[Biete] [Pokemon] Gotta catch 'em all - Sengoku Edition

Vanidar

Novize
Diskussion





Am Stadtrand von Prismania City, in einem kleinen, gewöhnlichen Haus, stieß ein sechzehnjähriges Mädchen die Haustür auf und stolperte in den Flur. Sie trug einen kurzen dunklen Rock und eine blau-weiße Bluse. In den Händen hielt sie ein graues, unscheinbares Paket, das sie im Wohnzimmer einfach achtlos auf den Tisch fallen ließ. Es war endlich angekommen, darauf wartete sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Der Name des Mädchens lautete, Teleya, und sie hatte langes, schwarzes Haar das seidig glänzte und anmutig über ihre Schultern floss. Die hellen, blauen Augen huschten suchend und aufgeweckt in dem Zimmer umher, sie konnte es kaum erwarten ihr Geschenk zu öffnen, aber noch brauchte sie dazu jemanden. In ihren Ohren steckten kleine Kopfhörer, über die sie Musik hörte, um sich auf ihr Geschenk einzustimmen. Eigentlich mochte sie solche Musik nicht, aber ihr Vater schenkte ihr immer irgendwelchen Pokemonkram, also musste sie sich vorher daran gewöhnen, dann gefielen ihr seine Geschenke gleich viel besser.
„I wanna be the very best!“ begann sie plötzlich schief und nicht besonders gut zu singen, während sie sich auf den Weg ins erste Obergeschoss machte um ihren nichtsnutzigen Bruder zu holen. Sie hatte zwar noch nie von etwas namens Melodie gehört, aber immerhin besaß sie eine schöne Stimme, das reichte ihr. Da sie den Text nicht wirklich kannte summte sie dabei immer wieder weite Strecken des Liedes nur vor sich hin und drehte sich auf ihrem Weg durch den Flur ein paar mal im Kreis und begann immer lauter zu summen. Sie liebte Musik, selbst wenn es nicht ihre Lieblingsmusik war. „I will battle every day, to claim my rightful place!“ Vielleicht konnte sie ihren Bruder mit Pokemonmusik mal wieder hervorlocken, er war immerhin ein Trainer, mehr oder weniger „I know its my destiny!“
Je länger sie den Song hörte, desto mehr gefiel er ihr und als sie vor der Tür zum Zimmer ihres Bruders stehen blieb rief sie noch laut und mit erstaunlich viel Begeisterung „Gotta catch 'em aaaaaalllllll!“ bevor sie die Ohrhörer rausnahm, sich kurz räusperte und versuchte nicht mehr ganz so aufgekratzt zu sein, was ihr schwer fiel. Vor drei Tagen erst war sie sechzehn geworden und die Geschenke hielten sich leider stark in Grenzen. Von ihrem Bruder hatte sie einen Haufen Münzen für die Spielhalle hier in Prismania City bekommen und ihre Mutter arbeitete so viel, dass sie sich erst in ein paar Monaten an den Geburtstag erinnern würde. Damit war das Päckchen ihres Vaters noch viel wertvoller und ihr Bruder sollte gefälligst dabei sein, immerhin ließ er sich so schon nie bei ihr blicken. Sie kümmerte sich um das ganze Haus seit ihre Eltern weg waren und er bedankte sich nicht einmal dafür, oder half ihr, oder war freundlich genug ihr Essen zu loben, selbst wenn es scheußlich war.
„Luciel?“ Teleya klopfte zaghaft an die Tür, sie wusste das er etwas schlecht gelaunt sein konnte wenn man ihn weckte, aber meistens war er am späten Nachmittag immerhin schon wach, meistens. „Luciel! Mach auf, es ist wichtig!“ Sie begann fester zu klopfen, aber es kam keinerlei Reaktion „Papa hat uns ein Paket geschickt und ich wollte es mit dir zusammen öffnen, bestimmt hat er dir wieder diese furchtbare Schokolade aus Johto geschickt die du so sehr magst, also komm endlich raus, bevor ich sie wegwerfe.“ Aber egal wie sehr sie es versuchte, die Tür blieb geschlossen. Öffnen konnte Teleya sie auch nicht einfach, da er abgeschlossen hatte.
„Also alles wie immer schätze ich...“ seufzte sie enttäuscht, es wäre schön gewesen mit ihm zusammen auszupacken und mal wieder etwas Zeit zusammen zu verbringen „Dieser Idiot, entweder er schläft den ganzen Tag oder rennt dem nächstbesten hübschen Rock hinterher den er finden kann, er ist so nutzlos.“ Teleya schüttelte kurz den Kopf und gab resigniert auf, es hatte keinen Sinn über Luciel zu jammern, er würde sich niemals ändern, leider. Es war einige Tage her dass sie ihn gesehen hatte, meistens war er erstaunlich gut darin ihr und jeglicher Arbeit aus dem Weg zu gehen, vermutlich war er bei irgendeiner Freundin oder sie hatte ihn nur für ein nutzlos rumliegendes Möbelstück gehalten und übersehen. Wäre vor drei Tagen nicht ihr Geburtstag gewesen, hätte sie ihn niemals wieder zu Gesicht bekommen, aber selbst da hatte er irgendwie abgelenkt gewirkt und war in Gedanken sehr weit weg gewesen. Sie hatte ihn mehr gemocht als er noch mit diesem einen Arenaleiter aus Fuchsania City trainiert hatte. Der Leiter der dortigen Arena war ein alter Freund ihrer Familie und als er sie vor zwei Jahren einmal besuchen kam, war es seiner Tochter gelungen Luciel tatsächlich zum Training zu überreden. Für ein hübsches Lächeln ließ er sich selbst zu Arbeit überreden, aber auch nur dafür.
Teleya verdrängte die Gedanken an ihren idiotischen Bruder und stürzte sich lieber voller Vorfreude auf ihr Geschenk sobald sie wieder im Erdgeschoss ankam. Nur selten bekamen sie Post von ihrem Vater, also begann sie sofort das Paket aufzureißen, vermutlich befand sich darin sowieso kaum etwas für Luciel, immerhin war es ihr Geburtstagsgeschenk. Ihre Eltern lebten beide nicht hier bei ihnen in Prismania City, sondern gingen ihrer Arbeit wo anders nach. Theoretisch hätten Teleya und ihr Bruder auch zu ihrer Mutter nach Safronia City ziehen können, immerhin war es nicht besonders weit weg, aber Luciel war zu faul gewesen seine gewohnte Umgebung aufzugeben. Er hatte sich geweigert Prismania zu verlassen und ihre Eltern gaben ihm immer nach, immerhin war er ja der hochtalentierte Wundertrainer, angeblich zumindest. Da er alleine elendig eingehen und vermutlich in kürzester Zeit sterben würde, hatte sie sich entschlossen bei ihm zu bleiben, außerdem mochte sie die Stadt und vor allem das riesige Einkaufszentrum, Safronia war ihr zu langweilig und ernst. Anfangs hatte sie noch darauf gehofft das ihr Leben mit Luciel schön werden könnte und sie endlich einmal mehr Zeit miteinander verbringen konnten, aber ihre Hoffnungen wurden sehr schnell zerschlagen, denn Luciel beschäftigte sich mit so ziemlich allem, nur nicht mit ihr, dafür kannte vermutlich jedes Mädchen der Stadt seinen Namen, wobei die meisten von ihnen ihn inzwischen verfluchten. Jedenfalls, arbeitete ihre Mutter bei der Silph Company und ihr Vater bei der Pokemon Liga, meistens half er dabei irgendwelche Turniere vorzubereiten oder Arenen zu inspizieren, eine Arbeit, die ihn durch die ganze Welt führte und nur selten Zeit ließ seine Familie zu sehen, aber das schien ihm nicht viel auszumachen. Ihr Vater war früher selbst Trainer gewesen und liebte nichts mehr als Pokemonkämpfe, notfalls reiste er dafür auch um die ganze Welt.
Ihr war es endlich gelungen das Päckchen aufzumachen und schnell machte sich Enttäuschung bei Teleya breit, als sie den Inhalt untersuchte. Am Rand lag eine große Tafel Schokolade für ihren Bruder und der Großteil des Pakets war einfach nur leer, abgesehen von zwei kleinen, weißen Schachteln, die sie nicht besonders beeindruckten. Zu aller erst aber musste sie ihre Rachegelüste befriedigen und öffnete die Schokolade, um sich ein Stück zu nehmen. Genüsslich schob sie sich ein Stückchen davon in den Mund und schwor sich kurz das ihr Bruder nichts davon jemals abkriegen würde, aber schon nach dem ersten Bissen verschwand ihr Enthusiasmus wieder genauso schnell wie er gekommen war. „Bäh..widerlich.“ murmelte sie angewidert und legte die Schokolade so schnell sie konnte auf den Tisch, sie hasste ihren Bruder, aber so sehr dann doch wieder nicht, das Zeug aus Johto fand sie zu schrecklich. Blieben also nur noch die zwei Schachteln. Lustlos griff sie sich die längliche von den Beiden. Um ehrlich zu sein hielt sich ihre Aufregung inzwischen wieder in Grenzen. Die Geschenke ihres Vaters hatten ihr noch nie gefallen, er versuchte zu sehr seine Kinder zu Trainern zu erziehen, obwohl keiner von ihnen große Lust dazu hatte, naja, gehabt hatte.
Seit Luciel vor einigen Jahren sein Pokemon erhalten hatte, spielte sie tatsächlich auch mit dem Gedanken ein Trainer zu werden, hauptsächlich um wenigstens einmal besser zu sein als er, viel besser, aber das dürfte nicht besonders schwer werden. Luciel vergeudete sein Talent und das seines Pokemon, indem er niemals trainierte, niemals gegen andere Trainer antrat und niemals auch nur in die Nähe einer Arena kam. Er hätte schon längst zu den Besten gehören können, aber stattdessen war sein Pokemon noch immer schwach, alleine und hatte sich nicht weiterentwickelt. „Also dann, mal sehen was er mir geschenkt hat, vermutlich ist es irgendeine ekelhafte, kitschige Figur von einem Pikachu oder ein ´Ich liebe Pokemon` T-Shirt, wie immer.“ Vorsichtig und auf alles gefasst, öffnete sie die Schachtel und sofort begannen ihre Augen zu leuchten. Es war ein Pokedex. Damit wurde ihr auch sofort klar was sich in der anderen Schachtel befand und ihr Herz klopfte inzwischen vor lauter Aufregung. Endlich, sie wartete schon viel zu lange auf ihr eigenes Pokemon, immerhin hatte ihr Bruder seines auch in ihrem Alter bekommen. Auf dem Pokedex lag ein per Computer geschriebener Brief, er war noch nie gut darin gewesen sich sonderlich viel Mühe mit aufwendigen Geburtstagskarten zu geben, aber das konnte sie ihm verzeihen, wenn sie dafür ein Pokemon bekam.

„Alles Gute zum Vierzehnten Geburtstag, meine Kleine! Im Moment befinde ich mich am Fuß des Silberberges, der liegt in Johto, und hier wird dieses Jahr ein großes Turnier stattfinden, um genauer zu sein, es wird das größte Turnier der letzten Jahre werden! Wie du sicher weißt findet alle sechs Jahre in Johto die sogenannte ´Silberkonferenz` statt, das wichtigste Ereignis und die größte Meisterschaft in unserer Region. Trainer aus der ganzen Welt werden anreisen um ihr Können unter Beweis zu stellen, dieses Turnier zu gewinnen, ist eine der größten Ehrungen die man sich als Trainer vorstellen kann und die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.
Leider bedeutet es auch, dass ich euch in nächster Zeit nicht besuchen kann, aber vielleicht sehen wir uns ja während der Silberkonferenz. Ich setze große Hoffnungen in deinen Bruder, wenn er zum Turnier kommt, wird er dich sicherlich mitnehmen. Er ist jetzt schon seit drei Jahren Pokemon Trainer und hatte genug Zeit um für diesen großen Tag ein beeindruckendes und schlagkräftiges Team zusammenzustellen. Ich weiß das er manchmal etwas faul sein kann, aber es würde mich nicht wundern ihn auf dem Turnier zu sehen, vielleicht sogar unter den besten Drei der gesamten Welt, aber genug davon, kommen wir lieber zu deinem Geschenk, hoffentlich gefällt es dir. Ich habe ein Pokemon für dich ausgesucht, dass dir sicherlich gefallen wird. Es ist gut erzogen und freundlich, vielleicht nicht unbedingt das stärkste Pokemon der Welt, aber es wird für dich genügen. Am besten du lässt dir von deinem Bruder zeigen wie du mit dem Pokemon umzugehen hast, er wird dir alles beibringen, aber lenke ihn nicht zu sehr von seinem Training ab, immerhin hat er sich auf eine Meisterschaft vorzubereiten. Ich war mir nicht sicher ob du ebenfalls versuchen willst eine Laufbahn als Trainer einzuschlagen, falls du es nicht willst, dann gib das Pokemon am besten deinem Bruder, ich bin sicher er kann etwas damit anfangen.“


„Ja, er könnte es verhungern lassen und ignorieren. Außerdem bin ich sechzehn geworden und nicht vierzehn, aber trotzdem danke.“ murmelte Teleya vor sich hin, zerknüllte den Brief verärgert und warf ihn in irgendeine Ecke des Zimmers. Wie immer ging es nur um irgendwelche Turniere, Ligen und darum wie unglaublich viel Talent ihr Bruder doch hatte. Ihr Vater würde seine Meinung sicher schnell ändern wenn er sehen könnte wie wenig Luciel bisher erreicht hatte, er war nicht einmal aus Prismania rausgekommen! Nie im Leben würde ihr Vater ihn auf der Silberkonferenz sehen. Teleya versuchte die Gedanken daran zu vergessen, immerhin hatte er an sie gedacht und ihr ein Pokemon geschenkt. Mit einem fast schon gezwungenen Lächeln öffnete sie die zweite Schachtel und nahm sich den kleinen, einfachen Pokeball, um ihn eine Weile stolz zu bewundern. Der Gedanke an das was sich darin befand verdrängte endgültig ihre bedrückte Stimmung.
Mein eigenes Pokemon. Jetzt kann ich auch ein Trainer werden und Luciel zeigen das ich besser bin als er.“ flüsterte sie zu sich selbst, auch wenn sie nicht wirklich daran glaubte, sie hatte sich nie viel mit Pokemon beschäftigt, aber möglicherweise war genau das ihr größter Vorteil „Wenn selbst ich ihn besiege, wird das vielleicht endlich seinen Ehrgeiz wecken und er wird aufhören sein Leben so zu vergeuden. Es wird ihn sicherlich fertig machen gegen einen völlig unerfahrenen Trainer unterzugehen.“ Auch wenn sie das nur so vor sich hin gesagt hatte, ließ die Idee Teleya nicht mehr los. Nachdenklich starrte sie den Pokeball an und plötzlich stahl sich ein erwartungsvolles Lächeln auf ihre Lippen. Sie würde ihren Bruder aus seiner Lethargie reißen und zwar jetzt sofort. Er musste sehen, dass er so nicht weitermachen konnte und endlich anfangen sollte irgendetwas aus seinem Leben zu machen. Ohne überhaupt nachzusehen welches Pokemon man ihr geschenkt hatte oder kurz nachzudenken, griff sie sich das Pokedex und stürmte zur Tür heraus. Luciel würde ihr nicht entkommen!



Sie musste nicht lange nach ihrem älteren Bruder suchen, denn sie kannte jedes seiner Verstecke gut genug und er befand sich in seinem Lieblingsversteck, die Spielhalle von Prismania City. Er saß dort auf einem Hocker an einem Automaten und schob gelangweilt eine Münze nach der anderen in die Maschine. Müde hob er die Hand vor den Mund und gähnte, anscheinend war er mal wieder die ganze Nacht auf gewesen, alleine sein erschöpfter, lustloser, Anblick machte sie wütend, aber selbst in diesem Zustand konnte sie noch immer verstehen warum jedes Mädchen in der Stadt hinter ihm her war. Luciel war drei Jahre älter als sie, hatte kurzes, schwarzes Haar und die gleichen blauen Augen wie bei Teleya. Wenn sie seine Gesichtszüge beschreiben müsste, fiel ihr immer nur ein einziges Wort ein: Perfekt. Aber egal wie gut er aussah, es würde ihn nicht vor ihrem Zorn schützen, trotz ihrer eben noch leidenschaftlichen Stimmung wurde sie jetzt ruhiger und näherte sich ihm vorsichtig, um ihn nicht zu verschrecken.
„Ich wusste dass ich dich hier finde, Luciel.“ sagte sie sobald sie neben ihrem Bruder stand, der sie nicht weiter beachtete und weiter auf den Automaten starrte, also versuchte sie es etwas lauter „Ich sagte: Ich wusste das ich dich hier finde, Luciel!“
„Teleya...“ murmelte er und drehte jetzt endlich den Kopf in ihre Richtung, sofort verlangte sein Fluchtreflex von ihm aufzuspringen und abzuhauen, bevor sie ihn doch noch irgendwie zu Hausarbeiten zwang „Ähm, tut mir wirklich leid dass ich heute nicht beim aufräumen geholfen habe und gestern auch nicht und auch nicht die ganzen Tage, Wochen und Monate davor, aber ich musste trainieren, sehr sehr viel trainieren.“
„Du meinst du musstest hier rumsitzen und absolut nichts machen außer deine Zeit zu verschwenden?“ Gerne hätte sie ihm vorgeworfen sein ganzes Geld zu verspielen, aber Luciel gewann fast immer und hatte an diesen Automaten schon ein kleines Vermögen gewonnen. Wie viel Geld er wirklich besaß wusste sie nicht, denn er gab sehr sehr viel für teure Geschenke und genauso teure Abendessen für seine Freundinnen aus.
„Hey, ausnahmsweise bin ich mal nicht freiwillig hier, sondern weil ich keine andere Wahl mehr habe.“ versuchte ihr Bruder sich zu rechtfertigen und sah sich kurz suchend um, irgendetwas schien ihn ziemlich nervös zu machen „Das hier ist der einzige sichere Ort in der ganzen Stadt, selbst Zuhause könnten sie mir jederzeit auflauern.“
„Sie? Oh, lass mich raten.“ Teleya tat so, als würde sie angestrengt nachdenken „Zwei deiner Freundinnen haben endlich herausgefunden dass du nun ja...Freundinnen hast, und sind darüber nicht glücklich.“
„Vollkommen falsch. Es sind drei Freundinnen und jetzt haben sie sich gegen mich zusammengeschlossen zu einer unheiligen Allianz der Vernichtung und des Todes.“
„Drei Stück? Drei? Wirklich?“ fragte sie ungläubig und ihr Bruder nickte nur, ohne jegliche Schuldgefühle. Er hatte vermutlich deutlich mehr als drei Freundinnen, aber normalerweise gelang es ihm das ganze einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Für jemanden der so faul war konnte er ziemlich viel Zeit aufbringen um diese Mädchen voneinander fernzuhalten. „Du bist so gut wie tot wenn sie dich finden.“
„Danke, das weiß ich selbst und genau deswegen bin ich hier.“
„Ach? Das hier ist aber kein besonders gutes Versteck, ich habe dich sofort gefunden, immerhin hängst du ständig hier rum.“
„Ja, genau, du hast mich sofort gefunden, weil du nicht meine Freundin bist.“ erwiderte Luciel lächelnd und alleine bei der Vorstellung verzog Teleya schon angewidert das Gesicht, ohne sich Mühe zu geben ihre Abscheu zu verbergen „Du weißt das ich gerne hier bin, aber wenn ich ein Mädchen kennenlerne erwähne ich immer irgendwann das ich Glücksspiel verachte, das ich es aus tiefster Seele hasse und niemals so einen Ort aufsuchen würde. Also werden sie hier als letztes suchen.“
„Das ist...hinterhältig.“ und verdammt genial, fügte sie in Gedanken, und etwas neidisch, hinzu.
„Ich würde eher sagen es ist notwendig, ansonsten würde es hier drin Tote geben.“ erwiderte Luciel gelassen und deutete auf einen Hocker neben sich „Willst du eigentlich auch spielen? Ich habe dir zu deinem Geburtstag genug Münzen geschenkt um eine halbe Ewigkeit zu spielen, also warum setzt du dich nicht? Wenn du gerade keine dabei hast kann ich dir Münzen leihen und du gibst sie mir zurück wenn wir wieder Zuhause sind.“
„Ähm ja, richtig, die Münzen...ich habe sie verloren, alle. Diese Automaten haben sie gefressen und nie wieder rausgegeben.“
„Was? Du hast alles verspielt? Alles!? Und das in nur drei Tagen? Weißt du eigentlich wie viel diese Münzen wert waren? Davon hättest du einmal um die ganze Welt reisen können.“
„N-naja, ich glaube eine habe ich noch irgendwo rumliegen.“ zum ersten mal vollkommen aus der Fassung gebracht starrte Luciel sie ungläubig an und konnte sich nicht einmal vorstellen wie wenig Glück man haben musste wenn man sogar bei diesen Automaten unterging „Sieh mich nicht so an! Das war nicht meine Schuld. Diese Dinger sind so gemacht das man unmöglich gewinnen kann! Ich hatte keine Chance und...“ Plötzlich wurde sie von dem Geplärre des Automaten unterbrochen. Die Maschine vor der ihr Bruder saß begann Unmengen an Münzen auszuspucken, strahlte dabei so hell das es sie fast blendete und zu allem Überfluss leuchtete auch noch irgendwo in leuchtenden Buchstaben ´Jackpot` auf.
„Was wolltest du gerade sagen?“ fragte Luciel mit einem leisen Lachen nach, als die schrillen Geräusche endlich verstummten und das Licht wieder verblasste.
„Ich hasse dich, das ist unfair.“ zischte Teleya und betrachtete die Münzen, sicherlich hatte er irgendwie die Automaten manipuliert damit sie immer verlor, anders konnte sie es sich nicht erklären.
„Wie auch immer, warum erzählst du mir nicht endlich warum du hier bist?“ Wirklich zu interessieren schien ihn die Antwort auf die Frage allerdings nicht, denn er sammelte nebenbei noch immer seinen Gewinn ein.
„Hier, deswegen habe ich dich gesucht.“ sofort hatte Teleya ihre missmutige Laune vergessen und hielt ihm strahlend das Pokedex und den Pokeball vors Gesicht, damit er ihre Geschenke bewundern konnte. Sein eigenes Pokedex verstaubte irgendwo unter seinem Bett, weil er es so gut wie nie benutzt hatte. „Das hat Vater mir geschickt. Jetzt bin ich auch ein Trainer, genau wie du!“
„Das freut mich für dich, du hast sicher schon lange darauf gewartet. Ich denke du wirst eine gute Trainerin sein.“ meinte Luciel aufrichtig und lächelte sie freundlich an. Er freute sich wirklich für sie, aber vor allem, freute er sich für sich selbst. Jetzt konnte seine kleine Schwester ja zu dem Pokemon Trainer und Champion werden den ihr Vater so gerne haben wollte und er selbst konnte endlich aufhören so zu tun, als wäre er gerne ein Trainer. Allerdings fand er ihre überschwängliche Freude ein wenig seltsam, normalerweise machte sie sich nicht viel aus Pokemon, zumindest meistens. Seit er Trainer war, hatte sie ebenfalls angefangen sich plötzlich mehr mit Pokemon zu beschäftigen, sie liebte es ihm nachzueifern, was er manchmal als etwas lästig empfand, aber meistens verzieh er es ihr sobald sie ihn stolz anstrahlte.
„Ja, das habe ich und jetzt, da wir beide Pokemon Trainer sind, fordere ich dich zu einem Kampf heraus!“
„W-was?“ vor lauter Überraschung wäre Luciel beinahe von seinem Hocker gefallen und musste sich zusammenreißen um nicht sofort zu verschwinden, hauptsächlich blieb er weil eine Flucht noch anstrengender wurde als es ihr auszureden „Lass die schlechten Witze, Teleya. Du hast dein Pokemon seit fünf Minuten. Geh raus und such dir irgendwelche wilden Pokemon die sich langweilen und kämpfe mit ihnen, aber ich ähm, habe keine Zeit.“
„Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon.“ ein erstaunlich bösartiges Grinsen stahl sich auf das Gesicht seiner Schwester, die ihn eben noch so stolz und glücklich angelächelt hatte „Wenn du dich weigerst gegen mich zu kämpfen, werde ich jedem Mädchen in der Stadt erzählen das du dich den ganzen Tag in der Spielhalle herumtreibst und es liebst hier zu sein, dann werden sie diesen Ort belagern und dich mit ihrer Wut zermalmen. Also, willst du dein kleines Paradies behalten, oder willst du das dieser Ort auf Ewig tabu für dich ist?“
Eine Weile später standen sie sich auf einer kleinen Wiese nahe der Spielhalle gegenüber, beide mit jeweils einem Pokeball in der Hand. Luciel konnte es nicht fassen das es ihr gelungen war ihn zu erpressen, aber lieber brachte er schnell diesen Kampf hinter sich als seine geliebte Spielhalle zu verlieren. Gelangweilt drückte er auf den Knopf an seinem Pokeball und ein kleiner, blauer Pinguin erschien vor ihm im Gras. Es war sein einziges Pokemon, Plinfa, aber er rief es nur selten für Kämpfe hervor, also war es erstaunlich faul geworden. Sein Plinfa drehte sich zu ihm um und sah ihn vorwurfsvoll an als es merkte das es kämpfen musste, aber daran ließ sich nichts ändern.

„Du machst das nicht richtig, Luciel!“ rief seine Schwester plötzlich, als sie mit ansehen musste wie er langweilig und im Halbschlaf sein Pokemon gerufen hatte, so ging das nicht, man musste mit viel mehr Enthusiasmus kämpfen, nur dann konnte man gewinnen, das wusste sie aus den Kämpfen die im Fernsehen liefen „Man muss den Ball mit voller Kraft werfen und dabei laut einen Kampfschrei ausstoßen um den Gegner zu verunsichern! Du musst mit mehr Leidenschaft dabei sein, ansonsten merkt dein Pokemon doch sofort das du keine Lust hast.“
„Nein danke. Außerdem gehen die Pokebälle ziemlich schnell kaputt wenn man sie dauernd auf den Boden schmeißt und ich habe keine Lust mir einen neuen zu kaufen.“
„Pass auf, ich zeige dir einfach wie man es richtig macht, dann kannst du es dir für deinen nächsten Kampf merken.“ Damit ignorierte sie alles was er gerade gesagt hatte und warf ihren Pokeball in einer weit ausholenden Bewegung über die Wiese und auf ihren Bruder zu, so dass er kurz glaubte sie wollte ihm den Ball gegen den Kopf schleudern „Los, du bist dran! Mach sie alle fertig!!!“ Kaum landete der Pokeball im Gras, als er auch schon kurz weiß aufblitzte und ihr Pokemon freigab. Sie selbst sah es jetzt auch zum ersten mal und starb bei dem Anblick fast vor Verzückung.
„Siehst du das Luciel?“ fragte Teleya aufgeregt und ihre Augen strahlten bei dem Anblick des Pokemon, ihr Vater hatte genau ihren Geschmack getroffen, ein besseres Pokemon hätte er ihr nicht schenken können „Vater hat mir ein Flamara geschenkt! Ist das nicht der Wahnsinn? Ich hätte nicht gedacht das er mir gleich am Anfang so ein starkes und gleichzeitig niedliches Pokemon überlässt.“
„Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber das ist ganz sicher kein Flamara. Flamaras sind rot und haben gelbes Fell, aber das Pokemon ist braun, also...“ versuchte Luciel vorsichtig seine Schwester in die richtige Richtung zu lenken, ohne preiszugeben wie viel er über Pokemon wusste. Er hatte ohne Probleme erkannt was es war, dafür brauchte er kein Pokedex, aber sie sollte ihres lieber einsetzen und zwar oft, sehr oft.
„Unsinn, ich weiß ganz genau das es ein Flamara ist, außerdem, woher willst du das überhaupt wissen? Hatte eine deiner Freundinnen mal ein Flamara? Denn selber hast du sicher noch keines gesehen wenn du die Stadt nie verlässt.“ Teleya runzelte verwirrt die Stirn. Was war denn sein Problem? Warum konnte er sich nicht einfach mit ihr freuen? Aber dann wurde es ihr klar und sie setzte ein überlegenes Lächeln auf, so war das also, er war einfach nur eifersüchtig. „Ah, ich weiß was los ist. Du bist neidisch auf mein Flamara, weil du nur diesen kleinen blauen Vogel bekommen hast und nicht so ein tolles Flamara.“
„Ja, ganz bestimmt, daran wird es liegen. Warum befragst du nicht einfach dein Pokedex was für ein Pokemon du hast? Das wäre am einfachsten für uns alle und vor allem am schnellsten.“
„Pokedex? So etwas brauche ich nicht. Ich weiß ganz genau was für Attacken ein Flamara kann, das ist nicht so schwer und deine Ablenkungstaktik wird bei mir niemals funktionieren.“ erwiderte sie mit inbrünstiger Überzeugung. Er wollte sie nur durcheinander bringen damit sie darauf verzichtete die geballte Feuerkraft ihres Pokemon einzusetzen, aber dazu würde es nicht kommen. Sie kannte all seine Tricks und er konnte sich nicht vor einem Kampf drücken. „Flamara! Feuersturm!“ rief sie und zeigte dabei auf Plinfa, ihre leidenschaftliche Stimme beeindruckte ihren Bruder immerhin, der bis eben gar nicht gewusst hatte dass sie sich so sehr in etwas hineinsteigern konnte, aber mehr passierte nicht. ´Flamara` stolperte unsicher ein paar Schritte durchs Gras auf Teleya zu und blieb dann vor ihr sitzen. „Vielleicht bist du doch noch nicht stark genug dafür, versuchen wir etwas anderes. Flammenwurf los!“ Ihr Pokemon sah sie aus diesen braunen, niedlichen Augen einfach nur an und blinzelte hin und wieder, aber ansonsten rührte es sich nicht. „Ähm, wie wäre es mit Feuerwirbel?“ fragte sie vorsichtig und unsicher, aber auch diesmal passierte nichts „Wenigstens Glut?“ inzwischen hatte ihre Stimme einen bittenden, fast schon flehenden Unterton und sie ging unsicher einen Schritt auf ihr Pokemon zu. Irgendetwas schien nicht mit ´Flamara` zu stimmen. Vielleicht war es krank und sie sollte es in ein Pokemon Center bringen? Besorgt ging sie neben ihrem neuen Pokemon in die Hocke und rief kurz ihrem Bruder etwas zu, der die Vorstellung interessiert betrachtete. „Moment! Ich brauche eine Auszeit!“
„Es gibt keine Auszeit bei einem Pokemonkampf, man kämpft bis einer besiegt ist und macht nicht mittendrin einfach Pause. Komm schon, lass uns diesen Kampf endlich hinter uns bringen bevor mich noch jemand sieht und an diese Furien verrät.“ Trotz seiner Worte machte Luciel keine Anstalten ihr einfach zu sagen welches Pokemon sie hatte. Stattdessen betrachtete er wie sie ihrem ´Flamara` sanft durchs Fell strich und es besorgt von allen Seiten betrachtete. Sie wirkte dabei immerhin niedlicher, als wenn sie ihn anschrie und zwang aufzuräumen. So gesehen war ihre neue Karriere als Trainerin eine deutliche Verbesserung.
„Ja ja, immer mit der Ruhe. Mein Flamara ist kaputt, dafür werde ich ja wohl eine Auszeit kriegen, mach nicht so einen Stress, ich werde dich noch früh genug besiegen.“ zischte sie verärgert, allerdings war sie nicht sauer auf ihn, sondern auf sich selbst weil sie nicht wusste was sie falsch gemacht hatte. Alles was sie anpackte schien schiefzugehen, selbst ihr Pokemon machte sie gleich am ersten Tag kaputt. „Was genau ist bloß los mit dir? Warum willst du kein Feuer speien? Habe ich dir irgendetwas getan? Wenn ja tut es mir leid, aber bitte, bitte, lass mich jetzt nicht hängen, nicht bei einem so wichtigen Kampf. Wir müssen gegen ihn gewinnen, also bitte, wenigstens eine winzige Flamme, nur ein einziges mal.“
„Du kannst betteln so viel du willst, es wird dir nicht helfen.“ warf Luciel nach einer Weile ein, bevor sie das arme Pokemon wirklich noch ins Pokemon Center brachte, außerdem wurde es Zeit diesen Kampf zu beenden, falls man von einem Kampf reden konnte „Bitte, versuch es einfach mit dem Pokedex, ja?“
„Meinetwegen, aber das Pokedex wird uns auch nur sagen das es ein Flamara ist und auch wenn Vater mir anscheinend ein kaputtes Flamara geschenkt hat, ist und bleibt es trotzdem ein Flamara, klar?“ Ohne sich von seinen Worten aus der Ruhe bringen zu lassen, stand sie auf, zückte sie ihr Pokedex und öffnete es zum ersten mal. Sie wusste immerhin wie es in der Theorie funktionierte, aber in der Praxis dauerte es trotzdem einige Minuten bis es ihr gelang ihr Pokemon zu scannen. Sofort erklang eine blecherne Computerstimme und zerstörte Teleyas überlegene Miene, die augenblicklich in sich zusammenfiel. „Evoli - Das Evolution-Pokemon. Den jeweiligen Umständen entsprechend kann Evoli sich zu vielen verschiedenen Formen weiterentwickeln.“
„E-e-e-ein Evoli?“ flüsterte sie überrascht und kam sich dann auf einmal unendlich dumm vor. Sofort lief sie rot an und traute sich gar nicht ihren Bruder anzusehen, ihre Karriere als Trainerin fing nicht ganz so an wie erwartet. Verlegen starrte sie zu Boden und hoffte das er nicht merkte wie peinlich ihr das ganze war, aber gleichzeitig stachelte es sie nur noch mehr an gewinnen zu wollen.
„Gut, können wir endlich weitermachen, jetzt da das geklärt ist?“ Doch eine Antwort sollte Luciel niemals erhalten, stattdessen begann seine Schwester plötzlich ihn anzufunkeln und lauthals zu lachen, während sie eine überlegene Miene aufsetzte, oder es zumindest versuchte „Warum lachst du plötzlich?“
„Du bist darauf reingefallen! Mein Plan um dich zu verwirren und abzulenken hat funktioniert und jetzt, bist du unachtsam und nicht in der Lage dich zu verteidigen!“ Teleya streckte einem Arm aus und zeigte mit hochrotem Gesicht und einem zittrigen, unsicheren Lächeln auf das gelangweilte Plinfa, das sofort aufsprang und sich erschrocken umsah woher der Lärm kam. Es war keine Aufregung gewohnt und mochte es nicht angeschrien oder bei einem Nickerchen gestört zu werden. „Ja, ich meine genau dich, Plinfa. Du bist genau in meine Falle getappt und kannst mir nicht mehr entkommen! Evoli! Erledige ihn mit einem Bodyslam!“ Und tatsächlich erhob Evoli sich diesmal und ging kurz auf Plinfa zu, bevor es zögerlich stehen blieb, sich ein paar mal verwirrt im Kreis drehte und dann zurück zu seiner Trainerin lief, um sich mit einem zufriedenen Schnurren an ihr Bein zu kuscheln „Was ist denn jetzt schon wieder los mit dir?“
„Ich glaube dein Evoli ist noch nicht stark genug um diese Attacke einzusetzen, du musst es vorher noch trainieren, versuch es am besten Anfangs mit ein paar einfachen Standardangriffen.“ Luciel biss sich auf die Zunge, um sich am weiterreden zu hindern. Er wollte nicht das bekannt wurde wie viel er wusste, ansonsten würde sie noch öfter mit ihm trainieren wollen und ihn mit Fragen bombardieren.
„Oh...daran habe ich gar nicht gedacht.“ frei von Eile ging sie wieder neben ihrem Evoli in die Hocke und begann wieder damit es eingehend zu untersuchen „Mhm, mal überlegen, was genau kannst du?“ sanft umfasste sie eine der kleinen Pfoten und betrachtete sie ganz genau, aber ließ sie dann enttäuscht wieder sinken „Da sind ja gar keine Krallen, wieso sind da keine Krallen? Schade und ich hatte gehofft du kannst Schlitzer einsetzen.“ Evoli öffnete kurz den Mund und fuhr mit der Zunge über ihre ausgestreckte Hand, was sie kurz kichern ließ weil es so sehr kitzelte, aber als sie den ungeduldigen Blick ihres Bruders sah räusperte sie sich und versuchte sich zu konzentrieren, es musste doch irgendeine Attacke geben die ihr Evoli konnte „Deine Fangzähnchen sind wirklich niedlich, vielleicht sollten wir es mal mit Knirscher versuchen? Oder mit Biss, was hältst du davon?“ Evoli blinzelte kurz und ließ sich dann ins Gras sinken, wobei es die Augen schloss und alles um sich herum ignorierte „Anscheinend nicht besonders viel und du wirkst nicht so, als hättest du Lust auf Ruckzuckhieb.“ Nein, ihr schlafendes Evoli wirkte im Moment wirklich nicht als wäre es besonders schnell. Ihr Blick wanderte zu dem flauschigen, braunen Schweif. Es gab etwas, was sie einsetzen konnte, sie wusste nur nicht genau was die Attacke machte. „Naja, es ist einen Versuch wert, hoffe ich.“
„Bist du endlich fertig?“
„Ja, und diesmal, wirst du meine Angriffe nicht mehr so leicht abwehren können!“ entgegnete Teleya mit einem selbstsicheren Lächeln und erhob sich. Kaum hatte sie wieder ihre Kampfposition eingenommen, stand zum Glück auch ihr Evoli wieder auf und schien inzwischen ebenfalls Feuer und Flamme zu sein. Sie waren sicher ein hervorragendes Team und sie wusste schon genau wie sie gewinnen konnte.
„Welche Angriffe? Du hast bisher doch noch gar nichts gemacht.“
„E-egal! Darum geht es nicht!“ rief sie mit rot anlaufendem Gesicht und zeigte mal wieder auf Plinfa, aber diesmal wirkte sogar das Pokemon ihres Bruders etwas wacher, denn das vollkommen von sich überzeugte Lächeln von Teleya beunruhigte es. „Evoli! Rutenschlag!“ Sofort sprang Evoli los und raste erstaunlich schnell auf Plinfa zu, das viel zu überrascht war das man es angriff um auszuweichen oder den Angriff abzuwehren. Mit voller und geradezu brachialer Wucht fuhr der buschige Schweif des Pokemon sanft über das Gesicht des verwirrten Plinfa. Die braunen, weichen Haare kitzelten das Pinguinpokemon und ließen es kurz niesen, viel mehr passierte anfangs nicht und Teleya begann unruhig von einem Bein aufs andere zu treten. Noch einmal ließ sie Evoli Rutenschlag einsetzen und Plinfa drehte sich langsam zu Luciel um, der nur ahnungslos mit den Schultern zuckte. Er wusste nicht wirklich wie er auf die wirkungslosen, aber mit viel Leidenschaft geführten, Angriffe seiner kleinen Schwester reagieren sollte. Wenn er sie besiegte, würde sie vielleicht von ihm lernen wollen und verlangen das er sie ausbildete, aber darauf hatte er keine Lust. Verstohlen gab Luciel seinem Pokemon ein geheimes Zeichen mit seinen Fingern und das Plinfa nickte kurz zustimmend, es war wirklich die einzige Möglichkeit das ganze schnell zu beenden, sie mussten ihre geheime Technik einsetzen. Als der harmlose Schweif Plinfa wieder einmal traf, hob der kleine Pinguin seine Flossen in die Luft, stieß einen schrillen, spitzen Laut aus, schloss die Augen und kippte zur Seite um, wo er reglos im Gras liegen blieb und wirkte als wäre er tot.
„H-habe ich gewonnen?“ Teleya sah den scheintoten Pinguin verwirrt an und sah zu wie ihr Evoli das Plinfa misstrauisch umkreiste. Hatte sie es wirklich geschafft? „Was ist mit deinem Pokemon? Geht es ihm gut? Ich hoffe ich habe dem armen, kleinen Kerl nicht zu sehr weh getan.“
„Keine Sorge, dem geht’s gut, er ist nur ohnmächtig und ruht sich etwas aus, es ist alles in Ordnung.“ Luciel versuchte eine begeisterte und beeindruckte Miene aufzusetzen und so viel Überzeugung wie möglich in seine Worte zu legen „Gut gekämpft, wirklich toll gemacht, du wirst eine fantastische Trainerin.“
„Ich...ich habe tatsächlich gewonnen? Wirklich? Wirklich wirklich?“ unsicher sah sie ihn an und als ihr Bruder zustimmend nickte, lief sie zu ihrem Evoli und nahm es in die Arme, um es fest zu drücken. Dieses Pokemon war Gold wert! „Ich wusste es! Ich wusste das ich besser bin als du! Ich habe nie daran gezweifelt! Und du Evoli, hast dir etwas ganz besonders zu Essen verdient, damit du noch stärker wirst und Plinfa das nächste mal mit eine einzigen Schlag besiegst, ja?“
„Ja, du bist wirklich gut, viel Glück noch.“ Luciel wünschte vor allem dem armen Evoli viel Glück, es wusste noch nicht wie furchtbar seine Schwester kochte und konnte sich immerhin noch eine Weile auf das Essen freuen. Er selbst wollte sein Plinfa zurückrufen um abzuhauen, als sie ihn jäh unterbrach.
„Warte! Wo willst du denn so schnell hin?“
„Der Kampf ist beendet, wir sind fertig, du bist viel besser als ich und ich habe keine Chance jemals gegen dich zu gewinnen, also können wir auch aufhören, oder etwas nicht?“
„Ja, ja da hast du natürlich recht.“ meinte Teleya nachdenklich und ließ sich seine Worte durch den Kopf geben, er wollte wieder faul sein und nicht mehr trainieren, das konnte sie nicht zulassen, wenn er sogar gegen sie verlor, dann musste es wirklich schlimm um ihn stehen „Aber das ist doch auch toll! Das heißt wir beide sind fast auf dem gleichen Niveau, ich natürlich etwas weiter als du wie man gerade gesehen hat.“
„Natürlich.“
„Und das bedeutet, dass wir perfekt zusammen trainieren können.“
„Nein, ich bin sicher genau das bedeutet es nicht.“
„Doch, denn du kannst nur besser werden wenn du dich an jemandem misst der dir überlegen ist und ich kann noch viel lernen je öfter wir gegeneinander antreten.“ sie setzte eine Miene auf die keinerlei Widerspruch zuließ und die Luciel nur selten von ihr sah, aber die ihm immer Angst machte, weil sie Arbeit bedeutete „Ab jetzt werden wir jeden Tag gegeneinander kämpfen und gemeinsam trainieren und zwar solange, bis wir stark genug sind um die stärksten Trainer der Welt zu sein. Wir werden den ganzen Tag zusammen verbringen und das Woche für Woche für Woche für Woche für Woche, wir werden das beste Trainerduo in der Geschichte, niemand wird sich mit uns messen können.“ als sie den entgeisterten Ausdruck im Gesicht ihres Bruders sah, blinzelte sie ihn verwirrt an, hatte sie etwas schlimmes gesagt? „Was ist? Warum wirst du auf einmal so blass, Luciel? Hast du etwa Angst das du nicht mithalten kannst?“
„Nein, aber ich hatte eigentlich gehofft das ich jetzt wieder meine Ruhe haben kann...“ Luciel seufzte und gab es endgültig auf. Es würde ihm nicht gelingen sie schnell abzuwimmeln wenn er weiterhin den Unfähigen spielte. Vielleicht sollte er es einmal mit einer anderen Taktik versuchen und das genaue Gegenteil machen. „Gut, wie du willst. Lass und noch einmal gegeneinander kämpfen.“
„Ich wusste diese Niederlage hat deinen Kampfgeist und Ehrgeiz geweckt.“ Teleya ließ ihr Evoli wieder zu Boden und selbst Plinfa richtete sich auf den Befehl seines Trainers hin wieder auf und sah diesmal sogar halbwegs kampfbereit aus „Also dann, diesmal werde ich dich noch schneller besiegen und zwar mit einer noch viel mächtigeren Attacke. Evoli! Tackle!“
„Plinfa, ich weiß du hast keine Lust zu kämpfen, aber wir haben wohl keine andere Wahl mehr wenn wir wieder unsere Ruhe wollen.“ flüsterte Luciel seinem Pokemon zu, das nicht gerade begeistert zu sein schien, aber immerhin erkannte wie notwendig und gerecht ihr Kampf war. Sie stritten für das Gute und vor allem für ihre Ruhe. „Blubbstrahl!“ Ein schier endloser Strom aus Blasen schoss mit hoher Geschwindigkeit aus Plinfas Schnabel hervor. Kaum traf der Strahl das überraschte Evoli, wurde es auch schon davongeschleudert als wäre es...naja, als wäre es ein winziges, unerfahrenes und junges Evoli das von einen Blubbstrahl getroffen wurde. Teleya betrachtete aus entsetzt aufgerissenen Augen wie ihr Pokemon über die Wiese flog und direkt vor ihren Füßen reglos liegen blieb. Es schien nicht ernsthaft verletzt zu sein, zumindest hoffte sie das. Vorsichtig hob sie ihr Evoli hoch und streichelte es beruhigend, bevor sie ihren Pokeball hervorholte und es zurückrief.
„Keine Sorge, ich habe Plinfa angewiesen dein Evoli nicht zu verletzen. Es braucht nur etwas Ruhe und dann ist es schnell wieder auf den Beinen.“ meinte Luciel erstaunlich freundlich, aber seine Worte drangen kaum zu ihr durch, denn Teleya wurde klar das er nur mit ihr gespielt hatte. Sie war ihm also auch als Trainerin haushoch unterlegen und hatte sich mal wieder nur lächerlich gemacht. Sie wischte sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über die Augen und hoffte das er es nicht bemerkte, immerhin musste sie nicht anfangen zu weinen, das hätte den Tag endgültig zum miesesten aller Zeiten gemacht. Vielleicht hatte ihr Vater recht gehabt in seinem Brief und sie sollte das Pokemon ihrem Bruder geben. Irgendwann würde er Prismania City und sie verlassen und ein großer Trainer werden, ganz im Gegensatz zu ihr. „Es tut mir leid, aber wie gesagt, such dir jemand anderes zum trainieren. Es gibt genug Trainer auf deinem Niveau hier in der Stadt. Ich bin sicher wenn du mit ihnen übst wirst du schnell besser.“ Damit rief er sein Plinfa zurück und wandte sich ab, um wieder in die Spielhalle zu verschwinden. Es tat ihm leid das sie sich wegen so etwas unwichtigem so fertig machte, aber er kannte sie und wusste genau, das sie sich schon morgen nicht mehr davon beeindrucken ließ. Sie wollte sowieso kein Trainer werden, sondern nur unbedingt Trainer sein, weil er auch einer war und sie immer gerne nach Ausreden suchte um Zeit mit ihm zu verbringen. Vielleicht sollte er ihr einfach etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sobald er das Problem mit seinen drei Verfolgerinnen gelöst hatte, dann ging es ihr sicher schnell wieder besser.
„Warte!“ rief Teleya plötzlich hinter ihm bevor er weit kommen konnte. Überrascht drehte er sich um und sah noch wie sie direkt hinter ihm zum Stehen kam und ihn anfunkelte, anscheinend schien sie sich wieder gefangen zu haben. „Warte, ich bin noch nicht fertig mit dir.“
„Ich sagte doch bereits das es mir leid tut und ich...“
„Ich werde die Silberkonferenz gewinnen.“ warf sie ihm plötzlich und mit fester Stimme an den Kopf, was selbst Luciel endgültig aus der Fassung brachte.
„W-was? Was hast du gesagt? Das ist ein Scherz oder?“
„Ich sagte, dass ich Champion der Silberkonferenz werde. Ich werde an diesem Turnier teilnehmen und es gewinnen, damit wenigstens einer von uns sein Talent nicht vollkommen vergeudet. Ich werde der beste Pokemon Trainer aller Zeiten und dich besiegen, denn...“ Denn dann würdest du mich beachten? Zumindest dachte sie das im Moment, schluckte es aber sofort herunter und wusste nicht einmal woher dieser Gedanke plötzlich kam. „Denn es ist unmöglich das jemand gegen so einen Faulpelz wie dich verlieren kann! Ich lasse das nicht auf mir sitzen und werde mich dafür rächen!“
„Teleya, du hast keine Chance. Die Trainer die zu diesem Turnier gehen arbeiten seit Jahren dafür und trotzdem werden die meisten schon in der Vorrunde wieder nach Hause geschickt. Jeder von ihnen besitzt ein perfekt eingespieltes Team aus starken Pokemon, während du mit deinem Evoli nicht einmal einen einzigen Orden verdienen kannst.“ er lachte kurz, weil alleine der Gedanke daran das sie nach dieser Vorstellung zur Silberkonferenz gehen wollte schon so vollkommen absurd war und bemerkte sofort seinen Fehler, das Lachen stachelte Teleya nur noch mehr an „Schlag dir diese alberne Idee lieber wieder aus dem Kopf. Wenn du unbedingt willst, kann ich dir ein paar gute Orte zeigen an denen du für den Anfang gegen wilde Pokemon trainieren kannst, solange bis du stark genug für einen echten Kampf bist. Wenn du sofort anfängst, kannst du vielleicht zur nächsten Silberkonferenz in sechs Jahren gehen und dort...“
„Nein, ich werde nicht warten.“ unterbrach sie ihn energisch und ballte wütend die Hände zu Fäusten. Er hatte sie gerade ausgelacht. Er glaubte also nicht einmal das sie einen einzigen Orden erkämpfen konnte und hielt sie für eine Art Witzfigur? Jetzt hatte sie erst recht vor diesen absurden Plan in die Tat umzusetzen, alleine schon damit er erkannte das sie genauso viel Talent besaß wie er. „Sofort morgen brechen ich auf um mir neue Pokemon zu fangen und meinen ersten Orden zu verdienen und es gibt nichts was du dagegen tun kannst.“
„Na dann, viel Glück dabei.“
„W-warte!“ sie ging auf ihn zu als er sich umdrehen wollte und hielt ihn kurz am Arm fest, damit er sich ihr wider zuwendete und ihr weiter zuhörte „Ist das alles was du zu sagen hast? Mehr nicht? Ich dachte dass du...das du...naja, das du vielleicht...“
„Das ich was?“ Luciel versuchte so ahnungslos wie irgend möglich zu tun, aber er ahnte schon worauf das hinauslief, sie wollte während ihrer Reise einen Babysitter der auf sie aufpasste.
„Ich hatte gehofft du begleitest mich auf meiner Reise, damit ich nicht von den ersten wilden Pokemon die ich finde gefressen werde, oder man mich ausraubt, oder ich verhungere, immerhin habe ich kein Geld und ich weiß nicht mal bei welcher Arena ich anfangen soll oder wo ich lang muss und von Pokemon habe ich kaum Ahnung und...“
„Keine Sorge, du schaffst das schon alleine, immerhin bist du ja eine talentierte Trainerin. Die Straßen hier sind außerdem recht sicher, ich habe noch nie von jemandem gehört der ausgeraubt oder gefressen wurde und ich kaufe dir eine Karte von Kanto, dann verläufst du dich nicht. Wenn du willst kann ich dir auch genug Geld für die Reise geben, vielleicht findest du ja sogar noch andere Trainer die dich begleiten wollen und du hast immerhin noch dein Evoli, also kommst du schon zurecht.“
„A-aber ich...“ Aber ich brauche deine Hilfe, sprach sie in Gedanken aus, was sie sich nicht wirklich laut zu sagen traute. Sie hatte Angst alleine zu reisen, außerdem machte sie das alles teilweise auch für ihn. Diese Reise würde ihm sicher gut tun und vielleicht konnte sie ihn überreden ebenfalls an der Silberkonferenz teilzunehmen, aber vor allem, wollte sie sich nicht für so lange Zeit von ihm trennen, alleine der Gedanke daran jagte ihr Angst ein. Wie sollte sie ohne seinen Schutz weit kommen? Sie brauchte ihn, aber das konnte sie ihm nicht einfach so sagen, sie wollte, aber die Worte kamen ihr nicht über die Lippen, also stand Teleya nur mit geballten Fäusten und zusammengepresstem Mund da, den Blick stumpf zu Boden gerichtet, damit er die Unsicherheit, die sich in ihren Augen deutlich widerspiegelte, nicht erkennen konnte. Zwar verbrachte sie auch hier kaum Zeit mit ihm, aber es war etwas gänzlich anderes in der selben Stadt zu sein als ein ganzes Land zwischen sich zu haben.
„Schlaf am besten noch einmal darüber und denk über die Reise nach. Es wäre am besten für dich nicht zu gehen, aber wenn du es wirklich willst, werde ich dir morgen noch einige Sachen vorbeibringen, die du vielleicht gebrauchen kannst und dich verabschieden.“ Luciel war sich ziemlich sicher das ihre Reisepläne keine zehn Minuten überlebten, das war nur wieder irgendeine lächerliche Idee von ihr, die sie sowieso niemals umsetzen würde, aber falls doch würde die Vorstellung alleine zu reisen sie sicher sowieso davon abhalten. So oder so, er konnte wieder sein ruhiges Leben weiterführen. Eine Weile warte er noch darauf das seine Schwester etwas sagte, aber Teleya wirkte wie versteinert und man konnte förmlich hören wie es in ihrem Kopf arbeitete und ratterte, während sie nach einem Weg suchte ihn zu überzeugen. Gerade als Luciel sich umdrehte und gehen wollte, erwachte sie aus ihrer Starre und begann leise zu flüstern.
„Die Silberkonferenz ist das größte Turnier in diesem Teil der Welt. Es werden hunderte Trainer und sämtliche Arenaleiter erwartet und auch sehr viele...Trainerinnen und Arenaleiterinnen werden da sein.“ Kaum hatte sie diese leisen Worten ausgesprochen, als Luciel auch schon stehenblieb und plötzlich aufmerksam die Ohren spitzte. So weit wollte Teleya zwar eigentlich nicht gehen, aber immerhin hatte sie jetzt seine Aufmerksamkeit und er hörte ihr zu, auch wenn es ihr nicht gefiel ihn mit so etwas zu ködern, es war trotzdem ihre einzige Chance.
„Sagtest du gerade...Arenaleiterinnen?“ Ihr Bruder wandte sich wieder langsam zu ihr um und sah sie gespannt an. Er war in die Falle getappt. Wenn es eines gab womit man ihn immer überreden konnte, dann waren es hübsche Mädchen, allerdings mochte Teleya es nicht diese Geheimwaffe zu nutzen, es war schon schlimm genug das er hier in Prismania City jedes zweite Mädchen kannte.
„Ich weiß das du lieber ruhig und entspannt vor dich hin leben willst, aber hast du nie darüber nachgedacht das Prismania City langsam zu...langweilig und anstrengend für dich werden könnte?“
„Langweilig und anstrengend?“ Luciel sprach vor allem das letzte Wort fast schon angewidert aus, es war eines der schlimmsten Worte die es gab.
„Die hübschesten Mädchen der Stadt waren allesamt bereits mit dir aus und die Hälfte von ihnen hasst dich, während die andere Hälfte dich hassen wird sobald sie merken, dass du sie nur reingelegt hast. Im Moment ist dein Leben hier doch auch alles andere als ruhig und einfach, immerhin wirst du von drei rachsüchtigen Hexen verfolgt und mit wem wirst du in Zukunft noch ausgehen können? Es wird hier sicher immer Mädchen geben die dich mögen werden weil du...weil du...“ Teleya brach ab und legte eine kurze Pause ein. Es war erstaunlich wie schwer es ihr fiel so etwas zu ihm zu sagen, am besten sie redete einfach gar nicht mehr mit ihm, aber das ging nicht, also versuchte sie das ganze so auszudrücken das es nicht zu...nett klang, ansonsten glaubte er nur noch mehr das sie ihn bewunderte und es würde noch schwerer werden ihn jemals zu beeindrucken „Weil du nicht besonders hässlich bist.“
„Oh, ein Kompliment, das ist mal etwas ganz neues von dir. So viel Freundlichkeit bin ich gar nicht gewohnt.“
„Du weißt genau was ich meine und jetzt hör auf mich zu unterbrechen, es ist schon schwer genug das alles zu sagen.“ sie versuchte in ihre nächsten Worte so viel Verheißung zu legen wie sie konnte ohne das es ihr peinlich wurde, also nicht sehr viel, und hoffte das es ausreichte „Jedenfalls denkst du denn nie an die vielen wunderschönen Mädchen und Frauen außerhalb von Prismania City? Dort draußen liegt eine ganze Welt voller Schönheiten und diese Welt wirst du nur zu sehen bekommen, wenn du sie auch erforschst. Komm mit mir auf diese Reise, bitte.“ Luciel sah sie nur nachdenklich an und sagte kein Wort, was ihr immerhin etwas Mut machte. Er war noch nicht überzeugt, aber sie merkte wie seine Abwehr bröckelte. Die Worte über die Arenaleiterinnen und Schönheiten zeigten bereits Wirkung, jetzt musste sie ihm nur noch den Rest geben. „Ich möchte nur das du mich begleitest, das ist alles. Du musst nicht mit mir trainieren, keine Pokemonkämpfe bestreiten und mich auch nicht unterrichten. Ich werde für uns kochen, mich um unsere Sachen kümmern, unser Gepäck tragen, die Pokemon versorgen und mich um alles kümmern, du musst nur neben mir herlaufen und kannst nach hübschen Trainerinnen Ausschau halten, während ich trainiere und Pokemon fange.“ Teleya sah ihn mit einem herzzerreißenden Blick an, der dem von Evoli jederzeit Konkurrenz machen konnte und in ihren blauen Augen stand eindeutig geschrieben das sie bei einem Nein vor Trauer zerfließen und nie wieder mit ihm reden würde. Leise, mit gedämpfter Stimme fuhr sie fort, wobei endgültig der letzte Rest Wut spurlos verschwand. „Bitte, Onii-chan."
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 2 - Aufbruch nach Fuchsania City:


Luciel erstarrte bei den Worten seiner kleinen Schwester und blickte eine Weile lang in ihre großen, blauen Augen. Das war nicht fair! Sie nannte ihn nie 'Onii-chan'... zumindest nicht mehr, und sah ihn sonst auch nie so an! Er wusste überhaupt nicht, wie er mit dieser ungewohnten Situation zurechtkommen sollte. Selbst nach Teleyas durchaus überzeugenden Argumenten, verspürte Luciel noch immer nicht gerade den unbändigen Wunsch, Prismania zu verlassen. Prismania war seine Heimat, seine vertraute, ruhige Umgebung! Und wenn er genauer darüber nachdachte, war die Stadt auch groß genug, um sich solange vor seinen Verfolgerinnen zu verstecken, bis Gras über die ganze Sache gewachsen war. Außerdem gab es da noch ein weiteres Problem für ihn, wenn er Teleya begleitete. Seine Schwester wollte in den Arenen von Kanto kämpfen, also bestimmt auch in der Arena von Prismania, und die dortige Arenaleiterin, Erika, war zur Zeit nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Es klang zwar wirklich ziemlich verlockend, neue, hübsche Frauen in ganz Kanto kennenzulernen, aber gleichzeitig klang es auch unglaublich anstrengend und...stressig, vor allem, wenn er mit Teleya reiste. Er war sich ziemlich sicher, dass seine Schwester irgendwie eine Möglichkeit finden würde, ihn während der Reise zu Arbeit zu zwingen, oder sonst etwas zu tun, egal wie niedlich und unschuldig sie ihn jetzt gerade anstarrte. Aber wenn er sofort ablehnte, würde Teleya ihm vielleicht noch hier und jetzt die Leviten lesen... und darauf konnte er getrost verzichten, soviel Aufmerksamkeit wäre nicht gut für ihn, schon gar nicht in seiner momentanen Situation. Also fasste er kurzerhand einen Entschluss, er würde seine Schwester reinlegen. Nachdem er Teleya noch eine Weile in die Augen gesehen hatte seufzte er und hob die Hände in die Luft.
„Schon gut! Du hast gewonnen.“ sagte er, mit einem missmutigen Blick und genervter Stimme. „Ich... ich werde mit dir mitkommen.“ murmelte er leise und tat so, als würde er sich geschlagen geben.
„W-wirklich?“ fragte Teleya und sah ihn kurz misstrauisch an. Luciel zögerte einen winzigen Augenblick, ehe er nickte.
„Ja, wirklich... woah, vorsichtig!“ rief er, als Teleya vor Freude strahlte und nach vorne sprang, um ihn zu umarmen. Eine weitere gänzlich ungewohnte Situation für ihn.
„Danke Luciel! Ich wusste, du würdest mich nicht alleine lassen!“ rief sie, überglücklich und drückte ihn noch ein wenig fester, woraufhin Luciel einen kleinen Stich in seiner Brust verspürte. Er sollte das ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen und sich am besten den Rest des Tages von ihr fernhalten, ansonsten würde er noch anfangen, an seinem genialen Plan zu zweifeln.
„Ja... natürlich. Ich könnte dich doch niemals alleine losziehen lassen, du brauchst mich.“ sagte er und lächelte schwach, während Teleya sich von ihm löste und ihn anstrahlte.
„Brechen wir sofort auf?“
„Was? Um Gottes Willen, nein!“ entfuhr es Luciel und Teleya sah ihn kurz fragend an.
„Warum nicht?“
„Weil...“ 'Weil mein Plan sonst nicht aufgeht' dachte Luciel, laut sagte er jedoch „Weil so eine Reise zumindest ein wenig vorbereitet werden sollte.“ Er tat kurz so, als wenn er angestrengt überlegen würde. „Ich weiß, am besten du gehst schon einmal nachhause und packst deine Sachen. Aber bitte, packe nur das notwendigste zusammen, ja?“ Teleya nickte.
„Natürlich...und was machst du so lange?“ Luciel verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ehe er antwortete.
„Ich werde mich durch das Einkaufscenter schlagen und alles zusammensuchen, was wir für die Reise benötigen werden.“
„Soll ich dir dabei helfen?“ fragte Teleya und Luciel schüttelte schnell den Kopf.
„Nein, nein. Kümmere du dich lieber um deine Sachen, außerdem weißt du doch bestimmt nicht, was wir überhaupt brauchen, oder?“
„Aber du weißt es? Du hast in deinem ganzen Leben doch noch nie etwas vorbereitet, woher willst du wissen, was wir auf der Reise brauchen werden?“ Langsam begann Teleya Luciel mit ihren unschuldigen Fragen auf die Nerven zu gehen. Warum konnte sie nicht einfach tun, was er ihr sagte, und sich von ihm reinlegen lassen? Das wäre leichter für sie alle. So musste er sich schnelle eine Ausrede einfallen lassen, denn er wollte auf keinen Fall durchblicken lassen, dass er weitaus mehr davon wusste, was es hieß ein Trainer zu sein, als er bisher gezeigt hatte.
„Ähm, erinnerst du dich noch an meine Freundin?“ fragte er, woraufhin Teleya ihn einfach nur mit einem Blick ansah, der zu sagen schien 'Ich hoffe du machst Witze', woraufhin Luciel verwirrt blinzelte. „Was ist denn?“
„Welche Freundin genau?“ fragte Teleya mit tonloser Stimme.
„Oh... natürlich. Ich meine Lily.“
„Welche Lily? Ich kenne zwei, mit denen du dich rumgetrieben hast.“ mit jeder Sekunde verschlechterte sich Teleyas Laune. Es war schon schlimm genug, dass ihr Bruder mit so ziemlich jedem hübschen Mädchen flirtete, dass ihm über den Weg lief, da musste sie sich nicht auch noch mit ihm über seine Exfreundinnen unterhalten.
„Lange, schwarze Haare, hübsches Gesicht, graue Augen, große, absolut perfekte Brüste.“ beschrieb Luciel die gesuchte Person und beim letzten Teil des Satzes, stahlen sich ein leichtes Lächeln und ein verträumter Ausdruck auf sein Gesicht, woraufhin Teleya ihn einfach nur angewidert ansah, dann jedoch nickte.
„Ich erinnere mich, sie war hier mal auf der Durchreise, oder?“
„Genau.“
„Was ist mit ihr?“
„Sie ist eine Trainerin, sogar eine recht gute.“ log Luciel vor sich hin. Soweit er sich erinnern konnte, hatte sie nichtmal ein Pokemon gehabt... aber vielleicht irrte er sich da auch, sie hatten eigentlich nie viel miteinander gesprochen. „Ich habe mich mal mit ihr über ihre Reisen unterhalten und sie hatte mir eine Art Crashkurs zum Thema Trainer gegeben. Deshalb weiß ich, was die wichtigsten Dinge sind, die ein Trainer braucht.“ Teleya sah ihn noch eine Weile lang misstrauisch an, ehe sie seufzte und mit den Schultern zuckte.
„Du bist wirklich unverbesserlich.“ murmelte sie vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Also gut, ich gehe nachhause und überlasse dir die Vorbereitungen.“
„Sehr gut, du kannst dich auf mich verlassen.“
„Wäre das erste mal.“ murmelte Teleya, woraufhin Luciel kurz auflachte und sich am Kopf kratzte.
„Du bist so gemein zu mir, Schwesterchen.“ sagte er, fing sich dafür jedoch nur einen strengen Blick von Teleya ein.
„Wir sehen uns dann in ein paar Stunden.“ sagte sie und ging an Luciel vorbei, in Richtung ihres Hauses.
„Bis später!“ rief Luciel ihr nach und winkte. Nachdem Teleya weg war, seufzte Luciel und ließ die Schultern hängen. Es fiel ihm nicht leicht, seine Schwester anzulügen, aber es war notwendig, damit er weiterhin sein schönes, ruhiges Leben führen konnte. Er hatte genau genommen gar keine andere Wahl... zumindest redete er sich das ein. Er hoffte nur, dass Teleya ihm seine Aktion eines Tages verzeihen könnte. Schnell schüttelte Luciel diese Gedanken ab und ging zum Einkaufcenter, dass sich ganz in der Nähe der Spielhalle befand. Es war ein großes, gläsernes Gebäude, mit insgesamt fünf Etagen, in dem man so ziemlich alles bekam, was man sich nur wünschen konnte, solange man genug Geld dafür hatte. Das Center war das größte Gebäude in ganz Prismania und war von jedem Punkt in der Stadt aus leicht zu erkennen, allerdings war es auch ein sehr beliebter Treffpunkt der Einwohner von Prismania, weshalb Luciel nicht einfach ohne Vorbereitung hineingehen wollte, ansonsten konnte es schnell sein, dass er Personen begegnete, denen er zur Zeit lieber aus dem Weg gehen wollte. Also lehnte er sich an die Wand eines nahen Hauses und beobachtete das Einkaufscenter eine Weile, ehe er seinen Pokeball in die Hand nahm und auf den Knopf drückte. Sofort erschien Plinfa vor ihm auf dem Boden und sah ihn fragend an.
„Hallo, mein kleiner Freund.“ sagte Luciel und lächelte das Pokemon an. Wenn es eine Sache gab, für die er seinem Vater dankbar war, dann war es Plinfa. Zwar hatte Luciel nicht wirklich Lust ein richtiger Trainer zu sein, oder irgendetwas zu machen, aber ein Leben ohne das Pinguinpokemon konnte er sich schon lange nicht mehr vorstellen. Im Laufe der letzten drei Jahre, war Plinfa mehr als nur ein Haustier für Luciel geworden, sie waren Freunde, so seltsam es auch klingen mochte. Er kam äußerst gut mit dem kleinen Pinguin zurecht und hatte das Gefühl, dass Plinfa ihn problemlos verstehen konnte und wusste, wie er dachte. Den einzigen Nachteil, den Plinfa mit sich brachte war, dass viele Einwohner von Prismania äußerst neidisch auf Luciel geworden waren. Denn Plinfa war ein sehr seltenes Pokemon, dass man eigentlich nur in der Sinnoh-Region antraf, in Kanto hatten viele noch nicht einmal von dieser Art von Pokemon gehört, weshalb besonders die männlichen Einwohner der Stadt noch wütender auf Luciel waren, als sie es sonst gewesen wären. Sie fanden es einfach ungerecht, dass Luciel nicht nur so beliebt bei den Frauen der Stadt war, sondern zusätzlich auch noch so ein seltenes und niedliches Pokemon bekommen hatte. Allerdings traute sich kaum jemand, ihrem Ärger Luft zu machen. Es gab vor ein paar Monaten einen Zwischenfall, wo zwei Jungen in Luciels Alter versucht hatten, ihm eine Abreibung für sein 'überhebliches Verhalten' zu verpassen, was jedoch nicht besonders gut für sie ausgegangen war. Luciels Familie war seit Jahren mit dem Arenaleiter von Fuchsania City befreundet, einem Mann namens Koga. Koga und seine Tochter, Janina, waren hin und wieder zu Besuch in Prismania gewesen und Luciel hatte hin und wieder mit ihnen trainiert, allerdings nicht nur seine Pokemon. Koga und Janina waren einige der letzten Nachkommen, eines uralten Clans von Ninja und trainierten noch heute die geheimen Techniken dieser Attentäter und Saboteure, die heutzutage viele für Sagengestalten hielten. Luciel hatte im Training mit den beiden also auch gelernt, wie er sich selbst verteidigen konnte, was die beiden Schläger, die ihm aufgelauert hatten, am eigenen Leib erfahren konnten. Seither fing Luciel sich auf den Straßen Prismanias zwar immer wieder feindselige Blicke ein, aber niemand traute sich mehr, ihn anzugreifen, weshalb er ganz gut mit der Situation zurechtkam. Weiterhin lächelnd hob Luciel Plinfa auf, nahm den Pinguin in seine Arme und drückte ihn fest an seine Brust, während er sanft den großen Kopf des Pokemon streichelte. Plinfa ließ ein zufriedenes Piepen hören, schloss die Augen und kuschelte sich eng an seinen Trainer. Der Pinguin wusste, was von ihm verlangt wurde, er sollte einfach nur niedlich und unschuldig aussehen und so tun, als würde er schlafen. Eine Aufgabe, die er nur allzu gern erfüllte. Das war eines der ersten Dinge, die Luciel seinem Pokemon beigebracht hatte, nachdem er durch Zufall eine fantastische Entdeckung machte. Als er mit einer seiner Freundinnen Schluss gemacht hatte, hauptsächlich, weil er zu der Zeit vollkommen ausgelastet war und ihm die ganze Sache zu stressig geworden war, schlief Plinfa gerade in der Nähe auf einem Stein, weshalb der erwartete Ärger und das Geschrei sich ziemlich in Grenzen gehalten hatte. Danach hatte Luciel ein paar Experimente durchgeführt und seine Vermutung sahen sich bestätigt. Die meisten Mädchen in Prismania fanden Plinfa so niedlich, dass sie es auf keinen Fall verärgern oder wecken wollten, wenn sie es einmal ausversehen getan hatten, reichte ein einziger, trauriger Blick Plinfas, damit sie Schuldgefühle bekamen und sich ewig beim Pinguin entschuldigten, bis dieser ihnen vergab. Deswegen fühlte Luciel sich relativ sicher, als er mit Plinfa in seinen Armen das Einkaufscenter betrat, selbst wenn ihm hier einer der Furien begegnen würde, würden sie es nicht wagen ihn anzuschreien und eine Szene zu machen, aus Angst Plinfa zu wecken... wahrscheinlich... hoffentlich.


Gelangweilt schlenderte Luciel durch das schier endlose Center und warf hin und wieder einen lustlosen Blick in einen der vielen Läden, die hier aneinandergedrängt standen. Er kannte sich ziemlich gut im Center aus, immerhin war er schon öfters während eines seiner Dates hier gewesen, aber er interessierte sich nicht wirklich für die vielen Dinge, die es hier gab. Er hatte in der Spielhalle genug Geld gewonnen, dass er sich das meiste leisten konnte, was er haben wollte... allerdings wollte er nicht wirklich etwas haben, die meisten Dinge interessierten ihn einfach nicht, was letztendlich dazu führte, dass er haufenweise Geld hatte, das er nie anrührte. So einiges davon verschwand zwar für Geschenke und teure Abendessen mit seinen Verehrerinnen, aber trotzdem war noch genug übrig, für schlechte Zeiten, auch wenn diese schlechten Zeiten noch nie gekommen waren. Nach einer Weile erreichte Luciel das erste Ziel seiner kleinen Reise durch das Einkaufszentrum, eine Apotheke. Kurz sah er sich um, dann gähnte er und betrat den Laden, wo ihn der Verkäufer mit einem freundlichen Grinsen begrüßte.
„Hallo Luciel! Heute mal ganz alleine hier?“ fragte er, woraufhin Luciel das Lächeln erwiderte.
„Ja, heute gibt es kein Date.“ sagte er und sah sich ein wenig im Laden um.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Das wäre sehr nett.“ meinte Luciel und dachte kurz nach. „Ich brauche zehn Tränke...“ er zögerte und rief sich Teleya in Erinnerung und ihren 'Kampf' von vorhin . „Nein, warte. Ich brauche dreißig Tränke und jeweils zwanzig Gegengifte, Aufwecker, Feuerheiler und Paraheiler. Oh, und bitte noch zehn Supertränke.“ Der Verkäufer starrte ihn eine Weile lang ungläubig an.
„Ist eine Herde verletzter Tauros' in Prismania aufgetaucht, oder warum brauchst du so viel Medizin?“
„Ich wünschte es wäre die Herde.“ meinte Luciel mit einem Seufzen. „Aber nein, es ist Teleya. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, eine richtige Trainerin zu werden, also will ich sie für ihr Abenteuer richtig ausrüsten.“
„Ah, ich verstehe.“ antwortete der Mann mit einem Lachen. „Deine Schwester scheint dir ziemlich wichtig zu sein... wichtiger als 32.000 Dollar.“ fügte er hinzu, während er alles in seine Kasse eintippte und Luciel angrinste. „Bar oder Karte?“
„Karte.“ murmelte Luciel und bezahlte, während der Verkäufer sich daran machte, die Medizin zusammenzusuchen. Als er zurückkam, mit drei vollgepackten Tüten, warf Luciel ihm einen missmutigen Blick zu. „Ich hoffe du weißt, dass diese Preise ziemlicher Wucher sind.“
„Sag das nicht mir, alle Märkte haben die selben Preise für Medizin, ich lege sie nicht fest.“
„Ändert nichts daran, dass sie übertrieben hoch sind. Aber gut, lassen wir das.“ Luciel seufzte und wollte gerade gehen, als ihm noch etwas einfiel. „Ach ja, hast du zufällig eine Karte von Kanto hier rumliegen?“ Der Verkäufer nickte.
„Auch für deine Schwester?“
„Ja... wie viel willst du für das Ding?“
„Hm...“ der Verkäufer überlegte eine Weile, schüttelte dann jedoch den Kopf und drückte Luciel die Karte in die Hand. „Nimm sie einfach, du hast heute schon genug Geld hiergelassen.“
„Ein Verkäufer, der nicht gierig ist? Du hast eindeutig den falschen Beruf gewählt.“
„Und du eindeutig die falsche Zeit, um hier einzukaufen, dahinten sind drei reizende Damen, die ziemlich wütend aussehen und die dich schon den halben Tag hier im Center suchen... Moment, ist das in der Mitte nicht...“
„Danke für die Hilfe, die Medizin, die Karte und die Warnung.“ sagte Luciel schnell, sah sich um und schnappte sich die Sachen. Tatsächlich, in der Ferne konnte er drei Personen ausmachen, die ihn umbringen würden, wenn sie ihn in die Finger bekämen. Zum Glück schienen sie ihn noch nicht gesehen zu haben. „Und falls sie fragen, du hast mich nicht gesehen.“
„Ich sage, du bist im 'Grinsenden Gengar'.“ meinte der Verkäufer mit einem Lachen, und meinte damit eine äußerst beliebte Bar, am anderen Ende von Prismania. Luciel reckte einen Daumen in die Luft und flüsterte ein 'Danke', ehe er schnell aus dem Laden huschte und die erstbeste Rolltreppe nach oben nahm. Dort manövrierte er sich mit zielsicheren Schritten durch die Gänge, in denen es vor Menschen nur so wimmelte und stand schon bald vor dem Laden, den er gesucht hatte, erstarrte jedoch, als er einen Blick hinein warf. Dort im Laden stand ein Mädchen mit kurzen, blonden Haaren und grünen Augen, freundlich lächelnd hinter der Kasse und wartete auf Kunden. Bei diesem Mädchen handelte es sich um Lily... die zweite Lily und eine Exfreundin von Luciel. Schnell ging er im Kopf seine Möglichkeiten durch, kam jedoch zu dem Schluss, dass er wohl oder übel in den Laden musste, wenn er seinen Plan durchziehen wollte. Also atmete er einmal tief durch und sah kurz hinunter zu Plinfa. Der Pinguin hatte kurz die Augen geöffnet, lächelte ihn an und ließ ein aufmunterndes Piepsen hören, ehe er wieder die Augen schloss, und es sich in Luciels Armen bequem machte. Zögernd betrat Luciel den Laden, woraufhin eine Glocke laut läutete und Lily sich mit einem strahlendem Lächeln im Gesicht zu ihm umdrehte.
„Willkommen! Wie kann ich... Luciel?“ fragte sie erstaunt und im ersten Moment wurde ihr Lächeln noch breiter, dann verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck jedoch schlagartig. „Was willst du denn hier?“
„Hallo Lily.“ begrüßte Luciel sie freundlich und lächelte sie an. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“ Während er das sagte, musterte er sie. Lily trug eine gelbe, langärmelige Bluse, einen kurzen Rock und weiße Strümpfe, die ihr bis zu den Knien gingen. Außerdem trug sie eine lange Schürze, mit dem Logo des Ladens, die ihr bis zu den Oberschenkeln ging.
„Ja... seit du mit mir Schluss gemacht und eine Beziehung mit einer meiner Freundinnen angefangen hast... und ihrer Schwester... gleichzeitig.“
„Genau deswegen bin ich hier.“ meinte Luciel und ging auf die Ladentheke zu, wo er Plinfa absetzte, Lily in die Augen sah und einen traurigen Gesichtsausdruck aufsetzte. „Es tut mir wirklich leid, was ich dir angetan habe.“
„Das sollte es auch! Wegen dir haben ich und Aria seit Wochen nicht mehr miteinander geredet.“
„Es war wirklich nie meine Absicht, dich zu verletzen, es ist einfach passiert.“ meinte Luciel, und legte seine Hand auf die von Lily, woraufhin diese zwar zusammenzuckte, die Hand jedoch nicht zurückzog. „Aria trägt keine Schuld daran... ihre Schwester auch nicht, es ist alles vollkommen meine Schuld. Ich wollte nie, dass ihr zwei euch wegen dieser Sache entfremdet. Und trotzdem bin ich glücklich.“
„Was? Warum?“
„Du hast mich nie an Aria verraten, du wusstest, dass ich sowohl mit ihrer Schwester, als auch mit ihr etwas hatte, aber du hast es für dich behalten. Du hast daran geglaubt, dass ich von alleine merke, dass die ganze Sache falsch ist und darauf vertraut, dass ich das richtige tue, nicht wahr?“ Lily wurde ein wenig rot bei seinen Worten und senkte den Blick.
„Das war es nicht wirklich...“ murmelte sie vor sich hin. „Ich... ich wollte einfach nicht, dass du Ärger bekommst. Ich dachte, dass ich irgendwas falsch gemacht haben musste, weshalb du...“
„Du hast nichts falsch gemacht, Lily. Du bist ein wunderschönes Mädchen und ein wunderbarer Mensch, den man einfach nur lieben kann. Ich hingegen habe einen gewaltigen Fehler gemacht und ich will auch gar nicht, dass du mir verzeihst. Ich will nur, dass du weißt, dass mir klargeworden ist, was ich angestellt habe.“
„D-dann heißt das... also, w-wenn du sagst, dass man mich nur l-lieben kann...?“ stotterte sie vor sich hin und Luciel schenkte ihr sein warmherzigstes, freundlichstes Lächeln.
„Natürlich liebe ich dich, Lily. Deswegen bin ich auch hier, ich wollte dir das alles sagen, bevor ich weg bin.“
„B-bevor du weg bist? Was meinst du damit?“ fragte Lily und sah ihn besorgt an. „Ist irgendetwas passiert?“
„Nein, nein. Mach dir keine Sorgen. Meine Schwester hat ihr erstes Pokemon bekommen und ist fest entschlossen, eine Trainerin zu werden. Sie hat mich darum gebeten sie auf ihrer Reise zu begleiten, also muss ich mich wohl oder übel von Prismania trennen.“ log Luciel ohne mit der Wimper zu zucken. Natürlich hatte er nicht wirklich vor, Prismania zu verlassen. Er würde Teleya die Einkäufe auf den Tisch legen und ihr einen Zettel schreiben. Dann würde er sich in der Nacht aus dem Haus schleichen und sich bei einer Freundin verstecken, bis Teleya alleine abgereist war. Irgendwann würde sie ihm die Aktion schon verzeihen und einsehen, dass es das beste für sie und für ihn gewesen war... vor allem für ihn. Luciel musste dann nur noch darauf aufpassen, dass er Lily nicht mehr über den Weg lief, aber Prismania war eine große Stadt und er wusste so ungefähr, wo Lily sich meistens aufhielt, also dürfte er das schon hinkriegen.
„Oh... ich verstehe.“ meinte Lily und sah ein wenig betrübt aus. Dann lächelte sie jedoch und nickte entschlossen. „Deine Schwester hieß Teleya, nicht wahr?“
„Genau.“
„Gut, ich will ihr auch helfen... oh, ich sehe, du hast schon einiges an Medizin... brauchst du noch Pokebälle?“ fragte sie und schien förmlich zu strahlen, anscheinend wollte sie ihm wirklich um jeden Preis helfen. Pokebälle waren der eigentliche Grund gewesen, warum er überhaupt in den Laden gegangen war, aber das konnte er nach seiner kleinen Rede natürlich nicht sagen. Also versuchte er etwas anderes.
„Nein, eigentlich nicht...“ begann er, woraufhin Lily wie erwartet die Schultern hängen ließ. „Andererseits... man kann nie zu viele Pokebälle haben.“ murmelte er leise vor sich hin und nickte. Lily hob den Kopf und sah ihm wieder in die Augen.
„Luciel, du musst nicht extra weitere Bälle kaufen, nur damit ich mich besser fühle...“ begann sie, doch Luciel schüttelte den Kopf.
„Doch, das ist das mindeste was ich tun kann. Ich habe dir so viel Sorgen bereitet und du hast es irgendwie geschafft, mir zu verzeihen und willst mir sogar helfen, da kann ich dich nicht einfach abweisen.“ sagte er, während er ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, woraufhin kurz ein wohliges Schaudern durch ihren Körper lief und sie Luciel verträumt ansah, während ihre Wangen sich ein wenig rot färbten.
„Luciel...“ flüsterte sie, brach dann ab und beugte sich nach vorne, über die Theke und küsste Luciel, der sich Mühe gab, einen überraschten Gesichtsausdruck aufzusetzen, als sie sich wieder von im löste. Plötzlich war sie hochrot angelaufen und starrte auf die Theke. „T-tut mir leid... ich... ähm... also...“ stotterte sie vor sich hin, während sie um die Theke ging und nun direkt vor Luciel stand. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und sah ihm direkt in die Augen. „Ich wollte nicht... also... ich weiß, du hast gesagt, dass du bald aus Prismania abreist... aber du hast gesagt, dass du mich liebst und... und ich wollte...“ Sie seufzte, holte tief Luft und fuhr dann fort. „Ich... ich liebe dich noch immer, Luciel. Ich habe nie wirklich aufgehört dich zu lieben, trotz allem, was du getan hast und ich... ich...“ Nun wusste sie nicht mehr weiter und warf Luciel einen hilflosen, verwirrten Blick zu. Dieser lächelte sie freundlich an, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Lily erwiderte den Kuss sofort und ihre Hände schlangen sich um Luciels Rücken, der Plinfa, das inzwischen wach auf der Theke saß, ein Zeichen gab, woraufhin das Pokemon salutierte, von der Theke hüpfte und in Richtung Tür watschelte. Mit einem leisen Geräusch, dass man für ein Ächzen halten konnte, schob der Pinguin die Tür zu und sprang dann in die Höhe und schaffte es mit einer unglaublich akrobatischen Einlage, das Schild an der Tür zu drehen, so dass es 'Geschlossen' zeigte. Ein weiterer Sprung, eine kleine Pirouette in der Luft und Plinfa war es sogar gelungen die Tür mit Hilfe des Schlüssels, der im Schloss steckte, abzuschließen, ehe es dazu überging, die Vorhänge des Ladens mit seinem Schnabel hinunterzuziehen.
Währenddessen saß Lily auf der Theke des Ladens und machte sich an Luciels Hose zu schaffen. Dieser hatte inzwischen ihre Schürze abgestreift, die Bluse aufgeknöpft und war gerade dabei ihr den BH auszuziehen, wodurch Lilys Brüste freigelegt wurden. Kurz darauf lagen auch ihr Rock und Höschen, sowie Luciels Hose, Hemd und Unterwäsche auf dem Boden des Ladens verstreut. Lily saß noch immer auf der Theke vor Luciel, nur noch in ihre Strümpfe und aufgeknöpfte Bluse gekleidet, und warf ihm einen vielsagenden Blick zu, während sie ihre Hände um seinen Nacken schlang, ihn zu sich zog und voller Verlangen küsste. Luciel ließ kurz ein gedämpftes, überraschtes Geräusch hören, Lily benahm sich weitaus...leidenschaftlicher als früher. Als sie noch zusammengewesen waren, hatte sie sich weit schüchterner verhalten, aber Luciel war es gleich und er begann, mit einer Hand Lilys linke Brust zu kneten, während seine andere Hand weiter nach unten zwischen ihre Beine wandern wollte. Bevor er jedoch wirklich etwas tun konnte, waren Lilys Hände von seinem Nacken verschwunden. Sie packte seinen Arm und führte ihn auf ihre andere Brust. Sie liebte es wenn er ihre Brüste streichelte und liebkoste. Während er sich ausnahmsweise einmal ihrer Führung anvertraute, umfasste sie seinen harten Schwanz. Plötzlich schlangen sich Lilys Beine um Luciels Hüfte, der durch das Gefühl der weichen Strümpfe auf seiner nackten Haut nur noch geiler wurde und es kurz bedauerte das er sich in nächster Zeit von ihr fernhalten musste. Voller Verlangen drückte er Lily nach hinten, so dass sie nun auf der Theke lag und drang mit einer stoßartigen Bewegung in sie ein. Als sein Schwanz zwischen ihre feuchten Schamlippen glitt, stöhnte Lily lustvoll auf und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Es war eine ganze Weile her gewesen, seit sie das letzte mal mit Luciel geschlafen hatte, aber als er wieder in sie eindrang, kamen die ganzen Erinnerungen zurück und ein glückseliges Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre Hände legten sich auf Luciels Rücken und sie zog ihn fordernd zu sich hinab. Eine Weile genoss Luciel es einfach in ihr zu sein, genoss ihre Wärme und ihr erregtes Zucken wenn er sich auch nur ein winziges Stück bewegte. Ihre Lippen bebten vor Erregung, während er ihre Nippel mit seiner Zunge umspielte, um dann von dort aus zu ihrem Hals zu wandern und sie dort leidenschaftlich zu küssen.
Schließlich begann Luciel sich langsam zu bewegen und feuchte Geräusche waren zu hören, jedesmal wenn er sein Glied ein Stück aus Lilys nasser Spalte zog. Lily spürte, wie ihr Körper heißer wurde und Glücksgefühle schossen durch sie hindurch sie hatte Luciel vermisst, mehr als ihr bewusst gewesen war. Sie genoss die Berührung seiner Hände und verlor sich im Augenblick. Luciel ließ währenddessen von ihrem Hals ab und hob seinen Kopf ein wenig, wodurch sein Blick dem von Lily begegnete, die ihn glücklich anlächelte und plötzlich überrascht aufschrie, als er ohne Vorwarnung das Tempo erhöhte. Sofort merkte Luciel wie Lilys gesamter Körper sich anzuspannen schien und ihre Schenkel sich immer fester um ihn schlossen. „Luciel...“ stöhnte sie und nutzte ihre Beine, um ihn bei jedem vorstoßen noch ein wenig tiefer in sich hineinzudrücken. Kurz darauf ließ sie erneut einen lustvollen Aufschrei hören, um einiges lauter als zuvor, und als Luciel den Blick zwischen ihre Schenkel richtete sah er, wie ihre Säfte an seinem Glied hinunterrannen und ihre Beine ihn freigaben, als Lily nicht mehr die Kraft hatte ihn zu umklammern. Schwer atmend und mit vor Glück leuchtenden Augen lag sie einen Moment nur da.
Bevor er nun reagieren konnte, hatte Lily sich von ihm gelöst, glitt von der Theke und kniete sich vor ihm auf den Boden. Sie warf kurz einen Blick nach oben zu Luciel, und irgendetwas daran gefiel ihm überhaupt nicht. Ehe er sich jedoch darüber Sorgen machen konnte, begann sie mit ihrer Zunge über seinen Schaft zu fahren. Nun war es Luciel, der lustvoll aufstöhnte und Lily hielt kurz inne, lächelte ihn an und nahm sein Glied ganz in den Mund. Als sie anfing ihn zu blasen und er spürte, wie ihre Zunge in ihrem Mund über seinen Phallus fuhr, fiel Luciel langsam wieder ein, warum er damals so gerne Zeit mit ihr verbracht hatte. Er hatte damals eindeutig einen Fehler gemacht, als er sich von ihr getrennt hatte. Lily ließ ihm jedoch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn plötzlich fing sie an ihren Kopf schneller vor und zurück zubewegen, was sämtliche Gedanken aus seinem Kopf spülte. Kurze Zeit später war er an seine Grenzen gestoßen und war kurz davor zu kommen, was auch Lily zu merken schien, denn sie wurde nun noch schneller und packte Luciel an den Hüften, während dieser seine Hände auf ihren Kopf legte und ihn zu sich zog, woraufhin sein Glied noch weiter in ihren Mund gedrückt wurde. Schließlich stöhnte Luciel ein letztes mal lustvoll auf und sein Samen ergoss sich tief in Lilys Rachen. Diese nahm grinsend Luciels Schaft aus ihrem Mund, schluckte das Sperma in ihrem Mund hinunter und warf Luciel erneut einen Blick zu, der ihn nervös lächeln ließ.
„Ähm... Lily? Ist alles in Ord...“ begann er, kam jedoch nicht weiter. Lily war blitzschnell aufgesprungen und ehe Luciel sich versah, lag er nun auf der Ladentheke, während Lily sich über sein Glied beugte. Er wollte gerade noch fragen, was sie da eigentlich vorhatte, als sie wieder mit ihrer Zunge über seinen Schaft fuhr und den Rest seiner Säfte ableckte. Luciel wollte sich gerade aufrichten, als Lily sich vor ihm aufbaute und zurück auf die Theke drückte, ehe sie ebenfalls hinaufkletterte und sich auf Luciel legte.
„Wir sind noch nicht fertig.“ flüsterte sie Luciel ins Ohr, ehe sie spielerisch mit ihrer Zunge darüber fuhr, was bei Luciel ein wohliges Schaudern verursachte. Sie begann langsam, sich an ihn zu reiben und ihr Schritt glitt dabei immer wieder über seinen Oberschenkel, während ihr Bein scheinbar zufällig, immer wieder gegen Luciels Glied stieß, das mittlerweile wieder vollkommen hart geworden war. „Glaube nicht, dass ich dir schon so leicht vergeben habe, dass du was mit Aria angefangen hast.“ fügte sie mit einem beleidigten Unterton in der Stimme hinzu. „Wir werden hier nicht aufhören, bevor wir es genauso oft getan haben, wie ihr beide.“ Luciel erbleichte bei diesen Worten und schluckte nervös. Er hatte nichts gegen Sex, überhaupt nicht, aber was sie da gerade sagte, könnte ihn leicht ins Grab bringen.
„Ähm... weißt du, Aria und ich...“ begann er, wurde jedoch von Lily unterbrochen, die ihn küsste und eine Hand nach unten wandern ließ.
„Du sagst jetzt nichts mehr.“ meinte sie und lächelte ihn an, und Luciel warf einen hilfesuchenden Blick in Richtung Plinfa. Der Pinguin lag jedoch in einer Ecke des Ladens und schlief, dieses mal wirklich, und Luciel musste fluchend einsehen, dass er Plinfa zu gut trainiert hatte. Er hätte ahnen sollen, dass das eines Tages auf ihn zurückfallen würde. „Also...“ sagte Lily, während sie sich aufrichtete, Luciels Glied in sich einführte und langsam ihre Hüften kreisen ließ. „Lass uns anfangen.“



