[Diskussion] Mohammed Karikaturen und dessen Auswirkungen

Souji

Desperado
Otaku Veteran
In Griechenland, der Wiege der Demokratie, wie sie gern genannt wird, war die erste Form des Wählens die der Scherbenwahl: Es wurde auf einer Tonscherbe ein Name notiert, aber nicht etwa der Name des Politikers, den man gerne im Senat sehen wollte, sondern den, den man dort nicht mehr sehen wollte. Es wäre vllt. nicht ganz verkehrt, wenn es etwas ähnliches wieder geben würde.
Für das Scherbengericht setze ich mich auch schon seit Jahren ein, aber ich hab mal die Vermutung, dass das in den nächsten Jahren nichts wird.

Hatte auch schon über ein ähnliches Konzept nachgedacht, dies bezieht sich auf die Gehälter und Vorteile, die einige Politiker erhalten. Das gänzlich nur das Amt des Politikers ausgeübt werden darf. Keine Vorstände oder ähnliches mehr, bei dem man sich dumm und dusselig verdient oder Interessenskonflikte mit der eigentlichen Politik entstehen könnte.
Sollte Bevorteilung offenkundik werden oder der Verdacht bestehen, wird der Fall öffentlich gemacht und geprüft. Hat der Politiker dagegen verstoßen, darf er nie wieder ein politisches Amt bekleiden, noch höhere Ämter in Parteien bekleiden. Quasi: Berufsverbot, ohne Abfindung.

Das könnte den einen oder anderen schon etwas abschrecken. Ist gerade auch die verkürzte Form, hatte mir da noch mehr überlegt, ist aber noch früh jetzt :)
 

Rattenkönig

Ngeuuraksaha
VIP
Nur der primitive Geist, lässt sich aus der Ruhe bringen, wenn er eine Beleidigung wittert und sofort aus der Mücke, einen Elefanten macht. Tatsache ist, es gibt unzählige Karikaturen über das Christentum. Wo nur Fanatiker schreien, von wegen, man sollte das doch sein lassen. Karikaturen sind ein Zeichen der Meinung. Punkt. Wäre ich Moslem, wäre mir es einfach viel zu dumm, auf so eine Karikatur zu reagieren - haben auch viele Moslems nicht getan. Nur weil das Thema zu Konflikten führt, soll es nicht mehr erlaubt sein, Karikaturen zu erstellen? Damit haben die Islamisten erreicht, was die wollten, den Westen für Dumm verkaufen, ihn kontrollieren zu können! Tatsache ist jedenfalls, der Islam ist im Westen die Religion, die sich am schnellsten, über jeden Scheiß aufregt, wie, Witze darüber, oder das man sowas, wie den Goldenen Schnitt, als Blödsinn hinstellt. Oder das der Islam die einzig wahre Religion sein und alle anderen nur Dumme Menschen wären, die das nicht so sehen. Dabei ist der Islam, wie jede andere Religion. Ein Hobby von mehreren Menschen. Für die Geschehnisse des Universums, Nichts wert. Auch für die Menschheit. Nichts. Darum sollte Religion, auch nur Privatsache bleiben. Absolut getrennt vom Staat.

Kurz gesagt, ich fand die Aktion, gegen die Karikaturen, einfach nur lächerlich, wo mich sogar auch diverse Moslems bestätigen. Was schon zeigt, wer nun zum Fanatismus neigt, und wer nicht.
 
Also eins muss ich ja mal anmerken, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: ihr habt in dem Forum nicht leicht nachzuvollziehende Aufteilungen von Unterforen. Mein Beitrag bezüglich politischer Situation von Homosexuellen wird vom politischen Bereich ins Unterforum Sexualität verschoben, und im Unterforum Real Life - was auch immer das zu bedeuten hat - gibt es ein Thema zu Mohammed Karikaturen, was ja wiederum eine politische Debatte nach sich gezogen hat. Vor allem sind die Auswirkungen doch immer politisch, wie man beispielsweise auch am Beispiel Iran sieht, der als Konter für diese Karikaturen jährlich einen "Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb" eröffnet.

http://www.stern.de/politik/ausland...holocaust-karikaturen-wettbewerb-3969150.html

