit fertig war, hielt sie diese Untätigkeit einfach nicht länger aus. Wieder riss sie sich die Decke von den Beinen und zog die Schlafanzughose hinab. Diesmal reichte es ihr jedoch nicht, einen kurzen Blick auf ihren Unterleib zu werfen, um festzustellen, ob vielleicht wieder alles in Ordnung gekommen war, diesmal würde sie nach einer Lösung für dieses Problem suchen, koste es, was es wolle.

Die Hose strampelte sie sich vollends von den Füßen, richtete sich im Bett sitzend auf und inspizierte ihre Scham mit aller ihr zur Verfügung stehender Gründlichkeit. Irgendein Anhaltspunkt musste hier doch zu finden sein, wie diese Abartigkeit rückgängig zu machen war, ein Ausschlag, der auf eine Krankheit schließen ließ womöglich, oder die unmerklichen Bewegungen von Parasiten unter ihrer Haut. Allmählich war ihr der eigene Körper fremd geworden, fast fühlte sie sich, als wäre sie in dem von jemand anders gefangen. Das konnte sie keinen Augenblick länger ertragen. So abscheulich die Schande und die Ohnmacht ihrer Situation auch waren, war das doch nicht das Schlimmste; das war das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein.

Von dieser Übelkeit hervorrufenden Empfindung getrieben suchte Daria unablässig weiter ihr Becken ab. Sie drehte den schlaffen, gummiartigen Penis in alle Richtungen, sah unter ihren Hoden nach und im Bereich dazwischen, aber es war nichts zu finden; nicht das geringste Anzeichen, dass sie je eine Scheide gehabt hätte, noch irgenetwas womit sie sich das Auftauchen des Schwanzes erklären konnte. In ihrer Hilflosigkeit zog sie sogar an dem Ding, aber auch das zeigte keine Wirkung, abgesehen davon, dass es furchtbar wehtat. Er zog sich überraschend weit in die Länge, löste sich jedoch nicht oder zeigte auch nur den kleinsten Hinweis darauf, dass es einen Sinn haben könnte, es trotz der Qualen weiter zu versuchen. Er war jetzt unzweifelhaft ein Teil von ihr, und ihr früheres Geschlecht lag nicht unter ihm verborgen.

Trotzdem tat der Schmerz ihr auf irgendeine unverständliche Weise gut. Vielleicht weil er ohne jede Frage besagte, dass dies immer noch ihr eigenes Fleisch, ihr eigenes Blut war, und es sich ausgenommen dieser kleinen Metamorphose in ihrem Schritt nicht verändert hatte. Aber woran es auch lag, es beruhigte sie jedenfalls so sehr, dass sie sich einen weiteren zufügte: Mit der geballten Faust schlug sie sich zwischen die gespreizten Schenkel. Sofort klappte Daria vornüber, als sie feststellte, dass die Hoden weitaus empfndlicher als ihr Penis waren. Sie stieß einen unterdrückten Fluch aus, bereute ihre Tat aber keineswegs. Das war natürlich nicht nur eine Bestätigung ihrer selbst gewsen, zumindest zum Teil war es als Strafe für ihren Unterleib gedacht, der sie mit dieser Wandlung so hintergangen hatte. Auch wenn sie es war, die die Folgen zu tragen hatte, hauptsache er litt mit ihr.

Sie hockte noch immer vor Schmerzen gekrümmt auf dem Bett, als es plötzlich klopfte. In ihrer von Qualen überschatteten Verfassung hatte sie kaum Gelegenheit zu reagieren, ehe auch schon die Tür aufgestossen wurde. Sie konnte gerade noch die Decke zu ihren Füßen hochreißen, dann trat Theresa ins Zimmer.

»Was machst du denn hier?!«, rief Daria erschrocken aus. Die Überraschung und die Atemlosigkeit nach dem Schlag in die Weichteile ließen ihre Stimme unangenehm schrill klingen. Sie hoffte inständig, dass es Theresa nicht weiter auffallen würde.

Die wies zunächst auch nur mit einer demonstrativen Geste auf Darias Wecker. »Wir waren für jetzt verabredet, erinnerst du dich? Und weil du heute nicht in der Schule warst, dachte ich, ich bringe dir wenigstens mal die Hausaufgaben vorbei und schaue, wie es dir geht. Deine Mutter hat mich reingelassen«, fügte sie noch erklärend hinzu, während sie ihr einen Zettel reichte.

Daria nahm ihn entgegen, legte ihn aber gleich unbeachtet auf ihrem Nachttisch ab. »Danke«, sagte sie dann, Stimme und Lächeln gleichermaßen nach Unauffälligkeit bemüht.

Misstrauisch beäugte Theresa ihre Freundin. Die Decke hatte sie sich bis zum Kinn hochgezogen, wo sie sie verkrampft festhielt, ihr Gesicht war gerötet und verschwitzt. »Was ist denn eigentlich los mit dir? Hast du etwa gerade ... dein Schmuckkästchen abgestaubt?«

Eigentlich legte Daria großen Wert darauf, sich mit einiger Eleganz auszudrücken, jetzt aber fehlten ihr die Worte. Ein bloßes »Hä?« war alles, was sie hervorzubringen vermochte. Möglicherweise lag es an der Aufregung ihrer momentanen Lage, sie hatte zumindest keinen Schimmer, wovon Theresa da sprach.

»Na, ich meine, ob du im Dunkeln getappt bist«, versuchte sie es noch einmal, doch als Darias Gesicht noch immer nur von Verwirrung gezeichnet war, beschloß sie, ihre Ausführungen etwas weniger verschleiert vorzutragen. »Also, ob du dir einen geschubbert hast«, meinte sie mit fragendem Unterton.

Nun verstand Daria endlich. »Quatsch«, wehrte sie vehement ab. »Ich bin krank, da spiel ich doch nicht an mir rum.«

»Ach ja«, fiel Theresa der eigentliche Grund ihres Besuchs ein. »Was hast du denn?«

»Ich ...«, setzte Daria bereits zu einer Lüge an, hielt dann jedoch inne. Theresa war ihre beste Freundin, mit ihr konnte sie über alles reden, sogar über die Dinge, die sie nicht einmal ihren Eltern anvertraut hätte. Sie war die einzige, von der sie sich in dieser Angelegenheit Verständnis und einen Rat erhoffen konnte. »Naja, weißt du, meiner Mutter habe ich erzählt, ich hätte Bauchschmerzen, aber das stimmt nicht ganz. Genau genommen liegen meine Beschwerden etwas tiefer und sind ziemlich, äh ... prekär.«

»Ah, schon gut, brauchst gar nichts weiter zu sagen. Solche Probleme kenne ich.«

»Nein, nein, das meine ich nicht. Es ist ...« Wieder verstummte Daria, als sie überlegte, wie sie sich Theresa verständlich machen sollte. »Ich weiß einfach nicht, wie ich das erklären soll«, gab sie schließlich auf. »Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich es dir zeige. Du würdest mir sonst ja doch nicht glauben.« Ihr war bewußt, dass diese Entscheidung mit einem gewissen Risiko verbunden war und schwerwiegende Folgen haben könnte, aber sie vertraute niemandem so sehr wie Theresa. Sie würde sie nicht hintergehen und dieses Geheimnis ausplaudern. Außerdem hatte Daria lange genug alleine mit diesem wahrgewordenen Alptraum fertig werden müssen, es war an der Zeit, endlich jemanden einzuweihen. Selbst wenn sie ihr keine unmittelbare Hilfe gewähren konnte, würde sie ihr doch wenigstens seelischen Beistand leisten.

Langsam entspannte sie ihre verkrampften Finger und zwang sie dazu, die Decke sinken zu lassen. Theresa sah ihr verwirrt, aber auch mit unverhohlener Neugier zu; erst als die Decke völlig herabgefallen und den Nährboden für Darias Unglück freilegte, zeigte sie eine angemessene Reaktion. Erstaunt riss sie die Augen auf, während sie mit einem hohen Zischen einatmete und dann die Luft anzuhalten schien.

»Ist das ... ist das ein Penis?«, fragte sie fassungslos, als ihr der angestaute Atem wieder entwich.

»Ich schätze ja«, antwortete Daria leicht angespannt. »Aber müsstest du das nicht besser wissen? Du hast doch einen Bruder!«

»Hm ...«, machte Theresa. Das stimmte. Lukas war vier Jahre jünger als sie, sodass sie ihn schon des öfteren nackt gesehen hatte. In seinem Alter nahm man das mit der Intimssphäre noch nicht so genau. Zwar hatte sie ihn bei solchen Gelegenheiten nie wirklich beachtet, trotzdem konnte kein Zweifel bestehen: Das, was da zwischen Darias auseinandergeschlagenen Beinen baumelte, war eindeutig ein Penis. »Hast recht, dumme Frage. Okay, du hast also einen Schwanz, aber woher?!«

»Das wüsste ich auch gern! Als ich gestern Abend geduscht habe, ist er plötzlich aufgetaucht, völlig ohne Grund! Ich hab nichts anderes gemacht als sonst auch, aber auf einmal wuchs mir dieses Ding da. Ich dachte, vielleicht ist es ja nur ein kleiner Infekt, der schnell wieder von alleine weggeht.«

»Ah ja«, sagte Theresa ohne eine Miene zu verziehen, »dieser ›Oh-guck-mal-mir-ist-für-einen-Tag-ein-Schwanz-gewachsen‹-Virus. Klar, kann sein, der geht im Moment ja überall rum.«

»Ha-ha, sehr lustig«, sagte Daria mühsam beherrscht. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn ihr jemand sarkastisch kam. »Nur für mich nicht, für mich ist das ganz und gar nicht lustig. Was soll ich denn jetzt tun? Ich dachte, du könntest mir vielleicht irgendwie helfen.«

Mit männlichen Geschlechtsteilen kannte Theresa sich nicht unbedingt aus, und sie hatte auch keine Vorstellung davon, wie ein Mädchen so unvermittelt eines bekommen sollte, aber sie würde alles tun, um Daria zu helfen, so viel stand fest. »Ich kann’s ja mal versuchen«, sagte sie und ging auf das Bett zu. Auf allen vieren ließ sie sich darauf nieder, direkt vor Darias geöffneten Schenkeln. Den Kopf gerade einmal eine Handbreit von dem ihr dargebotenen Schoß entfernt studierte sie ihn nachgerade.

Er hatte sich natürlich verändert, trotzdem war Daria kaum zu widersprechen: Wenn ihr jemdand in dieser Sache zur Seite stehen konnte, so war es Theresa, immerhin kannte sie die Physis ihrer Freundin besser als sonst irgendjemand. Zwar hatte sie ihren Schambereich noch nie von so nahem betrachten dürfen, doch hatte sie, wann immer es möglich war, heimlich zu ihr herübergelugt. Wenn sie vor dem Sportunterricht ihre Kleidung wechselte, wenn sie sich nachmittags in ihrem Zimmer umzog oder wenn sie gemeinsam übernachteten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte Theresa ihren Blick über sie schweifen lassen.

Ihre Bewunderung für Daria kannte eben keine Grenzen. Sie war schlechthin perfekt. Sie war nicht nur klug und einfallsreich, sie war auch das hübscheste Mädchen, das Theresa je gesehen hatte. Die langen glatten Haare, die wie ein schwarz glänzender Wasserfall über ihre Schultern fielen, die noch nicht ausgesprochen weit entwickelten, aber doch deutlich erkennbaren Brüste und nicht zuletzt das niedliche Gesicht mit den leuchtend grünen Augen waren nichts anderes als anbetungswürdig. Sie hätte alles dafür gegeben, um auch nur ein wenig mehr wie Daria zu sein, doch da sie sich allzu bewußt war, dass sie ihr in keiner Hinsicht das Wasser reichen konnte, begnügte sie sich damit, immer in ihrer Nähe zu bleiben und unbemerkt zu beobachten. Es machte einfach Spaß, mit ihr zusammen zu sein, egal wie überlegen sie ihr war. Bei ihr fühlte sie sich schlicht wohl.

Seltsamerweise war das sogar jetzt der Fall. Man hätte annehmen können, dass es ihr Unbehagen bereitete, die intimsten Stellen ihrer besten Freundin untersuchen zu sollen, aber das tat es nicht. So bizarr diese Bitte auch sein mochte, kam sie sich nicht ungehörig vor, als sie den Penis eingehend von allen Seiten begutachtete. Sie tat nur jemandem, den sie sehr mochte, einen Gefallen, das war alles.

Viel zu sehen gab es jedoch nicht. So weit sie das beurteilen konnte, unterschied er sich nicht großartig von dem ihres kleinen Bruders. Er schien nur ein bisschen größer zu sein, aber das hatte wohl auch zu erwarten gestanden, immerhin war Daria ein ganzes Stück älter als Lukas. Sonst war nichts zu entdecken. Es war offenbar ein gewöhnlicher Penis inmitten eines gewöhnlichen Unterleibs, nur dass es eben kein Unterleib war, in dem man ihn vermuten würde. So kam sie jedenfalls nicht weiter, da würde sie genauer nachforschen müssen. Kurzerhand ergriff sie einen Zipfel der Vorhaut und hob ihn so ein wenig an, um einen Blick darunter zu werfen.

Unwillkürlich zuckte Daria zusammen. »Was amchst du denn da?«, fragte sie, ebenso schockiert wie beschämt.

»Das, worum du mich gebeten hast«, erwiderte Theresa mit einem kurzen Aufblitzen über Darias Becken hinweg zu ihr empor, »ich stelle eine Diagnose auf.«

»Aha. Ich dachte nur, du schaffst das vielleicht auch ohne mich zu betatschen.«

»Hey, ich tue mein Bestes, aber er hing nun mal im Weg. So konnte ich nichts sehen.«

»Okay, schon gut, es ist nur etwas neu für mich, dass jemand mein Ding anfasst. Außerdem hast du kalte Finger«, rechtfertigte Daria sich, obwohl sie wußte, dass Theresa recht hatte. Sie konnte sich wohl keine Aufklärung erhoffen, wenn sie sich jegliche Berührung des betreffenden Körperteils von vorneherein verbat. Am Abend zuvor hatte sie es schließlich ganz genauso gemacht. »Also gut«, seufzte sie ergeben und lehnte sich wieder zurück. Sie versuchte, sich zu entspannen, während Theresas Kopf erneut zwischen ihre Schenkel sank, aber es gelang ihr nicht. Es war, als hätte sich jeder einzelne Muskel in ihr vor Nervosität angespannt. Sie fürchtete sich davor, was diese unnachgiebige Prüfung ergeben würde, gleichzeitig wollte sie es am Besten sofort erfahren.

»Also deine Dose ist jedenfalls vollkommen verschwunden«, teilte Theresa Daria ihr vorläufiges Urteil mit.

»Danke für den Hinweis, aber das wußte ich schon. Ich hab mir das ja auch schon angeguckt, so gut ich konnte. Sonst noch was?«

Unbeirrt widmete Theresa sich wieder ihrer Aufgabe. Wenn Daria sich das bereits selbst angesehen hatte, musste sie mit äußerster Sorgsamkeit vorgehen, um etwas herauszufinden, das ihr helfen würde. Sie ging nun mit beiden Händen zugleich zu Werke, hob abwechselnd Penis und Hoden an, schob sie sanft auseinander, besah sich den Zwischenraum, der sie trennte, und die Windungen, mit denen sie in den Körper übergingen. Nicht das kleinste Detail entging ihrer Aufmerksamkeit, keine noch so bedeutungslose Unregelmäßigkeit, trotzdem entdeckte sie nichts, was zur Lösung dieses Rätsels beigetragen hätte. Die Haut, die sich um den Schritt des Mädchens und ihre mutierten Fortpflanzungsorgane spannte, zeigte keinerlei Auffälligkeiten; es gab keine Änderung des Teints oder eine narbenähnliche Verwerfung an den Rändern, die vielleicht darauf hingedeutet hätten, das dort etwas außergewöhnlich wäre, nicht einmal eine leichte Rötung war zu sehen.

Unter diesen Umständen fühlte Theresa sich genötigt, ganz wortwörtlich noch tiefer zu wühlen. Wenn sie mit den Augen allein keine Unstimmigkeiten ausmachen konnte, musste sie eben auf ihren Tastsinn zurückgreifen. Die Hoden hatte sie in dieser Hinsicht recht schnell abgehandelt. Mit ihnen ließ sich nicht viel anstellen. Sie wog sie in der Hand, betastete sie leicht, fuhr mit dem Finger den Damm zwischen ihnen und dem Anus entlang und zog probeweise sogar behutsam an ihnen, aber nachdem all das ihr keine weiteren Erkenntnisse einbrachte, hatte sie ihre Mittel bereits ausgeschöpft. Der Schwanz hingegen bot ihr weit vielfältigere Möglichkeiten.

Zunächst nahm sie ihn mit zwei Fingern auf und hob ihn empor. So betrachtet sah er wie eine bloße Hautlasche aus, ein unschuldiger kleiner Zipfel, der sich da aus dem Tal des sich vor ihr auftuenden Beckens erhob. Während sie ihn noch neugierig anstarrte, bewegte sie ihre Finger an ihm hinab, und das offenbarte noch mehr Bestaunungswürdiges. Die vorstehende, spitz zulaufende Hülle aus Haut glitt zurück und unter ihr trat eine pinkfarbene Kuppel hervor. Es war das erste Mal, dass Theresa eine Eichel sah. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie Lukas nackt zu Gesicht bekommen hatte, war ihr noch keine untergekommen. Die war immer von der Vorhaut verdeckt gewesen, auch wenn ihr das nicht klar gewesen war. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, warum der Penis ihres Bruders nicht ganz so aussah wie auf den Abbildungen, die ihnen im Unterricht vorgelegt worden waren, doch als sie nun den von Daria erblickte, packte sie die Neugier.

Nun da sie erkannt hatte, wie beweglich sich diese Ummantelung ausnahm, war sie begierig darauf, mehr über deren Grenzen in Erfahrung zu bringen. Wie selbstverständlich ließ sie ihre Hand wieder vorgleiten und beobachtete, wie die glänzende Eichel erneut verdeckt wurde. Danach stand die Haut sogar so weit vor, dass sie sie mit den Fingerspitzen zusammendrücken konnte. Doch selbst dieser Zustand völliger Verborgenheit regte noch ihre Fantasie an.

Sie umfasste den schlaff herabbaumelnden Schwanz jetzt tiefer und hob auch noch die andere Hand. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger näherte sie sich der Öffnung der überhängenden Vorhaut und bohrte ihn hinein. Das erforderte ein wenig Geschick, aber mit eingem Umherwackeln gelang es ihr schließlich. Es fühlte sich warm uns sogar ein bisschen feucht an, außerdem konnte sie deutlich die Rundung der Eichel fühlen. Eine kurze Weile ließ sie ihren Finger die kleine Einbuchtung erkunden, zog ihn aber bald wieder zurück, um sich anderen Gebieten zuzuwenden. Das bestand darin, dass sie die verschrumpelte Haut des Penis, die seine Spitze verdeckte, zu beiden Seiten packte und auseinanderzerrte. Sie wußte selbst nicht genau, was sie sich davon erhoffte, der Anblick, der sich ihr so bot, hielt jedenfalls keine Überraschungen bereit. Das Ende des tunnelartigen Gebildes weitete sich schlicht auf und mit etwas gutem Willen war darin die Eichel auszumachen.

Das alles half Theresa bei ihrer Suche nach einer Erklärung für Darias plötzliche Veränderung natürlich kein Stück weiter, aber immerhin machte sie so eine Beobachtung, die sonst wahrscheinlich nicht erfolgt wäre. »Er zuckt!«, rief sie diese auch sofort aus.

»Hmm ...«, war alles, was Daria dazu vorbringen konnte. Sie hatte selbst bemerkt, dass dieses dämliche Teil wie bei Muskelkontraktionen auf und ab zu hüpfen begonnen hatte, und sie wußte auch, woran das lag, nur konnte sie Theresa ja schlecht erzählen, dass ihre gutgemeinte, unbedachte Untersuchung sie einen Ständer bekommen ließ. Ihre sanften Berührungen hatten schließlich keine sexuellen Hintergedanken, sie entsprangen einzig dem Versuch, ihr in dieser misslichen Lage Beistand zu leisten. Außerdem kannten sie sich bereits seit der ersten Klasse; selbst wenn sie nicht beide Mädchen gewesen wären, was diese gane Sache ja nun endgültig zu etwas Anrüchigem machte, hätte es sie nicht erregen dürfen.

Trotzdem war es so. Obwohl Theresa ihre beste Freundin war und sie somit etwas verband, das über die Obszönität körperlicher Anziehung hinausging, machten deren Erforschung ihrer Geschlechtsteile sie unbestreitbar an. Es war bereits mehr als demütigend, sich das selbst einzugestehen, das ungleich schwerwiegendere Problem war jedoch, dass sie es unter den Umständen, denen sie gerade unterlag, nicht einmal verheimlichen konnte. Unruhig rutschte sie auf dem Laken sitzend hin und her, während sie sich darauf konzentrierte, nach Kräften ihre beginnende Latte niederzukämpfen. Viel tun konnte sie aber wohl nicht. Das Beste war noch, an das Unerotischte zu denken was ihr einfiel.

Davon bekam Theresa allerdings nichts mit. Sie war nach wie vor hochbeschäftigt damit, Darias Körpermitte genauestens unter die Lupe zu nehmen. Mittlerweile hatte sie es aufgegeben, die Dehnbarkeit der Haut an der Penisspitze zu testen und war dazu übergegangen, sie unbeherrscht immer wieder über den Eichelrand hinwegwandern zu lassen. Theresa wußte es nicht, da sie nie mit besonderem Interesse über die Frage nachgedacht hatte, wie Jungs es sich eigentlich selber machten, aber tatsächlich holte sie Daria in diesem Moment einen runter.

Für die fühlte sich das zwar unsagbar wundervoll an, doch machte das diese Prüfung ihrer Willenskraft nicht gerade einfacher. Im Grunde war natürlich genau das der Hauptpunkt ihrer Schwierigkeiten: Wäre Theresas unbekümmertes Streicheln nicht so unwiderstehlich gewesen, hätte es ihr keine Mühe bereitet, ihr Verlangen zu unterdrücken, wie die Dinge aber nun einmal standen, musste sie sich bald dazu bekennen, diesen Kampf verloren zu haben. Voller Grausen spürte sie, wie ihr Schwanz immer weiter anschwoll, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit, wie sie ihre Erektion vor Theresa verstecken könnte, doch ihr fiel beim besten Willen nichts ein. Das einzig Denkbare wäre gewesen, sie zu bitten, damit aufzuhören, doch hätte das auch keinen Zweck mehr gehabt. Zweifellos hätte sie jeden Vorwand durchschaut, sodass Daria die Peinlichkeit ihrer unangebrachten Begierde nicht erspart geblieben wäre, zudem nahmen die auf sie einströmenden Empfindungen sie zu sehr gefangen, als dass sie noch rechtzeitig hätte reagieren können. Bevor sie auch nur einen Ton hervorbrachte, hatte ihr Penis sich bereits sichtlich erhoben, und so umfassend wie er in Größe und Umfang zugenommen hatte, konnte es von Theresa nicht unbemerkt bleiben.

So dauerte es auch gar nicht lange, bis die plötzlich erstarrte und mit großen Augen zu ihr aufblickte. »Du ... du hast einen Steifen!«, posaunte sie auch diese neue Enthüllung gleich hinaus.

Auf diese Weise in die Ecke gedrängt blieb Daria keine andere Wahl als die Flucht nach vorn. »So wie du an mir rumgefummelt hast, ist das ja wohl auch kein Wunder! Was hast du denn erwartet? So weit ich weiß, werden Jungs schon geil, wenn man nur ›hallo‹ zu ihnen sagt, dagegen hat dieses Ding es schon recht lange ausgehalten.« Zwar hatte sie indirekt ihre Ungebührlichkeit zugeben müssen, aber immerhin hatte sie die Schuld weitestgehend auf Theresa abgewälzt. Was hatte sie sich denn auch dabei gedacht? Wen ließ es denn schon völlig kalt, wenn man an seinen Genitalien herumspielte?

Theresa schien dieser Wink jedoch entgangen zu sein. Sie sah noch immer in einer Art ungläubiger Faszination zu Daria auf. »Soll das heißen, das ... das hat dich angemacht?«

Daria konnte ihrem Blick nicht länger standhalten. Dass Theresa ihre unterschwelligen Vorwürfe so leichtfertig abtat, brachte sie völlig aus der Fassung. Mit der Unschuldigkeit dieses einen gesprochenen Satzes war es nun doch wieder einzig ihr Verhalten, dessen man sich hätte schämen müssen. Den Kopf gesenkt brachte sie als Antwort nur ein schwaches Schulterzucken zustande.

Theresa spähte unterdessen staunend auf die vor ihr aufragende Erektion hinab. Nie hätte sie gedacht, dass Daria sich in irgendeiner Form von ihr hätte erregt fühlen können, und sei es auch nur durch eine solch natürliche, rein körperliche Reaktion. Sie war doch um so vieles über sie selbst erhaben, wie konnte sie da bei einer Berührung von ihr Lust empfinden? Dennoch war der Beweis dafür unübersehbar. Er befand sich praktisch vor Aufregung zitternd genau unter ihrer Nase. Vorsichtig stubste sie ihn mit dem Finger an, während sie ihn nachdenklich anstarrte.

»Hast du ... hast du ihn eigentlich schon ausprobiert?«, fragte sie ohne aufzusehen.

»Was meinst du?«

»Naja, ob du versucht hast, ihn ... zu wichsen.«

Sofort schoß Darias Kopf wieder in die Höhe. »Spinnst du?«, rief sie entsetzt. »Ich war gezwungen, mit dem Teil auf Toilette zu gehen! Das war schon schlimm genug, wenn du mich fragst.«

»Aber hast du dir mal überlegt, dass er dann weggehen könnte?«

Das hatte Daria selbstverständlich nicht, und ehrlich gesagt konnte sie es sich auch kaum vorstellen. Für sie klang wie der lächerliche Beginn der Handlung – wenn man das denn so nennen wollte – eines drittklassigen Pornos. Sie hatte zwar nie einen gesehen, aber so ungefähr liefen sie wohl ab. Andererseits konnte sie dem nicht von vorneherein widersprechen. Dies war eine Situation, die ihren Erfahrungshorizont überstieg; so etwas war ihr niemals zuvor widerfahren, noch hätte sie gehört, dass jemand etwas Vergleichbares erlebt hätte. Wenn es hierfür also keine wirkliche Erklärung gab, konnte sie auch nicht hoffen, diese Marter durch Logik zu überwinden. Vielleicht war es an der Zeit, sich auf ihr Gefühl zu verlassen, und das riet ihr, Theresas Empfehlung folge zu leisten. So sehr es ihr auch widerstrebte, jede Faser in ihr drängte sie dazu, ihren Bedürfnissen nachzugeben. Der unbändige Ständer, der aus ihrer Hüfte stach, die Schmetterlinge im Bauch, die Theresas Streicheln hervorgerufen hatte, und die Wolke in ihrem Kopf, die süße Erlösung versprach; das alles schrie geradezu danach, endlich Hand an sich selbst zu legen.

»Meinst du?«, vergewisserte sie sich trotzdem noch einmal. Auch wenn ihr Körper unzweideutig auf diese Lösung bestand, reichte ihr das nicht ganz. Was sie benötigte, war die ausdrückliche Genehmigung einer höheren Instanz, die ihr versicherte, das Richtige zu tun, oder eben wenigstens die einer guten Freundin, der sie rückhaltlos vertrauen konnte.

Theresa enttäuschte sie in dieser Hinsicht nicht. »Einen Versuch ist es doch wert, oder nicht?«, sagte sie und wischte damit Darias letzte Bedenken beiseite. Das stimmte doch sicher. Sie musste es einfach darauf ankommen lassen. Im besten Falle würde es ihr tatsächlich die ersehnte Rettung aus dieser Misere schenken und selbst wenn nicht, so konnte es doch immerhin nicht schaden. Sie durfte zumindest keinen möglichen Ausweg unberücksichtigt lassen, sei er auch noch so abwegig.

»Na gut«, stimmte sie schließlich zu, »ich schätze, du hast recht. Es muss wohl sein, ob ich will oder nicht.« Sie stieß ein demonstrativ resigniertes Seufzen aus und richtete sich langsam auf. Das sollte Theresa eigentlich zu verstehen geben, dass sie den raum verlassen sollte, damit sie anfangen konnte, doch die tat nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil, sie beugte sich sogar wieder vor und langte nach dem steil emporragenden Penis.

Erneut fuhr Daria wie nach einem elektrischen Schlag zusammen. »Was ... was wird denn das, wenn’s fertig ist?«

Schulterzuckend hob Theresa den Kopf, einen Ausdruck in den Augen, den Daria nie zuvor an ihr gesehen hatte. Er wirkte ein bisschen so wie das Leuchten im Blick eines Tigers, kurz bevor er über eine Gazelle herfiel. »Ich dachte, ich übernehme das für dich.«

»W-w-wieso?«, stotterte Daria. Die atemlose Anspannung und die immer weiter voranschreitende Verkommenheit der Geschehnisse erwies sich langsam aber sicher als echte Zerreißprobe für ihre Nerven.

»Du hast doch gesagt, dass es dir schon schwergefallen ist, überhaupt aufs Klo zu gehen, wie willst du dir dann einen runterholen?«

Dem musste Daria leider zustimmen. Sie brachte es kaum über sich, dieses Ding anzufassen, es aber sogar zu reiben, bis es sie mit seinem Ausfluss besudelte, erschien ihr unerträglich, egal wie gut es sich anfühlen mochte. Trotzdem konnte sie diese Aufgabe doch nicht Theresa zumuten. Würde das nicht das unausweichliche Ende ihrer Freundschaft bedeuten? Wie sollten sie danach nur je wieder unbefangen miteinander reden oder sich in die Augen sehen können ohne dabei rot zu werden? Doch war das dementgegen nicht auch der größte Vertrauensbeweis, den sie einander erbringen konnten? Müsste das ihre innige Beziehung nicht noch vertiefen? Sie hatten sich schon immer hervorragend verstanden und alles geteilt, Wünsche, Träume und Geheimnisse ebenso wie Niederlagen und Tränen, da konnte es sie doch nur noch enger zusammenschweißen, wenn sie sich auch diesem Hindernis gemeinsam stellten.

Sie atmete einmal tief ein und aus, wie um sich selbst Mut zu machen, dann fragte sie leise: »Und das würdest du wirklich für mich tun?«

»Aber ja«, sagte Theresa leichthin. »Du weißt doch, wenn du Hilfe brauchst, bin ich immer für dich da. Jetzt brauchst du sie offensichtlich, also tue ich alles, was ich kann.« Das war keine floskelhafte Übertreibung. Für Daria hätte sie tatsächlich schlichtweg alles getan. Zu ihr fühlte sie eine Verbundenheit, die sie sonst für niemanden empfand, mit Ausnahme ihrer Familie vielleicht. Da war es doch das Mindeste, dass sie ihr einen auf mysteriöse Weise erschienen Schwanz wichste.

Daria hingegen hielt das nicht für so selbstverständlich. Eine Welle echter Rührung überströmte sie. Das war wohl das Bewegendste, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte. »Danke«, hauchte sie kaum hörbar, als wollte sie den ganz eigenen Zauber dieses Augenblicks nicht durch ein zu lautes Geräusch stören. Nach einer kurzen Weile der Stille gab sie dennoch ein verlegenes Hüsteln von sich. »Dann, äh ... setze ich mich also hier hin, ja?«, vergewisserte sie sich nervös. In Wahreheit saß sie ja schon auf dem Bett, sie hatte sich die ganze Zeit über nicht vom Fleck gerührt, doch jetzt lehnte sie sich wieder zurück in ihr Kissen. Sie fühlte sich ein wenig überfordert. Sie hatte einfach keine Ahnung, wie man sich verhalten sollte, wenn die beste Freundin einem aus reiner Hilfsbereitschaft anbot, einem die Latte abzuwedeln.

Theresa bemerkte ihre Unsicherheit allerdings nicht einmal, dazu war sie zu sehr mit ihren eigenen Ungewissheiten beschäftigt. Die Hand nach wie vor fest um ihren Penis geschlossen nickte sie Daria bloß kurz zu, bevor sie weiter nachdachte. Nachdem bisher alles wie von selbst und ohne ihr Zutun geschehen war, war dies der erste Moment, in dem sie sich ernsthaft fragen musste, wie man einen Schwanz eigentlich masturbierte. Als sie nun versuchte, dieser Wissenslücke rational auf den Grund zu gehen, wurde ihr klar, dass die Antwort schon fast offensichtlich war. Sie hatte auf dem Schulhof ein paar eindeutige Gesten beobachten können und die Möglichkeiten, was man mit den Fingern an einem Ständer anstellen konnte, waren auch nicht unerschöpflich. Außerdem hatte Daria erst einen hoch gekriegt, als sie ihre Faust an ihm auf und ab geführt hatte.

Sie tat also nichts anderes als das Naheliegendste, indem sie nun genau damit wieder anfing. Selbst wenn das nicht die Methode sein sollte, die Jungs normalerweise anwendeten, was Theresa bezweifelte, stand doch außer Frage, dass sie Daria gefiel. Letztendlich unterschied es sich kaum von der Art, wie Mädchen es sich machten: Man streichelte einfach sein Geschlecht, und das tat Theresa nun mit dem ihrer Freundin. Als wäre es die leichte Erhebung ihres Venushügels ließ sie ihre Finger einzeln über die samtene Haut des Schafts streifen, hinauf bis zur Spitze der Eichel und wieder hinab, während sie beobachtete, wie Daria sich unruhig unter dieser unendlich sanften Berührung wand. Ihr Becken stieß sogar einige Male wie unbewußt vorwärts, den unmerklichen Liebkosungen entgegen. Dieses Phänomen kannte Theresa bereits aus ihren eigenen Onanieerfahrungen und sie konnte auch gut nachvollziehen, wie es Daria gerade erging. Wahrscheinlich sehnte sie sich mit aller Macht nach etwas weniger subtilen Techniken, doch diesen Gefallen wollte sie ihr noch nicht erweisen. Sie war viel zu berauscht von der Kontrolle, die sie über sie hatte. Sonst war es meist Daria, die darüber bestimmte, was sie machten, doch jetzt war sie Theresas alleiniger Gnade ausgeliefert. Es lag ganz bei ihr, auf welche Weise sie ihr die erhoffte Befriedigung schenkte, oder ob sie es überhaupt tat.

Erst als Daria ohne Rücksicht auf den Umstand, dass ihre Mutter nur zwei Türen weiter im Atelier arbeitete, voll unerfüllter Lust aufstöhnte, erbarmte Theresa sich und umfasste den Penis endlich wieder vollständig. Es war ihr schleierhaft, woran es lag, dass der Gedanke, ein anderes Mädchen zu erregen, sie so sehr anzog, aber so war es nun einmal. Je mehr Verlangen sie in Daria weckte, umso weiter stieg es auch in ihr. Während das Stöhnen der androgynen Jugendlichen, an die sie gerade Hand anlegte, ungeachtet der Gefahr einer Entdeckung immer lauter wurde, spürte auch sie ein begehrliches Kribbeln in sich aufsteigen. Dass sie sich mittlerweile nicht einmal mehr so weit zügeln konnte, ihre Leidenschaftsbekundungen auf Zimmerlautstärke zu halten, machte Theresa einfach über alle Maße an.

Sie war selbst kaum noch dazu imstande, das hier als arglos abzutun. Auch wenn es als bloße Hilfeleistung begonnen hatte, konnte sie nicht länger leugnen, dass allmählich mehr daraus wurde. Eigentlich hätte Darias schnelle und effiziente Erleichterung im Vordergrund stehen sollen, doch mittlerweile stand sie selbst nicht weniger in Flammen und würde früher oder später dieselbe Behandlung benötigen. Dabei hatte sie noch gar nichts getan, was diesen Grad der Begierde rechtfertigte. Sie rieb Daria nur einen ab, das war alles, oder war sie etwa so leicht zu haben, dass man nur sein Gemächt auszupacken brauchte, um sie ins Bett zu kriegen? Das konnte Theresa sich aber nicht vorstellen. Bislang hatte sie jedenfalls wenig Interesse an einer körperlichen Beziehung gezeigt. Zwar wollte sie durchaus begehrt werden – es machte ihr Spaß, sich hübsch zu machen und anschließend die begeisterten Blicke der Jungs auf sich zu spüren – und sie masturbierte auch regelmäßig, trotzdem hatte sie nie versucht, mit einem von ihnen zusammenzukommen. Sie war nie mit jemandem ausgegangen, schlug sämtliche Anfragen in dieser Richtung kategorisch aus und war auch sonst glücklich damit, ihre Zeit einfach mit Daria zu verbringen.

Vielleicht war es also nur die Innigkeit ihrer Freundschaft, die sie so mitriss, vielleicht übertrug sich Darias Lust auf sie, weil sie sich so nahe standen. Aber selbst wenn dem nicht so war, änderte es nichts an den Gegebenheiten: Sie war zweifellos von Leidenschaft umfangen und ebenso zweifellos war es Darias Unterleib, der dafür verantwortlich war. Aber war das nicht auch verständlich? Immerhin war sie das einnehmendste Mädchen, dem Theresa je begegnet war und offensichtlich stand ihr Intimbereich dem in nichts nach, ganz unabhängig davon, welche Fortpflanzungsorgane dort nun auch liegen mochten. Sie hätte sich zumindest um nichts in der Welt von diesem Anblick losreissen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Er war schlicht atemberaubend. Unablässig schob sich die Vorhaut getrieben von ihrer Hand über die Eichel und zog sich wieder zurück, sodass deren leicht lavendelfarbenes Schimmern hervorblitzte. Es faszinierte Theresa zutiefst, wie diese Hülle im einen Moment einen Zipfel über ihr bildete und im nächsten schon wieder daraus hervorbrach. Wenn das geschah, konnte sie sogar einen winzigen Tropfen klarer Flüssigkeit erkennen, der dort herabhing. Durch ihr beharrliches Streicheln löste er sich immer recht schnell wieder und verteilte sich über die gesamte Penisspitze, wurde aber sofort von einem neuen ersetzt.

Das musste wohl der Ursprung der Feuchtigkeit sein, die sie zwischen diesen Hautlappen wahrgenommen hatte, als sie ihn zum ersten Mal berührte. Das unaufhörliche Nachsickern aus dem kleinen Loch mitten auf der Kuppe hatte die Nässe inzwischen weiter ausgebreitet. Theresa konnte sie an ihren Fingern kleben spüren; sie machte den Schaft glitschig, sodass ihre auf und ab wandernde Faust jetzt kaum noch die nachgiebige Vorhaut mit sich schleifte, sondern zum größten Teil sanft über sie hinwegstrich. Daria schien diese Entwicklung ohnehin noch besser zu gefallen. Ihr unbemerkt ausgestossenes Stöhnen hatte sich erneut in seiner Intensität gesteigert und sie erbete jedes Mal, wenn ihre Hand den hervorstehenden Eichelrand streifte. Theresa sollte es recht sein. Auch so konnte sie noch immer die Weichheit und Wärme des Ständers ihrer Freundin fühlen, doch war das längst nicht alles, wie sie feststellte. Sie konnte sogar schwach den Herzschlag in dem Pulsieren seines enormen Umfangs hindurch erkennen, außerdem hatte er unkontrolliert zu zucken begonnen. Fast wirkte es, als würde er sich dem ihn umklammernden Griff entgegenbäumen.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dasaß und zusah, wie Daria die Gefälligkeit genoß, die Theresa ihr erwies. Versunken in dieses hinreissende Bild war es allerdings auch beinahe unmöglich, nicht ins Schwärmen zu geraten. Ihr glatt herabhängendes, langes Haar war ein wenig durcheinander geraten, aber noch immer vom dunkelsten Schwarz, das man sich denken konnte, ihre Augen blitzten so hell wie zwei leuchtende Smaragde unter halbgeschlossenen Lidern hervor und ein betörend niedlicher Ausdruck höchster Verzückung zierte ihr Gesicht. Irgendwann fiel Theresa jedoch auf, dass sie Darias Schwanz nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hatte, die er verdiente. Auf welche Weise es auch dazu gekommen sein mochte, war er nun unbestreitbar ein Teil von ihr und als solchem wollte sie ihn so lückenlos erkunden, wie es ihr nur erlaubt war. Betastet und angestarrt hatte sie ihn nun wohl mehr als genug, ihre übrigen Sinne waren bisher aber außer Acht gelassen worden, und Theresa hatte den Eindruck, dass sie unter solch verqueren Umständen wie gegenseitiger Masturbation ruhig noch ein bisschen weitergehen durfte.

Langsam beugte sie den Oberkörper herab, ohne die Bewegungen ihrer Hand zu unterbrechen, bis sie mit der Nase fast an Darias Penis stieß. So unauffällig sie nur konnte, schnüffelte sie an ihm. Ihre Neugier war ihr zwar überaus peinlich, trotzdem musste sie es tun. Die Versuchung war zu groß, als dass sie ihr hätte widerstehen können. Der Geruch war nur schwach wahrzunehmen, ließ ihr Herz aber sofort schneller schlagen. Er war einfach wundervoll. Süßlich und schwer, wie der Duft einer exotischen Blüte.

Während sie mit ihren Nachforschungen beschäftigt gewesen war, hatte sie für einen winizgen Moment innegehalten, beeilte sich nun aber, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen, bevor Daria noch bemerkte, was sie soeben getan hatte. Um diese kleine Eskapade noch weiter zu überspielen, begann sie gleich mit deutlich mehr Geschwindigkeit und Kraft in ihren Handschlägen als sie zuvor hineingelegt hatte. Daria, die auf diese plötzliche Intensitätssteigerung nicht vorbereitet gewesen war, fuhr heftig zusammen, und ohne dass sie es hätte verhindern können, schnellte erneut ihre Hüfte vor. Theresa schwelgte noch zu sehr in der Erinnerung ihrer letzten Entdeckung, um rechtzeitig reagieren zu können, und so schoß der Penis ungehindert bis zu ihrem noch immer zu ihm herabgesenkten Gesicht empor, streifte die Lippen und hinterließ seine klebrigen Mitbringsel auf ihnen.

Zunächst war Theresa wie erstarrt. Unfähig sich zu bewegen hielt sie den Ständer fest an ihre Wange gepreßt, wo sie seine warme Nässe zäh an sich herabrinnen spürte. Obwohl sie äußerlich völlig ruhig wirkte, war sie innerlich zutiefst aufgewühlt. Ihr Herz pochte wie verrückt und ihre Gedanken rasten. Dieses unvorhergesehene Ereignis hatte ihr eine Idee eingeben, die sich nicht so einfach abweisen ließ. Hartnäckig schwirrte sie in ihrem Bewußtsein hin und her wie eine Biene, angezogen von den köstlichen Versuchungen gemeinsam ausgelebter Triebe. Darias geheimsten Duft hatte Theresa mittlerweile enthüllen können, der Geschmack war ihr bisher jedoch verwehrt geblieben. Die Möglichkeit eines Oralverkehrs hatte sie schon immer am meisten fasziniert. Sie fand es ungemein erregend, sich vorzustellen, ein fremdes Geschlechtsteil in den Mund zu nehmen oder dass jemand das bei ihr tat. Das hielt sie für den Inbegriff von Vertrautheit. Auch wenn sie es nie selbst erlebt hatte sondern nur davon geträumt, konnte es nichts geben, was mehr Nähe, Geborgenheit und Erfüllung verhieß.

Aber durfte sie so weit gehen? Durfte sie einer Klassenkameradin einen blasen, nur um herauszufinden, wie das war? Unsicher blickte sie zu Daria hoch. Die schien ebenso unwillig wie sie, diesen Kontakt zu beenden, diese verworrene Umarmung, in der sie sich befanden, die Hand in ihren Schritt gelegt, das Gesicht in ihm vergraben. Sie sah nur stumm zu ihr hinab, neugierig, wie sie sich jetzt verhalten würde.

Damit war Theresas Entscheidung gefallen. Behutsam zog sie ihren Kopf zurück, bis die triefende Eichel ein Stückchen vor ihrem Mund hing, dann lehnte sie sich wieder vor. Die Lippen öffnend nahm sie den Schwanz in sich auf. Obwohl sie sich damit begnügte, nur seine Spitze still auf ihrer Zunge ruhen zu lassen, war es bereits jetzt ein höchst merkwürdiges Gefühl. Alles, was sie vorhin schon gespürt hatte, als sie ihn mit der Hand zum Höhepunkt bringen wollte, war auch hier vorhanden, nur unendlich verstärkt durch den Eindruck einer berauschenden Unmittelbarkeit, nun da er in ihr steckte. Nach wie vor federte der Penis kraftvoll auf und ab, während der Vorsamen aus ihm quoll. Dieser Vorgang hatte sogar noch zugenommen. Bei so gut wie jeder seiner Bewegungen löste sich ein Tropfen und floß in sie hinein.

Doch so seltsam das alles war, so lustvoll war es auch. Sie hatte sich nicht getäuscht, es hatte tatsächlich etwas unglaublich Befriedigendes an sich, jemanden mit dem Mund zu verwöhnen. Wie sie es erwartet hatte, fühlte sie sich tiefer mit Daria verbunden als jemals zuvor und das schenkte ihr auf irgendeine Weise eine ebensolche Zufriedenheit. Auch der Geschmack war nicht anders als der Duft hatte vermuten lassen. Er war drückend, aber nicht unangenehm, leicht bitter und doch zart, wie ein Hauch dunkler Schokolade, der ihr langsam auf der Zunge zerging.

Nachdem sie sich eine Weile an diese Besonderheiten gewöhnt hatte, konnte Theresa nicht länger an sich halten und ließ die harte Stange weiter in sich ein. Vorsichtig senkte sie ihren Kopf so lange Darias Unterleib entgegen, wie sie konnte, doch reichte es nicht, um sie vollständig in sich aufzunehmen. Als die Eichel am Ende ihrer Kehle anlangte und ihre Rundung sich sanft an ihren Gaumen schmiegte, standen noch mehrere Fingerbreit hervor. Mit allem ihr zur Verfügung stehendem Nachdruck versuchte Theresa, auch diese letzte Strecke zu überwinden, musste aber bald einsehen, dass es sinnlos war. Außer einem atemlosen Keuchen, als der Penis sich ihr in den Hals schob, brachte ihr das nichts ein.

Da ein Vorwärtskommen unmöglich war, blieb ihr nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten, was Daria neuerliches Stöhnen entlockte. Freudig nahm Theresa diesen glockenhellen Klang ehrlicher Leidenschaft zur Kenntnis. Offensichtlich musste sie gar nicht die volle Länge in sich hineinzwängen, um ihr zu einem Orgasmus zu verhelfen. Obwohl dies eine ihrer bevorzugten Fantasien war, hatte sie sich nie viele Gedanken darüber gemacht. Sie hatte einfach angenommen, dass sie einen Schwanz von oben bis unten umschmeicheln musste, um ihn zum Abspritzen zu bringen. So weit sie wußte steckten die Dinger bei richtigem Sex ja auch bis zum Anschlag in der Scheide, allerdings war sie in diesen Belangen zugegebenermaßen auch recht unbedarft. An Pornos zum Beispiel hatte sie kein Interesse. Zwar hatte sie entsprechende Darstellungen unweigerlich schon gesehen, immerhin brachte hin und wieder irgendjemand Bilder oder Ausschnitte in Umlauf, die besonders lustig sein sollten, aber etwas Erotisches konnte Theresa nicht in ihnen entdecken. Ästhetik oder Charme schien in ihnen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Das einzige, was sie im Überfluß boten, waren Nahaufnahmen von männlichen primären Geschlechtsorganen, und dem konnte sie nicht viel abgewinnen.

Insofern war dies hier eine Angelegenheit, von der sie keine Ahnung hatte, und sie las einzig an Darias Reaktionen ab, was ihr gefiel. Zunächst wagte sie sich mit dem Mund wieder tiefer vor, und die Laute, die sie dafür erntete, ließen keinen Zweifel am Genuß aufkommen, den sie damit auslöste. Von diesem Erfolg angestachelt ließ sie ihren Kopf beständig vor und zurück wippen, quetschte so viel von dem zuckenden Ständer in sich hinein, wie es gerade eben ging, und entfernte sich dann wieder, bis er fast aus ihr hervorglitt. Es war nicht ganz leicht auf Händen und Knien hockend ihn in der Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit zu bearbeiten, die Daria ihrem Verhalten nach zu urteilen am meisten Vergnügen bereitete, doch gewann sie schnell einige Übung darin, sodass die Wertschätzungsbekundungen, die sie für ihre Mühen erhielt, mit der Zeit immer vielfältiger wurden. Die dicke Penisspitze in ihrem Rachen verlor jetzt so riesige Mengen an Lusttropfen, dass es sich anfühlte, als würde sie von ihnen überschwemmt. Schwer spürte Theresa sie auf ihrer Zunge landen, wo sie sich träge wie Honig verteilten und ihren gesamten Mund verklebten.

Die bewegliche Vorhaut schob sie bei jedem Nicken ihres Kopfes mit sich über die nasse Eichel, was Theresa überraschte. So war es, als würde sie ihr weiterhin einen abschütteln, nur dass sie ihren Mund statt ihrer Hand dazu benutze. Daria schien das jedoch nichts auszumachen, jedenfalls ließ nichts in der Art, wie sie leise vor sich hinstöhnte und verzweifelt versuchte, ihre instinktiv ausgeführten Beckenstöße zu unterdrücken, darauf schließen. Tatsächlich bemerkte sie es nicht einmal. Dies war schließlich ihre erste sexuelle Erfahrung, bei der noch jemand außer ihr anwesend war, und selbst wenn es anders gewesen wäre, war es für sie ein völlig fremdartiges Gefühl, überhaupt einen Penis zu besitzen. So erkannte sie darin nicht nur keinen Nachteil, sie hielt es sogar für überaus aufreizend. Die ganze Sache war ohnehin wie ein abwegiger aber nichtsdestotrotz wundervoller Traum. Da kniete Theresa in all ihrer unbestreitbaren Schönheit vor ihr, einen Schwanz lutschend, der ebenso unerwartet wie unerklärlich in Darias ansonsten unzweifelhaft weiblichem Schritt erschienen war.

Sie kam also nicht umhin, sich einzugestehen, wie sehr es sie anmachte, obwohl das eigentlich sämtliche Umstände hätten verhindern müssen, immerhin war nicht nur die bloße Existenz der Erektion, die sie gerade besänftigt bekam, schon höchst beängstigend, darüber hinaus war es auch noch ihre beste Freundin, die das für sie übernahm. Anfangs hatte sie sich abgemüht, den Gedanken komplett aus ihrem Kopf zu verbannen, dass es ausgerechnet Theresa war, die ihr einen blies, doch hatte er sich immer wieder zurückgeschlichen. Das Detail, dass sich ihr damit ein anderes Mädchen widmete, tat ihrer Erregung offensichtlich keinen Abbruch. Das verstand Daria allerdings nicht ganz. Auch wenn Theresa ihre volle Sympathie galt und deren Äußeres fast so makellos wie ihr eigenes, hätte es sie doch nicht so mitreissen dürfen.

Da das aber nun einmal so war, gab sie sich mit plötzlichem Fatalismus ganz und gar dem Sog der Ereignisse hin. Nun da ihre Vorbehalte zumindest für den Moment vergessen waren, erlaubte sie es sich, Theresa bei dem zuzusehen, wozu sie sich herabgelassen hatte. Daria konnte nicht fassen, dass sie dieses Ding wirklich in den Mund nahm. Sie selbst hätte sich das wahrscheinlich nicht getraut. Keine von ihnen wußte etwas darüber, nicht wie es aufgetaucht war, noch warum. Es war nicht einmal sicher, dass es sich wie ein gewöhnlicher Penis verhielt und auf dem Höhepunkt sein Sperma verschleuderte, oder ob etwas vollkommen anderes aus ihr strömen würde. Das Einzige, was außer Frage stand, war, dass es schmutzig war. Zwar hatte sie ihn entgegen jeder Hemmungen ihn auch nur anzufassen, nicht weniger sorgfältig gewaschen als ihre übrigen Extremitäten, als sie an diesem Vormittag geduscht hatte, doch das hatte ihr Empfinden nicht im mindesten beeinträchtigt. Er war ein Schandfleck an ihr, den keine noch so gründliche Reinigung entfernen konnte.

Er blieb ein Gegenstand des Ekels, besonders in diesem angeschwollenen Zustand, in dem er pausenlos umherzuckte und seinen Vorsamen absonderte. Daria hatte bereits gespürt, wie die schleimige Flüssigkeit ihn lückenlos besudelt hatte, als Theresa ihn mit der Hand beglücken wollte, sie aber so unmittelbar in sich aufzunehmen, musste ungleich widerwärtiger sein. Das glibberige Zeug musste sich an ihren Lippen sammeln, während immer mehr davon in ihren Mund sickerte und unabänderlich musste sie es schmecken, nicht nur das Sekret, sondern Daria selbst, die ganzen abartigen Einzelheiten ihrer Scham.

Erstaunlicherweise stieß der Gedanke an diese Erniedrigungen sie jedoch nicht ab, stattdessen machte er sie sogar noch weiter an. Dass sie all diese Dinge erdultete, ohne dass es Theresa ebenfalls Lust verschaffen konnte, ließen die Wogen der Leidenschaft ins Unermessliche steigen. Sie spülten mit solcher Macht über sie hinweg, dass Daria es irgendwann nicht länger aushielt und sich aufrichtete. So entrückend das zarte Nuckeln an ihrem Schwanz auch war, verlangte es sie nun doch nach ungehalteneren Gunstbeweisen. Wie von selbst erhob sie sich aus ihrer zurückgelehnten Position, kniete sich vor Theresa und drückte ihr Becken deren Gesicht entgegen. Ihre erste Reaktion bestand darin, mit dem Kopf zurückzuzucken, doch ohne dass Daria es auch nur gemerkt hätte, vergruben sich ihre Hände in dem dichten, schwarz gefärbten Haar und hielten sie an Ort und Stelle. Eingehüllt in die Schleier ihrer Begierde drang nichts davon in ihr Bewußtsein vor. Sie warf einfach laut stöhnend den Kopf in den Nacken und stopfte ihren Penis in den Mund des Mädchens.

Nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, ließ Theresa es klaglos über sich ergehen. Sie stemmte nur die Hände fester auf das Laken, um sich abzustützen. Das war an sich nicht nötig, entlastete sie aber ein wenig, nun da Daria so schwungvoll in sie hineinstieß. Ihre Hüfte hatte ja schon die ganze Zeit über verhalten gezuckt, so als fiele es ihr schwer, die Bewegungen, die Theresa für sie erledigt hatte, nicht selbst auszuführen, doch diese Einschränkung war jetzt fallengelassen worden. Sie benutzte diese Körperöffnung nicht anders als wäre sie ihre Scheide; zügellos rammte sie ihr den Schwanz zwischen die Lippen und zog ihn weit ausholend wieder zurück, während sie gedankenverloren durch ihr Haar strich. Sie fickte ihren Mund mit allen Mitteln und Theresa hielt ihn ihr ergeben hin.

Das bedeutete allerdings auch, dass sie nichts weiter zu tun hatte als stillzusitzen und zu schlucken, was Daria ihr an Lusttropfen erbot. Mit diesen Bedingungen hielt sie die Gelegenheit für gekommen, sich ein wenig um ihr eigenes brennende Verlangen zu kümmern. Ihr Schlitz pochte bereits in einem hämmernden Rhythmus und Theresa wußte, dass er jeder noch so winzigen Aufmerksamkeit entgegenfieberte. Langsam hob sie eine der Hände, die sie sicherheitshalber am Bett behalten hatte, und legte sie zwischen ihre Beine. Obwohl sie noch immer Hose und Slip trug, kam es ihr so vor, als könnte sie die Hitze spüren, die aus ihrer aufgereizten Spalte aufstieg. Als sie ihre Finger fester auf den Stoff preßte, nahm sie sogar die Nässe wahr, die sich in ihr gebildet hatte. Sie drang zwar nicht durch das dichte Gewebe hindurch, das sie eindämmte, dennoch konnte Theresa deutlich fühlen, wie es davon glitschig geworden über ihren Schoß rutschte.

Weitere flüssige Bezeugungen der nahenden Ekstase quollen aus ihr hervor, während sie die merkliche Einkerbung zwischen ihren Schamlippen nachzeichnete, doch bekam sie davon kaum etwas mit. Schon alleine ihre Hand gemächlich an dieser Linie auf und ab zu führen, erfüllte sie mit einem wohligen Schauer, als sie dann aber ihren Kitzler erreichte, erbebte sie förmlich. Mit vor und zurück hüpfendem Becken verweilte sie dort, zwei Finger dicht gegen die Stelle gedrückt, unter der sich ihre Klitoris erhob. Sie musste mit aller Kraft reiben, die sie aufbringen konnte, um ihn durch den Stoff in einem angemessenen Maße zu streicheln, aber das war genau das, was sie jetzt brauchte. Vor Daria kniend und deren Schwanz tief in ihren Hals geschoben stand ihr gar nicht der Sinn nach überzogener Zärtlichkeit. Was sie in diesem Augenblick wollte, war vielmehr die unbeherrschte Geilheit, die zu solch einer schrägen Situation passte.

Totzdem musste sie nicht völlig darauf verzichten. Die Hände, die sich um ihren Kopf schlangen, waren nur lose aufgelegt und die Finger in ihren Haaren waren eher ain sanftes Kraulen als ein Umklammern. Theresa hätte sich ihnen jederzeit entziehen können, doch das tat sie nicht. Es gefiel ihr, wie Daria sie so hielt, dass sie gut in sie eindringen konnte, als wäre sie nichts weiter als ein Spielzeug, an dem sie sich abreagieren konnte. Dieses Gefühl, die Verantwortung entzogen zu bekommen, war einerseits so berauschend, dass immer mehr Nektar aus ihr hervorfloß und ihr ohnehin schon durchnässtes Höschen noch weiter befleckte, andererseits fand sie es äußerst bedauerlich, dass sie nun nicht mehr die Handlungsfreiheit besaß, Darias Lust auf unmittelbare Weise zu steigern. Es dauerte einen Moment, dann allerdings fiel ihr auf, dass das nicht unbedingt stimmte. Nur weil ihr Tatenlosigkeit auferlegt worden war, hieß das nicht, dass sie keinen Einfluß auf die Ereignisse nehmen konnte.

Als erste Konsequenz dieser Erkenntnis zog sie ihre Lippen enger um den immer wieder zwischen sie vorschnellenden Penis. Theresa spannte ihre Muskeln so unerbittlich an, dass die Vorhaut unweigerlich zurückgeschoben wurde und außerhalb ihres Mundes blieb. Auf diese Weise war ihr druck um den Schaft nicht nur viel fester, die Eichel streifte jetzt auch lückenlos an ihren Lippen entlang. In jeder Einzelheit spürte sie, wie der breite Rand sie ein wenig aufzwängte, jedesmal wenn er in sie schoß und wieder zurückgezogen wurde. Sofort wurde Darias beständiges Keuchen noch atemloser. Offensichtlich bot ihr diese Variante doch mehr Reiz als die vorige, aber damit war Theresa noch nicht zufrieden. Ihr nächster Schritt bestand darin, ihre Zunge von unten gegen den Schwanz zu pressen. So grenzte sie den ihm zur Verfügung stehenden Platz noch weiter ein. Nun gab es keine noch so winzige Stelle des in ihr steckenden Rohrs, die nicht vom warmen Innern ihres Mundes umschlossen gewesen wäre, zudem leckte sie seine Unterseite noch gierig ab, als wäre es ein Lutscher, der sie ausfüllte.

Noch weiter angetrieben durch Darias begehrliche Stöße und dem Befingern ihrer Spalte raste sie auf einen allumfassenden Orgasmus zu. Sie fühlte, wie er sich in ihrem Unterleib zusammenballte, einem Orkan gleich, der wirbelnd die Wolken um sich herum versammelte, doch Daria schien es nicht anders zu ergehen. Ihre zuvor so ausschweifenden Bewegungen wurden immer kürzer und hitziger, ihr Stöhnen fiebriger, dann kam es ihr. Theresa hatte sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was zu tun sein, wenn es so weit war, und so verharrte sie in Reglosigkeit, während der Samen in sie strömte. Sogar ihr Spiel an ihrer Klitoris verebbte nach und nach, obwohl sie so kurz vor der Schwelle ihres eigenen Höhepunkts stand. Das fremdartige Gefühl von Sperma, das allmählich ihren Mund überflutete, nahm sie zu sehr gefangen, als dass sie es hätte fortführen können.

Die Hand still an ihrer Scham behaltend konzentrierte sie sich ganz auf den Erguß ihrer Freundin. Die verspürte allem Anschein nach noch kein Bedürfnis, ihre wuchtigen Beckenbewegungen einzustellen. Schwall um Schwall ihres Nektars verschleudernd kniete sie vornübergebeugt und mit geschlossenen Augen da, ihren Penis noch immer gleichmäßig in sie schiebend, nun allerdings in deutlich längeren Abständen. Bei jedem Vor- und Zurückzucken ihrer Hüfte schoß Theresa eine weitere Ladung in den Mund. Dickflüssig spritzte ihr der Samen auf Zunge und Wangen, rann hinab und bildete einen See in ihr.

Als so viel Sahne in sie gepumpt worden war, dass sie ihr Fäden ziehend von den Lippen troff, fand Daria sich wohl langsam wieder in der Realität ein. Die Augen öffnend sah sie auf Theresa hinab, der sich bereits die Wangen blähten vor Sperma. Erst danach fiel ihr auf, dass sie ihren Schwanz noch immer in kleinen Schlenkern ihrem Gesicht entgegentrieb. Sie wirkte schuldbewußt, hatte aber dennoch größte Mühe, sich zur Ruhe zu bringen. Nachdem sie das endlich geschafft hatte, entzog sie sich ihr behutsam. Noch während er sich aus ihr hervorwand, folgte ihm auch schon wasserfallartig eine große Masse des Sekrets, das sie in ihr abgesondert hatte. Theresa unternham nichts, um es aufzuhalten. Sie blieb einfach dort hocken und sah zu, wie es ihr Kinn hinab auf das Laken lief.

Sich wie in Trance aufrichtend schloß sie ihren Mund wieder. Obwohl das meiste der zähen Soße aus ihr herausgeflossen war, blieb eine ganze Menge an ihr haften. Ein dicker Strang hing von ihren Lippen und es kam ihr vor, als sie ihre Zunge völlig von dem Zeug überzogen. Nun da sie schwer schluckte, um sich von diesen Resten zu befreien, breitete sich auch der merkwürdige Geschmack in ihr aus. Er war nicht unangenehm, aber bitter und leicht salzig. Doch auch wenn er nicht gerade unwiderstehlich schmeckte, fand sie es dennoch irgendwie verführerisch. Etwas an der Art, wie es sich sämig in ihr hinabwälzte, hatte etwas zutiefst Eindrückliches an sich.

»Scheint nicht geklappt zu haben«, riss Daria sie schließlich aus ihren Gedanken.

»Hm?«, machte Theresa fragend.

Daria zeigte auf den Penis zwischen ihren Beinen hinab. »Er ist immer noch da.« Sie hatte ihren Hintern mittlerweile auf das Bett sinken lassen und aus ihrem Schoß stach imposant ihr weiterhin steifes Gemächt hervor. Eindringlich betrachtete Theresa es genauer. Es war fast vollständig von einer dicken weißen Schicht umgeben, weil es in ihrem Mund förmlich in seinem eigenen Saft geschwommen war, und ebenso wie von ihrem Gesicht hing ein langgezogener Tropfen von der Eichel herab, trotzdem machte er noch keinerlei Anstalten zu verschwinden oder auch nur zu erschlaffen.

»Bist du denn noch ... spitz?«, fragte sie nach.

Zögernd zuckte Daria mit den Schultern. »Naja ... ja«, gab sie letztlich zu. Bei der Latte, die sie zur Schau trug, ließ sich das auch schlecht leugnen.

Theresa nickte verständnisvoll. Wenn sie es sich selbst machte, reichte ihr auch selten ein einziger Orgasmus aus, um wirklich befriedigt zu sein. Umso schlimmer empfand sie ihre derzeitige Lage. Es war außerordentlich frustrierend, unmittelbar vor einem Höhepunkt wieder aus den Tiefen der Lust emporgerissen zu werden, ganz besonders da der Geschmack von Darias Samen, der nach wie vor an ihr haftete, und der Anblick ihres unbedeckten Geschlechts sie noch weiter anmachten. Alles in ihr verlangte danach, ihre unterbrochene Selbstbefriedigung wieder aufzunehmen, aber jetzt unter dem ernüchterten Blick ihrer Freundin erschien ihr das unmöglich.

Erst in diesem Augenblick fiel ihr auf, dass sie ihre Hand schon seit einer halben Ewigkeit unbewegt auf ihrer Scham liegen hatte. Nachdenklich hob Theresa sie an und brachte sie in eine unverfänglichere Haltung, als ihre eine Idee kam, wie sie doch noch zu ihrer verdienten Erlösung gelangen konnte und dabei sogar noch Daria half.

»Es ist ja klar, dass er nicht weggeht, so lange er noch steif ist«, sagte sie. Für sie ergab das durchaus Sinn und sie hielt noch immer an der Vermutung fest, dass e nach seiner völligen Besänftigung wieder vergehen würde. Was sollte man denn auch sonst tun, als ihn in der ihm angedachten Weise zum Einsatz zu bringen, wenn einem plötzlich ein Schwanz gewachsen war? Sie sah zumindest kein anderes logisches Verfahren.

Daria hingegen runzelte zweifelnd die Stirn. »Meinst du?«

»Aber ja!«, verkündete Theresa bekräftigend, dann jedoch senkte sich ihre Stimme schlagartig zu einem verlegenen Flüstern herab. »Weißt du ... wenn dir mein Mund nicht reicht, um dich zufriedenzustellen, vielleicht sollten wir dann etwas ... Klassicheres versuchen.«

Für Daria klangen diese Worte als hielte Theresa sie für unersättlich, wovon sie ganz und gar nicht angetan war, doch konnte sie darauf jetzt bei allem verletztem Stolz nicht näher eingehen. Zum einen hatte Theresa insofern recht, dass sie tatsächlich noch nicht zufriedengestellt war, vor allem aber war das Angebot, das sie angedeutet hatte, zu schockierend, um sich mit solchen Kleinigkeiten aufzuhalten.

»Du meinst, wir sollten ... es tun?«, fragte sie bestürzt nach.

In einer unbewußt wirkenden Geste strich Theresa sich über den Arm. »Naja, du willst das Ding doch wieder loswerden, oder nicht?«

Natürlich wollte Daria das, sie war sich nur nicht sicher, ob der Zweck auch dieses Mittel heiligte. Sie verstand ohnehin nicht, wie ausgerechnet Theresa eine derartige Ungehörigkeit vorschlagen konnte. Sie war es doch gewesen, die Darias Vorhaben, mit Daniel zu schlafen, so entrüstet hatte, da sollte man doch annehmen, dass sie auf ihre eigene Jungfräulichkeit ähnlich sorgsam Acht gab. Das hätte auch viel eher zu ihrer Persönlichkeit gepasst. Ein Punkt, der sie beide zu Freundinnen machte, waren die vielen Gemeinsamkeiten, die sie hatten, und man konnte nun einmal keine von ihnen als besonders aufgeschlossen bezeichnen. In Theresas Fall war das auch gut nachzuvollziehen. Soweit Daria wußte, waren ihre Eltern recht konservativ, zumindest beschwerte sie sich oft, wie streng sie mit ihr waren, und das war auch kaum zu übersehen. Sie bekam Hausarrest, wenn sie schlechte Noten mit nach Hause brachte, die Zeiten, in denen sie ausgehen durfte, waren unumstößlich festgelegt und jeden Freitag musste sie nach der Schule direkt nach Hause, weil sie dann ihr Zimmer aufzuräumen hatte.

Trotzdem war das eine Versuchung, der sich Daria einfach nicht widersetzen konnte. Ihr steinharter Ständer war nicht im mindesten abgeschwollen und federte bereits wieder voller Vorfreude auf und ab bei der Vorstellung, dieses Mal Theresas Weiblichkeit in Beschlag nehmen zu dürfen. Sie hatte die Grenzen der Vernunft sowieso schon weit hinter sich gelassen, da konnte sie es damit wohl auch nicht mehr schlimmer machen.

»Bist du dir sicher, das du das für mich tun willst?«, vergewisserte sie sich nachdrücklich. »Du hast mir jetzt schon mehr geholfen als irgendjemand sonst es tun würde.«

Unsicher senkte sie den Blick, sah aber wieder auf, als Theresa aufmunternd ihre Hand ergriff. »He, du bist meine beste Freundin«, wisperte sie fast, die Stimme heiser vor Rührung und Hingabe, »wenn du nicht glücklich bist, bin ich es auch nicht. Aßerdem ... wenn ich dir nicht helfe, wer sollte es sonst tun?« Stille legte sich über den Raum, während die beiden sich reglos in die Augen sahen und überlegten, wie sie sich nun verhalten sollten. »Soll ... soll ich mich ausziehen?«, brach Theresa schließlich das Schweigen.

Daria nickte so schwach als hättte diese Entscheidung ihre letzte Kraft gekostet. Neugierig beobachtete sie, wie Theresa sich mit dem Bedacht verdrängter Urängste ihr Shirt über den Kopf zog und die Hose abstreifte. Sie konnte sich selbst nicht erklären, woher dieses unnachgiebige Interesse so unerwartet kam. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihre Mitschülerin nackt zu Gesicht bekommen würde, zumal sie nichts besaß, das Daria nicht auch hatte – oder wenigstens bis vor kurzem noch gehabt hatte. Aber das war auf irgendeine Weise immer anders gewesen, nichts davon hatte die Intimität innegewohnt, die jetzt die Luft zwischen ihnen erhitzte. Sie konnte einfach nicht die Augen von dem Mädchen lösen, das sich da langsam vor ihr entblätterte, und als zuletzt der Slip stockend hinabgezerrt wurde, Stück für Stück mehr des niedlichen Venushügels entblößend, verschlug es ihr endgültig den Atem.

Nie zuvor hatte sie Theresa auf diese Art betrachtet, nun aber musste sie sich eingestehen, dass sie sich von ihr erregt fühlte. Natürlich hatte sie immer gewußt, dass sie sexuell reizvoll war mit ihrer zierlichen Figur, dem ebenmäßigen Gesicht und den tiefblauen Augen, doch hatte sie bisher angenommen, dass das nur für Jungs galt. Da hatte sie sich offenbar getäuscht. Das musste daran liegen, dass sie nun ebenfalls einen Schwanz hatte, anders konnte es gar nicht sein, jedenfalls stand unzweifelhaft fest, dass die unbedeckte Schönheit, die ihm so nahe war, dass er sie fast gestreift hätte, gehörigen Eindruck auf ihn machte. Er war so steif, dass es fast qualvoll war, und Daria hatte alle Mühe, sich davon abzuhalten, ihn nicht bereits jetzt an ihr zu reiben wie ein notgeiler Hund am Bein seines Frauchens. So sehr sie jedoch ihren Penis für die ungewohnte Anziehungskraft verantwortlich machte, die ihre Freundin neuerdings auf sie ausübte, konnte sie nicht abstreiten, dass auch der Rest ihres Körpers davon betroffen war. Es war, als tanzten Schmetterlinge in ihrem Bauch herum und ließne ihren Magen schweben, während sich ein warmer Schleier sanft über ihr wild pochendes Herz legte.

Nachdem Theresa es geschafft hatte, aus ihrem Höschen zu steigen, ließ sie es auf das kleine Häuflein fallen, das ihre übrige Kleidung am Fußende des Bettes bildete. Danach wußte sie allerdings erst einmal nicht weiter. Nervös stand sie eine Weile herum, die Arme lose über ihre Nacktheit gelegt, bis sie fragend zu Daria hinübersah. Sie hatte bereits den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, doch als sich ihre Blicke trafen, wurde jedes weitere Wort überflüssig. Das stumme Einverständnis und die Vertrautheit zwischen ihnen stand beiden lesbar in die Augen geschrieben. Tief einatmend schloß Theresa ihren Mund wieder, während ein entschiedener Ausdruck in ihr Gesicht trat. Plötzlich wußte sie, was zu tun war. Mit vor Aufregung schwirrendem Kopf legte sie sich mit dem Rücken auf das Bett, schlug die Beine auseinander und spähte zu Daria hinauf. Dann wartete sie. Sich ihr zum Gebrauch anbietend wie ein Gegenstand blieb ihr wohl auch nichts anderes übrig.

Daria hingegen war sich über das ihr zukommende Vorgehen nicht so sicher. Natürlich hatte sie sich in Gedanken schon öfter ausgemalt, wie es wäre, mit jemandem zu schlafen, nur hatte sie dabei aus verständlichen Gründen immer die Rolle des Mädchens eingenommen; mit der Frage, was beim Akt zu beachten war, wenn man die Person mit dem Schwanz war, hatte sie sich jedoch eher weniger beschäftigt. Die erste Folgerung dieser neuen, unvorhergesehenen Konstellation war allerdings noch einfach. Theresa hatte es ihr bereits vorgemacht: Sie musste sich des Rests ihrer Kleidung entledigen. Sie nutzte diese Gelegenheit, um darüber nachzudenken, wie sie sich von da an von ihr erwartet wurde, doch da sie nur noch das Oberteil ihres Schlafanzugs trug, war sie mit ihren Überlegungen noch nicht weit gekommen, als es sich zu den übrigen versreut liegenden Kleidungsstücken gesellte.

Trotz ihrer anhaltenden übermaächtigen Begierde versuchte sie sich zusammenzureissen und klar zu denken. Am grundlegenden Ablauf hatte sich immerhin nichts geändert. Es konnte nicht so unglaublich schwer sein, dieses Teil in Theresa zu kriegen und alles andere würde sich schon irgendwie ergeben. Auf staksigen Beinen ging Daria vor ihr in die Hocke, kniete sich zwischen ihre gespreizten Schenkel und richtete den mit Vorsamen und Speichel verschmierten Penis auf die ihr zugestandene Körperöffnung.

Die größte Angst, die Daria in Bezug auf die geschlechtliche Vereinigung immer verunsichert hatte, galt dem Augenblick der Entjungferung. Theresa war in ihrer Hinfsbereitschaft so übermütig, ihr ein Geschenk zu machen, das an Selbstaufopferung grenzte, und so sah sie es als ihre Pflicht an, dafür zu sorgen, dass ihr daraus wenigstens kein Nachteil entstand. Sie sollte nichts erleben, das sie ihre Entscheidung bereuen ließ, und im besten Falle würden sie beide ihren Spaß haben.

So vorsichtig sie konnte, begann sie sic hvorzuschieben, jederzeit darauf gefasst, sofort innezuhalten oder sich zurückzuziehen sollte auch nur der kleinste Laut des Unmuts über Theresas Lippen kommen. Doch nichts dergleichen geschah, weder keuchte sie von einem blitzartigen Schmerz durchzuckt auf, noch verdüsterte sich ihre Miene. Ganz im Gegenteil, ihr Mund verzog sich sogar zu einem stillen Ausdruck der Wonne und in ihren Augen glitzerte es bewegt. Es war auch keinerlei Widerstand zu spüren, als Daria sich langsam tiefer sinken ließ. Mühelos glitt ihr Schwanz nach und nach weiter in die enge Scheide des Mädchens hinein, während sie überwältigt von Lust fühlte, wie immer mehr seiner Länge von Wärme und Feuchtigkeit umschlossen wurde.

Als sie ihren prallen Ständer endlich vollkommen in Theresa vergraben hatte, überkam Daria jedoch schon wieder die nächste Unsicherheit. Welche Haltung sollte sie jetzt einnehmen? So mit gebeugtem Rücken über ihr zu hängen würde sie nicht lange durchhalten, aber sollte sie sich wirklich vorbehaltlos auf sie legen? Letztlich entschied sie sich für einen Kompromiss. Sie ließ sich zwar auf sie nieder, stützte sich aber die Unterarme auf dem Boden ruhend ab, um ihr nicht ihr ganzes Gewicht aufzulasten. Obwohl Theresa ermutigend zu ihr hochsah, hielt Daria ihrem Blick nicht stand. Zu merkwürdig war die Situation, dass ihre beste Freundin sich von ihr durchnehmen ließ, nur um ihr zu helfen, also senkte sie ihren Kopf noch etwas weiter, bis sie sich Wange an Wange gegenüber waren.

So verharrte sie eine Zeit lang, sich selbst vergessend in den überschäumenden Gefühlen, die ihr allein schon die stille Umklammerung der samtigen Innenwände des sie umgebenden Tunnels schenkte, dann begann sie langsam sich zu bewegen. Flach auf ihr liegend schob sie einfach ihren Körper auf dem von Theresa auf und ab, ohne ihren Hintern dabei anzuheben. Auf diese Weise rieben ihre Brüste aufreizend übereinander hinweg. Daria verging fast vor Entzücken, als die weichen, nur angedeuteten Halbkugeln sich an sie pressten, und die lüstern aufgrichteten Nippel sich gegen sie bohrten. Sie war schon seit einer Weile auf Theresa neidisch, weil deren Oberweite etwas größer war als ihre eigene, zwar nur geringfügig aber doch deutlich erkennbar, und sie nun so dicht an sich gedrückt zu spüren, machte sie über alle Maßen an. Diese Tatsache erstaunte sie selbst, nicht nur weil es ja ein weiteres Indiz der Weiblichkeit ihrer Bettgenossin war und dieser Umstand wohl eher ein schlechtes Gewissen in ihr auslösen sollte, sondern vor allem weil das ein Punkt war, in dem Theresa sie überflügelt hatte. Normalerweise kam sie nicht gut damit zurecht, wenn jemand in irgendeinem Belang besser war als sie, doch in diesem Fall machte es ihr nicht das Geringste aus. Sie war schlicht hingerissen von der kitzelnden Herrlichkeit, mit der der Busen sich an ihren schmiegte.

Viel mehr noch erstaunte es sie aber, wie heiß Theresas Haut sich auf ihrer anfühlte. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass sie beide sich berührten oder einander nahe waren, und auch wenn Daria dabei oft eine Verbindung zwischen ihnen wahrzunehmen geglaubt hatte, wäre ihr nicht aufgefallen, dass sie eine höhere Körpertemperatur als andere Menschen hätte, nun jedoch war es, als stünde ihre Klassenkameradin innerlich in Flammen. Als sei sie von einem versengenden Fieber erfüllt, brannte sich förmlich jeder einzelne Kontakt mit ihr in Darias Nervensystem. Das galt natürlich insbesondere für den ihrer einander umschlungenen Geschlechter, doch der Rest stand dem in nichts nach. Sogar an ihrer Wange war diese Hitze zu spüren, zusammen mit einer seltsam klebrigen Nässe, die dort haftete. Einen Moment lang überlegte sie, ob das vielleicht Tränen waren und wollte sich schon von Theresa lösen, um sich aus ihr zurückzuziehen, bis ihr aufging, dass es ihr eigenes Sperma war, mit dem sie sich da beschmierte. Schleimig verteilte es sich immer weiter über ihrer beider Gesichter, während Daria hingebingsvoll an ihr entlangfuhr, ihre Hüfte zwischen ihren Beinen hindurch und die Seite ihres Kopfes an den ihren gelehnt.

Theresa merkte ebenfalls, wie die Samenflecken sich immer weiter vermengten, und je mehr die Besudelungen in ihren Gesichtern zunahm, umso mehr stieg auch die Scham, die sie empfand. Es war ihr überaus peinlich, dass Daria sich in den Überbleibseln dessen räkelte, was sie ihr in den Mund gespritzt hatte. Es war nun einmal der Beweis dafür, dass sie ihrer Freundin eben einen geblasen hatte, doch selbst wenn ihre Lippen nicht immer noch von deren Ejakulat triefendnass gewesen wäre, hätte die Amoralität des Ganzen ausgereicht, sie nachhaltig erröten zu lassen. Die Tatsache, dass sie es sich von einem anderen Mädchen besorgen ließ, auch wenn die auf ungeklärte Weise zu einem Penis gelangt war, löste ein Gefühl der Beklommenheit in ihrem Magen aus. Sie kannte Daria einfach schon ewig, und es sich jetzt so ohne weiteres von ihr besorgen zu lassen mit einem Geschlechtsteil, das unvermittelt ihren Lenden entsprungen war, enttarnte sie fraglos als pervers, denn ob das nun aus reiner Nächstenliebe oder Geilheit geschah, krank war es so oder so.

Trotzdem hätte sie um nichts in der Welt gewollt, dass es aufhörte. Die sanften Bewegungen des sie ausfüllenden Schwanzes ließen ihr Herz vor Begeisterung hüpfen. Sie waren wie eine liebevolle Umarmung nach der Rückkehr von einer langen Reise, die letztendliche Erfüllung einer langgehegten Sehnsucht. Sie hatte keinerlei Vergleichsmöglichkeiten, aber so weit sie das beurteilen konnte, fühlte sich der Penis in ihr genau richtig an, nicht zu klein und nicht zu groß, nicht zu dünn und nicht zu dick. Er fügte sich einfach nahtlos in sie, zwängte sich so glatt zwischen ihre Scheidenwände wie eine Schlange in ihren Bau.

Doch das war nicht einmal der Hauptgrund für die Ekstase, die sich Theresa allmählich bemächtigte. So verführerisch das alles auch war, hatten diese Empfindungen eher etwas Beruhigendes als Aufregendes an sich. Obwohl genau das verantwortlich für die sie quälenden Schuldgefühle war, war es das Wissen, dass es sich dabei um Darias Ständer handelte, was sie vor unbändiger Lust erzittern ließ. Es musste die Faszination am Abgründigen sein, was sie so vereinnahmte, aber sie konnte sich diesem Gedanken einfach nicht entziehen, dass es dieses Mädchen war, das sie immer schon bewundert hatte, die nun auf ihr lag und mit langsamen aber eindringlichen Stößen ihre Triebe in ihr besänftigte.

Möglicherweise war das eine noch größere Abartigkeit, doch tatsächlich hätte Theresa ihr in diesem Moment gerne in die Augen gesehen. Sie fand es schade, dass Daria ihr diese Möglichkeit verwehrte, indem sie ihren Kopf seitlich neben dem ihren gesenkt hielt. Nur zu gerne hätte sie sich im Anblick ihres Gesichts ergangen, hätte ihre hohen Wangenknochen, die niedlich kleine Stupsnase und ihr tiefschwarzes Haar betrachtet. Da sie darauf jedoch notgedrungen verzichten musste, tat sie etwas, das vielleicht sogar noch besser war: Statt Darias unvergleichliche Schönheit mit Blicken zu erkunden, bschloß Theresa, sie in aller Ausgiebigkeit zu betasten, um sie in sich aufzusaugen.

Fast ohne ihr Zutun hoben sich ihre Hände Darias Rücken entgegen, legten sich kaum merklich auf ihn und streiften über die milchig blasse Haut hinweg. Sie nur mit den Fingerspitzen berührend, so unendlich zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, strich sie die Wölbung des Rückgrats hinab, dessen Wibel deutlich zu spüren waren, bis sie das Becken erreichten. Dort beendeten sie ihre Forschungsreise aber nicht. Nach kurzem Zögern erlaubte Theresa ihnen, noch etwas tiefer hinabzuwandern, über das Steißbein hinweg und auf die Rundungen der vollen Hinterbacken. Als sie die unter ihren ziellos umherirrenden Fingern erkannte, drückte sie ihre Hände flach auf den Po des Mädchens, ihn unnachgiebig umfassend und dichter an sich heranziehend. Theresa hatte einen prallen, festen Hintern schon immer als ausgesprochen erotisch empfunden, und Darias war nun einmal nicht weniger als anbetungswürdig.

Sofort durchfuhr sie eine neuerliche Welle heißer Scham, als sie auf diese Weise wieder daran erinnert wurde, wie weit die Wertschätzung für ihre Mitschülerin anscheinend reichte. Sie verehrte Daria geradezu, das war nie anders gewesen, immerhin war sie nicht nur außergewöhnlich hübsch, sondern ihr ganzes Verhalten auch von einer Anmut und Würde geprägt, die ihresgleichen suchte. Außerdem war ihr Hintern nun wirklich unwiderstehlich. Theresa konnte gar nicht damit aufhören, ihn mit den Fingern zu kneten. Es war unheimlich erregend, seine Form zu spüren, wie sie sich in ihre Handflächen schmiegte, und die Weichheit, mit der er sich ihrem Spiel anpasste.

Daria machte das offensichtlich nicht weniger an als sie selbst. Waren ihre Bewegungen zuvor noch sehr zurückhaltend gewesen, wurden sie nun immer ungezähmter. Ihre Hüften, die sie bis eben noch unentwegt an ihre gepresst hatte, hob und senkte sich jetzt, zunächst noch fast bedächtig, dann in einem zunehmend ausgelassenerem Rhythmus. Theresa, die ihre Finger nach wie vor umhertollend auf Darias Kehrseite gelegt hatte, packte sie regelrecht und zog sie in jedem Niedergang zusätzlich auf sich herab, sodass der in ihr steckende Penis wuchtiger und tiefer in sie gerammt wurde.

Dieser erdrückenden Macht an Sinnesfreuden konnte Daria sich allerdings wohl nicht lange widersetzen. Mit einem Mal fühlte Theresa, wie das Innere ihrer Scheide noch nasser wurde, während sich ein Gefühl einströmender Wärme darin ausbreitete und ihr wurde klar, dass es Daria gerade gekommen sein musste. Diesmal schien ihr das aber nichts auszumachen. Ihre Stöße wurden nur kurz langsamer, als sie ihren Samen in Theresa spritzte, gefolgt von einem Augenblick annäherenden Stillstands, bevor die Rastlosigkeit sie wieder überkam und sie erneut an Fahrt aufnahm. Wie es aussah, war sie nach ihrem zweiten Orgasmus noch immer nicht gänzlich befriedigt und nahm ihr Angebot, sich so lange in ihr zu vergnügen, bis das geschehen war, für eine weitere in Anspruch.

Darüber war Theresa mehr als froh. Dieser untrügliche Beweis der Lust, die sie Daria verschaffte und die anscheinend so gewaltig war, dass sie gar nicht mehr aufhören konnte, sich in ihr zu erleichtern, ließ auch ihre eigene Leidenschaft höherzüngeln. Sie brodelte schon eine ganze Weile in ihr, seit sie angefangen hatte, Daria einen zu blasen, nun jedoch brach sie mit aller Kraft aus ihr hervor. Darias heißes Sperma in ihrem engen Kanal umherwabern spürend, das von dem sie berdängenden Schwanz noch bis in die letzte Ritze geschmiert wurde, und dessen schwerer Geschmack ihr nach wie vor auf der Zunge haftete, erlag Theresa schließlich ihrer Ekstase. Wie ein Feuerball, der sich in ihrem Magen gebildet hatte und nun unaufhaltsam größer wurde, nahm sie nach und nach immer mehr Teile ihres Körpers in Besitz, bis sie das Gefühl hatte, ganz und gar von einem brennenden Gleißen erfüllt zu sein. Mit einem gerade noch rechtzeitig zurückgehaltenem Schrei auf den Lippen bäumte sie sich ruckartig auf, verharrte einen Moment so und brach dann völlig erschöpft in sich zusammen.

So einen erhabenen Höhepunkt hatte Theresa noch nie zuvor erlebt. Natürlich hatte sie schon beim Onanieren Orgasmen verschiedener Art gehabt, langanhaltende und flüchtig erscheinende, sich langsam aufbauende und unerwartet über sie hinwegfegende, doch so atemberaubend wie dieser war keiner von ihnen gewesen. Sie fühlte sich wie von einer übermenschlichen Last befreit. Sterne tanzten vor ihren Augen und eine vollkommene Ruhe umfing sie, von der sie sich bereitwillig hinwegtragen ließ.

Als sie allmählich wieder zu sich selbst fand, hatten Darias unermüdliche, rasende Hüftbewegungen mittlerweile etwas Verzweifeltes an sich. Sie hechelte jetzt fast, während sie sich fieberhaft in ihr verausgabte, begierig darauf, sich ein weiteres Mal in ihr zu ergießen. Erst nach einiger Zeit merkte Theresa, dass ihre Hände trotz der unbezwingbaren Entspannung, die sie überkommen hatte, weiterhin auf Darias Hinterbacken lagen. Sehnsuchtsvoll fühlte sie die Muskeln unter der straffen Haut arbeiten und sie konnte gar nicht anders als ihr voriges Streicheln wieder aufzunehmen. Liebevoll zeichnete sie die Steigungen dieser beiden Hügel nach, bis einer ihrer Finger zufällig in das Tal zwischen ihnen geriet.

Wieder erstarrte Theresa. Ihr war noch nie der Gedanke gekommen, sich auch einmal mit dieser Körperöffnung zu befassen. Weder war sie beim Masturbieren darauf verfallen, an ihr herumzuspielen, noch hatte sie überlegt, sie von einem späteren Freund benutzen zu lassen. Zwar hatte sie am Rande irgendwie mitbekommen, dass diese Möglichkeit bestand und es wohl auch Menschen gab, für die das ein besonderes Verlangen darstellte, doch hatte es in ihrer Vorstellungswelt nie eine Rolle gespielt. Dennoch ging ihr diese Idee nun, da sie Daria betraf, nicht mehr aus dem Kopf.

