[RPG] Mass Effect: A Different Story

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+ Zweiter Versuch von coel und mir ein kleines Zweimann RPG aufzuziehen. Dieses mal in der bekannten Mass Effect Welt. Versuchsweise wird es keine Charakterbögen geben. +
 

J-Nought

4ever Jack
Bittersweet Revenge


„Lass dich hier nie wieder blicken, du batarianisches Arschloch.“
Nilia konnte gerade noch ausweichen, als ein Batarianer in einem hohen Bogen in eine dreckige Pfütze vor dem Clubeingang geworfen wurde. Sein Gesicht war an mehreren Stellen geschwollen und seine Jacke hatte einen tiefen Riss. Er ächzte erschöpft, als er versuchte aufzustehen. Dies bemerkte der Türsteher, welcher für den Rauswurf verantwortlich war, so dass er zurückkehrte und dem Batarianer noch einen heftigen Tritt in die Bauchgrube verpasst. Ein kurzer Aufschrei und der Kerl blieb regungslos in der glänzende Lache liegen. Der Türsteher, ein grobschlächtiger Kroganer, der sich gerade eine angerauchte Zigarre in den Mund stopfte, spürte die Anwesenheit von Nilia und wandte sie zu ihr um. Bedächtig schritt so nah an sie heran, dass sie den Tabakgeruch aus seinem Maul riechen konnte. Seine vernarbte Grimasse formte ein furchteinflößendes Grinsen.
„Hey, Nilia, du hast doch sicher Feuer?“
Mit einem Augenrollen zog Nilia ihren Thermazünder hervor und ließ den braunen Stumpf hell aufleuchten. Ein paar kräftige Züge und viel Rauch später, winkte der Kroganer, den alle nur Bollwerk nannten, ihr zu, damit sie ihm folge.
„Dank dir, wie läuft's?“
„Könnte besser gehen.“
„Pah! Wir sind ja auch auf Omega, Nilia!“, grunzte der Kroganer, „Schätze dich jeden verfluchten Tag glücklich, noch am Leben zu sein!“
„Da ist was dran, Drox.“
Das war sein eigentlicher Name und der gefiel Nilia einfach viel besser. Trotzdem musste sie zugeben, dass der Name Bollwerk nicht allzu schlecht zu einem Kroganer mit 200 Kilogramm und mehr als zwei Metern Körpergröße passte. Vor ein paar Tagen hatte sie dem Kroganer einen Gefallen getan, um an Informationen zu gelangen. Wer hätte gedacht, dass er es gleich als Freundschaftsbeweis auffassen würde? Alles, was sie hatte tun müssen, war ihre M-23 Katana ins Maul eines anderen Kroganers zu stecken und ihm eine Warnung auszurichten. Anscheinend sei dies für ihn nicht möglich gewesen und daher hatte sich Nilia darum kümmern müssen. Drox war äußerst dankbar gewesen, aber auch erstaunt, dass sie es so schnell geschafft hatte. Als sie ihn dann auf die Informationen ansprach, teilte er ihr mit, sie solle in ein paar Tagen wieder vorbeischauen. Bis dahin sollte sie sich nicht töten lassen.
Nun begleitete sie Drox in den Club Afterlife, wo sie von bunten Lichtern, leichtbekleideten tanzenden Asari und ekstatischer Musik empfangen wurde. Ein wahres Feuerwerk von Emotionen, Gerüchen, Geräuschen und Bildern wollten Nilia überwältigen, in ihren Bann ziehen, doch dafür war sie einfach zu sehr turianisch. Vielleicht wäre es einer gewissen Person gelungen, sie zu einem Plausch an der Bar oder sogar zu einem Tanz zu bewegen, aber diese Person war unglücklicherweise nicht da. Je tiefer sie in den Club schritten, umso mehr Leute standen ihnen im Weg. Wäre sie ohne Drox gekommen, würde sie Schwierigkeiten haben voranzukommen. Der Kroganer machte seinem Spitznamen alle Ehre und pflügte sich problemlos durch die Menge. Das tat er noch recht behutsam, wenn man ein paar blaue Flecken und verschüttete Getränke nicht beachtete.
„Ich hab dir versprochen an deine Informationen zu kommen“, hörte sie Drox vor ihr sprechend, „Du weißt, aber für wen ich arbeite. Ohne ihre Erlaubnis werde ich dir nichts sagen.“
Er machte eine Pause, in der er sich zu ihr umdrehte. Der Blick von Nilia wurde strenger und ihre Hand legte sich instinktiv auf die verborgene Klinge an ihrem Oberschenkel. Dessen ungeachtet, mit Drox schon eine gewisse Freundschaft geschlossen zu haben, so war er letzten Endes immer noch ein Kroganer. Ein Kroganer auf Omega, um genau zu sein, was es nicht unbedingt besser machte. Drox nahm beiläufig ein Glas von einem der Stehtische, in welchem sich noch ein wenig Flüssigkeit befand und versorgte dort seine Zigarre. Erst danach fiel ihm Nilia angespannter Blick auf, was ihn zum Lachen brachte.
„Kein Grund so finster zu dreinzuschauen, kleine Turianerin. Ich halte meine Versprechen.“
Er beugte sich zu ihr.
„Dennoch musst du vorher mit meinem Boss reden.“
Einen Schritt zur Seite machend, offenbarte er die Stufen zu der Privatlounge von der Person, die Omega mit eiserner Faust seit vielen Jahren beherrschte. Eine Macht, mit der man sich nicht leichtsinnig anlegen sollte, außer man wollte einen sicheren Tod. Denn bisher war es noch keinem gelungen, die Königin vom Thron zu stoßen.
In diesem Moment, wurde sie von dieser Macht gerade einladend angelächelt.