Es war bereits spät am Abend, als Luciel endlich nachhause kam, äußerst erschöpft, aber mit einem zufriedenem Grinsen im Gesicht und einem halben Dutzend Tüten in seinen Händen. Plinfa war inzwischen wieder in seinen Pokeball zurückgekehrt und Luciel ahnte nichts schlimmes als er das Haus betrat. Das sollte sich jedoch schlagartig ändern. Als er in den Flur kam, trat ihm sofort ein äußerst unangenehmer Geruch in die Nase... nun gut, eigentlich war es ein sehr angenehmer Geruch. Es roch köstlich nach gegrilltem Hühnerfleisch, Reis und Soße, leider sorgte das bei Luciel nicht gerade für Freude. Er kannte die Kochkünste seiner Schwester und fragte sich noch immer, wie es ihr gelang Essen zu kochen, dass so lecker roch und gut aussah, aber trotzdem abscheulich schmeckte. Das musste auch eine Art Talent sein, sinnierte er, während er das Wohnzimmer betrat und die Tüten auf den Tisch stellte.
„Ich bin wieder da!“ rief er, und versuchte dabei so viel Begeisterung wie möglich in seine Stimme zu legen. Teleya trat sofort aus der Küche und warf ihm einen strengen Blick zu.
„Wo hast du dich rumgetrieben? Ich dachte, du wolltest nur ein paar Dinge besorgen.“ meinte sie misstrauisch und musterte Luciel von Kopf bis Fuß.
„Habe ich auch.“ meinte Luciel und zuckte mit den Schultern. „Aber des Center ist groß, sehr groß und es gibt viele Läden. Außerdem... ähm, na ja, ich musste ein paar mal einen Umweg machen. Aber egal, jetzt bin ich ja hier, und ich habe auch alles bekommen, was du... was wir brauchen werden.“
„Wirklich?“ fragte Teleya und war mit drei schnellen Schritten am Tisch und inspizierte sofort die Tüten. „Was hast du denn alles gekauft?“ Neugierig durchwühlte sie die Tüten und bei ihren gelegentlichen Kommentaren wurde Luciel äußerst schwer ums Herz. Teleya schaffte es zielsicher jede einzelne der medizinischen Tinkturen, die er gekauft hatte falsch zu identifizieren, mit einer Ausnahme.
„Wann hast du schonmal einen Aufwecker gesehen?“ fragte Luciel erstaunt, als Teleya ihm voller Stolz die kleine Flasche vor Augen hielt und ihn anstrahlte.
„Was? Oh... ähm... Fernsehen.“ murmelte sie vor sich hin und wandte den Blick ab. In Wahrheit hatte sie vor ein paar Wochen mal so eine Flasche gekauft und versucht ihren Bruder damit aufzuwecken, jedoch ohne Erfolg. Entweder hatte die Medizin keine Wirkung auf Menschen, oder ihr Bruder schlief tiefer und unbesorgter als jedes Relaxo, jedenfalls würde sie Luciel niemals sagen, dass sie sich mit der ganzen Sache ein wenig lächerlich gemacht hatte.
„Ah ja, natürlich.“ sagte Luciel und griff nun ebenfalls in eine der Tüten, aus der er, nach einigem rumkramen, ein kleines, in rotes Geschenkpapier gewickeltes, Päckchen zog.
„Was ist das?“
„Na ja...“ begann Luciel und trat unruhig von einem Bein aufs andere. Das war ein Geschenk, dass er für Teleya gekauft hatte, damit sie nicht allzu wütend wäre, wenn sie am nächsten Morgen merkte, dass Luciel sich aus dem Staub gemacht hatte... auch wenn es hauptsächlich dazu da war, damit er sich nicht mehr so unglaublich schuldig fühlte, was allerdings nicht wirklich funktionierte. „Ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass Spielmünzen vielleicht nicht wirklich das richtige Geburtstagsgeschenk für dich waren... immerhin bist du noch minderjährig und es ist zwar nicht verboten, aber man sollte es ja trotzdem nicht machen, also... ach, was ich eigentlich sagen will: Alles gute zum Geburtstag, Teleya.“ murmelte Luciel und überreichte ihr das Päckchen, das Teleya mit ausdruckslosem Gesicht annahm und ihrem Bruder einen misstrauischen Blick zuwarf. Sie fand es äußerst bedenklich, dass ihr Bruder sich plötzlich solche Gedanken um sie machte, trotzdem öffnete sie das Päckchen, so schnell sie konnte und warf einen Blick auf das, was ihr Bruder ihr geschenkt hatte. Es war ein kleines, schwarzes Halsband aus Leder, auf silberne Verzierungen gestickt waren, die sich um das gesamte Band schlängelten.
„Ich glaube nicht, dass mir das passt.“ meinte Teleya trocken und hielt es in die Luft, um es genauer zu betrachten.
„Sehr witzig, Teleya.“ sagte Luciel mit missmutiger Miene. „Das ist nicht für dich, sondern für dein Evoli. Ich dachte, ich mache dir eine Freude damit.“
„Dachtest du also, ja?“ Luciel seufzte.
„Schon gut, du musst es nicht behalten, wenn du es nicht haben willst. Von mir aus wirf es weg, oder mach sonst was damit, ich gebe auf.“ mit diesen Worten wandte Luciel sich um und ging in Richtung Küche davon. Kurze Zeit später saßen sie gemeinsam am Küchentisch und aßen zusammen.
„Und, wie findest du es?“ fragte Teleya gespannt und strahlte Luciel aus ihren blauen Augen an. Es war lange her, dass sie mal zusammen gegessen hatten, alleine aus diesem Grund hatte es sich bereits gelohnt, Luciel dazu zu überreden, sie auf ihrer Reise zu begleiten.
„Es schmeckt... anders als sonst.“ sagte Luciel, während er das Essen vorsichtig kaute. „Verglichen mit deinem Rührei schmeckt es sogar hervorragend.“ meinte er, während er sich insgeheim fragte, wie man Reis versalzen konnte. Vielleicht sollte er sich mal die Mühe machen und versuchen zu kochen, viel schlimmer als dass hier konnte es schon nicht werden... und er müsste seine Schwester immerhin nicht wegen dem Essen runtermachen.
„Also... schmeckt es?“ fragte Teleya und bei Luciel klingelten alle Alarmglocken. Also legte er sein Besteck zur Seite, lächelte Teleya an und stand auf.
„Danke für das Essen, Teleya. Ich wünsche dir eine Gute Nacht.“
„W-was? Luciel? Was soll das, was ist das denn für eine Antwort?“ fragte Teleya verdattert, doch ihr Bruder war bereits die Treppe hochgegangen und in seinem Zimmer verschwunden, wo er die Tür hinter sich abschloss. Er hatte wirklich die beste Lösung für sämtliche Probleme auf der Welt gefunden, man geht ihnen einfach aus dem Weg, und schon brauchte man sich nie mehr darum zu kümmern.
„Ich schätze, ich sollte dann auch mal packen.“ murmelte er, als er an den riesigen Rucksack dachte, den er im Wohnzimmer gesehen hatte und seufzte. Er vermutete, dass Teleya viel zu viel eingepackt hatte, so würde sie sich noch irgendwas brechen, bevor ihre Reise wirklich anfing, aber daran konnte er nichts ändern. Also suchte Luciel sich einen kleinen Rucksack aus seinem Schrank hervor und begann ihn zu packen. Ein paar Unterhosen, ein paar Socken, drei T-Shirts und zwei Hosen, mehr würde er nicht brauchen. Selbst wenn Teleya noch einige Tage in Prismania blieb, ehe sie aufbrach, und Luciel rechnete fest damit, dass sie irgendwann aus Wut und Trotz aufbrechen würde, könnte er damit bei seiner Freundin überleben. Er musste sich nur noch überlegen, zu wem er eigentlich gehen wollte... es musste jemand sein, von dem Teleya noch nichts wusste. Während er darüber nachdachte, legte er sich auf sein Bett und starrte an die Decke. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch knapp zwei Stunden hatte, bevor er sich aus dem Staub machen konnte, also schloss er die Augen und beschloss, ein wenig zu dösen, ehe er seinen Fluchtplan in die Tat umsetzte. Nach einer Weile hörte er jedoch ein seltsames Geräusch und bemerkte einen Lichtblitz, woraufhin er die Augen öffnete und sich im Zimmer umsah. Auf einem Stuhl, direkt vor seinem Schreibtisch saß Plinfa und starrte ihn aus seinen Pinguinaugen an. „Plinfa?“ fragte Luciel verwirrt. „Was... was machst du denn hier? Warum bist du aus deinem Ball gekommen?“ Die Augen des Pinguins verengten sich plötzlich und er ließ ein vorwurfsvolles Piepsen hören. „Was? Bist du etwa immer noch wütend, weil du heute kämpfen musstest? Du weißt, dass wir keine andere...“ Luciel brach ab, als der Pinguin energisch den Kopf schüttelte, und in Richtung Tür nickte. „Ich fürchte ich weiß nicht ganz, was du von mir willst.“ Plinfa starrte ihn eine Weile lang an und ließ dann ein Geräusch hören, dass sehr stark an ein Seufzen erinnerte. Mit einem kleinen Sprung landete Plinfa auf Luciels Bett und pickte ihm mit dem Schnabel in die Hand. „Autsch! Was ist denn heute mit dir los? Du bist auf einmal so... aktiv.“ entfuhr es Luciel, den das Verhalten seines Pokemon vollkommen verwirrte. Erneut schnellte Plinfas Kopf nach vorn, dieses mal stupste er jedoch nur mit dem Schnabel gegen Luciels Brust, ehe er zum Fenster watschelte und mit dem Schnabel gegen das Glas stieß. Nachdem Plinfa eine Weile lang zwischen Luciel und dem Fenster hin und her gesehen hatte, ahnte Luciel, was sein Pokemon ihm sagen wollte. „Du meinst... ich soll abhauen?“ fragte er und lächelte. Plinfa verstand ihn wirklich gut, der Pinguin hatte sicherlich gemerkt, dass er Teleya nur etwas vorgespielt hatte und eigentlich nie vorhatte, Prismania zu verlassen. Zu seiner Überraschung schüttelte Plinfa jedoch energisch den Kopf und sah ihn vorwurfsvoll an. „Du... willst nicht, dass ich abhaue?“ versuchte Luciel es erneut und dieses mal nickte Plinfa und ließ ein fröhliches Piepsen hören. „Aber... warum nicht? Moment... du... du willst doch nicht etwa mit Teleya reisen... oder?“ Plinfa blinzelte kurz, nickte dann jedoch erneut. „Aber... warum?“ entfuhr es Luciel, der das ganze nicht begreifen konnte. Warum rammte Plinfa ihm ausgerechnet jetzt ein Messer in den Rücken? „Warte! Du hast doch wohl nicht etwa plötzlich Gefallen am Kämpfen gefunden, oder?“ Plinfa verzog das Gesicht und schüttelte energisch den Kopf. „Dann... weil ich es versprochen habe?“ Erneut piepste Plinfa zustimmend und Luciel seufzte. „Ich weiß, dass ich es ihr versprochen habe... aber ich hatte keine andere Wahl! Ich hoffe, du verstehst das.“ Das Pokemon starrte Luciel eine Weile lang an, und dieser fühlte sich gezwungen, sich weiter zu verteidigen. „Außerdem ist es für uns alle das beste, wenn sie ohne mich reist. Ich meine, sie kann mich nicht einmal wirklich leiden, und...“ Luciel brach ab, als Plinfa plötzlich in die Höhe sprang und ihm einen Schlag mit der Flosse verpasste. Es gab ein lautes Klatschen und Luciels Wange färbte sich rot. „Was zum Teufel ist denn heute los mit dir!?“ fluchte er, während er sich die Wange rieb, verstummte jedoch, als Plinfa in lautes Gepiepse und Gezeter ausbrach. Der Pinguin watschelte erneut über das Bett, hüpfte auf Luciels Schreibtisch und schaffte es irgendwie, eine der Schubladen zu öffnen, in die er auch sogleich verschwand. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf, mit einer blauen Karte in seinem Schnabel, die er Luciel in den Schoß legte. „Was ist das denn?“ fragte er, leicht verärgert und klappte die Karte auf.


Alles gute zum Geburtstag, Onii-chan! Ich habe von Papa gehört, was du als Geschenk kriegen wirst und ich freue mich so sehr für dich! Du kriegst dein eigenes Pokemon, ist das nicht einfach unglaublich? Ich bin mir sicher, du wirst einer der besten Trainer, die es jemals in Kanto gegeben hat! Ich glaube fest an dich und wünsche dir alles gute, du wirst das schon schaffen! Du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann, mach immer weiter so, wie bisher!

- Teleya

PS: Ich bin stolz auf dich, Onii-chan!

Luciel verzog das Gesicht, nachdem er fertig gelesen hatte. Das war die Karte, die Teleya ihm zu seinen sechzehnten Geburtstag gegeben hatte. Er funkelte Plinfa wütend an, während der Pinguin ihn auffordernd anstarrte. „Das ist nicht fair.“ sagte Luciel, wovon Plinfa sich jedoch nicht beeindrucken ließ. „Ich meine es ernst! Das ist vollkommen unfair!“ Als Plinfa weiterhin nicht reagierte, knurrte Luciel frustriert und fuhr sich durch die Haare. „Glaubst du wirklich, eine kleine Karte kann mich beeindrucken?“ fragte er Plinfa, in herausforderndem Tonfall und nahm die Karte in die Hand, bereits sie in zwei Teile zu reißen. Plinfa warf Luciel einen Blick zu, der zu sagen schien, 'Das würdest du niemals tun'. Luciel zögerte und warf einen erneuten Blick auf die Karte. 'Ich bin stolz auf dich'... wann war das letzte mal, dass Teleya so etwas zu ihm gesagt hatte? Es war schon viel zu lange her... und er war nicht gerade unschuldig daran. Früher hatten die beiden viel mehr miteinander zu tun gehabt und zusammen gespielt, das änderte sich jedoch, als Luciel sein erstes Pokemon bekommen hatte. Für Teleya war es nicht einfach, seine Schwester zu sein, ständig bekam sie zu hören, wie gut und talentiert Luciel doch angeblich war und wurde dauernd mit ihm verglichen, und dafür tat sie ihm leid. Aber Luciel hatte es auch nicht leicht gehabt, als ältestes Kind der Familie. Die hohen Erwartungen seines Vaters führten dazu, dass dieser Luciel geradezu durch die Schule hetzt und ihm alles mögliche, unnütze Wissen über Pokemon eintrichterte, das dieser niemals im Leben brauchen würde. Leider musste Luciel sich eingestehen, dass sein Vater nicht unbedingt unrecht mit seinem Verhalten hatte, denn es ließ sich nicht leugnen, dass Luciel ein gewisses Talent an den Tag legte, wenn es um Pokemon ging, sowohl als Trainer, als auch als Forscher. Mit vierzehn Jahren beschloss sein Vater ihn an Berichte von berühmten Forschern wie Professor Eich und Professor Lind heranzuführen, die Luciel innerhalb von zwei Jahren allesamt durchgearbeitet hatte, während er gleichzeitig viel Zeit mit Teleya verbrachte und kein einziges mal seine 'Studien' erwähnte. Eines Tages hatte Luciel jedoch genug von der ganzen Sache gehabt, es wurde ihm zu viel, ständig den Erwartungen seines Vaters gerecht werden zu müssen und daher hatte er die ganze Pokemonsache mehr oder weniger hingeschmissen und sein eigenes Ding gemacht. Ungefähr zu der Zeit hatten auch er und Teleya sich entfremdet, aber immer wenn Luciel an die alten Zeiten dachte, wo sie noch viel mehr miteinander zu tun hatten, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Vielleicht... vielleicht sollte ich sie doch begleiten.“ murmelte Luciel gedankenverloren und ließ die Karte zu Boden fallen. Immerhin hatte Teleya sich wirklich gefreut, als er sagte, er würde mit ihr zusammen reisen. Außerdem hatte sie ja wirklich durchaus gute Argumente geliefert... Luciel nickte vor sich hin. Er hatte sich entschieden, er würde mit Teleya reisen, um noch viel mehr hübsche Mädchen kennenzulernen! Mit diesem Gedanken legte er sich wieder hin, während Plinfa die Karte vom Boden aufhob und in den Rucksack legte, zusammen mit ein paar zusätzlichen Kleidungsstücken. „Danke...“ murmelte Luciel, während Plinfa wieder aufs Bett hüpfte und es sich fröhlich auf seinem Brustkorb gemütlich machte. „Aber glaube nicht, dass ich dir das so leicht verzeihen werde, du kleiner Verräter.“ fügte er hinzu, schlief jedoch letztendlich mit einem Lächeln im Gesicht ein. Vielleicht wusste er es zu diesem Zeitpunkt schon, aber selbst wenn, würde es noch eine ganze Weile dauern, bis Luciel sich eingestehen würde, dass er mit dieser Reise, nur ein einziges Ziel verfolgte.





„Ich kann es noch immer nicht glauben!“ fauchte Teleya missgelaunt, während sie neben ihrem Bruder herging und ihm immer wieder wütende Blicke zuwarf.
„Wie oft noch? Es tut mir leid!“ sagte Luciel, aber es half nicht, Teleya würde sich so schnell nicht beruhigen. Die beiden befanden sich auf einem Wanderweg, der direkt neben einer Schnellstraße verlief, die von Prismania nach Fuchsania führte. Es war bereits Mittags und die Sonne knallte auf die beiden hinab, auch wenn das Teleya weit mehr zu schaffen machte, als Luciel, denn ihr Rucksack war deutlich schwerer als der von Luciel. Normalerweise hätte Luciel sich, trotz seiner Faulheit, angeboten, das Gepäck zu tauschen, aber im Moment hätte Teleya eh nicht angenommen, sondern ihn einfach nur angefahren.
„Das wird dich trotzdem nicht retten!“ meinte Teleya und ignorierte dabei, dass sie dieses Gespräch seit dem Aufstehen schon ganze sechs mal geführt hatten. „Es gibt so viele Mädchen in Prismania City, also warum hieltst du es für eine gute Idee, mit der Arenaleiterin ins Bett zu springen? Und sie auch noch zu betrügen! Wenn du mir gleich gesagt hättest, dass sie eine der drei ist, die hinter dir her sind, dann...“
„Teleya. Bitte beruhige dich!“ versuchte Luciel seine Schwester zu beschwichtigen. Wie er schon erwartet hatte, wollte Teleya sich als erstes mit der Arenaleiterin von Prismania messen, also war er wohl oder übel dazu gezwungen gewesen, ihr zu sagen, dass sie zur Zeit nicht gerade willkommen wären, in der Arena. Er hatte ihr angeboten, zuhause zu warten, während sie die Arena alleine herausforderte, aber das wollte Teleya dann auch nicht. Also schlug Luciel vor, es zuerst in Fuchsania City zu versuchen und es nach einer Weile geschafft, Teleya dazu zu überreden.
„Ich werde mich beruhigen, wenn ich mich beruhigen will! Sage mir, warum hast du auch noch etwas mit Erika angefangen? Warum?“ fragte sie, und starrte ihn vorwurfsvoll an. Sie schien wirklich ziemlich enttäuscht darüber zu sein, dass gleich ihr erster, geplanter Arenakampf, dermaßen sabotiert worden war.
„Ganz einfach, Erika ist das zweit hübscheste Mädchen in ganz Prismania! Außerdem ist sie so unglaublich niedlich, wenn sie mit ihrem Myrapla...“
„Und warum Fuchsania?“ fuhr Teleya dazwischen, ehe Luciel fortfahren konnte. „Safronia City liegt doch viel näher, und da gibt es auch eine Arena!“


„Das habe ich dir doch schonmal erklärt.“ sagte Luciel, mit einem Seufzen. „In Fuchsania ist Janina derzeit Arenaleiterin, wir kennen sie und ich bin sogar ziemlich gut mit ihr befreundet. Ich bin mir sicher, sie wird uns ein paar Tipps geben, wenn wir sie nett fragen, außerdem...“
„Außerdem?“
„Außerdem gibt es in Fuchsania die Safari Zone, davon hast du doch bestimmt schonmal gehört, oder?“ Teleya nickte.
„Ich habe mal im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen... aber woher kennst du die Zone?“
„Unwichtig. Für Geld kommt man jedenfalls in diese Zone, und hat dort die Möglichkeit, seltene Pokemon zu fangen. Da Geld für uns... für mich, ja keine Rolle spielt, werden wir dort die Möglichkeit haben, ein paar Pokemon zu fangen, bevor du deinen ersten Arenakampf beginnst.“
„Warum brauche ich überhaupt mehr Pokemon? Glaubst du etwa, dass Evoli nicht stark genug ist?“ fragte Teleya und schien ein wenig beleidigt zu sein.
„Nein, aber wenn du nur einen Typ...“ Luciel verstummte. „Vergiss es, ich habe nichts gesagt. Ich bin einfach still, und folge dir, du sagst, was wir machen werden. Ich werde mich raushalten.“ sagte er genervt und damit war das Gespräch für ihn beendet. Je weniger er sagte, desto weniger Möglichkeiten gab es, sich zu verraten, also hielt er es für das beste einfach nur noch zu schweigen. Wenn er einmal anfing Teleya zu helfen befürchtete er, dass sie fortan ständig zu ihm kommen würde, wenn sie ein Problem hatte. Teleya wollte gerade noch etwas sagen, als sich ihnen ein Mann in den Weg stellte, der schon von weitem nach Ärger aussah. Er überragte Luciel, der selber nicht gerade klein war, um gut einen Kopf, sah äußerst muskulös aus und hatte einen kahlrasierten Kopf. Er trug eine Jeanshose und eine schwarze Lederjacke, auf die irgendwelche Totenköpfe gestickt waren.
„Hallo ihr zwei.“ begrüßte er Luciel und Teleya mit einem boshaften Grinsen im Gesicht. „Seid ihr Trainer?“
„Ja.“ meinte Teleya, während Luciel gleichzeitig
„Nein.“ sagte. Er starrte Teleya kurz fassungslos an, die ihm einen fragenden Blick zuwarf und schlug sich dann mit der Hand vors Gesicht.
„Ihr seid Trainer, wusste ich es doch!“ rief der Mann und klatschte freudig in die Hände. „Auf dem Weg nach Fuchsania City?“
„Nein, wir wollen nach Azuria City und der großen Flegmonwanderung zusehen.“ meinte Luciel trocken, woraufhin das Grinsen aus dem Gesicht des Mannes verschwand und er Luciel einfach nur verwirrt anstarrte.
„Ähm... was?“
„Hören Sie am besten gar nicht auf ihn, das ist nur seine Art von Humor.“ sagte Teleya und schob sich zwischen Luciel und den Fremden. „Ja, wir sind auf dem Weg nach Fuchsania.“
„Ah... ja, das dachte ich mir schon... ansonsten wärt ihr ja... egal.“ der Mann schüttelte den Kopf und lächelte wieder. „Mein Fräulein, wie wäre es, wenn wir zwei einen kleinen Gewinnkampf machen? So von Trainer zu Trainer?“
„Gewinnkampf? Was soll das sein?“ fragte Teleya interessiert.
„Höre gar nicht hin, er will...“ begann Luciel, verstummte jedoch, als Teleya ihm einen Ellenbogen in die Seite stieß und fluchte leise. Gut! Sollte sie doch machen was sie will! Er würde sich raushalten.
„Es ist eigentlich nichts weiter, als ein gewöhnlicher Pokemonkampf. Was sagst du dazu?“ Teleya überlegte kurz, nickte dann jedoch.
„Ich habe nichts dagegen und ein wenig Training ist immer gut.“ sagte sie, während sie ihren Rucksack absetzte. Luciel überlegte, ob er sie noch einmal warnen sollte, ließ es dann jedoch bleiben. Wenn sie nicht auf ihn hören wollte, musste sie eben auf eigene Faust die Gefahren der Pokemonwelt kennenlernen.
„Jeder von uns benutzt nur ein Pokemon, ist das in Ordnung?“ fragte der Mann, mit einem freundlichen Lächeln und Teleya nickte. „Also gut, dann mal los!“ rief er, zog einen Pokeball hervor und warf ihn in das Gras, woraufhin Luciel das Gesicht verzog. Wann würden die Leute endlich lernen, dass man so das Material der Bälle abnutzte und sie irgendwann kaputtgingen? Las denn keiner von ihnen die Forschungsartikel in der Tageszeitung? Nein... wahrscheinlich nicht, dachte er mit einem Seufzen. Er war vermutlich einer der wenigen, die das taten. Als Luciel seinen Blick wieder auf das Geschehen wandte, konnte er bereits erkennen, dass Teleya verloren hatte. Ihr kleines Evoli stand einem äußerst bösartig dreinblickendem Machollo gegenüber, einem Kampfpokemon, weshalb Evoli von Hause aus vollkommen unterlegen war.


Luciel beobachtete den Kampf, der nun begann und musste sich ein Lächeln verkneifen. Teleyas Gegner schien ein äußerst schlechter Trainer zu sein, wahrscheinlich hatte er viele Kämpfe dadurch gewonnen, dass er Gegner durch sein Aussehen einschüchterte, bei Teleya funktionierte das jedoch nicht, weshalb Evoli es, trotz des unterlegenen Typs, schaffte, einige Treffer beim Gegner zu landen. „Das reicht! Bringe es zu Ende, Machollo! Los, Karateschlag!“ rief der Mann und grinste breit, während sein Machollo plötzlich nach vorn raste und Evoli einen harten Schlag mit der Handkante verpasste, der das arme Pokemon bis vor Teleyas Füße schleuderte.
„Evoli!“ rief Teleya besorgt und kniete sich vor ihr Pokemon, das schwach den Kopf hoch und ein leises Fiepen hören ließ. „Evoli... ist alles in Ordnung?“ fragte Teleya und strich sanft durch Evolis Fell, während sie es aufhob und in ihre Arme nahm.
„Das wird schon wieder, ein paar Schläge haben noch kein Pokemon umgebracht.“ meinte der Mann gelangweilt und ging auf Luciel und Teleya zu. „Ich habe gewonnen, also her mit der Kohle.“
„W-was? Wovon redest du?“ fragte Teleya schockiert und Luciel seufzte.
„Ich habe versucht dich zu warnen. 'Gewinnkampf' ist ein Ausdruck den Idioten wie er benutzen, wenn es um Kämpfe geht, in denen Geld gesetzt wird.“ flüsterte er Teleya zu.
„Aber... aber das wusste ich nicht!“ sagte sie und starrte den Mann an, der nur mit den Schultern zuckte.
„Mir egal, du schuldest mit 4.000 Dollar, also los, her damit.“
„4.000? Dafür, dass du mein Evoli verletzt hast? Bist du verrückt?“ brauste Teleya auf, verstummte jedoch, als der Mann einen Schritt auf sie zuging und sein Gesicht sich direkt vor ihres schob.
„Hör mal zu, Kleine. Du hast dich auf die Sache eingelassen, du hast verloren, du schuldest mir das Geld. Also, Geld her, sonst muss ich deinem kleinen Haustier noch ein wenig mehr wehtun.“ knurrte er, woraufhin Teleya Evoli fester an sich drückte. Der Mann lachte. „Na also, du willst doch auch nicht, dass ihm was passiert, nicht wahr?“
„Entschuldigung...“ mischte Luciel sich plötzlich ein und in seinen Augen funkelte etwas, dass Teleya noch nie an ihrem Bruder bemerkt hatte, sie wusste nicht mal, was es eigentlich war, nur, dass Luciel irgendwie viel furchteinflößender aussah als sonst. „Meine kleine Schwester hat ihr Evoli erst gestern bekommen.“ erklärte er mit freundlicher Stimme, auch wenn es an dem Blick, den er dem Mann zuwarf, überhaupt nichts freundliches gab. „Das war ihr erster, richtiger Kampf, da wird man doch wohl mal ein Auge zudrücken können, meinen Sie nicht?“ Der Mann tat eine Weile lang so, als würde er nachdenken. Dann wurde sein Grinsen noch breiter und er nickte.
„Wenn du ihr Bruder bist... dann sage ich mal, dass du für sie bezahlen darfst, weil ich doch so nett bin. Es sei denn... es sei denn du willst die Schulden mit einem weiteren Kampf tilgen? Ich mache dir ein Angebot: Wir zwei kämpfen gegeneinander, und wir setzen beide die fünffache Summe, die deine Schwester mir schuldet, wie klingt das?“
„Die fünffache Summe?“ fragte Luciel und zog eine Augenbraue hoch.
„Zu viel für dich?“
„Nein, ich war nur erstaunt, dass du so hoch rechnen kannst.“ meinte Luciel, womit auch die respektvolle Anrede verschwand, die er zuvor noch benutzt hatte. Dieser Mann war nichts weiter als ein Schläger und gieriger Mistkerl, der ahnungslose Reisende und unerfahrene Trainer ausnahm. Eigentlich hätte Luciel ihn ja ignoriert und sich nicht auf die ganze Sache eingelassen... aber Teleya hatte ihm leider die Entscheidung aus der Hand genommen. Der Mann zischte nach Luciels Kommentar verärgert.
„Gut, es ist abgemacht! Wir beide, hier und jetzt, Pokemonkampf!“
„Wenn du darauf bestehst.“ Der Mann nickte und wandte sich um, ehe er jedoch seine Position einnahm, packte er Luciel an der Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
„Wenn du nicht verlierst, wirst du es bitterlich bereuen, Junge. Du hast keine Ahnung, was ich mit dir anstellen kann.“
„Ich kann es mir vorstellen.“ meinte Luciel gelassen und kurz darauf standen die beiden sich gegenüber.
„Los, Machollo!“ rief der Mann und warf erneut seinen Ball ins Gras, woraufhin Luciel erneut das Gesicht verzog, ehe er den Knopf seines Balls betätigte und Plinfa vor ihm erschien. Der Pinguin blinzelte kurz verwirrt und sah Luciel dann fragend an.
„Es gibt ein kleines Problem, Plinfa.“ meinte Luciel seufzend und deutete auf das Machollo und dessen Trainer. „Der Typ da will Geld von uns, also müssen wir kämpfen, um es zu behalten, verstanden?“
„Luciel...“ murmelte Teleya, die an seine Seite trat und warf einen nervösen Blick zum Mann. „Schon gut, du musst nicht kämpfen. Bezahle einfach die 4.000 Dollar und lass uns weiterreisen.“ sagte sie niedergeschlagen. „Ich... ich gebe es dir auch wieder, keine Sorge. Ich habe gehört, was der Mann gesagt hat, also...“ sie verstummte, als Luciel ihr eine Hand auf den Kopf legte und sie freundlich anlächelte.
„Kümmere dich gar nicht darum, Teleya. Das hier wird schnell vorbei sein und überhaupt nicht anstrengend für mich... hin und wieder muss selbst Plinfa sich ein wenig austoben.“ Der Pinguin warf Luciel einen missmutigen Blick zu, als er die Worte hörte. Dann wanderte sein Blick jedoch zu dem angeschlagenen Evoli, in Teleyas Armen, woraufhin er ein zorniges Piepsen hören ließ und wütende Blicke in Richtung des Machollos warf, dass den Pinguin unsicher ansah. „Siehst du? Er ist hochmotiviert, das kommt nicht oft vor.“
„Genug gequasselt!“ schrie der Mann zornig. „Machollo, Karateschlag!“
„Plinfa, Doppelteam.“ sagte Luciel gelangweilt. Erst tat sich nichts, dann begann Plinfa jedoch zu zittern und kurz darauf befanden sich gleich sechs Pinguine vor dem Machollo und kreisten es ein, woraufhin es anhielt und sich verwirrt umsah. „Spiegelbilder eins, zwei und drei, Angriff von vorne und von rechts, Schnabel. Spiegelbilder vier und fünf, Pfund, von links. Plinfa, Blubbstrahl von oben.“ sagte Luciel und sofort setzten die Plinfas sich in Bewegung.
„W-was?“ entfuhr es dem Mann, während fünf Plinfas auf sein Machollo losgingen und das sechste sich mit einem Sprung in die Luft katapultierte und von oben einen Strahl aus Blasen auf das Machollo niederregnen ließ. „Ähm... Machollo... Scanner... gegen... gegen... alles!“ rief er, doch es war zu spät. Alle sechs Attacken trafen das Machollo gleichzeitig, auch wenn lediglich der Blubbstrahl Wirkung zeigte. Trotzdem schien es zu reichen, das Machollo ließ einen Schrei hören und ging zu Boden.. Noch immer vollkommen perplex, rief der Mann sein Machollo zurück in den Pokeball, während die Kopien von Plinfa verschwanden und nur noch ein Pinguin übrig blieb, der eine triumphierende Pose einnahm und ein zufriedenes Schnauben hören ließ.
„Gute Arbeit, Plinfa.“ sagte Luciel lachend und fischte einen kleinen, roten Keks aus einem Beutel, den er am Gürtel trug und warf ihn zu Plinfa. Der Pinguin fischte den Keks mit einem Sprung aus der Luft und schluckte ihn gierig hinunter, ehe er die Augen schloss, anfing zu wackeln und im Kreis watschelte. Luciel lachte noch einmal auf, ehe er Plinfa zurück in den Ball holte. „Teleya? Ist alles in Ordnung?“ fragte er, als er bemerkte, wie seine Schwester ihn einfach nur mit offenem Mund anstarrte.
„Das... das war...“ begann sie, wusste jedoch nicht, wie sie weitermachen sollte, also ließ sie es bleiben. Sie hatte Luciel noch nie so konzentriert und bei der Sache gesehen, wie eben gerade, als er den Kopien seines Plinfas Anweisungen gegeben hatte. Plötzlich stand der kahlköpfige Mann vor Luciel und funkelte ihn wütend an.
„Ah, hallo... ich hätte dann gerne meine 20.000 Dollar.“ sagte Luciel und streckte seine Hand aus, ehe er kurz den Kopf schüttelte und sagte „Entschuldigung, ich meine natürlich, meine 16.000 Dollar.“
„Vergiss es!“ knurrte der Mann ihn an und ballte die Fäuste.
„Hatte ich mir schon fast gedacht.“ meinte Luciel und rollte mit den Augen. „Darf ich wissen, welche blöde Ausrede du hast, um nicht zu bezahlen?“
„Du hast geschummelt!“ Nun war es an Luciel, den Mann ungläubig anzustarren.
„Ich habe... geschummelt? Kannst du mir bitte sagen, wie man bei einem Pokemonkampf schummeln soll?“
„Dein komisches Pokemon natürlich! Diese Doppelteam Attacke, die war geschummelt! Ich habe den Angriff selber schon einmal verwendet und er ist vollkommen nutzlos!“
„Wenn man zu dämlich ist ihn richtig einzusetzen, dann ja.“ meinte Luciel gelangweilt. Nun reichte es dem Mann endgültig, er holte mit der rechten Faust aus und ließ sie auf Luciels Gesicht zurasen, der hatte jedoch schon damit gerechnet und wich dem Angriff mit einem Schritt zur Seite aus. Der Mann schaffte es gerade noch, verwirrt zu Luciel zu gucken, bevor dieser ihm seine Faust in die Bauchgegend schlug, woraufhin der Mann aufkeuchte und sich zusammenkrümmte.
„Das... wirst du mir...“ begann er, kam jedoch nicht weiter. Luciel war mit einer Drehung in den Rücken des Mannes gelangt und versetzte ihm zwei harte Schläge in die Nieren, ehe er mit einem schnellen Tritt die Beine des Mannes wegfegte. Teleya beobachtete das ganze einfach nur ungläubig, woraufhin Luciel sie anlächelte.
„Komm, lass uns gehen.“ sagte er und setzte sich in Bewegung.
„J-ja... natürlich.“ murmelte Teleya und folgte Luciel, den fluchenden und vor Schmerz stöhnenden Mann ignorierend, der hinter ihnen zurück blieb.


Ein paar Stunden später, die Sonne war bereits hinterm Horizont verschwunden, saßen die beiden gemeinsam am Straßenrand. Sie hatten ein kleines Lagerfeuer angezündet und zwei Schlafsäcke ausgebreitet. Seit der Begegnung mit dem Mann, hatten die beiden nicht mehr miteinander geredet und saßen nun auch schweigend nebeneinander, während Teleya liebevoll durch das Fell ihres Evolis strich.
„Es tut mir leid.“ flüsterte sie plötzlich, an das Evoli gewandt. „Es ist alles meine Schuld.“
„Du kannst nichts dafür.“ warf Luciel ein und saß plötzlich direkt vor ihr, woraufhin Teleya nach hinten zuckte.
„W-was willst du? Wenn du über mich lachen willst, dann...“
„Darf ich mal kurz?“ fragte Luciel und streckte seine Hand nach Evoli aus. Teleya zögerte, nickte dann jedoch. Luciel nahm Evoli in seinen Schoß, dass sich ein wenig ängstlich zusammenkauerte, und hatte plötzlich eine Flasche in der Hand, deren Inhalt er vorsichtig auf das Pokemon sprühte. Als er fertig war, gab er Evoli an Teleya zurück. Diese nahm Evoli in den Arm und starrte Luciel eine Weile an, ehe sich plötzlich Tränen in ihren Augen sammelten und Luciel sich nervös umsah. „Ähm... Teleya? Ist alles in Ordnung? Wenn ich was falsches gemacht habe, will ich mich jetzt schonmal entschuldigen und...“ doch Teleya schüttelte energisch den Kopf.
„Du hast nichts falsch gemacht.“ flüsterte sie und senkte den Blick, während sie Evoli fester an sich drückte. „Es ist nur... ich... ich...“ begann sie, ehe sie Luciel wieder in die Augen sah. „Ich bin eine furchtbare Trainerin, oder nicht? Du hast dieses Machollo so leicht besiegt, aber ich hatte nicht den Hauch einer Chance, alles was ich geschafft habe war es, mein Evoli zu verletzen!“ Luciel zögerte. Wenn er jetzt nichts sagte und ihr zustimmte, dann würde sie vielleicht schon bald ihren unsinnigen Plan aufgeben, und sie könnten zurück nach Prismania City gehen... aber er konnte es einfach nicht ertragen, Teleya so traurig zu sehen, also holte er einmal tief Luft und traf eine Entscheidung, die er wahrscheinlich schon bald bereuen sollte.
„Teleya, höre mir mal zu.“ begann er und tatsächlich schien seine Schwester geneigt zu sein, ihm zuzuhören. „Selbst wenn ich mit deinem Evoli gekämpft hätte, hätte ich gegen diesen Typen verloren, ich wäre auch gegen ihn untergegangen.“ Teleya lachte kurz auf.
„Du lügst! Ich weiß, dass du...“
„Nein, ich sage die Wahrheit. Dein Evoli ist noch jung und unerfahren. Dieses Machollo hatte bestimmt schon dutzende Kämpfe hinter sich, es ist kein Wunder, dass du verloren hast. Außerdem... außerdem war dein Evoli vom Typ her schon unterlegen.“
„Was meinst du damit?“ fragte Teleya und Luciel seufzte.
„Du hast wirklich keine Ahnung von Pokemonkämpfen, kann das sein?“ Teleya zuckte zusammen, sagte jedoch nichts. Sie hielt auch einen gehässigen Kommentar zurück und die Frage, wie viele Kämpfe Luciel denn schon hinter sich hatte. „Dein Evoli ist ein Pokemon vom Typ Normal, während Machollo ein Pokemon vom Typ Kampf ist, Kampfpokemon haben immer einen Vorteil, gegen reine Normalpokemon, so ist der Lauf der Dinge.“
„Oh...“
„Wenn du deinen Pokedex benutzt hättest, um das gegnerische Pokemon zu analysieren, hättest du das auch wissen können.“ fügte Luciel hinzu und Teleya verkrampfte sich. Sie hatte ganz vergessen, dass sie den Pokedex besaß und er befand sich irgendwo, am Boden ihres Rucksacks, tief unter den anderen Sachen begraben.
„Woher weißt du das alles?“ fragte Teleya plötzlich und erwischte Luciel vollkommen auf dem falschen Fuß.
„Was?“
„Ich habe gefragt, woher du das alles weißt.“ sagte Teleya und auf einmal waren die Tränen aus ihren Augen verschwunden und sie schien Luciel mit ihrem Blick zu durchbohren.
„Also... ich ähm... Fernsehen?“ versuchte er es, kam damit jedoch nicht sehr weit.
„Du guckst nie Fernsehen!“
„Ich habe mal den Pokedex studiert?“
„Du hasst diese Dinger!“ Luciel seufzte. Es hatte keinen Sinn und eigentlich hatte er sich schon mit diesem Ablauf der Dinge abgefunden, als er beschloss Teleya aufzumuntern.
„Also gut... die Wahrheit ist, dass ich... ach, verdammt! Papa hat mich früher praktisch dazu gezwungen, Pokemon zu studieren und hat mir alles mögliche über Kämpfe, Typen, Attacken und allen möglichen Unsinn beigebracht!“ entfuhr es Luciel frustriert. „Und du weißt ja, wie ich bin! Ich erinnere mich an allem möglichen Blödsinn, den ich eigentlich nicht brauche... ich weiß also ein wenig, über die Theorie von Pokemonkämpfen.“ die ganze Wahrheit, wollte er Teleya dann doch nicht sagen. „Und... und wenn du willst, wäre es mir eine Freude, dir ein wenig beizubringen... aber nur ein bisschen! Wenn es zu anstrengend wird, werde ich sofort wieder aufhören! Also, was sagst du dazu?“ Er hatte seinen Teil getan, er war freundlich gewesen und ihr Hilfe angeboten. Jetzt war es an Teleya sich über das Angebot zu freuen und dankend abzulehnen, weil sie es alleine schaffen wollte. Luciel vertraute tief und fest in seine Schwester während er sie aufmunternd anlächelte und auf ihre Antwort wartete.
 
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Vanidar

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„Ich...ich ähm...“ Teleya brach ab und schüttelte verwirrt den Kopf, damit hätte sie niemals gerechnet und war im ersten Moment einfach nur sprachlos. Sie hatte immer geahnt das er ein weitaus besserer Trainer war als er zugab, irgendwoher musste die Begeisterung ihrer Eltern ja schließlich kommen, aber das er es zumindest teilweise offen zugab, war etwas zu viel für sie. Um ihre Verwirrung zu überspielen, nutzte sie die Zeit, um ihr Evoli zurückzurufen und den Pokeball in ihrem Rucksack zu verstauen, erst danach antwortete sie zögerlich. „Ich weiß nicht genau was ich dazu sagen soll. D-du bietest wirklich freiwillig an mir zu helfen? Seit wann interessiert es dich, ob ich eine gute Trainerin werde oder nicht?“

„Es gibt nichts auf der ganzen Welt, was wichtiger für mich wäre als dein Erfolg, Teleya.“ Luciel versuchte dabei so aufrichtig wie möglich zu klingen. Es stimmte sogar halbwegs, wenn sie erfolgreich war, hatte sein Vater endlich den Trainer in der Familie den er schon immer wollte und Luciel ließ man in Ruhe. Wenn ihre Eltern sich endlich einmal auf Teleya konzentrierten, würde sein Leben viel angenehmer werden. Außerdem sollte sie in der Arena nicht gnadenlos untergehen, das hatte sie nicht verdient.

„Es ist nett das du mir helfen willst, aber ich denke, dass ich schon zurecht komme.“ antwortete Teleya langsam und nachdenklich, wobei ihr Bruder ein zufriedenes Lächeln unterdrücken musste, auch wenn er etwas verwirrt war „Trotzdem danke für das Angebot und jetzt wird es Zeit schlafen zu gehen, damit wir nicht zu spät aufstehen. Immerhin will ich morgen noch in Fuchsania City ankommen und mir die Safari Zone ansehen, wir brauchen wirklich mehr Pokemon für unseren ersten richtigen Kampf in einer Arena.“

„Moment, stopp.“ Hielt Luciel sie davon ab sich hinzulegen und klang dabei fast schon etwas empört. Er wusste selbst nicht warum, aber etwas an ihrer Antwort störte ihn. Es sah seiner Schwester überhaupt nicht ähnlich sich so ein Angebot entgehen zu lassen, eigentlich müsste sie wie immer jede Gelegenheit ergreifen um ihn zu nerven und tausende Fragen zu stellen. „Das ist alles was du dazu sagst? Einfach nur ´Nein danke, ich komm klar, gute Nacht`?

„So groß war deine Offenbarung jetzt auch wieder nicht. Das du dich mit Pokemon besser auskennst als ich, habe ich bereits bemerkt, als du mich mit einem einzigen Angriff besiegt hast.“ erwiderte sie trocken und kroch in ihren Schlafsack ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Etwas in ihr sperrte sich dagegen seine Hilfe anzunehmen, das wäre fast so etwas wie Betrug. „Aber ich weiß wie sehr du es hasst mir zu helfen oder zu arbeiten oder generell irgendetwas zu tun, also ist es am besten alles zu vergessen was du mir eben gesagt hast. Ich werde mich mit Fragen zurückhalten und vorerst auf mein Pokedex vertrauen. Immerhin will ich ja nicht, dass du dich überanstrengst.“

„Das ist wirklich sehr freundlich und rücksichtsvoll von dir, danke.“ Luciel legte sich hin und es gelang ihm dabei noch immer nicht seine Überraschung zu verbergen.

„Kein Problem.“ flüsterte Teleya schläfrig, bevor sie mit einem erstaunlich hinterhältigen Lächeln noch etwas hinzufügte, was Luciels Herz beinahe dazu brachte für einen Moment auszusetzen „Außerdem sollte ich nicht zu viel von dir verlangen. Du wirst deine ganze Kraft und Energie noch brauchen wenn du in der Arena von Fuchsania City antrittst, also kannst du dich bis dahin ruhig noch etwas ausruhen.“

„Nein.“ erklang es sofort als Antwort und Luciel setzte sich mit einem fast schon panischen Ausdruck im Gesicht auf. Das war also ihr Plan! Sie wollte ihn nur in Sicherheit wiegen, um ihn in eine Falle zu locken.

„Nein? Was meinst du mit nein? Ich dachte du ruhst dich gerne aus.“ erwiderte sie und versuchte dabei so unschuldig wie möglich zu klingen, was ihn nicht gerade beruhigte.

„Ich meinte das mit der Arena! Wieso sollte ich dort kämpfen? Das verstößt gegen unsere Vereinbarung oder hast du die bereits vergessen? Ich bin nur hier weil du mir versprochen hast das ich nicht kämpfen muss und jetzt musste ich bereits am ersten Tag gegen irgendeinen Trainer antreten und soll zusätzlich dazu noch gegen Janina kämpfen? Bist du verrückt geworden!?“

„Gegen den Trainer heute hast du freiwillig gekämpft, niemand hat dich dazu gezwungen. Um genau zu sein, habe ich sogar versucht dich davon abzubringen, aber du wolltest ihn unbedingt besiegen. Du wolltest gegen ihn kämpfen und gewinnen, weil du zeigen musstest wie gut du bist. Du wolltest dich als Trainer vor ihm und mir beweisen und genau deswegen wirst du auch gegen Janina kämpfen, um der Welt zu zeigen wie gut du bist. Nicht wahr, Luciel?“

„Ich bin mir ziemlich sicher das war es nicht, was ich mit dem Kampf heute erreichen wollte...“ murmelte ihr Bruder und wandte den Blick ab, um ihr hoffnungsvolles Antlitz nicht länger ertragen zu müssen. Das sie ihre Worte wirklich zu glauben schien war für ihn das schlimmste. Wenn er jetzt nicht kämpfte, würde er sie enttäuschen, andererseits...das hatte er schon oft genug, auf einmal mehr kam es jetzt auch nicht mehr an.

„Egal warum du heute gekämpft hast, wichtig ist nur, dass du es getan hast und wenn du gegen diesen Typen kämpfen konntest, dann wirst du auch kein Problem damit haben es noch einmal zu tun. Sieh es positiv, immerhin ist es nur Janina. Du kennst sie und hast oft mir ihr trainiert. Denk dir einfach es wäre eine Art Trainingskampf, so wie in der guten alten Zeit und hör auf dir Gedanken darüber zu machen.“

„Ganz sicher nicht. Eher reise ich auf der Stelle zurück nach Prismania City als dass ich...“ Aber viel weiter kam Luciel nicht mehr, denn seine Schwester schloss einfach die Augen und beachtete ihn nicht mehr. „Teleya?“ fragte er unsicher nach, als sie einfach nur lächelte und sich in ihren Schlafsack kuschelte, fast als wäre er überhaupt nicht mehr da „Oh gut, ignoriere mich einfach, sehr erwachsen.“ Ungeduldig stupste er sie an und als sie nicht reagierte versuchte er es etwas fester, aber erreichte damit auch nicht viel mehr. Sie hatte es sich anscheinend in den Kopf gesetzt diese Diskussion nicht jetzt zu führen. „Es ist unmöglich das du schon schläfst, also hör auf so zu tun, damit machst du dich nur selbst lächerlich. Hast du mich gehört?“ Noch immer nichts als Stille, nur unterbrochen von ihrem regelmäßigen Atem und einem gelegentlichen falschen Schnarcher. „Verflucht...von mir aus kannst du ruhig versuchen zu ignorieren was ich sage, aber es wird nichts an meiner Entscheidung ändern. Ich habe keine Lust in den Arenen zu kämpfen oder an der Silberkonferenz teilzunehmen. Wenn du mich deswegen zu dieser Reise gezwungen hast, dann können wir auch gleich wieder umkehren.“ Wie um seine eigenen Worte zu bestätigen, nickte er kurz und ließ sich dann beleidigt in seinen Schlafsack fallen. Dieses kindische Verhalten ging ihm auf den Geist. Was würde sie als nächstes versuchen, die Luft anhalten bis er nachgab und in der Arena antrat? Aber da er wenigstens das letzte Wort in der Diskussion hatte, ging er davon aus das er als Sieger aus dieser Schlacht hervorging, oder so etwas in der Art. Mit einem letzten resignierten Seufzer schlief er ein und hoffte das er morgen wieder in seinem Bett in Prismania City aufwachte.

Kaum hatte er sich hingelegt, öffnete Teleya plötzlich die Augen und funkelte ihn zornig an. Diese Diskussion war noch lange nicht beendet. Zum Glück versuchte Luciel bereits zu schlafen und konnte nicht sehen, wie sie versuchte ihn mit Blicken umzubringen. Sie musste in der Safari Zone wohl dringend ein paar große und brutale Pokemon fangen, die würden ihren Bruder einfach in die Arena schleifen und dazu zwingen sich der Leiterin zu stellen. Sie wartete eine Weile reglos, bis sie sich sicher war das Luciel schlief. Dann krabbelte sie leise aus ihrem Schlafsack und stand so vorsichtig wie möglich auf, obwohl es eigentlich gar nicht nötig war durch ihr kleines Lager zu schleichen. Ihr Bruder besaß einen außergewöhnlich festen Schlaf, wenn er einmal die Augen zugemacht hatte, konnte um ihn herum die ganze Welt untergehen ohne ihn aufzuwecken, trotzdem schlich sie das kurze Stück zu ihren Rücksäcken und warf immer wieder verstohlene Blicke zu ihm herüber, während sie einen Pokeball hervorholte. Erschrocken zuckte sie zusammen als der weiße Blitz aufleuchtete und ihr Evoli erschien, aber Luciel schien wie immer nichts zu bemerken. Evoli setzte sich schläfrig vor sie und blickte Teleya vorwurfsvoll an, bevor es damit begann sich die Vorderpfoten auf die Augen zu legen und alles um sich herum auszublenden.

„Tut mir wirklich leid, Evoli. Ich wollte dich nicht wecken, aber ich kann das nicht machen wenn er zusieht.“ sagte sie so leise wie möglich zu ihrem Pokemon und holte als nächstes das schwarz-silberne Halsband hervor, welches Luciel ihr vor der Abreise geschenkt hatte. Bisher war es irgendwo ganz weit unten in ihrem Rucksack gelandet und sie wollte es eigentlich ignorieren, einfach nur um ihm zu zeigen das er sich ihre Zuneigung nicht so leicht kaufen konnte, aber nachdem er für sie gekämpft hatte wollte sie mal nicht so sein. Außerdem gefiel ihr das Halsband und ihrem Pokemon anscheinend auch, denn kaum schloss es sich um Evolis Hals, als es auch schon viel wacher und aufgeweckter wirkte.

„Es steht dir perfekt.“ flüsterte sie zufrieden und strich Evoli sanft über den Kopf, wofür sie mit einem glücklichen Schnurren belohnt wurde. Sie hätte das Halsband schon früher ihrem Evoli anlegen sollen, aber sie wollte bis vorhin nichts mit seinem Geschenk zu tun haben, oder besser gesagt, sie wollte ihrem Bruder nicht zeigen wie sehr sie es mochte. Es war leichter ihn unter Kontrolle zu behalten, wenn er dachte, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. „Ich hätte nicht gedacht, dass Luciel mir etwas schenken würde, also ein richtiges Geschenk und nicht nur ein bisschen Geld um sein Gewissen zu beruhigen.“ Kurz stahl sich ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen, als sie an den Kampf vorhin zurückdachte. Nicht an ihre Niederlage, sondern daran wie Luciel gewirkt hatte während er kämpfte. Es war, als wäre es in diesem Moment eine gänzlich andere Person, eine die sie deutlich lieber mochte als sein übliches Ich. Hoffentlich würde es in der Arena genauso sein und er gab sich Mühe. „Warum kann er nicht immer so sein? So wie früher, als er sich noch für andere Dinge als faul rumliegen und Mädchen begeistern konnte. Bisher scheint jede einzelne Sekunde die wir zusammen verbringen ihn nur zu nerven, aber diese Reise wird ihm vielleicht helfen wieder so zu werden wie er sein sollte. Der Kampf heute war jedenfalls schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.“

Sie fuhr mit ihren Fingern über das schwarze Leder und musste daran denken wie er am Tag zuvor vom Einkaufen zurückgekommen war. Sofort wurde sie wieder etwas wütend auf ihn. Sie kannte dieses dämliche Grinsen gut genug das er an diesem Abend aufgesetzt hatte. Er war nicht nur einkaufen gewesen, sondern hatte sich anscheinend auch noch von seiner derzeitigen Lieblingsflamme verabschiedet. „Meinst du...meinst du ich hätte mich bei ihm für das Halsband bedanken sollen?“ fragte sie ihr Evoli unsicher, das als Antwort nur ein leises und nicht besonders bedrohliches Knurren hören ließ „Du hast recht, das wäre zu nett gewesen. Er soll ruhig weiterhin spüren was ich von ihm halte, nur dann wird er es sich auch zu Herzen nehmen und etwas ändern, nicht wahr? Aber lassen wir das, ich will dich nicht noch länger mit diesem Unsinn nerven. Schlaf gut, Evoli.“ flüsterte sie noch einmal und schickte es dann zurück in den Pokeball. Wirklich geholfen hatte ihr das Gespräch mit Evoli nicht, aber das war auch nicht weiter überraschend, immerhin konnte das Pokemon nicht antworten, leider. Es wäre viel leichter zu wissen ob sie das richtige tat, wenn sie einen Verbündeten gegen Luciel finden könnte, aber das würde vielleicht alles nur noch mehr ruinieren. Zu Zweit gefiel ihr die Reise sowieso viel besser, Gesellschaft würde nur stören, hoffentlich drängte Janina sich ihnen nicht zu sehr auf. Sie kannte ihren Bruder gut genug um zumindest zu vermuten das er mal etwas mit ihr hatte, aber sicher war sie sich da nicht.

Ohne Luciel aus den Augen zu lassen, legte sie sich wieder neben ihn, rückte ihre gesamte Schlafstätte aber vorher noch ein kleines Stück weiter von ihm weg, schließlich war sie immernoch wütend auf ihn und würde es auch noch eine ganze Weile bleiben. Vielleicht veränderte er sich ja schon, immerhin hatte er heute für sie gekämpft und sie beschützt. Etwas an seinem Blick hatte ihr gefallen. Er hatte sich plötzlich endlich einmal für sie eingesetzt und versucht etwas nettes für sie zu tun, anstatt sie einfach nur zu ignorieren und sich um seinen eigenen Kram zu kümmern. Vielleicht reicht es schon einfach nur Prismania City und seine gewohnte Umgebung zu verlassen, damit er aus seiner Traumwelt aufwachte und begann, sich wie ein vernünftiger Mensch zu benehmen. Kurz überlegte Teleya ob sie vielleicht lieber ein wenig mit Evoli trainieren sollte anstatt zu schlafen, immerhin sollte auch sie in der Arena antreten, aber letztendlich war ihr das nicht so wichtig. Sie wusste dass sie gegen Janina untergehen würde, aber wichtiger war das Luciel gewann. Er war dazu bestimmt ein großer Trainer zu werden, ob er wollte oder nicht und sie würde ihm dabei helfen.


...


Am nächsten Tag kamen sie nach einer weiteren Wanderung in der Safari Zone an. Ihre Pokemon mussten sie am Eingang abgeben und eine Gebühr bezahlen um hier nach Pokemon suchen zu dürfen, außerdem erhielten sie eine begrenzte Anzahl an speziellen Pokebällen, alle anderen durften sie nicht benutzen und man nahm sie ihnen ab. Immerhin war das ganze hier ein Naturschutzgebiet. Es wurde jährlich einer begrenzten Zahl von Trainern Zutritt gewährt und sie hatten Glück dass der Andrang gerade nicht so groß war. Während Teleya nur die Safaribälle und einiges an selbst gemachtem Pokefutter in ihrer Tasche mit sich herumtrug, hatte Luciel sich erstaunlicherweise etwas am Empfang gekauft und trug es freiwillig mit sich herum. Es war eine Angel, nur Köder hatte er keine gekauft, vermutlich weil die Angel nur als Tarnung diente und er nicht plante jemals irgendetwas damit zu fangen.

„Ist es hier nicht großartig?“ fragte Teleya plötzlich, breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis, während sie auf die dunklen, unergründlichen Wälder und nebeligen Bergkämme in der Ferne zeigte. Direkt vor ihnen erstreckte sich ein großer See, umgeben von Wiesen und Wäldern in denen es nur so vor Pokemon wimmelte. Sie waren praktisch überall, man musste nur zugreifen und sie sich schnappen. Allerdings galten die Pokemon hier auch als stark und da man keine eigenen Pokemon mitbringen durfte um gegen sie zu kämpfen, war es nicht möglich sie vor dem Fangen zu schwächen oder zu besiegen. Dadurch wurde es nahezu unmöglich für einen gewöhnlichen Trainer jemals eines der Pokemon zu kriegen, dazu kam noch die absichtlich niedrige Qualität der Safaribälle. Wenn jeder Besucher so viele Pokemon fing wie er wollte, würde es hier bald genauso aussehen wie im Rest des Landes. Teleya atmete tief ein und erfreute sich an der herrlich, reinen Luft, die so ganz anders war als in Prismania City. „Dieser ganze Ort schreit geradezu danach erkundet zu werden. Denk nur an all die Pokemon, die in diesen Wäldern auf uns warten! Es ist so aufregend. Kannst du es nicht auch schon spüren, Luciel?“

„Nein, kann ich nicht.“ antwortete ihr Bruder mürrisch und ließ sich plötzlich neben ihr ins Gras fallen, direkt am Ufer des klaren, tiefblauen Sees. In der Ferne konnten sie sogar Pokemon erkennen die immer wieder durch die Wasseroberfläche traten.

„Ach komm schon, sei nicht schon wieder so negativ. Genieße einfach den Anblick und vor allem diese herrliche Luft. Die Luft ist hier viel reiner und gesünder.“

„Wir sind keine 500 Meter von der Stadt entfernt...“

„Hör auf so ein Spielverderber zu sein, das ist ja unerträglich. Wie kannst du dein lustloses Gerede selbst auf Dauer ertragen? Ich würde verrückt werden, wenn ich den ganzen Tag so viel Unsinn von mir geben würde.“

„Ich versuche einfach nicht hinzuhören.“ murmelte er, legte sich hin und schloss die Augen.

„Gute Idee, sollte ich auch mal versuchen, letztendlich vermiest du mir sowieso nur den ganzen Ausflug mit deinem Gejammer.“ erwiderte sie und versuchte ruhig zu bleiben und sich nicht die Stimmung von ihm vermiesen zu lassen. Dann warf sie einen Blick auf die Angel, welche achtlos im Gras lag und vollkommen vergessen schien. „Ach ja, wozu schleppst du eigentlich diesen ganzen Kram mit dir herum? Was willst du damit machen?“

„Ähm...angeln? Was soll ich sonst damit anfangen, es ist immerhin eine Angel.“

„Aber wenn du angelst, dann kannst du doch gar nicht mit mir nach Pokemon suchen!“ rief sie entsetzt und plötzlich kamen ihr diese Wälder nicht mehr verheißungsvoll und aufregend vor, sondern nur noch gefährlich. Sie hatte am Eingang eine Liste von den Pokemon gesehen die es hier gab. Riesige Insekten die so groß waren wie sie selbst, Taurusherden die alles überrannten was sich ihnen in den Weg stellte und wilde Rizeros die sie mit einem Schlag erledigen konnten. Ihr Bruder konnte doch kämpfen, also würde es ihm nicht so viel ausmachen, aber sie bekam langsam Angst als sie daran dachte alleine in diese Wälder zu gehen. „Komm schon, du kannst doch nicht den ganzen Tag hier herumsitzen während die ganze Safari Zone auf uns wartet. Du bist keine hundert Meter vom Eingang entfernt!“

„Ich weiß, deswegen gefällt es mir hier ja. Ich halte nicht viel davon durchs Unterholz zu kriechen und mich total fertig zu machen nur um irgendein langweiliges Pokemon zu finden.“ meinte Luciel mit einem ausgedehnten Gähnen und ignorierte ihre aufkeimende Panik „Die beste Art und Weise Pokemon zu fangen, ist sie zu sich kommen zu lassen und zu warten. Es gibt hier einige seltene Pokemon in den Seen und Flüssen, ich muss mich nur hier ins Gras legen, es mir gemütlich machen und warten, sehr sehr viel warten, vor allem warten.“

„Solltest du die Angel dann nicht erst mal auswerfen?“ fragte Teleya misstrauisch und fand das er nicht besonders produktiv aussah.

„Mhm, was? Oh, ach so ja, natürlich. Daran hatte ich gar nicht gedacht...“ Und zwar mit Absicht nicht. Wenn er die Angel auswarf, bestand die Gefahr das tatsächlich ein Pokemon anbiss und dann war er gezwungen aufzustehen um es zu verjagen, oder zu fangen. Ächzend richtete Luciel sich auf, schnappte sich die Angel, legte sie an den Rand des Sees und ließ die Angelschnur im Wasser baumeln. „Hast du dir eigentlich schon einen Plan überlegt um ein Pokemon zu fangen?“ fragte er so vorsichtig wie er konnte nach, während er es sich wieder auf der Wiese gemütlich machte. Eigentlich war es am besten so wenig wie möglich über ihre Pläne zu wissen, dann kam er gar nicht erst in Verlegenheit ihr helfen zu müssen.

„Natürlich habe ich das. Hier, sieh dir das an, meine Geheimwaffe.“ grinsend öffnete Teleya eine gelbe Tasche, in der sie ihre Pokebälle und Tränke mit sich herumtrug, doch diesmal war sie bis oben hin gefüllt mit irgendwelchen Schachteln in denen sich genug Pokemonfutter sammelte um die halbe Safari Zone satt zu bekommen „Das beste Pokemonfutter der ganzen Welt. Es ist so gut, dass mein Evoli sich vorhin sogar geweigert hat es zu essen damit keiner meiner Köder verschwendet wird, denn damit werde ich dutzende Pokemon fangen und zwar noch bevor du ein einziges am Haken hast.“

„Lass mich raten, du hast das Futter selbst gemacht?“

„Ja, klar habe ich das. Während du nach unserer Ankunft in Fuchsania nur im Pokemoncenter geschlafen hast, habe ich mich vorbereitet. Dieses ganze gekaufte Fertigzeug ist doch viel zu ungesund und außerdem haben die Pokemon hier in der Safari Zone sicherlich etwas höhere Ansprüche als ein Rattfratz das sich den ganzen Tag durch den Müll wühlt. Sieh dich doch nur mal um!“ Schon wieder breitete sie die Arme aus und meinte ihm den Ort zeigen zu müssen den er selber sehen konnte und von dem er nicht besonders beeindruckt war, Bäume, Wasser und Steine konnte er überall und jederzeit sehen. „Dieser ganze Ort ist ein einziges Paradies für Pokemon. Denkst du ein Pokemon das hier aufwächst und lebt gibt sich mit billigem Essen zufrieden? Nein! Sie brauchen etwas ganz besonders, nur dann werden sie unvorsichtig und lassen sich freiwillig von mir fangen um noch mehr von dem tollen Futter zu kriegen.“

„Ahhh...na dann, viel Glück.“ Das war alles was Luciel dazu zu sagen hatte, dann verstummte er und döste vor sich hin. Teleya wartete noch kurz und blieb unschlüssig neben ihm stehen. Es wäre ihr wirklich lieber nicht alleine in den Wald zu gehen, aber ihr blieb wohl keine andere Wahl. Letztendlich gewann die Wut über ihren Bruder gegen die Angst vor den wilden Pokemon und sie machte sich einfach auf den Weg. Während sie zwischen den Bäumen hindurchging, verteilte sie immer wieder kleine Portionen ihres Pokefutters. Auf dem Rückweg würde sie sicher dutzenden Pokemon begegnen die sich alle um ihre Köder scharten.

Nach einer Weile blieb sie stehen und ein überglückliches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Auf einer kleinen Lichtung, direkt vor ihr, stand ein Tauros. Das Stierpokemon graste gemütlich vor sich hin ohne sie zu beachten. Die meisten Pokemon hier hatten sich an die menschlichen Besucher gewöhnt und ignorierten sie. Safaribälle waren zwar lästig, aber wenn man keine Lust hatte sich fangen zu lassen, dann war es meistens leicht sich aus ihnen zu befreien. Teleya jedenfalls konnte ihr Glück kaum fassen. Das Tauros sah prächtig aus. Es war fast größer als sie, hatte seidiges, glänzendes Fell und die weißen Hörner blitzten im Sonnenlicht hell auf. Nicht nur das ihr neues Tauros ein wahres Prachtexemplar war, es befand sich auch noch alleine hier. Es war selten das man eines dieser Pokemon alleine und so unvorsichtig antraf, normalerweise sammelten sie sich zu großen, unaufhaltsamen Herden gegen die man unmöglich ankämpfen konnte, aber ein Tauros alleine war vielleicht leichte Beute. Teleya nahm eine Plastikschachtel mit dem Futter heraus und stellte sie vorsichtig am Rand der Lichtung ab, bevor sie so schnell sie konnte in den Wald zurücksprang und von dort aus erwartungsvoll beobachtete wie das Pokemon sich dem Futter zögerlich näherte. Zu Teleyas Überraschung und Freude machte es sich gierig über ihr Futter her und verschlang es. Schnell holte sie einen der Safaribälle hervor und machte sich bereit ihr erstes wildes Pokemon zu fangen. Plötzlich stieß es einen geradezu erbärmlichen Laut aus, begann am ganzen Körper zu zucken und dann gaben letztendlich die Beine unter dem Tauros nach, knickten einfach kraftlos ein. Träge kippte es zur Seite um, schlug auf dem Boden auf und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Schockiert starrte sie das Tauros an, bevor sie den Safariball mit rotem Gesicht wieder einsteckte. Teleya entschloss sich dafür so zu tun, als wäre das niemals passiert und trat langsam den Rückzug an.

Auf ihrem weiteren Weg verzichtete sie darauf Futter auszustreuen und wurde immer verzweifelter. Gerade wollte sie sich schon auf den Rückweg machen, als ein weiteres Pokemon vor ihr auftauchte, oder eher vor ihr aufragte. Inzwischen befand sie sich nicht mehr in dem Wald, sondern schon am Fuß des Gebirges und auf dem felsigen Boden erwartete sie ein großes, graues Pokemon auf zwei Beinen, das sie prüfend zu mustern schien. Es war das größte Pokemon das sie bisher gesehen hatte, bestimmt fast zwei Meter groß und doppelt so breit wie Luciel. Anstatt einfach vorzustürmen und einen Ball zu werfen, kramte sie erst einmal in ihrer Tasche umher. Sie hatte aus ihrem Fehler gelernt und trug es jetzt immer griffbereit mit sich herum. Wenn Luciel keine Lust darauf hatte ihr menschliches Pokedex zu sein, dann blieb ihr keine andere Wahl als auf diese stumpfe Maschine zu vertrauen.

Rizeros – Die weiterentwickelte Form eines Rihorn. Es ist als das Bohr-Pokémon bekannt. Sein großes Horn verleiht ihm eine außergewöhnliche Angriffskraft.“

„Außergewöhnliche Angriffskraft, ja?“ Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf Teleyas Lippen als sie sich diese Worte auf der Zunge zergehen ließ. Vorsichtig, ohne das riesige Pokemon aus den Augen zu lassen, holte sie einen der Safariball hervor, bei dessen Anblick das Rizeros begann ihr den Rücken zuzuwenden. Verdutzt ließ Teleya den Arm sinken. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit dass sie das Rizeros einfach ignorierte. Eine Weile verharrten sie beide so, bis es der Trainerin reichte. Sie ließ sich nicht von einem Pokemon ignorieren! Ohne nachzudenken griff sie sich einen herumliegenden Stein und warf ihn mit voller Kraft gegen den Rücken des Rizeros. Sofort erklang wütendes Geknurre, aber noch schien es die ganze Sache aussitzen zu wollen. Erst als Teleya den nächsten Stein warf drehte es sich endlich zu ihr und funkelte das Mädchen aus zornigen, gelben Augen an. Aus irgendeinem Grund mit sich selbst zufrieden, lächelte Teleya das hasserfüllte, riesige Rizeros an und streckte ihm den Safariball entgegen.

„Ruhig Blut, alles ist gut, niemand wird dir etwas tun. Lass dich bitte einfach von mir fangen, ja? Dann können wir Freunde werden und gemeinsam viele Abenteuer erleben, klingt das nicht toll?“ Das Rizeros ließ ein verächtliches Schnauben ertönen, bevor es kurz den massigen Fuß hob und ihn dann so fest es konnte auf den Boden krachen ließ. Der Boden unter Teleya begann plötzlich zu beben und Steine lösten sich von der Felswand, um auf sie niederzuregnen. Schützend hob sie die Arme über den Kopf und konnte spüren wie die scharfkantigen Steine über ihre Arme schrammten und den Stoff zerschnitten. Mit einem überraschten Aufschrei verlor Teleya das Gleichgewicht als die Erde erneut begann unter den mächtigen Schritten des Erdpokemons zu erzittern. Der Safariball flog ihr aus der Hand und zerschellte an den Felsen, während sie zu Boden ging und wartete bis das die Erdbebenattacke des Rizeros vorbei war. Das Pokemon dagegen ignorierte Beben und Steinhagel einfach und kam langsam auf sie zu. Mit einem wütenden Brüllen senkte es den Kopf, so dass das spitze, gefährliche Horn auf seiner Nase direkt in Teleyas Richtung zeigte. Die Trainerin riss entsetzt die Augen auf, als das massige Rizeros auf sie zugestürmt kam. Schnell rappelte sie sich hoch, sprang auf die Beine und raste in Richtung Wald davon. Kaum hatte sie den nahen Waldrand passiert, als sie auch schon hinter sich das Splittern von Bäumen hörte, die dem Rizeros und seinem Horn im Weg gestanden hatten.

Irgendwann gab das Rizeros die Verfolgung auf und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Berg, den Wald mochte es sowieso nicht und das nervtötende kleine Menschlein hatte hoffentlich seine Lektion gelernt. Schwer atmend und mit brennenden Lungen, ließ Teleya sich in das Gras fallen, aber eine lange Auszeit blieb ihr nicht vergönnt. Direkt vor ihr erhob sich ein neues Pokemon aus dem Unterholz des Waldes, es war eine Art grünes Insekt mit langen, scharfen Klauen, die es dem Mädchen entgegenstreckte. Diesmal versuchte sie gar nicht erst das Pokemon zu fangen oder nachzusehen ob es gefährlich war, sie sprang einfach auf und rannte weiter durch den Wald. Das Sichlor machte sich daran ihr zu folgen, nicht um ihr etwas zu tun, sondern weil er das panische Mädchen irgendwie interessant fand. Normalerweise versuchten die Menschen sofort Bälle auf ihn zu werfen, aber sie schien anders zu sein. Vielleicht wusste sie gar nicht wie selten er war? Das seltsame Verhalten von Teleya machte dem armen Pokemon zu schaffen und es heftete sich weiterhin an ihre Fersen.

Als sie nahe des Ausgangs aus dem Wald brach und wieder an dem See ankam, schreckte sie damit ihren friedlich schlafenden Bruder auf und Luciel starrte sie erst einmal verwirrt an. Sie sah furchtbar aus. Zweige, Blätter und kleine Steinchen hatten sich in ihren Haaren verfangen. Ihre Kleidung war schmutzig und an den Ärmeln von Rissen überzogen. Nach der erschöpften Teleya, kam ein Sichlor aus dem Wald und beachtete ihn gar nicht, sondern verfolgte weiter seine Schwester. Es schien Teleya zu mögen...vielleicht wollte es an ihr aber auch nur seine Sicheln ausprobieren. Luciel sprang auf, schnappte sich seine eigene Tasche und warf dem verwirrten Sichlor kurzerhand einen Safariball an den Kopf, die schnellste Möglichkeit um es in die Flucht zu schlagen. Die meisten Pokemon rannten weg nachdem sie sich einmal aus einem der Bälle befreit hatten, aber Luciels Plan ging nicht ganz auf. Der Pokeball leuchtete kurz auf, wackelte ein paar mal hin und her, und blieb dann ruhig im Gras liegen. Teleya sah verwirrt auf die Stelle, an der eben noch das Sichlor gestanden hatte. Das durfte nicht wahr sein, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war den ganzen Tag durch diesen Wald gekrochen und hatte sich mit den Pokemon angelegt und Luciel musste nur kurz einen Ball werfen und...und das wars?

„Alles in Ord...“ Ihr Bruder brach ab, als hinter ihm die Angel begann vor sich hin zu zucken. Er hatte sie zwischen zwei Steinen verkeilt und den ganzen Tag missachtet, immerhin benutzte er nicht einmal Köder! Welches Pokemon war schon dumm genug anzubeißen wenn es nichts zum anbeißen gab!? Luciel versuchte die zuckende Angel einfach zu ignorieren, aber das ungeduldige Starren seiner Schwestern zwang ihn nach einer Weile dazu sich in Bewegung zu setzen. Mit einem kurzen, leichten Ruck flog ein Dratini aus dem Wasser und landete vor ihnen auf der Wiese. Da er noch immer Teleyas Blicke im Nacken spüren konnte, nahm Luciel sich einen weiteren Safariball. Lustlos warf er ihn auf das Dratini, in der Erwartung das es sich sowieso befreite und dann einfach verschwand, aber das tat es nicht. Genau wie zuvor schon das Sichlor ergab es sich seinem Schicksal und blieb in dem Ball. Luciel warf seiner missmutig dreinblickenden Schwester einen entschuldigenden Blick zu, während er die beiden Pokebälle einsammelte.

„Ähm...ich schätze ich habe ein paar neue Pokemon. Geht es dir gut? Du siehst furcht...ähm, ich meinte du siehst etwas mitgenommen aus.“ versuchte er ihre miese Laune etwas zu bessern und hoffte kurz darauf dass sie sich über seinen Fang freuen würde, aber stattdessen verzog sie das Gesicht.

„Ich fasse es nicht. Du hast den ganzen Tag nichts anderes gemacht als hier zu liegen und zu schlafen, aber trotzdem zwei seltene Pokemon gefangen, während ich nichts erreicht habe außer meine Sachen zu ruinieren und mir fast sämtliche Knochen zu brechen.“ Luciel fühlte sich tatsächlich etwas schuldig, als sie ihren wütenden Blick aufgab und ihn stattdessen fassungslos und verletzt anstarrte „Wie machst du das? Verrat mir dein Geheimnis, irgendetwas musst du doch gemacht haben!“

„Da gibt es nicht viel zu verraten, ich schätze das ich einfach nur Glück habe, mehr nicht.“ plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein erwartungsvolles Lächeln auf Luciels Lippen, er wusste wie er sie wieder aufheitern konnte „Aber ich glaube langsam färbt etwas von meinem Glück auf dich ab, dreh dich mal um.“

„Wozu? Das ist doch alles so sinnlos. Ich werde es niemals schaffen ein Pokemon zu fangen, ich bin einfach ein hoffnungsloser Fall. Naja, wenigstens hast du etwas gefangen. Lass uns von hier verschwinden.“

„Ähm, Teleya?“ fragte er vorsichtig nach, aber wurde weiterhin ignoriert. Seine Schwester hatte, bevor sie losmarschiert war, einige ihrer todbringenden Köder hier in der Nähe ausgelegt und gerade in diesem Moment fraß sich ein kleines, graues Nidoran fröhlich durch genau diese Köder durch. Zwei hatte es schon eilig verputzt ohne dabei Schaden zu nehmen, ein gutes Zeichen.

„Am besten ich werfe meine Pokebälle einfach weg und versuche es nur mit Evoli, immerhin kann es mir nicht mehr entkommen egal wie sehr es mich hasst und es ist zu klein um mich zu töten, also...“

„Dreh dich endlich um, bitte.“

„Hör auf mich andauernd zu unterbrechen, Luciel!“ rief Teleya verzweifelt und warf neidische Blicke auf die Pokebälle in seinen Händen „Merkst du nicht das ich gerade ein riesiges Problem habe? Wie soll ich eine Trainerin werden wenn alle Pokemon mich entweder töten wollen oder an meinem Essen sterben? Was haben die Pokemon nur gegen mich? Von dir lassen sie sich freiwillig fangen und mich wollen sie in Grund und Boden stampfen oder in Stücke schneiden.“

„Ok, jetzt reicht es mir endgültig.“ er ging auf Teleya zu, packte sie an den Schultern und drehte sie um, damit sie aufhören konnte in Selbstmitleid zu zerfließen „Da, siehst du das? Das ist ein Nidoran und es wartet nur darauf von dir gefangen zu werden. Es liebt sogar dein Essen...wie auch immer das möglich sein kann.“ Vermutlich lag es daran das Nidoran ein Giftpokemon war und sich daher keine großen Gedanken um seine Gesundheit machte, vielleicht war es auch einfach nur so vollgepumpt mit Gift, das etwas mehr Gift nicht mehr viel ausmachte. So oder so, es schien Teleyas Essen wirklich zu lieben und stürzte sich voller Freude darauf. Mit unglaublicher Geschwindigkeit hatte es den ersten Köder gefressen und sprang zum nächsten, ohne sich dabei um die beiden Trainer zu kümmern oder auch nur daran zu denken auf der Hut zu sein.