Als unterdrückte Benutzerin muss ich mir wohl diese merkwürdige Aufteilung gefallen lassen - wobei ein einfacher "Politik/Gesellschaft-" und ein separater "Allgemeine Diskussionen"-Bereich wahrlich Licht ins Dunkel bringen würde... zum Thema selber vertrete ich eine liberale Auffassung. Im Klartext halte ich die Satire - und so auch die Möglichkeit, Kritik in karikierender Weise darzustellen - für eine der Säulen unserer offen und freien Gesellschaft. Vor allem aber ist die humoristische Form der Kritik an Religionen - ganz egal wie sehr sich dieser der Unantastbarkeit und dem absoluten Wahrheitsanspruch sicher ist - ein sehr wichtiger Bestandteil unserer säkularen Gesellschaft. Religion ist meiner Auffassung nach eine private Angelegenheit und es gäbe keinen Grund, sich über irgendeine Religion in kritischer Form zu äußern, würden die jeweiligen Mitglieder jeder Religion diesen Gedanken zu Herzen nehmen. Doch in der Realität hatten und haben - bei uns im westlichen Bereich vor allem die abrahamitischen - Religionen viel Macht und einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft, der ja bekanntlich nicht immer positiv ist. Sehr interessiert betrachte ich doch die Tatsache, dass bei kritischer Betrachtung der islamischen Religion jedes Mal ein riesiger Protest entsteht. Vor wenigen Jahren wurden wegen Karikaturen Diplomaten in islamischen Staaten vom wütenden Mob hingerichtet und letztens gab es einen Anschlag in Frankreich. Soweit ich das beurteilen kann, haben sehr viele Moslems eine tiefere Bindung zum Koran und den Werten, die in diesen Schriften stehen, als die meisten Christen, die von den Errungenschaften der Aufklärung profitieren und eine gewisse Reflexion gegenüber religiösen Dogmen kennen. In vielen islamischen Staaten ist die Scharia Gesetz und wer den Islam kritisiert oder gar von dieser Religon abfällt, verdient eine Bestrafung oder gar den Tod. Daher ist eigentlich auch anzunehmen, dass die islamische Bevölkerung sehr erbost über kritische Darstellungen ihrer Propheten sind. Ich halte eine Reform für notwendig, um den Dialog zu finden. Die islamischen Staaten haben im Gegensatz zu Europa keine Aufklärung durchlebt und ich denke, diesem Umstand ist es zu verdanken, dass in den arabischen Ländern eine andere Einstellung zu Religion vorherrscht. Aber dem ist nicht nur in den arabischen Ländern so, auch im Osten gab es eine riesige Demonstration mit über 800'000 Teilnehmern, die gegen die Mohammed-Karikaturen demonstriert haben. Diese Menschen haben nicht gegen die radikalen Taten der Terroristen demonstriert, sondern gegen Satire - eigentlich ein klares Zeichen. Ein Zeichen, an dem man ablesen kann, dass es noch lange dauern wird, bis man den Islam genauso behandeln kann wie das Christen- oder Judentum und es wird ein anstrengender Weg, den Islam in die westlichen Werte und Normen zu integrieren.

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/P...-protestieren-gegen-mohammed-karikaturen.html
 

Souji

Desperado
Otaku Veteran
Sehr interessiert betrachte ich doch die Tatsache, dass bei kritischer Betrachtung der islamischen Religion jedes Mal ein riesiger Protest entsteht.
Das kann man so nicht sagen. Seit den Anfängen, als der Islam im Westen ankam wurde er durchgehend kritisiert (bspw. Herder) und meist sogar schlechter dargestellt als er ist - was aber auch an den eher dürftigen Anfangsübersetzungen gelegen hat.

Lange Zeit war der Orient sogar fortschrittlicher als der Westen, jedoch kippte das irgendwann und damit auch die Weiterentwicklung des Islam, wie die Katholische Kirche sind sie in Ihrer Entwicklung sehr langsam geworden. Damit haben sie den Anschluss verpasst und sind gesellschaftlich auch nicht weiter gekommen.

Das Problem ist, dass sowohl für diesen Rückstand (da sich der Orient dem Westen anpassen wollte) als auch andere Probleme in den eigenen Ländern der Westen verantwortlich gemacht wird. Sei mal dahingestellt, ob es stimmt oder nicht. Dementsprechend ist die Reaktion in der Moderne immer sehr harsch gegenüber den Kritikern. Wobei ja auch Kritik in den Koran-, Islam-, Politik- und Religionswissenschaften vorhanden ist, jedoch ist diese Kritik eher intellektuell und macht sich weniger lustig über jemandes Religion.

Das Philosophie Magazin hat übrigens eine Sonderausgabe über den Koran herausgebracht. Ist ziemlich lesenwert :)
 
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