Nachdem Nilia mehr als gründlich nach Waffen durchsucht wurde und ihr Messer vorübergehend in das Eigentum eines Leibwächters wechselte, wartete sie auf die Reaktion ihres blauhäutigen Gastgebers. Sie setzte sich erst hin, als sie mit einem Nicken dazu aufgefordert wurde. Bisher war sie noch nicht der Asari begegnet, doch wusste sie, wer sie und zu was sie im Stande war. Ein Leben konnte schnell durch einen Fehler beendet werden und bei ihr konnte man so einige machen. Wie so viele Asari war sie attraktiv und gepflegt. Ihr Kleidung war exquisit und betonte ihre weibliche Formen. Hinzu kam eine außergewöhnliche Anziehungskraft, wie sie Nilia nur selten erlebt hatte. Diese Person war sich ihrer Macht bewusst und strahlte dies auch aus.
Auch wenn sie so offen eingeladen wurde, bewahrte Nilia ein kampfbereite Haltung und beobachtete aufmerksam ihre Umgebung. Sie war in der Höhle des Löwen. Dieser schien zwar satt zu sein, aber man konnte nie wissen, wann der Hunger wieder eintreten würde.
Mit ihr in der Lounge waren zwei Leibwächter, ein Batarianer und ein Turianer, die die beiden Zugänge bewachten. Beide wirkten, wie wilde Varren an einer Leine. Sobald man sie loslassen würde, gäbe es ein Blutbad. Eine dritte Person, eine Asari, lehnte locker an der Wand und verfolgte gelangweilt die tanzende Menge im Club. Sie trug einen enganliegenden leichten Kampfanzug, wie ihn die meisten erfahrenen Asari trugen. Sie musste in irgendeiner bereits bekannten Beziehung zur Herrin von Omega stehen, ansonsten konnte Nilia diese provokante Haltung in ihrer Anwesenheit nicht nachvollziehen.
„Nilia Celsis, ist das richtig?“
„Das ist richtig.“
„Wir sind uns noch nicht begegnet, mein Name ist Aria T'Loak.“
Bei dieser Vorstellung wurden keine Hände gereicht. Stattdessen füllte man das Glas von Aria, welches sie zu ihren Lippen führte und genießerisch beim Geschmack zu seufzen begann.
„Eine sagenhafte Flüssigkeit... Roter Bermac. Habe diese Sorte erst kürzlich entdeckt. Wollen Sie probieren?“
„Nein, vielen Dank.“
Aria lachte gespielt auf.
„Ich vergaß. Rechtsdrehende Proteine.“
'Was soll das bitte werden?', fragte sich Nilia und rutschte auf ihrem Sitz etwas zurück. Nachdem Aria das Glas wieder auf den Tisch abgestellt hatte, lehnte sie sich in ihrem Sofa zurück und fixierte Nilia mit ihren dunklen, ausdrucksstarken Augen.
„Sie suchen Gorrn und seine Blood Pack. Soll das eine Art Rachefeldzug sein?“
Obwohl Nilia ihrer Gegenübersitzenden so einiges zutraute, so war sie doch überrascht, dass sie diese Informationen besaß. Irgendwer hatte irgendwo gesungen. Ganz so verwunderlich war es dann doch nicht, wenn sie überlegte, wo sie sich gerade befand.
„Haben Sie nun etwas, das mir weiterhilft, oder nicht?“, sagte Nilia mit einer plötzlichen Strenge, bei der die zwei Leibwächter den Griff um ihre Waffen verstärkten und die gelangweilte Asari sich zu ihr umdrehte.
Aria hingegen, bewahrte ihre Fassung, doch ihre Augen waren zu bedrohlichen Schlitzen geworden.
„Habe ich.“
Sie hob ihre rechte Hand und augenblicklich wurde in diese von einem der Leibwächter ein Datenpad gesteckt, welches Aria kurz überflog.
„Der Vadim Bezirk, untere Ebene. Folgen Sie einfach den Spuren von Vorcha und Blood Pack Standarten. Sie können es nicht vefehlen.“
„Das ist alles?“, fragte Nilia misstrauisch nach.
„Fast", das Glas wurde wieder an die Lippen gehoben, doch bevor es diese erreichte, sprach Aria weiter, „Ich will keine Bandenkriege oder sonstige großen Probleme. Bringen Sie es einfach schnell und effektiv hinter sich.“
Nilia nickte ihr dankbar zu und wollte gerade zu Ausgang gehen, als sie noch einmal zu der mächtigen Asari umwandte.
„Warum helfen Sie mir eigentlich?“
Aria schmunzelte auf eine Art, die Nilia einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
„Wer sagt, dass ich Ihnen damit helfe?“
 