„Ach, das ist doch sinnlos.“ murmelte Teleya, als sie sah wie das kleine Pokemon sich über ihre Köder hermachte „Es wird sich einfach befreien und am Ende habe ich nur noch einen weiteren Pokeball verschwendet. Lass uns einfach gehen, ja? Noch so eine Demütigung vertrage ich heute nicht.“

„Versuch es einfach, komm schon. Wir müssen die restlichen Safaribälle sowieso wieder abgeben, also was solls? Hast du heute überhaupt schon einen Pokeball geworfen?“

„N-nein...nein, das habe ich nicht.“ erklang es leise und beschämt von Teleya. Irgendetwas war vorher immer schiefgegangen. Langsam nahm sie sich einen weiteren Safariball aus ihrer Tasche und entschloss sich dazu es wenigstens zu versuchen. Den ersten Ball warf sie daneben...aber ähm, lasst uns lieber nicht über die Bälle reden die ihr Ziel verfehlten, sondern über den einen der traf! Denn sehr zu ihrer, und auch Luciels, Überraschung, brach das gefräßige Nidoran nicht sofort wieder aus dem Ball hervor, sondern schien es sich darin gemütlich zu machen. „E-es bleibt drin! Es hat sich von mir fangen lassen, hast du das gesehen, Luciel? Ich habe es geschafft! Ich habe mein erstes Pokemon gefangen! Hast du das gesehen? Es war genauso wie bei dir und so...leicht. Kein Wunder das sogar du es geschafft hast.“

„Glückwunsch, das hast du gut gemacht. Siehst du? Es war doch ganz einfach.“

„Was kann es? Was für ein Typ ist Nidoran und welche Attacken kann es einsetzen? Na los, spann mich nicht so lange auf die Folter, sag es mir endlich!“ bestürmte sie ihn aufgeregt mit Fragen, sobald sie den Pokeball eingesammelt hatte und so aussah, als würde sie ihn niemals wieder loslassen.

„Ähm...frag am besten einfach dein Pokedex, ja?“

„Aber ich dachte du weißt so viel über Pokemon und...“

„Und ich dachte du willst mich nicht mit Fragen nerven, sondern es aus eigener Kraft bis zur Silberkonferenz schaffen. Was ist aus dem geworden was du gestern Abend noch gesagt hast? Ich dachte ich soll mich schonen und ausruhen, damit ich für meinen großen Kampf bereit bin.“

„Meinetwegen, dann benutze ich halt meinen Pokedex wenn du keine Lust hast mir zu helfen.“ murmelte Teleya beleidigt vor sich hin und holte ihr Pokedex hervor.

Nidoran♀. Der Giftdorn ist sehr wirkungsvoll für seine Größe, aber das Horn ist kleiner als bei den Männchen.“

„Wahnsinn...wie unglaublich nützlich. Jetzt weiß ich alles was es jemals über dieses Pokemon zu wissen gab...“ Teleya schloss langsam ihr Pokedex und widerstand gerade so dem Drang dieses Stück Metallschrott wegzuwerfen „Dieser Pokedex ist doch vollkommen überflüssig! Er hat mir nichts gesagt was ich nicht selbst sehen kann! Dieses Pokemon hat ein kleines Horn und ist klein, vielen Dank auch. Und dieses Ding soll das gesammelte Wissen der Pokemonforschung beinhalten? Das soll die große und geniale Erfindung sein, die in der Lage ist die Welt zu revolutionieren? Wenn ja, dann frage ich mich was die Pokemon Forscher den ganzen Tag überhaupt machen. Sich Pokemon ansehen und versuchen das vollkommen Offensichtliche aufzuschreiben?“

„Nidoran ist ein Giftpokemon. Es kann außerdem noch eine einfache Kampfattacke einsetzen und die ganzen Dornen die von seinem Körper abstehen sind giftig, wodurch jede Attacke mit Körperkontakt noch viel wirkungsvoller ist als normalerweise, selbst ein einfacher Tackle von einem Nidoran kann dem Gegner schon ernsthaft Schaden zufügen.“ Luciel seufzte kurz, als er sich schweren Herzens dazu überwand die Rolle des Pokedex einzunehmen. Er war ehrlich gesagt etwas erleichtert. Es gab in der Safari Zone viele Pokemon die sich nur schwer kontrollieren und zähmen ließen. Die meisten Menschen glaubten es reichte aus ein Pokemon in einen dieser Bälle zu sperren und es wurde sofort zum Kuscheltier, aber ein aufgebrachtes Rizeros würde seine Schwester vermutlich in Grund und Boden stampfen anstatt sich Befehle erteilen zu lassen. Mit einem Nidoran ließ sich nicht viel falsch machen, vor allem die weiblichen Nidoran galten als pflegeleicht und gute Anfangspokemon. „Es gibt zwei Formen von dem Pokemon. Die männlichen haben ein größeres Horn und sind rosa, während die weiblichen so aussehen. Welche Fähigkeiten genau dein neues Pokemon hat, wirst du erst herausfinden, wenn du es in einem Kampf einsetzt, oder eine Weile mit ihm trainiert hast, aber vermutlich wird es im Moment sogar stärker sein als dein Evoli. Die Pokemon aus der Safari Zone sind recht stark, die gute Umgebung und die Ruhe sorgen dafür dass sie sich prächtig entwickeln. Vermutlich kann es sogar schon die ein oder andere Giftattacke einsetzen, aber das wird sich wie gesagt erst zeigen wenn du es probiert hast. Reicht dir das?“

„Ja, vielen Dank.“ antwortete sie und strahlte dabei übers ganze Gesicht „Nur noch eine einzige Frage. Ist es ein seltenes Pokemon?“

„Nicht wirklich, man findet es so ziemlich überall. Sieh mal, dahinten ist eine ganze Herde von Nidoran. Ich glaube es ist das häufigste Pokemon in der ganzen Safari Zone und...hörst du mir eigentlich noch zu?“

„Ich habe ein Pokemon gefangen.“ flüsterte Teleya zu sich selbst und beachtete ihn gar nicht weiter. Ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, während sie den Blick kaum noch von ihrem Pokeball abwenden konnte. Es fühlte sich toll an. Vielleicht war diese ganze Trainersache doch etwas für sie. „Ich habe mein erstes Pokemon gefangen, ganz alleine. Oh, ich kann es kaum erwarten mein Nidoran auszuprobieren, hoffentlich mag es mich und ist stark genug um die Arenaleiterin zu beeindrucken.“

„Wir werden sehen. Janina setzt ebenfalls Gitfpokemon ein, also bist du immerhin nicht im Nachteil ihr gegenüber. Es wird derjenige gewinnen, der seine Pokemon und deren Fähigkeiten am besten einzusetzen weiß.“ Gegen seinen Willen stahl sich ein Lächeln auf Luciels Lippen, als er zusah wie sie den Pokeball umklammerte wie einen Schatz und ihn mit leuchtenden Augen ansah. Irgendwie beneidete er sie dafür ein wenig, für ihren Ehrgeiz und die Leidenschaft mit der Teleya sich jeder noch so unwichtigen Kleinigkeit widmete. Sie hatte gerade ein Pokemon gefangen das man so ziemlich überall finden konnte und das gleichzeitig das einzige nicht seltene Pokemon der gesamten Safari Zone war, aber das alles störte seine Schwester nicht weiter. Sie war so stolz auf sich, als hätte sie gerade Mew gefangen. Er dagegen kümmerte sich nicht groß um sein Sichlor und Dratini. Diese Pokemon zu besitzen war...nett, aber mehr auch nicht, es versetzte ihn nicht wirklich in Hochstimmung oder würde ihn dazu bringen vor Freude einen Pokeball zu umarmen. Letztendlich brachten diese zwei neuen Pokemon nur noch mehr Verantwortung und Arbeit mit sich, vor allem das Dratini würde sich als schwierig erweisen. Im Moment wirkte es vielleicht noch wie ein kleiner, harmloser Wurm, aber Drachenpokemon verursachten meistens nichts als Ärger. „Also dann, wollen wir endlich von hier verschwinden? Ich denke mehr Pokemon fangen wir heute sowieso nicht mehr.“

„Mhm, was?“ Teleya gelang es endlich sich von ihrem Pokeball loszureißen und blinzelte ihn verwirrt an. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie einfach nur dagestanden und ihren Fang bewundert hatte, aber hinter den Bergen ging bereits die Sonne unter und es war sowieso schon am späten Nachmittag gewesen als sie in der Safari Zone ankamen. „Ah ja, richtig. Wir müssen einen Ort finden an dem wir übernachten können. Ich glaube das ich auf dem Weg hierher etwas passendes gesehen habe. Am besten wir gehen erst mal zurück zum Pokecenter. Aber vorher müssen wir noch in den Zoo!“

„Muss das unbedingt sein? Wir haben doch schon den ganzen Tag in der Safari Zone Pokemon gesehen. Wozu müssen wir uns jetzt noch mehr davon ansehen?“

„Weil er gleich neben der Zone ist und ich ihn sehen möchte? Vielleicht sehen wir ein paar niedliche Pokemon die ich mir als nächstes fangen werde. Bisher habe ich mir noch gar nicht überlegt was für Pokemon ich einsetzen will.“ ihr Bruder schüttelte lächelnd den Kopf und wollte gerade seine Angel einsammeln, als sie plötzlich stockend fortfuhr „W-warte, Luciel.“

„Was ist denn jetzt noch? Wenn wir noch in den Zoo wollen müssen wir uns beeilen bevor es Dunkel wird und sie schließen. Außerdem brauchen wir noch ein Zimmer, es sei denn du willst in der Eingangshalle des Pokecenters übernachten.“

„Ich werde versuchen mich zu beeilen, versprochen. Weißt du, bis eben, habe ich nicht daran gedacht wirklich eine Laufbahn als Trainerin einzuschlagen. Ich dachte nur das diese Reise gut für dich wäre und dafür deinen faulen Hintern endlich einmal hochzukriegen und etwas nützliches zu tun.“ offenbarte sie ihm, was er ohnehin schon längst wusste „Aber jetzt, will ich es. Ich will eine Trainerin werden, die Arenaleiter besiegen und an der Silberkonferenz teilnehmen. Ich werde mein Evoli und Nidoran solange trainieren bis sie jedes andere Pokemon auf der Welt übertreffen! Du hast mich heute schon zum zweiten Mal besiegt indem du mehr Pokemon gefangen hast, aber das werde ich nicht länger auf mir sitzen lassen. Bis heute war es für mich nichts weiter als ein Spiel Trainerin zu werden, aber ab jetzt, herrscht Krieg zwischen uns und auch wenn du die ersten Schlachten für dich entscheiden konntest werde ich am Ende gewinnen.“

„Großartig...“ murmelte Luciel, während sie fröhlich an ihm vorbei eilte und ihre Begegnung mit den Pokemon der Safari Zone weit hinter sich ließ. Teleya steigerte sich langsam mehr und mehr in eine Art Pokemonhype hinein, was ihm nicht gefiel. Jetzt hatte er einen Rivalen und Rivalen zu haben war anstrengend. Diese Reise brachte ihm nichts als Unglück.


...


Gelangweilt lehnte Luciel an einer Wand in der Eingangshalle des Pokemoncenter und passte auf ihr Gepäck auf. Gerade als er schon einschlafen wollte, betrat eine gut gelaunte Teleya den Eingangsbereich. Müde war er trotzdem noch, so viel Zeit unterwegs und an der frischen Luft war er nicht gewöhnt, es wurde Zeit das er sich wieder in seine Spielhalle, irgendeine Bar oder die Wohnung einer Freundin verzog und dort niemals wieder wegging.

„So, es ist alles geregelt.“ begann Teleya lächelnd und zeigte ihm einen Schlüssel „Ich habe uns ein Zimmer in dem kleinen Hotel weiter die Straße runter gesichert. Es ist wirklich schön dort, naja, abgesehen von den ganzen Giftpokemon die überall herumlungern. Was haben die Leute hier nur mit diesen furchtbaren Dingern?“ fragte Teleya nachdenklich und ignorierte dabei das sie selbst inzwischen auch eines besaß.

„Ganz toll und ich bin sicher du hast viel zu viel Geld dafür ausgegeben.“ brummte Luciel mürrisch vor sich hin. Er machte sich nichts aus seinem Geld, immerhin lag es die meiste Zeit eh nur sinnlos herum, aber seine Ersparnisse nahmen in beängstigendem Tempo ab und dabei ging ihre Reise erst zwei Tage! Er wollte sich schon den Schlüssel schnappen, als ihm etwas an ihren Worten auffiel. „Moment, sagtest du gerade ein Zimmer? Und wo soll ich schlafen? Auf der Straße vor dem Hotel?“

„Mach dich nicht lächerlich, ich habe natürlich auch an dich gedacht. Es ist ein Doppelzimmer, mit zwei Betten, aber wenn du lieber auf der Straße übernachten willst lässt sich das sicherlich einrichten.“

„E-e-ein Doppelzimmer?“ sofort war Luciel wieder hellwach und wirkte fast so entsetzt wie Teleya als sie vor dem Rizeros geflohen war „Aber wieso!? Womit habe ich das verdient? Ich dachte wir vertragen uns endlich besser, immerhin habe ich dir heute geholfen ein Pokemon zu fangen und habe sogar angeboten dir Informationen zu geben und dich zu unterstützen! Warum musst du mir so etwas antun? Hasst du mich so sehr das du mich vernichten willst?“

„Empfindest du es wirklich als furchtbare Strafe mit mir in einem Zimmer zu schlafen und in meiner Nähe sein zu müssen?“

„Ja, natürlich. Nichts gegen dich, Teleya, aber ich kann schlecht zu einem hübschen Mädchen sagen ´Willst du mit auf mein Zimmer kommen? Ach ja, meine Schwester ist auch da, aber ignoriere sie einfach`.“

„Findest du mich etwa so unerträglich das du es nicht aushältst in meiner Nähe zu sein?“ Teleya ging unsicher ein paar Schritte auf ihn zu und sah ihn aus großen Augen an in denen sich bereits die ersten Tränen sammelten „H-h-hasst du mich, Onii-chan?“

„Nein, natürlich nicht...“

„Gut, dann hör auf zu jammern und finde dich damit ab.“ plötzlich klang Teleya wieder normal und grinste ihn frech an, während sie ihm den Schlüssel zuwarf.

„Weißt du, wenn du jedes mal die niedliche kleine Schwestern Karte ausspielst, funktioniert sie irgendwann nicht mehr und ich wollte doch nur wissen warum wir nicht zwei Zimmer nehmen, das ist alles. Warum brauchen wir unbedingt ein Doppelzimmer?“

„Ganz einfach, damit ich auf dich aufpassen kann und du uns nicht in irgendwelche Schwierigkeiten bringst. Außerdem ist es besser so für die armen Frauen hier in Fuchsania.“

„Sagtest du nicht das ich auf dieser Reise viele hübsche Mädchen und Trainerinnen kennenlernen würde?“

„Ja, das habe ich gesagt und du darfst auch jederzeit zu diesen Mädchen gehen, in deiner Freizeit.“

„Ah und wann genau ist diese ´Freizeit`?“

„Wenn du deinen ersten Arenakampf gewonnen hast natürlich.“

„Warum stößt du mir nicht hier und jetzt ein Messer in die Brust wenn du mich so gerne leiden siehst? Bring es einfach hinter dich und beende es wenigstens schnell.“

„Stell dich nicht so an, es wird bestimmt lustig, so wie am Lagerfeuer wenn wir draußen übernachten oder so wir früher, als wir noch kleiner waren. Du kannst mir bis spät in die Nacht tolle Geschichten erzählen oder mir alles erklären was du über Pokemon weißt. Danach erzähle ich dir was ich in der Safari Zone erlebt habe und du berichtest mir von deinem Tag, von deinen Gefühlen, den Gedanken die dich beschäftigen und von deinen Träumen.“

„Wann um alles in der Welt habe ich jemals mit dir über so etwas geredet?“

„Als du noch nicht so ein gelangweilter Idiot warst.“ fuhr sie ihn wütend an und schnappte sich den Schlüssel wieder, sie brauchte etwas Zeit ohne ihn, ansonsten würde seine negative Ausstrahlung sie noch umbringen, sie brauchte erst einmal eine Dusche und etwas Ruhe „Und jetzt hör auf dich zu beschweren, ansonsten schläfst du wirklich noch auf der Straße.“

„Du weißt schon noch das ich unser Zimmer bezahle, oder?“ fragte Luciel vorsichtig nach, aber hatte bereits aufgegeben. Seine Schwester besaß einen außergewöhnlich festen Schlaf, wenn sie einmal die Augen zugemacht hatte, konnte um sie herum die ganze Welt untergehen ohne sie aufzuwecken. Es würde ihm sicher leicht fallen sich einfach hinauszuschleichen und zu verschwinden, um zu tun was immer er wollte. „Was solls, meinetwegen.“

„Gut, warum nicht gleich so?“ damit drehte sie sich um und wollte verschwinden, aber schon nach wenigen Schritten drehte sie sich zu ihm um und funkelte ihn an „Ach ja, noch etwas. Morgen gehen wir zur Arena und zwar gemeinsam. Ich habe es gestern Abend ernst gemeint. Du wirst gegen die Arenaleiterin antreten und dir ebenfalls deinen ersten Orden verdienen, darauf bestehe ich.“

„Du kannst bestehen worauf immer du möchtest, es wird nichts daran ändern das ich mich weigere gegen Janina zu kämpfen.

„Damit habe ich schon gerechnet. Was solls, dann lässt du mir keine andere Wahl und ich muss dich zu deinem Glück zwingen.“

„Ach? Und wie genau willst du das anstellen?“

„Wenn du dich weigerst morgen zu kämpfen, werde ich für den Rest der Reise keine Sekunde mehr von deiner Seite weichen. Ich werde jedem Mädchen auf das du triffst klar machen was für ein Mistkerl du bist und das es sich mit dir nichts als Ärger einhandelt und falls doch einmal eine sich nicht davon abschrecken lässt werde ich dich einfach verfolgen, damit du keine Gelegenheit erhältst mit ihr alleine zu sein.“

„Was solls, dann gehe ich einfach wieder zurück nach Hause. Ich muss diese Reise nicht unbedingt machen, immerhin hatte ich von Anfang an keine Lust darauf. Viel Spaß noch und schick mir irgendwann mal eine Postkarte, ja?“

„Wenn du jetzt gehst, dann werde ich dich nach Prismania verfolgen und alle deine Exfreundinnen zu dir führen. Ich finde dich immer, ganz egal wie gut du dich versteckst und das weißt du auch. Und wage es ja nicht absichtlich zu verlieren, ich bin nicht dumm. Wenn du die Leiterin nicht besiegst, wirst du genauso bestraft, also streng dich gefälligst an. Hast du das verstanden, Luciel?“

„Übertreibst du nicht langsam etwas, Teleya? Ich bin sicher wir können das alles auch friedlich klären, ohne auf solche brutalen Methoden zurückgreifen zu müssen.“

„Kämpfe morgen einfach in der verdammten Arena und gewinne, ansonsten wirst du niemals wieder in deinem Leben ein Mädchen anfassen oder eine ruhige Sekunde haben, das schwöre ich dir.“ zischte sie ihn an und warf ihm noch einen letzten, vernichtenden Blick zu „Ich warne dich. Versuch ja nicht abzuhauen, ich behalte dich im Auge.“

„Wenn es dich glücklich macht mich zu überwachen dann tu dir keinen Zwang an.“ meinte Luciel leichthin und zeigte deutlich das er ihre Drohung nicht ernst nahm. Stattdessen wandte er sich einer Gruppe Reisender zu, zu der auch einige junge Mädchen gehörten und beobachtete sie mit einem verträumten Ausdruck im Gesicht „Und jetzt entschuldige mich, ich habe eine Verabredung mit diesen hinreißenden Augen die mich schon die ganze Zeit anstarren.“

„Eingebildeter Idiot.“ murmelte Teleya leise vor sich hin und ihre Augen verengten sich zu zornigen Schlitzen, als sie mit ansah wie er sogar Erfolg damit hatte die Aufmerksamkeit der Reisenden zu erregen. Genau deshalb brauchten sie ein gemeinsames Zimmer. Sie wusste das er schon sehr viele Freundinnen hatte und noch sehr viele mehr finden würde während dieser Reise, aber es regte sie trotzdem auf. Für so etwas hatte er Zeit, aber nicht dafür sich auf den Arenakampf vorzubereiten. Teleya schüttelte entnervt den Kopf und ließ ihn im Pokecenter zurück. Sollte er halt machen was er wollte, Hauptsache er kniff morgen nicht sobald sie in der Arena waren.

„Verzeih mir die Störung.“ erklang eine schleimige Stimme direkt neben ihr sobald sie das Pokecenter verlassen hatte. Teleya blieb stehen und wusste nicht ob sie bei dem seltsamen Anblick des Mannes lachen sollte oder ob es unhöflich wäre. Er war recht klein, sogar noch kleiner als sie. Er trug ein weißes Stirnband und ein einfaches Hemd in der selben Farbe. In den Armen hielt er einen großen, roten Fisch mit geradezu riesigen Augen der wild umher zappelte und versuchte sich aus dem Griff des Mannes zu befreien „Aber ich konnte nicht übersehen das du eine Pokemon Trainerin bist. Damit habe ich doch recht oder etwa nicht?“

„Ja, das haben Sie. Wieso?“ fragte Teleya misstrauisch und wich ein Stück zurück als der seltsame Fisch noch stärker zu zappeln begann und Wasser verspritzte „Ist das etwa ein Fisch?“

„Fisch!?“ der Mann klang verblüfft, fast schon beleidigt „Nein, das ist kein einfacher Fisch! Es ist ein Karpador. Eines der machtvollsten Pokemon unserer Zeit. Sag bloß du erkennst es nicht?“

„T-tut mir leid.“ antwortete Teleya und kam sich mal wieder einfach nur dumm vor, sie hatte keine Ahnung von Pokemon und ihr Pokedex lag bei ihrem Gepäck, aber vermutlich hätte der Pokedex ihr eh nur gesagt das es ein rotes Fischpokemon war „Ich bin noch nicht sehr lange Trainerin und kenne noch nicht alle Pokemon. Ich wollte eures wirklich nicht beleidigen, ich bin sicher Ihr habt es hervorragend trainiert.“

„Oh, keine Sorge. Es ist nicht wirklich mein Pokemon. Ich bin nämlich kein Trainer.“ meinte der Mann und lächelte freundlich, womit er ihr zu verzeihen schien, was Teleya erleichtert aufatmen ließ „Ich bin ein Karpadorhändler. Wir verkaufen in der ganzen Welt diese herrlichen Pokemon aus unserer berühmten Zucht, damit eines Tages jeder Mensch in der Welt sich an einem eigenen Karpador erfreuen kann! Es ist das gefragteste Pokemon unter den besten Trainern der Welt. Es tut eher mir leid, ich hätte wissen müssen das eine Anfängerin nichts damit anfangen kann.“

„A-also ich habe schon von Karpadors gehört und davon wie toll sie sind, so ahnungslos und unerfahren bin ich nicht.“ log Teleya, damit er sie nicht für eine blutige Anfängerin und Närrin hielt „Und soll das heißen es ist zu verkaufen? Wirklich?“

„Gut erkannt, junge Dame. Eine so kluge und begabte Trainerin ist mir bisher noch nie begegnet.“

„Wie viel kostet es? Ich muss es unbedingt haben! Nennen Sie mir bitte einen Preis, ich bin bereit alles zu zahlen, ganz egal was!“ Teleya hatte keine Ahnung was ein Karpador war, aber sie brauchte auch ein drittes Pokemon, dann hatte sie ihren Bruder eingeholt und sie waren wieder gleich auf. Im Moment gewann er einfach alles, ihre Kämpfe und die Jagd nach neuen Pokemon. Außerdem fürchtete sie sich inzwischen etwas vor der Arenaleiterin. Seit sie vorhin beschlossen hatte eine richtige Trainerin zu werden, plagten sie Zweifel ob sie es nicht vielleicht doch lieber bleiben lassen sollte, aber dieses Karpador konnte dafür sorgen das sie sich in der Arena sogar noch besser schlug als ihr Bruder, viel besser. Vielleicht gewann sie sogar gegen die Leiterin, während er hoffnungslos unterging. Dann würde er endlich erkennen das er mehr an sich arbeiten musste und das sie keine Katastrophe als Trainerin war.

„Oh, ich verstehe, du möchtest genau dieses Karpador haben. Das ist allerdings ein kleines Problem, denn dieses Karpador hier ist unser Aushängeschild, aber ich besitze noch andere, gewöhnlichere, die du jederzeit haben kannst. Sie sind nicht so stark verglichen mit unserem Prachtexemplar, aber dafür auch deutlich billiger und sollten ausreichen, um dich zu einer noch besseren Trainerin zu machen.“ Der Händler tat so als würden ihn die Worte des Mädchens vollkommen kalt lassen, aber seit er gehört hatte das ihr der Preis egal war, schlug sein Verkäuferherz so hoch wie noch nie zuvor. Der eigentliche Preis für eines seiner Karpadors betrug 500 Pokedollar und selbst das war schon nichts weiter als pure Abzocke. Karpadors gab es in jedem Gewässer der Welt, vermutlich lebten diese nutzlosen Viecher sogar in den meisten Pfützen und warteten nur darauf ahnungslose Trainer zu nerven, die sich auf gute und nützliche Pokemon gefreut hatten. „Wenn du willst, kann ich dir unsere anderen Angebote zeigen. Dieses Karpador dagegen steht leider nicht zum Verkauf. Es ist etwas besonderes, musst du wissen. Ich würde es niemals einem einfachen Trainer überlassen, das wäre unverantwortlich.“

„Etwas besonderes?“ hauchte Teleya und sah das Karpador aus einem völlig neuen Blickwinkel. Ihre blauen Augen wurden immer größer und sie sah es verträumt an, ein besonderes Pokemon, das war es was sie brauchte um Luciel zu übertreffen. In der Zwischenzeit kam der Händler sich bei dem Anblick fast schon ein bisschen schuldig vor, aber nur fast.

„Dieses Karpador, stammt von einem ganz besonderen Karpador ab. Der Vorfahr dieses Pokemon gehörte der Gewinnerin der aller ersten Silberkonferenz. Sie hat es im Finale eingesetzt und das Dragoran ihres Gegners mit einer einzigen vernichtenden Attacke bezwungen. Ein atemberaubendes Schauspiel.“ erklärte der Verkäufer mit grenzenloser Begeisterung und riss Teleya sofort mit, genau so ein Pokemon brauchte sie „Nach der Meisterschaft ließ sie es frei, damit es ein Leben in Frieden und Freiheit genießen konnte, denn es hatte für den Rest seines Lebens bereits genug Kämpfe austragen müssen. Dieses prachtvolle Pokemon hier, ist ein direkter Nachfahre des legendären Karpadors, des Championkarpadors. Wer immer eines dieser seltenen Pokemon erhält, wandelt von dem Zeitpunkt an auf den Spuren eines Champions, denn es wird einen von Sieg zu Sieg tragen, egal ob es ein einfacher Pokemonkampf, eine Arena oder eine Meisterschaft ist, mit diesem Karpador kann man unmöglich verlieren.“

„Das Pokemon eines Champions?“

„Ja, ganz genau, und dieses Karpador steht seinem ruhmreichen Vorfahren in nichts nach, es ist sogar noch mächtiger.“ Ein heftiger Ruck lief durch das Karpador und es glitt ihm aus den Fingern. Schnell hob er es wieder auf und hielt es mit Mühe und Not davon ab wieder davon zuspringen. Er hasste Karpadors, sie gingen ihm auf die Nerven und ganz besonders dieses hier, im Prinzip log er sogar kaum, es war wirklich ein besonderes Karpador, ein besonders nerviges. Der Händler räusperte sich kurz bevor er fortfuhr und hoffte das dieses dumme Pokemon jetzt wieder mitspielte „Ähm...und auch leidenschaftlicher, aber für eine talentierte Trainerin wie dich dürfte es sicher kein Problem sein das Feuer in diesem Karpador zu bändigen und zu einem rasenden Feuersturm zu bündeln der die Gegner hinwegfegt. Ich denke wenn du dich dieser Aufgabe gewachsen fühlst, könnte ich es dir unter Umständen verkaufen, auch wenn mir das Herz schwer wird bei dem Gedanken daran mein geliebtes Karpador zu verlieren. Denkst du, dass du in der Lage bist ein Karpador zu trainieren?“

„Natürlich, das würde ich locker schaffen, ich bin schwierige Pokemon gewöhnt. Mit einem Karpador werde ich schon fertig, außerdem liebe ich Herausforderungen. Erst vorgestern habe ich ein Evoli gezähmt und zwar ganz alleine.“

„Oh ja, von diesem furchterregenden Pokemon habe ich auch schon gehört. Es gibt kaum etwas das so gefährlich ist wie ein wildes, untrainiertes Evoli. Brutale Bestien wenn sie nicht von der starken Hand eines fähigen Trainers gebändigt werden.“ Evolis konnten höchstens mit einem töten und das war pure Niedlichkeit. „Wie ich sehe bist du wirklich fest entschlossen. Also gut, es soll dir gehörten für sagen wir...“ er betrachtete sie abschätzend und versuchte herauszufinden wie hoch er den Preis ansetzen konnte bevor sie sich betrogen fühlte, aber dann erinnerte er sich an ihr strahlendes Gesicht als er von dem Karpador für Champions geredet hatte und die Entscheidung fiel ihm umso leichter „Sagen wir so um die 20.000 Pokedollar, aber nur weil ich eine große Zukunft für dich und dieses Karpador sehe. Es ist mein bestes Angebot, ehrlich gesagt mache ich dabei sogar kaum Gewinn, es ist fast als würde ich mich selbst bestehlen.“

„Warten Sie bitte einen Moment, bleiben sie genau hier, ich bin gleich wieder da.“ antwortete sie aufgeregt und sprang zurück zur Tür des Pokecenters. In der Eingangshalle angekommen, fand sie ihren Bruder noch immer an der selben Stelle, an der sie ihn verlassen hatte, noch immer damit beschäftigt die Mädchen anzusehen. „Was genau machst du da eigentlich, Luciel? Ist das deine Taktik? Sie anstarren bis sie aus Mitleid zu dir kommen?“

„Pssst, sei still. Du unterbrichst mich nur und ich muss mich konzentrieren.“

„Du kannst sie anstarren so lange du willst, davon werden sie sich auch nicht plötzlich unsterblich in dich verlieben.“ eines der Mädchen winkte ihm vorsichtig zu und an ihrem Augenaufschlag konnte Teleya erkennen das er irgendwie doch erfolgreich war, nur rumzustehen und gut auszusehen schien bei ihm zu reichen „Egal, lassen wir das lieber. Ich brauche etwas Geld. Kannst du mir ein bisschen leihen?“

„Mhm, was? Ja ja, kein Problem.“ Luciel kramte beiläufig in einer seiner Taschen umher und ließ ein paar Münzen in ihre erwartungsvoll ausgestreckten Hände fallen, bevor er wieder damit begann ihre Anwesenheit auszublenden „Hier bitte, kauf dir davon ein schönes, großes Eis und jetzt lass deinen großen Bruder bitte alleine, bevor seine Beute noch anfängt dich für seine Freundin zu halten und das Interesse an ihm verliert oder denkt er würde fremdgehen.“

„Aber das tust du, und zwar ständig!“
„Ja, ja, aber das müssen sie ja nicht wissen, noch nicht. Sie werden es sowieso noch früh genug herausfinden. Und jetzt verschwinde. Wenn ich meine Karten richtig ausspiele, kriege ich mindestens zwei von ihnen noch bevor du mich zwingst schlafen zu gehen.“

„Mindestens zwei? Bist du da nicht etwas zu optimistisch? Hallo? Luciel?“ Als sie nach einigen Minuten noch immer keine Antwort erhalten hatte zupfte sie an seinem Ärmel herum um seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Karpadorproblem zu richten „Luciel?“

Nach einer Weile sah Luciel sie genervt aus den Augenwinkeln an und verdrehte die Augen, als er ihre entschlossene Miene sah. Eines Tages würde er lernen sich gegen ihre Sturheit zu wehren, er wusste nur noch nicht genau wie er das anstellen sollte. „Du bist ja immer noch hier...“

„Ja, das bin ich, gut erkannt.“ zischte sie mit geballten Fäusten „Und das Geld reicht nicht, ich will mir etwas kaufen und du fängst mit dem Geld sowieso niemals irgendetwas vernünftiges an, also stell dich nicht so an und gib es mir einfach. Luciel? Luciel!“ Als er ihr noch immer keinerlei Aufmerksamkeit schenkte, hakte sie sich kurzerhand bei ihm ein und lehnte sich an seine Schulter. Ohne auf seinen verwirrten Blick zu achten, legte sie ihren Kopf auf seinen Arm und funkelte die Mädchen so lange an, bis sie lustlos abzogen, ohne Luciel noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

„W-was sollte das gerade?“ fragte er, nachdem es ihm endlich gelungen war sich wieder zu fangen. Hastig befreite er seinen Arm und stolperte ein paar Schritte zurück bevor er sie wütend anzischte „Du hast mir damit den ganzen Abend ruiniert! War das wirklich nötig?“

„Das war es, ansonsten hättest du mich noch ewig ignoriert und ich habe nicht mehr so viel Zeit. Wenn du mir nicht sofort das Geld gibst, verschwindet dieses tolle Angebot vielleicht einfach oder jemand anders schnappt es sich. Bitte, du musst mir dabei helfen. Wenn ich mir diese einzigartige Chance entgehen lasse, dann werde ich das mein ganzes Leben lang bereuen!“

„Also gut, wenn ich dann endlich wieder meine Ruhe haben darf.“

„Wurde aber auch Zeit.“ murmelte Teleya, als wäre es selbstverständlich das er ihr nachgab und sein Geld mit ihr teilte, was ihr einen missgelaunten Blick von Luciel einbrachte. Langsam wurde sie ihm etwas zu dreist. „Also dann, ich brauche 20.000 Dollar und zwar in Bar, er nimmt glaube ich keine Karten als Bezahlung an.“

„20.000? Wofür brauchst du denn so viel Geld? Das ist fast so viel wie unsere gesamten Reisevorbereitungen mich gekostet haben, willst du mich ruinieren?“ desinteressiert sah er sie an, er hätte auch 200.000 bezahlt wenn sie ihn dafür in Ruhe seiner Arbeit nachgehen ließ, aber er wollte wenigstens wissen für was sie sein Geld rauswerfen wollte „Außerdem, wer genau ist ´er` eigentlich und wofür verlangt er so einen übertriebenen Preis?“

„Der Preis ist ganz sicher nicht übertrieben! Und jetzt hör auf so ein Geizkragen zu sein. Ich kann es dir nicht sagen, ansonsten ist es ja keine Überraschung mehr!“ Teleya streckte fordernd ihre Hand aus und sah ihn ungeduldig an, während sie unruhig von einem Bein aufs andere trat „Gib mir einfach deine Karte und ich gehe schnell zu einem Geldautomaten, deine Geheimzahl kenne ich sowieso auswendig.“

„Woher!?“

„Du bemerkst es vielleicht nicht, aber ich weiß alles über dich, vor mir kannst du keine Geheimnisse haben. Und jetzt gib sie mir endlich, bevor er weg ist. Wenn ich diese Chance verpasse, dann werde ich dir das niemals verzeihen, Luciel.“

„Meinetwegen, wenn es dir so unendlich wichtig ist. Hier und jetzt lass mich endlich in Ruhe.“

„Danke. Ich bin gleich wieder da.“ Damit zischte sie davon und fand den Händler zum Glück schnell wieder. „Ich habe das Geld!“ rief sie ihm zu, woraufhin er kurz zusammenzuckte und sich ängstlich umsah. Er konnte es im Moment nicht gebrauchen das sich irgendwer in sein Geschäft einmischte und dem Mädchen klarmachte das kein Karpador der Welt so viel Geld wert war. Mit einem zufriedenen und breiten Lächeln im Gesicht hielt sie ihm die Geldscheine entgegen. „Hier, ganz genau 20.000 Pokedollar.“

„Wow...“ Wow ist die naiv, schoss es dem Verkäufer durch den Kopf. Er hatte schon an viele Leute Karpadors verkauft, aber noch niemals so erfolgreich. Davon hätte sie 50 oder noch mehr dieser nutzlosen Fische haben können, aber es schien sie nicht weiter zu stören, dass er sie gerade ausnahm, im Gegenteil, sie sah ihn voller Vorfreude an und konnte es kaum erwarten ihr Karpador in den Händen zu halten. Der Händler räusperte sich kurz nervös und legte ihr das Karpador in die ausgestreckten Arme, während er mit zitternden Händen das Geld entgegennahm. „Ähm...danke dass Sie sich dazu entschieden haben eines unserer ultimativen und legendären Karpadors zu kaufen. Ich bin sicher Sie werden mit ihrem neuen Pokemon mehr als zufrieden sein und es wird viele Kämpfe für Sie gewinnen. Also dann, viel Glück in der Arena.“ Damit machte er sich so schnell er konnte aus dem Staub und ließ eine verblüffte Teleya zurück. Vermutlich fiel es ihm so schwer sich von seinem Championkarpador zu trennen. Teleya lächelte ihr neues Pokemon an, das sie aus diesen riesigen Fischaugen anstarrte und bisher noch nichts beeindruckendes tat, aber das würde es sicher noch. Es war erstaunlich schwer und groß wie ihr jetzt auffiel. Das Pokemon musste drei mal so groß sein wie ihr Evoli und sie hatte Mühe die glitschigen Schuppen nicht die ganze Zeit im Gesicht zu haben. Mit dem legendären Karpador im Arm machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Bruder. Sie konnte es kaum erwarten sein beeindrucktes Gesicht zu sehen wenn sie ihm ihr neues Pokemon zeigte. Es würde ihn umhauen und grün werden lassen vor Neid, vor allem wenn er erfuhr wie billig sie es bekommen hatte.
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 4 – Enter the ninja!

Als Teleya wieder ins Pokemoncenter kam, stand Luciel in einer Ecke des Raums, lehnte an der Wand und war gerade dabei zu telefonieren, sehr zu Teleyas Überraschung. Er hatte zwar ein Handy, aber soweit sie wusste, benutzte er es so gut wie nie, wozu auch? Es gab eh nicht wirklich jemanden, mit dem er sprach. Luciel lachte gerade über etwas, dass sein Gesprächspartner gesagt hatte und öffnete gerade den Mund, um zu antworten, als er Teleya bemerkte, die mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht auf ihn zuging. Sein Lächeln verblasste und er seufzte kurz. Seine Schwester trug ein Karpador in ihren Armen und sah so glücklich aus, als wenn sie gerade die Silberkonferenz gewonnen hätte, weshalb Luciel bereits schlimmes ahnte.
„Tut mir leid, ich muss auflegen. Ich glaube, meine Schwester hat irgendeinen Fehler gemacht oder etwas dummes angestellt.“ murmelte er so leise, dass Teleya, die immer näher kam, ihn nicht hören konnte. Er hörte noch eine Antwort und lächelte schwach. „Ich werde daran denken.“ meinte er, wieder lauter, als Teleya direkt vor ihm anhielt und ungeduldig darauf wartete, dass er aufhörte zu telefonieren. „Also gut, bis später.“ sagte Luciel, legte auf und steckte das Handy in seine Tasche.
„Wer war das?“ fragte Teleya neugierig.
„Och, niemand besonderes.“ antwortete Luciel ausweichend und wandte den Blick ein wenig ab, woraufhin Teleya ihn zwar kurz, misstrauisch ansah, dann jedoch zu dem Schluss kam, dass ihr großer Erfolg weit wichtiger war, als das Telefongespräch ihres Bruders.
„Ist ja auch egal, schau mal, was ich gekauft habe!“ sagte sie, mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und drückte das Karpador beinahe in Luciels Gesicht. Dieser erstarrte, er hatte schon so etwas in die Richtung befürchtet.
„Wenn du sagst, 'gekauft'...“ begann er vorsichtig und schluckte. „Wie viel hast du ausgegeben?“
„Es war ein wahres Schnäppchen! Ich habe das Karpador hier für nur 20.000 Dollar bekommen!“ verkündete sie so voller Stolz, dass es Luciel schwer fiel, sich nicht für seine kleine Schwester zu freuen, aber zumindest einer von ihnen musste die Rolle des vernünftig denkenden Menschen übernehmen, auch wenn es Luciel nicht gefiel, derjenige zu sein. Vernünftig zu denken war immer so schrecklich anstrengend, weshalb er auch die meiste Zeit nichts weiter tat, als faul herumzuliegen.
„Teleya...“ sagte er und versuchte so nett wie möglich zu sein, auch wenn er sich genervt die Augen rieb.
„Ja?“
„Du machst Witze... oder? Du hast nicht wirklich 20.000 für ein Karpador bezahlt.“
„Doch.“ meinte sie und nickte, sie wusste, Luciel würde beeindruckt sein, wenn er erfuhr, wie billig sie das Pokemon gekriegt hatte.
„Wo ist meine Karte?“
„Was? Oh, natürlich, hier.“ Teleya gab Luciel die Karte zurück, ehe sie einen Pokeball nahm und Karpador in sein neues Zuhause steckte. „Vielen Dank nochmal dafür, Onii-chan.“ Bei so viel Begeisterung und Fröhlichkeit in ihrem Gesicht, fiel es Luciel äußerst schwer, Teleyas Träume zerplatzen zu lassen, aber es musste sein. Er war ihr großer Bruder und es war seine Pflicht auf sie aufzupassen und dazu gehörte nun einmal auch, sie auf ihre Fehler hinzuweisen... leider.
„Schön und gut, aber dir ist schon bewusst dass... na ja, dass Karpador ein verdammt nutzloses Pokemon ist, oder?“
„Wovon redest du?“ fragte Teleya verwirrt. „Das ist nicht irgendein Karpador! Es stammt von einem wahren Championkarpador ab, dass einst während der Silberkonferenz ein mächtiges Dragoran besiegt hat!“ erklärte sie ihrem Bruder voller Enthusiasmus, der bei so viel Naivität nur mit dem Kopf schütteln konnte.
„Du hast dich reinlegen lassen.“ meinte er seufzend und deutete auf den Pokeball, in den sie das Karpador geschickt hatte. „Karpador gehört zu den schwächsten Pokemon die es gibt, es hätte selbst mit einem Raupy Probleme. Wenn du Glück hast, kann es Tackle, aber wahrscheinlich wird es die meiste Zeit nicht mehr tun, als nutzlos vor sich hin zu zappeln und dich frustrieren... ist etwas, Teleya?“ Nun war es an Luciel verwirrt zu sein, als er sah, wie Teleyas Grinsen immer breiter wurde.
„Nein, nein, alles in Ordnung. Ich verstehe schon.“ sagte sie und nickte wissend.
„Wirklich? Weil ich glaube, dass du überhaupt nicht verstehst, was ich...“
„Du bist neidisch.“ verkündete sie, trat einen Schritt nach vorn und legte ihrem Bruder eine Hand auf die Schulter. „Du wünschst dir doch, dass du derjenige gewesen wärst, der die Chance gehabt hätte, das Karpador zu kaufen.“
„Was? Nein, ich...“
„Schon gut, ich kann dich verstehen. Aber wenn du mich lieb fragst, leihe ich dir mein Karpador vielleicht einmal aus.“ sagte Teleya und Luciel machte das, was er am besten konnte, er gab auf. Er hatte über die Situation nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass es weit anstrengender wäre, Teleya davon zu überzeugen, dass sie über den Tisch gezogen worden war, als einfach solange mitzuspielen, bis sie es selber merkte. Und wenn man bedachte, wie nutzlos Karpador eigentlich war, dürfte letzteres nicht lange dauern.
„Mach doch was du willst.“ murmelte Luciel, was Teleya allerdings nicht hörte.
„Was hast du gesagt?“
„Nichts, es freut mich, dass du so viel... ähm, Erfolg hattest und jetzt auch noch ein Karpador zu deiner Sammlung gehört. Ich bin mir sicher, du wirst Janina in der Arena vollkommen überraschen.“ 'Mit deiner Naivität' fügte er in Gedanken hinzu und dachte an das Telefonat von eben zurück. Er war sich erst nicht sicher gewesen, aber jetzt, wo Teleya anscheinend auch noch mit dem nutzlosesten Pokemon der Welt in die Arena marschieren wollte, fühlte er sich darin bestätigt, das richtige zu tun. So halbwegs zumindest. „Wollen wir dann zum Hotel gehen?“ fragte er und Teleya nickte. Gemeinsam verließen sie das Pokemoncenter und gingen die Straße hinunter, in Richtung Hotel. Fuchsania City war keine besonders große Stadt, sie war weit kleiner als zum Beispiel Safronia oder Prismania. Trotzdem gab es hier einige Hotels, denn es gab immer viele Touristen hier, die sich den Pokemonzoo, oder die Safari Zone ansehen wollten. Viele von ihnen waren nichtmal Trainer und wollten gar keine Pokemon fangen, sondern nur einige dieser seltenen Wesen in freier Natur betrachten. Nachdem sie eine Weile gegangen waren, begann Teleya immer wieder nervöse Blicke auf Luciel zu werfen und öffnete ein paar mal den Mund, wie um etwas zu sagen, ließ es dann jedoch bleiben. Schließlich seufzte er und drehte sich zu seiner kleinen Schwester um. „Was gibt es, Teleya?“
„Hm? Was meinst du?“ fragte sie, nicht gerade überzeugend, was Luciel sie auch mit seinem Blick wissen ließ. „Also gut. Da wir ja beide Morgen in der Arena kämpfen werden, wollte ich mich ein wenig vorbereiten.“
„Klingt nach einer guten Idee.“ sagte Luciel desinteressiert, während er noch immer überlegte, wie er sich vor dem Arenakampf drücken konnte, ohne dass Teleya ihm sein Leben zur Hölle machte.
„Finde ich auch, ich wollte vor allem herausfinden, was Janina so für Pokemon einsetzt und was sie können... und da kommst du ins Spiel.“ Luciel versuchte, die erwartungsvollen Blicke seiner Schwester zu ignorieren. Reichte es ihr nicht, dass sie ihm den Abend ruiniert hatte? Musste sie ihn jetzt auch noch mit ihren Fragen auf die Nerven gehen? „Komm schon, Luciel.“ sagte sie und begann ungeduldig, an seinem Ärmel zu zupfen. „Du hast immerhin mal mit ihr trainiert, du kannst mir doch bestimmt sagen, was sie für Pokemon hat und wie sie kämpft, oder?“
„Ähm ja... trainiert.“ Luciel lächelte nervös. Sie hatten zwar tatsächlich trainiert, aber die meiste Zeit war Luciel damit beschäftigt gewesen, Janina hinterher zu rennen und ihr zu helfen, weil sie mal wieder irgendetwas angestellt hatte. Sie war schon immer recht aufgedreht und lebensfroh gewesen, wahrscheinlich war es ihr deswegen gelungen, Luciel dazu zu überreden, ein wenig mit ihr und ihrem Vater zu üben. „Weißt du, die meiste Zeit haben wir nicht mit Pokemon trainiert.“ versuchte Luciel sich irgendwie aus der Sache zu winden, aber Teleyas Blick ließ keinerlei Zweifel offen, dass sie ihn solange befragen würde, bis er ihr die Antwort gab, die sie haben wollte. Also ergab er sich seinem Schicksal und seufzte. „Aber gut, wenn du es unbedingt wissen willst. Sie benutzt drei Pokemon. Ein Golbat, ein Smogmog und ein Omot.“ sagte er und hoffte, das würde Teleya reichen, aber natürlich war dem nicht so.
„Und weiter?“
„Wie 'und weiter'?“
„Na was wohl? Was sind das für Pokemon? Wie kämpfen sie und was können sie? Ich muss so viel wie möglich wissen, wenn ich in der Arena bestehen will!“
„Golbat ist vom Typ Gift und Flug, Omot Käfer und Gift und Smogmog ist ein reines Giftpokemon. Golbat und Smogmog dürften für dein Nidoran keine besonders große Bedrohung sein... allerdings weiß ich nicht, wie stark es ist. Jedenfalls solltest du dich vor Omot in acht nehmen, es kann nämlich Psychoattacken benutzen und die sind für ein Nidoran äußerst gefährlich.“


Luciel zuckte kurz mit den Schultern. „Mehr kann ich dir aber auch nicht sagen. Ich habe noch nie gegen Janina gekämpft und weiß daher nicht, wie sie ihre Pokemon einsetzt. Aber ich bin mir sicher, du schaffst es schon irgendwie. Du hast zwar kaum Erfahrung als Trainerin, aber dafür machst du das ganze mit... ähm, Kampfgeist und Enthusiasmus wieder wett.“ Er glaubte zwar nicht wirklich selbst an das, was er sagte, aber das musste Teleya ja nicht wissen.
„Hm, glaubst du, Evoli wird in der Arena zurechtkommen?“ fragte sie und schien ein wenig nervöser zu werden. Anscheinend dachte sie noch immer an den Kampf von Gestern und daran, wie ihr Evoli vom Machollo zusammengeschlagen wurde.
„Vielleicht. Es wird jedenfalls keine Kampfattacken geben und ich habe in Prismania genug Gegengifte gekauft, um zehn mal gegen Janina zu kämpfen. Von daher dürfte Evoli also keine langfristigen Verletzungen erleiden, selbst wenn du verlieren solltest. Trotzdem würde ich dir empfehlen, Evoli vorher zumindest noch ein wenig zu trainieren, oder es im Kampf nicht einzusetzen. Immerhin ist es noch ziemlich jung und unerfahren.“ Womit es eigentlich perfekt zu Teleya passte, wenn er genauer darüber nachdachte. Teleya sagte nichts weiter dazu, sie schien tief in Gedanken versunken zu sein und dachte wahrscheinlich über den bevorstehenden Kampf nach. Kurz darauf erreichten sie das Hotel, wo alles ohne Probleme vonstatten ging und sie schnell auf ihr Zimmer kamen, welches sich im ersten Stock, gleich nach der Treppe befand. Es war ein relativ kleines Zimmer, mit zwei Betten, einem Bad, einen Tisch und ein paar Stühlen. Außerdem gab es einen kleinen Fernseher und Luciel musste zugeben, dass es recht gemütlich aussah, auch wenn ihm eine kleine Abstellkammer mit Bett deutlich lieber gewesen wäre, solange er dort alleine schlafen konnte. Oder besser gesagt, nicht alleine, aber auch nicht mit seiner Schwester in einem Zimmer. Er ließ ein leises Seufzen hören, während er seinen Rucksack abstellte. Es hatte keinen Sinn, sich über die Sache den Kopf zu zerbrechen, es würde ihm eh nicht helfen. Gelangweilt warf Luciel sich auf eines der betten und begann, die Decke anzustarren, woraufhin Teleya ihn vorwurfsvoll ansah.
„Solltest du nicht lieber trainieren?“ fragte sie, woraufhin Luciel sie ein wenig verwirrt ansah.
„Trainieren? Warum?“
„Für den Arenakampf natürlich! Du kannst doch nicht einfach so faulenzen und erwarten, dass alles super funktioniert! Du musst gut vorbereitet sein, und...“
„Trifft das nicht auch auf dich zu?“ fragte er und Teleya verstummte.
„Was meinst du?“
„Du wirst immerhin gegen Janina kämpfen.“ sagte Luciel, und vermied dabei wohlweislich das Wort 'auch' zu benutzen.
„Ach... das. Kein Problem, ich brauche mich nicht vorzubereiten, ich schaffe das schon! Immerhin habe ich jetzt ein Karpador!“ verkündete sie voller Stolz und Luciel zuckte mit den Schultern.
„Wenn du meinst.“ damit war das Gespräch für ihn beendet und er schloss die Augen. Teleya warf ihm zwar noch kurz einen wütenden Blick zu, legte sich dann jedoch auf ihr Bett und schaltete den Fernseher ein.

Ein paar Stunden später war es draußen dunkel geworden und Teleya schlief bereits tief und fest in ihrem Bett. Sie drehte sich gerade um und murmelte etwas im Schlaf, als Luciel die Augen aufschlug und sich aus seinem Bett erhob. Er streckte sich kurz und beobachtete Teleya eingehend, um sicher zu sein, dass sie auch wirklich schlief. Dann stand er auf, streifte sich eine dünne Jacke über und griff nach den Pokebällen, die auf seinem Nachttisch lagen ehe er, mit einem letzten, prüfenden Blick zu Teleya, den Schlüssel nahm und das Zimmer verließ. Kaum war er im Gang des Hotels, atmete er erleichtert auf und griff in seine Jackentasche, aus der er ein Paar kleiner Kopfhörer holte und sie sich um den Hals legte, ehe er den MP3-Spieler in seiner Tasche anschaltete und die Lautstärke hochdrehte, so dass er die Musik hören konnte, obwohl er die Kopfhörer nicht richtig trug. Er nickte kurz zufrieden, steckte dann seine Hände in die Hosentaschen und ging aus dem Hotel. Draußen folgte er der Straße ein Stück, in Richtung Safari Zone, ehe er vom Weg ging und sich auf eine kleine Wiese stellte, vor der ein paar Häuser standen. Dort sah er sich vorsichtig um, nahm seine Pokebälle in die Hand und rief Plinfa, Dratini und Sichlor herbei, wodurch sich seine Pokemon zum ersten mal alle begegneten.


Plinfa legte den Kopf schief, als es die anderen beiden sah und drehte den Kopf fragend zu Luciel.
„Gucke mich nicht so an... das war nicht so geplant.“ sagte Luciel missmutig und hockte sich auf den Boden, um dem Dratini und Sichlor in die Augen zu sehen, die beide auf dem Boden lagen, oder in Sichlors Fall saßen, und ihn neugierig musterten. Plinfa nutzte die Gelegenheit, um auf Luciels Schulter zu klettern und lehnte sich an den Kopf seines Herren, ehe er die Augen schloss und so aussah, als würde er schlafen. „Also, kommen wir zum wichtigsten Punkt.“ murmelte Luciel und stupste erst Dratini, dann Sichlor mit einem Finger an. „Was stimmt nicht mit euch? Seid ihr vollkommen wahnsinnig? Ich wollte euch nicht einmal fangen! Und ihr seid stolze, freie Pokemon! Wieso habt ihr euch fangen lassen? Das ergibt keinen Sinn! Mögt ihr es etwa nicht, in der Safari Zone? Selbst wenn, ihr könntet jederzeit abhauen, niemand würde euch daran hindern. Was hat euch nur dazu gebracht, in diesen dämlichen, engen Bällen zu bleiben?“ Natürlich erhielt Luciel keine Antwort. Stattdessen schoss das Dratini nach vorn und schmiegte sich an sein Bein, während das Sichlor vorsichtig an seiner Hand schnupperte. „Wie schön, dass wir so schnell gute Freunde geworden sind.“ murmelte Luciel. Er könnte die Pokemon natürlich freilassen, allerdings wollte er sich nicht ausmalen, was Teleya ihm dann antun würde, also ließ er es lieber bleiben. Plötzlich riss Luciel die Augen auf, schnappte sich Plinfa und warf den kleinen Pinguin in die Luft, um dann selber schnell nach rechts zu rollen. Sofort streckte er seine Hände aus und fing Plinfa auf, der während seines kleinen Flugs aufgewacht war und so aussah, als hätte er den Schock seines Lebens gehabt. „Tut mir leid Plinfa.“ sagte Luciel entschuldigend, setzte den Pinguin ab und hob etwas vom Boden auf. Es war ein kleiner, schwarzer Stein, der vollkommen rundgeschliffen worden war. Luciels Blick verengte sich, dann sah er sich kurz um und schleuderte den Stein mit finsterer Miene in ein nahes Gebüsch.
„Autsch!“ kam es aus dem Grünzeug und kurz darauf, trat ein junges Mädchen daraus hervor, dass sich die Stirn rieb. „Das hat verdammt wehgetan.“ meinte sie, mit vorwurfsvollem Tonfall an Luciel gewandt, der nur mit den Schultern zuckte.
„Selber Schuld, du hast zuerst auf mich geworfen.“ Luciel setzt eine strenge Miene auf, konnte dann jedoch nicht anders und lächelte. „Aber freut mich zu sehen, dass du dich nicht verändert hast, Janina.“ Die Arenaleiterin lachte kurz auf und grinste über das ganze Gesicht. Sie trug einen schwarzen Ganzkörperanzug und hatte ihre dunkelblauen Haare zu einem Zopf gebunden. An ihrem Gürtel hingen einige Pokebälle und ein Beutel der mit diversen, kleinen Wurfwaffen gefüllt war.
„Ich musste doch testen und sehen, ob du noch immer so gut wie früher bist, oder ob du nachgelassen hast.“ Während sie das sagte, hockte sie sich vor Plinfa auf den Boden und hatte plötzlich einen kleinen, blauen Keks in der Hand. „Hier, als Entschuldigung, ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ sagte sie und zwinkerte dem Pinguin zu, der sich sofort über den Keks hermachte und ihn praktisch am Stück verschlang. Grinsend streichelte sie den Pinguin, der ihr bereits vergeben hatte, dass sie an seiner kleinen Flugstunde schuld war. Kurz darauf fiel ihr Blick auf Dratini und Sichlor. „Huch? Noch mehr Pokemon? Hattest du nicht mal gesagt, dass du nie im Leben mehr als Plinfa haben würdest, weil es zu viel Arbeit für dich wäre?“
„Ja, habe ich.“ meinte Luciel und wirkte sofort ziemlich missgelaunt. „Aber ich hatte irgendwie keine andere Wahl. Es ist einfach... passiert.“
„Wenn ich mich richtig erinnere, sagst du sowas öfters mal.“ Luciel verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte zumindest, unschuldig auszusehen.
„Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.“
„Natürlich nicht.“ Janina lachte und stand auf, während Plinfa zu Sichlor und Dratini watschelte und anfing zu piepsen. Vermutlich erklärte es den anderen Pokemon gerade, was es mit Janina auf sich hatte, aber wer konnte das schon wissen? „Also? Wie bist du zu mehr Pokemon gekommen? Und dann auch noch solch seltene.“
„Das alles ist wegen Teleya passiert... meine kleine Schwester. Du erinnerst dich an sie? Ihr habt nicht oft miteinander geredet, aber seid euch zumindest begegnet.“ Janina nickte. „Gut, jedenfalls hat sie mich in die Safari Zone mitgeschleppt. Eigentlich wollte ich nur am Ufer eines kleinen Sees sitzen und faulenzen! Dann ist Teleya aber plötzlich aus dem Wald aufgetaucht und wurde von Sichlor hier verfolgt, also habe ich einen Ball geworfen um es zu vertreiben... ohne Erfolg. Kurz darauf hat auch noch das Dratini an einer Angel ohne Köder angebissen und... na ja, du siehst ja, wie es endete.“ sagte Luciel und machte eine hilflose Geste mit seinen Händen. Janina schüttelte einfach nur ungläubig den Kopf.
„Luciel, du bist ein Trottel. Du hättest wissen müssen, dass das passiert, sobald du die Safari Zone betrittst.“
„Was? Warum?“
„Denke doch mal nach!“ meinte Janina und in ihren Augen blitzte etwas auf, dass Luciel an die Tage erinnerte, als sie zusammen Prismania unsicher gemacht hatten, gute, alte, wenn auch anstrengende, Zeiten. So hatte Janina ihn immer angeguckt, wenn sie mal wieder eine vollkommen verrückte oder unsinnige Idee hatte. Allerdings auch, wenn sie ihn von ihrer, teilweise sehr seltsamen, Art die Dinge zu sehen zu überzeugen versuchte. „Du spielst doch in der Spielhalle von Prismania und gewinnst dauernd, oder?“
„Nicht dauernd... aber oft genug, ja.“
„Und als wir zusammen mal was gespielt haben, hast du auch immer gewonnen! Egal ob Würfel oder Karten, du hast mich immer besiegt und das, obwohl ich geschummelt habe!“
„Moment, du hast geschummelt?“
„Woran glaubst du, liegt das?“ fragte Janina und ignorierte Luciel vollkommen.
„Ähm... weil ich Glück habe?“
„Richtig.“ meinte Janina nickend und damit schien das Thema für sie beendet zu sein, Luciel wusste jedoch nicht wirklich, worauf sie hinauswollte.
„Und weiter? Warum bin ich jetzt ein Trottel?“
„Ganz einfach, weil du hättest wissen müssen, dass du Glück haben und seltene Pokemon fangen würdest! Oder dachtest du etwa, dein Glück beschränkt sich auf Spiele?“ fragte Janina und schüttelte fassungslos den Kopf. „So funktioniert Glück nicht! Hat man Glück, dann hat man Glück, ganz egal, um was es geht!“ Janinas Worte strotzten nur so von Überzeugung, weshalb Luciel nicht einmal im Traum daran dachte, ihr zu widersprechen oder zu sagen, dass er sich ziemlich sicher war, dass Glück nicht so funktionierte, wie sie es sich vorstellte... falls Glück überhaupt irgendwie funktionieren konnte. „Wie auch immer, was kann ich für dich tun? Du hast mich ziemlich überrascht, als du sagtest, dass du hier bist. Vor ein paar Tagen meintest du doch noch, dass du Prismania nie im Leben verlassen würdest.“ Luciel zuckte zusammen.
„Ja... auch daran ist Teleya schuld.“ murmelte er, ehe ihm etwas einfiel. „Ach ja, bevor ich es vergesse, sage Teleya bloß nicht, dass wir so oft miteinander reden. Sie soll nicht rausfinden dass ich, na ja, Freunde habe. Also, richtige Freunde.“
„Warum?“ Luciel zuckte mit den Schultern, eigentlich gab es keinen besonderen Grund, aber ihm klangen noch immer Teleyas Worte in den Ohren 'Du bemerkst es vielleicht nicht, aber ich weiß alles über dich, vor mir kannst du keine Geheimnisse haben'. Irgendwie gefiel es ihm, dass es eben doch etwas gab, was Teleya nicht über ihn wusste, und wenn es etwas simples war, wie dass er und Janina gute Freunde waren und öfters mal miteinander sprachen... zumindest nachdem er Janina dazu überredet hatte, sich ein Telefon zuzulegen. „Du bist wirklich merkwürdig, weißt du das?“
„Das will ich nicht unbedingt von dir hören.“ seufzte Luciel und musterte Janina. „Aber das ist jetzt unwichtig, ich muss mit dir über Teleya reden.“
„Ist etwas passiert?“
„Kann man so sagen, sie hat es sich in den Kopf gesetzt, an der Silberkonferenz teilzunehmen.“ Schnell erklärte Luciel Janina die Situation und berichtete ihr auch, wie unbeholfen seine Schwester sich bisher angestellt hatte. „Du siehst also... sie ist nicht gerade die perfekte Trainerin und würde in einem echten Arenakampf sofort untergehen.“ endete er schließlich und Janina nickte vorsichtig. „Also...“
„Halt!“ unterbrach Janina ihn und hob eine Hand in die Höhe. „Ich kenne dich Luciel und ich kann mir denken, was du jetzt sagen willst. Vergiss es, da mache ich nicht mit.“
„Ich habe doch noch gar nichts gesagt.“ meinte Luciel und setzte dabei seine unschuldigste Miene auf.
„Hast du wirklich nicht, aber ich weiß, worauf du hinauswillst. Ich soll Teleya in der Arena gewinnen lassen, stimmts?“
„Du formulierst das ziemlich extrem. Ich hatte eigentlich gedacht, dass Morgen beim Kampf gegen Teleya deine Pokemon ein wenig... ähm, krank sind und deswegen nur mit halber Kraft kämpfen können.“ er zögerte, dachte kurz nach und fügte dann hinzu „Oder noch besser, mit einem Fünftel ihrer Kraft.“
„Luciel... ich bin eine Arenaleiterin! Ich kann nicht einfach jeden gewinnen lassen, der nett fragt!“
„Seit du Arenaleiterin geworden bist, gab es 29 Herausforderungen, du hast sieben mal einen Orden herausgeben. Es gab also insgesamt nur sieben Leute, die es geschafft haben, gegen dich zu gewinnen, würde es dir wirklich so viel ausmachen, wenn es ab Morgen acht sind?“
„Darum geht es nicht, und das weißt du genau! Es geht um die Ehre der Arenaleiter!“
„Außerdem ist Teleya nicht irgendeine beliebige Person. Sie ist die Schwester deines besten Freundes und wäre am Boden zerstört, wenn sie verlieren würde, wahrscheinlich würde sie es auch aufgeben, eine Trainerin zu werden!“ Nun war es an Luciel, Janina zu ignorieren. Zwar bestand die Möglichkeit, dass Teleya sich dazu überreden ließ nach Prismania zurückzukehren, wenn sie in der Arena verlor, allerdings gab es auch das Risiko, dass sie stattdessen vollkommen durchdrehte und Luciel wirklich noch dazu zwang, selber anzutreten. Und darauf konnte er verzichten. Wenn er also ein wenig... nachhelfen musste, damit Teleya gewann, dann würde er das auch tun.
„Ach komm, das glaubst du doch selber nicht.“ meinte Janina und sah Luciel zweifelnd an.
„Oh doch, es kann wirklich sein, dass sie daran zugrunde geht.“ Zufrieden bemerkte Luciel, wie Janinas Entschlossenheit anfing zu bröckeln. Anscheinend war sie sich zumindest nicht mehr ganz sicher, dass er ihr etwas vorspielte.
„Dann lasse sie halt in einer anderen Arena anfangen. Es gibt genug Arenen, die freundlicher gegenüber Neuanfängern sind, am besten geht ihr nach Mamoria City und...“ Janina verstummte als Luciel nach vorn trat, ihre Hände in seine nahm und ihr tief in die Augen starrte. Mamoria City war meilenweit entfernt, soweit kam es noch, dass er mit Teleya bis dorthin marschierte!
„Janina, bitte. Es würde mir sehr, sehr viel bedeuten.“
„Ich weiß... aber...“
„Tue es mir zuliebe, ja? Eine kleine Niederlage wird schon nicht schaden und ich bin mir sicher, sobald sie den Orden hat wird sie hochmotiviert sein, trainieren was das Zeug hält und die beste Trainerin aller Zeiten werden! Bitte, tue mir diesen einen Gefallen. Tue es dafür, dass ich dich nie wegen deiner Streiche verraten habe.“ Janina verzog gerade das Gesicht um zu antworten, als Luciel seine Trumphkarte ausspielte. Wie Janina nun feststellen durfte, war Teleya nicht die einzige in der Familie, die aus großen Augen herzzerreißend gucken konnte. Bei Luciel sah es zugegebenermaßen ein wenig seltsamer aus, aber es schien trotzdem zu wirken. Janina kaute eine Weile auf ihrer Unterlippe, wandte dann jedoch den Blick ab.
„Schon gut.“ flüsterte sie. „Dieses eine mal, werde ich dir helfen... aber nur, weil du es bist.“
„Danke, Janina! Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen!“ rief Luciel glücklich und umarmte Janina. Als er sie wieder losließ sah er, wie sie ihn heimtückisch angrinste und er ahnte schlimmes.
„Aber...“
„Verdammt!“ Er hätte es wissen müssen.
„Aber, ich habe zwei Bedingungen. Erstens, du musst ein kleines Problem für mich lösen.“ Luciel seufzte.
„Was für ein Problem?“
„Vor einer Woche ist eine Reisende hier angekommen, sie kommt aus einer Stadt in Johto... Theak City oder so. Jedenfalls hat sie angefangen junge Männer zu Kämpfen herauszufordern, in denen um Geld oder Wertgegenstände gespielt wurde. Sie hat immer gewonnen und sich somit viele Feinde gemacht. Nicht etwa die Männer, die sie besiegt hatte, sondern deren Freundinnen oder Ehefrauen.“
„Was? Warum?“
„Nun... wegen der Art, wie sie gewonnen hat. Sie zieht sich... ähm... ziemlich aufreizend an und benutzt ihr Aussehen um ihre Gegner abzulenken. Das gefällt vielen natürlich nicht. Ich wurde mehrmals darum gebeten, dafür zu sorgen dass sie aufhört, allerdings ohne Erfolg. Ich habe ihr immerhin das Versprechen abgenommen, dass sie verschwindet, sobald sie den ersten Kampf verliert.“
„Klingt doch gut.“ meinte Luciel, der nicht ganz wusste, was Janinas Problem war. „Dann musst du sie einfach besiegen und die Sache hat sich erledigt.“
„Sie weigert sich, gegen mich zu kämpfen.“ sagte Janina und seufzte. „Sie weigert sich überhaupt gegen Frauen anzutreten, wahrscheinlich, weil sie sich dann nicht mehr sicher ist, ob sie gewinnen kann oder nicht.“
„Ich verstehe... du willst, dass ich gegen sie gewinne.“ Janina nickte.
„Wenn du willst, dass ich dir helfe, oder besser gesagt, dass ich Teleya helfe, dann wirst du mir auch helfen müssen.“ Luciel dachte kurz nach.
„Ist sie stark?“
„Nach allem was ich gesehen habe nicht. Sie dürfte relativ leicht zu besiegen sein, wenn man sich nicht ablenken lässt. Ihr Name ist Akari, und sie hält sich meistens in der Nähe von Route 15 auf und fordert dort die Trainer heraus. Wenn sie dich sieht, wird sie bestimmt mit dir kämpfen wollen. Du passt perfekt in ihr Beuteschema. Es wäre kaum Arbeit für dich.“ sagte die Arenaleiterin lächelnd.
„Gut... ich vertraue dir. Ich werde sie besiegen.“
„Wunderbar... dann noch meine zweite Bedingung. Auch wenn es eher zwei in einer sind. Ist das in Ordnung für dich?“
„Natürlich.“
„Gut, du kämpft zuerst gegen mich und versprichst mir, an der diesjährigen Silberkonferenz teilzunehmen.“
„Von mir aus... Moment, was?“
„Na dann, viel Erfolg.“
„Warte, Janina!“
„Zu spät, du hast schon gesagt, dass du die Bedingung akzeptierst!“ rief Janina fröhlich, streckte ihm die Zunge raus und verschwand in der Nacht. Luciel stand eine Weile lang vollkommen verdutzt da, ehe er sich seinen Pokemon zuwandte, die noch immer auf der Wiese saßen und das Gespräch verfolgt hatten.
„Das... das hatte sie von Anfang an geplant.“ murmelte er vor sich hin. Janina war schlauer als er dachte. Sie hatte ihn durchschaut und seinen genialen Plan gegen ihn genutzt. Missmutig sank Luciel zu Boden und stocherte mit einem Zweig, der in der Nähe lag im Gras herum. „Ich fürchte uns bleibt keine andere Wahl, Plinfa.“ sagte er und seufzte. „Wir werden Morgen kämpfen müssen.“ Kurz musterte er Dratini und Sichlor, während Plinfa sich wieder auf Luciels Schulter setzte. Wenn er sowieso schon wach war und eh würde kämpfen müssen... erneut seufzte er. „Also gut, wollen wir doch mal sehen, was ihr so könnt...“



„Jetzt warte doch einmal, Luciel!“ rief Teleya, bestimmt schon zum vierten mal, während sie hinter Luciel herlief, der mit schnellen Schritten durch die morgendlichen Straßen Fuchsanias ging.
„Was ist?“ brummte er, mit äußerst missgelaunter Miene, was Teleya jedoch nicht sonderlich einschüchterte. Sie kannte ihren Bruder und wusste, dass er Morgens noch weit schlechter drauf sein konnte. Seine miese Laune stammte von etwas anderem... die Frage war nur, von was.
„Ich will nur wissen, wo wir hingehen... und warum du so schlecht gelaunt bist. Oh! Hast du etwa einen Korb bekommen?“
„Was?“ Luciel blinzelte sie verwirrt an und vergaß sogar, schlecht gelaunt zu sein. „Nein, wie kommst du darauf?“
„Schade.“ murmelte Teleya und schaffte es endlich, an Luciels Seite zu gelangen. „Aber gut, wo gehen wir hin? Und vor allem, warum? Die Arena ist in die entgegengesetzt Richtung.“
„Ich weiß.“ das war alles, was Luciel ihr sagte, weshalb Teleya eingeschnappt ein paar Schritte zurückfiel und dazu überging, innerlich über ihren Bruder zu fluchen.
„Hallo! Bist du zufällig ein Trainer?“ erklang da plötzlich eine Stimme und schreckte Teleya aus ihren Gedanken auf. Luciel war vor ihr stehen geblieben, also hielt auch Teleya an und sah sich um. In der Nähe stand ein Mädchen, vielleicht in Luciels Alter und winkte ihnen lächelnd zu. Teleyas Miene verdüsterte sich, kaum dass sie die Fremde sah. Sie hatte kurze, grüne Haare und blaue Augen, was Teleya aber nicht sonderlich störte. Sie hatte eher ein Problem mit ihrer Kleidung, die aus einer äußerst kurzen, weißen Hose und einem weißen, ärmellosen Hemd bestand.


„Bin ich.“ sagte Luciel, ehe Teleya reagieren konnte, was sie ein wenig ärgerte. Wenn irgendwelche Männer ihn ansprachen, war er also kein Trainer, sobald sich ein halbwegs hübsches Mädchen zeigte, war er aber plötzlich ein kleiner Pokemonfan. Das Mädchen kam langsam auf sie zu und Teleya sah, dass sie zwei Pokebälle an der Hüfte trug.
„Wusste ich es doch! Ich erkenne einen Trainer, wenn ich ihn sehe!“ rief sie begeistert und lächelte Luciel hinreißend an. „Ich bin übrigens Akari.“ Luciel hielt ihr seine Hand hin.
„Ich bin Luciel, schön dich kennenzulernen.“ sagte er freundlich.
„Ja, wunderschön.“ murmelte Teleya wütend und wandte den Blick ab, während Akari Luciels Hand in ihre nahm und sie schüttelte.
„Freut mich, Luciel. Unterwegs mit deiner Freundin?“ fragte sie und warf einen Blick auf Teleya.
„Was? Nein, Teleya ist meine Schwester.“
„Hallo.“ sagte Teleya kühl, aber das spielte keine Rolle. Akari ignorierte sie vollständig, kaum dass Luciel gesagt hatte, sie sei seine Schwester.
„Sag mal, Luciel... wie wäre es, wenn wir einen kleinen Kampf machen?“
„Einen Kampf? Ich weiß nicht recht... ich bin ein recht unerfahrener Trainer. Meine kleine Schwester hier wollte mir eigentlich alles beibringen, was sie über Pokemon weiß. Ich glaube nicht, dass ich schon bereit dafür bin, gegen eine richtige Trainerin anzutreten.“ sagte Luciel und wirkte tatsächlich, wie ein blutiger Anfänger auf Teleya. Wenn sie nicht wüsste, dass Luciel zumindest nicht unfähig war, wenn es um Pokemon ging, hätte sie ihm die Rolle des unerfahrenen Trainers sofort abgekauft.
„Ach, das macht nichts! Ich kann dir alles beibringen, was wichtig ist!“ sagte Akari, ehe Teleya reagieren konnte und hakte sich bei Luciel ein, wobei sein Arm gegen ihre Brüste gedrückt wurde. Sehr zu Teleyas, und allem Anschein auch Akaris, Überraschung, ließ ihn das jedoch vollkommen kalt.
„Nun...“ Luciel warf Teleya kurz einen fragenden Blick zu. „Was meinst du? Sollte ich gegen sie antreten?“ fragte er und etwas in seinem Blick schien Teleya anzuflehen, einfach mitzuspielen. Sie zögerte. Was hatte ihr Bruder nur wieder geplant? War das eine neue, verrückte Idee, um hübsche Mädchen rumzukriegen? Etwas anderes wollte ihr eigentlich nicht einfallen... andererseits wirkte diese Akari nicht so, als wenn man sich viel Mühe geben müsste. Und Luciel schien es irgendwie wichtig zu sein, gegen sie zu kämpfen, zumindest wirkte es so auf Teleya. Also seufzte sie und nickte.
„Von mir aus. Kämpfe halt gegen sie, wenn du unbedingt willst.“
„Danke, Teleya.“ sagte Luciel und lächelte sie fröhlich an.
„Keine Ursache.“ murmelte sie und vergaß dabei einen Moment, dass das ganze nur ein merkwürdiges Schauspiel ihres Bruders war.
„Na also! Worauf warten wir noch?“ fragte Akari, zögerte dann jedoch. „Obwohl... wie wäre es, wenn wir das ganze ein wenig spannender machen? Wollen wir nicht Geld auf den Kampf setzen?“
„Was? Ich sagte doch, dass ich ein Anfänger bin.“
„Ich weiß! Mach dir keine Sorgen, ich werde mich zurückhalten.“ sagte sie und strahlte Luciel förmlich aus ihren großen Augen an. „Es wäre nur eine kleine Wette unter Freunden. 1.000 Dollar, einverstanden?“
„Ich weiß nicht...“
„Komm schon, es wird lustig!“ Teleya musste sich zurückhalten um nicht laut loszulachen, während sie Akari dabei beobachtete, wie sie versuchte Luciel zu überreden. Zwar gefiel ihr deren Vorgehensweise überhaupt nicht, hauptsächlich machte sie Luciel schöne Augen und presste seinen Arm noch ein wenig fester an sich, aber sie konnte an Luciels Blick erkennen, dass Akari direkt in seine Falle getappt war.
„Na gut.“ seufzte Luciel schließlich. „Warum nicht? Machen wir es einfach.“
„Sehr gut, du wirst schon sehen, die ganze Sache wird lustig!“ sagte Akari begeistert. „Ach ja, eine Sache noch. Wir lassen jeweils nur ein Pokemon antreten, das ist doch in Ordnung für dich, oder?“ fragte sie und Luciel nickte. „Also gut, dann los!“
Kurz darauf standen Luciel und Akari sich auf einer Wiese gegenüber. Teleya stand dabei an Luciels Seite und wartete darauf, dass der Kampf anfangen würde. Luciel nahm einen seiner Pokebälle in die Hand und bemerkte, dass es nicht etwa der gewöhnliche Ball war, in dem Plinfa sich normalerweise befand, sondern dass es sich um einen der Safaribälle handelte.
„Ähm.. Luciel?“ Luciel ignorierte seine kleine Schwester und drückte auf den Knopf in der Mitte des Balles, kurz darauf stand Sichlor vor ihm auf der Wiese. Im Gegensatz zu Plinfa, das sich von Luciels Faulheit hatte anstecken lassen, im Laufe der letzten drei Jahre, schien es Feuer und Flamme zu sein und nur auf eine Gelegenheit gewartet zu haben, zu kämpfen.
„Dann kann der Spaß ja losgehen!“ rief Akari begeistert und kurz darauf erschien ein Pokemon vor ihr, das Teleya noch nie gesehen hatte. Es war ein kleiner, schwarzer Hund mit seltsamen, silbernen Streifen und einer orangenen Schnauze.


„Was... ist denn das?“ fragte sie an Luciel gewandt, der lediglich seufzte.
„Frag doch einfach den Pokedex.“
„Von mir aus.“ murmelte sie und kramte in ihrer Tasche herum, ehe sie zusammenzuckte und Luciel schuldbewusst ansah. „Ähm... ich habe ihn im Zimmer vergessen.“
„Hunduster. Es ist ein Hundepokemon vom Typ Unlicht und Feuer. Sie können ziemlich kämpferisch und aggressiv sein, geben aber auch gute Haustiere ab, wenn sie gut erzogen sind. Sie kommen aus Johto, genau wie ihre Trainerin.“ leierte Luciel herunter, während er das Hunduster musterte. Natürlich musste diese Akari ein Feuerpokemon wählen. Hätte er mal doch lieber Plinfa eingesetzt.
„Woher weißt du das alles?“
„Ich habe dir doch gesagt, dass Papa mir viel Zeug über Pokemon beigebracht hat.“ mit diesen Worten blendete er Teleyas Gegenwart aus und konzentrierte sich auf den Kampf, der gerade anfing.
„Dann viel Glück, Luciel!“ rief Akari und warf Luciel eine Kusshand zu, ehe sie sich ein wenig nach vorn beugte und enthusiastisch auf Sichlor deutete. „Los Hunduster, Glut!“ Luciel verzog das Gesicht, als er das sah.
„Verschwendung.“ murmelte er, allerdings wusste Teleya nicht, worauf er damit hinaus wollte. Sie traute sich auch nicht zu fragen, da das Hunduster in diesem Moment sein Maul öffnete und ein halbes Dutzend faustgroßer Feuerkugeln in Richtung Sichlor spuckte. „Sichlor, weiche mit Agilität aus.“ sagte er und sein Pokemon reagierte, schneller als dass das menschliche Auge folgen konnte. Sichlor befand sich nicht mehr an der Stelle, an der es eben noch gestanden hatte, sondern befand sich etwas weiter links, wodurch der Angriff des Hundusters ins Leere ging.
„Ähm... was?“ sagte Akari und blinzelte verwirrt. Ehe sie Luciel erstaunt ansah. „Sagtest du nicht, du bist ein blutiger Anfänger?“
„Ah, ja. Ich verrate dir mal etwas, was ich eigentlich keinem anderen Mädchen sage... ich bin ein chronischer Lügner, tut mir leid.“ sagte Luciel und warf Akari ein hinreißendes Lächeln zu.
„W-was?“ frage sie und war so damit beschäftigt Luciel anzustarren, dass sie ganz den Kampf vergaß.
„Sichlor, nähere dich Hunduster mit Agilität, setze danach Ruckzuckhieb ein um es aus dem Gleichgewicht zu bringen und in seinen Rücken zu kommen. Setze danach Schwerttanz ein und bringe die Sache mit Zornesklinge ein Ende.“ Sichlor machte Anstalten sich zu bewegen, zögerte dann jedoch kurz und sah Luciel verwirrt an. „Verstehe...“ murmelte Luciel. „Sichlor, Agilität, gefolgt von Schwerttanz.“ Dieses mal reagierte Sichlor, schnell schoss es auf Hunduster zu und begann dann, in seltsamen, anmutigen Bewegungen um das gegnerische Pokemon herumzufliegen und rieb seine sichelartigen Arme aneinander.
„Hunduster... ähm... Glut!“ rief Akari, die ihren Blick noch immer auf Luciel geheftet hatte. Das ganze lief überhaupt nicht, wie sie es geplant hatte. Was war mit diesem Typen los? Er sollte sie gefälligst gebannt angaffen und zu abgelenkt sein, um vernünftig kämpfen zu können! Das hatte bislang bei jedem ihrer Gegner funktioniert! Hunduster führte seinen Befehl aus, traf jedoch erneut nichts. Luciels Sichlor bewegte sich viel zu schnell für das Hundepokemon. Hunduster war es gewohnt, dass seine Gegner keine Befehle bekamen und praktisch stillstanden, mit dieser neuen Situation war es vollkommen überfordert.
„Sichlor, Ruckzuckhieb.“ das Käferpokemon raste aus dem Himmel herab und rammte Hunduster mit seiner Schulter, woraufhin der Hund zu Boden ging. Sichlor kniete sich über ihn und legte seine Sicheln an seinen Hals.
„Warte!“ rief Akari und rannte plötzlich in die Mitte der Wiese, Besorgnis spiegelte sich in ihrem Gesicht. „Ich... ich gebe auf! Du hast gewonnen, nur ruf dein Sichlor zurück!“ sagte sie, schon beinahe flehentlich, woraufhin Luciel nicht lange zögerte und Sichlor zurück in seinen Ball rief. „Hunduster! Ist mit dir alles in Ordnung?“ fragte Akari und kniete sich vor ihr angeschlagenes Pokemon, dass ein leises Fiepen hören ließ und kurz über das Gesicht seiner Herrin leckte, woraufhin sich ein schwaches Lächeln auf ihrem Gesicht abzeichnete. „Gott sei dank. Warte nur kurz, ja? Ich bringe dich gleich in ein Pokemoncenter.“ flüsterte sie und rief ihr Pokemon ebenfalls zurück ehe sie aufstand und Luciel wütend anfunkelte. „Du hast gewonnen.“ sagte sie zerknirscht und begann, in ihrer Tasche herumzuwühlen, stoppte jedoch als Luciel eine Hand abwehrend in die Höhe hob.
„Behalte dein Geld, ich will es nicht.“
„Wie bitte?“
„Ich will dein Geld nicht. Kaufe deinem Hunduster dafür was zu essen, oder was weiß ich.“ sagte Luciel und zuckte mit den Schultern. „Denke nur an dein Versprechen, dass du der Arenaleiterin gegeben hast.“
„W-was? Sie... sie hat jemanden auf mich angesetzt?“ fragte Akari ungläubig. „Wie tief kann man eigentlich...“ begann sie, kam jedoch nicht weiter. Luciel legte ihr eine Hand auf den Kopf und lächelte sie freundlich an.
„Wie auch immer, ich habe meine Pflicht erfüllt. Du solltest zukünftig versuchen, auf ehrlichere Weise deine Kämpfe zu gewinnen.“ meinte er, wandte sich ab und marschierte davon, ehe Akari oder Teleya noch etwas sagen konnten.
„Was? Luciel, warte!“ rief Teleya und rannte ihm hinterher, während Akari einfach nur auf der Wiese stand und ihnen hinterher starrte.