Beinahe gegen ihren Willen wagte sich die Spitze ihres Zeigefingers in Darias Pofalte vor, durchfuhr sie stockend, bis sie das Loch darin entdeckte, und drückte leicht darauf. Als Theresa begann, es kreisend zu massieren, wurden Beckenzuckungen ihrer Freundin sofort noch bedürftiger. Der fahrige Ansturm und Rückzug auf ihre Scheide wurden so unvorhersehbar, dass etwas passierte, das sie gar nicht vorgehabt hatte. Als Daria ihren Hintern plötzlich anhob, während Theresas Finger gekrümmt über den Anus streifte, glitt er durch die unerwartet ausgeübte Kraft ein Stück hinein.

Während Theresa vor Überraschung wie gelähmt dalag und kaum etwas anderes als die berauschende Wärme des Darminneren an ihrer Fingersptize wahrnahm, traf Daria endlich die erhoffte Erlösung. Mit einem langgezogenen Seufzer, der ihr die gesamte Luft aus den Lungen zog, floß auch das Sperma aus ihr hervor, und als hätte sie damit ihre ganze Energie verlassen, sank sie geschwächt auf Theresa. Die war noch immer außer Stande, sich zu bewegen, nun allerdings mehr aus einem übermächtigen Gefühl der Befriedigung und der Entzückung heraus als vor Verwunderung. Daria ein zweites Mal in ihren Schlitz spritzen zu spüren, war nicht weniger mitreissend als beim ersten Mal, und sie wollte gar nichts anderes tun als still hier liegenzubleiben, ihrer beider sich beruhigender Atmung zu lauschen und die Nähe zu ihrer Freundin genießen.

Doch so magisch dieser Augenblick auch war, fand er doch nur allzu bald ein Ende. Nachdem auch die letzten Tropfen Ejakulats in sie gefallen waren und ihrer beider Begehren offensichtlich endgültig gestillt war, kam Theresa sich ein wenig dumm dabei vor, ihren Finger im After einer Mitschülerin vergraben zu haben. Vorsichtig zog sie ihn heraus, was Daria noch einmal tonlos aufstöhnen ließ, in einer seltsamen Mischung aus Unwillen und Verlust, ganz so als würde sie aus einem wunderschönen Traum geweckt. Wahrscheinlich deutete sie das als Zeichen, sich ebenfalls aus ihr zurückzuziehen, denn kraftlos stemmte sie sich gerade so weit in die Höhe, dass ihr nun erschlaffender Penis aus dem mit Samen überschwemmten Loch rutschte, und ließ sich neben ihr auf das Bett fallen.

Ohne Darias Gewicht und Körperwärme auf sich erschien Theresa alles plötzlich kalt und leer. Wie benebelt richtete sie sich langsam auf und ließ den Kopf hängen, hielt dann jedoch inne, als sie nicht wußte, was weiter tun sollte. In dieser Position fiel ihr Blick unweigerlich auf ihr völlig von weißer Flüssigkeit besudeltes Geschlecht. An den Schamlippen war sie schaumig geworden; wie aufgeschlagene Sahne klebte das Sperma dort, während sich ein dicker Strang davon aus der Öffnung zwischen ihnen hervorwand.

Bei dieser Ansicht wurde ihr schlagartig die ganze Tragweite ihres Handelns bewußt. Sie hatte sich von ihrer besten Freundin ficken lassen, die zu allem Überfluß auch noch in ihr gekommen war, und zwar nicht nur einmal sondern gleich zweimal. Wie hatte sie das nur tun können? Was hatte sie sich dabei gedacht? Sie wußten doch immer noch nichts über diesen Schwanz! Was wäre, wenn Daria damit zeugungsfähig war? Bei der Menge an Samen, die sie in ihr entladen hatte, schien die Vorstellung gar nicht weit hergeholt, dass sie davon schwanger werden konnte. Was sollte sie denn tun, wenn das wirklich eintraf? Wie sollte sie das ihren Eltern erklären? Würden die sie nicht wie jeder andere auch für die letzte Schlampe halten, wenn sie erfuhren, dass sie sich mit ihren dreizehn Jahren bereits hatte schwängern lassen und das auch noch ausgerechnet von Daria? Was sollten ihre Klassenkameraden und Lehrer von ihnen beiden denken?

Auf einmal wurde Theresa ganz schwindlig. Waren das etwa schon die ersten Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaft? Merkte man das so schnell? Oder lag das vielleicht an dem fremdartigen Sperma, in das ihr Inneres getaucht worden war?

Eilig kratzte sie die letzten Reste ihrer kurzzeitig verlorenen Selbstkontolle wieder zusammen und erhob sich ganz aus den zerwühlten Laken. Sie musste jetzt dringend alleine sein, um über das alles nachzudenken, besonders Daria wollte sie jetzt nicht um sich haben. So sehr Theresa sich ihr auch verbunden fühlte, wußte sie nicht, wie sie ihr begegnen sollte nach dem, was zwischen ihnen vorgefallen war, und sollte sich herausstellen, dass sie wirklich von ihr befruchtet worden war, würde es sie einiges an Überwindung kosten, sie je wiederzusehen.

Trotz der leichten Benommenheit, die sie umgab, beeilte sie sich, in ihre auf dem Bett liegenden Sachen zu schlüpfen. Dass der aus ihr hervortretende Samen noch weiter über ihre Spalte geschmiert wurde, als sie in ihr Höschen stieg, beachtete sie nicht, ebenso wenig wie den feuchten Fleck, der sich auf der Vorderseite bildete. Sollte tatsächlich passiert sein, was sie befürchtete, wäre es ohnehin zu spät, etwas daran zu ändern. Die herausfließenden Rückstände erst abzuwischen, würde jedenfalls nichts verhindern.

»Ich ... ich muss jetzt los«, entschuldigte sie sich halbherzig, während sie ihre Hose hochzog und verschloß.

»Was?«, schreckte Daria auf. Versunken in die Nachwehen ihrer Lust hatte sie gar nicht mitbekommen, dass Theresa sich anschickte, zu gehen. »Warte doch mal«, setzte sie rasch hinzu, doch mit einer Handbewegung brachte Theresa sie zum Schweigen.

»Tut mir leid, aber ich hab wirklich keine Zeit mehr«, behauptete sie, nachdem ihr Shirt übergezogen und glattgestrichen hatte. »Wir sehen uns morgen in der Schule!«, verabschiedete sie sich noch schnell, dann wirbelte sie auc hschon zur Tür hinaus.

Verwundert sah Daria ihr nach. Was hatte sie denn so plötzlich? Es war doch Theresas eigener Vorschlag gewesen, ihr auf diese Weise behilflich zu sein. Oder hatte sie irgendetwas falsch gemacht? Vielleicht hätte sie nicht in ihr kommen dürfen. Mit Bestürzung fielen ihr die Folgen ein, die ein solcher Fehltritt nach sich ziehen konnte. In der ganzen Ungeheuerlichkeit der Situation, hatte sie gar nicht daran gedacht, aber Theresa hatte sie auch nicht angewiesen, etwas anderes zu tun. Ihrer Meinung nach war ihr kein Vorwurf zu machen. Wenn Theresa gewollt hätte, dass sie ihn rechtzeitig rauszog, hätte sie etwas sagen müssen.

Aber vielleicht ging es ihr auch gar nicht darum, auch wenn Daria keine Ahnung hatte, worum sonst. Dass sie unbedingt jetzt etwas dermaßen wichtiges zu erledigen hatte, kaufte sie ihr jedenfalls nicht ab. Dazu war ihr Abgang zu unvermittelt und zu fluchtartig erfolgt. Sie war nicht einmal lange genug geblieben, um sich zu erkundigen, ob der Zweck ihres Vorhabens diesmal erfüllt worden war.

Daria stutzte. Durch ihre unaufhörlichen Orgasmen und Theresas seltsames Verschwinden hatte sie das selbst ganz vergessen. In atemloser Spannung sah sie hinab zwischen ihre Beine, aber nein, da hing ihr Penis noch, nun wieder vollkommen schlaff und behangen mit Schlieren von Ejakulat und Scheidensekret wie ein Weihnachtsbaum mit Lametta.

Nun gut, um ehrlich zu sein hatte sie auch nicht erwartet, dass diese lächerliche Maßnahme irgendeine Wirkung zeigen würde. Enttäuscht war sie trotztdem. Dieser verdammte Schwanz wollte einfach nicht weggehen, egal was sie tat, dafür hatte ihre einzige Freundin, der sie genug vertraute, um mit ihr dieses beschämende Geheimnis zu teilen, in ihrem Elend alleingelassen. Was sollte sie denn jetzt nur tun?
 
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Hoellenspass

Ordenspriester
~2~
Homo homini lupus

Auch am nächsten Morgen war keine Besserung ihres Zustands in Sicht. Einige Sekunden lang überlegte Daria, ob sie heute noch einmal Zuhause bleiben sollte, entschied sich dann aber dagegen. Obwohl sie sich keiner Schuld bewusst war, hatte sie Theresa am Abend zuvor noch eine Nachricht geschickt, in der sie sich entschuldigte. Da sie keine Ahnung hatte, was genau sie eigentlich falsch gemacht hatte, erwähnte sie auch keinen Grund, aber sie erhielt ohnehin keine Antwort. Bei ihrem übereilten Aufbruch hatte sie noch gesagt, dass sie sich heute in der Schule sehen würden, und Daria wollte unbedingt mit ihr sprechen. Sie war ihre einzige Vertraute in dieser Sache; wenn sie ihren Beistand verlor, an wen hätte sie sich dann wenden sollen?

Außerdem hätte ihre Mutter mit Sicherheit darauf bestanden, heute noch einmal den ganzen Tag für sie da zu sein, falls sie wieder krankfeiern sollte, und das konnte Daria nicht verantworten. Heute würde ihre erste Vernisage in dem kleinen Kunsthandelladen Grünbergs stattfinden, und obwohl die erst am Nachmittag begann, musste Frau Kronenberg schon früher da sein, um die Plätze für ihre Gemälde festzulegen und weitere letzte Vorbereitungen zu treffen. Daria wusste, wie wichtig ihr dieses Ereignis war und hätte es ihr um keinen Preis verderben wollen.

Also quälte sie sich trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung zum Unterricht, doch hatte sie das Wagnis einer Entdeckung ihrer neuen Eigenheiten umsonst auf sich genommen. Theresa war nicht da und tauchte auch zu den späteren Stunden nicht auf. Nachdem alle ihre Hoffnungen auf ein klärendes Gespräch zwischen ihnen somit fürs erste zerschlagen worden waren, freute sie sich noch mehr darauf, heute endlich Daniel wiederzusehen. Jetzt, da Theresa sie im Stich gelassen hatte, war er ihr einzig verbliebener Verbündeter. Natürlich konnte sie mit ihm nicht so offen über das heikle Thema ihrer Verwandlung sprechen wie mit ihrer besten Freundin. Immerhin hatte selbst die sich anscheinend in letzter Konsequenz von ihrer neuen Ausstattung abschrecken lassen, wie konnte sie da erwarten, dass es ihm anders erginge? Er wollte schließlich möglichst bald mit ihr schlafen, für ihn war ihre Scheide sozusagen eine der Grundbedingungen ihrer Beziehung.

Trotzdem konnte sie es kaum noch abwarten, ihn zu treffen. In seinen Armen würde sie die Schrecknisse dieser Schicksalsschläge vielleicht für eine Weile vergessen können. Was sonst sollte ihr jetzt noch ein wenig Halt und Trost spenden in dieser verrückt gewordenen Welt, in der nichts sicher schien, weder Freunde noch das eigene Geschlecht? Sie hatten sich schon lange vorher für heute verabredet, noch bevor diese Abartigkeit über sie hereingebrochen war. Als sie Daniel erzählt hatte, dass sie den ganzen Tag alleine Zuhause ein würde, war er nicht mehr zu halten gewesen. Sofort hatte er darin die Chance erkannt, es endlich miteinander zu tun. Zwar hatte sie ihn daraufhin erst einmal wie sonst auch auf ein andermal vertröstet, doch hatte er sie dennoch unbedingt besuchen wollen, worüber Daria mehr als froh gwesen war. Da ihre Eltern nichts von ihrer Liebe erfahren durften, hatte er nie ihr Zimmer sehen können. Für gewöhnlich trafen sie sich in Cafés oder gingen ins Kino, nun freute sie sich darauf, in so vertrauter Umgebung mit ihm allein sein zu können.

Ihr war klar, dass Daniel nicht so schnell aufgeben würde. Er würde mit Sicherheit erneut versuchen, sie zu überreden, aber sie würde ihm verständlich machen müssen, dass sie noch nicht so weit war. Inzwischen konnte sie ihn ja gar nicht mehr ranlassen, diese Möglichkeit war ihr aus irgendeinem unerfindlichen Grund genommen worden. Allerdings wusste sie nun aus eigener Erfahrung, wie es war, einen Steifen zu haben ohne Aussicht auf Befriedigung, und Theresa hatte ihr gezeigt, wie weit zwei sich nahestehende Menschen gehen konnten, um sich zu helfen. Vielleicht würde sie ihn als Entschädigung ein bisschen mit ihren Brüsten spielen lassen, oder ihm sogar einen runterholen. Die Hauptsache für sie war, dass sie ihm vertrauen konnte und sich in seiner Gegenwart beschützt fühlte. Mit ihm an ihrer Seite würde ihr nichts mehr etwas anhaben können.

Den Vormittag über schien dieser Moment aber in unerreichbarer Ferne zu liegen. Nie zuvor in ihrem Leben war es ihr so schwergefallen, die Schule durchzustehen. Zum Glück war sie wenigstens beliebt. Jeder fragte sie, ob es ihr wieder gut ginge und was sie denn gehabt habe, doch trotz allem fühlte sie sich unendlich einsam. Sonst war Theresa immer bei ihr, aber nun von ihr getrennt, besonders in dieser ungewohnten Situation, in der ihr Körper nicht ihr selbst zu gehören schien, kam sie sich nur noch schwach und verletzlich vor.

So war sie zutiefst erleichtert, als der Unterricht vorüber war und sie nach Hause gehen konnte. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie noch kurz bei Theresa vorbeischauen sollte, beschloß aber es sein zu lassen. Heute war Freitag, der Tag, an dem Theresa immer unabkömmlich war, weil in ihrer Familie der Hausputz anstand. Falls sie schon sauer auf sie war, wollte sie es nicht noch schlimmer machen, indem sie sie störte. Stattdessen beschränkte sie sich darauf, ihr auf dem Heimweg eine weitere Textnachricht zu schicken; eine weitere Entschuldigung unbestimmten Anlasses, diesmal mit der zusätzlichen Bitte um ein Treffen am nächsten Tag versehen.

Zuhause angekommen ging sie als erstes in die Küche, die gleich hinter der Diele lag. Normalerweise hätte sie hier um diese Zeit ihre Mutter vorgefunden, die damit beschäftigt gewesen wäre, das Mittagessen für sie beide vorzubereiten, heute jedoch war sie schon in der Gallerie. Ihr Vater war wie üblich noch bei der Arbeit und würde von dort aus direkt zur Vernisage weiterfahren. Daria freute sich für ihre Mutter, dass die Gallerie, die ihre Bilder vertrieb, tatsächlich eine Ausstellung für sie arrangierte – wahrscheinlich um deren Verkauf ein wenig anzukurbeln – doch nun so verlassen und ohne den gewohnten Essensgeruch umwehte das Haus einzig der kalte Hauch der Schwermut.

Bis auf einen Zettel auf dem Tisch war die Küche vollkommen leer. Die Notiz war in der Handschrift ihrer Mutter verfasst, die so winzig war, dass Daria sie nicht hätte entziffern können, wenn sie sich nicht dicht über den Tisch gebeugt hätte, also nahm sie das Blatt Papier in die Hand und las es im Stehen. Es besagte lediglich, dass auf dem Herd ein Topf mit Nudelsuppe stand, um ihren Magen wegen ihrer gestrigen Krankheit noch zu schonen, wie lieb ihre Mutter sie hätte und wie leid es ihr täte, dass sie nicht bei ihr sein konnte.

Daria warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Sie hatte noch Zeit. Zwar wollte Daniel gleich nach der Schule kommen, doch hatte er eine Stunde länger Unterricht als sie. Lustlos füllte sie einen Teller mit Nudelsuppe, machte ihn in der Mikrowelle warm und aß am Tisch sitzend. Sie hätte ebenfalls zu der Ausstellung ihrer Mutter gehen können, hatte sich aber von Anfang an dagegen ausgesprochen. Mit ihrem mangelndem Kunstverständnis hätte sie sich unter den Kritikern und Interessenten nur fehl am Platz gefühlt, außerdem verbrachte sie den Tag lieber mit Daniel. Auch wenn sie darin nicht die ultimative Gelegenheit zum Geschlechtsverkehr sah wie er, hatte sie sich gefreut, ungestört mit ihm hier sein zu können.

Sie hatte gerade aufgegessen und räumte den Teller in die Spülmaschine, als es auch schon klingelte. Sie rannte beinahe zur Tür hinüber, riss sie auf und fiel Daniel vor endlich erfüllter Sehnsucht um den Hals, sobald sie ihn erblickte. Er war ein ganzes Stück größer als sie, doch stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen stürmischen Kuss auf die Lippen zu schenken. Das tat Daria sonst nicht in der Öffentlichkeit, nun aber konnte sie nicht anders. Sie war so glücklich, Daniel zu sehen, dass es ihr gar nicht in den Sinn kam, die Nachbarn könnten sie sehen und vielleicht ihre Eltern darauf ansprechen. Versunken in das befreit aufbrandende Klopfen ihrer beider Herzen standen sie eine ganze Weile so in der offenen Tür da, ihre Lippen fest aufeinander gepresst, bis Daria sich irgendwann doch noch widerwillig von ihm löste.

Ein wenig beschämt lächelte sie ihn an. »Komm doch rein«, sagte sie und zog ihn sanft an der Hand in den großen Vorraum hinein. »Ich bin so froh, dich zu sehen.«

»Das merke ich.« Daniels Stimme klang verwundert, aber er erwiderte ihr Lächeln auf so liebevolle Weise, dass Daria ganz warm ums Herz wurde. Während sie nervös dastand und sich nicht entscheiden konnte, ob sie sich rückhaltlos dem Gefühl der Erlösung wegen Daniels Auftauchen hingeben sollte, oder ob die Befangenheit der ungewohnten Umstände sie nicht daran hinderten, sah er sich in der geräumigen, fast quadratischen Diele um. Es war beinahe schon eine Empfangshalle. Zwar besaß der Raum keine Fenster, nur drei Türen, die tiefer ins Haus hineinführten, trotzdem fiel durch die mit geriffeltem, halbdurchsichtigem Glas besetzte Eingangstür genug Licht, um ihn zu erhellen. Zwei der anderen Türen standen offen, die in der gegenüberliegenden Wand ging zur Küche hin, die auf der rechten Seite zum Wohnzimmer. Neben einer Garderobe mit großem Spiegel und einer offensichtlich antiken Kommode gab es noch ein recht düsteres Gemälde, das so aufgehangen worden war, dass es vom Eingang aus nich zu übersehen war. Es zeigte die Szenerie einer dunklen, regnerischen Häuserschlucht, komplett in Schwarz und Grautönen gehalten, der einzige Farbtupfer war der gelbe Regenmantel eines kleinen Mädchens, das dort mit melancholischem, ausdruckslosem Gesicht in die Ferne starrte, als warte sie auf irgendetwas.

Mit einem Mal fiel Daria wieder ein, dass Daniel gerade aus der Schule kam und besann sic hauf ihre Pflichten als gute Gastgeberin. »Möchtest du vielleicht etwas essen oder trinken?«, fragte sie, noch immer ein wenig unsicher. »Ich könnte dir Suppe anbieten.«

Kopfschüttelnd wandte Daniel den Blick von dem Bild ab und richtete ih auf Daria. »Nein, danke«, antwortete er freundlich. Aus Suppe hatte er sich nie viel gemacht. Dann deutete er auf das Gemälde. »Ist das von deiner Mutter?«

Daria nickte kurz, unentschlossen was sie sagen sollte. Ihrer Meinung nach zählte es zu den besseren Werken ihrer Mutter. Es enthielt einen vagen Hoffnungsschimmer, die Andeutung einer inneren Zufriedenheit, die das Mädchen im Regenmantel trotz der kalten, abweisenden Welt, die sie umgab, verspürte, gleichzeitig war es aber auch von derselben Abgründigkeit und Bizarrerie geprägt, die allen Schöpfungen von Frau Kronenberg innewohnten. Wenn sie es lange genug ansah, bekam sie immer wieder den Eindruck, das sich darin noch ein drohendes Unheil verbarg, das sie bislang nur nicht entdeckt hatte.

Daniel schien das aber entweder anders zu sehen, oder es störte ihn nicht. »Hübsch«, meinte er jedenfalls schlicht, Darias Augen eindringlich mit den seinen erforschend.

Es fiel Daria mehr als schwer, sich aus dem Bann dieser zwei leuchtend grauen Sterne zu reissen, aber schließlich konnten sie nicht den ganzen Tag lang hier untätig im Vorraum herumstehen. »Soll ich dir den Rest des Hauses zeigen?«

»Klar, das wäre nett.«

Also führte Daria ihn herum. Sie begann mit dem Wohnzimmer, doch nachdem es dort nicht allzu viel zu bestaunen gab, außer möglicherweise der recht beeindruckenden Opernsammlung ihres Vaters, stiegen sie bald in den ersten Stock hinauf. Da ihm das Bild in der Diele gefallen zu haben schien, setzte sie ihren Rundgang im Atelier fort, wo sie ihm die unfertigen Werke ihrer Mutter begutachten ließ. Auch in die übrigen Räume warfen sie einen kurzen Blick, allerdings drängte Daria immer schnell weiter, weil es in ihnen kaum etwas von Interesse gab. Erst als sie vor der verschlossenen Tür des ›verbotenen Zimmers‹ ankamen, geriet sie ins Stocken.

»Das ist, äh ...«

»Das Zimmer deiner Schwester?«, fragte Daniel anteilsvoll.

Beinahe unmerklich nickte Daria. Sie sprach nicht gern über ihren Verlust. Er war einfach zu schmerzlich, als dass sie das hätte ertragen können, trotzdem hatte sie Daniel einmal davon erzählt. Er hatte sie offen nach Geschwistern gefragt, so hatte sie keine andere Möglichkeit gesehen, als ihm von Lena zu berichten, wollte sie ihn nicht anlügen. Sie hatte ihre Ausführungen so kurz wie möglich gehalten, und Daniel hatte sich verständnisvoll genug gezeigt, nicht weiter nachzubohren.

Zum Glück bestand er auch jetzt nicht auf weiteren Erklärungen. »Schon gut«, sagte er sanft, »warum zeigst du mir nich einfach dein Zimmer?«

Wieder nickte Daria schwach. Das war nun ohnehin der einzige Raum, den sie noch nicht besichtigt hatten. Ihre Tür lag gleich daneben, am Ende des Ganges. Mit neugewonnener Selbstsicherheit brachte sie die wenigen Schritte bis zu ihr hinter sich, öffnete sie und trat ein.

»Das ist es«, sagte sie nicht ohne Stolz, während sie ein wenig zur Seite ging, damit Daniel sich umsehen konnte. Hier hatte sie alles selbst ausgesucht und zusammengestellt: die Möbel, den Teppich, die Vorhänge; alles war perfekt aufeinander abgestimmt und entsprach bis ins kleinste Detail ihren Vorstellungen. Sie wäre sogar so weit gegangen zu behaupten, dieses Zimmer spiegelte ihr ganzes Selbst wider. In jedem Akt, mit dem man etwas erschuf, konnte man gar nicht anders, als seine eigene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, und in dieses Projekt hatte sie ihr ganzes Herzblut gesteckt. Es hatte ewig gedauert, doch mittlerweile war es fertiggestellt. Nach und nach waren alle Überbleibsel ihrer fühen Kindheit, in der ihre Eltern noch für sie entschieden hatten, verschwunden und durch Dinge ersetzt worden, die mehr ihr Wesen einfingen. Es war auch ebenso tadellos aufgeräumt und sauber wie sonst. Die plötzliche Umwandlung ihres Geschlechts mochte sie völlig aus der Bahn geworfen haben, aber das hielt Daria nicht davon ab, ihr Zimmer in einem angemessenen Zustand zu halten.

Daniel blickte sich währenddessen mit gebotener Aufmerksamkeit darin um. Es war von einem orange-rötlichen Farbton dominiert. Die Tapete, das Sofa und die Vorhange waren in ihm gehalten, ebenso wie viele Accessoires, die hier und da verteilt waren. Die hintere linke Seite des Raumes wurde von einem großen Bett eingenommen, auf dem Unmengen von Zierkissen lagen, ihm gegenüber stand das Sofa, unmittelbar vor einem Fernseher. Dazwischen befanden sich Schreibtisch, Stuhl und eine Lampe mit Schirm in der vorherrschenden Farbe, und gleich rechts von der Tür war der gewaltigste Kleiderschrank, den Daniel jemals gesehen hatte.

»Wow«, sagte er schließlich, nachdem er sich einen Eindruck von der Umgebung gemacht hatte, »echt schick hast du es hier.«

»Findest du?«, fragte Daria mit glänzenden Augen. Es erleichterte sie ungemein, dass ihm ihr Einrichtungsgeschmack zu gefallen schien. Es hatte sie viel Mühe gekostet, alles so hinzubekommen, wie sie wollte, und immerhin war die Suche nach Bestätigung ein grundlegendes menschliches Bedürfnis.

Daniel nickte bekräftigend. »Sehr hübsch«, sagte er mit einem angedeuteten Lächeln, »aber nicht halb so hübsch wie du.«

Glücklich lächelte Daria zurück. Seine Schmeicheleien waren weder etwas Neues für sie noch besonders originell, aber trotzdem hatten sie in diesem Moment eine ungemein beruhigende Wirkung auf sie. Zwar hatte er noch keine Ahnung von der Abnormität, zu der ihr Unterleib vor kurzem verkommen war, doch ließ seine ungebrochene Zuneigung zu ihr ihre angeschlagene Seele sich zumindest ein Stück weit erholen.

»Du bist lieb«, sagte sie, trat dicht vor ihn und ließ sich wieder in seine Arme sinken. Dieses Mal war ihre Umarmung allerdings weitaus weniger stürmisch als zuvor bei ihrer Begrüßung. Die war aus dem Affekt heraus geschehen, aus ihrer Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit und ihrer unbändigen Freude darüber, mit Daniel endlich wieder einen Verbündeten an ihrer Seite zu haben, nun jedoch hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Zwar verspürte sie noch immer das drängende Verlangen, Schutz bei ihm zu suchen, sich einfach von ihm halten zu lassen und seine Wärme zu genießen, aber gab sie dem nur beherrscht nach. Wohl wissend, was sie tat, klammerte sie sich an ihn, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt und den Kopf an seine Brust gelehnt.

Doch auch wenn diese Umarmung sehr viel besonnener verlief als die vorige, irritierte sie Daniel. Sonst war Daria nicht so anhänglich oder empfänglich für seine Komplimente. Irgendetwas musste in der Zwischenzeit passiert sein, das sie ihn als ihren Rettungsanker wahrnehmen ließ, und obwohl er keine Ahnung hatte, worum es sich dabei handelte, erkannte er darin die perfekte Gelegenheit, sie endlich rumzukriegen.

Sanft hob er ihren Kopf an, um ihr starr in die Augen sehen zu können. »Du weisst, ich liebe dich und bin immer für dich da«, sagte er mit festem Blick, ganz so als sei Daria für ihn das einizge von Bedeutung in der Welt. Solch ein überzeugender Hinweis auf eine tiefere Verbundenheit brachte den Widerstand von Mädchen eigentlich immer auf kurz oder lang zum Schmelzen und verfehlte auch jetzt nicht seine Wirkung. Daniel konnte an ihrem Gesicht ablesen, wie sehr sie diese Worte berührten.

Von diesem Erfolg ermutigt wagte er sich ein wenig weiter vor. Während Daria noch verliebt zu ihm hochschaute, beugte er sich zu ihr hinab, um sie innig zu küssen. Das würde sie ihm nicht verwehren, so weit hatte er sie immerhin schon einmal, aber es würde den Weg bereiten für mehr. Solange er sie vorsichtig Schritt für Schritt weiterführte, wäre die hier seine große Chance, das spürte er. Tatsächlich empfing sie seinen Kuss nicht einfach teilnahmslos, sondern warf sich ihm förmlich entgegen. Sonst blieb sie dabei immer passiv. Zwar hatte sie es anstandslos geschehen lassen, als er ihr das erste Mal die Zunge in den Mund geschoben hatte, schien jedoch auch nicht übermäßig davon angetan zu sein. Nun jedoch drückte sie ihm von sich aus die Lippen auf, umspielte seine Zunge mit der ihren und schmiegte sich dicht an ihn.

In diesem Moment wusste Daniel, dass er gewonnen hatte. Er hatte sein Ziel so gut wie erreicht, alles, was er jetzt noch zu tun brauchte, war, sie in eine entspannte Lage zu bringen und sie dort in eine Wolke des Wohlgefühls einzuhüllen. Die Couch bot sich dafür geradezu an. Sie stand in unmittelbarer Nähe, auf ihr würde Daria sich umsorgt vorkommen und es würde sein Vorhaben mit Sicherheit besser verschleiern als sich mit ihr aufs Bett zu setzen. Ohne den Kuss zu unterbrechen dirigierte er Daria sanft zu ihr hinüber und ließ sich gemeisam mit ihr auf die feueropalfarbenen Bezüge nieder. Eine Weile beließ er es dabei. Als hätte er nichts weiter im Sinn als genau das, saß er ruhig neben Daria, hielt sie fest an sich gedrückt und presste die geöffneten Lippen auf ihre, dann jedoch entzog er ihr verstohlen eine seiner Hände, die sich wie zufällig auf ihre Brust legte, während sie sich beständig weiterküssten. Wieder wartete er einen Moment ab, bevor er in seinem Bestreben fortfuhr, aber nachdem er statt auf Proteste nur auf ergebene Leidenschaft traf, begann er die gerade in ihrer Entstehung begriffene, kleine Halbkugel unter seiner Handfläche zärtlich zu streicheln.

Entgegen seiner Hoffnung merkte Daria sehr wohl, wie vorsichtig er sich ihr immer mehr aufzwängte, doch ließ sie ihn gewähren. Er hatte auch schon bei vorigen Gelegenheiten, wenn sie miteinander rumgemacht hatten, versucht, auf diese Weise an ihr herumzuspielen. Da hatte sie ihn immer abblitzen lassen, nun aber störte es sie nicht. Es tat gut, seine Hände auf sich zu spüren; die intime Berührung ließ sie die Hilflosigkeit ihrer Situation für ein paar kostbare, flüchtige Augenblicke vergessen. So hielt sie ihn nicht einmal auf, als er ihr das Shirt hochschob und die Brust darunter befingerte. Es war einfach zu schön, als dass sie gewollt hätte, dass es endete, außerdem hatte sie ohnehin schon im Vorfeld überlegt, ihm diese kleine Freude zu gönnen. Gestern noch hatte sie sich ausgiebig von Theresa betasten lassen, da war es nur fair, ihm dasselbe zuzugestehen.

Erst als seine Hand plötzlich tiefer hinabwanderte und am Verschluß ihrer Hose herumfummelte, schreckte sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand auf. Keinesfalls durfte Daniel zu Gesicht bekommen, was mit ihr geschehen war, was sollte er denn sonst schon anderes tun, als sich genau wie Theresa von ihr abzuwenden? Trotzdem fehlte ihr jetzt die Kraft, sich ihm zu entwinden. Sein Begehren war Balsam für ihren geschundene Geist, auf den sie nun nicht mehr verzichten konnte. Sie fühlte sich wie Wachs in seinen Händen, unter deren sinnlichen Liebkosungen sie jeglichen Willen verlor.

Schwach wie seine Zuneigungsbezeugungen sie gemacht hatten, erschien es ihr unmöglich, sich ihm zu widersetzen. Nur ein einziges Wort des Einspruchs entlöste sich ihr, als ihre Lippen sich zum Luftholen für einen Sekundenbruchteil voneinander trennten. »Nicht ...«, hauchte sie leise und tonlos wie das weit entfernte Krächzen eines Raben in einem großen dunklen Wald.

Daniel ließ sich davon nicht stören. Vielleicht hatte er sie gar nicht gehört, zumindest hielt er nicht einmal in dem Versuch inne, sie von jeglicher überflüssiger Kleidung zu befreien. Mit geschickten Fingern öffnete er Knopf und Reißverschluß der Hose und bemühte sich, sie von Darias Beinen zu ziehen. Das war allerdings nicht ganz einfach. Zwar wehrte sie sich nicht, aber ohne ihre Mithilfe war es schwierig, den Stoff unter ihrem Gesäß hervorzuzerren. Dazu musste er ein Stück weit von ihr abrücken und beide Hände benutzen, dann stellte dieses kleine Hindernis aber kein Problem mehr dar. Bald hatte er es geschafft, sie völlig aus der Hose zu kriegen, die er achtlos zu Boden fallen ließ. Mit einem Lächeln, das Vertrauen und Zuneigung in Daria wecken sollte, wandte er sich ihr wieder zu, erstarrte sofort darauf jedoch.

Sein Blick war auf Darias Unterleib gefallen und was er dort sah, machte ihn stutzig. Anders als bei anderen Mädchen lag ihr Slip nicht eng zwischen ihren Beinen an, sondern wurde irgendwie ausgebeult. Es war, als stecke etwas darunter, als verberge sie etwas Rundes in ihrem Höschen. So etwas hatte Daniel noch nie zuvor gesehen. Nein, das stimmte nicht ganz, er hatte genau das sehr wohl schon einmal gesehen, bei sich selbst nämlich. Die Ausbuchtung in dem dünnen Gewebe unterschied sich nicht von der in seiner eigenen Unterhose, nur konnte der Grund dafür natürlich unmöglich derselbe sein. Aber was hatte Daria dann da? Lief sie etwa den ganzen Tag mit einem Vibrator in sich herum?

Neugierig geworden streckte er langsam die Hand nach dem Saum des Slips aus und zog die Vorderseite ein wenig hinunter. Nach und nach sank der Bund tiefer, immer mehr einer Art Stange enthüllend, die dort in Darias Schritt baumelte, bis sie endlich in voller Pracht zu bestaunen war.

Der Anblick verschlug Daniel den Atem. Nun, da das merkwürdige Teil so offen vor ihm lag, konnte es keinen Zweifel mehr geben: Es war eindeutig ein Penis, der da im Intimbereich des Mädchens hing. Aber das konnte doch gar nicht sein! Oder war Daria in Wirklichkeit ein Junge? Hatte sie sich nur verkleidet, um ein Leben als Frau zu führen? Doch auch dieser Gedanke war letztlich Unsinn. Er hatte vorhin deutlich ihre Brüste gespürt; das war nicht einfach ein ausgestopfter Büstenhalter gewesen, die waren ohne jede Frage echt, und ihre Gesichtszüge waren von einer anmutigen Schönheit, die einzig Frauen besaßen.

Somit verblieb nur noch eine Möglichkeit. Seine feste Freundin war ein Hermaphrodit. Er hatte schon davon gehört, das dieses Phänomen auch bei Menschen auftrat, hatte aber nie geglaubt, ihm jemals so von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. So weit er wusste, kam es nur sehr selten vor, außerdem konnte man sich chirurgisch angleichen lassen.

Eine geraume Zeit lang sahen sich die beiden bloß reglos an, wie zwei Einbrecher, die sich plötzlich erschrocken im Schein der Taschenlampe des jeweils anderen wiederfanden. Währenddessen starrte Daniel unentwegt auf Darias schlaff herabfallenden Schwanz. Was er auch tat, er konnt sich einfach nicht davon abwenden. Diese Offenbarung mochte ungeheuerlich sein, aber sie war auch ungemein faszinierend. Die zahllosen unglaublichen Einzelheiten hämmerten auf ihn ein wie Regentropfen auf ein Blechdach. Als erstes fiel ihm auf, dass Daria nicht beschnitten war, was ihn seltsamerweise etwas verwunderte. Ob nun Hermaphrodit oder nicht, bei ihrer Abstammung hätte er einfach angenommen, dass sie beschnitten sei, doch ihre Vorhaut bedeckte unangetastet die Eichel, setzte sich noch ein wenig fort und bildete einen kleinen Zipfel an ihrem Ende. Zudem merkte er schnell, dass das Ding mindestens so groß war wie seines. Das setzte ihm ebenfalls ein bisschen zu, wenn auch nur unbewusst. Es gehörte zu seiner Natur, in allem der Beste sein zu wollen, und dass der Schwanz eines vier Jahre jüngeren Mädchens seinen eigenen um vielleicht einen Zentimeter überragte, ärgerte ihn insgeheim.

Trotzdem fühlte er sich nicht abgestoßen, unerklärlicherweise wuchs sein Verlangen nach Daria nur noch mehr. Natürlich hatte sie immer noch ein berauschendes Aussehen, und ihre Geschlechtsteile so präsentiert zu bekommen, musste einen ja scharf machen, wie auch immer die nun einmal beschaffen waren. Umso drängender stellte sich die Frage, ob er wie geplant fortfahren oder sein Vorhaben ganz aufgeben sollte. Noch immer auf Darias Gehänge hinabschielend überlegte er. Er hatte sie so gut wie rumgekriegt und sie war ein so verlockendes Schmuckstück, dass es schade gewesen wäre, jetzt aufzugeben, aber sollte jemals jemand erfahren, dass er es mit einem Mädchen getrieben hatte, das einen Penis statt einer Scheide besaß, wäre er für den Rest seines Lebens zum Gespött seines gesamten Freundeskreises geworden.

Andererseits machte diese Eigenheit Darias seine Sache nur einfacher. Es war kein Wunder, dass sie sich so gesperrt hatte, mit ihm zu schlafen, sie hatte Angst, dass er sich von ihr abwand, wenn er ihr Geheimnis herausfand, doch nun da das unumkehrbar geschehen war, hoffte sie offensichtlich mit jeder Faser ihres Körpers, dass seine Reaktion anders ausfallen würde. Man brauchte sie nur anzusehen: die unmissverständliche Furcht vor Zurückweisung, die ihr Gesicht zeichnete, das Zittern ihrer Lippen und ihre vor Entsetzen aufgerissenen Augen. Oh ja, sie bettelte geradezu nach irgendeinem noch so winzigen Zeichen seiner Zuneigung. Jeder Mensch sehnte sich vor allem nach zwei Dingen, Liebe und Verständnis, das wusste Daniel, darauf beruhte sein ganzer Umgang mit seinen Anbandelungen, doch keine von ihnen hatte seine Zuwendung je so nötig gehabt wie Daria in diesem Moment. Ihre Dankbarkeit würde keine Grenzen kennen und da sie in dieser Hinsicht mit einer gewissen Einschränkung zu kämpfen hatte, blieb ihr kaum eine andere Wahl, als ihm die Körperöffnung anzubieten, auf die er es am meisten abgesehen hatte.

Der Analverkehr hatte ihn schon immer besonders angesprochen, sobald ihm diese Abart bekannt geworden war. Noch bevor er selbst in deren Genuß gekommen war, fesselte ihn bereits ihre Abseitigkeit. Alleine der Umstand, dass man dabei nicht auf das dafür vorgesehene Geschlecht einer Frau zurückgriff, sondern gerade auf dieses Loch, das für die meisten Menschen mit Ekel behaftet war, hatte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausgeübt. Auf diese Weise hatte es etwas Schmutziges, sogar etwas Unnatürliches an sich, und das machte ihn unsagbar an. Noch weitaus mehr erregte ihn jedoch eine Tatsache, auf die er erst gestoßen war, als er versucht hatte, eine seiner Eroberungen dazu zu überreden und seine Bemühungen letztlich von Erfolg gekrönt waren: Die meisten kostete es einiges an Überwindung sich darauf einzulassen und das nicht ohne Grund. Im Allgemeinen schienen sie es als unangenehm, oftmals auch schmerzhaft zu empfinden, sie taten es einzig für Daniel, der diese Aufopferung nur mit dem Ziel des eigenen Lustgewinns entgegennahm. Zwar hatte er im Laufe seiner zahlreichen Verführungen auch ein paar getroffen, die selbst nicht abgeneigt waren, das einmal zu probieren und denen es letztendlich Spaß gemacht hatte, aber wirkliche Befriedigung konnte er in diesen Fällen nicht erlangen. Irgendetwas fehlte ihm dann immer. Tief in seinem Inneren, verborgen unter mehreren Persönlichkeitsschichten, der Erziehung und der Selbstauffassung, niemandem etwas zuleide tun zu wollen, wusste er, dass es sich dabei um die Gewissheit handelte, dass es allein um ihn ging. Er wollte, dass sie es nur ihm zuliebe taten, dass sie sich nur widerwillig darauf einließen und dass es ihnen kein Vergnügen bereitete.

Daniel war mehr als neugierig, welche Einstellung Daria wohl in diesen Belangen hatte. Sie verstand sich trotz ihres beachtlichen Gehänges offenbar als weiblich, betrachtete sie dann ihr Rektum als Äquivalent einer Scheide oder würde sie nur durch ihren Penis einen Höhepunkt erlangen können? Natürlich wäre es ihm ohnehin lieber, wenn es ihr nicht kommen würde, auch weil er sich dann weniger Gedanken um seine eigene Sexualität machen müsste, aber so oder so würde er ihr Teil auf keinen Fall berühren, das war klar. Dennoch brannte er darauf, sich in ihr erleichtern zu dürfen, und dieser Moment war nahe, das konnte er deutlich spüren, als sie nun mit angsterfülltem Blick zu ihm aufsah und den Mund öffnete, um etwas zu sagen.

Damit war seine Chance gekommen. Noch bevor sie einen Ton herausbringen konnte, strich er ihr zärtlich über die Wange. »Schon gut, du musst nichts erklären«, sagte er beruhigend. »Ich weiß Bescheid. Du kannst doch nichts dafür, so bist du eben zur Welt gekommen. Das ist doch nicht schlimm, die Hauptsache ist doch, dass wir uns lieben, oder?«

»Aber du verstehst das nicht!«, rief Daria. »Ich ... ich bin ...«, setzte sie stammelnd hinzu, bevor sich ihre Stimme ganz verlor. Ihr fehlten schlicht die Worte, um zu beschreiben, was ihr widerfahren war. Die Lippen noch immer zum Sprechen leicht geöffnet, überlegte sie, wie sie Daniel die ganze Sache erklären könnte, bis er sich plötzlich vorlehnte und sie mit einem neuerlichen Kuss versiegelte.

Nur zu gerne ließ Daria ihn gewähren. Wie von den Wogen seiner Zuneigung fortgerissen wurde jede Rechtfertigung überflüssig. Was machte es denn schon, wenn er glaubte, sie sei so geboren worden? Vielleicht würde sie später eine Möglichkeit finden, ihm ihre Not zu erläutern, und vielleicht würde er ihr dann sogar helfen können, doch vorerst gab sie Daniel vollkommen recht. Für den Moment war nichts weiter von Bedeutung als ihre Liebe.

Ein warmes Gefühl der Zusammengehörigkeit durchströmte sie, das sogar noch anhielt, als Daniel plötzlich ein wenig Abstand von ihr nahm. Nachlässig begann er nun damit, sich selbst zu entkleiden, und Daria war sich völlig im Klaren darüber, was das zu bedeuten hatte. Offenbar hielt er den Moment für gekommen, ihrer Liebe auch körperlichen Ausdruck zu verleihen. Das warf natürlich die Frage auf, wie sie sich jetzt verhalten sollte. Es wäre nicht weiter schwierig gewesen, ihn wie ursprünglich geplant noch einmal abzuwimmeln, ehe er zu aufdringlich wurde, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Wahrscheinlich war es genau diese Intimität, die sie reglos verharren ließ. Daniel hatte sich nicht von ihr abgewandt, nun da sie ihn am meisten brauchte, sondern hatte ihr trotz ihrer widerwärtigen Verwandlung etwas gegeben, wovon sie in dieser Lage nicht zu träumen gewagt hatte: eine Umarmung und mit ihr die Gewissheit, dass ihre Herzen zusammengehörten. Er akzeptierte sie so, wie sie war, und diese Vertrautheit wollte sie nie wieder entbehren müssen. Sie wollte Daniel einfach nicht verlieren; er war das Letzte, was ihr in ihrem Leben noch Halt gab. Wenn er auch noch verschwand, wäre jede Hoffnung, dass sich irgendwie alles wieder zum Guten wenden würde, endgültig dahin.

Schließlich hatte er es geschafft, seinen Gürtel zu öffnen und Jeans samt Unterhose abzustreifen. Als er Daria dauraufhin erwartungsvoll anblickte, musste sie endlich eine Entscheidung treffen. Sollte sie seinem Verlangen nachgeben oder ihn noch um einen weiteren Aufschub bitten? Nun, er hatte seine Loyalität ihr gegenüber unzweifelhaft bewiesen, damit war es wohl an ihr, seinen Anforderungen gerecht zu werden.

Ihr Slip hing noch immer knapp unterhalb ihres Schritts. Unmittelbar nachdem er ihr Geheimnis freigelegt hatte, war Daniel zu erschrocken gewesen, um ihn tiefer hinabzuzerren. Als Zeichen ihrer nun doch noch erfolgten Zustimmung beendete sie sein Vorhaben und streifte ihn sich vollends von den Beinen. Dann griff sie nach dem Saum ihres Oberteils, zog es sich über den Kopf und ließ zuletzt auch noch ihren Büstenhalter fallen. Somit hockte sie gänzlich unbekleidet vor Daniel auf dem Sofa, seinem unnachgiebigen Starren schutzlos ausgeliefert. Das war nicht einmal ein bewusster Gedanke gewesen, sie war einfach einer plötzlichen Eingebung nachgegangen. Sie verband den Geschlechtsakt eben untrennbar damit, jemandem so nahe zu sein wie nur möglich, körperlich wie seelisch, und ein Stück Stoff zwischen ihnen hätte dieses Empfinden bloß gestört.

Daniel schien das hingegen anders zu sehen. Er machte keine Anstalten, sein Shirt auszuziehen, ihm reichte es offenbar, lediglich seinen Unterkörper zu entblößen. Das genügte natürlich für ihre Zwecke, befand Daria, und wenn es ihm lieber war, sein Shirt anzubehalten, sollte er seinen Willen haben. Auch so war alles enthüllt, worauf es ankam, und sie nutzte die Gelegenheit, sich den Penis ihres Freundes genauer anzusehen. Immerhin war dies nicht nur das erste Mal, dass sie ihn zu Gesicht bekam, sondern überhaupt einen, sah man einmal von ein paar Abbildungen in Schulbüchern und ihrem eigenen ab. Steif ragte er aus Daniels Schritt hervor, unterschied sich ansonsten aber nicht merklich von ihrem. Rosafarben und leicht geädert, die Eichel von der Vorhaut verborgen, hüpfte er vor ihren Augen auf und ab.

Obwohl Daniel sie ebenso eindringlich betrachtete wie sie ihn, war ihre Neugier ihr ein wenig peinlich. Andererseits war sie offen gestanden wohl auch der Hauptgrund, aus dem Daria letztlich ihre Einwilligung zu dieser Sache gegeben hatte. Zwar fühlte sie sich Daniel tatsächlich verpflichtet, aber viel mehr noch war sie nun selbst von dem Wunsch beherrscht, zu erfahren, wie es war, einen Schwanz in sich zu spüren. Das lag vor allem an ihrem gestrigen Erlebnis mit Theresa. Zuvor hatte sie nie auch nur über die Möglichkeit eines Analverkehrs nachgedacht. Auch wenn ihr in irgendeinem abelegenen Winkel ihres Verstandes klar gewesen war, dass so etwas existierte und es wohl auch Frauen gab, die das mochten, hatte sie kein Interesse dafür aufbringen können. Sie hielt ja schon die Sexualität an sich für absonderlich genug, doch diese ihrer Auswüchse musste ein weitere Aspekt des immerwährenden Triebes des männlichen Geschlechts sein, sich das weibliche zu unterwerfen.

Diese Meinung war allerdings ins Wanken geraten, als sich Theresas Finger zufällig in ihren After gebohrt hatte. Das war zunächst nur ein höchst merkwürdiges Gefühl gewesen, wie eine unerwartete, unbeabsichtigte Berührung eines Fremden, die einen unweigerlich erröten ließ und gleichzeitig ein aufregendes Kribbeln auslöste, doch nachdem der erste Schreck vergangen war, hatte dieses Eindringen sie mit ungeahnter Lust überspült. Trotzdem war sie in den wenigen Stunden danach bisher noch nicht auf die Idee verfallen, jemals jemanden da ranzulassen, erst jetzt, da sie Daniels Penis vor sich hatte, genau dort auf Einlass pochend, war sie bereit, sich diese Geneigtheit einer Wiederholung einzugestehen. Am vorigen Tag hatte diese ungewohnte Sensation ihr einen so intensiven Orgasmus eingebracht, wie sie ihn noch nie erfahren hatte, vielleicht würde es heute ähnlich werden.

Fieberhaft sucht Daria nach jeder noch so kleinen Information in ihrem Gedächtnis diese Praktik betreffend, fand jedoch nicht viel. Das einzig Nützliche, was ihr einfiel, war die Stellung. Daniel würde sie von hinten nehmen müssen, das war nur logisch, und so weit sie das beurteilen konnte, knieten sich die Frauen dabei hin oder lehnten sich irgendwo über, also entschied sie, es genauso zu machen. Die Armstütze der Couch war nicht hoch genug, als dass sie entspannt auf ihr hätte liegen können, außerdem hätte sie ihren Oberkörper dann frei in der Schwebe halten müssen, aber ihre abgerundete Oberfläche war perfekt, um die Hände auf ihr ruhen zu lassen.

Überrascht bemerkte sie, dass sie instinktiv einen ihrer Arm vor die Brust und den anderen vor die Schamgegend hatte wandern lassen, während sie in Gedanken versunken gewesen war. Es kostete sie einiges an Willenskraft, sie wieder sinken zu lassen, und noch viel mehr, sie an der Kante der Couch in Position zu bringen, doch irgendwie schaffte sie es. Dort hockte sie dann, die Arme auf den Sofarand gestützt, den Hintern erhoben, wie eine Kurzstreckenläuferin unmittelbar vor dem Start, jeder einzelne Muskel beinahe schmerzhaft angespannt. Tatsächlich musste sie sich beherrschen, nicht einfach aufzuspringen und davonzurennen, und der Sieg über die eigenen Ängste ist nur schwer zu erringen. Sie kam sich vor wie ein Hund an der Leine, zur Zucht bestimmt und nun angebunden, damit der für sie ausgewählte Partner sie bespringen konnte.

Mit vor Aufregung wild pochendem Herzen, die Finger krampfhaft in den Bezug des Sofas gekrallt, wartete sie darauf, dass es so weit war, dass Daniel sie packen und begatten würde, ganz so als sei sie die zur Paarung bereitgestellte Artgenossin, als die sie sich ihm präsentierte. Ohne diese Reaktion unterdrücken zu können, zuckte sie sogar erschrocken zusammen, als ihre auf Flucht eingestellten Nerven den Impuls einer Berührung auf einer ihrer ausgestreckten Pobacken wahrnahmen, dabei war es nur Daniels Hand, die sich sanft auf sie legte. Sie hoffte zwar, dass er davon nichts mitbekommen hatte, befürchtete aber, dass das kaum möglich war. Der Schauder, der sie durchlaufen hatte, war wohl zu heftig gewesen, als dass er ihm entgangen sein könnte. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass er nun erst einmal beruhigend beide Seiten ihres Hinterteils streichelte, bevor er sie fester umschloß und ein wenig auseinander zog. Auf diese Weise teilte sich ihre in dieser Stellung ohnehin leicht klaffende Gesäßfalte noch etwas weiter und vermutlich wurde selbst ihr Anus mit aufgespreizt, jedenfalls spürte sie Kälte in ihn fließen, als würde Luft an einen Ort in ihrem Körper gelangen, wo keine hingehörte.

Dieses Gefühl hielt aber nicht lange an, denn schon im nächsten Augenblick wurde diese Lücke wieder geschlossen, als die Eichel sachte gegen sie gedrückt wurde. Wollusttropfen – ein Phänomen, mit dem Daria inzwischen aus eigener Erfahrung vertraut war – schienen sie feucht und glitschig gemacht zu haben, doch das trug kaum dazu bei, ihre Nervosität zu mildern. Schon jetzt, da sie nur lose zwischen ihre Hinterbacken geschoben war, drängte die große Penisspitze sie bereits deutlich auseinander, außerdem machte die Art, wie sie stumpf gegen sie stieß, unmissverständlich klar, dass sie um einiges umfangreicher war als das Loch, das ihr zugestanden worden war. Würde das überhaupt funktionieren? Immerhin war Daniel vier Jahre älter als sie, war damit sein Schwanz nicht schon zu groß, um in diese winzige Öffnung zu passen? Und falls es doch gehen sollte, würde es nicht unweigerlich wehtun?

Das war zunächst jedoch nicht der Fall. Als Daniel sich ihr vorsichtig entgegenbewegte und seine Eichel langsam in ihr Rektum drang, war es zwar unangenehm, aber es schmerzte nicht. Sie fühlte, wie ihr After immer weiter gedehnt wurde, während sich die breiter werdende Spitze des Schwanzes in sie schob, sich eng um das ungewohnte Objekt ziehend, doch das Irritierendste war, das es in sie hineinfuhr. Auch wenn ihr Verstand auf diese Umkehr der Gegebenheiten vorbereitet gewesen war, protestierte ihr Anus dagegen. Für seine Begriffe konnte das nicht richtig sein, und das meldete er mit einem Wirbel wie von Schmetterlingen, der von ihrem Magen ausging und sich bis in ihre Brust fortsetzte. Obwohl er so gegen seine ungebührliche Nutzung aufbegehrte, machte es Daria unerklärlicherweise an. Sie kam sich vor, als würde sie Theresa heimlich beim Masturbieren beobachten. Die Gefahr entdeckt zu werden und das Wissen, etwas Verbotenes zu tun, würde ganz ähnliche Empfindungen in ihr auslösen wie jetzt: ein schuldbewusstes Kitzeln, das ihren gesamten Torso mit Unbehagen erfüllte, ihre aufkeimende Lust aber dennoch weiter entfachte.

Schließlich schaffte Daniel es, seine Eichel vollständig in sie zu zwängen, und Daria spürte, wie sich ihr Schließmuskel hinter dieser Verdickung schlagartig wieder verdichtete. Damit hätte sie den beschwerlichsten Teil eigentlich überstanden haben sollen, wurde ihr Anus doch nun weniger auseinander gezerrt wie zuvor, trotzdem gestaltete sich die Sache ab hier schwieriger statt leichter. Der Schaft von Daniels Penis bohrte sich nur ruckweise in sie, sich mühsam Stück für Stück in sie hinein kämpfend, am engen Band ihres Arschlochs vorbei. Das tat nun doch etwas weh, wenn auch nicht so sehr, dass es ihre Erregung überstrahlt hätte. Es war, als klebte die Haut des Schwanzes an ihr fest, löste sich nur widerwillig und rutschte einen Zentimeter tiefer, bevor er wieder steckenblieb. Sie hatte den Eindruck, dass es vielleicht besser funktioniert hätte, wenn Daniel sein Teil irgendwie angefeuchtet hätte, brachte diesen Einwand aber nicht vor; dazu war dieser Sturm an Begehren, den dieses bloße Einführen in ihr verursachte, zu verheißungsvoll. Wenn die Eröffnung schon so reizvoll war, welche Freuden würden sie dann erst erwarten, wenn es richtig losging?

Unter diesen Umständen war es beinahe unmöglich, die ganze Länge in Darias Hintern zu versenken, doch mit einiger Anstengung gelang es Daniel endlich. Irgendwie hatte er mit viel Kraft seinen Penis bis zum Anschlag in sie hineinbekommen und verharrte so. Das war wohl dazu gedacht, ihr Gelegenheit zu geben, sich an diese neue, fremdartige Erfahrung zu gewöhnen, was auch dringend notwendig war. Daria kam sich wie ausgestopft vor. Als sie noch eine Scheide gehabt hatte, hatte sie sich dort nie etwas eingeführt, das hatte sie einfach nie als lohnend erachtet, deshalb fehlten ihr nun die Vergleichsmöglichkeiten, aber den Darm so ausgefüllt zu bekommen war jedenfalls höchst absonderlich. Es fühlte sich an, als stecke eine harte, unnachgiebige Eisenstange in ihr, die gerade so in sie hineinpasste, jeden verfügbaren Platz innerhalb ihrer Kehrseite für sich beanspruchte und ihren Anus einer konstanten Spannung aussetzte.

Während Daria sich noch darüber klar zu werden versuchte, ob in diesem Gewirr sich gegenseitig widersprechender Eindrücke, die ihre Sinne ihr da vermittelten, die angenehmen oder die weniger erstrebenswerten überwogen, begann Daniel sich mit einem Mal zu bewegen. In einem einzigen schlagartigen Zug wurde der Schwanz weit aus ihr hervorgerissen, bis er ihr Rektum fast verlassen hätte, bevor er auf dieselbe Weise wieder in sie gerammt wurde. Diesmal war es echter Schmerz, der Daria flüchtig durchzuckte, wie von einem Pflaster, das über ihren Hintereingang geklebt worden war und nun unversehens fortgezerrt wurde, ohne Rücksicht auf die empfindliche Stelle zu nehmen, an der es angebracht war. Fast glaubte Daria, die Innenwände ihres Kanals würden dem Penis ein bisschen folgen, so dicht hafteten sie aneinander, ein wenig aus ihr heraus, wenn Daniel sich von ihr entfernte und wieder in sie hinein, wenn er seine Hüfte vorschnellen ließ.

Diesen Gedanken verbannte sie allerdings ins Reich der Phantasie. Das konnte nicht sein, so untrennbar ihre Haut auch mit Daniels verbunden schien. Möglicherweise wölbte sich ihr Arschloch eine Winzigkeit ein und aus, je nachdem ob sich ihr Besucher gerade vor oder zurück streckte, aber mehr konnte einfach nicht passieren. Doch auch ohne die zusätzliche Erniedrigung, die eine dermaßen offene Zurschaustellung ihres analen Zugangs bedeutet hätte, waren die Umstände schon beschämend genug. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass ihre Entjungferung ausgerechnet in ihrem Hintern stattfinden würde, denn als solche betrachtete sie das Ganze. Natürlich hatte sie es gestern schon mit Theresa getrieben, doch das zählte nicht richtig, fand sie. Da hatte sie ihr männliches Teil benutzt, und das war nun einmal nicht ihr angestammtes Geschlecht. Um ihr wirklich ihre Unschuld zu nehmen, musste jemand in sie eindringen, entschied sie – so wie jetzt, nur dass es sich dabei eben um das falsche Loch handelte.

Unweigerlich spürte Daria wie ihr das Blut in die Wangen schoß und sie erröten ließ. War es denn etwa keine Schande, die hier vor sich ging? Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das je mit sich hätte machen lassen, wenn ihre Scheide nicht plötzlich verschwunden wäre. Sie selbst zumindest wäre nie auf diese Idee gekommen. Vielleicht hätte sie irgendwann in ferner Zukunft, nachdem sie schon länger eine sexuelle Beziehung aufrecht erhalten hätten, letztendlich nachgegeben, falls Daniel darauf bestanden hätte, dennoch war ihr schlechtes Gewissen in diesem Moment übermächtig. Auch wenn ihre Eltern bei weitem nicht so streng waren wie Theresas, hatten sie ihr doch strikte Moralvorstellungen vermittelt, gegen die sie nun allesamt verstieß. Zwar war diese spezielle Angelegenheit nie zur Sprache gekommen, trotzdem hatte Daria keine Zweifel, dass sie es nicht gutheißen würden, dass ihre Tochter sich so bereitwillig in den Arsch ficken ließ, besonders in ihrem Alter. Es kam ihr sogar selbst verkehrt vor. Sie hatte immer versucht, sich bei allen Anlässen geradezu vorbildlich zu verhalten, doch hier saß sie nun vornübergebeugt auf ihrer Couch, den Ständer ihres Freundes tief in ihrem Hintern. Das war ganz ohne Frage eine Perversion, ein Exzess, zu dem sich einzig Schlampen hinreißen ließen.

Dass dem so war, trat in allen Belangen nur allzu deutlich hervor: es tat weh, es war ihr über alle Maßen peinlich und es war ihr allgemein nicht geheuer. doch obwohl demnach sämtliche Einzelheiten einem Wohlbefinden zuwider liefen, machten sie sie in der Summe entgegen jeder Vermutung an. Zudem hatte Daniel mittlerweile zu einem eigenen Rhythmus gefunden, der sie beide zufriedenstellte. Zwar hatte er ihr Gesäß von Anfang an mit wuchtigen, kraftvollen Stößen bearbeitet, nur hatten die zunächst noch etwas unkontolliert gewirkt, nun aber bewegte er sich mit einem beständigen unermüdlichen Eifer in ihr. Immer wieder schob er sich rückhaltlos vor, seinen Penis so weit wie möglich in sie treibend, zog sich zurück und wiederholte das Ganze in einem stetigen, flüssigen Ablauf, einem überwältigend Kreislauf aus Schmerz, Scham und Lust.

Die Scham und die Lust wiegelten einander fast gegenseitig auf. Es ließ Daria Schuld empfinden, dass sie trotz dieser verqueren Umstände zunehmend geiler wurde, und diese Demütigung wiederum entfachte das brennende Verlangen in ihr nur noch mehr. Der Schmerz jedoch versiegte allmählich. Er verschwand keineswegs völlig, doch hörte das Ziehen an der Haut ihres Afters auf. Es kam ihr nun nicht mehr so vor, als müsste der Schwanz an diesem Ring wie an einem schier unbezwingbaren Widerstand vorbei gewuchtet werden, stattdessen quetschte er sich beinahe ohne Anstrengung in sie hinein. Scheinbar wie von selbst glitt die Stange in ihr ein und aus, nicht einmal die Verdickung der Eichel verursachte dabei irgendwelche Schwierigkeiten. Es war sogar überaus betörend, wie der enge Kanal ihres Rektums aufgedrückt wurde, wenn sie sich weiter vor drängte, und sofort hinter ihr wieder schloß, sobald sie zurückwich.

Obwohl ihr Anus sich also offensichtlich an die ständige Dehnung gewöhnt hatte, blieb das Gefühl an sich zutiefst eigenartig. Es war gerade unbehaglich und entwürdigend genug, dass es irgendetwas in Daria ansprach, das sie nicht benennen konnte, ohne dass es ihren Abscheu erregen würde. Es löste nur einen weiteren Stich der Verlegenheit in ihrer Brust aus, der sich nahtlos in die Unmengen verwerflicher Genüsse dieser Ausschweifung einreihte.

So seltsam es auch war, die lange Abfolge durchbrochener Gebote hatte etwas überaus Reizvolles an sich, das konnte sie kaum leugnen. Ein leichtes Prickeln durchfuhr ihre Glieder, das eine Gänsehaut auf ihren Armen hinterließ – kleine Vorläufer der erhabenen Ekstase, die sie bald überkommen würde, wie sie aus ihren gelegentlichen Zugeständnissen der Selbstbefriedigung sehr wohl wusste. Es war unzweifelhaft die erlösende Hitze eines nahenden Höhepunkts, die sich da in ihr ausbreitete, wie ein Feuersturm über sie hinwegfegte und mit seinen umherschwebenden Funken noch die entlegensten Winkel ihres Selbst entfachte. Wie einen Lavastrom spürte sie die Erregung in ihren Unterleib einfließen, sich dort sammeln und als Quelle immer neuer Entzückungen die fortschreitende Ausstrahlung der Wärme noch verstärken.

Schließlich erreichten einige Ausläufer dieser Glut auch ihren Penis und mit wachsender Bestürzung merkte Daria, dass sie einen Ständer bekam. Er war schon zuvor halbsteif gewesen, wie ihr plötzlich klar wurde. Unterbewusst hatte sie bereits wahrgenommen, wie er dick angeschwollen von einer Seite zur anderen gebaumelt war, flach gegen ihre Schenkel schlug und feuchte Spuren an ihnen hinterließ, nun jedoch richtete er sich ganz langsam zu seiner vollen Größe auf. Unwillkürlich erschauerte Daria, als ihr schlackerndes Gehänge nach und nach fester wurde, sowohl in Breite als auch Länge zunahm und zuletzt die Vorhaut von der Eichel wich. Zum einen war sie es einfach nicht gewohnt, einen hoch zu kriegen, zum anderen fragte sie sich, was Daniel davon halten würde. Immerhin war er ein Mann, was würde er dazu sagen, dass seine Freundin mit einer Latte wie ein Stier in der Paarungszeit herumlief?

Bislang schien ihn das allerdings nicht zu stören. Es war gut möglich, dass es ihm noch gar nicht aufgefallen war, zumal ihr Schwanz ja jetzt starr nach vorn ragte, jedenfalls machte er sich mit unverminderter Wucht über sie her. Er stopfte ihr sein Gemächt sogar mit solch triebgesteuerter Rücksichtslosigkeit in den Hintern, dass Daria wieder und wieder ein Stück vorwärts geschleudert wurde. Obwohl sie sich mit aller Kraft abstützte, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Becken durchgedrückt wurde, der Armlehne des Sofas entgegen. Immer wenn Daniels Hüfte von hinten gegen sie klatschte, gab es nach, sodass ihr steil abstehender Penis heftig in das Polster stach. Ebenso wie die Freuden, die ihr die Überbelastung ihres Arschlochs schenkte, war das sonderbar und wundervoll zugleich. Der rauhe Stoff scheuerte wenig anziehend an ihrer Eichel, wenn sie gegen ihn stupste, und doch nährte das ihre Hingerissenheit noch. Es war, als konzentrierte sich ihre gesamte Sehnsucht nun auf ihr hin und her schwingendes Rohr, als habe es nur deshalb solch enorme Ausmaße angenommen, weil sich all ihre fast schon schmerzlichen Bedürfnisse in ihm aufgestaut hatten. Ihretwegen war er so prall und stocksteif, unablässig schwirrten sie in ihm umher und drängten darauf, befreit zu werden.

Wie das zu bewerkstelligen wäre, war nicht schwer zu erraten. Er wollte berührt werden, sanft gestreichelt, er verzehrte sich geradezu danach. Aber sollte sie das wirklich tun? Ihre Bedenken diesem Teil gegenüber waren nicht verflogen, wie sollten sie auch? Noch immer wusste sie nichts darüber, abgesehen davon, dass es eine Monstrosität war, eine Abscheulichkeit, die sich ohne jeden ersichtlichen Grund in ihrem Schoß breitgemacht hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt Lust empfinden durfte, wenn sie von diesem Ding herrührte, aber mit unumstößlicher Gewissheit war es falsch, es auch noch in dieser Absicht zu stimulieren.

Eine Weile rang sie mit sich selbst, wusste aber in Wirklichkeit, dass sie diesen Kampf bereits verloren hatte, noch bevor er begann. Im Reich der Begierde hatten Hemmungen dieser Art keinen Bestand. Gefangen in ihrem Labyrinth war man bereit, Dinge zu tun, zu denen man sich sonst nicht hätte verleiten lassen. Hier leckte man Regionen der Anatomie, deren Kontakt man sonst rigoros vermied, man schluckte noch die ekelerregndsten Körpersäfte, so lange sie nur von der Person stammten, die man liebte, oder man stellte ihnen sogar Körperöffnungen zur Verfügung, deren Benutzung in dieser Hinsicht in höchstem Maße ambivalent waren, war es da nicht verzeihlich, ein Fortpflanzungsorgan zu masturbieren, das nicht ihr angeborenes war?

So oder so, irgendwann konnte sie jedenfalls unmöglich länger an sich halten. Wie ein lose in ihrem Schritt befestigter Knüppel pendelte ihr Schwanz ruhelos umher, jede seiner Zuckungen ein Flehen nach Zuwendung. Er schien bereits so angefüllt mit Samen zu sein, dass Daria das Gefühl hatte, er würde platzen, wenn sie ihm nicht auf diese Weise ein wenig Linderung verschaffte. Ihre Finger bewegten sich fast automatisch auf ihn zu, als könnte sie sie gar nicht aufhalten. Zögerlich aber dennoch zielstrebig wanderten sie den Bauch entlang zu dem erbebenden Turm hinüber, krochen an ihm hinauf und umschloßen ihn endlich. Erleichter stöhnte Daria auf, als ihre Hand den tosenden Ständer umfasste. Der in ihren After dringende Penis war letztlich doch die Ursache unendlicher Verheißungen gewesen, die Berührung ihres eigenen empfand sie allerdings als ungleich intensiver. Obwohl sie im Moment noch recht harmlos war, kam sie nach einer so langen Zeit des Herbeiwünschens der Errettung aus einer kettenbehangenen Gefangenschaft gleich. Völlig entrückt warf sie den Kopf in den Nacken und keuchte laut auf. Das war das sinnlichste Erlebnis, das sie jemals gehabt hatte, die Höhle ihres Hinterns von einem Schwanz versiegelt und ihr Schwanz wiederum von der Höhle ihrer Handfläche umgeben. So strömte von allen Seiten Befriedigung auf sie ein, von innen wie von außen.

Ganz mitgenommen von diesen berauschenden Eindrücken merkte sie gar nicht, dass Daniels Bestrebungen sich ebenfalls ihrem Höhepunkt annäherten. Auch sein Atem wurde nun immer schneller und unbeherrschter, sein Ansturm auf ihre Rückseite verbissener. Noch ehe Daria Zeit hatte, sich darüber klar zu werden, was das zu bedeuten hatte, oder auch nur mit dem Streicheln ihres Ständers zu beginnen, entlud er sich bereits in ihr. Heiß spürte sie den Samen in ihr Rektum schießen und sich dort verteilen. Das war noch seltsamer als das Einführen von Daniels Penis in ihn. Die zähe Flüssigkeit schien nach und nach ihren ganzen Darm zu füllen. Wellenartig schwappte die Flut in sie hinein, überzog ihr Inneres mit klebriger Nässe und gab ihr das Gefühl, aufgepumpt zu werden wie ein Luftballon.

Daniel hatte währenddessen nicht innegehalten, er nahm sie mit demselben Ungestüm wie zuvor, als das Sperma aus ihm hervorbrach, es noch weiter in Darias Hinterteil einflößend, bis es ihr vorkam, als sei ihr Tunnel ganz und gar von dem Zeug besudelt. Es schien, als gäbe es keine noch so winzige Stelle mehr in ihr, an der keine Schlieren davon hafteten. Erst nachdem der Strom allmählich verebbt war und nur noch einzelne Tropfen Ejakulats von der Spitze seines Schwanzes fielen, fand er wieder zur Besinnung. Zunächst wurden seine Stöße immer verhaltener und schwächer, bis sie schließlich vollkommen zum Erliegen kamen. So verharrten sie eine Zeit lang, Daniel schnaufend seinen Penis bis zum Anschlag in Darias After vergraben, sie selbst vor ihm kniend, die Hand noch immer reglos um ihre eigene Latte gelegt, den Hintern randvoll mit dem Erguß ihres Freundes.

Irgendwann ging ein letzter Ruck durch Daniel, wie ein Schütteln, mit dem er seine Erschöpfung, seine abklingende Lust oder vielleicht auch einige verbliebene Samenstränge in ihr abstreifte, dann zog er sich aus ihr zurück. Automatisch kniff Daria die Beine zusammen, als die dicke Eichel aus ihrem Anus rutschte und ihn so nicht länger verschloß, wie um zu verhindern, dass der in ihr abgeladene Schwall sich haltlos aus ihr hervorstürzen würde, doch war diese Sorge unberechtigt. Sobald die Öffnung nicht mehr von dem Fremdkörper gezielt aufgedehnt wurde, zog sie sich wieder auf ihren ursprüngliche, beinahe undurchdringlichen Durchmesser zusammen. Trotzdem musste wohl zusammen mit dem Schwanz ein wenig seiner Hinterlassenschaft ausgetreten sein, denn sie spürte eindeutig Feuchtigkeit zwischen ihren Hinterbacken, als sie endlich wieder aufeinander trafen. Möglicherweise hatte auch der in sein eigenes Sperma getauchte Penis sie mit diesen Rückständen beschmiert, jedenfalls konnte Daria sie überall an ihrem Gesäß wahrnehmen. Nicht nur das Loch an sich troff davon, auch die Spalte, in der es sich befand, und die Rundungen seiner Wangen fühlten sich auf dieselbe Art beschmutzt an.

Als sie sich langsam aufrichtete, stellte sie fest, dass Daniel inzwischen dabei war, sich anzuziehen. Da ihr nichts Besseres einfiel, was sie tun konnte, blieb sie in dieser Position, noch immer auf den Knien aber mit erhobenem Oberkörper und sah ihm zu. Diese Haltung war nicht gerade bequem, aber sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen. Hinsetzen konnte sie sich nicht, dazu fürchtete sie zu sehr um die Bezüge ihrer Couch, und ganz aufzustehen erschien ihr nicht weniger ungemütlich. Somit blieb als einzige Alternative, sich ebenfalls anzukleiden, doch entschied sie sich bewusst dagegen. Sie war schon enttäuscht genug, dass Daniel nichts anderes tat. Das fand sie einfach äußerst bedauerlich. Dabei störte es sie gar nicht so sehr, dass er damit wieder seine nackte Gestalt verbarg. Sie selbst war von den Bauchmuskeln oder den breiten Schultern gar nicht so angetan, es war vielmehr das Wissen, dass die anderen Mädchen darauf standen, das ihr gefiel, dennoch war sie nun ein bisschen wütend auf ihn. Sie hatte gehofft, dass sie einander noch unbekleidet in den Armen liegen würden, dicht an dicht, seine Haut nahtlos an die ihre geschmiegt, zumindest so weit sein Shirt, das er anbehalten hatte, das nicht verhinderte. Noch weitere lästige Kleidung zwischen ihnen würde jedoch nur die Intimität ruinieren, die sie beide verband.

Daniel hatte sich bereits fertig angezogen, als er bemerkte, dass er das vor Publikum getan hatte. Matt lächelte er Daria zu. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen.«

»Was?«, schrak Daria zusammen. Ein Stich wie von einer siedend heißen Nadel durchfuhr ihre Brust. Angst stieg in ihr auf, vielleicht eine Vorahnung. »Und ... und wann sehen wir uns wieder?«

»Tja, ich fürchte, wir können uns gar nicht wiedersehen.«

»Aber ... aber wieso denn nicht?«

Nun, da er bekommen hatte, was er wollte, hätte Daniel früher oder später natürlich ohnehin mit ihr Schluß gemacht, wie mit jeder anderen auch. Sonst blieb er noch eine Weile mit denjenigen zusammen, bis er eine neue Flamme in Aussicht hatte, an der er sich wärmen konnte, oder bis er sie endgültig überhatte, aber unter diesen Umständen kam das nicht infrage. Allerdings boten sie ihm eine hinreichende Entschuldigung. Diesmal sollte es keine verzweifelten Ersuchungen nach dem Grund geben; der war ja wohl offensichtlich. Ebenso sein weiteres Vorgehen. Er würde seinen Freunden von dieser Sache erzählen, da kam er nicht drum herum. Sie würden andernfalls nur misstrauisch, wo er doch sonst immer mit seinen Eroberungen angab. Dass er Daria dann tatsächlich flachgelegt hatte, würde er ihnen aber selbstverständlich verschweigen. In seiner Version hätte er sich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht, um bei ihnen über sie zu lästern.

Also blieb nur noch eines zu tun: Daria auf das nicht zu übersehende hinzuweisen. Vielsagend deutete er mit einem Kopfnicken auf ihren Schritt, aus dem sich ihr Schwanz erhob.

Plötzlich fiel Daria auf, dass sie ihn nach wie vor umklammert hielt. Sie hatte sogar noch einen Steifen, auch wenn er nun allmählich abschwoll. Ertappt ließ sie ihn los, obwohl es das kaum besser machte; so legte sie ihn nur noch mehr den Blicken offen. »Wegen ... dem? Aber ich dachte, er stört dich nicht?«

»Na ja, mich stört er auch gar nicht«, sagte er, während sich Bewusstsein und Unterbeswuustsein noch darüber stritten, ob das eine Lüge war oder nicht, »aber du musst das verstehen: Das kann ich doch niemandem erzählen. Was sollten dann meine Freunde von mir denken?« Seufzend, ganz so als würde ihm die Sache schrecklich leid tun, erhob er sich von der Couch. »Ich geh dann mal. Mach’s gut!« Ruckartig zog er den Reißverschluss seiner Hose hoch, dann spazierte er seelenruhig zur Tür hinaus.

Nach der Hitze, die eben noch in ihrer Brust geherrscht hatte, gefror Darias Herz nun mit einem Mal zu Eis. »Dann geh doch!«, rief sie ihm hinterher, stand ebenfalls auf und stürzte zum Treppengeländer. »Ich brauch dich nicht!«, schrie sie von dort die Stufen hinab. Unten hörte sie noch die Tür ins Schloß fallen, dann war Daria wieder allein. Eine unerwartete Ruhe überkam sie und so stieg sie die Treppe ganz gemählich herab, ging zur Haustür und schloß sie ab. Fürs Erste wollte sie niemanden mehr sehen.

Als ihr klar wurde, dass sie nackt in der Diele stand und ihr Rektum voll vom Samen ihres nunmehr Ex-Freundes war, stieg sie die Treppe wieder hinauf. Es wurde Zeit, eine Dusche zu nehmen.

~+~​

Während Daria duschte, kamen ihr unaufhaltsam die Tränen. Unter dem warmen Wasser, das ihr Gesicht und ihren Körper benetzte, konnte sie sich ihrer einfach nicht erwehren. Sie konnte niemandem vertrauen, nicht ihrer besten Freundin, noch ihrem festen Freund. Jeder verriet und hinterging sie, sobald in Daria auch nur der leiseste Hoffnungsschimmer auftauchte, dass sie aus diesem Alptraum erwachen könnte. Niemand war für sie da, niemand kümmerte sich um sie. Irgendwann wandte sich jeder von ihr ab und überließ sie ihren Qualen.

Doch trotz dieser verzehrenden Gedanken tat ihr die Dusche gut. Auf irgendeine Weise spülte das Wasser gemeinsam mit ihren Tränen die Trauer und die Wut aus ihr heraus. Natürlich nicht vollständig; tief in ihr schwelte noch immer ein Funken unsäglichen Leids, der jederzeit zu einem neuerlichen Inferno heranwachsen konnte. Dennoch fühlte sie sich geläutert, als sie zurück in ihrem Zimmer war. Zu duschen hatte ihren Körper gereinigt und zu weinen ihre Seele. Allerdings gab es da noch ein Brennen, das keines von beiden hatte lindern können.

Sie war gerade dabei, sich anzuziehen, als sie es bemerkte. In Gedanken versunken zog sie einen frischen Slip über, der sich jedoch als unerwartet widerspenstig herausstellte. Irgendwie hakte er und wollte nicht so recht passen. Natürlich war Daria noch nicht allzu geübt darin, ihren Penis in diesen engen Höschen unterzubringen – sie besaß ihn ja erst seit zwei Tagen – trotzdem hatte sie es sonst leichter hinbekommen. Verärgert über sich selbst blickte sie an sich herab und erkannte den Grund, aus dem es ihr nicht gelingen wollte: Ohne dass sie sich darüber klar gewesen wäre, war ihr Schwanz schon wieder halbsteif geworden. Wie eine aufgequollene Teigrolle hing er zwischen ihren Beinen.

Ungeduldig stopfte Daria ihn unter den Bund. Sie hatte jetzt keine Lust, sich mit ihm zu befassen, er sollte einfach nur verchwinden. Er war Schuld an allem, seinetwegen hatten Theresa und Daniel sich ihr entzogen, seinetwegen war ihr Leben zu einer ständigen Qual verkommen, aus der es kein Entrinnen gab. Egal, was sie tat, immer musste sie aufpassen, dass ihn niemand entdeckte aus Angst davor, verspottet und ausgegrenzt zu werden, doch am Schlimmsten war, dass sie sich in ihrem eigenen Körper nicht mehr sicher vorkam. Zwar hatte sie den nie als unveränderlich betrachtet, immerhin wusste sie, dass er altern und eines Tages sogar vergehen würde, doch hätte sie nie damit gerechnet, einmal erleben zu müssen, wie ihr ein neues Körperteil wuchs. Wenn das so ohne Vorwarnung geschehen konnte, wie sollte sie da noch glauben, dass ihr Dasein auch nur den geringsten Bestand oder wenigsten einen Sinn hatte?

Obwohl er sich dagegen spürbar zur Wehr setzte, hielt sie ihn also unter dem dünnen Gewebe ihres Slips unter Verschluss und kleidete sich weiter an. Sie entschied sich für eine weiche, bequeme Hose und einen weiten Pullover; eine Kombination, die sie in der Öffentlichkeit nie getragen hätte, aber sie hatte nicht vor, heute noch einmal das Haus zu verlassen. Es war Freitag und noch immer früher Nachmittag. Sie hatte erwartet, den ganzen Tag mit Daniel verbringen zu können, doch nachdem er sie schon so früh allein zurückgelassen hatte und ihre Eltern erst am Abend wiederkommen würden, hatte sie nun nichts mehr zu tun. Alles, was sie wollte, war, sich auf die Couch zu legen und ganz in ihrem Elend zu versinken und dazu waren diese Klamotten wie geschaffen.

Als Daria sie schnell übergeworfen hatte, ging sie sogar zu der Schublade, in der sie ihre Brille aufbewahrte und setzte sie auf. Auch das tat sie höchst selten. Theresa war die Einzige, die überhaupt wusste, dass sie eine benötigte, das hatte sie nicht einmal Daniel anvertraut. Nur wenn sie wirklich mit sich und der Welt am Ende war, konnte sie sich dazu durchringen, diesem Makel nachzugeben. In solchen Momenten hatte es allerdings etwas Tröstliches. Ihre Umgebung deutlicher wahrzunehmen ließ sie hoffen, dass sich sogar eine Lösung ihrer Probleme finden könnte, vielleicht erinnerte das leichte Gewicht auf ihrer Nase sie auch an das Gefühl, jemanden zu umarmen, ihr Gesicht an einer verständnisvollen Schulter zu vergraben.

Solchermaßen angetan, mit Kleidung und einem Accessoire, die sie als beschämend empfunden hätte, würde sie jemand so sehen, ließ sie sich auf die Couch sinken und versuchte ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, sich ganz auf ihre Verzweiflung zu konzentrieren, doch das erwies sich schwieriger als gedacht. Egal wie sehr sie auch weigerte, es zur Kenntnis zu nehmen, unablässig machte der in ihrem Höschen gefangene Penis voller Ungestüm auf sich aufmerksam, zuckte unkrontrolliert umher, vergoß Sehnsuchtstropfen und quälte sie mit dem unwiderstehlichen Verlangen berührt zu werden.

Irgendwann musste sie sich eingestehen, dass es nicht anders ging. Sie würde beenden müssen, was Daniel begonnen hatte. Er hatte ihr diese Latte beschert und nicht einmal das tragische Ende ihrer Beziehung konnte ihr Einahlt gebieten, sogar Darias Bemühungen, sie in den Slip zu quetschen, hatte sie nur noch weiter angeheizt. Dennoch hatte sie keineswegs vor, ihrem Schwanz diesen Triumph zu gönnen, immerhin trug er die alleinige Verantwortung für ihre derzeitige Lage, da wollte sie ihn nicht auch noch mit Masturbation belohnen.

Womöglich musste sie das auch gar nicht. Zwar war er nun, da er ihre Scheide verdrängt hatte, ihr einziges Geschlechtsteil, doch hatten Daniel und Theresa mit ihrem Finger ihr deutlich gemacht, dass es auch noch andere Wege als diesen gab, um Befriedigung zu erlangen. Mit einem Mal wurde Daria klar, wie weitläufig und verschlungen dieses Geflecht der verschiedenartigsten Pfade tatsächlich war: Einige Menschen fanden ihre Erfüllung in dem Erdulden von Schmerzen, andere wollten einfach nur sanft gestreichelt werden. Manche mochten es, von mehreren Personen gleichzeitig bedient zu werden, manche stellten es sich vielleicht sogar vor, es mit einem Monster zu treiben. Es gab welche, die standen auf jüngere Partner, dann welche auf ältere; molligere oder schlanke, schwarzhaarige oder rothaarige. In bestimmten Phantasien spielten Objekte eine wichtige Rolle, wie Stiefel und Uniformen. Daria zum Beispiel hatte es sich immer besonders gerne vorgestellt, geleckt zu werden, Daniel hingegen hielt es offenbar nicht lange aus, ohne sein Ding in den Schoß oder den Arsch eines Mädchens zu stecken. Es war wie in Hieronymus Bosch’ Triptychon ›Der Garten der Lüste‹, das ihre Mutter so verehrte. Überall vergnügten sich die Menschen, jeder auf seine Weise, jeder mit einer Liberalität und Unbefangenheit, die ihr Tun unschuldig erscheinen ließen.

Dieser Gedanke machte Daria ihr Vorhaben um einiges leichter. Sie hatte sich ihrer Sexualität nie wirklich geschämt, doch war die Dimension der Unanständigkeit, mit der sie ihre Bedürfnisse jetzt auszuleben gedachte, eine völlig neue. Da tat es gut zu wissen, dass sie mit der Beschaffenheit ihrer Triebe nicht alleine war. Andererseits war es auch nicht anderes als das, was sie Daniel zuvor gestattet hatte. Wenn eben das ihre folgende Handlung erst notwendig machte, was sollte dann so verwerflich daran sein, in demselben Sinne fortzufahren?

Trotz dieser beruhigenden Eingebungen setzte sie sich nur sehr langsam auf. Es blieb eine verruchte Sache, so sehr sie es sich innerlich auch schönredete. Dennoch war an ein Unterlassen nicht mehr zu denken. Sollte es noch so abartig sein, in diesem Moment konnte sie einfach nicht anders. Ihre Finger zitterten bereits vor Vorfreude, als sie Hose und Unterhose zusammen in einem Rutsch hinunterzog. Sie hätte sich wieder ganz ausziehen können, sie hatte genug Zeit und niemand außer ihr war Zuhause, aber dazu fehlte ihr die Geduld. Sie ließ beide unbeachtet um ihre Knöchel hängen, während sie ihre Füße auf den Rand des Sofas stützte und die Schenkel auseinander schlug.

Zurückgelehnt und mit gespreizten Beinen, die Füße durch den Stoff zwischen ihnen zusammengebunden, saß sie da, als ihre Hand plötzlich wie von selbst hinabwanderte. Der Penis lag in einer Pfütze seines Vorsamens auf ihrem Bauch, aufgeregt hin und her zuckend in Erwartung der ersehnten Liebkosungen, doch stahl sich die Hand an ihm vorbei tiefer hinab, auf die sich unter ihm auftuende winzige Einkerbung des Afters zu.

Dort angekommen streckte sie vorsichtig den Zeigefinger aus und ließ ihn zwischen ihre Hinterbacken gleiten. Obwohl sie in dieser Position ohnehin leicht auseinander klafften, spürte Daria deutlich, wie er sich zwischen sie drängte. Allein das löste in ihr schon ein Gefühl der Verzückung aus, das sich warm in ihr ausbreitete, doch war das nichts gegen die Reizüberflutung, als er sich auf die Körperöffnung in ihnen legte. Ihr Anus fühlte sich wund an von der rücksichtslosen Behandlung, die Daniel ihm hatte zukommen lassen, doch war es kein Schmerz, der daraufhin in ihr emporstieg, sondern vielmehr ein seltsames Kitzeln, als würde sie über einen allmählich verheilenden Kratzer streichen.

Sie versuchte gar nicht erst, ihren Finger in das Loch dringen zu lassen, sie war glücklich damit, so wie es war. Spielerisch ließ sie ihn darum umhertanzen, zog ihn sogar zwischen ihren Hinterbacken ein wenig auf und ab und genoß den Zauber, den ihr das bereitete. Diese Form der Onanie erlaubte ihr sogar, sich ihrer liebsten Träumerei dabei hinzugeben. Die runde Fingerkuppe konnte durchaus eine Zungenspitze sein, und so, wie sie sich da unten wand, war es, als würde sie jemand lecken. Wahrscheinlich hätte die Vorstellung sie abstoßen sollen, es sich ausgerechnet an dieser Stelle mit dem Mund machen zu lassen, war es doch ebenso schmutzig wie erniedrigend, aber dem war ganz und gar nicht so. In ihrem von Lust aufgewühltem Verstand war es einfach wunderbar, wie das Wahrwerden einer lange unterdrückten Obsession.

Dieses Mal hatte sie dabei sogar eine bestimmte Person im Kopf. Das war bereits ungewöhnlich genug, normalerweise blieben es gestaltlose Schemen, die sich ihr da widmeten, einzig dazu vorgesehen, ihr widerspruchslos zu Gefallen zu sein. Doch das war gar nicht einmal das wirklich Verwirrende an dieser Situation, das war eindeutig, wen ihr Geist mit dieser Aufgabe betraute. Es war Theresa, die ihr da imaginativ den Hintern ausschleckte. In Darias Einbildung kniete sie vor ihr auf dem Boden, hatte sich vorgebeugt bis ihr Gesicht in ihrem Schoß lag und ließ unablässig ihre Zunge durch den Schlitz ihrer Kehrseite fahren, alles leckend, was ihr dabei in den Weg kam, sei es ihr Arschloch oder die Eier, die ihr ins Gesicht hingen.