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Nachdem die Turianerin Arias Lounge verlassen hatte, kehrte für einen Moment Ruhe ein. Soweit dies in einem Club wie dem Afterlife zumindest möglich war. Fetzige Musik und die Geräusche der Menge waren alles, was an die Ohren derjenigen bei Aria drang. Die Asari Matriarchin genoss noch etwas von jenem vorzüglichen Drink in ihrer Hand, bevor sie den Kopf hob und sagte, „Ich möchte, dass du ihr nachgehst. Geh sicher, dass die Kleine hier keinen Bandenkrieg vom Zaum bricht.“

Die andere Asari, welche bisher schweigend am Geländer der Lounge gelehnt hatte, richtete sich auf. Sie war ebenso schön wie Aria, die Piraten Königin von Omega, doch ließ sich für das geschulte Augen leicht erkennen, dass zwischen den beiden Asari Jahrhunderte des Alters lagen.

Aus dem Stand blickte sie zu Aria herüber, die unberührt gelassen auf ihrem Sofa saß und weiterhin den Drink in der Hand hielt.
„Ich könnte sie einfach erschießen“
„Nein“, erwiderte Aria, „An sich kann es nicht schaden, wenn der Blood Pack etwas auf Trab gehalten wird. Pass einfach nur auf, dass die Sache nicht aus dem Ruder läuft.“
Mit einem einfachen Schulterzucken nahm die jüngere Asari die Wünsche der Matriarchin hin und machte sich daran ihre Aufgabe zu vollfüllen.
„Und Amara“, erklang Arias Stimme noch einmal im Rücken der Asari, was ihre Schritte auf den Stufen innehalten ließ, „Sachte, dieses mal“
Die als Amara betitelte Asari drehte sich nicht noch einmal um und verließ die Lounge, ohne noch ein Wort zu sagen. Aria hatte ihren Willen deutlich gemacht.