Wieder ging Luciel mit schnellen Schritten voraus, dieses mal ließ Teleya sich jedoch nicht einfach so mit ein paar halben Antworten abspeisen.
„Was sollte das eben bedeuten? Was hat es mit der ganzen Sache auf sich?“ fragte sie, woraufhin Luciel seine Kopfhörer nahm und sie aufsetzte. „Oh nein, das machst du jetzt nicht!“ zischte Teleya wütend, erhielt jedoch keine Antwort. Stattdessen drehte Luciel die Lautstärke noch weiter auf, so dass selbst seine Schwester die Musik hören konnte.
„Are you lost... in your lies? Do you tell yourself, I don't realize?“
„Glaube bloß nicht, dass du mir so davon kommst!“ rief sie, während der Refrain zu 'No more sorrow', aus den Kopfhörern dröhnte. Schließlich reichte es Teleya und sie stellte sich einfach in Luciels Weg und funkelte ihn wütend an.
„Was gibt es?“ fragte er seufzend und nahm die Kopfhörer ab, als er merkte, dass Teleya ihn sonst nicht weitergehen lassen würde.
„Was war da eben los? Du wusstest von dieser Akari! Und du hast Janina erwähnt! Ich will wissen, was hier vorgeht!“
„Also gut, wenn du es unbedingt wissen musst, ich hatte gestern mit Janina telefoniert, als du ins Pokemoncenter gekommen bist.“
„Du hast ihre Telefonnummer?“ fragte Teleya misstrauisch. „Du hast doch nichtmal die von Mama oder Papa.“
„Ist ja jetzt auch egal. Jedenfalls habe ich mit ihr gesprochen und sie hat mir von einem Mädchen erzählt, dass jungen Männern das Geld aus den Taschen zieht, weswegen es einige Beschwerden gab. Ich schuldete Janina noch einen Gefallen und... lange Rede, kurzer Sinn, sie hat mich dazu überredet, das Problem für sie zu lösen.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
„Das ist die Wahrheit?“
„Natürlich, ich würde dich doch nie anlügen, meine liebe, kleine Schwester.“ sagte Luciel, lächelte und streichelte kurz Teleyas Kopf. Sie funkelte ihn jedoch nur wütend an und schlug seine Hand zur Seite, woraufhin Luciel erneut seufzte und mit den Schultern zuckte. „Was mache ich nur falsch?“
„Ich könnte da ziemlich viel aufzählen... hey! Wo willst du denn jetzt wieder hin?“ fragte Teleya, als Luciel einfach an ihr vorbei ging.
„Das wirst du sehen, wenn wir da sind.“ brummte Luciel, dessen Laune wieder deutlich schlechter zu sein schien. Er ließ es sich nicht wirklich anmerken, aber es versetzte ihm einen Stich, dass Teleya einfach so seine Hand weggeschlagen hatte. Früher hatte es sie nie gestört. Luciel zögerte einen Augenblick, sah kurz zurück zu Teleya und fasste dann einen Entschluss. Es würde zwar ziemlich anstrengend werden, aber so konnte es einfach nicht weitergehen. Immerhin mochte Luciel seine kleine Schwester, sehr gern sogar. Also würde er wenigstens dieses eine mal versuchen, ihr einen Gefallen zu tun. Wer weiß, vielleicht wäre ihr Verhältnis dann ein wenig mehr wie früher. Luciel lächelte leicht, als er daran dachte.
„Was grinst du schon wieder so dämlich?“ fragte Teleya, was Luciel jedoch ignorierte. „Und sage mir endlich, wo wir... Moment... das ist doch die Arena!“ entfuhr es ihr plötzlich, als sie das Gebäude erkannte, vor dem sie gerade standen.
„Gut erkannt.“ ohne Teleya eine Möglichkeit zu lassen, etwas anderes zu tun, als ihn verdutzt anzustarren, öffnete Luciel die Tür und betrat die Arena. Es gab keinen Vorraum oder sonstiges und somit gelangten sie direkt dorthin, wo die Arenakämpfe ausgetragen wurden. Es war ein recht unscheinbarer Raum, es gab ein paar verzierte Säulen aus Holz, dutzende kleine Fenster und sonst... nichts, abgesehen von ein paar alten, violetten Wandteppichen. Keine Möbel, keine Dekorationen, keine Pokemon und, das war am wichtigsten, keine Menschen. Niemand war da.
„Ähm... hat die Arena etwa geschlossen?“ fragte Teleya verwirrt, doch Luciel schüttelte mit dem Kopf.
„Dann wäre nicht aufgeschlossen gewesen.“ Ehe Teleya noch etwas sagen konnte, erklang plötzlich eine Stimme, die von überall zu kommen schien.
„Willkommen in der Arena von Fuchsania City! Zu euch spricht die großartige Janina! Ninjameisterin eines berühmten, uralten Clans!“
„Oh, das ist ja wirklich Janinas Stimme.“ sagte Teleya und sah sich suchend um, während Luciel sich genervt die Augen rieb.
„Ja... ist es.“
„Ich habe es im Umgang mit Gitfpokemon zur Perfektion gebracht! Wollt ihr mich wirklich noch immer herausfordern? Wenn dies euer Wunsch ist, müsst ihr mich zuerst...“ während Janina sprach, sah Luciel sich aufmerksam um und näherte sich dann einer Wand der Arena. Er musterte kurz den Teppich, der direkt vor ihm hing und zog dann fest entschlossen daran. Der Teppich gab nach und offenbarte ein großes Loch in der Wand, wo Janina saß und Luciel anblinzelte. „...finden.“ beendete sie ihren Satz und kroch unter Luciels fragendem Blick aus ihrem Versteck. „Du bist ein Spielverderber.“ murmelte sie, als sie an ihm vorbeiging. „Oh! Hallo Teleya! Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen!“ rief sie und reichte ihr die Hand.
„Ja, freut mich auch dich zu sehen.“ sagte Teleya und lächelte. „Versteckst du dich immer, wenn ein Herausforderer zur Arena kommt?“
„Nein, ich wollte nur ein wenig mit Luciel spielen.“ Janina lachte und trat einen Schritt zurück. „Also, wie kann ich euch helfen?“
„Wir...“ begann Teleya, wurde jedoch von Luciel unterbrochen.
„Ich bin hier, um dich herauszufordern.“ sagte er, woraufhin Teleya ihn mit offenem Mund anstarrte. Hatte sie gerade richtig gehört? Luciel... forderte Janina heraus? Ihre Drohung schien besser zu funktionieren, als erwartet. Teleya schüttelte den Kopf. Nein, sie konnte sich nicht denken, dass ihre Drohung dafür verantwortlich war, das sah Luciel überhaupt nicht ähnlich. Sie vermutete, dass Janina irgendwie ihre Finger im Spiel hatte. Aber wenn Luciels Kampfeswille geweckt war, dann störte sie sich nicht groß daran, wer ihn nun dazu brachte, in einer Arena zu kämpfen.
„Ähm.. was?“ fragte Janina verwirrt und sah kurz zu Teleya. „Teleya? Darf ich mir deinen Bruder mal einen Moment ausleihen?“
„Was? Oh... natürlich.“
„Danke.“ mit diesen Worten packte Janina Luciel am Arm und schleifte ihn hinter sich her, außer Hörweite von Teleya. „Weißt du, ich habe gestern Nacht nur Spaß gemacht.“ flüsterte sie ihm zu. „Es reicht mir, dass du dich um diese Akari gekümmert hast... du hast dich doch um sie gekümmert, oder?“
„Natürlich.“
„Gut, das reicht. Du musst nicht in der Arena kämpfen, nur weil...“
„Das hat nichts mit dir zu tun.“ sagte Luciel, mit entschlossener Miene, bei der es Janina die Sprache verschlug. So hatte sie Luciel noch nie gesehen, selbst als sie noch zusammen trainiert hatten. „Ich habe.. eigene Gründe.“ fügte er hinzu und wich ihrem Blick aus, woraufhin Janina mit den Schultern zuckte. Gemeinsam kehrten sie zu Teleya zurück.
„Also gut, ich werde deine Herausforderung annehmen. Du weißt, wie Arenakämpfe funktionieren?“
„Ja.“
„Dann gibt es ja keine Probleme.“ Janina drehte Luciel den Rücken zu und ging zum einen Ende der Arena, während Luciel dort Aufstellung nahm, wo er sich befand. „Teleya? Begebe dich bitte dorthin.“ sagte Janina und deutete an die Seite der Arena. Teleya zögerte kurz, kam dann jedoch der Aufforderung nach. „Bist du bereit?“ fragte Janina an Luciel gewandt.
„Wann immer du es bist.“
„Wunderbar, dann lasse uns anfangen! Los, Golbat!“ rief Janina und knallte ihren Pokeball auf den Boden, als wäre er eine Rauchbombe, wodurch ein kleiner Teil von Luciel starb. Kein Wunder, dass die Pokeballindustrie so reich war, wenn es Leute wie Janina und Teleya gab. Inzwischen war auch das Pokemon der Arenaleiterin erschienen und schwebte neben ihr in der Luft. Luciel ließ sich nicht wirklich davon beeindrucken, jemand anderes dafür schon. Luciel hörte kurz einen spitzen Aufschrei und wandte den Kopf zur Seite, gleichzeitig mit Janina. Teleya stand wie versteinert an der Wand und starrte das Golbat aus großen Augen an.
„Ähm... gibst du mir einen Moment, Janina?“ fragte Luciel und die Arenaleiterin nickte. Sofort eilte Luciel zu Teleya. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er und klang sogar ein wenig besorgt. Teleya richtete ihren Blick auf ihn, und verkrallte dann eine Hand in seinem Arm, während sie mit der anderen auf das Golbat zeigte.


„W-was ist das für ein Ding?“ fragte sie zitternd und Luciel verstand nun, was los war. Teleya hatte keine Ahnung von Pokemon, anscheinend war ihr nie in den Sinn gekommen, wie groß so ein Golbat werden konnte.
„Das ist ein Golbat, ein ganz gewöhnliches Gift und Flugpokemon.“
„Gewöhnlich? Das Ding ist fast so groß wie ich!“ rief sie und sah so aus, als würde sie sich jeden Augenblick hinter einer der Säulen verstecken.
„Mach dir keine Sorgen, Teleya. Es wird dir nichts tun. Ich gehe jetzt dahin und beende meinen Arenakampf, ja?“ Teleya zögerte, nickte dann jedoch vorsichtig. „Gut, ich bin gleich wieder da.“ sagte Luciel und kehrte in die Mitte zurück. „Tut mir leid.“
„Kein Problem.“
„Also dann, ich schätze, wir können anfangen.“ meinte Luciel und rief Dratini herbei, dass sofort über den Boden schlängelte und sich an Luciels Bein schmiegte. „Nicht jetzt, Dratini.“ sagte dieser, mit freundlicher Stimme und lächelte Dratini an. „Wir haben einen Kampf.“ fügte er hinzu und deutete auf das Golbat, woraufhin Dratini von ihm abließ und sich aufrichtete, wodurch es eine beachtliche Größe erreichte.
„Glaube nicht, dass ich es dir leicht mache, nur weil du ein Freund bist!“ rief Janina. „Der Kampf beginnt! Golbat, Superschall!“ Sofort flog das Golbat in die Luft und stieß einen schrillen Schrei aus, der sich direkt auf Dratini zu konzentrieren schien. Der Drache glitt jedoch blitzschnell über den Boden und entging somit den verwirrenden Effekten des Angriffs. „Tch, also gut Golbat, Toxin!“ Das Golbat drehte in der Luft um und raste direkt auf Dratini zu, während sich in seinem Mund eine violette Flüssigkeit sammelte. Luciel beobachtete das ganze, ohne zu reagieren und ließ zu, dass Golbat seine Zähne in der Haut des Drachen versenkte und Unmengen an Gift in dessen Körper pumpte, woraufhin Dratini einen jämmerlichen Schrei hören ließ.
„Tut mir leid, Dratini.“ flüsterte er. „Aber das war die beste Möglichkeit. Wickel!“ rief er und sein Pokemon reagierte, ehe Golbat sich von ihm entfernen konnte. Der gesamte, schlangenartige Körper des Drachen wickelte sich um die gigantische Fledermaus und ließ sie nicht los. Die Flügel wurden fest an den Körper gepresst, weshalb es auch nicht losfliegen konnte. „Donnerwelle, Dratini.“ auf einmal begann Dratini gelb zu leuchten, dann schickte es Stromstöße durch seinen Körper, in den von Golbat, dass daraufhin anfing hin und her zu torkeln und zu Boden fiel, zusammen mit Dratini. Beide Pokemon waren unfähig, sich noch zu bewegen. Janina blinzelte Luciel überrascht an.
„Wie... seit wann... ich dachte, du hast Dratini erst seit Gestern! Wie kannst du da solche Kombinationen planen?“ fragte sie verwirrt, während sie ihr Golbat zurück in seinen Pokeball holte. Luciel tat es ihr gleich, nachdem er Dratini eines der gekauften Gegengifte zu trinken gegeben hatte.
„Glück.“ murmelte Luciel vor sich hin, er konnte jedoch sehen, dass Janina fortan vorsichtiger sein würde. „Los, Plinfa.“ sagte er und rief seinen treuesten Begleiter herbei. Kaum hatte der Pinguin die Arena betreten, fing Luciel sich auch einen vorwurfsvollen Blick ein. „Tut mir leid... ich weiß, die letzten Tage waren stressig für dich, aber... aber das muss sein, ja?“ Der Pinguin musterte ihn noch eine ganze Weile, schloss dann jedoch die Augen und schüttelte mit dem Kopf, wie um zu sagen 'Ich gebe auf'. „Danke, dafür werde ich dir auch eine große Packung Knurspe besorgen.“ sagte Luciel lächelnd, woraufhin der Pinguin fröhlich piepste.
„Du bist an der Reihe, Omot!“ rief Janina und demolierte einen weiteren Pokeball, während sie ihr nächstes Pokemon in den Kampf schickte. Ein riesiges Käferpokemon, welches sowohl über Gift, als auch Psychoattacken verfügte. „Omot, benutze...“
„Plinfa, Blubbstrahl.“
„Was? Omot, Schutzschild!“ sofort leuchteten die Augen des Omot und eine grünliche Barriere erschien vor ihm in der Luft, an der Plinfas Angriff einfach zerplatzte.
„Plinfa, Doppelteam.“ Wie schon beim Kampf gegen Machollo zitterte Plinfa und versechsfachte sich. „Du weißt was zu tun ist, Plan C.“
„Plan C?“ kam es sowohl von Janina, als auch Teleya. Plinfa schien jedoch zu wissen worum es ging, denn die sechs Pinguine, begann auf Omot zu zurennen, wobei ihre Flügel leicht nach hinten zeigten. Sie rannten jedoch nicht etwa in einer geraden Linie, alle paar Schritte, vertauschten alle Pinguine plötzlich ihre Position, hüpften urplötzlich durch die Gegend, oder machten seltsame, akrobatische Einlagen, um schneller voranzukommen. „Plinfa A, Blubbstrahl.“ sagte Luciel, woraufhin das mittlere Plinfa in die Luft sprang und einen weiteren Angriff auf Omot schickte.
„Omot, ignoriere den Angriff. Benutze Psystrahl, gegen das Plinfa ganz außen Rechts.“ Das Pokemon zögerte nicht und schickte sofort einen Strahl aus violett leuchtender Energie, gegen das befohlene Ziel.
„Tch.“ kam es von Luciel, der eigentlich damit gerechnet hatte, dass Janina auf die Finte reinfiel. „Abbruch, Plinfa, verschwinde von da.“ sagte er und alle Pinguine, außer der, auf den der Angriff zielte, verschwand. Kurz bevor der Psystrahl traf, stoppte Plinfa und drehte sich auf einem Bein elegant auf der Stelle, wodurch es dem Angriff entging.
„Was?“ entfuhr es Janina und ihre Verwirrung steigerte sich noch, als der Pinguin eine Art Rückwärtssalto vollführte und eine Position einnahm, die ihr irgendwie bekannt vorkam. „Luciel...“ begann sie, mit ungläubiger Stimme. „Das... das hast du nicht wirklich getan, oder?“ fragte sie und starrte Luciel an.
„Hm? Was meinst du?“
„Was ich meine? Diese Kampfhaltung! Das ist die, aus der Kampfschule meines Vaters! Für Menschen gedacht! Du hast deinem Plinfa menschliche Kampfsportarten beigebracht!“ rief sie und deutete auf den Pinguin.
„Ach ja, das... vielleicht ein wenig. Ich fand es recht praktisch und hatte mich zu der Zeit sowieso gerade gelangweilt.“ meinte Luciel und zuckte mit den Schultern.
„Das... das glaube ich einfach nicht!“
„Plinfa, Schnabel.“
„Was? Hey! Omot, Schutzschild!“ rief Janina und erneut erschien die Barriere, die Plinfas Angriff abwehrte. „Jetzt! Psystr...“
„Blubbstrahl!“ bevor Janina ihren Befehl aussprechen konnte, drehte Plinfa sich in der Luft und ließ einen harten Strahl von Blasen, auf das Käferpokemon niederregnen, dass durch die Wucht der Attacke zu Boden geschleudert wurde. „Jetzt Pfund!“ rief Luciel und Teleya bemerkte, dass sich so etwas wie Begeisterung in seine Stimme gemischt hatte, zumindest etwas, dass daran erinnern konnte und zu ihrer Überraschung sah sie, wie Luciel vor sich hin lächelte. Plinfa ließ währenddessen einen wahren Hagel von Schlägen auf das Omot niedergehen, bis Janina nicht anders konnte, als ihr Pokemon zurückzurufen.
„Du bist besser, als ich dachte.“ sagte sie und schien ein wenig beeindruckt zu sein. „Aber mal sehen, wie du hiermit zurecht kommst, los Smogmog!“ sagte sie und rief ihr letztes Pokemon in den Kampf, zwei violette... Köpfe, die in der Luft schwebten und von denen giftige Dämpfe ausgingen.


„Smogmog, lasse ihm keine Zeit zu reagieren, Tackle!“ rief sie, woraufhin das Pokemon nach vorne schoss und Plinfa tatsächlich erwischte. Der Pinguin segelte ein paar Meter durch die Luft, vollführte ihm Flug jedoch eine Rolle und landete wieder auf den Beinen, auch wenn er kurz den Kopf schüttelte, um wieder klar denken zu können. „Noch einmal! Tackle, gefolgt von Schlammbad!“ Dieses mal gelang es Plinfa dem stoßartigen Angriff der beiden Köpfe auszuweichen, dafür traf ihn jedoch ein Klumpen giftiger Schleim, den das Smogmog auf ihn spuckte.
„Plinfa, wasche es mit Blubbstrahl ab, aber vorsichtig!“ rief Luciel und der Pinguin tat wie ihm geheißen.
„Smogmog, jetzt! Giftwolke!“ ehe Luciel oder sein Pokemon reagieren konnten, stieß Smogmog eine Wolke violetten Gases aus, dass sich sofort zu Plinfa ausbreitete und es husten ließ. Janina grinste triumphierend. „Du solltest Plinfa lieber zurückrufen. Das Gift ist ziemlich stark, zusammen mit dem, dass Plinfa durch das Schlammbad abbekommen hat, dürfte... warum lächelst du?“ fragte Janina verwirrt, als sie Luciels Gesichtsausdruck bemerkte.
„Och, nichts... erinnerst du dich noch, als wir zusammen trainiert haben?“
„Natürlich.“
„Erinnerst du dich an die eine Nacht, an der wir wegen einer deiner tollen Ideen in einem Lagerraum des Centers eingeschlossen waren, und du unbedingt Geschichten erzählen wolltest, weil du Angst vor der Dunkelheit...“
„Ja, ich erinnere mich! Worauf willst du hinaus?“ rief Janina, etwas lauter als geplant und lief rot an. Sie erinnerte sich sehr gut, was Luciel meinte, die ganze Sache war ihr noch heute peinlich.
„Gut, du hattest mir erzählt, dass manche Ninja in alten Zeiten ihre Körper darauf trainiert hatten, mit Gift besser fertig zu werden. Ihre Körper wurden auf die Giftstoffe trainiert, so dass eigentlich tödliche Mischungen nur eine leichte Krankheit verursachten, und...“ Janina riss die Augen auf.
„Nein! Nein, nein, nein und nochmals nein! Ich traue dir vieles zu, aber... aber das hast du nicht gemacht!“
„Nichts, worauf ich besonders stolz bin zugegeben... aber doch, habe ich.“ sagte Luciel und deutete auf Plinfa. Der Pinguin stand noch immer inmitten der Giftwolke und sah ziemlich gelangweilt aus.
„Du bist verrückte... einfach nur verrückt! Wer kommt auf so bescheuerte Ideen?“ Luciel zuckte mit den Schultern.
„Ich nehme das mal als Kompliment. Plinfa, Blubbstrahl.“ Sofort ging der Pinguin zum Angriff über und deckte Smogmog mit seinem Wasserangriff ein.
„Verdammt! Smogmog, Schlammbad!“
„Plinfa, Doppelteam.“ Erneut tauchten sechs Plinfas auf, die sich sofort über die ganze Arena verteilten.
„Keine Sorge Smogmog! Warte einfach darauf, welches Plinfa...“
„Plinfa, Blubbstrahl.“ sagte Luciel und alle Pinguine gingen zum Angriff über.
„W-was? Ähm... Schlammbad auf das Plinfa direkt hinter dir!“ Smogmog reagierte sofort und setzte seinen Angriff ein, tatsächlich wehrte es mit der Giftattacke den Angriff des echten Plinfas ab.
„Ach, verdammt...“ murmelte Luciel und kratzte sich am Kopf. „Ich habe vergessen, dass du in diesem dämlichen Hütchenspiel so gut bist.“ sagte er und seufzte, woraufhin Janina grinste.
„Tja, du solltest mich eben nicht unterschätzen!“
„Mhm... gute Idee. Plinfa, Doppelteam.“
„Warte, wie war das?“ Plötzlich begannen alle Plinfas zu zittern und kurze Zeit später standen ganze 36 Pinguine in der Arena.
„Plinfa, Plan G.“
„Wie viele Pläne hast du eigentlich?“ fragte Janina genervt, während alle Plinfas begannen um Smogmog im Kreis zu rennen, so dass dieses gar nicht mehr wusste, wo es hinsehen sollte.
„Ähm... Smogmog... Matschbombe!“ sie mochte diesen Angriff zwar nicht unbedingt, aber ihr blieb anscheinend keine andere Wahl, wenn sie gewinnen wollte. Es würde nur ewig dauern, die Arena sauber zu machen. Smogmog hatte jedoch keine Chance, die Attacke auszuführen, denn plötzlich sprangen Alle Plinfas nach vorn und benutzten Blubbstrahl, lediglich einer traf das Smogmog wirklich, aber in Kombination mit der Verwirrung und dem vorherigen Treffer war es genug, um das Giftpokemon zu Boden zu Werfen.
„Plinfa, Schnabel.“
„Halt!“ rief Janina und seufzte laut hörbar. „Es reicht... ich habe verloren.“ sagte sie und holte Smogmog in den Pokeball zurück. „Ich dachte, du bist ein... na ja, fauler Mensch, der sich nicht großartig um den ganzen Kram hier schert... wo hast du die Zeit gefunden, dein Plinfa so zu trainieren.“
„Ähm... Glück.“ murmelte Luciel, woraufhin Janina lediglich mit den Schultern zuckte.
„Wenn du es mir nicht sagen willst, dann eben nicht. Wie auch immer...“ sie räusperte sich und bedeutete Teleya, zu ihnen zu kommen. „Du hast mich fair und ehrlich besiegt. Luciel, ich überreiche dir hiermit voller Stolz den Seelenorden!“ verkündete sie und zog etwas aus der Tasche, in der sie ihre Wurfwaffen aufbewahrte. Es war ein violetter, herzförmiger Orden, den sie Luciel entgegenstreckte. „Hier, du hast ihn dir verdient.“ sagte sie lächelnd und Luciel nahm ihn, nach kurzem Zögern entgegen.
„Vielen Dank, Janina.“ sagte er und hielt ihr seine Hand hin. „Es hat Spa...“ er verstummte und räusperte sich. „Ich meine, danke für den Kampf.“ Janina lachte.
„Mir hat es auch Spaß gemacht, Luciel... auch wenn ich noch immer nicht fassen kann, wie verrückt du doch bist.“
„Das will ich nicht von dir hören.“ meinte Luciel und drehte sich zu Teleya um, die gerade bei ihnen angekommen war. „Kannst du dir das vorstellen? Ich habe tatsächlich gewonnen.“ sagte er, mit einem schwachen Lächeln und wartete nervös darauf, wie seine Schwester wohl reagieren würde.
 
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5. Seelenorden und Seelenqual

„Nicht schlecht, aber sie hat sich ja gar nicht richtig gewehrt.“ sagte Teleya gelangweilt und gab sich dabei Mühe so unbeeindruckt wie möglich zu klingen, was sämtliches bisschen an Stolz sofort aus Luciels Gesicht wischte. „Liegt bestimmt daran, dass ihr mal etwas miteinander hattet, wie immer. Dadurch wollte sie dich in Wahrheit gar nicht besiegen und hat dich gewinnen lassen. Ich bin sicher wenn sie es gewollt hätte, dann würdest du jetzt auf dem Weg zum Pokecenter sein und dir die Augen ausheulen.“
„Janina und ich haben nie miteinander geschlafen, wir sind ganz einfach nur Freunde.“ zischte Luciel, während er sich hinter Teleya stellte und sich fragte, warum er das ganze überhaupt auf sich nahm. Er überlegte sogar kurz Janina zu erlauben doch mit ganzer Kraft zu kämpfen, nur um Teleya für diese Bemerkungen eins auszuwischen. „Aber wenn du denkst du kannst es besser als ich, dann nur zu. Du bist jetzt sowieso dran mit kämpfen.“
„A-aber...i-ich...j-j-jetzt schon...aber...“ Wie erwartet stammelte Teleya nur nervös vor sich hin sobald es darum ging selbst einem Arenaleiter gegenüberzutreten. Sie hatte gehofft das Luciel gewann und sie sich dann unbemerkt aus dem Staub machen konnte, aber jetzt blieb ihr keine Wahl mehr. Ihr Bruder hatte sich auch dazu überwunden zu kämpfen, wenn sie jetzt kniff würde sie damit seine gesamte Motivation wieder vernichten. „Sollte Janina nicht lieber erst einmal ihre Pokemon versorgen? Sie scheinen ziemlich was abgekriegt zu haben und es wäre am besten sie in ein Pokecenter zu bringen damit sich ausruhen, oder?“
„Kein Problem, meinen Pokemon geht es bestens. Ich habe sie gerade versorgt, mit ein paar Tränken und Beeren und diesem ganzen Zeug. Sie sind wieder so gut wie neu und brennen darauf gegen dich und dein Team anzutreten.“ log Janina, ohne dabei rot zu werden, auch wenn sie Luciel einen Moment lang verräterisch auffällig zuzwinkerte. Sie hatte ihre Pokemon nicht geheilt, sondern sie so erschöpft und fertig gelassen. Es würde ihr leichter fallen überzeugend zu verlieren, wenn ihr ganzes Team sowieso schon am Ende war. Nach allem was Luciel ihr berichtet hatte, war Teleya in dieser Arena am völlig falschen Ort, es war keine gute Herausforderung für Anfänger. Auch wenn Janina sich unwohl dabei fühlte absichtlich zu verlieren, ließ sie sich nichts davon anmerken. Vor ihr in der Luft schwebte sogar bereits wieder das Smogmog, auch wenn es mehr schlecht als recht in der Luft hing und keinen besonders beeindruckenden Anblick bot.

„Ok.“ erklang es kleinlaut von Teleya. Eingeschüchtert von dem Kampf, den sie eben mitansehen durfte, holte sie einen Pokeball hervor und sofort verzog Luciel das Gesicht als er ahnte was kommen würde. Janina würde es schwer haben dagegen zu verlieren, egal wie sehr sie sich anstrengte. „D-du bist dran Karpador!“ rief sie und warf den Pokeball, woraufhin das Karpador vor ihr erschien, umkippte und anfing wild zu zappeln wie ein Fisch auf dem Trockenen. Trotzdem schien der Anblick ihres Pokemon sie irgendwie zu beruhigen, denn Teleya wurde etwas sicherer und rief ihrem Bruder etwas zu „Pass gut auf Luciel, vielleicht kannst du ja noch etwas von einer richtigen Trainerin lernen.“ Dann zeigte sie mit einem zuversichtlichen Lächeln auf Smogmog „Karpador! Nutze deine Macht als Championpokemon und vernichte deinen Gegner mit Hyperstrahl!“ Karpador zappelte kurz etwas schneller, aber bewegte sich keinen Millimeter vorwärts.
„Hydropumpe!“ Das auch diesmal nichts geschah, schien Teleya nicht wirklich zu beeindrucken, ihr Flamara hatte auch eine Weile gebraucht um warm zu werden. Am besten sie benutze einfach alle Attacken die ihr einfielen, irgendwo würde schon eine dabei sein die ihr Karpador einsetzen konnte. „Flammensturm! Eisstrahl! Donner! Erdbeben! Solarstrahl! Psychokinese! Blizzard!“ Sie steigerte sich dabei mehr und mehr in eine Art Rausch, während sie mit Namen von Attacken um sich warf, von denen sie keine Ahnung hatte, aber die cool klangen. Leider mit wenig Erfolg, aber immerhin schien sie ihren Spaß dabei zu haben. „Und dann beende es mit einem weiteren Hyperstrahl!“ Letztendlich bemerkte aber selbst sie das nichts passierte, auch wenn es eine Weile dauerte. Teleya runzelte verwirrt die Stirn und ging neben ihrem Karpador in die Hocke, genauso, wie sie es auch schon bei ihrem ´Flamara` getan hatte. Unsicher was diesmal das Problem war, drückte sie kurz mit dem Zeigefinger gegen die glitschigen, roten Schuppen, in der Hoffnung ihrem Pokemon irgendeine Reaktion zu entlocken. Aber der Fisch zappelte nur weiter vor sich hin. „Hallo? Bist du überhaupt wach? Karpador?“ Unsicher richtete sie sich wieder auf und griff langsam nach ihrem Pokeball. Bei Flamara hatte sie ihren Fehler irgendwann erkannt, aber diesmal verwechselte sie das Pokemon ganz sicher nicht! Selbst Luciel hatte es als Karpador bezeichnet. „Wir müssen den Kampf abbrechen. Ich glaube mein Karpador ist krank.“

„Keine Angst, deinem Karpador geht es blendend. Es ist genauso, wie es sein sollte, leider.“ murmelte Luciel peinlich berührt und warf Janina einen entschuldigenden Blick zu. Die Arenaleiterin starrte in der Zwischenzeit Teleya an und konnte nicht wirklich fassen, dass jemand ein Karpador gegen sie einsetzte. Das war eine Beleidigung ihrer Ehre und ihres Stolzes als Arenaleiterin. Genauso gut hätte Teleya ihr wüste Beschimpfungen an den Kopf werfen können. „Karpador kann nur Platscher einsetzen, versuch es am besten damit, oder mit Tackle, aber ich glaube dein Karpador ist selbst dazu noch zu schwach. Vielleicht solltest du es einfach zurückrufen und es mit einem anderen Pokemon probieren. Vielleicht irgendeines das naja...nicht nutzlos ist?“
„Tackle kenne ich schon, das hat mich nicht wirklich beeindruckt.“ murmelte Teleya und verlor viel von ihrer anfänglichen Begeisterung, Tackle war so schrecklich langweilig „Also dann, versuchen wir es mit deinem mächtigen Platscher, Karpador!“ Diesmal reagierte Karpador tatsächlich, allerdings nicht so wie von Teleya erwartet. Sie rechnete mit irgendeinem vernichtenden Angriff, aber stattdessen begann ihr Pokemon nur noch mehr zu zappeln und kurz auf und ab zu springen. Enttäuscht starrte sie ihren nutzlosen Fisch an, aber anstatt endgültig ihren Fehler einzusehen und Karpador zurückzurufen, oder freizulassen, wandte Teleya sich mit einem zornigen Funkeln in den Augen an ihren Bruder. „Was war das denn für ein nutzloser Tipp Luciel? Diese Attacke macht absolut gar nichts! Falls es überhaupt eine Attacke ist und nicht nur ein dummer Scherz von dir. Moment...“ sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu und ignorierte mal wieder den Kampf vollkommen „Hast du gerade versucht meinen Kampf zu sabotieren indem du mich angelogen hast?“
„Was? Warum um alles in der Welt sollte ich denn so etwas tun? Ich will immerhin das du gewinnst!“ verteidige Luciel sich entrüstet, auch wenn er an dem Blick seiner Schwester ganz genau erkennen konnte, dass sie ihm kein einziges Wort glaubte.
„Es reicht.“ flüsterte Janina, die gemeinsam mit ihrem Pokemon inzwischen von den streitenden Geschwistern ignoriert wurde. Sie war eine freundliche Person und wurde nie wütend oder aufbrausend, aber das hier wurde selbst ihr langsam zu viel. Sie hatte auch ihren Stolz, immerhin war sie eine der besten Arenaleiterinnen von ganz Kanto! Nur die stärksten Trainer des ganzen Landes konnten sich mit ihr messen und verließen diese Arena mit einem Seelenorden. Sie konnte sich einfach nicht von einem Karpador besiegen lassen, das war unmöglich. „Smogmog? Vernichte dieses Karpador mit einem Tackle!“ Sofort setzte ihr Pokemon sich in Bewegung und krachte gegen Teleyas Karpador, das davongeschleudert wurde und gegen die Wand der Arena klatschte, wo es regungslos liegenblieb.
„Siehst du was du angerichtet hast, Luciel?“ fuhr sie ihren Bruder sofort an, während sie ihr Pokemon zurückrief und nicht fassen konnte das ihr tolles, neues Pokemon wegen ihrem idiotischen Bruder so schnell besiegt wurde.
„Ich? Was habe ich denn damit zu tun das dein Karpador nutzlos und schwach ist?“
„Du hast mich abgelenkt! Ohne deine falschen Informationen, hätte ich sie besiegt!“
„Ich habe dich abgelenkt? Du hättest so oder so verloren mit diesem nutzlosen Pokemon. Niemand auf der ganzen Welt schleppt ein Karpador mit zu einem Arenakampf, das ist purer Wahnsinn!“
„Tz, sei einfach ab jetzt ruhig damit ich mich konzentrieren kann.“ zischte Teleya ihm noch zu, bevor sie seine Anwesenheit ausblendete und sich auf ihren Kampf fokussierte. „Du bist dran, Evoli!“ Vor ihr erschien das kleine Evoli und fauchte das Smogmog wütend an. Doch bevor Teleya ihrem Pokemon irgendeinen Befehl geben konnte, stürzte Smogmog plötzlich vom Himmel und blieb bewusstlos auf dem Boden liegen. „W-was ist passiert?“

„Die Schuppen deines Karpadors sind so hart, dass Smogmog sich mit dem Tackle selbst verletzt hat...“ murmelte Luciel und widerstand dem Drang sich die Hand vors Gesicht zu schlagen. Smogmog musste durch den Kampf gegen ihn so angeschlagen gewesen sein, dass der Aufprall auf den Schuppen gereicht hatte um es außer Gefecht zu setzen. Aber es gab jemanden der das ganze noch unfassbarer fand als er, nämlich Janina. Vollkommen perplex stand Janina da und starrte ihr besiegtes Smogmog an. Eines ihrer Pokemon...wurde von einem Karpador besiegt...ein Karpador...Karpador...
„D-das kann nicht wahr sein.“ flüsterte Janina benommen vor sich hin und rief ihr Smogmog wie in Trance zurück. Schnell warf sie einen kurzen Blick zu Luciel. Wenn sie ihm nur nicht versprochen hätte absichtlich zu verlieren, aber für Bedenken war es jetzt zu spät. Ihr blieb keine andere Wahl mehr als ihr nächstes Pokemon zu rufen und zu hoffen das es wenigstens schnell vorbei war. „Mach sie fertig, Golbat.“
Kaum war das riesige, furchteinflößende Golbat erschienen um seinen Gegner anzukreischen, erstarrten Evoli und Trainerin auf der Stelle vor lauter Furcht. Teleya hätte schon am liebsten die Flucht ergriffen als Luciel dieses Monster gekämpft hatte, aber jetzt selbst dieser Fledermausbestie gegenüberzustehen die fast so groß war wie sie...das war nicht nur für sie zu viel. Evoli griff auf eine altbewährte Taktik zurück und legte sich die winzigen Pfoten auf die Augen, während es sich so klein wie möglich machte.
„Ich weiß, es ist viel, viel größer als du aber...aber jetzt ist kein guter Zeitpunkt um sich zu verstecken.“ murmelte Teleya, wobei sie nicht besonders viel Überzeugungskraft aufbringen konnte. Sie selbst würde auch nicht gegen dieses Monster kämpfen wollen. „P-probier es einfach mal mit einem Tackle und danach mit Biss j-ja?“ Fragte sie ihr Pokemon vorsichtig. Langsam erhob Evoli sich und stolperte unsicher auf das Golbat zu. Die Nervosität seiner Trainerin, half dem Evoli nicht wirklich und ließ es nur noch ängstlicher werden, dazu kam das sein Gegner fünf mal so groß war. Janina, die verlieren wollte, beobachtete nur desinteressiert wie Evoli vorwärts schlich und dachte nicht im Traum daran irgendeine Attacke einzusetzen. Je weiter Evoli kam, desto sicherer wurde es und rannte letztendlich auf Golbat zu, drückte sich vom Boden ab und sprang dem Fledermauspokemon mit voller Wucht an den Kopf. Danach drückte es sich vom Kopf des Golbat ab und sprang noch weiter nach oben, wobei es mit Biss nach den dünnen, empfindlichen Flügeln schnappte und sich dort festbiss. Sofort schrie das Golbat auf und schlug mit dem anderen Flügel nach dem Evoli das die Schläge ignorierte und immer fester zubiss, was seinen Gegner mehr und mehr aus dem Gleichgewicht brachte. Solange, bis das Golbat verwirrt zu Boden trudelte. Dabei begrub es allerdings Evoli unter sich, welches endlich von dem Golbat abließ und panisch versuchte unter dem großen Körper des gegnerischen Pokemon hervorzukriechen. Sofort rief Janina ihr Pokemon zurück, immerhin hatte es irgendwie so ausgesehen als wäre ihr Golbat in Gefahr gewesen...irgendwie. Teleya wollte gerade jubeln, als sie sah, das ihr Evoli sich nicht mehr rührte. Der Aufprall und das Gewicht von Golbat hatten ihm den Rest gegeben. Mit einem leise gemurmelten Fluch rief sie Evoli zurück und holte ihren letzten Pokeball hervor.
„Sieht so aus, als hätte jeder von uns nur noch ein Pokemon übrig.“ sagte sie zu Janina und versuchte sich dabei an einem zuversichtlichen Lächeln. Sie hatte immerhin zwei von drei besiegt, das war mehr als sie sich jemals erhofft hatte. Janina jedenfalls antwortete ihr gar nicht erst, sondern wollte es nur noch so schnell wie möglich beenden. Als letzten traten Nidoran und Omot gegeneinander an. Der Arenaleiterin kribbelte es in den Fingern, als alles in ihr sie dazu drängte eine Psychoattacke einzusetzen und das Nidoran wegzufegen, aber stattdessen ließ sie Omot nur regungslos vor Teleya schweben und nichts tun.
„Nidoran! Setze Giftstachel ein!“ rief Teleya und aus Nidorans Horn und von dessen ganzen Körper schossen lila Stacheln auf Omot zu. Sie bohrten sich in das Insekt und pumpten es mit Gift voll, was bei den meisten Käferpokemon Wunder gewirkt hätte, aber da Omot auch gleichzeitig vom Typ her Gift war, hielt sich die Wirkung in Grenzen. Trotzdem reichte es um das angeschlagene Omot vom Himmel zu holen und Janina zögerte keine Sekunde damit ihr Pokemon zurückzurufen. Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich verloren hatte und freute sich das es vorbei war. Teleya dagegen stand nur stocksteif da und starrte sie an. Es dauerte eine Weile bevor es in ihrem Kopf klick machte und sie wahrnahm das sie gewonnen hatte. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stürmte sie auf ihr Nidoran zu, nahm es in die Arme und erwürgte es fast, wobei sie aufpassen musste sich nicht selbst an den giftigen Stacheln und Hörnern des Pokemon zu verletzen. Es war so...so leicht gewesen! Und dabei hatte sie während Luciels beeindruckendem Kampf gedacht, dass sie niemals mit ihm gleichziehen könnte. Vor lauter Freude warf sie das hilflos quiekende Nidoran in die Luft und fing es lachend wieder auf. Sie hatte ihren ersten Orden! Sie war damit eine richtige Trainerin und auf dem besten Weg zur Silberkonferenz.

„Tut mir wirklich leid, Janina.“ Luciel trat an die Seite der am Boden zerstörten Arenaleiterin und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter „Geht es dir gut?“
„I-i-ich habe gegen sie verloren...gegen das Mädchen mit dem Karpador...“ stammelte seine beste Freundin entsetzt und starrte ihn dann durchdringend an „Das wirst du mir büßen, Luciel. Akari zu vertreiben war viel zu wenig, du schuldest mir ab jetzt etwas, verstanden?“
„Also geht es dir bestens, das ist alles was ich wissen wollte.“ Luciel versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Er wusste wie stolz die meisten Arenaleiter waren, vor allem die stärkeren, die es gewohnt waren nur gegen die besten Trainer der ganzen Welt zu verlieren, aber nicht gegen Amateure. „Außerdem...so schlimm war es doch jetzt auch wieder nicht, oder? Eines deiner Pokemon hat sie immerhin aus eigener Kraft besiegt, ohne dass du groß nachhelfen musstest, oh und Smogmog hat sie auch fertig gemacht, oder etwa nicht?“
„Sag am besten einfach gar nichts mehr, ja? Du machst es nur noch schlimmer.“ erwiderte Janina, die sich langsam wieder beruhigte, als Teleya endlich aus ihrem Siegestaumel zurückkehrte und auf die Leiterin zusprang, wobei sie erwartungsvoll die Hände ausstreckte. Janina, die es kaum erwarten konnte die ganze Sache endlich abzuschließen, legte ihr schnell den Seelenorden in die Hand und rang sich so etwas wie ein Lächeln ab „Hier, dein Orden. Viel Spaß damit und noch viel Glück in den anderen Arenen, ich bin sicher meine Kollegen werden sich schon auf dich freuen.“



Zwei Stunden später wartete Luciel mit seinem Rucksack vor dem Pokecenter und freute sich als seine Schwester endlich auftauchte. Er hatte keine fünf Minuten gebraucht, um sich auf die Abreise vorzubereiten, aber sie wollte noch unbedingt irgendetwas erledigen. Teleyas Gepäck hatte sich inzwischen mehr als verdoppelt. Neben ihrem riesigen Rucksack und der kleinen Tasche mit ihrem Trainerzeug, trug sie jetzt auch noch eine Reisetasche mich sich herum, die fast größer wirkte als sie selbst. Bei jedem Schritt den sie machte, wirkte seine Schwester so, als würde sie gleich unter der Last zusammenbrechen und es gelang ihr nur sich strauchelnd fortzubewegen. Die Reisetasche umklammerte sie mit beiden Händen und setzte sie alle paar Meter eine Weile auf dem Boden auf, um zu verschnaufen und ihre schmerzenden Arme zu entlasten.
„Was schleppst du denn jetzt schon wieder mit dir herum?“ begrüßte Luciel sie wenig begeistert, als Teleya die Tasche direkt vor seinen Füßen fallen ließ und sich erschöpft gegen die Wand des Pokecenters lehnte.“
„Das...ist...nur...“ schnaufte Teleya außer Atem und verstummte dann, um sich erst einmal wieder zu beruhigen. Sobald sie wieder halbwegs normal atmen und reden konnte, fuhr sie fort „Mir ist nur eingefallen wie lang die Reise wird und das wir sicher öfter mal draußen übernachten oder uns durch die Wildnis schlagen müssen. Also habe ich mir vernünftige Kochutensilien gekauft, Töpfe, Schüsseln, Teller, eine tragbare Kochplatte und dann natürlich Vorräte. Sehr, sehr viele Vorräte. Das hier ist alles was zwischen uns und dem Hungertod steht, also passt gut darauf auf, ja? Danke.“
„Moment, warte mal!“ Luciel starrte auf die schwere Tasche, während Teleya sie nicht mehr beachtete und ganz offensichtlich für ihn zurückließ „Ich werde das ganze sicher nicht tragen! Ich...was machst du da?“ Teleya hing sich gerade ein braunes Lederband um den Hals, an dem ihr Seelenorden baumelte. Der herzförmige Orden war oben durchlöchert und wies mehrere tiefe Kratzer auf, fast als hätte sie ihn bereits durch ganz Kanto und Johto geschleift „Wie hast du überhaupt das Loch da reinbekommen?“
„Nidorans Horn.“ antwortete Teleya beiläufig, während sie sich die behelfsmäßige Kette anlegte und ihn erwartungsvoll angrinste „Und? Wie findest du meine Idee? Steht mir die Kette? Du musst sie dir natürlich mit noch viel mehr Orden vorstellen.“
„Diese Orden sind keine Spielzeuge. Du wirst sie vorzeigen müssen sobald du am Silberberg bist und ich weiß nicht ob jeder es so toll findet wenn du die armen Orden verstümmelst.“
„Kannst du nicht einfach irgendetwas nettes sagen was ich hören will und sonst nichts? Ist das wirklich zu viel verlangt?“ fragte sie und sofort schwand ihre gute Laune wieder. Er hatte auch kaum etwas zu ihrem Sieg gesagt, sondern sich stattdessen mit Janina unterhalten. Als wäre diese Arenaleiterin wichtiger als sie, aber letztendlich sollte sie das nicht weiter überraschen, für ihn war so ziemlich alles wichtiger als sie.
„Ja ja, was auch immer.“ murmelte er zu sich selbst und griff ohne nachzudenken nach der Tasche um sie aufzuheben, wofür er sich schon im nächsten Moment selbst verfluchte. Sie hatte ihn abgelenkt. Aber letztendlich blieb ihm sowieso keine andere Wahl. Teleya konnte es ganz sicher nicht tragen und vielleicht gelang es ja selbst Teleya damit etwas essbares zu kochen...auch wenn er nicht daran glaubte. Als er fortfuhr klang seine Stimme bereits wieder genervt und wünschte sich einfach zurück in sein Zimmer in Prismania City zu können. „Da du jetzt endlich fertig bist, können wir ja aufbrechen, oder? Ich habe keine Lust länger als nötig im Freien zu übernachten. Wenn wir uns beeilen können wir in zwei Tagen in Safronia City ankommen und wieder in einem richtigen Bett schlafen, ich vermisse das jetzt schon.“
„Wir sind noch nicht einmal aufgebrochen! Du musst wirklich lernen nicht mehr so viel zu jammern und...“

„Ah, da seid ihr ja endlich!“ unterbrach eine aufgeregte Mädchenstimme seine Schwester. Sofort starrte Luciel neugierig in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und verzog dann das Gesicht, während er jegliches Interesse verlor. Vor ihnen stand Akari, die Trainerin gegen die er für Janina kämpfen musste und strahlte ihn an. „Hallo! Ich bin es! Erinnerst du dich noch an mich, Luciel?“
„Nicht du schon wieder...“
„Schön dich wiederzusehen, Luciel. Ich bin zwar sicher, dass du dich noch an mich erinnerst, aber falls du es vergessen hast, mein Name ist...“
„Ich weiß, du musst dich nicht noch mal vorstellen.“ Luciel griff aus Reflex nach einem seiner Pokebälle und sah sich aufmerksam um, für den Fall, dass sie sich vielleicht Verstärkung geholt hatte um ihn diesmal zu besiegen „Und was willst du von uns? Mal abgesehen davon das du uns aufgelauert hast. Willst du vielleicht Rache für deine Niederlage? Wenn ja solltest du das lieber wieder vergessen, ich kämpfe nur wenn man mich dazu zwingt.“
„Nein, nein. Ich habe nicht vor gegen dich zu kämpfen oder mich zu revanchieren. Ich bin aus einem ganz anderen Grund hier.“ Akari ging auf ihn zu und ignorierte Teleya dabei weiterhin vollkommen. Sie starrte einfach nur Luciel an, als wäre er eine Art Gott und konnte die Augen nicht einen Augenblick von ihm losreißen. Das er sich nicht für sie zu interessieren schien, stachelte die wunderschöne Trainerin nur noch mehr an und als sie weitersprach hauchte sie die Worte fast schon, so atemlos war sie bei seinem Anblick. „Ich möchte euch auf eurer Reise begleiten...wohin auch immer ihr unterwegs seid. Da wir gerade dabei sind, wohin wollt ihr überhaupt?“
„Wir möchten zum Silberberg in Johto, um dort an der Silberkonferenz teilzunehmen.“ antwortete Teleya sofort, ohne sich dabei um den genervten Seitenblick ihres Bruders zu kümmern. Wäre es nach ihm gegangen, hätten sie diese Akari einfach ignoriert und wären weitergegangen, aber jetzt wusste sie wohin sie wollten und konnte ihnen einfach folgen oder auf dem Weg auflauern!
„Perfekt! Ich komme aus Johto!“ antwortete Akari sofort überglücklich, eine bessere Gelegenheit hätte sich für sie gar nicht ergeben können. Sie konnte nützlich sein und gleichzeitig in seiner Nähe bleiben. In einem Punkt war sie sich zumindest sicher: Nach ein paar Tagen mit ihr, würde Luciel schon noch weich werden und anfangen sie genauso anzuhimmeln wie es die meisten anderen Männer traten. „Es gibt keine bessere Reiseführerin im ganzen Land. Ich kenne Kanto und Johto in und auswendig. Seit Jahren reise ich von einer Stadt zur nächsten und war schon praktisch überall. Ich kenne die schnellsten und sichersten Wege zwischen den Arenen, außerdem habe ich tolle Kontakte in jeder Stadt und...“
„Wir brauchen keine Reiseführerin.“ unterbrach Luciel sie kühl, was Akari mit einem traurigen Schmollmund quittierte.
„Wenn ihr alle Orden sammeln wollt, dann habt ihr von hier aus mehrere Optionen und es ist wichtig sich richtig zu entscheiden, denn ihr dürfte keine Zeit verlieren. Die Silberkonferenz wartet immerhin nicht auf euch und die meisten anderen Trainer werden schon deutlich mehr Orden haben. Was ist eurer nächstes Ziel? In welcher Arena wollt ihr als nächstes antreten?“
„Ich denke die Arena in Safronia City ist so gut wie jede andere auch und von hier aus am schnellsten zu erreichen, abgesehen vielleicht noch von der in Prismania City...aber dort können wir nicht hin, aus ähm, persönlichen Gründen.“
„Uhh...ganz schlechte Idee, sehr sehr schlechte Idee.“
„Ach? Und was soll daran so furchtbar sein?“ warf Teleya ein, nur um auch endlich einmal Teil an diesem Gespräch zu haben, anstatt stumm und gelangweilt an der Seitenlinie zu stehen.
„Rein gar nichts, lass dich nicht von ihr verunsichern, Teleya.“ versuchte Luciel keine Zweifel an seinem Plan aufkommen zu lassen. Sie sollten es in einer Arena versuchen in der es eine relativ schwache und gleichzeitig hübsche Leiterin gab. Nur so konnte er sicherstellen das Teleya auch weiterhin gewann. Vielleicht konnte er sogar dafür sorgen das die Leiterin ebenfalls wieder absichtlich verlor, er musste nur seinen Charme spielen lassen und konnte dabei sogar noch etwas Spaß für sich selbst rausholen. Er wusste nicht viel über Sabrina, die Leiterin von Safronia City, aber er hatte mal ein Bild von ihr gesehen und das reichte ihm, außerdem war die Stadt von hier aus am leichtesten zu erreichen und es führten Straßen von Safronia aus nach Süden, über die sie leicht in den Rest des Landes gelangen konnten.
„Doch, sogar ziemlich ziemlich viel. Ich kenne die Leiterin in Safronia City. Als ich dort war, ist sie gar nicht erst auf die Idee gekommen jemanden auf mich anzusetzen, sondern hat sich stattdessen selbst um das Problem gekümmert.“
„Ich dachte du kämpfst nicht gegen Frauen, weil du sie nicht so leicht einwickeln kannst?“
„Das stimmt auch, aber Sabrina hat mir keine andere Wahl gelassen. Sie ließ einfach ihr Simsala auf mich los und wollte mich umbringen! Hätte ich nicht gekämpft, wäre ich jetzt inzwischen tot, aber der Kampf, naja...sagen wir es lief noch viel, viel schlechter als gegen dich. Ich hatte nicht die geringste Chance und von den Leuten dort habe ich gehört, dass kaum jemand es wagt sich mit ihr anzulegen. Sabrina setzt auf Psychopokemon und die kannst du mit deinem eigenartigen Kampfstil sicher nicht beeindrucken. Sie erledigen dich einfach bevor du die Gelegenheit erhältst an sie heranzukommen und wie du ein Simsala verwirren willst will ich erst mal sehen. Du hättest im Moment keine Chance gegen sie, ganz egal wie toll du bist.“

„Verstehe.“ murmelte Luciel gedankenverloren. Wenn selbst er Probleme mit der Arenaleiterin hätte, dann würde Teleya es nie im Leben schaffen. Er wusste, dass es besser war die Arenen in einer anderen Reihenfolge anzugehen, denn die Stärke der Leiter variierte sehr stark. Frischgebackene Trainer sollten bei den schwächeren Leitern im Südwesten anfangen und sich nach und nach verbessern. Akari hatte recht, sie sollten wirklich in einer anderen Arena weitermachen, um sich sorgte er sich dabei weniger, denn er kam schon irgendwie klar, aber Teleya und ihr Karpador...er wollte gar nicht daran denken, wie schnell ein echter Gegner sie im Moment vernichten könnte. Außerdem klang Sabrina nicht mehr so verlockend, eher tödlich und vermutlich würde sie ihre Pokemon auf ihn hetzen wenn er mit ihr ausgehen wollte. „Aber wo sollen wir dann hin?“
„Das ist doch ganz einfach. Ich denke die beste Arena um weiterzumachen liegt in Azuria City und das ist gar nicht mal so weit weg. Leider ist der Weg von Safronia nach Azuria und Orania derzeit gesperrt, ansonsten könnten wir noch schneller da sein, aber so wird es auch gehen. Wir müssen nur von hier aus nach Norden, bis wir in Lavandia sind und dann durch die Felstunnel. Schon sind wir in Azuria City und ihr könnt euch mit der Arenaleiterin messen.“
„Nie im Leben.“ erklang es von Luciel wie aus der Pistole geschossen und sehr zur Verwunderung seiner Schwester, die tatsächlich glaubte fast so etwas wie Furcht aus seiner Stimme herauszuhören, aber da musste sie sich verhört haben, ihr Bruder hatte vor gar nichts Angst. „Ich weigere mich diese todbringenden Tunnel auch nur zu betreten. Hast du überhaupt eine Ahnung was du da von uns verlangst? Genauso gut kannst du uns hier und jetzt von deinem Hunduster fressen lassen wenn du dir so sehr unseren Tod wünscht.“
„Was ist denn los, Luciel?“ mischte Teleya sich nervös ein. So aufgebracht hatte sie ihn noch nie erlebt. Für sie klang das alles nach einem recht guten Plan, außerdem mochte sie etwas an Akari. Sie war es gewohnt das andere Mädchen sich Luciel um den Hals warfen, aber es war vollkommen ungewohnt, dass sie damit so wenig Erfolg hatten. Sie wollte herausfinden was an Akari anders war.
„Hast du eigentlich eine Ahnung was uns in diesen Tunneln alles erwartet? Du hast doch Janinas Golbat gesehen, oder? In diesen Höhlen gibt es Hunderte von den Viechern und dazu noch Zubats, die sind zwar ein bisschen kleiner, aber dafür noch viel aggressiver und sie saugen gerne das Blut von unachtsamen Wanderern aus. Aber selbst wenn wir wie durch ein Wunder nicht von diesen Monstern gefressen werden, wird uns vermutlich aus Versehen ein Onix platt walzen ohne es zu bemerken oder wir fallen in irgendeine Felsspalte und brechen und das Genick oder...“ Während Luciels ausführlichen Beschreibungen davon, wie sie in den Höhlen auf verschiedenste und grauenvollste Art und Weise zu Tode kamen, wurde Teleya mit jedem Wort immer blasser und blasser, bis sie genauso starr und entsetzt vor Angst war wie ihr Bruder. Kein normaler Mensch konnte von ihnen verlangen diesen Weg zu nehmen, das war glatter Selbstmord! Teleya versuchte eine Weile alles zu verdauen, was ihr Bruder gerade gesagt hatte und stellte sich dabei gähnende Dunkelheit vor, aus der riesige gelbe Augen sie anfunkelten, bevor sich lange, scharfe Reißzähne in ihre Kehle bohrten. Plötzlich verkroch sie sich so schnell wie möglich hinter Luciels Rücken und klammerte sich an seinem Arm fest, während sie die Verrückte ansah. Akari musste einfach verrückt sein, wenn sie so einen Weg vorschlug.
„Geh alleine in die Höhle des Todes!“ rief Teleya und versuchte sich hinter ihrem Bruder so klein wie möglich zu machen, damit die Monster aus dem Felstunnel sie nicht fanden. Je mehr sie darüber nachdachte, desto unheimlicher wurde ihr plötzlich ganz Kanto. Seit dem Kampf in der Arena fand sie es schon unverantwortlich von ihren Eltern sie einfach so durch eine Welt laufen zu lassen, in der Monster wie dieses Golbat existierten. Hätte sie vorher gewusst das solche Kreaturen existierten und wie groß die Monster werden konnten, hätte sie sich den Rest ihres Lebens in ihrem Zimmer eingeschlossen, aber dafür war es jetzt leider etwas zu spät. „Wir nehmen den langen Weg! Es gibt doch einen langen Weg, oder?“
„Leider nicht.“ antwortete Akari, inzwischen etwas kleinlauter, als sie bemerkte auf wie viel Ablehnung ihre eigentlich geniale Idee stieß. Dabei hatte sie gehofft damit diesen Luciel beeindrucken zu können. „Von hier aus hat man nur drei Möglichkeiten um zu den einfacheren Arenen zu gelangen. Entweder man benutzt ein Pokemon, um von hier aus nach Alabastia zu schwimmen, man reist auf der derzeit gesperrten Straße durch Safronia City oder halt durch die Tunnel von Lavandia. Ich verstehe auch gar nicht was so schlimm an den Tunneln sein soll. Gut, es gibt dort ein paar Pokemon, aber mit denen wird man locker fertig solange man selber welche dabei hat. Eigentlich gibt es gar keinen Grund davor Angst zu haben, es sei denn...“ plötzlich stahl sich ein Grinsen auf Akari´s Gesicht. Sie hatte eine Schwachstelle an Luciel gefunden, das musste sie sich merken. „Moment, ihr habt beide tatsächlich Angst vor der Dunkelheit!“

„Nein, natürlich nicht, das wäre ja lächerlich.“ widersprach Luciel mit zittriger Stimme, was nicht besonders überzeugend klang, vor allem da er so wirkte, als wollte er gleich die Flucht ergreifen.
„N-niemals, wir haben vor gar nichts Angst.“ setzte seine Schwester nach und versuchte dabei wenigstens nicht mehr sich hinter ihm zu verstecken, aber hielt sich bereit jederzeit wieder in ihr sicheres Versteck zu flüchten.
„Außer vielleicht vor Exfreundinnen.“
„Oder Schlangen.“ fügte Teleya rasch hinzu, bevor Luciel weitersprach.
„Arbeit.“
„Einsamkeit.“
„Stress.“
„Versagen.“
„Vögel.“
„Mücken.“
„Arkani.“
„Und vor allem vor riesigen Fledermausmonster die uns in einer dunklen Höhle zerfetzen wollen!“ schlossen die Geschwister gleichzeitig und erstaunlich synchron, wobei sie ausnahmsweise einmal einer Meinung waren.
„Schon gut, schon gut, ich habe es verstanden.“ murmelte Akari enttäuscht und verschränkte die Arme vor der Brust, so kam sie nicht weiter mit den feigen Geschwistern „Wie seid ihr überhaupt bis nach Fuchsania City gekommen, wenn ihr vor so ziemlich allem Angst habt was es gibt?“
„Ganz einfach, es gibt keine Höhlen zwischen Prismania und Fuchsania und vor dem ganzen Rest...können wir wegrennen oder ihn irgendwie ignorieren, aber es ist schwer wegzulaufen wenn man nichts sehen kann.“
„Und ein Monster an der Kehle lässt sich auch schwer ignorieren.“ ergänzte Luciel seine Schwester und hoffte dass diese Akari endlich verschwand.
„Ich weiß das die Felstunnel im ersten Moment gruselig klingen, aber das sind sie nicht, wirklich. Ich habe sie auf meinem Weg hierher auch durchquert und jeden Tag schaffen das dutzende, hunderte von Menschen, die nach Lavandia wollen.“ Akari setzte ein aufmunterndes Lächeln auf und versuchte so viel Zuversicht wie möglich auszustrahlen „Es ist im Augenblick der schnellste und einfachste Weg wenn wir durch das Gebirge wollen.“
„Was heißt hier überhaupt ´wir`? Noch haben wir nicht zugestimmt das du uns begleitest.“ unterbrach Luciel sie aufgebracht und hoffte darauf das seine Schwester das genauso sah, aber die wurde plötzlich nachdenklich und beachtete ihn gar nicht weiter.
„Wieso denn nicht?“ fragte Akari enttäuscht und stellte sich innerlich schon mal darauf ein ihm heimlich folgen zu müssen „Ihr könntet Hilfe gut gebrauchen. Immerhin kommt ihr ansonsten niemals nach Azuria City und ich kenne den Weg durch die Felstunnel. Mein Hunduster kann uns sogar etwas Licht machen, dann ist es weniger gruselig.“
„Nein, niemals. Aber nicht ich treffe hier die Entscheidungen wenn es um unser nächstes Ziel geht.“ Damit wandte Luciel sich hilfesuchend an seine kleine Schwester und wusste, dass sie ihn niemals enttäuschen würde. Er ließ sie entscheiden, damit sie es als nette Geste betrachtete und ihm dafür dankbar war, aber natürlich hoffte er darauf, dass sie sich richtig entschied, nämlich gegen die Tunnel und vor allem gegen Akari. „Du hattest die Idee für diese Reise, um genau zu sein ist es sogar deine Reise, also triff du die Entscheidung. Soll Akari uns begleiten oder nicht?“



Am Abend des selben Tages, hatten sie ihr Lager am Rand eines kleinen Wäldchens aufgeschlagen. Während Teleya etwas zu Essen kochte, saß Luciel missmutig neben Akari, die sich immer wieder unaufgefordert an seine Schulter lehnte und versuchte näher an ihn heranzurücken. Es war bereits Dunkel und im Zentrum des Lagers brannte ein kleines Feuer, um das sie ihre Schlafsäcke verteilt hatten. Akari hatte sich dann doch noch als nützlich herausgestellt. Ihr Hunduster konnte Feuer machen und da sie für Luciel anscheinend so ziemlich alles tun würde, hatte sie die Reisetasche für ihn geschleppt.
„Deine Schwester ist wirklich nett. Ich hätte nicht gedacht dass sie es mir erlaubt euch zu begleiten.“
„Ja...ich auch nicht.“ murmelte Luciel und rückte von ihr weg, als er merkte wie ihr Kopf schon wieder auf seiner Schulter gelandet war und eine ihrer Hände sich auf sein Bein legte.
„Naja, das sagst du jetzt. Aber ich wette du hast gewusst wie sie sich entscheiden würde und deswegen ihr die Entscheidung überlassen, richtig?“ Akari strahlte ihn dabei so fröhlich an, das er sich eine gemeine Antwort vorerst aufsparte und lieber weiter missmutig dreinblickte „Du wolltest die ganze Zeit schon das ich euch begleite, aber hast dich nicht getraut es zu sagen. Ich wusste du würdest mich nicht einfach gehen lassen.“
„Damit liegst du falsch, ich wollte niemals das du uns begleitest, aber meine Schwester liebt es mir ein Messer in den Rücken zu rammen.“
„Du bist wirklich süß.“ sagte sie plötzlich, ohne sich um seine Antwort und das gefährliche Funkeln in den Augen zu kümmern. Sanft fuhr sie ihm durch die dunklen Haare und lehnte sich glücklich an ihn. Bevor Luciel zu einer gereizten und vermutlich beleidigenden Antwort ansetzen konnte, kam allerdings Teleya zu ihnen und brachte etwas, was Luciels Laune nur noch verschlechterte. Essen. In jeder Hand hielt sie eine dampfende Schüssel mit Suppe, die sie ihnen erwartungsvoll entgegenstreckte.
„Das riecht köstlich!“ rief Akari begeistert und riss Teleya die Schüssel aus der Hand, um den herrlichen Duft zu genießen. Vor lauter Vorfreude auf das Essen, ließ sie sogar kurz von Luciel ab. „Du musst wissen, ich bin eine schreckliche Köchin und hatte während meiner Reise schon ein paar mal Angst zu verhungern. Vielen Dank, Teleya.“
„Kein Problem. Ich bin froh das endlich jemand da ist der meine Kochkünste zu würdigen weiß.“ erwiderte Teleya lächelnd, bevor sie ihrem Bruder einen geradezu vernichtenden Blick zuwarf und dann wieder abzog. Sie wollte noch etwas erledigen bevor sie selbst aß, außerdem ging es ihr auf die Nerven wie sehr Luciel sich gegen die Anwesenheit von Akari wehrte. Er hatte ihr die Entscheidung überlassen, also sollte er jetzt gefälligst auch damit leben.

„Gleich wird sie sich wünschen lieber zu verhungern.“ schoss es Luciel durch den Kopf, während er seine Schüssel mit deutlich mehr Misstrauen beäugte. Es konnte noch so gut riechen oder aussehen, letztendlich war es noch immer Teleyas Essen. Mit etwas Glück reichte eine kleine Kostprobe schon um diese Akari sofort in die Flucht zu schlagen. Er war nicht glücklich darüber dass sie jetzt diese Trainerin mit sich rumschleppten, ganz und gar nicht glücklich. Schon den ganzen Tag versuchte sie sich vor ihm in aufreizende Posen zu werfen. Mit Genugtuung beobachtete er wie Akari den Löffel an ihren Mund führte und sich voller Vorfreude auf das Essen stürzte. Sofort fiel das zufriedene Lächeln des Mädchens in sich zusammen und wich einer Maske aus Ekel und Abscheu, was Luciel sehr gut kannte. Letztendlich ließ sie ihren Löffel fallen und fasste sich an den Hals.
„Ähm...L-luciel?“ fragte sie heiser und den Tränen nahe, während sie den Würgereflex unterdrückte und immer wieder nervöse Blicke zu Teleya am anderen Ende des Lagers warf.
„Was ist?“
„I-ich will nicht unhöflich sein, aber kann es möglicherweise sein dass Teleyas Essen...“ unsicher brach die Trainerin ab und suchte nach einem passenden Wort um diese Katastrophe so freundlich wie möglich zu umschreiben.
„Scheiße ist?“ half Luciel ihr grinsend nach und drückte es deutlich undiplomatischer aus als Akari es geplant hatte.
„So hätte ich das nicht gesagt aber ja, es ist furchtbar.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen, als der faulige Nachgeschmack sie zu überwältigen drohte. Sofort sprang sie auf, suchte in ihrem wenigen Gepäck nach einer Wasserflasche und trank sie mit rasender Geschwindigkeit aus bevor sie sich wieder neben ihn setzte und einen gequälten Gesichtsausdruck aufsetzte. „Dabei sah es so köstlich aus und alleine bei dem Geruch läuft mir das Wasser im Mund zusammen...ich habe solchen Hunger. Gibt es hier denn nicht noch irgendwas?“
„Naja, am besten du ähm, isst nicht weiter. Wenn dir etwas an deinem Leben liegt, solltest du warten, bis wir in der nächsten Stadt sind, dann schleichen wir uns weg und kaufen irgendetwas. Wir müssen uns wohl oder übel unseren eigenen Vorrat anlegen, ansonsten verhungern wir wirklich bald. Bis dahin solltest du versuchen mit dem ständigen Hunger zu leben. Lächle einfach freundlich wenn sie zurückkommt und tu so, als würdest du brav essen, ansonsten wird sie noch einen Nachtisch für uns zubereiten, nur um zu zeigen dass sie es doch kann und natürlich um uns zu bestrafen.“
„Klingt...interessant.“ Langsam kamen leichte Zweifel in Akari hoch. Es war leichter alleine zu reisen, da musste sie wenigstens nicht heimlich essen. Missmutig starrte sie in ihre Schüssel, aber brachte es einfach nicht übers Herz ihren Löffel wieder aufzuheben und dieses Gift zu essen. „Und was mache ich jetzt damit? Ich kriege keinen einzigen Bissen mehr runter, das würde mich umbringen.“
„Keine Sorge, ich habe schon eine Idee.“ meinte Luciel mit einem verschwörerischen Lächeln. Vielleicht hatte es doch Vorteile das Akari mit ihnen reiste. Sie schien so vernarrt in ihn zu sein, dass er immerhin endlich einen Verbündeten gegen Teleyas Schreckensherrschaft besaß. Zu zweit konnten sie das Essen einfach verschwinden lassen, das war genial. „Hier, halt meins auch. Ich werde meine Schwester ablenken und in der Zwischenzeit schüttest du diese giftige Brühe weg, einverstanden?“ Als Akari eifrig nickte, stand er auf und ging vorsichtig zu Teleya herüber. Sie wurde in letzter Zeit immer unfreundlicher zu ihm und er wollte nicht gleich wieder einen Streit provozieren indem er sie mit einer hastigen Bewegung erschreckte. Aber seine Schwester beachtete ihn sowieso nicht. Stattdessen saß sie auf einem umgekippten Baumstamm und starrte schlecht gelaunt in die Gegend.

„Alles in Ordnung?“ fragte er besorgt, als sie ihn einfach ignorierte.
„Ich habe nur unsere Eltern angerufen und Bescheid gesagt das wir weg sind und an der Silberkonferenz teilnehmen wollen.“
„Ich nehme an sie haben nichts dagegen?“
„Oh ja, sie waren begeistert und können es kaum erwarten dich am Silberberg zu sehen sobald das Turnier beginnt. Papa geht davon aus das du es locker schaffst die Orden zu sammeln und die Vorrunde zu überstehen, er sieht dich sogar schon im Finale, warum auch immer. Außerdem haben sie mir ´befohlen` dir bei den Arenakämpfen und beim Training nicht dauernd im Weg zu stehen.“ Ihr Vater hatte sogar gesagt das es vielleicht besser für sie wäre einfach umzukehren, besser für sie, aber vor allem wohl für ihren Bruder, der, seiner Meinung nach, keinerlei Ablenkung gebrauchen konnte. Das Teleya ebenfalls an der Silberkonferenz teilnehmen könnte hatte er nicht einmal für eine Sekunde in Erwägung gezogen und hielt die Geschichte von ihrem ersten Orden für frei erfunden. „Aber egal, reden wir nicht mehr darüber, ja?“ seufzte sie und hätte ihr Handy am liebsten weggeworfen. Ihre Eltern würden sowieso immer Luciel anrufen wenn sie etwas wollten und sonst hatte niemand ihre Nummer, zumindest niemand wichtiges. „Wo ist dein Essen? Bist du etwa schon fertig?“
„Ja, natürlich. Akari und ich haben es verschlungen, so gut war es. Du solltest das öfter kochen, es schmeckt fantastisch.“
„Danke.“ erklang es leise von Teleya, doch sie schien ihm nicht zu glauben. Auffällig unauffällig warf sie einen Blick zu Akari hinüber, welche schnell die beiden leeren Schüsseln präsentierte, aber dabei ausgesprochen verlegen wirkte. Vielleicht war sie doch nicht die beste Verbündete aller Zeiten, dachte Luciel kurz und fragte sich ernsthaft ob er jemals wieder etwas vernünftiges zu Essen kriegen würde. Teleya dagegen schien es aufzumuntern das jemand ihr Essen mochte, denn sie ließ das unangenehme Telefongespräch sofort hinter sich. Mit einem erwartungsvollen Lächeln wandte sie sich wieder an ihren Bruder, es wurde Zeit an sich zu arbeiten, damit ihre Kette bald noch mehr Orden bekommen konnte. „Wie auch immer, genug davon. Es wird Zeit das wir uns auf die nächsten Arenen vorbereiten! Wollen wir trainieren? Zwar ist es schon dunkel, aber das macht mir nichts aus und wir haben immerhin das Feuer von Akari´s Hunduster.“
„Ähm...vielleicht irgendwann später, oder nie. Nie wäre mir am liebsten um ehrlich zu sein.“
„Dann halt nicht.“ enttäuscht starrte sie wieder in den Wald. Luciel wollte sich gerade aus dem Staub machen, bevor sie auf die Idee kam ihn niedlich anzusehen um seinen Widerstand zu brechen, als sie weitersprach und ihn damit aufhielt. „Aber ich wette wenn Janina hier wäre könnte sie dich zum trainieren überreden, nicht wahr?“
„Was hat Janina denn jetzt damit zu tun?“ fragte er überrascht und runzelte verwirrt die Stirn. Hörte er da so etwas wie Eifersucht aus ihrer Stimme heraus? „Ich sagte doch schon dass ich niemals etwas mit ihr hatte.“
„Stimmt, du bist ´nur` mit ihr befreundet und das ist noch viel schlimmer.“
„Moment...was?“ Luciel hatte endgültig den Faden verloren. War seine Schwester jetzt auch schon sauer wenn er ganz normale Beziehungen zu anderen Leuten entwickelte? Eigentlich hätte er gedacht, dass es sie etwas milder stimmen würde, zu wissen das er auch einfach nur mit Frauen befreundet sein konnte, wenn er wollte.
„Du hast mir die ganze Zeit verschwiegen das du Freunde hast. Kein einziges Mal hast du erwähnt das du noch regelmäßig mit ihr telefonierst, oder das ihr euch gut versteht. Wie viele andere gibt es denn noch von denen ich nichts weiß?“ Teleya klang dabei fast wie eine wütende Ehefrau, die ihren Mann bei einer Affäre erwischt hatte und wusste selbst nicht genau, warum sie sich eigentlich so sehr aufregte. Irgendetwas daran erschien ihr unfair und je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr auch wieder warum.
„Was soll das auf einmal? Ich kann befreundet sein mit wem immer ich will, verstanden? Was ist überhaupt dein Problem, Teleya? Du hast doch auch haufenweise Freundinnen und ich kenne nicht mal die Hälfte von ihnen, aber deswegen mache ich nicht gleich so ein Theater.“
„Ja, du kennst sie nicht weil...weil sie nicht existieren und wenn du dich nicht immer nur mit dir selbst beschäftigen würdest, dann wüsstest du das auch.“
„Unsinn, du hast doch mehr als genug Freundinnen.“ widersprach Luciel sofort, der keine Ahnung hatte was jetzt schon wieder ihr Problem war. Er wollte sich doch nur normal mit ihr unterhalten, aber anscheinend ging das nicht mit ihr. „Ich habe sie doch immer gesehen, wenn sie bei uns Zuhause waren oder wenn ihr gemeinsam gelernt habt. Zum Beispiel diese Christine oder wie auch immer sie hieß. Ihr beide seid doch unzertrennlich.“
„Die hat seit einem Jahr kein Wort mehr mit mir gesprochen.“ erwiderte Teleya leise, aber mit einem bedrohlichen Unterton, während sie die Fäuste ballte. Er sollte nicht weiter über dieses Thema reden, damit würde er nur Erinnerungen aufwühlen die sie erfolgreich verdrängt hatte.
„Oh, und was ist mit der anderen die du schon seit dem Kindergarten kennst?“
„Als ich das letzte mal mit ihr reden wollte, warf sie mir ein Buch an den Kopf und behauptete meine Familie wäre durchgeknallt.“
„Und was ist mit der einen mit der Brille, die...“
„Die ist nach einem Besuch bei uns Zuhause weggezogen und ich habe niemals wieder etwas von ihr gehört.“ zischte Teleya aufgebracht und wurde wütender je mehr ehemalige Freundinnen er aufzählte. Ausgerechnet er musste diese Fragen stellen? Dabei war es doch alles seine Schuld! „Ich habe keine Freundinnen, sie ergreifen immer schnell die Flucht sobald sie auch nur ein einziges mal bei uns Zuhause waren und du weißt auch ganz genau warum.“

„Weiß ich das? Ich habe keine Ahnung.“ Luciel versuchte so unschuldig wie möglich zu klingen. Zugegeben, möglicherweise hatte er ab und zu die Gelegenheit ergriffen und mit ihren Freundinnen ein wenig geflirtet, aber das war sicher nicht der Grund aus dem sie nichts mehr mit Teleya zu tun haben wollten. Aber falls doch, wurde es Zeit so schnell wie möglich von diesem Thema abzulenken, bevor es noch eskalierte.„Aber warte mal, ist das der Grund aus dem du Akari dabeihaben wolltest? Weil du sie als Freundin willst?“
„Naja, v-vielleicht.“ murmelte Teleya verlegen und wandte den Blick ab. Es stimmte zumindest halbwegs. Hauptsächlich ließ sie Akari mitkommen, weil es ihr gefiel, dass Luciel anscheinend nichts von ihr wollte und das war für sie einfach so ungewöhnlich und verwirrend, dass sie dieses eigenartige Phänomen genauer untersuchen musste. Akari sah gut genug aus um eigentlich das Interesse ihres Bruders zu wecken, aber etwas an ihr schien ihn abzustoßen. Jetzt musste sie nur noch herausfinden was genau es war, dann konnte sie es jedem Mädchen auf der Welt beibringen und die Menschheit damit vor einer schrecklichen Plage bewahren. Zumindest in der Theorie. In der Praxis hatte sie bisher nichts außergewöhnliches an Akari gefunden, aber irgendetwas musste es geben. „Vielleicht ist sie ja ganz nett wenn wir uns erst einmal besser kennen. Außerdem ist es schön mit einem anderen Mädchen zusammen zu reisen und deine Verrücktheiten nicht alleine ertragen zu müssen. Außerdem, da du dich nicht für sie zu interessieren scheinst, kann ich mich vielleicht sogar wirklich mit ihr anfreunden, ohne dass sie mich nach einer Nacht mit dir abgrundtief hasst oder ignoriert.“
„Was soll das jetzt schon wieder heißen?“ Luciel schaffte es dabei sogar wirklich beleidigt zu klingen, womit er Teleya langsam wirklich wütend machte „Als würde ich jede deiner Freundinnen sofort in die Flucht schlagen oder anflirten, das ist eine ziemlich dreiste Behauptung, die du nicht beweisen kannst.“
„Es ist ganz einfach die Wahrheit und das weißt du auch selbst ganz genau.“
„Ach ist es das, ja?“
„Luciel, diese ganzen Freundinnen, die du gerade aufgezählt hast, waren alle in dich verliebt. Du hast mit ihnen geschlafen und sie dann einfach weggeworfen als wären sie kaputte Spielzeuge! Und behaupte ja nicht, dass du nicht mehr daran erinnern kannst.“
„Würde ich gerne, aber so langsam kommen wenigstens ein paar Erinnerungen wieder zurück...“ Und es waren schöne Erinnerungen, fügte er in Gedanken hinzu, was er aber nicht aussprach als er ihren todbringenden Blick sah. Möglicherweise hatte sie mit ihren Anschuldigen ein ganz kleines bisschen recht...aber nur ein bisschen. „Ich bin sicher es gab auch genug Freundinnen von dir, mit denen ich niemals etwas hatte oder die dich zumindest nicht dafür gehasst haben.“
„Ach ja? Nenne mir nur eine einzige, dann werde ich dich nie wieder damit nerven und für immer in Ruhe lassen.“
„Da war dieses eine Albinomädchen, das mich immer aus diesen niedlichen roten Augen angehimmelt hat.“
„Mit der hast du auf meiner vorletzten Geburtstagsfeier geschlafen.“ murmelte Teleya, die sich nur ungern daran zurück erinnerte. Es war eigentlich ein ganz netter Abend gewesen, bis sie ihre Geschenke in ihr Zimmer bringen wollte und dort die beiden auf ihrem Bett fand. In diesem Jahr hatte sie gar nicht erst versucht eine Feier auf die Beine zu stellen, letztendlich half sie damit immer nur Luciel der sich dann benahm wie ein Wolf auf der Jagd und durch das Haus schlich, um ihre unschuldigen Freundinnen zu reißen. „Und dann niemals wieder ein Wort mit ihr geredet, während sie dachte du wärst ihre große Liebe. Sie hatte sich wirklich viel von dir erhofft und dir war es vollkommen egal!“
„Na schön, aber um bei der Wahrheit zu bleiben: Sie hatte einen Knall. Wer plant denn nach einem einzigen Abend gleich eine ganze Hochzeit? Die war sowieso kein guter Umgang für dich, dafür war sie viel zu verrückt. Aber lassen wir sie vorerst mal beiseite. Es gab dann noch immer die eine schwarzhaarige, deren Eltern aus Johto kamen. Ich erinnere mich nicht mehr an ihren Namen aber ich bin sicher das ich niemals etwas ihr hatte, oder?“
„Doch, du hast sie aber nicht bei uns Zuhause aufgerissen, sondern im Park und als du per SMS mit ihr Schluss gemacht hast, stand ich gerade im Einkaufszentrum neben ihr und sie wollte mich aus Rache von der Rolltreppe werfen, was ihr auch fast gelungen wäre.“
„Oh, naja egal. Was ist mit dem Mädchen mit den rotbraunen Haaren? Die ist mir am stärksten in Erinnerung geblieben. Sie war einen Kopf kleiner als du und etwas anhänglich, aber so leidenschaftlich, dass ich nicht widerstehen konnte.“ Luciel legte eine kurze Pause ein und setzte dabei ein verträumtes Grinsen auf, als er in Erinnerungen schwelgte „Oh ja, sie hatte wirklich Feuer. Aber ich bin sicher sie hat unsere Trennung gut verkraftet.“
„Sie hat am nächsten Tag ein Messer nach mir geworfen!“
„Ich weiß, nach mir auch. Sie war ein bisschen zu leicht...erregbar, allerdings hätte ich nie gedacht, dass sie ihren Hass ausgerechnet an dir auslassen würde.“
„An dir konnten die Mädchen ihren Frust ja nie auslassen, du hast dich einfach versteckt!“ rief Teleya vorwurfsvoll und sprang von dem Baumstamm auf um wütend auf ihn zuzugehen „Egal wie lange sie gesucht haben, keine von ihnen war jemals in der Lage dich aufzuspüren, also haben sie sich an mir für deine Dummheit gerächt!“
„Oh...das klingt langsam wirklich nach mir.“ murmelte Luciel nachdenklich, aber noch immer frei von jeglicher Reue.
„Da wir gerade beim Thema sind, was war mit den Zwillingen? Sie waren mal bei mir, weil wir an einem Projekt für die Schule arbeiten wollten. Ich habe mir nur etwas zu Trinken geholt und plötzlich sind sie auf mysteriöse Art und Weise verschwunden. Ich war danach den ganzen Tag lang damit beschäftigt das Haus nach ihnen abzusuchen. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht ,weil sie einfach weg waren und sogar ihre Eltern angerufen! Beinahe hätte ich die Polizei geholt weil ich dachte jemand hätte sie durchs Fenster entführt!“
„Naja, dafür konnte ich nichts, das war deine eigene Schuld. Du hast überall im Haus gesucht...außer in meinem Zimmer, was vielleicht auch besser so war, ich weiß nicht ob dir der Anblick gefallen hätte. Aber die beiden waren wirklich gelenkig und einfallsreich, außerdem liebten sie einander mindestens so sehr wie sie auf mich standen. Schade dass eure Freundschaft nicht gehalten hat, von mir aus hätten sie uns noch öfter besuchen können.“