Bei genauerer Betrachtung war diese Wahl allerdings gar nicht so abwegig. Immerhin hatte Daria mit ihr gestern noch ihr erstes Mal gehabt, da war das nach Daniels so unvermittelter Zurückweisung doch fast schon ein Rückzug in eine vertraute Sicherheit. Außerdem war sie ihre beste Freundin, die sie nun schon seit einem Tag nach ihrem fluchtartigen Aufbruch nicht mehr gesehen hatte. Da war es eigentlich kein Wunder, dass sie sich insgeheim wieder ihren Beistand wünschte. Letztlich mochte das auch ein unbewusster Versuch sein, Theresa dafür Abbitte leisten zu lassen, dass sie sie alleine gelassen hatte, eine kleine Strafe für die gebrochenen Versprechungen, die sie gemacht hatte.

Die Szenerie nahm Daria jedenfalls so sehr gefangen, dass es ihr jeden Augenblick gekommen wäre, doch zuvor wollte sie es noch so lange wie möglich auskosten. Hastig schob sie ihre andere Hand, die nicht mit ihrem Gesäß beschäftigt war, unter den Pullover, ließ sie tastend tiefer ein, bis sie schließlich ihre Brust erreichte und streckte auch hier einen Finger aus. Behutsam führte sie ihn die voller Andeutungen liegende Steigung hinauf, bis er fast den Nippel auf der Kuppe erreichte, berührte ihn jedoch nicht, sondern umkreiste ihn streichelnd. Auf diese Weise glich sie das Spiel ihrer beiden Hände einander an, mit dem einen Finger strich sie sanft um den Rand ihres Anus, mit dem anderen um die empfindsame Grenze ihrer Brustwarze. Oben wie unten löste es dieselbe mitreißende Empfindung aus, ein lustvolles Schaudern, das ausgehend von der jeweiligen Quelle ihren gesamten Körper durchzog. Bei ihrem mitgenommenen Hintereingang fühlte es sich noch immer merkwürdig an, nicht unangenehm aber fast ein wenig gefährlich, als dürfe sie dort nicht zu fest reiben ohne mit Unbehagen rechnen zu müssen. Trotzdem unterschied es sich nicht von dem Beben in ihrer Brust; in den Hügeln ihrer Oberweite wie in dem Tal ihrer Pobacken, die gleichen sinnenvernebelnden Erschütterungen.

Nach einiger Zeit merkte sie, dass ihr Finger feucht geworden war, als würde sie mit ihm ihr Geschlecht umschmeicheln, nicht ihren Arsch. Aus irgendeinem Grund war ihr After ganz glitschig geworden, offenbar durch eine schmierige Flüssigkeit, die ihn nun überzog. Das konnte Schweiß sein, den sie in ihrer Erregung absonderte, oder Scheidensekret, das hier hinabgelaufen war, doch eine andere Mutmaßung überkam Daria mit aller Macht. Waren das vielleicht Überreste von Daniels Sperma, die trotz der Dusche in ihr verblieben waren und nun, da Begehren den Zugang zu der Höhle, in der sie eingeschloßen waren, ein wenig aufweitete, daraus hervorquollen? Obwohl der Gedanke, mit einer Substanz in Kontakt zu kommen, die für sich allein genommen schon ekelhaft genug war, jetzt aber auch noch direkt ihrem Rektum entsprang, eigentlich nichts Reizvolles an sich haben sollte, schlug er sie doch unweigerlich in seinen Bann. Für sie war es immer noch Theresa, die mit der Zunge ihren Hintern zu umsorgen hatte, und die zusätzliche Besudelung, die sie in einem solchen Fall über sich ergehen lassen müsste, ließen Daria einem schwindelerregenden Höhepunkt entgegentaumeln.

Ohne dass sie es noch länger hätte hinauszögern können, packte sie die Ekstase. Ihr Becken unwillkürlich auf und ab hüpfend spritzte das Sperma in hohem Bogen aus ihr hervor. Ihr Penis lag noch immer auf ihrem Bauch, wippte jedoch durch die heftigen Kontraktionen mit jedem Zucken ihrer Hüfte mit. Bei jedem Strahl, den er über sie verschoß, schien er sich aufzubäumen und klatschte zurück auf die Haut ihres Unterleibs, wenn er versiegte. Immer wenn das geschah, ging ein weiterer Samenregen auf Daria hinab. Dicke Tropfen der warmen Flüssigkeit landeten in ihrem Gesicht, verschmierten ihr Stirn, Wangen und Mund, ein großer Schwall fiel sogar zwischen ihre zu einem stillen Seufzer geöffnete Lippen, der Rest befleckte ihren Hals und den Pullover.

Obwohl sie die zähen Pfützen deutlich auf ihrer eigenen Haut und ihrem eigenen Mund spüren konnte, wie sie langsam an ihr hinabrannen und sich auf ihre Zunge legten, stellte sie sich vor, Theresa ins Gesicht zu spritzen. Noch mehr für sie zu schlucken, nicht nur Daniels Sperma, das sie ihr aus dem Anus geleckt hatte, sondern auch noch ihr eigenes. Diese Phantasie erfüllte sie mit einer tiefen Befriedigung, und allmählich erschlafften die ruhelosen Hände an ihrem Busen und dem Hintern, während ein letzter Strang aus der Spitze ihres Schwanzes hervordrang und sich kraftlos auf ihre Taille legte.

So saß sie eine Zeit lang da, über und über mit dem eigenen Ejakulat bedeckt. Die einzige Bewegung an ihr waren die Unmengen winziger Rinnsale, die sich auf ihr gebildet hatten. Überall in ihrem Gesicht und auf ihrem Hals lief die klebrige Masse an ihr hinab, verband sich zu größeren Strömen und floß schwerfällig wie Weltmeere in die Spalten, die ihr Äußeres bot. Von ihren Lippen tröpfelte es stetig weiter in ihren Mund hinein, den See noch vergrößernd, der dort entstanden war. Bevor ihr überhaupt klar wurde, was sie da tat, hatte sie auch schon geschluckt. Das war ein reiner Impuls gewesen, nicht mehr als ein Reflex. Ihr Mund war voll gewesen, also hatte sie geschluckt, so einfach war das. Allerdings erklärte das nicht, warum sie danach auch noch die Zunge ausstreckte und sich die zurückgebliebenen Überbleibsel der Ladung von den Lippen leckte.

Tief in ihrem Innern kannte sie die Antwort auf diese Frage jedoch. Es war eine willkommene Analogie zu den Ereignissen, die sie sich in ihrer Masturbation ausgemalt hatte. Es hatte ihr eine solch unverständliche Freude bereitet, Theresa in Gedanken ihr Sperma trinken zu lassen, dass die Versuchung unendlich war, es ebenfalls einmal zu probieren. Vielleicht fand sie auf diese Weise heraus, was sie so sehr daran faszinierte, und selbst wenn nicht, warum sollte sie es nicht tun? Immerhin hatte Theresa das nicht nur vorhin in ihrem Traum getan, sondern gestern bei ihrer gemeinsamen Untersuchung dieses neuen Geschlechtsteils auch ganz wirklich, und da schien es keineswegs ihren Abscheu erregt zu haben.

Dazu bestand auch kein Grund, wie Daria nun feststellte. Es war zumindest nicht so widerlich, wie sie erwartet hätte, wäre sie im Vorfeld dazu gekommen, einen Augenblick über diese Angelegenheit nachzudenken. Der Geschmack war schwer, in einer etwas abgestandenen Art, und mit einem salzigen Unterton, den offenbar jede Körperflüssigkeit mit sich führte. An sich war er also gar nicht besonders verlockend, ebenso wenig wie die glibberige Konsistenz, trotzdem sprach es Daria auf eine Weise an, die sie nicht verstand, wie der Samen träge ihren Hals hinabglitt und dort sein volles Aroma in ihr verströmte.

Während sie noch so selbstvergessen dasaß und überlegte, woran das lag, war ein leises Klopfen an der Tür zu hören, doch das bemerkte sie gar nicht. Es war niemand im Haus gewesen und sie hatte die Eingangstür abgeschloßen, bevor sie duschen gegangen war. Deshalb war sie auch nicht einfach nur erschrocken, als sich ihre Zimmertür nun plötzlich öffnete, sie war geradezu starr vor Angst. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es zwei Schläge auf einmal tun und ihr Magen zog sich kramfhaft zusammen.

Ihrer Mutter, die jetzt den Raum betrat, schien es nicht besser zu ergehen. Sie trat einen sanften Schritt herein, wie um Daria nicht zu wecken, falls sie schlafen sollte, blieb aber sofort wieder stehen, als ihre Augen die Situation erfassten. Bis ihr Hirn sie verarbeitet hatte, dauerte es jedoch einige Zeit. Zunächst verharrte sie einfach ebenso wie Daria reglos vor Schock, während ihr Gesicht sich zu einer Miene verzog, in der sich unzählige Emotionen gleichzeitig widerspiegelten: Verwirrung, Fassungslosigkeit, Bestürzung, Scham und ein Hauch von Ekel waren allesamt darin enthalten.

Doch so vielfältig dieser Ausdruck auch war, kannte Daria ihn nur zu gut. Es waren dieselben Empfindungen, die über Theresas und Daniels Gesichter gehuscht waren, kurz bevor sie sich von ihr losgesagt hatten. Sie musste gar nicht so lange warten, bis ihre Mutter sich weit genug gesammelt hatte, um ein Wort über die Lippen zu bringen, Daria wusste bereits, was unweigerlich geschehen würde.

Noch bevor ihre Mutter ihren apathischen Zustand überwinden konnte, war sie schon aufgesprungen, hatte sich die Hose hochgezogen und rannte. Sie wusste nicht einmal, wohin sie lief, sie wollte einfach nur weg; weg vom anklagenden Gesicht ihrer Mutter und weg von den Fragen, die sie bald stellen würde. Daria hätte sie ohnehin nicht zu ihrer Zufriedenheit beantworten können und was danach käme war klar: sie wäre verstoßen worden, verbannt aus dem Schoß der Familie. Aus Unwissenheit erwuchs nun einmal Angst und irgendwann schlug Angst in Hass um, so sicher wie Blut aus einer frischen Wunde troff. Da war es besser zu fliehen, bevor nun auch ihre Eltern sie im Stich lassen würden. Bisher war sie es immer gewesen, die so enttäuscht worden war – sowohl Theresa als auch Daniel hatten sich, ohne sich auch nur einmal nach ihr umzudrehen, verlassen – nun war sie es, die davonlief, und nichts würde sie aufhalten.

Ohne ein Wort der Erklärung quetschte sie sich an ihrer Mutter vorbei aus dem Zimmer, stürzte die Treppe hinab und zur Haustür hindurch. Sie hatte bereits das Ende der Straße erreicht, als sie unvermittelt ihre Mutter hinter sich herrufen hörte.

»Warte, Daria! Komm zurück!«, schrie sie, doch obwohl Frau Kronenbergs Stimme jetzt deutlich von Sorge um ihre Tochter gezeichnet war, gelang es ihr nicht ganz, den Ton des Entsetzens aus ihr zu verbannen, und das war es, was Daria immer weiter rennen ließ, bis sie vor Erschöpfung beinahe zusammenbrach. Niemand hatte ihr Flehen nach Beistand erhört, als sie es am meisten gebraucht hätte, nun waren ihre Ohren taub für die Bitten nach einer Rückkehr. Man hatte sie davongejagt, zwar nur mit Blicken, doch das genügte Daria. So wie der Weggang der anderen, die sich von ihr getrennt hatten, würde auch ihrer endgültig sein.
 

Hoellenspass

Ordenspriester
So, nach einer Ewigkeit habe ich es endlich mal geschafft, das dritte Kapitel zu beenden. Ich hoffe, die lange Wartezeit hat niemanden abgeschreckt und vor allem natürlich, dass niemand davon enttäuscht ist. Ihr müsst euch allerdings darauf gefasst machen, das längste Kapitel in der Geschichte der Menschheit zu lesen. Ihr solltet also ein bisschen Zeit mit bringen. Am besten macht ihr es euch gemütlich und trinkt erst mal einen Kaffee. Jetzt mal ehrlich, schwafel ich zuviel? Gehe ich zu sehr auf die Charaktere ein? Langweilt euch diese minutiöse Ausbreitung der Gefühle? Na ja, ich hoffe, ihr könnt mir das nachsehen, falls es euch tatsächlich stört.

~3~
La magia è ›quoddam ubique, quoddam semper, quoddam ab omnibus creditum est‹

Daria hörte erst wieder auf zu rennen, als ihr das Blut unbändig in den Schläfen pochte und sie vor lauter Seitenstechen das Gefühl hatte zu ersticken. Ihr Brustkorb schien mit Stacheldraht umwickelt zu sein, der sich so eng um sie schlang, dass sie kaum nach Atem ringen konnte, und jeden trotzigen Vesuch ihrerseits, doch ein wenig Luft in ihre ausgezehrten Lungen zu bekommen, mit dem Schmerz von Nadeln bestrafte, die sich in ihr Fleisch bohrten. Keuchend blieb sie stehen, ihre Hände auf die Knie gestützt, während sie darauf wartete, dass sich ihr wild klopfendes Herz nicht mehr so anfühlte, als würde es gleich zerspringen.

Das würde allerdings eine Ewigkeit in Anspruch nehmen, wie ihr klar war. Der schier unerträgliche Druck hinter ihren Rippen, wie von einem inneren Gewicht, das sie aufzubrechen drohte, war nur zum Teil ihrer sich überschlagenden Atmung geschuldet. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte Daria sich so verloren gefühlt. Nun war sie heimatlos, eine Verbannte, die aus ihrem angestammten Zuhause hatte fliehen müssen, dazu verdammt, ziellos umherzuirren. Es gab keinen Ort mehr, der ihr noch Rettung versprach, von ihren Eltern war sie verstoßen worden und auch sonst konnte sie sich nirgendwo Zuflucht erhoffen. Jeder, an den sie sich in dieser Not hätte wenden können, hatte sie bereits unmissverständlich darauf hingewiesen, dass sie mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte. Alle ihre übrigen Freunde waren eher Bekanntschaften, Menschen, mit denen sie sich hin und wieder gern unterhielt, aber unter ihnen war niemand, dem sie so uneingeschränkt vertraute, um ihm dieses Geheimnis zu beichten, oder von dem sie wirklich Beistand erwarten durfte. Von hier an war sie auf sich allein gestellt.

Mit dieser bitteren Erkenntnis im Kopf richtete sie sich schließlich wieder auf, als wenigstens die körperlichen, wenn schon nicht die seelischen Qualen allmählich nachließen. Verwirrt sah sie sich um. In ihrer Panik hatte sie gar nicht darauf geachtet, wo sie langgerannt war, und hatte keine Ahnung, wo sie sich jetzt befand. Zunächst konnte sie jedoch kaum etwas ausmachen, ihr ganzes Sichtfeld schien vor ihren Augen zu verschwimmen. Einen Moment lang dachte sie, das läge am Sauerstoffmangel ihres Gehirns, der sie nun plagte, nachdem sie bis zur völligen Erschöpfung davongelaufen war, aber dann ging ihr auf, dass es Tränen waren, die ihr unvermutet in die Augen getreten waren. Verärgert versuchte sie, sie wegzuwischen, vergaß allerdings, dass sie ungewohnterweise ihre Brille trug und schlug bloß dagegen. Seufzend nahm sie die Brille ab, wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers über die Augen und setzte sie wieder auf.

Im ersten Augenblick half ihr das aber nicht viel weiter. Die ganze Gegend kam ihr unbekannt vor, bis ihr plötzlich auffiel, dass sie nur eine Ecke von der Straße entfernt stand, in der Theresa wohnte. Sie hatte diese Umgebung nur nie zuvor so klar gesehen, da sie sich sonst immer geweigert hatte, mit Brille das Haus zu verlassen. Das bedeutete, dass Daria nicht annähernd so weit gerannt war, wie sie angenommen hatte, ihre ehemals beste Freundin wohnte nur einige Straßen weit von ihrem ehemaligen Heim entfernt. Nun ja, im Sport war sie schon immer eine Niete gewesen, es nahm sich also nicht verwunderlich aus, dass sie nicht weit gekommen war, doch war es schon einigermaßen seltsam, dass sie ausgerechnet diesen Weg genommen und hier angehalten hatte. Hatten ihre Instinkte sie hier hergeführt? War sie in dem unterschwelligen Wissen zu Thersa gekommen, dass sie bei ihr bisher immer Trost hatte finden können?

Das mochte durchaus sein und möglicherweise würde sie auch diesmal nicht enttäuscht werden. Sie hatte seit heute Mittag, als sie nach Hause gekommen war, keine Gelegenheit gehabt, auf ihrem Handy nachzusehen, ob Theresa auf ihre Nachrichten genatwortet hatte, vielleicht hatte sie es mittlerweile getan, ohne dass Daria es gemerkt hatte. Sie hatte jetzt auch keine Möglichkeit mehr, das nachzuprüfen; bei ihrer unvorbereiteten Flucht vor dem vorwurfsvollen Gesicht ihrer Mutter hatte sie weder Handy noch Geldbeutel eingesteckt, nicht einmal die Zeit, sich Schuhe anzuziehen, hatte sie gehabt. Sie stand in Socken hier, zwar waren die aus dickem Stoff, doch so konnte sie nicht bleiben. Sie brauchte eine Vertraute, und die würde sie noch am ehesten in Theresa finden. Bei wem hätte sie sonst Unterschlupf suchen sollen? Die anderen würden sie nicht akzeptieren, nicht das Monster, in das sie sich verwandelt hatte. Außerdem war es doch denkbar, dass Theresa ihr gar nicht die Freundschaft kündigen wollte, immerhin war sie heute nicht in der Schule gewesen, da lag es doch nahe, dass sie einfach nur krank und nicht in der Lage gewesen war, sich mit Darias Problem zu befassen.

Zugegeben, es war eine schwache Hoffnung, aber es war ihre einzige.

Ihren ganzen Mut zusammennehmend ging sie um die Ecke und zu Theresas Haus hinüber. Es lag in einer etwas abgelegenen Seitenstraße, umrundet von einer penibel zurechtgestutzten Rasenfläche, die jeglicher Verzierungen von Blumen entbehrte, und von einem niedrigen Zaun eingegrenzt, der Daria gerade bis zur Hüfte reichte. Mit einem nervösen Flattern im Bauch, das ihre Bewegungen träge werden ließ, öffnete sie die kleine Pforte im Gartenzaun, schritt über den mit Gehwegplatten ausgelegten Pfad zur Haustür und klingelte.Noch nie war ihr so unwohl dabei gewesen, darauf zu warten, dass sich diese Tür öffnete. Für gewöhnlich war sie in guter Stimmung, wenn sie hier stand, heute jedoch kam sie sich merkwürdig fehl am Platz vor, als gehöre sie nicht hier her. Ihr Herz schlug so hoch, als würde sie noch immer rennen und auch ihre Atmung ging gefährlich flach.

Es kam ihr erstaunlich lange vor, bis die Tür endlich aufschwang, doch wahrscheinlich war das nur auf ihre vor geistiger Aufgewühltheit unzuverlässige Sinne zurückzuführen. Als Frau Wassir zu ihr hinausschaute, war jedenfalls nichts anders als sonst, nur der missbilligende Ausdruck in ihrem Gesicht war Daria bisher fremd gewesen. Das lag zweifellos in ihrem ungebührlichen Aufzug begründet, ohne Schuhe, die Haare eine einzige Katastrophe und Kleidung wie aus dem Sammelcontainer, doch davon durfte sie sich jetzt nicht abschrecken lassen.

»Hallo, Frau Wassir«, sagte sie freundlich, als wäre nichts weiter, »ist vielleicht Theresa zu Hause?«

Dass Daria nicht ihre Manieren abhanden gekommen waren, sondern höchstens ihre Sicherheit was Stilfragen anbetraf, schien Frau Wassirs Argwohn zu lindern. Ihre Züge entspannten sich sichtlich und ein verhaltenes Lächeln trat in ihr Gesicht. »Ja, aber sie fühlt sich nicht wohl. Ich hab sie heute lieber hier behalten. Möchtest du zu ihr raufgehen?«

»Ja, bitte«, sagte Daria. Trotz allem durchströmte sie eine Welle der Erleichterung. Theresa war also tatsächlich krank. Dann war doch nicht alles verloren. Entweder hatte sie die Nachrichten, die sie ihr geschickt hatte, noch gar nicht bemerkt, oder es ging ihr selbst zu schlecht, als dass sie ihnen viel Bedeutung beigemessen hätte. Sie hatte gestern immerhin schon alles in ihrer Macht stehende versucht, um ihr zu helfen.

Jetzt konnte Daria es kaum noch erwarten, sie wiederzusehen. Da sie sich nicht damit aufhalten musste, sich Jacke oder Schuhe auszuziehen, stieg sie gleich die sich unmittelbar hinter der Tür befindende Treppe hinauf zu Theresas Zimmer. Dort klopfte sie leise an, wartete, bis von drinnen ein unverständliches Murmeln erklang, und trat ein.Theresa sah nicht besser aus, als sie selbst. Auch ihre Haare waren ungebürstet und entgegen ihres sonst eher dunklen Teints wirkte sie heute regelrecht blass. Wie erwartet lag sie im Bett, die Decke hochgezogen bis zum Hals, richtete sich aber überrascht auf, als sie erkannte, dass es Daria war, die hereinkam.

»Was willst du denn hier?«, fragte sie weniger vewirrt als vielmehr unwirsch. Ihr Gesicht war unverkennbar von einer Miene der Verbitterung bestimmt.

Daria tat trotzdem so, als würde es ihr gar nicht auffallen. »Ich wollte mal nach dir sehen«, sagte sie sanft, ein mitfühlendes Lächeln auf den Lippen. »Also, wie geht es dir denn?«

»Oh, hervorragend, danke der Nachfrage. Mir ging’s nie besser, deshalb habe ich auch beschloßen, heute mal den ganzen Tag im Bett zu bleiben und die Decke anzustarren. Das mach ich immer, wenn ich richtig gute Laune habe.«

Wie immer, wenn Theresa einen ihrer gelegentlichen sarkastischen Ausbrüche überkam, war Daria auch jetzt wenig erfreut, allerdings war sie die letzte ihr verbliebene Gefährtin, da sah sie großzügigerweise über diese Anwandlung hinweg. »Okay, dir geht’s also nicht so besonders, hab ich begriffen. Deine Mutter sagte, du wärst krank, was fehlt dir denn?«

Trocken schnaubte Theresa auf. Anscheinend amüsierte sie diese Frage. »Was mir fehlt? Entzückend ausgedrückt. Tja, ich würde sagen, dasselbe, was dir auch fehlt. Offensichtlich hab ich mich gestern bei dir angesteckt.«

»Bei mir?«, fragte Daria verwundert nach. »Aber ich war doch gar nicht krank, das war doch bloß eine Ausrede, um nicht zur Schule zu müssen. Was ist denn los mit dir?«

Von einer unvermittelten Wut befallen sprang Theresa auf. »Was mit mir los ist? Was mit mir los ist?!«, rief sie aus, zog ruckartig ihre Schlafanzughose herab und hielt Daria ihren Unterleib entgegen. »Das ist mit mir los!«

Unwillkürlich wich Daria einen Schritt zurück. Theresa hatte recht, ihr fehlte dasselbe, wie ihr selbst, ihr Geschlecht nämlich. Ihre Scheide war verschwunden, stattdessen baumelte nun ein Schwanz von ihrem Schoß herab.

»Aber wie ist das möglich?«, fragte Daria entgeistert. »Ich hab doch gar nichts gemacht.«

Wieder stieß Theresa einen verächtlichen Laut aus. »Wie das möglich ist? Denk doch mal nach! Du hast in mich reingespritzt! Zweimal! Woher soll dieses Ding denn sonst kommen? Gestern war alles noch normal, und als ich heute Morgen aufwache, habe ich plötzlich dieses Ungetüm zwischen den Beinen!« Wuchtig stieß sie ihre Hüfte vor, wie um Daria einen besseren Blick auf ihren Penis zu gewähren, der durch die Erschütterung heftig hin und her zu schwingen begann. Erhöht auf ihrem Bett wie auf einer Bühne stehend sah Theresa wie die Attraktion eines Stripclubs der ganz besonderen Art aus. »Weißt du eigentlich, wie das ist, wenn einem über Nacht so ein Teil wächst? Abends geht man nichts ahnend schlafen und am nächsten Morgen ist man plötzlich ein Freak! Was meinst du eigentlich, wie ich mich erschrocken habe, als ich das entdeckt habe? Ich wollte einfach nur aufs Klo, ziehe mir die Hose runter und finde dann das!« Wieder folgte ein ärgerliches Vorzeigen ihres Beckens, das ihren Penis erbeben ließ. »Ich hätte vor Schreck fast alles vollgepinkelt!«

Die Hände beruhigend erhoben wollte Daria einwenden, dass sie zwar nicht wisse, wie es war, wenn diese Verwandlung im Schlaf geschah, sie aber dieselbe durchgemacht hatte, und sie in wachem Zustand mitzuerleben, war bestimmt nicht angenehmer. Doch Theresa kam ihr zuvor. Noch ehe sie reagieren konnte, rief sie laut: »Du bist schuld! Du bist schuld, dass aus mir ein Monster geworden ist!«

Entsetzt trat Daria einen weiteren Schritt zurück. »Nein«, wisperte sie leise. Eigentlich hatte sie noch viel mehr zu sagen, dass sie das nicht gewollte hatte, dass sie doch nicht hatte wissen können, was passieren würde und dass dieser Vorschlag schließlich von Theresa selbst gestammt hatte, doch blieben diese Erwehrungen unausgesprochen. Ein Wandel in Theresas Gesichtszügen ließ ihr die Stimme versagen. Tränen begannen Theresas Wangen hinabzulaufen und die Anklage wich einer tieferen, einer sehr viel dunkleren Empfindung.

»Ich will dich nie wiedersehen!«, schrie sie jetzt. »Verschwinde von hier!«

Daria ahnte, welche Worte als nächstes folgen würden und wollte sie auf keinen Fall hören, doch die Beine versagten ihr den Dienst. Sie war einfach nicht in der Lage, sich zu bewegen und so wurde sie doch von dem Satz getroffen, den sie befürchtet hatte, mit einer Macht, die sie blind zurücktaumeln ließ.

»Ich hasse dich!«

Der ihr entgegengeschleuderte Schrei schien Darias Brust zu durchdringen und ihr Herz in Fetzen zu schneiden. Unter dem Ansturm dieser Gefühlsaufwallung wurde sie nun doch förmlich aus dem Zimmer gedrängt. Der Abscheu, der aus dieser Feststellung strömte, ergriff sie einfach und spülte sie mit sich fort, zur Tür hindurch, die Treppe hinab und nach draußen ins Freie. Ohne zu wissen, wie ihr geschah, war sie mit einem Mal wieder auf der Straße und auf der Flucht. Bevor sie überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, spürte sie, wie ein Schluchzen aus ihr hervorbrach und Tränen verschleierten ihr erneut die Sicht. Doch keines von beiden hinderte sie daran weiterzurennen. Schniefend und ohne wirklich zu wissen, wohin sie lief, jagte sie weiter davon, fort von den Schrecken, die hinter ihr lagen und in die hinein, die sie noch erwarten mochten. Würde es immer so weitergehen? Von einem Grauen in das nächste, von jedem abgewiesen, an den sie sich nach Hilfe suchend wendete? Würde es denn nie eine Rettung für sie geben? Alles, was sie jetzt noch wollte, war, dass es endete, ob sie nun die so sehnsüchtig herbeigesehnte Erlösung fand, oder mit dem tränennassen Vorhang vor ihren Augen vor ein Auto lief, es sollte einfach aufhören. Stattdessen wurde es schlimmer und schlimmer. Nun war sie nicht mehr nur heimatlos, nun war sie eine Paria; verachtet, vertrieben und ausgestoßen. Niemand in der Welt würde noch etwas mit ihr zu tun haben wollen und niemand würde ihr Zuflucht gewähren. Sie war vollkommen allein, verlassen von jedem, dem sie jemals vertraut hatte. Ihr heimlicher Geliebter, ihre beste Freundin und sogar ihre Mutter, jeder hatte sie sich selbst überlassen.

Dabei wäre eine Unterkunft zu finden jetzt erst einmal das Wichtigste. Noch war Nachmittag, aber irgendwann würde es unweigerlich Nacht werden und sie selbst müde. Sie fühlte bereits, wie ihre Beine schwer wurden und der Sauerstoff ihre Luftröhre zu verätzen schien, als würde sie Gift einatmen. Letztendlich war dieser Platz genauso gut geeignet, um anzuhalten, wie jeder andere, entschied sie. Zuerst wurde sie immer langsamer, bis sie ganz zum Stehen kam. Wieder musste sie die Brille abnehmen, um sich die Augen abzuwischen, ehe sie sich ein Bild von ihrer Umgebung machen konnte, doch auch diesmal kam ihr die Gegend, in der sie sich befand, nicht bekannt vor. Das lag in diesem Fall aber nicht an der ungewohnten Schärfe ihres Blicks, dieser Stadtteil war ihr tatsächlich fremd. Bedrückt und desorientiert, wie jemand, der gerade aus einem schlechten Traum erwacht ist, sah sie sich genauer um. Die dicht zusammengedrängten, oftmals baufälligen Häuser und das schwache Licht, das nur schwer durch die aneinandergereihten Dächer sickerte, boten ihr einen Hinweis darauf, wo sie war. Dies musste das Viertel jenseits des Marktplatzes sein, das ihr schon immer aufgefallen war, in das sie sich aber nie gewagt hatte. Wenn dem so war, hätte sie nur umzukehren brauchen, dann wäre sie unausweichlich irgendwann am Marktplatz herauskommen, doch das tat sie nicht. Zurückzugehen kam für sie nicht infrage. Hinter ihr lagen nur Menschen, die sie hassten und Orte, an denen sie nicht länger erwünscht war. Alles war besser, als das erneut durchmachen zu müssen.

Mit einem Ruck drehte sie sich wieder nach vorn und folgte der Straße tiefer in den unbekannten Stadtteil, wohin auch immer die sie führen würde.

Trotz der hier herrschenden Schatten waren die Anzeichen des Frühlings in all seinem Glanz an keiner Stelle zu übersehen. Die Luft war drückend vor Wärme, Insekten schwirrten umher und den ganzen Weg entlang sproßen Pflanzen in den Mauerritzen und zwischen Pflastersteinen. Wohin sie auch sah, es war immer dasselbe Spiel: Ob Blumen, Bäume, Tiere oder Menschen, jeder war von dem Drang besessen, seine Gene weiterzugeben. Pollen, die wirbelnd im Wind tanzten, Knospen, die sich zu duftenden Blüten entfalteten oder Männer, die Frauen auf eine Tasse Kaffee einluden; überall um Daria herum fiel der Samen herab, in der Hoffnung, auf einem fruchtbaren Flecken zu landen. Nur sie selbst war zu ewiger Einsamkeit verdammt, alleingelassen von jedem, dem sie einmal nahegestanden hatte und ausgeschloßen aus jeder Gemeinschaft. Es war die Hölle, in der sie wandelte, aber das war wohl auch das einzig angebrachte Zuhause für ein Monstrum wie sie.

Mit ihren vor Erschöpfung starren Gliedern taumelte sie Schritt für Schritt vorwärts, ohne jedes Ziel, ohne Hoffnung, jemals irgendwo anzukommen, wo sie willkommen geheißen würde. Daran würde sie sich gewöhnen müssen; für die Missachteten gab es keine Rast. Im Vorübergehen besah sie sich die Häuser auf ihrer Seite des Weges. Sie wusste gar nicht, warum, sie konnte auch von dort keinen Beistand erwarten, niemand würde eine Verfemte wie sie einfach so bei sich aufnehmen. Wahrscheinlich war es ihr tiefstes, inneres Verlangen nach einem Refugium, einer Freistatt. Ihre geschundene Seele schrie geradezu nach einem Ort, an dem sie sich ein wenig erholen konnte, irgendein Versteck, das ihr Frieden und Geborgenheit versprach und in dem ihr die Sünde ihrer Andersartigkeit vergeben würde.

Überrascht blieb Daria stehen, als ihr etwas Unerwartetes ins Auge stach. An einem der Häuser waren zwei Klingelschilder angebracht und auf einem davon war das Wort ›Wahrsagerin‹ zu lesen. Hätte sie ihre Brille nicht aufgehabt, wäre es ihr wohl gar nicht aufgefallen, so schlicht war das Angebot dieser Dienste gehalten. Nur die Berufsbezeichnung und ein Name waren angegeben, in schmucklosen Lettern, die vom Gehweg aus kaum zu erkennen waren. Daria musste ein Stück näher herantreten, um auch den Namen entziffern zu können, hielt dann aber sofort wieder inne. Offenbar war dies Malivas Zuhause. Das eine Klingelschild gehörte zu ihrer Großmutter, der Wahrsagerin, das andere der Familie Amantă.

Neugierig besah Daria sich das Haus genauer. Es sah um einiges gepflegter aus als die umstehenden. Es musste erst vor kurzem renoviert worden sein, die Fassade erstahlte in einem so hellen Weiß, als wäre sie gerade frisch gestrichen worden, die Tür ließ keine Abuntzungserscheinungen erkennen und hinter den makellos sauberen Fenstern hingen leuchtend bunte Vorhänge. Einen Garten schien es nicht zu geben, es führten bloß zwei Stufen vom Bürgersteig unmittelbar zur Haustür hinauf.

Aufgeregt riss Daria den Kopf hoch. Vielleicht konnte Malivas Großmutter ihr helfen. Immerhin war sie eine Hellseherin, wenn irgendjemand wusste, wie sie dieses verdammte Ding, das ihr Leben ruiniert hatte, wieder loswurde, dann sie.

Sie hatte schon den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, als ihr einfiel, dass sie ja ihr Portemoine in der Eile ihres Aufbruchs gar nicht eingesteckt hatte. Zweifelnd griff sie in die Taschen ihrer Hose und holte hervor, was sich in ihnen befand: Fussel in der einen Hand, ein benutztes Taschentuch in der anderen. Das war also ihr ganzer Besitz, die Kleidung, die sie trug und ein schmutztriefendes Taschentuch.

Was sollte sie denn jetzt nur tun? Das war die einzige Chance, die ihr noch blieb, doch wieder zurück zur Normalität zu finden, aber dafür würde die alte Frau sicher Geld haben wollen. Sie hatte keinen Grund, sich aus reiner Nächstenliebe um ihre Sorgen zu kümmern. Einen Augenblick lang überlegte Daria, ob Maliva ihr weiterhelfen könnte. Schließlich gingen sie in dieselbe Klasse, da würde sie bei ihrer Großmutter möglicherweise ein gutes Wort für sie einlegen, doch verwarf sie diesen Gedanken sofort wieder. Sie hatten einander noch nie ausstehen können und das würde sich wohl auch nicht so einfach ändern. Mittlerweile war die Kluft, die sie beide trennte, ganz ohne Frage nicht mehr zu überwinden. Sie hatten beide einen starken Willen; keine von ihnen würde sich der anderen gegenüber jemals einen Fehler eingestehen. Sie hatten sich im Umgang gegenseitig in verschieden Rollen gedrängt, und in denen steckten sie nun fest. Daria hatte sich ihr immer als überheblich gezeigt und Maliva sich ihr als eigensinnig.

Trotzdem war Daria keinesfalls der Meinung, sie ungerecht behandelt zu haben. Maliva mochte nett sein, wenn man sie näher kennenlernte, aber sie war einfach zu auffällig. Mit ihrer Kleidung und ihrem Äußeren stach sie zu sehr aus den anderen Mädchen hervor, da hatte Daria doch gar keine andere Wahl, als sich über sie lustig zu machen. Sie versuchte ja nicht einmal, ihre Besonderheiten zu verbergen, sondern hob sie im Folgenden sogar noch absichtlich hervor. Daria wusste nicht, ob es Malivas Eigentümlichkeit war oder ihre Weigerung sich unterzuordnen, aber durch irgendetwas an ihr fühlte sie sich fast ein wenig bedroht. Der Mittelpunkt war schließlich ihr Platz und sie war nicht bereit, den zu teilen. Mit ihren Anlagen besaß Maliva zumindest alles, was nötig wäre, um Daria von dort zu vertreiben: ihr Lächeln schlug einen unweigerlich in ihren Bann und ihre Schönheit war schlicht atemberaubend. Unter diesen Voraussetzungen hätten sie sogar Freunde werden können, wenn Maliva nur bereit gewesen wäre, sich mehr anzupassen.

Doch selbst wenn Daria sich jetzt entgegen ihrer Überzeugung bei ihr entschuldigt hätte, hätte Maliva ihr das niemals geglaubt, dazu war sie immer zu abweisend gewesen. Was also blieb ihr noch übrig? Das Gegenmittel all ihrer Qualen war in unmittelbarer Nähe, gleich hinter dieser Tür, musste sie da wirklich mit leeren Händen wieder umkehren, nur weil sie blöderweise ihren Geldbeutel vergessen hatte? Voller Verzweiflung dachte sie nach, ob es nicht noch irgendeine andere Möglichkeit gäbe – und tatsächlich, eine letzte kam vielleicht noch in Betracht.

Allerdings wäre diese Entsdcheidung mit einem gewissen Risiko verbunden. Sie war illegal und, tja, auch nicht besonders nett, aber das eine ergab sich wohl aus dem anderen. Dementgegen hatte sie nun nichts mehr zu verlieren. Was machte es schon, wenn man sie erwischen würde? Was hätte man ihr denn noch nehmen sollen, was sie nicht schon längst verloren hatte?

Von der Seite aus betrachtet hatte die Aussichtslosigkeit ihrer Lage fast etwas Positives an sich. Wenn man den Nadir erst einmal erreicht hatte, konnte man wenigsten unmöglich noch tiefer fallen. Von hier aus führten alle Wege nach oben. Sollte man sie ins Gefängnis stecken, hätte sie jedenfalls wieder ein Heim; einen Ort, an dem sie schlafen konnte und etwas zu Essen bekam. Was hätte sie sich in ihrem bedauernswerten Zustand mehr wünschen können?

Angesichts dieses Umstands, dass jede Konsequenz, die sich möglicherweise ergab, einzig eine Verbesserung darstellen konnte, beschloß Daria zu handeln, bevor sie es sich anders überlegte. Sie wusste, wenn sie noch länger zögerte, würde sie wahrscheinlich doch wieder von dieser Idee abkommen, also stieg sie schnell die paar Stufen hinauf, griff nach der Türklinke und drückte sie nieder. Wie sie erwartet hatte, war nicht abgeschloßen. In ihrem ehemaligen Zuhause hatten sie die Tür auch nur über Nacht abgesperrt. Grünberg war eben eine Kleinstadt, niemand rechnete damit, das jemand so unverfroren wäre, so wie sie am hellichten Tag in ein Haus einzubrechen. Sie kümmerte sich auch nicht darum, ob sie jemand beobachtete, jeder würde denken, dass sie hier wohnte. Demgemäß konzentrierte sie sich darauf, die Tür möglichst geräuschlos aufzudrücken, während sie vorgab, nichts Unrechtes zu tun.

Es klappte. Die Angeln gaben kein verräterisches Quitschen von sich, niemand auf der Straße schenkte Daria die geringste Aufmerksamkeit, sodass sie einfach eintrat und die Tür hinter sich ebenso leise wieder einrasten ließ. Als sie sich nach vorn wandte, blickte sie einen langen dämmerigen Flur hinab, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte und von dem mehrere Türen zu beiden Seiten abgingen. Von weiter hinten waren gedämpfte Stimmen zu hören, was Daria dazu veranlasste, erst einmal still stehenzubleiben und sich mit einem Gefühl der Beklemmung unzuschauen. Der Puls hallte ihr in den Ohren wieder und ihr drückte die Blase, doch zwang sie sich zur Ruhe.

Gleich links von ihr wies ein weiteres Schild auf das Metier von Malivas Großmutter hin. Die Tür hob sich deutlich von den anderen in dem Korridor ab, was nicht nur an dem Relief einer Eule lag, das die Worte auf dem Schild umgab. Sie war dicker und schwerer, gearbeitet aus einem festen, sehr dunklen Holz. Dahinter musste sich ihr Weissagezimmer verbergen. Wenn es in diesem Haus irgendetwas gab, das Daria Heilung verprach, würde es da drin sein.

Entschlossen legte sie den Kopf an die Tür, um zu lauschen, konnte aber nichts hören. Der Raum schien leer zu sein. Schnell drückte sie die Klinke hinab, schob die Tür einen winzigen Spalt weit auf und zwängte sich geschmeidig wie eine Katze hindurch.

Sie hatte nicht gewusst, wonach sie eigentlich suchte, bis sie es jetzt sah: Bücher. Magische Gegenstände oder die geheimnisvollen Symbole, die hier überall eingezeichnet oder -geritzt waren, hätten ihr kaum genützt, sie hatte einfach keine Ahung, wie sie einzusetzen waren, Bücher jedoch beinhalteten genau das, was sie jetzt brauchte; das Wissen, um mit ihrem Problem fertigzuwerden. Sie hatte nie gern gelesen, dennoch hatte sie Bücher immer als eine Möglichkeit betrachtet, etwas zu lernen. Das hatten ihr schon ihre Eltern beigebracht und in der Schule hatte sie diese Lektion bestätigt gesehen. Was die Lehrer ihren Schülern auch vermitteln wollten, fast immer taten sie es mithilfe von Büchern.

Doch wo sollte sie hier anfangen? Zwar war der Raum klein, aber seine Wände waren vollkommen von Regalen bedeckt, jedes einzelne Fach vollgestopft mit Büchern unterschiedlichster Größe und Farbe. Es mussten Hunderte sein, die sich hier stapelten. Daria konnte auch keinesfalls abschätzen, wieviel Zeit ihr blieb. Jeden Augenblick konnte jemand durch die Tür kommen und dann wäre sie unvermeidlich entdeckt worden. Das Zimmer bot keinerlei Verstecke. Neben den Regalen gab es nur einen kleinen, runden Tisch und ein paar Stühle; ein großer, thronartiger, der wohl der Wahrsagerin vorbehalten war und zwei kleinere für ihre Klienten.

Trotzdem blieb Daria keine Wahl. Sie war nicht so weit gekommen, um jetzt kehrtzumachen. Abschätzend ging sie die Reihe an Büchern entlang und besah sich deren Rücken. Offensichtlich waren sie in mehreren verschiedenen Sprachen verfasst, einige waren deutsch, andere rumänisch oder lateinisch, manchen schien sogar ein ganz anderes Alphabet zugrunde zu liegen, und dann gab es welche, bei denen gar kein Titel erkennbar war. Das vereinfachte die Sache ein wenig, so brauchte sie sich nur auf den Teil zu konzentrieren, die sie auch tatsächlich verstand und das waren nicht allzu viele.

Erneut schritt sie die Regalwände ab auf der Suche nach einem passenden Band. Ein besonders prunkvoller fiel ihr auf. Er war in schwarzes Leder eingebunden und mit goldenen Lettern bestickt, die seinen Namen verrieten. Er lautete ›Verwünschungen – Schutzrituale und Gegenmittel‹. Sofort bleib Daria stehen und zog das Buch aus seinem Fach. Das war genau das, was sie brauchte: Schutz und ein Gegenmittel für das, was ihren Unterkörper befallen hatte. Sie war sich nicht sicher, ob es sich dabei wirklich um eine Verwünschung handelte, hielt es aber jetzt, da sie mit der Nase darauf gestoßen wurde, für ziemlich wahrscheinlich. Bestimmt hatte eine ihrer Rivalinnen sie verhext, eines dieser Mädchen, die sich immer bei ihr einschmeichelten, sie aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit schlecht machten, sobald Daria ihnen den Rücke zukehrte. Entweder hatte sie dazu ein ganz ähnliches Buch benutzt, wie sie es nun in Händen hielt, oder sie war ebenfalls zu einer Hellseherin gegangen. Da gab es mit Sicherheit auch welche, die sich auf schwarze Magie verstanden.

Plötzlich musste Daria leise auflachen. Wie hatte sie sich denn in das Allerheiligste einer Wahrsagerin schleichen können? War das nicht unmöglich? Es war wohl, wie sie es vermutet hatte, Malivas Großmutter war eine bloße Hochstaplerin. Wahre Macht lag woanders.

Während sie noch immer kichernd über dieses Paradoxon das Buch in ihrem Schoß aufschlug, ging auf einmal die Tür auf und Maliva trat ein. Sie ging sogar ein paar Schritte in den Raum hinein, ehe sie verwirrt stehenblieb. Mit offenem Mund starrte sie das auf dem Boden hockende Mädchen an. Sie verstand nicht, woher die Fremde kam und was sie hier wollte, dann jdeoch fiel ihr auf, dass es gar keine Fremde war.

»D-Daria?«, vergewisserte sie sich stotternd. Ihre sonst so auf Äußerlichkeiten bedachte Klassenkameradin war kaum wiederzuerkennen. Die Kleidung, die sie anhatte, wirkte an ihr ebenso ungewöhnlich wie die simple Tatsache, dass sie eine Brille trug. Maliva hätte einfach nie erwartet, dass sie eine Sehschwäche hatte. Für sie verkörperte Daria praktisch den Inbegriff von Perfektion; sie hatte makelloses glattes, schwarzes Haar, makellose leuchtend grüne Augen und makellose sich sanft erhebende Brüste, da schien es einfach nicht richtig, dass sie diesen kleinen Makel aufwies. Das Befremdlichste an ihrem jetzigen Auftreten waren jedoch die seltsamen, weiß verkrusteten Flecken, mit denen sie besprenkelt war. In einer ausladenden geraden Linie bedeckten sie ihren gesamten Pullover, verklebten ihr die Haare und Reste davon waren sogar in ihrem Gesicht auszumachen. Unwillkürlich fragte Maliva sich, was das für ein Zeug war, aber eine viel dringendere Frage beschäftigte sie noch mehr: »W-was tust du denn hier?«

Daria war in der Zwischenzeit unfähig gewesen, sich auch nur im mindesten zu rühren. Ihre Glieder fühlten sich unendlich schwer an und das Blut rann ihr dickflüssig wie geschmolzenes Blei durch die Adern. Sie konnte nur still dasitzen und zu Maliva aufblicken, deren Gesicht zu einem Ausdruck absoluter Fassungslosigkeit erstarrt war. Daria wusste, was das bedeutete: Ihre Flucht würde von neuem beginnen. Man würde sie wieder davonjagen und sie würde sich weiterschleppen müssen, bis die Anstrengung sie übermannte. Doch dazu fehlte ihr jetzt die Kraft. Es gab keine Faser ihres Körpers mehr, die sich nicht vor Qualen wand, jeder Muskel in ihr brannte vor Ermüdung, kochendes Plasma schien ihre Lunge auszufüllen und ihr Herz hämmerte in Erwartung der Schreie, die nun folgen würden. Am Schlimmsten war jedoch, dass sogar ihr Geist darunter litt. Sie fühlte sich, als würde eine weitere Ablehnung sie vor Kummer in den Wahnsinn treiben, als würde ihr Verstand an dieser Mauer des Unverständnisses zerbrechen.

Dennoch, wäre es nur das gewesen, die Peinigungen ihres Fleisches und der Psyche, hätte Daria sie überwunden und wäre erneut vor der drohenden Abweisung fortgelaufen, aber nun hatte sie den Schlüssel zur Erlösung bereits gefunden, sie musste ihn nur noch einsetzen. In diesem Buch musste das Geheimnis zur Umkehr ihrer Verwandlung zu finden sein, sie hätte es einfach nicht ertragen, wenn man es ihr aus den Händen gerissen hätte. Bei dem Gedanken daran, diese einzigartige Chance auf eine Wiederherstellung auf ewig verloren zu sehen, sammelte sich Feuchtigkeit hinter ihren Lidern, ihre Augen wurden zu schimmernden Teichen und ehe sie es hätte verhinden können, brachen sich die Tränen erneut Bahn aus ihr, eine silbrige Spur auf ihren blassen Wangen hinter sich herziehend.

Schmerzerfüllt senkte Daria den Kopf. Es war ihr zuwider, dass Maliva sie in diesem Zustand sah, so hilflos, so unbeherrscht und verletztlich, doch die Angst um ihren neugewonnen Schatz war noch stärker. »Bitte«, wisperte sie zwischen unterdrücktem Schluchzen, »bitte schick mich nicht weg ...«

Daria dermaßen verzweifelt zu sehen, weinend und um Asyl flehend, traf Maliva völlig unvorbereitet. Es war seltsam, sie hatte voher nie darüber nachgedacht, aber irgendwie hatte sich sich gar nicht vorstellen können, dass Daria überhaupt eine solche Traurigkeit empfinden könnte, wie sie hier zum Vorschein kam. Für gewöhnlich war sie immer von einer Art überheblicher Gleichmut umgeben und die Beiläufigkeit, mit der sie über andere herzog, ließ kaum den Schluß zu, dass ihr bewusst war, wie sehr sie jemanden mit ihrem ausgrenzenden Verhalten verletzen konnte. Sie schien gar nicht fähig, unglücklich zu sein, ihr fehlte auch jeder Grund dazu. Auch wenn ihr betont würdevolles Auftreten nicht überall Anklang fand, war sie doch weithin geschätzt, die meisten mochten sie oder taten zumindest so, in der Schule war sie gut und ihre liebevollen Eltern überhäuften sie mit Geschenken.

Es konnte kein Zweifel bestehen, sowohl ihre derzeitige bemitleidenswerte Verfassung als auch ihre unerwartete Anwesenheit in diesem Haus, in dem sie nichts zu suchen hatte, konnte nur eine Ursache haben: den Fluch, den Maliva über sie verhängt hatte. Aber wie war das möglich? Hatte Daria irgendwie herausgefunden, was vorgefallen war und war nun hier, um nach einem Mittel zur Aufhebung zu suchen? Doch wie sollte sie darauf gekommen sein, dass sie verhext worden war und das ausgerechnet von Maliva?

Nein, ihr unvermuteter Überaschungsbesuch musste anders zustande gekommen sein, nur konnte Maliva sich beim besten Willen nicht erklären, wie sonst. Allerdings konnte sie sich im Moment auch nicht auf diese Frage konzentrieren, Darias stürmische Gefühlsaufwallung fegte jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf. Sie hatte gedacht, dass es eine kathartische Wirkung hätte, das Mädchen, das immer so gemein zu ihr gewesen war, im ganzen Ausmaß ihres Leids vor sich zu haben, die Tränen vergießend, die Maliva ihretwegen immer selbst in sich aufsteigen gefühlt hatte, doch das stimmte nicht. Sie hätte sich freuen sollen, sie hatte sie verflucht, um ihr wehzutun, und das hatte sie ohne Zweifel geschafft, aber nun, da sie dirkt mit dem konfrontiert wurde, was sie angerichtet hatte, war Schuld die einzige Emotion, zu der sie fähig war. Daria war nicht einfach nur niedergeschmettert, sie war offenbar an einem Punkt angelangt, aus dem sie keinen Ausweg mehr finden konnte. Sie machte den Eindruck, als sei sie ohne Aussicht auf Erlösung in den Abgründen der Verdammnis gefangen, und dafür war allein Maliva verantwortlich.

Möglicherweise war sie mit ihrer Bestrafung zu weit gegangen. Sie hatte Daria doch bloß zeigen wollen, wie es sich anfühlte, als Außenseiterin behandelt zu werden, aber irgendetwas musste schiefgelaufen sein. Sie hatte doch nur ihre Scheide in einen Penis verwandelt, eigentlich hätte ihr deswegen nichts Schlimmes widerfahren sollen, es bestand ja nicht einmal Grund dazu, dass irgendjemand davon erfuhr, trotzdem kniete Daria nun hier vor ihr auf dem Boden, wie eingehüllt in die Gewissheit eines grausamen, aber unabwendbaren Schicksals, das ihr bevorstand.

Doch welche Verkettung unglücklicher Ereignisse auch zu diesem Missgeschick geführt hatte, nun war es an der Zeit, dass Maliva anfing, ihren Fehler wiedergutzumachen. Vorsichtig schritt sie auf Daria zu, die Hände zu einer beruhigenden Geste erhoben. »Keine Sorge, ich schicke dich nicht weg.«

Beinahe ängstlich sah Daria mit tränenverschleiertem Blick zu ihr auf. »Nein?«

»Nein«, bestätigte Maliva, während sie den letzten Rest des kurzen Weges zu dem noch immer knienden Mädchen zurücklegte. Mehr Zutrauensbeweise waren anscheinend nicht nötig, auch so durchfuhr Daria ein unverkennbarer Strom tiefster Erleichterung. Ungehalten atmete sie auf, als sei eine Last von ihr genommen worden, die sie zu erdrücken gedroht hatte, und ihre angespannte Haltung lockerte sich ein wenig. Nun da ihre Gastgeberin ihr klar gemacht hatte, dass sie nicht die Absicht besaß, sie vor die Tür zu setzen, fand sie sogar zu einem Hauch ihrer üblichen Souveränität zurück. Mit durchgedrücktem Rücken erhob sie sich langsam, zupfte ihre ungewohnte Kleidung zurecht und richtete einen Blick auf Maliva, der zwar fest war, aber dennoch ihre Unschlüssigkeit verriet, während sie das Buch in ihren Armen so schützend an ihre Brust presste, als sei es eine unersetzliche Reliquie.

Sonst tat Daria aber nichts weiter, weder versuchte sie, ihre unerwartete Anwesenheit zu rechtfertigen, noch begann sie, ihre Geschichte zu erzählen, sodass es an Maliva war, die stockende Unterhaltung wieder auf die ürsprüngliche Frage zu lenken. »Trotzdem würde ich gerne wissen, wenn es dir nichts ausmacht, warum du eigentlich hier bist.«

»Das ist eine lange Geschichte«, seufzte Daria, »und wenn du sie erfährst, wirfst du mich wahrscheinlich doch noch raus.«

»Keine Angst«, meinte Maliva, »meine Brüder hab ich auch noch nicht rausgeschmissen, und die sind nicht viel weniger nervtötend als du.« Einen Moment lang hielt sie inne, als ihr eine weitere Lücke in der Nachvollziehbarkeit der Ereignisse einfiel, die nach Aufklärung drängte. »Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«

»Na ja, die Tür war offen und da dachte ich ...«

Sich verlegen an das Buch klammernd verstummte Daria, doch griff Maliva die in der Luft hängende Erklärung auf und führte sie fort: »... da dachtest du, du könntest einfach so hier reinspazieren?«

»Ich ... ich ...«, stammelte Daria, ohne zu wissen, was sie antworten sollte. Ein Funkeln in Malivas Augen deutete darauf hin, dass es keine gute Idee wäre, ihr in dieser Angelegenheit recht zu geben, doch fiel ihr keine Erwiderung ein, die ihr Verhalten in irgendeiner Weise vertretbar hätte erscheinen lassen. Allmählich sah sie ein, dass sie wohl kaum auf Verständnis hoffen durfte, wenn sie Maliva ihr Geheimnis vorenthielt. Wie hätte sie ihr andernfalls die Verzweiflung und die Ausweglosigkeit ihrer Lage begreiflich machen sollen, die sie zu dieser Tat getrieben hatten? Dennoch konnte sie ihr natürlich unter keinen Umständen die wahre Beschaffenheit ihrer Misere anvertrauen, hätte das doch bloß eine neuerliche Enttäuschung nach sich gezogen. Für die Offenbarung ihrer Andersartigkeit wäre sie zweifellos aus dieser mühsam errungenen Zuflucht verstoßen worden und das hätte sie nicht ertragen, also blieb sie stumm, nachdem ihr Stottern mit einem langgezogenen Ausatmen verklang.

Eine umfassende Stille senkte sich über den Raum, wie Dunkelheit bei Einbruch der Nacht. Mit verschränkten Armen betrachtete Maliva ihre ungebetene Besucherin, während die Welt um sie herum stillzustehen schien. Kein Laut war zu hören; niemand sprach, keine Verkehrsgeräusche drangen von draußen herein und nichts regte sich. Einige leuchtende Sonnenstrahlen fielen durch den dichten Vorhang, der das Zimmer in dämmrigem Zwielicht hielt und erhellten eine Ansammlung winziger schwebender Staubkörner, die in ihrem Schein schwerelos umhertanzten, doch das blieb die einzige wahrnehmbare Bewegung. Daria machte jedenfalls keine Anstalten weiter fortzufahren, sie stand einfach mit hängenden Schultern da, den Kopf gesenkt und wie vergraben unter dem Schweigen, das die Luft zwischen ihnen scheinbar zu einer zähen Flüssigkeit hatte erstarren lassen.

Einen nur schwach hörbaren Seufzer ausstoßend gestand Maliva sich ein, dass sie so wohl nichts aus Daria herausbekommen würde. Sie hatten sich nie gut verstanden, warum sollte sie ihr jetzt vertrauen? Sie beschloß, dass es das Beste wäre, sich erst einmal langsam aneinander heranzutasten, doch dazu war dieser Ehrfurcht gebietende, absichtlich so eingerichtete Raum, dass er einschüchternd wirkte, wohl nicht der richtige Ort. Wenn Daria sich ihr öffnen sollte, musste sie sich irgendwo befinden, wo sie sich wohlfühlte.

»Tja«, brach sie schließlich die drückende Stille, »willst du vielleicht erstmal mit auf mein Zimmer kommen?«

Daria nickte ergeben, verharrte aber davon abgesehen ebenso reglos wie zuvor. Erst als Maliva sich zur Tür wandte, um sie hinauszuführen, folgte sie ihr einen Schritt weit, blieb jedoch sofort darauf wieder stehen. Maliva bemerkte das und sah mit einem fragenden Blick in den hellbraunen Augen zu ihr zurück. Unsicher versuchte Daria ihm standzuhalten, was ihr aber nur kurz gelang. Bald ließ sie erneut den Kopf hängen und betrachtete Malivas Füße, als seien sie plötzlich von allergrößtem Interesse für sie.

»Kann ich ... kann ich das Buch mitnehmen?«, fragte sie, das vermeintlich unerlässliche Mittel zu ihrer Regeneration noch immer fest an sich gedrückt.

Maliva besah sich den auffällig geschmückten Band flüchtig. Er war kein kein echtes Grimoire, sondern nur eines der Bücher, die ihre Großmutter hier angehäuft hatte, um mögliche Interessenten ihrer Künste zu beeindrucken. Nachsichtig nickte sie, dann ging sie endlich zur Tür hinaus. Diesmal folgte Daria ihr ohne weiteres Aufsehen und gemeinsam schritten sie den Korridor in Richtung Treppe entlang.

Als sie am Wohnzimmer vorüberkamen, war es Maliva, die zögernd innehielt. Mit einem Mal erinnerte sie sich wieder daran, wieso sie überhaupt in das Weissagezimmer gekommen war. Eigentlich hatte sie im Moment gerade ihren Hexenunterricht. Jeden Freitag Nachmittag wies ihre Großmutter sie in die Geheimnisse ihrer Zunft ein. Bisher hatte sie das immer in ihrem Weissagezimmer getan, dies war das erste Mal, dass sie dazu das Wohnzimmer benutzten. Das alleine war also bereits ungewöhnlich genug, noch seltsamer war allerdings, dass Maleva sie nun noch kurz vor Ende des Unterrichts in das Weissagezimmer geschickt hatte, um ein Buch zu holen. Sonst durfte sie es ohne Aufsicht nicht einmal betreten, geschweige denn die alten, überaus seltenen Grimoires darin auch nur berühren, jetzt schien diese Regel aber nicht zu gelten. Maliva fragte sich, warum sie die Stunde nicht gleich in dem Raum abgehalten hatten, wenn sie für die Lektion ohnehin eines der Bücher benötigten, doch war die Antwort auf diese Frage auch gar nicht weiter von Bedeutung, viel wichtiger war zunächst einmal, dass sie sich bei ihrer Großmutter abmeldete.

Mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen steckte sie den Kopf zur offenen Tür des Wohnzimmers herein, in dem ihre Mutter und ihre Großmutter zusammen saßen. »Äh, das ist Daria«, sagte sie und deutete auf das Mädchen hinter sich, »eine Freundin von mir. Ich hab sie gerade zufällig getroffen. Es ist doch nicht schlimm, wenn ich mit ihr auf mein Zimmer gehe, oder? Wir waren ja sowieso fast fertig, den Rest hole ich beim nächsten Mal nach, okay?«

Maleva saß noch in dem breiten Sessel vor dem Couchtisch, wo sie ihr die wirksamsten Techniken für eine möglichst tiefe Konzentration beigebracht hatte. Nun zog sie zweifelnd eine Augenbraue hoch. »Du hast hier auf dem Flur zufällig deine Freundin getroffen?«

Malivas Lächeln bekam etwas Gequältes. Sie hätte gut auf dieses Nachhaken verzichten können, doch leider lag es in der Natur ihrer Großmutter, alles ganz genau wissen zu wollen. Mit den schmalen Augen und der zu einem Zopf zurückgekämmten Frisur sah sie wie eine strenge Lehrerin aus, was sie in gewisser Weise auch war. Obwohl sie immer verständnisvoll blieb, ließ sie keine Nachlässigkeit und kein Versäumnis ungestraft. Auch wenn sie bereits Anfang 60 war und sich keine Mühe gab, die Auswirkungen ihres Alters zu verschleiern, war ihre Schönheit noch immer unverkennbar. Zwar war ihr einstmals mitternachtsschwarzes Haar inzwischen von grauen Strähnen durchzogen und einige sanfte Fältchen umspielten ihre Züge, trotzdem war sie eine imposante Erscheinung, die man automatisch respektierte. So fiel es Maliva nicht leicht, sie anzulügen, doch in diesem Fall musste es einfach sein.

»Äh, nein, ich meinte, sie war an der Tür.«

Ihre Mutter hatte während des Unterrichts auf dem Sofa gesessen und gelesen, nun legte sie ihr Buch beiseite und musterte Maliva mit einem unergründliche Lächeln. »Oh, wirklich? Wir haben die Türklingel gar nicht gehört.«

Sie hatte ein sehr viel weniger ernstes Gesicht, ihre Miene war weich und wurde stets von einem warmen, liebevollen Ausdruck umschmeichelt, was keineswegs hieß, dass es Maliva leichter gefallen wäre, sie zu belügen. Im Gegenteil, wie von selbst senkte sich schuldbewusst ihr Blick, als sie sagte: »Sie hat auch gar nicht geklingelt. Ich hab sie vor der Tür stehen sehen, als ich da vorbeikam und hab sie gleich reingelassen.« Dann hob sie die Augen wieder und ihre Stimme wurde fester. »Also können wir dann hoch zu mir?«

Einen Moment lang lächelten ihre Mutter und ihre Großmutter sich gegenseitig an, als hätte eine von ihnen einen Witz gemacht, den nur sie beide verstanden. »Sicher, mein Schatz«, sagte Frau Amantă, »geht nur.«

»Ja«, fügte Maleva noch hinzu, »es reicht, wenn wir nächste Woche weitermachen.«

Maliva nickte dankbar. »Gut, dann bis später«, rief sie, drehte sich um und schob Daria sanft in Richtung Treppe.

Während sie die gewundenen, knarzenden Holzstufen hochstiegen, fragte Daria plötzlich: »Warum hast du ihnen nicht die Wahrheit gesagt? Dass ich hier eingebrochen bin und wir gar keine Freundinnen sind?«

»Ach«, winkte Maliva unbekümmert ab, »das würde bloß Probleme machen. Es ist besser, wenn sie nichts davon wissen.«

Gedankenverloren tappte Daria hinter ihr her die Treppe hinauf und einen kurzen engen Gang entlang, bis zu einer Tür auf der rechten Seite, vor der Maliva stehenblieb. Nachdem sie eingetreten waren, fanden sie sich in einem kleinen hellen Raum mit einer Dachschräge in der gegenüberliegenden Wand wieder. Es war aufgeräumt und sauber, wenn auch nicht mit derselben Penibilität, wie Darias eigenes Zimmer, nur ein achtlos auf dem ansonsten hinreichend gemachten Bett liegengelassener Schlafanzug und ein Durcheinander von Notizen, Schulheften und Krimskrams auf dem Schreibtisch störten das Bild der Ordnung. Die Einrichtung hingegen folgte keinem klaren Stil, sie schien mehr zufällig zusammengestellt worden zu sein. Das Bett war die einzige Sitzgelegenheit, abgesehen von einem Stuhl, der unter den Schreibtisch geschoben war, außerdem gab es noch einen Kleiderschrank, der nicht einmal halb so groß wie ihrer war, und ein Bücherregal. Das war alles. Es gab weder einen Fernseher, noch einen Computer, dafür war das Bücherregal allerdings beeiendruckend. Natürlich war die Sammlung hier nicht annäherend so gewaltig wie die ihrer Großmutter, doch war es ein ausladendes Regal, das dermaßen mit Büchern vollgequetscht war, dass buchstäblich kein Platz mehr übrigblieb. Sogar über ihm stapelten sie sich bereits fast bis zur Decke. Zudem beschäftigten sie sich hauptsächlich mit einer anderen Thematik als die kleine Bibliothek im Erdgeschoss. So weit Daria es überblicken konnte, waren es vor allem Science-Fiction-Romane, die sich hier aneinanderreihten. Sie selbst besaß nur wenige Bücher, eigentlich nur welche, die sie für die Schule hatte lesen müssen und welche, die ihre Eltern ihr füher vorgelesen hatten, als sie noch kleiner war. Umso erstaunter war sie jetzt über die schiere Menge, die ihre Klassenkameradin zusammengetragen hatte.

»Hast du die alle gelesen?«, fragte sie staunend.

»Die meisten«, antwortete Maliva schulterzuckend. »Irgendwie kauft man ja selten nur ein Buch, wenn man in einen Buchladen geht, sondern eben ein paar mehr. Man will ja nicht zweimal die Woche dahin gehen, und so kann man ein bisschen vorausplanen, wann man was lesen will.« Sie sprach leichthin, ganz so als würde sie sich bloß mit einer alten Freundin unterhalten, doch innerlich war ihr klar, dass nichts an dieser Situation alltäglich war und letztlich hatte sie Daria nicht mit nach hier oben genommen, um mit ihr über Lesegewohnheiten zu diskutieren. »Setz dich«, sagte sie mit einer unbestimmten Geste in den Raum hinein, die andeuten sollte, dass sie sich einen Platz aussuchen konnte, während sie selbst sich auf das Bett sinken ließ.

Vor diese Wahl gestellt blickte Daria sich ein weiteres Mal um. Sich neben Maliva auf das Bett zu setzen kam ihr zu intim vor. Sie hatte schon oft bei Freundinnen auf dem Bett gesessen, doch so nahe standen sie sich einfach nicht, außerdem war es ihr erster Besuch hier, da hielt sie ein solches Zeichen der Vertrautheit kaum für angebracht. Somit blieb nur noch der kleine Bürostuhl vor dem Schreibtisch. Zaghaft trat Daria dort hin, zog ihn hervor und setzte sich.

Dann saßen sie sich eine Weile schweigend gegenüber, jede die andere abschätzend betrachtend, bis Maliva sich ein Stück weit vorlehnte, als würde sie sich mit Daria über ein streng vertrauliches Problem beraten wollen. »Also, erzähl mal, wieso bist du hierher gekommen?«

Auf dem etwas unbequemen Stuhl vor Maliva sitzend, die sie vom Bett aus mit auf die Kante gestützten Armen durchdringend ansah, fühlte Daria sich wie eine Angeklagte vor der Richterbank und als wäre genau das der Fall, wurde nun ein Geständnis von ihr erwartet. Wie jeder Denunziatin boten sich ihr zwei Auswege aus diesem Verhör: Sie konnte entweder alle Vorwürfe von sich weisen oder die Wahrheit erzählen. Ihr erster Impuls war es natürlich zu leugnen, zu sagen, dass alles ein Missverständnis sei, sie hätte nie vorgehabt, etwas Unrechtes zu tun. Immerhin war ihr Geheimnis zu erschütternd, um es mit irgendjemandem zu teilen, und jedesmal, wenn sie es doch getan hatte, war sie noch tiefer in den Abgrund des Elends gestürzt worden.

Andererseits brauchte sie nun einmal unzweifelhaft Malivas Hilfe. Nur sie konnte ihre Großmutter bitten, ihr in dieser Angelegenheit beizustehen und an wen, wenn nicht an diese Wahrsagerin, hätte sie sich mit ihrem Leid wenden sollen? Falls es wirklich eine Art Zauber war, der über sie verhängt worden war, war dies der einzige Stand, der ihr Heilung versprechen konnte. Was sollte es denn auch sonst sein? Jedenfalls bezweifelte Daria inzwischen, dass es sich um irgendeine abstruse seltene Krankheit handelte, und wenn es das nicht war, blieben nicht mehr viele Erkärungen übrig. Sie war zumindest zu dem Schluss gelangt, dass ihr Zustand keine so banale Ursache haben konnte. Doch wenn die Hellseherin und ihre Enkelin sich ihrer annehmen sollten, mussten sie wenigstens wissen, worum es überhaupt ging. Außerdem hatte Maliva sie nicht sofort verscheucht, obwohl sie sich unbefugt in ihr Heim geschlichen hatte, und sie nicht einmal bei ihrer Mutter verraten. Vielleicht würde sie nicht so ablehnend reagieren wie die anderen, die von ihrer Verwandlung erfahren hatten, vielleicht würde sie sich nicht so leicht abschrecken lassen und ihr trotz allem einen Gnadenerlass zugestehen?

Daria befürchtete, dass sie es darauf ankommen lassen musste; es gab sonst einfach keine Alternative. Also stieß sie vernehmbar die Luft aus, die sie angstvoll eingesogen hatte, und begann ihre Beichte.

Obwohl sie ihr Geschick möglichst kurz und ohne unnötige Ausschweifungen schilderte, lauschte Maliva ihr gebannt. Sie war überrascht zu hören, dass Daria mit Theresa geschlafen hatte. Zwar riss sie diesen Umstand nur flüchtig mit niedergeschlagenem Blick und sanfter Stimme an, ohne auch nur die geringste Einzelheit preiszugeben, trotzdem zuckte Maliva dabei erschrocken zusammen. Sie wusste gar nicht, was genau sie daran so sehr verstörte. Sie hatte selbstverständlich nicht erwartet, dass Daria diesen Fluch gleich dazu nutzen würde, mit ihrer besten Freundin ins Bett zu hüpfen, schließlich sollte es eine Strafe sein, keine Entschuldigung dafür, ihre Klassenkameradinnen zu verführen, doch ihr war klar, dass das nicht alles sein konnte. Wahrscheinlich konnte sie es einfach nicht fassen, dass sie ausgerechnet mit einem anderen Mädchen rumgemacht hatte. Das hätte sie dieser Tugendhaftigkeit in Person niemals zugetraut.

Allerdings blieb ihr keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Daria berichtete mittlerweile, wie sie aus ihrem Zuhause geflohen war und hier durchströmte Maliva eine sengende Woge aus Mitgefühl und Schuld. Das hatte sie nun wirklich nicht gewollt. Ja, es hatte ausdrücklich zu ihrem Plan gehört, Daria wehzutun, sie hatte leiden sollen für das, was sie ihr angetan hatte, doch hatte sie nicht vorgehabt, sie deshalb ihrer Familie zu entreißen. Sie hatte in keiner Weise ihr ganzes Leben zerstören wollen, dennoch hatte sie genau das irgendwie zustande gebracht.

Mit einem Mal wurde ihr das volle Ausmaß ihrer Tat bewusst. Obwohl Maliva ihr nur eine kleine Lektion in Sachen Gerechtigkeit hatte erteilen wollen, hatte sie offensichtlich ihr gesamtes Sozialgefüge vernichtet. Dass Darias Freund sie verlassen hatte, rief in ihr kein außerordentliches Bedauern hervor. Nach allem, was sie gerade über ihn gehört hatte, schien das kein großer Verlust zu sein, aber dass sogar Theresa, die ständig um sie herum war, und ihre Eltern sich von ihr losgesagt hatten, erschrak sie zutiefst. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, von der eigenen Familie verstoßen zu werden. Sie selbst war immer gut mit ihren Eltern ausgekommen, ebenso wie mit ihren Brüdern. Die gingen ihr zwar oft auf die Nerven, trotzdem wusste sie, dass sie sich auf sie verlassen konnte, wenn sie wirklich ein Problem hatte. Ohne dass sie je viel darüber nachgedacht hatte, war ihr Elternhaus für sie ein Ort des Rückzugs und der Geborgenheit. Hier war sie zu Hause, hier wurde sie geliebt und akzeptiert.

Das galt besonders, seit sie in Grünberg wohnten. Als sie noch in der Großstadt gelebt hatten, hatte Maliva durchaus ein paar Freunde gehabt, doch hier hatte sie keinen richtigen Anschluss gefunden. Daran war vor allem Daria schuld. Auch ohne ihr Zutun wäre Maliva mit Sicherheit nicht beliebt gewesen, dazu war sie in der geschloßenen Dorfgemeinschaft einfach zu hervorstechend, aber nachdem Daria sofort angefangen hatte, sich über sie lustig zu machen, ignorierte man sie erst recht. Niemand hätte es gewagt, sich mit ihrem Lieblingsopfer anzufreunden, ob nun aus tatsächlicher Ablehnung Maliva gegenüber oder um nicht selbst zur Zielscheibe des Spotts zu werden.

Daria war zwischendurch ins Stocken geraten und es fiel ihr sichtlich schwer fortzufahren, doch bald fing sie sich wieder. Als sie von ihrem kurzen Wiedersehen mit Theresa berichtete, erschrak Maliva noch heftiger. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte in dem Buch nirgends gestanden, dass der Fluch sich weiter ausbreiten würde. Wie hatte das nur geschehen können? Entgeistert starrte sie ihre Mitschülerin an, während die ihre anschließende Flucht aus Theresas Zimmer und in dieses Haus der Weissagungen schilderte, wobei sie erneut ausdrücklich darauf hinwies, dass sie sich nur hier eingeschlichen hatte, weil sie so verzweifelt gewesen war und keine Ahnung gehabt hatte, wo sie sonst hätte Zuflucht suchen können.

Von diesen Beteuerungen bekam Maliva allerdings kaum etwas mit. Sie war noch immer wie betäubt von der Enthüllung des Übergreifens ihrer Verwünschung. Ohne Frage musste sie diesen Bann sofort wieder aufheben. Daria hatte zweifellos genug unter ihm gelitten. Maliva hatte erreicht, was sie wollte, sie hatte ihr nur begreiflich machen wollen, wie man sich als Außenseiterin fühlte, und diese Erfahrung hatte sie mit Sicherheit gemacht. Diese Maßnahme hatte also ihren Zweck erfüllt, doch neben der Frage nach der Notwendigkeit war es nun auch eine der Unabwägbarkeit geworden. Es war einfach nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn diese Epidemie noch weiter um sich griff. Zwar wussten beide betroffenen Mädchen um die Infektionsgefahr ihrer auf unnatürliche Weise erlangten Geschlechtsorgane, da sollten sie sich eigentlich ausreichend unter Kontrolle haben, diesen Fluch nicht in einem erneuten Akt weiterzugeben, trotzdem konnte Maliva sie natürlich nicht in diesem Zustand lassen. Das hatte sie ohnehin nie gewollt. Das ganze hatte von vorneherein nur ein paar Tage dauern sollen, gerade solange, dass Daria Gelegenheit hatte, sich Gedanken über ihr Benehmen zu machen, da musste sie es nun eben etwas früher beenden.

Ein wenig beklommen fragte sie sich, wie sie das anstellen sollte. Ihr war von kleinauf beigebracht worden, dass sie niemals ihre Fähigkeiten preisgeben durfte. Zwar erwachten die erst mit der Pubertät, sodass sie selbst sie noch gar nicht lange besaß, dennoch war Magie für sie stets etwas Alltägliches gewesen. Sie war oft genug zugegen gewesen, wenn ihre Mutter oder Großmutter gezaubert hatten, und sie hatten nie einen Zweifel daran gelassen, dass Maliva irgendwann ebenfalls dazu in der Lage sein würde. Deshalb war es ihr anfangs schwergefallen zu verstehen, warum sie mit niemandem darüber sprechen durfte, auch wenn ihr immer wieder klar gemacht wurde, dass sie in dieser Hinsicht etwas Besonderes waren. Vor allem ihre Großmutter hatte unerlässlich auf die Wichtigkeit dieses Verschwiegenheitsgebotes hingewiesen, und Maliva konnte auch nachvollziehen, weshalb ihr dieses Thema so sehr am Herzen lag, nachdem ihr die Gründe für ihre Verbannung aus dem Hexenorden bekannt geworden waren. Selbst ihre engsten Vertrauten hatten sich vor Maleva gefürchtet, als sie erkannten, dass niemand ihre Sprüche würde rückgängig machen können, wie sollten da erst Menschen reagieren, sollten sie von der wahren Macht dieser Wahrsagerin erfahren?

Doch wie sollte sie nun den Fluch aufheben, ohne ihr Schweigegelöbnis zu brechen? Sie hatte Daria gerade erst Zuflucht in ihrem Zimmer gewährt, da konnte Maliva sie jetzt unmöglich schon wieder fortschicken, nicht nach allem, was sie ihretwegen hatte durchstehen müssen. Jeder, den sie kannte, hatte sie zur Geächteten erklärt, sie hatte ihr Zuhause und ihre Freunde verloren, und saß nun hier mit von Tränen geröteten Augen und mitgenommen wie die Heimatlose, zu der sie offensichtlich geworden war, an dem einzigen Ort, von dem sie nicht überraschend abgewiesen werden konnte, weil sie dort nie willkommen gewesen war: bei ihrer einstigen Feindin.

Nein, Maliva hatte nicht vor, sie auch noch dieser letzten Hoffnung zu berauben, aber was sollte sie stattdessen tun? Sich zur Toilette entschuldigen, um sie unbemerkt von ihrem Anathema zu erlösen? Würde das Daria nicht unweigerlich ahnen lassen, wer für dafür verantwortlich war? Es musste sie doch stutzig machen, wenn ihr Schwanz ebenso plötzlich wieder verschwand, wie er aufgetaucht war, sobald die Person, der sie dieses Geheimnis gerade enthüllt hatte, nur kurz den Raum verließ. Was hätte Maliva in einem solchen Fall schon von einem Mädchen zu erwarten, das ihr sowieso nicht sonderlich zugetan war? Einzig Unverständnis, Furcht und letztlich Hass, so viel stand fest. Maliva war schon zu oft ausgeschlossen worden, um nicht zu wissen, wie diese Dinge ihren Lauf nahmen. Wenn Daria auf diese Art herausfand, wie andersartig sie wirklich war, würde sie gar nicht ander können, als sich von ihr bedroht zu fühlen, und jede mögliche Bedrohung wurde von Menschen mit augenblicklicher Gegenwehr bekämpft. Diese simple Tatsache hatte ihr ganzes bisheriges Leben bestimmt, von der Auswanderung ihrer Eltern noch vor ihrer Geburt bis hin zu ihrer gegenwärtigen Fehde mit Daria. Vielleicht würde sie diese Entdeckung etwas mitfühlender aufnehmen, wenn Maliva sie ihr selbst offenbarte, außerdem hatte sie es wohl wenigstens verdient, die Hintergründe ihrer Verwandlung erkärt zu bekommen. Sie hatte die körperlichen wie seelischen Qualen eines Eingriffs in ihren Intimbereich erdulden müssen, sie war alleingelassen, verjagt und verstoßen worden; da war Maliva ihr zumindest diese kleine Wiedergutmachung schuldig, entschied sie, so viel dabei für sie auch auf dem Spiel stehen mochte.

Die Gelegenheit dazu war gekommen, als Daria schließlich das Ablegen ihres Bekenntnisses vollendet hatte. Plötzlich aufblickend, nachdem sie zuvor die ganze Zeit über schuldbewusst zu Boden gestarrt hatte, sagte sie: »Und deshalb bin ich hier. Ich dachte, da ich deine Großmutter nicht um Hilfe bitten kann, finde ich vielleicht etwas in diesem Buch.« Bedächtig hob sie das Buch, das sie wie ein nur mit äußerster Umsicht zu behandelndes Kleinod in den Schoß gelegt hatte, während ihre Stimme zu einem schwachen, von unausgesprochener Angst erfüllten Flüstern herabsank. »Als, kann ich ... kann ich es lesen?«

»Das könntest du schon, aber es wird dir wohl kaum etwas nutzen«, sagte Maliva voll von echtem Bedauern. Es wäre so einfach, könnte sie Daria ein Buch in die Hand drücken, mit dem sie ihr Problem selbst lösen könnte. Dann müsste sie ihr nichts über sich erzählen, ihr nicht die Verfehlung eingestehen, die sie ihr gegenüber begangen hatte und auch nicht ihr wahres Wesen. So jedoch blieb ihr keine andere Wahl. Selbst wenn sie Daria das Buch gegeben hätte, aus dem der Spruch stammte, hätte sie nichts damit anfangen können. Ihr fehlten nun einmal die natürlichen Voraussetzungen, um Magie zu wirken.

Darias Gesicht verdüsterte sich. Sie hatte schon vorher einen gebrochenen Eindruck gemacht, wie ein ausgesetztes Kind, das sich in einer völlig fremdartigen Umgebung verirrt hatte, doch war unter all der Mutlosigkeit ein winziger Funken Hoffnung zu erkennen gewesen, der in den Tiefen ihrer Augen glomm. Nun aber war der erloschen und sie wirkte endgültig wie eine verlorene Seele. »Was ... was meinst du damit?«, fragte sie keuchend nach, in dem schmerzversunkenen Tonfall von jemandem, dem soeben ein Messer ins Herz gestoßen worden war.

»Na ja, das ist kein echtes Zauberbuch. Meine Großmutter hat es nur als ... als Zierde gekauft. Es enthält keine tiefergehenden Geheimnisse. Sogar wenn du darin einen Ritus oder sowas für deine ... speziellen Anforderungen findest, würde er nicht funktionieren.«

»Woher willst du das denn wissen?!«, rief Daria mit unvermitteltem Ungestüm aus, als könne sie den Gedanken nicht ertragen, sich an einen falschen Heilsbringer geklammert zu haben, ohne den ihre ganze Existenz sinnlos zu werden schien, und sie selbst zu einem Elend verdammt, aus dem es kein Entrinnen gab. Alles, woran sie glauben konnte, jedes Vertrauen auf eine Erlösung, die sie möglicherweise irgendwann überkommen würde, war ihr genommen worden.

Somit war für Maliva der Augenblick gekommen, vor dem sie sich gefürchtet hatte; der Augenblick, in dem sie sich Daria zu erkennen geben musste. Doch wie sollte sie das tun? Wie sollte sie Daria ihre Fähigkeiten eröffnen, ohne dass sie sich vor ihnen fürchtete? Dies war ein Geheimnis, das Maliva niemals jemandem anvertraut hatte, und von dem sie auch nicht gedacht hatte, dass sie es jemals jemandem würde anvertrauen müssen, sodass sie sich nie irgendwelche Gedanken über dieses Thema gemacht hatte. Wie sollte Daria sich schon nach einer solchen Offenbarung verhalten? Sie musste doch unweigerlich Angst vor einer Hexe empfinden, vor einem Mädchen, das in das Gefüge der Realität eingreifen konnte, um es nach ihrem Willen umzugestalten, und was würde sie dann mit ihrem gewonnen Wissen anfangen? Sie würde es weitertragen, in der Hoffnung, dass jemand ihr helfen würde, der Polizei zum Beispiel, die eine Untersuchung veranlassen würde, und sollte dabei auch nur der geringste Verdacht aufkommen, dass an diesen Anschuldigungen etwas Wahres sein könnte, würden weitergreifende Maßnahmen nicht lange auf sich warten lassen. Wieder einmal würde Maliva und ihre Familie verbannt werden; gedemütigt, vertrieben und zur Jagd freigegeben.

Dennoch, barg nicht jeder Untergang auch einen Neuanfang in sich? Welten verbrannten, damit sich aus ihrer Asche ein Abkomme erheben konnte. Möglicherweise waren diese künftigen Universen sogar besser; Universen, in denen es keinen Verrat, keinen Betrug und keine Hinterlist gab. Alles verging und wurde wiedergeboren, unablässig starben Zellen ab und wurden durch neue ersetzt, ebenso wie Atome ihren Zusammenhalt verloren und sich zu neuen Molekülen verbanden. Bei genauerer Betrachtung hatte sie nicht einmal einen Grund dazu, sich Sorgen wegen Darias Aufnahme ihrer magischen Kräfte zu machen. Sollte es zum Schlimmsten kommen, konnte sie immer noch ihr Gedächtnis löschen oder sie in einen Stein verwandeln.

Noch bestand allerdings die Aussicht, ohne solch drastische Mittel auszukommen. Maliva musste versuchen, es ihr so schonend wie möglich beizubringen, vielleicht würde diese Mitteilung sie dann nicht gleich völlig aus der Bahn werfen. »Ich ...«, begann sie behutsam in einem kaum hörbaren, zutraulichen Wispern, »ich bin eine Hexe.«

Diese eigentlich ungeheuerliche Feststellung entlockte Daria jedoch nur ein abschätziges Schulterzucken. »Ich weiß«, antwortete sie ausdruckslos. »Hab ich dir das nicht schon oft genug selbst gesagt?« Die Beleidigung war ganz reflexartig ausgesprochen worden. Sie war es so gewohnt, über Maliva herzuziehen, dass sie diese Vorlage nutzte, ohne weiter darüber nachzudenken. Erst im Nachhinein begriff sie wirklich, was ihr soeben gestanden worden war.

Maliva konnte konnte sogar deutlich sehen, wie die Erkenntnis langsam bis in Darias Hirn durchsickerte. Ihre Augen weiteten sich, ihr Mund klappte auf und zu, ohne dass ein Ton aus ihr hervorkam, und ein Ausdruck der Fassungslosigkeit überkam ihr Gesicht. Maliva kam es so vor, als befände sich in diesem Moment alles in der Schwebe. An diesem einen Punkt war schlechthin alles möglich. Ihr Schicksal schien den schmalen Grat eines schwindelerregenden Abgrunds entlangzutanzen; ein einziger Schritt entschied über den Sturz in unermessliche Tiefen oder die Geborgenheit vertrauten Bodens unter den Füßen, Kataklysmus oder Katharsis.

»Eine ... Hexe ...?«, krächzte Daria schließlich heiser, bevor noch die logische Konsequenz dessen in ihr Bewusstsein drang. »Dann ...«, versuchte sie bar jeder Kontrolle über Körper oder Geist ihre Schlußfolgerung zum Ausdruck zu bringen, doch versagte ihr die Stimme bereits nach dem ersten erschüttert dahingehauchten Wort.

Maliva verstand sie trotzdem; es war immerhin offensichtlich, worauf Daria hinauswollte. Ja, sie war es, die dafür verantwortlich war, dass ihr Leben nun in Trümmern lag. Konfrontiert mit ihrer Tat brachte Maliva zunächst nur ein wie ausgezehrt erscheinendes Nicken zustande. Manchmal, besonders in Situationen wie diesen, wenn sie gezwungen war, ihre tiefempfundensten Gefühle in Worte fassen zu müssen, kam sie sich in ihrem Körper wie eingemauert vor. Wie konnte sie Daria die Beweggründe für ihr Handeln begreiflich machen, die Eindrücke der Machtlosigkeit und Unzulänglichkeit, die sie dazu getrieben hatten? Wie hätte sie zugleich darauf hinweisen sollen, wie falsch ihr das ganze mittlerweile vorkam, und dass sie nicht gewollt hatte, dass sich die Ereignisse so entwickelten, wie sie es getan hatten? Sie hatte doch nicht wissen können, welche Folgen das alles nach sich ziehen würde. Ihre präkognitiven Fähigkeiten waren noch nicht voll ausgebildet. Ihre Mutter und ihre Großmutter ahnten oft im Voraus, wie sich gewisse Vorgänge auswirkten, doch sie selbst hatte bisher nur höchst selten Eingebungen dieser Art gehabt.

Magische Kräfte traten erst im Laufe der Pubertät nach und nach zutage, wobei sich Hellsichtigkeit relativ spät herausbildete. Insofern war Maliva einigermaßen stolz auf sich, dass sie überhaupt schon ein paar Visionen gehabt hatte, für gewöhnlich begannen sie nicht so früh einzusetzen. Aus diesem Grund wartete man mit dem Hexenunterricht auch bis zum dreizehnten Lebensjahr. Zu diesem Zeitpunkt waren diese Begabungen schon vorhanden, aber noch nicht ausgeprägt genug, um weitreichende Beeinflussungen in den Mechanismen der Natur vornehmen zu können. Die Unterweisungen der ranghöchsten Hexe innerhalb des Zirkels dienten daher einzig der Verfeinerung im Umgang mit dieser ohnehin angeborenen Veranlagung sowie der Weitergabe von mühsam errungenem Wissen.

»Es tut mir leid«, fasste Maliva ihre Emotionen gegenüber Darias Verwünschung letztlich zusammen, die Hände zu einer ratlosen Geste erhoben. »Es ist nur so, dass ... du mich wirklich verletzt hast mit dem, was du vorgestern gesagt hast, auf dem Jahrmarkt. Als du meine Großmutter eine Hexe genannt hast ... na ja, ich schätze, da wollte ich dir wohl zeigen, wie richtig du mit dieser Einschätzung lagst.« Beschämt ließ sie den Kopf hängen. »Es ist leicht, etwas Falsches zu tun, wenn man ständig zu hören bekommt, wie unwürdig man ist.«

Daria allerdings hatte mit der Akzeptanz der Tatsachen offensichtlich einige Schwierigkeiten. »Eine Hexe?«, wiederholte sie noch einmal ungläubig murmelnd. »Und du kannst wirklich zaubern? Das, ähm ... das Ding zwischen meinen Beinen ist also ... ein Zauber?«

»Ein Fluch«, korrigierte Maliva mit so etwas wie einem angestrengten, entschuldigenden Lächeln auf den Lippen und einem angedeuteten Achselzucken.