Vor dem Afterlife tummelten sich Angehörige diverser Spezies, die auf Einlass ins Afterlife hofften. Ein Korganer winkte sie einzeln oder in kleinen Gruppen durch, immer darauf achtend, dass nicht die falschen Personen das Afterlife betraten.
Amara trat an ihn heran, ohne darauf zu warten, dass sein Gespräch mit einem der Gäste endete.
„Bollwerk“, sagte Amara, „Wo ist die Turianerin hin? Diese Nia“
Der Kroganer drehte seinen durch Schuppen gepanzerten Kopf, um die Blauhäutige anzublicken.
„Nilia. Ist in Richtung Wohnbezirke los. Warum? Will Aria sie loswerden?“
„Nein“, erwiderte Amara, die sich bereits wieder in Bewegung gesetzt hatte, „Ich soll nur aufpassen“
„Gut“, brummte der Kroganer, „Ich mag die Kleine nämlich“
Hören tat Amara dies offenbar nicht mehr, denn sie bahnte sich bereits einen Weg durch die Menge.

Vorbei an Asari, Menschen, Turianern, einem Kroganer und sogar einem Duo aus Drell und Hanar schob Amara sich auf die Straße, wo sie kurzerhand den Weg in Richtung Wohnbezirke einschlug.
Die Straßen der Raumstation Omega waren immer gut bevölkert und die verschiedenartigen Bewohner schoben sich teilweise deutlich gedrängter durch die beengten Straßen, als es auf Omegas strahlendem Gegenpart der weitläufigen Citadel der Fall war. So musste Amara eine gute Balance zwischen zügigem Vorankommen und aufmerksamen Beobachten wählen, um zwar nicht zu weit hinter der Turianern, die schon eine Weile vor Amara das Afterlife verlassen hatte, zurückzufallen, sie aber auch nicht zu übersehen, wenn Amara sie schließlich erreicht hätte.

Es war wohl in erster Linie Glück, als Amara die Turianerin am Stand eines Volus stehen sah, der diverse legale und illegale Waren zu vertreiben schien. Hinter dem kleinen Alien im Druckanzug stand ein Vorcha, der sich wohl als Leibwächter hatte anheuern lassen.
Credits und irgendein kleines Objekt wechselten den Besitzer, dann ging Nilia weiter. Kurzerhand trat Amara an den Stand heran und blickte auf den Volus herab.
„Willkommen, Asari“
Die Begrüßung des Volus war vom Klicken und Keuchen des Atemgeräts seines Druckanzugs erfüllt.
„Was hat die Turianerin gerade von dir erworben?“
Obwohl man das Gesicht des Volus in seinem Anzug nicht sehen konnte, war die Zurückhaltung, welche er aufgrund dieser Nachfrage an den Tag legte, deutlich in seiner Körperhaltung ersichtlich.
„Ich...“, begann er klickend und keuchend. Amara hatte keine Zeit dafür. Nicht, wenn sie der Turianerin folgen wollte.
„Vergiss es“, fauchte sie und ging weiter.

Der Turianerin weiter folgend, schlenderte Amara durch die Straßen. Immer darauf bedacht nicht aufzufallen und zugleich nicht zu weit zurück zu fallen. Es verwunderte Amara zuerst, als die Turianerin kurz nacheinander drei Läden betrat, von denen zumindest zwei nichts hilfreiches verkauften, wenn man vorhatte sich mit dem Blood Pack anzulegen. Der dritte verkaufte zwar unter der Hand Medikamente, die zum Teil auch im Kampf nützlich sein mochten, aber Amara bezweifelte, dass diese Nilia dies wusste.
Dann wurde Amara klar, was die Turianerin dort tat und ein Lächeln zeichnete sich auf ihren matt lila Lippen ab.

'Ob sie mich schon entdeckt hat?', fragte Amara sich, 'Oder sucht sich noch nach ihrem Verfolger?'
Auf jeden Fall war der Frau klar gewesen, dass ihr jemand folgen würde und nun schlug sie einen ungenauen Zickzack Kurs zwischen den Läden ein, um unauffällig nach ihrem Verfolger zu suchen. Fraglich war, was Nilia tun würde, wenn sie Amara entdeckte.
Mit dieser Frage im Kopf, sah Amara zu, wie Nilia sich an einen Imbiss setzte, der Essen für alle Spezies darbot und von einem Menschen namens Jomar und seiner Asari Frau geführt wurde.
„Ach, drauf gestanden“, murmelte Amara in einer Ausdrucksweise, die sie mal von einem Menschen gelernt hatte und ging zu dem Stand herüber. Ohne zu zögern setzte sie sich auf den Platz neben jener Person, die sie eigentlich beschatten sollte. Ein kurzes Handzeichen in Richtung Jomar brachte ihr ein Nicken als Bestätigung ein, dass er ihre Bestellung gesehen hatte.
„Ich dachte, wir sparen uns mal die Spielereien. Mein Name ist Amara.“
 