„Wie konntest du so etwas nur tun?“
„Es waren Zwillinge!“ rechtfertigte Luciel sich und wusste nicht wie sie das nicht verstehen konnte, so eine Gelegenheit durfte man sich nicht entgehen lassen „Und noch dazu verdammt heiße Zwillinge. Sobald du weg warst sind sie einfach in mein Zimmer gekommen. Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Sie verprügeln und rauswerfen während sie nur nett sein wollten?“
„Ja! Wenn du ein einziges mal nicht nur an dich selbst und deine perversen Gelüste denken würdest, dann hättest du genau das getan!“
„Moment, es gab auch ein paar von denen ich mich im Guten getrennt habe! Da war zum Beispiel diese eine mit den kurzen, weißblonden Haaren und dann dieses Mädchen das eine Klasse über dir war. Keine von denen hat mich gehasst, sie wollten sowieso nicht auf ewig mit mir zusammenbleiben und die große Liebe finden, sondern nur etwas Spaß haben. Ich bezweifle das sie besonders wütend waren, immerhin haben sie mir sogar verziehen!“
„Ja, sie waren nicht wütend auf dich aber...“ Aber ich konnte nicht mehr in ihrer Nähe sein nachdem sie mit dir geschlafen hatten...das wäre die ehrliche Antwort gewesen, aber ganz sicher nicht das, was sie jemals laut aussprechen würde. Sie hatte ihre Freundinnen nicht wirklich länger ertragen können während sie die ganze Zeit von Luciel schwärmten und davon wie toll er doch war, also hatte sie ab und zu selber die Freundschaft beendet, aber das war jedesmal notwendig gewesen damit sie nicht den Verstand verlor. „...aber das hat sich geändert. Sie brauchten nur etwas um dich zu vermissen und zu erkennen dass sie dich liebten. Irgendwann fingen sie dann auch an dich zu hassen, genau wie alle anderen, und genau wie alle anderen, konnten sie dich niemals finden und mussten es an mir auslassen.“
„Ach naja, was solls, mach dir nichts draus, du kannst froh sein diese Mädchen los zu sein.“ begann Luciel und noch ehe er fertig war, wusste er, dass er etwas ziemlich dämliches gesagt hatte und sie jetzt erst richtig sauer sein würde „Die meisten von ihnen konnten dich sowieso nicht leiden und wollten nur mit dir befreundet sein, um an mich heranzukommen. Sie haben sich kein bisschen für dich interessiert, sondern wollten nur...“ Plötzlich zuckte Teleyas Arm nach vorne und sie schlug ihm mit der ausgestreckten Hand so fest sie konnte ins Gesicht. Mehr aus Verwirrung als aus Schmerz, berührte Luciel seine rote Wange und starrte seine Schwester ungläubig an. Er wusste dass er etwas dummes gesagt hatte, aber das war noch lange kein Grund ihn zu schlagen, oder doch? Trotz ihrer ständigen Streiterei in letzter Zeit, hatte er noch immer fest daran geglaubt das Teleya ihn mochte und sie sich nur aus Spaß ein bisschen neckten, aber langsam kamen ihm ernsthafte Zweifel an dieser Theorie.
„Du bist ein unsensibler Vollidiot.“ erklang es leise von Teleya, die seinem Blick auswich und am liebsten noch einmal zugeschlagen hätte. Ihre Stimme vibrierte noch immer vor Wut und sie konnte kaum an sich halten um ihn nicht doch noch anzuschreien.
„Hör zu, Teleya. Es ist tut mir leid was ich getan habe, aber ich kann nichts mehr daran ändern, ok? Falls es dir hilft, ich habe immerhin nicht vor etwas mit Akari anzufangen, du kannst sie ganz für dich alleine haben.“ sagte Luciel langsam und in dem Versuch ihr ein Friedensangebot zu unterbreiten, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte. Vielleicht war er doch etwas zu weit gegangen, aber es störte ihn, dass sie sich immer über seine Angelegenheiten aufregte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese Mädchen ihn so sehr gehasst hatten, vermutlich bildete Teleya sich das alles nur ein. Lächelnd ging er einen Schritt auf sie zu und breitete entschuldigend die Arme aus. Er kannte das noch von früher. Wenn sie schlecht gelaunt oder sauer war, musste man sie nur umarmen, dann wurde sie sofort wieder freundlich und verzieh einem alles, so war es zumindest damals immer gewesen. Letztendlich konnte Teleya ihm noch nie lange böse sein, aber etwas hatte sich anscheinend in den letzten Jahren verändert, denn sie ließ ihn gar nicht erst an sich herankommen.
„Komm ja nicht näher.“ Teleya sprang von ihm weg und begann plötzlich im Unterholz nach einem langen Stock zu suchen. Zuerst fürchtete Luciel sie würde versuchen ihm damit ein Auge auszustechen, aber stattdessen, begann sie damit eine Linie durch die Erde zu ziehen, welche das Lager genau in zwei Hälften teilte. „Bleib einfach auf deiner Seite des Lagers und sprich mich heute nicht mehr an, wenn du an deinem Leben hängst.“
„Meine Seite? Ich wusste gar nicht das ich eine Seite habe.“
„Tja, jetzt schon. Das hier ist mein Bereich des Lagers und wenn du ihn betrittst, werde ich meine Pokemon auf dich hetzen, verstanden?“
„Oh nein, jetzt habe ich aber Angst...“ erwiderte Luciel mit gespielte Angst und setzte eine spöttische Miene auf. Die Vorstellung dass sie ihm irgendetwas verbieten könnte war einfach zu lächerlich, alleine sein Dratini würde schon ausreichen um ihr gesamtes Pokemonteam zu zerlegen. „Lässt du dein Karpador dann Hyperstrahl gegen mich einsetzen? Oh oder vielleicht doch eine Mischung aus Erdbeben, Donner, Blizzard und Feuersturm? Das würde ich zu gerne sehen. Vielleicht sollte ich alleine deswegen mal auf die andere Seite wechseln.“
„Ich hasse dich.“ flüsterte Teleya so leise, dass er sie kaum verstand, aber trotzdem fuhren diese paar Wörter ihm durch Mark und Bein und sorgten dafür das seine überhebliche Miene in sich zusammenfiel.
„W-was?“
„Ich sagte ich hasse dich!“ schrie sie diesmal fast schon und ihr Bruder zuckte dabei zusammen, als hätte sie ihm noch einen Schlag verpasst. Selbst Akari hatte diesen Teil ihres Streits mitbekommen und es lenkte sie wenigstens für eine Weile von ihrem Hunger ab. Teleya hatte keine Ahnung warum sie das sagte, aber es fühlte sich gut an und vor allem der verletzte Ausdruck im Gesicht ihres Bruders kam ihr gerade recht. „Ich hasse dich für die ganzen letzten Jahre, also versuch nicht plötzlich so zu tun als würde es dir leid tun. Du bist nichts weiter als ein ignoranter Schwachkopf der es nicht verdient hat überhaupt von mir beachtet zu werden!“
„Ach ja?“ entgegnete Luciel kühl und seine Mundwinkel begannen gefährlich zu zucken „Schön für dich, dann mach doch was du willst. Viel Spaß beim trainieren und dein ekelhaftes Essen kannst du auch behalten, mit etwas Glück vergiftest du dich damit selbst.“ Sofort bereute Luciel seine Worte, aber Teleya schien ihn gar nicht zu beachten. Stattdessen schrieb sie mit dem Stock etwas in den Sand, direkt an der Linie entlang. „Was hast du jetzt schon wieder vor?“

„Das hier, ist die Hentai-Linie und sie zu übertreten wird mit dem Tod bestraft, klar?“ damit zeigte sie mit ihrem Stock auf das Wort ´Hentai` am Boden. Jede gute Verteidigungslinie gegen das Böse brauchte einen Namen, nur dann konnte sie wirklich ihre Aufgabe erfüllen.
„Die was?“
„Stell dich nicht dümmer als du bist, das hasse ich am meisten an dir.“ zischte sie, aber als Luciel sie weiterhin nur verständnislos anstarrte, seufzte sie genervt und ließ sich zu einer Erklärung herab, auch wenn sie ihm dafür am liebsten den Stock an den Kopf werfen würde. Sie zeigte mit dem Stock auf ihre Seite des Lagers und begann es so zu erklären, das selbst ihr dämlicher Bruder es verstehen konnte. „Die Seite auf der ich hier stehe, ist für normale, klar denkende Menschen, die nicht alles bespringen müssen was kein Pokemon ist und auch nicht mit den Gefühlen anderer Leute spielen.“ Dann zeigte sie auf Luciels Seite und funkelte ihn dabei so böse wie sie konnte an „Und deine Seite, ist die Perversling Seite, nur für dich ganz alleine. Für ´Menschen` oder eher menschenähnliche Dinge, die zu dämlich sind um sich selbst unter Kontrolle zu haben. Die nichts lieber tun als andere Menschen zu verletzen und ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Diese Linie, wird mich, und hoffentlich sämtliche Mädchen dieser Welt, vor dir und deinen Perversitäten beschützen. Den Rest der Reise wird jeden Abend so eine Linie gezogen, ganz egal wo wir übernachten, und du wirst sie nicht ein einziges mal übertreten oder deinen Bereich verlassen, verstanden?“
„Hast du einen Knall? Ich lasse mich doch nicht von dir hier einsperren und bloß weil ich nicht so schrecklich prüde und langweilig bin wie du, bin ich noch lange kein Perversling.“
„Doch, das bist du und egal was du sagst, es wird nichts daran ändern! Am liebsten wäre es mir wenn deine Verfolgerinnen dich in Prismania gestellt und fertig gemacht hätten, denn du hast es verdient! Wie kann man nur so leben? Ohne jemals Rücksicht auf jemand anderes als sich selbst zu nehmen und so arrogant und gleichzeitig dumm zu sein?“
„Es ist mir auch völlig egal ob du damit einverstanden bist wie ich lebe, aber du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass ich mich von irgendeiner Linie aufhalten lasse, oder? Ganz egal was du ihr für einen dummen Namen gibst, ich werde sie einfach ignorieren.“ wütend hob Luciel einen Fuß, um diese alberne Linie einfach zu übertreten und auf ihre Seite zu gehen, doch dann hielt er unsicher mitten in der Bewegung inne. Teleya knurrte ihn an und hielt ihm die Spitze des Stocks an seine Kehle. Sie wirkte dabei nicht gefährlicher als ihr Evoli während des Kampfes in der Arena, aber es reichte um Luciel aufzuhalten. Er schluckte seine nächsten Worte herunter und versuchte diesen Streit hinter sich zu lassen, bevor er noch weiter eskalierte. Hasste sie ihn wirklich so sehr? Wenn ja, wäre es vielleicht wirklich besser sich von ihr fernzuhalten, auch wenn er dabei einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen verspürte, er hatte ihr doch gar nichts getan! Luciel trat einen Schritt zurück, zuckte kurz mit den Schultern und sprach mit teilnahmsloser Stimme weiter. „Was solls, ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht. Dann habe ich wenigstens endlich Ruhe vor deinem ewigen Gejammer und muss Plinfa nicht mehr erklären warum es dauernd kämpfen soll. Viel Spaß auf deiner Seite der Langeweile.“
„Werde ich haben und jetzt verschwinde endlich.“ damit packte sie seinen kleinen Rucksack und warf ihn über die Hentai-Linie, wobei sie allerdings nicht einmal ansatzweise in seine Richtung zielte. Mit einem Hechtsprung gelang es Luciel seine Sachen zu fangen, bevor sie zu Boden gingen und damit war es für ihn endgültig vorbei. Sie hätte damit seinen Mp3 Player zerstören können, oder Plinfas Pokeball! Wütend funkelte er sie an und sie starrte genauso zornig zurück, bis beide beschlossen einander zu ignorieren.
Teleya setzte sich wieder auf den Baumstamm und versuchte sich zu beruhigen. Innerlich kochte sie noch immer vor Wut, aber gleichzeitig bereute sie sofort alles was sie gesagt hatte. Missmutig beobachtete sie noch eine Weile wie Akari versuchte ihr Lager direkt neben Luciel aufzuschlagen, vermutlich mit der Absicht ihn die ganze Nacht zu belästigen und sich an ihn zu kuscheln bis er schwach wurde, aber Luciel schien nicht in der richtigen Stimmung für Spielchen zu sein. Er zog seinen Schlafsack solange von ihr weg, bis sie enttäuscht aufgab und sich damit zufrieden gab ihn von ihrem Schlafplatz aus anzusehen. Ohne seine Schwester noch eines Blickes zu würdigen, legte Luciel sich ebenfalls schlafen. Vielleicht war sie etwas zu weit gegangen, aber sie war so unglaublich geladen und aufgebracht gewesen. Die Erinnerungen an die ganzen letzten zwei Jahre waren wieder hochgekommen. Er hatte sämtliche Freundinnen von ihr vergrault, sie ignoriert und alleine gelassen und jetzt auf einmal fiel ihm aus heiterem Himmel ein sich zu entschuldigen? Als könnte er irgendetwas wieder gut machen, indem er ihr kurz eine halbherzige Entschuldigung zuwarf. Wenn es ihm wirklich leid tat, dann sollte er einfach anfangen sich für diese Reise zu interessieren, für die Reise und vor allem für sie. Er sollte mit ihr trainieren, damit sie beide besser wurden, oder wenigstens versuchen Zeit mit ihr zu verbringen. Aber stattdessen hatten sie bisher auf dieser Reise fast noch weniger miteinander geredet als Zuhause. Eigentlich unterhielten sie sich bisher nur, wenn sie unbedingt streiten wollten, oder er sich mal dazu herabließ ihr zu helfen.
Vielleicht wäre es am besten gewesen ihren Bruder einfach alleine in Prismania zu lassen und mit ihrer Mutter nach Safronia zu ziehen. Er hätte sich eine kleine Wohnung besorgt und so vor sich hin gelebt wie er es für richtig hielt. Es hätte keinen großen Unterschied gemacht, immerhin bekam sie ihn sowieso kaum noch zu Gesicht in den Jahren ohne ihre Eltern. Vorher hatten die beiden ihren Bruder wenigstens dazu zwingen können sich ab und zu mal blicken zu lassen, aber kaum waren sie für ihre Arbeit verschwunden, machte er auch schon was er wollte und schlief sich fröhlich durch die halbe Stadt. Dabei war ihm nicht einmal aufgefallen wie einsam Teleya in der Zwischenzeit war und das konnte sie ihm nicht verzeihen. Es hätte ihr schon gereicht wenn er wenigstens ab und zu mal ein nettes Wort oder ein Lächeln für sie übrig gehabt hätte, aber nicht einmal das schaffte er.

„Ich hasse ihn wirklich.“ flüsterte Teleya zu sich selbst, klang dabei aber nicht mehr so sicher wie noch vor kurzem. Eine Weile dachte sie daran schlafen zu geben, aber war noch immer zu aufgewühlt um die nötige Ruhe dafür zu finden. Irgendwann gab sie seufzend auf und erhob sich von dem Baumstamm. Ohne die anderen beiden aufzuwecken, schnappte sie sich ihre Tasche, um damit aus dem Lager zu verschwinden.
Sobald sie außer Hörweite der anderen war, holte sie zwei Pokebälle hervor und sah sich prüfend in der Gegend um. Vor ihr erhob sich der düstere Wald, der ohne das Licht des Lagerfeuers oder der Sonne bedrohlich und abweisend wirkte. Irgendwo zwischen den Bäumen und aus dem hohen Gras erklangen seltsame, unheimliche Geräusche und es ließ ihr kalt den Rücken herunter als sie daran dachte dort hineinzugehen. Nervös schluckte Teleya ihre Angst herunter und rief ihre Pokemon, allerdings nur zwei. Auf Karpador verzichtete sie lieber, es würde nicht dafür sorgen dass sie sich wirklich sicherer fühlte, außer die Monster da draußen lachten sich zu Tode. Evoli und Nidoran schienen ebenfalls nicht begeistert von der Idee zu sein, als sie erahnten was ihre Trainerin plante. Ängstlich schlichen sie um Teleya herum und kuschelten sich dabei immer wieder an ihre Beine an, oder versuchten sie mit niedlichen Blicken zum Aufgeben zu bringen, aber es funktionierte nicht. Teleya konnte ihre Pokemon verstehen, aber sie würde erst wieder verschwinden wenn sie trainiert hatten und die Pokemon groß und stark wurden. Wenn sie sich beim nächsten Arenakampf noch besser schlug, würde Luciel das vielleicht genug beeindrucken um ihren Streit zu vergessen. Sie musste nur gut genug sein, damit er stolz auf sie war und sie vielleicht sogar als echte Konkurrenz wahrnahm.
„Ich weiß, mir gefällt es hier auch nicht, aber wir haben keine andere Wahl wenn wir stärker werden wollen. Mit Luciel kann man nicht trainieren, er ist nutzlos und außerdem kann er mich nicht leiden, ansonsten hätte er schließlich nicht jahrelang versucht mir aus dem Weg zu gehen.“ flüsterte sie ihren zwei Pokemon zu, die sich davon nicht beeindrucken ließen. Nidoran verkroch sich hinter ihren Beinen, um zu versuchen dort zu schlafen und Evoli wandte seinen Lieblingstrick an: Sich die Pfoten auf die Augen legen und hoffen das alles was es nicht sah einfach auch nicht da war und es nicht verletzen konnte. „Bitte, ihr müsst mit mir da reingehen. Nur wenn wir besser werden, wird es mir gelingen Luciel zu beeindrucken und ihn zu besiegen. Also, seid ihr bereit?“ Wohl oder übel mussten sie das sein, denn Teleya ließ ihnen keine große Wahl mehr. Mit zitternden Beinen, die wirkten als würden sie gleich einfach wegknicken, gingen Evoli und Nidoran langsam auf die dunkle, bedrohliche Wand aus Gras zu.
„Dann los! Angriff!“ rief Teleya, mit so viel Enthusiasmus, wie sie im Moment aufbringen konnte und sofort setzen ihre Pokemon sich in Bewegung. Mit rasendem Herzen folgte sie den Beiden in den düsteren Wald und versuchte die Geräusche um sich herum auszublenden, aber mit wenig Erfolg. Gerade glaubte Teleya alles unter Kontrolle zu haben, als es plötzlich in einem Gebüsch neben ihnen zu Rascheln begann. Wie erstarrt blieben Trainerin und Pokemon stehen, wobei zumindest Nidoran noch versuchte bedrohlich zu wirken und sein Horn auf das Gebüsch richtete. Kurz verstummten die Geräusche und dann öffnete sich das Tor zur Hölle. Ein Schwarm Zubats kam direkt auf sie zu. Die fast einen Meter großen Fledermauspokemon kümmerten sich nicht groß um Teleya und ihre Pokemon, sondern flogen einfach weiter auf sie zu und zeigten dabei spitze, bedrohliche Fangzähne, womit sie die junge Trainerin endgültig in Panik versetzten.


„Rückzug! Lauft um euer Leben!“ rief Teleya sofort und rannte, gefolgt von ihren Pokemon, durch den Wald zurück in Richtung Lager. Als die Zubats an ihnen vorbeizischten stand sie kurz davor sich zu Boden zu werfen, aus Angst gleich deren Zähne im Nacken und an der Kehle zu spüren. Aber stattdessen ignorierte die Zubats sie, was aber die panische Flucht von Trainerin und Pokemon nicht beendete. Erst als sie am Rand des Lagers ankamen und das Licht des Feuers erblickten beruhigten sie sich wieder. Erschöpft ließen Evoli und Nidoran sich ins Gras fallen und versuchten sich von ihrer Nahtoderfahrung zu erholen. Teleya sah sie eine Weile aus großen Augen an und fragte sich warum keiner von ihnen einfach gegen die Zubats gekämpft hatte...andererseits war ein einziges Zubat schon größer als Evoli und Nidoran zusammen. „Ok, so wird das nichts. Ich glaube wir brauchen etwas Hilfe, bevor uns eines dieser Monster noch auffrisst. Wartet kurz hier, während ich uns Verstärkung besorge.“
Sie ließ ihre Pokemon am Rand des Lagers sitzen um sich auszuruhen und schlich vorsichtig an ihrem schlafenden Bruder vorbei. Neben Akaris Schlafsack ging sie dann in die Knie und legte leicht ihre Hand auf die Schulter der Trainerin. „Hey, du.“ flüsterte sie, um Luciel nicht aufzuwecken und als es keine Reaktion gab schüttelte sie die Schulter so fest sie konnte „Hey, wach auf.“
„Oh ja, Luciel...ich wusste du würdest zu mir kommen. Lass uns die Nacht zum Tag machen und...“ murmelte Akari vor sich hin, mit halbgeöffneten Augen und noch immer völlig verschlafen, aber immerhin sah sie Teleya schon mal an.
„Nein, ich bin es, seine Schwester. Wach bitte auf...wie auch immer dein Name war.“
„Ich heiße Akari...“
„Oh, ok, tut mir leid, ich bin schlecht darin mir Namen zu merken und wollte dich nicht beleidigen, ich brauche nur immer eine Weile um mir das zu merken. Wie auch immer, ich...“
„Ich heiße Akari.“ erklang es noch einmal wie in Trance von der Trainerin, die dann den Blick von Teleya abwandte und die Augen wieder schloss.
„Ja, ich weiß. Du musst es mir nicht alle paar Sekunden sagen, ganz so schlecht ist mein Gedächtnis jetzt auch wieder nicht.“ damit brach Teleya ab, denn Akari hatte bereits wieder einen verträumten Gesichtsausdruck aufgesetzt und schlummerte friedlich vor sich hin. „Sie schläft schon wieder...sie ist ja fast so schlimm wie Luciel.“ Teleya entschied sich kurzerhand zu etwas drastischeren Methoden. Sie nahm eines von Akaris Ohrläppchen zwischen zwei ihrer Finger und rammte ihre Fingernägel so fest sie konnte hinein, um sie solange zu zwicken bis sie aufwachte, mit Erfolg. Akari schrie vor Schmerz auf und weckte damit beinahe Luciel.

„Aua! War das wirklich nötig?“ Akari setzte sich auf und rieb sich dabei ihr schmerzendes Ohr, während sie Teleya vorwurfsvoll ansah. Am liebsten hätte sie sich jetzt darüber aufgeregt, aber sie war Teleya dankbar dafür das sie Luciel begleiten durfte, also gab sie diesem verrückten Mädchen eine Chance. „Was willst du überhaupt von mir? Es ist mitten in der Nacht und ich hatte gerade so einen wundervollen Traum.
„I-ich...also ich...ich wollte t-trainieren, aber...“ damit brach Teleya ab und ihre Stimme erstarb, während sie verlegen Akaris Augen auswich.
„Aber du hast Angst im Dunkeln, nicht wahr?“ stellte die Trainerin fest und dabei stahl sich ein zufriedenes Grinsen „Ich wusste es! Ihr habt tatsächlich Angst in der Dunkelheit und dabei dachte ich wirklich Anfangs das es nichts gibt was deinen Bruder erschüttern könnte, er...“
„Ich habe keine Ahnung wovon du redest.“ unterbrach Teleya sie trocken und selbstverständlich hatte sie keine Angst vor der Dunkelheit...nur vor den Monstern die in der Finsternis lauerten und sie fressen wollten „Wovor mein Bruder Angst hat oder nicht, weiß ich nicht und es ist mir auch egal. Wenn ich wüsste womit ich ihn zu Tode erschrecken könnte, dann würde ich es ganz einfach tun und zwar ohne zu zögern. A-aber ich...ich gebe zu dass es da draußen ein bisschen unheimlich ist. Meine Pokemon sind zwar toll, aber irgendwie auch so schrecklich klein und niedlich. Sie wirken nicht so als könnten sie mich verteidigen falls ein Ungeheuer mich fressen will.“
„Und ich wirke gefährlicher und abschreckender?“
„Naja, immerhin bist du in der Lage meinen Bruder zu verjagen, das schafft nicht jedes Mädchen.“
„Vielen Dank auch...“ murmelte Akari mürrisch vor sich hin, stand aber letztendlich unter Teleyas zufriedenem Strahlen auf um ihr zu helfen. Es war viel zu spät um sich zu streiten.
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 6 – Flucht in die Freiheit:

Kurze Zeit später standen Akari und Teleya zusammen am Waldrand. Während Akari kurz davor war wieder einzuschlafen und sich zwingen musste die Augen offenzuhalten, stand Teleya an ihrer Seite und starrte nervös in die Dunkelheit. So vergingen ganze fünf Minuten, ehe die Trainerin aus Johto genug davon hatte. Sie rieb sich die Augen und wandte sich an Teleya.
„Also? Willst du diese Nacht noch trainieren, oder nicht?“
„Natürlich! Ich... ich bin doch schon dabei, das ist ein sehr wichtiger Teil des Trainings.“
„Aha.“ sagte Akari unbeeindruckt und ihr Blick wanderte zu Teleyas Beinen. „Und wie genau hilft es deinen Pokemon stärker zu werden, wenn sie sich ängstlich hinter dir verstecken?“
„Ähm... das ist der Sinn des Trainings!“ meinte Teleya, während sie in die Hocke ging und Evoli streichelte, dass immer wieder ängstliche Blicke in den Wald warf. „Der erste Schritt, auf dem Weg eine gute Trainerin zu werden... hey!“ rief sie, als Akari einfach nur mit dem Kopf schüttelte und sich auf den Weg zurück zum Lager zu machen. „Warte, du kannst mich doch nicht einfach alleine lassen!“
„Hm? Oh, mach dir keine Sorgen, wenn du nichts weiter machst, als dir die Bäume anzugucken und Evoli zu streicheln, brauchst du keine Hilfe, das schaffst du schon alleine.“ Damit war das Thema für Akari eigentlich beendet und sie machte Anstalten, umzudrehen und wieder schlafen zu gehen, hielt jedoch inne, als sie Teleyas Gesichtsausdruck bemerkte. Das Mädchen starrte sie aus großen, leicht ängstlichen, Augen an und irgendetwas sagte Akari, dass Teleya es ihr nie verzeihen würde, wenn sie jetzt einfach wieder schlafen ging. Man kann über Akari sagen was man will, aber sie war kein schlechter Mensch. Gut, sie zog einfältigen Männern das Geld aus der Tasche, aber wer so dumm war um sich auf so etwas einzulassen, der hatte es nicht anders verdient. Schließlich seufzte Akari und ging wieder auf Teleya zu. „Gut, wir machen das anders.“ sagte sie und nahm einen Pokeball in die Hand. „Da du dich nicht traust, in den Wald zu gehen, werde ich mit dir trainieren.“
„Wirklich?“ fragte Teleya und schien förmlich zu strahlen. Mit Akari zu trainieren erschien ihr weit besser, als sich zu den Fledermausmonstern in den Wald zu begeben.
„Ja, ich bin zwar selber nicht gerade die beste Trainerin die es gibt... aber es hat zumindest gereicht, um in Johto einen Orden zu kriegen, ich denke, ich werde dir schon irgendwie helfen können.“
„Moment, du hast einen Orden?“ Akari nickte und zog etwas aus einem kleinen Beutel, den sie an ihrer Hüfte trug. Es war ein kleines, rundes, rotes Stück Metall, mit drei schwarzen Punkten.
„Das ist der Insektorden aus Azalea City. Für meine Pokemon war es relativ leicht, mit den Insektenpokemon fertig zu werden... vor allem weil Hunduster damals noch nicht gewohnt war, dass seine Gegner nicht reagieren.“ sagte die Trainerin und lächelte schwach. „Der Arenaleiter dort hatte übrigens ein Sichlor, wie dein Bruder, auch wenn Luciel seines weit besser einzusetzen wusste als Kai... Kai ist der Arenaleiter in Azalea.“
„Stört es dich gar nicht, dass du gegen Luciel verloren hast?“ fragte Teleya verwundert. Sie hatte irgendwie erwartet, dass die Trainerin zumindest versuchen würde, ein Revanchematch mit Luciel zu kriegen. Allerdings schien es so, als wenn Akari sich viel eher dafür rächen wollte, dass Luciel sie nicht die ganze Zeit über angaffte, als für ihre Niederlage.
„Nein, überhaupt nicht.“ sagte sie und schüttelte den Kopf. „Gegen so ein eingespieltes Team zu verlieren ist nicht schlimm, ich kann froh sein, dass wir uns so lange gegen Luciel und Sichlor behauptet haben.“
„Eingespieltes Team?“
„Natürlich.“ sagte Akari und blinzelte verwirrt. „Während unseres Kampfes hat er seinem Sichlor mehrere Befehle gegeben, ohne zu warten, dass es den vorherigen ausgeführt hat. Das zeugt davon, wie sehr er und Sichlor auf einer Wellenlänge sind und...“
„Es tut mir leid dir das sagen zu müssen...“ unterbrach Teleya die Trainerin und trat nervös von einem Bein aufs andere. „... aber Luciel hat Sichlor keine vierundzwanzig Stunden vor eurem Kampf gefangen.“
„W-was?“
„Er hatte noch nichtmal mit Sichlor trainiert, zumindest wüsste ich nicht, wann er das gemacht haben sollte.“ Akari sah so aus, als wenn man ihr gerade ins Gesicht geschlagen hatte. Es war eine Sache, von Luciel ignoriert und besiegt zu werden, wenn dieser mit seinem treuesten und stärksten Pokemon angetreten wäre. Aber dass er sie mal eben so fertiggemacht hatte, mit einem Pokemon dass er gerade eben erst gefangen hatte war... äußerst demotivierend und frustrierend. Je mehr Akari darüber nachdachte, desto schlimmer wurde es. Die Arenaleiterin von Fuchsania hatte Luciel auf sie angesetzt, also wusste er von ihr und war sich darüber im Klaren, dass er wohl nur eine Chance hätte gegen sie zu kämpfen! Mit anderen Worten, er war sich sicher gewesen, dass er mit Sichlor gewinnen würde, ohne auch nur zu wissen, was sie selber in den Kampf schicken würde. Allerdings verspürte Akari nicht wirklich Wut, ob des äußerst arroganten Verhalten von Luciel, eher so etwas wie... Bewunderung.
„Besiegt von einem Pokemon, dass seinen ersten, richtigen Kampf hatte... ich fasse es nicht.“ sagte sie und schüttelte ungläubig den Kopf, woraufhin Teleya nur mit den Schultern zuckte. „Also gut, lass uns mit deinem Training anfangen... ich muss mir nur überlegen, wie wir das am besten machen.“ sagte sie, während sie auf den Knopf in der Mitte des Pokeballs drückte. Kurz darauf saß ein recht großer, schwarzer Vogel vor ihr auf dem Boden, dessen Federn auf dem Kopf zu einer Art Hut geformt waren. Teleya beugte sich neugierig nach vorn und musterte den Vogel.


„Was ist das für ein Pokemon?“ fragte sie und sah zu Akari auf.
„Hast du keinen Pokedex? Ich war mir ziemlich sicher, vorhin einen gesehen zu haben.“ meinte Akari verdutzt. Sie wusste, dass bei weitem nicht jeder Trainer einen Pokedex hatte, also dachte sie eigentlich, dass die wenigen, die einen bekamen ihn ständig mit sich herumtrugen. Teleya verzog das Gesicht, als Akari auf das Lexikon zu sprechen kam.
„Ja... habe ich. Aber ich finde ihn recht, ähm, nutzlos. Ich hatte mich immer gewundert, weshalb Luciel seinen irgendwo unter seinem Bett verstauben lässt und nie benutzt, aber mittlerweile verstehe ich, warum er eine Abneigung gegen die Dinger hat.“
„Mhm, ich habe keinen, deswegen kann ich dazu nicht wirklich was sagen, aber egal. Das hier ist Kramurx, ein Pokemon vom Typ Unlicht und Flug. Sie mögen es Schabernack zu treiben und klauen hin und wieder mal Wertsachen, zumindest, wenn sie nicht trainiert sind.“ Teleya nickte und hörte genau zu, auch wenn sie kurz traurig, und wütend, daran dachte, dass es eigentlich Luciel sein sollte, der hier vor ihr stand um mit ihr zu trainieren.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte sie, um sich von ihren düsteren Gedanken abzulenken. Akari hatte sich dazu bereiterklärt, ihr zu helfen, da sollte sie lieber die Chance nutzen, anstatt sich darüber zu beschweren, dass Luciel anscheinend nichts mit ihr zu tun haben wollte. Akari überlegte kurz und warf dabei immer wieder Blicke auf Evoli und Nidoran, ehe sie zögerlich nickte.
„Ja... das wäre das beste, denke ich.“ murmelte sie vor sich hin, ehe sie sich direkt an Teleya wandte. „Ich denke, wir sollten mit grundlegendem Training anfangen. Ich will dich ja nicht beleidigen, aber... deine Pokemon wirken so, als wenn sie bei einem richtigen Kampf sofort wegrennen würden... oder sich tot stellen und hoffen, dass alles schnell vorbei ist.“ Akari rieb sich verlegen den Nacken, während sie das sagte und hoffte, dass Teleya ihr die Worte nicht übelnehmen würde. Zum Glück schien es Teleya nicht wirklich etwas auszumachen, sie verzog zwar das Gesicht ein wenig, nickte dann jedoch zustimmend.
„Nidoran ist denke ich mutig genug um zu kämpfen, aber Evoli würde vielleicht wirklich abhauen.“
„Deswegen sollten wir anfangen deine Pokemon darauf zu trainieren, bei einem Angriff auszuweichen, anstatt wegzurennen. Ein wichtiger Unterschied. Da Evoli so klein ist könnte es allerdings schwierig werden, vor allem weil es nicht gerade ein typisches... na ja, Pokemon für Kämpfe ist. Die meisten Trainer mit Evolis haben es als ein Haustier, oder trainieren es an Raupys oder ähnlich schwachen Pokemon. Lass uns mal direkt einen Probelauf machen, Kramurx, Flügelschlag!“ rief Akari und deutete auf Evoli. Sofort schoss der Vogel in die Luft und hielt direkt auf Evoli zu.
„W-was? So plötzlich? Ähm...“ stotterte Teleya vor sich hin und musste mit ansehen, wie Evoli einfach nur vollkommen still dastand und dem kommenden Verderben ins Auge starrte.
„Kramurx, stopp.“ meinte Akari mit einem Seufzen und ihr Pokemon drehte wenige Schritte von Evoli entfernt ab, um sich auf der Schulter seiner Trainerin niederzulassen. Evoli stand noch eine ganze Weile still da, ehe es anfing am ganzen Leib zu zittern und zu Boden sank.
„Alles in Ordnung?“ fragte Teleya und ging neben ihrem Pokemon in die Knie.
„Das könnte schwieriger werden als ich dachte.“
„Was meinst du?“ fragte Teleya verwirrt und wusste überhaupt nicht weiter, als Akari direkt auf sie deutete.
„Nicht nur deine Pokemon sind das Problem. Du stehst genauso hilflos und ängstlich da wie sie und gibst ihnen keinerlei Anweisungen. Da können sie natürlich nichts schaffen.“
„Und das von jemandem, der während des Kampfes gegen Luciel nur zwei mal 'Glut' stottern konnte.“ murmelte Teleya, woraufhin Akari rot anlief.
„D-das war etwas vollkommen anderes! Ich war einfach noch nie in so einer Situation! Es war vollkommen neu und ungewohnt für mich und...“ sie brach ab, als sie merkte, dass sie einfach nur sinnlos vor sich hin plapperte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie auch immer, darum geht es gar nicht. Es geht hier um dich. Wenn du willst, dass deine Pokemon erfolgreich sind, darfst du dich nicht von den gegnerischen Pokemon einschüchtern lassen. Evoli und Nidoran sind zwar keine Maschinen, die man steuern muss, aber sie sind nun einmal auch keine kampferfahrenen Pokemon, die selber wissen, was zu tun ist. Natürlich können sie instinktiv ausweichen und werden sich nicht einfach so von Angriffen treffen lassen... zumindest wenn sie nicht vor Angst gelähmt sind, aber um selber anzugreifen, brauchen sie dich und deine Befehle. Wenn du dich ängstlich verhältst, merken das sowohl deine Pokemon, als auch deine Gegner. Deine Unsicherheit färbt dann natürlich auf deine Pokemon ab.“
„Das hilft mir nicht wirklich weiter.“ meint Teleya seufzend. Ihr war durchaus bewusst, dass es nicht gut für ihre Pokemon war, wenn sie selber hilflos in der Gegend stand. „Und was soll ich dagegen tun?“
„Hm, gute Frage. Deine Unsicherheit abzulegen dürfte schwierig werden. Ich würde vorschlagen, dass wir einfach eine Weile lang so üben, wie eben gerade. Ich lasse Kramurx Angriffe auf Evoli fliegen und du versuchst, dein Pokemon dazu zu bringen auszuweichen, anstatt einfach nur dazustehen und sich treffen zu lassen.“
„Meinst du, das funktioniert?“
„Ach, ich bin mir sicher, mit genug Übung wird das schon. Also los Kramurx, Flügelschlag!“

Die beiden trainierten noch ganze zwei Stunden auf diese Weise, und es dauerte auch nicht lange, bis sich zumindest teilweise Erfolge abzeichneten. Nachdem Teleya merkte, dass Akari ihr Kramurx die Angriffe immer abbrechen ließ, bevor ihr Evoli wirklich verletzt werden konnte, wurde sie ein wenig ruhiger und schaffte es tatsächlich ihrem Pokemon Anweisungen zu geben, auch wenn diese sich meistens auf 'Evoli, weiche aus!' beschränkten, aber es war immerhin ein Fortschritt. Schließlich nahm Akari ihren Pokeball in die Hand und holte ihr Kramurx zurück, woraufhin Teleya ebenfalls ihre Pokemon zurückrief.
„Danke für deine Hilfe.“ sagte Teleya, während sie zu Akari hinüberging, die sie freundlich anlächelte.
„Kein Problem, immerhin hast du mir erlaubt, mit euch zu reisen. Da kann ich dir auch ein wenig helfen.“ sagte Akari und ging gemeinsam mit Teleya zurück zum Lager. „Und ich denke, wir haben ein paar Fortschritte gemacht. Ich glaube, bisher hast du dir zu viele Sorgen darum gemacht, was passierte wenn deine Pokemon vom Gegner getroffen werden und das hat dir zu viel Angst gemacht, um dich auf den Kampf konzentrieren zu können. Wenn du es schaffst, diese Angst zu unterdrücken, ist alles nur noch halb so schwer.“ Teleya nickte und strahlte Akari förmlich an. Sie hatte zwar eigentlich nicht besonders viel gemacht, zumindest wüsste Akari nicht, was sie großartig getan hatte, aber es schien genug gewesen zu sein, um Teleya aufzumuntern, die nach dem Streit mit ihrem Bruder vorhin ziemlich niedergeschlagen gewirkt hatte.
„Ähm, Akari? Wenn es dir nichts ausmacht... würdest du vielleicht noch öfter mit mir trainieren?“ fragte Teleya plötzlich und Akari musterte sie kurz, ehe sie erneut lächelte.
„Es ist ja nicht so, als wenn ich irgendetwas besseres zu tun habe, während ich mit euch reise. Ich helfe dir gerne.“
„Danke! Kann ich dir irgendwie dafür danken? Oh! Ich weiß, wie wäre es, wenn ich dir noch etwas zu Essen koche?“ fragte sie und wirkte ziemlich begeistert, Akari schluckte jedoch. Einerseits wollte sie nicht die gute Laune des Mädchens zerschmettern, aber andererseits konnte sie sich auch nicht dazu zwingen, noch mehr von ihren... recht speziellen Speisen zu essen. Das würde sie nicht überleben.
„Ich glaube es ist ein wenig zu spät, um noch etwas zu essen, meinst du nicht auch?“ fragte sie vorsichtig. „Außerdem musst du nichts für mich machen, ich helfe doch gerne...“ begann sie, überlegte dann jedoch und bekam eine Idee. „Aber wenn du wirklich etwas für mich tun willst, wie wäre es, wenn wir uns ein wenig unterhalten?“ fragte sie und setzte sich auf einen Baumstamm vor dem Lagerfeuer, das bereits ziemlich weit heruntergebrannt war. Teleya ließ sich neben ihr nieder.
„Worüber genau willst du denn mit mir reden?“
„Keine Ahnung, irgendwas. Ich bin eine ganze Weile lang alleine durch Kanto gereist, es wäre nett mal wieder jemanden zu haben, mit dem ich mich unterhalten kann. Vielleicht kannst du mir ja ein wenig über dich und deinen Bruder erzählen, immerhin haben wir uns ja eben erst getroffen. Über mich selbst gibt es nicht viel zu sagen. Ich komme aus Theak City, in Johto, und habe vor drei Jahren meine Reise begonnen. Eine Weile lang habe ich mich nur in Johto rumgetrieben, aber letztendlich hat es mich bis nach Kanto geführt.“
„Und was hat dich dazu gebracht eine Trainerin zu werden und durch die Welt zu reisen?“
„Hm? Ach, kein besonderer Grund, ich habe es nur jemandem versprochen.“ sagte Akari und lachte verlegen auf.
„Du hast jemanden versprochen, durch die Welt zu reisen?“
„Nicht ganz, ich suche ein Pokemon, allerdings weiß ich nicht wie es heißt, oder wo man es finden kann, ich habe nur ein Bild davon. Leider konnte mir bislang niemand sagen, um was für ein Pokemon es sich handelt... aber das spielt ja keine Rolle. Was hat dich denn dazu gebracht, eine Trainerin zu werden?“ Teleya zögerte mit einer Antwort. Sie hatte bislang nicht die Gelegenheit gehabt, mit irgendjemandem über die ganze Sache zu reden, immerhin hatte sie keine Freundinnen mehr und mit Luciel konnte sie nicht sprechen... oder besser gesagt, über dieses Thema wollte sie mit ihm nicht sprechen. Akari schien jedoch recht nett zu sein, also beschloss Teleya ihr davon zu erzählen, es wäre sicherlich besser, als alles für sich zu behalten.
„Um ehrlich zu sein bin ich mir noch nicht sicher, ob die ganze Trainersache überhaupt etwas für mich ist.“ gestand sie seufzend, was Akari ein wenig verwunderte.
„Was? Aber meinte Luciel nicht, dass das hier deine Reise wäre?“
„Das stimmt auch, ich habe ihn dazu überredet mich zu begleiten und habe auch behauptet, ich würde an der Silberkonferenz teilnehmen wollen... aber das war nicht wirklich ernst gemeint.“
„Hm... also ist diese Reise nicht für dich gedacht, stimmts?“ Teleya zögerte kurz, nickte dann jedoch.
„Es ist nicht so, als wenn es mir nicht auch Spaß machen würde, mit meinen Pokemon zusammen zu sein, und seit ich in Fuchsania in der Arena gewonnen habe, denke ich auch darüber nach, etwas ernster an die Sache heranzugehen... aber in erster Linie ist diese Reise hier für Luciel.“ Teleya legte den Kopf in den Nacken und starrte eine Weile lang in den Himmel. Es war eine wolkenlose Nacht, weshalb Mond und Sterne hell auf das Lager hinab leuchteten. „Du wolltest doch ein wenig mehr über uns wissen.“ sagte Teleya plötzlich und drehte ihr Gesicht zu Akari, die nickte. „Luciel ist drei Jahre älter als ich und er war schon immer ein wenig... schwierig. Er hat Talent und lernt ungeheuer schnell, wenn man es schafft, ihn für eine Sache zu begeistern, bringt er es darin also meistens sehr weit. Leider ist es ziemlich schwer ihn für etwas zu begeistern, und umso leichter verliert er das Interesse an einer Sache. Eine Weile lang ging es aber noch, er hat hin und wieder mal etwas gemacht, größtenteils hat er verschiedene Sportarten ausprobiert. Zwar nur für einige Monate, ehe er aufgegeben hat, aber besser als nichts. Das ganze änderte sich dann vor zwei Jahren... obwohl, es fing schon vor vier Jahren an. Luciel hatte monatelang nichts anderes mehr gemacht, als faul in seinem Zimmer rumzuliegen und irgendwelche Videospiele zu spielen. Da habe ich es geschafft, ihn dazu zu überreden eine Runde Schach mit ihm zu spielen. Er hat gegen mich gewonnen, aber anstatt einfach weiterhin zu faulenzen, hat er Gefallen an dem Spiel gefunden und hat weiterhin geübt und auch hin und wieder mit mir gespielt. In Prismania City findet jedes Jahr ein Schachturnier statt und Luciel ist vor vier Jahren zum ersten mal dort angetreten. Er gewann jedes seiner Spiele relativ überzeugend, ehe ihn im Finale dann eine Überraschung erwartete, denn sein Gegner war jemand, den wir sehr gut kannten. Es war Anya, eine Kindheitsfreundin von Luciel und mir, sie war jahrelang unsere Nachbarin, ehe sie vor knapp acht Jahren mit ihren Eltern weggezogen ist. Wir hatten keinerlei Kontakt mit ihr gehabt, weshalb wir uns ziemlich gefreut haben, sie wiederzusehen, sie hatte sich übrigens auch gefreut. Wie dem auch sei, sie stand im Finale gegen Luciel... willst du raten, wie es ausging?“ Akari zuckte mit den Schultern.
„Ich schätze, Luciel hat gewonnen? Nach allem was du gesagt hast scheint es so, als wenn er ständig gewinnt, egal was er macht.“ Teleya lächelte und nickte.
„Stimmt, es ist meistens so... aber damals war es anders. Luciel kann durchaus ziemlich eingebildet sein, wenn er sich in etwas hineinsteigert, ist er meistens der festen Überzeugung, dass niemand gegen ihn gewinnen kann. Deswegen war es für alle eine ziemliche Überraschung, als Anya im Finale den Boden mit ihm aufgewischt hatte, Luciel konnte es am allerwenigsten glauben. Aber das war genau das, was er brauchte, denke ich zumindest. Nach seiner Niederlage gegen Anya war er so motiviert wie noch nie zuvor und übte das folgende Jahr praktisch jeden einzelnen Tag, um Anya im nächsten Turnier den Titel streitig zu machen... und das war der Anfang vom Ende. Anya hatte sich nie gemeldet, nachdem sie Prismania wieder verlassen hatte, überhaupt haben wir seit knapp vier Jahren nichts mehr von ihr gehört. Nun, jedenfalls trat sie im nächsten Jahr nicht mehr beim Turnier an, und auch das Jahr darauf nicht. Mein Bruder hat sich nicht wirklich was anmerken lassen, aber man konnte trotzdem sehen, wie enttäuscht er darüber war. Er hat in den zwei Jahren die anderen Finalteilnehmer einfach auseinandergenommen... ich glaube einer von ihnen hat nach dem Match sogar mit Schach aufgehört. Nach dem zweiten Sieg hat Luciel das Schachspielen ebenfalls aufgegeben, oder besser gesagt, er hat es aufgegeben überhaupt noch etwas zu machen. Anya war die einzige gewesen, die es jemals geschafft hatte ihn in irgendetwas zu besiegen und ich glaube, er hat in ihr sowohl eine Freundin als auch eine Rivalin gesehen, jemanden, der dafür sorgte dass sich sein Einsatz überhaupt lohnte. Nachdem sie spurlos verschwunden ist, kam er zu dem Schluss, dass es eh niemanden gibt, der jemals gegen ihn gewinnen könnte und hat einfach aufgehört, mit allem. Kurz darauf zogen auch unsere Eltern weg und wir waren alleine in Prismania. Einmal gelang es Janina noch, Luciel dafür zu motivieren, mit ihr und ihrem Vater zu trainieren, aber das war auch nur für ein paar Monate.“ Teleya seufzte. „Jedenfalls habe ich vor kurzem mein Evoli bekommen und ich dachte mir, dass es mir jetzt gelingen würde Luciel für Pokemonkämpfe zu begeistern. Ich meine, in der Welt gibt es so viele Trainer, da wird sich doch wohl genug Leute geben, die ihn besiegen können! Aber irgendwie läuft das überhaupt nicht wie geplant, ich dringe nicht wirklich zu ihm durch und er... ist was?“ fragte Teleya verwirrt, als sie bemerkte wie Akari sie anlächelte.
„Nein, alles in Ordnung. Ich muss nur gestehen, ich bin ziemlich froh.“
„Worüber?“
„Na ja, ich habe vorhin bei eurem Streit mitgehört... nicht alles, aber zumindest ein wenig. Es freut mich nur zu hören, dass du deinen Bruder nicht wirklich hasst.“ sagte die Trainerin, noch immer lächelnd, woraufhin Teleyas Wangen sich ein wenig erröteten und sie auf den Boden starrte.
„Das war ein Fehler.“ murmelte sie leise. „Aber... ich war einfach so wütend und konnte nicht anders.“
„Du magst ihn, oder?“ Teleya zögerte, nickte dann jedoch.
„Er ist mein Bruder. Zwar ignoriert er mich ziemlich oft und rennt lieber irgendwelchen Frauen hinterher, aber wenn ich ihn brauche ist er doch für mich da... meistens zumindest. Ohne ihn wäre ich niemals nach Fuchsania gekommen, geschweige denn in der Arena angetreten.“ Plötzlich hob Teleya den Kopf und warf Akari einen drängenden Blick zu. „Aber sage ihm das bloß nicht! Er darf niemals herausfinden, dass ich ihn mag!“
„Was? Warum denn nicht?“ fragte Akari und wirkte ziemlich verwirrt.
„Weil... weil es einfach besser so ist. Wenn er denkt, dass ich ihn nicht ausstehen kann, ist es leichter ihn unter Kontrolle zu halten.“ meinte Teleya und versuchte zumindest, überzeugt zu klingen.
„Aber das ist...“ '…einfach nur traurig' beendete Akari den Satz in Gedanken, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Ich werde ihm nichts sagen, aber du solltest netter zu deinem Bruder sein, bevor es zu spät ist.“ murmelte Akari mit trauriger Stimme, eher zu sich selbst, als zu Teleya.
„Was meinst du damit?“
„Hm? Oh, nichts. Vergiss es, es war nichts wichtiges.“ Eine Weile lang schwiegen die beiden und starrten einfach nur in den Himmel, während Luciel am anderen Ende des Lagers schlief. Schließlich stand Akari auf und streckte sich ein wenig. „Nun gut, ich denke, es ist Zeit schlafen zu gehen. Ansonsten renne ich Morgen noch die ganze Zeit im Halbschlaf rum.“
„Gute Idee.“ murmelte Teleya und gähnte. Sie gingen zu ihren Schlafsäcken, doch auf halbem Weg hielt Akari plötzlich an und drehte sich noch einmal um.
„Ach ja, Teleya?“
„Ja?“
„Es freut mich wirklich, dass ich mit euch kommen darf. Ich hoffe, wir werden uns auch weiterhin so gut verstehen.“ sagte die Trainerin, ehe sie schlafen ging. Teleya lag noch eine Weile lang wach in ihrem Schlafsack und lächelte vor sich hin. Der Tag war, trotz ihres Streits mit Luciel, nicht der schlimmste ihres Lebens gewesen. Akari war nett und es war schon zu lange her gewesen, dass Teleya eine richtige Freundin hatte, mit der sie sich unterhalten konnte. Teleya gähnte ein letztes mal, ehe sie zufrieden einschlief und sich schon darauf freute, was der nächste Tag bringen würde.



Als Luciel die Augen öffnete, stand die Sonne bereits hoch am Himmel und er selber sah direkt in ein paar violetter Augen, die ihn anstarrten. Akari hockte neben ihm auf den Boden und lächelte ihn an.
„Guten Morgen Luciel, hast du gut geschlafen?“
„Ja... auch wenn ich eigentlich gehofft hatte, dass ich in Prismania aufwachen würde und das alles ein böser Traum wäre.“ murmelte Luciel, streckte sich und setzte sich auf.
„Wenn wir uns beeilen, können wir in... drei Tagen Lavandia erreichen.“ sagte Akari und ignorierte alles, was Luciel nach 'Ja' gesagt hatte.
„Wie schön.“ Luciel gähnte und stand endlich auf, dann ging er zu seinem Rucksack, der ein paar Schritte von seinem Schlafplatz entfernt lag. Akari folgte ihm, mit leicht verärgertem Gesichtsausdruck, weil Luciel sie noch immer ignorierte.
„Weißt du, wenn du so weiter...machst...“ Akari verstummte, als Luciel sein Hemd auszog und in den Rucksack stopfte. Kurz darauf hielt er ein neues in der Hand und schien jetzt erst zu merken, dass Akari nichts mehr sagte.
„Ich höre dir zu, du kannst ruhig weiterreden.“ sagte er, während er sich umdrehte. Die Trainerin schwieg jedoch weiterhin und blinzelte Luciel einfach nur an, der lediglich in Unterhose vor ihr stand, sich daran allerdings nicht zu stören schien. Als sie nach einer Weile noch immer nichts gesagt hatte, trat Luciel einen Schritt nach vorn und wedelte mit seiner Hand direkt vor ihrem Gesicht herum. „Hallo? Akari? Haaaaalloooo?“ Erst als Luciel sein Gesicht direkt vor das von Akari schob, reagierte die Trainerin, plötzlich lief sie hochrot an und wandte sich von ihm ab.
„Ähm... ich... Teleya... gerufen...“ stammelte sie vor sich hin und ging mit schnellen Schritten zur anderen Seite des Lagers, wo Teleya damit beschäftigt war, ihre Sachen zusammenzupacken, und ließ einen ziemlich verwirrten Luciel zurück.
„Was war das denn?“ murmelte er vor sich hin, während er sich sein Hemd anzog. So wie Akari sich kleidete, sollte man eigentlich erwarten, dass sie die letzte wäre, die Probleme damit hatte wenn jemand leicht bekleidet durch die Gegend lief. Es sei denn... Luciel lächelte, wenn er sich nicht irrte, hatte er gerade die beste Möglichkeit gefunden, um mit Akari fertigzuwerden. Nachdem er sich angezogen hatte und begann, seinen Schlafsack zusammenzurollen, wanderten seine Gedanken zu einem ganz anderen Thema. Er hasste sich selbst dafür, aber seit Akari in Fuchsania gesagt hatte, sie bezweifelte, dass er ein Simsala verwirren könnte, arbeitete er insgeheim an Plänen, für einen Kampf gegen Sabrina. Es stimmte schon, ein Simsala würde er mit dem Doppelteam seines Plinfas nicht verwirren können und sein Sichlor war schnell... aber war es schnell genug, um nah genug an ein Simsala heranzukommen, bevor es mit seinen Psychoattacken zuschlug? Plötzlich hielt Luciel inne und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen seinen Fingern. Psychoattacken wurden stärker, je konzentrierter der Anwender war. Vielleicht gab es eine Möglichkeit die Konzentration der Pokemon zu stören, er sollte den Gedanken weiterverfolgen und... Luciel seufzte und schüttelte den Kopf. Was machte er da eigentlich gerade? Er würde eh nie im Leben gegen diese Sabrina antreten, warum sollte er also darüber nachdenken? Luciel warf einen verstohlenen Blick zu seiner Schwester hinüber, die gerade auf Akari aufmerksam geworden war und zu ihr hinüberging. 'Ich hasse dich', Luciel verspürte einen Stich in der Brust, als er sich an die Worte seiner Schwester erinnerte. So wütend hatte er sie noch nie gesehen, eigentlich hatte er gedacht, dass sie sich nach dem Erfolg in Fuchsania ein wenig besser verstehen würden, aber anscheinend hatte er sich da ziemlich geirrt. Wenn überhaupt schien es so, als wenn Teleya überhaupt nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Er zögerte, wollte sie ihn vielleicht gar nicht mehr dabei haben? Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es Luciel, dass Teleya ihn nur dazu gebracht hatte, mit ihr auf die Reise zu gehen, weil sie nicht alleine reisen wollte. Immerhin ignorierte sie seine gut gemeinten Ratschläge und lehnte auch seine Hilfe ab... und direkt nachdem Akari zu ihnen gestoßen war, hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn hasst. Vielleicht war sie der Meinung, sich jetzt, wo sie jemand anderen gefunden hatte, der sie begleiten konnte, nicht mehr verstellen zu müssen. „Ich habe es dir doch gesagt.“ murmelte Luciel leise zum Pokeball, in dem Plinfa sich befand. „Mir war immer klar gewesen, dass sie mich hasst... vielleicht nicht ganz zu unrecht. Ich hätte einfach in Prismania bleiben sollen, aber du musstest mich ja überreden, du kleiner Verräter.“ Natürlich hätte Plinfa ihm nicht einmal antworten können, selbst wenn er ihn gehört hätte, aber darum ging es nicht. Das wichtigste war, es einfach einmal auszusprechen. Zugegeben, er hatte nie besonders viel Zeit mit Teleya verbracht und sie in den letzten Jahren auch immer öfter ignoriert... aber er hatte sich trotzdem Mühe gegeben! Nur allzu gerne hätte er Teleya während des Streits gesagt, dass er sie auch hasste, aber das konnte er einfach nicht. Egal wie sehr sie ihm auch auf die Nerven ging, sie war noch immer seine Schwester und meinte es letztendlich gut mit ihm... zumindest dachte Luciel das bisher. 'Wie sehr man sich doch irren kann' dachte er mit einem Seufzen und packte den Rest seiner Sachen zusammen. Danach wartete er darauf, dass die anderen fertig werden würden, damit sie weiter nach Lavandia reisen konnten.
Währenddessen hatte Teleya gemerkt, wie Akari zu ihr hinüber kam und wandte sich an die Trainerin, deren Gesicht vollkommen rot war.
„Ist alles in Ordnung mit dir, Akari?“
„L-l-l-l-luciel... Gesicht... Hemd...“ stammelte Akari vor sich hin und deutete zur anderen Seite des Lagers. Teleyas Blick wanderte hinüber und sie sah, wie Luciel sich gerade ein Hemd anzog, ansonsten fiel ihr jedoch nicht wirklich etwas auf.
„Was ist mit Luciel?“ Akari atmete ein paar mal tief durch um sich zu beruhigen ehe sie sprach, war jedoch noch immer rot im Gesicht.
„Er h-hat sich einfach plötzlich das Hemd ausgezogen!“
„Er hat sich umgezogen... und? Du dürftest damit doch keine Probleme haben.“
„Was soll das heißen?“ fragte Akari und runzelte misstrauisch die Stirn, weshalb Teleya das Gefühl hatte, sie habe gerade etwas falsches gesagt. Deswegen war sie schon deutlich vorsichtiger, als sie weitersprach.
„Nun ja... du dürftest es doch gewohnt sein... ähm, nackte Männer zu sehen.“ als Akari nicht antwortete sondern einfach nur vollkommen verlegen auf den Boden starrte, riss Teleya überrascht die Augen auf. „Moment... soll das heißen...“ begann sie und Akari nickte sachte.
„Ich... ich bin mir bewusst dass ich mich ein wenig... ähm...“
„Dass du dich ein wenig nuttig kleidest?“ half Teleya ihr, und wünschte sich noch im selben Moment, sie hätte es nicht getan. Es war vielleicht nicht die beste Idee, jemanden zu beleidigen, mit dem man noch eine Weile reisen würde. Andererseits ließ sich nicht von der Hand weisen, dass Akari sich recht... aufreizend anzog.
„W-was? Nuttig? Findest du?“ fragte Akari und wirkte ehrlich schockiert, während sie an sich heruntersah, was Teleya nun endgültig verwirrte.
„Moment... wenn du nicht denkst dass du... ähm...“ Teleya überlegte, wie sie die Frage am diplomatischsten formulieren könnte. „Was denkst du denn, über deine Sachen?“ fragte sie schließlich.
„Ich... ich dachte eigentlich immer, dass ich niedlich darin aussehe. Die Männer mit denen ich mich unterhalten habe, hatten mir auch immer gesagt, dass ich niedlich bin. Von... ähm... freizügig war nie die Rede.“ Teleya war sprachlos. Entweder war Akari vollkommen naiv, oder sie hatte den seltsamsten Geschmack der Welt... oder eine Mischung aus beiden.
„Ja... vergessen wir das am besten. Worauf wolltest du eigentlich hinaus?“
„Wie bitte? Ach ja, natürlich. Ich bin mir bewusst, dass ich mich ein wenig... freizügig anziehe, aber das heißt nicht, dass ich mit jedem Mann den ich treffe ins Bett springe!“ sagte sie und wirkte tatsächlich ein wenig beleidigt.
„D-das wollte ich gar nicht andeuten.“ versicherte Teleya ihr. „Aber da du dein Aussehen nutzt, um deine Gegner bei Kämpfen abzulenken und ihnen so Geld aus der Tasche zu ziehen dachte ich eigentlich, dass du dich nicht so leicht aus der Fassung bringen lässt, wenn ein Mann ohne Hemd rumläuft.“
„E-es stimmt, ich habe meine Gegner immer abgelenkt um zu gewinnen. Aber alle Trainer, die ich herausgefordert habe, waren mit ihrer Freundin, Frau, oder eben einem Familienteil unterwegs... so konnte ich sicher sein, dass sie sich auch wirklich nur ablenken ließen und... ähm, nicht mehr wollten.“ Bevor Teleya darauf antworten konnte, hörte sie plötzlich Luciels Stimme, von der anderen Seite des Lagers.
„Seid ihr zwei bald fertig? Wenn ihr noch länger braucht, können wir unser Lager auch gleich wieder aufschlagen und hier bleiben!“ rief er und wirkte äußerst schlecht gelaunt. Teleya wollte ihn schon anfahren, merkte dann jedoch, dass er sich tatsächlich an ihre neuen Regeln hielt und hinter der Linie stand. Deswegen beließ sie es bei einem wütenden Blick in Richtung ihres Bruders, ehe sie antwortete.
„Ja, ja, mache dir keine Sorgen, wir sind schon fast fertig!“ rief sie ihm zu. Kurz darauf hatten Akari und sie ihre Sachen zusammengepackt und gingen zu Luciel hinüber. „Ein Wunder, dass du auch schon fertig bist, sonst muss ich immer ewig auf dich warten.“ sagte sie trocken, wurde von Luciel jedoch ignoriert.
„Dann können wir ja aufbrechen.“ sagte er lediglich und setzte sich in Bewegung, gefolgt von Teleya und Akari. Nachdem sie zwei Stunden gegangen waren und noch immer niemand ein Wort gesagt hatte, reichte es Akari, das war ja schlimmer als alleine zu reisen! Da war die Stille wenigstens erträglich, aber hier wurde sie verrückt. Sie warf einen Blick zu Luciel und ging einen Schritt in seine Richtung, zögerte dann jedoch und dachte daran, was nach dem Aufstehen passiert war. Sofort lief sie wieder rot an und ging stattdessen an Teleyas Seite. Luciel hatte eh seine Kopfhörer aufgesetzt und hörte laut Musik, weshalb er wohl eh nicht mit ihr gesprochen hätte.
„Weißt du schon, was dich in Azuria City erwarten wird?“ fragte Akari schließlich, um das Schweigen zu brechen. Teleya zuckte zusammen, anscheinend war sie gerade in ihren eigenen Gedanken gewesen, als Akari sie angesprochen hatte. Überhaupt sah sie, seit sie aufgebrochen waren ein wenig niedergeschlagen aus.
„Entschuldigung, was hast du gesagt?“
„Ob du weißt, was dich in der Arena von Azuria erwarten wird. Immerhin wirst du dort antreten... oder?“ während sie die Frage stellte, erinnerte Akari sich an das Gespräch von letzter Nacht und daran, dass Teleya meinte, sie habe es eigentlich gar nicht ernst gemeint, als sie sagte, sie wolle bei der Silberkonferenz teilnehmen.
„Natürlich werde ich das! Ich kann es kaum erwarten!“ sagte Teleya und schien nicht mehr ganz so deprimiert zu sein, wie eben gerade noch. „Aber... ich habe keine Ahnung von den Arenen in Kanto.“ gestand sie leise und warf einen Blick zu Luciel, der sie jedoch nicht gehört zu haben schien. „Unser Vater arbeitet zwar für die Liga und redet oft von den Arenen, aber ich habe da nie wirklich zugehört.“ sagte sie seufzend und zuckte mit den Schultern. „Warst du schon einmal in Azuria?“ Akari nickte.
„Die Arena dort ist ein wenig ungewöhnlich, es gibt nämlich drei Arenaleiterinnen... obwohl, eigentlich sogar vier. Es sind vier Schwestern, die gemeinsam die Arena leiten, die ältesten sind Drillinge und sind meistens diejenigen, die kämpfen. Dann haben sie noch eine jüngere Schwester, ungefähr in deinem Alter, vielleicht ein wenig jünger. Sie ist noch relativ unerfahren, aber trotzdem eine recht gute Trainerin, weshalb sie hin und wieder gegen Herausforderer antreten darf. Eigentlich wäre die Arena von Azuria eine der schwersten in Kanto, denke ich zumindest, aber da die jüngste Schwester einige Kämpfe übernimmt, ist sie eher... mittlere Schwierigkeit, kommt drauf an ob man das Glück hat, gegen die unerfahrenste der Leiterinnen zu kämpfen, oder nicht.“ erklärte Akari ihr. „Alle vier Schwestern benutzen Wasserpokemon, aber die der jüngsten sind natürlich weit schwächer.“
„Hm... Wasserpokemon.“ murmelte Teleya vor sich hin. „Dann dürfte ich zumindest nicht unterlegen sein, oder?“ Akari nickte zustimmend.
„Dein Evoli und Nidoran haben keinerlei Nachteile, gegenüber Pokemon vom Typ Wasser, zumindest gegen die meisten nicht. Es gibt Wasserpokemon wie Entoron oder Starmie, die Psychoattacken lernen können, aber da Azuria eine der schwächeren Arenen ist, denke ich nicht, dass du dir darum Sorgen machen musst. Aber ich weiß nicht, was genau die Leiterinnen einsetzen werden. Nach meinem Sieg in Azalea in Johto habe ich in Dukatia City verloren und es danach aufgegeben, Orden sammeln zu wollen.“ sagte sie seufzend.


„Glaubst du, ich kann gegen sie gewinnen?“
„Hm? Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich nicht gegen sie gekämpft habe... aber mit ein wenig Training denke ich schon, dass du es schaffen kannst.“
„Würdest du mir... würdest du mir auch weiterhin beim Training helfen?“ fragte Teleya unsicher, wie die andere Trainerin wohl reagieren würde. „Alleine werde ich nie etwas hinkriegen und Luciel kann ich nicht um Hilfe bitten. Selbst wenn wir gestern nicht gestritten hätten, würde er mir nicht helfen, er ist einfach zu faul dafür.“ murmelte sie und warf einen missbilligenden Blick zu ihrem Bruder, der Akari zum lachen brachte.
„Mach dir keine Sorgen. Du wirst schon sehen, mit meiner Hilfe wird die Arena von Azuria kein Problem für dich sein!“ sagte sie, voller Überzeugung, was Teleya ein Lächeln entlockte.
„Danke.“ Danach unterhielten sie sich den Rest des Weges über die verschiedensten Themen, bis die Sonne schließlich dabei war, hinter dem Horizont zu verschwinden und sie ihr Lager für die Nacht aufschlugen. Nach einem schnellen Abendessen verschwanden Teleya und Akari für eine Weile, um noch ein wenig zu trainieren, ehe sie sich letztendlich erschöpft schlafen legten.



Mitten in der Nacht setzte Luciel sich plötzlich auf und ließ seinen Blick durch das Lager wandern. Sowohl Akari als auch Teleya schliefen tief und fest. Erleichtert stand er auf und begann so leise wie möglich, seine Sachen zusammenzupacken. Kurze Zeit später stand er neben seinem Rucksack und zusammengerollten Schlafsack im Lager und warf erneut einen Blick auf Teleya, die im Schlaf lächelte. Langsam schlich Luciel sich zu ihr und hockte sich neben ihr auf den Boden. Eine Weile lang lächelte er einfach nur traurig vor sich hin, dann schüttelte er den Kopf und zog ein Stück Papier aus seiner Hosentasche. Kurz las er sich noch einmal durch, was er vor wenigen Stunden geschrieben hatte, als Akari und Teleya für eine Weile das Lager verlassen hatten, ohne ihm zu sagen, was sie eigentlich vorhatten... aber letztendlich ging es ihn ja auch nichts an.
Hallo Teleya. Du scheinst dich mit Akari ja ziemlich gut zu verstehen, ich bin mir sicher, ihr zwei werdet noch gute Freundinnen werden, wenn ihr zusammen durch Kanto reist. Da du ja jetzt jemanden hast, der dich begleitet und mit dem du dich gut verstehst, kann ich dich nun guten Gewissens verlassen. Du hasst mich, ich kann das sogar ein wenig verstehen und nachvollziehen. Deswegen will ich dich auch nicht weiter belästigen, ich werde nach Prismania zurückkehren und dich von dort aus anfeuern. Ich bin mir sicher, wenn du fleißig trainierst wirst du es noch sehr weit bringen. Ich lasse dir meine Geldkarte da, die Geheimzahl kennst du ja. Viel Spaß noch auf deiner Reise.
- Luciel

Er zögerte noch kurz und fragte sich, ob er nicht noch ein wenig mehr schreiben sollte, ließ es dann jedoch bleiben und legte den Brief auf Teleyas Tasche, wo er ihn mit einem Stein beschwerte, damit er nicht von einem nächtlichen Wind davon geweht werden würde, zusammen mit seiner Karte... oder besser gesagt, einer seiner Karten. Immerhin würde er selber auch Geld brauchen, wenn er wieder in Prismania war. Mit einem letzten Blick auf die schlafende Teleya wandte Luciel sich ab, nahm seinen Rucksack und marschierte davon, in Richtung Fuchsania City. Er war jedoch keine hundert Meter weit gekommen, als plötzlich sein Handy klingelte und er verdutzt anhielt. Wer könnte ihn anrufen? Und dann auch noch um diese Zeit? Luciel fischte das Handy aus seiner Tasche, erkannte die Nummer jedoch nicht, weshalb er kurz zögerte, bevor er antwortete.
„Hallo?“
„Luciel?! Bist du das?!“ Luciel entfernte das Telefon ein wenig von seinem Ohr, als er Janinas Stimme hörte, die in ihr Ende der Leitung zu schreien schien. Irgendetwas schien sie so aufgewühlt zu haben, dass sie ganz vergaß, was Luciel ihr über Handys erklärt hatte... zum Beispiel dass man nicht in den Hörer schreien musste, damit der andere ihn verstehen konnte. Ihr ganzes Leben lang, war Janina damit beschäftigt gewesen, mit ihren Pokemon oder ihrem Vater zu trainieren, um eine gute Arenaleiterin zu werden. Leider hatte sie nie viel mit moderner Technologie zu tun gehabt, was bereits für einige Probleme gesorgt hatte. Lächelnd erinnerte Luciel sich an das erste mal, als er mit Janina ins Einkaufscenter von Prismania gegangen war. „Luciel?! Kannst du mich hören?!“
„Ja, kann ich... und du musst nicht schreien, Janina.“
„Oh, tut mir leid, ich vergesse das immer.“
„Schon gut.“ meinte Luciel seufzend. „Also, was kann ich für dich tun? Weißt du überhaupt, wie spät es ist?“
„Ja, aber das hier ist wichtig! Mein Vater ist gerade von seiner Reise zurückgekommen und du wirst nicht glauben, was er mir erzählt hat! Also... in Lavandia gibt es ja den Pokemon Turm, du weißt schon, der große Pokemonfriedhof.“
„Ja, was ist damit?“
„Vor ein paar Wochen, hat eine Bande von Verbrechern die sich 'Team Rocket' nennen, den Turm gestürmt und ein paar Leute dort als Geiseln genommen.“
„Warte, was? Davon habe ich noch gar nichts gehört.“
„Natürlich nicht, es wurde so gut es ging geheim gehalten, offiziell hieß es, der Turm sei gesperrt, weil in letzter Zeit viele, gefährliche Geisterpokemon aufgetaucht sind, aber das ist ja jetzt egal. Mein Vater wurde jedenfalls damit beauftragt, die Bande auszuschalten, deswegen war er nicht hier. Soweit kam es jedoch gar nicht erst, als er in Lavandia angekommen ist, war die Situation bereits unter Kontrolle. Ein Mädchen hat die Verbrecher ausgeschaltet und sie festgehalten, bis mein Vater und die Polizei da waren.“
„Aha... und warum ist das jetzt so wichtig?“
„Dazu wollte ich gerade kommen! Sie ist einfach abgehauen, ohne ihren Namen zu sagen, sie sagte lediglich, sie sei eine Trainerin aus Prismania City! Und Papa meinte, sie hatte schulterlange, rote Haare und braune Augen, außerdem sagte er, sie sei ungefähr in deinem Alter, also dachte ich...“
„Wann war das?“ fragte Luciel aufgeregt und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. War es wirklich möglich? Konnte sie es sein? Es war jedenfalls nicht unwahrscheinlich, aber warum sagte sie, sie käme aus Prismania? Immerhin...
„Vor drei Tagen.“ antwortete Janina und unterbrach somit Luciels Gedankengang. „Sie ist also nicht mehr in Lavandia, aber vielleicht gibt es dort jemanden der weiß, wo sie hin wollte... es ist nicht viel, aber besser als gar nichts, oder?“
„Da hast du recht, vielen Dank, Janina. Ich schulde dir einen Gefallen.“
„Zwei Gefallen, ich habe dir noch immer nicht verziehen, dass Teleya...“
„Wirklich, vielen Dank, ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde. Man spricht sich.“
„Was? Luciel, wage es ja nicht...“ doch Luciel hatte es bereits gewagt. Er drückte auf den roten Hörer seines Handys und ließ das Telefon in seiner Tasche gleiten, ehe er sich umdrehte.
„Also doch nach Lavandia.“ murmelte er vor sich hin und zögerte. Wenn er sowieso nach Lavandia ging, könnte er genauso gut mit Teleya und Akari reisen... nein, es war besser, die beiden alleine zu lassen. Das wäre für alle viel einfacher. Luciel streckte sich einmal und atmete tief ein und aus, dann setzte er sich in Bewegung und begann seine einsame Reise gen Lavandia.
 
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Vanidar

Novize

7. Verfolgungsjagd und Wahnsinn

Am nächsten Morgen, wurde Akari von einer erstaunlich geschäftigen Teleya geweckt, welche dabei war im Eiltempo das Lager abzubrechen und sie kurz unsanft mit dem Fuß anstieß. Mit versteinerter Miene rannte Teleya zwischen den Rucksäcken und dem erloschenen Lagerfeuer hin und her, um alles was sie finden konnte in irgendwelche Taschen zu stopfen, wobei ihr vermutlich auch einige Steine und kleinere Pokemon zum Opfer fielen. Als sie sah, dass Akari sich aus ihrem Schlafsack schälte und verwirrt umsah, zwang sie sich zu einem Lächeln, welches im Moment unnatürlich und aufgesetzt wirkte.
„Ah gut, du bist endlich wach. Wurde auch Zeit.“ Teleyas Stimme zitterte bei jedem Wort etwas und sie schien Akari nicht wirklich anzusehen. Stattdessen sprach sie mit irgendjemandem direkt hinter der Trainerin, wer auch immer das sein sollte. „Ich bin fertig zum Aufbruch, du solltest dich beeilen. Frühstück musst du dir übrigens wie immer selbst machen, ich will dich schließlich nicht vergiften.“
„Wovon redest du da?“ fragte Akari unschuldig und stand langsam auf, um ja keine hastigen Bewegungen zu machen. Teleya wirkte, als stünde sie kurz vor der Explosion, vermutlich hatte sie wieder einen Streit mit ihrem Bruder gehabt und da war es nicht klug sie noch weiter zu reizen. Jedenfalls hatte Akari es bisher immer geschafft irgendwie begeistert zu wirken, wenn es um Teleyas Essen ging, auch wenn es ihr schwer fiel. Zwar kannte sie Teleya noch nicht sehr gut, aber sie schien sich viel auf ihre Kochkünste einzubilden, aus irgendeinem unverständlichen Grund. Aber im Moment beschäftigte sie etwas anderes, als die Angst vor Teleyas Essen, nämlich die gähnende Leere direkt an der Stelle, an der eigentlich Luciels Schlafsack liegen sollte. Entsetzt rieb Akari sich die Augen um richtig wach zu werden, aber egal wie sehr sie hoffte nur zu träumen, Luciel blieb verschwunden, gemeinsam mit seinen Sachen. Es war, als hätte Luciel niemals existiert. Nichts im gesamtem Lager wies noch auf seine Existenz hin, abgesehen von der Hentai-Linie, die Teleya am Abend zuvor mal wieder gezogen hatte.

„Nichts, nichts. Mach dich einfach fertig, ich will keine Zeit verlieren. Wir müssen vorwärtskommen, wenn wir rechtzeitig zur Silberkonferenz genug Orden sammeln wollen. Dabei fällt mir ein dass ich gar keine Ahnung habe wann genau das Turnier eigentlich anfängt! Wir müssen dringend im nächsten Pokecenter nachfragen, ansonsten kommen wir vielleicht noch zu spät und dürfen nicht antreten! Das können wir nicht riskieren, es ist immerhin dein größter Traum das Turnier zu gewinnen!“ rief Teleya mit gespieltem Entsetzen, fast so, als würde die Silberkonferenz ihr tatsächlich irgendetwas bedeuten.
„Moment, wir dürfen dann nicht antreten? Ich wusste gar nicht, dass ich an der Konferenz teilnehme wollte. Eigentlich bin ich nur als Beobachterin hier und wegen Luciel. Da wir gerade von Luciel sprechen...“
„Beobachten kannst du nach dem Turnier noch immer genug. Pack endlich deine Sachen zusammen, wir haben keine Zeit zu verlieren.“ unterbrach Teleya sie energisch und ignorierte jedes einzelne Wort von Akari komplett, stattdessen wandte sie sich ab und setzte sich neben ihren Rucksack auf einen Baumstamm, um Akari ungeduldig anzustarren, oder eher wieder irgendetwas direkt hinter der Trainerin.
„Das würde ich wirklich gerne, aber...ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte Akari vorsichtig, Taktgefühl lag ihr normalerweise nicht, aber als sie Luciel erwähnte, hatte es in Teleyas Gesicht gefährlich gezuckt.
„Mir geht es gut.“ flüsterte Teleya mit einem bedrohlichen Unterton und sofort merkte Akari, dass es am klügsten wäre nicht weiterzureden, aber sie musste wissen was los war, ihre Neugier würde sie eines Tages noch umbringen „Alles ist bestens, genauso, wie es sein sollte, also hör auf dumme Fragen zu stellen und mach dich endlich fertig. Sofort.“

„Ähm...ok, wenn du meinst.“ murmelte Akari leicht eingeschüchtert, sie ließ sich für gewöhnlich nicht so leicht unterkriegen, aber Teleyas Stimme duldete keinerlei Widerspruch, trotzdem konnte sie sich nicht lange zurückhalten mit weiteren Fragen, auch wenn es sie vielleicht das Leben kosten konnte.
„Danke, wurde auch Zeit.“ stellte Teleya zufrieden fest und wollte aufstehen um Akaris Sachen einzusammeln, die Trainerin aus Johto schien jedenfalls kein Interesse daran zu haben es selbst zu tun.
„W-warte!“ hielt Akari sie sofort auf und überlegte kurz wie sie ihre Frage am besten stellen konnte ohne von Teleya gefressen zu werden. Diese Frage brannte ihr schon die ganze Zeit auf den Lippen, aber irgendetwas an Teleyas Verhalten hatte sie bisher davon abgehalten die Frage auch wirklich zu stellen. Leider hatte sie keine andere Wahl, ansonsten würde sie niemals herausfinden was mit Luciel war und dann...dann musste sie sterben, oder ihn suchen, beides klang nach einer guten Lösung. „Ich weiß das ihr euch vermutlich wieder gestritten habt und will dich nicht belästigen. Aber wo ist Luciel abgeblieben? Ist er schon vorausgegangen und wartet in Lavandia auf uns?“
Teleyas Reaktion fiel nicht so schlimm aus wie gedacht. Die erwartete Explosion blieb aus und Teleya begann auch nicht damit sie anzuschreien oder ihren Bruder zu beleidigen oder sich über einen Streit auszuweinen, aber dafür stürzte sie Teleya in heillose Verwirrung. Blinzelnd starrte das schwarzhaarige Mädchen sie an und schien nach Worten zu ringen, bis sie langsam und nachdenklich antwortete. „Luciel? Wer soll das sein? Hast du in Fuchsania jemanden kennengelernt der so heißt? Wenn ja solltest du ihn mir irgendwann mal vorstellen, aber zuerst müssen wir zur nächsten Arena und nicht zurück zu deinem neuen Liebsten nach Fuchsania City.“

„Was? Nein! Ich meine natürlich Luciel, du weißt schon...Luciel!“ rief Akari verzweifelt und prallte damit bei Teleya auf eine Mauer aus purer Unverständnis. Die junge Trainerin schien kein einziges Wort zu verstehen, oder eher verstehen zu wollen, aber Akari gab nicht auf. „Dein älterer Bruder! Der mit dem du dich dauernd gestritten hast und wegen dem wir beide uns überhaupt erst kennengelernt haben! Luciel...“
„Hör auf, das reicht. Ich habe keine Ahnung was in dich gefahren ist, aber du gibst nur Stuss von dir. Ich kenne keine Person namens Luciel und bin Einzelkind, das müsstest du doch wissen, immerhin sind wir zusammen aufgewachsen und beste Freundinnen.“
„S-sind wir das? Ich meine, ich mag dich und ich denke das wir uns gut verstehen und vielleicht Freundinnen werden können, eines Tages, aber wann genau sind wir beste Freunde geworden?“ Panik schlich sich in Akaris Stimme, als sie von Teleyas unerschütterlichem Glauben langsam aber sicher in die Knie gezwungen wurde. Es war nicht das was Teleya sagte, sondern wie sie es sagte und wie sie Akari dabei anstarrte. Gehirnwäsche wäre noch nett ausgedrückt für das was Teleya versuchte. Sie wollte eine einzige, simple Botschaft direkt in Akaris Hirn einbrennen ´Luciel, existiert nicht`, zumindest sah so ihr Plan aus.
„Was ist heute bloß los mit dir, Akari? Du benimmst dich ganz anders als sonst.“ Teleya schüttelte verwirrt den Kopf und warf Akari einen kritischen Blick zu, während sich in ihren Augen ehrliche Verwirrung spiegelte, die es Akari schwer machte nicht an ihrem Verstand zu zweifeln. Teleya schien keine Ahnung zu haben wer Luciel war...und wirkte dabei so überzeugend, dass Akari kurz davor stand ihr recht zu geben. Wer so fest an etwas glaubte, der musste richtig liegen, selbst wenn er falsch lag. „Fühlst du dich vielleicht nicht gut, oder hast du etwas schlechtes geträumt? Ich weiß diese Reise muss sehr aufwühlend für dich sein, immerhin hast du Prismania noch nie verlassen und keine Ahnung von der großen, weiten Welt. Aber keine Angst, Teleya ist da um auf dich aufzupassen, so wie sie es schon immer getan hat. Solange ich bei dir bin, brauchst du vor nichts Angst zu haben. Ich bringe dich sicher bis zur Silberkonferenz, richtig?“
„Nein, nein, nein, nein. Das ist alles nicht richtig! Du erfindest nur irgendwelchen Unsinn um mich von Luciel abzulenken! Erinnerst du dich nicht mehr daran wie du mit deinem Bruder Prismania verlassen hast? Dein Bruder, mit dem du aufgewachsen bist und für den du diese ganze Reise angezettelt hast. Du weißt schon, Luciel.“ als Teleya sie nur aus großen, verständnislosen Augen anstarrte, redete sie so schnell weiter, dass sich ihre Stimme beinahe überschlug „Kurze, schwarze Haare. Hat die gleichen Augen wie du. Ist ein paar Köpfe größer, guckt dauernd gelangweilt drein außer wenn ein hübsches Mädchen in der Nähe ist. Luciel, der talentierte Trainer, den jeder verehrt und der mich in Fuchsania besiegt hat.“
„Was redest du da schon wieder? Wir waren nur zu zweit, als wir von Prismania City aus aufgebrochen sind. Nur du und ich, und kein seltsamer Typ namens Luciel...deine Beschreibung klingt außerdem ziemlich unheimlich, vor allem die Sache mit den Mädchen. Wirkt auf mich eher wie ein widerlicher Perversling als ein tollen Bruder. Wer immer dieser Luciel ist, wir sollten froh sein das er nicht hier ist und ihn so schnell wie möglich vergessen. Ohne diesen Widerling sind wir sowieso viel besser dran...das heißt falls er überhaupt existiert, was er nicht tut.“

„Moment mal, wir sind aus Prismania aufgebrochen? Gemeinsam? A-aber ich bin doch aus Teak City und nicht aus...“
„Teak was? Was soll das sein? Klingt nicht wie eine Stadt in Kanto.“
„N-nein, es liegt auch nicht in Kanto, sondern in Johto, i-ich bin nämlich aus Johto...das bin ich doch, oder?“
„Nein, bist du nicht. Soweit ich weiß hast du Prismania City noch niemals verlassen und ganz sicher nicht das Land. Ich habe bereits ganz Kanto bereist, aber du warst immer viel zu ängstlich um die Stadt auch nur zu verlassen. Selbst zu dieser großartige Reise musste ich dich zwingen.“ Teleya runzelte die Stirn und warf Akari einen misstrauischen Blick zu. „Dein Alptraum muss wirklich schrecklich gewesen sein wenn er dich so sehr verstört hat, aber vielleicht hast du auch nur Heimweh. Am besten du ruhst dich noch etwas aus, während ich deine Sachen zusammenpacke. Ich will keine Zeit mehr mit diesem Gerede über irgendwelche unheimlichen Typen verschwenden.“
„A-aber...Luciel existiert wirklich! Er hat dort hinten gelegen als wir eingeschlafen sind! Du hast dich erst gestern noch mit ihm gestritten und sieh nur die Linie da in der Mitte des Lagers! Die hast du extra für ihn gezeichnet, damit er...“
„Wovon redest du? Ich weiß nicht woher die Linie stammt und es ist mir auch egal. Vielleicht ist da ein sehr dünnes Pokemon lang gekrochen oder du hast sie gezeichnet um mich reinzulegen. Ich weiß wie gerne du anderen Leuten Streiche spielst, aber mich kannst du nicht reinlegen, dafür kennen wir uns schon viel zu lange. Immerhin sind wir zusammen aufgewachsen und kennen uns unser ganzes Leben lang.“
„Ich glaube du verwechselst mich gerade mit deinem Bruder, der, nur so nebenbei, noch immer verschwunden ist! Sag mir was hier vor sich geht, Teleya, bitte. Ich halte dein seltsames Verhalten nicht aus, das macht mich verrückt. Ich möchte doch nur wissen wo Luciel ist, mehr nicht.“
„Ok, das Gespräch ist mir endgültig zu dumm geworden. Wenn du weiter über meinen nicht existierenden Bruder fantasierst, bist du offensichtlich in einer ziemlich miesen Verfassung. Setz dich hin und lass mich packen, damit wir endlich vorwärtskommen.“ Und damit war das Gespräch für Teleya beendet. Sie holte ihre Kopfhörer hervor und schaltete komplett ab, während sie durchs Lager raste und ungefragt begann Akaris Kram einzusammeln. „I can take it. I can make it. I'm dangerous!“ Sang sie plötzlich vor sich hin, sobald sie damit fertig war. Dabei begann Teleya sich im Kreis zu drehen und die Augen zu schließen. „Can't you get it? You can't beat it! I'm fabulous! Can't you get it? You can't beat it! Cause I'm so danger...!“ Plötzlich endeten Teleyas kreisende Bewegungen abrupt, als ihr Kopf nähere Bekanntschaft mit einem Baum am Rand des Lagers schloss. Mit voller Wucht knallte sie gegen den Stamm und wurde von den Beinen geworfen.