Auf einmal trat ein unvermutetes Leuchten in Darias Augen. »Kannst du dann nicht mal was hexen?«

»Jetzt?«, fragte Maliva verwirrt nach. Nachdem Daria nun herausgefunden hatte, auf welche Weise ihr mitgespielt worden war, hatte sie wüste Anschuldigungen und Beschimpfungen erwartet, keine Bitte nach einer Demonstration ihrer Mächte, doch als ihr nur ein weiterer erwartungsvoller Blick entgegenschlug, fügte sie ergeben hinzu: »Was denn?«

»Irgendwas.«

Einen Moment lang musterte Maliva das Mädchen vor sich unentschlossen, deren Gesicht einzig von begeisterter Neugierde gezeichnet war, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf das Buch in deren Händen richtete. Letztendlich war Magie vor allem eine Sache der Wahrnehmung. In gewisser Hinsicht ähnelte die Wirklichkeit einem Teppich: Oberflächlich betrachtet wirkte sie fest und schien ein unabänderliches Muster zu bilden, doch wenn man näher heranging und sich konzentrierte, stellte man fest, dass sie aus einzelnen, miteinander verwobenen Fäden bestand. Das Anwenden eines Zaubers entsprach demgemäß eines Neuwebens dieses Teppichs; man kappte einige der Fäden, zog sie an eine andere Stelle und knüpfte sie dort wieder zusammen, um ein neues Muster entstehen zu lassen.

Genau das tat Maliva jetzt. Mithilfe ihres Geistes griff sie in das Gespinst, das die physikalischen Gesetze um das Buch in Darias Schoß herum bildeten, und zerrte einen seiner Stränge beiseite. Sofort erhob sich das Buch von den Beinen der jungen Schülerin und schwebte unbeweglich vor ihren weit aufgerissenen Augen als sei es völlig schwerelos. Das war eine der einfachsten Hexereien überhaupt, dazu musste man nur die Faser finden, die für die Gravitation verantwortlich war, und sie so zurechtbiegen, dass sie nicht mehr auf den Gegenstand einwirkte.

Doch so einfach dieser Zauber auch war, machte er offenbar großen Eindruck auf Daria. Staunend streckte sie einen Finger aus und stubste das Buch vorsichtig an. Lächelnd sah sie zu, es von dieser sanften Berührung getrieben langsam durch die Luft zu gleiten begann wie ein Spielzeugboot auf der ruhenden Oberfläche eines Sees.

»Toll«, sagte sie ohne sich von dem dahinsegelnden Buch abzuwenden, ehe sie doch zu Maliva herüberblinzelte. »Kannst du dann auch auf einem Besen fliegen?«

»Dazu brauche ich keinen Besen. Wenn ich fliegen wollte, würde ich mich selbst fliegen lassen.«

Daria sah mit einem Ausdruck zu ihr hinüber, den Maliva unmöglich deuten konnte. Möglicherweise war Überraschung darin enthalten, vielleicht sogar Neid und ein Hauch Bewunderung, sicher war jedenfalls nur, dass sie diese Fähigkeit selbst gern besessen hätte. Kurzerhand beschloß Maliva, dass sie ihr wenigstens den Gefallen tun sollte, sie das Gefühl kennenlernen zu lassen, wie es war zu fliegen, wenn sie es schon nicht aus eigener Kraft vermochte. Erst vertiefte sich die Verwirrung in Darias Gesicht noch, als sie plötzlich spürte, dass sie leichter wurde, dann trat ein Lächeln in ihre Züge. In ihrem Bauch kitzelte es und es kam ihr vor, als habe ihr Magen jegliches Gewicht verloren, während sie allmählich von dem Stuhl aufstieg und ebenso wie das Buch zuvor zu schweben begann.

»Ich fliege!«, brachte sie unter Kichern hervor. »Wie machst du das?«

Maliva hob die Arme zu einer hilflosen Geste, um anzudeuten, dass sie nicht wusste, wie sie das erklären sollte. »Das ist eben Vererbung. Ich bin so geboren worden, auch wenn man die Fähigkeit zu zaubern erst mit ... mit der Zeit bekommt.« Obwohl Daria ihr gerade erst von den sexuellen Erfahrungen erzählt hatte, die sie in den letzten beiden Tagen hatte sammeln können, war es Maliva unmöglich, sich mit ihr über so intime Dinge auszutauschen; nicht einmal das Wort ›Pubertät‹ konnte sie vor ihr aussprechen.

Daria hingegen war diese kleine Pause überhaupt nicht aufgefallen. Sie ging fast völlig in dem unvehofften Erlebnis auf, sich so frei durch die Luft treiben zu lassen. »Ah, deshalb kann deine Großmutter auch hellsehen, richtig?«, fragte sie, und als Maliva das wortlos bestätigte: »Und deine Mutter und dein Vater? Können die auch hexen?«

»Meine Mutter ja, mein Vater nicht. Aus irgendeinem Grund werden nur Frauen zu Hexen. Is’ wohl so ein Gen, das nur aktiviert wird, wenn der Embryo weiblich wird, oder so.«

»Aber wie genau funktioniert das? Kannst du einfach alles hexen, was du willst?«

»Nein. Ich ... ich kann keinen Gegenstand aus dem Nichts entstehen oder komplett verschwinden lassen. Ich kann die Dinge nur verändern, aber nicht ihre Existenz selbst. Wenn ich etwas herzaubern wollte, müsste ich es entweder von woanders hierher zaubern oder es aus irgendetwas anderem formen, und wenn ich etwas weghexen möchte, kann ich es nur an einem anderen Ort wieder auftauchen lassen oder es in seine einzelnen Elemente zerlegen. Wenn ich dich in etwas anderes verwandeln würde, sagen wir mal in einen Stein, wärst du immer noch du. Du könntest fühlen und denken, irgendwie würden sogar die Minerale immer noch deine Adern und Neuronen bilden. Du würdest nur aussehen wie ein Stein, aber so umfassend, dass niemand etwas merken würde, selbst wenn man diesen Stein Atom für Atom auseinendernehmen würde.«

»Aber was ist mit der Schwerkraft? Hast du die jetzt nicht weggehext?«

»Nein, ich hab sie nur ... um dich herumgebogen.« Maliva lächelte verlegen, als sie diese Erklärung abgab. Es war ihr peinlich, aber ihr fiel nun einmal kein passenderer Begriff ein. »Auch deinen Lümmel hab ich nicht einfach hergezaubert, er wurde aus deinem Körper geformt, als wäre er schon immer ein Teil von dir gewesen.« Mit geröteten Wangen erschrak Maliva über sich selbst. Nicht nur, dass sie jetzt doch Daria gegenüber eine solche Anzüglichkeit erwähnt hatte, sie hatte auch noch auf die Verfehlung hingewiesen, die sie an ihr begangen hatte.

Dieses Detail entging diesmal auch Daria nicht. Das selige, selbstvergessene Leuchten in ihren Augen erlosch und ihre Lippen zogen sich zu einem dünnen Strich zusammen. Es war jedoch keine Wut, die sie erfüllte, eher die Erinnerung an ein unabwendbares Verhängnis, das sie einzuholen drohte. War die in dem Raum herrschende Atmosphäre in ihrem Erstaunen darüber, sacht dahinzugleiten wie ein Ballon in einer leichten Sommerbrise, bis eben noch von einer traumähnlichen Ausgelassenheit gewesen, wurde sie nun schlagartig düsterer.

Während Daria sich noch immer mit verhaltenem Paddeln von Armen und Beinen durch die Luft bewegte, wenn auch deutlich abgeklärter als zuvor, sackte Maliva sichtbar in sich zusammen. Die Schultern hängen lassend und die Hände in den Schoß fallend lugte sie unter halbgeschlossenen Lidern hervor. »Hast du jetzt Angst vor mir?«, fragte sie, als sie es endlich geschafft hatte, sich mit einem tiefen Atemzug wieder zusammenzureissen. »Ich meine, weil ich eine Hexe bin. Weil ich dich in einen Stein verwandeln könnte.«

Daria schien kurz zu überlegen, dann schüttelte sie den Kopf. »Das ist doch eigentlich gar nicht weiter wichtig, oder? Jeder könnte mir etwas antun. Ein Idiot mit einem Messer in der Hand ist gefährlich, aber die meisten anderen schneiden damit nur Gemüse. Nur weil du also metaphorisch gesprochen jederzeit ein Messer in die Hand nehmen könntest, macht dich das doch nicht zu einem schlechten Menschen. Ich hab ja auch keine Angst vor meiner Mutter, wenn sie kocht.« Einen Augenblick lang hielt sie nachdenklich inne, die Haare schwerelos um ihren Kopf tanzend wie eine finstere Korona. »Trotzdem ...«, setzte sie von Neuem an, verstummte aber sofort wieder.

Rickartig hob Maliva den Kopf. »Ja?«

»Trotzdem wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mich wieder zurückverwandeln würdest.«

»Oh. Ja, natürlich«, sagte Maliva mit einem scheuen Lächeln, bevor sie mental auf ihre Hexenkraft zugriff. Als erstes ließ sie Daria wieder nach und nach von der Gravitation erfassen, während sie das im Zimmer herumschwebende Buch zum Schreibtisch segeln ließ und es dort absetzte. Die Augen verengend erhöhte sie ihre Konzentration. Diese Hexerei war schwieriger als etwas fliegen zu lassen oder es wieder auf den Boden zu holen. Flüche gehörten zu den mächtigsten Zaubern überhaupt und sie rückgängig zu machen erforderte ein Höchstmaß an Willenskraft. Eine nach der anderen ging sie das Gewirr von Darias Körperfasern durch. Alles war hier enthalten: ihre Muskeln, ihre Sehnen, ihr Fleisch und ihre Knochen, doch es war so sehr miteinander verstrickt, dass Maliva einfach nicht die richtige fand.

Mit einem Auflodern ihres Geistes aktivierte sie ihre allerletzten Kraftreserven, aber auch das half ihr nicht weiter. Das verworrene Muster aus unzähligen Zellen blieb ihr undurchsichtig. Als sie diesen Spruch gewirkt hatte, war es ganz einfach gewesen, sie hatte nur den Anweisungen des Grimoires folgen müssen, nun allerdings hatte sie den Eindruck, sich vollständig in diesem Netz zu verstricken.

Fieberhaft überlegte Maliva, was sie tun sollte. Sie hätte ein wenig herumprobieren können, doch das war sicher keine gute Idee. Sie konnte nicht einmal die Organe von den Geschlechtsteilen unterscheiden. Was wäre, wenn sie versehentlich nach dem Herzen griff oder eine Blutbahn aus ihrer Verankerung riss? Das Risiko war viel zu hoch, um es eingehen zu können. Mit einem leisen Seufzen gab sie auf und entspannte sich wieder.

Überrascht sah Daria an sich herab. »War’s das schon? Ich hab gar nichts gespürt.«

Unter Aufbringung ihrer gesamten Entschlossenheit versuchte Maliva ihr in die Augen zu sehen, dennoch schaffte sie es nicht. Sobald sich ihre Blicke begegneten, starrte sie unweigerlich zu Boden. »Äh, nein«, gelang es ihr schließlich hervorzubringen, »ich ... ich krieg das einfach nicht hin.«

»Was? Was soll das heißen?«

»Na ja, es ist schwierig einen Fluch aufzulösen und ich hab das noch nie gemacht.«

»Dann streng dich an!«

»Tu ich ja, aber ... es klappt nun mal nicht.« Maliva unterbrach sich, doch bevor Daria noch etwas einwenden konnte, beeilte sie sich zu ergänzen: »Aber keine Sorge! Das bedeutet nicht, dass du so bleiben musst. Wir gehen zu meiner Großmutter, die kann uns bestimmt helfen. Sie ist die Anführerin unseres Zirkels und die mächtigste Hexe überhaupt, soweit wir wissen.« Es widerstrebte ihr zwar, mit dieser Sache zu ihrer Großmutter zu gehen, immerhin musste sie ihr dann gestehen, dass sie unerlaubterweise in deren Zauberbüchern gestöbert und was sie damit angerichtet hatte, doch etwas anderes fiel ihr beim besten Willen nicht ein. Alleine konnte sie nichts weiter unternehmen, und Maleva als ihre Lehrmeisterin in Hexenangelegenheiten war eben die Person, die in solchen Dingen am ehesten Bescheid wusste.

Daria erging es in dieser Hinsicht ganz ähnlich. Sie war ebenfalls nicht begeistert davon, noch jemanden in ihr beschämendes Geheimnis einzuweihen, doch solange es dazu beitrug, die Abstraktion in ihrem Schritt zu beheben, war sie selbst damit einverstanden. »Na gut, wenn es nicht anders geht, dann los ... gehen wir zu deiner Goßmutter.«

Maliva murmelte etwas Zustimmendes, trat zur Tür und führte Daria hinaus. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinab und gingen den Flur entlang, bis sie Malevas Arbeitszimmer erreichten. Bedächtig klopfte Maliva an, bevor sie den Kopf zur Tür hineinsteckte. Sie hatten Glück, die Hellseherin war anwesend und allein.

»Äh, Oma, können wir dich kurz stören?«, begann Maliva vorsichtig.

»Natürlich, mein Schatz«, antwortete ihre Großmutter mit dem ernsten Gesicht, das sie immer aufsetzte, wenn sie Kunden enpfing oder ihren Unterricht gab. Wie gewöhnlich auf ihrem ausladenden Stuhl mit der hohen Lehne und den breiten Armstützen sitzend winkte sie die Kinder herein.

Nervös folgte Maliva der Einladung und stellte sich mit vor der Hüfte gefalteten Händen vor den kleinen runden Tisch der Wahrsagerin. »Ich ... also, wir bräuchten deine Hilfe«, sagte sie mit befangener Stimme. »Es ist so ... tja, wie soll ich das sagen?« Eine Weile suchte sie nach den richtigen Worten, dann platzte sie einfach mit der ganzen Geschichte heraus. Sie erzählte, wie Daria sich auf dem Jahrmarkt über sie lustig gemacht hatte, was sie selbst darauf getan hatte, und wie sie es nicht wieder hatte ungeschehen machen können.

Angespannt hörte Daria zu. Sie konnte es kaum erwarten, dass Maliva ihren Bericht endlich beendete und deren Großmutter sich ihrer annehmen würde, doch obwohl sie sich sehr kurz fasste, blieb ihr nichts anderes übrig, als solange zu warten. Insgeheim fragte sie sich, was die alte Frau jetzt wohl von ihr hielt. Würde sie ihr überhaupt helfen wollen? Zwar ließ Maliva viel aus, sie verriet zum Beispiel nicht, dass Daria schon über sie herzog, seit sie sich kannten, oder dass sie sich nun unbefugt Zutritt bei ihnen verschafft hatte, trotzdem hatte sie sowohl die Wahrsagerin selbst als auch ihre Enkelin beleidigt. Ihrem Gesicht war jedenfalls nichts abzulesen, es blieb völlig ausdruckslos, während sie würdevoll mit durchgedrücktem Rücken dasaß und aufmerksam lauschte.

Als Daria gerade überlegte, ob ihre teilnahmslose Miene bloß einstudiert war, um die Empfänger ihrer Weissagungen von ihrer Macht zu überzeugen, oder ob sie vielleicht sogar alles im Voraus geahnt hatte, war Maliva am Schluß ihrer Ausführungen angelangt. Wie erschöpft verstummte sie und ließ das Urteil der Mater ergeben auf sich zukommen.

»Es überrascht mich nicht, dass du diesen Fluch nicht brechen konntest. Man braucht viel Erfahrung, um einen so komplizierten Zauber zu wirken. Eigentlich ist es sogar erstaunlich, dass du diesen Fluch überhaupt vehängen konntest. Auch mithilfe eines Grimoires gelingt das nur den wenigsten Adepten in deinem Alter.«

Im Gegensatz zu Maliva sprach sie mit einem deutlich hörbaren Akzent, trotzdem machte sie einen ehrfurchtgebietenden Eindruck. Unwillkürlich zuckte Daria zusammen, als sich die dunklen Augen in ihre bohrten.

»Also gut, Mädchen«, sagte die Hexe zu ihr, »dann wollen wir mal sehen, wie wir dich von deiner Bürde befreien können.«

Ohne darüber nachzudenken strengte Daria sich an, völlig stillzustehen, als ihre Miene darauf hinwies, dass sie sich scharf konzentrierte, nur für den Fall, dass es irgendeine Bewandnis hatte. Sonst hätte sie am Ende ihre Scheide vielleicht an ihrem linken Schienbein wiedergefunden, wenn sie sich im falschen Moment plötzlich bewegt hätte. Bei dieser Aussicht ging sie lieber auf Nummer sicher. Wie zuvor, als Maliva versucht hatte, ihren Zauber aufzuheben, wartete sie auch nun geduldig darauf, dass irgendetwas passierte, dass ihr Schritt zu prickeln begann oder sogar Schmerzen die bevorstehende Veränderung einleiten würden, doch sie wurde enttäuscht. Das Einzige, was seine Gestalt änderte, war der Ausdruck im Gesicht der Hexe, der immer ratloser und bestürzter wurde.

»Was ist los?«, fragte Maliva schließlich, als ihre Großmutter in ihrem Sessel beinahe in sich zusammenfiel, ganz so als entspannten sich nun all ihre Muskeln, nachdem eine gewaltige aber vergebliche Kraftanstrengung mit einem Mal fehlgeschlagen war.

»Ich ... ich schaffe es nicht ...«, sagte sie schwer atmend, wobei es unklar blieb, ob das vor Erschöpfung oder Fassungslosigkeit geschah.

»Was? Aber wieso? Weißt du nicht, wie es geht?«

Die Wahrsagerin blickte ihre Enkelin aus zusammengekniffenen Augen an. »Aber bitte, Kindchen, natürlich weiß ich das. Körperzauber sind für mich nichts Besonderes, sowas mache ich jeden Tag. Du weißt, es gibt nur eine Möglichkeit, warum eine Hexe den Fluch einer anderen nicht lösen kann.«

Verwirrt betrachtete Maliva das Gesicht ihrer Großmutter, das von einer seltsamen Mischung aus Stolz und Ernsthaftigkeit gezeichnet war. »Aber ... der einzige Grund, aus dem das nicht klappt, wäre ...«

Bedächtig nickte die Hexe. »Genau.«

»Aber ... aber ...«, stammelte Maliva ungläubig, »das gibt es doch gar nicht! Das kann gar nicht sein!«

»Moment mal«, warf Daria kopfschüttelnd ein. »Ich komm nicht ganz mit. Was ist denn jetzt los? Warum klappt es nicht?«

Maliva spürte, wie sie errötete, als sie sich Daria zuwandte, auch wenn ihr nicht ganz klar war, warum. »Es ist so: Eine Hexe kann nur Zauber aufheben von einer Hexe, die dieselbe oder weniger Kraft hat.«

Überrascht hob Daria eine Augenbraue. »Ist sie denn so schwach, deine Oma?«, flüsterte sie Maliva leise zu.

»Sie ist die mächtigste Hexe, die jemals jemand gesehen hat!«, empörte die sich. »Sie war die mächtigste Hexe von ganz Rumänien, was ja auch der Grund ist, warum sie von dort verbannt wurde. Niemand hätte einen ihrer Sprüche rückgängig machen können.«

»Okay«, wehrte Daria mit erhobenen Händen ab, »aber was ist mit deiner Mutter? Kann sie uns nicht vielleicht helfen?«

»Nein«, antwortete Maleva anstelle ihrer Enkelin. »Ihre Kräfte sind weit weniger ausgeprägt als meine, das haben wir schon vor langem festgestellt.«

»Heißt das, ich muss für immer mit einem ...« Schnell unterbrach Daria sich, bevor sie etwas peinlich berührt fortfuhr: »... so rumlaufen, wie ich jetzt bin?«

»Aber nein«, versicherte die Wahrsagerin ihr, »nur solange, bis Maliva gelernt hat, selbst einen Körperzauber auszusprechen.«

»Na großartig. Und wie lange wird das dauern?«

»Ein paar Wochen. Höchstens einige Monate.«

»Was? Geht das denn nicht schneller?«

»Das sind hochkomplexe Zauber, mein Kind, das darf man nicht überstürzen. Ich hatte eigentlich vor, damit bis ganz zum Schluß von Malivas Ausbildung zu warten, nur deinerwegen ziehe ich das jetzt um Jahre vor. Du willst doch sicher nicht, dass Maliva gerade in dieser Angelegenheit ein Fehler unterläuft, oder?«

»Nein«, seufzte Daria leise auf, ihre Stimme von plötzlicher Melancholie erfüllt. »Aber was soll ich denn so lange machen? Soll ich wieder zurück nach Hause? Wie soll ich das denn meinen Eltern erklären?«

Tröstend legte Maliva ihr eine Hand auf die Schulter. »Fürs erste kannst du ja so lange hierbleiben, wie du willst. Zumindest übers Wochenende ist das doch kein Problem, und danach kannst du dich entscheiden, ob du schon zurück zu deinen Eltern möchtest oder noch länger bleibst. Wer weiß, vielleicht kann ich dich bis dahin auch schon wieder zurückverwandeln. Ich werde mir jedenfalls alle Mühe geben, so schnell wie möglich zu lernen, okay?«

Abwesend nickte Daria wie jemand, der gerade die Diagnose einer unheilbaren Krankheit erfahren hatte und nun gefragt wurde, ob es ihr gut ginge. Auf einmal kam ihr alles so unwirklich vor. Als beträfe es sie gar nicht selbst, hörte sie Malivas Beteuerungen zu, dass alles wieder gut werden würde.

»Komm schon«, sagte das Hexenmädchen schließlich und griff nach Darias Hand, »wir sagen jetzt meiner Mutter, dass du bis auf weiteres bei mir im Zimmer wohnst.«

Willenlos ließ Daria sich von ihr zur Tür hinausziehen, den Flur entlang bis zur Küche, aus der geschäftige Laute drangen. Dort trat Maliva durch die offenstehende Tür zu ihrer Mutter, die offensichtlich gerade damit beschäftigt war, das Abendessen vorzubereiten.

»Äh, Mama«, machte sie unsicher auf sich aufmerksam, »wie es aussieht, wird Daria etwas länger bei uns bleiben müssen, wahrscheinlich für ein paar Tage, mindestens aber heute Nacht. Das ist doch in Ordnung, oder?«

»Ja, sicher«, sagte Frau Amantă verwirrt. »Aber wieso denn?«

Daria bekam kaum mit, wie Maliva ihr die Geschichte ein zweites Mal erzählte, einzig deren Wirkung drang bis zu ihr durch. Die war nicht anders als zuvor: Erst erblich Frau Amantă beinahe vor Schreck, dann mischte sich ein Hauch von Stolz in ihre Überraschung. Daria wäre sich vielleicht allmählich wie eine Zirkusattraktion vorgekommen, wie eine seltene Abweichung von der Natur, die zur Befriedigung der Schaulust anderer herumgezeigt wurde, wenn Malivas Mutter nicht so viel Fürsorge und Mitleid an den Tag gelegt hätte. Entschuldigend strich sie sanft Darias Arm entlang, als träfe sie selbst irgendeine Schuld an den ganzen Ereignissen, die ihr Leben in den letzten Tagen so makaber gemacht hatten.

»Es tut mir leid, dass das alles so gekommen ist, aber das kriegen wir schon wieder hin. Mach dir keine Gedanken. Gleich gibt es erst mal was zu essen, und bis dahin kann Maliva dir ja alles zeigen.«

Maliva war gar nicht bewusst, dass es schon so spät geworden war, aber ein Blick auf die Uhr an der hinteren Küchenwand bestätigte die Worte ihrer Mutter; es war tatsächlich bald Zeit für das Abendessen. Unschlüssig führte sie Daria wieder hinaus auf den Flur und betrachtete sie nachdenklich. Mit ihrem Zimmer hatte sie sie ja bereits vertraut gemacht, alles andere würde sich bei Gelegenheit schon ergeben.

»Na ja«, sagte sie, »am besten bereite ich schon mal unsere Schlafplätze vor und in der Zwischenzeit ... möchtest du vielleicht duschen? Oder dich frischmachen?«, fragte sie vorsichtig an.

Erst jetzt fiel Daria ein, dass sie noch immer beschmiert war von dem kleinen Selbstbefriedigungsexkurs, der letztlich zu ihrem Rauswurf von Zuhause geführt hatte. Hoffentlich würde Maliva nicht ahnen, welcher Natur diese Besudelungen in Wirklichkeit waren.

Doch die hatte bereits einen bestimmten Verdacht. »Was sind das überhaupt für Flecken?«, fragte sie gewollt unscheinbar nach. »Bist du mit der Hand im Honigtopf steckengeblieben?«

Mit ihren von den Offenbarungen der Hexe wie in einen Schleier gehüllten Sinnen verstand Daria jedoch nicht, worauf Maliva da hinauswollte. Glaubte sie etwa, die Verunreinigungen stammten von Honig? »Hm?«, machte sie daher in ihrer Ahnungslosigkeit wenig schlagfertig.

»Ich meine ..., ob du die Keksdose geplündert hast?«

Als Daria nur verständnislos den Kopf schüttelte, bemerkte Maliva, dass sich ihre Andeutungen ausschließlich auf die weibliche Form der Masturbation beschränkt hatten, doch falls Daria wirklich getan hatte, was sie vermutete, musste sie es ja auf eine mehr männliche Weise erledigt haben, zumindest deuteten die Verunzierungen ihrer Kleidung darauf hin. Zwar wusste Maliva nicht wirklich, wie die Rückstände von Sperma aussahen, aber genau so hätte sie es sich vorgestellt. Sie überlegte sogar, ob sie Daria weiter über diesen Umstand ausfragen sollte, immerhin waren sie beide bei weitem nicht so vertraut miteinander, dass sie über solche Dinge gesprochen hätten. Daria hatte bei ihrem Bericht der vorangegangenen Ereignisse auch nur erwähnt, dass ihre Mutter sie in einer kompromittierenden Lage ertappt hatte, jedoch nicht, wie genau die ausgesehen hatte. Wenn sie ihr mehr darüber hätte verraten wollen, hätte sie es sicher schon von sich aus getan, vielleicht wäre es also angebrachter gewesen, dieses Thema ruhen zu lassen, doch das konnte Maliva einfach nicht. Bei einem Blick in ihr blasses, wunderschönes Gesicht, eingerahmt von ihrem glatten, schwarzen Haar und dem Gedanken, dass sich ein Penis zwischen ihren Beinen verbarg, wollte sie unbedingt erfahren, was sie alles mit ihm angestellt hatte.

»Also, ich wollte fragen, ob du dir vorhin nicht zufällig einen abgenudelt hast«, benutzte sie schließlich die deutlichsten Worte, die sie sich Daria gegenüber zutraute.

Die hingegen sah sich selbst von einem solch vergleichsweise zurückhaltenden Ausdruck noch aus dem Konzept gebracht, was allerdings auch kein Wunder war, wenn man bedachte, was man ihr damit unterstellte – und dass es sogar noch zutraf. Es war erstaunlich, wieviele Euphemismen es für Selbstbefriedigung gab, und dass sie kaum eines davon kannte. Theresa hatte sich gestern ja ähnlich verhüllend ausgedrückt, ohne dass sie den Sinn erfasst hätte. »Ich ... ähm«, stotterte sie hilflos, bis ihr endlich doch noch eine einigermaßen glaubhafte Ausrede einfiel. »Das ist Joghurt! Ich, äh ... hab mich versehentlich damit vollgespritzt. Also ja, wenn ich bei dir duschen dürfte, wäre ich dir sehr dankbar.«

Skeptisch musterte Maliva ihre neue Mitbewohnerin, deren Lippen zu einem gequälten Lächeln verzogen waren. Sie zweifelte nicht daran, dass Daria sich versehentlich vollgespritzt hatte, sie bezweifelte nur, dass es sich bei diesen Flecken um Joghurt handelte, trotzdem ging sie nich näher darauf ein. Es war ihr schließlich selbst überlassen, solch eine intime Angelegenheit lieber für sich zu behalten und ihr verlegenes Benehmen verriet Maliva ohnehin genug. Sie konnte wohl mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass ihre Annahme richtig war.

Nachdem die Herkunft dieser Verschmutzungen soweit für sie hinreichend geklärt war, führte sie Daria in das Badezimmer im ersten Stock. Sie gab ihr noch ein Handtuch und Kleidung zum Wechseln, dann verließ Maliva sie, um in ihrem Zimmer das Bett neu zu beziehen. Sie würde das Bett später Daria überlassen und selbst auf dem Boden übernachten, wo sie es sich mit ein paar Extradecken gemütlich machen könnte. Nachdem das erledigt war, ging sie wieder hinunter, um ihrer Mutter ein wenig bei der Zubereitung des Abendessens zu helfen.

Als Daria fertig geduscht hatte, ging es ihr erheblich besser, auch wenn es nicht dieselbe tiefgreifende erlösende Wirkung wie zuvor an diesem Tag hatte. Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte sie sich hier willkommen, und das linderte ihre Schmerzen der Vertreibung und Verachtung, die sie gerade erlitten hatte, ungemein. Obwohl Malivas Mutter und Großmutter beide erfahren hatten, wie Daria mit ihr umgesprungen war, machte keine von ihnen ihr Vorwürfe, sondern behandelte sie ganz selbstverständlich so, als gehörte sie zur Familie. Dieser Eindruck verstärkte sich im Laufe des Abends nur noch; auch Malivas übrige Angehörige akzeptierten ihre Aufnahme in deren Mitte ohne Zögern.

Zunächst trocknete Daria sich jedoch erst einmal ab und probierte die Kleidung an, die Maliva für sie bereitgelegt hatte. Sie war ganz ähnlich der, die sie gerade abgelegt hatte: eine bequeme weite Hose und ein lose sitzendes Shirt, beides in gedämpften, hellen Farben. Nichts davon hatte sie je an Maliva gesehen, was sie aber gar nicht weiter überraschte. Zum einen waren sie für ihre Verhältnisse fast schon übermäßig gedeckt, zum anderen mussten sie ihr etwas zu groß sein. Daria war ein wenig höhergewachsen als sie, zudem besaß sie Rundungen, die deutlich ausgeprägter waren als die von Maliva. Sie hatte sich offensichtlich Mühe gegeben, ihr etwas Passendes herauszusuchen, das außerdem Darias Geschmack am nächsten kam. Das wusste sie durchaus zu schätzen, auch wenn es nichts war, wofür sie sich selbst entschieden hätte, wenn sie selbst für ihre Kleiderwahl verantwortlich gewesen wäre.

Mit fahrigen Bewegungen zog sie sich an, dann ging sie hinunter in die Küche zu Maliva und deren Mutter. Sie war gerade zum Tischdecken eingeteilt worden, als auch schon Malivas Vater und Brüder von der Arbeit heimkehrten. Im ersten Moment war Daria erstaunt zu erfahren, dass ihre Mitschülerin vier Brüder hatte. Sie hatten sich schließlich nie nahe genug gestanden, um sich nach Geschwistern zu fragen, und als sie gebeten worden war, neun Teller auf den Tisch zu stellen, hatte sie diese Information einfach als gegeben hingenommen, ohne sie weiter zu hinterfragen. Daria hatte nie einen Bruder gehabt und Jungen im allgemeinen bisher eher als störend empfunden, woran die heutigen Erlebnisse mit ihrem Exfreund nicht wirklich etwas geändert hatten. Ein unerwartetes Mitgefühl für Maliva durchfuhr sie. Es war bestimmt nicht immer einfach, gleich mit vier Brüdern zusammenzuleben, insbesondere wenn man keine Schwester hatte, die zu einem hielt, sogar wenn man eine Hexe war. Wahrscheinlich wäre ihre Mutter nicht gerade begeistert, wenn sie ihre Brüder jedesmal in Kröten verwandelte, wenn sie ihr auf die Nerven fielen.

Trotz dieser anfänglichen Vorbehalte seitens Daria waren Malivas Brüder genauso nett zu ihr wie alle anderen in der Familie. Dementsprechend ruhig verlief das Abendessen. Malivas Eltern stellten ihr viele Fragen, ob es ihr schmeckte oder wie es in der Schule lief, doch Daria beschränkte sich zumeist auf recht einsilbige Antworten. Normalerweise fiel es ihr nicht schwer, eine belanglose Unterhaltung wie diese zu führen, heute allerdings war sie nicht in der Stimmung dazu. So blieb sie weitestgehend schweigsam und lauschte stattdessen den Gesprächen der anderen.

Ihr liebevoller Umgang miteinander erinnerte sie an ihr eigenes Zuhause, doch fand sie es bemerkenswert, wie selbstverständlich sie miteinbezogen wurde. Zwar unterschied sich ihre Art nicht von der ihrer eigenen Eltern, wenn sie eine Freundin mitbrachte, aber genau das war ja der Punkt: Maliva und sie waren nie Freundinnen gewesen, ganz im Gegenteil, sie hatten sich nicht einmal ausstehen können. Dazu hatten sie kaum etwas gemeinsam, dennoch wurde sie behandelt, als würde sie ohne jeden Einwand dazugehören, ungeachtet allem was sie trennte, Herkunft, sozialer Status oder Standpunkt in gesellschaftlichen Diskursen.

Während sie aß, überlegte Daria, inwiefern Malivas Vater und ihre Brüder wohl über sie Bescheid wussten. Frau Amantă hatte ihnen sicherlich erzählt, wer sie war, woher sie kam und wie sie zu Maliva stand, doch hatte sie ihnen auch anvertraut, wie es sich mit ihrem Unterleib verhielt, oder hatte sie diesen Teil für sich behalten? Doch wie dem auch sei, dass sie sie so bereitwillig duldeten, obwohl sie immer ihr bestes gegeben hatte, um nach Möglichkeit gegen Maliva zu intrigieren, ließ Daria befreit aufatmen. Maliva hatte ihr angeboten, so lange hierbleiben zu dürfen, wie sie wollte, vielleicht sollte sie es dann tatsächlich annehmen und von nun an einfach bei ihr leben statt bei ihren Eltern, die, in dem Augenblick, als sie sie am meisten gebraucht hätte, nur einen verächtlichen Blick für sie übrig gehabt hatten.

Aber gehörte sie wirklich hierher? War dies der Ort, nach dem sie gesucht hatte; der Ort, an dem ihr alle ihre Sünden vergeben würden, tatsächlich begangene ebenso wie unverschuldete, und an dem sie so aufgenommen würde, wie sie war? Könnte sie hier ihren Frieden finden? Könnte sie für immer hierbleiben und glücklich werden? Nirgendwo hatte man sie haben wollen, niemand hatte sich um sie gekümmert, weder ihre Eltern noch ihre sogenannte beste Freundin. Es gab keinen Platz mehr, von dem sie nicht fortgejagt worden wäre, doch hier hatte man sie mit einem Lächeln begrüßt und unter sich willkommen geheißen.

Versunken in diese Gedanken stocherte sie ohne Hunger zu haben in dem Essen herum, bis Maliva sie irgendwann zurück in ihr Zimmer schleppte. Dort ließ Daria sich wie zuvor wieder in den Schreibtischstuhl fallen, ohne sich die Mühe zu machen, sich eine Beschäftigung zu suchen. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie hätte tun sollen – Maliva schien weder einen Fernseher noch ein Abonnement einer stilsicheren Zeitschrift zu besitzen und mit Theresa zu telefonieren kam unter den derzeitigen Bedingungen auch nicht in Betracht – vor allem aber hatte sie gar keine Lust, irgendetwas zu tun. Dazu ging ihr viel zu viel im Kopf herum, und nichts davon machte auch nur die geringsten Anstalten, wieder daraus zu verschwinden. Ob nun die Verdammung, weiter diesen Fluch ertragen zu müssen, bis Maliva erndlich in der Lage war, ihn zu lösen, das Leben in Verbannung, das sich daraus ergab oder Malivas Versprechen, ihr zur Seite zu stehen, das alles hallte unablässig in ihr wider, jedes einzelne Element um Vorherrschaft kämpfend, einander verdrängend und erbarmungslos auf Daria einstürmend wie die Fluten eines Ozeans auf ein Schloß aus Sand. Also legte sie die Arme auf die Schreibtischplatte, stützte den Kopf mit den Händen und starrte einfach nachdenklich ins Leere.

Ratlos betrachtete Maliva die am Schreibtisch zusammengesunkene Gestalt. Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich noch einmal mit Daria zu unterhalten, auch wenn ihr nicht ganz klar war worüber, hatten sie doch offensichtlich so grundverschiedene Interessen, doch spürte sie instinktiv deren Wunsch, vorerst lieber in Ruhe gelassen zu werden. Den respektierte Maliva natürlich, immerhin hatte Daria heute eine Menge durchgemacht, und dass sie dann nicht ausgerechnet mit der Person reden wollte, die dafür verantwortlich war, war nur verständlich. Demgemäß überließ sie ihren Gast sich selbst und wandte sich ihrer eigenen Passion zu. Wie immer nach dem Abendessen setzte sie sich mit überkreuzten Beinen auf ihr Bett, den Rücken an die Wand gelehnt, griff nach dem Buch, das auf ihrem Kopfkissen bereitlag und las. Das hätte sie jetzt auch getan, wenn Daria nicht dagewesen wäre. Nach der Schule machte sie ihre Hausaufgaben, half ihrer Mutter bei der Hausarbeit oder übte ihre Hexenkraft, doch nach dem gemeinsamen Essen versank sie ganz in der Welt ihrer Bücher. Fast den gesamten Abend verbrachte sie so, vollkommen gefesselt von den Geschichten, die sie las, bis sie irgendwann ins Bett musste, und auch heute dauerte es nicht lang, dann hatte sie alles um sich herum vergessen, einschließlich ihrer unerwarteten Besucherin.

Während Maliva sich nach und nach immer weiter in der Fiktion verlor, tauchte Daria allmählich wieder aus den Tiefen ihres Inneren auf. Es war fast, als würde sie unendlich langsam aus einem Traum erwachen, als würde sie aus einem schwerelosen Dämmerzustand widerwillig zurück ins Bewusstsein hinübergleiten. Mit einem vorsichtigen Kopfschütteln vertrieb sie schließlich die letzten Spuren der schwermütigen Gedanken aus ihrem Kopf, die sich wie Spinnweben in ihrem Gehirn eingenistet hatten und sah sich in dem Raum um, als würde sie ihn zum ersten Mal wahrnehmen. Ihr Blick fiel auf Maliva, die es sich mit einem Buch in der Hand auf ihrem Bett bequem gemacht hatte. Sie zögerte ein wenig, dann jedoch stand Daria auf, ging zu ihr hinüber und setzte sich neben sie. Maliva lächelte sie scheu an, sagte aber nichts weiter, während sie auf das Umschlagbild hinabblinzelte. Ein Planet in der Schwärze des Alls war darauf zu sehen, umgeben von den Strahlen einer Sonne, die sich offenbar gerade hinter ihm befand.

»Ist das sowas wie ›Star Wars‹?«, fragte sie weniger aus wirklicher Neugierde als vielmehr, um ein Gespräch in Gang zu bringen.

Lautlos seufzte Maliva auf. Es hatte sie immer gestört, wenn die Science Fiction auf ›Star Wars‹ reduziert wurde, besonders da sie selbst diese Reihe nicht einmal wirklich dazu zählte. Die war für sie immer mehr so etwas wie Fantasy im Weltraum gewesen und dafür hatte sie sich nie begeistern können. Dennoch hielt sie es nicht für angebracht, Daria über die verschiedenen Strömungen innerhalb ihres liebsten Genres zu belehren. »Ja«, murmelte sie deshalb bloß resigniert, »ja, das ist sowas wie ›Star Wars‹.«

»Du liest viele solche Bücher, oder?«, fuhr Daria fort, ihre Augen kurz zu dem Regal schweifen lassend, das vor einer beeindruckenden Menge ganz ähnlicher Romane förmlich überquoll.

»Stimmt«, antwortete Maliva etwas verlegen. Grundsätzlich las sie so ziemlich jede Gattung der Literatur gerne, doch der Science Fiction war sie am meisten verfallen.

»Ist das nicht irgendwie komisch?«

»Wieso?«

»Na ja, du als Hexe weisst doch, dass die Welt voller unerklärlicher Dinge ist, voller Übernatürlichem, aber in diesen Büchern steht immer die Technik im Vordergrund, Raumschiffe, Roboter und sowas.«

»Eigentlich ... glaub ich gar nicht an das Übernatürliche.«

»Was?!«, rief Daria fassungslos aus. »Aber du kannst doch selbst hexen! Wie kannst du da nicht an das Übernatürliche glauben?«

Fast schon schuldbewusst angesichts Darias entrüstetem Tonfall zuckte Maliva mit den Schultern. »Ganz einfach. Ich meine, übernatürlich bedeutet doch, dass etwas nicht mit wissenschaftlichen Mitteln erklärbar ist, aber warum sollten meine Kräfte nicht mit der Wissenschaft zu vereinen sein? Natürlich hat bisher noch niemand Magie analysieren können, weil er nie eine echte Hexe untersuchen konnte. Hexen leben eben lieber im Verborgenen. Es war für sie nie sicher, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Früher bestand die Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu landen, heute müsste man unzählige Experimente über sich eregehen lassen, und wer hätte schon Lust, als Versuchskaninchen in einem Labor zu enden? Weißt du, der Schriftsteller Arthur C. Clarke hat mal gesagt, dass jede hinreichend fortschrittliche Technologie nicht von Magie zu unterscheiden ist. Genauso sehe ich das auch. Noch vor ein paar hundert Jahren hatte niemand eine Ahnung, wie Regenbögen entstehen, also hat man Götter dafür erfunden, inzwischen weiß jeder, dass sie durch die Lichtbrechung der Sonnenstrahlen in der dunstigen Luft nach einem Regen entstehen. Oder nimm zum Beispiel Radios. Damals hätte man sie zweifellos für Magie gehalten, aber heute sind sie eigentlich schon wieder altmodisch. Nur weil bisher noch niemand weiß, wie Magie funktioniert, heißt das nicht, dass es keine natürliche Erklärung gäbe. Ich setze die Naturgesetze ja auch nicht außer Kraft, ich ... beuge sie nur ein wenig. Aus irgendeinem Grund kann ich das eben, wahrscheinlich weil es einfach in meiner DNA liegt. Die Menschen sind halt verschieden. Die meisten können nicht zaubern, gut, dafür sind einige so intelligent, dass sie nur aus Spaß ein Radio aus Elektroschrott zusammenbauen, was ich nicht mal dann schaffen würde, wenn mein Leben davon abhinge. Jeder hat von Natur aus seine Stärken und Schwächen.«

»Dann glaubst du an gar nichts Übersinnliches? Auch nicht an Gott oder ein Leben nach dem Tod?«

»Nein.«

»Aber woran glaubst du dann?«

Darüber dachte Maliva einen Moment lang nach. »Ich glaube an mich selbst«, sagte sie letztlich, »ich glaube an die Wissenschaft. Ich glaube an die Menschheit. Ich meine, ich bin mir relativ sicher, dass es mich gibt, obwohl ich finde, dass man nichts als gegeben hinnehmen sollte, und ich denke, dass die Menschen grundsätzlich dazu in der Lage sind, das Universum zu erklären, ohne irgendwelche Fabelwesen zu erfinden, oder zumindest darauf hinarbeiten sollten, eben mithilfe der Wissenschaft.«

»Aber ist das nicht irgendwie eine sehr trostlose Sicht auf die Dinge? Wenn es keine höhere Macht gibt, die über einem steht, wenn der Tod einfach nur das Ende bedeutet? Wenn es nichts gibt, was man nicht versteht, wenn alles einfach Wissenschaft ist, ist dann nicht alles irgendwie ... gewöhnlich? So ohne Phantasie, so ohne Wunder?«

»Find ich nich’. Douglas Adams, ein anderer Schriftsteller, hat gesagt: ›Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?‹ Was sollte mich also daran hindern, die Schönheit eines Gartens zu genießen, nur weil ich der Meinung bin, dass er auf natürliche Weise entstanden ist? Im Grunde ist er doch schon ein Wunder an sich: die filigranen, geschwungenen Blätter einer Rose, der überwältigende Duft und, wenn man genauer darüber nachdenkt, auch die Milliarden winziger Lebewesen, die ihn bevölkern, Bakterien, Einzeller oder Schmetterlinge. Warum sollte etwas an Glanz verlieren, nur weil man weiß, wie es funktioniert? Ein Regenbogen ist doch nicht weniger schön, nur weil man weiß, dass er auf Lichtbrechung beruht. So gesehen ist das ganze Universum von einer ehrfurchtgebietenden Erhabenheit durchzogen. Die Evolution, Planeten, die um Sterne kreisen, Sterne, die sich zu Galaxien zusammentun und sich um ihren Mittelpunkt drehen, in dem vielleicht sogar ein schwarzes Loch liegt, dem allen liegt doch eine ganz natürliche Schönheit zugrunde und trotzdem ist es reine Wissenschaft. Ich würde sogar behaupten, dass ich eine Seele habe, nur ist sie eben nicht unsterblich. Für mich ist sie einfach meine Persönlichkeit und meine Gefühle, und die bestehen nun einmal nur aus den Neuronen in meinem Gehirn und den elektrischen Signalen, die sie aussenden. Wenn ich sterbe, ebben auch diese Gehirnströme ab, wie sollte da irgendein Teil meines Selbst weiterexistieren? Damit muss man sich eben abfinden.«

»Dann hast du als Hexe also kein ... tieferes Wissen über das Leben und den Tod? Du weißt auch nicht, was passiert, wenn man stirbt?«

»Nein, ich bin wie jeder andere auch. Ich stelle mir dieselben Fragen wie du, ich habe dieselben Zweifel und dieselben Ängste.«

»Na ja«, seufzte Daria auf, während sie Maliva eingehend betrachtete, »wenn etwas nicht schön genug ist, kannst du ja wenigstens noch etwas nachhelfen.«

»Wie meinst du das?«

»Deine Haare. Jetzt weiß ich, wie du das gemacht hast. Du warst gar nicht beim Friseur, du hast dir die Strähnen einfach gehext!«

Verständnislos blinzelte Maliva sie an. »Ich hab dir doch schon gesagt, meine Haare sind absolut echt.«

»Wirklich? Und deine Augen?«

Der verwirrte Ausdruck in Malivas Zügen verstärkte sich noch. »Was soll denn mit meinen Augen sein?«

Daria hatte ihre Brille nicht wieder aufgesetzt, nachdem sie geduscht hatte, sodass ihre Sicht auf Maliva ein wenig verschwommen war. Zwar war ihre Sehschwäche nur gering, trotzdem rückte sie nun so dicht an sie heran, bis sich ihre Nasen fast berührten, um ihr ungehindert in die Augen zu sehen. Sie hatten dieselbe Farbe wie die schmalen Strähnchen in ihrem Haar, ein helles, samtenes Braun, wie das Glitzern der Sonne in einem makellos geschliffenen Bernstein, und sie strahlten so hell, dass sie einen unweigerlich in ihren Bann schlugen. Auch jetzt versank Daria widerstandslos in ihnen, als wären sie von einer Kraft erfüllt, der man sich gar nicht entziehen wollte, auf die man vielleicht sogar nie wieder verzichten konnte, hatte man sie erst einmal gespürt.

»Also ... es sind einfach die schönsten, dich ich jemals gesehen habe«, brachte sie mühsam unter ihrem Einfluss hervor. »Die musst du doch einfach verzaubert haben!«

Lautlos schluckte Maliva. »G-ganz ehrlich, ich habe überhaupt nichts an mir verhext.«

Eine ganze Weile noch sahen sie sich reglos gegenseitig an, beide die betörende Vollkommenheit der jeweils anderen bewundernd, ehe sie sich plötzlich gleichzeitig voneinander abwandten, einen zarten Hauch von Röte auf den Wangen. Maliva legte ihr Buch auf das Kopfkissen zurück und umklammerte stattdessen ihre Beine, während Daria scheinbar mit derselben Faszination ihre Füße anstarrte, mit der sie eben noch von dem überaus niedlichen Gesicht ihrer Mitschülerin vereinnahmt gewesen war, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis irgendjemand von ihnen sich wieder rührte. Zunächst saßen sie nur still nebeneinander auf dem Bett, den Rücken an die Wand gelehnt und den Kopf hängen lassend, damit sich keinesfalls ihre Blicke begegneten.

»Warum war eigentlich deine Großmutter heute hier?«, brach Daria letztlich das Schweigen, ohne sich jedoch Maliva zuzuwenden. »An einem Freitag Nachmittag ist auf dem Jahrmarkt doch bestimmt am meisten los.«

»Wahrscheinlich«, stimmte Maliva zu, »aber freitags nach der Schule hab ich immer Hexenunterricht bei ihr, und den wollte sie nicht dafür ausfallen lassen.«

»Hm-hm«, machte Daria kurz, bevor sich erneut unbehagliche Stille über ihnen ausbreitete. »Vorhin ...«, begann sie dann stockend von neuem, »da hast du gesagt, dass ihr aus Rumänien verbannt wurdet, stimmt das?«

»Ja, aber nicht von der Regierung oder so, wir sind aus dem Hexenbund ausgestoßen worden, weil sie gemerkt hatten, dass meine Großmutter viel mächtiger ist als alle anderen. Wir sind dann hierher gekommen, weil meine Eltern schon einigermaßen deutsch konnten und ein paar Mal hier waren. Die anderen Hexen hatten einfach Angst vor ihr, weisst du? Wir waren nirgendwo mehr willkommen, jeder hat uns verjagt aus Angst, dass meine Großmutter etwas hexen würde, das niemand rückgängig machen könnte.«

Grüblerisch nickte Daria. Zum ersten Mal ließ sie den Gedanken zu, dass sie und Maliva sich gar nicht so unähnlich waren. Jede von ihnen war etwas Besonderes und war dennoch aus Unverständnis vertrieben worden. Man hatte sie ihrer Heimat beraubt, man hatte sie zu Außenseitern erklärt und abgeschoben, nur weil sie ein wenig anders waren. Dabei waren ihre Eigenheiten doch nichts Schlimmes, möglicherweise waren sie sogar zu höherem berufen.

»Und wenn nur Hexen Zauber rückgängig machen können, wenn sie mindestens genauso mächtig sind und deine Großmutter so besonders stark ist, aber trotzdem deinen Zauber nicht lösen kann ... heißt das dann, dass du sowas wie die mächtigste Hexe überhaupt bist?«

»Das muss ein Irrtum sein«, meinte Maliva schnell. »Es stimmt zwar, dass sie die mächtigste Hexe in Rumänien war und wir auch sonst keine kennen, die so stark ist wie sie, aber dass sie meinen Fluch nicht aufheben konnte, muss irgendeinen anderen Grund haben. Ich weiß auch nicht, vielleicht hatte sie heute nur einen schlechten Tag oder so.«

Wieder legte sich ein allumfassendes Schweigen über die beiden Exilantinnen, in dem Maliva unauffälig zu Daria hinüberlinste. Ihr beharrlich zu Boden gerichteter Blick war voller Melancholie, voller Sehnsucht nach der Geborgenheit und Stabilität der einstigen Ordnung, die sie verloren hatte. In dieser Hinsicht war Maliva erfolgreich gewesen; ihr Plan hatte eindeutig vorgesehen, Daria spüren zu lassen, wie man sich als Außenseiterin vorkam, und wie wäre das besser möglich gewesen, als sie tatsächlich aus der Sicherheit der Gemeinschaft zu reißen, in die sie sich gehüllt hatte? Nun waren sie wahrhaft gleich, ausgestoßen aus der Gesellschaft und verraten von allen, die sie als Verbündete angesehen hatten, Daria von Freunden und Familie, Maliva und ihre Eltern vom Hexenbund. Was sie nicht vorgesehen hatte, waren allerdings die Komplikationen, die sich ergeben hatten. Selbst wenn sie endlich in der Lage war, den über sie verhängten Fluch aufzuheben, blieb es fraglich, ob Daria zurück in ihr behütetes Leben finden würde. So wie sie die Ereignisse geschildert hatte, schien wenig Hoffnung zu bestehen, die Beziehung zu ihren Eltern oder Theresa wieder zu einem funktionierenden Gefüge zusammenzubringen. Wie sollte sie ihnen denn diese Sache erklären, wie sollten sie je wieder ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander aufbauen?

Insbesondere aber musste Maliva sich eingestehen, dass sie selbst die Schuld an all dem trug. Egal, wie es letztendlich ausegehen würde, sie würde damit leben müssen, was sie Daria angetan hatte. Sie hätte es nicht ertragen, ihr so nachhaltig geschadet zu haben, doch vor allem wollte sie nicht, dass Daria sie für immer als die Person in Erinnerung behielt, die sie zu einem Leben in Verachtung verdammt hatte. Wie sollte Maliva sich denn je selbst verzeihen können, wenn sie die soziale Bindung und nicht zuletzt auch das Selbstbild eines anderen Individuums völlig zerstört hatte? Auch wenn Daria eine Lektion gewissermaßen verdient hatte, war für sie der Gedanke unerträglich, dieses profunde Unglück überhaupt erst ausgelöst zu haben, das sich nun in deren Augen spiegelte.

Diesem herzzerreissenden Blick gegenüber, dem verräterischen Schillern unvergossener Tränen, befand Maliva, dass sie ihr eine Art der Genugtuung zu leisten hatte. Natürlich würde sie diesen Fluch aufheben, sobald es ihr möglich war, doch bis dahin war sie Daria ein Zeichen der Loyalität schuldig; ein Zeichen, dass sie ihr vertrauen konnte, dass sie ihren Fehler wirklich bereute und alles daran gab, ihn wieder gutzumachen. Sie brauchte auch gar nicht erst lange zu überlegen, um sich etwas Passendes einfallen zu lassen, es lag praktisch auf der Hand: Sie würde sich ebenfalls einen Schwanz hexen! Es war nahezu perfekt. Damit würde sie die Analogie ihrer Schicksale noch weiter erhöhen, sie konnten sie beide zusammen verschwinden lassen, nachdem sie endlich gelernt hätte, wie das ging, und war zwangsläufig ebenso lange mit ihm geschlagen wie Daria mit ihrem. Sollte es zum Äußersten kommen – dem endgültigen Bruch zwischen Daria und ihren Eltern – wäre das zwar nicht genug, um ihr Bedauern unter Beweis zu stellen, aber es wäre immerhin ein Anfang, eine kleine Geste der Kasteiung, der eine tiefschürfendere Strafe folgen müsste.

»Ich hab eine Idee!«, rief sie gleich aufgeregt aus, als habe ihre Erkenntnis sie in einen Fieberzustand versetzt.

Hoffnungsvoll sah Daria zu ihr hinüber. »Was? Ist dir was eingefallen, wie du mich zurückverwandeln kannst?«

»Ähm, äh, nein«, sagte Maliva entschuldigend. »Ich meinte nur, ich weiß etwas, wie ich mich bei dir entschuldigen kann.«

»Ach so«, stöhnte Daria fast, versuchte aber sich ihre Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. »Und was?«

»Ich verhänge über mich denselben Fluch wie über dich.«

»Das geht? Du kannst ihn nicht rückgängig machen, aber einfach so nochmal aussprechen?«

»Na ja ...« Jetzt geriet Maliva selbst ins Stocken. Da war sie vielleicht etwas zu voreilig gewesen. Sie hatte die Wirkungsweise des Banns ja gar nicht richtig nachvollziehen können, sondern war nur den Anweisungen aus dem Buch gefolgt. Sie konnte es versuchen, aber das war wohl mit einigen Risiken verbunden. »Nein«, sagte sie schließlich, »wahrscheinlich doch nicht.«

»Na, du bist mir ja eine tolle Hexe. Die beste, die ich je getroffen habe, ehrlich!« Diese sarkastische Bemerkung brachte ihr ein hintergründiges Lächeln seitens Maliva ein, doch darauf achtete Daria gar nicht. »Was soll das überhaupt bringen? Warum solltest du dich selbst mit einem Fluch belegen, von dem du nicht weißt, wann du ihn wieder rückgängig machen kannst?«

»Darum geht es ja. Ich dachte, so lange ich dich nicht von ihm befreien kann, hilft es dir vielleicht zu wissen, dass du nicht die einzige bist, dass ich zu dir stehe und dass ich alles daran setze, eine Lösung zu finden. Bis es wo weit ist, haben wir auf jeden Fall dieselben Probleme und dieselben Schmerzen. So lange du meinetwegen leiden musst, will ich auch leiden.«

Langsam entspannten sich Darias Züge. Offensichtlich konnte sie Malivas Beweggründe nun besser verstehen und es schien, als hieße sie sie vorbehaltlos willkommen. Ein warmes, dankbares Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus, in das sich jedoch schnell die verdrängte Schwermut zurückschlich. »Tja, aber da es nicht geht, ist diese Frage ja sowieso überflüssig.«

Darias Lächeln bestärkte Maliva aber nur noch in ihrem Vorhaben. Es bewies, dass sie auf dem richtigen Weg war. Diese Unbeschwertheit wollte sie Daria zurückgeben, und dass ihr Angebot bereits einen Hauch dessen erahnen ließ, nährte die Hoffnung, dass sein Einlösen diesen Wunsch erfüllen würde. Dafür war sie sogar bereit, etwas zu tun, von dem sie nie gedacht hatte, dass es je passieren würde.

»Also ... eine Möglichkeit gäbe es vielleicht trotzdem«, merkte sie vorsichtig an.

»Ja? Welche?«

»Du hast doch gesagt, dass Theresa jetzt auch davon betroffen ist.«

»Ja, aber das ist doch nur weil ...« Verlegen brach Daria ab und zuckte mit den Schultern, um anzudeuten, dass Maliva schon wisse, wie es dazu gekommen war.

Und das tat sie natürlich. »Genau«, meinte sie vielsagend.

Erschrocken wirbelte Daria zu ihr herum. »Du willst ..., dass ich ...« Die Worte sprudelten in schnellen Schüben aus ihr heraus, immer wieder unterbrochen von kurzen, atemlosen Pausen, doch in ihrer Fassungslosigkeit fiel ihr nichts ein, wie sie diesen in der Luft hängenden Satz beenden sollte.

Das war allerdings auch nicht nötig. Maliva war vollkommen klar, was Daria meinte, immerhin hatte sie diesen Vorschlag selbst gemacht. Dennoch zögerte sie jetzt, ob sie ihr Vorhaben wirklich bestätigen sollte. Ihr war niemals zuvor richtig in den Sinn gekommen, sich jemals einen Schwanz einführen zu lassen, oder auch nur irgendetwas anderes. Sie hatte sich einfach schon immer zu Mädchen hingezogen gefühlt, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen. Es war ihr nicht besonders erstrebenswert vorgekommen, sich mit so einem merkwürdigen Teil ficken zu lassen, nun begann sie, diese Einstellung aber noch einmal zu überdenken. Immerhin hatte sie sich schon oft vorgestellt, es mit Daria zu treiben, und da bot dieser Penis bislang ungeahnte Möglichkeiten. Sonst hatte sie die weitreichendste Erfüllung gefunden, indem sie sich einfach gestreichelt hatte. So ließ sie ihren Finger meistens sanft über Schamlippen und Kitzler fahren, oder rieb mit dem Handballen ihr gesamtes Gechlecht, wenn etwas wildere Phantasien zum Tragen kamen, ohne das Bedürfnis zu verspüren, das Innere ihrer Scheide miteinuzubeziehen. Mit dem Objekt dieser heimlichen Gelüste, die sie sich selbst kaum eingestehen mochte, so unmittelbar vor sich – die grün funkelnden Augen, ihr niedliches Gesicht, die zarte Wölbung ihrer Brust unter dem Pullover – gewann sogar der Schwanz immer mehr an Reiz. Sie kam nicht einmal umhin, sich einzugestehen, dass sie neugierig auf ihn war. Sie hatte noch nie so ein Ding gesehen, geschweige denn angefasst. Wie würde wohl seine Oberfläche beschaffen sein? Wie würde er sich anfühlen, riechen oder schmecken? Vielleicht lag es nur daran, dass es zwischen den Beinen des begehrenswertesten Mädchens hing, das Maliva jemals gesehen hatte, doch wurde ihr plötzlich klar, dass sie nur zu gerne die Antworten auf sämtliche dieser offenen Fragen herausfinden würde.

Dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob es ihr überhaupt Spaß machen sollte, wenn sie sich Daria annahm. Schließlich war es nur als Strafe für sie selbst gedacht, weil sie dieses Problem erst veursacht hatte, doch wie man es auch betrachtete, fest stand jedenfalls, dass es unausweichlich war, sie über sich steigen zu lassen.

Ohne Daria anzusehen oder ein Wort zu sagen, nickte sie scheu.

Daria hingegen sah sie noch immer unbewegt an. »Das willst du wirklich tun?«, fragte sie mit vor Schreck bebender Stimme nach.

Wieder brachte Maliva nichts als ein schwaches Nicken zustande, und dementsprechend verhalten fiel Darias Reaktion aus. Unbehaglich blieb sie auf dem Bett sitzen, rutschte allerdings unstet darauf herum, als würde das Laken unter ihr immer wärmer werden, bis es zu heiß war, um den Kontakt ruihg zu ertragen. Obwohl sie sich nicht in die Augen sahen, da Maliva ihren Blick unbeirrt gesenkt hielt, war die Luft zwischen ihnen zum Zerreissen gespannt; sie war erfüllt von stummen Versprechen und unbewussten Ängsten.

Ein Grund für Darias Untätigkeit war natürlich ihre Ungewissheit. Sie war sich einfach nicht sicher, was sie tun sollte. Zwar hatte sie in den letzten beiden Tagen bereits zweimal mit jemandem geschlafen, doch hatte in keinem dieser Fälle die Initiative bei ihr gelegen. Sie hatte sich einfach vom Sog der Ereignisse mitreissen lassen, ohne wirklichen Einfluss auf sie zu nehmen. Dennoch war das nicht alles, wie sie sehr gut wusste, daneben hatte sie noch Bedenken grundlegenderer Art. Bisher hatte sie zweimal in ihrem Leben Sex gehabt, und jedesmal war sie direkt danach von der Person, der sie geglaubt hatte, bedingungslos vertrauen zu können, verlassen worden. Sogar als sie an diesem Nachmittag nur onaniert hatte, war sie aus ihrem Zuhause vertrieben worden. Offensichtlich war dieser Penis ein Makel, den man ihr nicht verzieh, wie konnte sie da hoffen, dass es Maliva anders ging, nur weil sie dieses Teil geschaffen hatte? Sie konnte sie wohl nicht einfach vor die Tür setzen, falls es ihr erging wie Theresa, und ihre Offerte einer Wiedergutmachung ihr im Nachhinein leidtat, dazu war Daria nun zu tief in ihre Geheimisse eingeweiht, aber sie würde sich wie alle anderen von ihr abwenden können. Sie könnte in ihre alte Rivalität zurückfallen, sie könnte ihr mit derselben Ignoranz, Missgunst und Ablehnung gegenübertreten, mit der sie sich früher begegnet waren.

Plötzlich stutzte sie. Seit wann kümmerte es sie denn, ob Maliva sie mochte oder nicht? Sie hatten sich nie ausstehen können und jetzt war sie auch noch verantwortlich für das größte Unglück, das Daria je widerfahren war. Natürlich war Maliva die einzige, die noch zu ihr hielt, das letzte Stück Treibholz, an das sie sich in diesem sich dunkel auftürmenden Meer einer sich gegen sie verschworenen Welt noch klammern konnte. Falls sie sich auch noch von ihr lösen würde, wäre es mit ihr endgültig vorüber. Eigentlich bildeten sie nur eine Zweckgemeinschaft; Maliva hatte einen Fluch über sie verhängt, den sie nicht zurücknehmen konnte, und sie aus dieser Verpflichtung heraus bei sich aufgenommen, während Daria bei ihr blieb, weil ihr sonst niemand eine Unterkunft gewährte. Andererseits hatte Maliva sich mit dieser Maßnahme nur gewehrt, Daria selbst war es gewesen, die ihr gegenüber von Anfang an mit Feindschaft aufgetreten war. Sie hatte ihr nie auch nur die geringste Chance gegeben, sie hatte sich bloß unentwegt über sie lustig gemacht und sie schlecht dastehen lassen, wo es nur ging. Von daher hatten sie beide gleichermaßen Schuld auf sich geladen, Daria mit ihrem ablehnenden Verhalten, Maliva mit ihrer Rache. Wahrscheinlich war dieser Vorschlag also gar nicht so absurd, wie er auf den ersten Blick schien. Es wäre nur gerecht, wenn sie beide dieselbe Strafe empfingen.

Möglicherweise lag es an diesen Gemeinsamkeiten, dass sie Malivas Zutrauen nicht verlieren wollte. Seit Daria ihre Hintergrundgeschichte kannte, fühlte sie jedenfalls eine unleugbare Verbundenheit zu ihr, doch wusste sie intuitiv, dass noch mehr dahintersteckte. Schon seit sie sich kennengelernt hatten, war sie sich in ihrer Nähe immer etwas mulmig vorgekommen. Irgendwie hatte sie gespürt, dass dieses Mädchen etwas ganz Besonderes an sich hatte. Vielleicht wären sie sogar sofort Freundinnen geworden, wenn Daria diesen Gedanken damals schon zugelassen hätte. Eigentlich war es komisch, dass sie einander vorher nie nähergekommen waren. Bei den vielen Überschneidungspunkten, die sie besaßen, war es doch Unsinn, wieviel Mühe sie darauf verschwendet hatte, Maliva herunterzumachen. Vermutlich war es bloßer Neid gewesen, der sie dazu verleitet hatte. Mit ihrer fast schon überirdischen Schönheit und der Anziehungskraft, die von ihr auszugehen schien, war sie nun einmal eine unmittelbare Konkurrentin für Daria gewesen.

So waren sie beide in sich selbst versunken, während sie auf einen Zug der jeweils anderen warteten. Nach einer Ewigkeit der Stille, wie es ihnen vorkam, räusperte sich Maliva leise.

»Dann, äh ... zieh ich mich mal aus«, wisperte sie mit erstickter Stimme. Trotz ihrer Worte dauerte es allerdings noch einen Moment, bis sie sich tatsächlich dazu durchringen konnte. Erst holte sie tief Luft, wie um Kraft für diese unüberwindbar scheinende Aufgabe zu schöpfen, dann bewegte sie sich endlich. Unermesslich langsam hob sie die Arme, griff nach dem Saum ihres Shirts und zog es sich über den Kopf. Als sie es letztlich heruntergezerrt hatte, bemerkte sie, dass Daria ebenfalls angefangen hatte, sich zu entkleiden. Maliva konnte nicht anders als kurz innezuhalten und ihr dabei zuzusehen. Es war betörend, wie sie sich von dem Pullover befreite und somit immer mehr ihrer sanften Rundungen offenbarte. Als Unterwäsche hatte Maliva ihr ein Set aus dünnem Baumwollstoff zurechtgelegt, das ein Hemd statt eines Büstenhalters beinhaltete. Sie selbst besaß einfach keine nennenswerten Brüste, sodass eines der mädchenahften Bustiers, die sie für gewöhnlich trug, Daria kaum gepasst hätte. Als sie sich auch dessen noch entledigte, konnte Maliva ihren Blick endgültig nicht mehr abwenden. Aufreizend erhoben sich zwei nicht sehr hohe, aber bereits einigermaßen ausladende Hügelchen auf ihrer Brust, gekrönt von kleinen, pinkfarbenen Nippeln, die auf deren Gipfel thronten. Es war der hinreissendste Busen, den Maliva jemals hatte betrachten dürfen, und sie hatte schon oft die Gelgenheit genutzt, in Umkleideräumen oder im Schwimmbad zu anderen Frauen oder ihren Klassenkameradinnen herüberzuschielen.

Der Anblick war so bezaubernd, dass sie völlig vergaß, sich weiter auszuziehen. Erst als Daria sich erhob, um ihre Hose abzustreifen und dabei verwundert feststellte, dass Maliva sie nur reglos anstarrte, kam sie wieder zu sich. Errötend beeilte sie sich, da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Hastig sprang sie auf, hakte die Finger unter den Bund ihrer Hose und wollte sie schon herabziehen, als ihr mit einem Mal etwas einfiel. Während sie Darias Kleidung zum Waschen gebracht hatte, war ihr aufgefallen, wie stilvoll ihre Unterwäsche gewirkt hatte. Obwohl die restlichen Sachen in ihrer etwas schäbigen Art nicht dazu passten, waren es elegante, fein gearbeitete Teile aus einem spitzenbesetzten Stoff gewesen, von denen Maliva sich nur allzu gut vorstellen konnte, wie geschickt sie in ihrem Wechselspiel aus Durchsichtigkeit und Verhüllung Darias Geschlechtsmerkmale umschmeichelten.

Das Problem dabei war, dass sie selbst nicht ansatzweise so vorzeigbare Unterwäsche besaß; sie hatte ausnahmslos sehr kindliche und schlichte Teile. Das allein wäre aber gar nicht weiter schlimm gewesen, wenn sie ausgerechnet heute nicht ein besonders peinliches Exemplar angehabt hätte. Das Oberteil war noch recht unverfänglich, es war ein einfaches Hemd, ganz ähnlich dem, das sie Daria überlassen hatte, der Slip jedoch war bedruckt mit einem gefräßigen, orangefarbenen, Lasagne liebenden Kater, abgebildet in allen möglichen Posen. Hätte sie heute Morgen geahnt, dass dies der Tag war, an dem sie ihre Unschuld verlor, und dazu auch noch an dieses fast schon erhabene Wesen, hätte sie sich für etwas anderes entschieden, aber natürlich war das noch vor wenigen Stunden undenkbar gewesen.

So stand sie hier, halb gebückt, erstarrt im Begriff, die Hose herunterzulassen, ohne zu wissen, was sie jetzt tun sollte. Dann hatte sie eine Idee. Bevor Daria misstrauisch werden konnte, warum sie schon wieder so lange brauchte, hakte Maliva ihre Finger tiefer unter und zog Hose und Unterhose zusammen in einem Ruck hinunter. Nachdem sie nun auch noch ihr Hemd schnell zu Boden fallen ließ, war sie vollkommen nackt und brauchte keine Entschuldigung mehr, um Daria schamlos beobachten zu können. Sie trug inzwischen nur noch den Slip, unter dem sich deutlich ihr kleines Geheimnis abzeichnete. Eigentlich war Maliva überrascht, wie groß dieses Geheimnis in Wirklichkeit war. Sie hatte zwar absolut keine Ahnung, von diesen komischen Dingern, doch hatte sie bisher immer angenommen, dass Penisse, so lange sie schlaff waren, weniger dick und weniger hart waren als der, der nun Darias Höschen ausbeulte.

In diesem Moment griff das Opfer ihres Fluchs nach dem letzten Kleidungsstück, das sie noch verhüllte, und zerrte es sich von den Beinen. Sobald er aus dieser einengenden Umklammerung entlassen war, schnellte der Schwanz darunter hervor und Maliva erkannte ihren Irrtum. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er in freudiger Erwartung des bevorstehenden Geschlechtsverkehrs bereits steif geworden war. Unnachgiebig zuckend stach er aus dem Unterleib ihrer Mitschülerin hervor, Tropfen einer klaren Flüssigkeit absondernd, die einen langen Faden bildend von seiner Spitze herabhing. Doch wie konnte das sein? Es stand doch außer Frage, dass Daria sich zu Jungs hingezogen fühlte. Immerhin hatte sie bis heute Mittag noch einen festen Freund gehabt, und soweit Maliva wusste, verband sie mit anderen Mädchen nichts anderes als Freundschaft. Sogar die Sache mit Theresa hatte sich laut ihrer Berichterstattung aus reiner Hilfsbereitschaft heraus entwickelt.

Daria gingen ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf. Es war ihr peinlich, dass sie aus dem Nichts heraus einen Ständer wie einen Betonpfeiler hatte und unternahm den unzureichenden Versuch, ihn zu verstecken, indem sie ein Bein vor das andere stellte und ihr Becken nach hinten gedrückt hielt. Es war ihr ohnehin völlig unverständlich, wie sie jetzt schon wieder so eine ausgeprägte Latte haben konnte, obwohl sie nur dazu angehalten war, von ihrer ehemaligen Erzfeindin eine Wiedergutmachung einzufordern. Zu dem Vorfall mit Theresa war es ja nur gekommen, weil sie sich von ihren unkonventionellen Untersuchungsmethoden erregt gefühlt hatte, doch diese bequeme Ausrede sich selbst gegenüber konnte sie diesmal nicht anwenden. Bislang war sie auf keine noch so unschuldige Art berührt worden, außerdem war sie erst kurz vor ihrer Ankunft hier das letzte Mal gekommen, dennoch ragte ihre Erektion bereits jetzt in voller Größe hervor.

Insgeheim wusste sie auch, warum dem so war. Sie fand Maliva wunderschön und konnte es kaum noch erwarten, sich ihr widmen zu dürfen. Natürlich war sie sich schon vorher klar gewesen, dass sie weibliche Schönheit zu schätzen wusste, sie hatte sich immer mit Freundinnen umgeben, die ähnlich hübsch waren wie sie selbst und hatte sich manchmal sogar in Bewunderung für sie ergangen, doch dass diese Reize Begehren in ihr weckten, war ihr neu. Es fiel ihr keineswegs leicht, das zu akzeptieren, allerdings konnte sie wohl kaum abstreiten, wie heiß sie darauf war, es mit Maliva zu tun, zumal die sie ebenfalls mit unmissverständlichen, von einem inneren Feuer gespeisten Blicken bedachte.

»Tja, ich schätze, ich wäre soweit«, sagte sie schließlich in einer Mischung aus Verlangen und Zurückhaltung, die sogar für ihre eigenen Ohren seltsam klang.

»Sieht ganz so aus«, kommentierte Maliva, die Augen noch immer auf den vor Lust tropfenden Penis gerichtet.

Daria war es nicht gewohnt zu fühlen, wie die Röte in ihre Wangen schoß, für gewöhnlich war sie souverän genug, gelegentliche Anflüge von Verlegenheit gekonnt zu überspielen, doch bei Malivas Anspielung auf ihr prall angeschwollenes Rohr wollte ihr das nicht gelingen. Der Kopf leuchtend wie in einen Farbtopf getaucht stammelte sie: »Dann, äh ... steig ich mal ins Bett, ja?«

Verträumt sah Maliva von Darias Becken auf und betrachtete schweifend den Rest ihres Körpers, bis sie ihr Gesicht erreicht hatte. So unwiderstehlich niedlich das auch war, hatte es zuvor, als Daria unerwarteterweise hier angekommen war, noch ein wenig anziehender als sonst auf sie gewirkt. Sie musste erst eine Weile überlegen, ehe ihr auffiel, woran das lag: die Brille. Sie konnte gar nicht sagen, wieso, aber aus irgendeinem Grund hatte es ihr unheimlich gefallen, ihre so vollkommen scheinende Mitschülerin mit dieser Kleinigkeit zu sehen, die sie selbst mit Sicherheit als Makel wahrnahm. Maliva hingegen hatte sich schon immer zu Frauen mit Brille am stärksten hingezogen gefühlt, ohne zu wissen, warum, doch in diesem Fall war sie besonders davon angetan. Vielleicht weil es bewies, dass Daria nicht so uneingeschränkt perfekt war, wie sie gerne vorgab, immerhin war wenigstens ihre Sehkraft leicht beeinträchtigt, vielleicht auch nur, weil das dünne, klassische Gestell ihre natürliche Eleganz noch unterstich, aber was es letztlich auch war, es ließ jedenfalls Malivas Herz höher schlagen sich vorzustellen, wie sie ihre Brille aufsetzte.

»Ähm ..., warte mal kurz«, sagte sie zu Daria, die sich gerade umgedreht hatte, um wie angekündigt auf das Bett zu klettern. Nun blieb sie überrascht stehen und blickte Maliva fragend an. Die wand sich in dieser erwartungsvollen Aufmerksamkeit wie in der Hitze von brennend auf sie gerichteten Scheinwerfern, schaffte es jedoch, ihre Bitte einigermaßen ruhig hervorzubringen. »Also, könntest du vielleicht ... deine Brille wieder aufsetzen?«

»Meine Brille?«, fragte Daria verwirrt nach. »Ja, ich denke schon.« Sie hatte keine Ahnung, welchen Sinn das haben sollte, entschied sich aber dazu, nicht weiter nachzuhaken. Wenn Maliva sich ihr schon erbot, war es wohl da Mindeste, diesem kleinen Anliegen nachzukommen. Während sie zurück zum Schreibtisch ging und sich die Brille aufsetzte, die sie auf dessen Platte abgelegt hatte, übernahm Maliva ihre Idee, sich wieder auf das Bett zu begeben. Dort kniete sie, den Oberkörper aufgerichtet und die Hände wie zufällig vor der Scham verschränkt, als Daria sich zu ihr umdrehte.

Unwillkürlich spannten sich bei beiden alle ihre Muskeln an und ließen sie erstarren, als sich ihre Blicke trafen. Erneut schien die Zeit zwischen ihnen stillzustehen, wie bei ihrem ersten Zusammentreffen in diesem Haus. Keine von ihnen konnte sich bewegen oder sprechen, sie sahen einander nur stumm an, gefangen in einem unvergänglichen Moment ungläubigen Staunens. So ungehindert hatten sie sich nie zuvor gegenseitig betrachten können. Sie waren keine zwei Schritte voneinander entfernt, es hätte ausgereicht, den Arm auszustecken, um sich zu berühren, und es gab keine Kleidung mehr zwischen ihnen, die dem im Weg gewesen wäre. Zwar waren sie sich beim Ausziehen ähnlich dicht gegenübergestanden, doch da hatten sie wie verschämt die Köpfe abgewandt.

Nun aber gehörten solche Hemmungen offenbar der Vergangenheit an. Unverhohlen bweunderte Daria den kindlichen Körper ihrer neugewonnen und nunmehr einzig verbliebenen Freundin. Vom blassen unwiderstehlichen Gesicht aus, umrahmt von dem hellen, mit Stränen durchzogenen Haaren, glitten ihre Augen abwärts, an den kaum vorhandenen Brüsten und der zierlichen Gestalt hinab, bis zu ihrem Intimbereich, der einzigen Stelle, deren Anblick ihr verwehrt blieb.

Maliva hingegen nutzte die Gelegenheit, die Ungeheuerlichkeit zwischen Darias Beinen zu begutachten. Obwohl sie selbst dafür verantwortlich war, kam es ihr völlig abwegig vor, sich einem Mädchen gegenüber zu sehen, aus deren Schoß ein solch großer, wie aufgepumpt wirkender Penis emporragte. Das war also das Ding, das gleich in sie eindringen würde? Einen Augenblick lang überlegte sie, ob jeder Schwanz so aussah, wie dieser, kam aber schnell zu dem Schluss, dass es wohl so sein musste. In Form und Beschaffenheit glich er zumindest sehr dem Bild, das der Biologieunterricht ihr vermittelt hatte. Natürlich hatte sie noch nie zuvor einen gesehen, sie hatte sich nicht einmal in Gedanken viel mit ihnen beschäftigt, gehörten sie doch einem Sujet der Liebe an, das nicht das ihre war, trotzdem stieß er sie nicht ab, wie sie früher immer erwartet hatte. Bei den seltenen geistigen Exkursen, die sie in dieser Richtung unternommen hatte, waren ihr männliche Geschlechtsteile nie besonders begehrenswert vorgekommen, aber in Zusammenhang mit diesem unverkennbar weiblichen Wesen mit einem so verführerischen Äußeren, dass nicht einmal Magie ihr zu noch mehr Anmut hätte verhelfen können, kam Maliva nicht umhin, sich einzugestehen, dass sie es kaum erwarten konnte, ihn in sich zu spüren. Dabei ging es ihr nicht um den Penis an sich. Zwar war sie ohne jeden Zweifel neugierig darauf, wie er sich anfühlen würde, doch fand sie ihn im Grunde genommen immer noch nur seltsam. Es war vor allem die Verbundenheit, die sie an dieser Vorstellung faszinierte. Sie würde Daria nicht nur auf der Haut wahrnehmen, sie würde sie sogar in sich aufnehmen, es würde eines ihrer Körperteile in ihr stecken, aber nicht nur ein Finger, sondern tatsächlich ihr Geschlecht. Sie wären enger zusammen als jede Umarmung es jemals vermöchte; sie wären völlig ineinander verschlungen, Hand in Hand, Brust auf Brust und Fleisch in Fleisch.

Schon jetzt, auch ohne jeden physischen Kontakt, war die aufkeimende Vertrautheit zwischen ihnen allgegenwärtig. Sie war wie ein Pakt, den sie stumm geschlossen hatten, immerhin standen sie sich hier auf die verletzbarste aller nur denkbaren Arten gegenüber. Nackt, wie sie waren, waren sie auch jeder Rüstung beraubt. Schutzlos waren sie den Blicken der anderen preisgegeben, nur ein falsches Wort oder eine falsche Regung könnte ihr empfindliches Selbstwertgefühl für immer vernichten, doch ihrer beider Blicke blieben durchweg anerkennend, ihre Regungen einzig von Leidenschaft erfüllt. Es bedurfte eines uneingeschränkten Vertrauens, um sich so frei von allen Hüllen zu zeigen, und es überraschte sie beide, dass das gegeben war. Noch vor wenigen Stunden waren sie regelrecht Feindinnen gewesen, doch nun waren sie sich näher, als sie je zu hoffen gewagt hätten. Hier mussten sie ganz sie selbst sein; sie hatten sich ihre verborgensten Geheimnisse gestanden, nun gab es keine Heimlichkeiten oder Täuschungen mehr, hinter denen sie sich verstecken konnten, nun gab es nur noch ihre eigenen Persönlichkeiten und das, was sie füreinander empfanden: Schuld, Reue, beginnende Zuneigung und eben diese absonderliche Gemeinschaft, in der sie sich plötzlich befanden.

Es war seltsam, aber Darias Anwesenheit bedeutete für Maliva mittlerweile nichts mehr weiter als Geborgenheit. Das war es wohl auch, was sie letztendlich dazu bewog, die verhüllend vor ihren Schlitz gelegten Hände langsam fallen zu lassen. Automatisch suchten Darias Augen den Ursprung dieser Bewegung, und als sie ihn gefunden hatten, waren sie nicht mehr von ihm zu lösen. Wie hypnotisiert starrte sie die sich vor ihr auftuende Scheide an. Wie der Rest von Malivas Körper machte auch die einen sehr unreifen Eindruck. Die äußeren Schamlippen bildeten einen deutlich sichtbaren Venushügel und stießen dicht zusammen, nur schwer war zwischen ihnen ein kleiner Spalt zu erkennen, der eine Andeutung seines leuchtend rosafarbenen Inneren verriet. Genau wie bei ihrem voraussichtlich allerletzten Freundschaftsbesuch bei Theresa etwas früher an diesem Tag fühlte sie sich erneut an die Spektakel eines verrufenen Etablissements erinnert: Auch die junge Hexe wirkte auf dem Bett einer Bühne gleich den gierigen Anzüglichkeiten eines Publikums verkommener Herumtreiber ausgeliefert, eine Analogie, die durch ihre kniende Pose mit durchgebogenem Rücken noch verstärkt wurde, doch war ihr schamhaftes, sich nur widerstrebend offenbarendes Benehmen von einer Erotik, die keine noch so freigiebige laszive Zurschaustellung hätte bieten können.

Sofort schwoll Darias Schwanz noch etwas mehr an – sofern das überhaupt möglich war – und pulsierte in einem sich stetig steigernden Rhythmus, bis sie es kaum noch aushielt. Fast von selbst stolperten ihre Beine schließlich dem Bett entgegen, als ginge von dem Mädchen darauf eine Anziehungskraft aus, der sie sich nicht widersetzen konnte. Da sie ja nun nur etwa einen Meter davon entfernt stand, war diese Distanz selbst in ihrem schlafwandlerischen Zustand schnell überwunden, sogar auf das kniehohe Gestell zu klettern, stellte kein gesondertes Problem dar. Dort hockte sie dann Maliva in ganz ähnlicher Haltung gegenüber, gehüllt in eine Aura der Zuneigung und des Entzückens. Nur zu gerne hätte sie Maliva berührt, sanft über ihre Wange oder die sich leicht vorwölbende Brust gestreichelt, doch befürchtete Daria, sie damit zu verschrecken. So sehr sie es sich auch wünschte, für einen derartig rückhaltlosen Zuspruch waren sie in ihrem zerbrechlichen Bund wohl einfach noch nicht bereit. Der langsame Prozess von Sühne und Vergebung, in dem sie sich befanden, hatte gerade erst begonnen, den durfte sie nicht mit einer übereilten Unachtsamkeit zunichte machen.

Somit war es wieder einmal an Maliva, den ersten Schritt zu wagen. Unendlich vorsichtig, als wisse sie nicht, in welche fremden Gefilde sie sich mit diesem Entschluss begab, ließ sie sich auf das Bett sinken. Auf dem Rücken liegend streckte sie sich auf dem Laken aus, die Beine leicht gespreizt, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein und sah in einer Art sorgenvoller Neugier zu Daria hoch.

So scheu dieser Blick auch war, traf er Daria doch mit der Wucht eines Himmelskörpers, als sei ein Meteorit durch das Dach des Hauses geschmettert und ihr gegen den Kopf geknallt. In ihm lagen dieselben Empfindungen, die sie an diesem Nachmittag ebenfalls verspürt hatte, als sie sich unvermutet in einer ganz ähnlichen Situation mit Daniel wiedergefunden hatte. Es war die unverkennbare Lust, die bevorstehende sexuelle Erfahrungen nun einmal mit sich brachten, aber befangen von der unvermeidlichen Angst vor dem Unbekannten. Ohne dass sie diesem Impuls hätte widerstehen können, nickte Daria ihr beruhigend zu. Das war keine hohle Geste; aus ihr sprach die unwiderrufliche Versicherung, dass sie einfühlsamer als Daniel sein würde. Sie würde ihr nicht wehtun und sie auch nicht danach sich selbst überlassen. Keinesfalls würde sie zulassen, dass Maliva so enttäuscht wurde wie sie. Das hätte sie auch auf keine andere Art ausdrücken können, zum einen hätte sie nicht gewusst, wie sie es hätte in Worte fassen können, vor allem aber hätte jeder Laut nur ihr umfassendes Einvernehmen gestört.

Diesem Versprechen gemäß beugte sie sich nur mit äußerster Behutsamkeit zu Maliva herab. Die Arme neben ihr auf das Bett gestützt ließ Daria sich langsam auf sie sinken, wie eine Feder, die an einem windstillen Sommertag schwerelos zu Boden segelt. Zuerst trennte sie noch ein dünner, kaum wahrnehmbarer Spalt aus Luft voneinander, aufgeheizt von ihrer Körperwärme und dem Verlangen, das zwischen ihnen herrschte, doch der schwand immer mehr dahin, bis sie endlich unmittelbar aufeinanderlagen, ihre Haut so untrennbar verbunden wie zwei Liebende in einer tröstenden Umarmung. Sie hatte sich bewusst etwas versetzt zu Maliva niedergelassen, sodass ihr Penis ein Stück vor deren Schritt herabhing. Mit einem kleinen Ruck rutschte sie nun weiter vor, um sich auf dieselbe Höhe zu bringen. Dabei wurde die Oberseite ihres Schwanzes gegen Malivas Scheide gepresst, und bereits diese sanfte Berührung ließ ihn so heftig erbeben, dass Daria das Gefühl bekam, gleich abzuspritzen. Überdeutlich spürte sie die Feuchtigkeit und ausströmende Hitze des sich an ihren Schaft schmiegenden Schlitzes, die samtenen Schamlippen hatten sich sogar ein wenig geöffnet, sodass er wie eingeklemmt schräg zwischen ihnen steckte.

Daria entfuhr ein lautloses Keuchen, beschloß aber trotzdem, sofort weiterzumachen. Ihr war klar, dass sie auf diese Weise nicht lange würde durchhalten können, doch konnte sie unmöglich warten. Geilheit überschwemmte sie, und die drängte nun, ohne einen Widerspruch zu dulden, nach Erlösung in ihr. Unfähig sich auch nur noch einen Moment zurückzuhalten, langte sie sich zwischen die Beine und ergriff ihren sich aufbäumenden Ständer. Er war glitschig geworden, dort wo er mit Malivas Sekreten in Kontakt gekommen war, doch gelang es ihr, ihn festzuhalten.

Ihn mit einer Hand dirigierend hob sie ihr Becken weit genug an, dass er über der Scham der jungen Hexe schwebte und richtete seine Spitze auf deren Eingang. Zunächst drängte sie sich nur ganz leicht zwischen die Schamlippen, gerade einmal so tief, dass sie sich sachte öffneten und das Loch an der Kuppe ihres Schwanzes von Wärme eingehüllt wurde. Dann wollte sie sich allmählich mit aller gebotener Sorgsamkeit weiter hineinwagen, doch geriet dieses Vorhaben schnell in Vergessenheit. Sobald ihre Eichel erst einmal vollständig von der verlockenden Weichheit von Malivas Geschlecht umschmeichelt wurde, überkam Daria das nicht zu unterdrückende Bedürfnis, ganz darin einzutauchen. Ohne sich beherrschen zu können stieß sie ihren Unterkörper gegen des Mädchens unter ihr, und als sie sich wieder im Griff hatte, steckte sie auch schon bis zum Anschlag in ihr.