J-Nought

4ever Jack
Schweigend musterte Nilia die Asari, während ihre Bestellung zeitgleich mit der von ihrer neuen Bekanntschaft heiß und duftend vor ihr abgestellt wurde. Es war die exakt gleiche Person, die sie in der Privatlounge von Aria gesehen hatte. Irgendwie hatte sie schon eine Vermutung gehabt, dass es sie sein könnte. Allerdings war sie ziemlich enttäuscht, wenn nicht sogar überrascht, als diese sich einfach so vorstellte. Entweder war sie ziemlich leichtsinnig oder einfach nur dumm. Beides schwer vorstellbar, wenn man bedachte, wo sie sich befanden und von wem sie geschickt worden war.
Ein paar Löffel vom Panacea-Eintopf verschwanden im Mund von Nilia, bevor sie die Asari ansprach, welche sie immer noch erwartungsvoll ansah.
„Sprichst du jede Person an, die du überwachen sollst?“
Der Spott war nur zu deutlich herauszuhören, aber auch Absicht.
„Nein.“
Die Turianerin wartete einen Moment, ob die Asari mehr dazu sagen würde, doch stattdessen löffelte sie schlürfend ihre Nudelsuppe. Minuten verstrichen, ohne dass auch nur ein Wort über die Lippen der zwei Frauen kam. Bis Nilia irgendwann das Schweigen brach.
„Ich will dir eine Sache mitteilen, Asari“, begann sie und starrte dabei geradeaus in die Leere, denn ihre Gedanken waren in vorbeiziehenden Erinnerungen gefangen, „Komm mir in die Quere und ich werde dich töten.“
Nach diesen Worten erhob sich Nilia, warf ein genug Credits als Bezahlung für Mahlzeit auf den Tresen und kehrte dem Imbissstand den Rücken zu.
„Einen Moment, Turianerin.“
Nilia hielt inne, drehte sich um und begegnete den azurblauen Augen, die eine plötzliche Härte ausstrahlten.
„Das Gleiche gilt für dich und den Fall, dass du die Dinge aus dem Rufer laufen lässt.“
Ein flüchtiges Lächeln erschien auf dem Gesicht von Nilia.
„Noch nie von turianischer Ordentlichkeit gehört?“
Unverhofft, fing die Asari, die sich Amara genannt hatte, an zu schmunzeln.
„Du weißt, dass ich dich noch immer beobachten werde?“
„Das ist mir durchaus bewusst.“
„Also?“
Nilia überlegte für einen Augenblick. Sie hielt es für möglich, dass sie die Asari abhängen konnte und eine Zeitlang ihre Spuren verwischen würde. Allerdings würde dies nicht von Dauer sein. Sie befand sich immer noch auf diesem gottverdammten Omega und dort konnte sie sich unmöglich dem Blick von Aria entziehen. Wer sonst, hätte die Asari auf sie angesetzt, wenn nicht Herrin von Omega selbst?
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ein Risiko einzugehen.
„Wir treffen uns in der Revinstraße in exakt drei Stunden.“
„Die an den Vadim Bezirk angrenzt?“
„Richtig. Ich muss noch ein paar Vorbereitungen in meiner Wohnung erledigen, bevor ich an die Sache herangehe. Entweder wir treffen uns dort oder du klebst noch an meinem Arsch und langweilst dich zu Tode.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sich Nilia auf den Weg. Die Asari war das geringste Problem. Immerhin galt es noch eine Schrotflinte nachzuladen.