„Geht es dir gut?“ fragte Akari besorgt nach und half Teleya auf, die sich ihre rote, zerkratzte Stirn rieb.
„Ja, alles ist bestens, aber es würde mir noch viel besser gehen, wenn dieser verfluchte Baum zur Hölle fahren könnte!“ rief sie wütend und trag gegen den Baumstamm, was ihr mehr wehtat als dem Holz.
„Ich bin sicher er hat sich dir nicht mit Absicht in den Weg gestellt, sondern steht einfach nur da, weil die Natur es so vorgesehen hat.“
„Doch das hat er! Und selbst wenn nicht, dann ist es nur noch schlimmer! Wenn man jemanden absichtlich verletzt, dann...dann zeigt man wenigstens, dass man die andere Person überhaupt wahrnimmt, aber der Baum hat mich nur so nebenbei verletzt, weil ich ihm nicht mehr bedeute als ein Haufen Dreck!“
„Reden wir noch immer über den Baum?“ fragte Akari unsicher nach und wich vorsichtshalber einen Schritt vor der zornigen Teleya zurück. Das schwarzhaarige Mädchen wirkte wie eine Furie aus der Hölle, während sie den Baum und alle anderen Bäume auf dieser Welt verfluchte und ihnen einen frühen Tod durch Stürme, Ungeziefer und Holzfäller wünschte.
„Natürlich reden wir über den verfluchten Baum! Worum sollte es sonst gehen? Es dreht sich schließlich immer alles auf der ganzen Welt nur um den Baum! Jedem geht es nur um den Baum und darum seine Aufmerksamkeit zu erringen! Unseren Eltern, meinen Freundinnen und selbst du interessierst dich nur für den Baum, ansonsten wärst du gar nicht erst hier!“ Nach diesem Ausbruch beruhigte sie sich kurz wieder etwas, aber nur um Luft zu holen. Sobald sie wieder zu Atem gekommen war ging es genauso laut weiter „Und ich bin auch nicht viel besser. Ich habe diese ganze, dämliche Reise nur angezettelt damit der Baum mich beachtet und mir vielleicht sogar dankbar ist, weil ich ihm geholfen habe der beste Baum der Welt zu werden, aber alles was ich erreicht habe, ist das er mich hasst weil er ein idiotischer, nutzloser Haufen Holz ist!“ Das ganze ging noch eine ganze Weile so weiter, aber irgendwann, konnte Teleya sich genug beruhigen um zu gehen und gleichzeitig den Baum zu beleidigen. Mit einer verwirrten Akari im Schlepptau, die sich langsam fragte worauf sie sich hier überhaupt eingelassen hatte, machte sie sich auf den Weg nach Lavandia.



Später am selben Tag befanden sie sich irgendwo mitten im einem Wald und damit war kein gemütlicher, leicht zu begehender Wanderpfad in einem beschaulichen Wäldchen gemeint, sondern sie stolperten durch nahezu undurchdringliches Dickicht und Unterholz, vollkommen orientierungslos und erschöpft. Teleya ließ sich davon aber nicht wirklich entmutigen, sondern brach weiter durch die Büsche, unerbittlich trieb sie sich selbst und Akari voran, fast als wären sie auf der Jagd nach einer seltenen Beute. Ein paar mal wollte Akari noch versuchen herauszufinden was mit Luciel passiert war, aber das gab sie schnell auf. Aus irgendeinem Grund war Teleyas Glaube daran keinen Bruder zu haben unerschütterlich und fast schon fanatisch. Also hatte Akari angefangen mitzuspielen und ebenfalls so zu tun, als würde Luciel nicht existieren. Es fiel ihr nicht leicht, immerhin war sie nur hier um bei Luciel zu sein, weil sie ihn interessant fand. Vielleicht hätte sie abhauen können um nach ihrem Schwarm zu suchen, aber leider hatte sie keine Ahnung wo sie mit der Suche beginnen sollte, also war es vermutlich am klügsten bei seiner Schwester zu bleiben. Früher oder später würde Luciel wieder bei Teleya auftauchen, falls er wirklich existierte und sie das nicht nur alles geträumt hatte.
Tief in Gedanken versunken, bekam Akari endgültig nichts mehr von dem Weg vor sich mit und ließ sich von Teleya Stück für Stück tiefer in die Wildnis und ins Verderben führen, andererseits wäre sie selbst eine genauso schlechte Führerin gewesen, also hätte es nicht viel geändert. Während sie sich fragte wie sie in dieser Situation gelandet war, verfing sich die schwere Reisetasche die sie schleppen musste im Gestrüpp und brachte die abgelenkte Trainerin vollkommen aus dem Gleichgewicht. Mit einem überraschten Aufschrei landete sie im Unterholz und konnte mit viel Glück noch verhindern das irgendein Ast ihr die Augen ausstach. Als sie sich langsam wieder auf die Beine kämpft und die Tasche am liebsten liegen gelassen hätte, drehte Teleya sich zu ihr um und warf ihr einen anklagenden Blick zu, fast als wäre es Akaris Schuld, dabei trug sie die Tasche nur weil Teleya zu schwach dafür war!

„Komm schon, beeile dich endlich mal! Ich will heute noch in Lavandia ankommen!“ rief Teleya mit einem seltsamen Anflug von Enthusiasmus, der in krassem Gegensatz zu ihrer eigentlichen gereizten Laune stand. Dieses aufgesetzte, gezwungene Lächeln und die übertriebene Begeisterung jagten jedem der sie jetzt sah Angst ein. Hoffentlich begegneten sie keinen arglosen Wanderern, ansonsten würde es bald Gerüchte über eine furchtbare Waldhexe in dieser Gegend geben, die Reisende verfluchte oder fraß. Akari jedenfalls bekam langsam wirklich Angst, etwas an Teleyas Verhalten beunruhigte sie. Natürlich kannten sie sich erst seit ein paar Tagen, aber die Existenz ihres Bruders zu verleugnen konnte nicht normal sein.
„Selbst ohne das ganze Gepäck und wenn wir den ganzen Weg sprinten könnten, würden wir trotzdem erst morgen dort ankommen, immerhin müssen wir noch ein ganzes Stück der Küste nach Norden folgen.“ murmelte Akari genervt. Nebenbei versuchte sie die Tasche aus dem ganzen Gestrüpp zu befreien, aber der Wald setzte sich erstaunlich heftig gegen sie zur Wehr.
„Sei nicht so negativ, wir...sagtest du gerade wir müssen der Küste folgen?“ Teleya blinzelte verwirrt und vergaß für einen Moment das sie eigentlich positiv sein wollte „Ich sehe hier nichts als Bäume. Woher weißt du wo die Küste ist? Um ehrlich zu sein glaube ich nicht einmal, dass es wir uns noch auf der Straße befinden, oder auf einer Art Weg, oder wenigstens einem Trampelpfad. Wir stehen einfach nur in der Wildnis herum.“
„Ich glaube wir haben größere Probleme als das...“ hauchte Akari und blieb abrupt stehen. Zwischen den Bäumen brach ein gigantisches Pokemon hervor. Es überragte die beiden Mädchen ohne Probleme und war um ein vielfaches breiter als die Baumstämme um sie herum. Beiläufig knickte das riesige Monster den ein oder anderen dünnen Baum um, während es auf sie zu ging. Trotz seiner Größte wirkte das Pokemon nicht besonders gefährlich und schien keinerlei Absichten zu haben sie anzugreifen. Beeindruckt und ein wenig verängstigt von der puren Masse des Pokemon, holte Teleya langsam und vorsichtig ihr Pokedex hervor.

„Relaxo – Das Tagträumer-Pokemon. Relaxo braucht pro Tag ca. 400 kg Nahrung um satt zu werden. Sobald es satt ist, schläft es ein.“
„Klingt doch ganz nett. Vielleicht kann es uns helfen den Weg aus diesem Wald rauszufinden.“ schlug Teleya vor und glaubte selbst nicht wirklich an ihre Idee.
„Nein, warte! Das halte ich für keine gute...“
„Hallo, mein Name ist Teleya.“ stellte sie sich dem wilden Pokemon vor und winkte, womit es endgültig die volle Aufmerksamkeit des Relaxos genoss. Vermutlich überlegte das Monster gerade ob die beiden Mädchen essbar waren und ob es sich lohnen würde sie einzufangen. „Ich hatte gehofft du kannst uns den Weg nach Lavandia zeigen, immerhin lebst du hier und kennst dich sicher gut aus.“
„Ich glaube nicht das es dich versteht.“
„Mhm, vielleicht hast du recht. Wir müssen dieses Relaxo wohl zu unserem Freund machen und dann, wird es uns so dankbar sein, dass es uns auf seinen Schultern aus dem Wald trägt, bis nach Lavandia. Es hat sicher auch eine hervorragende Nase damit können wir Luc...ich meine damit können wir finden was immer wir finden wollen, falls wir mal etwas ähm verlieren oder so. Wie auch immer, ich denke es wird Zeit eine Sprache zu sprechen, die jeder versteht, egal ob Mensch oder Pokemon. Bestechung.“
„Vermutlich wäre es besser dem armen Pokemon nichts von deinem Essen zu geben. Nichts für Ungut, ich wollte nur darauf hinweisen das Relaxo kein Giftpokemon ist und sehr wählerisch sein kann was Essen angeht, zumindest manchmal.“

„Keine Sorge, ich habe nicht vor ihm etwas zu kochen.“ zischte Teleya und warf Akari einen giftigen Blick zu. Ihr Essen war toll, aber sie wollte es lieber nicht drauf ankommen lassen, also holte sie nur ein bisschen Gebäck aus der Tasche, in der Hoffnung das es reichen würde um das Pokemon zu befrieden. Vorsichtig ging sie auf das Pokemon zu, streckte die Hand aus und hielt Relaxo das Essen unter die Nase. Sofort, und mit erstaunlicher Geschwindigkeit, ruckte der massige Arm des Pokemon nach vorne und riss das Gebäck an sich, wobei es beinahe Teleyas Arm auskugelte. Kaum war das geradezu winzige Stückchen verschlungen, richtete Relaxo die kleinen Augen auch schon wieder erwartungsvoll auf Teleya und verlangte mehr.
„Ähm, reicht dir das denn nicht? Wir haben nicht mehr so viel um dir noch mehr abzugeben, aber wenn du uns den Weg nach Lavandia zeigst, dann kannst du so viel Essen haben wie du willst. Verstehst du das?“ fragte Teleya und zeigte sich dabei erstaunlich mutig, in Anbetracht der Masse des Relaxos. Es beruhigte sie, dass Relaxo keine gefährlichen Fangzähne oder Klauen besaß, immerhin war es kein furchterregendes Arkani. Trotzdem, ein gesundes Maß an Furcht wäre im Augenblick nicht verkehrt gewesen, denn der Appetit des riesigen Bären war geweckt. So ein winziger Happen konnte ihn niemals satt machen. Mit einem bedrohlichen Knurren, richtete Relaxo sich zu seiner vollen Größte auf. Normalerweise galten Relaxos als ausgesprochen friedfertig, aber es richtete seinen Blick auf die Tasche, die Akari mit sich herumschleppen musste. Darin befanden sich ihre gesamten Vorräte und das Pokemon schien es zu spüren, oder zu riechen. Relaxo stapfte auf sie zu und schlug schwerfällig nach Teleya. Es fiel dem Mädchen leicht dem trägen Schlag zu entgehen, sie sprang einfach zurück zu Akari und holte einen ihrer Pokebälle hervor. Es war ihr erster Kampf ohne den nichtexistierenden Luciel und es würde alles besser laufen ohne ihn.

„Keine Sorge, ich kümmere mich darum. Du bist dran, Evoli!“ Vor ihr erschien das kleine, braune Pokemon und sah seinen Gegner aus großen, vor lauter Angst geweiteten Augen an. Relaxo war mindestens...20 mal so groß, oder auch 100 mal, es ließ sich schwer sagen, denn es war schwer Evoli noch zu erkennen. Relaxos Schatten verschlang das kleine Pokemon vollständig. Das massige Pokemon dagegen, schien keinerlei Angst zu haben und wählte eine einfache, aber meistens auch sehr wirkungsvolle Attacke: Bodyslam. Relaxo beugte sich einfach nach vorne und ließ sich fallen, mehr musste es nicht tun um die meisten Gegner außer Gefecht zu setzen. „Evoli, ausweichen ähm...äh, irgendwohin!“ rief Teleya panisch und sah bereits wie ihr niedliches kleines Evoli von dem riesigen Pokemon zerquetscht wurde. Von so etwas konnte ein Pokemon sich nicht einmal mehr im besten Pokecenter der Welt erholen. Flink sprang Evoli zur Seite, auch wenn es sich dabei nicht beeilen musste. Schwerfällig und gähnend langsam krachte Relaxo zu Boden und blieb direkt vor ihnen liegen. Es war etwas langsam und brauchte Zeit um sich wieder aufzurichten, Zeit, die Teleya nutzen würde um diesen Kampf zu beenden. Ihr Evoli war schnell, es konnte vielleicht sonst nicht viel, aber es war schnell! „Jetzt haben wir es genau da, wo wir es haben wollten! Beeile dich und setze Tackle ein!“ Evoli raste auf das liegende Pokemon zu. Vor einem Gegner der am Boden lag, brauchte Evoli keine Angst zu haben...Angst hatte es erst wenn der Gegner die Gelegenheit erhielt aufzustehen und das galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Relaxo konnte nicht ausweichen, es gab keine Chance mehr für das riesige Pokemon diesen Kampf zu gewinnen. Wäre Evoli ein anderes Pokemon gewesen, dann hätte Teleyas Plan vermutlich sogar funktioniert, aber so prallte das kleine katzenhafte Fellbündel nur wirkungslos von dem fleischigen Schädel des Relaxos ab. Besiegt blieb es am Boden liegen und war klug genug sich tot zu stellen. Evoli hatte vielleicht kein Kämpferherz, aber dafür einen gut ausgeprägten Überlebenswillen. Enttäuscht rief Teleya ihr Pokemon zurück und schluckte nervös, als Relaxo weiter in ihre Richtung taumelte.

Akari wollte gerade eines ihrer Pokemon rufen und ihr Glück versuchen, aber dazu kam sie nicht mehr. Ein Schatten brach aus dem dichten Wald hervor und stürzte sich auf ihren Angreifer. Das gewaltige Pokemon erhielt keine Zeit, um auf den plötzlichen Angriff zu reagieren. Der Schatten krachte gegen den Kopf des Pokemon und erzielte deutlich mehr Wirkung als Evolis schwächlicher Tackle. Relaxo kippte nach hinten um. Wieder erbebte die Erde, als es auf dem Waldboden aufschlug, aber diesmal erhob es sich nicht wieder, sondern blieb bewusstlos liegen. Vor ihm landete ein junger Mann und blieb lässig vor dem besiegten Relaxo stehen. Das Pokemon würdigte er keines einzigen Blickes, fast als wäre es eine Kleinigkeit gewesen es zu besiegen, stattdessen richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf eine einzige Person, Teleya. Er hatte kurze, braune Haare und haselnussbraune Augen von denen ein fröhliches, aufgewecktes Strahlen ausging. Wenn sie sein Alter einschätzen müsste, würde sie sagen dass er ein oder zwei Jahre älter war als sie, auf jeden Fall jünger als Luciel und weniger verdrießlich, aber das war auch nicht weiter schwer. Lächelnd ging er gelassen auf die beiden Mädchen zu, ohne sich groß um das reglose Pokemon hinter ihm zu kümmern. Wenn Teleya sich mit so einem riesigen Vieh angelegt hätte, wäre sie verschwunden bevor es wieder aufwachte, aber er ignorierte die drohende Gefahr einfach und schien nur Augen für sie zu haben.
„Es ist mit eine Ehre dir behilflich gewesen zu sein, Geliebte. Ich hoffe dieses Monster hat dir kein Leid zugefügt.“ wandte er sich unverblümt an Teleya, als er direkt vor ihr stehen blieb und sie anlächelte. Seine Stimme klang freundlich und sanftmütig, also genau das, was Teleya in ihrem Zorn auf Luciel derzeit nicht war.

„G-geliebte? Von wem redest du?“
„Natürlich von dir. Seit ich dich vor wenigen Tagen zum erstenmal erblickte, bin ich dir verfallen, Göttin der Perfektion, Schönheit und...“
„Wer bist du und wie hast du das gemacht?“ mischte Akari sich unwirsch ein, als sie merkte wie unwohl Teleya sich gerade in ihrer Haut fühlte. Die junge Trainerin starrte den Fremden nur mit offenem Mund an und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Relaxo würde sie nicht fressen, aber dafür wurden sie von einem Verrückten angegriffen.
„Oh, richtig, dich hatte ich völlig vergessen.“ der Fremde warf Akari einen kurzen, entschuldigenden Blick zu und tat kurz, mit wenig Erfolg, so als würde ihm etwas an dem Schicksal der Trainerin liegen „Tut mir leid, das war unhöflich von mir. Geht es dir gut, Junge?“
„J-junge?“ stotterte Akari drauf los und spürte wie etwas in ihr zerbrach. Erst vor kurzem hatte Teleya ihr gesagt, dass ihr Kleidungsstil viel zu freizügig war und jetzt...jetzt hielt sie jemand für einen Jungen? Sie ballte die Fäuste und schien am ganzen Körper zu beben vor Wut. „Wer ist hier ein Junge? Bist du blind? Ich bin ganz eindeutig ein...“
„Wie ist dein Name, meine Göttin.“ fragte der junge Mann Teleya, ohne Akari aussprechen zu lassen und warf ihr dabei ein hinreißendes Lächeln zu. Teleya musste die Augen zusammenkneifen, um nicht von dem Strahlen seines Lächelns geblendet zu werden. Langsam wünschte sie sich das Relaxo zurück, oder vielleicht auch ein Rudel Arkani das versuchte sie zu zerfleischen. Damit könnte sie leichter umgehen als mit einem irren Verehrer.
„Hey! Ignorier mich nicht!“ wütete Akari neben ihr und machte das ganze damit für Teleya immerhin etwas einfacher. Dadurch erhielt sie Zeit ihre Gedanken zu ordnen.

„Mhm? Was willst du denn schon wieder?“ verärgert warf er ihr wieder einen Blick zu, diesmal wirkte er allerdings genervt. Er hatte lange im Wald gewartet und über seinen perfekten Auftritt nachgedacht, den würde er sich jetzt nicht von irgendeinem Jungen mit seltsamen grünen Haaren kaputt machen lassen. „Ah ja, du hast recht, du bist wirklich kein Junge. Erstaunlich. Warum trägst du deine Haare so kurz? Das sieht furchtbar aus und jetzt lass mich bitte in Ruhe mit deiner Herrin reden, ja?“
„Ich bezweifle das Teleya sich mit dir unterhalten will solange du nichts besseres zu tun hast als mich zu beleidigen! Richtig, Teleya? Teleya?“ Bedauerlicherweise amüsierte die Situation Teleya und half ihr zumindest etwas über ihre Verwirrung hinweg. Anstatt zu helfen lächelte sie nur vor sich hin und hätte den sich anbahnenden Streit gerne noch eine Weile beobachtet. Doch das kurze Lächeln wurde ihr sofort wieder aus dem Gesicht gewischt, als der Fremde sich ihr zuwandte und endgültig die wütende Akari ignorierte. Er hatte anscheinend keine Zeit und keine Lust auf einen Streit mit dem Mädchen, sehr zum Leidwesen von Teleya, die mit seiner geballten Aufmerksamkeit nicht fertig wurde. Sie war es gewohnt hinter Luciel zu stehen und schlechte Laune zu haben, während er die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog, das hier dagegen war ihr unangenehm.
„Vergessen wir deinen leicht erregbaren, kleinen Diener für einen Moment und unterhalten uns darüber, was eine einzigartige, elfengleiche Erscheinung wie du, an einem schrecklichen Ort wie diesem sucht. Es war unverantwortlich von dir die sichere Straße zu verlassen und dich in Gefahr zu begeben. Selbst eine Göttin kann sterben, wenn sie nicht auf sich aufpasst.“
„W-was?“
„In dem Wald lauern furchtbare Kreaturen, wie dieses Relaxo, und warten nur darauf unschuldige Reisende zu überfallen.“ fuhr der Fremde mit ernste Stimme fort und zeigte deutlich, dass er jedes einzelne Wort ernst meinte „Du kannst von Glück sagen, dass ich zufälligerweise rechtzeitig zur Stelle war um deine Göttlichkeit vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren. Bitte, lass mich dir den Weg zu wahrer Liebe zeigen, oder vielleicht erst einmal zur nächsten Stadt, damit wir diesen Wald hinter uns lassen können. Die Wildnis ist kein Ort für eine wunderschöne Lady wie Euch.“
„Und was machst du hier im Nichts?“ fragte sie reflexartig das erste was ihr einfiel. Sie hatte mehr als genug Fragen und wusste nicht wirklich wo sie anfangen sollte, also plapperte sie einfach drauf los, um irgendwie ihre Verlegenheit zu überwinden. Am liebsten würde sie ihn anschreien und verjagen, aber er hatte sie gerettet...irgendwie.
„Ähm...“ zum ersten mal wirkte der seltsame Fremde tatsächlich sprachlos und rang eine Weile nach einer geeigneten Antwort, anstatt weiterhin wild drauf los zu reden. Er hatte gehofft diese Frage vermeiden zu können, immerhin würde die Antwort seiner Angebeteten nicht gefallen. „Eigentlich war ich bis vor kurzem ein ganz gewöhnlicher Trainer, der sich in der Arena von Fuchsania einen Orden verdienen wollte, aber dann...geschah es plötzlich. Ich erblickte dein wunderschönes Antlitz, während du voller Stolz ein edles und anmutiges Karpador durch die Gegend getragen hast, und seitdem kommt mir mein Dasein als Trainer leer und bedeutungslos vor. Was nützt es mir Orden zu gewinnen und in Turnieren zu kämpfen, wenn alles was ich jemals erobern wollte dein Lächeln ist. Ich konnte nicht anders, als dem Ruf meines Herzens zu folgen, ganz gleich welche Gefahren diese Reise ins Unbekannte mit sich bringen würde, ich wusste, dass ich dir beistehen und dich vor allen Monstern und bösartigen Menschen dieser Welt mit meinem Leben verteidigen muss. Also gab ich die Trainersache auf und beschloss der Liebe zu folgen.“

„Heißt das du hast mich bis hierher verfolgt!?“ rief Teleya aufgebracht und starrte ihn fassungslos an, wenn sie irgendein Pokemon gehabt hätte, dass groß und furchteinflößend genug gewesen wäre um den Fremden in die Flucht zu schlagen, dann hätte sie es spätestens jetzt gerufen „Was bist du? So eine Art Stalker oder Geistesgestörter?“
„Ich betrachte mich eher als einen Auserwählten der Liebe, einen Anhänger deiner göttlichen Schönheit. Übrigens, wer war der Mann mit dem du bis gestern noch gereist bist? Ich hoffe er wird unserer Beziehung nicht im Weg stehen, ansonsten muss ich ihm leider zu einem Duell um deine Ehre herausfordern. Ich war für einen Moment etwas eifersüchtig.“ meinte er lachend und lächelte sie freundlich an, fast so, als wären seine wirren Worte vollkommen normal. Sein Verhalten zeigte entweder, das er wirklich verrückt war, oder gar nicht mitbekam was für einen Unsinn er von sich gab. „Da wir gerade dabei sind: Würdest du mit mir Essen gehen? Orania City ist nicht mehr weit entfernt, man muss sich nur diesen Wald durchqueren und hoffen dabei nicht von Relaxos gefressen zu werden, schon ist man da. Wir könnten heute Abend noch in Orania ankommen und dann vielleicht gemeinsam im Restaurant der M.S. Anne...“
„Das ist jämmerlich. Niemals würde ich mit einem Stalker wie dir ausgehen, eher würde ich sterben. Du bist genauso ein Perversling wie mein Bruder, ich meinte...wie mein nicht existierender Bruder, an den ich gerade nicht denken will!“
„Ah, ich verstehe. Dann war dieser übellaunig dreinblickende Kerl nur dein Bruder und ich hatte schon befürchtet er wäre ernsthafte Konkurrenz. Das freut mich.“ er ging einen Schritt auf sie zu und stand kurz davor ihr um den Hals zu fallen, oder vielleicht auch nur ihre Hand zu küssen, er wirkte so, als würde er solche altmodischen Gesten mögen, geschwollen daherreden konnte er jedenfalls „Ich schätze dann steht unserer endlosen Liebe nichts mehr im Wege. Wollen wir diese schrecklichen Wälder hinter uns lassen und gemeinsam ein neues Leben voller Glück und Harmonie im Paradies beginnen?“
„Nein! Warum sollte ich mit irgendeinem Irren mitgehen? Lieber bleibe ich hier und verhungere oder kämpfe mit bloßen Händen gegen tausend hungrige Relaxos!“ Doch egal was sie sagte, es schien an dem Typen abzuprallen. Er lächelte sie einfach weiterhin verträumt an und seine Augen folgten jeder ihrer Bewegung voller Faszination, fast als wäre sie ein legendäres Pokemon das er studierte. In ihrer Verzweiflung warf sie Akari einen hilfesuchenden Blick zu, aber die Trainerin war in eine Art Starre verfallen und nahm nichts mehr wahr. Das einzige was Akari im Moment beschäftigt war das furchtbare Wort ´Junge` welches sich in ihrem Kopf immer wiederholte und sie auslachte. Die grünhaarige Trainerin starrte nur aus glasigen Augen an ihnen vorbei. Von ihr durfte Teleya im Moment keine Hilfe erwarten, dafür stand Akari noch immer zu sehr unter Schock. „Wenn du nicht sofort verschwindest, dann werde ich meine Pokemon auf dich hetzen, damit sie dich in Stücke reißen und was immer von dir Perversling übrig ist lasse ich ins Gefängnis werfen. Hast du das verstanden oder war das zu viel für deinen hohlen, verrückten Schädel?“

„Du bist niedlich wenn du dich aufregst.“ antwortete er mit ehrlicher Bewunderung in der Stimme und als er sah wie sie begann vor Wut zu zittern und die Fäuste zu ballen, wurde sein Lächeln nur noch breiter. Sie war wirklich süß wenn sie wütend war, fast wie ein zorniges Evoli. Man konnte einfach keine Angst davor haben, sondern es nur bewundern und sich wünschen es zu besitzen. „Aber ich sehe schon, dass du noch Zeit brauchst um über unsere Beziehung nachzudenken. Du musst keine Angst haben, ich kann warten bis du endlich bereit bist dir deine Liebe zu mir einzugestehen.“ er trat zurück, drehte sich um und machte sich daran einfach wieder in den Wald zu verschwinden „Wir werden uns wiedersehen, denk bis dahin über mein Angebot nach!“ rief er noch und winkte ihr ein letztes mal zu, bevor er zwischen den Bäumen verschwand.
„Was war das denn für ein komischer Vogel?“ murmelte Teleya verwirrt vor sich hin. So schnell wie der Fremde aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden und hatte nichts als Verwirrung bei Teleya und Wut bei Akari zurückgelassen. Er hatte ihnen nicht einmal seinen Namen gesagt. „Ach, was solls, ist mir auch egal. Hauptsache er ist weg und nervt uns nicht länger.“
„Ja, Gott sei Dank. Kannst du dir vorstellen das er mich ernsthaft für einen Jungen...was machst du da?“ Akari brach unsicher ab, als die andere Trainerin sich erschöpft im Gras niederließ und verdrießlich das bewusstlose Relaxo anstarrte. Während des kurzen Auftritts des Verrückten, war sie wenigstens abgelenkt gewesen, aber jetzt brach ihre schlechte Laune wieder über sie herein und sie verspürte nicht die geringste Lust weiterzugehen. „Alles in Ordnung, Teleya?“
„Nein, es ist nicht alles in Ordnung, ganz egal wie sehr ich versuche so zu tun, als würde es mir nichts ausmachen.“ Teleya seufzte und gab es endlich auf sich zu verstellen, sie war sowieso nicht besonders gut darin. Leise sprach sie das aus, was sie die ganze Zeit zu ignorieren versuchte „Luciel ist weg.“
„Ich weiß, aber ich war mir nicht sicher ob du es auch weißt.“ versuchte Akari scherzhaft ihre Laune etwas zu heben und fing sich dafür einen giftigen Blick ein „Was soll das eigentlich heißen ´Luciel ist weg`? Wurde er entführt oder hat er sich irgendwie verirrt oder habt ihr euch gegenseitig die Schädel eingeschlagen bis einer auf tragische Art und Weise gestorben ist?“
„Es heißt das er einfach abgehauen ist!“ rief Teleya aufgebracht, aber beruhigte sich sofort wieder. Es war nicht Akaris Schuld, sondern ihre eigene, sie hatte alles falsch gemacht. „Tut mir leid, ich wollte nicht laut werden, aber...aber ich dachte, dass diese Reise helfen würde uns wieder näher zusammenzubringen. Ich hatte gehofft Luciel könnte sich für sein Leben als berühmter Trainer begeistern und mir dafür dankbar sein.“

„Vielleicht hätte dein Plan besser funktioniert, wenn du freundlicher zu ihm gewesen wärst. Ihm zu sagen wie sehr du ihn angeblich hasst und verabscheust, war kein guter Plan.“
„Ich hatte gehofft dass er es sich zu Herzen nimmt und sich ändert. Dass er vielleicht versucht sich mir zuliebe etwas mehr anzustrengen, oder wenigstens merkt wie gerne ich Zeit mit ihm verbringe. Ich weiß es war eine dumme Idee, aber ich hatte gehofft es funktioniert. Doch stattdessen ist er gegangen.“
„Hat er sich eigentlich irgendwie verabschiedet oder noch irgendwas gesagt, oder ist er einfach so verschwunden?“ fragte Akari vorsichtig nach und Teleya reichte ihr wortlos den sorgfältig zusammengefalteten Brief, den sie in einer ihrer Taschen mit sich herumgetragen hatte. Als sie an diesem Morgen aufwachte und den Brief las war sie kurz davor gewesen ihn zu zerfetzen, aber es war alles was ihr im Moment von Luciel geblieben war. „Ah, das klingt doch gar nicht so schlimm.“ meinte Akari mit einem aufmunternden Lächeln und versuchte etwas positives in dem Brief zu finden „Luciel scheint sich Sorgen um dich zu machen und will das es dir gut geht. Er denkt du wärst ohne ihn besser dran, aber hier steht nichts davon, dass er dich hasst, sondern...“
„Oh ja, ich muss ihm wirklich viel bedeuten, wenn er mich lieber mitten in der Wildnis zurücklässt anstatt mit mir zu reden und wenigstens ein einziges mal zu versuchen seine Probleme nicht mit weglaufen zu lösen.“
„Du kannst die Schuld nicht nur bei ihm suchen. Hör mal, ich kenne euch beide nicht besonders gut und weiß, dass du ganz sicher keine Ratschläge von mir hören willst, aber du solltest ihn suchen anstatt weiter nach Lavandia zu laufen und zu hoffen dass er von alleine zurückkommt. Ich kann dich nach Prismania begleiten wenn du willst, war da selbst noch nie und würde die Stadt gerne mal sehen.“ Akari gelang es sogar bei diesen Worten unschuldig auszusehen und so zu tun, als würde sie Prismania wirklich interessant finden, obwohl sie nur vorhatte weiter Luciel zu verführen.
„Ich war noch nie von ihm getrennt.“ murmelte Teleya gedankenverloren vor sich hin, ohne auf Akaris Worte einzugehen, vermutlich hatte sie nicht einmal zugehört während sie ihren eigenen Gedanken nachhing „Ich meine, natürlich waren wir das, irgendwie...aber ich wusste immer das er da war. Wir waren die ganze Zeit immer wenigstens in der selben Stadt, letztendlich nicht mehr als ein paar Meter voneinander entfernt, aber jetzt...jetzt kann er überall sein. In einer anderen Stadt, vielleicht sogar schon auf halben Weg nach Johto, Hoenn oder irgendein anderes dummes Land in dem ich ihn nie finden werde.“
„In seinem Brief steht doch nur dass er zurück nach Prismania gegangen ist.“
„Das steht da, aber es ist sicherlich gelogen. Wozu sollte er sich die Mühe machen mitten in der Nacht davonzuschleichen und mir dann sagen wo ich ihn finden kann? Das wäre vollkommen verrückt! Er weiß dass ich ihn zurückholen würde, damit er weiterhin in den Arenen kämpft und an der Silberkonferenz teilnimmt. In dem Brief steht, dass er nach Prismania zurückgegangen ist, also wird er genau das Gegenteil tun und nach Lavandia unterwegs sein.“
„Oh, ich verstehe. Deswegen wolltest du die ganze Zeit, dass wir so schnell wie möglich nach Lavandia kommen, richtig? Du wolltest Luciel zurückholen weil du ihn vermisst.“ stellte Akari das Offensichtliche fest. Teleya schien darauf gar nicht erst antworten zu wollen. Sie saß weiterhin im Gras und starrte ins Nichts.

„Weißt du.“ begann Teleya nach einer Weile voller Stille und ihre Stimme wurde erstaunlich sanft und freundlich, als sie sich in Erinnerungen verlor „Als wir in Prismania City gelebt haben, konnten manchmal Wochen vergehen ohne dass ich Luciel zu Gesicht bekam. Er verbrachte die meiste Zeit bei irgendwelchen Freundinnen oder in der Spielhalle und wenn er mal nach Hause kam, dann schlich er sich oft heimlich in sein Zimmer, weil er befürchtete, dass ich ihn zu Hausarbeiten zwingen könnte. Aber wenn er ganz normal nach Hause kam, um mit mir zu Essen oder sich mit mir zu unterhalten...“ Bei diesem Gedanken stahl sich ein Lächeln auf Teleyas Lippen. Irgendwie hatte die Reise sich für sie trotz allem gelohnt. Sie hatte mehr Zeit mit Luciel verbracht als in den ganzen letzten Jahren, auch wenn sie sich nur gestritten oder angeschwiegen hatten. „Ich habe diese seltenen Momente geliebt und irgendwann angefangen jeden Abend für Luciel zu kochen, egal wo er war. Ich...ich wollte vorbereitet sein, falls er mal wieder überraschend auftauchte. Jeden Abend habe ich Essen für ihn hingestellt, mich an den Tisch gesetzt und gewartet und wenn er tatsächlich kam, dann...dann hatte sich der ganze Aufwand gelohnt. Er saß zwar meistens nur am Tisch und hat sich über das Essen beschwert, oder darüber wie anstrengend es war ein Trainer sein zu müssen, aber wenigstens war er...da.“ Teleyas Stimme war immer brüchiger geworden und letztendlich verstummte sie ganz, noch immer ohne Akari wahrzunehmen. Sie hatte sich selbst etwas vorgemacht, als sie behauptete diese Reise wäre wichtig für Luciel. In Wahrheit, hatte sie Luciel nur zu der Reise gezwungen, weil sie selbstsüchtig war und ihn in ihrer Nähe wissen wollte. Aber ihr Plan war nicht aufgegangen, im Gegenteil. Anstatt gemeinsam durch Kanto zu reisen, hatte sie ihn nach nicht mal einer Woche in die Flucht geschlagen.
„Das klingt schön.“ drückte Akari es so diplomatisch aus wie möglich. Sie fand es deprimierend sich vorzustellen, wie Teleya Tag für Tag auf Luciel wartete, anstatt ein eigenes Leben zu leben, aber wusste nicht was sie sonst dazu sagen sollte.
„Ich gehe nicht weiter. Du kannst alleine nach Lavandia wenn du willst.“
„Aber ich dachte du wolltest Luciel wieder einfangen und ihm folgen, bis er zurück kommt. Du kannst jetzt nicht einfach umkehren!“
„Warum nicht?“ murmelte Teleya müde vor sich hin. Wozu sollte sie weiterhin durch die Wildnis marschieren? Luciel war weg und sie konnte ihn nicht mehr einholen oder finden, er war gut im Verstecken, sehr gut. Wenn er nicht gefunden werden wollte, dann brauchte sie ein Wunder um ihn aufzuspüren. „Er will mich ganz offensichtlich nicht in seiner Nähe haben und ich will mich nicht schon wieder aufdrängen. Es ist am besten wenn du deine Reise auch alleine fortsetzt. Ich würde dir sicher nur im Weg stehen, genau wie ich Luciel im Weg stand. Vielleicht findest du ihn und kannst mit ihm weiterreisen, ohne mich seid ihr sowieso besser dran. Ich gehe zurück nach Prismania City.“ Wenn sie an das große, leere Haus in Prismania dachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und ihr Gesicht verwandelte sich in eine bleiche Maske. Sie wollte dort nicht alleine leben, aber es gab keine Alternative die ihr gefiel. Vielleicht sollte sie versuchen ihre Mutter zu erreichen und nach Safronia City ziehen. Es war nicht so weit weg, sogar noch näher als Prismania oder Fuchsania und sie könnte in zwei Tagen dort sein. So viel zum einfachen Teil. Schwerer dürfte es werden ihre Mutter in der Stadt auch tatsächlich zu finden. Teleya hatte keine Ahnung wo sie suchen sollte und per Telefon konnte es manchmal Wochen dauern um sie zu erreichen. Wenn ihre Mutter einmal in ihre Arbeit vertieft war, dann sollte man sie am besten in Ruhe lassen und gar nicht erst versuchen sie aufzuspüren. Teleya gab diesen Gedankengang sofort wieder auf. Selbst wenn sie sich durch ganz Safronia und die Silph Co. kämpfte, würde ihr das letztendlich nicht viel bringen. Ihre Mutter lebte in ihrem Büro und besaß in Safronia kein Haus oder Apartment, um Teleya unterzubringen. Prismania war die einzige Möglichkeit die ihr noch blieb, leider. Enttäuscht stand sie kurz davor sich in ihr Schicksal zu ergeben, als Akari endlich einmal die richtigen Worte fand um mit Teleya klarzukommen. Man durfte Teleya nicht mit vernünftigen Argumenten überfordern, sondern sie bei ihrer Leidenschaft packen und wenn einem das gelang, dann hörte sie irgendwann auf zu Denken und begann einfach zu handeln.
„Hörst du dir eigentlich selbst noch zu oder bist du zu beschäftigt damit zu Jammern?“ fragte Akari und Teleya starrte sie ungläubig an. So hatte noch niemals jemand mit ihr geredet, aber damit hatte Akari immerhin ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit „Luciel ist abgehauen, weil er ein Mistkerl ist, nicht weil du irgendetwas falsch gemacht hast. Ohne dich würde er noch immer in Prismania City sitzen und sein ganzes Potential verschwenden und wenn er das nicht erkennen kann, dann ist er ganz einfach ein Idiot und es sollte dich nicht weiter kümmern was er über dich denkt oder nicht denkt. Du solltest froh sein ihn los zu sein und aufhören ihm nachzuweinen. Wenn er jetzt hier wäre, solltest du ihn anschreien, du solltest ihm noch eine Ohrfeige geben und ihm sagen was er für ein Vollidiot ist. Du kannst dich nicht ewig von ihm unterkriegen lassen und an seinem Rockzipfel hängen wie ein kleines, verängstigtes Mädchen! Es wird Zeit dass du ihm deine Meinung sagst!“

„Du hast recht! Er ist ein Idiot!“ rief Teleya zustimmend, nachdem sie den ersten Schock aufgrund dieser harten Worte überwunden hatte „Danke, Akari, du hast mir wirklich geholfen. Alles was du gesagt hast macht Sinn und jetzt weiß ich, was ich als nächstes tun muss. Du hast vollkommen recht, er kann nicht einfach so ungestraft davonkommen.“
„Ja, ganz genau, ich habe recht...Moment, womit genau habe ich recht?“ fragte Akari verwirrt und zuckte erschrocken zusammen, als Teleya plötzlich voller Energie und Enthusiasmus aufsprang, sich ihr Gepäck schnappte und wollte sofort aufbrechen. Akari hatte gehofft Teleya etwas aufzumuntern, aber es dabei etwas übertrieben. Teleya schien Feuer und Flamme für die Idee zu sein Luciel zu vernichten. „A-also gehen wir doch weiter nach Lavandia?“
„Klar und wir müssen uns beeilen. Diesmal wird uns nicht einmal eine ganze Armee aus tollwütigen Relaxos aufhalten, hast du das verstanden? Wir werden diesen verräterischen Feigling vernichten, auslöschen, zerstören. Wir werden ihm das Leben zur Hölle machen! Warte es nur ab Luciel, dein Untergang naht!“
„Ich glaube du steigerst dich da langsam etwas zu sehr rein.“
„ Unsere Rache an diesem Mistkerl wird fürchterlich! Muhahaha!“ Das Lachen von Teleya gab Akari endgültig den Rest und sie starrte die junge Trainerin nur noch verwirrt aus großen Augen an. Irgendetwas hatte sie mit ihren Worten ausgelöst...sie wusste nur nicht genau was, aber diese Teleya war immerhin besser als die deprimierte Teleya, irgendwie.
„U-unsere Rache? Ich glaube nicht, dass ich mich für irgendetwas an ihm rächen muss...oder? Ich meine, Luciel ist nett zu mir gewesen, mehr oder weniger, und ich kann verstehen warum er abgehauen ist, also warum...“
„Ich kann verstehen warum du so etwas sagen musst. Luciels Charme kann manchmal ziemlich verwirrend sein, aber keine Angst, ich bin bei dir und werde dafür sorgen, dass du nicht vergisst was er uns alles angetan hat. Er hat nicht nur mich sitzen lassen, sondern auch dich, das solltest du niemals, niemals, niemals vergessen. Gemeinsam werden wir den Dämon Luciel in die Knie zwingen. Gegen die vereinte Macht der besten Trainerinnen der Welt hat niemand den Hauch einer Chance!“ Teleyas unbändige Zuversicht, wurde nur von dem gefährlichen Knurren des Relaxos ein klein wenig gedämpft, welches hinter ihr langsam wieder auf die Beine kam. Sofort nahmen die beiden Trainerinnen die Beine in die Hand und machten sich aus dem Staub, sie waren zwar zusammen unbesiegbar, aber nur wenn es gegen Luciel ging.





Drei Tage später erreichten sie zerkratzt, erschöpft und hungrig Lavandia. Ihr Gepäck ließen sie in einem kleinen, ungemütlichen Gasthaus zurück und nach einer kurzen Dusche befanden sie sich auch schon mitten in Lavandia, verzweifelt auf der Suche nach Luciel. Teleya wollte ihn finden, um ihn zu töten, Akari dagegen wollte ihn nur küssen, aber so oder so, keiner von ihnen hatte bisher viel Erfolg mit der Suche. Vermutlich war Luciel sowieso längst weg und sie waren zu spät. Für den recht kurzen Weg bis hierher hatten sie mehr als doppelt so lange gebraucht wie erwartet. Schon nach dem ersten Tag stellte sich heraus, dass Akari zwar gerne reiste und schon überall gewesen war, sich aber nie die Mühe gemacht hatte ein einziges mal eine Karte anzusehen oder sich den Weg zu merken. Bisher war sie immer durch Glück, die Hilfe irgendwelcher Wanderer und noch mehr Glück irgendwie an ihrem jeweiligen Ziel angekommen. Für Teleya endete die Welt eigentlich sowieso außerhalb von Prismania City und sie war keine große Hilfe, im Gegenteil, ihre Ungeduld sorgte nur dafür dass Akari nervös wurde und an jeder Abzweigung stundenlang stehen blieb, um Teleya nicht zu verärgern. Deren Laune hatte sich im Laufe der Reise immer weiter verschlechtert, falls das überhaupt noch möglich war. Von Luciel getrennt zu machte sie fertig und laugte sie immer mehr aus. Teleya versuchte sogar gar nicht mehr zu kochen, wofür vor allem Akari zwar dankbar war, aber Teleya hatte auch aufgehört zu Essen. Sie lief nur noch hinter ihrer Begleiterin her, murmelte irgendwelche unverständlichen Dinge vor sich hin und stolperte regelmäßig über Wurzeln und Steine. Geschlafen hatte sie auch nicht und ihre Laune war schrecklich gewesen.

In der Hinsicht war ihre Ankunft in Lavandia fast wie eine Art Befreiungsschlag für Teleya. Sie konnte förmlich spüren das Luciel hier durchgekommen war. Er hatte diese Stadt betreten und mit etwas Glück war er noch immer hier. Lavandia war zum Glück nicht besonders groß, sondern bestand aus einer recht beschaulichen Ansammlung von Holzhäusern, die sie um einen großen, unheimlichen, dunklen Turm schlängelten. Der Pokemon Turm, war der einzige Grund, aus dem diese Stadt überhaupt existierte. Ansonsten wäre wohl niemand auf die Idee gekommen hier, am Rand des Gebirges in einer Art Einöde eine Stadt zu errichten. Außerdem regnete es hier den ganzen Tag über und es war immer düster und eine niederdrückende Atmosphäre flutete die Straßen. Für den Pokemon Turm andererseits eignete sich die Umgebung perfekt, immerhin handelte es sich um den größten Pokemonfriedhof des Landes.
„Verzeihen Sie bitte, haben sie zufällig diesen Mann gesehen?“ fragte Teleya einen vorbeigehenden Einwohner und hielt ihm ihr Handy mit einem Bild von Luciel direkt vors Gesicht. Der Mann wich ihr einfach rasch aus und ging weiter, damit war er nicht der erste und ganz sicher nicht der letzte, aber die Trainerin ließ sich davon nicht entmutigen. Sofort sprang sie zu einer Frau, die gerade neben ihnen die Straße überqueren wollte und wiederholte den ganzen Prozess. Ohne Erfolg. Irgendwann gab sie es auf, wischte enttäuscht den Regen vom Display und war so verärgert, dass sie das Foto kurzerhand löschte. Danach gesellte sie sich wieder zu Akari unter den Regenschirm, wobei sie eine Aura aus blankem Zorn umgab. Jetzt war sie nicht nur hungrig und erschöpft, sondern auch noch durchnässt und enttäuscht, ein großartiger Tag. „Die Leute hier sind unglaublich! Keiner antwortet, sie laufen einfach nur stumpf umher und ignorieren alles um sich herum!"
„Warst du noch nie in Lavandia? Die Menschen sind hier alle so drauf, hat glaube ich etwas mit dem Pokemon Turm zu tun.“ antwortete Akari unbeeindruckt und versuchte gar nicht erst jemanden nach Luciel zu fragen „Für gewöhnlich zieht man nur hierher, wenn man sich nicht von seinem verstorbenen Pokemon lösen kann und versucht hier, in der Nähe der angeblichen Seele des toten Pokemon, über diesen Verlust hinwegzukommen. Im Prinzip ist Lavandia eine einzige große und niemals endende Beerdigung.“


„Du meinst all diese Leute hier machen den ganzen Tag nichts anders als zu Trauern?“ fragte Teleya ungläubig und vergaß für einen Moment sogar ihren angeblichen Hass auf Luciel.
„Jap, das ist der einzige Grund aus dem Lavandia existiert. Wenn du willst kann ich dir den Pokemon Turm zeigen, war schon einmal dort und fand es ganz interessant, aber auch verdammt gruselig.“
„Oh ja, genau das was ich jetzt will, einen Friedhof besuchen. Das wird meine Laune bestimmt heben, danach geht es mir ausgezeichnet.“ erwiderte Teleya sarkastisch und fragte sich wozu sie Akari überhaupt mitschleppte wenn keine guten Ideen von ihr kamen „Vielleicht gehen wir dorthin nachdem ich meinen Bruder gefunden habe, wenn ich mit ihm fertig bin, wird er sowieso ein Grab brauchen.“
„Ich glaube der Friedhof ist nur für Pokemon und man würde es dir nicht erlauben Luciel dort zu...“ unsicher hörte Akari mitten im Satz auf, als Teleya ein leises, aber erstaunlich bedrohliches, Fauchen von sich gab „Vielleicht bin ich auch einfach still.“
„Danke, schon viel besser.“
„Sag mal...ich weiß das ich ruhig sein sollte, aber kann es sein das du vor dem Pokemon Turm Angst hast?“ warf Akari beiläufig ein, in einem durchsichtigen Versuch mehr über die Geschwister herauszufinden. Wenn Teleya Angst vor Geistern hatte, dann vielleicht Luciel auch und das bedeute mit einem Geisterpokemon konnte man ihn zu allem zwingen. „I-ich meine naja, Luciel und du habt euch ziemlich gefürchtet, als es um den Felstunnel ging und ich dachte das der Turm vielleicht eine ganz gute Übung wäre, um diese Angst zu überwinden und unsere Reise zu erleichtern.
„Ich habe Angst vor dunklen Höhlen voller unheimlicher Monster, so viel gebe ich zu, aber wieso sollte ich mich vor einem Friedhof und angeblichen Geistern fürchten?“
„Keine Ahnung, vielleicht weil es Geister sind? Es ist vollkommen normal vor ihnen Angst zu haben.“
„Mir egal, ich fürchte mich nicht vor Geistern. Ich bezweifle das irgendein seltsames Wesen aus Nebel das seltsame Geräusche von sich gibt in der Lage ist mich zu fressen oder zu zerquetschen, ganz im Gegensatz zu diesem Relaxo oder einem Golbat. Wenn es in dem Turm Arkanis gibt, dann habe ich Angst, aber Geister an sich sind kein Problem. Ich verstehe sowieso nicht wieso...“
„Was verstehst du nicht?“ Akari sah zu der stocksteifen Teleya herüber, die von einem Moment auf den anderen zu einer Salzsäule erstarrt war und kein einziges Wort mehr herausbrachte „Warum bist du plötzlich so ruhig geworden, Teleya?“

„L-luciel.“ hauchte das andere Mädchen nur kurz und blieb wie erstarrt stehen. Unter dem Vordach eines kleinen Geschäfts stand Luciel und hatte sich dort untergestellt. Nachdenklich lehnte er an an der Wand. Luciel schien ins Nichts zu starren und ignorierte den Regen und die Menschen um sich herum, anscheinend war er vollkommen in seinen eigenen Gedanken versunken. Teleya schluckte nervös und spürte, wie die ganze Anspannung der letzten Tage augenblicklich von ihr abfiel. Es waren zwar nur drei Tage gewesen, aber für sie hatte es sich angefühlt, als wären es dreißig Jahre gewesen. Eigentlich hatte sie sich geschworen ihm das niemals zu verzeihen und ihn sofort zur Rede zu stellen, doch sie stand nur reglos da und starrte ihn an als wäre eine mystische Sagengestalt. Von ihren Rachegelüsten war inzwischen nicht mehr viel geblieben und auch ihr Kampfesswille hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht.
„Was!? Wo?“ fragte Akari aufgeregt und drehte sich im Kreis, wobei sie in ihrer Hektik Luciel komplett übersah. Immerhin hatte sie selbst ein gewisses Interesse daran Luciel zu finden, aber ihre Frage hörte Teleya schon gar nicht mehr. Der Regen ließ langsam nach und Luciel war dabei sich allmählich in Bewegung zu setzen, noch immer zu tief in Gedanken versunken um die beiden Mädchen zu bemerken. Dabei drehte er ihnen den Rücken zu und stand kurz davor schon wieder zu verschwinden, aber diesmal sollte er nicht weit kommen. Teleya hatte sämtliche Zurückhaltung über Bord geworfen und rannte auf ihn zu. Ihre Arme schlossen sich um Luciel und so fest sie konnte klammerte sie sich von hinten an ihn. Ihr Gesicht vergrub sie in seiner Jacke und Teleya merkte gar nicht, dass sie anfing zu weinen und den Stoff mit ihren Tränen tränkte. Überrascht von dem plötzlichen Überfall, versuchte Luciel im ersten Moment reflexartig den Angreifer abzuschütteln, aber als Teleyas Umarmung nur noch stärker wurde, drehte er verwirrt den Kopf und blinzelte sie an.

„T-teleya? Was machst du hier?“ Man sah ihm die Verwirrung deutlich an. Er hatte natürlich gewusst, dass sie vermutlich nach Lavandia gehen würde, aber letztendlich trotzdem angenommen das seine Schwester als erstes versuchen würde ihn in Prismania zu suchen, außerdem war ihre Reaktion anders als von ihm erwartet. Sie versuchte zum Beispiel nicht ihn für seine Flucht hinzurichten. Doch Teleya dachte im Moment gar nicht daran ihre Anwesenheit oder ihr Verhalten zu erklären und die einzige Antwort, die er erhielt, war ihr haltloses und immer lauter werdendes Schluchzen. Die Einwohner von Lavandia waren weinende Menschen gewöhnt, aber Luciel nicht und er stand ratlos da, während Teleya sich an seinem Rücken ausweinte. Eigentlich sollte er versuchen sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, bevor Teleya wieder einfiel wie sehr sie ihn hasste und sich daran erinnerte, dass er einfach abgehauen war, aber das brachte er nicht übers Herz. Stattdessen drehte er sich um, auch wenn er Probleme hatte Teleya wenigstens die paar Sekunden von sich zu lösen. Sie sah aus Tränen verschleierten Augen zu ihm hoch, während ihr Schluchzen unter seinem Blick immer lauter wurde. Zu sehen wie ängstlich sie gerade wirkte, stürzte ihn erst recht in heillose Verwirrung. Es wirkte so, als hätte sie Angst dass er wieder verschwinden könnte, wenn sie ihn für eine Sekunde aus den Augen ließ. Teleyas Schluchzen endete erst, als er anfing zu Lächeln und ihr beruhigend eine Hand auf den Kopf legte. Mit der anderen Hand zog er sie zu sich heran und umarmte sie. Sofort hörte sie auf zu zittern und drückte sich an ihn. Mit leiser, beruhigender Stimme durchbrach er nach einer Weile die Stille, als er glaubte dass sie nicht sofort wieder in Tränen ausbrechen würde falls er etwas falsches sagte. „Ist alles in Ordnung mit dir, Teleya?“

„Ja, jetzt schon.“ flüsterte sie und schloss mit einem zufriedenen Lächeln die Augen. Den Kopf legte sie an seine Schulter und wirkte für einen Moment so, als wollte sie an ihn gelehnt einschlafen, aber dann sprach sie leise und mit einem flehentlichen Unterton weiter. „Bitte lass mich nicht wieder alleine, Luciel. Die letzten Tage waren furchtbar, ich brauche dich und es tut mir leid was ich gesagt habe. Ich...ich...“ Teleya war kurz davor wieder zu Schluchzen und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. In der Zwischenzeit hätte Luciel nicht verwirrter sein können, so hatte er Teleya nicht mehr erlebt seit...er konnte sich nicht daran erinnern sie jemals so erlebt zu haben. „Ich hasse dich nicht wirklich und wollte nur erreichen dass du dich anstrengst, damit ich dich mag, obwohl das niemals nötig war. Selbst wenn du der schlechteste Trainer und Bruder der Welt wärst könnte ich dich niemals hassen.“ Luciel versuchte irgendetwas zu erwidern, aber war zu überrascht von ihren Worten. Nach einer Weile versuchte er sich von ihr zu lösen, aber ohne Erfolg. Teleya klammerte sich inzwischen wieder an ihn. Seine Schwester schien kein Interesse daran zu haben ihn jemals wieder gehen zu lassen und Luciel verspürte nicht unbedingt den Wunsch sie dazu zu zwingen. Es war erfrischend Teleya einmal so zu erleben. Irgendwann lockerte sie ihre Umarmung etwas, hob den Kopf und sah ihn an. Noch immer glitzerten Tränen in ihren Augen und ihre Stimme klang weiterhin verletzlich. „Versprich mir dass du nicht wieder verschwindest sobald ich dich loslasse, bitte.“
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 8 – Von Geistern und Höhlen:

Luciel sah seiner kleinen Schwester eine Weile lang in die Augen, ehe er sie beruhigend anlächelte, und ihr erneut seine Hand auf den Kopf legte.
„Keine Sorge, ich werde nicht wieder verschwinden, versprochen.“ sagte er, woraufhin Teleya erst zögerte, ihn dann jedoch losließ und sich ein wenig von ihm entfernte. „Übrigens, glaube nicht, dass ich dich anlügen wollte.“ fügte er hinzu und kratzte sich am Hinterkopf. „Als ich den Brief geschrieben habe, hatte ich wirklich vor nach Prismania zu gehen... aber darüber können wir später reden. Lass uns zum Pokemoncenter gehen, ich habe da ein Zimmer gemietet.“
„In Ordnung.“ sagte Teleya, nickte fröhlich und rieb sich die letzten Tränen aus den Augen. Als sie zusammen mit ihrem Bruder in Richtung Center ging, hatte sie jedoch das Gefühl, dass sie irgendetwas vergaß, sie wusste nur nicht was. Die Antwort darauf erhielt sie jedoch nur wenige Augenblicke später, als sie hinter sich jemanden rufen hörte.
„Hey! Ihr werdet mich doch wohl nicht einfach so hier stehen lassen!“ Die beiden Geschwister wandten sich gleichzeitig um, und schienen sich erst jetzt wieder an Akari zu erinnern. Die grünhaarige Trainerin stand inzwischen direkt hinter ihnen und warf den beiden vorwurfsvolle Blicke zu.
„Oh, hallo Akari.“ meinte Luciel und lächelte sie an. „Schön dich zu sehen.“
„Das ist alles? Das ist alles, was du zu sagen hast, nachdem du einfach so verschwunden bist und uns alleine gelassen hast? Ich habe mir Sorgen gemacht! Ich dachte, ich wäre verrückt geworden, du warst einfach weg, und deine Schwester hat so getan, als wenn du nie existiert hättest! Es hätte nicht mehr viel gefehlt, und ich hätte angefangen zu glauben, was sie mir erzählt hat! Dass ich aus Prismania komme, und dass wir seit Jahren beste Freundinnen sind, und...“ Akari verstummte, als Luciel auf sie zu ging, seine Hände auf ihre Schultern legte und ihr tief in die Augen sah.
„Es tut mir wirklich leid, was ich getan habe, Akari. Aber bitte sei nicht so laut, noch sind wir nicht in Sicherheit, warte, bis wir in meinem Zimmer sind, dann können wir uns unterhalten.“ sagte Luciel, ehe er sich wieder von Akari entfernte und in Richtung Pokemoncenter ging.
„Was? Wovon redest du?“ fragte die Trainerin aus Johto und drängte sich an Luciels linke Seite, während Teleya rechts neben ihm lief.
„Das frage ich mich auch, du siehst irgendwie so ernst aus, Luciel.“ meinte sie, und warf ihrem Bruder einen besorgten Blick zu.
„Spürst du es denn nicht, Teleya? Konzentriere dich, und du wirst es merken... sie war hier.“ sagte Luciel, und bei seinem Tonfall wurde Teleya sofort klar, von wem er redete. Sie schluckte und sah sich nervös um.
„W-wann war sie hier?“
„Sie hat die Stadt vor zwei Stunden verlassen, also ist sie noch immer nah genug, dass wir vorsichtig sein müssen.“ flüsterte Luciel und Teleya nickte zustimmend.
„Von wem redet ihr eigentlich?“
„Der Hexe von Prismania.“ meinte Luciel.
„Der Herrin der Finsternis.“ fügte Teleya hinzu.
„Der Dämonin von Kanto.“
„Der Mörderin der Träume.“
„Dem Schrecken der Nacht.“
„Zähmerin der Bestie.“
„Ihr zwei seid wirklich gut darin, wisst ihr das eigentlich?“ meinte Akari, und sah die beiden vollkommen verwirrt an. Sie stritten sich zwar oft und schienen meistens unterschiedliche Meinungen zu haben, aber trotzdem ergänzten die Geschwister sich in solchen Situationen vollkommen perfekt. „Und ich habe noch immer keine Ahnung, von wem ihr redet.“ fügte sie hinzu.
„Wir reden natürlich von unserer Mutter.“ sagten Luciel und Teleya gleichzeitig, woraufhin Akari stehen blieb und sie ungläubig anstarrte.
„Warte... was? Ihr bezeichnet eure Mutter als...“
„Psssst! Nicht hier! Warte, bis wir in Sicherheit sind!“ zischte Luciel sie an und ging einfach weiter, dicht gefolgt von Teleya. Akari sah ihnen kurz hinterher, zuckte dann jedoch mit den Schultern, seufzte, und folgte den Geschwistern. Sie hatte ja Zeit, trotzdem fand sie die ganze Aktion hier ziemlich seltsam. Eine Viertelstunde später saßen die drei in einem kleinen Zimmer im Pokemoncenter der Stadt. Es gab zwei Betten, die praktisch direkt nebeneinander standen, sowie einen Kleiderschrank der den Großteil des Raums einnahm, und eine kleine Küche, dazu noch ein winziges Fenster an der Wand über den Betten, mehr nicht.
„Also, was ist jetzt mit eurer Mutter?“ fragte Akari. Sie saß auf einem der Betten, die beiden Geschwister auf dem anderen.
„Nun... verstehe uns nicht falsch, wir mögen unsere Mutter, sehr sogar.“ begann Luciel. „Es ist nur so, dass... na ja... ähm...“ er zuckte mit den Schultern und warf Teleya einen hilfesuchenden Blick zu.
„Sie ist ein wenig... ähm, seltsam.“
„Ah ja, und was bedeutet 'seltsam'?“ Dank den Ereignissen der letzten Tage war Akari inzwischen der Meinung, dass Teleya und Luciel selber nicht ganz normal waren.
„Seltsam bedeutet, dass sie vollkommen verrückt ist.“ murmelte Luciel, zog seine Beine dicht an seinen Körper, schlang seine Arme um sie und fing an, langsam vor und zurück zu wippen. „Ich weiß noch, zu meinem zehnten Geburtstag hat sie mich auf eine Arkaniranch mitgenommen, zum Arkani reiten... so viele Arkanis... so viele Fukanos. Das Bellen... das endlose Bellen... wuff...wuff...wuff...wuff...“
„Luciel? Hallo? Luciel, alles in Ordnung?“ Akari sah ihn besorgt an, während er weiterhin einfach nur vor sich hin wippte und hin und wieder ein 'Wuff' hören ließ. „Teleya? Was ist mit... Teleya?!“ wie Akari feststellen musste, war Teleya selber nicht gerade ansprechbar, sie zitterte am ganzen Körper und starrte auf den Boden zu ihren Füßen.
„Bitte nicht... ich bin kein Fukano... ich bin kein Fukano... ich bin kein Fukano...“ murmelte Teleya beinahe schon panisch vor sich hin. Akari sah die beiden eine Weile lang ungeduldig an, ehe sie sich vom Bett erhob, und den Geschwistern kräftig an den Ohren zog.
„Au!“ riefen sie gleichzeitig, rieben sich am Ohr, schienen aber wieder halbwegs bei Sache zu sein.
„Na also, geht doch.“ sagte Akari und seufzte. „Würdet ihr mir jetzt bitte sagen, was das ganze soll? Und was meint Teleya mit 'Ich bin kein Fukano'?“
„Unsere Mutter liebt Cosplay und macht es ziemlich oft... ich weiß noch, vor ein paar Jahren lief sie die ganze Zeit als ein Vulnona verkleidet rum und...“ Luciel brach ab und schüttelte den Kopf. „Nein, das ist unwichtig... und vor allem nie passiert. Wie auch immer, sie hat Teleya ab und zu gezwungen, beim cosplayen mitzumachen. Da fällt mir ein... Teleya? Mama hat sich mal wieder die Haare gefärbt, sie ist jetzt blond, also sei vorsichtig. Solange eine blonde Person in der Nähe ist, solltest du dich nicht zu sicher fühlen, verstanden?“ Teleya nickte.
„Ihr habt wirklich Probleme in der Familie, oder? Was macht eure Mutter eigentlich? Also, außer als ein Vulnona verkleidet rumzulaufen.“
„Sie arbeitet bei der Silph Company, in Safronia City.“ sagte Teleya und zuckte mit den Schultern. „Was genau sie macht weiß ich aber nicht.“
„Außerdem kann man sie zu den fünf besten Trainern der Welt zählen.“ fügte Luciel hinzu, und zum ersten mal hörte Akari so etwas wie Bewunderung in seiner Stimme. „Sie hat dreimal an der Silberkonferenz teilgenommen, zwei mal hat sie den zweiten Platz erlangt, und einmal hat sie gewonnen.“ Eine Weile lang schwiegen sie, dann ergriff Luciel wieder das Wort. „Wie dem auch sei... ich wollte mich bei dir entschuldigen, Teleya, und auch bei dir, Akari. Ich wollte wie gesagt nicht lügen, und hatte wirklich vor nach Prismania zu gehen, als ich den Brief geschrieben habe. Aber dann habe ich einen Anruf von Janina bekommen, sie hat mich dazu gebracht, hierher zu kommen.“
„Ach ja? Wie denn das?“ fragte Teleya verwundert.
„Ihr Vater war vor kurzem hier, und nach allem, was er Janina gesagt hat scheint es so, als wenn Anya auch hier war, und das erst vor ein paar Tagen!“ meinte Luciel, und schien schlagartig vollkommen begeistert zu sein.
„Anya? Das Mädchen, gegen das du in diesem Schachturnier verloren hast?“ fragte Akari und Luciel nickte.
„Teleya hat dir also davon erzählt.“
„Und du willst sie unbedingt wiedersehen?“
„Ja! Ich werde sie finden, und sie wird erneut gegen mich antreten!“
„Warte... was?“
„Und wenn ich sie an einem Stuhl festbinden und dazu zwingen muss, sie wird gegen mich spielen, und dieses mal werde ich sie fertigmachen! Vernichten! Zerstören!“
„Kann es sein, dass dein Bruder ein ziemlich schlechter Verlierer ist?“ flüsterte Akari an Teleya gewandt, während Luciel weiterhin mit sich selbst redete. Teleya nickte.
„Das hat er von unserer Mutter... auch wenn er deutlich seltener verliert als sie. Luciel?“ meinte sie, an ihren Bruder gewandt, woraufhin dieser sich zu ihr drehte.
„Ja? Ähm... ist was?“ fragte er, als er den ernsten Blick bemerkte, den Teleya ihm zuwarf.
„Ist das die Wahrheit? Du wolltest... du wolltest wirklich nur nach Lavandia, um Anya zu finden und gegen sie anzutreten? Nicht, weil du mich hasst und mich... und mich loswerden willst?“ Luciel antwortete nicht sofort, stattdessen lächelte er und drückte Teleya fest an sich.
„Natürlich nicht, ich würde dich nie hassen. Du bist meine Schwester und egal was du machst, ich weiß, dass du es nur gut mit mir meinst.“
„Also... also werden wir fortan wieder zusammen reisen?“ fragte Teleya und strahlte Luciel an.
„Ja, werden wir. Ich bin sowieso nur abgehauen, weil ich dachte, dass du mich hasst, und ich dich nicht belästigen wollte.“ sagte Luciel und umarmte Teleya. Akari saß einfach nur auf dem Bett und beobachtete die beiden Geschwister, die Arm in Arm ihr gegenüber saßen, und so glücklich aussahen wie nie zuvor.


Sie wusste nicht ganz, wie sie darauf reagieren sollte, zumal sie nicht wirklich Lust hatte, die beiden zu stören. In diesem Augenblick erhob Teleya wieder das Wort.
„Also bist du hierher gekommen, um Anya zu suchen... hast du niemanden gefunden, der dir etwas über sie sagen konnte?“ fragte sie an ihren Bruder gewandt.
„Was? Oh, doch, doch. Schon an meinem ersten Tag hier wurde mir gesagt, dass sie in Richtung Azuria City weitergereist ist, zusammen mit einer Freundin.“
„Ähm, und warum bist du dann noch hier?“ fragte Akari, und fing sich fragende Blicke von den Geschwistern ein. „Also, versteht mich nicht falsch, ich bin natürlich froh, dass du noch hier warst, vor allem um Teleyas Willen, aber warum warst du noch hier, wenn du doch schon vor ein paar Tagen herausgefunden hast, wo Anya hin ist?“
„Weil... ich Geld brauchte!“ meinte Luciel, mit einem gezwungenen Lächeln im Gesicht. „Ich hatte Teleya ja meine Geldkarte dagelassen... da fällt mir ein, könnte ich sie zurück haben?“ fragte Luciel seine Schwester. Diese nickte, kramte ein wenig in ihrer Tasche und gab ihm die Karte zurück. „Danke... also wie ich bereits sagte; ich brauchte Geld und habe deswegen mit ein paar Einwohnern hier Glücksspiele gespielt, bis ich genug für die Reise...“
„Du hattest Angst und wolltest nicht alleine durch den Felstunnel gehen, stimmts?“ unterbrach Akari ihn und ein breites Grinsen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Luciel sah sie eine Weile lang an, ehe er den Kopf hängen ließ und seufzte.
„Ja.“ murmelte er kleinlaut. Sowohl Teleya, als auch Akari, waren ziemlich überrascht, dass Luciel einfach so zugab Angst zu haben, allerdings hatten sie nicht wirklich Zeit darüber nachzudenken. Denn in diesem Moment bemerkte Akari, wie sich etwas neben ihr bewegte, und als sie ihren Blick dorthin wandte sah sie Plinfa. Der Pinguin hatte anscheinend die ganze Zeit über neben ihr geschlafen, während sie sich mit den Geschwistern unterhalten hatte, und wachte nun langsam auf.
„Guten Morgen, Plinfa.“ begrüßte Akari den Pinguin, woraufhin der sie schläfrig anblinzelte, dann jedoch mit dem Kopf nickte.
„Oh, hallo Plinfa.“ sagte Teleya, als auch sie das Pokemon bemerkte, woraufhin der Pinguin sie fröhlich anlächelte.
„Gut geschlafen, Plin...“ begann Luciel, verstummte jedoch, als er den vernichtenden Blick bemerkte, den Plinfa ihm zuwarf. „Ach komm schon, du bist doch wohl nicht immer noch wütend, oder?“ fragte er, wurde jedoch ignoriert. Der Pinguin wandte sich von ihm ab, kletterte auf Akaris Schoß und machte es sich dort bequem, bevor er wieder dazu überging Luciel feindselig anzustarren.
„Ähm... ist etwas zwischen euch beiden vorgefallen?“ fragte Akari, und ließ ihren Blick von Plinfa zu Luciel, und wieder zurück wandern.
„Eigentlich nicht, Plinfa ist einfach nur eifersüchtig.“ murmelte Luciel, woraufhin Plinfa ein verächtliches Schnauben hören ließ.
„Eifersüchtig auf was?“ fragte Teleya und beugte sich nach vorn, um Plinfa genauer zu betrachten. Luciel seufzte.
„Die ganze Sache ist einfach so dämlich... hier.“ meinte er, zog sein Handy hervor und zeigte Akari und Teleya ein Bild. Dort saß ein Mädchen auf dem Boden, ungefähr in Teleyas Alter, mit kurzen, rosafarbenen Haaren und violetten Augen, und lächelte fröhlich in die Kamera.
„Wer ist das?“ fragte Akari, woraufhin Luciel einfach nur mit den Schultern zuckte.
„Irgendeine Trainerin auf Durchreise, sie kommt aus der Hoenn-Region. Aber es geht ja auch gar nicht um sie, sondern um das Pokemon vor ihr.“ Vor der Trainerin saß ein Pokemon, dass wie eine weit kleinere Version eines Relaxos aussah. In seinen Händen hielt es einen Apfel, und schien fröhlich daran zu knabbern, die Kamera ignorierte es vollkommen.


„Ich habe sie hier in Lavandia getroffen und wir haben uns ein wenig unterhalten, und da habe ich erwähnt, wie niedlich ich ihr Mampfaxo finde. Seither spielt Plinfa den beleidigten Pinguin und ignoriert mich... oder starrt mich feindselig an.“
„Warte, warte, warte! Ich weiß, dass die Sache mit Plinfa wichtig ist, aber... du findest das... Ding da niedlich?“ fragte Akari ungläubig, woraufhin Plinfa zustimmend piepste, und auf ihrem Schoß auf und ab hüpfte.
„Natürlich! Ich meine, siehe es dir doch einfach mal an! Diese großen, niedlichen Augen! Die hinreißenden Zähnchen, das flauschige Fell! Man kann Mampfaxo einfach nur als 'niedlich' bezeichnen!“ meinte Luciel, und warf dann einen Blick zu seinem Pokemon. „Aber natürlich bei weitem nicht so niedlich wie ein Plinfa.“ fügte er hinzu, lächelte den Pinguin an und kniete sich vor Akari auf den Boden, um auf Augenhöhe mit Plinfa zu sein. Dieser warf Luciel einen misstrauischen Blick zu, sah jedoch nicht mehr ganz so wütend aus, wie noch kurz zuvor. „Es tut mir leid Plinfa, ich wollte dich nicht beleidigen... es ist mir einfach so herausgerutscht! Und ich wollte ganz gewiss nicht andeuten, dass du nicht niedlich bist! Für mich wirst du immer das niedlichste Pokemon der Welt sein, also... also kannst du mir verzeihen, Plinfa?“ flüsterte Luciel, während Tränen in seinen Augenwinkeln schimmerten, und die beiden Mädchen ihn und Plinfa fassungslos anstarrten. Der Pinguin zögerte ein wenig, ließ dann jedoch ein Piepsen hören und hüpfte von Akaris Schoß in die Arme seines Trainers.
„Ich glaube Plinfa hat dir gerade deinen Auftritt gestohlen, Teleya.“ sagte Akari und schüttelte den Kopf. Teleya konnte einfach nicht anders, als ihren Bruder ungläubig anzustarren. Irgendwie war sie ziemlich wütend darüber, dass Plinfa ihre Wiedervereinigung mit ihrem Bruder störte und die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog... aber andererseits war sie auch einfach nur froh, wieder bei ihm zu sein, also würde sie schon damit zurechtkommen. Eine Weile lang war es still im Zimmer, bis Luciel schließlich aufhörte Plinfa an sich zu drücken, und den Pinguin stattdessen auf seine Schulter setzte.
„Habt ihr zwei eigentlich Hunger?“ fragte er, und die beiden Mädchen nickten. Teleya wurde erst jetzt, wo sie sich beruhigt hatte und alles wieder in Ordnung war, wirklich bewusst, dass sie die letzten Tage nicht besonders viel gegessen hatte, und sie fühlte sich, als würde sie verhungern.
„Gibt es hier in Lavandia ein Restaurant?“ fragte Akari interessiert, woraufhin Luciel jedoch nur mit dem Kopf schüttelte.
„Nein, aber ich habe genug gekauft, um für ein paar Tage zu überleben.“ antwortete Luciel und deutete auf den Kühlschrank, der sich in der Küche befand.
„Oh! Sehr gut, dann kann ich ja etwas zu Essen kochen!“ rief Teleya begeistert und sprang vom Bett auf, und bemerkte dabei zum Glück nicht, wie sowohl Luciel als auch Akari das Gesicht verzogen.
„Ähm, weißt du Teleya... in den letzten Tagen, in denen ich alleine hier in Lavandia war, habe ich nicht die ganze Zeit gefaulenzt.“
„Was willst du damit sagen? Übrigens fällt es mir ziemlich schwer, das zu glauben.“
„Es ist ihre Schuld.“ sagte Luciel und deutete auf Akari.
„Meine? Was habe ich damit zu tun?“ fragte sie verwirrt.
„Ganz einfach, du hast behauptet, dass ich nicht mit Tricks oder Verwirrung gegen Sabrina gewinnen kann!“
„Und weiter?“
„Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, also habe ich die letzten Tage nachgedacht, Bücher gelesen und Nachforschungen über Psychopokemon angestellt, um einen Weg zu finden, es doch zu schaffen!“
„Was hat das jetzt mit dem Essen zu tun?“ fragte Teleya, die ihrem Bruder nicht ganz folgen konnte.
„Was? Oh, natürlich. Also, da ich sowieso schon meine kostbare Freizeit mit lesen verschwendet habe, hatte ich mir auch gleich ein paar Kochbücher geliehen und sie durchgelesen... um es kurz zu machen, von jetzt an werde ich für uns kochen.“
„Das brauchst du nicht, jetzt bin ich ja wieder bei dir, und kann das übernehmen.“ meinte Teleya, und war bereits auf dem Weg zur Küche. Luciel zögerte, atmete dann jedoch tief ein und beschloss, seine Trumphkarte auszuspielen. Wenn das nicht funktionierte, würde er wohl oder übel fortan wieder Teleyas Kochkünste über sich ergehen lassen müssen.
„Warte, Teleya.“ sagte er und ging auf seine Schwester zu.
„Ist etwas?“
„Ja, allerdings. Ich wollte dir sagen, dass ich dir äußerst dankbar dafür bin, dass du die ganze Zeit für mich gekocht und mir damit geholfen hast, deswegen habe ich beschlossen, das fortan für dich zu tun.“
„Ich habe doch gesagt, dass du nicht...“
„Bitte, Teleya, es würde mir sehr viel bedeuten.“ sagte Luciel, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen. Er log nicht einmal, es bedeutete ihm wirklich unglaublich viel, Teleya von der Küche fernzuhalten, vor allem, da er jetzt herausgefunden hatte, dass es bei weitem nicht so nervig und anstrengend ist Essen zu machen, wie er immer gedacht hatte.
„Aber ich...“
„Bitte, Teleya. Tue mir den Gefallen, und lass mich kochen... wir könnten natürlich auch hin und wieder zusammen kochen, was hältst du davon?“ 'Dann kann ich immerhin das schlimmste verhindern, außerdem wollte ich schon immer mal sehen, wie du es hinkriegst das Essen dermaßen zu vergiften' fügte Luciel in Gedanken hinzu. Teleya zögerte eine Weile, nickte dann jedoch.
„In Ordnung... wenn es dir wirklich so viel bedeutet, dann werde ich es dir überlassen.“
„Vielen Dank Teleya, du ahnst gar nicht, wie sehr mich das freut.“ meinte Luciel, ehe Teleya sich wieder auf das Bett setzte, und er selber in die Küche ging. Während er mit kochen beschäftigt war, warf er hin und wieder einen Blick zu Teleya und Akari, die sich unterhielten, und lächelte. Es war eine äußerst dumme Idee von ihm gewesen, einfach so abzuhauen, umso erfreuter war er darüber, dass Teleya ihn dafür nicht zur Rechenschaft ziehen wollte. Seine kleine Schwester hatte viel für ihn getan... oder es zumindest versucht, also war es vielleicht an der Zeit, einmal etwas für sie zu tun. Luciel nickte sachte vor sich hin und beschloss, Teleya dabei zu helfen, es bis zur Silberkonferenz zu schaffen. Er würde ihr helfen, in den Arenen von Kanto und Johto zu gewinnen, und wusste auch schon ganz genau, womit sie anfangen mussten.