Überrascht stöhnte Maliva auf, als sich der dicke Penis ohne jede Vorwarnung so hart in sie zwang. Eigentlich hätte sie darauf vorbereitet sein müssen, bereits während Daria ihren Hintern emporgehoben hatte, sodass ihr Schwanz längs ihren Schlitz entlanggezogen worden war, war abzusehen gewesen, dass sie sich genau dazu bereitmachte, doch die Plötzlichkeit nach diesem erregend gemächlichen Beginn hatte sie einfach nicht erwartet. Außerdem durchzuckte sie ein flüchtiges Stechen, von dem sie nicht wusste, ob es dem Ende ihrer Jungfernschaft oder dem unvermittelten Eindringen geschuldet war. Der leise Schmerz, wie ein kleines Pieksen mit einer Nadel, verging jedenfalls so rasch, wie er sich bemerkbar gemacht hatte, und befeuerte das Verlangen nur noch, das mit Darias Eindringen in sie in ungeahnte Höhen aufbrauste. Es war seltsam, doch es schien als habe dieses unangenehme Gefühl die schöneren weiter hervortreten lassen. Zwar war ihre Erregung durch Nervosität überschattet gewesen, aber die war zusammen mit ihrem Hymen verschwunden, sodass nur noch eine Empfindung höchster Glückseligkeit verblieb. Möglicherweise ließ das Dunkel des aufblitzenden Schmerzes den Glanz ihrer geschlechtlichen Vereinigung bloß in einem helleren Licht erstrahlen, vielleicht war sie jetzt auch ein wenig entspannter. Nun da der Augenblick ihrer Entjungferung vergangen war, war keum mehr ein Grund für irgendwelche Befürchtungen gegeben. Von nun an waren Daria und sie wirklich in allen Belangen gleich: Sie hatten beide ihre Unschuld verloren – in welcher Form auch immer –, sie teilten das Schicksal von Ausgestoßenen und jetzt teilten sie sogar das Bett miteinander.

Doch Maliva blieb gar nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Daria verharrte nur wenige Momente so in ihr, den Mund zu einem lautlosen Stöhnen verzogen und die Augen geschlossen, als müsse sie selbst sich erst mit dieser neuen Sensation vertraut machen, obwohl es für sie doch keineswegs das erste Mal war, dann begann sie, sich langsam zu bewegen. So sachte wie ein warmer Windhauch der ihren Schambereich entlangstrich, spürte Maliva, wie ihre androgyne Klassenkameradin sich an sie drängte, in einem getragenen, gefühlvollen Takt ihre Hüfte hob und senkte, um sie anschließend wieder fest und doch zärtlich an die ihre zu schmiegen. Dabei merkte sie, dass Darias Gewicht ihre nur leicht offen gehaltenen Beine jedesmal neu aufweitete, wenn sie zwischen sie glitt, dennoch ließ Maliva sie nicht weiter auseinanderklaffen, sondern behielt sie einigermaßen dicht beisammen. Sie liebte es, wie Daria auf dieses Weise mehr Kraft aufwenden musste und deren Unterkörper an ihren Schenkeln entlangrieb.

So zurückhaltend wie sie mit ihrem Becken auf und ab fuhr, nahm Maliva auch in schwindelerregender Deutlichkeit wahr, wie sich der Penis in sie bohrte. Mit seinem enormen Umfang teilte er spürbar ihre sonst aneinanderliegenden Scheidenwände, sogar ihre Schamlippen waren ungewohnt weit gedehnt, obwohl sie schon oft ihren Finger behutsam zwischen ihnen entlanggefürht hatte. Es fühlte sich fremd und bezaubernd zugleich an, so ausgefüllt zu werden. Ob Darias durch einen Fluch entstandener Schwanz nun gößer war als der normaler Menschen oder nicht, als er sich in die Enge ihres bislang unerkundet gebliebenen Kanals wand, kam sie sich jedenfalls vollkommen ausgestopft vor, als wäre jede noch so winzige Unebenheit ihres Inneren mit einem seidigen, gummiartigen Rohr verschloßen.

Bei genauerer Betrachtung war es allerdings gar nicht so verwunderlich, dass diese neuartige Erfahrung sie dermaßen mitnahm, immerhin hatte sie aufgrung ihrer Neigungen nie gedacht, sie tatsächlich einmal zu erleben. Sie hatte einfach nie angenommen, je einen richtigen Penis in sich aufzunehmen, höchstens die Zunge oder Finger eines anderen Mädchens. Nicht einmal der Gedanke, von ihr mit einem Dildo oder etwas Ähnlichem befriedigt zu werden, hatte sie besonders interessiert. Am meisten hatte sie immer die Vorstellung angemacht, ihre fest aufeinandergepressten Schlitze zu reiben, und dementsprechend waren auch ihre Exkursionen in Sachen Masturbation verlaufen. Sie onanierte regelmäßig, doch hatte sie sich nie etwas eingeführt. Zwar ließ sie ab und zu die Spitze ihres Zeigefingers ein weing einsinken, wenn sie inmitten der Spalte verharrte, aber nie zu tief, gerade so weit, dass sie die versiegelten äußeren Labien trennte und die feuchte Linie zwischen ihnen nachzeichnen konnte. Jedoch tat sie selbst das nicht allzu häufig. Für gewöhnlich massierte sie ihre Scheide eher, ließ ihre Finger mit der sanften Einkerbung und der Klitoris spielen oder stimulierte gleich den ganzen Bereich mit dem Handballen. Einmal hatte sie sogar eines ihrer Kopfkissen dazu benutzt. Sie hatte sich einfach ein Ende gegen den Schritt gestopft, und es dort mit Armen und Beinen umschlungen gehalten, sich mit schaukelnden Bewegungen daran vergehend. Es war geradezu wundervoll gewesen, wie sich der weiche Stoff an ihren unbedeckten Schritt gedrückt hatte und das Gewebe sie überall kitzelte, doch hatten Schuldgefühle und die Besudelungen, die sie dabei hinterlassen hatte, sie bisher an einer Wiederholung gehindert.

Mehr als solch ein Streicheln als Zuwendung hatte sie sich auch nie gewünscht. Sie hatte nichts vermisst und auch nicht das Bedürfnis verspürt, sich etwas in eine ihrer Körperöffnungen zu stecken. Das war ihr einfach nicht übermäßig erstrebenswert erschienen. Nun aber musste sie feststellen, dass es durchaus etwas für sich hatte. Das Reiben der Eichel an ihren Scheidenwänden, die Art, wie sie ihr Inneres aufzwang und hinter sich wieder zusammenfinden ließ, das alles schickte Wogen der Lust durch ihren Körper. Ihre Muskeln begannen sich unkontrolliert zu verkrampfen und zu verspannen, ihr Herz flatterte und Hitze stieg in ihr auf wie das Wasser bei einer Sturmflut. Unaufhaltsam breitete sie sich in ihr aus, von ihrem nun doch abgedichteten Loch aus bis in die letzten Winkel ihrer Zellen. Jede Faser ihres Selbst schien vor Leidenschaft beinahe zu glühen, während sie ein leises Stöhnen nicht länger unterdrücken konnte.

Das waren unverkennbare Anzeichen eines nahenden Höhepunkts, wie sie dank ihrer ausgiebigen Versuche auf dem Gebiet der Masturbation sehr wohl wusste, allerdings war ihr nicht ganz klar, ob sie überhaupt Lust empfinden sollte, immerhin tat sie das hier nicht zum Vergnügen. Es war nur eine bizarre Form der Wiedergutmachung an Daria, die sie mit diesem Penis gestraft hatte. War es da nicht auch auf geradezu umfassendste Weise gerecht, dass sie genau dieses Ding dazu benutzte, um ihre Triebe in ihr zu besänftigen, was letztendlich darauf hinauslaufen würde, dass sie mit denselben Bedrängnissen geschlagen war?

Zudem war es immer noch Daria, die sich da in ihr erging; das Mädchen, das sie das ganze Jahr über verhöhnt und verspottet hatte, das sie immer wieder in Verlegenheit gebracht und beleidigt hatte. Es sollte sie wohl kaum in Verzückung versetzen, ausgerechnet von dieser Person genommen zu werden, doch konnte sie dieses Gefühl unmöglich leugnen, dafür waren die Hinweise zu offensichtlich, schließlich erbebte sie schier unter der Ekstase, die über sie hinwegrollte. Aber wie konnte das sein? Warum bereitete es ihr solche Freude, von ihr bestiegen zu werden, noch dazu mit diesem Geschlechtsteil, das überhaupt nicht ihren Vorlieben entsprach?

Andererseits stand Darias Weiblichkeit außerhalb jeden Zweifels, ebenso wie ihre strahlende Schönheit. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet war es schon verständlich, dass Maliva sich so oft vorgestellt hatte, mit ihr zu schlafen, wenn sie Hand an sich selbst legte. Sie war nun einmal ein wahrgewordener feuchter Traum, zu hübsch und zu verführerisch, als dass man ihr hätte widerstehen können. Auch die ganze Situation ähnelte ihrer liebsten Phantasie. Weil Daria flach auf ihr lag, rutschte sie bei jedem ihrer ausdauernden Stöße aufreizend über sie hinweg, ganz so als würden sie sie nur ihre Schlitze aneinanderdrücken, um darin ihre gegenseitige Erfüllung zu finden. Immer wieder strichen ihre Brüste über die ihren, während sich die hart aufgerichteten Nippel an sie pressten. Diese zwei hinreissenden kleinen Hügel hatte Maliva oft bewundert und sich überlegt, wie es wohl wäre, ohne jede Rücksichtnahme mit ihnen zu spielen. Da sie sich in ihren Träumereien in Bezug auf Daria auf äußerst hemmungslose Weise mit ihr befasste, waren sie einige Male derart eskaliert, dass ihr in den Sinn gekommen war, eine ihrer Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger zu packen und kräftig daran zu ziehen. Das war etwas, das sie selbst hin und wieder ausprobiert hatte. Es hatte ein paar seltenen Gelegenheiten gegeben, in denen einfache Onanie ihr nicht die erhoffte Befriedigung gewährt hatte, dann hatte sie auf solch rabiate Maßnahmen zurückgegriffen. Aus irgendeinem Grund hatte ihr das immer die inständig herbeigesehnte Erlösung verschafft. Obwohl es natürlich wehtat, war der Schmerz nicht unangenehm, sondern vielmehr aufregend. Das brennende Gefühl durchfuhr ihre Brust wie ein Kitzeln, das unweigerlich ihre keuchende Begierde verstärkte und sie einem Orgasmus entgegentrieb.

Doch auch wenn sie oft darüber phantasiert hatte, Daria auf möglichst erniedrigende Weise flachzulegen, hatte für Maliva Sex eigentlich immer etwas mit Liebe zu tun. So sehr sie auch die reine Verzückung zu schätzen wusste, die einem das bloße Ausleben von Bedürfnissen bot, war das etwas, das sie auf ihre autoerotischen Abenteuer beschränkte. Nie hätte sie daran gedacht, in Wirklichkeit einmal mit jemandem ins Bett zu steigen, den sie kaum kannte, schon gar nicht bei ihrem ersten Mal, dazu verband sie diesen Akt zu sehr mit Empfindungen von absoluter Nähe und tiefster Geborgenheit, trotzdem lag sie nun hier, den verzauberten Schwanz eines Mädchens in sich, mit dem sie sich gerade erst angefreundet hatte.

Tatsächlich war genau das wohl auch der verquerste Aspekt dieser Begebenheit. Entgegen jeder Erwartung, die sie eigentlich haben sollte, wenn sie mit jemandem schlief, mit der sie vorher überhaupt nicht klargekommen war und die sie höchstens als reines Objekt, das ihr zur freien Verfügung stand, betrachtet hatte, wenn sie in sinnlichen Zusammenhängen an sie gedacht hatte, fühlte Maliva sich in diesem Moment wahrhaftig geliebt. Hier, in Darias Armen, konnte ihr nichts geschehen, sie würde auf sie aufpassen und sie beschützen, gemeinsam würden sie alle Hindernisse überwinden, seien es nun schiefgelaufene Hexereien oder gegenseitige Vorurteile.

Ihr rationaler Verstand wies Maliva leise darauf hin, dass das völliger Unsinn war; selbst wenn sie sich jetzt vertrugen, waren Gedanken dieser Art zu vorschnell. Es war noch gar nicht abzusehen, wie lange ihre unfreiwillige Allianz noch Bestand hätte, nachdem diese Angelegenheit erst einmal ausgestanden wäre und inwiefern sie einander wirklich vertrauen konnten, doch kamen diese Vorbehalte gegen ihre persönlichen Eindrücke nicht an. Noch bevor sie begriff, was geschah, stieg eine überwältigende Zuneigung zu ihrer neugewonnen Freundin in ihr auf, wie eine Flamme, die sie von Innen heraus wärmte und sich mit der tobenden Lust verband, die sie noch immer beherrschte. Vollkommen hingerissen von dieser unerwarteten Erkenntnis, sich auch geistig, nicht nur körperlich, zu Daria hingezogen zu fühlen, bemerkte sie gar nicht, wie ihre Hände sich anscheinend ganz von selbst hoben und sich auf deren Hüften legten.

Ohne dass Maliva ihre Bewegungen bewusst gesteuert hätte, streiften sie Darias Taille entlang, streichelten ihr über den Rücken und sogar den Brustansatz. Erst da, als ihre Hand sanft gegen die Unterseite einer der weichen Rundungen stieß, wurde Maliva überhaupt klar, was sie gerade tat. Irritiert über diese Verselbstständigung ihrer Gliedmaße hielt sie inne, begann jedoch fast sofort darauf wieder von Neuem, diesmal indem sie ihre Hände ganz offen dazu einsetzte, Darias Körper noch ausführlicher zu erforschen. Es war einfach entrückend, die fiebrig wirkende Haut an ihren Fingern zu spüren und die Unebenheiten ihrer Gestalt auszuloten, die Vertiefung ihrer Wirbelsäule oder den Anstieg des Rippenbogens. Doch bei aller selbstvergessener Bezauberung, die das mit sich brachte, überschritt sie nie eine gewisse Grenze. Nur zu gerne hätte sie hemmungslos an den Brüsten ihrer Mitschülerin herumgespielt und ihre vollen ausgestreckten Hinterbacken umfasst, aber mit aller Verzweiflung rang sie diesen Impuls nieder. Es kam ihr einfach viel zu familiär vor, als dass sie sich das erlaubt hätte. Auch wenn ihre Geschlechter auf die innigste nur mögliche Weise miteinander verbunden waren, wäre eine Berührung dieser ausschließlich privaten Stellen zu vertraulich gewesen. Eine solche Bedingungslosigkeit stand nur Liebenden zu.

Daria war von so erschütternder Erhabenheit, dass es ihr im Herzen wehtat, auf diesen zusätzlichen Reiz verzichten zu müssen, allerdings war die Fülle von Wahrnehmungen, die unaufhörlich von allen Seiten auf ihre Sinne einstürmten, auch so schon derart aufwühlend, dass Maliva sich ihrer nicht erwehren konnte. Die Last von Daria selbst auf ihr, die Hitze, die sie auszustrahlen schien, der Anblick des unglaublich niedlichen, von Anstrengung geröteten Gesichts, mit dem sie sich in ihr verausgabte und nicht zuletzt natürlich der Schwanz, der unentwegt in ihr ein und aus fuhr; jede noch so winizge Einzelheit dieser ganzen amourösen Eskapade, die sie bis vor kurzem noch als unvorstellbar abgetan hätte – dass ausgerechnet Daria sie mit einem Penis durchnehmen würde, den sie allein durch einen Fluch gewonnen hatte – nahm sie weitaus mehr mit als sogar die ausgefallensten Experimente in Sachen Selbstbefriedigung es je vermochten. Darias langes schwarzes Haar hing bis zu ihr hinab, sodass es Maliva bei jedem der Stöße in ihre Scheide hinein an der Wange kitzelte, und auch diese sonst vernachlässigbare Empfindung ließ sie so nachhaltig erschaudern, als handelte es sich um eine Liebkosung der aufsehenerregendsten Art. Nun waren es nicht mehr nur ihre Brüste und ihre Scham, die als einizge mit sämtlicher Zuwendung bedacht wurden, wie wenn sie es sich mit der Hand machte, sondern jedes einzelne Element, das ihr zugehörte, nahm teil an diesem Taumel reinster Euphorie, der sich in immer neue Höhen schwang, bis Maliva das Gefühl bekam, vor lauter atemlosem Keuchen gar keine Luft mehr zu bekommen.

Irgendwann war es tatsächlich so weit. Für einen Moment stockte ihr vollkommen der Atem und sie lag still da, unfähig auch nur einen Finger zu rühren, als sich all ihre Muskeln mit einem Mal verkrampften, dann entlud sich die angehaltene Luft plötzlich in einem spitzen Schrei, zusammen mit der beinahe quälenden Lust, die sich schwindelerregenden in ihr aufgestaut hatte, während ein Orgasmus gewaltigen Ausmaßes über sie hinwegfegte. Ihr Herz klopfte wie wild und ihr Becken zuckte unwillkürlich auf und ab, doch das bekam sie nicht einmal mit, so groß war die Befriedigung, die sich in ihr breitmachte. Für diese Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit streckten, schien es, als habe sie solche Banalitäten hinter sich gelassen, als hätte dieser grenzenlose Höhepunkt die Einschränkungen und Bedürfnisse ihrer weltlichen Existenz völlig hinweggespült und nur ihren in unendlicher Erleichterung versunkenen Geist zurückgelassen.

Obwohl sie beim Onanieren schon oft Orgasmen erlebt hatte, die sie wunschlos glücklich gemacht hatten, hätte sie nie gedacht, dass so etwas möglich war. Es kam ihr vor, als seien alle Makel verschwunden, nicht nur ihre eigenen sondern auch die in ihrer Beziehung zu Daria. Jegliche Unstimmigkeiten, die zwischen ihnen bestanden hatten, waren auf einmal bedeutungslos geworden. Es war nicht länger wichtig, wie sie zueinandergefunden hatten, wichtig war nur dieser Augenblick, in dem sie sich in den Armen lagen und ihre Gefühle teilten.

Natürlich ging auch der mit der Zeit vorüber. Nach und nach fand Maliva zur Wirklichkeit zurück; ihr Bewusstsein wurde klarer und ihr Herz beruhigte sich wieder, doch der Eindruck rückhaltloser Verbundenheit zu Daria blieb bestehen. Betört von dieser wohligen Empfindung streckte Maliva sich aus, als die nicht abzuschüttelnde Entspannung der abklingenden Ekstase Besitz von ihr ergriff. Nachdem ihre Muskeln sich zuvor so verkrampft hatten, waren sie nun schlaff, und ihr Verstand konnte sich noch nicht von den letzten Ausläufern der Leidenschaft lösen, die wie Sterne um sie herum tanzten. Da sie sich ohnehin nicht bewegen konnte, blieb sie so liegen, ihre Atmung noch immer tief vor Erschöpfung und ihr Gesicht zu Daria emporgewandt, die sich ohne Unterbrechung weiter in ihr vergnügte.

Doch selbst wenn sie sich in ihrer Benommenheit dazu hätte aufraffen können, den Kopf zu drehen, hätte sie es nicht getan. Genau genommen hätte sie nichts in der Welt davon abbringen können, Daria nun zu betrachten. Sie war einfach ganz und gar eingenommen von der ehrfurchtgebietenden Schönheit, die sich ihr bot: die vollen Lippen, die hohen Wangen und die strahlend blauen Augen. Zum Teil war das aber wohl auch der Brille geschuldet, die sie nun trug, eine Applikation, auf die Maliva schon immer besonders gestanden hatte. Irgendwie ließ sie Darias Züge weicher erscheinen und verlieh ihr einen Glanz, der sie noch anziehender machte. Sie so über sich zu sehen, von Begierde entflammt, während sie sich in ihrer Scheide erging, war jedenfalls das Wundervollste, was ihr jemals widerfahren war, und so kostete sie diesen Moment zügellos aus, als sie selbst bereits von nicht zu überbietender Zufriedenheit erfült war und darauf wartete, dass ihrer hinreissenden Partnerin dasselbe Geschenk zuteil wurde.

Daria bemerkte den verklärt auf sich gerichteten Blick und drohte sogleich in ihm zu versinken. Die Anzeichen des alles niederwälzenden Höhepunkts, den Maliva durchlebt hatte, waren offensichtlich gewesen und erhellte sie selbst mit Freude, als wäre ihr eigenes Wohlbefinden erst dann etwas wert, wenn sie es mit ihr teilen konnte. Nichts anderes schien von Belang, weder ihr neues Dasein als Ausgestoßene noch die Tatsache, dass sie nun einen Schwanz besaß, nur dass sie beide ihr Verlangen einander widmeten.

All das sah Daria in Malivas wie magisch leuchtenden, honigfarbenen Augen widergespiegelt, dass sie viel mehr gemeinsam hatten als zunächst anzunehmen gewesen war, dass sie auf eine merkwürdige Art sogar untrennbar verbunden waren, die weit über ihr ursprüngliches Verhältnis als Verfluchende und Verfluchte hinausging, doch trotz ihres sehnlichsten Wunsches, endlich einen Platz zu finden, an den sie gehörte, machte ihr das Angst. Was geschah da mit ihr? Maliva war immerhin ein Mädchen, noch dazu eines, mit dem sie seit ihrem ersten Zusammentreffen nicht gut ausgekommen war, dennoch wurde sie immer geiler bei dem Gedanken daran, es jetzt gerade mit ihr zu tun, und es drang ein spürbarer Stich durch ihren Brustkorb, so auf sie herabzublicken, gehüllt in höchste Glückseligkeit.

Sie musste zugeben, dass sie außerordentlich hübsch war mit ihren in verschiedenen Brauntönen gehaltenen Haaren, der blassen, fast durchscheinend wirkenden Haut sowie ihrer zierlichen, nur kaum entwickelten Figur, und aus genau diesem Grund entschied Daria sich dazu, ihren Kopf neben den Malivas sinken zu lassen. Sie nahm an, das war der einfachste Weg, nicht mehr daran denken zu müssen, dass es ihre Klassenkameradin war, mit der sie es hier trieb, doch da täuschte sie sich. Hier waren die Auswirkungen ihrer Nähe bloß noch allgegenwärtiger. Nun fühlte sie die Wärme ihrer Freundin nicht nur an ihrem Schwanz und den Partien ihres Körpers, mit denen sie auf ihr lag, sondern auch an der Wange, einer Stelle, die für sie aus irgendeinem Grund eine viel engere Bindung symbolisierte, vielleicht weil das elementarer Bestandteil von Umarmungen und jeder Form eines liebevollen Umgangs war. Zudem war in dieser Haltung Malivas Geruch unausweichlich stärker wahrzunehmen.

Erstaunlicherweise ließ das Darias Begehren bis an die Grenzen des Erträglichen steigen. Als sie sich vor zwei Tagen bei ihrem Verkehr mit Theresa aus nahezu derselben Absicht heraus so dicht auf sie gelegt hatte, dass sie ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte, um nicht daran erinnert zu werden, es mit ihr zu tun, hatte sie ebenfalls deren leichten Duft in der Nase gehabt, doch hatte der nicht annäherend dieselbe Wirkung auf sie gehabt wie jetzt. Ihr Ständer wurde so hart, dass ein Ziehen den Schaft entlangraste, und er begann wie aufgeregt zu zucken in Vorbereitung seiner Entladung, während sichscheinbar eine Sturmwolke in ihrer Brust zusammenballte, die Blitze reinster Lust verschoss.

Damit waren ihre guten Vorsätze der Zurückhaltung dahin. Maliva roch einfach so erregend, dass sie nicht an sich halten konnte. Es war wie ein unwiderstehliches Parfum, leicht süßlich und doch unaufdringlich, das den Funken Willenskraft, den sie noch besaß, außer Kraft setzte und sie unaufhaltsam dem Vergessen der Erlösung entgegendrängte. Nachdem sie es die ganze Zeit über geschafft hatte, ihre Bewegungen so sanft und gleichmäßig wie möglich zu belassen, wurden sie nun immer fordernder. Mit unaufhörlich zunehmender Geschwindigkeit und Wucht rammte sie ihren Schwanz in die Spalte des Mädchens unter ihr. Dabei blieb sie mit ihrem Oberkörper fest auf ihr liegen, sodass sich ihre Brüste weiterhin aufreizend aneinanderschmiegten, nur ihr Hintern hob und senkte sich in schnellen ausholenden Stößen.

Natürlich konnte sie diese Inbrunst nicht lange aushalten. Ein lautes Schnaufen entfuhr ihr, dann zogen sich ihre Hoden zusammen und verströmten ihren Saft. In endlos langen Schüben schoß er aus ihr hervor, bis es ihr vorkam, als würde sie sich in einem einzigen, ununterbrochenen Schwall sintflutartig in der Körperöffnung ihrer neuen Freundin ergießen. Obwohl es das erste Mal in den wenigen Tagen war, seitdem sie einen Schwanz besaß, dass sich sein Abspritzen so befreiend ausnahm, konnte sie einfach nicht aufhören, sich zu bewegen, solange es noch anhielt. Bei der Masse an Flüssigkeit, die da aus ihr trat, hätte sie erwartet, nun vollkommen ausgezehrt zu sein, doch das war nicht der Fall. Egal, wieviel schon aus ihr herausgelaufen war, und wie herrlich das war, weder der unerschöpliche Fluss an Samen, noch die Lust in ihrem Herzen wollten restlos versiegen. Begierig trieb sie ihre sich hartnäckig haltende Latte weiter in den bereits hoffnungslos überschwemmten Schlitz, ohne Aussicht darauf, dass er je aufhören würde, sich zu entladen. In der engen Umgebung, in die er gezwängt wurde, verteilte sich das dickliche Sperma zwar nur langsam aber doch merklich. Es fühlte sich an, als schwämme er in einem See davon, den er selbst dort hinterlassen hatte. Während er ejakulierend hinein und heraus gezogen wurde, blieben große Schlieren davon an den Innenwänden von Malivas Scheide kleben, die er immer mehr mit sich verschmierte. Für Daria war es, als wäre das Loch, in dem sie steckte, auf einmal noch heißer geworden. Unverkennbar spürte sie den warmen, öligen Samen an ihrem Penis. Er überzog ihn mit einem unlösbaren Film und wurde von ihm mit hinaus getragen. An den Rändern von Malivas Schamlippen bildete sich eine kleine Pfütze, die ihrer beider Scham befleckte und mit dünnen, silbrigen Fäden verband, wenn Daria ihre Hüfte hob.

Endlich verebbte die anhaltende Flut an Sperma und mit ihr Darias unbeirrte Beckenstöße. Ruhig blieb sie auf Maliva liegen, die Wange an ihre gepresst und den Schwanz bis zum Anschlag getaucht in ihr mit Samen angefülltes Geschlecht. Ganz freiwillig geschah das allerdings nicht. Ihr Ständer war noch immer nicht abgeschwollen und machte auch keine Anstalten, demnächst zu vergehen, ebensowenig wie das brennende Verlangen, das in ihr tobte. Nur zu gern hätte sie einfach weitergemacht und sich ein zweites Mal in ihr erleichtert, wie sie es vorgestern bei Theresa getan hatte, hielt sich aber mühsam im Zaum. Mit Maliva hatte sie keine Abmachung im Voraus getroffen, dass sie es so oft tun konnte, bis sie endgültig befriedigt wäre, das hier war nichts anderes als eine Wiedergutmachung, rief sie sich ins Gedächtnis. Der einzige Grund, aus dem sie Sex hatten, war den Fluch zu teilen, der über sie verhängt worden war, nun da das passiert war, würde es wohl leider nicht noch einmal dazu kommen. Theresa hatte ihr zwar erlaubt gehabt, ihre Scheide ganz nach Belieben zu nutzen, trotzdem war sie verschwunden, sobald Daria auf dieses Angebot eingegangen war, wie sollte Maliva da erst reagieren, die kein derartiges Versprechen eingegangen war?

Also beließ Daria es dabei. Keinesfalls wollte sie ihre gerade erst gechlossene Freundschaft gleich wieder zunichte machen. Sie musste allerdings zugeben, dass es fast schon genauso berauschend war, hier einfach reglos zu liegen, Malivas betörenden Duft in sich aufzunehmen und ihrer sich beruhigenden Atmung zu lauschen.

Maliva genoß diesen Augenblick in gleichem Maße. Sie war froh, dass sie beide ihre Erfüllung gefunden hatten und dass Daria sich nicht sofort aus ihr zurückzog. So konnten sie die besondere Magie ihrer Vereinigung noch länger auskosten. Sie konnten einfach in diesem traumähnlichen Zustand eines vorübergegangenen Höhepunkts liegenbleiben und in ihrer gegenseitigen Nähe schwelgen. Hinweise auf die Gegenwart des jeweils anderen gab es schließlich genug; nicht nur war der Kontakt und die Wärme von Haut auf Haut überall auf ihr präsent, sondern auch die Masse an Sperma, die Daria in ihr abgelassen hatte. Maliva hette keine Ahnung, ob das eine der unvorhergesehenen Auswirkungen des Fluchs war, oder ob Männer tatsächlich bei jedem Orgasmus so viel entließen, es musste jedenfalls ein ganzen Glas voll sein, das da in ihre Weiblichkeit gepumpt worden war. Sie konnte es über die gesamte Ausdehnung ihres Tunnels hinweg spüren, von seine Tiefen bis an die von Darias Schwanz versiegelte Oberfläche. Es bedeckte jeden Zoll in ihr, es verklebte die einzigen Unebenheiten der Innenwände und sammelte sich am Grund ihrer Höhle. Sie hatte sogar das Gefühl, dass es in ihr umherwaberte, dass es kitzelnd von den Ausbuchtungen troff und in ihren Einkerbungen verrann.

Mit einem leisen Seufzen erhob Daria sich irgendwann doch noch von ihr, so langsam und zögerlich wie jemand, der etwas nur sehr widerwillig tat, aber befürchtete keine andere Wahl zu haben. Falls sie wirklich Bedauern dafür empfand, sich von ihr lösen müssen, erging es Maliva nicht anders. Auch sie hätte diesen Moment gerne noch länger hinausgezögert, trotzdem blickte sie sofort neugierig an sich herab, auf den Schoß, den Darias Penis soeben verließ. Noch waren keine Anzeichen einer Veränderung zu erkennen, aber das war wohl auch nicht zu erwarten gewesen, Daria hatte ja erzählt, dass Theresa ihre Verwandlung erst über Nacht ereilt hatte. Ungewohnt war der Anblick, der sich ihr da nun bot, dennoch. Weiß wölbte sich eine Welle der dickflüssigen Sahne aus ihrer Öffnung hervor, als sie jetzt nicht mehr verschlossen war und floß ihren Hintern hinab auf das Laken. Es sah aus wie ein Miniaturwasserfall, der sich in ein Tal ergoß. Sich Stück für Stück ausbreitend formte sich allmählich eine brackige Lache unter ihr, ein ungleichmäßiges Gemisch aus fast durchsichtigen, speichelähnlichen Anteilen mit dicken, milchigen Klecksen darin, die wie Sumpfgebiete in dieser Landschaft wirkten.

Erst nach dieser kurzen Inspektion blickte sie zu Daria hinüber. Die hatte sich neben ihr auf das Bett gekniet, die Hände auf die Beine gestützt und wie nervös auf sie hinabstarrend. Maliva war überrascht zu sehen, dass ihr Schwanz noch genauso steif war wie zu Beginn ihrer Nummer. Sie hatte sich vorher keine Gedanken darüber gemacht, sie hatte ihn ja in sich verweilen gespürt, aber irgendwie angenommen, dass er trotzdem langsam erschlaffte. Da hatte sie sich offenbar geirrt. Dick und prall stach er unübersehbar aus Darias Hüfe hervor.

Eine unerwartete Enttäuschung befiel Maliva. Sie war fest davon ausgegangen, dass sie beide sich restlos gegenseitig beglückt hatten, und das hatte sie ehrlich gefreut. Zu wissen, dass Daria ebenso viel Spaß an der Sache hatte wie sie selbst, hatte sie noch mehr Behagen verspüren lassen als der körperliche Aspekt alleine ihr verschafft hätte, doch wenn sie die einzige war, die einen wahrhaft ausnehmenden Orgasmus gehabt hatte, während Daria sich nach weiteren Zuwendungen verzehrte, ließ ihre Begeisterung natürlich schwinden. Das erschien ihr einfach ungerecht. Sie wollte die Ekstase, die ihr selbst vergönnt gewesen war, unbedingt auch derjenigen zukommen lassen, die sie in ihr verursacht hatte.

»Du ... du hast ja immer noch einen Steifen«, fasste sie ihre Beobachtung letztlich in Worte.

Darias Wangen waren ohnehin gerötet von den Anstrengungen und den Leidenschaften, denen sie ausgesetzt gewesen war, doch nun vertiefte sich dieser Ton noch, und ihr nach unten gerichteter Blick schnellte kurz zu Maliva herüber, dann konzentrierte sie sich wieder darauf, ihn verzweifelt von ihr abzuwenden. Zu einer Antwort konnte sie sich allerdings nicht durchringen; sie schaffte es gerade einmal, ihre Arme zu einem hilflosen Schulterzucken zu bewegen.

Unbeholfen strich Maliva sich eine Strähne ihres vollen brünetten Haars, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinter das Ohr. »Weißt du ... ich meine, wenn du willst, dann, äh ... könnten wir ja auch nochmal ...«

Blinzelnd sah Daria zu ihr auf. »Wirklich?«, fragte sie erstaunt nach. Bisher war jeder, mit dem sie Sex gehabt hatte, sofort darauf verschwunden, doch Maliva war noch hier und bot ihr sogar eine Wiederholung an. Tatsächlich hätte Daria sich nichts Schöneres vorstellen können. Sie brannte förmlich darauf, sich ein weiteres Mal zu entladen, und es gab niemanden, mit dem sie es lieber gemacht hätte als mit Maliva. »Das würde dir nichts ausmachen?«, vergewisserte sie sich. »Du hast nichts dagegen, wenn ich nochmal in dir komme?«

Während Maliva mit verlegen niedergeschlagenen Augen sanft nickte, um ihr zu bedeuten, dass sie auch wirklich einverstanden war, fiel Daria auf, dass es doch etwas gab, das sie lieber tun würde, als erneut ihre Scheide für sich zu beanspruchen. Sie hatte sich vorher nie Gedanken darüber gemacht, aber ein paar Ereignisse der letzten Tage – Theresas erster Versuch, den Fluch zu brechen zum Beispiel, oder ihre eigene Phantasie dabei, als sie heute Nachmittag zuende gebracht hatte, was Daniel unvollendet zurückgelassen hatte – ließen sie allmählich erkennen, dass sie eine besondere Vorliebe dafür hatte, es sich mit dem Mund machen zu lassen. Erst jetzt im Nachhinein bemerkte sie, dass sie auch bei früheren Gelegenheiten, wenn sie sich selbst befriedigt hatte, diesem Traum verfallen war, ohne dem viel Bedeutung beizumessen. Mittlerweile jedoch begriff sie, wie sehr sie sich wünschte, von Maliva auf diese Weise verwöhnt zu werden, besonders in einem Augenblick wie diesem. Ihr war vollkommen bewusst, dass ihr Schwanz noch immer überzogen war mit den Rückständen ihres vorigen Akts und genau dieser Umstand war es, der sie so besonders für diese Idee begeisterte. Ihr war nicht ganz klar, woran es eigentlich lag, aber aus irgendeinem Grund hatte sie wohl etwas dafür übrig, andere Mädchen in Kontakt mit ihren Körperflüssigkeiten zu bringen. Es hatte sie schon über alle Maße angemacht, dass ihr Vorsamen in Theresas Mund gelandet war, als die ihr einen geblasen hatte, ebenso sich vorzustellen, wie sie ihr Daniels Sperma aus dem Anus leckte, und nun war es halt die Möglichkeit, dass Maliva ihr die von Säften aller Art beschmutzte Stange sauberlutschte. Alleine bei dem Gedanken daran zuckte ihr rastloser Ständer bereits wieder unruhig auf und ab.

»Hm ...«, machte Daria langgezogen, während sie überlegte, wie sie ihre Bitte am besten vortrug. Immerhin war das etwas, das für Maliva selbst keinen Anreiz bot, weder würde es ihr unmittelbar Lust bringen, noch würde es ihr einen Nutzen verschaffen. Falls für sie überhaupt je eine Pflicht zur Wiedergutmachung bestanden hatte – woran Daria ohnehin ernste Zweifel hegte, hatte sie sich doch nur gegen ihr widerfahrenes Unrecht gewehrt – so hatte Maliva sie längst erfüllt, in einem Ausmaß, das weit über jede Vernunft hinausging. Warum sollte sie sich also darauf einlassen? Vielleicht sollte sie ihr Anliegen lieber als persönlichen Gefallen ihr gegenüber darstellen. »Ähm, danke, das ist sehr nett von dir, aber ich glaube, es ist gar nicht nötig, dass du noch einmal so weit gehst. Aber wenn du mir unbedingt helfen möchtest, würde es ja auch schon reichen, wenn du ... ich weiß auch nicht, mir einen bläst oder so.«

Erschrocken starrte Maliva auf den über und über besudelten Penis, der sich ihr entgegenreckte. »Du willst, dass ich dir einen blase? Jetzt?«, fragte sie entgeistert, während ihr Blicke langsam wieder zu Darias Gesicht emporwanderte.

Die zuckte wie unbeteiligt mit den Schultern. »War ja nur ein Vorschlag. Ich dachte, das wär dir vielleicht lieber. Wer weiß denn schon, ob du so nicht auch schwanger werden kannst, bei so einem komischen Fluch?«

Obwohl dieses Argument durchaus einleuchtend klang, war Darias Fassade leicht zu durchschauen. Die betont unschuldige Miene, die sie aufgesetzt hatte, und die Reaktionen ihres Körpers machten nur allzu deutlich, wie gern sie es gehabt hätte, wenn Maliva sich ihr fügte. Sie konnte nicht verheimlichen, dass ihr Becken sich verräterisch vordrängte, und ihre Lippen bebten unmerklich in einem unausgesprochenen Flehen.

Nachdenklich blickte Maliva wieder auf Darias Schwanz hinab. Einem anderen Mädchen das Geschlecht zu lecken, hatte ebenfalls immer zu ihren bevorzugten Phantasien gehört, nur war es da natürlich eine Scheide gewesen kein Penis, vor allem keiner, der so vor schleimigen Substanzen troff. Sperma hatte in ihren Gedanken aus offensichtlichen Gründen nie eine Rolle gespielt, und nun fragte sie sich, was sie davon halten sollte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie es für eklig halten sollte oder nicht, schließlich war es nichts anderes als ein ganz natürliches Element des Lebens, noch dazu eines, ohne das weder sie noch sonst jemand existierte. Sie ekelte sich ja auch nicht vor Blut, wenn sie sich in den Finger schnitt. Andererseits sah es nun wirklich nicht besonders anziehend aus, wie es sich dick um das gesamte Rohr wand, sich nur schwer von ihm löste und dann in langen Schlieren von ihm herabhing. Es hatte ihr nichts ausgemacht, dieses Zeug zwischen die Beine gespritzt zu bekommen, doch es jetzt von dem Pimmel zu lutschen, der es mit sich aus ihr hervorgeholt hatte, erschien ihr fast schon abstoßend.

Trotzdem nickte Maliva bedächtig. Es mocht ohne Zweifel ungehörig und sogar ein wenig widerlich sein, aber zugleich würde sie Daria damit eine große Freude bereiten, und wäre es so nicht auch die bestmögliche Einhaltung ihrer Absichten? Immerhin war das hier als eine Art Entschuldigung gedacht, und was war denn schon eine Entschuldigung wert, die keine Überwindung kostete?

»Okay«, stimmte sie resignierend zu, »ich mach’s. Dann blas ich dir eben einen.«

Daria schien ihr Glück kaum fassen zu können. Einen Moment lang sah sie Maliva nur ungläubig an, ehe sie sich wieder fing. »Wie du willst«, sagte sie, als würde sie das alles gar nicht kümmern, dabei war die Lust in ihrem Gesicht nicht zu übersehen.

Maliva wartete darauf, dass Daria sich irgendwie auf das Bevorstehende vorbereiten würde, doch die bewegte sich nicht. Sie blieb einfach hocken, wo sie war, erwartungsvoll zu ihr hinüberschauend. Dann begriff sie, dass auch gar keine weiteren Maßnahmen erforderlich waren. Sie kniete ja bereits in angemessener Haltung, und ihr vor Ungeduld zitternder Penis war mit Sicherheit mehr als soweit, sämtliche Zuwendungen zu empfangen, die Maliva zu geben in der Lage war.

Damit hing es nur noch von ihr ab. Langsam rutschte sie in ihrer sitzenden Position zu Darias Vorderseite herüber und ließ sich dort auf alle viere nieder, den Hintern auf den Beinen ruhend und die Hände auf das Laken gestützt. Das Gesicht nur eine Handbreit von dem triefendnassen Ständer entfernt hielt sie kurz inne. Sie konnte spüren, wie Daria genau jede ihrer Regungen beobachtete, jeden Atemzug und jedes Blinzeln, versuchte aber, sich nicht davon beirren zu lassen. All ihren Mut zusammennehmend lehnte sie sich letztlich weiter vor und öffnete den Mund, doch anscheinend war bereits dieser simple Vorgang der Zurichtung zuviel für die staunende Überreizung ihrer Freundin. Ein sichtbares Pulsieren durchlief ihren Schwanz und entlud sich in einem wahren Regen von Wollusttropfen, als es dessen Spitze erreichte. Damit gesellten sich noch mehr weitreichende Beschmutzungen zu den sowieso schon im Übermaß vorhandenen. Ein dichtes Gewebe aus Vorsamen blieb an dem Loch in der Eichel hängen und baumelte von dort herab, wie ein glitzernder weißer Eiszapfen, der sich dort aus heißer Sahne gebildet hatte. Träge pendelte es vor und zurück, im unregelmäßigen Takt von Darias erregten Zuckungen.

Das irriterte Maliva, aber es hielt sie nicht davon ab, ihr Versprechen einzulösen. Ohne weiter darüber nachzudenken schob sie sich auch noch das letzte Stück bis zu Darias Penis vor und nahm ihn in sich auf. Dass dabei das schillernde Band aus Präejakulat zerriss und nun ihre untere Gesichtshälfte verklebte, kümmerte sie kaum; sie lehnte sich einfach so weit vor wie möglich und schloss die Lipen um die Mitte des wie begeistert auf und ab hüpfenden Körperteils. Ein neuer Schauer seines seltsamen Niederschlags begrüßte sie bei diesem ersten Kontakt, der diesmal auf ihre Zunge herunterprasselte, trotzdem blieb Maliva erst einmal regungslos verharren. Obwohl sie nie vermutete hätte, jemals in solch eine Situation zu geraten und sich demgemäß auch nicht überlegt hatte, wie sie sich verhalten sollte, war ihr ziemlich klar, was von ihr erwartet wurde. Sie hatte dafür zu sorgen, dass der Schwanz in ihrem Mund ein und aus glitt, ganz so als sei er ihre Scheide, doch für eine kurze Zeit verlor sie dieses Vorhaben aus den Augen. Das herauszufinden war schließlich nicht besonders schwer, sie brauchte nur ein wenig, um sich dessen zu vergegenwärtigen.

Während sie still dahockte, fühlte sie deutlich, wie das zähflüssige Willkommensgeschenk, das ihre Mitschülerin in sie gespritzt hatte, von ihrer Zunge floss und sich großflächig über den gesamten ihm zur Verfügung stehenden Raum verteilte. Maliva konnte es zunächst gar nicht fassen, doch wenn sie ganz ehrlich sich selbst gegenüber war, musste sie zugeben, dass sie das außerordentlich anmachte. So wiederlich dieser glibberige Kram auf den ersten Blick auch wirkte, hatte er doch etwas an sich, das sie überaus faszinierend fand. Sie war sogar voller Neugier gewesen, wie er wohl schmecken würde, doch erstaunlicherweise schien er in dieser Hinsicht neutral zu sein. Auch wenn der Mund voller Samen geschmacklich nicht ihre Erwartungen erfüllen konnte, traten seine anderen Eigenschaften umso stärker hervor. Seine schmierige Konsistenz und die Wärme, die er in ihr verstömte, nahmen sie so sehr gefangen, dass sie die Augen schloss und sich unwillkürlich ein leiser gurrender Laut um den Knebel des fremden Geschlechts in ihrem Mund vorbei hinauspresste.

Als sie sich endlich wieder gefasst hatte, fiel ihr auch das richtige Vorgehen für die Aufgabe ein, die sie zugesichert hatte zu übernehmen. Zunächst noch sehr bedächtig begann sie ihren Kopf vor und zurück zu bewegen. Die Lippen zu einem engen Kreis geschlossen strich sie mit ihnen an dem langen, dicken Kolben entlang, der zwischen ihnen steckte. Auf diese Weise sammelte sich der Schlick, mit dem er vollständig bedeckt war, geradezu in ihr. So fest wie sie auf den Schwanz drückte, nahm sie jedesmal, wenn sie sich von Darias Becken entfernte, eine große Menge der gallertartigen Masse mit sich; sie wischte sie förmlich zu einer einzigen großen Pfütze zusammen, die sie sich unweigerlich in den Mund stopfte, wenn sie ihr Gewicht wieder nach vorn verlagerte. Dort vermischte sie sich mit dem Vorsamen, der bereits in ihr vergossen worden war und von dem noch immer einige vereinzelte Tropfen in sie fielen. Maliva konnte genau fühlen, wie dieses Gemisch aus bereits abgekühltem Sperma, dem noch warmen Vorsamen und dem Ausfluss ihrer eigenen Scheide allmählich ihre Zunge überzog wie etwas klumpig gewordener Wackelpudding und wie schon zuvor, als sie eine erste Kostprobe davon bekommen hatte, genoß sie es regelrecht.

Sie hatte sogar eine ungefähre Ahnung davon, woran das lag: Das hier war fraglos das Intimste, was sie je erlebt hatte. Es war komisch, eigentlich hätte sie wohl den vorangegangenen Akt dafür halten sollen, vermutete sie zumindest, doch diese neue Erfahrung ging noch viel tiefer. Es vermittelte ihr eine noch eindringlichere Empfindung von Nähe als die Brust, die über ihre gestreift war, oder der Penis, der zwischen ihre Schenkel fuhr. So wundervoll das auch gewesen war, und so sehr sie das an die Geborgenheit einer Umarmung erinnert hatte, ging das hier doch darüber hinaus. Das hier war keine Umarmung mehr, dies war ein Kuss, zugegeben, der obszönste, den man sich nur vorstellen konnte, aber ein Kuss nichtsdestoweniger – und was gab es schon Intimeres als einen Kuss?

Von so etwas hatte Maliva immer geträumt. Bisher hatte sie noch nie jemanden geküsst, sie hatte ja noch nicht einmal eine Freundin gehabt und eigentlich hatte sie angenommen, dass es für eine lange Zeit dabei bleiben würde. Schon jetzt war sie in der Schule alles andere als beliebt, wie hätte sie da jemals jemandem ein so persönliches Geheimnis anvertrauen sollen wie ihre lesbische Natur? Trotzdem hockte sie nun hier auf Händen und Knien, das Gesicht vergraben im Schoß eines anderen Mädchens, und es wäre ihr unmöglich gewesen, nicht völlig hingerissen davon zu sein.

Im Grunde blieb das natürlich dennoch unverständlich. Ihr selbst wurde dabei doch überhaupt gar keine Befriedigung zuteil, im Moment war sie einzig und allein dazu da, sie jemand anderem zu gewähren. Daria mochte sie ja nicht einmal wirklich, auch wenn sie sich jetzt gezwungenermaßen zusammengerauft hatten, war Maliva für sie wohl nur ein Mittel zum Zweck, um sich an ihr abzureagieren, sie brauchte nur irgendeine Körperöffnung, die sie dazu benutzen durfte, ganz gleich wem die gehörte. Obwohl ihr das sehr wohl bewusst war, konnte sie das Offensichtliche nicht abstreiten: Sie blies ihrer androgynen neuen Mitbewohnerin einen und es gefiel ihr über alle Maße.

Zwar hatte sie sich schon oft ausgemalt, es einer ihrer Mitschülerinnen oder einer Lehrerin mit dem Mund zu machen, doch da war es immer anders gewesen. Zum einen hatten sie selbstvertändlich keinen Schwanz, außerdem hatten sich ihre imaginären Gespielinnen zumeist auf dieselbe Art revanchiert. In der Realität war das nun alles anders, aber an sich störte das Maliva nicht einmal. Sie lutschte ja keinem Jungen einen ab sondern Daria, und die war nicht nur eindeutig weiblich sondern auch so unglaublich niedlich, dass es Maliva fast schon im Herzen wehtat, sie nur anzusehen. Was die Erwiderung dieses Gefallens anging, hätte sie Daria danach fragen können, doch das wollte sie gar nicht.

Tatsächlich war sie vollkommen zufrieden mit den Umständen, so wie sie waren. Sie hatte schon einen Orgasmus gehabt, der ihr Verlangen restlos gestillt hatte, und es freute sie, jetzt einfach dafür zu sorgen, dass es Daria genauso ging. Doch selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte sie es sich wohl nicht anders gewünscht. Auch wenn dieser rein orale Verkehr ihr keine unbedingte Lust bereitete, war er nicht weniger aufregend als ihre Entjungferung vorhin. Er weckte kein neues Begehren in ihr, aber er kitzelte sie in ihrem Bauch und löste schlicht ein wohliges Gefühl in ihr aus, als würde sie etwas tun, von dem sie wusste, dass es verboten war, sie aber trotzdem mit Glück erfüllte. Zudem machte es auf eine irrationale Weise Spaß, Daria bloß so zu Diensten zu sein, ohne sich um eigene Belange kümmern zu müssen. Es brachte Maliva selbst eine gewisse Erfüllung zu wissen, dass sie Daria welche schenkte. Die unübersehbaren Anzeichen ihrer Erregung – das unaufhörliche Quellen der Wollusttropfen in sie, die offenbar unwissentlich ausgeführten pendelnden Bewegungen ihres Beckens und ihr verhaltenes, kaum hörbares Stöhnen – all das entfachte in ihr die Verzückung darüber, sie glücklich zu machen. Daria sehnte sich mit unverkennbarer Verzweiflung danach, sich in ihrem Mund zu erleichtern, und Maliva war froh, ihr dabei behilflich sein zu können.

Also tat sie alles in ihrer Macht stehende, um genau das zu tun. Ihr anfänglich noch sehr vorsichtiges Kopfnicken wurde nun immer fordernder. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, wie dringend Daria ihr Sperma in sie spritzen wollte, und sie konnte es ebenfalls kaum noch erwarten. Zuerst hatte sie starke Bedenken gehabt, was diese Sache anging, doch jetzt musste sie sich eingestehen, dass ihre Neugier überwiegte. Die erkalteten Samenschlieren, die sie von dem Penis geleckt hatte und noch immer samtig ihre Zunge umschmeichelten, hatten ein unerwartetes Begehren in ihr entstehen lassen. Sie wollte herausfinden, wie es war, wenn die volle Ladung auf einmal aus dem Loch an der Spitze hervorplatzte, so wie es gewesen war, als Daria in ihrer Scheide gekommen war, nur dass sie es nun noch unmittelbarer erleben wollte. Dieses Mal würde sie es in ihrem Mund fühlen können, es darin umherwälzen, um seine Beschaffenheit genau zu ergründen und den Verlauf jedes einzelnen Tropfens verfolgen, der über ihre Lippen trat.

Erst jetzt fiel Maliva auf, dass es damit nicht getan war. Was sollte sie tun, nachdem Daria ihren Willen gehabt hatte? Sie konnte diese klebrige Soße nicht einfach dort belassen, wo sie eben landete, wie sie es bei ihrem Schlitz getan hatte. Sollte sie in aller Eile ins Badezimmer rennen und es ins Waschbecken spucken? Einen Augenblick dachte sie darüber nach, obwohl sie insgeheim wusste, dass sie das nicht tun würde. Welchen Grund hätte sie denn auch dazu gehabt? Immerhin hatte sie bereits Darias Geschlecht in ihrem Mund – die wahrhaftigste Bekundung von Vertrauen und Zuneigung, die man Malivas Meinung nach jemandem zukommen lassen konnte – welchen Unterschied sollte es da schon machen, wenn sie das trank, was ihr dabei überantwortet wurde? Außerdem hatte sie trotz ihrer Skepsis dieser breiigen Absonderungen gegenüber inzwischen festgestellt, dass sie gar nicht so schlimm war. Es war jedenfalls nicht eklig gewesen, als der erste Schwall davon ihren Hals hinabgeronnen war, sofort nachdem sie die Lippen um den Ständer geschlossen hatte. Tatsächlich hatte sie kaum etwas davon mitbekommen. Es war nahezu geschmacklos gewesen, und die Menge war viel zu gering, um es in allen Einzelheiten genießen zu können. Das war auch der eigentliche Gedanke, der sie zu ihrem Entschluss bewogen hatte. Es war auf verwirrende Weise befriedigend gewesen, das Präejakulat zu schlucken, nur war das eben bloß die sehr viel schwächere Variante eines Samenergusses, jetzt aber wollte sie sich der gesamten Flut aussetzen, statt lediglich den vorläufigen Wellen, die bisweilen über sie hereinbrachen.

Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass ihr ja noch eine weitere Verheißung auf das zur Verfügung stand, was noch folgen sollte. Als die Reste von Darias vorigem Hölhepunkt, die noch immer ihren Schwanz besudelten, unweigerlich mit in ihren Mund geflossen waren, hatte Maliva sich gar nicht weiter darum gekümmert. Sie hatte sie einfach auf ihrer Zunge umherwogen lassen, was ihr eine Art beschämender Behaglichkeit vermittelt hatte, doch nun entschied sie, diese kleine Gabe schon einmal anzunehmen. Voll unerklärlicher Begeisterung die Augen schließend, schlürfte sie auch noch die letzten Flecken von Darias spermabesudelten Penis. Zu ihrer Überraschung erfüllte sofort darauf ein merkwürdiger Geschmack ihren Mund. Sie hatte es als selbstverständlich betrachtet, dass der Samen des Mädchens ebenso neutral wäre wie die paar Spritzer, die sich vorzeitig in ihr entladen hatten, aber diese Annahme war offenbar falsch gewesen.

Diese unverhoffte Feststellung bestärkte Maliva noch zusätzlich in ihrem Zuspruch dieser absonderlichen Flüssigkeit gegenüber. Sie schmeckte zwar nicht unbedingt großartig, aber doch zumindest auf interessante Weise angenehm, salzig und mit einem leicht bitteren Unterton. Es war wie der Saft einer fremden Frucht, der einem im ersten Moment etwas verschreckte, bevor man plötzlich den Reiz an ihm entdeckte. Während sie ihre Augen langsam wieder öffnete, überlgte sie, wieviel von dem ungewöhnlichen Geschmack ihr selbst geschuldet war. Immerhin hatte Daria mit ihrem Schwanz nicht nur ihren Samen mit hinausbefördert, nachdem sie in ihrer Spalte gekommen war, sondern auch Malivas eigene Feuchtigkeit. Letzendlich war er mit ihrer beider Sekreten übersät gewesen, als sie begonnen hatte, sich ihm zu widmen.

Allerdings stieß es Maliva nicht ab, ihren eigenen Nektar zu kosten. Es machte sie zwar auch nicht gerade an, doch verdeutlichte es ihr etwas, das ihr bisher höchstens unterschwellig klar gewesen war: Im Grunde tat sie nichts anderes als das, was sie sich immer erträumt hatte, sie leckte das Geschlecht eines Mädchens, deren Schönheit geradezu überwältigend war. Natürlich war ihr diese Tatsache schon vorher bewusst gewesen, ebenso wie die Erkenntnis, dass es für sie keinen Unterschied machte, ob es sich dabei nun um eine Scheide oder einen Penis handelte, solange es Teil eines ansonsten weiblichen Wesens war, aber jetzt dämmerte ihr, dass die Ähnlichkeiten noch viel tiefer gingen. Dass sie in diesem Gemenge aus Sperma und und den Lusterzeugnissen ihres eigenen Schlitzes nicht sagen konnte, was zu dem einen oder dem anderen gehörte, erklärte ihre Hingezogenheit zu allem, was aus Daria heraussickerte. Für Maliva war es nichts weiter als die unwiderrufliche Bestätigung der Leidenschaft, die sie in ihrer Partnerin auslöste. Unzählige Male hatte sie sich vorgestellt, ihren Mund in den Schoß einer Frau zu pressen, ihr ganzes Gesicht mit dessen Nässe verschmiert, und nun war dieser Wunsch Wirklichkeit geworden. Es war egal, dass es Sperma war statt dem, was ihr sonst dabei vorgeschwebt war, es lief trotzdem auf dasselbe hinaus. Sie kam Darias Verlangen nach und wurde dafür mit ihren Ausströmungen belohnt.

Als der dichte Geschmack des Spermas in ihrem Mund allmählich abklang, bemerkte sie, dass da noch ein anderer war, der von ihm überdeckt worden sein musste. Das war mit Sicherheit der von Darias Schwanz. Zuerst fragte Maliva sich, warum sie ihn nicht schon vorher wahrgenommen hatte, doch dann begriff sie, was geschehen war. Bisher war der Penis fast vollständig mit den Rückständen ihrer Ekstase beschmutzt gewesen, deren Geschmack sich aber erst entfaltet hatte, als sie von Maliva geschluckt worden waren. Mittlerweile hatte sie diese dicke Schicht aber gewissenhaft entfernt, sodass sie nun Darias Intimbereich mit allen Sinnen erfassen konnte. Er schmeckte irgendwie warm und leicht süßlich. Ein bisschen kam es ihr so vor, als würde sie an einer Ingwerstange lutschen, deren Erdigkeit sich mit einem ähnlich schweren Aroma ausbreitete.

Dieser Eindruck machte Maliva noch mehr an. Er verwies noch einmal auf die ungebührliche Nähe, mit der sie Daria umsorgte. Es ging zweifellos viel zu weit, einem Mädchen einen zu blasen, nachdem sie sich gerade erst aus ihrer samenüberströmten Scheide zurückgezogen hatte, nur um sie dafür zu entschädigen, dass man ihr mithilfe eines Fluchs einen Schwanz verpasst hatte, doch vor allem die Ungehörigkeit dieser ganzen Situation regte sie so sehr an. Jetzt konnte sie nichts mehr aufhalten. Mit ganzer Kraft saugte sie an dem breiten Rohr, das in ihr steckte, die Lippen so fest zusammengezogen, dass sie seine Hitze und das Geflecht der Adern unter der weichen Haut spüren konnte, jedesmal wenn sie in rasender Geschwindigkeit darüber hinwegglitten. Zudem setzte sie ihre Zunge ein, um jede Besonderheit dieser abwegigen Begegnung auszukosten. Sie nachdrücklich an die Unterseite des Schaftes pressend, ergab Maliva sich ganz der Abgründigkeit ihres Tuns.

Bei dieser Hingabe dauerte es nicht lange, bis ein ungestümes Aufbäumen von Darias Penis Maliva verriet, dass es nun jeden Augenblick so weit war, bis sie bekam, was sie wollte. Sie konnte ihren Kopf nur noch ein paar Mal vor und zurück wippen lassen, bevor auch schon geschah, worauf sie so fieberhaft hingearbeitet hatte. Sie schob sich gerade vor, den Schwanz so tief in sich aufnehmend wie möglich, als das Sperma aus ihm hervorschoss. Einen Moment lang hielt sie inne, um sein Pulsieren zu genießen, während er sich in ihr entlud, dann ließ sie ihn wieder ein wenig aus sich heraus, die nächsten Spritzer auf ihrer Zunge willkommen heißend. Sie hörte nicht damit auf, sich zu bewegen, wurde nun aber deutlich langsamer, sodass sich die heiße Flüssigkeit in ihrem gesamten Mund ausbreitete, von der Schlucht ihres Halses bis zur äußersten Spitze ihrer Zunge.

Das wäre allerdings auch passiert, wenn sie stillgehalten hätte. In unaufhörlichen dicken Strahlen sprudelte der Samen in sie hinein, überzog ihr Inneres mit seiner klebrigen Nässe und füllte sie immer weiter auf. Erst als er über ihre Lippen zu quellen drohte, ließ die Flut allmählich nach. Maliva musste schon die Wangen aufblähen, um auch noch die letzten Tropfen in Empfang zu nehmen, trotzdem gab sie ihre Bemühungen nicht auf, Darias Penis in einem langsamen beständigen Rhythmus zu verwöhnen, bis sie sicher war, dass Darias Höhepunkt verebbt war. Es war so faszinierend gewesen, zu spüren, wie dieser endlos scheinende Fluss in sie gelaufen war, dass sie kurzzeitig sogar ihren Beschluss vergessen hatte, das Zeug auch noch zu schlucken. Erst jetzt, den Mund randvoll mit dem schleimigen Ejakulat erinnerte sie sich wieder daran.

Noch immer sanft an der Eichel nuckelnd gab sie diesem Bedürfnis schließlich nach. Sie schluckte so viel sie konnte, doch reichte das nicht einmal, um die Hälfte des in ihr befindlichen Spermas zu bewältigen. Sie wartete noch ein wenig ab, um sich ganz der mitreissenden Empfindung hinzugeben, wie es träge und ölig in ihr hinabrann, ehe sie sich an einen zweiten Versuch wagte. Auch danach hatte sie es noch nicht ganz geschafft, doch verblieb nur noch ein vergleichsweise kleiner Rest in ihr, den sie in einem dritten Anlauf überwand. Während sie angestrengt schluckte, überkam sie wieder der salzig-bittere Geschmack des Samens, den sie bereits von den am Penis haftengebliebenen Überbelibseln von Darias erstem Erguss kannte. Es schien genau derselbe zu sein, nur dass er jetzt noch intensiver war. Maliva glaubte, ihn ihre gesamte Speiseröhre hinab bis zu ihrem Bauch nachwirken zu fühlen.

Nachdem sie eine Zeitlang so reglos verharrt geblieben war, ganz darin versunken, diese verruchte Errungenschaft zu trinken, begann sie letztlich wieder damit, sachte ihre Lippen über den Schwanz gleiten zu lassen. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie das tat, die Aufgabe, der sie sich angenommen hatte, war erledigt, doch sie konnte einfach nicht anders. Vielleicht wollte sie so Daria noch einige letzte Zuwendungen gönnen, doch vermutete sie vielmehr, dass es mit den Verunreinigungen zusammenhing, die nun nach einem neuerlichen Orgasmus wieder Darias Haut bedeckten, jedenfalls machte sie damit weiter, bis sie vollkommen verschwunden waren und sich zu der ungeheuren Menge gesellt hatten, die bereits in ihrem Magen gelandet war.

Dabei fiel ihr auf, dass die Latte in ihrem Mund immer weicher wurde und in sich zusammenschrumpfte. Offensichtlich war ihr Unternehmen ein voller Erfolg gewesen, Daria zumindest war wohl in jeder Hinsicht besänftigt. Schnell schwoll ihr nur noch halb erigierter Penis weiter ab, bis er komplett erschlaffte und mit einem leisen Schmatzen zwischen ihren Lippen herausflutschte.

Maliva wertete das als endgültigen Beweis dafür, wie zufrieden Daria mit diesem Dienst war, den sie ihr erwiesen hatte. Auf der einen Seite freute sie sich nach wie vor darüber, dass sie ihr diese Form der Erlösung hatte geben können, nachdem sie ihretwegen so viel hatte durchmachen müssen, allerdings bedeutete das auch, dass dieses traumähnliche Erlebnis unwiederbringlich vorüber war. Der Fluch sollte sie nun ebenfalls ergriffen haben und Darias Verlangen war gestillt, es agb also keinen Grund, warum sich etwas Derartiges wiederholen sollte. Sie waren keine Vertraute, sie waren im Moment nur so eng verbunden, weil sie auf dasselbe Ziel hinarbeiteten: Sie beide wollten diese Sache aus der Welt schaffen.

Ohne dass sie sich dessen hätte erwehren können, spürte Maliva ein Gefühl des Verlusts in sich aufsteigen. Auch wenn sie von nun an wohl besser miteinander auskommen würden, wäre das zerbrechliche Band, das sich zwischen ihnen zu bilden begonnen hatte, doch unweigerlich dahin, wenn diese Angelegenheit ausgestanden war. Daria würde zu ihren Eltern zurückkehren und sich wieder ausschließlich mit ihren alten Freundinnen umgeben, bis die Erinnerungen daran nach und nach verblassten. Obwohl sie Maliva danach hoffentlich etwas mehr Respekt entgegenbringen würde, störte es sie, dass sie dann kaum noch etwas miteinander zu tun hätten. Darias gelegentliche Sticheleien waren im Grunde das einzige, was ihr Verhältnis ausmachte, wenn die wegfielen, blieb nichts mehr übrig. Sie würden einander höchstens noch begrüßen, wenn sie sich begegneten, dabei hatte Maliva gerade den Eindruck bekommen, dass sie sich näherkamen. Natürlich hatten sie gerade zusammen geschlafen und sie hatte Darias salzigen Samen getrunken, als wäre er ein köstlicher Nektar, aber für sie war es etwas Tiefergehendes gewesen.

Sie hatte sich einsam gefühlt, seit sie nach Grünberg gezogen waren. Alle ihre wenigen Freunde hatte sie zurücklassen müssen und Maliva hatte nie schnell Bekanntschaften geschlossen. Wenn nichts weiter anstand, blieb sie am liebsten zu Hause, um zu lesen, außerdem hatte sie mit der Schule, dem zusätzlichen Hexenunterricht und ihren Pflichten im Haushalt immer genug zu tun, sodass Darias überraschendes Auftauchen heute der erste Besuch einer Mitschülerin war, den sie in dieser Stadt empfing. Zwar war sie nie unglücklich gewesen – immerhin hatte sie die Familie, die ihr Halt gab, und die Welten der Bücher, in die sie sich stürzen konnte – dennoch enttäuschte es sie, dass ihre Beziehung zu Daria bald enden würde. Es wäre schön gewesen, eine Freundin in ihrem Alter zu haben, mit der sie über alles reden könnte, zumal Daria eben unglaublich süß war. Schon in der Schule fiel es Maliva manchmal schwer, den Blick von ihr zu lösen und sich nicht in einem erotischen Tagtraum über sie zu ergehen, doch nachdem sie sie jetzt tatsächlich nackt gesehen hatte, fühlte sie sich noch stärker zu ihr hingezogen. Fast war es schade, dass sie den Fluch aufheben musste, Daria hätte für immer hierbleiben können und der Schwanz zwischen ihren Beinen hatte sich als überaus anziehend herausgestellt, aber es kam natürlich nicht infrage, Daria weiter unter ihm leiden zu lassen. Wenn ihr keine andere Wahl blieb als sich ihr anzuschließen, wäre diese Gemeinschaft ohne Bedeutung.

Auf diese Weise richtete Maliva sich schließlich auf; zögernd, in einer Mischung aus Bedauern und höchster Glückseligkeit, wie jemand, der bei seinen Eltern auszog, froh eine eigene Wohnung zu haben, aber gleichzeitig traurig darüber, den Schoß der Familie zu verlassen. Niemand wusste, was die Zukunft für einen bereithielt, nicht einmal ihre Großmutter, die hin und wieder einen flüchtigen Einblick in deren Geheimnisse erhielt. So blieb auch Maliva im Dunkeln darüber, was ihr bevorstand. Laut Darias Bericht würden die auswirkungen des Fluchs erst über Nacht sichtbar werden und sie hatte keine Ahnung, wann sie ihn wieder umkehren konnte.

Bei diesem Gedanken glitt ihr Blick unweigerlich zwischen ihre Beine, auch wenn es dort natürlich noch nichts Ungewöhnliches zu entdecken gab. Ihre Schamlippen hatten wieder zu ihrem üblichen schmalen Strich zusammengefunden, nur eine Kaskade schimmernden Spermas trat zwischen ihnen hervor, wie herabfließende Sahne, die zu einem seidigen Gespinst erstarrt war. Daria hatte weniger mit solchen Befleckungen zu kämpfen, wie Maliva jetzt auffiel, als sich ihr Blick wie von selbst deren Unterleib zuwandte. Der nun wieder völlig schlaff herabbaumelnde Penis glitzerte nur ein wenig feucht und ein langgezogener Tropfen irgendeiner durchsichtigen Flüssigkeit hing von seiner Spitze herab, von der sie nicht sagen konnte, ob es sich bei ihr um ihren eigenen Speichel oder einen verspätet austretenden letzten Nachklang ihrer Ejakultion handelte. Bei genauerer Betrachtung war es jedoch auch kaum verwunderlich, dass Darias Geschlecht weit weniger beschmiert war als ihres, immerhin hatte Maliva es so gründlich von jeden möglichen Rückständen der zwei Fontänen, die in sie gepumpt worden waren, saubergeleckt, als wäre nichts anderes ihre Aufgabe gewesen. Obwohl sie bereits alles davon geschluckt hatte, blieb das Gefühl, dass noch immer einige nicht zu entfernende Spermastränge ihre Zunge und die Innenseiten ihrer Wangen verklebten. Sogar der Geschmack hatte sich scheinbar unauslöschlich in ihre Wahrnehmung gebrannt, wie dichter Nebel erfüllte er ihren Mund, sie in eine Wolke aus seinem vollen, schweren Aroma hüllend, als würde sie an einem trüben Tag am Meer spazierengehen.

Noch ein paar Mal leicht schluckend, um diesen Eindruck uzu vertreiben, hob sie endlich den Kopf und sah Daria an. Die starrte sie völlig entrückt an, offenbar schon seit geraumer Zeit ganz versunken in das Schauspiel, wie Maliva ihre eingedickte Milch trank. Es war überdeutlich, dass sie gar nicht bemerkte, wie unverhohlen sie diese Szenerie verfolgt hatte, erst als sie Malivas fragenden Blick auf sich ruhen spürte, wurde es ihr klar. Sofort schlug sie die Augen nieder und tat als wäre nichts gewesen, konnte aber nicht verhindern, dass ein rötlicher Schimmer ihr Gesicht überzog.

Nachdenklich beobachtete Maliva, wie Daria beschämt ihren Finger auf dem Laken kreisen ließ. Sie wollte sie nicht noch mehr in Verlegenheit bringen, hatte aber das Gefühl, etwas sagen zu müssen. »Tja«, begann sie unsicher, »bist du dann jetzt, äh ... ausgelastet?«

Daria nickte kurz, ohne dabei aufzuschauen. Es war schon peinlich genug, diese Frage zu beantworten, wenn auch still, da wollte sie nun wirklich nicht die wunderschönen, vor Freundlichkeit strahlenden Züge des Mädchens sehen, die all das für sie getan hatte.

Verständnisvoll lächelte Maliva sie an, ohne darauf zu achten, dass Daria sich ihr immer noch nicht zuwandte. »Gut«, sagte sie. Nachdem geklärt war, dass sie sich um darias Problem mit aller ihr zur Verfügung stehender Sorgfalt gekümmert hatte, war es an der Zeit, sich von den Beweisen für ihren Erfolg zu befreien. Eigentlich hätte es ihr gar nichts ausgemacht, aber es kam ihr einfach nicht richtig vor, sich mit all dem Sperma auf den Lippen und zwischen den Beinen ins Bett zu legen. Sie sollte wohl vorher noch eine Dusche nehmen. Seufzend schwang sie die Beine aus dem Bett und blieb einen Moment auf der Kante sitzen, die Hände zu beiden Seiten ihres Schoßes abgestützt.

Ein ersticktes Keuchen entfuhr Daria, als sie begriff, dass Maliva vorhatte zu gehen. Ein stechender Schmerz raste durch ihren Oberkörper, als wäre ein Blitz eingeschlagen und hätte sich direkt in ihr Herz gebohrt. War nun doch das Unvermeidliche gekommen? Würde Maliva sie ebenso wie jeder andere verlassen, dem sie sich anvertraut hatte? Zwar schien ihre Reue echt gewesen zu sein, doch nun, nachdem sie Darias Fremdartigkeit auf so intime Weise hingenommen hatte, brach schließlich doch die Ablehnung aus ihr hervor, getrieben von Selbstekel und unbewussten Ängsten. Etwas anderes hätte sie nie erwarten dürfen, trotzdem stieg unbändige Verzweiflung in ihr empor. Von ganz allein schossen ihre Arme vor und klammerten sich so fest an Maliva als wäre sie der letzte Strohhalm, der sie vor einem Sturz in einen unermesslichen Abgrund bewahrte.

»Wohin gehst du?«, fragte sie, das Gesicht an ihre Schulter gepresst wie ein kleines Mädchen, das sich von seiner Schwester trösten lassen wollte.

Verwirrt blickte Maliva zu ihr zurück. Sie hatte gerade aufstehen wollen, als Daria sich förmlich auf sie geworfen und wieder auf die Bettkante gezerrt hatte. Der überraschende Ansturm hatte ihr die Luft aus den Lungen gedrückt, sodass Maliva sie einen Moment lang nur atemlos anstarren konnte, bis sie allmählich ihre Stimme wiederfand. »D-duschen?«, antwortete sie, auch wenn es mehr wie eine Frage klang.

Maliva erwartete, dass sich Darias rückhaltlose Umarmung lösen würde, doch stattdessen wurde sie noch erbitterter. »Bitte verlass mich nicht«, wisperte sie leise. Tränen ließen ihre grünen Augen funkeln wie zwei tiefe Teiche, auf deren Oberfläche sich das helle Licht des Vollmonds brach, während sie flehentlich zu Maliva aufsah. »Bitte bleib bei mir.«

Maliva verstand, warum Daria jetzt nicht allein sein wollte. Für sie war es ein langer Tag voller Enttäuschungen und Schrecken gewesen. Sie hatte ihr Zuhause verloren, ihre Familie und ihre Freunde, doch der Fluch, dem sie das alles zu verdanken hatte, lastete noch immer auf ihr. »Schon gut«, sagte sie, ihre Stimme unwillkürlich an Darias Flüstern angepasst, »ich gehe nirgendwo hin, wenn du es nicht willst.«

Daria so angstvoll an sich geschmiegt zu sehen, erweckte in Maliva den tiefen Wunsch, sie zu berühren, sie mit einer Geste des Zuspruchs wieder zu beruhigen. Solange sie es vermochte, hielt sie diesem Impuls stand, doch irgendwann konnte sie ihm nicht länger widerstehen. Langsam streckte sie eine Hand aus und strich Daria sanft über das Haar, als wäre sie tatsächlich ihre kleine Schwester, der sie Trost spenden wollte.

Mittlerweile war es spät geworden. Während sie so dasaßen, schweigend und einander selbstvergessen umschlungen, wurden die Schatte um sie herum immer dichter, durch das in die Dachschräge eingelassene Fenster konnte man sehen, wie es dunkel wurde und die Sterne gingen allmählich am Himmel auf.

»Sollen wir schlafen gehen?«, fragte Maliva schließlich, nach einer Zeit, die eine Ewigkeit hätte sein können und ihr trotzdem nur wie ein Lidschlag erschien, so sehr verlor sie sich in dieser Umarmung.

Daria konnte nur kaum merklich nicken, aber nicht einmal dieser winzige Hinweis ihrer Zustimmung entging Malivas auf sie gerichtete Aufmerksamkeit. Sie hielt es für das beste, wenn Daria erst einmal in Ruhe ausschlafen könnte und mit einem neuen Morgen würde sicher auch neue Hoffnung kommen.

»Okay«, hauchte sie mitfühlend, bevor sie versuchte, sich dem unnachgiebigen Griff ihrer Freundin zu entziehen. »Lass mich nur kurz ...« Doch Daria schien nicht die Absicht zu haben, sie auch nur für einen Augenblick loszulassen. Sie am Arm hinter sich herziehend, kämpfte sie sich bis zu ihrem Nachttisch vor, entnahm der Schachtel darauf ein Taschentuch und begann, sich die angetrockneten weißen Flecken von den Lippen und von der Scheide zu wischen. Sie bot Daria auch eines an, das sie aber mit einem Kopfschütteln ablehnte. Nun ja, ein wenig Speichel am Penis war auch bestimmt nicht weiter störend, alle übrigen Besudelungen hatte Maliva ja bereits beseitigt.

Als sie fertig war, schmiss sie die schmutzigen Taschentücher in den Papierkorb, dann schob sie sich mit Daria, die sich noch immer unbeirrt an ihre Seite klammerte, zurück auf das Bett. So lagen sie eng aneinandergedrückt da, bis Maliva sich ihr noch einmal zuwandte. »Weißt du, ich wollte eigentlich auf dem Boden schlafen, also wenn du willst ...«

Die junge Hexe sprach ruhig und zutraulich, doch Daria erschrak fast bei diesem Angebot. »Nein!«, rief sie, räusperte sich kurz und fuhr dann leiser fort: »Ich meine, es geht schon. Hier ist doch Platz für uns beide. Das musst du nicht für mich tun.« Sie löste nur kurz die Hand von Maliva, um sich die Brille abzunehmen und auf den Nachttisch zu legen, danach hakte sie sich sofort wieder bei ihr ein. Eigentlich war ihr selbst nicht ganz klar, was sie damit bezweckte. Vielleicht wollte sie nur sichergehen, dass ihre neue und mittlerweile einzige Freundin sich nicht ohne sie davonschlich, sicher war nur, dass diese Nähe ihr unheimlich guttat. Sie wollte Maliva einfach nicht loslassen, auch wenn das Bett, in das sie sich gemeinsam quetschten, ziemlich eng war. Allerdings hätte Daria es nicht ertragen, jetzt alleine schlafen zu müssen. Es war nett von Maliva, dass sie nur wegen ihr auf dem Boden übernachten wollte, doch dazu würde es nicht kommen. Auch wenn sie es mit aller Kraft versucht hätte, war Daria klar, dass sie ihre Umarmung nicht hätte aufgeben können.

»Na gut«, meinte Maliva letztlich, »dann also gute Nacht.«

»Gute Nacht ... und danke. Dass ich hier schlafen kann und ... alles.«

Unbekümmert lächelte Maliva ihr zu, während sie vorsichtig die Decke über sie beide ausbreitete. Nun war alles bereit, sie waren unbekleidet und müde, gehüllt in Wärme und Zweisamkeit, einzig das Licht brannte noch. Es hatte wohl keinen Sinn zu vesuchen noch einmal aufzustehen, Daria machte nicht den Eindruck, sie bis zum Lichtschalter gehen lassen zu wollen, und eigentlich widerstrebte es sogar Maliva selbst, jetzt von ihrer Seite zu weichen, sei es auch nur für ein paar Sekunden. Es mochte überstürzt sein, sie eine Freundin zu nennen, aber egel wie sie zueinander standen oder inwieweit sich ihre Beziehung entwickeln würde, offenbar brauchte Daria ihren Beistand mehr als alles andere, sodass Maliva es unmöglich übers Herz gebracht hätte, ihr den zu verwehren.

Zum Glück jedoch war sie nicht an die strengen Gesetze gebunden, die die Menschen als die Grenzen der Physik erachteten. Die Augen schließend konzentrierte sie sich auf den Lichtschalter, vergegenwärtigte sich das Muster der Realität, in der er eingeschaltet war und änderte es in das, in dem er aus war. Mit einem Mal erlosch das Licht; von nun an lagen sie beide ebenso im Dunkeln wie ihre Geschicke. Als sie still in die nur schwach vom durch das Dachfenster herinfallenden Schein der Sterne erhellte Finsternis blickte, Daria untrennbar an sie gekuschelt und darauf wartete, dass ihr eigener Fluch sie ereilte, kam Maliva zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich sogar besser war, die Zukunft nicht zu kennen. Nicht zu wissen, wie etwas endete, bedeutete zumindest, dass es immer Hoffnung gab.
 

Hoellenspass

Ordenspriester
Ein noch längeres Kapitel und mal wieder unendelich lange gebraucht. Das tut mir wirklich leid! Aber dafür ist diese Geschichte jetzt auch beendet. Ich hoffe, das lange Warten hat euch nicht allzu sehr abgeschreckt und natürlich hoffe ich vor allem, dass das Kapitel euch gefällt. Ich würde mich über jede Meinungsäußerung im Diskussionsthread ungemein freuen!

~4~
Nihil enim lacrima citius arescit

Darias Erwachen am nächsten Morgen war ein langwieriger und schleichender Prozess. Nur sehr schwerfällig und fast mühsam tauchte sie allmählich aus einem tiefen Schlaf auf, als müsste ihr Bewusstsein erst wieder Tropfen für Tropfen zueinanderfinden. Sie konnte sich nicht daran erinnern, irgendwelche Träume gehabt zu haben, es war vielmehr eine allumfassende Schwärze, die sie verschluckt zu haben schien und nun nach und nach wieder freigab. Das willkommene Vergessen dieser Dunkelheit hatte sogar ihre Persönlichkeit erfasst; es dauerte einen Moment, bis sie überhaupt wusste, wer sie war, doch dann fielen ihr immer mehr Details ein: der Fluch, ihre Flucht von Zuhause und ihr neues Leben als Geächtete.

Als sie letztlich die Augen aufschlug, war sie also nicht überrascht, sich in einem fremden Bett wiederzufinden. Nach diesen kleinen Anlaufschwierigkeiten blieb ihr keines der gestrigen Erlebnisse mehr verborgen, weder das Opfer, das Maliva für sie auf sich genommen hatte, noch ihr eigenes Verhalten danach, wie sie sich an sie geklammert hatte aus Angst davor, von ihr allein gelassen zu werden. Mittlerweile war diese Unbeherrschtheit ihr peinlich, dennoch war es unbeschreiblich schön gewesen, einfach nur die Nähe und Wärme des anderen Mädchens auf ihrer Haut zu spüren. Nie zuvor war sie sich so geborgen, so sicher und so geliebt vorgekommen. Somit war es nicht einmal verwunderlich, wie gut sie in dieser Nacht geschlafen hatte. Sonst war sie nicht so unbekümmert, wenn sie woanders übernachtete, doch heute war sie völlig frei gewesen, frei von allen Sorgen und jedem Verlangen. Sie hatte nichts weiter tun wollen, als in Malivas Armen zu liegen, umschmeichelt von dem Trost, den sie ihr spendete, und genauso war es gewesen. Obwohl sie noch immer heimatlos war, noch immer eine Heimgesuchte des Fluchs, war sie all dem für die Dauer einer Nacht entronnen.

Doch obwohl ihr Schlaf so behütet gewesen war, war er nicht in völliger Ruhe verlaufen, wie sie jetzt bemerkte. Am Abend zuvor hatten sie beide auf dem Rücken gelegen, Daria mit den Händen Malivas Arm umschlungen, nun aber lagen sie einander zugewandt in dem hellen Licht der Morgensonne. Das Bett war zu eng, als dass sie weit voneinander hätten abrücken können; ihre Gesichter waren sich so nahe, dass Daria Malivas warmen Atem auf ihrer Wange spüren konnte, und ihre Hände waren sogar ineinander verschränkt, als hätte sie selbst im Schlaf nicht auf diese wohltuende Berührung verzichten können.

Normalerweise blieb Daria nicht gerne untätig. Auch wenn es in der vergangenen Tagen einige Gelegenheiten gegeben hatte, in denen sie sich nicht dazu aufraffen konnte, irgendetwas zu unternehmen, brauchte sie sonst doch immer eine Beschäftigung. Auch morgens verschwendete sie keine Zeit damit, der Stille der Nacht nachzutrauern, sondern begann sofort sich für einen neuen Tag zurecht zu machen. Heute jedoch war das anders. In diesem Moment konnte sie nicht anders, als reglos hier liegenzubleiben und Maliva in ihrem Schlummer zu beobachten. Der Anblick war so niedlich, dass Daria sich unmöglich von ihm hätte losreißen können, auch wenn sie es mit aller Macht versucht hätte. Sie hatte die Nase leicht kraus gezogen und die Stirn gerunzelt, fast sah es aus, als würde sie mit geschlossenen Augen und offenem Mund über ein unlösbares Problem nachdenken.

Aus irgendeinem Grund, den sie sich nicht ganz erklären konnte, wurde Daria warm ums Herz, sie so friedlich daliegen zu sehen und das erhebende Gefühl ihrer Gegenwart zu spüren. Ihre Freunde, ihre Familie, jeder hatte sie verlassen, nachdem sie von ihrer Veränderung erfahren hatten, einzig Maliva hatte ihr Versprechen wahr gemacht und war nicht von ihrer Seite gewichen. Zum ersten Mal seit dem Hervorbrechen ihres Fluchs kam sie sich wieder sicher vor. Auch wenn sie ohnehin nirgendwo sonst mehr willkommen war, es gab einfach keinen Ort, an dem sie jetzt lieber gewesen wäre als genau hier, nackt neben dem Mädchen, dem sie ihr Schicksal als Ausgestoßene verdankte. Immerhin hatte Maliva sie nicht nur bei sich aufgenommen, als sie es am nötigsten hatte, sie hatte noch unendlich viel mehr für sie getan: Sie hatte Verständnis gezeigt, für ihre neueren Verfehlungen ebenso wie für vergangene, sie hatte sie so sein lassen, wie sie eben war, ohne ihr Vorhaltungen deswegen zu machen und nicht zuletzt war sie schlicht für sie da gewesen, hatte sie an ihrer Schulter weinen lassen, als sie hatte weinen müssen und ihren Schmerz gestillt, als ihre Seele in Qualen vesunken war.

Doch das größte Geschenk, das Maliva ihr gemacht hatte, war wohl ihre Selbstaufopferung. Sie ließ Daria nicht alleine leiden, sondern nahm stattdessen sogar ihren eigenen Fluch auf sich. Die junge Hexe hatte recht gehabt, der Gedanke, dass sie beide von nun an dasselbe Problem teilten, entfachte tatsächlich einen winzigen Funken neuer Hoffnung in ihr. Mehr als alles andere empfand Daria eine tiefe Verbundenheit zu ihr. Wie sollte es auch anders sein? Sie waren geeint durch ein Geheimnis, das sie beide mit sich herumtrugen, das ihr ganzes Leben in Trümmer setzen und sie in einen bodenlosen Abgrund der Verachtung reißen konnte, wenn es je herauskam. Sie mussten einander bedingungslos vertrauen können, sie waren darauf angewiesen, dass keine von ihnen sich unbedacht offenbarte.

Getrieben von diesem Gedanken blickte sie unwillkürlich auf Malivas Unterleib herab. Ob es wirklich funktioniert hatte? War sie nun ebenso gestraft wie sie selbst? Darias Neugier in dieser Hinsicht war ungezügelt, doch würde sie sich noch etwas länger gedulden müssen. Sie lagen beide bis zu den Schultern unter der Decke und Maliva hatte sich regelrecht in sie vergraben, obwohl ihr dazu bei der geringen Breite gar nicht allzu viel Stoff blieb. Es fiel Daria schwer, das Bettzeug nicht einfach etwas anzuheben und nachzusehen, aber das wäre ihr wie ein Bruch ihres bitter benötigten Vertrauens vorgekommen und das konnte Daria ihr nicht antun, nicht nachdem sie erfahren hatte, wie peinigend so etwas war.

Dennoch konnte sie nicht aufhören, an Malivas verändertes Geschlecht zu denken. Genau genommen stellte sie es sich sogar in allen Einzelheiten vor. Würde es genauso aussehen wie ihr eigener auf so abstruse Weise empfangener Penis? Seitdem sie den von Daniel gesehen hatte, wusste sie immerhin schon einmal, dass ihrer nicht besonders ungewöhnlich war, ließ man die Hintergründe außer Acht, und der kurze Blick, den sie auf den von Theresa erhaschen konnte, wies darauf hin, dass die Art, wie man den Fluch auf sich zog, keine Auswirkungen auf seine Erscheinungsform hatte, doch war Daria klar, dass es von Mensch zu Mensch immer gewisse Abweichungen gab, manchmal nur sehr geringfügige, manchmal etwas größere. Sie hatte zumindes schon hin und wieder verstohlene Aussichten auf die Scheide von anderen Frauen erlangen können, auf die ihrer Mutter natürlich, die man in familiären Verhältnissen unweigerlich mal unbekleidet zu Gesicht bekam, auf die ihrer einstmals besten Freundin, vor der sie nie irgendwelche Gehiemnisse gehabt hatte, oder auf die von Unbekannten bei ihren Besuchen im Schwimmbad.

Anhand solcher zufälliger Einblicke kannte sie die Divergenz, die hier herrschte. Die ihrer Mutter war zum Beispiel ganz anders, bei ihr war der pinkfarbene Zugang ihres Kanals deutlich sichtbar, die von Maliva hingegen, die Daria am Abend zuvor in aller Ausführlichkeit bewundert hatte, glich ganz der ihren: Ihe äußeren Schamlippen stießen so dicht aneinander, dass sie einen kaum wahrnehmbaren, verführerischen Schlitz bildeten. Würden sich ihre Unterkörper nach der Verwandlung immer noch dermaßen ähneln? Wäre ihr Ding vielleicht ein bisschen kleiner oder sogar noch größer? Wäre seine Haut ebenso blass wie beim Rest von Malivas Körper oder wäre sie wie bei Daria etwas dunkler?

Noch während Daria sich in diesen Überlegungen erging, fingen Malivas Lider an zu flattern und plötzlich schlug sie blinzelnd die Augen auf. Im ersten Moment wirkte sie überrascht, unmittelbar nach dem Aufwachen ausgerechnet Daria in ihrem Bett vorzufinden, doch dieser Ausdruck verschwand schnell wieder. Ein Gähnen unterdrückend streckte sie sich ein wenig, bis sie den Schlaf endlich so weit abgeschüttelt hatte, dass sie sprechen konnte. »Morgen«, sagte sie, die Stimme noch immer gehüllt in ein traumbefangenes Murmeln.