„Wie lange bist du schon auf Omega?“
„Lang genug, um zu wissen, dass ich hier nicht leben will.“
„Schlaues Mädchen“, antwortete die Asari, welche neben ihr ging und dabei wieder ihren gelangweilten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
Mittlerweile fiel es den beiden Frauen leichter durch die Gassen von Omega zu gehen. Immer weniger wurden sie behindert und sie fanden auch leere Gassen vor. So etwas wie die Nacht war in Omega eingetreten, so dass die Meisten sich in ihre Behausungen zurückzogen. Da die Sonne nicht in das Innere der Raumstation eindringen konnte, waren die Bewohner gezwungen, sich einen eigenen Zeitverlauf zu gestalten. Dennoch fand man immer Geschäfte, die noch offen hatten, egal in welchem Block man sich befand.
In eben so einen war Nilia eingetreten und wurde herzlichst von einem Salarianer empfangen. Durch Drow hatte sie von diesem Laden erfahren, dass er die genausten Pläne von Omega verkaufte. Wenn man wissen wollte, wo sich jeder noch so enge Schacht befand, dann war er die erste Ansprechsperson. Ein genannter Name, ein beschriebener Bezirk und, für Nilias Geschmack, zu viele Credits erhielt sie ein Datenpad mit allen nötigen Informationen, ja sogar, da sie Erstkundin war, für ihren eigenen Bezirk.
So sehr sie sich erleichtert fühlte, nicht mehr ein Mitglied der Blue Suns zu sein, schmerzte doch die Armut an Daten und die Credits, auf die sie damals zugreifen konnte. Ein Blick auf ihren Kontostand genügte, um ihr ein unzufriedenes Seufzen zu entlocken.
Diese Amara wartete vor dem Eingang des kleinen Ladens und hob ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen, als Nilia mit dem Datenpad in der Hand wieder auf die Gasse hinaustrat.
„Du scheinst dich ja ziemlich vorzubereiten.“
„Ein guter Plan sichert das Überleben.“
„Verstehe“, sagte sie, doch Nilia merkte, dass sie mehr sagen wollte, es aber dabei beließ.
„Bist du hier fertig?“, fragte Amara stattdessen.
„Ja, ich muss nur noch in meine Wohnung.“
Ein paar Minuten verstrichen, bis Amara sie wieder ansprach. Nilia wusste nicht so recht, was sie von dem Verhalten ihres unerwünschten Begleiters halten sollte. Falls sie versuchte ihr Vertrauen zu erhaschen, würde sie nicht weit kommen. Dafür war Nilia einfach zu misstrauisch.
„Was willst du eigentlich in diesem Bezirk des Blood Packs?“
Schweigen.
„Offensichtlich nichts friedliches.“
„Alles andere außer das.“
„Mit dem Blood Pack ist nicht zu spaßen. Pack dir eine Menge Munition ein, sonst wirst du den nächsten Tag nicht erleben.“
Schließlich erreichten sie ihren Wohnblock. Nilia öffnete die Tür und suchte dabei die Aufmerksamkeit von Amara. Die schien schon zu wissen, was Nilia mit dieser Geste andeuten wollte.
„Keine Sorge, ich warte hier draußen. Versuch aber keine schrägen Fluchtversuche.“
„Es gibt nur diese Tür und ein mickriges Fenster zur Straßenseite. Durch das Klo werde ich wohl kaum verschwinden können.“
Amara brauchte nicht lange auf die Turianerin zu warten. Nilia hatte ihre Ausrüstung bereits sorgfältig vorbereitet und die genaue Pläne bestätigten nur ihren Einschätzungen auf das Gebiet, in welches sie eindringen würde. Mit ihrer M-23 Katana, einem Kampfmesser, Munition und Granaten erschien Nilia auf der Straße und wurde von einer anerkennend schnalzenden Asari begrüßt.
„Wollen wir?“, fragte jene.
„Bringen wir es hinter uns.“
 

Captain Hero

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Man musste der Turianerin lassen, dass sie gut vorbereitet war. Ihre Ausrüstung konnte sich wirklich sehen lassen, war aber für Omegas Maßstäbe noch alltäglich genug, damit sie nicht allzu sehr auffiel. Trotzdem würde der Blood Pack Nilia erwarten, wenn sie in deren Gebiet marschierte.

„Die werden dich bereits von weitem kommen sehen“, merkte Amara an, während die beiden unterschiedlichen Frauen eine Rampe hinunter gingen, die auf die nächste Ebene führte.