Gegen Abend des selben Tages standen Luciel, Teleya und Akari im Eingangsbereich des Pokemon Turms. Selbst hier standen bereits mehrere Grabsteine, was Luciel vermuten ließ, dass dem Turm langsam die Plätze ausgingen, an denen man diese aufstellen konnte. In der Nähe stand eine Gruppe junger Mädchen, gekleidet in ein weißes Kimonohemd und einen roten Hosenrock. Bei ihnen handelte es sich um die angehenden Priesterinnen, welche hier im Turm arbeiteten um die Seelen der verstorbenen Pokemon zu beruhigen. Die Schülerinnen waren meistens hier unten tätig, wenn es keine erfahreneren Priesterinnen gab, die sie mit nach oben nahmen. Diese wurden 'Exorzistinnen' genannt und arbeiteten in den oberen Etagen, wo es mehr Gräber und folglich mehr Geister gab. Aus irgendeinem Grund war es nur Frauen möglich diese Arbeit auszuführen und die Seelen zu beruhigen, weshalb es keinerlei Männer gab, die im Turm arbeiteten, mit Ausnahme von einem Mr. Fuji, dem einzigen Mann, der die Aufgabe der Exorzistinnen übernehmen konnte. Soweit Luciel wusste, war er auch der Grund dafür, dass die Bande namens 'Team Rocket' den Turm angegriffen hatte, warum genau wusste er jedoch nicht, und es interessierte ihn auch nicht wirklich.
„Warum genau sollten wir jetzt hierher kommen?“ fragte Teleya plötzlich, an ihren Bruder gewandt. Sie war ihm einfach gefolgt, als er sagte, sie müssten zum Pokemon Turm, wusste jedoch nicht wirklich warum. Es wirkte nicht wirklich wie eine richtige Sehenswürdigkeit, und soweit sie wusste hatte Luciel zwar keine Angst vor Geistern, war jedoch auch nicht der Typ, der sogenannten 'Geisterhäusern', oder andere Orte an denen angeblich Geister leben sollten, hinterherjagte.
„Wegen dir.“ erklärte Luciel und lächelte sie an. „Ich sagte doch, dass ich dir helfen möchte, und ich gehe davon aus, dass du noch immer an der Silberkonferenz teilnehmen möchtest... oder irre ich mich da?“ Teleya zögerte kurz mit ihrer Antwort. Die Silberkonferenz war ihr nicht so wichtig, wie Luciel es sich vermutlich gerade vorstellte, aber wenn es bedeutete, dass er mehr Zeit mit ihr verbringen würde, wonach es momentan aussah, dann würde es nichts geben, dass ihr wichtiger war als dieses dämliche Turnier.
„Natürlich.“ sagte sie schließlich. „Aber was hat der Turm damit zu tun?“ fügte sie hinzu, während Akari mit hinter dem Rücken verschränkten Händen durch den Raum lief, und sich neugierig einige der Grabsteine ansah.
„Nun, in der Arena von Safronia City wirst du Psychopokemon begegnen. Und es gibt nur drei Typen, deren Attacken besonders starke Wirkung bei diesen zeigen; Käfer, Unlicht und Geist. Die meisten Käferpokemon sind allerdings äußerst schwach, weshalb wir das am besten gleich wieder vergessen... und in Kanto gibt es nicht besonders viele Unlichtpokemon. Also bleiben noch die Geister. Und hier im Pokemon Turm gibt es einige von ihnen, ich bin mir sicher, wenn wir eine Weile hier sind, wird uns schon ein Geisterpokemon über den Weg laufen, dass du fangen kannst. Sei aber vorsichtig, die Geisterpokemon hier, sind auch vom Typ Gift, also können sie noch immer von den Psychopokemon besiegt werden, du darfst also nicht davon ausgehen, dass sie unbesiegbar sind.“ erklärte Luciel, und Teleya nickte.
„W-warte... hier gibt es wirklich Geister? Ich dachte, dass wäre nur irgendein dummes Gerücht, dass man sich erzählt, um Fremden Angst einzujagen.“ kam es plötzlich von Akari, und sie lief zu den Geschwistern herüber.
„Was? Nein, hier gibt es Geisterpokemon, wusstest du das wirklich nicht? Ich dachte, du warst schon einmal hier.“ meinte Luciel überrascht.
„War ich ja auch, aber ich hatte den Turm nicht besucht, weil... na ja, weil es nicht wirklich ein Ort ist, den man einfach so besuchen sollte, oder? Wie kommt es eigentlich, dass hier wirklich Geister sind? Wurden hier etwa wirklich Pokemon begraben?“ fragte Akari, und sie warf einen schockierten Blick zu den Gräbern.
„Nein, nicht ganz.“ erklang eine belustigte Stimme in der Nähe, und als die Gruppe sich umwandte, sahen sie ein junges Mädchen mit braunen Haaren, zu einem Pferdeschwanz gebunden, in den Kleidern der Priesterinnen. Sie kam auf die drei Reisenden zu, und als sie Luciel bemerkte fing sie an zu strahlen und rannte zu ihnen hinüber. „Luciel! Ich wusste gar nicht, dass du Heute den Turm besuchen wolltest, du hättest mir doch Bescheid sagen können!“ sagte sie, und fiel ihm um den Hals, was ihr missbilligende Blicke von Akari und Teleya einbrachte. „Wer sind die beiden?“ fragte sie, als sie die Mädchen bemerkte.
„Das ist Teleya, sie ist meine kleine Schwester. Und das nette, grünhaarige Mädchen ist Akari, eine... ähm...“ Luciel zögerte und musterte Akari eine Weile. „Eine... Freundin von Teleya? Unsere Reiseführerin? Meine Stalkerin?“ fragte er unsicher, und zuckte mit den Schultern.
„W-was? Ich bin keine Stalkerin! Ich bin eine ganz normale Trainerin, auf einer Weltreise und folge dir und Teleya, um dich zu verführen und dazu zu bringen, mir auf ewig zu dienen!“ rief Akari empört. Als ihr bewusst wurde, was sie gerade gesagt hatte lief sie rot an, und wandte den Blick auf den Boden, während die anderen sich unsichere Blicke zuwarfen.
„Ähm... ja... wie auch immer...“ erhob schließlich Luciel wieder das Wort, und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. „Das hier ist übrigens Ellis, eine angehende Priesterin hier im Turm. Außerdem ist sie eine Teilnehmerin an meinen Glücksspielrunden.“
„Zumindest war ich das, bis ich gemerkt habe, dass man gegen Luciel nicht gewinnen kann... das wurde nach einer Weile ziemlich frustrierend.“ murmelte Ellis und warf Luciel einen misstrauischen Blick zu. „Ich kann es noch immer nicht glauben, dass er nicht schummelt, so viel Glück kann doch kein Mensch haben.“
„Du sagst es.“ meinte Teleya und seufzte. Anscheinend war alles beim Alten. Luciel hatte so viel Glück wie immer, auch wenn es vielleicht besser für Teleya war, dass das sich nicht geändert hatte. Wer weiß, was passieren könnte, wenn Luciels Glück plötzlich aufgebraucht wurde... allerdings schien es nicht wirklich so, als wenn das bei Luciel jemals der Fall sein würde.
„Aber gut, um auf deine Frage von vorhin zu antworten...“ sagte Ellis an Akari gewandt, und verhinderte somit, dass Luciel seine Schwester fragen konnte, was sie mit ihrer Bemerkung meinte. „Begraben sind hier keine Pokemon, das wäre ja auch Unsinn. Wir brechen doch nicht einfach so den Fußboden auf, um da ein Fukano, oder Pikachu zu bestatten.“
„Wo kommen denn dann die Geister her?“ fragte Akari, die nicht ganz überzeugt zu sein schien, und sich weiterhin von den Grabsteinen fernhielt.
„Manche Trainer stellen Urnen an die Gräber ihrer verstorbenen Freunde, gefüllt mit der Asche der Pokemon.“ erklärte Ellis, mit traurigem Unterton in der Stimme. „Die meisten Geister kommen daher. Manche fühlen sich auch einfach nur von der Atmosphäre hier angezogen, und lassen sich im Turm nieder, obwohl sie hier eigentlich nichts verloren haben.“
„I-ich verstehe...“ murmelte Akari, die immer nervöser zu werden schien, was weder Teleya noch Luciel entging, jedoch wollte keiner von ihnen nach dem Grund fragen. Teleya, um Akari nicht möglicherweise irgendwie zu verärgern, und Luciel, weil es ihn eh nicht wirklich interessierte.
„Ach ja, Ellis, wir müssten zu den oberen Etagen, könntest du uns zu den Umkleideräumen bringen?“
„Umkleideräume?“ fragten Akari und Teleya im Chor. Luciel nickte.
„Ja, Umkleideräume. Man muss die traditionellen Kleider der Priesterinnen tragen, wenn man als Frau den Pokemon Turm besuchen will.“ erklärte Luciel, woraufhin Ellis ihn verwirrt ansah.
„Was? Die Umkleideräume sind eigentlich nur für...“ begann sie, verstummte jedoch, als Luciel ihr eine Hand auf den Mund legte.
„Also... die Umkleideräume Ellis!“ rief Luciel, und zog die Priesterin hinter sich her. Akari und Teleya warfen sich einen misstrauischen Blick zu, zuckten dann jedoch mit den Schultern und folgten den beiden anderen. An der ganzen Sache war zwar etwas faul, aber es hätte keinen Sinn, jetzt mit Luciel zu streiten. Kurze Zeit später standen die beiden Mädchen nebeneinander in der Umkleide und betrachteten die Kleider, die vor ihnen auf einer Bank lagen, und die Ellis ihnen rausgesucht hatte, ehe sie mit Luciel verschwunden war, um eine der Exorzistinnen zu rufen, welche die Gäste auf die oberen Etagen begleiten sollte. Teleya war gerade fertig damit, sich umzuziehen, als sie Akari hinter sich rufen hörte.
„Teleyaaaaa...“ sagte die Trainerin, mit frustrierter Stimme.
„Ist etw... wie hast du das geschafft?“ fragte Teleya, nachdem sie sich umgedreht, und Akari gesehen hatte. Die Trainerin aus Johto stand mit wässrigen Augen vor ihr, die Arme vollkommen im Kimonohemd verfangen, die sich zudem irgendwie hinter ihrem Rücken verknotet hatten. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Teleya, dass Akari es auch geschafft hatte, sich irgendwie im Hosenrock zu verheddern, weshalb sie kurz davor stand einfach hinzufallen.
„Weiß ich auch nicht... ich habe so etwas noch nie getragen, und beim umziehen ist irgendwie... dass hier passiert.“ meinte sie, und wedelte hilflos mit den Armen, oder versuchte es zumindest. Viel konnte sie dank des Knotens nicht tun.
„Akari kann es sein, dass du... verdammt tollpatschig bist?“ fragte Teleya, und sah das andere Mädchen mitleidsvoll an.
„Was soll dieser Blick? Gucke mich nicht so an, das hilft hilft mir nicht gerade dabei, mich besser zu fühlen... und wo ich gerade bei helfen bin, bitte hilf mir endlich!“ rief Akari, und sah Teleya so mitleiderregend an, dass diese gar nicht anders konnte, als die andere Trainerin anzulächeln und zu lachen.
„Schon gut, schon gut, bin ja schon dabei.“ meinte sie, und machte sich daran, Akari aus ihrer Kleidung zu befreien. Während sie den Knoten in den Ärmeln löste, kam ihr der Gedanke, dass es nicht nur Akaris Tollpatschigkeit sein konnte, die dafür verantwortlich war. Irgendjemand musste diesen Knoten gebunden haben... ob Geister wohl gerne Streiche spielten? Teleya wollte Akari gerade davon erzählen, als sie sich daran erinnerte, wie nervös die Trainerin gewesen war, als sie hörte, dass es richtige Geister hier im Turm gab. Nach kurzem Zögern beschloss sie, das alles vorerst für sich zu behalten. Noch gab es keinen Grund, Akari weiter zu beunruhigen.
„Danke.“ murmelte Akari, nachdem Teleya sie befreit hatte, und sie sich endlich, mit deren Hilfe, richtig anzog.
„Kein Problem... aber ich muss sagen, es wundert mich wirklich, dass ein Tollpatsch wie du ganz alleine durch die Welt reist. Sind deine Eltern nicht beunruhigt, dass du...“
„Ich bin nicht tollpatschig! Ich... gerate nur hin und wieder in seltsame Situationen, so wie eben gerade.“ verteidigte Akari sich, zögerte dann jedoch eine Weile, ehe sie weitersprach.
„Was ist?“ fragte Teleya, und setzte sich neben Akari auf die Bank. Luciel und Ellis waren noch immer nicht zurück, also konnte sie sich auch ein wenig mit Akari unterhalten, zumal dieser ihre nächste Frage recht wichtig zu sein schien.
„Ich... warum mag Luciel mich nicht?“ fragte Akari, und hob ihren Blick, um Teleya in die Augen zu sehen.
„W-wie bitte?“ entfuhr es Teleya, die nicht wirklich wusste, wie sie auf diese Frage reagieren sollte. Niemand hatte ihr jemals so eine Frage gestellt... gut, Teleya fragte sich selbst noch immer, warum Luciel nicht an Akari interessiert zu sein schien, aber abgesehen davon, war so etwas noch nie vorgekommen. Und sie hatte noch immer keine wirkliche Antwort auf diese Frage gefunden. Teleya hatte Luciel und Ellis deutlich angesehen, dass die beiden in den letzten Tagen deutlich mehr gemacht hatten, als Karten oder Würfelspiele zu spielen, darin war sie im Laufe der Jahre ziemlich gut geworden. Das bedeutete also, dass Luciel sich nicht gebessert hatte, und noch immer mit so ziemlich jedem hübschen Mädchen ins Bett sprang. Eben jene Besserung, war jedoch die einzige, halbwegs plausible Theorie, die Teleya zu Luciels Desinteresse an Akari hatte, die nun jedoch unbrauchbar war.
„Warum mag Luciel mich nicht?“ fragte Akari erneut. „Ich meine, ich sehe toll aus, bin niedlich, attraktiv, charmant und lustig, was gibt es an mir nicht zu mögen?“
„Tollpatschig und eingebildet.“ murmelte Teleya und schüttelte den Kopf. „Eine wunderbare Kombination.“
„Ich bin nicht eingebildet! Nur selbstbewusst!“
„Ja... selbstbewusst. Wie war das noch gleich? Deine Fetzen in denen du sonst immer rumläufst sind... niedlich?“
„S-sei still, d-darum geht es jetzt nicht!“ stotterte Akari und lief rot an, was Teleya erneut lächeln ließ. Es war lange her, dass sie sich mit einem anderen Mädchen so unterhalten hatte... oder überhaupt mit jemandem. So musste es sich anfühlen, eine richtige Freundin zu haben, ein Gefühl, dass Teleya schon fast vergessen hatte. „Ich habe dir geholfen, Luciel zu finden, da kann ich doch wenigstens darauf hoffen, dass du mir diese kleine Frage beantwortest, oder?“ Teleya zögerte kurz, seufzte dann jedoch.
„Gut, du hast mir wirklich geholfen. Aber ich kann dir nicht besonders viel sagen, ich weiß auch nicht, warum Luciel so... seltsam zu dir ist. Vielleicht mag er deine Haarfarbe nicht?“ versuchte Teleya eine Lösung zu finden, und legte den Kopf schief. „Ich glaube, bislang hatte er nicht viele Freundinnen mit grünen Haaren, das könnte ein Problem sein.“
„M-meinst du? A-aber grüne Haare sehen doch toll aus, sie...“
„Hallo! Entschuldigt die Wartezeit!“ erklang auf einmal Ellis' Stimme vom Eingang der Kabine her, und die beiden Mädchen zuckten zusammen. In der Tür standen Ellis, Luciel, und eine Frau die Mitte zwanzig zu sein schien, ebenfalls in die Kleidung der Priesterinnen gehüllt. Zu Teleyas und Akaris Überraschung, trug auch Luciel ähnliche Kleidung, nur dass sein Hemd und Hosenrock schwarz waren.
„Hat es wirklich so lange gedauert eine Exorzistin zu finden?“ fragte Teleya misstrauisch, und wie sie erwartet hatte, wandten sowohl Luciel, Ellis, als auch die Exorzistin den Blick ab.
„Ähm, ja. Es gab... Verzögerungen.“ meinte Luciel, und die Exorzistin nickte zustimmend.
„Verzögerung ist das falsche Wort, ich würde eher sagen, es hat länger gedauert, als erwartet.“ meinte Ellis.
„Wo ist der Unterschied?“ fragte Akari verwirrt.
„Unwichtig!“ rief Teleya, ehe jemand etwas sagen konnte, und Luciel nickte zustimmend.
„Teleya hat recht, viel wichtiger ist, passen die Sachen, die Ellis euch rausgesucht hat? Es gab leider nur noch eine Größe.“
„Ja, es passt perfekt.“ meinte Teleya, und drehte sich um die eigene Achse. „Ich muss sagen, ich hätte nicht erwartet, dass es so bequem ist.“ fügte sie hinzu und lächelte.
„Alles in Ordnung, auch wenn es ein wenig eng an der Brust ist.“ meinte Akari und lächelte ebenfalls. „Ist etwas?“ fragte sie, als sie bemerkte wie sowohl Teleya, als auch Ellis ihr finstere Blicke zuwarfen.
„Nein, alles bestens.“ kam es von beiden gleichzeitig, mit monotoner Stimme.
„Übrigens, warum hast du auch so etwas an, Luciel?“ fragte Teleya, der anscheinend erst jetzt bewusst wurde, was ihr Bruder eigentlich trug.
„Hm? Oh... als wir die Exorzistin gesucht haben, gab es einen Unfall mit einer Flasche voll Weihwasser, die auf einem Tisch rumstand, meine Sachen sind dadurch nass geworden und...“
„Danke, das reicht auch schon.“
„Wie auch immer, die Kleider passen euch jedenfalls perfekt. Ihr seht toll aus.“ meinte Luciel, woraufhin sowohl Akari, als auch Teleya lächelten.
„Danke.“ sagte Teleya, hörte jedoch gleichzeitig das knipsende Geräusch einer Handykamera. „Was war das?“ fragte sie verwirrt und sah sich um, konnte jedoch nirgendwo ein Handy sehen.
„Hm? Was war was?“ fragten Akari und Luciel gleichzeitig.
„Habt ihr nicht auch... egal, vergesst es, es ist nichts.“ murmelte sie, sah sich jedoch noch immer misstrauisch um.
„Gut, dann lasst uns loslegen, wir haben immerhin nicht den ganzen Tag Zeit!“ rief Luciel, ungewöhnlich motiviert, und folgte der Exorzistin und Ellis in die oberen Etagen des Turms, wo sie hoffentlich ein Geisterpokemon für Teleya finden würden.


Als sie den siebten Stock erreicht hatten, wandte die Exorzistin sich an die Gruppe.
„Auf dieser Etage gab es in den letzten Wochen immer mehr Nebulaks.“ erklärte sie, und sah sich aufmerksam um. „Der Versuch, sie zu beruhigen und zu verhindern, dass sie Schaden anrichten hat ein ganzes Dutzend von uns, und zwei volle Tage in Anspruch genommen. Wenn ihr irgendwo ein Nebulak findet, dann hier.“
„Sehr gut, ich danke dir.“ meinte Luciel, holte einen Pokeball hervor, drückte auf den Knopf, und rief Plinfa hervor. Der Pinguin reckte sich, gähnte, und sah Luciel dann fragend an. „Hallo Plinfa, ausgeschlafen?“ fragte er, woraufhin das Pokemon nickte. „Sehr gut, dann habe ich eine Bitte an dich, helfe Teleya damit ein Geisterpokemon zu fangen. Teleya? Ich leihe dir Plinfa, um dir zu helfen ein Nebulak zu fangen.“
„Was? Warum? Ich habe selber Pokemon.“
„Ja, aber... wie soll ich es sagen? Sie sind nutzlos gegen Nebulak.“
„W-was?“
„Die meisten, physischen Attacken helfen nicht, gegen Geisterpokemon, vor allem die vom Typ Normal und Kampf nicht. Leider sind diese so ziemlich das einzige, was deine Pokemon können. Evoli kann vielleicht noch Sandwirbel... was dir ohne Sand in der Nähe nicht viel nützt. Und dein Nidoran kann zwar Giftstachel, aber das hilft auch nicht besonders viel, gegen ein Nebulak.“ Teleya hörte ihrem Bruder aufmerksam zu, während er erklärte, und nickte.
„Also gut... wenn du meinst, dass es so besser ist, werde ich Plinfa benutzen.“ meinte sie, und hob den Pinguin hoch. „Du hast doch nichts dagegen mir zu helfen, oder?“ fragte sie ihn, woraufhin Plinfa fröhlich piepste. „Danke, ich schulde dir was.“ sagte Teleya und lachte. Während Luciel ihr erklärte, welche Attacken Plinfa überhaupt benutzen konnte, wandte Akari sich an Ellis.
„Ich hätte da mal eine Frage, wie kommt es eigentlich, dass die meisten Einwohner in der Stadt hier so unfreundlich sind? Oder bessere Frage, wie kommt es, dass du, und die anderen Frauen hier so nett und hilfsbereit sind? Als wir hier angekommen sind, wollte uns keiner helfen Luciel zu finden, oder auch nur mit uns reden.“
„Ah, das liegt daran, dass es sich bei den meisten von ihnen um Leute handelt, die nicht mit dem Tod ihrer geliebten Pokemon zurechtgekommen sind. Sie sind daher ziemlich distanziert, und dauernd mies drauf, was auch erklärt, warum es hier keinen vernünftigen Supermarkt, oder Bar gibt.“ meinte die angehende Priesterin und seufzte. „Jedenfalls, wir Priesterinnen und die Exorzistinnen sind meist nicht von hier, sondern kommen aus anderen Städten. Nicht alle, aber viele. Daran wird es liegen. Ich selber komme zum Beispiel aus Azalea City, in Johto.“
„Oh, du bist auch nicht aus Kanto?“ Ellis nickte.
„Ursprünglich wollte ich eine Trainerin werden, und in der Arena von Azalea arbeiten. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass das nichts für mich war. Eine Freundin von mir, die vor ein paar Jahre nach Kanto gereist war, um die Arenaleiter hier herauszufordern, hat mir dann gesagt, dass sie in Lavandia immer mal wieder Frauen suchen, die als Priesterinnen hier arbeiten, also habe ich beschlossen, es einfach mal zu versuchen.“
„Ah, ich verstehe. Ich komme auch aus Johto, allerdings bin ich nur auf der Durchreise... da fällt mir ein, hast du schon einmal von einem Pokemon gehört, dass ungefähr so groß ist...“ meinte Akari, und hielt eine Hand auf Höhe ihrer Hüfte, ehe sie fortfuhr. „... weißes Fell, und eine Art schwarzes Horn hat? Das Horn wächst ihm aus dem Kopf, und dann hat es noch einen kleinen, schwarzen Schwanz.“ Ellis überlegte eine Weile, schüttelte dann jedoch den Kopf.
„Tut mir leid, von so einem Pokemon habe ich noch nie gehört. Allerdings kenne ich mich in Kanto nicht wirklich aus. Aber in der Nähe von Azuria lebt ein Pokemonsammler namens Bill. Er ist ziemlich berühmt, wenn du ihn fragst, kann er dir vielleicht mehr sagen.“
„Ein Pokemonsammler also? Gut, danke Ellis. Das ist besser als nichts.“ meinte Akari und lächelte.
„Luciel?“ fragte Teleya derweil an ihren Bruder gewandt.
„Ja?“
„Also... du hast gesagt, dass du mir helfen willst, aber... aber wäre es nicht besser, wenn du selber auch in den Arenen antrittst?“
„Das Thema schon wieder?“ fragte Luciel und seufzte. „Wie oft soll ich noch sagen, dass Arenakämpfe zu anstrengend und nervig sind, als dass ich...“
„Das stimmt nicht.“ murmelte Teleya, woraufhin Luciel sie verwirrt ansah.
„Was meinst du damit?“
„Als du gegen Janina gekämpft hast, sah es so aus, als wenn du ziemlich viel Spaß haben würdest. Um genau zu sein, hatte ich dich seit Jahren nicht mehr so glücklich gesehen, wie beim Kampf in der Arena.“
„Du musst was falsches gesehen haben.“ meinte Luciel, und wandte den Blick ab, allerdings nicht, weil Teleya ihn mit ihren Worten verärgert hatte, sondern weil er sich ertappt fühlte. Sie hatte nämlich recht, beim Kampf in der Arena von Fuchsania, hatte er zum ersten mal seit langer Zeit, so etwas wie Motivation verspürt. Konnte es sein, dass er langsam wirklich gefallen an der ganzen Trainersache fand? Er schüttelte den Kopf, das war einfach nur unsinnig. Vielleicht sollte er mal zum Arzt gehen, er fing schon an, seltsame Dinge zu denken.
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir eigentlich richtig Spaß macht, ein Trainer zu sein, und ich...“ Was genau Teleya noch sagen wollte, hörte Luciel nicht mehr, weil auf einmal ein lauter Schrei ertönte, und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog. Akari saß auf dem Boden, und starrte in die Luft vor sich, wo eine Art... Gaswolke mit Gesicht zu schweben schien, die grünhaarige Trainerin angrinste, und dann seinen Blick weiter durch den Raum wandern ließ.
„Ah, gut gemacht Akari, du hast eins gefunden.“ kommentierte Luciel, allerdings schien Akari ihn gar nicht wirklich zu hören. Sie saß noch immer auf dem Boden, und starrte das Nebulak mit einem beinahe panischen Gesichtsausdruck an. Luciel runzelte die Stirn.
„Teleya? Das ist deine Chance, fange das Nebulak, bevor es abhaut.“ meinte er, an seine Schwester gewandt.
„Was? Aber Akari...“
„Ich kümmere mich um sie, konzentriere du dich auf das Nebulak. Und vergiss nicht, was ich dir über Plinfas Attacken gesagt habe.“ Teleya zögerte noch kurz, nickte dann jedoch.
„Komm, Plinfa!“ rief sie, plötzlich voller Begeisterung, und rannte zum Geisterpokemon hinüber, dass seine Aufmerksamkeit nun von der, am Boden sitzenden, panischen, Akari, auf Teleya richtete.
„Akari? Hey, Akari!“ rief Luciel, und hockte sich neben Akari. „Hallo? Hörst du mich?“ fragte er, und legte eine Hand auf ihre Schulter, woraufhin Akari zusammenzuckte, ihren Blick jedoch endlich auf Luciel richtete.
„L-luciel?“ fragte sie, und sah ihm in die Augen.
„Richtig, ich bin es, gut erkannt.“ meinte er, mit sarkastischem Unterton in der Stimme, verstummte jedoch, als er sah, dass Akari zu zittern schien. „Warte... du hast wirklich Angst vor Geistern?“ fragte er überrascht. Er hatte zwar gemerkt, dass sich die Trainerin nicht allzu wohl zu fühlen schien, seit sie im Turm waren, hätte jedoch nicht erwartet, dass ein harmloses Nebulak eine derartige Panikattacke verursachen könnte. Die Trainerin senkte den Blick, und eine Weile lang sagte sie nichts. Dann schloss sie jedoch die Arme um ihre Schultern und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen.
„I-ich habe schlechte Erfahrungen mit Geisterpokemon.“ sagte sie plötzlich, als Luciel schon anfing zu glauben, sie würde nichts anderes mehr tun, als auf dem Boden zu sitzen. „Es ist einfach lächerlich...“ fügte sie dann murmelnd hinzu. „Ich bin in Theak City aufgewachsen, praktisch die Stadt der Geister in Johto, und habe trotzdem Angst vor ihnen.“
„Deswegen hast du Unlichtpokemon, stimmts?“ meinte Luciel, woraufhin Akari den Blick hob und ihn überrascht ansah. Sie sah so aus, als wenn sie kurz davor stand in Tränen auszubrechen, was Luciel ziemlich überraschte. Er hätte niemals erwartet, dass ein Geist sie dermaßen verstören konnte.
„W-woher weißt du das?“ fragte sie, mit schwacher Stimme.
„Was glaubst du, warum mein erstes Pokemon ein Plinfa war?“ fragte Luciel und lächelte sie an. „Weil ich mir ein Wasserpokemon gewünscht habe, deshalb.“ fügte er hinzu, als Akari ihn fragend ansah, und jetzt schien auch ihr aufzugehen, woraufhin Luciel hinauswollte.
„Du wolltest ein Plinfa, weil du Angst vor Arkanis hast?“ meinte sie, und Luciel nickte.
„Richtig. Übrigens... warum hast du nicht einfach gesagt, dass du Angst vor Geisterpokemon hast? Du hättest nicht mit reinkommen müssen, und einfach draußen warten können.“
„Ähm...“ begann Akari und zögerte mit einer richtigen Antwort, beschloss dann jedoch, die Wahrheit zu sagen. „I-ich hatte befürchtet, dass du die Situation nutzen könntest, um mit Teleya abzuhauen, und mich einfach alleine hier zu lassen.“ gestand sie murmelnd.
„Wie bitte? Glaubst du wirklich, Teleya würde so etwas machen? Oder so einem Vorschlag zustimmen?“
„N-nein, natürlich nicht. A-aber du warst von Anfang an dagegen, dass ich mitkomme, also... autsch!“ rief Akari, als Luciel ihr gegen die Stirn schnippte, und sie damit unterbrach. „Was sollte das?“
„Ich war vielleicht dagegen, dich mitzunehmen, aber alleine aus diesem Grund würde ich niemals jemanden irgendwo zurücklassen.“ meinte Luciel mit ernster Miene, ehe er lächelte, aufstand und Akari eine Hand hinhielt, um ihr hoch zu helfen. „Außerdem habe ich meine Meinung geändert.“ fügte er hinzu, während er Akari aufhalf. „Ich denke, es ist ganz gut für Teleya, wenn du mit uns reist. Sie scheint sich wirklich darüber zu freuen, dich dabei zu haben. Übrigens, danke, dass du auf sie aufgepasst und sicher bis nach Lavandia gebracht... was ist?“ fragte Luciel, als er merkte, wie Akari ihn ungläubig anstarrte.
„Luciel... du bist in Wahrheit... nett?“
„Weißt du, die Überraschung in deiner Stimme ist irgendwie verletzend.“ meinte Luciel und seufzte, woraufhin Akari lachte.
„Schon gut, tut mir leid... und danke für deine Hilfe.“ meinte sie, und umarmte Luciel.
„Das ist wieder einer deiner seltsamen Verführungsversuche, oder?“ fragte Luciel, als sie ihn zwei Minuten später noch immer nicht losgelassen hatte.
„Funktioniert es?“
„Ja, es könnte jederzeit passieren, dass ich über dich herfalle, und dir die Kleider vom Leib reiße.“ Bei diesen Worten lief Akari hochrot an, und löste sich von Luciel, wodurch es nun an ihm war zu lachen. „Freut mich zu sehen, dass meine Theorie stimmt.“ meinte er lächelnd, während Akari zu Ellis und der Exorzistin torkelte, welche die ganze Zeit Teleyas Kampf mit dem Nebulak beobachtet hatten, und dabei irgendetwas vor sich hin murmelte. Er lag also richtig mit seiner Vermutung, Akari gab sich zwar gerne erfahren und verführerisch, sobald jemand ihre Annäherungsversuche jedoch tatsächlich erwiderte, wusste sie nicht mehr weiter und wurde unsicher und nervös. Mit dieser Entdeckung, dürfte die weitere Reise mit Teleya und Akari durchaus unterhaltsam werden... wo er gerade an Teleya dachte...
„Lucieeeeeel, hilfeeeeee!“ rief sie, während sie im Kreis vor dem Nebulak wegrannte, welches wiederum von Plinfa verfolgt wurde. In Teleyas Gesicht glänzte etwas feuchtes, wahrscheinlich der Speichel des Nebulaks, das noch immer versuchte Teleyas Gesicht abzuschlecken. Anscheinend hatte das Geisterpokemon keinerlei Interesse daran, einen gewöhnlichen Pokemonkampf abzuhalten, sondern griff direkt die Trainerin an, anstatt des anderen Pokemons, auch wenn 'angreifen' vielleicht nicht der richtige Ausdruck war. Eine ganze Weile lang tat Luciel nichts anderes, als das seltsame Schauspiel zu beobachten. Das ganze hatte einfach etwas unglaublich faszinierendes an sich. Nach einer Weile wandte Akari sich an ihn.
„Meinst du nicht, dass du ihr helfen solltest?“ fragte sie, und Luciel nickte.
„Das ist wahrscheinlich am besten. Hey, Teleya!“ rief er, woraufhin Teleya ihren Blick zu ihrem Bruder wandte.
„Ja?“ fragte sie, und wich einem weiteren 'Angriff' des Nebulaks aus.
„Wirf einen Pokeball.“
„Was? Aber ich habe es noch nicht wirklich geschwächt.“ meinte Teleya verwirrt.
„Ich denke, das spielt keine Rolle. Das Nebulak scheint dich zu mögen, ich glaube du musst nicht wirklich gegen es kämpfen.“
„W-was? Hättest du das nicht gleich sagen können?“ fragte Teleya, holte einen Pokeball hervor, und warf ihn gegen das Nebulak, welches nicht einmal versuchte dem Ball auszuweichen, und sich auch sonst nicht großartig zu wehren schien. Der Ball blieb einfach still auf dem Boden liegen. „Hat es... hat es funktioniert?“ Teleya ging ungläubig auf den Ball zu, und hob ihn hoch. Als er jedoch nicht aufbrach und das Nebulak freigab, sprang Teleya in die Luft und jubelte. „Ja! Ich habe es geschafft, ich habe ein... Nebulak? Ich habe ein Nebulak gefangen!“ rief sie fröhlich, woraufhin sowohl Akari als auch Luciel lächelten.
„Gut gemacht...“ begann Luciel, sein Lächeln verstarb jedoch, als die freudestrahlende Teleya direkt vor ihm stand, und ihn erwartungsvoll anstarrte.
„Also... was kann mein Nebulak? Und was ist es überhaupt für ein Pokemon?“ Luciel seufzte, er hätte eigentlich nichts anderes erwarten sollen. Bevor er antwortete, nahm er jedoch seinen Pokeball hervor, und rief Plinfa zurück.
„Gute Arbeit, Plinfa.“ murmelte er, ehe er sich wieder Teleya zuwandte. „Nebulak ist ein Pokemon vom Typ Geist und Gift. Es ist mit physischen Angriffen kaum zu besiegen, und auch viele andere Angriffe zeigen kaum Wirkung. Es ist allerdings schwach gegenüber Psychoattacken, Unlichtattacken, und gegen die Angriffe von anderen Geistpokemon. Was es kann... nun, da bin ich mir nicht sicher.“ Luciel musterte Teleyas Gesicht, nahm dann den Ärmel seines Hemds und wischte ihr damit den Speichel von der Wange. „Zumindest scheint es Schlecker zu können.“ kommentierte er, während Teleya ein wenig rot wurde.
„Ich verstehe... und was noch?“
„Hm... vielleicht Nachtnebel und Horrorblick, aber das müsstest du in einem Kampf testen.“
„Wunderbar, wenn ihr jetzt fertig seid, dann können wir diesen unheimlichen Ort ja auch verlassen, oder?“ meinte Akari, und sah sich nervös um. „Wer weiß, wann noch mehr von den Dingern auftauchen.“
„Gut, wie du meinst. Ellis? Wir würden dann gerne wieder gehen, wenn du so nett wärst...“

Der Rest des Tages verging wie im Flug. Die Gruppe verabschiedete sich am Ausgang des Turms von Ellis und der Exorzistin, und kehrte zum Pokemoncenter zurück, wo Luciel sich sein Zimmer besorgt hatte. Gemeinsam verabredeten sie, wann sie sich am nächsten Tag treffen würden, um die Reise nach Azuria fortzusetzen, ehe Akari zur Pension ging, in der sie und Teleya ein Zimmer gemietet hatten. Teleya selbst blieb bei Luciel im Pokemoncenter, sie hatte es geschafft ihren Bruder dazu zu überreden, in seinem Zimmer zu schlafen, was auch besser so war, zumindest für sie. Wenn sie mit Akari in der Pension schlafen würde, hätte sie wahrscheinlich die ganze Nacht kein Auge zugekriegt, aus Angst, dass Luciel wieder einfach so verschwinden könnte. Selbst so konnte sie kaum schlafen, weil sie immer wieder unruhige Blicke auf Luciel warf, der jedoch keinerlei Anstalten zu machen schien, sich in Luft aufzulösen. So kam es, dass die Geschwister und Akari am nächsten Nachmittag vor dem Eingang des Felstunnels standen, Luciel vollkommen angespannt, Teleya unglaublich müde, und Akari voller Energie. Obwohl die Sonne so hell schien, wie sie es in den letzten Tagen nicht getan hatte, konnte man nicht weiter als einen Meter in den Felstunnel sehen, bevor alles in Dunkelheit verschwamm.
„Also dann... seid ihr bereit?“ fragte sie die beiden Geschwister. Diese warfen sich einen nervösen Blick zu, schluckten, und nickten dann. „Gut, dann kann es ja losgehen. Und macht euch keine Sorgen, der Felstunnel ist vollkommen ungefährlich, und...“ ehe Akari ihren Satz beenden konnte, ertönte ein lauter Schrei aus dem Dunkel der Höhle, dicht gefolgt von einem knirschendem Geräusch und einem furchterregendem Brüllen.
„Tschüss, viel Spaß noch im Felstunnel. Ich gehe nach Fuchsania und werde Angler.“ meinte Luciel.
„Ich werde als Parkwächterin in der Safari Zone arbeiten.“ sagte Teleya, dann wandten die beiden Geschwister sich ab, und schickten sich an, so schnell sie konnten vom Eingang des Tunnels wegzurennen. Akari hatte jedoch schon seit dem Schrei damit gerechnet und reagierte schneller, als die Geschwister erwartet hatten. Die Trainerin aus Johto packte Luciel und Teleya am Kragen, und verhinderte so ihren Fluchtversuch.
„Stellt euch nicht so an, der Tunnel ist harmlos.“ meinte sie, und schleifte die Geschwister hinter sich her, in Richtung Eingang.
„Sag das dem Mann, der da gerade von einem riesigen Monster ermordet wurde!“ rief Teleya und ruderte mit den Armen in der Luft, in dem Versuch sich aus Akaris Griff zu befreien.
„Niemand wurde ermordet, das bildet ihr euch nur ein. Ich bin selber schon durch den Tunnel gereist, und mir ist nichts passiert.“
„Dann bist du vielleicht die Herrin der Monster in der Finsternis... das würde auch erklären, warum du uns unbedingt da rein locken willst. Nein danke, ich gehe wieder!“ meinte Luciel, und versuchte, sich so schwer wie möglich zu machen, allerdings schien Akari weit stärker zu sein, als Luciel erwartet hatte, denn sie schaffte es noch immer, sich langsam aber sicher auf den Eingang zuzubewegen. Plötzlich vibrierte Teleyas Handy, und Akari hielt an, während Teleya es aus ihrer Tasche zog.
„Ist etwas?“ fragten Akari und Luciel gleichzeitig. Akari ließ sogar die Geschwister los und wandte sich um, um zu sehen was los war.
„Eine SMS... von Mama.“ meinte Teleya, ehe sie kreidebleich wurde, und das Handy so drehte, dass Luciel die Nachricht lesen konnte.
„Hi Teleya! Ich war vor kurzem in Lavandia, und muss noch einmal zurück, weil ich etwas wichtiges vergessen habe, ich bin so schusselig l o l
Bist du in der Nähe? Falls ja, können wir uns ja treffen, ich freue mich, dich mal wieder zu sehen.
- Mama
PS: Ich habe ein tolles Flegmonkostüm gefunden, es würde dir perfekt stehen ; )

Die Geschwister sahen sich eine Weile lang an, dann wanderte ihr Blick zum Eingang des Tunnels, dann in Richtung Lavandia, und letztendlich wieder zu einander. Die beiden nickten gleichzeitig.
„Na los, worauf wartest du noch, Akari?“ fragte Luciel, und packte die Trainerin an einer Schulter, während Teleya die andere nahm.
„Wie bitte?“
„Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, ich will heute Abend noch den Tunnel hinter mir gelassen haben!“ rief Teleya voller Enthusiasmus, und gemeinsam schoben die beiden Akari in Richtung Felstunnel.
„Habe ich irgendetwas verpasst? Was hat eure Mutter denn geschrieben? Und warum habt ihr plötzlich keine Angst mehr vor der Höhle?“
„Keine Angst mehr? Du überschätzt uns.“ meinte Luciel, und erst jetzt bemerkte Akari, dass die Geschwister sich an den Händen hielten, zitterten und nervös zu schwitzen schienen.
„Aber wenn man zwischen zwei tödlichen Bedrohungen wählen muss...“ begann Teleya.
„... dann nimmt man die, bei der man weniger seelischen Schaden nimmt.“ beendete Luciel den Satz. Kurz darauf waren sie auch schon im dunkeln Tunnel, und Akari kramte in ihrer Tasche herum, bis sie eine Taschenlampe fand, womit sie zumindest den Weg vor sich ein wenig beleuchten konnte.
„Tut mir leid, besser geht es nicht.“ meinte sie, und ging vor den beiden Geschwistern, die sich inzwischen aneinander klammerten und ständig nervös umsahen, dabei hatten sie sich nicht einmal zwei Meter in den Tunnel hinein gewagt.
„K-kannst du nicht ein wenig mehr Licht anmachen?“ fragte Luciel, und sah sich um. „N-nur damit Teleya keine Angst kriegt, natürlich.“
„Ha! W-wer hat schon A-angst vor einem kleinen Tunnel, v-voller Monster u-und unsichtbaren Gefahren?“ stotterte Teleya, mit hohler Stimme.
„Ja, ja, ich habe es verstanden. Ihr zwei seid unglaublich mutig, und habt vor gar nichts Angst. Wie auch immer, mehr Licht wäre eher kontraproduktiv, in diesem Tunnel wimmelt es von Zubat, wenn ich das Licht aufdrehe, wird das sie nur verschrecken und auf uns hetzen, und das wollen wir ja nicht, oder?“ fragte Akari, und die beiden Geschwister schüttelten energisch den Kopf. „Dann bleibt uns keine andere Wahl, als mit dem auszukommen, was wir jetzt haben.“ Nach diesen Worten herrschte eine Weile lang schweigen in der Gruppe, was vor allem Akari ziemlich auf die Nerven ging. Wenn niemand etwas sagen, oder sich mit ihr unterhalten wollte, konnte sie ja auch gleich wieder alleine reisen! „Ach ja, Luciel?“ sagte sie daher, nach einer Weile, als ihr etwas einfiel, worüber sie reden konnten.
„J-ja? Was ist? H-hast du ein Onix gesehen? Oder etwas anderes, gefährliches?“
„Nein, nein, nichts dergleichen. Mir ist nur eingefallen, dass Teleya meinte, du magst den Pokedex nicht. Ich wollte fragen, warum dem so ist. Die meisten Trainer mögen die Dinger ja, und finden sie praktisch. Manche sind sogar richtig neidisch, weil sie selber keinen haben.“
„Ah, erlaube mir, es dir zu demonstrieren.“ sagte Luciel, und gemeinsam mit Teleya wühlte er in den Taschen und Rucksäcken, bis er den Pokedex seiner Schwester fand. „Mal sehen... Tragosso ist immer ein gutes Beispiel.“ murmelte er, und kurz darauf kam die blecherne Stimme aus dem Pokedex.
„Tragosso, das Knochenpokemon. Es trägt immer den Schädel seiner verstorbenen Mutter. Darum weiß niemand, wie sein Gesicht aussieht.“
„Ja... und?“ fragte Akari verwirrt. Sie wusste nicht ganz, was Luciel ihr damit sagen wollte.
„Der Eintrag ist vollkommen nutzlos, und zweideutig gehalten!“ meinte dieser, und schien wirklich wütend zu sein, jedoch nicht auf Akari, sondern auf den Pokedex. „Ich meine, alleine dieser Satz 'Es trägt immer den Schädel seiner verstorbenen Mutter', was soll der Blödsinn? Viele Trainer glauben, dass Tragosso seiner toten Mutter den Kopf abhackt, und daraus eine Maske macht, aber das ist natürlich vollkommen bescheuert.“
„Ähm... ja... genau...“ murmelte Akari, und wandte den Blick ab.
„Warte... du dachtest das auch?“
„N-nein... nein, überhaupt nicht. Aber nur so aus Interesse... wie interpretierst du diesen Satz?“ Luciel seufzte.
„Tragosso und Knogga leben in großen Gruppen zusammen, in Stämmen, oder Clans, nenne es wie du willst. In der freien Natur machen sie mit ihren Knochenkeulen Jagd auf Kangamas, ich schätze, es ist eine Art Übergangsritual, zum erwachsen werden. Manche Professoren und Forscher vermuten, dass Pokemon spüren können, wenn ein anderes Pokemon kurz davor steht, sich zu entwickeln. Die Tragosso, die kurz davor sind sich zu einem Knogga zu entwickeln, versammeln sich alle und machen gemeinsam Jagd auf Kangamas... vielleicht auch alleine, aber das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls, sobald sie das Kangama erlegt haben, nehmen sie sich dessen Schädel, und machen eine neue Maske daraus, die sie dann als Knogga tragen. Sollte ein Knogga ein Kind bekommen, geht seine alte Schädelmaske an das Kind über. Da Pokemon natürlich auch an Altersschwäche sterben, wird jedes Tragosso irgendwann einmal seine Mutter verlieren, also 'tragen sie den Schädel ihrer verstorbenen Mutter', auch wenn man es nicht ganz wörtlich nehmen sollte.“
„Du hast dir ziemlich viele Gedanken darüber gemacht, kann das sein?“ fragte Akari, woraufhin Luciel lediglich mit den Schultern zuckte.
„Mir war mal langweilig, also habe ich in einem Forum etwas zu dem Thema geschrieben. Der anschließende Streit, hatte recht katastrophale Ausmaße angenommen. Ich wurde für immer aus dem Forum gebannt.“
„Was? Weil du deine Meinung gesagt hast?“
„Eher weil mein Bruder manchmal eine... fragwürdige Wortwahl hat, wenn jemand nicht seiner Meinung ist, vor allem im Internet.“ meinte Teleya und lächelte.
„Das stimmt doch gar nicht! Ich...“ Luciels Stimme erstarb, und die beiden Mädchen mussten gar nicht erst fragen, um rauszufinden warum. Ganz langsam wandten alle drei den Blick nach rechts, und erstarrten. Direkt neben ihnen, hatte sich ein gigantisches Onix aufgebaut und musterte die Gruppe aus kalten, bösartig glitzernden Augen.


„Ganz ruhig, es wird uns schon nichts tun, und wird gleich...“ begann Akari beruhigend auf die Geschwister einzureden, zu ihrer Überraschung, waren diese jedoch schon verschwunden, und rannten so schnell sie konnten tiefer in den Tunnel hinein. „H-hey! Lasst mich nicht einfach so alleine!“ rief Akari. Plötzlich schnaubte das Onix, ließ ein Brüllen hören, und raste mit seinem gewaltigen Körper direkt auf die grünhaarige Trainerin zu, die es nun ebenfalls für das beste hielt, die Beine in die Hand zu nehmen, und zu verschwinden. So schnell sie konnte, sprintete sie den Geschwistern hinterher, und hatte sie nach ein paar Sekunden eingeholt.
„'Der Tunnel ist vollkommen harmlos, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.'“ meinte Luciel, und imitierte Akaris Stimme.
„'Ganz ruhig, es wird uns schon nichts tun'. Warum rennst du dann auch weg?“ fügte Teleya hinzu, als sie die Trainerin bemerkte.
„Jeder kann sich mal irren! Außerdem bin ich mir sicher, dass eure Flucht das Onix erst angestachelt hat!“
„Weniger reden, mehr rennen!“ rief Luciel, nachdem er einen Blick nach hinten geworfen hatte und sah, dass das Onix immer näher kam.
„Ich renne schon so schnell ich kann!“ rief Teleya panisch.
„Warte mal... Luciel! Du hast ein Plinfa!“ meinte Akari.
„Ja, und?“
„Onix ist ein Gestein/ Bodenpokemon!“
„Oh.“ kam es von Luciel, und er hielt an, woraufhin auch Akari und Teleya zum stehen kamen. „Stimmt, das hatte ich ganz vergessen.“ sagte er, und er nahm einen Pokeball in die Hand. „Los Plinfa, schnell! Wir brauchen deine Hilfe!“ rief er, und holte Plinfa aus seinem Ball... nur leider hieß das noch lange nicht, dass der Pinguin auch wach war. Plinfa saß mit geschlossenen Augen auf dem Boden, und döste vor sich hin. „Hey! Plinfa! Wach auf!“ rief Luciel, und tatsächlich öffnete der Pinguin schläfrig ein Auge. Dadurch sah er gerade noch rechtzeitig den riesigen Körper des Onix, das direkt auf ihn zuraste. Plinfa piepste panisch auf, und warf sich zur Seite, wodurch des dem Angriff des Onix entging, auch wenn der Angriff aus einfachem geradeaus laufen bestand. Kaum war Plinfa wieder auf die Beine, oder besser gesagt Flossen, gekommen, begann er wütend vor sich hin zu zetern, und warf Luciel empörte Blicke zu. „Nicht jetzt Plinfa! Das können wir später noch klären, jetzt musst du uns erstmal retten, benutze Blubbstrahl!“ rief Luciel, woraufhin Plinfa in die Luft sprang und einen Schwall Blasen auf das Onix niederregnen ließ. Der Angriff sah zwar nicht nach viel aus, aber da Onix besonders schwach gegen Wasserattacken war, reichte dieser einfache Angriff, um die riesige Steinschlange zu Boden zu werfen, und einige Meter durch den Tunnel schlittern zu lassen. Mit einem wütenden Schrei richtete sich das Onix wieder auf, und richtete seinen Blick auf Plinfa. Der Pinguin ließ sich jedoch nicht beeindrucken, und funkelte das Onix bedrohlich an. Eine ganze Minute lang tat sich nichts, dann schnaubte das Onix erneut auf, wandte sich ab, und verschwand in der Dunkelheit. Plinfa nickte stolz mit dem Kopf, wandte sich zur Gruppe um, und stieß erneut einen panischen Schrei aus, als sowohl Luciel, als auch Teleya und Akari sich auf den Pinguin stürzten, und ihn umarmten.
„Plinfa! Du hast uns das Leben gerettet!“ rief Teleya, und drückte das Pokemon an sich, wodurch es langsam keine Luft mehr bekam.
„Du bist das beste Plinfa auf der ganzen Welt!“ fügte Akari hinzu.
„Versprich mir, dass du für immer bei mir bleibst!“ sagte Luciel, und streichelte Plinfas Kopf, was dem Pinguin ein zufriedenes Piepsen entlockte. Nach einer Weile ließen sie schließlich von Plinfa ab, und Luciel rief ihn zurück in seinen Pokeball. Die Onixkatastrophe hatten sie überstanden, jedoch gab es nun ein neues Problem. „Ähm... weiß einer von euch, wo wir sind?“ fragte Luciel, woraufhin das erleichterte Lächeln in Akaris und Teleyas Gesichtern versteinerte.
„Wir... sind im Felstunnel?“ versuchte Akari es, während sie sich umsah, und versuchte den Weg wiederzufinden.
„Ich glaube, wir sind aus der Richtung gekommen.“ meine Teleya, und deutete in die Richtung, entgegengesetzt von der, in der das Onix verschwunden war.
„Sagst du das nicht nur, um dem Onix nicht mehr zu begegnen?“ fragte Akari.
„W-was? Ich weiß nicht wovon du redest, das würde mir doch niemals im Leben einfallen! Das wäre ja ein lächerlicher Grund, und würde bedeuten, dass ich Angst vor Onix habe!“
„Ja... natürlich.“ murmelte Akari. Luciel zuckte lediglich mit den Schultern.
„Was solls, ich habe keine Ahnung, also können wir genauso gut Teleyas Weg ausprobieren.“ meinte er, und die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Wie es sich herausstellte, führte Teleyas Weg lediglich in eine Sackgasse, auch wenn es ganze zwei Stunden dauerte, zu eben jener Sackgasse zu kommen. Also mussten sie den ganzen Weg zurückgehen, und dann erneut versuchen, den richtigen Pfad zu finden. Es dauerte ganze acht Stunden, aber letztendlich fanden sie dann doch noch den Weg, der sie aus dem Felstunnel führen sollte. Als sie den Ausgang erreichten, war es bereits stockfinster, und alle waren müde, weshalb sie nicht einmal ein großartiges Lager aufbauten, sondern lediglich ihre Schlafsäcke ausrollten, und sich im Gras, nahe des Höhleneingangs schlafen legten. Kurz bevor er einschlief, kam Luciel der Gedanke, dass er irgendwie dafür sorgen musste, dass Teleya in der Arena von Azuria gewann... ansonsten wäre die ganze Reise ziemlich sinnlos. Leider war er zu müde, jetzt darüber nachzudenken, und mit einem Schulterzucken beschloss er, dass ihm schon noch rechtzeitig zum Arenakampf, etwas einfallen würde.
[/SPOILER]
 
Zuletzt bearbeitet:

Vanidar

Novize
So, versuchen wir uns mal an einem kleinen Neustart. Naruz und ich, werden hier weiterschreiben, allerdings diesmal ein wenig anders.
Wer das Spiel "Pokemon Conquest" für den DS kennt, weiß sicher bereits woher die Idee für dieses kleine Projekt stammt. Es handelt sich, um eine Pokemongeschichte, im Japan des Jahres 1556 und zwar zur sogenannten Sengoku-Ära. Dutzende Fürsten kämpfen in ganz Japan darum Shogun zu werden und damit zum mächtigsten Mann des Landes. Nur der Kaiser würde dann noch über einem stehen, und der ist zu dieser Zeit nichts weiter als eine Marionette. Es gibt nur einige wenige Unterschiede zwischen dieser Geschichte und der historischen Vorlage. Der wichtigste ist natürlich, dass Japan nicht nur von Menschen, sondern auch von Pokemon bevölkert ist. Hauptsächlich dreht sich die Geschichte, um die junge Herrscherin des Fürstentums Mino, das von inneren Streitigkeiten zerrissen ist, und sich gleichzeitig gegen seine mächtigen Nachbarn zur Wehr setzen muss.


Evoli, Karpador und Onii-sama

Saito Tanigawa, kniete in einem hellen, weitläufigen Thronsaal. Die Wände bestanden aus weiß angestrichenem Holz, und goldene Intarsien schlängelten sich daran entlang, um Bilder von Kriegern oder Tieren zu zeigen. Tanigawa kümmerte sich nicht um die Pracht in dem Raum, dafür hatte er ihn schon viel zu oft gesehen. Den Blick hielt er steif auf den Boden gerichtet, aber nicht aus Demut oder Angst. Er war nur müde. Die Schlacht an sich, hatte ihn nicht so sehr mitgenommen, eher ihr überraschendes Ende. Eine Nacht in den Kerkern, trug außerdem selten dazu bei seine Laune zu heben. Unruhig zerrte er an den Fesseln um seine Handgelenke. Dafür, dass er noch vor einem Tag an der Spitze einer prächtigen Streitmacht aufgebrochen war, um genau diese Festung zu erobern, bot er jetzt keinen besonders beeindruckenden Anblick. Tanigawa lächelte bei dem Gedanken gegen seinen Willen. All seine Pläne, waren vielleicht bisher nicht ganz so aufgegangen wie gehofft, aber noch, war er nicht am Ende. Sein Gegner, war eine einzige Witzfigur, und damit konnte er fertig werden. Noch am Ende dieser Woche, würde die Festung ihm gehören. Der erste Schritt, auf seinem Weg zur Vereinigung Japans und zum Kaiserthron.
Er war ein junger, schlanker Mann von 19 Jahren, mit fast schulterlangen schwarzen Haaren und braunen Augen. Gekleidet war er komplett in Schwarz, auch wenn das wichtigste von seiner eigentlichen Lieblingsbekleidung fehlte. Normalerweise, trug er noch einen dunklen Kapuzenumhang, ohne den er sich unwohl fühlte. Abgesehen von dem Umhang, war der Rest seiner Kleidung eher schlicht und praktisch ausgelegt, immerhin kam er gerade von einem Schlachtfeld.
Tanigawa seufzte kurz, und hob schicksalsergeben den Kopf. Es wurde Zeit sich seinem Gastgeber zu stellen, auch, wenn er lieber wieder zurück auf dem Schlachtfeld wäre.

Nur wenige Meter vor ihm, saß ein junges Mädchen auf einem Thron aus schwarzem Holz. Sie wirkte angespannt und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, dabei stellte er im Moment ganz sicher keine Gefahr für sie dar, leider. Ihr Name war, Saito Arakawa. Seine drei Jahre jüngere Schwester, und jetzt gerade, würde er sie am liebsten nur umbringen. Sie hatte die gleichen glatten, schwarzen Haare wie er, auch wenn sie bei ihr bis weit über ihren Rücken und das weiße Kleid fielen. Tanigawa erinnerte sich daran, dass sie fast immer weiß trug. Es war ihre Lieblingsfarbe. Eigentlich trug sie nur weiß oder grau, alles andere, interessierte sie nicht. Auf dem Schoss ließ sie ein kleines Evoli schlafen. Ein fast schon winziges, braunes Katzenpokemon, welches sie sich als Haustier hielt. Ihr Gesicht wirkte jung und unschuldig, aber sie gab sich Mühe ernst und würdevoll auf ihn zu wirken, wobei sie nicht besonders viel Erfolg hatte. Er kannte sie, und wusste, wie schwach sie war. Sie beide, waren die einzigen Kinder des Daimyo, Saito Dosan. Fürst und Herr über Mino, eine Provinz in Zentraljapan. Zumindest war er das bis gestern noch gewesen.
„Glückwunsch zu deinem Sieg.“ durchbrach ihre Stimme die Stille, und er war überrascht davon, wie kalt und abweisend sie klar. Noch vor drei Monaten, hätte er nicht einmal geglaubt, dass sie zu so einem Tonfall in der Lage wäre. „Du hast die Schlacht angeblich fast im Alleingang gewonnen. Es heißt der Sieg war perfekt.“ fuhr sie leiser fort und ihre Hände verkrampften sich um die Armlehnen des Stuhls „Vielleicht doch nicht ganz, wenn man genauer darüber nachdenkt. Für gewöhnlich, endet der Sieger nicht gefesselt und hilflos in der Festung seines Feindes, richtig?“
„Seit wann verstehst du irgendetwas vom Krieg, Arakawa?“ murmelte er abwesend als Antwort. Am liebsten, hätte er sie einfach ignoriert, aber dann würde er hier ganz sicher nicht mehr lebendig rauskommen.
„Ich verstehe immerhin genug, um zu sehen, dass deine neuen Freunde dich in der Stunde des Sieges im Stich gelassen haben.“
„Scharfsinniger als ich dich in Erinnerung habe. Immerhin bist du inzwischen in der Lage, das völlig offensichtliche zu erkennen.“ erwiderte er zynisch und ignorierte ihren Seitenhieb auf seine Pläne. Vor drei Monaten, war er wütend aus Mino abgezogen, um sich dem Daimyo Oda Nobunaga anzuschließen. Gemeinsam planten sie Mino zu erobern und den alten Dosan abzusetzen. Immerhin mit einer Sache hatten sie Erfolg, Dosan war tot.
„Und? Hat es sich gelohnt?“ fragte sie ihren älteren Bruder kühl und strich mit zitternden Händen durch das flauschige Fell ihres Evoli um sich zu beruhigen „Hat es sich gelohnt aus Eifersucht und Trotz zu den Oda zu gehen und sich ihnen anzuschließen? Hat es sich gelohnt mit ihnen gegen deine Freunde und deine eigene Familie zu kämpfen? Das alles nur, damit sie dich am Ende genauso verraten wie du uns?“
„Sie haben getan, was sie für richtig hielten.“ kam es von ihm ausweichend. Darauf wollte er nicht eingehen. Es war...unvorteilhaft, dass die Oda ihn am Ende der Schlacht um Stich gelassen hatten, aber er hätte in ihrer Situation nicht anders gehandelt.
„Oh, der Verräter verteidigt die anderen Verräter? Wer hätte das gedacht. Du hast dich anscheinend ziemlich schnell an die Gepflogenheiten unserer Feinde gewöhnt.“
„Im Gegensatz zu dir, ja.“
„Was meinst du damit?“

„Du bist noch immer genauso wie vor einigen Monaten, als du mich voller Naivität angefleht hast zu bleiben. Zu bleiben, und diesen alten Mann weiter zu ertragen. Mit anzusehen, wie er mit seinem Wahnsinn und seiner Unfähigkeit nichts als Schaden anrichtet, während er sich voller Verzweiflung an seinen Thron klammerte.“ Tanigawa sah sie zum ersten mal richtig an, und das Mädchen zuckte vor dem leidenschaftlichen Feuer in seinen Augen ängstlich zurück. Am liebsten hätte er bei dem Anblick laut gelacht. Sie traute sich nicht einmal ihn zu unterbrechen solange er mit fester Stimme weiter redete „Man sollte meinen, die letzten Monate, hätten dir endlich etwas Vernunft eingebläut, oder dir gezeigt, wie es in der richtigen Welt ist. Abseits von deinen Dienerinnen, weichen Kissen und niedlichen kleinen Pokemon, die zu nichts zu gebrauchen sind.“ er warf einen kurzen Blick auf ihr Evoli. Sollte sie ruhig versuchen damit die Festung zu halten. Er hatte die Schlacht zwar verloren, aber Mino war am Ende. Ein reifer Apfel, bereit, jederzeit gepflückt zu werden, und irgendwer, würde ihn sich schon bald holen. „Nobunaga musste sich zurückziehen. Seine Männer und er werden im Süden gebraucht, gegen die Imagawa. Mino rennt ihnen schon nicht davon, vor allem jetzt nicht mehr.“
„Ach? Mino wurde gehalten. Trotz deines Verrates haben wir es geschafft die Oda abzuwehren und sie in die Flucht zu schlagen, das ist die Wahrheit. Deine Freunde haben dich verraten, als sie merkten, dass der Sieg...“ als Arakawa begann, versuchte sie wieder zu ihrer selbstsicheren Stimme vom Anfang zurückzukehren, aber je länger sie sprach, desto mehr merkte sie, dass alleine die finsteren Blicke ihres Bruders ausreichten um sie in sich zusammen schrumpfen zu lassen. Unsicher brach sie letztendlich ab, und ließ ihn weiterreden, während sie den Blick auf das Pokemon in ihrem Schoss richtete. Niemand hatte sie jemals dazu ausgebildet ein Daimyo zu sein, über Mino zu herrschen, oder sich irgendjemandem zu widersetzen.
Tanigawa dagegen, witterte seine Chance, und fuhr damit fort ihre eigene Unsicherheit gegen sie auszuspielen. Alles was er tun musste, was seine Schwester dazu zu bewegen den Thron zu räumen, und das konnte er schaffen. „Von Vaters Truppen ist nicht mehr viel übrig. Eine handvoll demoralisierter, geschlagener Krieger, die sich bereits mit der Niederlage abgefunden haben und einige schwächliche Pokemon die vom Schlachtfeld fliehen konnten. Angeführt, von einem kleinen Mädchen, das sich für einen Daimyo hält.“ er gab ein abfälliges Schnauben von sich, bei dem sie wieder erschrocken zusammen zuckte „Vater war nicht in der Lage Nobunaga zu besiegen, und du bist es auch nicht.“
„Er...er war ein großer Feldherr.“ murmelte sie leise vor sich hin, ohne wirklich auf seine Worte einzugehen. Stattdessen, klammerte sie sich an ihr Evoli.
„Ach? Ich glaube du überschätzt ihn etwas. Er war ein miserabler Feldherr und einer der schlechtesten Krieger die ich jemals gesehen habe. Es ist ein Wunder, dass er sich so lange an der Macht halten konnte. Andererseits, war es auch nicht schwer Mino all die Jahre zu halten.“

„Das war es, weil wir unsere Ruhe hatten. Wir haben ein Leben in Frieden und Wohlstand gelebt, bis du dich dazu entschlossen hast uns Krieg zu bringen.“ erwiderte die junge Fürstin, endlich wieder mit fester Stimme und versuchte sich in ihrem viel zu großen Thron aufzurichten. Wenn sie von Anfang an, an dieses Gespräch als Verlierer heranging, dann konnte sie nicht gewinnen.
„So ist das halt wenn man Oda Nobunaga verärgert, und sich in seinen Weg stellt. Am Ende, wird man von ihm und seinen Generälen zermalmt. Es musste irgendwann...“
„Wir haben niemanden verärgert! Du hast die Oda gegen uns aufgehetzt!“ unterbrach sie ihn lautstark und sprang wütend von ihrem Platz auf. Das Evoli ließ einen klagenden Laut hören, als es durch den Thronsaal geschleudert wurde. Letztendlich landete das kleine Pokemon ohne Probleme auf allen Vieren, schüttelte sich kurz, und blieb dann neben Tanigawa auf dem Boden liegen, um weiterzuschlafen. Arakawa dagegen, wirkte nicht so, als würde sie sich in naher Zukunft wieder beruhigen. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt, und der Zorn über seine Worte, reichte, damit sie ihre Angst vergaß.
„Nobunaga wäre früher oder später von alleine hier einmarschiert.“ fuhr ihr Bruder unbeeindruckt fort. Ein kleiner Wutausbruch, brachte ihn noch lange nicht aus der Ruhe, vor allem, da seine Schwester in etwa so gefährlich wirkte wie das Evoli. „Er brauchte weder mich, noch irgendeinen albernen Vorwand. Mino ist zu reich, und seine strategische Lage zu wichtig, um es einfach zu ignorieren. Letztendlich, habe ich nichts weiter gemacht, als den ganzen Vorgang ein wenig zu beschleunigen.“
„Nein, du hast noch viel mehr getan. Ohne dich, wären sie niemals in der Lage gewesen unsere Reihen zu durchbrechen.“ sagte sie anklagend und ging etwas auf ihn zu, wobei sie ihm wütende Blicke zu warf. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass er ohne ein einziges Anzeichen von Reue vor ihr knien konnte, nach allem, was er getan hatte. „Du hast recht, ich verstehe nichts vom Krieg oder davon, wie man Schlachten gewinnt, aber selbst ich kann mir aus den Erzählungen der Überlebenden einen Reim machen. Absol und du, haben eine Bresche in unsere Reihen geschlagen. Zusammen mit den anderen Verrätern die dir gefolgt sind, ist es euch gelungen die Streitmacht unserer Vaters zu spalten. Danach sind die Oda in diese Lücke bis zu Vater vorgestoßen. Ohne dich, würde er noch leben und...“

„Ohne mich?“ unterbrach er sie lautstark und begann plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, in lautes Gelächter auszubrechen.
„W-w-was ist daran so lustig?“ fragte sie stammelnd nach, als sie den Grund für seine Belustigung nicht verstehen konnte.
„Ohne mich würde er noch leben? Dasselbe gilt für dich, Arakawa.“ behauptete Tanigawa, als es ihm endlich gelang mit de Lachen aufzuhören. Er konnte es allerdings nicht verhindern, übers ganze Gesicht zu grinsen. Die Naivität seiner Schwester, schaffte es selbst in so einem Moment immer wieder ihn zu erheitern. „Du hättest ihn nicht dazu bringen dürfen, dich zu seinem Nachfolger zu erklären. In dem Moment, in dem ihr beiden mich aus der Erbfolge ausgeschlossen und verdrängt habt, war euer Schicksal besiegelt. Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern.“ er versuchte sein Lächeln zu verdrängen, um dem Ernst der Lage wenigstens etwas angemessen zu werden, und zuckte kurz mit den Schultern, als wäre es ihm völlig gleichgültig „Mino wird fallen. Entweder an die Oda, oder an mich. So oder so, du wirst dich nicht lange auf deinem gestohlenen Thron halten können, Thronräuberin.“
„Ich habe immer sehr viel von dir gehalten, Onii-sama.“ erwiderte Arakawa leise, als ihr Zorn durch seine Worte endgültig verraucht war. Es versetzte ihm tatsächlich einen kurzen, schmerzhaften Stich sie so reden zu hören, vor allem das fast schon gehauchte ´Onii-sama` am Ende, machte es ihm schwer, sie als seinen Feind zu sehen. Es tat ihm fast etwas leid, als sie deprimiert den Blick senkte, und er für einen Moment glaubte, dass sie anfangen würde in Tränen auszubrechen. „Ich habe dich verehrt, das weißt du selber ganz genau. Seit ich mich erinnern kann, warst du immer da um mich und Mino zu beschützen. Ohne dich und deinen Rat, wäre die Festung vielleicht schon vor Jahren zugrunde gegangen oder gefallen. Der Sieg gegen unsere Truppen hat nur ein mal mehr gezeigt, dass du einer der besten Feldherren sein könntest, die Japan jemals gesehen hat.“ Arakawa hob den Blick, und zu ihrer eigenen Überraschung, weinte sie nicht. Keine einzige Träne rollte über ihre Wangen, aber dafür starrte sie ihn voller Entschlossenheit an. „Vater hat mich ausgewählt seine Nachfolge anzutreten. Er wusste, dass du nicht der richtige bist, um Mino im Frieden zu führen. Alles was du kannst, ist zu kämpfen und Schlachten zu schlagen, aber Mino braucht mehr als das! Die Menschen hier...“

„Was soll dieser ganze Unsinn den du da vor dich hinmurmelst? Er hat dich zu seiner Erbin gemacht, weil du schwach bist, das ist alles!“ rief Tanigawa, als ihr albernes Gerede ihm langsam zu viel wurde. Sie wusste nicht wovon sie redete, und das macht ihn wütend. Es war ihm sogar egal zu sehen, wie sie ängstlich ein Stück vor seinem Zorn zurückwich. Ihr Vater hatte sie nicht zu seiner Erbin ernannt weil er sie für geeigneter hielt, das wusste jeder. „Er war ein paranoider alter Mann, der Angst vor seinem eigenen Schatten hatte. Angst davor, das irgendjemand ihm sein Schloss, seine Macht und seinen Reichtum nehmen könnte. Nur vor dir hat er sich nicht gefürchtet, weil du schon immer nichts weiter warst, als seine kleine hörige Marionette. Du würdest alles für ihn tun, und seine Befehle niemals in Frage stellen.“ während er redete, hatte seine Schwester ihn nur mit einem teilnahmslosen Blick angesehen, eher durch ihn hindurchgesehen, und wirkte nicht so, als würde sie seine Wort gut verkraften. Insgeheim tat es ihm sogar leid so mit ihr zu reden, aber es musste sein. „Was ist? Hat die Wahrheit zu hören dir wirklich die Sprache verschlagen? Es sollte dich eigentlich nicht überraschen.“
„Das hat es auch nicht.“ erwiderte sie leise und mit klarer, sicherer Stimme. Aus irgendeinem Grund, schienen seine Worte ihr nicht so viel auszumachen wie erhofft. „Aber es ist mir egal was du sagst. Ich bin jetzt der neue Daimyo von Mino, und werde es bis zu meinem Tod verteidigen, das habe ich ihm auf dem Totenbett geschworen.“
„Dann wird es nicht mehr lange dauern bis du genauso endest wie er. Sobald Nobunaga die Imagawa abgewehrt hat, wird er kommen und diese Festung von der Landkarte fegen.“
„Ich habe nicht vor gegen die Oda zu verlieren, und auch nicht gegen dich.“ schmetterte sie seine Vorhersage schlicht ab, womit sie ihn beinahe wieder dazu gebracht hätte in schallendes Gelächter auszubrechen, aber bevor er dazu Gelegenheit erhielt sich über sie lustig zu machen, fuhr sie auch schon fort „Es gibt jemanden, der in der Lage wäre, Mino aus dieser Situation zu retten. Jemanden, der als militärisches Genie gilt, der alles was passiert ist noch immer in einen Sieg verwandeln kann. Mit ihm an meiner Seite, brauche ich mich nicht zu fürchten, denn er wird Mino bis ans Ende aller Tage halten, wenn er es will.“
„Und wer soll dieser geniale Feldherr sein?“
Arakawa streckte ihren rechten Arm aus, und zeigte auf ihren verwirrten Bruder, der im ersten Moment gar nicht verstand, was sie von ihm wollte „Ich biete dir an, mir zu helfen. Verteidige Mino mit mir, und ich lasse dich frei. Alles was du tun musst, ist unsere Truppen anzuführen und mir beizubringen, wie man kämpft. Zeige mir, wie ich mich gegen Daimyos wie Nobunaga oder Shingen behaupten kann. Bring mir bei Mino und meine Untertanen zu beschützen, dann werde ich dir deinen Verrat vergeben.“

„D-du willst kämpfen lernen?“ fragte er sofort nach, unsicher, ob er sie wirklich richtig verstanden hatte. Er wäre überrascht, wenn Arakawa wusste wie man ein Schwert führte, oder einem Pokemon Befehle im Kampf gab.
„Ja, als Daimyo muss ich in der Lage sein mein Volk zu beschützen. Viele Menschen, haben ihr Schicksal in meine Hände gelegt. Ich werde sie nicht enttäuschen, indem ich untergehe, und du, wirst mir dabei helfen.“
„Ach? Werde ich das? Hast du mir eben die ganze Zeit überhaupt zugehört? Ich werde ganz sicher keine Thronräuberin unterstützen, die mich...“ Tanigawa brach verdutzt ab. Seine Schwester stand plötzlich direkt vor ihm, und ging vor ihm in die Hocke. Sie war so nahe, dass er sie selbst gefesselt noch töten könnte. In dem Raum befanden sich keine Wachen, und die vor der Tür, würden niemals schnell genug sein. Tanigawa hob zögerlich seine gefesselten Hände, aber sonst tat er nichts. Stattdessen, schluckte er nervös und sah ihr in die braunen Augen, die ihn erwartungsvoll anblickten.
„Bitte.“ kam es leise und flehend von seiner Schwester. In ihren Augen glänzten Tränen, und ihm fiel wieder ein, dass sie eigentlich nur ein kleines, verwöhntes Mädchen war, und kein Kriegsherr, schon gar kein Daimyo. „Ich brauche dich, Onii-sama. Ohne deine Hilfe, wird Mino fallen.“ flüsterte sie verzweifelt.
„Das ist mir egal. Soll Nobunaga herrschen, oder irgendjemand anderes, es ist mir egal.“ antwortete er mit erstickter Stimme, und gab sich Mühe, so kaltschnäuzig wie möglich zu klingen.
„Also ist es dir lieber, wenn wir beide sterben?“ Arakawa erhob sich, und wischte sich dabei die Tränen aus den Augen. Danach setzte sie sofort wieder den kalten, ernsten Blick vom Anfang auf. Es war ein Fehler gewesen, sich ihrem Bruder so verletzlich zu zeigen. „Dein Stolz wäre dir wichtiger als die Zukunft unserer Familie?“
„Ja, in diesem Fall ist er das.“ erwiderte er ruhig, und musterte sie eingehend. Sie wirkte nicht so unsicher wie er sie in Erinnerung hatte, aber noch immer nicht stark genug, um ein Daimyo zu sein. Sie würde ihm nachgeben, das wusste er. Arakawa würde den Thron räumen wenn er sich weigerte ihr zu helfen, und ihm Mino überlassen, um es zu retten. In seinem Kopf jedenfalls, rasten bereits Pläne umher, wie er Mino als neuer Daimyo retten würde. Vielleicht konnte er Nobunaga sogar einfach damit zufriedenstellen, ihm seine Schwester zu überlassen. So weit er wusste, suchte der Herr der Oda nach einer geeigneten Frau, und Tanigawa war sich sicher, dass seine Schwester in der Lage wäre den Daimyo zufriedenzustellen. Immerhin sah sie gut aus, auch, wenn sie ansonsten nicht gerade viele Talente besaß.

„Ich weiß was du vorhast, und es wird nicht funktionieren.“ durchdrang ihre laute Stimme plötzlich seine Gedanken, und er zuckte tatsächlich kurz überrascht zusammen „Du denkst ich gebe auf, nur weil du mir nicht helfen willst. Aber damit liegst du falsch.“ die feste, sichere Stimme seiner Schwester überraschte ihn mehr als alles andere was heute passiert war. Die Macht musste ihr bereits zu Kopf gestiegen sein, anders ließ es sich nicht erklären, dass sie tatsächlich versuchte ihm die Stirn zu bieten. „Wenn die Oda tatsächlich wiederkommen, werde ich dich hinrichten lassen, noch bevor die Festung fällt und ihre Samurai mich in Stücke schneiden können. Ganz egal was in den nächsten Tagen oder Wochen noch passiert, ich werde niemals diesen Thron für dich räumen. Niemals, hast du das verstanden Tanigawa?“
Eine Weile, dachte Tanigawa stumm über ihre Worte nach. Wenn sie es ernst meinte, dann würde sie ihn hinrichten lassen. Zwar glaubte er nicht daran, dass seine kleine Schwester es über sich bringen konnte ihn zu töten, aber es gab in Mino mehr als genug andere Leute, die ihn gerne tot sehen würden. Selbst wenn es ihm gelang sie mit Gewalt loszuwerden, blieb das ein Problem. Man konnte über seine Schwester was man wollte, aber sie war beliebt, und die Menschen mochten sie. Mit Sicherheit mochten sie Arakawa mehr als einen Verräter, der ihren Daimyo getötet und in einen Krieg hineingezogen hatte.
„Ich...verstehe.“ antwortete er letztendlich leise und ohne sie anzusehen. Als erstes, musste er dafür sorgen, dass er kein Gefangener mehr war, und sein Ansehen wieder etwas verbessern. Danach konnte er sich noch immer um sie kümmern. „Wir werden sehen was die Zukunft bringt, aber ich bin bereit, gegen die Oda zu kämpfen.“ zwang er sich dazu es auszusprechen, auch wenn alles in ihm sich dagegen wehren wollte.
„Und auch mich auszubilden? Versprichst du wirklich mir zu helfen so gut du kannst?“ hakte sie misstrauisch nach, und ging vorsichtig wieder ein paar Schritte auf ihn zu. So recht wollte sie ihm nicht glauben. Sogar ihr Evoli hatte überrascht den Kopf gehoben, fast so, als würde es tatsächlich verstehen was vor sich ging.
„Meinetwegen.“ murmelte er lustlos vor sich hin.

Einen Augenblick lang, starrte sie ihn nur überrascht an, vollkommen verwirrt davon, dass ihr Plan zu funktionieren schien. Dann hellte ihre Miene sich mit einem mal auf. Sie sprang auf ihren gefesselten Bruder zu und warf sich ihm überschwänglich um den Hals. „Danke!“ rief sie aus, so laut sie konnte, und drückte sich an ihn. Überrascht von ihrem leidenschaftlichen Ansturm, wäre er beinahe nach hinten umgekippt, aber konnte sich wieder halbwegs fangen. Tanigawa räusperte sich verlegen, als sie ihn auch nach einigen Minuten nicht los ließ. Es dauerte eine ganze Weile, bis es ihr gelang sich von ihm zu lösen. Überglücklich stand sie vor ihm und strahlte ihren Bruder an. Jetzt war sie nicht mehr alleine, und hatte eine Chance die nächsten Wochen zu überleben! „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann, Onii-sama. Du würdest mich niemals im Stich lassen!“
„Ähm, ja, klar...“ kam es leise von Tanigawa, der sich plötzlich schlecht fühlte, weil er vor hatte, sie so schnell wie möglich abzusetzen. Wenn sie wenigstens aufhören könnte ihn so anzusehen, dann hätte er weniger Probleme damit.
„Gut, dann wird es Zeit endlich anzufangen.“ Arakawa reckte enthusiastisch eine Faust in die Luft und freute sich noch kurz, bevor sie über Tanigawas Kopf hinweg jemandem etwas zurief „Du kannst reinkommen und aufhören uns vom Eingang aus zu beobachten!“
Tanigawa drehte den Kopf, um zu sehen, mit wem sie sprach. Sobald er es sah, lief ihm kurz ein eiskalter Schauer über den Rücken. Es handelte sich um eine junge Frau in seinem Alter, mit langen dunkelroten Haaren und einem ernsten, verschlossenen Gesicht. Sie trug eine Samurairüstung, welche die gleiche Farbe hatte wie ihre Haare und bewegte sich mit der Eleganz einer ausgezeichneten Schwertkämpferin auf ihn zu. Die Rüstung wirkte etwas zu eng, um ihre üppigen Brüste aufzunehmen, aber der Schmied hatte keine Lust mehr gehabt die Rüstung noch ungefähr 100 mal auszubessern und es so gelassen. Ihre Hand ruhte am Griff eines Katana´s, und wirkte bereit, es jeden Augenblick zu ziehen, sobald Tanigawa auch nur eine einzige falsche Bewegung machte. Ein prachtvolles Vulnona, mit leuchtend weißem Fell und neun langen Schwänzen, schmiegte sich an ihre Seite, und folgte ihr auf Schritt und Tritt. Er kannte die Kriegerin. Ihr Name lautete, Hinata. In den letzten Jahren, hatte sie es geschafft in die Leibwache seines Vater aufgenommen zu werden, und jetzt, stellte sie den letzten Rest dieser Leibwache dar.
Hinter ihr, wartete ein Mädchen mit langen, weißen Haaren. Er schätzte sie vom Alter her, etwa auf 18 und sie trug einen einfach gehaltenen, schwarzen Kimono. Die Haare hatte sie zu zwei langen Zöpfen gebunden, die ihr über die Schultern fielen. Im Gegensatz zu Hinata, lächelte sie ihn an und musterte ihn genauso neugierig wie er sie.
„Du erinnerst dich an Hinata, nehme ich an?“ fragte seine Schwester plötzlich, und zeigte auf die Leibwächterin.
„Natürlich. Wie könnte ich sie jemals vergessen. Der hübscheste Samurai westlich von...autsch!“
„Halt still, Idiot.“ murmelte die Kriegerin ungehalten, während sie mit einem Dolch seine Fesseln durchschnitt. Dabei, schien es ihr egal zu sein, ob sie in das Seil oder seine Haut schnitt.

„Sie war früher höflicher, oder liege ich damit falsch?“ fragte er mit einem säuerlichen Blick in ihre Richtung, und rieb sich erleichtert die Handgelenke. Ohne die Fesseln, fühlte er sich schon gleich viel besser. Schwankend kämpfte er sich auf die Beine und zog seine Sachen zurecht. Jetzt fehlte nur noch sein Umhang, und der konnte sich endlich wieder wie ein Mensch fühlen.
„Zu einem verräterischen Bastard muss ich nicht höflich sein.“ zischte die Samurai ihn von der Seite aus an, und er runzelte verwirrt die Stirn.
„Ah, das ist es also.“ murmelte er gelangweilt. Sie war auch wütend auf ihn, weil er sich dazu entschlossen hatte nicht länger die albernen, paranoiden Spielchen seines Vaters mitzumachen. Damit hatte sich das bisschen Wiedersehensfreude, das er vielleicht empfunden hätte, auch erledigt, und er ignorierte sie. Tanigawa wandte sich stattdessen wieder an seine Schwester und nickte in die Richtung des anderen Mädchen. „Wie auch immer, wer ist dieses wundervolle Geschöpft hinter dir? Ich glaube nicht, dass ich sie hier schon einmal gesehen habe, ansonsten, hätte ich ihren Anblick sicher niemals vergessen.“
„Shiro.“ stellte seine Schwester das weißhaarige Mädchen vor „Vater hat sie kurz nachdem du weg bist als seine Dienerin eingestellt, und ich habe sie übernommen.“
„Willkommen Zuhause, Tanigawa-dono.“ begrüßte Shiro ihn mit freundlicher Stimme und verbeugte sich so ehrfurchtsvoll und tief vor ihm wie sie konnte, was Tanigawa gefiel. Immerhin irgendjemand in Mino, der sich noch daran erinnerte, wer er eigentlich war. „Arakawa-dono hat viel über Euch erzählt und ich freue mich darauf Euch näher kennenzulernen.“
„Shiro wird sich um dich und dein Pokemon kümmern.“ warf Arakawa ein, auch wenn sie dabei nicht mehr so begeistert klang. Shiro war ihre beste Dienerin und Freundin, wenn ihr Bruder auf die Idee kam sich plötzlich den Weg freizukämpfen, dann würde sie ihm als erstes zum Opfer fallen. Hoffentlich kamen die beiden miteinander aus.
„Wird sie das, ja?“ fragte er neugierig nach und betrachtete das Mädchen genauer. Das sie hübsch war, half nicht unbedingt darüber hinweg, dass er keinen Aufpasser gebrauchen konnte. „Ich denke nicht, dass ich die ganze Zeit einen Spion um mich herum haben will.

„Ich bin nicht du, Onii-sama.“ zischte die Fürstin beleidigt „Wenn ich etwas über dich wissen will, dann frage ich dich, und setzte keinen Spion auf dich an. Außerdem, vertraue ich darauf, dass du dich an dein Versprechen hältst.
„Aber ich vertraue nicht darauf.“ mischte Hinata sich ein, wobei sie Tanigawa mit einem geradezu mörderischen Blick betrachtete „Ich werde Wachen für dich abstellen, Tanigawa, und du wirst niemals mit dem Daimyo alleine sein, dafür sorge ich. Solltest du auch nur versuchen dich von meinen Männern oder mit abzusetzen, werde ich mich persönlich dafür melden dir den Kopf von den Schultern zu schlagen.“
„Man kann es auch etwas übertreiben.“ murmelte er zu sich selbst, und frage sich dabei, was eigentlich mit ihr los war. Er und die Kriegerin, waren zusammen aufgewachsen und kannten sich schon ihr ganzes Leben lang. Bis vor kurzem, hätte er sie zu seinen besten Freunden gezählt, aber daran schien sie sich nicht mehr zu erinnern. Mit einem genervten Seufzen fuhr er lauter fort. „Aber wie auch immer. Mach was du für richtig hältst, es interessiert mich nicht. Kann ich jetzt endlich meine Waffen wiederhaben? Und ich will wissen wo Hanbei und mein Pokemon sind.“
„Wir haben die beiden eingesperrt, was sonst?“ antwortete ihm die Leibwächterin kalt.
„Das ganze wird langsam albern.“ beschwerte er sich bei seiner Schwester, die nur unsicher neben den beiden stand und ihnen zuhörte „Hast du mir nicht vorhin noch erzählt, dass ich der neue Heerführer bin? Sollte ich nicht wenigstens in der Lage sein zu kämpfen sobald die Oda kommen? Außerdem brauche ich Absol und Hanbei, ansonsten können wir das ganze gleich vergessen.“
„Absol und Hanbei werden freigelassen, sobald unser Gespräch beendet ist. Außerdem gebe ich dir deine Waffe und gesamte Ausrüstung zurück, auch wenn...“ die junge Fürstin brach ab und warf einen vorsichtigen Blick zu Hinata, welche sie wütend anfunkelte „auch wenn meine Leibwächterin damit nicht glücklich sein wird.“ fügte Arakawa langsam hinzu, aber schüttelte nur den Kopf. Statt sich Sorgen zu machen, strahlte sie ihren Bruder schon wieder glücklich an und sah zu ihm auf „Aber ich vertraue dir. Wir sind jetzt Verbündete und wenn wir gemeinsam kämpfen wollen, dann brauchst du natürlich dein Pokemon und deine Waffe.“
„Ich finde das ist wirklich ein Fe...“ setzte Hinata dazu an ihr zu widersprechen, aber wurde von ihrer Herrin abgewürgt.
„Nein, ist es nicht.“ sagte Arakawa knapp und ignorierte die übervorsichtige Leibwächterin. Danach wandte sie sich aufgeregt an ihren Bruder und sah ihn an, als wäre er eine heldenhafte Lichtgestalt, die zur ihr gekommen war, um sie zu erlösen „Hast du eigentlich schon eine Idee, wie wir gegen Nobunaga gewinnen wollen, Onii-sama?“
„Ich muss mir erst einen Überblick über die Lage verschaffen. Noch haben wir Zeit, bis die Oda sich dazu entschließen uns zu überrennen. Solange die Imagawa und andere Nachbarn sie ablenken, sollten wir versuchen uns zu sammeln.“ meinte Tanigawa nachdenklich und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Wie konnte er es schaffen die Oda abzuwehren, und gleichzeitig seine Schwester loswerden? Das würde nicht ganz einfach werden, vor allem beides miteinander zu verbinden. „Aber dazu muss ich erst einmal sehen, wie viel von unserer Streitmacht wirklich überlebt hat, und ob wir noch mehr Männer einberufen können. Außerdem sollten wir...“
„Um es kurz zu machen: Du willst dir ansehen welchen Schaden du verursacht und wie viele deiner ehemaligen Freunde du umgebracht hast.“ unterbrach ihn Hinata aufgebracht, der es noch immer nicht gefiel, dass sie ihn nicht einfach hinrichteten.

„Ara? Wenn deine übereifrige Leibwächterin so weiter macht, bin ich weg, oder lasse mich vielleicht doch noch hinrichten.“ wandte Tanigawa sich trocken an seine kleine Schwester, die ihrer Leibwächterin einen tadelnden Blick zu warf.
„Ignorier sie einfach, Onii-sama. Sie ist halt etwas schlecht gelaunt. Immerhin war es ihre Aufgabe Vater zu beschützen, und sie hat in der Schlacht gekämpft, die du angezettelt hast.“ erklärte sie ihm, woraufhin sie sich einen weiteren zornigen Blick von Hinata und ein gelangweiltes „Tz.“ von ihrem Bruder einfing.
„Wie auch immer. Lassen wir die alten Feindschaften für einen Moment ruhen, ja?“ versuchte die frischgebackene Fürstin zwischen ihnen zu vermitteln, aber mit wenig Erfolg. Die beiden schwiegen sich eine Weile einfach nur an, während sie einander abschätzend musterten. „E-egal, verschieben wir das auf später.“ gab sie seufzend auf und konzentrierte sich lieber wieder auf ihre eigentliche Aufgabe „Und was Onii-sama gesagt hat ist richtig. Wir müssen uns einen besseren Überblick über unsere Verluste verschaffen, und darüber, was wir noch haben. Aber das ist zweitrangig. Am wichtigsten ist es meinen Plan in die Tat umzusetzen.“
„Du hast einen Plan?“ fragten Hinata und Tanigawa gleichzeitig. Erstere überrascht, letzterer mit einem Anflug von Panik. Beide traf diese Neuigkeit so sehr, dass sie ihren Streit für den Moment vergaßen. Das letzte was sie erwartet hätten, wäre ein Plan von Arakawa...oder überhaupt irgendetwas von ihr.
„Natürlich habe ich einen Plan.“ Arakawa verschränkte die Arme vor der Brust, begann überlegen zu lächeln und nickte zuversichtlich vor sich hin, um ihre eigenen Worte sofort zu bestätigen „Ich weiß, wie wir die Oda aufhalten können sobald sie Richtung Mino marschieren. Erinnerst du dich daran, als ich vor vier Jahren mal beim spielen in den Fluss vor der Festung gefallen bin?“ fragte sie in Richtung ihres Bruders, welcher nur ahnungslos mit den Schultern zuckte und sich fragte, warum er sich jemals auf die ganze Sache eingelassen hatte „I-ist ja auch egal, das ist sowieso nicht weiter wichtig.“ fuhr sie leiser und mit etwas gedämpftem Enthusiasmus fort „Wichtig ist nur, dass ich damals zwar wieder an Land kam, aber vorher, wurde ich von einem machtvollen, prächtigen und gigantischen Pokemon angegriffen!“
„Ganz sicher, dass du es nicht nur geträumt hast?“
„Ganz sicher!“ rief sie entschlossen und voll von sich überzeugt „Es hat mich beinahe umgebracht! Du weißt, dass ich gut genug schwimmen kann, um nicht gleich zu ertrinken, aber diese brutale Bestie hat mich angegriffen! Das Monster wollte mich verschlingen, mich in die Tiefe reißen und...“
„Tolle Geschichte. Und wie soll uns das jetzt weiterhelfen?“ unterbrach ihr Bruder sie so gelangweilt wie er konnte. Alleine diese kleine Geschichte reichte schon wieder, damit er sich vorkam, als würde er mit einem Kind reden, und nicht mit dem Daimyo von Mino. Hoffentlich kam es niemals so weit, dass sie mit einem richtigen Daimyo verhandeln musste.