»Morgen«, antwortete Daria mit einem Lächeln auf den Lippen, das Maliva erstarren ließ. Die Zuneigung, die daraus hervorstrahlte war zweifellos echt und das alleine ließ ihr Herz unweigerlich höher schlagen. Es pochte so heftig, dass es sich anfühlte, als würde es vor lauter Glück zerspringen, und es schickte eine Welle behaglicher Wärme durch sie hindurch, erfüllte ihren Brustkorb, versetzte ihren Bauch in einen schwebeartigen Zustand und überzog ihre Wangen mit einem Hauch von Röte, bis sie sich irgendwann in ihren Fingerspitzen verlor. »Hast du gut geschlafen?«

Fest kniff Maliva die Augen zusammen und öffnete sie wieder, um sich wenigstens so weit aus dem Bann dieses hinreissenden Lächelns zu befreien, dass sie eine Antwort formulieren konnte. Es reichte allerdings gerade einmal für ein verlegen ausgestoßenes »Hm-hm« zur Bestätigung, und selbst das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Im Gegensatz zu Daria war ihr Schlaf sehr viel unruhiger gewesen. Es kam ihr vor, als hätte sie die ganze Nacht nur in einem oberflächlichen Dahindämmern zugebracht, als hätte sie sich im Halbschlaf ruhelos von einer Seite auf die andere gewälzt, ohne je wirklich aufzuwachen.

Sie wollte Daria noch fragen, wie sie selbst denn geschlafen hatte, doch dazu kam es nicht mehr. Als Maliva sich auf den Bauch drehen wollte in dem Versuch, sich noch weiter dem Einflussbereich der geradezu umwerfenden Schönheit des Mädchens in ihrem Bett zu entziehen, schoss ein ihr völlig unbekannter Schmerz ihren Intimbereich entlang, der sie vor Schreck aufkeuchen ließ.

Mit unübersehbarer Sorge in den Zügen richtete Daria sich auf. »Was ist denn los? Was hast du?«

Maliva hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Hände noch immer ineinander verschlungen waren; erst als Daria sie nun fester umklammerte, fiel es ihr auf und nun da sie sich dessen bewusst geworden war, konnte sie den Gedanken daran nicht mehr aus ihrem Kopf vertreiben. Übedeutlich nahm sie wahr, wie sich die Finger trotz des vor Befürchtungen unnachgiebigen Griffs weich um die ihren schlossen. Sie konnte nicht verhindern, dass sie erneut errötete, aber das lag nicht allein an der fast schon schwindelerregenden Berührung, sondern auch an dem Grund, der diese beschützende Reaktion ausgelöst hatte. Es war ihr bereits peinlich genug, was diese Misslichkeit überhaupt verursacht hatte, noch peinlicher jedoch war ihr, dass sie Daria wegen einer solchen Belanglosigkeit in Aufregung versetzte.

Als sie die erfolglose Unternehmung in Angriff nahm sich umzuwenden, war Maliva ihr Ständer in den Weg geraten. Natürlich war es für sie schon etwas absolut Fremdartiges, einen Penis zu besitzen, dennoch wurde ihr in dem Moment klar, dass er sich über Nacht versteift haben musste. Bis dahin hatte sie gar nicht mehr daran gedacht, dass sie nunmehr unter dieser körperlichen Umbildung stand; sie hatte zwar nicht wirklich vergessen, dass sie den Fluch auf sich genommen hatte, seine Auswirkungen allerdings hatte sie gewissermaßen verdrängt. Doch als die Spitze ihres noch ungewohnten Körperteils hart gegen die Matratze stieß und von ihrem eigenen Gewicht eingequetscht zu werden drohte, stachen sie ihr schmerzhaft wieder ins Gedächtnis. Es hatte sich kurz so angefühlt, als sei der Schaft dicht davor gewesen, einfach in der Mitte durchzubrechen.

»Schon gut«, sagte sie in einem vor Scham gedämpften Flüstern, »es ist nichts weiter, ich hab mich nur ... na ja, auf mein Ding gelegt.«

Verständnisvoll nickte Daria, ehe ihr auffiel, dass sie diese Erklärung doch nicht ganz nachvollziehen konnte. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Mir ist das auch schon passiert, und das hat nicht wehgetan. Eigentlich ... fühlte es sich sogar ganz gut an.«

»Tja, also weißt du ...« Fieberhaft suchte Maliva nach einer glaubwürdigen Ausrede, doch so sehr sie sich auch anstrengte, es fiel ihr einfach nichts ein. Letztendlich war es wohl ohnehin besser, bei der Wahrheit zu bleiben; immerhin würden sie als Zimmernachbarinnen zumindest für die nächste Zeit zwangsläufig ein vorbehaltloses Verhältnis zueinander aufbauen müssen. In dem begrenzten Heim, das sie von nun an teilten, blieb einfach kein Raum für Heimlichkeiten; hier konnten sie nichts verbergen, jeder unerwünschte Ständer und jede noch so verzweifelt geheim gehaltene Empfindung würde früher oder später ans Licht kommen. Außerdem bestand keine Notwendigkeit, noch irgenetwas zu verstecken. Am Abend zuvor waren sie sich so nahe gekommen, wie es nur ging, sie hatten es miteinander getrieben und Maliva hatte sogar Darias Geschlechtsteil in den Mund genommen, wieso sollte ihr da dieses natürliche Phänomen noch peinlich sein? »Das wird wohl daran liegen, dass er bei dir nicht steif war«, gab sie schließlich zu, »aber ich habe offensichtlich eine Morgenlatte.«

Nun verstand Daria tatsächlich, was geschehen war. Fasziniert blickte sie Maliva an, sich in den Tiefen ihrer unergründlichen, beinahe golden leuchtenden Augen verlierend. »Eine Morgenlatte?«, wiederholte sie gedankenversunken. »Wie ist das denn so?«, fragte sie wie abwesend, obwohl sie das ganz und gar nicht war. Es lag in der Natur des Menschen, mehr über sich selbst herausfinden zu wollen, und so brannte sie darauf, eine Antwort zu hören, doch als Maliva nur unter einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr hinüberlugte, fühlte sie sich genötigt, noch eine kleine Erklärung anzufügen: »Ich hatte noch nie eine.« Das war ja auch erst das dritte Mal, dass sie mit einem Penis statt ihres angestammten Geschlechts erwachte, und bei keiner dieser Gelegenheiten war er steif gewesen. Dabei hatte sie schon oft von diesem Phänomen gehört, es war häufig Gegenstand der wohlwollenden Sticheleien, mit denen Jungs untereinander sich offenbar ihre Freundschaft bezeugten, wie man auf dem Schulhof immer wieder beobachten konnte, ebenso wie der Umstand, dass man wohl ab und zu ungewollt einen Ständer bekam, ohne überhaupt erregt zu sein. Aber nichts davon hatte Daria bisher erlebt, sie hatte höchstens mit aller Macht verhindern wollen, einen zu bekommen, gerechtfertigt war er allerdings in jedem Fall. Er war ausnahmslos das sichtbare Anzeichen eines drängenden inneren Verlangens gewesen. Umso gespannter war sie nun, was Maliva ihr darüber berichten konnte, doch das war nicht viel.

»Es ist eigentlich nicht anders als sonst auch ... äh, na ja, glaub ich zumindest. Ich hatte ja sonst noch keine Latte.«

»Hm. Bist du denn ... scharf?« Sachte wog Maliva den Kopf auf dem Kissen hin und her, eine unmissverständliche Geste der Bestätigung und der Scham gleichermaßen. Daria konnte sie dahingehend nur zu gut verstehen; diese Mischung aus Lust und Schuld war etwas, mit dem sie in letzter Zeit viel Erfahrung gesammelt hatte. Sei es nun die Erkenntnis, dass es erstaunlich viel Spaß machte, sich seinem Anus zu widmen, dass sie zweifellos darauf stand, andere mit ihren Körperflüssigkeiten zu besudeln oder wie sehr sie darin aufging, sich mit einem Mädchen zu vergnügen, innerhalb dieser paar Tage musste sie sich eingestehen, an einer ganzen Menge Dinge Gefallen zu finden, von denen sie nicht wusste, ob sie ihr gefallen durften. Waren das nicht allesamt Perversionen, Praktiken, die allgemein nicht gebilligt wurden? Wenigstens ihre Eltern hätten nichts davon gutgeheißen, so viel konnte sie mit Sicherheit sagen, dennoch hatte sie in allen dieser Depravationen ihre Erfüllung gefunden, und genau dort lag die Verwerfung ihres Geistes. So sehr sie diese Eskapaden auch genossen hatte, konnte sie doch nicht ihr schlechtes Gewissen unterdrücken, das ihr unaufhörlich zuflüsterte, wie amorlaisch diese Ausschweifungen waren.

Auch jetzt überfielen sie wieder diese Emotionen. Wie sollte es denn schon anders sein? Immerhin lag sie dicht an dicht mit ihrer wunderschönen Mitschülerin, mit der sie gestern erst geschlafen hatte, und die sich nun völlig unbekleidet neben ihr in den Laken räkelte. Ihr betörender Duft umwehte sie wie ein exotisches Parfum, das unausweichlich auch ihren eigenen Penis anschwellen ließ, in dem vollen Bewusstsein darüber, wie ungehörig das war.

Das war fraglos dasselbe, was Maliva widerfuhr. Die Nähe, in der sie einander unentrinnbar mit allen Sinnen wahrnahmen, weckte Erinnerungen an den vorigen Abend, an die Ekstasen, die sie sich gegenseitig geschenkt hatten. Kein noch so winziger Fetzen Stoff trennte sie und dieser Eindruck wurde sogar noch dadurch verstärkt, dass sie sich eine Decke teilten. Sie wirkte wie eine physische Verbindung zwischen ihnen; unter ihr staute sich ihre Körperwärme und erhitzte sie auf eine Weise, die sich nicht auf die Temperatur beschränkte.

Es kostete Daria also gar nicht viel Mühe, sich in Maliva hineinzuversetzen, sie steckten buchstäblich in der gleichen Situation. In ihnen beiden loderte die Leidenschaft, ohne dass sie ihr hätten nachgehen können. Sie konnten sich kaum im Beisein der anderen einen abschütteln, das wäre viel zu peinlich gewesen. Wie hätte sie solch eine Überschreitung jeden Anstands auch nur vorschlagen sollen? Hätte sie es nur versucht, wäre sie bereits vor Scham gestorben. Zwar hätte sie sich zur Toilette entschuldigen können, um diese Sache dort zu erledigen, doch machte das ihrer Ansicht nach keinen besonderen Unterschied. Maliva würde genau wissen, was ihr unvermuteter Weggang zu bedeuten hatte, und wie sollte Daria ihr je wieder in die Augen sehen können, wenn sie völlig zu recht den starken Verdacht hegte, dass sie in deren Zuhause an sich selbst herumgespielt hatte?

Natürlich gab es da noch eine weitere Möglichkeit, obwohl die nicht weniger gegen herrschende Moralvorstellungen verstieß: Sie könnten einfach wiederholen, was sie am Abend zuvor getan hatten. Eigentlich wäre das in diesem Fall sogar eine Verbindung aller Verfehlungen, die Daria in diesen Tagen begangen hatte; sie würde es wieder mit einem Mädchen treiben, wieder ihren Anus als Lustorgan benutzen lassen, außerdem hatte sie auch diese Mal vor, ihre Körpersäfte fließen zu lassen. Ihre Eltern hätten mit Sicherheit nichts davon gutgeheißen, trotzdem kam ihr das aus irgendeinem Grund weit annehmbarer vor. Zum einen fühlte Daria sich fast schon dazu verpflichtet; gestern hatte Maliva ihr den Gefallen getan, sich in ihr erleichtern zu dürfen, als sie den unwiderstehlichen Drang danach verspürt hatte, heute würde sie sich dafür erkenntlich zeigen. Vor allem aber würde sie dabei nichts tun, was sie nicht schon erlebt hatte. So falsch sie auch sein mochten, es war doch bestimmt besser, bei den Sünden zu bleiben, mit denen man schon vertraut war, als sich auf noch vollkommen unbekannte einzulassen. So würden sie nur gemeinsam ihre Begierden ausleben, zwei Menschen, die sich einander in freiem Willen hingaben, was sollte es daran auszusetzen geben?

»Vielleicht ... könnte ich dir ja dabei behilflich sein ...?«, deutete sie verhalten an, ohne es zu schaffen, Maliva dabei in die Augen zu sehen.

»Wie meinst du das?«

Erst bei dieser verwirrten Nachfrage flackerte Darias Blick kurz zu ihrem Gesicht empor, stürzte sofort darauf aber wieder hinab auf die Bettdecke zwischen ihnen. »Na ja, ich bin dir ja noch etwas schuldig ... wegen gestern, oder nicht?«

Nun endlich schien Maliva zu begreifen. »Du meinst wir ... sollten es noch mal tun?«

»Warum nicht?«, merkte Daria leichtferig an, als hätte es ihr keine Mühe bereitet, zu dieser Entscheidung zu gelangen. »Außer natürlich du willst nicht«, fügte sie kaum hörbar hinzu. Sie versuchte, möglichst unbekümmert zu klingen, als wäre es für sie ohne Bedeutung, ob Maliva auf dieses Angebot einging oder nicht, war sich aber im Klaren darüber, dass ihr das misslang. Eine erneute Zurückweisung, nachdem sie gerade erst die sachten Anhalte einer neugewonnenen Hoffnung erfuhr, hätte ihr schwer angeschlagenes Selbstbild endgültig zerschmettert, und dieses Bekenntnis ließ sich schlichtweg nicht verheimlichen.

»Doch, doch, ich will schon«, beeilte Maliva sich zu sagen, sei es nun aus einem tieferen Verständnis für Darias Gefühlslage heraus, oder weil sie befürchtete, dass sie es sich anders überlegen könnte. »Ich hab nur nicht erwartet, dass du so etwas vorschlagen würdest.«

»Das ist doch nur fair, du hast ja dasselbe für mich gemacht, und wenn wir das sowieso schon mal gemacht haben, was spricht dann dagegen, es noch mal zu tun? Welchen Sinn soll es haben, wenn du dir nachher verschämt auf der Toilette einen runterholst, wenn wir das genauso gut gleich jetzt erledigen können und dabei beide unseren Spaß haben? Außerdem ... bist du nicht auch neugierig auf eine nähere Untersuchung deiner Verwandlung?«

Dem konnte Maliva nicht widersprechen, natürlich war sie mehr als nur neugierig. Wie hätte es auch anders sein sollen? Das war immerhin eine entscheidende Veränderung ihrer gesamten Lebensumstände. Zwar sollte sie nur solange anhalten, wie sie brauchte, um einen Gegenzauber zu erlernen, doch wer konnte schon sagen, wann es dazu kam? Ihre Ungeduld, die nicht ganz gewissen Auswüchse ihres Fluchs zu erforschen, war also nicht ungerechtfertigt, und auch wenn es ihr nicht behagte, die so offen einzugestehen, nickte sie doch bedächtig.

»Na also«, gurrte Daria sanft, als sei sie eine Ärztin, die einem ängstlichen Patienten gut zuredete, »und ich bin es auch, also zeig schon her.«

Die ganze Zeit über hatten sie sich kaum gerührt. Maliva lag noch immer auf der Seite, wo sie schmerzerfüllt innegehalten hatte, die Hand umklammert von Daria, die sich besorgt über sie gebeugt hatte, nun aber geriet dieses starre Gefüge in Bewegung, wenn auch nur allmählich und in unscheinbarem Maße. Maliva war es nach wie vor nicht geheuer, sich so unverhüllt vor diesem Mädchen zu zeigen, das sich nicht nur immer über sie lustig gemacht hatte, sondern zu allem Überfluss sogar selbst einfach umwerfend aussah, trotzdem zwang sie sich dazu, sich auf den Rücken zu drehen. Da sie bislang noch zugedeckt war, kam dadurch nicht viel zum Vorschein, ihre steinharte Latte wurde so nur gegen den losen Stoff gedrückt, unter dem sie sich wand, und beulte ihn zu einem ansehnlichen Zelt aus.

Doch obwohl es sonst nichts weiter zu bestaunen gab, konnte Daria nicht den Blick von dieser vielversprechenden Erhebung lösen. Es war, als hätte sie soeben ein Geschenk gefunden, das in buntes Papier verpackt für sie drapiert worden war. Dieses vorsichtige Herantasten steigerte ihre Neugier ins Unermessliche, und die Art, wie Maliva sich zierte, nahm sie noch mehr für sie ein. Dieses Mal würde sie sich auch nicht davon abbringen lassen, sich eingehender mit dem ihr dargebotenen Penis zu befassen. Gestern, als sie – aus ihrer Sicht heraus – ihre Unschuld an Daniel verloren hatte, hatte sie nicht einmal genug Zeit gehabt, ihn richtig in Augenschein zu nehmen, zumindest nicht aus der Nähe, bevor er hastig in sie gerammt wurde, doch das würde sie nun nachholen. Den von Maliva würde sie jetzt nicht mehr nur oberflächlich zu Gesicht bekommen, sondern ihn regelrecht studieren, sie würde ihn sich genauestens ansehen, ihn abtasten, sowie jedes weitere Mittel einsetzen, das ihr zur Verfügung stand.

Als ersten Schritt dazu griff sie nach ihrer Brille, die auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett lag, und setzte sie auf. »Ich schätze, dann sollte ich auch wieder deinen Fetisch bedienen, nicht wahr?«, sagte Daria, während sie ihre Brille zurechtrückte, die Andeutung eines verspielten Lächelns auf den Lippen.

»Das ist kein Fetisch!«, wehrte Maliva sich. »Ich finde nur ... die Brille steht dir eben.«

Darias Lächeln wurde breiter. Ihre spöttische Bemerkung hatte eher dazu gedient, den eigentlichen Grund zu verschleiern, aus dem sie sich ihre Brille aufgesetzt hatte, allerdings musste sie zugeben, dass es ihr großen Spaß machte, Maliva derart in Verlegenheit zu bringen. »Aber es ist dir lieber, wenn ich sie aufbehalte, oder?«

Maliva war dieses Geständnis sichtlich unangenehm, brachte nach einigem Zögern aber dennoch ein etwas abgehackt wirkendes Nicken zustande.

Diese Ergebung, die sie Maliva entlockte, die Offenbarung ihrer Zuneigung und ihrer eigenen Lust, überspülte Daria mit einer Welle der Erregung, die bis in ihre Fingerspitzen reichte. Sie spürte, wie sie ihre Hände zum Beben brachte, als sie sich nun daran machte, ihr Geschenk auszupacken. Langsam streckte sie ihre zitternden Finger aus, bis sie die Aufschläge der Decke erreichten und zog sie vorsichtig herab. Stück für Stück enthüllte sich ihr mehr des betörenden Körpers darunter, als der Stoff widerstandslos von ihm abglitt, wie Wasser von der Blüte einer Orchidee: der sinnlich geschwungene Hals, die anmutigen Rundungen der Brüste, der sich in nervöser Atmung hebende und senkende Bauch und zuletzt das, worauf Daria sehnlichst gewartet hatte, Malivas steil aufragender Ständer.

Zunächst verharrte die Decke einen Moment an diesem sich aufbäumenden Hindernis, als würde sie sich sträuben auch noch dieses so intime Körperteil ihrem Blick freizugeben, doch endlich gelang es Daria, sie vollends hinabzuzerren. Damit genoß sie nun tatsächlich eine uneingeschränkte Sicht auf ihr Versuchsobjekt und sie verschwendete keine weitere Zeit mit Zögern, sondern stürzte sich sofort auf ihre angedachte hemmungslose Beobachtung. Mit den dicht zusammengehaltenen Beinen schien Malivas Schritt eine Mulde zu bilden, aus der sich ihr Schwanz unnachgiebig erhob. Er sah aus wie ein Turm, der in einem sonnendurchfluteten Tal stand, unbezwingbar und ehrfurchtgebietend. Fast wirkte er sogar wie von einem Scheinwerfer angestrahlt. Das Gefälle der Dachschräge war so niedrig, dass das darin eingelassene Fenster mehr einem Oberlicht glich und die dadurch hereinströmende Helligkeit konzentrierte sich unmittelbar auf Malivas Becken.

Mit diesen Gegebenheiten war es leicht, ihn sich genau anzusehen, trotzdem ging Daria in die Hocke, um ihm noch näher zu sein. Sie hatte ohnehin vor dem liegenden Mädchen gekniet, doch nun beugte sie sich so weit zu ihr hinab, bis sie selbst die winizgste Einzelheit erkennen konnte. Die unterschieden sich wirklich nicht besonders von denen ihres eigenen Steifen: dicke Venen wanden sich um seine gesamte Länge, wie die Stränge eines Myzels um einen tropischen Baum, die Eichel lag verborgen unter einem Hautzipfel, der ebenso darüber hinausragte wie bei ihr, und die Hoden darunter hingen herab wie reife Mandarinen in einem seltsam verschrumpelten Beutel. Ansonsten schien Malivas Unterleib nicht anders zu sein als zuvor. Den hatte Daria ja gestern auch schon mit einiger Begeisterung inspiziert. Die Haut war noch ebenso hell wie zuvor, beinahe durchscheinend, und noch immer war kein einziges Haar an ihm zu entdecken. Daria vermutete, dass es anders als bei ihr aber nicht daran lag, dass sie angefangen hatte, ihren Intimbereich zu rasieren, Maliva kam ihr noch so kindlich vor, dass sie vielmehr annahm, dass sie es einfach noch nicht nötig hatte.

Nachdem sie ihrer beider Penisse eine ganze Zeit lang nur dem Äußeren nach miteinander verglichen hatte, befand Daria schließlich, dass es angebracht war, die nächste Phase ihrer Erforschung einzuleiten. Völlig hingerissen, als gäbe es nichts in der Welt, das ihre Aufmerksamkeit mehr verdient hätte, legte sie einen Finger auf das prall abstehende Rohr. Bereits jetzt, auch ohne ihr Zutun, wippte er sachte auf und ab, getrieben von dem begehrlichen Puls, der ihn durchfuhr. Probeweise stubste sie ihn an und wie zu erwarten war hüpfte er kurz umher, bevor er wieder an ihrer Fingerspitze zur Ruhe kam. Dann umgriff sie den Schwanz vollständig, allerdings so, dass ihn nur die Kuppen ihrer Finger berührten. Auf diese Weise konnte sie die bewegliche Vorhaut, die seine Eichel bedeckte, hinauf und hinab führen.

Das tat sie jetzt mit beinahe aufopfernder Hingabe. Selbst wenn sie es mit aller Macht versucht hätte, hätte sie sich wohl nicht davon abhalten können, dazu war ihr Entdeckerdrang einfach zu groß, immerhin diente dies hier auch Erkenntnissen ihres eigenen Zustands. Zwar hatte Theresa sie unabsichtlich masturbiert in dem Versuch, ihrer geheimnisvollen Verwandlung auf den Grund zu gehen, doch war Daria bei ihrem Sammeln von Hinweisen weitaus effizienter zu Werke gegangen. Sie hatte sich mehr mit medizinischer Sorgfalt abgetastet und jeden sonstigen Umgang mit ihrer Anomalie so weit wie möglich vermieden. Nicht einmal als sie sich gestern befriedigt hatte, hatte sie sich mit ihr beschäftigt, sondern war sogar so weit gegangen, statt ihr ihren Anus zu benutzen. Sie hatte also nie einen Penis onaniert, weder ihren eigenen noch den von jemand anderem, sie hatte es nur passiv in Form einer freundschaftlichen Hilfeleistung miterlebt.

Umso gespannter war sie nun zu erfahren, wie das war. Mit äußerster Achtsamkeit analysierte sie das Gefühl, wie sich die samtig wirkende Vorhaut an ihre Fingerspitzen schmiegte, wie sie sich mühelos vor und zurück schieben ließ und wie der breitere Eichelrand unter ihr zu spüren war. Auch mit ihren Blicken studierte sie diesen Vorgang genauestens. Es war geradezu berauschend zu sehen, wie der rosafarbene Knauf am Ende des Schwanzes in diesem Mantel verschwand und sich langsam wieder daraus hervorschälte. Das helle Leuchten seiner kräftigen Tönung durchbrach den Schleier seiner Kuppel scheinbar noch, bevor er selbst ihn durchstieß; im einen Moment bildete die überlappende Haut noch ein als undurchdringlich wahrgenommenes Geflecht um ihn herum, im nächsten stach er daraus hervor, der Stempel einer knospenden Blüte, deren Blätter sich schleichend von ihm lösten.

Obwohl dieses Schauspiel sie mehr in seinen Bann schlug, als sie je erwartet hatte, gelang es ihr, sich von ihm loszureißen und zu Maliva hinüberzublicken. Die verfolgte das Geschehen mit ebensolch gespannter Faszination, möglicherweise sogar mit noch mehr, war es doch ihr eigenes neugeformtes Geschlecht, mit dem sie hier Bekanntschaft schloß. Sie war damit ja genauso wenig vertraut, und so starrten sie beide gleichermaßen darauf hinab, die Augen so unentrinnbar von ihm angezogen, dass auch Daria es nicht lange aushielt, den Blick von ihm zu lassen.

Als sie sich ihm unweigerlich wieder zuwandte, bemerkte sie, dass sich an seiner Spitze allmählich ein kleiner Tropfen bildete, der rasch größer wurde. Es war eine durchsichte, farblose Flüssigkeit, die aus dem winzigen Loch darin hervorsickerte. Das musste Vorsamen sein, auch wenn es kaum Ähnlichkeit mit dem wenigen Sperma besaß, mit dem sie bislang in Kontakt gekommen war. Erst als soviel davon ausgetreten war, dass es über die Vorhaut schwappte und ihre Hand benetzte, wurde Daria sich der Gemeinsamkeiten bewusst. So unterschiedlich die beiden Sekrete aussahen, sie waren zumindest im selben Maße schleimig. Warm blieb es an ihren Fingern haften, wurde von ihnen gleichmäßig über Schaft und Eichel verteilt, während sie an ihnen entlangrieben, und überzog schließlich den gesamten Penis mit seiner klebrigen Nässe.

Das machte die ganze Angelegenheit natürlich um einiges glitschiger. Ihre Hand begann leichter über Malivas Schwanz zu gleiten, die Vorhaut blieb zurück und ließ die Eichel unbedeckt, sodass Daria sie nun ganz unmittelbar streichelte. Dieser Umstand, die Feuchtigkeit, die ihr Unternehmen so fließend werden ließ, erinnerte sie an die Schwierigkeiten, als sich Daniel am Tag zuvor in ihrem Hintern ergangen hatte. Schon da hatte sie gedacht, dass es die Sache bestimmt vereinfachen würde, wenn sein Penis nur in irgendeiner Form beschmiert gewesen wäre. Das war jetzt zwar zweifellos der Fall, doch nahm Daria an, dass es noch nicht ganz ausreichte. Es wäre mit Sicherheit besser, wenn auch ihr Loch in vergleichbarer Weise befleckt würde.

Da kam ihr eine Idee. Im ersten Moment erschien sie ihr absurd, aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr musste sie sich eingestehen, dass dieser Gedanke sie anmachte. Dass diese Maßnahme dann noch helfen würde, Maliva in ihren Anus Einlass zu verschaffen, war ein zusätzlicher Gewinn. Damit verblieb nur, die erbetene Ausführende dieser Unterstützung von ihrer Notwendigkeit zu überzeugen.

Widerstrebend löste Daria ihren Griff um die aufgerichtete Stange, behielt jedoch einen Finger auf der Öffnung ganz oben, mit dem sie spielerisch die unablässig hervorquellenden Wollusttropfen verrieb. »Also ... bevor du loslegst, wäre da noch eine Kleinigkeit ...«

»Ja?«, fragte Maliva überrascht nach.

»Es ist ja nicht so, dass ich viel Erfahrung damit hätte, aber wie ich gestern herausgefunden habe, als Daniel mich ... besucht hat, tut es schon einigermaßen weh, dieser Neigung nachzugehen, wenn man keine geeigneten Vorbereitungen trifft.«

»Aha. Und was wären das für Vorbereitungen?«

»Na ja, was bei dieser Alternative fehlt, ist aus offensichtlichen Gründen so etwas wie Scheidenflüssigkeit. Wir brauchen also irgendeinen Ersatz. Ich meine, dein Ding ist ja nass genug«, lasziv deutete Daria auf Malivas Schwanz, von dem der glitzernde Vorsamen in langen Schlieren herabtropfte, »aber bei mir sieht das etwas anders aus.«

»Und was schlägst du da vor?«

»Ich denke, mit ein bisschen Spucke sollte es schon funktionieren.«

»Dann soll ich dir ... auf die Hintertür spucken?«

»Elegant ausgedrückt«, merkte Daria unscheinbar lächelnd an, »aber ich glaube, das reicht nicht. Das wäre zwar ein guter Anfang, aber damit das wirklich klappt, müssten wir die, äh, Hintertür schon richtig mit dem Zeug einweichen. Da wirst du wohl mit der Zunge arbeiten müssen.«

Unwillkürlich keuchte Maliva auf. »Du willst, dass ich dir das Arschloch ablecke?«

»Tja, das ist etwas weniger elegant ausgedrückt, aber ich schätze, so kann man das sagen, ja.«

Maliva konnte ihre Fassungslosigkeit kaum verbergen. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starrte sie Daria an. Das konnte sie doch unmöglich ernst meinen! Das verstieß nun endgültig gegen jede Regel, die ihr je beigebracht worden war, ob nun von Anstand, Würde oder Sauberkeitsempfinden. Andererseits hatte sie nie besonders viel von Regeln gehalten, vor allem nicht von denen, die einzig und allein auf den überkommenen Moralvorstellungen einer reaktionären Gemeinschaft beruhten. Ansonsten wäre sie wohl auch nicht in der Lage gewesen, sich ihre homoerotische Veranlagung einzugestehen, außerdem hatte sie als Hexe gelernt, dass es so gut wie keine Regel gab, die man nicht ein wenig dehnen konnte, manchmal war es sogar unbedingt notwendig, gegen sie aufzubegehren. Welche Wendung hätte die Geschichte denn schon genommen, wenn Galileo sich an die strikten Dogmen seiner Zeit gehalten hätte oder Charles Darwin vor der Skandalösität seiner Idee zurückgeschreckt wäre?

Diese Überlegungen ließen das Fundament ihrer Bedenken bereits bröckeln und bald schwankten sie so sehr, dass sie ganz einzustürzen drohten. Immerhin war es ja nicht so, dass sie nicht schon selbst auf diese Paraphilie verfallen wäre. Hin und wieder, wenn sie masturbierte und ihr Verstand vor Lust zu entgleisen schien, geriet er eben auf solche Abwege. Es war immer mit nachträglichen Schuldgefühlen verbunden gewesen, trotzdem hatte sie sich einige Male vorgestellt, ihre Zunge durch die Poritze eines Mädchens fahren zu lassen und gegen die kaum aufzwingbare Höhle in deren Mitte zu drücken. Es hatte schließlich schon immer zu ihren liebsten Phanasien gehört, es ihren erträumten Gespielinnen mit dem Mund zu machen, und wenn man sich ausmalte, ihr Geschlecht zu lecken, lag es nicht allzu fern, dasselbe mit dieser zweiten Körperöffnung zu tun. Einmal hatte sie sogar einen Finger auf ihren Anus gelegt und ihn sanft massiert, als wäre er ihre Scheide. Sie hatte sich nicht getraut, ihn auch eindringen zu lassen, das hatte sie ja nicht einmal bei ihrer Weiblichkeit gewagt, dennoch war es auf eine höchst eigentümliche Art ungemein erregend gewesen.

Warum also sollte sie Daria dieses Gefühl verweigern, zumal sie offensichtlich begierig war, es zu erleben? Sie war ohnehin so hübsch, dass es Maliva schwerfiel, ihr überhaupt irgendetwas abzuschlagen, sei es auch noch so befremdlich. Egal wie hochnäsig sie ihr gegenüber immer aufgetreten war, bei ihrem Ausshen hatte sie zumindest allen Grund, eitel zu sein. Maliva war noch nie in ihrem Leben jemandem begegnet, der es auch nur annährend mit ihrer überwältigenden Schönheit hätte aufnehmen können. Wer konnte ihr da schon nachtragen, dass sie bei dem Gedanken an sie nicht aufhören konnte, sich selbst zu befriedigen?

In dieser Hinsicht war alles, was sie bisher mit Daria angestellt hatte, ebenso wie das, was nun folgen sollte, zu entschuldigen: Sie hatte einzig und allein ein paar ihrer geheimsten Wünsche erfüllt. Sie hatte es hemmungslos mit ihrer arroganten Klassenkameradin getrieben und es ihr anschließend sogar noch einmal mit dem Mund besorgt; alles Genüsse, die sie sich beim Onanieren schon lange erträumt hatte, ebenso wie Darias bemerkenswertes Anliegen. Welchen Unterschied sollte es da schon machen, wenn sie auch diesen noch wahr werden ließ?

Mit einem Mal beschloss Maliva, die verschrobeneren Ereignisse dieser ersten Übernachtung einer Freundin bei ihr als Gelegenheit zu betrachten, die sie dazu nutze, ihrer innigsten Sehnsüchte zu erliegen. Dies war doch genau der richtige Augenblick dafür. Sie hätte sich niemanden vorstellen können, mit dem sie lieber derartig verkommene Praktiken ausprobiert hätte, und wenn man ein solches Unterfangen in Angriff nahm, musste man sich an eine Person wenden, der man rückhaltlos vertraute – und zu ihrer eigenen Überraschung war das bei Daria mittlerweile der Fall. Bei ihr fühlte Maliva sich sicher und geborgen, als würden sie einander schon immer so nahe stehen wie Schwestern. Vor ihr brauchte sie sich nicht zu schämen, weder für die Grenzüberschreitungen der vergangenen Nacht noch für zukünftige. Sie hatten nicht nur beide Schuld auf sich geladen, indem es überhaupt erst zur jetzigen Situation gekommen war, die Novizin eines magischen Zirkels und das Opfer ihres Fluchs, sondern sie hatten auch gemeinsam einige Abseitigkeiten begangen, die in einem konservativen Weltbild wohl nur als Sünde gelten konnten. Damit waren sie einander so vertraut wie nur irgend möglich, sie hatten sowohl ihre Körper gegenseitig bis in den kleinsten Winkel erforscht als auch ihren Geist. Sie hatten sich ihre eigenen Verfehlungen eingestanden und die der jeweils anderen vergeben. Wie sollte ihnen da noch irgendetwas peinlich sein? Letztlich waren sie in allen Belangen immer nur dem einzigen Ratgeber gefolgt, in dessen Obhut sie sich ganz ohne jede Sorge begeben konnten: ihren Herzen.

Damit war Maliva zu einer Entscheidung gelangt; sie würde die Bedingung erfüllen, die ihr gestellt worden war. Immerhin hatte Daria ihr gerade angeboten, sich in ihrem Hintern zu erleichtern, da war es doch nur angebracht, ihr den Gefallen zu erweisen, ihn vorher noch ein wenig zu lecken.

»Okay«, gab sie zögernd nach, »wenn du meinst, es ist nötig ...« Ihre Stimme verstummte allmählich, wie von dem Sturm der Verlegenheit davongetragen, der in ihr tobte, und dieses Hadern war nicht einmal gespielt. Trotz allem fiel es Maliva nicht leicht, auf diese Forderung einzugehen, doch war die Aussicht zu verlockend, als dass sie ihr hätte widerstehen können. Dass dieses wunderschöne Mädchen vor ihr, die Verkörperung all ihrer Wünsche und ihrer Auffassung von Vollkommenheit, gewillt war, ihr mit ihrem Hinterteil zu Diensten zu sein, war eine Gabe, der sie sich nicht erwehren konnte, und dass Daria dabei noch immer völlig nackt war, machte es nicht einfacher. Schon zuvor hatte es ein Verlangen in ihr geweckt, das sie nicht abschütteln konnte, als sich bei ihrem Erwachen weiche Brüste und feste Schenkel an sie gedrückt hatten, doch war ihre Latte nun so unerbittlich, dass sie kaum mehr stillhalten konnte.

Unruihg zuckte ihr Becken auf und ab, ohne dass sie es hätte kontrollieren können, aber Daria war nicht weniger von Aufregung erfüllt als sie selbst. Sie konnte kaum glauben, dass Maliva sich zu dieser Perversion bereit erklärt hatte, und diese Zustimmung ließ ihren Penis so sehr anschwellen, dass er fast zu platzen drohte.

»Ja, es ist wohl nötig«, bestätigte sie, verfiel aber ebenso schnell wieder in Schweigen wie Maliva. Sie wusste einfach nicht, was sie noch hätte sagen sollen. Obwohl sie in den letzten Tagen erstaunlich oft Sex in den verschiedensten Konstellationen gehabt hatte, wenn man bedachte, dass sie ihre Unschuld gerade erst verloren hatte, war sie in Angelegenheiten dieser Art noch immer unsicher. Sie hatte stets großen Wert darauf gelegt, sich in allen Lebenslagen angemessen zu verhalten, hatte versucht die soziale Ordnung und ihre Normen einzuhalten, doch hier blieb ihr schleierhaft, was von ihr erwartet wurde. Wäre es vermessen von ihr gewesen, nun den nächsten Schritt einzuleiten, da sie ja auf dieses Vorgehen bestanden hatte, oder stand dieses Recht Maliva zu?

Die junge Hexe schien sich dieselben Fragen zu stellen, denn eine Zeit lang saßen sie sich bloß reglos gegenüber, die Blicke verstohlen abgewandt, doch ihre Schwänze starr aufeinander gerichtet, bis Daria endlich die Initiative ergriff. Während sie beide still abgewartet hatten, hatte sie es nicht geschafft, Maliva in die Augen zu schauen, trotzdem hatte Daria sie insgeheim unter halb niedergeschlagenen Lidern betrachtet – ihre sich nur leicht erhebende Brust, die zusammengedrückten Beine, die nicht den zwischen ihnen hervorragenden Ständer verbergen konnten und natürlich dieses aufreizende Geschlecht an sich – nun aber zwang sie sich dazu, sich endgültig von diesem bezaubernden Anblick loszureißen und sich umzudrehen. Nachdem sie das mit mehr Mühe hingekriegt hatte, als es sie hätte kosten dürfen, so scharf wie sie auf die ihr bevorstehende Behandlung war, ließ sie sich auf alle viere nieder, ganz so wie sie es auch bei Daniel getan hatte. Zum einen schien ihr die die sinnvollste Haltung zu sein, die sie einnehmen konnte, sollte Maliva sich doch mit ihrer Kehrseite befassen, zum anderen bemerkte sie aber selbst, wie sehr diese Wiederholung sie beruhigte. Auch wenn ihr einizger gemeinsam verlebter Akt in letzter Konsequenz das tragische Ende ihrer Beziehung und somit einen weiteren schmerzlichen Verlust von Geborgenheit versprechenden sozialen Strukturen begründete, war dies ein Element der Vertrautheit, an das sie sich auf dem unbekannten Terrain sexueller Ausschweifungen klammern konnte.

Hier gab es allerdings keine Armlehne, über die sie sich beugen konnte, es blieb ihr also einzig, auf Händen und Knien dazuhocken, während sie darauf wartete, dass Maliva der Aufforderung, die dieser pose innelag, nachkam. Das geschah zunächst jedoch nicht. Irritiert sah Daria über ihre Schulter hinweg hinter sich. Maliva hatte sich noch nicht bewegt, sie kniete an derselben Stelle wie zuvor, mit verträumtem Gesicht den ihr dargebotenen Intimbereich bewundernd. Offensichtlich war diese Einladung, so unmissverständlich sie auch sein mochte, ihr nicht genug. Das verunsicherte Daria ein wenig. Überkamen Maliva etwa Zweifel an ihrer Aufgabe? Hielt sie Daria nicht der Überwindung wert, die sie dazu hätte aufbringen müssen? Aber nein, wie sie erleichtert feststellte, lag in Malivas Zügen keine Spur von Unbehagen, aus ihnen war nichts anderes als pure Faszination herauszulesen.

Wenn die Sache so stand, bedurfte es nur eines kleinen weiteren Reizes, um Maliva aus ihrem Zustand der Lethargie zu reißen, und Daria hatte bereits eine Idee, wie der aussehen könnte. Vorsichtig ließ sie ihren Oberkörper herabsinken, bis ihr zur Seite gedrückter Kopf mit der Wange und ihre Brust flach auf dem Laken ruhten. Auf diese Weise wurde ihr ausgestrecktes Gesäß noch mehr betont, voll und rund ragte es Maliva entgegen, aber das war noch gar nicht der eigentliche Sinn ihres Vorhabens. Sobald sie einen sicheren Stand gefunden hatte, griff Daria hinter sich, umfasste ihre Pobacken und zerrte sie auseinander. Natürlich konnte sie es nicht sehen, aber sie wusste, dass sie Maliva so alles zeigte, was sie zu bieten hatte: die Spalte, die den Hintern teilte, musste weit geöffntet vor ihr liegen, die winzige Öffnung des Anus entblößend. Vielleicht war sie sogar ebenfalls ein wenig aufgedehnt und gewährte ihrer Beobachterin einen kleinen Einblick in das, was sie erwartete.

In dieser Position verharrte Daria in angespannter Stille, beinahe demütig auf dem Bett kniend, ihr Hinterteil ergeben Maliva hinhaltend und ihr nicht nur freien Blick sondern auch ungehinderten Zugang zu all ihren Vorzügen einräumend. Sie machte sich gar keine Illusionen, das war schon förmlich eine verzweifelte Bitte darum, bestiegen zu werden. Wenn das nicht die erhoffte Wirkung zeigte, wusste sie auch nicht weiter.

Da musste sie sich allerdings keine Sorgen machen. Diese hemmungslose Zurschaustellung ihres Zugeständnisses Maliva gegenüber, ihr Arschloch benutzen zu dürfen, erinnerte sie offenbar wieder an die Voraussetzung, die sie für dieses Privileg zu erfüllen hatte. Mit einem traumwandlerischen Schritt, den sie auf Knien zurücklegte, war sie bei ihr angelangt, beugte sich zu ihrem rückwärtigen Becken herab und vergrub ihr Gesicht zwischen dessen sich vorwölbenden Hügeln. Daria spürte, wie die Zunge mehrmals kitzelnd durch ihre Fuge strich, erst zaghaft, dann immer ungestümer, bis der Speichel ihre Haut völlig durchdrungen hatte. Zuletzt wagte Maliva sich sogar an den After selbst heran, ein Genuss, den Daria sich herbeigesehnt hatte. Unwillkürlich den Atem anhaltend verfolgte sie genau, wie die weiche Zungenspitze ihn zunächst verführerisch umspielte, sanft dagegen drückte und plötzlich ein Stück in sie fuhr, als Maliva sich mit aller Kraft in ihre Aufgabe stürzte. Weit drang sie zwar nicht ein, dazu war sie zu nachgiebig und der einlass, durch den sie sich zu kämpfen hatte, zu eng, aber das war auch gar nicht nötig; Daria verlor sich auch so schon widerstandslos in diesen Empfindungen. Eigentlich hatte sie es noch erotischer gefunden, als Maliva diese überaus empfindliche Stelle nur zärtlich geleckt hatte, das hatte ihr Herz fast ebenso in Aufruhr versetzt wie die Erfahrung, einen geblasen zu bekommen, und aus irgendeinem Grund war ihr diese rein äußerliche Behandlung um einiges intensiver vorgekommen als der Vorstoß in ihr Inneres, trotzdem machte sie dieses sich windende, sich beinahe formlos anfühlende Körperteil in ihr über alle Maße an. Es war, als würde sich ein Tenatakel in sie bohren, der mit seinen Bewegungen wellenartig ihren Schließmuskel aufzwang und sein konisch zulaufendes Ende innerhalb ihres Rektums umhertanzen ließ.

Doch so berauschend das auch war, wusste sie, dass es in Wirklichkeit nicht die Zungenschläge an sich waren, die sie so vereinahmten. Insgeheim war ihr klar, dass es vielmehr das Prinzip war, das dem zugrunde lag; sie liebte einfach die Vorstellung, dass Maliva ausgerechnet ihren Mund verwendete, um sich ihren höchst eigenen Teilen zu widmen, sei es nun ihr Geschlecht oder ihr Gesäß, und dass sie sich dabei offensichtlich erst überwinden musste, jetzt aber voller Eifer zur Sache ging, verschaffte Daria eine weitaus tiefere Befriedigung als die einer bloßen sexuellen Natur es je vermocht hätte. Sie schien ihre Brust zu erwärmen und sie überkam dasselbe Gefühl, das sich in ihr breitgemacht hatte, als Maliva sie hatte schweben lassen; ihr Magen wurde ganz leicht und sie selbst verlor jegliches Gewicht. Daria musste sich erst mit einem Blick unter sich vergewissern, aber sie war nicht schwerelos geworden, sie flog nicht wie in einem Meer aus Glückseligkeit treibend dahin, ihre Hände berührten noch immer das Laken, und die Falten, die es warf, bewiesen die Last, mit der sie sich darauf stützte. Diesmal war es keine Hexerei, der sie diese Freuden verdankte, diesmal war es einzig die in ihrem Anus umherflatternde Zunge.

Obwohl sie diese Emotion noch nie in einem erregenden Zusammenhang verspürt hatte, erkannte Daria sie doch wieder. So etwas hatte sie in den seltenen Fällen wahrgenommen, wenn sie mit sich und der Welt im Reinen war, wenn sie sich nicht verstellen musste, um den Ansprüchen der Außenwelt gerecht zu werden, sondern in den liebevollen Armen ihrer Familie oder Theresa, ihrer besten Freundin, ganz sie selbst sein konnte. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln sträubte sie sich dagegen, doch im Grunde blieb ihr keine Wahl, als es sich einzugestehen: was sie da erfüllte, war tiefste Zuneigung zusammen mit der unendlichen Zufriedenheit, die einen umgab, wenn nichts weiter zählte als die Zeit, die man mit seinen Anvertrauten verbrachte. Es war seltsam, dieser eigentlich so unschuldige Form der Verbundenheit in solch einer ordinären Situation zu erliegen, dennoch konnte kein Zweifel daran bestehen, dass dem so war.

Damit drängte sich allerdings eine hoffnungslos verworrene Frage auf: Wenn das stimmte, wenn sie Maliva tatsächlich diese bedingungslose Zuneigung entgegenbrachte, wieso verlangte Daria dann von ihr, dass sie ihr den Arsch ausleckte? Im ersten Moment ergab das keinen Sinn, doch je mehr sie auf das Flüstern ihrer eigenen Seele lauschte und ihre Erfahrungen der letzten Tage bedachte, musste sie zugeben, dass sie die Antwort bereits kannte. Es lag geradezu auf der Hand. Ihre Besessenheit davon, andere mit ihren Körpersäften in Kontakt zu bringen, die ihr gestern an sich aufgefallen war, als ihr klar wurde, wie sehr sie sich danach verzehrte, es mit dem Mund gemacht zu bekommen, ihre Masturbationsphantasie kurz davor, in der sie davon träumte, wie Theresa mit ihrer Zunge Daniels Sperma aus ihr hervorholte, und nun diese von ihr gestellte Forderung; das alles versicherte ihr ebenso unbestreitbar wie ihr in Lust versunkenes Herz, dass es die unweigerlich damit einhergehende Demütigung war, an der sie sich aufgeilte.

Woran lag das? War sie so ein schlechter Mensch? Machte es ihr einfach Spaß, andere zu quälen, hatte sie deshalb Maliva in der Vergangenheit immer wieder das Leben schwer gemacht? Doch ein Teil ihres Selbst, ein Teil, dem sie nichts vormachen konnte, wusste es besser. Das sie diesem fremden Mädchen nie eine Chnace gegeben hatte, war keine Sache des Vergnügens gewesen, wies diese ungewohnt introspektive Seite von Daria sie zurecht, sondern war Ausdruck eine viel tiefergehenden Emotion: der Angst. Maliva war so grundverschieden von den Übrigen in ihrer Klasse, trotzdem war sie mit ihrer kaum zu erreichenden Schönheit nicht so einfach abzutun, und beides zusammen hatte sie wie die besorgniserregendste aller nur erdenklichen Berdohungen wirken lassen.

Das hatte sich mittlerweile ins Gegenteil verkehrt, jetzt kam Maliva ihr vor wie der einzige helle Stern in einer wolkenverhüllten Nacht, aber noch immer setzte Daria alles daran, sie zu erniedrigen. Wie sollte das zu erklären sein? Doch vielleicht waren ihre Gefühle ja gar nicht so vekommen, wie sie annahm. Sie empfand eine Gewissheit der Zusammengehörigkeit zu Maliva, das stand außer Frage, nur hatten alle anderen, denen sie etwas Ähnliches entgegenbrachte, ihr in dieser Zeit, in der Daria sie am meisten gebraucht hätte, den Rücken zugekehrt. Niemand hatte mehr zu ihr gehalten, ausnahmslos jeder hatte sie verlassen, wie sollte sie da hoffen, dass es mit Maliva anders enden würde, mit der sie nicht einmal viele Gemeinsamkeiten hatte? In dieser Hinsicht war die Hürde, die Daria ihr in den Weg stellte, um es mit ihr treiben zu dürfen, verständlich. Wenn sie sich zu der Schande herabließ, ihr die Zunge in den After zu stecken, war ihre Aufrichtigkeit doch unbestreitbar. Letzendlich war es der unwiderlegbare Beweis, dass die Zuneigung, die Daria ihr schenkte, auch erwidert wurde. Wenn sie es jemandem so schwer machte, sie zu mögen, die sich aber trotz allem dazu durchringen konnte, musste das doch bedeuten, dass ihrer beider Schicksale untrennbar miteinander verwoben waren. Was auch immer noch geschehen sollte, sie würden sich dem gemeinsam stellen, nach dieser Überwindung ihrer Scham würde Maliva sie zumindest nicht einfach ausnutzen und dann verschwinden.

Nach einer Weile verebbte das Gefühl, zügellos durch die Wolken zu schweben allerdings ein wenig; Maliva hatte die Zunge aus ihrem Anus hervorgezogen und richtete sich nun langsam auf. Als sie wieder mit durchgedrücktem Rücken auf den Knien hockte, zögerte sie jedoch erneut, einerseits weil sie nicht so recht wusste, was sie jetzt tun sollte, zum anderen weil sie sich in dem mitreißenden Anblick von Darias ausgestrecktem Hinterteil verlor, der sie alles andere vergessen ließ. Erst allmählich konnte sie sich von ihm lösen und ihr wurde klar, dass über ihr weiteres Vorgehen eigentlich gar keine Zweifel bestanden. Auch wenn sie selbstverständlich den Akt noch nicht als Ausführende begangen hatte, hatte sie doch dabei schon zuvor Darias Position eingenommen; die grundsätzlichen Abläufe waren ihr also nicht mehr unbekannt, das dafür vorgesehene Loch triefte vor Nässe und ihr betonharter Ständer beharrte schon seit Ewigkeiten darauf, endlich eingelassen zu werden. Somit waren fraglos alle Erfordernisse erfüllt, außerdem schien Daria ihre Vereinigung bereits voller Ungeduld zu erwarten, so vorbehaltlos wie sie noch immer ihre gesamte Schamgegend mit den Fingern offengelegt hielt. Da wäre es doch nur unhöflich gewesen, ihr das noch länger zu verwehren, oder nicht?

Maliva beschloß, dass sie das nicht verantworten konnte. Vor Lust erschaudernd legte sie eine ihrer Hände auf Darias Po, die andere um ihren sich aufbäumenden Schwanz. Als sie ihren eigenen Herzschlag in den Erschütterungen spüren konnte, die ihn durchliefen, fiel ihr mit einem Mal auf, dass dies das erste Mal war, dass sie ihr neugeformtes Geschlecht berührte, was sie seltsamerweise noch mehr aufwühlte als Darias kurze Masturbation vorhin. Ihr Streicheln war zutiefst erregend gewesen, doch das nun befriedigte ein Bedürfnis in ihr, das ebenso elementar, vielleicht aber sogar noch bedeutender war: die Suche nach Selbsterkenntnis. Die ihren Penis umschließende Hand selbst zu steuern, verlieh ihr einfach mehr Kontrolle über die Sache; so konnte sie nicht nur die Empfindungen analysieren, die ihr Unterleib ihr vermittelte, sondern auch ihre Ursachen, sie konnte sie untereinander abwägen und nicht zuletzt konnte sie ihn so natürlich viel besser fühlen. Immerhin war der Tastsinn schon immer ein wichtiges Mittel, um sich mit der Beschaffenheit eines fremden Gegenstands vertraut zu machen. So kam man in unmittelbaren Kontakt mit ihm und konnte sich ein Urteil darüber verschaffen, was bei bloßem Augenschein nur eine Vermutung geblieben wäre.

Es war wirklich überaus faszinierend, die Unebenheiten und Vorsprünge ihres ihr selbst unbekannten Geschlechts unter den Fingern zu spüren, dennoch kam Maliva mit einem Blick auf Darias erwartungsvoll auseinandergezerrten Gesäßfalte zu dem Schluss, dass dafür später noch genug Zeit blieb. Das war eine viel zu betörende Aussicht, als dass sie es noch länger hätte ertragen können, ihr nicht nachzukommen, doch sogar wenn es anders gewesen wäre, gab es keinen Grund, der sie an einer Weiterführung ihrer Forschung gehindert hätte. Auch ihren Schwanz im Arsch dieses wunderhübschen Mädchens zu vergraben, würde genug Befunde zu einer späteren Auswertung beitragen. In diesem Moment hätte sie sich darauf ohnehin nicht mehr konzentrieren können. Es bereitete ihr schon genug Schwierigkeiten, die Spitze ihrer Eichel an dem Rand der ihr dargebotenen Körperöffnung anzusetzen, ohne vor lauter Aufregung gleich wieder abzurutschen. Unter Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft gelang es ihr zwar, doch damit hatte sich ihre Zurückhaltung bereits erschöpft. Sie hielt nur einen Augenblick so inne, gerade noch außerhalb der warmen Einhöhlung, dann trieb sie ihre harte Stange mit einem Stoß der Hüfte auch schon hinein.

Unwillkürlich atmete Daria heftig aus, als der fremde Körperteil sich plötzlich in ihren Darm schob. Dabei gab es dafür nicht einmal einen wirklichen Grund. Ihr Vorhaben war aufgegangen, anders als bei Daniel war es nicht unangenehm, wie ihr sonst so undurchdringlich verschlossenes Loch aufgespreizt wurde und der Penis sich immer tiefer in sie bohrte. Gebadet in Speichel wie das enge Band ihres Schließmuskels war, bot es viel weniger Widerstand und ließ sich bereitwillig dehnen. Es schien auch keinen Unterschied zu machen, dass Malivas Schwanz ein ganzes Stück größer war als der von Daniel. Obwohl sich die Einbuchtung, in die er langsam vordrang, so noch dichter um ihn legte, glitt er geschmeidig an ihren Wänden entlang. Im Gegensatz zum letzten Mal hatte sie jetzt keineswegs den Eindruck von Haut, die an Haut klebte, vielmehr strichen sie sanft übereinander hinweg, während sich die junge Hexe in einem stetigen, fließenden Prozess in sie hineindrängte. Trotzdem konnte Daria diesen aufseufzenden Laut nicht unterdrücken. Es war, als würde der in ihr Rektum fahrende Kolben ihr die Luft aus den Lungen pressen, sodass sie gar nicht anders konnte, als sie in einem verhaltenen Stöhnen entweichen zu lassen.

Maliva ließ ein ganz ähnliches Geräusch vernehmen, nachdem sie sich nun bis zum Anschlag in ihren Hintern vorgearbeitet hatte. Offensichtlich hatte bereits das bloße Eindringen sie unermesslich erregt und brauchte einen Moment, um sich mit diesen neuen aufreibenden Gegebenheiten vertraut zu machen, indem sie ihre Hüfte still an die ihr hingehaltenen Pobacken gedrückt hielt. Das konnte Daria ihr nur zu gut nachfühlen, sie hatte ja selbst schon die Erfahrung gemacht, wie überwältigend es war, sich plötzlich in einer so begrenzten, sich heiß an sie zwängenden Umgebung wiederzufinden. Allerdings hatte sie bislang lediglich das Innere einer Scheide kennengelernt, doch konnte sie aus der Art, wie sehr ihr After gestreckt wurde, unzweifelhaft darauf schließen, dass die Platzverhältnisse in dieser besonderen Körperöffnung noch um einiges eingeschränkter waren. Deutlich spürte sie, wie fest der straff gespannte Muskel den Stab in seiner Mitte umklammerte.

Dennoch hielt Maliva es anscheinend nicht lange aus, so untätig in ihr zu bleiben. Langsam und vorsichtig begann sie sich zu bewegen. So bedächtig als würde sie sich in einer unersetzlichen Kostbarkeit ergehen, ließ sie ihr Becken vor und zurück schaukeln, drängte sich Daria entgegen und entfernte sich wieder von ihr, in einem taumelnden Rhythmus, der sie beide völlig gefangennahm. Dass sie dabei mit äußerster Zurückhaltung vorging, hieß jedoch nicht, dass sie nicht auch ein wenig Kraft aufwendete, um ihr Bedürfnis zu stillen. Das war wohl auch nötig, immerhin musste sie ja irgendwie durch das unüberwindbar scheinende Hindernis der Verengung ihres Hintereingangs schlüpfen, aber selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte Daria es sich nicht anders gewünscht. Sie wollte sie in sich spüren, wollte ihr Verlangen nach ihr spüren,die Hitze ihrer Haut, die Verheißungen ihrer Nähe.

Und das tat sie. Fest pressten sich Malivas Schenkel an sie, jedesmal wenn der dicke Schwanz sich in sie bohrte, Daria konnte sogar die herabbaumelnden Hoden fühlen, die sachte gegen ihren Schritt schlugen. Das war schon aufreizend genug, doch erreichte es nicht die Intensität der Empfindungen, die ihr übervoller Anus ihrem vor Lust umnebelten Gehirn übermittelte. Obwohl Daniel sich dem bereits mit aller Hingabe gewidmet hatte, blieb es für sie überaus ungewohnt, sich von hinten nehmen zu lassen. Zwar konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, ob es von vorne weniger merkwürdig war – das war ein Vergleich, der ihr auf absehbarer Zeit verwehrt bleiben würde – dennoch nahm sie an, dass es so war, zumindest hatte sie nie davon gehört, dass es so schwergängig sein sollte, es miteinander zu treiben. Denn auch wenn die Spucke, die Maliva mit ihrer Zunge über ihre Kehrseite verteilt hatte, die Angelegenheit erheblich erleichterte, war es nicht ganz einfach, den massigen Penis in ihrem winzigen Arschloch unterzubringen. Im Gegensatz zu ihrer Nummer mit Daniel am Tag zuvor, lag es diesmal aber nicht daran, dass er ohne jede Vorbereitung an dieser prekären Stelle entlangrieb, sondern einzig an der unvorstellbaren Enge, die sie nun einmal aufwies.

Aber das war wohl keine Überraschung. Sie hatte noch nie ihren eigenen Anus gesehen, wusste jedoch durch ihre gewonnenen Erfahrungen mit Theresa, wie klein diese Öffnung war. In ihren gewöhnlichen Ausmaßen war sie ja kaum sichtbar, nicht größer als ein Stecknadelkopf. Wenn man das in Relation zu ihrer Scheide betrachtete, hatte Darias Schwanz daneben wie der eines gigantischen Monsters gewirkt, und so kam es ihr jetzt auch vor, als hätte ein übermenschlich bestücktes Ungeheuer es geschafft, sein Teil in das Geschlecht eines Wesens zu quetschen, das eigentlich viel zu zierlich für seine Art war.

Sie hatte nie ein besonderes Interesse an diesem Gefühl gehabt, sie hatte sich ja nicht einmal selbst etwas eingeführt, das war ihr einfach nicht notwendig erschienen, doch nun war ihr Darm völlig ausgefüllt. Es war, als hätte ihr jemand Watte in den Hintern gestopft, bis nichts mehr hineinpasste und ihn anschließend versiegelt. Jede einzelne Windung und jede Aushöhlung ihres Inneren schien von Malivas ausladendem Rohr in Beschlag genommen worden zu sein. Dieser in sie hineingepresste Korken verschloss ihren Eingang allerdings nicht einfach nur, sondern blieb in konstanter Bewegung. Unaufhörlich fuhr der Penis in ihr ein und aus, drängte die Wände ihrer Eingweide auseinander und strich zärtlich am Rand ihres Afters entlang.

Das Merkwürdigste daran war ein innerer Druck, den sie in ihrem Unterkörper aufsteigen spürte. Immer wenn der Schwanz sich tiefer in sie schob, erhöhte er sich, so als würde Luft in ihren Bauch gepumpt und ihn ein wenig aufblähen, wenn er sich jedoch zurückzog, schien ein Vakuum zu entstehen, sodass es sich anfühlte, als würde ihr gesamtes Rektum sich zusammenziehen. Dieser stetige Wechsel aus sich aufstauender und nachlassender Kompression, aus Belastung und Erleichterung, griff aber noch viel weiter. Zum einen löste es in ihrem Magen ein aufregendes Kitzeln aus, eine befremdliche Mischung aus Lust und unterdrückter Schuld, der sie sich einfach nicht erwehren konnte, so oft Daria in den letzten Tagen auch von ihr befallen worden war. Ob sie nun mit ihrer besten Freundin rummachte, sich von ihrem ehemaligen Geliebten in den Arsch ficken ließ oder an sich selbst herumspielte, stets wurde sie dabei von dieser Empfindung begleitet. Wie hätte es denn auch anders sein sollen? Nichts davon war gesellschaftlich akzeptiert, ihnen allen haftete etwas Anrüchiges an, dennoch hatte jedes einzelne dieser Erlebnisse sie über alle Maßen angemacht.

Diese neuerliche Verfehlung war aber wohl noch schlimmer als alle ihre bisherigen zusammen. Nicht nur ließ sie sich erneut von hinten durchnehmen, diesmal übernahm das auch noch ein Mädchen, mit dem sie sich gerade erst angefreundet hatte, nachdem sie es zuvor bei jeder sich bietenden Gelegenheit niedergemacht hatte – und dass Daria sie im Zuge dessen dazu gebracht hatte, ihr den Anus auszulecken, gehörte zweifellos ebenfalls zu den Perversionen, die ihr anzulasten waren. Angesichts dieser Fülle an begangenen Sünden war es natürlich nur angemessen, beschämt zu sein, doch offensichtlich hielt sie das nicht davon ab, sich an ihnen zu erfreuen. War das letztlich nicht ebenso falsch? Hätte die Schwere dieser Sakrilege nicht jedes Verlangen aus ihr bannen müssen? Stattdessen machte es ganz den Eindruck, als würden die Abnormitäten, denen sie sich hier hingab, es noch verstärken. Sie konnte nicht anders als sich einzugestehen, dass die ganzen Umstände, so absonderlich sie auch waren, sie besonders erregen. Die ungewohnte Dehnung ihres Hinterns, die unentwegte Beanspruchung dieser schmalen Lücke, das Gefühl, dort etwas hineingesteckt zu bekommen, wo es nicht hingehörte, das alles schickte unaufhaltsame Wellen reinster Leidenschaft durch sämtliche ihrer Gliedmaßen, die ihre Arme schwach machten und sie mit Sicherheit in die Knie gezwungen hätte, wäre sie nicht schon auf allen vieren dagehockt, und der Gedanke daran, dass es ausgerechnet Maliva war, die sich auf diese Weise in ihr erging, ließ sie sogar noch höher schlagen.

Auch das war Daria völlig unverständlich. Sie war doch eigentlich ein ganz normales Mädchen, sie war gut erzogen, hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen und bis vor kurzem hatte sie noch einen festen Freund gehabt. Nicht einmal ihre masturbationsphantasien waren in irgendeiner Hinsicht auffällig gewesen. Nun gut, sie hatte sich dabei immer vorgestellt, dass andere ihr bedingungslos zu Diensten waren, aber lag das nicht in der Natur der Sache? Immerhin ging es beim Onanieren einzig um die eigene Befriedigung. Unter dieser Berücksichtigung war es gar nicht so verwunderlich, dass sie Maliva als die Person, die für ihren derzeitigen Zustand verantwortlich war, durchnahm oder sich von ihr den Arsch mit der Zunge befeuchten ließ, das konnte man durchaus als etwas abstruse Form der Wiedergutmachung auslegen, doch erklärte das nicht, warum sie sich dieser unbesteitbar weiblichen Mitschülerin, deren verworrener Fluch ihnen beiden einen Schwanz hatte wachsen lassen, als persönliches Spielzeug zur Verfügung stellte, an dem sie ihre Triebe ausleben konnte und vor allem nicht, wie sehr ihr das behagte.

Dass dem so war, konnte sie in ihrer jetzigen Verfassung auch nicht verbergen, weder vor anderen noch sich selbst gegenüber. Nur zu gerne hätte sie sich eingeredet, dass ihre Begierde gar nicht so unermesslich war, oder dass sie nicht daher rührte, dass eine minderjährige Hexe, mit der sie nach langen Auseinandersetzungen erst vor kurzem Frieden geschlossen hatte, sich an ihrem Hinterteil zu schaffen machte, doch ließ ihr blöder Penis da kaum Interpretationsspielraum. Unübersehbar ragte er aus ihrem Schritt hervor, so gerade und aufrecht als hätte sie sich ein Lineal zwischen die Beine gesteckt. Schon bei ihren gestrigen Erlebnissen mit Maliva hatte Daria geglaubt, dass er noch weiter angeschwollen war als je zuvor – auch wenn sie ihn noch gar nicht lange hatte – doch nun übertraf er sogar diesen unerreichbar scheinenden Ständer. Er wirkte dick und wie aufgedunsen, aber obwohl ihm das etwas von einem zu stark aufgeblasenen Gummischlauch verlieh, war er dennoch steinhart. Überdeutlich zeichneten sich seine breiten Adern unter der gespannten Haut ab und unnachgiegib streckte er sich so weit wie möglich aus ihrer Hüfte vor, nur leicht auf und ab federnd in den lustvollen Zuckungen, die ihn wellenartig durchliefen.

Tatsächlich schien er unablässig noch weiter anzuwachsen, zumindest kam es Daria so vor, als würde bei jedem der bedächtigen Stöße, mit denen Maliva ihr den Schwanz in den Hintern trieb, ein kribbelndes Pulsieren durch ihn strömen, von seinem Ansatz bis hin zur zitternden Eichel, das ihn aufplusterte und jedes Mal ein Stückchen größer zurückließ. Fast war es, als hätte dieser Überdruck, der sich in ihrem Darm aufgestaut hatte, sich auf ihre Erektion übertragen, als würde bereits jetzt, noch vor dem Samenerguss, irgendeine Flüssigkeit in sie spritzen, die ihr Rektum so vollständig ausfüllte, dass sie entgegen jeder anatomischen Voraussetzungen bis in ihren Penis vordrang. Natürlich war das unmöglich, wie sie selbst wusste. Wahrscheinlich war es vielmehr so, dass die Empfindung, die sich in ihrer Kehrseite breitmachte, sie dermaßen überwältigte, dass sie von ihrem gesamten Körper Besitz ergriff.

Daria konnte sich gar nicht erklären, warum gerade das ihr so sehr zusagte, immerhin sollte ihr Anus nicht dieselben berauschenden Eigenschaften besitzen wie ihr Geschlecht. Dazu war er doch einfach nicht geschaffen, wieso ließ es sie dann in solche Ekstase verfallen? Dementsprechend haftete diesem Gefühl eines voll ausgelasteten Hinterns auch etwas ebenso fremdartiges wie beschämendes an, doch tat das ihrem Gefallen daran keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, trotz all dieser vermeintlichen Widrigkeiten stieg das Verlangen danach, sich zu erleichtern, immer weiter an. Eigentlich hatte diese kleine Eskapade, sich erneut anal nehmen zu lassen, ja einzig dazu gedient, Maliva mit ihrer erbarmungslos pochenden Latte behilflich zu sein, sozusagen als Dank, dass sie am Tag zuvor dasselbe für Daria getan hatte, nun jedoch versank sie ohne jeden Rückhalt in dieser Art der Hinwendung, die sich ihr bot. Das Begehren, dass sie in ihr auslöste, wurde allmählich übermächtig, es schlug Wogen, die höher und höher reichten, Wogen, denen sie unmöglich Widerstand leisten konnte, die erdrückend über ihr zusammenbrachen und sie unter sich zu begraben drohten. Sie ging völlig in diesem Entzücken auf, ihrer neuen Freundin ihr Arschloch zu überlassen, und sehnte sich nach nichts weiter als Erlösung, einem lange erwarteten, befreienden Orgasmus, der die sie bis an den Rand des Erträglichen bedrängende Lust von ihr nahm und sie in restloser Zufriedenheit zurückließ.

Offensichtlich verspürte Maliva dieses Bedürfnis ebenfalls. Zwar blieben die Bewegungen, mit denen sie sich Darias Gesäß annahm, weiterhin voller Zärtlichkeit, wurden nun aber deutlich fordernder und schneller. Ihre Hüfte traf mit merklich mehr Wucht auf die ihr entgegengehaltenen Pobacken und auch das leise Stöhnen, das ihr jedes Mal entfuhr, wenn ihr Ständer in die weiche Enge des ihr überantworteten Rektums glitt, wurde stetig dringlicher. Letztendlich war ihr Verlangen wohl noch sehnlicher als Darias eigenes, denn kaum war ihr die zunehmende Unbeherrschtheit ihrer Liebhaberin aufgefallen, fühlte sie auch schon, wie sie sich in ihr entlud.

Heiß schoss das Sperma in sie, so kraftvoll und so voll aufregender Intensität, dass Daria sogar die einzelnen Ausläufer dieser Flut voneinander unterscheiden konnte. Immer wieder ergoß sich ein dicker, unendlich scheinender Strahl in sie, überzog ihr Inneres mit seiner Wärme, und flachte dann für die Dauer eines Wimpernschlags ab, bevor ein neuer in sie strömte. Sie glaubte auch noch den sachten Aufprall dieser Brandung in sich zu spüren, wie der Samen gegen die Wände ihres Darms klatschte und sich dort verteilte, so tief in sie sickerte, bis es nicht mehr weiterging, bevor er sich dort in einem gewaltigen See sammelte.

Etwas Ähnliches war ihr zwar schon mit Daniel widerfahren, doch hatte sie das in keiner Weise auf die Ausmaße vorbereiten können, denen sie nun ausgesetzt war. Beständig rann mehr Ejakulat in sie hinein, vereinte sich mit dem, das bereits in sie geflossen war und überschwemmte ihr Rektum förmlich, wie ein reißender Fluss, den man plötzlich umgeleitet hatte, eine zuvor friedlich daliegende Felsspalte. Daria konnte nicht einmal abschätzen, wieviel da überhaupt in sie sprudelte, nur dass es Unmengen mehr war, als Daniel in ihr abgespritzt hatte, konnte sie mit Sicherheit sagen. Anscheinend hatte die Magie, die Malivas und ihr eigenes Geschlecht umgeformt hatte, auch einen gewissen Einfluss auf deren organische Beschaffenheit. Sie hatte ja schon zu diesem Zeitpunkt vermutet, dass sie selbst erheblich größere Massen dieser seltsamen Absonderung von sich gab, wenn es ihr kam, als ihr ehemaliger fester Freund es tat, dies war nun die Bestätigung ihrer Befürchtungen. Nun war sie nicht nur ein Monster, was die Physiognomie ihres Intimbereichs anbetraf, sondern auch in Angelegenheiten ihres Sexualsekrets.

Das Ganze ging so lange weiter, bis es Daria beinahe so vorkam platzen zu müssen. Das lag allerdings nicht nur an dem Übermaß an Sperma, das sich mittleiweile in ihr angesammelt hatte. Maliva war kurz erstarrt, als ihr Höhepunkt sie mit aller Macht erfasst hatte, doch war die Versuchung, sich wieder zu bewegen, wohl schnell unerträglich für sie geworden. Während unentwegt der Samen aus ihr hervorbrach, begann sie ihren Penis ruckweise vor und zurück zu schieben, und das brachte Daria schier um den Verstand. Alleine diese Sahne in ihren Anus gepumpt zu bekommen, hatte den Druck, der ihn erfüllte, an die Grenzen seiner Belastbarkeit getrieben, aber diese zähe Substanz nun so zu durchmengen, sie in dem engen Gefäß zu komprimieren und wieder freizusetzen, machte sie schlicht benommen vor Begeisterung. Es war nichts anderes als eine süße Pein, ein Gefühl so absonderlich und von so unvorstellbarer Sinnlichkeit, dass es Daria innerlich zu zerreißen drohte.

Ihr Arsch umschloss Malivas sich entleerenden Ständer so dicht, dass die dort hineingeleitete Flüssigkeit nicht entweichen konnte. Er schob sie in dem dehnbaren Schlauch nur umher, sie zusammenpressend, wenn er sich vorwärtsdrängte und diese Anspannung lindernd, wenn er sich zurückzog. Das war natürlich genau die Empfindung, die Daria schon die ganzue Zeit über so zugesagt hatte, nur in einem Umfang, den sie sich nicht hätte erträumen lassen. Ebenso wie zuvor ließ die Stauchung ihres Afters ihren eigenen Schwanz erbeben, ließ ihn das gleiche Zucken durchlaufen, so als würde die in ihr verschüttete Soße tatsächlich in ihn gepresst werden. Doch gerade als Daria dachte, dass sie es nicht länger aushielt, dass der in ihr anhaltende Drang endlich nachgab und sie selbst abspritzte, hörte es einfach auf.

Mit einem leisen Keuchen verklangen Malivas Bewegungen und sie sackte geradezu gescwächt in sich zusammen. Erst jetzt bemerkte Daria, dass der beinahe eine Ewigkeit andauernde Erguss schon längst verebbt war, gefangen in dem Aufruhr, den der Penis in ihr verursacht hatte, war es ihr nur nicht aufgefallen. Noch einmal richtete Maliva sich auf, um sich aus dem festen Griff des Hinterns, der sie umfasst hielt, zu befreien, was sie aber ihre letzte Kraft zu kosten schien. Erschöpft ließ sie sich zurück auf das Bett fallen, wo sie mit auseinandergeschlagenen Schenkeln reglos hocken blieb.

Erleichterung durchströmte Daria, als der ihren Anus verschließende Schwanz sie endgültig verließ und der Druck nachließ, nur war es nicht die Art Erleichterung, die sie sich erhofft hatte. Sie fühlte, wie sich ihr übermäsig gespreiztes Arschloch sofort wieder zusammenzog, nachdem das fremde Körperteil, das es so beharrlich offengehalten hatte, daraus verschwunden war, trotzdem entwand sich ihm ein winziges Rinnsal des dickflüssigen Samens, mit dem es geflutet worden war. Warm lief es an ihr hinab, eine dünne Spur hinter sich lassend, vorbei an den aufragenden Widernissen ihres Schritts und ihre Beine entlang. Obwohl es ihr auf eine merkwürdige Weise selbst eine gewisse Befriedigung verschaffte, zu wissen, dass sie Maliva genau dazu verholfen hatte, dass sie dieses hübsche Mädchen so sehr erregt hatte, dass es ihr gekommen war, konnte Daria doch ihre Enttäuschung nicht völlig unterdrücken. Fast hätte sie selbst einen Höhepunkt dadurch erreicht, dass Maliva sich ihres Hinterns angenommen hatte, das Sperma war ihr bereits bis in die Eichel gestiegen, war dort nun aber ins Stocken geraten. Sie hätte sogar meinen können, dass die Milch, die ihren Schaft bis zu seiner äußersten Spitze erüllte, in ihm geronnen war. Sie schien beinahe fest geworden zu sein, so dicht stand sie in der dünnen Röhre, die den Penis durchzog. Es kam ihr vor, als hätte ihr jemand einen kleinen Eisenstab hier hineingeschoben.

Umso begehrlicher bestand er darauf, dieses Zeug, das ihn verstopfte, endlich aussetzen zu dürfen. Er blieb steinhart und ein innerer Zwang überkam Daria, ihn anzufassen, ihn so lange abzumelken, bis der Samen in hohem Bogen aus ihm herausschoss, doch schaffte sie es unter Aufbietung aller Willenskraft, die sie besaß, ihre Hand davon abzubringen, sich von alleine in Bewegung zu setzen. Sie wusste, dass das nur ein Aufschub des Unvermeidlichen war, früher oder später würde sie diese Sache ein weiteres Mal erledigen müssen. Wie nach ihrer Nummer mit Daniel würde sie ihren rasenden Ständer selbst besänftigen müssen, in welcher Form auch immer: entweder indem sie ihn rieb, oder indem sie sich wieder ihre Finger in den Arsch steckte. Doch hier, unter den Augen ihrer Gastgeberin, einer stillen Mitschülerin, die sie in ihrer Not bei sich aufgenommen hatte, war wohl kaum der richtige Ort, um diese Abgründe zu offenbaren. Gleich würde sie ohnehin duschen gehen, höchstens in dieser Abgeschiedenheit wäre es am ehesten vertretbar gewesen, ihnen freien Lauf zu lassen.

Mitr dem Vorhaben, sich so schnell wie möglich zu solch einer Reinigung zurückzuziehen, von ihrer eigenen tosenden Lust ebenso wie von den aus ihr austretenden Rückständen der ihrer neuen Freundin, erhob Daria sich schließlich auf die Knie. Zuerst scheute sie sich, ihren Hintern auf das Laken sinken zu lassen, immerhin war er noch voller Ejakulat. Sie spürte, wie es Tropfen für Tropfen aus ihr hervorsickerte, den Spalt zwischen ihren Pobacken verklebte und sie bis hinab zu den Schenkeln befleckte. Als sie sich Maliva zuwandte, merkte sie allerdings, dass die sich offenbar keine Sorgen um ihr Bettzeug machte. In sich zusammengesunken saß sie da, sich zurücklehnend mit den Händen auf das Bett stützend und die Knie weit auseinanderklaffend, ohne sich um die Besudelungen zu kümmern, die ihr erschlaffender Penis auf dem Stoff hinterließ. Also setzte Daria sich ihr gegenüber, den Kopf gesenkt, aber den Blick starr auf die unbekleidete Gestalt vor sich gerichtet, die sich nur leicht abzeichnenden Brüste, das hellbraune gesträhnte Haar und den vor Sperma triefenden Schwanz. So hingen sie beide eine Weile schweigend ihren Gedanken nach, fiebrigen Träumen von verbotenen und doch überaus anziehenden Flüchen sowie der Erlösung, die sich einem möglicherweise bieten würde.

Gefangen in den Untiefen ihrer schwindenden Lust dauerte es einige Zeit, bis Maliva die Person vor sich überhaupt wahrnahm. Natürlich hatte sie schon zuvor registriert, dass es Daria war, die sich zu ihr gesetzt hatte, doch erst als sich der Schleier der Verklärung, der sich über sie gelegt hatte, allmählich lüftete, betrachtete sie ihre nunmehrige Mitbewohnerin genauer. Ihr Blick zeugte ebenso von unendlicher Leidenschaft wie Malivas eigener, doch war er unverkennbar, dass sie keinen Orgasmus hatte erlben dürfen: ihre Latte war gewaltig, ein zuckendes Monstrum aus Sehnen und Adern, das steil in ihrer Hüfte aufprangte, als wäre es ein missverstandenes fremdartiges Wesen, das sich nachTrost sehnend emporreckte.

Ein Impuls überkam Maliva, ihm zu geben, wonach es ihn verlangte, ihn sanft zu streicheln und zu beruhigen, ihm die Hingabe zu schenken, nach der es ihn so sichtlich verzeherte. Ein voreilig vergossener Lusttropfen hing glänzend von der Eichel herab und es fiel ihr schwer, sich nicht einfach vorzubeugen und ihn fortzuküssen. Sie fühlte sich wie magisch von ihm angezogen, obwohl ihr klar war, wie absurd ihre eigenen Empfindungen waren. Schließlich stand sie ganz ohne jeden Zweifel auf Frauen, warum sollte sie sich dann plötzlich mit so einem seltsamen Ding vergnügen wollen?

Dann jedoch fiel ihr selbst der Fehler in ihren Überlegungen auf. Es war gar nicht der Penis, der sie so für sich einnahm, es war die bloße Tatsache, dass es sich dabei um Darias Geschlecht handelte. In dem Fall würde sich natürlich die Frage stellen, wieso sie ausgerechnet Darias Geschlecht so unwiderstehlich fand, wenn ihr die Antwort darauf nicht insgeheim bekannt gewesen wäre. Sie hatte sich ja schon am Abend zuvor eingestanden, dass es nichts an Daria gab, was nicht absolut vollkommen war. Das glatte schwarze Haar, das ihr über die Schulter fiel, die stechend grünen Augen oder die sanften Rundungen ihres Körpers, jedes noch so winzige Detail an ihr war von geradezu erhabener Schönheit.

Außerdem hatte sie im Verlauf der letzten beiden Tage festgestellt, dass nicht nur ihr Äußeres zum Niederknien war. Zumindest war sie nicht die Zicke, für die Maliva sie immer gehalten hatte. Sie war ein Mensch mit den gleichen Ängsten, Wünschen und Unsicherheiten wie sie auch. Zu diesen Ähnlichkeiten, die letztlich alle Menschen einte, kamen aber noch einige, die nicht so universell waren. Ob nun Hexe oder das Opfer deren Fluchs, sie waren jedenfalls beide diese unverstandenen Kreaturen, die Maliva sich eben ausgemalt hatte; gefürchtet, alleingelassen und ausgestoßen. Sie waren Außenseiter, die ihren eigenen Weg finden mussten, ihre eigene Moral, und was die Zukunft auch bringen mochte, wenigstens für den Moment waren sie untrennbar durch ein Schicksal verbunden, dass sie sich selbst geschaffen hatten.

War das nicht sogar genau das, was sie sich immer erträumt hatte, ohne je daran zu glauben, dass eine Erfüllung möglich wäre? Eine Seelenverwandte, jemand der ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen konnte, jemand mit dem sie über alles reden konnte, über ihre dunkelsten Geheimnisse und ihre verquersten Phantasien, sie dafür aber nicht belächelte oder sogar verachtete? Wenn es wirklich so war, dass Darias und ihr Geschick nun auf die eine oder andere Weise miteinander verwoben war, war sie denn dann nichts weniger als das, eine Freundin, nein, mehr noch, eine Schwester, mit der sie alles teilen konnte, Freud und Leid, Trauer und Glück? Immerhin machte sie gerade dasselbe durch wie sie selbst; Anfeindungen, Ablehnung und Beschuldigungen allerorten, die in letzter Konsequenz unausweichlich zu Verbannung führte. Wenn Daria nicht mit ihr fühlen konnte, wer sollte es dann tun?

Na gut, aber bedeutete das, dass sie sich von ihr in den Arsch ficken lassen sollte?

Sie beschloss, dass es nicht unbedingt nötig war, aber dennoch nichts dagegen sprach, zumal das an sich nichts war, was sie nicht schon einmal getan hätte. Zwar hatte sie sich diesen Belangen bisher nur mit ihrer Scheide gewidmet, aber was für einen Unterschied sollte es denn schon machen, nun auch ihren rückwärtigen Eingang dazu zu benutzen? Daria hatte doch dasselbe gerade für sie getan, und es erweckte ganz und gar nicht den Eindruck, als hätte es ihr nicht gefallen. Es schien ihr sogar so viel Spaß gemacht zu haben, dass sie fast ihre ladung verschossen hätte – der mit Vorsamen verschmierte und noch immer vor unerfüllter Begierde zitternde Ständer sprach in dieser Hinsicht Bände. Wäre es da nicht fast schon unanständiger gewesen, sie einfach so sitzenzulassen? Immerhin war sie selbst für die quälende Lust verantwortlich, mit der Daria nun geschlagen war, war sie es ihr da nicht zumindest schuldig, ihr diesen Gefallen zu erwidern, den sie zuvor ihretwegen auf sich genommen hatte?

Dennoch konnte sie nicht so tun, als wären ihre Motive ausschließlich solch uneigennütziger Natur. Obwohl Malivas vorangegangener Orgasmus so umfassend gewesen war, dass er ihr Verlangen eigentlich gestillt haben sollte, brannte seine Flamme doch noch immer ebenso warm in ihrem Herzen wie in ihrem Schwanz, denn auch wenn seine Schwellung ein wenig zurückgegangen war, blieb er halbsteif. Es war, als würde er sich hartnäckig weigern zu erschlaffen und stattdessen lieber wieder zu voller Größe anwachsen. Weich aber ausladend wie ein mit heißer Milch vollgesogener Schwamm lag er auf ihrem Schenkel, und sie fühlte, wie er sich mit jedem Herzschlag non neuem aufzurichten begann.

So peinlich es ihr auch war, musste sie zugeben, dass sie einer zweiten Runde nicht abgeneigt war, egal welcher Art. Es kümmerte sie nicht, ob dabei ihre neuerwachende Latte oder ihr Anus zum Zug kommen würde. Ehrlich gesagt war sie sogar neugierig darauf zu erfahren, wie es war, dort etwas eingeführt zu bekommen. Nachdem sie herausgefunden hatte, wie erfüllend es war, Darias Penis in sich aufzunehmen, obwohl sie nie gedacht hätte, dem viel abgewinnen zu können, konnte sie es nicht erwarten, zu sehen, ob es ihr bei dieser Körperöffnung ähnlich erging. Daria hatte das ja bereits ein zweites Mal mit sich machen lassen; sie hatte also gwusst, was sie erwartete und war wohl nicht enttäuscht worden. Jedenfalls ließ ihre überpralle Erektion, wie ein Gartenschlauch, auf dem zuviel Druck lastete, keinen Zweifel, dass sie sich genauso nach einer Fortführung ihrer erotischen Spiele sehnte.

»Tja, ich schätze, dann bist du jetzt wohl an der Reihe«, meinte Maliva mit scheuem Gesicht, den Blick erst auf das von Daria gerichtet, dann auf deren Schritt, bis sie merkte, dass sie beides nicht ansehen konnte ohne rot zu werden und ließ ihn wieder zu Boden sinken.

Daria hingegen hob nun den Kopf, die Augen noch immer wie von unnachgiebigen Traumfetzen umnebelt. »Hm?«, machte sie verwirrt.

»Na ja ...«, mit einer unbestimmten Geste wies Maliva in Richtung des zügellos auf und ab hüpfenden Geschlechts, »... es sieht ganz so aus, als könntest du jetzt etwas Hilfe gebrauchen mit deiner ... ›Morgenlatte‹.«

Bei diesem Gedanken, dass die unglaublich schöne Hexenschülerin vor ihr sich ein weiteres Mal dazu bereiterklären könnte, für sie die Beine breit zu machen, geriet Darias Penis noch mehr in Aufregung und mit einem neuerlichen Pulsieren, das ihn durchzuckte, sonderte er einen Strang seines Sekrets ab, doch kämpften aufkommende Zweifel ihre Vorfreude unweigerlich nieder. »Das schon«, sagte sie leise, den Blick unwillkürlich von ihr abgewandt haltend, »aber sind wir nicht quitt? Du hast mir gestern geholfen und ich dir im Ausgleich dazu heute. Du hast mich mit diesem Fluch belegt, und ihn jetzt selbst auf dich genommen, du lässt mich sogar bei dir wohnen, warum solltest du das denn auch noch für micht tun, ausgerechnet jetzt, wo die Möglichkeiten ein bisschen eingeschränkt sind? Hast du denn keine Bedenken, es ... auf diese Weise zu tun?«

In größerer Leichtfertigkeit als sie tatsächlich verspürte, zuckte Maliva mit den Schultern. »Es geht doch nicht darum, quitt zu sein. Ich meine, wär’s nicht toll, wenn die Menschen sich einander helfen würden, ohne eine Gegenleistung zu erwarten? Sollte man einer alten Frau, die hingefallen ist, nicht einfach wieder hochhelfen? Wenn jeder das tun würde und viellicht mal ein bisschen Rücksicht und Verständnis für andere zeigen würde, wäre die Welt dann nicht ein viel besserer Ort?«

»Ja, schon, aber das kannst du doch nicht miteinander vergleichen! Nur weil du jemandem hochhelfen würdest, bietest du ihm doch auch nicht gleich an, dir die Hintertür zu verrammeln, oder?«

»Nein«, gab Maliva zu, »aber warum sollte ich das nicht für eine Freundin tun? Was wäre denn schon dabei? Bloß weil wir befreundet sins, heißt das doch nicht, dass wir nicht auch miteinander schlafen können, wenn uns danach ist, oder?«

Eine unerwartete Wärme hüllte Malivas Herz ein und ein Gefühl wie von unzähligen winzigen Federn, die in ihrem Brustkasten umhertanzten, als würde eine sachte Sommerbrise ihnen Auftrieb verleihen. War es wirklich möglich, dass Maliva sie als Freundin haben wollte, nach allem, was sie ihr angetan hatte? Wenn das stimmte, wenn sie Daria verzeihen konnte, wie sie sich ihr gegenüber immer verhalten hatte, war ihre Philosophie, die sie vorhin ausgeführt hatte, weit mehr als ein Lippenbekenntnis, dann richtete sie sich tatsächlich nach ihr. Früher hätte Daria das nicht glauben können. Sie selbst hatte sich nie ohne weiteres entschuldigt oder sich einen Fehler eingestanden, und Leuten, die sich nicht selbst zu helfen wussten, hatte sie eher Verachtung als Mitgefühl entgegengebracht, doch hatte es ganz den Anschein, als hätte Maliva die Wahrheit gesagt. Sie hatte ihr aufgeholfen, als sonst niemand sich mehr um sie gekümmert hatte. Alle anderen, die sie nach einer Zuflucht angefleht hatte, hatten sich von ihr abgewandt, sogar ihre eigene Familie, aber Maliva hatte sie nicht nur bei sich aufgenommen und den Schmerz der Zurückweisung gelindert, sondern sich auch noch entschlossen, den Fluch, den sie über sie verhängt hatte, auf sich zu nehmen.