„Und weiter?“
„Nichts weiter. Wollte es nur angemerkt haben. Der Blood Pack ist nicht gerade ein Gegner, den man frontal angeht.“

Amara erhielt keine Erwiderung auf ihre Äußerung, da sie kurz von Nilia getrennt wurde, als sich eine Fahrstuhltür öffnete, aus der eine Gruppe Vorcha strömte. Sowohl Nilia als auch Amara wichen den Angehörigen der wenig intelligenten Spezies aus, da dies auf jeden Fall einfacher war, als mit diesen einen Streit zu riskieren. Nicht zuletzt, da viele Vorcha zum Blood Pack gehörten, dessen Gebiet sie sich jetzt näherten.

Bevor die Turianerin in den Fahrstuhl einsteigen konnte, berührte Amara sie am Arm.

„Nicht einsteigen. Der Pack hat Wachen direkt vor dem Fahrstuhl auf ihrer Etage. Außerdem sind die Teile gähnend langsam.“

Nilia nickte und hielt nun stattdessen auf die nächste Rampe zu, wobei sie meinte, „Langsamer als auf der Citadel können sie kaum sein.“

Drei Ebenen weiter unten hatte sich die Umgebung stark verändert. Wände, Türen und Beleuchtung der Station waren hier in einem deutlich schlechten Zustand. Es roch unangenehm und war feucht warm. Dazu kamen über die Räume verteilte Schmierereien und Abfälle, die das Bild abrundeten. Die wenigen Personen, welche sich auf den Gängen der Station herumtrieben, waren überwiegend Vorcha und vereinzelte Korganer.

Schon näherte sich einer der Kroganer in Begleitung dreier Vorcha.
 

J-Nought

4ever Jack
„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je eine Asari oder eine Turianerin ins Blood Pack aufgenommen haben“, waren die ersten Worte des massigen Kroganers.
Sein Gesicht war furchtbar entstellt. Die linke Seite war ein schreckliches Denkmal von Kämpfen, die weit über die Vorstellungskraft gingen. Jede andere Spezies wäre an derartigen Verletzungen gestorben, aber die Kroganer waren einfach zähe Brocken. Der Kroganer näherte sich den beiden Frauen ein wenig, wodurch er in den schmutzig gelben Schein einer Lampe trat und sie ihn so besser mustern konnten. Sein Kopf glich einem Model, welches Nilia bei ihrem Arzt auf Citadel gesehen hatte: Halb Fleisch und halb Knochen. Nur ein Auge starrte sie entschlossen an, während das andere nicht mehr existierte, sondern den Blick auf freiliegenden schneeweißen Knochen lenkte. Sie hatte sowohl einiges über die Regenerationsfähigkeit und Zähigkeit gehört als auch gesehen, aber das überstieg ihre Erfahrungen. Falls es zu einer Auseinandersetzung kommen würde, wären nicht seine Begleiter das Problem, sondern er selbst. Vor ihnen stand ein Kampfmaschine, die sich jeder Gefahr stellen würde, da sie selbst die Größte war. Sie wusste nicht, wie die Asari sich schlagen würde, aber Nilia konnte diesen Zweikampf nicht alleine gewinnen. Nein, nicht in diesem Leben.
Der Kroganer schien sich an ihrem schamloses Gaffen nicht sonderlich zu stören, offenbar war er diese Art von Blicken schon gewöhnt oder sie interessierten ihn einfach nicht. Stattdessen kramte er ein Stück Trockenfleisch und eine grobe, aber scharf aussehende Klinge hervor, schnitt ein Stück ab und stopfte es sich in den Mund.
„Was wollt ihr hier?“, fragte er mit vollem Mund, während er geräuschvolle Schmatzgeräusche von sich gab, die entweder an seinen nicht existenten Manieren lagen oder an seiner Verstümmelung, „Jeder in Omega weiß, dass das Blood Pack diesen Bereich beherrscht.“
Nilia konnte sich nur schwerlich von dessen Narbe abwenden.
„Ich suche einen Kroganer namens Gorrn.“
Trotz der Nennung des Namens kaute der Kroganer weiter ungestört herum. Nur die drei Vorcha zischten sich etwas in ihrer Sprache zu, bevor sie von dem Kroganer mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht wurden.
„Wieso will jemand Gorrn sehen? Vor allem eine Turianerin und eine Asari?“
Die Asari lächelte charmant.
„Sie will ihn sehen, ich bin nur eine unwichtige Begleitung. Beachtet mich gar nicht.“
„Ist das so? Weißt du, Asari“, er schluckte das Fleisch runter und deutete mit seiner Klinge in ihre Richtung, „Es gehört aber zu meiner Aufgabe jeden zu beachten und, falls nötig, ihn nicht mehr beachtenswert zu machen.“
Er machte eine Pause, schob seine breite Klinge in die Scheide und setzte sich auf eine der herumliegenden Kisten.
„Gehörst du zu den Blue Suns, Turianerin?“, fragte er plötzlich.
„Nicht mehr.“
„Warum trägst du dann ihre Rüstung?“
„Lässt du mich jetzt vorbei?“, entgegnete ihm Nilia schroff, dass sich Amara neben ihr kurz anspannte.
Der Kroganer hob überrascht seinen Kopf und fing dann an laut aufzulachen.
„Verpisst euch.“
Die Klinge verschwand wieder in seiner Scheide und grunzte einen Befehl. Die Vorcha richteten ihre Waffen auf die ungebetenen Gäste, um ihnen damit deutlich zu machen, dass es nun Zeit war, diesen Ort zu verlassen.
„Macht, dass ihr wegkommt, bevor ihr mich noch mehr langweilt.“
Nach diesen Worten wurden Nilia und Amara von den drei Vorchas abgeführt.
„Habe ich erwähnt, dass das Blood Pack nicht für ihre Geduld bekannt ist?“, hörte Nilia die Asari sagen, während sie sich dem Ausgang näherten.
 