Wie hatte Daria sie nur je nicht leiden können? War ihr denn nie zuvor aufgefallen, wie liebenswert sie war? Wie sehr sie sich für ihre Mitmenschen einsetzte und wieviel innere Stärke sie besaß? Oder war ihr das egal gewesen, nur weil sie einen etwas seltsamen Kleidungsstil bevorzugte und sie nicht dazu bereit war, sich in die strenge Hierarchie der Klasse einzuordnen, die Daria so mühsam geschaffen hatte? Ja, vermutlich war genau das das Problem gewesen, die simple Tatsache, dass sie ein wenig anders war und sich weigerte, sich anzupassen. Dabei hatte Maliva doch recht, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn ihre Bewohner mehr wie sie wären. Daria wäre ihr also unendlich dankbar gewesen, wenn sie so für sie empfand, wagte das aber nicht einmal zu hoffen; das hatte sie einfach nicht verdient.

»D-du siehst mich als Freundin?«, fragte sie nach, so fassungslos wie ängstlich.

Ein kaum merkliches Nicken war die einzige Antwort, die Maliva zustande brachte. Aus irgendeinem Grund hielt sie es für nötig, ihre Einschätzung vor Daria zu rechtfertigen, doch fehlten ihr die Worte dazu. Es gab nichts, was sie hätte sagen können, um ihre Meinung zu verteidigen. Sie wusste ja, wie unbedacht das wirken musste, trotzdem konnte sie nicht anders als sich diesem Mädchen zugehörig zu fühlen, so wenig sie sich in der Vergangenheit auch verstanden hatten.

Daria hatte ebenfalls keine Ahnung, wie sie sich ausdrücken sollte, obwohl sie Maliva am Gesicht ablesen konnte, was sie dachte und dort ihre eigenen, ihr selbst unergründlichen Überlegungen widergespiegelt fand. Doch vielleicht reichte es ja auch zu schweigen. Sie schienen sich auch so verständigen zu können und wie hätte sie ihr sonst ihre Wertschätzung, ihr Zutrauen und ganz besonders ihre Zuneigung gestehen sollen, wenn nicht in der Stille, die einer solchen Beichte einzig angemessen war?

Demgemäß ging sie zur nächsten Frage von Belang über. »Und das willst du wirklich tun?«

Wieder das unscheinbare Nicken, dann senkte sich erneut eine vollkommene Ruhe über den Raum. Keine von ihnen wagte es, auch nur den geringsten Laut von sich zu geben, noch sich zu bewegen, aber im Grunde gab es ohnehin nichts weiter, was es noch zu bereden galt. Sie hatten sich einander gerade zu wahren Vertrauten erklärt und darüber hinaus entschieden, neben der Vereinigung ihrer Geister auch ihre körperlichen Vorzüge zu teilen, damit war alles zwischen ihnen ausgesprochen, was sich auf diese Weise offenlegen ließ, nun war es an der Zeit, diesen Neuanfang gebührend zu besiegeln.

Zuvor stand nur noch die kleine Vorbereitung dazu an, die Daria sich ausgedacht hatte, doch war das nicht auch der perfekte Beginn diese Weiterentwicklung ihrer Beziehung? Das Mindeste, was Maliva zustand, war ja wohl eine Entschuldigung für das ihr angetane Unrecht, und was eignete sich dazu schon besser, als ihr das Arschloch auszulecken? Allerdings musste sie sich eingestehen, dass diese Vorstellung ihre sowieso schon lichterloh aufflammende Erregung noch weiter entfachte. Sie verstand sich in diesem Moment selbst nicht, aber es war tatsächlich so: Sie konnte es kaum noch erwarten, ihre Zunge in den Anus der jungen Hexe zu stecken.

Zum Glück brauchte sie sich gar nicht länger zu gedulden. Maliva hatte bereits ihr Einverständnis gegeben und Daria war mehr als bereit, es in Anspruch zu nehmen. Mit pochendem Herzen und pochendem Schwanz näherte sie sich auf Knien ihrer neuen Freundin. Die hockte noch immer da wie zuvor, zurückgelehnt auf die Arme, mit denen sie sich abstützte. Als sie sah, wie Daria auf sie zu kam, ließ sie sich ganz auf das Bett sinken, die Beine angewinkelt und weit geöffnet, ganz wie beim ersten Mal, dass sie zusammen geschlafen hatten am gestrigen Abend. Eigentlich hatte Daria angenommen, dass sie sich auf alle viere niederlassen würde, aber vermutlich würde es auch so funktionieren. Wahrscheinlich hatte es bloß etwas mit Gewohnheit zu tun. Sie selbst hatte sich hingekniet, weil ihr das ein Gefühl von Sicherheit gegeben hatte, aus dem einfachen Grund, dass sie diese Position schon kannte, Maliva hingegen nahm die Haltung ein, mit der sie als einziges vertraut war.

Dabei vergaß sie aber wohl die einleitenden Maßnahmen, die noch ausstanden, jedenfalls unternahm sie nichts, um ihr den Zugang zu ihrem Rektum zu erleichtern. Selbstverständlich hielt das Daria nicht auf. Wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht so leicht davon abzubringen und jetzt hatte sie sich fest vorgenommen, Malivas Gesäß mit dem Mund zu erforschen. Entschlossen legte sie ihre Hände auf deren Pobacken, zerrte sie auseinander und ließ ihr Gesicht in den Spalt zwischen ihnen eintauchen. Dort streckte sie ihre Zunge heraus und führte sie in einem immer schneller werdenden Rhythmus auf und ab. Als sie so den eine spürbare Hitze ausstrahlenden After streifte, errötete Daria, ohne dass sie sich dagegen hätte wehren können, hielt aber nicht inne, sondern wurde nur noch ungehaltener in ihren Bewegungen. Gierig wie eine Katze, die sich über eine Schale voll Milch hermachte, leckte sie in aller Sorgfalt den Hintern vor sich ab; die Schlucht, die sie in einer geraden Linie durchlief, die winzige Öffnung darin und sogar ein wenig des Inneren, als sie vorsichtig die Spitze ihrer Zunge hineingleiten ließ.

Es gab keinen Zweifel, diese Abgründigkeit erfüllte sie mit einer Lust, wie Daria sie noch nie erlebt hatte. Wie war das möglich? Hätte es sie nicht eigentlich abstoßen müssen, sich auf diese Weise mit der Kehrseite eines anderen Mädchens zu befassen? Aber das war nun einmal nicht der Fall, wie ihr wild umherfedernder Ständer, aus dem sich unablässig Schwälle von Präejakulat auf das Laken ergossen, und das Lodern ihres Herzens eindeutig bewiesen. Doch obwohl sie sonderbarerweise nicht davon angeekelt war, empfand sie doch eine tiefe Schuld. War das nicht auch unausweichlich gewesen? Sie war sich ja bereits darüber klar geworden, dass vor allem die Demütigung sie so sehr anmachte, mit der sie Maliva überzog, als sie diese Aufgabe bei ihr übernommen hatte, demnach erschloss es sich ihr einfach nicht, warum sie jetzt eine noch nachhaltiger Ekstase überfiel. Wenn sie offensichtlich darauf stand, andere zu erniedrigen, wie kam es dann, dass sie sich gleichermaßen daran erfreute, wenn es sie selbst betraf?

Andererseits gab es doch keinen Grund, warum nicht beides seinen Reiz haben sollte. Vielleicht war es manchmal einfach angenehmer, sich zu unterwerfen, statt auf der Führung zu beharren. In diesem Augenblick zumindest konnte Daria sich nichts Schöneres vorstellen. War das denn nicht in jeder Beziehung so? Wann immer zwie Menschen sich nahe standen, sei es nun in Freundschaft oder in Liebe, musste man zwangsläufig Kompromisse eingehen. Weder konnte man jemanden, den man gern hatte, die ganze Zeit herumkommandieren, noch ihm ständig hinerherrennen, ohne seine Entscheidungen zu hinterfragen. Beides würde jede Gemeinschaft auf kurz oder lang zerstören, wie Daria jetzt erkannte. Wenn man den eigenen Willen stets unterdrückte, war man nicht mehr als eine Puppe, ein bedeutungsloser Teil einer großen, gesichtslosen Masse, und wenn man keine andere Meinung zuließ, war man ein Despot, und abgesehen davon, dass man als solcher immer irgendwann gestürzt wurde, entging einem so das Erhabendste, was einem überhaupt zuteil werden konnte: der Austausch von Gedanken. Ohne ihn war kein Fortschritt möglich, nicht in gesellschaftlichen Belangen und nicht in persönlichen. Wie sollte man zu einem vernunftbegabten, intelligenten Wesen werden, wenn man niemanden neben sich auch nur als gleichgestellt erachtete? Das hatte Daria früher nie wahrhaben wollen, nun aber fragte sie sich, wie sie je so blind hatte sein können.

Darüber hinaus war dies wohl die tiefste Zuneigungsbekundung, zu der man sich verleiten lassen konnte. Wenn man erst einmal das Stadium erreicht hatte, in dem man bedenkenlos mit der Zunge im Anus einer anderen Person herumstochert, konnte das nur bedeuten, dass man für sie alles tun würde, und während sie genau das tat, wuchs in Daria die Überzeugung heran, das es wirklich nichts gab, was sie Maliva zuliebe nicht durchstehen würde. Nur um sie glücklich zu machen, wäre sie voller Freude eine Klippe hinabgesprungen, einzig in der Hoffnung, dass das letzte, was sie sah, ihr wunderschönes Lächeln sein würde, mit dem sie einen auf einzigartige Weise bedachte; es war ein Lächeln, das alles wiedergutmachen konnte, jeden Schrecken und jede Niedertracht, die einem möglicherweise widerfahren war. Sie hatte schon immer die Anerkennung anderer gesucht, aber Malivas war ihr mittlerweile am allerwichtigsten geworden. Wenn sie die nicht erlang, schien nichts mehr einen Sinn zu ergeben. So hatte sie noch nie zuvor empfunden, nicht für Theresa und nicht für Daniel, höchstens für den engen Kreis ihrer Familie, doch aus deren Mitte war sie ja nun verbannt.

Trotzdem war es nicht der Mangel an Alternativen, die sie in Malivas Arme trieb. Bei ihr konnte Daria zum ersten Mal in ihrem Leben ganz sie selbst sein. Sonst wurden überall Erwartungen an sie gestellt, die sie zu erfüllen hatte, ob sie ihnen gewachsen war oder nicht. Ihre Eltern erwarteten, dass sie sich ihren moralsichen Vorstellungen entsprechend benahm, Lehrer erwarteten gute Noten und so gut wie jeder erwartete, dass sie gut aussah. Sie sollte einfach immer dem Bild gleichkommen, das ihr Umfeld sich von ihr gemacht hatte. So wurde man mehr und mehr in eine unveränderliche Rolle gedrängt, die man automatisch annahm, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sic hdem zu widersetzen war schwer und Daria hatte die Kraft dazu nie aufgebracht. Sie wollte nur, dass alle stolz auf sie waren, und da war es leichter, sein wahres Selbst zu verheimlichen. So war Trauer für sie immer sehr schwer gewesen; sie hatte sich nie getraut, sie offen zu zeigen, aus Angst, dass diese Schwäche ihr angelastet würde. Maliva hingegen machte niemandem irgendwelche Vorschriften. So wie sie selbst sich nicht verstellte, verlangte sie es auch von niemand anderem. Ihr gegenüber konnte Daria sich endlich völlig unverhüllt zeigen, mit all ihren Fehlern und Makeln, in ihrer Unsicherheit und ihren Zweifeln. Ihr konnte sie sogar den Arsch lecken, ohne befürchten zu müssen, dafür verurteilt zu werden.

Diese Freiheit kostete sie jetzt in vollen Zügen aus. Sie konnte die Wärme von Malivas Innerem an ihrer Zungenspitze fühlen, als sie sie verlangend dort hineinzwang, und obwohl sie es nicht gerne zugab, war es gerade die Verruchtheit der Situation, die ihr den Atem raubte. Ebenso war es schließlich vorhin auch gewesen, als Maliva sich ihres Hinterns bemächtigt hatte. So hinreißend es auch gewesen war, zu spüren, wie der dicke Penis ihr Rektum ausgefüllt hatte, war es doch vor allem das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, etwas total Verkommenes, das sie selbst fast zum Höhepunkt gebracht hätte. Die Köstlichkeiten, die einem versagt waren, schmeckten eben am süßesten. Es ging doch nichts darüber, sich eines der Plätzchen zu stibitzen, die außer Reichweite im obersten Fach des Küchenregals aufbewahrt wurden, versteckt hinter alten Einmachgläsern, doch diese ganz spezielle Keksdose, die sie gerade entdeckt hatte, plünderte sie sogar noch lieber. Es gab wohl auch keine, die unstatthafter gewesen wäre, und folglich konnte Daria sich ihrer Faszination einfach nicht entziehen. Voll rasender Ungeduld ließ sie ihre Zunge in ihr umherschweifen, steckte sie so tief hinein, bis Schmerz sie am Weiterkommen hinderte, wie um auch noch den letzten Krümel darin hervorzuholen.

Sie hätte Stunden damit zubringen können, die übrigen Regionen von Malivas Körper in dieser Art auszukundschaften, doch hielt sie es für besser, dieser Versuchung nicht nachzugeben. Auch wenn sie jetzt Freundschaft geschlossen hatten und gleichzeitig zu dem Urteil gelangt waren, dass es trotzdem in Ordnung war, sich in Fällen von überbordenden sexuellen Gelüsten gegenseitig zur Hand zu gehen, war es zweifellose besser, sich Schritt für Schritt an diese neuerlichen Intimitäten heranzutasten, außerdem war ihr ein Angebot gemacht worden, das in Anspruch zu nehmen ihr nun überaus gelegen kam. Das Auslecken der kleinen Dose hatte ihren Schwanz nicht unbeeindruckt gelassen; er war noch härter geworden als zuvor, so unglaublich das Daria auch erschien, und alleine der Gedanken daran, ihn dort hineinschieben zu dürfen, ließ ihre Bauchmuskeln vor Sehnsucht verkrampfen. Langsam zog sie ihre Zunge heraus und drückte ihre Lippen nach vorn, als würde sie den Hintern des Mädchens zum Abschied noch einmal küssen, dann richtete sie sich auf und besah sich ihr Werk. Da gab es nichts zu beanstanden, das ihr zugestandene Loch glänzte feucht vor Speichel, es hatte sich sogar ain Tropfen gebildet, der darin eingebettet lag. So wirkte es wie eine gerade aufblühende Rosenknospe, die überzogen war von durchsichtig schimmerndem Morgentau: ein nur erahnbarer Spalt inmitten eines runden Korns, aus dem sanft das Rosa seines Innern hervorblitzte.

Lange hielt Daria diesem Anblick aber nicht stand, zu sehr beharrte die flammende Leidenschaft in ihr auf Besänftigung. Getrieben von diesem unwiderstehlichen Verlangen hob sie eine der Hände, mit der sie Malivas Hinterbacken auseinandehielt und umfasste ihren vor Erwartung zitternden Penis. Die Vorhaut hatte sich bereits ein Stück zurückgezogen, bedeckte aber noch den sich vorwölbenden Eichelrand. Schon jetzt leise seufzend zupfte Daria sie völlig herab und rutschte auf Knien näher an ihre still daliegende Klassenkameradin heran. Als ihre Hüfte genau zwischen den sie bereitwillig willkommenheißenden Schenkeln zum Stehen kam, stieß ihr übereifriger Ständer fast von selbst in die Furche, die sie mit Daumen und Zeigefinger freigelegt hielt; es bedurfte nur noch einiger Führung mit ihrem ihn umklammernden Griff, dann sank er dort hinein. Nahtlos fügte sich seine Eichel in diese neue Umgebung ein. Seine etwas konisch zulaufende Spitze drängte sich fest gegen den After, den er schon so vollständig bedeckte, obwohl das gerade einmal ein Bruchteil seines wirklichen Umfangs war, und die weichen Wände der Fuge, die er teilte, umhüllten wie zwei Kissen, die straff mitenander verbunden waren, dass man kaum zwischen sie kam.

Als Daria sich so in Position gebracht hatte, löste sie ihre Hände von Malivas Po und ihrer eigenen Scham und stützte sich mit ihnen auf dem Bett ab, links und rechts neben der Brust der ergeben zu ihr aufblickenden Schülerin. Eine Zeit lan verharrte sie noch in dieser Haltung, ohne zu wissen, wieso eingentlich. Alles in ihr schrie nach Erlösung, insbesondere ihr Schwanz, der den Ort, zu dem es ihn mit aller Macht hinzog, schon unter sich spüren konnte, trotzdem war es ihr unmöglich, sich aus ihrer Erstarrung zu befreien. Malivas hellbraun funkelnde Augen hielten sie einfach gefangen, als wären sie die einzigen Sterne in einer ansonsten völlig lichtlosen Nacht.

Irgendwann jedoch rissen die Wogen der Erregung, die Daria periodisch durchspülten, sie unweigerlich mit sich und beinahe willenlos ließ sie sich Stück für Stück nieder. Langsam drang die Spitze ihres Schwanzes in den sich eng zusammenziehenden Anus, weitete ihn mühsam auf, als sie sich mit jedem nachfolgenden Zentimeter immer weiter verdickte, bis dieses erste Hindernis endlich überwunden war. Unmittelbar nach dieser breitesten Stelle, dem Grat ihrer Eichel, schlang sich der Schließmuskel wieder mit erbarmungsloser Kraft um ihren Steifen und Daria musste erneut innehalten, um ihren keuchenden Atem und ihr hämmerndes Herz zu beruhigen. Als sie das Gefühl hatte, sich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben, setzte sie ihren beschwerlichen Weg Maliva entgegen fort, musste aber bald einsehen, dass sie sich in dieser Hinsicht geirrt hatte. Auch wenn ihr Kopf nicht mehr ganz so sehr schwirrte wie nach einer Achterbahnfahrt, waren die Sensationen, denen sie ausgetzt war, so übermächtig, dass sie ihnen nicht lange würde standhalten können. Während sie sich allmählich weiterbewegte, glitt der Ring von Malivas Hintereingang ihren Schaft entlang, so fest, dass sie es kaum aushielt. Unnachgiebig wie eine Manschette aus Eisendraht war er um sie geschlossen, und als Daria an sich herabblickte, bemerkte sie, dass man das sogar sehen konnte. Dort, wo er sich um sie legte, wurde die Dicke ihrer Stange deutlich gestaucht, Falten hatten sich in der Haut gebildet, die dieser Verengung zustrebten, und man konnte ohne Schwierigkeiten beobachten, wie sie immer weiter hinabwanderte, je tiefer Daria sich hinabkämpfte.

Letztlich musste sie erkennen, dass ihren Penis in dieses unglaublich enge Loch zu quetschen, eine Zerreißprobe war, die sie nicht bestehen konnte. Sobald er vollkommen darin verschwunden war, und Daria flach auf Maliva zum Liegen kam, fühlte sie, wie der Samen unaufhaltsam aus ihr hervorschoss. Die Empfindungen, die diesen Orgasmus in ihr auslösten, waren im Grunde nicht anders als die, die sie erlebt hatte, als sie noch eine Scheide ihr Eigen nannte und an ihr herumgespielt hatte. Dieselbe Erleichterung überkam sie, die gleiche Anspannung der Muskeln, die mit einer umfassenden Genugtuung sofort wieder verging. Nur einen wirklichen Unterschied gab es: hinter all diesem Bekannten war noch etwas anderes, etwas, das ihr damals völlig fremd gewesen war, das Ausströmen ihres Spermas nämlich. Es raste durch ihren Unterleib und die Länge ihres Schwanzes entlang, drückte die kleine Öffnung an dessen Spitze auf und ergoss sich in einer endlos scheinenden Fontäne in Malivas Darm. Obwohl sie es gewohnt war, dass ihre Höhepunkte in einem merklichen Anstieg der Nässe zwischen ihren Beinen endete, war es doch nie so gewesen, bevor ihr dieses Teil gewachsen war. Jetzt war es, als würde sich ein Sog bilden, der sie förmlich molk, während ein plötzlich enstandener Druck in ihren Hoden die Sahne aus ihr herauspresste. Ein bisschen fühlte es sich an, als hätte sie endlich eine Gelegenheit zum Pinkeln gefunden, nachdem sie es so lange hatte einhalten müssen, dass es schon wehtat, und in einem ebensolch kräftigen Strahl spritzte nun diese andere Körperflüssigkeit aus ihrem Rohr.

So lange es auch andauerte, versiegte dieser Fluss zu Darias Bedauern doch mit der Zeit. Auch wenn es wahrscheinlich in einer der Dehydration geschuldeten Ohnmacht ihren Abschluss gefunden hätte, wäre sie glücklich gewesen, noch länger versunken in diesem Genuss zu bleiben. Sie wollte nicht, dass diese Leichtigkeit in ihrem Bauch verging, das Kribbeln in ihrer Brust und vor allem nicht diese absolute Zufriedenheit, die jeden Gedanken daran, das ihr etwas in ihrer Seligkeit fehlen könnte, aus ihrem Kopf vertrieb. Sie fühlte sich, als wäre sie am Ende einer langen Reise angekommen, an dem sie nichts weiter erwartete als die Erkenntnis, endlich dort zu sein, wo sie immer hatte sein wollen.

Bei genauerer Betrachtung war genau das doch auch der Fall. Die letzten beiden Tage war sie auf einer rastlosen Suche gewesen, bis Maliva ihr alles gewährte, was sie sich nur wünschen konnte: Arme, die sich zärtlich um sie legten, eine Schulter, an die sie sich schmiegen konnte, und Augen, die sie in liebevollem Verständnis anstrahlten. Zu ihrem Erstaunen schwanden diese Eindrücke gar nicht zusammen mit ihrem Orgasmus. Obwohl die Befriedigung ihrer Gelüste allmählich verebbte, blieb die tiefergehende Form dessen zurück, die grenzenlose Erfüllung, die Malivas Nähe ihr schenkte.

Allerdings musste sie sich nach einer Weile eingestehen, in der sie still auf ihrer neuen Freundin lag, ihr Schwanz umschlossen von deren Arschloch, dass im Gegensatz zu ihren geistigen Bedürfnissen die ihres Geschlchts noch nicht restlos gestillt waren. Ihre pralle Latte war nicht im Mindesten abgeschwollen, und die Quelle, aus der sich ihre Samenflüssigkeit speiste, hatte sich noch lange nicht entleert. Welche Unmengen sie auch gerade erst vergossen haben mochte, kam es Daria so vor, als wäre das nur ein Vorbote dessen gewesen, was noch folgen sollte, nicht viel mehr als ein wenig Vorsamen, der ihr entwichen war. In ihren Lenden schwelte förmlich ein Vulkan, der nur darauf wartete auszubrechen. Wie kurz vor dem Überkochen stehende Lava brodelte die Soße in ihr, schien immer höher emporzusteigen, und drängte darauf, freigesetzt zu werden. Das hätte Daria eigentlich wissen müssen, ihr Trieb war eben nur sehr selten nach einem einzigen Höhepunkt verschwunden.

»Das gilt doch nicht, oder?«, fragte Daria, als sie wieder in der Lage war, mehr herauszubringen als atemloses Stöhnen. Ihre Stimme bebte leicht, doch lag das nicht allein daran, dass es ihr noch immer schwer viel, überhaupt Luft zu bekommen, sondern mehr an dem Verlangen, das sich einfach nicht legen wollte. Wie ein plötzlich auftosender Wind fegte es durch sie hindurch und presste ihre Lungen zusammen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, das ebenso warmherzig wie verführerisch war, sah Maliva zu ihr auf. »Wieso? Hast du denn noch nicht genug?«

Ihr Ton hatte etwas Wissendes, als kannte sie die Antwort bereits. Das zu erraten stellte natürlich auch keine unlösbare Aufgabe dar, immerhin hatte sie gestern ihre Konstitution in diesen Belangen kennengelernt, und wenn Daria Glück hatte, war sie nicht die einzige, der es so erging. Vielleicht war Maliva dieses Problem selbst nicht fremd. Unter diesen Umständen hielt sie jedenfalls nicht für nötig, ihre ausgezehrten Lungen noch weiter anzustrengen. Einen selbstironischen Ausdruck im Gesicht schüttlete sie bloß den Kopf.

Malivas Grinsen wurde noch breiter. »Dann mach doch weiter. Ich hab doch schon gesagt, Freunde sollten sich immer zur Seite stehen, und dass ich finde, es ist nicht schlimm, das auch auf diese Weise zu tun. Da macht es doch nichts, wenn du mal etwas länger brauchst.«

»Ich ...«, begann Daria, verstummte aber sofort wieder. Die Worte ›Ich liebe dich‹ lagen ihr auf der Zunge, denn das war es, was sie nun empfand, die tiefe Zuneigung, die man nur den wenigsten Mesnchen entgegebrachte, höchstens der besten Freundin und dem engsten Familienkreis. Dennoch konnte sie das Maliva unmöglich sagen, es wäre zu missverständlich gewesen, und dieser Moment, den Penis bis zum Anschlag in in ihr Rektum geschoben, war wohl kaum die passende Gelegenheit, um ihr zu erklären, was sie meinte. »Danke«, hauchte sie stattdessen und versuchte, all das mit diesen beiden Silben auszudrücken, so unzureichend sie auch waren, aber ein Dank war wohl das Mindeste, was Maliva erwarten durfte, wenn sie Daria erlaubte, eine zweite Ladung Sperma in ihrem Hintern abzuladen.

Nachdem sie ihr zumindest dieses kleine Zeichen der Wertschätzung zugesichert hatte, begann sie sich zu bewegen. Ihr scheinbar unersättlicher Ständer hätte sich am liebsten gleich in voller Geschwindigkeit ausgetobt, doch zügelte Daria ihn. Für sie war es das erste Mal, dass sie jemanden von hinten bestieg, und hielt da eine Phase der Eingewöhnung für angebracht. Also ging sie die Sache in aller Ruhe an. Lagsam hob sie ihre Hüfte und ließ sie wieder sinken, in einem steten, bedächtigen Rhythmus.

Mittlerweile fühlte Daria sich auch deutlich vertrauter mit den Eigenheiten des Akts, über die sie sich vorher einfach nie Gedanken gemacht hatte. Zwar war sie noch immer etwas unsicher, aber dafür gab es ja auch genügend Gründe. Immerhin besaß sie ihr derzeitiges Geschlechtsteil erst seit drei Tagen, und vor zwei hatte sie es zum ersten Mal benutzt. Außerdem hatte die unmittelbare Intimität, die dabei herrschte, doch immer etwas Ehrfurchtgebietendes an sich. Obwohl es wunderschön und durch nichts zu ersetzen war, konnte Daria sich nicht vorstellen, dass es je zur Routine würde. Nackt zu sein bedeute schutzlos zu sein, verletzlich zu sein, ganz besonders, wenn dann jemand so dicht bei einem war, dass man ihn überall spüren konnte, die Wärme der Haut auf der eigenen, den festen Druck des Schritts gegen ihren. Daniels Abkehr von ihr hatte das nur bestätigt, und auch wenn sie der Überzeugung war, dass Maliva nie einen solchen Verrat an ihr begehen würde, blieb eine solche Situation für sie mit der Gefahr eines gebrochenen Herzens verbunden.

Doch von diesen Unwägbarkeiten ließ sie sich nicht beirren. Ein wenig gebeugt hatte sie sich zwischen Malivas gespreizte Schenkel gedrängt, die Oberkörper unmittelbar übereinander, stützte sich aber noch leicht mit Knien und Ellbogen auf dem Bett ab. Sogar ihre Gesichter berührten sich fast, sodass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als sich die ganze Zeit direkt anzusehen, doch selbst wenn sie eine Wahl gehabt hätte, wäre sie gar nicht in Versuchung gekommen, den Blick von ihr zu lösen. Sie wollte sehen, mit wem sie es tat, wollte sehen, wie Maliva sich vor Lust wand und sich ihre Züge immer weiter verklärten, je näher sie der Ekstase rückte.

Eigentlich war das seltsam. Bisher hatte sie jedes Mal versucht, so gut es ging jedes Anzeichen zu vermeiden, dass es Mädchen waren, mit denen sie es trieb. Nun jedoch schien dieser Widerwille wie weggeblasen, vielmehr erregte es Daria noch zusätzlich, genau zu wissen, dass es Malivas Arsch war, in dem sie sich erging. War das wieder die Verlockung des Verbotenen? Faszinierte es sie einfach, dass sie beide diesen Wonnen an sich nicht gemeinsam nachgehen sollten? Natürlich hatte niemand sich in ihre Partnerwahl einzumischen, aber was würden wohl ihre Klassenkameraden sagen, würden sie davon erfahren, oder schlimmer noch, ihre Eltern? Sie glaubte nicht, von irgendjemandem von ihnen mit viel Verständnis rechnen zu dürfen.

Doch woran es auch lag, Daria konnte sich diesem Zauber unmöglich entziehen, so schwer es auch auf ihrem Gewissen lastete. Obwohl jeder Stoß, mit dem sie ihren Schwanz in Malivas Hintern bohrte, ihre Schuldgefühle noch anwachsen ließ, hätte sie um nichts in der Welt damit aufhören können, nicht dadurch, ihre Eltern zu enttäuschen und nicht dadurch, eine neuerliche Verbannung befürchten zu müssen, sollte jemand von diesen geheimen Freuden erfahren. Allein das ließ sie bereits zittern vor Leidenschaft, dabei gab es noch weitaus berauschendere Gründe, beschämt zu sein, immerhin gab es noch mehr Indizien für Malivas Weiblichkeit, was Daria vor Begehren und ihres verdorbenen Verhaltens wegen gleichermaßen erröten ließ.

Unter all diesen Eindrücken stach besonders die sich sanft erhebende Brust hervor. Lückenlos, wie sie auf ihr lag, nahm Daria die in ihrer ganzen Herrlichkeit wahr. Obwohl die beiden Hügel noch kaum ausgebildet waren, pressten sie sich weich an sie, wie zwei winzige aus Samt geformte Bälle, während die steil aufgerichteten Nippel hart an ihrem eigenen Busen entlangrieben. Als sie in gemäßigtem Takt ihr Becken dem Gesäß unter ihr entgegenführte und wieder zurückzog, rutschte, ohne dass es sich verhindern ließe, ihr ganzer Körper über Maliva hinweg. Das kam ihr beinahe so vor, als würde sie schwimmen. Das ständige Auf und Ab, zu dem diese Unebenheiten sie veranlassten, erinnerte sie daran, auf einem See zu treiben, wenn ein lauer Wind die Oberfläche in leichte Wellen schlug. Ohnehin fühlte sie sich so wohl, als würde sie von warmem Wasser umspült. Ihr Kopf und ihr Bauch waren wie schwerelos und ihr war ein wenig schwindelig, während Malivas Brüste unablässig über die ihren streiften, wie eine streichelnde Hand, die sich ihnen voller Hingabe widmete.

Die wenig ausgeprägten Erhebungen ihrer Brust waren allerdings nicht die einzigen Rundungen, die Maliva zu bieten hatte; den breiten Schwanz ihrer verhexten Mitbewohnerin spürte sie ganz ähnlich an sich gedrückt. Auch über ihn schob sie sich immer wieder hinweg, so eng, dass Daria die einzelnen Adern unterscheiden konnte, die sich auf ihm abzeichneteten, ebenso wie den Übergang des Schafts zur Eichel. Er war nicht weniger übermäßig angeschwollen als ihr eigener und mit einem Mal wurde ihr klar, was das bedeutete: Maliva war in diesem Moment genauso erregt wie sie selbst. Sie hatte nicht nur zugestimmt, um ihr einen Gefallen zu tun, sondern auch weil sie ebenfalls scharf darauf gewesen war. Kein Wunder, dass sie den Vorschlag gemacht hatte, Daria solle gleich weitermachen, nachdem es ihr sofort gekommen war, als sie es gerade einmal geschafft hatte, ganz in sie einzudringen; sie war eben auch wieder geil geworden und sehnte sich danach, sich ein weiteres Mal zu ergießen.

Diese Erkenntnis überrollte Daria mit einem neuerlichen Schauer unsäglicher Lust. Es war beruhigend gewesen zu glauben, dass Maliva sich aus reiner Opferbereitschaft von ihr in den Arsch ficken ließ – dass sie ihr zuliebe bereit war, etwas zu tun, was sie gar nicht unbedingt wollte, bestätigte schließlich die Stärke ihrer Zuneigung, die sie gerade erst für einander entdeckt hatten – doch nun so unbestreitbar darauf hingewiesen zu werden, dass dieses Verlangen sie beide gleichermaßen betraf, hob ihre aufsteigende Lust in noch sehr viel aufreibendere Höhen. Es machte sie einfach auf fast schon unvorstellbare Weise an, Maliva dasselbe Entzücken bereiten zu können, das sie empfing. Welchen Sinn hätte es denn schon gehabt, allein in diesen fremden Sphären zu schwelgen? Ohne sie mit ihr teilen zu können, kam Daria auf einmal ihre eigene Befriedigung nicht mehr besonders erstrebenswert vor.

Zum Glück jedoch bedachten sie sich gegenseitig mit diesen vielfältigen Genüssen und so stand ihrer baldigen Erfüllung nichts im Wege. Darias schaukelnde Bewegungen waren nun viel ausgelassener, in immer schnelleren und kräftigeren Stößen zwängte sie sich in Malivas Anus hinein, was dazu führte, dass auch ihre aneinandergepressten Oberkörper sich heftiger begegneten und der Penis, der zwischen ihnen eingeklemmt war, einen Überfluss an Zuwendung erfuhr. Sogar sie selbst fand es betörend, wie er sich in dieser Umarmung wand, wie ein hitziges Rauschen ihn zu durchlaufen schien und der schmierige Vorsamen, der unablässig aus ihm hervortröpfelte, ihr den Bauch verrklebte, doch für Maliva musste es geradezu unerträglich sein. Dieses samtene Gefängnis, in dem er feststeckte, unterschied sich ja kaum von dem, in das Daria ihren Schwanz hinabsenkte. Sie beide waren umgeben von Wänden, die zwar unendlich weich waren, sich aber dennoch so fest an sie drückten, dass an ein Entkommen nicht zu denken war, selbst wenn es in ihrem Interesse gewesen wäre, und sie beide waren vollkommen bedeckt mit ihren eigenen glitschigen Absonderungen.

Umhüllt von dem Sperma, das sie bereits in diesem Loch verspritzt hatte, kam Daria sich sowieso allmählich vor, als wäre ihr Penis von einem unfassbar winzigen Sumpf verschluckt worden, der eigentlich gar nicht groß genug war, um ihn in sich aufzunehmen, sich aber gerade so weit dehnte, dass er trotzdem irgendwie hineinpasste. Er schien sie immer tiefer in sich hineinzusaugen und leistete jedem ihrer Versuche, sich ein Stück weit aus ihm zu befreien, erbitterten Widerstand. Es gab sogar leise schmatzende Laute, wenn sie sich hin und her bewegte, egal ob hinein oder hinaus, und der nach wie vor den ihr entgegengehaltene Kanal überflutende Samen ihrer ersten Entladung umspülte ihr Teil wie heißer Schlamm.

Erst jetzt, als sie genauer darüber nachdachte, welche Auswirkungen es für sie hatte, eine Körperöffnung in Anspruch zu nehmen, in der die Samenflüssigkeit bis obenhin stand, wurde Daria klar, wie Maliva sich fühlen musste. Diese Erfahrung hatte sie vorhin immerhin selbst gemacht; sie wusste, in welch verwirrender Art die Sinnlichkeit dabei zum Vorschein kam. Es war ohne Frage höchst seltsam gewesen, als Maliva sich nach ihrem Höhepunkt noch weiter in ihr bewegt hatte, aber eben auch ungemein erregend. Das angestaute Sperma hatte die Grenzen der Belastbarkeit ihres Darms ausgelotet, während der dicke Schwanz es in ihr hin und her gewälzt hatte. Wie der in ihr eingeschlossene Schleim ihr Rektum aufwölbte, wie er zähflüssig umherschwappte und scheinbar die gesamte Länge ihres Tunnels überzog, hatte sie trotz der Scham und der Eigenartigkeit, die darin mitschwang, in ungeahnte Tiefen der Leidenschaft geführt. Dabei hatte sie sich nur kurz daran erfreuen können, in den wenigen Augenblicken, in denen Maliva in der Umarmung vollkommenr Zufriedenheit noch nicht damit hatte aufhören können, sich ihres Hinterns zu bedienen, das Hexenmädchen jedoch hatte nun Gelegenheit, sich dem ganz und gar hinzugeben.

Offenbar war das auch der Fall. Ihr anfänglich verhaltenes Stöhnen hatte sich mit der Zeit zu einem rückhaltlosen Keuchen gesteigert, das von ihren bebenden Lippen aufstieg, und ihr Blick hatte unverkennbar die Entrückung nahender Erlösung angenommen. Es dauerte auch gar nicht lange, bis die Maliva traf. Kaum hatte Daria diese untrüglichen Anzeichen bemerkt, war es schon so weit. Ein dicker Strahl Samen schoss zwischen ihnen entlang, besudelte ihrer beider Oberkörper bis hinauf zu den Brüsten und troff schwerfällig an ihnen herab. Damit wurde die ganze Sache noch rutschiger. Mit dem heißen Saft auf ihnen rieb sich Maliva noch deutlicher an ihr und die Geräusche, die dabei entstanden, waren ein bisschen so, hüpfe sie in einer schmutzigen Pfütze herum.

Tatsächlich hätte Daria meinen können, sich in Morast zu suhlen, doch das störte sie gar nicht. Aus irgendeinem Grund weckten solche Dinge keinen Widerwillen mehr in ihr. Zuvor hätte sie das sicher mit Abscheu zurückweichen lassen, aber mittlerweile hatte sie ihr ja sogar voller Begierde den Anus ausgeleckt, warum sollte sie das dann jetzt als abstoßend empfinden? Obwohl sie überhaupt erst vor kurzem Frieden geschlossen hatten, schien ihr alles an Maliva vertraut; sie hatte sie so liebgewonnen, dass nichts sie je wieder auseinanderbringen konnte.

Ohnehin bekam sie davon nur am Rande etwas mit, dazu verlor sie sich noch immer zu sehr in der Bewunderung von Malivas Gesicht. Die unvermittelt über sie hereinbrechende Befriedigung hatte sie noch schöner werden lassen. Ihre honigfarbenen Augen gewannen zusätzlich an Glanz, von dem sie sich einfach nicht losreissen konnte, ihre Miene strahlte regelrecht und die befreiten Seufzer, die ihr entwichen, ließen ihre in denselben zarten Rosa wie ihre Nippel gehaltenen Lippen leicht offenstehend zurück. Warm konnte Daria den stoßweise gehenden Atem auf ihrer Wange spüren.

Das war zuviel für sie. Ein übermächtiger Impuls überkam sie, dem sie sich schlichtweg nicht erwehren konnte. Wie ohne ihr eigenes Zutun senkte sich ihr Kopf hinab, bis ihr Mund auf den von Maliva traf, und augenblicklich durchfuhr sie ein Orgasmus. Unaufhaltsam und ebenso erschütternd wie ein Erdbeben brach er über sie hinein, spülte mit seiner Vehemenz das Sperma aus ihr heraus und setzte ihr Herz in Flammen. Sie verstand selbst nicht, warum ausgerechnet diese vergleichsweise harmlose Berührung sie dermaßen mitnahm, aber so war es nun einmal. Malivas Anus zog sich so unentrinnbar dicht um ihren Schwanz, dass er ihn sogar ein wenig quetschte, und als Daria sich nun weiterhin sanft in ihm hin und her bewegte, war es, als würde dieser unglaublich feste Griff um ihren Schaft auch noch den letzten Tropfen Samenflüssigkeit aus ihr herauspressen, trotzdem brachte gerade dieser zärtliche Kontakt ihrer Lippen sie über die Schwelle.

Das war eigentlich auch früher schon so gewesen, fiel ihr nun auf. Als sie noch mit Daniel zusammen gewesen war, waren es vor allem ihre Küsse gewesen, die sie an ihrer Beziehung so gereizt hatte. Sie stillten ein Bedürfnis, das tiefer ging als sexuelles Verlangen, sie waren Ausdruck einer Nähe, die einfach unverzichtbar war. Wahrscheinlich war es nun genauso. Dieser sanfte Kuss war Bestätigung einer Zuneigung, die sie in den letzten Tagen schmerzlich vermisst hatte. Obwohl sie den Mund geschlossen hielt und so ihre Zungen nicht zueinander fanden, war es Daria, als hätte sie nie etwas Berauschenderes erlebt. Sie fühlte Malivas volle, seidige Lippen auf den ihren, das Zittern, mit dem sie sich an ihre drückten, und hörte das leise Seufzen, das sich ihnen entrang. Darin ging sie völlig auf, sie bemerkte nicht einmal richtig, dass das Abspritzen diesmal wesentlich schwerfälliger vonstatten ging. Fast war es, als hätte ihr jemand ein Pflaster auf die Eichel geklebt, das ihr Ejakulat nur sehr langsam und unter größter Anstrengung hindurchließ. Das musste daran liegen, dass der Raum, der ihm dazu zur Verfügung stand, bereits von den bereits zuvor dort abgelassenen Ausströmungen vollständig eingenommen wurde. Das macht Daria jedoch nichts aus, es erweiterte nur die Dauer, die ihr Erguss benötigte, um abzuklingen. Selbstvergessen lag sie auf Maliva, hingerissen vom Gefühl ihrer aufeinander gepressten Münder, der Brüste, die sich an sie schmiegten und dem stockenden aber nicht aufhörenden Auslaufens ihres Samens.

Als sie wieder zu sich fand, war ihr Höhepunkt längst vergangen. Die Flut, die sich aus ihr hervorgestürzt hatte, war versiegt, und allmählich begann ihr Ständer umgeben von der klebrigen Masse, die er selbst dort hinterlassen hatte, zu erschlaffen. Erst jetzt, während die traumähnlichen Schleier der Ekstase nach und nach von ihr abfielen, bemerkte Daria, dass sie sich noch immer verhalten in Malivas engem Darm vor und zurück schob. Nun, da ihr Penis im Schrumpfen begriffen war, stellte der Schließmuskel auch kein unüberwindbares Hindernis mehr dar. Sie spürte, wie das Sperma ihn vollständig umfloss, er schwamm förmlich darin und mit ihren letzten Hüftzuckungen verstärkte sie diesen Eindruck noch. Es war, als würde sie mit einem Schwamm, der gerade so hineinpasste, ein Glas reinigen, das bis zum Überlaufen mit vergorener Milch angefüllt war. Sie rann bis in jeden Winkel, waberte beständig umher und quoll unwillkürlich aus der schmalen Öffnung hervor.

Daria beschloss, sich nicht darum zu kümmern, immerhin war Maliva damit einverstanden gewesen, dass sie sich ein zweites Mal in ihr vergnügte, da würden ein paar Flecken mehr in dem Laken sie wohl nicht aus der Fassung bringen, doch konfrontierte ihr Auftauchen aus dem schwebeartigen Zustand sie mit einem Umstand, der ihr tatsächlich Sorge bereitete: ihr noch immer anhaltender Kuss, eine Verbindung, die weit über ihre zweckmäßige Vereinbarung hinausging. Wozu hatte Daria sich in ihrer brennenden Leidenschaft nur verleiten lassen? Dazu hatte sie keine Erlaubnis gehabt, und es wäre Malivas gutes Recht, sich darüber zu empören. Sie hatten bloß entschieden, sich in dieser misslichen Lage beizustehen, in der sie sich befanden hatten, beide von unbezähmbarer Geilheit befallen und zu unbedarft im Umgang mit ihren außer Kontrolle geratenen, ungewohnten Geschlechtsteilen, um ihnen auf sich gestellt Erleichterung zu verschaffen, ein Kuss allerdings verstieß ohne jede Frage gegen diese Grenze einer angedachten Hilfeleistung. Er war einfach zu intim, und zu sehr Beweis einer vorbehaltloseren Zuneigung als dass er bloßen Freundinnen zugestanden hätte. Ein solchermaßen Besiegeltes Bündnis gebührte einzig Liebenden, zumal ihres erst seit so kurzer Zeit Bestand hatte. War ihre Trennung damit unvermeidbar geworden? Würde Maliva sich nach dieser Anmaßung nicht zweifellos von ihr abwenden?

Daria konnte nur hoffen, dass dem nicht so war. Umnebelt von ihrer Lust hatte sie gar nicht darüber nachgedacht, was sie da tat, es war einfach geschehen, ohne dass sie es hätte verhindern können. Die Wangen leuchtend rot vor Scham zwang sie sich dazu, ihre Lippen von denen ihrer Mitschülerin zu lösen. Deren funkelnde Augen starrten sie unverwandt an, ohne Vorwurf zwar, aber voller Verwunderung. Diesem niedlichen Blick konnte Daria unmöglich standhalten und so hob sie den Kopf, ihn ein wenig zur Seite drehend, als hätte sie dort etwas entdeckt, was ihre ungeteilte Aufmerksamkeit erforderte. Diese Bewegung ließ ihren abschwellenden Schwanz endgültig aus dem doppelt benutzten Loch rutschen, sodass ihr kaum etwas anderes übrig blieb, als sich zu erheben, so sehr es ihr auch missfiel. Nun, da sie beide offensichtlich befriedigt waren, hatte sie keine Ausrede mehr, Malivas beruhgende Nähe zu suchen.

Widerstrebend richtete sie sich auf, bis sie auf den Knien hockte, nur eine Handbreit von dem verführerischen Hintern entfernt, den sie bis eben noch für sich eingenommen hatte. Sie wagte es nicht, in das Gesicht des Mädchens zu schauen, das sie zumindest bis jetzt noch bei sich duldete, vor Angst, eine stumme Anklage darin zu lesen. Also blickte sie stattdessen vor sich hinab, doch die Aussicht, die sic hihr dort bot, war auch nicht gerade wie dafür geschaffen, ihr Gewissen zu erleichtern. Ihr Penis war wie eingeweicht mit Ejakulat, schaumig bedeckte es seine gesamte mittlerweile abgeschwollene, verschrumpelte Länge, hing in dicken Strängen von ihm herab und troff ebenso reichlich von Malivas noch immer entblößtem After, der nun bereits zweimal von dem gallertartigen weißen Zeug geflutet worden war.

Als Maliva ihre angewinkelten Beine schließlich wieder ausstreckte und zusammenschlug, nahm Daria das zum Anlass, ebenfalls eine unverfänglichere Haltung einzunehmen. Es nach wie vor vermeidend, sie auch nur anzusehen, ließ sie sich unmittelbar neben der jungen Hexe auf das Bett fallen. So lagen sie schweigend da, eine Ewigkeit wie es schien, beide schwer atmend an die Decke starrend und befangen von ihrer nachhallenden Erregung, während sich unter ihnen Lachen ihrer gemeinsam vergossenen Sekrete bildten.

Irgendwann jedoch hielt Daria es nicht länger aus. Je mehr sie aus der süßen Benommenheit ihrer ausgelebten Triebe erwachte, desto größer wurde ihre Unsicherheit, ob sie in ihr nicht zu weit gegangen war. »Entschuldige bitte«, flüsterte sie in die drückende Stille hinein, »das hätte ich nicht tun sollen.«

»Was meinst du?«, fragte Maliva, ihre Stimme gleichermaßen gesenkt. Sie klang tonlos und versonnen, als hätte Daria sie überraschend aus einem alles andere verdrängenden Tagtraum gerissen.

»Dich zu küssen. Das war falsch von mir, ich weiß. Ich hab selbst keine Ahnung, was da über mich gekommen ist. Ich meine, wir sind Freunde, da ist das nun wirklich nicht angebracht. Es ist nur so, dass ... dass das alles mich so mitgerissen hat. Es tut mir leid.«

»Schon gut«, erwiderte Maliva sanft, und obwohl Daria ihr Gesicht nicht sehen konnte, so wie sie beide zum Dachfenster hinaufsehend dalagen, war ihr klar, dass sie lächelte. Man konnte es ihr anhören, die erhobenen Mundwinkel formten ihre Worte unwillkürlich anders, heller und sachter, als wären sie in unendlicher Vertrautheit ausgesprochen worden. »Es ... es war schön.«

»Schön?«, fragte Daria ungläubig nach. »Aber das dürfen wir doch nicht tun! Wir sind doch beide Mädchen!«

»Das scheint dich aber nicht davon abgehalten zu haben, mich flachlegen zu wollen, sogar als ich noch eine Scheide hatte.«

»Das war doch was ganz anderes! Das war ... na ja, ich hatte eben einen Steifen und nicht richtig darüber nachgedacht, was wir eigentlich tun, aber ein Kuss ist doch ... etwas viel Persönlicheres, findest du nicht?«

»Doch«, gab Maliva zu. Da hatte Daria natürlich recht. Sie konnte sich kaum etwas Eindringlichers vorstellen, oder etwas Erotischeres. Es kam ihr vor, als könnte sie noch immer Darias Mund auf dem ihren spüren. Als es geschehen war, hatte es sie völlig unvorbereitet getroffen. Sie hatte sich so lange danach gesehnt, ihren ersten kuss zu erleben, und dann war es einfach passiert, mit einer Plötzlichkeit, die ihr den Atem geraubt hatte. Es war genauso gewesen, wie sie es sich erhofft hatte. Darias Lippen hatten sich weich und einfühlsam auf ihre gedrückt, während derer unmerklicher Duft sie erfüllte und die grenzenlose Nähe zwischen ihnen sie alles um sich herum vergessen ließ. Etwas Ähnliches hatte sie noch nie zuvor erlebt; die unzähligen Eindrücke, die auf sie einprasselten, hatten jeden anderen Gedanken aus ihrem Bewusstsein verdrängt und sie zitternd vor Begeisterung zurückgelassen.

»Siehst du«, meinte Daria jetzt, »und hat es dich dann nicht angeekelt?«

»Nein«, seufzte Maliva und überlegte, wie sie fortfahren sollte. Sie hatte einfach widersprechen müssen, eine so absurde Behauptung wie die, dass dieser Kuss sie angwidert hätte, konnte sie nicht einfach stehen lassen, doch wie sollte sie sich weiterhin erklären sollen? Sollte sie nicht darauf hinweisen, das man nicht alles, was man nicht kannte oder nicht verstand, gleich als abstossend abtun sollte? Warum sollte das denn auch etwas Unnatürliches sein? Hatten ihre Lippen nicht ganz wie von selbst und ohne jedes Zögern zueinander gefunden? Vielleicht hätte es auch gereicht zu erwähnen, dass man in einer Freundschaft ebenso engen Kontakt suchen konnte, und dass es nichts weiter gewesen wäre, doch hatte Darias Tonfall etwas Flehentliches gehabt, als wünschte sie sich eine Antwort, die erhellender war als diese üblichen Phrasen. Dann blieb Maliva wohl nichts anderes übrig, als ihr die Wahrheit zu erzählen, so sehr es ihr auch widerstrebte, sich jemandem so zu öffnen. Es war schwer, Vertrauen aufzubauen, wenn man es gewohnt war, verhöhnt und missachtet zu werden. Aus diesem Grund hatte sie nie damit gerechnet, ihr Geheimnis jemals jemandem zu verraten, zumindest nicht, so lange sie noch zur Schule ging, wo sie dafür nur ausgelacht würde, doch so seltsam es auch war, freute sie sich irgendwie darauf, es endlich loszuwerden. Darin hatte sie noch niemanden eingeweiht, nicht einmal ihre Mutter, mit der sie eigentlich über alles reden konnte. Außerdem hatte Daria es verdient, dass sie ehrlich ihr gegenüber war. Noch bevor sie erfahren hatte, dass Maliva Schuld an allem war, hatte sie ihr von ihren körperlichen Veränderungen erzählt, von Theresa und von Daniel. Es war Zeit, es ihr gleichzutun.

»Nein«, wiederholte sie, »nein, es war ganz und gar nicht eklig, es hat mir gefallen, wirklich. Aber ... tja, ich stehe ja auch auf Mädchen, von daher ist das gar nich’ mal so schockierend, schätze ich.«

Daria machte allerdings durchaus einen etwas schockierten Eindruck. »Du ... du bist lesbisch?«

Maliva nickte allem Anschein nach, was Daria aber nur daran merkte, dass deren Haare ihren Hals kitzelten, als sich ihr Kopf schwach auf und ab bewegte, blieb ansonsten jedoch still. Ihr grüblerisches Schweigen schien sich beinahe ins Endlose zu dehnen, bis Maliva unsicher fragte: »Und du? Fandest du es eklig?«

»Nein«, sagte Maliva mit einer Bestimmtheit, die sie selbst verwunderte. Natürlich hatte es in ihr keine Abscheu hervorgerufen, andernfalls hätte sie wohl kaum den unwiderstehlichen Drang dazu empfunden, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass genau das der Fall hätte sein sollen. Was war denn nur los mit ihr? Da küsste sie einfach unüberlegt eine ihrer Klassenkameradinnen und statt es zu bereuen, ging ihr dabei auch noch einer ab. Wie sollte sie das sich selbst gegenüber rechtfertigen? War es wirklich nur ihre von Enttäuschungen getriebene Sehnsucht nach Nähe gewesen, ihre Erleichterung darüber, endlich eine Verbündete gefunden zu haben, die sie nicht im Stich lassen würde? Doch wie man es auch drehte und wendete, abgestossen hatte es sie jedenfalls nicht, ganz im Gegenteil.

»Und ... bist du dann auch ...?«, begann Maliva eine Frage, doch verlor sich ihre Stimme einfach, und so sehr sie sich auch antrengte, fand sie nicht die Kraft weiterzusprechen.

»Lesbisch?«, beendete Daria den Satz für sie und dachte kurz darüber nach. »Ich weiß nicht, sagte sie dann langsam, »darüber hab ich mir nie Gedanken gemacht.«

»Du hast inzwischen mit zwei Mädchen geschlafen, hast mich geküsst und mich sogar hintenrum geleckt, aber du hast dir noch nicht überlegt, ob du möglicherweise darauf stehen könntest?«

»Ähm ... ja«, fasste Daria zusammen. Früher hätte sie alleine die Vorstellung ohne Umschweife als lächerlich erachtet, da war ihr diese Möglichkeit bisher nicht einmal in den Sinn gekommen, nur weil es sich durch eine Verkettung unzähliger verquerer Umstände ergeben hatte, dass sie sowohl mit ihrer besten Freundin als auch mit ihrer einstigen Erzfeindin im Bett gelandet war. Die Regeln des Anstands zu befolgen, war immer darias oberste Priorität gewesen. Zwar fühlte sie sich anderen oft überlegen, doch in dieser Hinsicht hatte sie genau wie jeder andere sein wollen. Obwohl diese Konventionen möglicherweise mit Einschränkungen verbunden waren, gaben sie ihr eine gewisse Sicherheit; sie waren wenigstens etwas, woran man glauben konnte, an dem man sich festhalten konnte, und so hatte Daria sie übernommen, ohne sie je zu hinterfragen.

Viele dieser Normen waren jedoch ebenso ambivalent wie subtil. Es war gesellschaftlich nicht mehr wirklich anerkannt, Homosexualität öffentlich abzuwerten, dennoch wurden Menschen, die sich zu ihr bekannten, immer noch kritisch beäugt. Das geschah manchmal heimlich, indem man hinter vorgehaltener Hand Gerüchte über jemanden verbreitete, und manchmal ganz unverhohlen, indem man sich gegenseitig solcher Vorlieben bezichtigte. Daria hatte oft genug erlebt, wie Jungs an ihrer Schule wegen irgendwelcher Kleinigkeiten als schwul bezeichnet wurden, etwa weil sie ihre Haare auf eine bestimmte Weise trugen, um zu wissen, dass das kein Wesenszug war, den man ohne weiteres zeigen sollte, wenn man Wert darauf legte, allgemein akzeptiert zu werden, und das tat sie. Für sie war nie etwas wichtiger gewesen, als dazuzugehören, sie wollte einfach beliebt sein. Das bedeutete nicht unbedingt, dass jeder sie mögen sollte, so war es ihr zum Beispiel egal gewesen, was Maliva von ihr hielt, aber ob man sie nun liebte oder hasste, ausnahmslos jeder hatte zu ihr aufschauen sollen, sie bewundern oder zumindest anerkennen sollen.

Das war jetzt anders geworden, wenn auch nicht ganz freiwillig. Ihr Wunsch war eben zwiefellos gescheitert, nun war sie selbst eine Außenseiterin, mit der niemand mehr etwas zu tun haben wollte, doch darüber hinaus war ihr klar geworden, wie falsch ihr Verhalten gewesen war. Daniel hatte ihr diese Lektion unmissverständlich erteilt. Hatte er sie nicht aus genau diesen Gründen sich selbst überlassen, als sie ihn am meisten gebraucht hätte, weil er Angst vor Ablehnung hatte, weil er sich nicht vor seinen Freunden blamieren wollte, weil er ein Mädchen liebte, das nicht in ihr Weltbild passte? Nach dieser einschneidenden Erfahrung kam Daria nicht umhin, sich einzugestehen, dass sie Fehler gemacht hatte. Sie hatte Maliva verurteilt, obwohl sie sie gar nicht richtig gekannt hatte, sie hatte sie ausgegrenzt und sich über sie lustig gemacht, nur weil sie ein wenig anders war – und wohl auch weil sie stark genug war, für ihre Überzeugungen einzutreten. Bei genauerer Betrachtung hatte das Daria immer etwas nervös gemacht.

Doch jetzt war damit Schluss. Jetzt wusste sie, wieviel Schaden sie damit angerichtet hatte, wieviel Schmerz sie Maliva bereitet hatte. Diese Erkenntnis war ohne Frage ein guter Anfang, war aber bei weitem nicht genug. Sie musste wenigstens den Versuch einer Wiedergutmachung leisten, so unzulänglich das auch sein mochte.

»Äh, hör mal, Maliva, ich glaube, ich sollte mich noch bei dir entschuldigen ...«, bereitete sie sich vorsichtig darauf vor.

Maliva allerdings sah sie nur verständnislos an. »Das hast du doch schon, und ich hab dir gesagt, dass es nicht nötig ist.«

»Nicht wegen dem Kuss«, erklärte Daria, »wegen ... allem anderen. Also, in der Vergangenheit hab ic hein paar Dinge gesagt, die ich wirklich bereue, ich war auch nie nett zu dir, obwohl du mir nie etwas getan hast, und ... und das alles tut mir leid, okay? Mir ist jetzt klar geworden, was ich dir damit angetan habe, und ich will einfach nur, dass du das weißt.«

Maliva hatte sich ihr während dieser Beichte immer weiter zugewandt, bis sie letztlich auf der Seite lag, den Oberkörper mit einem Arm hochgedrückt. Nun aber versank sie wieder in Regungslosigkeit, eine lange Zeit auf sie herabschauend. Ihre Züge blieben völlig undurchsichtig; Daria hätte nicht sagen können, ob sie ihre Entschuldigung annahm oder nicht, doch gerade als sie begann, das Schlimmste zu befürchten und sich fragte, was sie falsch gemacht hatte, kam Bewegung in Maliva. Plötzlich huschte ein warmes Lächeln über ihr Gesicht, und ehe Daria begriff, was vor sich ging, senkte sich ihr Kopf zu ihr hinab, drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und zuckte schnell zurück, als hätte sie sich selbst dabei ertappt, wie sie aus einem Impuls heraus etwas Dummes getan hatte.

Nun war es Daria, die auf einmal vollkommen still dalag. Es kam ihr vor, als hätte diese unerwartete sinnliche Berührung sie paralysiert; alle ihre Muskeln schienen sich verkrampft zu haben, ihr Herz raste und ihre Gedanken wirbelten so wild durcheinander, dass sie keinen einzigen zuende brachte. »Was ... was sollte denn das ...?«, schaffte sie es irgendwann zu fragen, so sehr sich ihr Mund auch weigerte, überhaupt Worte zu formen. Er war noch immer wie verschlossen von Malivas warmen, weichen Lippen, sodass es sich anhörte, als wäre sie unglücklich verliebt und würde in ein Kissen weinend ihren Kummer der unbeteiligten Welt kundtun: leise, hauchend, beinahe tränenerstickt und doch voller Hoffnung.

Maliva zuckte mit den Schultern, in dem aussichtslosen Bemühen, ihre Scham mit Unbekümmertheit zu überspielen. »Es war lieb von dir, dich zu entschuldigen, und ... na ja, wir haben doch schon festgestellt, dass Freundinnen es ruhig auch mal miteinander treiben können, wenn sie geil sind, warum sollten wir uns dann nicht auch küssen dürfen, nur so aus Dankbarkeit und als Zeichen der Zuneigung? Ich meine, du küsst doch auch mal deine Mutter, oder?«

»Ja, klar tu ich das«, sagte Daria, ihre Stimme nun schon wieder etwas fester, wenn auch noch lange nicht so souverän wie sonst. »Es ist ja auch nicht so, dass es mich gestört hätte, ich war nur nicht darauf vorbereitet, das ist alles. Und als ich vorhin gesagt habe, dass Mädchen das nicht zusammen tun sollten, da meinte ich nicht ... als, ich meine, es stört mich nicht, dass du lesbisch bist. Ich hab nur nie darüber nachgedacht, dass du oder sonst jemand, den ich kenne, lesbisch sein könnte, aber das ist natürlich absolut in Ordnung. Ich wollte dir jetzt keine Hintergedanken unterstellen.«

»Schon gut«, meinte Maliva, und so unspektakulär diese Aussage an sich auch war, hallte sie doch tausendfach in Darias Kopf wider. Da lag sie im Bett eines Mädchens, für das sie früher einzig Verachtung übrig gehabt hatte, sie hatten es sich gegenseitig in den Hintern besorgt, sie hatten sich geküsst und einander alles gestanden, was sie eigentlich nie jemandem hätten erzählen können, von abstrusen Flüchen bis hin zu unkonventionellen Neigungen – trotzdem war nun zwischen ihnen alles gut. Daria war so erleichtert, dass sie beinahe laut aufgeseufzt hätte. Maliva und sie hatten einander verziehen, sie waren Freundinnen geworden und das würden sie auch bleiben.

»Ich denke, wir sollten dann mal duschen gehen«, sagte Maliva in die Stille hinein. »Das heißt, wenn du diesmal nichts dagegen hast«, setzte sie noch hinzu, den Mund zu einem sarkastischen Grinsen verzogen, doch mit einem einfühlsamen Blick in den leuchtenden Augen. Eine seltsame Mischung, die Daria allerdings gut nachvollziehen konnte. So hatte sie selbst schon empfunden, wenn Theresa wieder einmal eine ihrer witzig gemeinten Bemerkungen machte, die zwar keineswegs lustig waren, aber immerhin so begeistert vorgetragen, dass man aus reiner Höflichkeit trotzdem kurz lachte.

»Nein, du hast recht«, stimmte sie Maliva zu, »im Moment können wir wohl beide eine Dusche gebrauchen.« So unsicher Daria sich auch allem anderen geworden war, was sie bisher für unverrückbare Konstanten gehalten hatte, war wenigstens dieser Punkt über jeden Zweifel erhaben. Sie waren gleichermaßen an Bauch und Brust mit Sperma beschmiert, Daria fühlte es sogar sämig aus ihrem Anus herausrinnen, und es kam ihr so vor, als würde es noch immer in ihr umherwälzen, wie eine aufkommende Flut, die sich in ausladenden Wellen vor und zurück schob. Maliva musste das alles sogar noch sehr viel stärker wahrnehmen, hatte sie doch die doppelte Menge dieses absonderlichen glibberigen Zeugs in sich aufgenommen.

»Gut«, sagte die junge Hexe regelrecht erleichtert, »dann geh ich mal duschen. Oder willst du zuerst?«

»Nein, nein, geh ruhig«, ließ Daria ihr den Vortritt. Das war nicht gerade typisch für sie. Normalerweise konnte sie es morgens kaum erwarten, unter die Dusche zu kommen. Nach dem Aufstehen fühlte sie sich immer dreckig, und das war etwas, das sie überhaupt nicht ausstehen konnte, zumal sie da sonst nicht das Rektum voller Samen hatte. Wenn sie früher in einer solchen Situation Maliva als Erste das Bad hätte aufsuchen lassen, hätte sie es zumindest mit den Worten getan, dass sie eine Dusche mit Sicherheit eher gebrauchen können als sie selbst, doch hatte sich ihre Beziehung ja mittlerweile radikal gewandelt, auch wenn Daria gar nicht genau sagen konnte, wie die jetzt eigentlich geartet war. Waren sie wirklich bloß Freunde oder mehr als das? Immerhin war Maliva laut eigener Aussage lesbisch, hatte aber behauptet, dass diese Entwicklung, in deren Folge sie sich nunmehr mit sämtlichen ihrer Körperöffnungen und Geschlechtsmerkmale befasst hatten, nichts damit zu tun hätte.

Wie also stand Daria dazu? Sie wusste es einfach nicht. Sie hatte sich nie vorstellen können, sich einmal in ein Mädchen zu verlieben, andererseits hatte sie sich nie vorstellen können, sich in irgendjemanden zu verlieben, jedenfalls nicht so, wie sie es von anderen gehört hatte, mit Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch, oder dass sie ohne den anderen nicht hätte sein können. Was war Daniel denn schon je mehr für sie gewesen als ein Statussymbol? Mit ihm hatte sie angeben können, ihre Überlegenheit demonstrieren, und er hatte sie halten dürfen, ihr die Gewissheit geben, dass sie bei ihm sicher und wohlbehütet war. Doch offen gestanden hatte sie Theresa gegenüber mehr empfunden als für ihn. In ihrer Nähe war sie nicht nur geborgen gewesen, sondern auch geliebt und verstanden. Er hatte mit seinem drahtigen, markanten Äußeren vielleicht einen unbewussten Wunsch nach Schutz angesprochen, doch war es wohl nur unter wahren Freunden möglich, bedingungslos man selbst zu sein, und dazu war sie außerhalb ihres Zuhauses einzig in Malivas Armen fähig gewesen.

So betrachtet war diese Vereinbarung, die sie getroffen hatten, das Beste, was Daria hätte passieren können. Demnach waren sie Freundinnen, die immer für einander da waren, die sich umeinander kümmerten und sich umsorgten, die sich trösteten, wenn es der anderen schlecht ging, und sich respektierten, selbst wenn man einmal anderer Meinung war, nur dass ihre Unterstützung eben so weit ging, sich gegenseitig ranzulassen, wenn ihnen danach war. Aber inwiefern unterschied sich das dann noch von einer Liebesbeziehung? Hieß es nicht, sich zu lieben und zu ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, und war das nicht genau das, was sie sich hier versprochen hatten, uneingeschränkte Zuneigung und Akzeptanz zueinander?

Sie konnte auch nicht behaupten, dass sie von Maliva nicht körperliche angezogen worden wäre. Natürlich hatte sie von Anfang an geahnt, wie makellos diese neue Mitschülerin war, weshalb Daria sie ja auch als ernsthafte Gefahr für ihren eigenen Stellenwert innerhalb der komplexen Rangordnung der Schulstruktur angesehen hatte. Es war schnell klar gewesen, dass sie genau wie Sophie Weega aus der Klasse einer Altersstufe unter ihnen war: nett, hilfsbereit, intelligent und wunderschön. Der lagen ebenfalls alle zu Füßen, Jungen wie Mädchen, da hatte sie schlicht handeln müssen, um zu verhindern, dass Maliva zur Klassenkönigin aufstieg. Dennoch endete die Vielzahl ihrer Reize nicht mit ihrem Aussehen und ihrer Persönlichkeit, wie Daria in den letzten beiden Tagen festgestellt hatte, oder wie ließ sich sonst erklären, dass jede ihrer Berührungen ihr eine Latte wie einem Zuchthengst bescherte, dass es ihr augenblicklich kam, sobald sie ihren betörenden Duft einatmete, wie es gestern gewesen war, oder wenn sich ihre Lippen zu einem Kuss trafen, wie es eben gerade der Fall gewesen war?

Einen resignierenden Laut von sich gebend, stieß Daria tief die Luft aus. Vorige Woche noch war ihr Leben so einfach gewesen, sie war die unbestrittene Herrscherin über ihre Mitschüler gewesen, und ihr größtes Problem war es, sich Daniels hartnäckiger Annäherungsversuche zu erwehren. Nun war sie eine Geächtete, sie war nirgends willkommen, war mit einem Fluch belegt, der sich nicht so leicht wieder rückgängig machen ließ und zu allem Überfluss konnte sie nicht einmal mehr den grundlegendsten Prinzipien vertrauen, an die sie sich ihr ganzes Leben lang geklammert hatte, wie zum Beispiel ihrer sexuellen Orientierung.

Maliva war in der Zwischenzeit zu ihrem Kleiderschrank gegangen und hatte ihm ein Handtuch entnommen, das sie sich um den Körper schlang. Während sie mit einem letzten Gruß das Zimmer verließ, überlegte Daria, was sie tun sollte. Ihr erster Impuls war es, das riesige Bücherregal zu durchstöbern. Zwar las sie selbst nicht gern, doch war sie begierig darauf, zu erfahren, womit Maliva sich den ganzen Tag beschäftigte. Das schien ihre größte, villeicht sogar ihre einzige Leidenschaft zu sein, und Daria war der Ansicht, dass man einen Menschen nur dann wirklich kennenlernen konnte, wenn man sich selbst mit seinen Vorlieben auseinandersetzte. Letztendlich jedoch konnte sie sich nicht dazu aufraffen, dazu ging sie viel zu sehr in dem Versuch auf, das verworrene Chaos ihrer eigenen Gefühle zu durchschauen.

Damit war sie noch keinen Schritt weiter, als Maliva zurückkehrte, trotzdem war sie froh über diese Unterbrechung. Es kam ihr allmählich so vor, als würde ihr Kopf explodieren, wen sie sich weiter Gedanken darüber machte, was moralisch vertretbar war und was nicht, oder ob sie sich wirklich zu Mädchen hingezogen fühlte, insbesondere zu einem, deretwegen sie mit einem Geschlechtsteil geschlagen war, das nicht ihrem angeborenen entsprach.

Maliva lieh ihr eine neue Garnitur Kleidung, und so zog Daria sich an, nachdem sie geduscht hatte. Als sie kurz darauf wieder das Zimmer betrat, in dem sie Unterschlupf gefunden hatte, lag Maliva mit einem Buch in der Hand auf dem Bett. Sie hatte es offenbar frisch bezogen, während Daria fort gewesen war, was auch dringend nötig gewesen war; die Laken waren förmlich in den verschiedenen Säften geschwommen, die sie auf ihnen vergossen hatten. Kurzerhand kroch Daria zu ihr auf das Bett, zwängte sich so zwischen sie und die Wand, dass sie in derselben Haltung wie ihre Freundin dalag, auf die Seite gedreht und mit der Wange auf dem kopfkissen. Es gab keum Platz, deshalb mussten sie sich notgedrungen eng aneinanderquetschen. Unvermeidbar drückte sich Darias Brust gegen Malivas Rücken, und ihr Gesicht grub sich wie selbstverständlich in das leicht gewellte, hellbraune Haar. Damit war ihre Sicht auf das Buch in Malivas Händen nicht frei von Hindernissen, dennoch war ohne Schwierigkeiten zu erkennen, dass es ein anderes war als das, mit dem sie es sich am Abend zuvor hier gemütlich gemacht hatte. Es war deutlich dünner und der Einband war weiß, nicht schwarz.

»Das ist aber nicht das, das du gestern gelesen hast, oder?«, merkte sie folgerichtig an.

»Nein«, bestätigte Maliva und klappte das Buch zusammen, behielt jedoch den Finger an der Stelle, an der sie soeben unterbrochen worden war. »Das andere hab ich gerade zuende gelesen.«

»Und da hast du gleich das nächste angefangen?«

»Klar. Wenn ich gerade Lust habe zu lesen, aber mit einem Buch schon durch bin, was sollte ich sonst tun?«

Dem konnte Daria natürlich nicht widersprechen, auch wenn es ihr selbst nie so ergangen war. Sie hatte noch nie freiwillig ein ganzes Buch gelesen, höchsten für die Schule, und danach war sie immer froh gewesen, sich wieder mit etwas anderem befassen zu können. Trotzdem war ihre Neugier ungebrochen, zu erfahren, womit Maliva sich die Zeit vertrieb. »Und was liest du jetzt?«

»›Fahrenheit 451‹ von Ray Bradbury.«

»›Fahrenheit 451‹? Komischer Name. Worum geht’s denn da?«

»Na ja, es spielt in einer Zukunft, in der es verboten ist zu lesen, und die Feuerwehr nicht mehr dazu da ist, um Brände zu löschen, sondern um alle Bücher zu verbrennen, die sie finden. Einer dieser Feuerwehrmänner fragt sich dann aber, was an Büchern denn so schlimm sein soll und fängt an, ein paar davon zu lesen.«

»Hm-hm. Und dann?«

»Keine Ahnung, mehr verriet der Klappentext nicht.«

»Ist es denn gut?«

Maliva gab einen langgezogenen, nachdenkliche Laut von sich. »Das kan ich noch nicht so genau sagen, ich hab es je gerade erst angefangen, aber bisher hab ich nur Positives darüber gehört.«

»Hm-hm«, machte Daria wieder, selbst nicht sicher, was sie damit ausdrücken wollte. Sie wusste einfach nicht richtig, was sie davon halten sollte. Es klang nicht uninteressant, aber auch nicht nach etwas, das sie sich ausgesucht hätte, wenn sie denn schon hätte lesen müssen. Andererseits, wenn sie wirklich Malivas Wesen ergründen wollte, wäre es doch sehr viel zuträglicher, wenn sie dafür in etwas hineinfand, dessen Faszination sie nicht ganz nachvollziehen konnte.

So unbestimmt Darias Ton auch gewesen war, hörte Maliva die in ihm enthaltenen Empfindungen einigermaßen heraus. Es wa zumindest nicht zu bestreiten, dass ihm eine gewisse Anteilnahme zugrunde lag, was Maliva ein wenig aus dem Konzept brachte. Es war einige Zeit her, dass jemand wirklich mehr über sie erfahren wollte, was sie antrieb, was in ihr vorging, vor allem aber fiel ihr auf einmal auf, dass sie keine Ahnung hatte, was sie jetzt eigentlich zusammen mit Daria unternehmen sollte. Seit sie nach Grünberg gezogen waren, hatte sie keine einzige Freundin mehr gehabt, niemand hatte sie mehr bei sich Zuhause besucht, sodass sie beinahe schon vergessen hatte, wie man sich bei solchen Gelegenheiten verhielt. Wenn sie sich früher mit jemandem getroffen hatte, hatten sie meist gespielt, dass sie Pferde hätten, oder dass sie Feen wären, doch dafür war sie inzwischen eindeutig zu alt.

Ihr war auch bewusst, dass sie Daria nicht den Standard zu bieten hatte, den sie gewohnt war. Zwar hatte Maliva deren Zimmer nie persönlich gesehen, doch zweifelte sie in Anbetracht ihrer Freigiebigkeit und ihrer angeberischen Bemerkungen über Geschenke, die sie wieder einmal erhalten hatte, nicht daran, dass es voller Krimskrams war, den sie gar nicht brauchte, während sie selbst ohne jede überflüssige Annehmlichkeit auskommen musste. Natürlich hätte sie sich alles hexen können, was sie ihrer Meinung nach benötigte – obwohl ihr das ausdrücklich verboten war – doch das kam ihr nicht richtig vor, außerdem gab es im Grunde ohnehin nichts, dessen sie dringend bedurfte. Sie hatte eine Familie, die zu ihr stand, genug Taschengeld um immer ausreichend neue Bücher zum Lesen zu haben und mit Daria nun sogar ein Mädchen ihres Alters, dem sie sich anvertrauen konnte; was sollte sie sich mehr wünschen?

Neben der Schule, ihrem Hexenunterricht und ihren Aufgaben im Haushalt blieb ihr auch gar nicht viel Zeit, die sie sinnlos vertrödeln konnte. So hatte sie sich zwangsläufig auf das konzentriert, was ihr am meisten Spaß machte, und das war eben das Lesen. Dabei hatte sich ihre Liebe zu Büchern immer weiter vertieft, was zum Teil auch an Daria lag. Maliva hatte schon immer gerne gelesen, doch nachdem sie es nicht geschafft hatte, in Grünberg neuen Anschluss zu finden, hatte sie sich immer mehr in die Welt der Bücher zurückgezogen; eine Welt, in der sich niemand über sie lustig machte, in der niemand sie verletzen konnte und wo sie immer willkommen war.

So wie die Dinge lagen fiel ihr nur eine Möglichkeit ein, was sie Daria als Unterhaltung zur Verfügung stellen konnte. »Ähm, willst du es dann viellicht lesen?«, fragte sie und hielt ihr das Buch über die Schulter hinweg entgegen.

Daria überlegte einen Moment lang, schüttelte letztendlich aber den Kopf. Maliva hatte sich sichtlich darauf gefreut, dieses Buch zu lesen, da wäre es nur unfair gewesen, es ihr jetzt einfach wegzunehmen, nachdem sie es gerade angefangen hatte. Ganz unvermittelt überkam sie jedoch eine Idee, wie sie beide dieses Vergnügen teilen konnten. »Nein, das wäre doch ungerecht dir gegenüber«, erklärte sie ihre Beweggründe, »aber wie wäre es, wenn du es vorlesen würdest?«

»Ich soll das Buch vorlesen?«, vergewisserte Maliva sich beinahe erschrocken.

»Ja, warum nicht? So würden wir es praktisch gleichzeitig kriegen, und ich weiß ja aus der Schule, wie gut du vorlesen kannst.«

Unwillkürlich errötete Maliva ein wenig. »Meinst du?«, fragte sie skeptisch. Ihr war selbst schon aufgefallen, dass ihre Lehrer sie häufig aufriefen, wenn etwas vorgelesen werden sollte, hatte sich aber nie erklären können, woran das lag. Dass es damit zusammenhängen könnte, dass sie besonders gut darin wäre, hatte sie zumindest nicht vermutet. Sie war immer nervös gewesen, wenn sie laut vor der gesamten Klasse hatte sprechen müssen, hatte es doch auch oft genug in offenen Anfeindungen ihrer Person geendet, vor allem von Daria ausgehend, und sie war sich sicher gewesen, dass sich das auf ihre Leistung ausgewirkt hatte.

Daria schien das anders zu sehen. »Ja, das meine ich«, sagte sie voller Überzeugung. »Du hast eine schöne Stimme und machst das einfach gut. So melodisch und wie du die einzelnen Charaktere sprichst und so.«

»Wirklich?«, konnte Maliva nicht anders, als noch einmal ganz sicher zu gehen, dass es Daria ernst war, doch als die ihren Blick ohne jeden noch so leisen Zweifel erwiderte, willigte sie schließlich ein. »Na gut«, sagte sie un räusperte sich kaum hörbar. »Dann also ... ›Fahrenheit 451‹ von Ray Bradbury.« Noch immer befangen blätterte sie die wenigen Seiten zurück, die sie bisher gekommen war, dann begann sie vorzulesen: »›Erster Teil, Häuslicher Herd und Salamaner. Es war eine Lust, Feuer zu legen. Es war eine besondere Lust, zu sehen, wie etwas verzehrt wurde, wie es schwarz und zu etwas anderem wurde. Das Messingrohr in der Hand, die Mündung dieser mächtigen Schlange, die ihr giftiges Kerosin in die Welt hinausspie, fühlte er das Blut in seinen Schläfen pochen, und seine Hände waren die eines phantastischen Dirigenten, der eine Symphonie des Brennens und des Sengens aufführte, um die kärglichen Reste der Kulturgeschichte vollends auszutilgen.‹*«

Zunächst klang sie noch sehr verlegen, als müsste sie in der Öffentlichkeit ihre geheimsten Gefühle beichten, doch wurde ihre Stimme mit jedem Satz fester und volltönender. Nach und nach verlor Daria sich völlig in ihr. Der Stil und die Handlung des Romans erschufen zusammen mit Malivas Art, ihn vorzutragen, einen Sog, dem sie sich unmöglich entziehen konnte. So geschah etwas, das ihr noch nie passiert war, und mit dem sie auch nie gerechnet hätte: Sie genoss es, einfach still dazuliegen und einer Geschichte zu lauschen. Sie hatte kein Bedürfnis, irgendwohin zu gehen oder sich anderweitig abzulenken, für den Moment gab es für sie nichts Schöneres als sich an Maliva zu klammern und ihr zuzuhören, wie sie las.

Auf diese Weise verbrachten sie fast den ganzen Tag miteinander. Als es Maliva schwer zu fallen begann weiterzulesen, übernahm Daria für sie, und abwechselnd lasen sie sich immer weiter vor, ohne Hunger oder sonst einen Wunsch zu verspüren, so wie es Maliva immer erging, wenn sie in die Welt eines Buches eintauchte. Das einzige, was für sie beide zählte, war die Nähe der jeweils anderen und das unentrinnbare Abgleiten in den Lauf der Erzählung, die sich vor ihren inneren Augen entfaltete.

Keine von ihnen merkte, wie die Zeit verging. Bis zum frühen Nachmittag hatten sie das Buch beendet, und sie gingen hinunter in die Küche, um das Mittagessen nachzuholen, das sie verpasst hatten. Danach fragte Maliva, was sie als nächstes tun sollten. Am liebsten hätte sie genau dort weitergemacht, wo sie aufgehört hatten; es war wundervoll gewesen, gemeinsam mit Daria einen ganzen Roman am Stück durchzulesen, doch war es natürlich unabdingbar, sich auf etwas zu einigen, das ihnen beiden zusagte. Zu ihrem Erstaunen schien Daria die Gestaltung ihres Vormittags aber ebenso gefallen zu haben wie ihr. Ohne lange zu überlegen schlug sie vor, mit ihrer bisherigen Beschäftigung fortzufahren, und sich dabei nun Malivas Lieblinsgsbuch zu widmen.

Damit war Maliva natürlich sofort einverstanden, auch wenn sie das vor ein kleineres Problem stellte: Es gab unzählige Bücher, die sie von ganzem Herzen verehrte, doch hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, welches von ihnen ihr am meisten bedeutete. Als sie jetzt zum ersten Mal darüber nachdachte, war die Entscheidung aber schnell getroffen. So viele großartige Bücher sie schon hatte lesen dürfen, eines hatte sie noch mehr bewegt als die übrigen und zwar ›Die Hyperion-Gesänge‹ von Dan Simmons. Der Detailreichtum, die Fülle an extravaganter Ideen und nicht zuletzt der unübersehbare Subtext des Buches hatten sie unweigerlich in seinen Bann geschlagen. Eigentlich war es gar nicht lange her, dass sie es gelesen hatte, dennoch hatte sie nichts dagegen, es noch einmal von vorn anzufangen, besonders wenn Daria danach verlangte.

Also gingen sie wieder nach oben, legten sich dicht aneinandergedrängt auf das Bett und lasen ›Die Hyperion-Gesänge‹. Wer dieses Buch kennt, kann sicherlich erahnen, dass sie damit nicht annähernd so schnell durchkamen wie mit ›Fahrenheit 451‹, es war immerhin in etwa sechsmal so lang. Dementsprechend waren sie erst am Ende des ersten Viertels angelangt, als es unvermutet an der Tür klopfte. Erst jetzt, als sie so aus dieser fernen, fremdartigen Welt gerissen wurden, bemerkten die Mädchen, dass sich der Tag inzwischen dem Abend zuneigte. Es war noch nicht dunkel geworden, doch hatte das Licht bereits die golden schimmernde Färbung des nahenden Sonnenuntergangs angenommen.

Blinzelnd blickte Maliva von den aufgeschlagenen Seiten auf, die sie bis eben so gefangengenommen hatten. »Herein«, rief sie in Richtung ihrer Zimmertür.

Als die langsam aufschwang, erschien der Kopf ihrer Mutter darin, die vorsichtig in den Raum hineinlugte. »Ähm, würdet ihr bitte für einen Moment nach unten kommen?«, fragte sie zögerlich. »Darias Eltern sind da.«

»Mei-meine Eltern?«, entfuhr es Daria.

Frau Amantă nickte, dann zog sie sich zurück, die Tür einen Spalt offen stehen lassend.

Ratlos sah Daria Maliva an. »Was wollen die denn hier? Woher wissen sie überhaupt, dass ich hier bin?«

»Tja, ich schätze, das werden wir gleich erfahren.« Seufzend erhob Maliva sich und gemeinsam stiegen sie die Treppe hinab. Es vwar abzusehen, dass die zwei Familien im Wohnzimmer aufeinandertreffen würden, doc hauch wenn das nicht offensichtlich gewesen wäre, hätten ihre Töchter automatisch dorthin gefunden. Die Tür war nur angelehnt und die leisen Dialogfetzen belanglos ausgetauschter Höflichkeitsfloskeln drang zu ihnen hinaus. Nacheinander traten sie ein, wobei Daria sich unmittelbar hinter ihrer Freundin hielt, als wole sie sich in ihrem Schutz verstecken.

Doch sobald ihre Mutter sie sah, sprang sie auf, rannte auf Daria zu und schlang die Arme um sie. »Daria! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!«, rief sie, den Kopf an ihre Schulter gedrückt.

»Ach ja?«, erwiderte Daria ungerührt.

»Aber ja!«, sagte Frau Kronenberg, diesmal mit einer Spur Bestürzung in ihrer von Erleichterung erfüllten Stimme. »Warum bist du denn nur weggelaufen?«

»Na ja, ich hatte nicht den Eindruck, dass ich noch länger erwünscht gewesen wäre.«

»Aber was redest du denn da? Du musst doch wissen, dass wir dich immer lieben! Ich war nur überrascht, als ich gesehen habe, dass du ...« Beschämt brach Frau Kronenberg ab, als ihr einfiel, dass sie nicht unter sich waren.

»Sie wissen bescheid«, beruhigte Daria sie mit einem Wink, der den ganzen Raum einschloss. Jeder in diesem Zimmer kannte ihre Misere: Maliva, die neben ihr stand, deren Mutter und Großmutter, ihre eigene Mutter, die vor ihr kniete, und mittlerweile wohl auch ihr Vater, der auf dem Sofa neben Frau Amantă Platz genommen hatte. Ihre Mutter machte ein Gesciht als wäre ihr nicht wohl bei dem Gedanken, dass bereits so viele Menschen in dieses Geheimnis eingeweiht waren, sagte aber nichts weiter dazu.

»Dann stimmt es also?«, fragte ihr Vater stattdessen. »Du hast wirklich eine Geschlechtsumwandlung machen lassen?«

Das dachten ihre Eltern also, dass sie durch einen chirurgischen Eingriff zu ihrem ungewohnten Penis gekommen war. Daria beschloß, sie in diesem Glauben zu lassen, das war zumindest einfacher, als ihnen die Wahrheit erklären zu müssen. Demzufolge nickte sie bloß, als sie das nicht nur ein grotesker Fluch, den vorerst niemand von ihr nehmen konnte. Sie musste ja noch einige Zeit mit ihm leben, und eine bessere Ausrede würde sich wohl kaum finden lassen.

»Aber wer hat das denn gemacht?«, hakte ihr Vater nach. »So eine Operation darf an Minderjährigen doch gar nicht vorgenommen werden.«

Eine unbehagliche Stille breitete sich aus, als niemand ihm mitteilen wollte, dass es genau genommen die Schuld der jugendlichen Hexe war, an die sich in diesem Moment seine Tochter so fest klammerte, als würde sie sie davor bewahren wollen, dass sie dafür verantwortlich gemacht würde. Maliva war der Meinung, dass diese unwillkürliche Geste auffällig genug war, um Darias Eltern zu der unter anderen Umständen völlig absurden Überzeugung gelangen zu lassen, dass sie tatsächlich etwas damit zu tun hatte, doch konnte sie es ohnehin nicht zulassen, dass jemand anders für ihre Taten würde büßen müssen.

»Äh, Herr Kronenberg, Frau Kronenberg ...«, begann sie unsicher, »es ist so, dass ...« Sie verstummte, als sie nicht wusste, wie sie fortfahren sollte, doch bevor ihr die richtigen Worte einfielen, sprach Daria für sie weiter.

»Es war ein Arzt, den ihr nicht kennt. Er war hier nur auf der Durcureise und ich hab ihn ganz zufällig getroffen. Wir kamen ins Gespräch und ich hab ihm dann erzählt, dass ich ...«, sie stockte, sah mit einem Seitenblick zu Maliva hinüber und zuckte schließlich mit den Schultern, »na ja, dass ich eben schon lange eine Geschlechtsumwandlung vornehmen lassen wollte.« Das war keine beosnders gute Lüge, das war ihr selbst bewusst, aber damit würde sie ebenso wie ihre Eltern zurechtkommen müssen. Etwas Glaubwürdigerers fiel ihr so kurzfristig nicht ein und sie würde bei dieser Geschichte bleiben, komme was wolle.