J-Nought

4ever Jack
Eine Turianerin und eine Asari.
Raash musste mit dem Kopf schütteln. Er hatte in seinem Leben schon einige seltsame Pärchen gesehen, doch diese Zwei schienen ihm bisher das Außergewöhnlichste zu sein. Fehlte nur noch ein fetter Elcor und er würde sich wie in einer Folge von Blasto fühlen.
Seinen Wachposten hatte er bereits verlassen und bahnte sich seinen Weg durch Müll, am Boden herumlungernde Vorcha und knurrende Varren. Was aus seinem Trupp Vorcha wurde, interessierte ihn nicht sonderlich. Sie würden die zwei Frauen hinausbegleiten oder dabei sterben.
Er hoffte, dass das Letztere passieren würde.
Drei Monate. Drei verfluchte Monate verbrachte er schon auf Omega und hasste jede Stunde. Das war nicht Metgos, wo du in deiner Rüstung bei lebendigem Leibe gekocht wurdest, falls durch einen falschen Schritt oder eine Kugel deine Schilde beschädigt wurden.
Bei dem Gedanken an diesen Dampfkessel von einem Planeten grinste Raash zufrieden.
Beinahe sein ganzes Team war dort draufgegangen, aber die Mission war erfolgreich und eine wahre Höllenfahrt gewesen. Raash würde alles dafür geben, wieder in den Flammen der Zerstörung zu stehen und sein eigenes Blut im Mund zu schmecken, während er einem Gegner die Eingeweide aus dem Bauch riss. Dieses Gefühl wurde nicht mal ansatzweise auf Omega geweckt. Über die Redensart, dass die Überlebenschancen auf dieser Raumstation gering waren, konnte Raash nur säuerlich lachen. Metgos, Sytau, Maji... DAS waren Todeswelten, wo man mit den Zähnen das Fleisch aus dem Gesicht des Feindes beißen musste, um den nächsten Tag zu erleben.
An vergangene Tage denkend, trat plötzlich ein junger Kroganer an ihn heran. Ein Frischling, der vielleicht mal einen lahmen Vorcha erschossen hatte, aber bereits das Zeichen des Blood Packs in seinen Kopfpanzer eingraviert, stoppte Raash in seinem müßigen Gang.
„Raash, wieso bist du nicht auf deinem Posten?“
„Ich hab gemeldet, dass ich weggehe“, fragte Raash mürrisch und schob ihn grob beiseite, „Ich hab Kohldampf, also störe wen anderen.“
„Dein Trupp ist tot, Raash.“
Der vernarbte Kroganer drehte sich um, konnte aber sein Grinsen nicht verbergen.
„Alle?“
„Ja, alle. Gorrn will wissen, was da los ist!“
„Sag ihm, es fängt an interessant zu werden.“
Raash lachte laut auf, beschleunigte seinen Schritt und ließ den jungen Kroganer hinter sich.
 
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