»Und, äh, was willst du jetzt machen?«, fragte ihr Vater etwas verlegen. »Dazu gehört doch noch mehr. Dann musst du dich ja erst mal einer Hormontherapie unterziehen. Und die Haare solltest du dir vielleicht auch schneiden lassen.«

»Nein, ich lass es einfach so. Ich bin zufrieden, so wie es ist.« Noch während sie diese eigentlich nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung von sich gab, fiel ihr plötzlich auf, wie sehr sie stimmte. Seit ihr Schritt dermaßen entartet war, hatte sie ihren Schwanz einzig als Heimsuchung empfunden. Obwohl diese Verwandlung erstaunlich schnell zu ihren ersten sexuellen Erfahrungen überhaupt geführt hatte, war er für sie eine Last geblieben, etwas Obszönes und Schmutziges, mit dem sie den Kontakt auf ein Minimum reduzierte, doch im Grund hatte sich damit ja nichts geändert. War ihr nicht von klein auf beigebracht worden, dass man sein Geschlecht stets verhüllt halten musste, dass man sich dort unten nicht berührte und dass, falls es doch einmal unumgänglich gewesen war, sich danach die Hände zu waschen hatte?

Diese Regeln hatte sie wohl alle überschritten, mehr noch, sie hatte sie sogar weit hinter sich gelassen und hatte letztendlich in voller Geschwindigkeit jegliche moralischen Grenzen durchbrochen. Innerhalb der vergangenen beiden Tagen hatte sie mit zwei Mädchen und einem Jungen geschlafen, hatte masturbiert indem sie an ihrem Anus herumgespielt hatte und erst vor ein paar Stunden hatte sie Maliva die Zunge in den Arsch gesteckt. Am schlimmsten war jedoch, wie sehr sie das alles erregt hatte, und auch wenn sie nichts davon hatte tun können, ohne dass sich Schuldgefühle in ihr regten, befeuerte dieser Umstand ihre Lust nur noch mehr. Irgendein unbewusster Teil von ihr mochte das offenbar, und er erging sich geradezu in diesem absurden Gemisch aus Scham und Ekstase.

Doch ob es nun verkehrt war oder nicht, sie kam jedenfalls nicht umhin, sich einzugestehen, dass sie Gefallen an ihrem neugestalteten Intimbereich gefunden hatte und den Umwälzungen, die mit ihm einhergegangen waren. Ohne ihn hätte sie ihre Entjungferung Daniel überlassen, jemandem, der diesem Geschenk gar nicht würdig war, und sie hätte sich nie mit Maliva eingelassen, von der sie sich jetzt kaum noch zu trennen vermochte, selbst wenn sie es mit aller Kraft versucht hätte. In gewisser Weise fürchtete sie sich sogar vor der Aufhebung des Fluchs, der auf ihr lastete. Sie war ebenso in Verzückung geraten, es Maliva besorgen zu dürfen, wie auch sich deren Begierden zu unterwerfen, und nun waren sie darin übereingekommen, sich diesen Freuden regelmäßig hinzugeben, wann immer es eine von ihnen nötig hatte, aber wie sähe es mit dieser Vereinbarung aus, wenn ihre vorübergehende Abnormität erst einmal rückgängig gemacht worden wäre? Hätte sie dann immer noch Bestand? Und falls dem so war, wie würden sie dann dabei vorgehen? Würden sie sich gegenseitig die Mösen lecken?

Das war für Daria nur schwer vorstellbar. Dass Maliva lesbisch war, und ihr das so wahrscheinlich leichter fiel, als einen Penis in den Mund zu nehmen, war ihr klar, doch sie selbst war sich ihrer Gefühle nicht so sicher. Der Gedanke löste eine tiefe Sehnsucht in ihr aus, aber sobald sie sich ihm näher zuwenden wollte, errötete sie und ihr Herz schien in Flammen aufzugehen. Eine sengende Hitze breitete sich in ihrer Brust aus, die zwar eigentlich angenehm war, aber doch mit einem Brennen an ihr nagte, wie von einem Feuer, das in ihrem Inneren emporzüngelte. Sie wusste nicht, in welcher Hinsicht sich das äußern sollte, aber die Bedeutung dieses metaphorischen Bildnisses ließ sich nicht leugnen: Das Spiel mit dem Feuer war gefährlich und die gewagte Vorstellung, Malivas aufreizenden Schlitz zu küssen, nicht weniger, so sehr sie sich auch dazu verleitet fühlte.

So oder so, sie war zumindest froh, welch abwegige Pfade ihr Schicksal eingeschlagen hatte.

Ihr Vater dagegen konnte diese Ansicht offenbar nicht nachvollziehen. »Aha«, machte er nur mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck. Einen Augenblick lang schwieg er nachdenklich, dann legte sich seine Stirn in Falten. »Sag mal, wie heißt denn dieser Arzt eigentlich, der dich ... hm, behandelt hat?«

Am Rande der Panik durchsuchte Daria ihr Gedächtnis nach einem Namen, mit dem ihre Eltern nichts anfangen konnten. »Äh ... Daniel Gleisner«, nannte sie schließlich den ersten Namen, der ihr einfiel und dem sie durchaus etwas Ärger an den Hals wünschte. Natürlich durfte ihr Vater ihn nicht wirklich finden, dann würde er nicht nur heausfinden, dass sie gelogen hatte, sondern auch dass er eigentlich ihr Freund gewesen war, aber zum Glück würde es wohl kaum dazu kommen. Immerhin hatte sie erzählt, dass dieser ›Arzt‹ nur kurz hier gewesen war, und sollte sie irgendwann einmal gefragt werden, woher er kam, würde sie sagen, dass sie das nicht wüsste. Für den Moment jedoch reichte Herrn Kronenberg diese Antwort. Er schien vollauf damit zufrieden zu sein, bald denjenigen unter Anklage stellen zu können, der seine Tochter seiner Auffassung nach so verschandelt hatte. Er war einfach glücklich, jemanden zu haben, auf den er wütend sein konnte, jemanden, auf den er seinen ganzen Ärger über diese Situation richten konnte, ob er auch wirklich etwas dafür konnte, war wohl eher zweitrangig.

Daria war nicht ganz klar, was er sich davon versprach. War es nicht ihr Körper und ihr Leben? Warum sollte es irgendjemanden etwas angehen, was sie damit anstellte, nur weil sie ein bestimmtes Alter noch nicht erreicht hatte? Aber so lange das bedeutete, dass niemand sie selbst oder Maliva dafür verantwortlich machte, sollte ihr das egal sein. Sie hatte vielmehr erwartet, angeschrien und ein weiteres Mal verstoßen zu werden, da war das Unverständnis und die daran erwachsende Ablehnung ihrer angeblichen Entscheidung das deutlich geringere Übel. Trotzdem hätte sie auch das auf sich genommen, nur um zu verheimlichen, wer die tatsächliche Ursache für ihre neugeschaffene Physiognomie war. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie ihre Eltern reagieren würden, wenn sie erführen, dass Maliva das einzige Kind, das ihnen noch verblieben war, verhext hatte. Auf keinen Fall wollte Daria, dass sie noch einmal ihretwegen litt. Sie war ihre Retterin, die Einzige, an die sie sich noch hatte wenden können, als alle anderen sie abgewiesen hatten. Lieber nahm sie die Schuld auf sich, um sie zu schützen, sollte es auch endgültig dazu führen, dass sie aus dem Schoß der Familie vertrieben wurde. Sie fühlte sich ohnehin, als habe sie keine Heimat mehr. Sie hatte ihren Platz in der Welt offenbar verloren; ihre Eltern duldeten sie höchstens noch – selbst das würde sich erst noch zeigen müssen – und sie konnte sich auch nicht einfach Maliva aufdrängen. Was also blieb ihr noch? Wo gehörte sie hin?

Diese Frage musste vorerst unbeantwortet bleiben, doch bot die Stille, die sich ihrer Erklärung angeschlossen hatte, Gelegenheit, eine weitere zu stellen: »Woher wisst ihr eigentlich, wo ich bin?«

»Oh«, sagte ihre Mutter, die noch immer vor ihr kniete, die Hände nun aber nur noch lose um ihre Hüften gelegt, ohne sie so fest an sich zu drücken wie bei ihrem einnehmenden Wiedersehen, »Frau Amantă hat uns angerufen, kurz nachdem du gestern ... gegangen bist.«

»Kurz nachdem ich gegangen bin ...?«, murmelte Daria vor sich hin. Was sollte das bedeuten? Als sie ihr Zuhause verlassen hatte, hatte sie erst noch Theresa aufgesucht, um bei ihr Zuflucht zu finden, und danach war sie noch eine ganze Zeit durch die Stadt geirrt, bevor sie zufällig bei Maliva gelandet war, und bis sich herausgestellt hatte, dass sie ihre eigene Verwünschung nicht so ohne weiteres wieder aufheben konnte, hatte es ebenfalls noch ein wenig gedauert, wann war also dieser Anruf erfolgt? Als klar wurde, dass Daria die Nacht hier verbringen würde? Als sie eingetroffen war und sich mit Maliva ausgesprochen hatte? Oder noch früher, als sie erst auf dem Weg hierher war?

Das gedankenversunkene Wiederholen der Worte ihrer Mutter erweckte jedoch aufseiten Malivas Großmutter anscheinend den Eindruck einer Beschwerde. »Entschuldige, mein Kind«, sagte die alte Wahrsagerin in ihrem unüberhörbaren rumänischen Akzent, »ich musste das einfach tun. Alle Eltern machen sich Sorgen um ihre Kinder, wenn sie nicht wissen, wo sie sind. Ich musste ihnen wenigstens mitteilen, dass du in Sicherheit bist und es dir gut geht, habe sie aber gebeten, erst heute vorbeizukommen, weil es ganz so aussah, als ... nun, würdest du etwas Abstand zu allem benötigen. Wenn du älter bist, wirst du verstehen, warum es nicht anders ging.«

Das verstand Daria allerdings bereits jetzt. Sie wäre vor Angst doch selbst beinahe wahnsinnig geworden, wäre plötzlich jemand verschwunden, der ihr nahe stand. »Schon gut«, beschwichtigte sie Maleva ruhig, »ich bin ja froh darüber.« Dem war tatsächlich so. Zwar wusste sie nicht genau, wie sie ihren Eltern jetzt begegnen sollte – es war, als hätte sie ein Stück weit das Vertrauen in sie verloren, ebenso wie in jede andere Form einer natürlichen Ordnung, an die sie je geglaubt hatte – dennoch war es beruhigend, wieder mit ihnen vereint zu sein. Mit ihnen schien ein Hauch der Beständigkeit ihres früheren Lebens zurückzukehren.

»Na siehst du?«, sagte ihre Mutter sanft. »Und wir sind froh, dass du wieder bei uns bist. Also, ich denke, es ist das Beste, wir gehen erst einmal nach Hause und vergessen das Ganze. Wir können uns ja später noch überlegen, was sich da noch machen lässt, aber vorher machen wir uns einfach einen schönen Familienabend, so wie früher. Was hältst du davon? Wir setzen uns zusammen und holen eines der alten Spiele raus, was immer du willst. Monopoly oder Trivial Pursuit. Oder wie wäre es mit einem Kartenspiel?«

Als Lena noch gelebt hatte, hatten sie das so gut wie jeden Freitagabend getan, und obwohl Daria sich oft lieber mit Freundinnen getroffen hätte, hatte es ihr doch immer viel Spaß gemacht. Nach dem Tod ihrer Schwester war diese Tradition jedoch im Sande verlaufen, zum einen weil ihre Eltern viel zu tun gehabt hatten mit den Vorbereitungen zur Beerdigung, dem Beantworten der Beileidsbekundungen und den unvermeidlichen Behördengängen, zum anderen weil niemand mit diesen Erinnerungen konfrontiert werden wollte. Dazu waren sie noch zu lebendig und zu schmerzlich. Auch jetzt traten Daria die Tränen in die Augen, doch schaffte sie es, sie so weit im Zaum zu halten, dass sie nicht vollends aus ihr hervorbrachen. Das lag aber nur zum Teil an der Trauer, die jedes Auftauchen Lenas in ihren Gedanken begleitete, sondern vor allem an dem Vorschlag selbst, den Frau Kronenberg da machte. Er verhieß die Heimkunft in ein Leben, das sie bereits verloren geglaubt hatte; ein Leben, in dem der Tod geliebter Angehöriger noch keine grausige Realität war, die sie selbst betreffen könnte, in dem unabänderliche Wahrheiten herrschten und das festen Gesetzmäßigkeiten folgte. Ein Leben, in dem ihr Körper keine unvorhergesehenen Metamorphosen durchlief und in dem ihre Gefühle so eindeutig wie allgemein anerkannt waren.

»Wollt ihr das denn wirklich?«, fragte sie, ihre Stimme heiser von der Anstrengung, das wahre Ausmaß ihrer verwirrenden, sich einander widersprechenden Emotionen zu verbergen. »Dass ich nach Hause komme? Dass alles wieder so wird wie früher, obwohl ich so bin, wie ich jetzt bin?«

Der Griff ihrer Mutter um ihre Taille verstärkte sich, als befürchte sie, Daria würde noch einmal vor ihr davonlaufen. »Ach, Schatz, ich dachte, das hätten wir schon geklärt. Wir werden dich immer lieben, auch wenn wir vielleicht nicht mit allen deinen Entscheidungen einverstanden sind.«

Nun konnte Daria nicht länger an sich halten. Zwar bewahrte sie so weit die Kontrolle über sich, dass sie die Tränen daran hindern konnte, aus ihr hervorzubrechen, doch fiel sie ihrer Mutter um den Hals und schloss sie fest in die Arme. »Ich liebe euch auch!«, rief sie, erzitternd von einem unterdückten Schluchzen.

Eine Weile war in dem Raum nichts anderes zu hören als das Ticken einer alten Uhr, die auf einem hohen, aber schmalen Tischchen neben der Couch stand, während alle Anwesenden diese versöhnliche Umarmung in gebührendem Schweigen beobachteten, bis Herr Kronenberg sich schließlich erhob, die Augen nicht weniger feucht als die seiner Frau und seiner Tochter. Leise, wie um sie nicht aufzuschrecken, trat er zu ihnen hinüber und breitete seine Arme um beide zugleich aus, als wäre er ein Vogel, der seine Flügel schützend um die gerade geschlüpften Küken legte.

Versunken in dieser wiedererlangte Verbundenheit fiel es der gesamten Familie schwer, sich voneinander zu lösen, doch irgendwann hob Frau Kronenberg den Kopf und blickte Daria voller Zärtlichkeit an. »Also, was sagst du? Kommst du mit?«

Daria schniefte noch einmal kurz, bevor sie ebenfalls aufsah und wischte sich schnell mit dem Handrücken über die Augen, um das Glitzern zu vertreiben, das die beinahe vergossenen Tränen in ihnen hinterlassen hatte. Das war ihre Chance. Sie brauchte nur zu nicken, egal wie angedeutet es auch bleiben mochte, und schon konnte sie all dem den Rücken kehren. Maliva hatte bereits versprochen, ihren Fluch aufzuheben, sobald sie dazu in der Lage war, Daria war ihr gegenüber zu nichts mehr verpflichtet. Sie könnte einfach wieder nach Hause gehen und so weiterleben wie bisher. Bald würde alles so sein wie zuvor; ihr Schwanz wäre verschwunden und alle würden se verehren, sie würde wieder wie eine Königin über die Schule herrschen und so tun, als wäre nichts von dem hier je passiert.

Aber sie wusste, dass das der falsche Weg war. Natürlich würde sie zu ihren Eltern heimkehren, das war unvermeidlich. Daria liebte sie ebenso wie ihre Eltern sie liebten, außerdem konnte sie nicht einfach für immer bei Maliva bleiben und erwarten, dass sie sie versorgte. Trotzdem hatte das ihr Widerfahrene sie nicht unverändert gelassen. Sie wusste nun, was es hieß, nicht so zu sein wie die anderen, wie es sich anfühlte ausgeschlossen zu werden und wie es war, wenn man sich auf niemanden mehr verlassen konnte. Sie würde sich jedenfall nie mehr über Menschen lustig machen, denen es so erging, sie würde versuchen, Verständnis für sie aufzubringen, immerhin konnte sich niemand aussuchen, wie er geboren worden war, mit welchen Stärken und Schwächen, wie er aussah oder welche Vorlieben er hatte.

Darüber hinaus ging ihr jetzt aber noch etwas anderes auf. Bisher hatte für sie der Begriff Heimat immer einen Ort bezeichnet, das Haus ihrer Eltern, die Stadt, in der sie wohnte, eben den Platz, an den sie gehörte, doch das war ein Fehlschluss gewesen. Es gab keinen bestimmten Ort, an den sie oder irgendjemand anders gehörte, ihre Heimat war immer dort, wo sie willkommen war, wo es Menschen gab, denen sie etwas bedeutete und zu denen sie sich hingezogen fühlte. Das hätte wohl in erster Linie ihre Familie sein sollen, dennoch kam es ihr vor, als würde ihr das Herz aus der Brust gerissen bei dem Gedanken, nun Maliva verlassen zu müssen. Ihr war klar, dass sie sich nicht ewig an sie klammern konnte, aber ein Leben ohne sie war für Daria einfach undenkbar geworden. Selbst wenn es nur für kurze Zeit war, bis sie sich am Montag in der Schule wiedersehen würden, kam es ihr unerträglich vor, von Maliva getrennt zu sein.

»Natürlich komme ich mit«, erklärte sie in einem fast schon entschuldigenden Tonfall, »aber ... heute Nacht würde ich gern noch hier bleiben, wenn ich darf.«

Frau Kronenbergs erste Reaktion war eher Überraschung als Enttäuschung, wie jemand, der sich von einer unerwartet gestellten Aufgabe überfordert sieht und nicht weiß, wie er sie angehen soll. Zwar schwand ihr Lächeln ein wenig, doch blieb der warme Ausdruck in ihrem Gesicht. »Nun ...«, fragend drehte sie sich Malivas Mutter zu, die auf dem Sofa hinter ihr saß, »wenn Frau Amantă nichts dagegen hat ...«

»Aber natürlich nicht«, sagte die sofort. »Es ist ja noch alles vorbereitet und Maliva wird sich bestimmt freuen, wenn die zwei noch etwas länger zusammen sein können.«

»Dann spricht wohl nichts dagegen«, wandte Frau Kronenberg sich wieder ihrer Tochter zu.

»Danke, Mama, danke, Papa.« Erleichtert, dass sie ihr diesen Wunsch nicht übel nahmen, küsste Daria ihre Eltern flüchtig auf die Wange – etwas, das sie schon seit Jahren nicht mehr getan hatte, ihr in diesem Moment aber nur angemessen erschien – dann löste sie sich vorsichtig aus ihrer Umarmung, ging zu Maliva hinüber, die ein paar Schritte netfernt gewartet hatte, griff nach ihrer Hand und zog sie zur Tür. »Dann gehen wir schon mal wieder nach oben. Tschüss!«

Daria kümmerte sich nicht darum, dass die Erwachsenen ihnen verwirrt nachsahen. Sie wollte einfach so schnell wie möglich alleine mit Maliva sein, ohne sich dafür zu entschuldigen oder das erklären zu müssen. Sie hatte ohnehin keine Ahnung, warum ihr das so wichtig war. Eigentlich gab es keinen Grund dazu; sie konnte ihre Gesellschaft ebenso gut genießen, wenn noch andere zugegen waren und sie hatte auch gar nicht vor, irgendetwas zu tun, bei dem Zuschauer unerwünscht waren. Ihr Begehren war nicht sexueller Natur, sie verzehrte sich einfach mit ihrem gesamten Wesen danach, sich an ihre Vertraute zu kuscheln und gemeinsam mit ihr das Buch weiterzulesen, das sie begonnen hatten. Das war für Daria fast schon zu einem Symbol ihrer Zusammengehörigkeit geworden. Was Außenstehende wahrscheinlich nicht verstehen würden, so wie sie selbst es früher nicht verstanden hätte, fesselte sie beide nur umso fester aneinander.

Trotzdem lockerte sie ihren Griff um Malivas Hand nicht, und das ließ die junge Hexe geradezu erbeben. Es war nichts anderes als berauschend, auf diese Weise mit Daria Händchen zu halten. So seltsam es auch klang, löste das in Maliva ein ungeheures Gefühl von Nähe aus, mehr noch als die eigentlich sehr viel intimeren Aktivitäten, mit denen sie sich in letzter Zeit ihr Beisammensein versüßt hatten. Sie hatten ausgiebig sämtliche ihrer Körperöffnungen ausgekundschaftet, doch das einzige, bei dem sie genauso empfunden hatte, war, als sie ihre Kuss ausgetauscht hatten. Andererseits war das nur aus Geilheit geschehen und dazu brauchte es nun einmal keine höhere Bindung. Deshalb hatte Maliva ja auch den Vorschlag gemacht, das zu wiederholen, wann immer ihnen der Sinn danach stand. Sie waren Freundinnen und fanden einander attraktiv, warum sollten sie sich also versagen, wonach ihre Körper dürsteten? Es war wie Daria gesagt hatte, sich zu küssen oder eben an den Händen zu halten war hingegen Ausdruck einer völlig andersgearteten Zuneigung, der absoluten Hingabe, und das war ein Bereich, in dem Maliva keinerlei Erfahrung besaß. Ihr war, als würde alles verschwimmen, die Sicht vor ihren Augen ebenso wie ihr Geist. Sie war aufgeregt, ein wenig ängstlich aber auch unendlich hingerissen.

Dementsprechend hatte sie Mühe, sich zu konzentrieren, dennoch ging ihr eine Frage nicht aus dem Kopf. Mitten auf dem Treppenabsatz blieb sie plötzlich stehen, hielt Daria an der Hand zurück und sah ihr eindringlich in die Augen. »Warum hast du das getan? Warum hast du deinen Eltern nicht erzählt, dass ich an dem Ganzen Schuld bin und hast alles auf dich genommen? Warum hast du mich gerettet?«

»Du hast mich zuerst gerettet«, erinnerte Daria sie. »Ich war es dir einfach schuldig. Wenn du nicht gewesen wärst, würde ich immer noch auf der Straße sitzen und mich fragen, wo ich hin soll.«

»Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du dieses Problem gar nicht erst gehabt.«

»Ach hör schon auf«, winkte Daria ab. »Wir haben beide unsere Fehler gemacht und uns dafür auch schon entschuldigt. Und ich meine, du hast ja alles dafür gegeben, es wiedergutzumachen.« Ein anzügliches Grinsen umspielte ihre Mundwinkel und im Zuge dieser Ausgelassenheit drängte sich ihr unvermeidlich eine weitere Bemerkung auf: »Außerdem kann ich dir gar nicht böse sein. Ich ...« Erst im allerletzten Augenblick gelang es Daria, sich zurückzuhalten. Schon zum zweiten Mal hatte ihr das Undenkbare über die Lippen kommen wollen, als sie nur für einen kurzen Moment nicht richtig aufgepasst hatte, nämlich die drei simplen Worte ›Ich liebe dich‹. Doch das war natürlich nach wie vor ausgeschlossen. Was war nur los mit ihr? Jedes Mal, wenn sie in sich selbst versank, überkam sie die unbegreifliche Anwandlung, sich Maliva auf diese Weise zu offenbaren. Auch wenn das nichts war, was sie nicht schon einmal gesagt hätte, ihren Eltern und Daniel hatte sie diesen Umstand immerhin schon oft versichert, aber darüber, diese Gunst so unbedacht zu vergeben, war sie mittlerweile hinaus. Sie hatte nie an eine besondere Kraft der Liebe geglaubt, wie die Kunst sie ihr offenbar zusprach; Anzeichen, die auf ihre Existenz hindeuten sollten wie Herzrasen, unerklärliche Schwindelanfälle, das Wohlergehen eines anderen über das eigene zu stellen oder der Wunsch, immer bei dieser Person zu bleiben, klangen für sie mehr nach den Sypmptomen einer Psychose, doch seit gestern war sie sich da nicht mehr so sicher.

Maliva hatte ihr in mehr als einer Hinsicht die Augen geöffnet. Daria war schon immer überzeugt gewesen, dass irgendeine verborgene, unterschwellige Energie das Universum durchzog, doch erst mit dem schemenhaften Einblick in die geheimen Mechanismen des Kosmos, den Maliva ihr gewährt hatte, war ihr zumindest eine ungefähre Vorstellung davon zuteil geworden, wie die beschaffen sein mochte. Das unvermutete Verständnis, das die Hexenschülerin in Bezug auf ihre Fähigkeiten hatte, zeigte Daria, dass es keinen Unterschied machte, wie man die Wunder der Welt interpretierte, ob als Magie, göttliches Wirken oder die unumstößlichen Gesetze der Wissenschaft, wenn in den unendlichen Weiten Platz für sie war, konnte es jedenfalls alles geben – auch eine Liebe, die alle Grenzen überwand und nicht nur auf bloßer Anziehung beruhte.

Eigentlich hatte ihre Beziehung zu Daniel nicht einmal die Stufe dieser reinen Körperlichkeit erreicht. Daria hatte ihn attraktiv gefunden, weil sie wusste, dass sein Äußeres den gängigen Schönheitsidealen entsprach, sie selbst hatte sich nie viel aus seinen markanten Gesichtszügen, den breiten Schultern und den muskulösen Unterarmen gemacht. Wenn sie andere für ihre Schönheit bewundert hatte, waren es ausschließlich Mädchen gewesen, aber das hatte sie nie als bedenklich angesehen. Für sie war es mehr eine Art wohlgesonnener Neid gewesen, den sie ihnen entgegenbrachte. Außerdem hatte sie inzwischen lernen müssen, dass Daniels Gerede von seiner unsterblichen Liebe nur leere Versprechungen waren. Obwohl er immer behauptet hatte, dass nichts sie je trennen könnte, hatte er sie bei dem ersten Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellte, verlassen, aber selbstverständlich nicht, ohne sich noch vorher schnell in ihrem Hinterteil zu erleichtern. So etwas wollte Daria nie wieder erleben. Das nächste Mal, wenn sie ein solches Geständnis machte, sollte es in allen Belangen ernst gemeint sein und ohne jede Einschränkung gelten.

Und das konnte jetzt doch unmöglich der Fall sein, oder? Konnte sie sich wirklich in Maliva verliebt haben? Aber worauf hätte das Gefühlschaos, in dem sie gefangen war, sonst hinweisen sollen? So sehr es sie auch bestürzte, bei ihr traten alle Obskuritäten eines in Liebe entflammten Herzens auf, die sie bisher immer als romantische Idealisierungen abgetan hatte: jeder Augenblick, den sie nicht gemeinsam mit Maliva verbrachte, fühlte sich an, als würde ihr Brustkorb von Tausenden glühenden Nadeln durchbohrt, für sie hätte Daria alles getan, nur um in die Belohnung ihres niedlichen Lächelns zu kommen und wenn sie sie nur ansah, war ihr, als wäre die ganze Welt in Ordnung und als könnte nichts ihr irgendetwas anhaben. Wahrscheinlich wäre sie sogar in ein Becken voller ausgehungerter Haie gesprungen, wenn das eine Bedingung gewesen wäre, Maliva glücklich zu machen.

Doch wie hatte sic hdas so unerwartet entwickeln können? Ohne dass sie selbst es überhaupt bemerkt hätte, hatte sie immer mehr für Maliva empfunden, je mehr sie über sie erfahren hatte, bis sie an einen Punkt angelangt war, an dem sie ihr das Wichtigste in der Welt erschien. Oder war sie vielleicht nur endlich so weit, sich genau das einzugestehen, was schon lange in ihr geschwelt hatte? Ihr war doch schon immer klar gewesen, wie nett Maliva war, wie bereitwillig sie anderen half und wie sehr sie sich für die einsetzte, denen Ungerechtigkeit widerfahren war, außerdem war ihr natürlich ihre unübersehbare Schönheit nicht entgangen, war es da nicht möglich, dass es insgeheim ihr Wunsch gewesen war, mit ihr zusammenzukommen, sie es aber einfach nicht wahrhaben wollte? Andererseits war diese Freundlichkeit vorher nichts gewesen, das Daria besonders an ihr gefallen hätte. Die Außenseiter der Schule waren dort, wo sie eben waren, weil sie sie dorthin verbannt hatte, und Malivas Bedürfnis, ihnen beizustehen, war ein Verstoß gegen eine Ordnung, die Daria für unantastbar gehalten hatte. Erst als sie selbst ihren erhabenen Status verloren hatte, hatte sie diese Bemühungen zu schätzen gelernt.

Dennoch blieb der Gedanke an sich nicht von der Hand zu weisen. War die Anerkennung, die sie hübschen Mädchen entgegenbrachte, während sie dieselbe Eigenschaft bei Jungs nicht weiter berührte, nicht untrüglicher Beweis dafür, dass sie sich unbewusst zu ihnen hingezogen fühlte? Sie hatte nie nachvollziehen können, was ihre Klassenkameradinnen an bestimmten Schauspielern fanden, stattdessen hatte sie überlegt, welche von ihnen die vollsten Brüste und den rundesten Hintern hatte. Ebenso wenig hatte sie sich für männliche Körpermerkmale interessiert; Penisse hatte in ihren Masturbationsphantasien nie eine Rolle gespielt, aber bei der ersten sich bietenden Gelegenheit war sie sowohl mit Theresa als auch mit Maliva ins Bett gehüpft. War es dann nicht eine berechtigte Vermutung anzunehmen, dass sie diese Veranlagung schon immer in sich getragen hatte, Daria sie aber erst jetzt entdeckte und sie durch die umwälzenden Ereignisse der letzten Tage plötzlich den Reizen an Malivas Charakter erlag, die sie zuvor noch so gestört hatten?

Mit einem Mal wurde Daria schwindelig. Sie wusste selbst nicht mehr, was sie dachte, oder auch nur denken sollte. Ihr ganzes Leben schien auf den Kopf gestellt, alles, woran sie je geglaubt hattte, lag in Trümmern, doch einer Wahrheit konnte sie sich nicht läger erwehren: Sie hatte sich in Maliva verliebt.

Was geschah da nur mit ihr? Erst hatte sich ihr Körper auf so unberechenbare Weise verändert und nun auch noch ihr Geist. Sie hatte immer dazugehören wollen, zu ihrer Familie, zu ihren Freunden, ganz allgemein zu den Verflechtungen ihres sozialen Umfelds, doch jetzt wollte sie nichts weiter als bei Maliva sein.

Aber war sie dann überhaupt noch sie selbst? So wie ihre Ansichten und ihre Sehnsüchte sich gewandelt hatten, war sie da noch dieselbe Person wie früher? Ja, beschloss sie letztlich. Sie war immerhin die Summe ihrer Erfahrungen, alles, was sie erlebt hatte, jede Entscheidung, die sie getroffen hatte, die Eindrücke, die sie gesammelt hatte, all das hatte sie zu dem gemacht, was sie jetzt war. Wäre es anders gelaufen, hätte sie sich zuvor anders verhalten, stünde sie womöglich nicht hier, hätte sich nie mit Maliva vertragen, hätte nie hinter die Fassade der Welt geblickt, die Daniel und die Oberflächlichkeit ihrer übrigen Bekanntschaften ihr geboten hatten – und hätte nie wahre Liebe kennengelernt.

Doch so beruhigen diese Erkenntnis auch war, machte sie ihr ebenso Angst. Sie kam sich vor, als befände sie sich im Zentrum eines riesigen, verzweigten, dunklen Labyrinths. Von hier gingen unzählige Pfade ab, aber sie alle führten ins Ungewisse. Es war nicht zu erkennen, wo sie endeten, oder was sie auf ihnen erwartete, und das war das Furchteinflößendste, was sie sich nur vorstellen konnte.

Dementsprechend war sie nun wie erstarrt, körperlich wie geistig. Sie war unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren, geschweige denn zu einem Entschluss zu gelangen. Sie ging nur immer wieder die verschiedenen Möglichkeiten durch, ohne den geringsten Fortschritt zu machen. Fast wünschte sie sich, sie wäre sich nie über ihre tatsächlichen Gefühle für Maliva klar geworden, dann säße sie jetzt nicht in diesem Dilemma fest. Sollte sie Maliva ihre Entdeckung beichten und damit eine weitere Ablehnung riskieren? Ihr Herz war gerade erst gebrochen worden, und diese Wunde hatte noch keine Zeit gehabt zu heilen. Wenn ihr jetzt erneut wehgetan würde, hinge es endgültig in Fetzen, ohne dass die Aussicht bestünde, dass es sich je davon erholte. Doch selbst wenn ihr Anliegen nicht abgeschmettert würde, ließe sich nicht einmal erahnen, welche Folgen das nach sich ziehen würde. Wie würden die anderen sie dann sehen? Was würden ihre Eltern davon halten oder ihre Freunde? Wenn sie sich zu dieser unbekannten Seite an sich bekannte, waren dann nicht sämtliche Kontakte, die sie geknüpft hatte, mit einem Schlag unwiederbringlich verloren?

Vielleicht wäre es besser, einfach alles zu verschweigen. Sie könnte Maliva weiterhin als Freundin betrachten und sie müsste nicht einmal darauf verzichten, ihren weniger dezenten Begierden auf sie nachgehen zu dürfen, dieses Recht hatten sie sich ja bereits gegenseitig zugesichert. Allerdings konnte sie sich jetzt schon kaum von ihr lösen, wie wäre das erst, wenn sie morgen in der Gewissheit gehen müsste, sich ihr nie wirklich offenbaren zu dürfen? Sie müsste ihr immer etwas vorspielen und darauf achten, sich nicht zu verraten. Würde das ihre Sehnsucht nicht ins Unermessliche steigen lassen? Das würde sie zwar zweifellos quälen, doch war das wenigstens eine Situation, die sie vorhersehen konnte, und irgendwie schien dieser Umstand sie erträglicher zu machen. Wählten die Menschen nicht grundsätzlich lieber das Übel, dass sie kannten, als sich auf komplett fremdes Gebiet zu wagen?

Diese Entscheidung würde ihr ganzes Leben verändern, auf die eine oder andere Weise, trotzdem wusste Daria, dass sie nicht vor ihr davonlaufen konnte. Sie würde eine Antwort finden müssen, und sie hatte immer mehr den Eindruck, dass niemand ihr mit Sicherheit sagen konnte, was richtig und was falsch war. Das war früher anders gewesen. Damals hatte die Moral kein solches Labyrinth dargestellt wie das, in dem sie sich nun vermutete. Sie war einfach immer den Regeln gefolgt, die andere ihr auferlegt hatten, so unverständlich sie ihr manchmal auch erschienen waren. Im Grunde hatten sie ihr ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt, sie gaben ihr einen vermeintlichen Halt in einer Welt, die sie nicht kontrollieren konnte, doch das brauchte sie nicht länger. So unbeständig alles andere auch war, Maliva hatte sich als eine Konstante erwiesen, in der sie alles gefunden hatte, was sie sich erhoffen konnte.

Ohnehin kam es ihr inzwischen sinnlos vor, dass jemand ihr vorschreiben sollte, wie sie zu leben hatte. Niemand stand über den Dingen, in diesem Gewirr möglicher Wege war jeder ebenso verloren wie sie. So betrachtet musste jedwede Form der Ethik aus ihr selbst kommen. Der einzige Ausweg, den es aus diesem immerwährenden Lbyrinth gab, war der Tod, welches höhere Ziel hätte man also verfolgen sollen? Welchen Unterschied machte es schon, wie wohlhabend man war, wenn man starb, ob man lieber mit Frauen oder mit Männern geschlafen hatte, an welchen Gott man geglaubt hatte oder ob man ihnen jede Daseinsberechtigung abgesprochen hatte? So lange man niemandem wehtat, gab es doch nichts, das man bereuen musste. Das einzige, was man tun konnte, war, dem Pfad zu folgen, der einem Gück versprach, und für Daria war das der, auf dem sie von Maliva begleitet wurde.

Dies war wohl der wahre Zauber der Welt: Es gab Vergebung und Hoffnung, Liebe und Hass, Psychologie und Philosophie. Nicht einmal die Freuden des Schmerzes oder die Leiden der Sehnsucht waren Daria noch unbekannt. Wieder fühlte sie sich an das Triptychon von Hieronymus Bosch erinnert, das sie durch ihre Mutter kennengelernt hatte: wie man es auch betrachtet, der Garten der Lüste war tatsächlich ganz und gar irdischen Ursprungs; hier gab es alles, was das menschliche Herz sich nur auszudenken wagte. Allerdings musste man sich diese Freistatt erst erschaffen, es konnte ihn nur dort geben, wo man ganz man selbst sein konnte, wo man so akzeptiert wurde, wie man war, und die Einzige, die das jemals bei ihr geschafft hatte, war Maliva. Sie hatte sie bei sich aufgenommen, als sie noch davon ausgehen musste, dass Daria sich ihr gegenüber weiterhin genauso verhalten würde wie zuvor, sie hatte ihr vergeben und sich sogar dazu überwunden, ihre eigenen Fehler einzugestehen. Ihr Platz war also einzig an Malivas Seite, das war klar. Sie würde eine Beziehung mit ihr eingehen, so sehr es auch dem widersprechen mochte, was andere von ihr erwarteten. Dafür war sie sogar bereit, sich gegen alle Konventionen zu stellen, die diese Institutionen ihr auferlegt hatten.

Während sie noch dabei war, sich diesen neuen, fremdartigen Gefühlen zu stellen, drang Malivas Stimme zu ihr vor. »Was meinst du? Warum kannst du mir nicht böse sein?«

In der Verwirrung über ihre soeben entdeckten Neigungen hatte Daria ihre in der Luft hängengelassene Andeutung, die diesen langsamen aber unaufhaltsamen Prozess überhaupt in Gang gesetzt hatte, schon vergessen, erst Malivas überraschtes Nachfragen erinnerte sie wieder daran. Nun, damit war dann wohl unausweichlich der Augenblick gekommen, ihren Beschluss in die Tat umzusetzen und vor Maliva die Beichte abzulegen, die ihr fraglos zustand. Doch so schwer es ihr schon gefallen war, diesen ungewohnten Zug an sich auch nur zuzulassen, kostete es sie noch viel mehr Überwindung, diese zuvor unausgesprochen gebliebenen Worte endlich aus ihrem Käfig zu entlassen. Sie hatte sich gerade erst geschworen, dass sie diese Bekundung nie wieder leichtfertig eingehen würde, und auch wenn Daria keinen Zweifel mehr hatte, sie zum ersten Mal in ihrem Lebenwirklich ernst zu meinen, war das ein Wagnis, das nicht übereilt werden durfte. Es war mehr als fraglich, ob Maliva ihre Gefühle erwiderte, und wie sollte Daria eine Zurückweisung von der einzigen Person ertragen, für die sie je etwas derartiges aufbringen konnte? Dennoch musste sie es tun, wie sie bereits festgestellt hatte. Maliva verdiente es, die Wahrheit zu erfahren, und wie hätte Daria ihrem unwiderstehlichen Blick standhalten sollen, ohne dass ihre Lippen es ihr wie von selbst verrieten? Das war schon zweimal fast geschehen, noch länger würden sie sich nicht davon abhalten lassen.

Tief holte Daria Luft, wie um sich Mut zu machen für die bevorstehende Aufgabe, dann stammelte sie hilflos: »Weil ... weil ... also, ich glaube ..., ich liebe dich ...«

»Was?!«, entfuhr es Maliva fassungslos.

Kaum merklich zuckte Daria mit den Schultern. »Ich weiß, es klingt dumm, so wie ich dich immer behandelt habe und ich mir nicht so richtig vorstellen konnte, lesbisch zu sein. Ich kann es mir nicht mal selbst erklären. Zuerst dachte ich, es wäre einfach Dankbarkeit, was ich für dich empfinde. Ich meine, du hattest so viel für mich getan und dann warst du plötzlich ... mein einziger Bezugspunkt. Niemand sonst war für mich da, nicht Theresa und nicht meine Eltern, also war es ja ganz klar, dass ich dir nahe sein wollte. Aber jetzt sind meine Eltern wieder da, und trotzdem will ich nur bei dir sein. Da ist mir aufgegangen, dass es nicht einfach nur Freundschaft ist, die mich an dich bindet. Ich brauch dich wie ... wie ... Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Ohne dich ist es, als würde mir etwas ungeheuer Wichtiges fehlen, etwas, das ich unbedingt brauch, um mich wohlzufühlen, fast wie ein Teil von mir selbst. Nur wenn du bei mir bist, bin ich glücklich. Wenn du mich berührst, fängt mein Herz an zu rasen und meine Haut kribbelt überall. Sogar jetzt ist es, als würden Stromstöße durch meinen Arm fließen.« Wie zum Beweis hielt sie ihre noch immer ineinander verschlungenen Hände empor und tatsächlich schien ihre zittrig und verkrampft zugleich. »Und als wir uns geküsst haben, das war wie eine Supernova, als wäre die ganze Welt einfach explodiert und so lange existierte nichts außer einem unvorstellbar grellen Licht, bis sie sich Stück für Stück wieder zusammengesetzt hat.«

Verwundert starrte Maliva sie an. Zum einen kam diese Liebeserklärung natürlich ziemlich unerwartet, noch viel unglaublicher war aber, wie sehr Darias Ausführungen ihren eigenen Gefühlen glich. Was sie über ihren Kuss sagte, ähnelte ganz dem, wie sie selbst ihn wahrgenommen hatte, und wenn sie es sich genauer überlegte, stimmte der Rest denn nicht ebenso überein? Sie konnte zumindest nich leugnen, dass ihr Händchenhalten einen wohligen Schauer in ihr auslöste, und nun dieses Geständnis zu hören, ließ Wellen des Glücks in ihr aufbranden. Sie verspürte eine tiefe Erleichterung, als sei etwas in Erfüllung gegangen, das sie sich schon lange gewünscht hatte.

Doch konnte das wirklich sein? Konnte sie sich insgeheim zu Daria hingezogen gefühlt haben, ohne etwas davon zu ahnen? Sie war jedenfalls das schönste Mädchen, das Maliva je gesehen hatte, so viel stand fest, und sie hatte es sich mit beinahe obsessiver Hingabe ausgemalt, es mit ihr zu tun, wenn sie sich selbst befriedigte. Außerdem war der Vorschlag, sich trotz ihrer neubeschlossenen Freundschaft weiterhin Hilfeleistungen in amourösen Angelegenheiten zu gewähren, ihr eigener gewesen, und war das für sie nicht eigentlich eine widersprüchliche Entscheidung? Mit jemandem zu schlafen, den sie nicht liebte, war ihr nie besonders reizvoll vorgekommen, doch mit Daria hatte sie es ganz ohne Bedenken getan, obwohl sie derzeit ein Geschlechtsteil besaß, auf das sie gar nicht stand, und als wäre das nicht schon genug, hatte sie ihr danach auch noch angeboten, das zu wiederholen, wann immer sie wollten, nur dass sie es sich in Anbetracht der nunmehr etwas eingeschränkten Auswahlmöglichkeiten vorwiegend von hinten besorgen mussten. Sie hatte sich ohnehin keine Illusionen darüber gemacht, wie anziehend sie Daria fand, und nun waren sie sich auch noch näher gekommen, als Maliva sich hätte träumen lassen. Keine von ihnen hatte es wirklich ausgesprochen, aber es war auch so überdeutlich geworden, dass sie eine stumme Übereinkunft getroffen hatten: Es gab nichts mehr, was sie nicht füreinander tun würden, sie würden sich alles anvertrauen und sich gemeinsam dem stellen, was noch auf sie zukam. Wenn sie es jetzt auch noch miteinander trieben, genügten sie damit nicht sämtlichen Anforderungen, die man gemeinhin einer Geliebten stellte, einschließlich des Wunsches, jede einzelne Sekunde zusammen zu verbringen?

Denn auch in dieser Hinsicht war es ihr wie Daria ergangen: Als deren Eltern sie wieder mit sich nach Hause nehmen wollten, war sie zwar einerseits unendlich froh gewesen, dass die Familie wieder zueinandergefunden hatte, doch war ihre Brust dabei unweigerlich von Schmerzen durchströmt worden. Sie hatte es nicht zugeben wollen, aber der Gedanke, dass Daria sie verließ, machte ihr Angst. Nun, da sie einander verstehen gelernt hatten, war es Maliva vorgekommen, als wären sie untrennbar miteinander verbunden. Was wäre gewesen, wenn Daria wieder in ihr altes Leben zurückgekehrt wäre, und sie vergessen hätte? Wenn sie sich wieder mit Theresa vertrug und sich mit ihr nur noch traf, damit sie den Fluch von ihr nehmen könnte? Das hätte sie unmöglich ertragen. Sie konnte sich dem nicht verweigern, von nun an wollte sie für immer mit ihr zusammen sein.

Maliva stutzte. Das alles konnte nur eines bedeuten, wie Daria ihr eben ganz richtig erklärt hatte: »Ich glaube, ich liebe dich auch«, sagte sie und es klang, als könne sie diese Tatsache selbst noch nicht ganz glauben.

»Wirklich?«, fragte Daria mit bebender Stimme nach, als befürchte sie, das könne nur eine Art grausamer Scherz sein.

»Wirklich«, nickte Maliva. Das Sprechen fiel ihr schwer; sie war so voller unterschiedlichster Emotionen, Verwirrung, Sorge wegen ihrer ungewissen Zukunft und unsagbarem Glück, dass sie hätte platzen können. Entgegen dieses Gefühls enthielt ihre Lunge jedoch kaum genug Luft, um auch nur dieses eine Wort zu formen, sodass es klang, als hätte ein Schlag in den Magen ihr gerade den Atem geraubt.

Daria schien ebenso wenig zu wissen, wie sie reagieren sollte. Einen Moment sah es so aus, als würde sie in Tränen ausbrechen, ihre dunkelgrünen Augen schimmerten bereits feucht, dann beherrschte sie sich und schluckte schniefend. Ihr Mund öffnete sich, wie um etwas zu sagen, schloss sich aber wieder, ohne dass ein Laut über ihre zitternden Lippen gekommen wäre. Schließlich hatte sie wohl einen Entschluss gefasst. Sanft schlossen sich ihre Augen und langsam beugte sie sich vor, Malivas voller Ungeduld wartendem Mund entgegen.

Doch im letzten Augenblick, bevor ihre Lippen sich berührten, zog Maliva unter Aufbietung all ihrer Willenskraft den Kopf zurück. Es widerstrebte ihr, diesen mit jeder Faser ihres Körpers herbeigesehnten Kuss unvollendet zu belasssen, aber es ging nicht anders. In der Stille ihrer erwartungsvollen Annäherung waren die nach wie vor aus dem Wohnzimmer gedämpft zu ihnen herausdringenden Stimmen mit einem Mal unnatürlich laut erschienen. Vielleicht verabschiedeten sich Darias Eltern gerade, und Maliva hielt es für besser, sie nicht gleich zu überfordern. Sie waren immer noch damit beschäftigt, zu akzeptieren, dass ihre Tochter neuerdings einen Schwanz besaß, da sollten sie nicht unbedingt sehen, wie sie auf dem Treppenabsatz einem anderen Mädchen die Zunge in den Mund steckte.

Daria sah ebenso enttäuscht wie sie selbst aus.

»Warte mal kurz«, raunte Maliva ihr zärtlich zu, »ich glaube, wir sollten erst hoch in mein Zimmer gehen. Wahrscheinlich wären deine Eltern wenig angetan, wenn sie uns hier überraschen würden, oder?«

Daria nickte mit plötzlichem Verstehen. »Ja, das denek ich auch.«

»Na also. Außerdem gibt es da noch etwas, was ich dir zeigen will.«

»Ach ja? Was denn?«

»Das siehst du ja dann«, sagte Maliva und zog Daria mit einem hintergründigen Lächeln weiter die Treppe hinauf.

~+~​

Währenddessen lag Theresa noch immer im Bett. Tatsächlich hatte sie sich kaum bewegt, seit Daria am Tag zuvor bei ihr gewesen war. Das war natürlich zum Teil darin begründet, dass sie ihren Eltern vorspielte, krank zu sein, mehr noch aber darin, dass diese ganze Affäre ihr mittlerweile wie ein Verhängnis vorkam, aus dem es kein Entrinnen gab. Es war, als hätte das Unheil, das in Form eines völlig unvermittelt aus ihrem Unterleib hervorbrragenden Penis über sie gekommen war, sämtliche Energie in ihr absorbiert. Es war längst keine reine Täuschung mehr, sie versank wirklich im Elend, als hätte sie sich mit einer Seuche angesteckt, die sie nur noch dem Verfall überließ. Sie hatte sich zu nichts aufraffen können, sie hatte einfach nur dagelegen und ferngesehen, sich ganz in ihr Schicksal ergebend, auch wenn es nichts als Agonie bereithielt.

Darias Besuch hatte es nur noch unerträglicher gemacht. Letztendlich war die Deformation ihres Geschlechts doch ein abnormer Zustand, und es konnte kein Zweifel daran bestehen, auf wen diese Infektion zurückzuführen war. Das war etwas, das Theresa ihr nicht verzeihen konnte. Sie hatte immer zu den Beliebten gehört, zu den wenigen Auserwählten, zu denen die anderen neidvoll aufsahen, und sie hatte nie etwas anderes gewollt. Das war ihr ganzes Leben gewesen, die Anerkennung zu genießen, die ihr zustand, und auf die herabzuschauen, die dem nicht würdig waren. Dass sie selbst nun für immer aus diesem erhabenen Kreis ausgeschlossen sein würde, war kein bloßes Unglück, es war der Untergang all ihrer Hoffnungen, und war das nicht das grausamste, was einem zustoßen konnte? Es konnte einem noch so schlecht gehen, so lange nur irgendeine Hoffnung bestand, dass es irgendwann wieder besser würde, so gering sie auch sein mochte, konnte man alles durchstehen, doch war jeder Grund zu hoffen erst einmal dahin, war man unweigerlich verloren, und was sie am Ende dieses Tunnels erblickte, war kein Licht sondern einzig undurchdringliche Schwärze. Nichts würde je wieder so sein wie früher, von nun an war sie ein Freak, ein Außenseiter, sie musste immer darauf bedacht sein, ihr Geheimnis nicht aufblitzen zu lassen, und sie konnte sich niemals jemandem anvertrauen.

Dabei war die Veränderung ihres Körpers nicht einmal das Schlimmste. So erschreckend es auch war, mit einem Mal zu entdecken, dass sich diese intimste Stelle so grundlegend gewandelt hatte, fand sie noch viel beunruhigender, was mit ihrem Geist geschehen war. Seit sie Daria so unaussprechlich nahe gekommen war, musste sie immer wieder daran denken. Diese Geschichte ging ihr einfach nicht aus dem Kopf, so sehr sie auch versuchte, jeden Gedanken daran zu vermeiden. Sie versuchte sich abzulenken, so gut es ging, doch sobald sie ihre Gedanken ein wenig schweifen ließ, stieg unweigerlich Darias Bild in ihnen auf, ihre leicht vorstehenden Brüste, wie sie im Takt ihrer Bewegungen unmerklich auf und ab hüpften, ihr niedliches Gesicht und natürlich ihre Augen, diese zwei leuchtenden Smaragde, die Theresa schon immer am meisten an ihr bewundert hatte. Voller Behagen und voller Beklommenheit zugleicht stellte sie sich vor, in Darias Arme zu sinken, sich an sie zu schmiegen und ganz in dieser Umarmung aufzugehen.

Zwar waren Überlegungen dieser Art eigentlich nichts Neues für sie, sie hatte sich auch vorher schon oft vorgestellt, dass Daria bei ihr wäre, wenn sie sich einsam oder schwach fühlte, und es war ihr auch nicht fremd, sie als beinahe übernatürliches Wesen zu sehen, dem eine gewisse Verehrung zustand, doch erreichte das allmählich ungeahnte Ausmaße. Nach diesem Dienst, zu dem sie sich Daria zuliebe hatte hinreissen lassen, erträumte sie sich nicht mehr nur schlicht ihren Beistand, sie träumte davon, es mit ihr auf jede nur erdenkliche Weise zu treiben, und – was noch weitaus verwirrender war – träumte sie davon, sie zu küssen und zu streicheln, sie so zärtlich zu liebkosen, als hättte ihr Verhältnis die Grenzen bloßer Freundschaft längst überschritten. Dafür konnte es nur eine Erklärung geben: Was immer es auch war, das Daria und sie befallen hatte, es verunstaltete offenbar nicht nur den Schambereich seiner Opfer, sondern nahm auch noch Einfluss auf deren Verstand.

Zumindest waren diese Anwandlungen ebenso unvorhersehbar aus ihr hervorgebrochen, wie diese Abscheulichkeit, die nun zwischen ihren Beinen baumelte. Sie hatte Daria vielleicht ab und zu versonnene Blicke zugeworfen, die auch mal deren Schritt oder unbedeckte Brüste streiften, wenn sich die Gelegenheit ergab, doch hatte sie dabei nie das sichere Gebiet eines allgemein geltenden Anstands verlassen. Sie weigerte sich zu glauben, dass das ein Teil ihres Selbst war – also konnte nur Daria die Schuld daran tragen. Sie hatte dieses nicht hinzunehmende Verlangen in ihr geweckt, und dafür konnte es keine Gnade geben. Sie hatte ihr Leben zerstört, und nun würde Theresa alles daran setzen, das ihre zu zerstören. Sie wusste noch nicht, wie oder wann, aber früher oder später würde sie ihre Rache bekommen. Sie würde so lange warten, bis die Hölle gefror, falls das nötig war, und Berge und Meere überqueren, nur um irgendwann zu sehen, wie Daria sich vor ihr am Boden wand. Was sie zu verantworten hatte, war unverzeihlich; sie hatte Regeln gebrochen, die unter keinen Umständen gebrochen werden durften, dafür war jede Strafe gerechtfertigt, die möglicherweise über sie kommen mochte.

Zuvor würde sie sich allerdings noch um ein kleines Problem kümmern müssen. Das Nachdenken über Daria hatte ihren Schwanz schon wieder steif werden lassen; er war so hart, dass er trotz des Schlafanzugugs, den sie trug, ein beachtliches Zelt in die Bettdecke stemmte, und sich seine Konturen deutlich darunter abzeichneten. Sie würde sich erneut einen runterholen müssen, und obwohl sie sich fest vornahm, diesmal dabei nicht an Daria zu denken, wusste sie, dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt war. Es war merkwürdig, so sehr sie Daria auch für das hasste, was sie ihr angetan hatte, beeinträchtigte das nicht die Bewunderung, die Theresa für sie empfand. Sie war eben noch immer von geradezu betörender Schönheit, und Theresa ging beinahe schon einer ab, bevor sie sich überhaupt berührt hatte, wenn sie sich in Erinnerung rief, wie es mit ihr gewesen war, die warme Haut auf ihrer, der Atem an ihrer Wange, die aufgerichteten Nippel, die sich in ihre Brust bohrten.

Genauso verhielt es sich mit ihrem Penis, von dem sie nun die Decke zurückschlug. Sie hatte Angst vor ihm, er war nicht nur offensichtliches Anzeichen der Andersartigkeit, die nunmehr Besitz von ihr ergriffen hatte, sondern eine Degeneration. Er war einfach widerwärtig und Sinnbild für die überwältigende Unsicherheit, die ihr bevorstand, dennoch konnte sie nicht die Finger von ihm lassen.

Oh ja, Daria würde büßen müssen für ihre Taten, und Thersa konnte es kaum noch erwarten, sich dem in aller Ruhe zu widmen.

~+~​

Daria noch immer an der Hand hinter sich herziehend öffnete Maliva die Tür zu ihrem Zimmer und gemeinsam traten sie ein. Als sie in der Mitte des Raumes ankamen, blieben sie beide sich einander zuwendend stehen, unternahmen jedoch nichts weiter. Sie lächelten sich nur an, ebenso stumm wie zaghaft. Keine von ihnen wusste so genau, wie sie sich jetzt verhalten sollten, nachdem sie offensichtlich ein Paar geworden waren. Maliva hatte noch nie eine feste Freundin gehabt, und Daria hielt ihre bis dahin einzige Beziehung für keinen angemessenen Maßstab. Wie sich herausgestellt hatte, waren weder Daniel noch sie selbst wirklich verliebt gewesen; ohne diesen elementaren Bestandteil war sie wohl kaum als exemplarisch zu nehmen, außerdem hatte sie damit geendet, aus ihrem Zuhause vertrieben worden war und von allen ehemaligen Vertrauten im Stich gelassen nach Zuflucht suchend umhergeirrt war. Sie kannte sich nicht gut genug in solchen Dingen aus, um es wirklich beurteilen zu können, aber sie hoffte inständig, dass das nicht der übliche Verlauf einer Trennung war.

»Was wolltest du mir denn jetzt zeigen?«, fragte sie nach einer Weile, in der sie ihrer Angebeten wie gebannt in die Augen gesehen hatte.

»Ach, na ja, eigentlich nichts Besonderes ...«, antwortete Maliva verlegen.

»Komm schon«, ermutigte Daria sie, »wenn es dir eine Erwähnung wert war, ist es für mich etwas Besonderes.«

zweifelnd erwiderte Maliva den auf sie gerichteten Blick. Sie war sich sicher, dass sie Daria enttäuschen würde, immerhin besaß sie alles, was man sich nur wünschen konnte. Bestimmt war sie viel Beeindruckenderes gewohnt als diese Kleinigkeit, die sie ihr zu bieten hatte, aber nun, das sie schon danach gefragt hatte, blieb ihr wohl nichts anderes übrig.

»Na gut«, sagte sie und zog Daria noch das letzte Stück bis zu ihrem Bett hinüber.

»Hm ... das, äh, kenn ich schon«, meinte Daria mit einem Grinsen, das trotz seiner Dezenz eine unverhohlene Anzüglichkeit in sich trug. »Das hast du mir gestern schon gezeigt. Und heute Morgen noch mal.«

Zuerst hob Maliva verständnislos die Augenbrauen, dann zog sie abschätzig einen Mundwinkel nach oben. »Nein, nicht das«, sagte sie und verdrehte gespielt vorwurfsvoll die Augen. »Bleib einfach hier stehen und lass meine Hand nicht los.«

Das hätte sie Daria gar nicht zu sagen brauchen. Sie hatte ihren Griff um Malivas Finger nicht gelöst, seit sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatte, und nun, da sie beide ihre Gefühle für einander entdeckt hatten, hätte sie sie am liebsten für immer festgehalten. Es fiel ihr also keineswegs schwer stillzuhalten und abzuwarten, was geschehen würde. Sie vertraute Maliva mehr als sonst irgendjemandem und war gespannt darauf zu erfahren, was sie jetzt vorhatte.

Doch die hatte ihr Versprechen scheinbar schon wieder vergessen. Sie stand nur reglos da, den Kopf zur Decke emporgewandt und einen konzentrierten Ausdruck im Gesicht. Gerade als Daria klar wurde, dass sie im Begriff war zu hexen, erhoben sie sich auch schon gemeinsam in die Luft. Diesmal war es nicht wie zuvor, als Maliva sie hatte schweben lassen. Sie fühlte sich nicht, als wäre sie schwerelos, sondern als würde sie von einer unsichtbaren Macht nach oben gezogen. Während sie immer höher stiegen, klappte auch die Dachluke über ihnen auf, ohne die geringsten Schwierigkeiten flogen sie hindurch und setzten auf dem Dach auf. Es war nur sehr wenig geneigt, sodass man leicht darauf stehen konnte, trotzdem setzte Maliva sich sofort auf die roten Schindeln, und Daria tat es ihr gleich. Dort hockten sie dann, die Knie aufgestellt und sich noch immer an den Händen haltend.

»Das wollte ich dir zeigen«, sagte Maliva, ihren Blick in die unendliche Ferne schweifen lassend.

»Eine tolle Aussicht«, nickte Daria, ohne sich ihr zuzuwenden. Die Sonne war inzwischen untergegangen; vor ihnen erstreckte sich ein Meer des Zwielichts, die Dunkelheit einer abendlichen Stadt, erhellt von unzähligen kleinen Lichtern, die überall aufleuchteten. Die Häuser in dieser Gegend hatten alle mehr oder weniger dieselbe Höhe, wobei das von Maliva ein wenig größer war als die umliegenden. Von hier aus war es, als säßen sie in den Wipfeln eines Baumes und würden über einen endlosen Wald von Dächern hinwegsehen, in deren Zweigen auf wundersame Weise fremdartige, hell erstrahlende Knospen aufblühten, und der durchzogen war von schmalen, dunklen Flüssen, in denen golden schimmernde Fische schwammen, dort wo die Straßen verliefen. »Deshalb hast du kein Rollo vor Fenster, damit du immer hier rauf kannst«, fügte sie hinzu. »Ich hatte mich schon gewundert.«

»Äh, nein«, sagte Maliva, »das würde mich ja nicht daran hindern, hier raufzukommen. Ich brauche einfach nur keins. Durch das Dachfenster kann niemand reinsehen und ich mag es einfach lieber so. Es ist schön, wenn man morgens von der Sonne geweckt wird, und wenn man einschläft, ist es, als würde man direkt unter dem Sternenhimmel liegen.«

»Da hast du recht, das ist toll. Da kannst du ja direkt vom Bett aus Sternschnuppen beobachten. Das hab ich oft gemacht, als ich noch klein war. Sternschnuppen hab ich immer geliebt.« Eine Weile schwiegen sie beide, dann fragte Daria noch: »Wissen denn deine Eltern, dass du hier hochkommst?«

»Natürlich nicht! Auch wenn ich eine Hexe bin, würden sie mir das nie erlauben. Aber ich könnte es einfach nicht lassen, weißt du? Deshalb komme ich nur hier hoch, wenn es dunkel ist, damit mich niemand sieht ... Na ja, andererseits würd ich’s wohl auch so nur abends machen. Im Dunkeln ist die Atmosphäre hier so ... tröstlich. Wenn man die ganzen Lichter sieht, weiß man genau, dass hinter jedem davon ein Mensch steht, der seine eigenen Ansichten hat und vielleicht sogar dieselben Probleme wie man selbst. Dann kommen sie einem gar nicht mehr so wichtig vor, und man fühlt sich verstanden. Das ist ein guter Ort, um nachzudenken, oder um einfach mal ein bisschen für sich zu sein. Hier ist man allein aber nicht einsam.«

»Ein wundervoller Gedanke«, sagte Daria, bevor sie wieder in Stille verfiel. Möglicherweise lag es tatsächlich an der ganz eigenen Mystik, die dieses Refugium ausstrahlte, doch als sie ihre Augen über die Welt unter sich wandern ließ, schossen ohne ihr Zutun noch einmal all die Ereignisse durch ihren Kopf, die sie hierhergeführt hatten: ihr früheres Leben, ihre Gemeinheiten Maliva gegenüber, Theresas Hilfe und der anschließende Verlust ihrer damals besten Freundin, Daniels beständiges Drängen auf den Akt und sein Verrat, nachdem er bekommen hatte, was er wollte. Malivas Worte klangen unaufhörlich in ihr nach, und mit einem Mal erkannte sie, dass nicht nur jedes der erleuchteten Fenster und jeder der vorbeiziehenden Scheinwerfer eine eigene Geschichte besaß, sondern es auch eine unvorstellbare Fülle dieser einzigartigen Schicksale gab. Ob es nun verlorene Freunde, hinterhältige Liebschaften oder auch nur unbekannte Gesichter waren, die an einem vorübereilten, sie alle waren irgendwo da draußen in der Finsternis, jeder mit seinen ganz individuellen Sorgen, Ängsten und Träumen. Einige von ihnen mochten lesbisch sein, Außenseiter oder beliebt, ein paar waren vielleicht sogar Hexen, und wer wusste schon, was es noch an nahezu unglaublichen Geschöpfen gab, die weder sie noch Maliva sich vorstellen konnten?

Mit unvermittelt auftauchender Vehemenz hoffte Daria, dass es ihnen alles gut ging, dass wenigstens eine Nacht lang niemand verletzt wurde, dass alle einfach einmal freundlich zueinander wären. Nicht einmal Danie, der ihren Körper ebenso wie ihre Gefühle ausgenutzt hatte, wünschte sie etwas Böses – zumindest nichts, was sich nicht wieder rückgängig machen ließ. Allerdings konnte es nicht schaden, ihm eine Lektion zu erteilen ähnlich der, die Maliva ihr hatte zukommen lassen.

Bei diesem Gedanken fiel ihr etwas ein. »Was glaubst du, ist jetzt mit Daniel?«

»Was meinst du? Was soll denn mit ihm sein?«

»Na ja, Theresa und du habt euch doch beide verwandelt, nachdem ich ... ähm, sagen wir mal, besonders nett zu euch war. Offenbar stimmt es also, man kann den Fluch so auch auf andere übertragen. Tja, und zu Daniel war ich eben auch besonders nett.«

»Du denkst, ihm könnte ein zweiter Penis gewachsen sein?«

Unwillig verzog Daria das Gesicht. »Hoffentlich nicht, wahrscheinlich würde ihm das sogar noch gefallen. Ich hatte eher gehofft, du würdest mir jetzt sagen, dass sich sein Geschlecht auch verändert hätte. Dass er ab jetzt ... im Sitzen pinkeln müsste.«

Bedauernd schüttelte Maliva den Kopf. »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich wusste vorher ja nicht mal, dass das passieren würde. Ich hab in dem Buch, aus dem ich den Spruch habe, keinen Hinweis darauf gelesen, aber vielleicht habe ihn auch nur übersehen. Morgen muss ich mich auf jeden Fall noch mal in das Zimmer meiner Oma schleichen und nachsehen.« Ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Mundwinkel. »Oder du erklärst ihr die ganze Sache einfach und fragst sie, was sie davon hält.«

Schnaubend lachte Daria kurz auf. »Lieber nicht. Außerdem ist das ja eigentlich sowieso Unsinn.«

»Warum?«

»Mit Daniel war das etwas anders als mit dir oder Theresa. Ihr hattet unmittelbaren Kontakt mit diesem Teil, unmittelbarer geht es nun wirklich nicht, aber Daniel hat es nicht mal angefasst. Vielleicht hat es sogar was mit Sperma zu tun, ich bin ja in euch gekommen, bei Daniel bin ich überhaupt nicht gekommen.«

»Kein Wunder, dass du jetzt doch lesbisch geworden bist.«

Daria schenkte ihr ein warmes Grinsen. »Damit hat das nichts zu tun. Ich glaube, ich hätte diese Seite an mir nie entdeckt, wenn ich dich nicht getroffen hätte. Dann wäre ich jetzt noch mit Daniel zusammen und würde gar nicht verstehen, warum ich für ihn nicht mal dasselbe empfinde wie für Theresa. Sie stand mir näher als sonst irgendjemand, aber trotzdem hätte ich mich nie in sie verliebt. Das hast nur du geschafft und ich könnte mir gar nicht vorstellen, je jemand anders zu lieben.«

»Du bist wirklich unglaublich süß«, stellte Maliva so sachlich fest, als würde sie nur eine allgemein anerkannte Tatsache wiedergeben, »auch wenn du dir wünscht, dass Daniel sich zum Pinkeln setzen muss.«

»Das wäre doch nur zu seinem eigenen Besten«, gab Daria unschuldig zu Bedenken.

»Weil das viel hygienischer ist?«

»Nein. Ich denke, es wäre gut für ihn, dasselbe durchzumachen wie ich. Mir zumindest hat es geholfen. Im Nachhinein bin ich dir sogar dafür dankbar. Wenn du das nicht getan hättest, hätte ich dich wohl nie näher kennengelernt, und vor allem nie rausgefunden, wie sehr ich dich liebe. Das wäre das Schlimmste, was mir hätte passieren können.«

»Man kann nur vermissen, was man kennt. Wenn wir uns nie begegnet wären, könntest du mich auch nicht vermissen.«

»Das stimmt, aber ...« Langsam verlor sich Darias Stimme, als sie nicht wusste, wie sie Maliva deutlich machen sollte, was ihr Herz ihr ohne Worte mitteilte. Mit einem kaum hörbaren Seufzen sah sie zu Boden und versuchte es von Neuem. »Ich war früher nie glücklich. Ich hatte immer das Gefühl, das mir etwas fehlt, und danach habe ich die ganze Zeit gesucht. Ich habe versucht, es bei Daniel zu finden, aber da habe ich es nicht gefunden. Da war immer eine Sehnsucht in mir, die ich nicht beschreiben konnte. Irgendwie wusste ich, dass es etwa war, das mir nur jemand anders geben konnte, deshalb hab ich immer versucht, es allen recht zu mache. Ich dachte, wenn mich so viele Menschen wie möglich mögen, wäre ich auch zufrieden. Das ist auch der Grund, warum ich so gemein zu dir war. Den anderen schien das zu gefallen, also hab ich damit weitergemacht. Vielleicht waren sie nur froh, dass ich mich nicht über sie lustig gemacht habe, vielleicht haben sie nur gelacht, um nicht selbst zu Außenseitern zu werden, ich weiß es nicht. Es gibt nur eines, was ich sicher weiß: das, was mir gefehlt hat, bist du. Seit du mir vorhin auf der Treppe gesagt hast, dass du mich liebst, fühle ich mich zum ersten Mal in meinem Leben wie ich selbst.«

Wie hypnotisiert starrte Maliva Daria an, obwohl die den Blick noch immer gesenkt hielt. Sie konnte gar nicht fassen, was sie da hörte. Sie hatte Daria früher völlig falsch eingeschätzt, sie war weitaus tiefgründiger und selbstreflekierter als Maliva ihr zugetraut hatte, zudem sprach sie ihr ganz aus der Seele. Zwar hatte es für Maliva nie einen Zwiefel daran gegeben, dass es die Liebe eines anderen Mädchens war, wonach sie sich verzehrte, aber dass es ausgerechnet Daria wäre, nach der sie suchte, das hätte sie nie erwartet. Dabei hätte es sie eigentlich gar nicht überraschen dürfen, wenn man bedachte, wie oft sie von ihr geträumt hatte, nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch in unverfänglichen Situationen. Sie war wie eine Obsession gewesen, die sie noch bis in den Schlaf verfolgt hatte. Ob Tag oder Nacht, es hatte kaum einen Augenblick gegeben, in dem Maliva nicht an sie gedacht hätte. Doch sogar wenn sie etwas davon geahnt hätte, wäre ihr das unmöglich erschienen. Daria war eben nicht nur wunderschön, sie war wie ein unerreichbares Ideal. Auch wenn sie gemein zu jedem gewesen war, der nicht in das Bild passte, das sie sich von der Welt gemacht hatte, war sie zu allen anderen immer großzügig, ehrlich und zuvorkommend gewesen. Maliva hätte nie zu hoffen gewagt, dass sie eines Tages zusammenkommen würden, umso erstaunlicher war es, dass sie nun hier saßen, Händchen haltend und den Sternenhimmel betrachtend.

War es unter diesen Umständen gerechtfertigt, was sie getan hatte? Daria schien sich wirklich geändert zu haben und sowohl sie selbst als auch Maliva waren glücklicher als jemals zuvor in ihrem Leben. Es war, wie Daria ausgeführt hatte: ihnen beiden war es aus verschiedenen Gründen aussichtslos aber vielleicht genau deshalb so unsagbar begehrenswert vorgekommen, eine Leidenschaft zu jemandem zu verspüren, die so verlangend war, dass sie keinerlei Vorbehalte wie den Selbsterhaltungstrieb, gesellschaftliche Konventionen oder moralische Bedenken duldete. Erst der Fluch hatte sie erkennen lassen, zu wem sie sich tatsächlich auf diese Weise hingezogen fühlten und ohne ihn wäre ihnen das mit Sicherheit weiterhin verborgen geblieben. War es in diesem Fall vertretbar gewesen, ihn zu verhängen, einen Zauber, der ausdrücklich dazu diente, jemandem Schaden zuzufügen? Maliva wusste es einfach nicht. Die Erlösung, die er ihnen beiden gebracht hatte, war nicht zu erwarten gewesen, und die für sie nicht vorhersehbare Gefahr der Weitergabe machte ihn noch unverzeihlicher. Rache war eben nie angebracht, allerdings war das auch gar nicht ihre Absicht gewesen, sie hatte sich nur gegen ihr widerfahrenes Unrecht zur Wehr setzen wollen. Es blieb nur fraglich, wie weit man dafür gehen durfte. Gewalt war jedenfalls keine Lösung, sie durfte höchstens dann eingesetzt werden, wenn es keine andere Möglichkeit gab, sich vor einer unmittelbaren Bedrohung zu schützen. Daria hatte sie aber nur mit Worten verletzt, während Maliva sich an ihrem Körper vergangen hatte.

Eine Welle der Schuld überkam sie. Ihre Tat war bereits geschehen, sie war nicht mehr rückgängig zu machen, nur noch ihre Folgen. Das alleine war schon schlimm genug, doch was sie besonders mitnahm, dass sie die Person Schmerzen hatte erleiden lassen, mit der sie von nun an für immer zusammen sein wollte. Ihr einizger Trost war, dass der Schaden, den sie angerichtet hatte, nicht unumkehrbar war. Sie würde den Fluch aufheben, sobald sie dessen fähig war, nicht nur den ihrer Geliebten, sondern von allen, die er befallen hatte.

»Wir müssen auf jeden Fall Daniel besuchen und nachschauen, was mit ihm ist«, nahm sie dieses Thema wieder auf. »Falls er auch betroffen ist, können wir ihn nicht so lassen.«

Gedankenverloren nickte Daria. »Ich weiß. Auch um Theresa müssen wir uns so schnell wie möglich kümmern. Sie sah ziemlich fertig aus, als ich gestern bei ihr war.«

»Kein Wunder, sie weiß ja noch gar nicht, wie das zustande gekommen ist. Wenn einem plötzlich ein Schwänz wächt, und man keine Ahnung hat, woran das liegen könnte, steht man wohl erst mal unter Schock.«

»Das kannst du laut sagen«, bestätigte Daria.

Darauf verzichtete Maliva, stattdessen wurde ihre Stimme noch leiser, als sie ohnehin schon war. »Vielleicht ... sollten wir sie schon besuchen und ihr wenigstens erklären, wie es dazu gekommen ist.«

»Du willst ihr sagen, dass du eine Hexe bist?«, entfuhr es Daria erschrocken.

»Das will ich ganz und gar nicht. Es gibt nichts, was mir mehr Angst machen würde«, sagre Maliva, obwohl das nicht ganz den Tatsachen entsprach. Dass Daria sie verlassen könnte machte ihr noch weitaus mehr Angst, aber in diesem Augenblich hielt sie es für besser, ihre Darlegungen nicht mit diesem eingestreuten Hinweis zu unterbrechen. »Alle, die davon wissen, haben mir immer wieder gesagt, wie wichtig es ist, dass ich niemandem davon erzähle, da ist es nicht so leicht, es trotzdem zu tun. Das widerspricht alle, was man mir beigebracht hat. Außerdem ist es ja auch ganz logisch. So ein Geheimnis plaudert man nicht so einfach aus. Was ist, wenn sie es weitererzählt? Was soll ich dann machen? Ich kann das nicht aus ihrem Gedächtnis löschen, und sie in einen Stein zu verwandeln ist nicht gerade die netteste Lösung.« Sie seufzte leise, dann fuhr sie mit festerer Stimme fort: »Aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig. Wir können sie doch nicht so im Unklaren lassen und sie ohne Erklärung zurückverwandeln, wenn es geht. Was soll sie denn davon halten, wenn das Ding auf einmal ohne Weiteres wieder verschwindet?«

»Trotzdem kannst du ihr doch nicht erzählen, dass du eine Hexe bist! Glaub mir, ich kenne sie, das wird sie nicht verstehen. Im Gegensatz zu mir hat sie nie an Weissagungen oder so was geglaubt, wenn du jetzt ihr Weltbild so erschütterst und ihr auch noch gestehst, dass du Schuld an dem Ganzen hast, wird sie dir nie verzeihen und wer weiß, was ihr in ihrer Wut alles einfällt, um sich an dir zu rächen, wenn du sie erst mal von dem Fluch befreit hast. Sie war schon immer besonders nachtragend.«

»Das kann schon sein, aber wenn ich es nicht mache, wird sie auf dich sauer sein und ich glaube, das wird noch sehr viel schlimmer werden. Zum einen natürlich, weil sie dann nie die Hintergründe erfährt, aber vor allem habe ich die Erfahrung gemacht, dass nichts mehr Hass hervorruft als Enttäuschung. Natürlich ist es einfach, jemanden zu hassen, den man nicht kennt, aber es ist eine sehr viel tiefer gehende Empfindung, von jemandem verraten zu werden, dem man vertraut hat. Es gibt wohl nichts, was schmerzhafter wäre, und je näher man der betreffenden Person stand, desto schmerzhafter ist es. Wenn sie denkt, dass du als ihre beste Freundin, ihr das angetan hast, wird sie das mit Sicherheit viel mehr treffen als wenn sie denkt, dass es jemand war, den sie sowieso nicht leiden konnte.«

Da hatte Maliva ohne jeden Zweifel recht, wie Daria zugeben musste. Sie hatte es ja selbst erlebt, niemals war ihr etwas Grausameres widerfahren als der Moment, in dem sie sich von allen verlassen geglaubt hatte. Wenn ihre Eltern sich nicht wieder mit ihr versöhnt hätten, hätte sie sie bestimmt zu hassen gelernt, und wenn sie nicht diese neue Liebe hätte, an die sie sich klammern konnte, hätte sie Daniel ohne Reue in die Hölle gewünscht. Totzdem wollte sie auf keinen Fall, dass Maliva ihre Fähigkeiten zu erkennen gab. Die Gefahr war zu groß, dass Theresa mit dieser Information ein Unheil über sie brachte, und Daria konnte sich nichts Qualvolleres vorstellen, als mitansehen zu müssen, wie diesem anbetungswürdigen Mädchen ein Leid zugefügt wurde.

»Damit komme ich schon klar«, meinte sie leichthin. Lieber würde sie selbst Theresas Missgunst auf sich ziehen als ihn Maliva auszusetzen. So war es nun einmal immer, die Menschen, die einem am meisten bedeuten, will man unweigerlich beschützen.

»Und wenn sie dein Geheimnis weitererzählt? Dass dein Intimbereich ... etwas ungewöhnlich ist?«

»Darüber mache ich mir Sorgen, wenn es so weit ist.«

»Eins muss man dir lassen, du hast zumindest deinen eigenen Kopf.«

»Du aber auch«, hielt Daria ihr entgegen, die Mundwinkel zu einem leisen Lächeln verzogen, das nicht ohne Selbstironie war.

»Das kann schon sein«, räumte Maliva ein. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, doch bei Darias Grinsen und dem Eingeständnis ihrer beider Eigensinnigkeit schoss Maliva ein Gedanke durch den Kopf, der sie unvermittelt aufkichern ließ.

Darias Gesicht nahm einen etwas scheuen Ausdruck an, als vermutete sie, dass Maliva über sie lachte. »Was ist denn so komisch?«

»Nichts«, beschwichtigte Maliva sie, »ich musste nur gerade daran denken, wie das Ganze jetzt für deine Eltern aussehen muss. Bestimmt glauben sie, dass wir schon länger ein Paar sind, und du dich hast operieren lassen, damit wir ein bisschen mehr Abwechslung in unsere ... Spielchen bringen können.«

»Soll’n sie doch«, ssgte Daria achselzuckend. Sie hatte ja mittlerweile festgestellt, dass ihre Gefühle für Maliva stärker waren als ihr Wunsch nach Anerkennung, sei es nun die ihrer Eltern oder von irgendjemandem sonst. »So lange du bei mir bist, ist mir egal, was sie davon halten. Sie denken ja sowieso schon, dass ich freiwillig dieses Teil habe, dann wird es wenigstens einfacher für sie, wenn wir ihnen irgendwann mal erzählen, dass wir wirklich zusammen sind. Außerdem ... haben sie gar nicht mal so unrecht.«

»Was meinst du?«

»Na ja, es macht schon Spaß, so ein Teil zu haben. Damit könnten wir schon noch so einige neue Spiele ausprobieren ...«

Wieder erklang Malivas helles Kichern. »Das stimmt.«

»Aber eines macht mir doch Sorgen. Was soll ich denn meinen Eltern erzählen, wenn du den Fluch aufgehoben hast?«

»Tja, ich schätze mal, dass du dich wieder hast zurückoperieren lassen, oder?«

»Wieder von einem Arzt auf der Durchreise?«

»Warum nicht? Ich glaub nicht, dass sie das stört, selbst wenn sie ahnen, dass es nicht ganz der Wahrheit entspricht. Dann denken sie eben, dass es von Anfang ein Arzt hier aus der Gegend war, und du ihn nur nicht verraten wolltest.«

Daria nickte leicht. Wahrscheinlich würden ihre Eltern gar nicht weiter nachfragen, wenn sie ihnen diese Geschichte erzählte. In ihren Augen hatte sie schließlich einen Fehler gemacht, da würde es sie gar nicht weiter interessieren, ob sie gelogen hatte, sollte das nur bedeuten, dass ihre Tochter auf den Pfad der Tugend zurückgefunden hatte. Sie brauchten nicht zu wissen, dass sie diesen Weg mittlerweile sehr viel breiter einschätzte und sämtliche seiner Windungen und schlammbespritzten Abzweigungen miteinschloss. Ihre Moral war eben nicht mehr die ihrer Eltern. Wenn man klein ist, übernimmt man zwangsläufig die Wertvorstellungen, die einem vorgelebt werden, doch wärend man älter wird muss man sich seine eigenen schaffen. Sie liebte ihre Eltern, trotzdem ging es sie nichts an, was sie mit ihren Geschlechtsteilen anstellte – in welcher Hinsicht auch immer. Zudem war sie sich gar nicht so sicher, welchem Verlauf dieses unüberschaubaren Geflechts sie noch folgen würde.

»Und was ist, wenn ich mich gar nicht mehr zurückverwandeln will? Wenn ich so bleiben will wie jetzt, mit einem weiblichen Körper aber mit einer kleinen Überraschung zwischen den Beinen?«

»Willst du das denn?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber ... würde dich das denn stören? Das ist sicher nicht das, was du dir von deiner Freundin erhofft hast, oder?«

Als sie das furchtsame Glitzern in Darias Augen bemerkte, umfasste Maliva ihre Hand fester, wie zum Zeichen ihrer unerschütterlichen Treue. »Was dich glücklich macht, macht auch mich glücklich. Was auch immer passiert, wofür du dich auch entscheidest, ich werde für dich da sein. Ich werde immer zu dir stehen und deine Hand halten.«

Erleichtert ließ Daria ihren Kopf an Malivas Schulter sinken. »Ich liebe dich.«

»Ich dich auch. Aber weißt du, du musst das ja gar nicht endgültig entscheiden. Wenn ich die Körperzauber erst mal richtig beherrsche, kann ich dir dein ... deine Überraschung jederzeit herhexen und wieder weg. Und bei mir ebenso, wenn du das willst.«

»Stimmt, daran hab ich gar nicht gedacht.«

Sich so in den Armen liegend versanken sie beide unweigerlich in der Geborgenheit ihres Zusammenseins, Daria mit geschlossenen Augen an sie geschmiegt und Maliva den mit Myriaden von Sternen erfüllten Himmel betrachtend. Als sie einen kleinen Lichtschweif bemerkte, der durch die Nacht rasend der Erde entgegenfiel, kam ihr auf einmal eine Idee. »Ich möchte dir etwas schenken«, sagte sie fest, ihren Oberkörper ein wenig von Daria entfernend, um sie ansehen zu können, doch ohne sich aus ihrer Umarmung zu lösen.

»Das musst du nicht«, hauchte Daria, ihre Stimme nur ein traumschwelgerisches Flüstern.

»Ich weiß, aber ich möchte es gerne. Du sagtest doch, du liebst Sternschnuppen, richtig?«

»Ja?«, antwortete Daria mit fragendem Unterton, nicht sicher, worauf Maliva hinauswollte. Wer liebte Sternschnuppen denn nicht? Es war einfach herrlich, sie in der Dunkelheit schimmern zu sehen, wie ein fernes Lodern, das vergehende Funken hinter sich herziehend auf die Welt hinabstürzte. Immer, wenn sie abends noch draußen war, hatte sie Auschau nach ihnen gehalten und sich gefreut, sobald sie eine entdeckte.

»Dann woll’n wir mal sehen, ob wir nicht eine finden«, sagte Maliva un ließ ihren Blick suchend umherstreichen. »Da!«, rief sie dann unvermittelt aus. »Da ist eine.«

Daria folgte ihrem ausgetreckten Zeigefinger, und tatsächlich war dort eine Sternschnuppe zu sehen, die ihre Reise durch die Atmosphäre gerade erst angetreten hatte, in der sie unvermeidlich zu Asche zerfallen würde, doch noch bevor sie irgendetwas darauf sagen konnte, streckte Maliva die Hand nach dem aufflammenden Schein aus. Wie auf einem Foto mit erzwungener Perspektive schlossen sich die Finger um ihn, doch im Gegensatz zu dieser spielerischen Verzerrung der Wahrnehmung war dies hier Wirklichkeit. Als sich ihre Hand wieder senkte, war das sanfte Leuchten am Himmel verschwunden, stattdessen strahlte es nun zwischen den zur Faust geballten Fingern hindurch. Maliva hatte tatsächlich eine Sternschnuppe für sie aufgefangen, sie hatte sie einfach vom Himmel gepflückt wie eine schimmernde Blume aus dem Garten der Nacht.

»Heiß«, sagte das Hexenmädchen gelassen, als hätte sie nur die Dusche zu warm eingestellt, und öffnete ihre Finger. Auf ihrer Handfläche lag nun ein Gegenstand von der Größe einer Murmel, der aussah wie ein schwelendes Stück Kohle. »Ich weiß, der Spruch ist etwas abgegriffen, aber ich meine es völlig ernst. Für dich würde ich die Sterne vom Himmel holen.« Sie pustete über den Meteoriten in ihrer Hand hinweg, und Staub stob von ihm auf wie Rauch, der vom Wind davongetragen wurde. Darunter kam eine wunderschöne Perle zum Vorschein. Sie war vollkommen rund und so ebenmäßig, als wäre sie aus milchigem Glas, doch ging von ihr ein mattes Glühen aus, das die Schatten um sie herum vertrieb. Eine goldene Kette hing von ihr herab, als verbarg jeder Meteorit so etwas in seinem Inneren. Andächtig nahm Maliva sie auf und hängte sie Daria um den Hals. »Diese Sternschnuppe soll dich immer an mein Versprechen erinnern. Sie leuchtet genauso ewig wie meine Liebe zu dir, und es gibt nichts, was sie zum Erlöschen bringen könnte. Ich hoffe, wenn du sie ansiehst, denkst du daran, dass ich niemals verlassen werde.«

Daria konnte sie nur sprachlos und mit vor Staunem geweiteten Augen ansehen. Sie konnte gar nicht fassen, was Maliva für sie getan hatte, und dabei ging es ihr gar nicht um die Sternschnuppe an sich. Ihr war klar, dass dies ein weitgereister Bote war, winizge Partikel, die sich trotz allem in den Weiten des Alls vereint hatten, die bereits existierten, noch bevor die Sonne entstanden war und eine Strecke zurückgelegt hatten, die man nicht einmal erahnen konnte. Natürlich hatte Maliva ein wenig ihren Zauber miteinwirken lassen, die Atome neugeordnet, wie sie gestern erklärt hatte, dennoch war das, was sie nun um ihren Hals trug, nichts anderes als Sternenstaub, ein wahres Wunder also, aber ein Gedanke berührte Daria noch mehr. Maliva hatte den Meteoriten vor dem Flammentod gerettet, er wäre in der Erdatmosphäre verglommen, hätte sie ihn nicht rechtzeitig abgefangen, und ebenso war sie selbst von ihr gerettet worden, sei es nun vor einem Dasein in Verbannung oder einem der Gefangenschaft in unsinnigen Restriktionen. Daria hatte das Gefühl, erst durch sie befreit worden zu sein, und so war dieser Anhänger wirklich ein Symbol ihrer Liebe.

Für einen Augenblick versuchte Daria sich dagegen zu wehren, doch dann ließ sie ihren Tränen, die schon den ganzen Abend nur mit Mühe hatte zurückhalten können, endlich freien Lauf. Es war, als würde eine weiter Bürde von ihr genommen. Früher hätte sie es sich nie erlaubt, vor anderen zu weinen und obwohl Maliva sie schon einmal so gesehen hatte, als sie sie im Zimmer ihrer Großmutter überrascht hatte, schien dies das erste Mal zu sein, dass sie sich so offen zeigen konnte. Von ihr hatte sie nichts als Verständnis und Zuneigung zu erwarten, sodass sie sich jetzt hemmungslos den aus ihr hervorströmenden Emotionen hingeben konnte. Ein Laut tiefsten Glücks entrang sich ihr, auch wenn er in ihrer Aufgewühltheit wie ein Schluchzen klang.

»Versuchst du etwa, mich ins Bett zu kriegen?«, brachte sie schließlich hervor, ebenso freudestrahlend wie leise vor sich hinheulend.

»Ich dachte das hätte ich schon geschafft«, sagte Maliva, wobei die Unbekümmertheit ihrer Worte nicht über ihre eigene Ergriffenheit hinwegtäuschen konnte, »oder hattest du heute tatsächlich vor, mich auf dem Boden schlafen zu lassen?«

»Glaub mir, ab heute werd ich oft bei dir übernachten, aber keine von uns wird auf dem Boden schlafen.« Langsam ließ Daria ihre bebenden Lippen denen von Maliva entgegensinken, bis sie endlich wieder zusammenfanden, und in diesem rückhaltlosen, zärtlichen Kuss fanden sie beide alles, was sie sich je erhofft hatten.

Finita est comoedia



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*Ray Bradbury: Fahrenheit 451, Diogenes Verlag, Zürich, 2008. Übersetzt von Fritz Güttinger.
 
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