„Lass die Herrin gefälligst ausreden.“ knurrte die Leibwächterin ihn von der Seite an, und sogar ihr Vulnona fletschte die Zähne, wobei zwischen den Zähnen des weißen Fuchses bereits die ersten Flammen zu sehen waren. „Sie wird sich sicher etwas bei der Geschichte gedacht haben.“ damit wandte sie sich an ihre etwas verunsicherte Herrin und lächelte sie aufmunternd an, damit diese mit ihrer Geschichte fort fuhr.
„Mein Plan, ist alle Männer die wir haben, abzustellen, um den Fluss nach diesem Pokemon abzusuchen. Wir werden aber nicht nur einfach ein mächtiges Pokemon fangen. Als es mich damals während seines Angriffs unter Wasser getaucht hat, konnte ich sehen, dass es dort noch hunderte von ihnen gibt!“ begeistert sah sie sich nach ihrem Bruder um, der sich zurückhalten musste, um sich nicht die Hand vors Gesicht zu schlagen „Und es dürfte auch nicht schwer sein sie zu fangen. Sie sind immer überall im Wasser!“ Arakawa setzte ihr zuversichtliches Lächeln auf. Sie hatte die ganze Zeit über nur darauf gewartet ihrem Onii-sama von dem Plan zu erzählen. Ihr Vater hatte leider nie auf ihre Pläne hören wollen, aber Tanigawa behauptete schließlich von sich klüger zu sein als ihr Vater, und jetzt, hatte er die Chance das zu beweisen. „Wir haben Glück, dass die Oda nichts von dem Schatz wissen. Meiner Meinung nach, sind diese Wasserbestien das größte Geheimnis und der größte Schatz von ganz Mino!“
„Ähm, nur mal so aus reiner Neugier...wie genau sehen diese allmächtigen, furchtbaren Bestien eigentlich aus?“ fragte Tanigawa zögerlich nach, auch wenn er befürchtete, dass er die Antwort bereits wusste.
„Oh, sie sehen wirklich monströs und furchteinflößend aus.“ bestätigte Arakawa eifrig und gab sich Mühe, sich so gut sie konnte an den Anblick der Bestien zu erinnern „Auf den ersten Blick unterschätzt man sie vielleicht, weil sie etwas unscheinbar wirken. Es handelt sich um große, orange Fische mit Schuppen, so hart wie ein Drachenpanzer. Ihre Bewegungen sind grazil und voller Anmut. Sie müssen sogar noch stärker sein als mein Evoli! Ich glaube ein Fischer den ich mal gefragt habe, nannte sie Karpadoffs oder so ähnlich.“ das Mädchen brach kurz ab, legte nachdenklich einen Finger an den Mund und versuchte sich die Worte des Mannes ins Gedächtnis zu rufen. Er hatte gelacht, als sie ihn nach der Bestie gefragt hatte, aber es war sicher ein verzweifeltes, ängstliches Lachen gewesen, um seine Furcht vor den Monstern zu überspielen. Als sie fortfuhr, steigerte sie sich mehr und mehr in ihre überschwängliche Begeisterung hinein, mit der sie hoffte selbst ihren Bruder mitzureißen. „Oder auch Karpadors, ich erinnere mich nicht mehr genau. Es war jedenfalls ein wirklich beeindruckender Name, genau passend für sie. Stellt euch nur mal vor, was wir mit einer eigenen Armee aus diesen Karpadors machen könnten! Wir wären die Herrscher jedes Flusses in ganz Japan, wir könnten sogar die Meere beherrschen und damit die ganze Welt! Eine Karpadorflotte könnte Japan nicht nur einen, es könnte Japan zum mächtigsten Reich unter dem Himmel machen!“ Arakawa beendete ihren kleinen Vortrag damit, voller Begeisterung die anderen anzustarren und gespannt auf ihre überschwänglichen Reaktionen zu warten. Vor allem, konnte sie es kaum erwarten, von ihrem älteren Bruder für diesen Vorschlag gelobt zu werden. Sie würde ihm beweisen, dass sie ein würdiger Daimyo war, und sich mindestens auf einer Stufe mit ihm befand.
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 2 – Hilfe! Meine Schwester hält eine Karpadorflotte für eine gute Idee:


Nach Arakawas kleinem Vortrag herrschte eine Weile lang schweigen im Raum. Tanigawa nutzte die Zeit um sich verzweifelt die Augen zu reiben und sehnsüchtige Blicke auf Hinatas Katana zu werfen. Es war eine Sache seiner Schwester dabei zu helfen Mino gegen die Oda zu verteidigen, er konnte nämlich einsehen dass er eventuell ein klein wenig Schuld an der ganzen Sache war. Da hatte er jedoch noch nicht erwartet das es dermaßen katastrophal um die Pokemon-Kentnisse seiner Schwester stand. Vielleicht wäre der Tod doch nicht so schlimm wie er befürchtet hatte, er würde immerhin einen ehrenhaften Tod sterben nachdem er gegen einen überlegenen Feind verloren hatte... und nicht indem er sich vorher lächerlich gemacht hatte indem er versuchte eine Flotte aus Karpador aufzustellen.
„Also? Was denkt ihr?“ fragte Arakawa begeistert und strahlte übers ganze Gesicht während sie ihren Blick von Shiro, über Hinata zu Tanigawa wandern ließ.
„Also...“ begann Shiro zögernd und sah zu den anderen beiden hinüber. „Ähm, ich bin nur eine Dienerin, ich glaube Hinata-dono und Tanigawa-dono sind besser geeignet um darauf zu antworten.“ sagte sie diplomatisch und trat einen Schritt zurück.
„Ich weiß nicht ganz wie ich das sagen soll, Arakawa-dono, aber die Idee ist...“
„Vollkommen dämlich.“ warf Tanigawa ein und fing sich dafür einen vernichtenden Blick von Hinata an. „Weißt du warum der Fischer gelacht hat? Weil er weiß wie nutzlos Karpadors sind, du kannst kaum schwächere und nutzlosere Pokemon finden als diese dämlichen, roten Fische.“
Jedes Wort von Tanigawa schien seine Schwester wie ein Pfeil zu treffen, denn sie zuckte ständig zusammen und fröhliche Miene verschwand nach und nach bis sie eher traurig und schockiert aussah. „A-aber... als ich im Fluss war da hätte es mich fast umgebracht!“
Tanigawa zuckte mit den Schultern. „Du hast gesagt es war vier Jahre her, du warst sehr viel jünger und kleiner als jetzt. Karpadors bestehen größtenteils aus Muskeln und wiegen recht viel, wenn so ein Ding mit voller Wucht in dich rein kracht kann das schonmal wehtun. Aber einen erwachsenen Mann in Rüstung wird es eher nicht aufhalten.“
„Aber wenn wir genug von ihnen sammeln wird es schon reichen damit sie die Oda aufhalten! Wenn erstmal ein paar hundert Karpador gegen einen Samurai krachen bleibt der auch nicht mehr stehen!“
„Achtzig.“
„Wie bitte?“
„Die Oda verfügen über rund achtzig Tauboss, Tauboga und Ibitak. Weißt du was die von deiner Karpadorflotte halten? Die sehen darin ein gefundenes Fressen, die Fische werden zerfetzt bevor eine Schlacht überhaupt beginnt. Na ja, falls die Oda es überhaupt für nötig halten sich darum zu kümmern, ich würde es an ihrer Stelle nicht tun.“ erklärte Tanigawa und verschränkte die Arme vor der Brust. Arakawa starrte ihn zwar aus großen Augen an, aber er dachte nicht einmal daran nachzugeben oder sich für seine Direktheit zu entschuldigen. Wenn sie wollte dass er als ihr Feldherr diente sollte sie sich früh genug damit abfinden dass er ihr sagen würde wann sie einen vollkommen bescheuerten Plan hatte.
Als sie merkte das Tanigawa nichts weiter sagen würde wanderte Arakawas Blick hilfesuchend zu Hinata, die warf Tanigawa einen wütenden Blick zu, seufzte dann jedoch und wandte sich mit einem gezwungenen Lächeln ihrem Daimyo zu. „Ich hätte es nicht ganz so extrem gesagt aber... Tanigawa hat irgendwie recht. Karpador sind nicht gerade mächtig, sie sind mit die nutzlosesten Pokemon die es gibt, jeder würde sich über eine Flotte aus ihnen kaputt lachen. Ich meine, wenn sie gut wären dann würden die Mori sie doch benutzen, oder meinst du etwa die würden eine so gute Möglichkeit ihre Flotte zu stärken ignorieren?“
„Das... daran habe ich nicht wirklich gedacht.“ murmelte Arakawa und senkte geknickt den Blick. Ihr Evoli kam zu ihr hinüber und schmiegte sich mit einem leisen schnurren an ihr Bein, was die Laune der Daimyo zumindest ein wenig anhob. „Also... keine Karpadorflotte?“
„Nein, keine Karpadorflotte.“ sagte Tanigawa, leicht genervt. „Sind wir dann hier fertig? Ich will zu Hanbei und Absol, und ich will meine Sachen wiederhaben. Ich nehme an, ich kriege mein altes Zimmer wieder?“
„Was? Oh... ja, natürlich. Aber wir sind noch nicht fertig, wir müssen noch viel besprechen!“ sagte Arakawa und starrte ihren Bruder aus großen Augen an. „Wir haben keine Zeit zu verlieren um den Schutz von Mino vorzubereiten!“
„Ihr meint um die Fehler Eures Bruders wiedergutzumachen.“ meinte Hinata mit einem giftigen Unterton in der Stimme.
„Natürlich, das weiß ich. Aber dafür brauche ich nun einmal Hanbei und meine Sachen. Wie soll ich ohne Hanbei an einer so wichtigen Besprechung teilnehmen? Ich mache dir einen Vorschlag, du schickst Hinata los um die verbliebenen Ratgeber zusammenzusuchen während ich mit Shiro Hanbei und Absol holen gehe. In einer Stunde treffen wir uns dann wieder hier und fangen mit der Besprechung an. Wie klingt das für dich, Arakawa?“ fragte er und schaffte es tatsächlich halbwegs freundlich zu lächeln.

Arakawa dachte eine Weile lang nach und ließ ihren Blick dann kurz zu Hinata wandern. „Und du wirst mir wirklich dabei helfen Mino zu verteidigen?“
„Natürlich, ich habe nicht gerade eine große Wahl.“ meinte Tanigawa und zuckte mit den Schultern. „Immerhin war es nicht geplant dass die Oda oder jemand anderes darüber herrschen.“
„Und du wirst mich wirklich ausbilden?“
„Ja... werde ich. Zusammen mit Hanbei, ein Schüler mehr oder weniger stört schon nicht.“ meinte er seufzend. „Also? Was ist jetzt?“
„Gut, wir werden es so machen wie du gesagt hast... du versprichst dass du nicht abhauen wirst?“
„Ich schwöre es, auf meine Partnerschaft mit Absol und auf Bishamon.“ sagte Tanigawa mit todernster Miene und legte sich eine Hand auf die Brust über dem Herzen.
„Dann darfst du jetzt gehen, Shiro wird dich zur Zelle führen und zu deinen restlichen Sachen.“
„Arakawa-dono!“ entfuhr es Hinata schockiert und sie trat einen Schritt vor ihre Herrin. „Denkt noch einmal darüber nach! Tanigawa hat uns schon einmal verraten, wie könnt Ihr ihm da einfach so trauen? Nur weil er es geschworen hat? Leute wie er brechen ihre Schwüre wie es ihnen beliebt!“
„Wie schön dass du mich so gut kennst um darüber urteilen zu können, Hinata.“ sagte Tanigawa trocken. „Ich habe immer das getan, was ich für das beste für Mino hielt. Nicht mehr und nicht weniger und das ist die Wahrheit. Ob du das glaubst, oder dir lieber weiter einreden willst das ich ein Verräter bin der jedem ohne Grund ein Messer in den Rücken jagt ist deine Wahl. Shiro? Bringe mich bitte zu den Zellen.“ meinte er dann und wandte sich von Hinata und Arakawa ab.
„Natürlich, sofort Tanigawa-dono.“ sagte Shiro, verbeugte sich vor den anderen Mädchen und folgte Tanigawa dann aus dem Thronsaal hinaus.

Eine Weile lang gingen die beiden schweigend nebeneinander durch das Schloss und Tanigawa entging dabei nicht dass die Dienerin ihn dabei förmlich mit neugierigen Blicken zu durchbohren schien. Nach ein paar Minuten hatte er genug davon, räusperte sich und wandte den Blick zu Shiro. „Du bist also neu hier, ja? Was hast du gemacht bevor du zur Dienerin von Arakawa wurdest?“ fragte er und bemühte sich somit zumindest das Schweigen zu brechen, wenn er schon gegen die Blicke nichts machen konnte.
Shiro senkte leicht beschämt den Kopf ehe sie antwortete. „Ich bin auf der Straße aufgewachsen, Tanigawa-dono. Vor ein paar Jahren hat man mich dann hier im Schloss aufgenommen und angefangen mich zur Dienerin auszubilden. Keine besonders aufregende Geschichte, fürchte ich.“
„Das haben die wenigsten Menschen.“ meinte Tanigawa, leicht abwesend und strich sich durch das Haar. „Wo sind meine Sachen eigentlich? Auch im Kerker?“
„Nein, in der Waffenkammer. Wollt Ihr zuerst dorthin?“
„Ja, ich fühle mich so nackt ohne den Rest meiner Ausrüstung.“
Nach diesen Worten kehrte wieder Schweigen ein, bis die beiden die Waffenkammer erreichten und Shiro vor ihm den Raum betrat um mit den Wachen dort zu reden. Als sie wieder zu Tanigawa kam hielt sie ein kleines Bündel in ihren Händen. „Ähm, ich fürchte das ist alles was Euch gehörte, Tanigawa-dono. Ich weiß nicht wo der Rest gelandet ist, aber ich kann sofort veranlassen dass danach gesucht wird.“
„Das wird nicht nötig sein, alles ist da.“ sagte Tanigawa leise lachend und nahm das Bündel entgegen. Allem voran war da sein schwarzer Kapuzenumhang, den er sich sogleich anlegte um sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen. Neben dem Umhang gab es nur noch ein paar schwarzer Lederhandschuhe die der Feldherr vorerst wegsteckte, zusammen mit dem letzten Gegenstand, einem kleinen, mit Stahl verstärktem Fächer, ein sogenannter Tessen.
„Huch? Das war wirklich alles?“ fragte die Dienerin verwirrt. „Als Ihr gesagt habt, dass Ihr Euch nackt fühlt dachte ich... na ja, dass etwas mehr fehlen würde.“
„Ach? Mir ging es nur darum.“ meinte Tanigawa und deutete auf seine Kapuze. „Aber egal, lass uns weitergehen. Hanbei macht sich bestimmt schon Sorgen um mich.
„Was? Oh, natürlich. Mir nach, Tanigawa-dono.“ sagte Shiro und setzte sich wieder in Bewegung, mit Tanigawa neben sich der schon weitaus bessere Laune hatte als vor wenigen Augenblicken. „Wer ist eigentlich Hanbei? Also, was ist sie für Euch? Ich habe sie nur kurz gesehen als sie in die Zelle gebracht wurde. Sie sah noch so jung aus.“
Tanigawa blinzelte kurz verwirrt und runzelte die Stirn, brach dann jedoch in Gelächter aus. „Oh... oh! Du denkst...“ meinte er, brach jedoch ab um weiter zu lachen.
Shiro war inzwischen stehen geblieben und sah den Feldherren verwirrt an. „Ist etwas? Was ist so komisch?“
„Nein, nichts. Schon gut, du wirst es früh genug merken. Lass uns weitergehen, ich werde mein bestes tun um deine Frage zu beantworten.“ sagte Tanigawa und dachte kurz nach. „Also mal sehen, Hanbei ist... einer der wenigen Menschen die ich jemals als Schüler akzeptiert habe und akzeptieren werde. Wir haben uns vor vier Jahren in der Stadt getroffen, während eines kleinen Shogi-Turniers. Es war das erste mal dass ich im Shogi kurz vor der Niederlage stand. Das hat mich dermaßen beeindruckt dass ich Hanbei mit ins Schloss genommen habe.“
„Vor... vier Jahren? Wie alt ist sie überhaupt?“
„Hm... 11? Vielleicht auch 12 Jahre, aber ich glaube 11.“ meinte Tanigawa und zuckte mit den Schultern. „Wir wissen es nicht wirklich.“
„Ihr meint also dass sie mit sieben Jahren kurz davor stand Euch zu besiegen?“
„Oh ja, Hanbei ist ein kleines Genie.“
„Jetzt verstehe ich warum sie unbedingt beim Treffen dabei sein muss.“ murmelte Shiro. Während des Gesprächs hatten sie die Kerker erreicht und die Dienerin sprach mit einem der Wächter, der Tanigawa einen misstrauischen Blick zuwarf, dann jedoch verschwand um die Gefangenen freizulassen.

Keine fünf Minuten später war er wieder da und mit ihm kamen zwei Pokemon und ein augenscheinlich kleines Mädchen. Das erste Pokemon ging Tanigawa ungefähr bis zur Hüfte, hatte vier Beine und weißes Fell, sowie einen schwarzen, sensenartigen Schwanz und einen ähnlichen Auswuchs als eine Art Horn am Kopf. Es war Absol, das Pokemon welches Tanigawa seit mehr als zehn Jahren begleitete und mit ihm schon so einige Schlachten und Scharmützel überstanden hatte. Beim zweiten Pokemon handelte es sich um Trasla, ein seltsames Pokemon in einer Art weißem Kleid und einem viel zu großen, grünen Helm der das Gesicht des Pokemon verdeckte, Trasla selber ging Tanigawa gerade einmal zu den Knien. Das Mädchen war zwar wesentlich größer als ihr Trasla, aber nicht viel größer als Absol, hatte kurze, braune Haare die ihr nicht einmal bis zu den Schultern gingen, große, grüne Augen und trug einen himmelblauen Kimono der von violetten Mustern, die wie Lilienblüten aussahen, geschmückt war.
„Nii-chan!“ rief Hanbei, mit Tränen in den Augen und rannte förmlich an der Wache vorbei um Tanigawa anzuspringen und ihn zu umarmen. „I-ich dachte schon ich sehe dich nie wieder und dass du hingerichtet wurdest! I-ich meine, ich kenne Arakawa-nee, aber trotzdem war ich mir nicht ganz sicher und ich...“
Tanigawa unterbrach Hanbeis Redefluss indem er lächelte und durch das Haar seines Schülers strich. „Keine Sorge, ich habe dir doch gesagt das alles gut wird, oder?“
„J-ja, aber trotzdem...“
„Jetzt ist ja alles in Ordnung. Wir können später reden, vorerst müssen wir zurück zum Thronsaal.“
„Was? Warum denn das?“
„Nun... sagen wir so, es ging nicht ganz wie geplant.“ meinte Tanigawa und verzog das Gesicht. „Arakawa hat mir nicht den Thron überlassen... aber sie hat mich begnadigt, solange ich für sie arbeite, als Feldherr.“ erklärte er und seufzte. „Und wie geht es dir, Absol?“ fragte Tanigawa, während er Hanbei von sich schob und sich hinkniete um auf Augenhöhe mit seinem Pokemon zu sein. Das Absol knurrte zufrieden, schloss die Augen und rieb seine Wange gegen den Handrücken seines Herren. „Dann bin ich ja beruhigt, du hast heute gute Arbeit geleistet. Halte noch ein wenig durch, dann kannst du schlafen, ja? Ich will dich dabei haben, alleine damit Hinatas Vulnona mich nicht so dämlich anknurrt.“ Absol ließ ein leises Fauchen hören, nickte dann jedoch. „Wunderbar... Hanbei? Gehe schon einmal vor mit Absol und bereite alles vor, ja?“
„Natürlich, Nii-chan. Das selbe wie immer?“
„Das selbe wie immer.“
„Wird gemacht!“ rief Hanbei enthusiastisch, rief Absol zu sich und verschwand dann mit ihm und Trasla in Richtung Thronsaal.
„Ihr zwei habt etwas gemeinsam.“ sagte Tanigawa plötzlich und drehte seinen Kopf zu Shiro, während sie ebenfalls zurück zu Arakawa gingen.
„Oh? Was denn?“
„Hanbei war auch nur ein einfaches Straßenkind als wir uns begegnet sind.“ meinte Tanigawa schulterzuckend. „Um ehrlich zu sein finde ich es faszinierend, wenn ich Hanbei nicht kennen würde hätte ich niemals gedacht das einfache Menschen so seltsam und doch so genial sein können. Aber das ist ja jetzt auch egal, ich wollte damit eigentlich sagen, dass es keine Rolle spielt ob ein Mensch adlig ist, von Bauern oder gar von Dieben abstammt.“ meinte Tanigawa seufzend. „Ich weiß dass viele Adlige auf Leute wie dich hinabsehen und euch ignorieren oder unterdrücken, Idioten wenn du mich fragst. Deswegen bin ich froh dass Arakawa nicht zu so einer Adligen geworden ist, es besteht zumindest ein wenig Hoffnung für sie.“
„Ähm... wollt Ihr damit etwas bestimmtes sagen?“
„Nein... eigentlich nicht.“ murmelte Tanigawa kopfschüttelnd. „Es war nur ein langer Tag und ich bin erschöpft... die Idee mit der Karpadorflotte hat mich einiges an mentaler Kraft gekostet.“
„Ich bin mir sicher Arakawa-dono meinte es nur gut.“ sagte Shiro, musste jedoch ein Kichern unterdrücken.
„Oh, da bin ich mir auch sicher. Aber das macht die ganze Sache nicht unbedingt besser... egal.“ meinte Tanigawa als sie den Eingang zum Thronsaal erreicht hatten. „Du kommst nicht mit rein?“
Shiro schüttelte den Kopf. „Ich werde Euer Zimmer vorbereiten und dann hier auf das Ende des Treffens warten.“
„Also gut, dann bis später.“ sagte Tanigawa und sah zu wie Shiro sich zum Abschied verbeugte und dann davon ging um sein Zimmer herzurichten. Tanigawa tat einen letzten, tiefen Atemzug und betrat dann den Thronsaal, während er innerlich betete nicht noch mehr 'genialen' Ideen seiner Schwester ausgesetzt zu werden.

„Tanigawa... ich hoffe das hier war nicht der unglaublich wichtige Grund warum Hanbei am Treffen teilnehmen musste.“ sagte Hinata mit verschränkten Armen und durchbohrte Tanigawa förmlich mit ihren Blicken. Der Feldherr saß zusammen mit Hinata, Arakawa und Hanbei an einem kleinen, flachen Tisch in der Mitte des Thronsaals, anscheinend gab es keine weiteren Feldherren oder Berater mehr, sie alle waren während des Kriegs gefallen. Auf dem Tisch lagen mehrere Karten ausgebreitet auf denen farbige Holzklötze Truppenlager und Festungen markierten. Außerdem standen ein Teller mit Dango und vier Tassen mit Grünem Tee auf dem Tisch, von Hanbei serviert und zubereitet. In der Nähe des Tisches lagen Absol und Vulnona gegenüber einander auf dem Boden und musterten sich mit kalten, kalkulierenden Blicken, während Evoli und Trasla zusammen in der Nähe saßen, aus einer Schale aßen und, zumindest in Evolis Fall, nervöse Blicke zu den größeren Pokemon warfen.
„Mhm, doch ist es.“ meinte Tanigawa und trank einen Schluck Tee. „Ohne Dango und Tee kann man das Treffen hier gleich vergessen, und niemand macht bessere als Hanbei.“ sagte er mit einem Schulterzucken, woraufhin Hanbei glücklich lächelte und sich an den Arm des Feldherren klammerte.
„Tanigawa, wenn du uns hier einfach nur zum Narren halten und Zeit für deine Oda-Freunde herausschinden willst, dann...“
„Meine Güte, Arakawa. Was hast du Hinata denn zu Essen gegeben? So war sie früher doch nie drauf.“ meinte der Feldherr, leicht genervt und wandte sich an seine Schwester. Er konnte durchaus verstehen dass er für Hinata ein Verräter war, aber irgendwann reichte es dann auch mal.
„Ähm... ich finde wir sollten uns jetzt erst einmal alle beruhigen und tief durchatmen.“ versuchte Arakawa zu schlichten, ehe Hinata noch etwas sagen konnte. „Tanigawa, du musst Hinata verstehen, immerhin hat dein Verrat uns hart und unerwartet getroffen. Und du Hinata, musst dich auch ein wenig beruhigen, Tanigawa kämpft jetzt für uns und ich bin mir sicher er hat es nur gut gemeint als er Hanbei darum gebeten hast das alles hier vorzubereiten.“ sie ließ ihren Blick noch ein wenig zwischen den beiden hin und her wandern und als niemand Anstalten machten weiter zu streiten lächelte sie ein wenig. „Sehr gut, dann kann das Treffen ja beginnen. Am Anfang sprechen wir am besten noch einmal über die Karpadorflotte!“ sagte sie begeistert und Tanigawa stöhnte innerlich auf. Anscheinend hatte sie ihren verrückten Plan doch nicht so schnell aufgegeben wie erhofft.
„Karpadorflotte?“ fragte Hanbei im Flüsterton an Tanigawa gewandt und warf einen besorgten Blick zu Arakawa. „Hat Arakawa-nee einen Schlag auf den Kopf bekommen?“
„So etwas in der Art, ja. Sie hatte ein traumatisches Erlebnis mit einem Karpador und ist seither der Meinung dass sie mächtige und unbesiegbare Pokemon sind.“ murmelte Tanigawa kopfschüttelnd zurück.
„Worüber flüstert ihr da?“ fragte Arakawa.
„Über deinen Vorschlag, und wir sind zu einer Einigung gekommen. Er ist noch immer vollkommen dämlich und eine komplette Verschwendung von Zeit und Truppen, falls wir ihn jemals durchführen sollten.“ sagte Tanigawa, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Gnade.

„Ähm... Nii-chan war vielleicht ein wenig gemein und direkt, aber es stimmt, eine Karpadorflotte ist keine gute Idee.“ warf Hanbei ein und schenkte der deprimiert dreinblickenden Arakawa ein Lächeln. „Vor allem besteht das Risiko, dass sich die Karpador irgendwann entwickeln und dann haben wir einen Haufen Garados am Hals die man kaum kontrollieren kann, das wollen wir doch nicht, oder?“
„G-garados? D-doch nicht etwa diese riesigen, unheimlichen, bösartigen Wasserschlangen, oder?“ fragte Arakawa und schluckte nervös.
„Doch, genau die.“ sagte Tanigawa seufzend. „Die Mori haben mal versucht eine Flotte mit ihnen zu verstärken, es war eine Katastrophe. Sie sind durchgedreht und haben mehr Schaden bei den Mori angerichtet als bei den Piraten die sie angegriffen haben. Und wenn die Mori sie schon nicht kontrollieren konnten werden wir es erst recht nicht schaffen, vor allem weil sie nur sieben Garados hatten, du hättest dann hunderte am Hals, in einem kleinen Fluss gefangen den sie schnellstmöglich verlassen werden. Sollten sich deine Karpador also jemals entwickeln wirst du Mino schneller verwüsten und verlieren als wenn du das Heer der Oda ohne Gegenwehr einlässt um zu plündern.“ Möglicherweise übertrieb Tanigawa ein klein wenig als er von der drohenden Katastrophe sprach, immerhin müssten die Karpador erstmal ein paar Kämpfe gewinnen bevor sie zu Garados werden konnten, aber wenn es half die Idee mit der Flotte zu verhindern war alles gerechtfertigt. Selbst Hinata schwieg, obwohl sie sehr genau wusste wie schwierig es sein würde die Karpadors erst einmal zu Garados werden zu lassen. Zumindest schien sie nicht ihren Verstand verloren zu haben, sehr zu Tanigawas Beruhigung.
„Also gut... daran habe ich auch nicht wirklich gedacht. Dann also... keine Karpadorflotte?“ fragte Arakawa zögerlich und sah von Tanigawa zu Hinata und wieder zurück.
„Ganz genau, keine Karpadorflotte.“ sagte Tanigawa. „Da wir das jetzt geklärt haben, könnten wir vielleicht zu einem etwas wichtigeren Thema kommen. Namentlich der Verlust des Mino-Triumvirats.“ sagte Tanigawa und rieb sich die Augen. „Ich muss zugeben, der Teil lief überhaupt nicht wie geplant, ich hätte nie gedacht dass alle drei während der Schlacht sterben. Eigentlich hatte ich mit Nobunaga vereinbart dass sie am Leben gelassen werden, aber anscheinend hatte er andere Pläne. Wir müssen die drei so schnell wie möglich ersetzen. Ich kann zwar Mino verteidigen, aber ich stehe momentan vollkommen alleine gegen mehrere fähige Generäle, wir sollten eventuell versuchen ein paar Männer von anderen Clans abzuwerben.“ sagte Tanigawa und strich sich übers Kinn.
„Sieht es denn wirklich so schlimm aus?“ fragte Arakawa und warf einen Blick auf die Karte. „Ich meine, die Oda führen doch erst einmal Krieg mit den Imagawa, oder nicht?“
„Mhm, tun sie.“
„Na dann ist das alles doch nicht so schlimm wie befürchtet.“ meinte Arakawa strahlend und klatschte in die Hände. „Imagawa Yoshimoto hat eines der größten Heere die es gibt! Sie wird schon gegen Nobunaga gewinnen!“
„Es mag sein dass Yoshimotos Heer größer ist als das von Nobunaga, aber das heißt nichts. Yoshimoto ist ein hochnäsiges, unerträgliches Mädchen in deinem Alter die keinerlei Erfahrung mit Krieg hat und eine schlechte Heerführerin ist. Die größte Stärke die sie hat sind ihre Vasallen, allen voran Motoyasu Matsudaira.“ Tanigawas Miene verfinsterte sich schlagartig als er den Namen aussprach und er ballte die Fäuste.
Hanbei legte sofort beruhigend eine Hand auf seinen Arm. „Nii-chan, nicht daran denken! Am besten du vergisst sie gleich wieder, außerdem bin ich mir sicher dass sie es nicht so gemeint hatte! Ich bin mir sicher sie wollte dich nicht beleidigen!“
„Ähm... wer ist diese Motoyasu?“ fragte Arakawa und sah zu Hinata hinüber, die jedoch nur mit den Schultern zuckte.
„Ein kleiner, mieser, intriganter Tanuki!“ fauchte Tanigawa und schlug mit den Händen auf den Tisch, woraufhin Evoli, Hanbei, Trasla und Arakawa zusammenzuckten. „Sie war es die diesen ganzen Krieg angezettelt hat, da bin ich mir sicher! Sie und ihr verdammter Schoßhund, Hattori Hanzo!“
„Nii-chan, beruhige dich.“ murmelte Hanbei und tatsächlich holte Tanigawa einmal tief Luft und war zumindest ein wenig ruhiger.
„Schon gut... also zurück zum Thema. Ich bin mir sicher das Nobunaga den Krieg gegen die Imagawa gewinnen wird und danach wird er sich Mino holen. Wir müssen uns gut darauf vorbereiten, also hört gut zu. Ich werde euch das wichtigste über die Oda erzählen. Fangen wir mit Nobunaga an, er ist ein verrückter, junger, ambitiöser Mistkerl der vor nichts zurückschreckt um seine Ziele zu erreichen.“
„Kommt mir bekannt vor.“ murmelte Hinata, wurde jedoch von Tanigawa ignoriert.
„Auf dem Begräbnis seines Vaters verstreute er die Asche des Toten und behauptete großspurig er würde Japan erobern und vereinen, leider ist es durchaus möglich dass er es schafft. Er liebt die westliche Kultur und benutzt einige westliche Pokemon und Waffen der Nanban.“ er warf einen kurzen Blick zu Arakawa, welche noch immer in einem Kleid dasaß und seufzte. „In dem Punkt seid ihr euch leider ziemlich ähnlich. Aber egal, Nobunaga ist nicht das größte Problem, sondern sein Gefolge. Zum einen haben wir da Toyotomi Hideyoshi, er ist ein... Hanbei? Wie kann man das am besten sagen?“
„Er ist ein Trottel.“ sagte Hanbei lächelnd.
„Mhm, ja. Er ist ein Trottel.“
„Und warum ist er dann so ein großes Problem?“ fragte Hinata verwirrt.
„Ganz einfach, er ist zwar normalerweise ein Trottel, aber in der Schlacht wird er zum genialen Heerführer. Außerdem hat er, trotz seiner Idiotie, manchmal ein paar geniale Gedankenblitze und Ideen auf die niemand anderes kommen würde. Das zweite Problem ist das Taktiker-Duo der Oda, Niwa Nagahide und Akechi Mitsuhide. Vor allem letzterer ist ein unausstehlicher, kaltherziger Mistkerl der eher sterben würde als jemals seine Gefühle zu zeigen.“
„Kommt mir auch bekannt vor.“
„Aber dafür ist er nicht unbedingt loyal gegenüber Nobunaga, wenn wir es schaffen könnten ihn auf unsere Seite zu ziehen wäre das ein großer Vorteil.“ sagte Tanigawa und warf einen vernichtenden Blick zu Hinata hinüber.

Eine Weile lang schwiegen alle, dann meldete sich Arakawa wieder zu Wort. „Und was ist das dritte Problem?“
„Ah ja, natürlich. Das dritte, und meiner Meinung nach größte, Problem ist Shibata Katsuie.“ meinte Tanigawa und seufzte. „Sie ist mit Abstand die beste Kriegerin die ich je gesehen habe, Gerüchten zufolge kann sie es sogar mit Uesugi Kenshin aufnehmen. Seitdem Nobunaga seinen Bruder hingerichtet hat, unter dem sie einst gedient hat, ist sie treue Heerführerin der Oda und praktisch eine Einmannarmee... oder Einfrauarmee. Sie hat mit ein paar Dutzend Samurai die gesamte rechte Flanke von Nobunagas Armee aufgehalten als dieser gegen seinen Bruder gekämpft hat. Außerdem habe ich sie bei Übungskämpfen beobachtet, sie nimmt es mit dutzenden Gegnern auf, sowohl Menschen als auch Pokemon. Wenn sie in eine Schlacht eingreift kann man nicht mehr durch rohe Stärke gewinnen, man braucht eine gute Strategie um mit ihr fertigzuwerden. Noch besser wäre es zu verhindern dass sie überhaupt an der Schlacht teilnimmt.“
„Und was werden wir machen?“ fragte Arakawa.
„Kein Problem, ich werde sie auf dem Schlachtfeld besiegen.“ sagte Hinata voller Überzeugung und lächelte Arakawa an. „Macht Euch keine Sorgen, Arakawa-dono, ich werde sie schon besiegen.“ Als Tanigawa plötzlich anfing zu lachen runzelte Hinata die Stirn und wandte ihren Kopf zu ihm. „Was ist so lustig?“
„Oh nichts, nichts. Versuche ruhig mit ihr zu kämpfen, aber wenn dann nur auf eigene Gefahr. Und bitte nicht wenn die Schlacht noch nicht entschieden ist, ich würde ungern Truppen abstellen müssen um deine Leiche zu bergen.“ sagte Tanigawa mit kalter Stimme und einem gehässigen Grinsen im Gesicht.
„Was soll das heißen? Glaubst du etwa, ich bin irgendein schwächliches Mädchen das noch nie einen Kampf gesehen hat? Du unterschätzt mich, und zwar gewaltig!“
„Nein, ich bin mir sicher dass ich deine Stärke ganz gut einschätze, du unterschätzt Katsuie. Du hast sie noch nie gesehen und denkst trotzdem dass du sie problemlos besiegen kannst.“ sagte Tanigawa, vollkommen unbeeindruckt von den wütenden Blicken die Hinata ihm zuwarf. „Das ist der schnellste Weg ins Grab, also würde ich empfehlen dass du dieses Verhalten so schnell wie möglich ablegst. Denn wie ich schon sagte, ich will keine Truppen abstellen müssen um deine Leiche zu bergen.“ meinte Tanigawa, dieses mal jedoch mit leiser Stimme und ohne irgendeine Art von Lächeln im Gesicht.
„Was wäre dann dein Vorschlag?“ fragte Arakawa nach einer Weile und rutsche ein wenig nervös hin und her. Es gefiel ihr überhaupt nicht wie Tanigawa von dieser Katsuie redete, war sie wirklich eine so mächtige Kriegerin?
„Wir sorgen dafür dass sie die Seiten wechselt.“ meinte Tanigawa schulterzuckend. „Sie gehört zwar zu den loyalsten Kriegern der Oda, aber ich weiß dass es ihr nicht gefällt wie Nobunaga sich entwickelt. Wie genau wir sie dazu bringen für uns zu kämpfen weiß ich leider noch nicht.“ meinte er seufzend. „Aber eins nach dem anderen würde ich sagen. Vorerst ist es am wichtigsten mehr über den Verlauf des Krieges zwischen Oda und Imagawa zu erfahren. Ich erwarte einen meiner Agenten und werde dann mehr darüber wissen.“
„Wann hast du diesen Agenten dahin geschickt?“ fragte Hinata misstrauisch.
„Vor ein paar Wochen, ich habe ihn darum gebeten die Imagawa zu beobachten, oder besser gesagt um Motoyasu zu beobachten. Ich habe ihr nie wirklich getraut. Zurecht wie sich jetzt zeigt, aber egal. Das war vorerst genug über die Oda, wie steht es mit unseren Truppen?“ fragte er an Hinata gewandt.
„Dank dir nicht gerade gut.“ meinte diese kühl, auf einen auffordernden Blick von Arakawa hin seufzte sie jedoch und ließ sich dazu hinab ein wenig mehr zu sagen. „Also gut, wir haben noch ungefähr 8.000 Soldaten und 1.500 Pokemon, 3.000 Pokemon wenn wir die verletzten mitzählen. Wir könnten vielleicht noch einmal 5.000 Männer einberufen, aber das wird eine Weile dauern, wenn das also der Plan ist sollten wir sofort damit anfangen.“
„Dann machen wir das, wir brauchen so viele Leute wie möglich wenn wir gegen die Oda bestehen wollen. Und dann gibt es da noch ein Problem.“ meinte Tanigawa und deutete auf einen Punkt auf der Karte. „Nämlich diese Stelle hier im Fluss.“ sagte er.
„Die Insel? Was ist damit?“ fragte Hinata.
„Man kann sie sowohl von Mino als auch von Owari aus leicht erreichen, weil das Wasser dort nicht allzu tief ist. Außerdem ist sie recht groß und liegt offiziell auf der Seite des Flusses die den Oda gehört.“
„Und weiter?“
„Sollte es den Oda jemals gelingen dort eine Festung oder auch nur ein kleines Fort zu bauen haben wir ein Problem. Dann hätte Nobunaga einen Außenposten direkt vor diesem Schloss hier, ohne das wir wirklich etwas dagegen machen könnten. Daher würde ich empfehlen sofort anzugreifen, wenn die Oda etwas in die Richtung versuchen, ganz egal ob wir Krieg oder Frieden haben. Wir dürfen es nicht zulassen dass sie dort eine Festung haben.“
„Warum bauen wir dann nicht selber eine?“ fragte Arakawa.
„Wie gesagt, diese Seite gehört offiziell den Oda. Sie haben zwar Mino angegriffen, aber das war nur um den ihrer Meinung nach rechtmäßigen Erben zu unterstützen. Jetzt wo ich gefangen bin haben sie keinen offiziellen Grund mehr den Krieg fortzuführen, wahrscheinlich werden sie bald einen Boten schicken um über Frieden zu verhandeln, zumindest offiziell. Wie steht es eigentlich um die Schatzkammer?“
Nun folgten knappe zwei Stunden gefüllt mit langweiligen Gesprächen über Steuern, Ernten und alles mögliche Zeug für das sich Tanigawa gerade überhaupt nicht interessierte. Daher kam es ihm sehr gelegen als Hanbei plötzlich leise gähnte und sich streckte.
„Nii-chan? Ich bin müde, könnten wir vielleicht Morgen weitermachen?“
„Eine sehr gute Idee, was meint ihr beide?“ fragte Tanigawa an seine Schwester und ihre Leibwächterin gewandt.
„Ich denke das ist eine ganz gute Idee.“ meinte Arakawa lächelnd und unterdrückte ein Gähnen. Sie war selber müde geworden und wollte schon vorschlagen das Treffen für Heute zu beenden.
„Nun... wenn Arakawa-dono der Meinung ist, das es für heute reicht habe ich auch nichts dagegen.“
„Wunderbar, ich werde mich dann auf mein Zimmer begeben... hast du ein Zimmer für Hanbei vorbereiten lassen?“
„Natürlich, seines ist direkt neben deinem.“
„Gut, dann...“
„Nii-chan?“ fragte Hanbei plötzlich, wurde ein wenig rot und klammerte sich an Tanigawas Ärmel. „Kann ich... kann ich heute Nacht in deinem Zimmer schlafen?“
„Hanbei... ich dachte wir haben schon darüber geredet, du musst lernen alleine zu schlafen, alt genug bist du dafür.“
„A-also darf ich nicht?“ fragte Hanbei und starrte Tanigawa aus großen Augen an.
Dieser zögerte eine Weile, wandte dann jedoch den Blick ab und seufzte. „Also gut, du darfst bei mir schlafen, aber nur Heute, verstanden?“
„Moment!“ warf Arakawa ein und sprang mit schockiertem Gesichtsausdruck auf. „So geht das nicht!“
„Hm? Was meinst du?“
„Ich weiß das Hanbei noch jung ist... aber das gehört sich trotzdem nicht! Wir können nicht einfach ein Mädchen und einen jungen Mann zusammen schlafen lassen! Wo kämen wir denn da hin?“

„Und wo liegt das Problem?“ fragte Tanigawa, leicht verwirrt, ehe ihm etwas aufging und er wieder anfing zu lachen, während Hanbei mit deprimierter Miene neben ihm saß. „Moment... du denkst das Hanbei ein Mädchen ist?“
„Was?“ kam es von Arakawa und Hinata gleichzeitig. Ihre Blicke wanderten zu Hanbei. „Ähm... ja?“
„Nii-chan... ich wusste es.“ murmelte Hanbei und schien kurz davor zu stehen zu weinen. „S-sie denken wirklich ich bin ein Mädchen!“
„Ja... ich sehe es. Nur zu eurer Information, Hanbei ist ein Junge.“ sagte Tanigawa und musste sich beherrschen um nicht wieder laut zu lachen als er die verwirrten und ungläubigen Blicke der beiden Mädchen sah.
„Aber... aber er trägt Frauenkleider!“ sagte Arakawa und deutete auf Hanbei.
„Ich weiß, deswegen wurde er von seiner Familie verstoßen und ist auf der Straße gelandet, wo ich ihn gefunden habe.“ meinte Tanigawa und zuckte mit den Schultern.
„Nii-chan hat sofort gemerkt das ich ein Junge bin.“ murmelte Hanbei, an niemand bestimmten gewandt. „Warum denken immer alle ich bin ein Mädchen?“
„Moment... du willst nicht für eine Mädchen gehalten werden?“
„Natürlich nicht! Warum sollte ich das wollen?“ fragte Hanbei verwirrt.
„Aber... warum trägst du dann diese Sachen?“
„Weil sie niedlich sind!“ antwortete der Junge und strahlte übers ganze Gesicht.
Arakawa öffnete den Mund und sah so aus, als wenn sie noch etwas sagen wollte, schloss ihn dann jedoch wieder und schüttelte den Kopf. „Ich bin zu müde um mich Heute damit herumzuschlagen... ich glaube ich gehe jetzt schlafen. Wir sprechen uns Morgen, gute Nacht Tanigawa und... Hanbei.“ murmelte Arakawa, hob ihr Evoli auf und ging auf die Tür zu.
„Gute Nacht, Hanbei.“ sagte Hinata, stand ebenfalls auf und folgte mit Vulnona ihrer Herrin, ohne Tanigawa eines Blickes zu würdigen.
„Also gut Hanbei, dann wollen wir mal...“
„Ist euer Treffen endlich vorbei?“ erklang auf einmal eine helle, belustigte Stimme von oben und Tanigawa zuckte zusammen. Als er seinen Blick hob und er sah wer dort kopfüber von den Balken hing stöhnte er sofort auf und schloss genervt die Augen, das hatte ihm gerade noch gefehlt. „Du scheinst dich ja nicht gerade darüber zu freuen mich zu sehen, dabei hast du doch gerade noch von mir geredet.“ meinte die Gestalt mit amüsierten Tonfall und ließ sich geräuschlos vom Balken auf den Boden fallen. Im folgte eine große, braune Ente die eine Lauchstange in der Hand hielt und sich aufmerksam im Zimmer umsah.
„Wie ich sehe rennst du noch immer mit einem Porenta rum.“
„Natürlich! Es gibt kein besseres Pokemon für die beste Kunoichi in Japan!“ sagte die Gestalt, formte zwei Finger zu einem 'V' und und nahm eine Siegerpose ein.
„Kunoichi? Warst du nicht vor ein paar Tagen noch ein Mann?“ fragte Tanigawa verwirrt. Bei der Gestalt vor ihm handelte es sich um Levi Kotaro, einem der besten Shinobi... oder eine der besten Kunoichi von Japan. Bislang wusste noch niemand ob es sich bei ihm um eine sie oder einen... ihn handelte. Levis Aussehen gab auch nicht allzu viele Hinweise her, er oder sie war ein wenig kleiner als Tanigawa, trug ein ärmelloses, weißes Hemd um das ein schwarzes Tuch von wahrhaft riesigen Ausmaßen gewickelt war. Das Tuch ging sogar so weit dass es den Großteil von Levis Gesicht verdeckte und über ihre, oder seine, Schultern nach unten hing. Dazu trug Levi schwarze Lederhandschuhe und schwarze Lederstiefel die bis zu den Oberschenkeln gingen. An den Hüften trug er zwei Wakizashi und er hatte lange, schwarze Haare und braune Augen. Die Haare waren hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden und hingen vorne tief in Levis Gesicht und sorgten zusammen mit dem Tuch dafür dass die gesamte, linke Gesichtshälfte verdeckt war.
„War ich das? Dann eben das perfekte Pokemon für den besten Shinobi in Japan!“ sagte Levi stolz und wiederholte die Siegerpose. „Ach ja, hier für dich Hanbei.“ sagte Levi und warf Hanbei eine Schachtel mit Tako-yaki zu, die dieser mit einem strahlenden Lächeln annahm.
„Vielen Dank, Levi!“
„Gern geschehen.“
„Also gut, Levi... was hast du für Informationen für mich?“
„Sieht nicht gut aus für Imagawa.“ sagte Levi und zuckte mit den Schultern. „Sie hat ihr Heerlager in Okehazama aufgeschlagen und Nobunaga hat es gefunden, leider weiß Imagawa nichts davon. Wird nicht lange dauern bis sie tot ist und die Oda sich wieder auf Mino konzentrieren können.“
„So etwas habe ich schon befürchtet...“ meinte Tanigawa seufzend. Aber plötzlich kam ihm eine Idee. Eine sehr verrückte Idee... aber besser als nichts. Er würde das sobald wie möglich Arakawa gegenüber ansprechen müssen. Aber zuerst hieß es Levi einen neuen Auftrag zu geben. „Danke Levi, du hast deine Arbeit gut gemacht und als Belohnung habe ich auch gleich einen neuen Auftrag für dich, höre mir gut zu, das ist sehr wichtig...“
 
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Vanidar

Novize
3. Diener und Herrscher


Nach der kleinen Versammlung, folgte Shiro ihrem neuen Herren durch die Gänge des Schlosses, wobei sie die ganze Zeit über das Gefühl hatte verfolgt zu werden. Ab und zu drehte sie sich kurz zaghaft um in der Erwartung Hinata und ein dutzend Soldaten hinter sich zu sehen. Die Leibwächterin würde Tanigawa niemals unbeaufsichtigt lassen. Als sie vor dem Zimmer des frischgebackenen Feldherren von Mino ankamen, wartete bereits eine kleine Gruppe aus Kriegern auf sie, die Tanigawa misstrauisch beäugten. Dieser ließ sich davon nicht weiter beeindrucken, sondern schob sich ohne ein Wort von sich zu geben an den Männern vorbei. Gemeinsam mit Hanbei und Shiro betrat er sein altes Zimmer, wo er erleichtert aufatmete.
Kaum hatte Shiro die Tür zugeschoben, als Hanbei auch schon so schnell er konnte an ihnen vorbeihuschte und es sich auf einem der Futons gemütlich gemachte. Absol dagegen, blieb vorerst an der Seite seines Herren stehen. Neugierig sah sie sich in dem Zimmer um. Bisher war sie noch nie hier gewesen. Als sie im Schloss von Inabayama ankam um den Saito zu dienen, hatte Tanigawa sich bereits den Oda angeschlossen und der Raum stand die ganze Zeit über leer. Es überraschte sie, wie spärlich und zurückhaltend das Zimmer eingerichtet war, vor allem, wenn man es mit dem seiner Schwester verglich. In der Mitte lagen zwei Futons ausgebreitet und nicht weit davon entfernt stand ein einfacher Tisch. Die, mit Bildern von verschiedenen Pokemon aus der Region verzierten, Wände waren leer, abgesehen von einem einsamen Waffenständer, der auch nicht in der Lage war den großen Raum auszufüllen. Nur eine Ecke des Zimmers wirkte nicht leer. Dort stand eine Art...Küche, mit Feuerstelle und einigen kleinen Schränken. Wozu auch immer er so etwas direkt in seinem Zimmer brauchte. So weit lag die Schlossküche nicht entfernt, dachte Shiro verwirrt, aber entschloss sich dazu, die kleinen Eigenheiten Tanigawas zu ignorieren.
„Ah, endlich wieder Zuhause! Wurde auch Zeit.“ kommentierte Tanigawa mit inzwischen etwas besserer Laune den Anblick seines Zimmers. Er hatte es vermisst, so wie das ganze Schloss. Bedauerlich nur, dass es nicht als neuer Fürst von Mino hier eintraf, sondern eher als eine Art Gefangener. Hanbei hatte sich in der Zwischenzeit auf seinem Futon ausgebreitet und schien schon zu schlafen.
„Es ist immer schön zurück nach Hause zu kommen. Das freut mich für Euch, Tanigawa-dono.“ sagte sie vorsichtig.
„Ach? Tatsächlich?“ kam es belustigt von Tanigawa, der sie kurz musterte. Irgendwie erwartete er, dass sie noch etwas sagte, oder es sich in einer Ecke gemütlich machte um ihn von dort aus zu beobachten, aber stattdessen, blieb sie nur ruhig stehen und wartete auf seine Befehle. „Ich muss gestehen, dass ich etwas überrascht bin. Eigentlich habe ich erwartet, dass man mir eine etwas...andere Dienerin zur Seite stellen würde.“
„Was für eine Art Dienerin meint Ihr, Herr?“ fragte sie unschuldig nach und blinzelte kurz.
„Jemanden der mich die ganze Zeit über misstrauisch beobachtet und jeden meiner Schritte notiert, oder sich am besten gleich an mich kettet, damit ich auf gar keinen Fall wegrennen oder Unsinn anstellen kann. Aber du wirkst bisher eher überraschend...freundlich, zumindest verglichen mit allen anderen hier im Schloss.“

„Für Paranoia haben wir bereits Hinata, noch mehr Überwachung brauchen wir ganz sicher nicht.“ meinte Shiro schulterzuckend und gelassen.
„Also hast du nicht vor mich zu beschatten?“ Tanigawa legte seinen Tessen auf dem Tisch ab, streichelte kurz über Absols Kopf und beobachtete wie sie kurz mit dem Kopf schüttelte „Schade, und ich hatte darauf gehofft du wärst eine talentierte Kunoichi, die eines Tages versucht mich umzubringen falls ich jemals etwas falsches sage. Zumindest hätte ich irgendeine Art von Vorsichtsmaßnahme erwartet, irgendetwas, um mich daran zu hindern zu machen was immer ich will.“ Aber meine Schwester ist wie immer etwas zu naiv um auf solche Ideen zu kommen, schoss es ihm durch den Kopf. Eigentlich sollte er sich darüber nicht beschweren, immerhin würde es ihm helfen.
„Natürlich, Herr, da bin ich mir sicher. Ihr würdet niemals einen gefährlichen Rivalen frei in Eurem Schloss umherlaufen lassen, aber Eure Schwester sieht das ganze eben ein wenig anders. Sie hat mich auch aufgefordert die Wachen vor der Tür wegzuschicken.“ antwortete Shiro beflissen, darauf bedacht, ihre Herrin nicht zu sehr nachlässig dastehen zu lassen. Hinata würde trotzdem toben, sobald sie bemerkte, dass niemand mehr Tanigawa bewachte.
„Tatsächlich? Das ist sehr...großzügig von ihr.“ antwortete er langsam und nachdenklich. Viel gab er darauf nicht. Selbst wenn die Dienerin recht hatte, würde Hinata es sich nicht nehmen lassen ihn zu überwachen. Wenn nötig, stand sie persönlich in dem Gang draußen Wache um ihm aufzulauern, und auf einen Kampf mit ihr, konnte er gut verzichten. Zwar galt sie nicht als die beste und furchterregendste Schwertkämpferin von ganz Japan, aber trotz ihrer Jugend, besaß auch Hinata schon einen gewissen Ruf. Tanigawa kannte ihre Kampfküste noch gut genug aus eigener Erfahrung, und wollte sich lieber nicht mit ihr anlegen. Er verdrängte sämtliche Gedanken an die hasserfüllte Kriegerin für den Augenblick und wandte sich wieder der geduldig wartenden Dienerin zu. „Was hältst du von meiner Schwester? Ist sie es deiner Meinung nach würdig ein Daimyo zu sein und Mino zu führen?“ fragte er offen heraus, ohne sich darum zu kümmern, dass er gerade mit einer Freundin von Arakawa redete. Entweder sie antwortete ihm ehrlich, oder sie log ihn an, so oder so, er konnte darauf mehr über sie lernen. Da sie von jetzt an mehr Zeit miteinander verbringen würden, wollte er wenigstens wissen, was für ein Mensch sie war, und wie sie dachte.
„Zwar weiß ich nicht viel darüber, wie man ein Fürstentum regiert, Schlachten gewinnt und Menschen anführt, aber...“ unsicher brach Shiro ab, warf einen flüchtigen Blick auf die geschlossene Tür hinter sich, und fuhr dann zögerlich fort „es ist eindeutig, dass Eure Schwester nicht weiß was sie tut. Sie ist zu unsicher für eine Fürstin, und hat keine Ahnung wie sie mit der ganzen Situation umgehen soll. Eigentlich, ist sie genau so, wie euer Vater sie immer haben wollte. Ungefährlich für ihn, aber dafür auch für jeden anderen der versuchen will Mino unter seine Kontrolle zu bringen.“ Als sie verstummte und angespannt auf seine Reaktion wartete, runzelte Tanigawa verwirrt die Stirn und musterte die undurchschaubare Dienerin mit einem Anflug ehrlicher Neugier. Sie hatte gerade absichtlich darauf verzichtet ihre Herrin zu verteidigen, oder in seinen Augen besser dastehen zu lassen, auch wenn das nach der Idee mit den Karpadors sowieso nicht geholfen hätte. Trotzdem hätte sie es versuchen können, irgendwie. Auf seinen überraschten Blick hin, erwiderte sie mit einem Anflug von Arroganz in der Stimme, den sie bisher ziemlich gut verborgen hatte: „Was ist? Haben Euch meine Worte etwa verwirrt? Ich kann die Wahrheit schlecht leugnen. Es ist wie es ist. Und wenn selbst ich das sehe, dann wird es auch unseren Nachbarn aufgefallen sein. Das Verhalten der Oda zeigt deutlich genug wie offensichtlich Arakawa´s Schwäche ist.“
„Da hast du recht.“ murmelte er gedankenverloren vor sich hin „Aber abgesehen von dem Offensichtlichen, interessiert mich etwas anderes über sie. Wie sie ist als Fürstin? Wie behandelt sie ihre Untergebenen und wie verhält sie sich dir gegenüber?“

„Sie ist die freundlichste Herrin, unter der ich jemals dienen durfte. Verglichen mit all meinen früheren Herren, ist sie eine interessante...Abwechslung.“
„Das freut mich zu hören.“ kommentierte er ihre Antwort erleichtert. Immerhin ging sie mit ihren Untergebenen anscheinend gut um, besser als ihr Vater, so viel war sicher. Andererseits dürfte es schwierig werden sich jemals so unausstehlich wie der alte Mann zu benehmen.
„Verglichen mit all meinen früheren Herren, ist fast schon ein Heiliger.“ fuhr Shiro mit einem angedeuteten Lächeln fort, darauf bedacht, nicht all zu sehr zu übertreiben.
„Ach? Für wen hast du alles gearbeitet, bevor du ihre Dienerin wurdest?“
„Für eine ganze Reihe von reichen Händlern und kleineren Fürsten. Bei niemandem blieb ich länger als ein paar Monate, auch wenn manche sich so sehr an meine Dienste gewöhnt hatten, dass sie mich nicht mehr ohne weiteres gehen lassen wollten, aber keiner von ihnen konnte mir jemals geben was ich wollte, also musste ich sie verlassen.“
„Und was genau willst du?“ fragte er neugierig nach, und erkannte sofort an ihrer verschlossenen Miene, dass er darauf keine Antwort erhalten würde, schon gar keine ehrliche. Shiro machte sich tatsächlich gar nicht erst die Mühe ihm zu antworten, sondern starrte ihn nur stumm an. Irgendwann gab er es auf und beendete das Schweigen mit einem leisen Seufzer. „Na schön, behalte ruhig deine kleinen Geheimnisse für dich. Wir alle haben Dinge, die wir nicht jedem erzählen. Denkst du denn, dass meine Schwester dir geben kann wonach du suchst, was immer es ist?“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Zeit wird zeigen, ob sie dazu in der Lage ist, oder nur ein weiterer Fehlschlag auf meinem Weg.“ meinte Shiro mit geheimnisvoller Stimme und zuckte kurz mit den Achseln „Darf ich Euch auch eine Frage stellen, Herr? Es ist die gleiche Frage, die ihr mir gestellt habt: Was haltet Ihr von Arakawa?“
„Naja, ich kenne sie schon etwas länger als du.“ erwiderte Tanigawa leicht ungehalten. Nicht weil sie ihm einfach so eine Frage stellte, damit hatte er kein Problem. Er redete nur nicht so gerne über seine Schwester, jedenfalls nicht mehr seit sie ihn hintergangen hatte. „So lange ich mich erinnern kann, ist sie immer um mich herum gewesen, hat mich auf Schritt und Tritt verfolgt, und mir zugesehen bei allem was ich gemacht habe. Ehrlich gesagt, habe ich ihre Anwesenheit immer für selbstverständlich genommen. Um es kurz zu machen: Sie hat mich genervt, zumindest manchmal. Ich mochte sie trotz allem, auch wenn sie manchmal ein kleiner Quälgeist sein konnte. Alle Ideen die sie jemals hatte, waren absurd und lächerlich, aber sie konnten mich wenigstens immer aufheitern.“ mit einem melancholischen Lächeln erinnerte er sich an die Zeit mit Arakawa. Wenn ihm vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, dass sie ihm eines Tages ein Messer in den Rücken rammen würde, hätte er ihn für verrückt erklärt. „Ich bin ehrlich gesagt auch etwas überrascht.“
„Worüber? Über die Idee mit den Karpadors?“

„Nein, nicht wirklich. Das ist genau die Art von Idee, mit der ich gerechnet habe, auch wenn es mich vielleicht etwas schockiert hat.“ gab er mit einem leisen Lachen zu „Ich bin überrascht davon, wie sie mit der ganzen Situation umgeht. Jeder Mensch mit etwas Verstand, hätte mich einfach so schnell wie möglich hingerichtet, und lieber alleine versucht mit den Oda fertig zu werden.“
„Seid Ihr wirklich so sehr darauf aus über Mino zu herrschen, dass Ihr ein Mitglied Eurer Familie hinrichten würdet?“ entfuhr es Shiro verwundert, bis sie sich daran erinnerte, dass er auch bereit war gegen seinen Vater in die Schlacht zu ziehen.
„Du hast mich falsch verstanden. Ich würde meine Schwester nicht töten, das hätte sie nicht verdient. Alles was ich will, ist das sie meinen Thron räumt. Was danach aus ihr wird, ist nicht weiter wichtig, aber ich würde es vorziehen, wenn sie ein schönes, langes und friedliches Leben führt. Ich wünsche ihr nichts schlechtes. Sollte sie mir allerdings den Weg nicht freiwillig freimachen...“ Tanigawa verstummte und ließ seine Worte für sich selbst im Raum stehen. Was er dann tun würde, wusste er selbst noch nicht genau. Ein friedlicher Umsturz ohne Blutvergießen wäre zwar perfekt, aber auch unwahrscheinlich. Langsam und in dem Versuch sich nicht zu sehr hineinzusteigern, fuhr er fort: „Sie hat mich um mein Erbe und mein Recht betrogen. Alles was ich mir an Respekt und Ansehen verdient hatte, war plötzlich wertlos. Alle meine Fähigkeiten und mein Training umsonst. Ich habe jahrelang darauf hingearbeitet Daimyo zu werden, sie dagegen, musste Vater nur kurz anlächeln und mit niedlicher Stimme fragen ob sie herrschen darf.“ er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden, aber es ging nicht. Tanigawa wusste nicht, wie er ihr das jemals verzeihen sollte, falls er recht hatte und sie tatsächlich an Vaters Entscheidung Schuld war, was er nicht so wirklich glauben wollte. Es passte nicht zu ihr. „Sie hat es nicht verdient dort zu sein, wo sie jetzt ist, und ganz egal was in den nächsten Monaten passiert, sie wird sich nicht halten können.“
„Ich bin sicher Arakawa-dono würde so etwas niemals tun.“ behauptete Shiro sofort, und als sie seinen fragenden Blick sah, sprach sie hastig weiter „Eure Schwester würde Euch niemals um Euer Erbe betrügen, es muss einen anderen Grund für die Entscheidung Eures Vaters gegeben haben.“

„Ach ja? Frag sie doch einfach danach.“ erwiderte er genervt. Die Antwort auf diese Frage wüsste er auch gerne, aber er würde Arakawa sicher nicht fragen. Wenn es nach ihm ginge, würde er versuchen niemals wieder mit ihr zu reden solange er nicht musste. „Falls du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne schlafen.“ entließ er sie abgelenkt mit einer beiläufigen Handbewegung in Richtung Tür, aber die Dienerin rührte sich nicht von der Stelle, sondern sah ihn nur erwartungsvoll an. „Das heißt du darfst gehen.“ fügte er trocken hinzu, als sie keine Anstalten machte zu verschwinden.
„Oh...“ kam es enttäuscht von Shiro, die mit einem etwas anderen Ausgang des Gespräches gerechnet hatte. Zwar war Hanbei da, aber er schien zu schlafen, und wenn nötig könnte sie versuchen leise zu sein...aber Tanigawa schien nicht einmal daran zu denken ihr einen Befehl in dieser Richtung zu geben. „Falls Ihr noch irgendetwas braucht, lasst es mich bitte wissen, Tanigawa-dono. Ganz egal was es ist, Herr.“ sagte sie leise und enttäuscht, bevor sie sich tief verbeugte und zur Tür umwandte.
Eine Weile stand Tanigawa nachdenklich neben dem Tisch und dachte über das Gespräch nach. An dem Mädchen war mehr, als er auf den ersten Blick sehen konnte, sie hatte ihre eigenen Pläne, so viel war sicher. Ganz egal was sie plante, sie gab sich ganz sicher nicht mit ihrer Position als Dienerin zufrieden. „Hanbei?“ fragte er irgendwann in Richtung der Futons.
„Ja, Nii-chan?“ fragte der kleine Junge müde. Eigentlich hatte er schlafen wollen, aber das Gespräch hatte ihn dann doch irgendwie interessiert. Langsam setzte er sich auf und rieb sich die Augen.
„Wie findest du unsere Dienerin?“
„Ganz nett, denke ich. Sie scheint zu wissen was sie will, und ist klüger als es den Anschein hat. Du solltest lieber nett zu ihr sein, ich habe das Gefühl sie wird noch wichtig für deine eigenen Pläne, und für Mino.“ meinte Hanbei verschlafen und ohne großartig darüber nachdenken zu müssen. Der Tag war anstrengend gewesen. Es gab schönere Orte an denen man seine Zeit verbringen konnte als eine düstere Kerkerzelle. „Außerdem wirkt sie ehrlich gesagt ein bisschen verzweifelt. Sie will unbedingt von dir gemocht werden, Nii-chan. Ich denke sie meinte vor allem ihren letzten Satz ernst. Sie wäre wirklich bereit alles zu tun, nur um bei dir ein paar Pluspunkte zu sammeln. Seltsames Mädchen.“
„Ja, das ist sie.“ stimmte Tanigawa ihm lächelnd zu, und bereute es etwas ihr gegenüber so sehr seine schlechte Laune gezeigt zu haben „Wir werden sehen. Falls sie ihr Angebot tatsächlich ernst meint, können wir sie benutzen, um mehr über Hinata´s Überwachung und die Pläne meiner Schwester zu erfahren.“ Außerdem, konnte sie vielleicht ganz interessant sein, schoss es Tanigawa belustigt durch den Kopf. Sie sah gut aus, und er konnte sich gut vorstellen, wofür ihre früheren Herren sie so benutzt hatten. „Für den Moment haben wir wichtigeres zu tun. Erst sichern wir Mino, und dann kümmern wir uns um meine Schwester und ihre albernen Ansprüche. In einem Monat, wird sie wieder dort sein wo sie hingehört.“



Arakawas Zimmer, stellte das genaue Gegenteil zu Tanigawas Zimmer dar. Es war mehr als doppelt so groß, und die Wände zeigten Gemälde und Verzierungen in Silber und Gold. Der Raum wurde hauptsächlich von einem übergroßen Bett in westlichem Stil eingenommen. Ihr Vater hatte es einst für sie von Händlern der Namban erworben und sie liebte es, so wie sie eigentlich alles liebte was die Händler aus der Fremde ihnen mitbrachten. Bedeckt wurde es von Decken und weichen Kissen in einem hellen rosa. In einer Ecke hatte sie für Evoli eine eigene Schlafstätte einrichten lassen. Alleine der Schlafplatz des Pokemons, wirkte bereits bequemer und komfortabler als die einfachen Futons in Tanigawas Zimmer. Die Wände waren gepflastert mit übergroßen Schränken im westlichen Stil. Sogar ihr Evoli stammte nicht aus Japan, genauso wie ihre Kleidung. In den Schränken befanden sich dutzende Kleider, aber kein einziges davon, war ein Kimono. Sie hatte schon lange keine Lust mehr auf die gewöhnliche japanische Mode, und bevorzugte etwas exotisches. Außerdem fand sie sich in den Kleidern der Westlinge niedlicher, eine Meinung, die Shiro und ihr Vater teilten. Waren der Namban waren nicht billig, vor allem hier, so weit im Landesinneren, aber die Schatzkammer von Mino konnte es verkraften, irgendwie.
„Was willst du hier, Hinata?“ fragte Arakawa vorsichtig, und wich vorsichtshalber einen Schritt vor ihrer wütenden Leibwächterin zurück. Sie hatte Hinata noch nie so außer sich gesehen, und warf Shiro hilfesuchende Blicke zu. Hinata war kurz nach Shiros Rückkehr in ihr Zimmer geplatzt, allerdings ohne ihr Vulnona. Vermutlich hockte es vor Tanigawas Raum und bewachte die Tür, bereit, jeden zu verbrennen der es wagte rauszukommen.
„Was ich hier will!?“ rief Hinata aufgebracht und vergaß für den Moment ihre Manieren, normalerweise ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen, aber ihre Herrin hatte heute so viele seltsame und schlechte Entscheidungen getroffen, das es ihr unmöglich war sich zurückzuhalten. „Müsst Ihr das wirklich noch fragen, nachdem Ihr die Wachen vor dem Zimmer Eures Bruders abgezogen habt!? Wie könnt Ihr nur so leichtfertig sein und ihn unbewacht lassen? Wir reden hier von Tanigawa! Er hat Euch verraten, dabei geholfen Euren Vater zu ermorden und dank ihm stehen die Oda direkt vor unseren Toren! Ihr könnt ihn nicht einfach...“
„Ich denke die Herrin weiß was sie tut.“ unterbrach Shiro die Kriegerin plötzlich, ohne Furcht vor der Samurai zu zeigen. Als einfache Dienerin, stand sie eigentlich unter der Leibwächterin, aber das interessierte sie schon lange nicht mehr. Shiro genoss das volle Vertrauen von Arakawa, und Hinata wusste das, also zuckte sie tatsächlich kurz erschrocken zusammen als das weißhaarige Mädchen sie ansprach. „Wenn Arakawa-dono es für richtig hält ihrem Bruder mehr Freiraum zu gestatten, dann hast du das zu akzeptieren und damit zu leben. Es ist deine Pflicht zu dienen, nicht Fragen zu stellen.“
„Natürlich, ich hatte niemals vor ihre Befehle in Frage zu stellen.“ murmelte Hinata, als sie wie immer einknickte, zumindest augenscheinlich. Insgeheim, bereitete sie sich bereits darauf vor persönlich die Überwachung des Verräters zu übernehmen. Sie und Vulnona würden ausreichen um ihn unter Kontrolle zu halten, hoffentlich. Dafür musste sie die Wachen um Arakawa herum verstärken. Sie konnte schlecht gleichzeitig Tanigawa im Auge behalten und ihre Herrin beschützen.

„Ist noch etwas, Hinata?“
„Ich...ich habe nur auf weitere Befehle gewartet, das ist alles.“ versuchte die Leibwächterin in einem schlechten Versuch von sich abzulenken. Ihre wahren Absichten mussten ihr wie immer direkt ins Gesicht geschrieben gestanden haben.
„Ach ja, richtig. Tanigawas Pläne.“ flüsterte Arakawa angespannt vor sich hin, bevor sie lauter und mit festerer Stimme fort fuhr „Ich möchte das man ihm alles zur Verfügung stellt was er für seine Pläne braucht. Wir können uns keine weiteren Verzögerungen mehr leisten. Sorge dafür das die neuen Männer wie geplant einberufen werden und solange sich Tanigawas Befehle in einem angemessenen Rahmen halten und mit dem Krieg zu tun haben, werden sie auch umgesetzt. Verstanden?“
„Ja, Herrin.“
„Gut, dann kannst du jetzt gehen.“ sagte Arakawa und warf ihr ein aufmunterndes, offenes Lächeln zu „Wir brauchen ihn und seine Ideen. Niemand sonst könnte Mino verteidigen, vergiss das nicht, ja?“
„Wie Ihr meint, Herrin.“ murmelte Hinata abwesend. In Gedanken, überlegte sie, ob es sich lohnen würde noch mehr dazu zu sagen. Sollte sie auf ihrem Standpunkt beharren und riskieren ihre Herrin zu verärgern, oder gab sie nach? Anstatt das Zimmer zu verlassen, stand sie nach einer ganzen Weile noch immer vor Arakawa, bis Shiro´s ungeduldige Stimme sie aus ihren Gedanken riss.
„Hast du Arakawa-dono nicht gehört? Du bist entlassen.“ fuhr sie die vorlaute Dienerin ungeduldig an, wofür sie sich einen finsteren Blick von Hinata einfing „Es sei denn du möchtest uns heute wieder Gesellschaft leisten?“ setzte Shiro süffisant hinzu, und freute sich innerlich als Hinata´s Wangen rot anliefen.
„N-nein i-ich bin m-m-müde.“ stammelte die sonst so taffe Kriegerin und wandte peinlich berührt den Blick ab.
„Ach, stell dich nicht so an. Es wäre nicht das erste Mal, oder?“ entschloss Shiro sich dazu sie noch weiter zu ärgern „Außerdem ist es schon fast einen Monat her, dass wir etwas zu dritt unternommen haben. Ich befürchte, dass ich die Herrin alleine langsam langweile.“ Shiro zwinkerte der verwirrt dreinblickenden Arakawa zu, die bei ihren Worten sofort ebenfalls rot anlief.
„Ich werde mich jetzt zurückziehen, Herrin.“ murmelte Hinata und starrte dabei weiterhin ihre Füße an. Sie musste hier so schnell wie möglich weg, bevor Shiro es noch schaffte Arakawa dazu zu bewegen sie zum bleiben zu überreden. Einem Befehl ihres Daimyo durfte sie sich nicht widersetzen. Zum Glück schien Arakawa heute kein Interesse daran zu haben ihr Befehle zu erteilen. Hastig marschierte Hinata zur Tür und verschwand aus dem Zimmer ohne noch ein einziges Wort von sich zu geben. Dabei wirkte sie beinahe schon fluchtartig und panisch.
„Tz, sie wird von Tag zu Tag prüder.“ kommentierte Shiro belustigt den eiligen Abgang der Kriegerin. Andererseits war es auch kein großer Verlust. Erstaunlicherweise, verhielt sie sich im Bett deutlich weniger feurig und schlagfertig als außerhalb. Shiro hatte im Moment eh wichtigere Dinge zu tun als sich um Hinata zu kümmern.

„Ich schätze sie braucht einfach etwas Ruhe. Tanigawa wiederzusehen hat bei ihr sicher viel zu viele Erinnerungen aufgewühlt.“ Arakawa warf ihrer Dienerin einen kurzen, tadelnden Blick zu. Shiro liebte es einfach die Kriegerin zu ärgern, nur war dafür vielleicht nicht der beste Tag. Die junge Daimyo verdrängte alle Gedanken an Hinata, und warf sich voller Begeisterung auf das derzeit viel wichtigere Thema. „Da wir gerade bei Tanigawa sind, wie war dein erster Tag als seine Dienerin? Du musst mir alles erzählen! Ich habe ihn ewig nicht gesehen, und will wissen wie es ihm geht.“ zögerlich brach sie ab und überlegte kurz wie sie weitermachen sollte. Sie wollte nicht zu sehr so wirken als hätte sie Onii-sama unglaublich vermisst, aber es fiel ihr schwer ihre Aufregung zurückzuhalten. „Und ich muss wissen was er wirklich über mich denkt. Was hat er über mich gesagt? O-oder...hat er überhaupt etwas über mich gesagt?“
„Natürlich hat er das, immerhin bedeutest du ihm wirklich viel, Arakawa.“ behauptete Shiro mit einem beruhigenden Lächeln. Wenn sie alleine waren, verzichtete Shiro mittlerweile auf jegliche höfliche Anrede, und Arakawa verzieh es ihr, bestand sogar selbst darauf einander vertrauter anzureden. Vermutlich dachte die Fürstin sogar inzwischen es wäre ihre eigene Idee gewesen. Shiro hatte ein Talent dafür dem Mädchen ihre eigenen Ideen unterzuschieben ohne das Arakawa es bemerkte. „Dein Bruder denkt tatsächlich dass du euren Vater überredet hast dich zur Erbin zu ernennen und ihn aus der Erbfolge auszuschließen.“
„Er...er liegt damit gar nicht mal so falsch.“ begann Arakawa langsam, wobei sie sich nervös umsah. In Momenten wie diesen, wünschte sie sich alleine zu sein und sich einfach nur an ihr Evoli zu klammern, aber das war sie im Moment nicht und ihr Pokemon schlief seelenruhig auf dem kleinen Bett in der Ecke. „Ich habe meinen Vater tatsächlich davon überzeugt mich zu seiner Erbin zu machen. Es ist wirklich in etwa so wie er denkt, und ich kann es ihm nicht übel nehmen das er deswegen wütend auf mich ist.“
„Aber warum? Dein Bruder wirkt fähig genug um...“
„Unser Vater, wusste davon das Tanigawa sich nicht mehr lange mit seiner Rolle als Erbe zufriedengeben würde.“ unterbrach Arakawa sie flüsternd und ihre Laune sank ins bodenlose, als sie an das Gespräch mit ihrem Vater denken musste. Er war völlig außer sich gewesen und bereit alles zu tun um ihren Bruder loszuwerden. „Tanigawa stand damals bereits kurz davor sich gegen unseren Vater zu wenden. Er hatte viele der Krieger auf seine Seite gezogen, mit seinen Reden über glorreiche Siege und Eroberungsfeldzüge. Er versprach die Grenzen von Mino zu erweitern und all unsere Nachbarn zu unterwerfen, Japan wieder zu vereinen und dem Land letztendlich den Frieden zu bringen. Frieden unter seiner Herrschaft, und der von Mino. Seine Worte fielen bei den meisten auf furchtbaren Boden. Das ganze ging so lange, bis mein Vater sich gezwungen sah zu handeln. Er...er wollte Tanigawa hinrichten lassen.“ bei diesen Worten riss Shiro überrascht die Augen auf und starrte sie ungläubig an. In der Stimme von Arakawa, schwang bei den nächsten Worten so etwas wie Stolz mit „Aber ich konnte ihn davon abbringen. Es war nicht leicht und ich musste lange auf ihn einreden, aber letztendlich, konnte er mir nur selten etwas abschlagen wenn ich es wirklich wollte. Dafür hat er mich zur Erbin ernannt. Ich wusste das Tanigawa das nicht gut aufnehmen würde, aber hatte gehofft, dass er mir vertraut und sich still verhält bis Vater eines natürlichen Todes stirbt.“
„Doch das hat er nicht getan.“

„Richtig. Er hat mir nicht vertraut!“ begehrte Arakawa wütend auf und ballte die Fäuste „Ich war bereit ihm Mino nach Vaters Tod zu überlassen, aber er hat mich sofort als Feind angesehen und ist abgehauen, um gegen seine eigene Heimat zu marschieren, gegen seine Freunde und alle die ihm vertraut haben.“ sie brach kurz ab und seufzte resigniert „Es war ein Fehler, ihm niemals von meinem Plan zu erzählen, aber ein Fehler, den ich jederzeit wieder begehen würde. I-ich wollte wissen, ob er mir vertraut und an mich glaubt, aber das hat er nicht. Würde er mich für mehr halten als nur eine nervige Belastung, dann hätte er sich für mich gefreut und darauf gehofft, dass ich von alleine erkenne, wer von uns beiden besser geeignet ist Mino zu führen.“ enttäuscht schüttelte sie leicht mit dem Kopf. Es hatte keinen Sinn darüber nachzudenken. Ihr Bruder hatte seine Entscheidung getroffen. Davon sollte sie sich nicht mehr so runterziehen lassen. Mit neuem Enthusiasmus wandte sie sich an ihre Dienerin. „Na los, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Was denkt er wirklich über mich? Was hat er alles gesagt?“ Trotz ihrer Aufregung, spürte Arakawa wie sich in ihr alles zusammenzog. Sie wollte die vernichtende und niederschmetternde Antwort gar nicht erst hören. Wie sollte er auch irgendwie etwas positives über sie denken?
„Tanigawa...er...“ begann Shiro unsicher und stand kurz davor die Wahrheit zu erzählen, doch dann, kam ihr eine brillante Idee „er hasst dich nicht, im Gegenteil. Er gibt eurem Vater die Schuld, und sieht dich noch immer als seine geliebte Schwester an. Wenn er könnte, würde er sich damit zufriedengeben dein Feldherr zu sein, aber er hält sich für fähiger und sein Ehrgeiz treibt ihn an. Ich denke, wenn du ihm zeigen kannst das du würdig bist zu herrschen, dann wird er irgendwann nachgeben. Er ist nicht unvernünftig und wird einsehen das es reicht dir auf dem Schlachtfeld zu dienen. Denn egal was alles passiert ist, er liebt seine Schwester, und seine Familie ist ihm wichtiger als alles andere. Er würde niemals versuchen dir etwas anzutun, ganz egal was jemand wie Hinata sagt oder denkt.“
„Das freut mich.“ Arakawa atmete erleichtert auf und freute sich tatsächlich wie ein kleines Kind über ihre Lügen. Sie grinste fröhlich übers ganze Gesicht. Das war der beste Tag seit Tanigawa Mino verlassen hatte! „Er braucht sicher nur etwas Zeit, um sich wieder einzugewöhnen. Dann...dann denkst du also, dass ich ihm vertrauen kann?“ fragte sie zögerlich nach und sah Shiro erwartungsvoll an. Von dieser Antwort, hing ab, ob ihre Laune so blieb oder sich drastisch verschlechterte.
Shiro antwortete ohne zu zögern ohne nachzudenken; „Ja, ich denke du kannst deinem Bruder vertrauen. Wem solltest du vertrauen wenn nicht ihm? Er ist deine Familie, er ist alles was du noch an Familie hast.“ sie schüttelte mit dem Kopf und ließ ein leises, abfälliges „Pff“ hören als sie an die Leibwächterin mit den roten Haaren denken musste „Hinata liegt falsch mit allem was sie sagt. Sie ist zu sehr geblendet von ihrem Zorn und falschem Hass. Sobald sie sich wieder beruhigt hat, wird sie es genauso sehen wie du und ich. Tanigawa zu verschonen war das beste was du tun konntest.“
„Findest du wirklich das Hinata´s Reaktion übertrieben ist? Immerhin ist er mit unseren Feinden marschiert und wegen ihm ist unser Vater tot...“ murmelte Arakawa unsicher. Hinata hatte mit allem was sie sagte unrecht? Das wäre wundervoll, aber so wirklich konnte sie nicht daran glauben.

„Er hat deinen Vater verraten, ja, aber dir hilft er gerade, oder etwa nicht?“ Shiro schenkte ihrer Herrin ein beruhigendes Lächeln und ging quer durch den Raum auf sie zu „Du kannst unbesorgt sein. Tanigawa wird dir nichts tun. Er konzentriert sich voll und ganz auf den Kampf gegen die Oda.“ Direkt vor der jungen Daimyo blieb sie stehen und sah ihr in die Augen, wobei sie sich Mühe gab so zuversichtlich und aufmunternd wie möglich zu klingen „Dein Bruder, würde dich niemals einer Gefahr aussetzen, und du hast noch immer genug Zeit, um ihn von dir zu überzeugen. Zeige ihm wer du bist. Zeige ihm deine Stärken und er wird dir folgen. Zeige ihm, dass du ein besserer Daimyo für Mino bist als er, und früher oder später wird er sich damit abfinden“
„Das beruhigt mich.“ flüsterte Arakawa glücklich vor sich hin. In ihrem Kopf, stellte sie sich bereits vor wie sie und Tanigawa gemeinsam über Mino herrschen würden. Sie auf dem Thron und er auf dem Schlachtfeld, gemeinsam, waren sie sicher unbesiegbar!
„Und sonst willst du mich nichts zu meinem ersten Tag als Tanigawa´s Dienerin fragen?“ durchbrach Shiro ihre farbenfrohen Gedankengänge mit einem kecken Grinsen im Gesicht „Dein Bruder hat immerhin einen gewissen...Ruf unter den Dienerinnen, zumindest habe ich das von den anderen Dienern oft genug gehört.“
„E-er hat dich doch nicht etwa angerührt, o-oder?“ stammelte das Mädchen vor sich hin, als die Worte von Shiro sofort all ihre guten Gedanken vernichteten. In ihrer Stimme schwangen schon jetzt die ersten Anzeichen von Eifersucht mit, was die Dienerin fast dazu brachte lauthals zu lachen. „Ich werde ihm sagen, dass er sich in deiner Gegenwart benehmen soll. Wenn er versucht dich zu irgendetwas zu zwingen, dann sag es mir und ich lasse ihn dafür bestrafen.“ schlug sie mit ernster Miene vor und gab sich Mühe bedrohlich zu klingen, auch wenn sie Shiro damit nur noch mehr belustigte „Außerdem ist es alleine deine Schuld! Du wolltest unbedingt seine Dienerin werden!“
„Natürlich wollte ich das, mir blieb schließlich auch keine andere Wahl. Dein Bruder ist trotz allem noch immer gefährlich. Solange ich in seiner Nähe bin, kann ich dir jederzeit berichten was er vor hat, vielleicht sogar, was er wirklich denkt und plant.“ log Shiro eiskalt und ohne eine Miene zu verziehen „Zumindest mit einer Sache hatte Hinata recht. Er ist gefährlich. Genau deswegen benutzt du ihn doch, oder? Wäre er ein zahmes, kleines Kätzchen, könnte er nicht dafür sorgen, dass die Ja, Tanigawa ist gefährlich, aber auch nützlich.“ Gefährlich und zu allem fähig, schoss es der Dienerin durch den Kopf, aber sie sprach es nicht laut aus. Etwas tat es ihr leid, wie sehr Arakawa ihr vertraute, aber die Chancen des Mädchens standen nicht gut. Falls Tanigawa´s Pläne erfolgreich waren, und er begann eine Schlacht nach der anderen zu gewinnen, würde sich das Blatt schon bald wenden. „Lassen wir das endlich, ja? Politik, Intrigen und Krieg, sind keine besonders angenehmen Gespräche für einen friedlichen Abend.“
„Du hast recht.“ stimmte Arakawa ihr erleichtert zu. Trotzdem nahm sie sich vor mit ihrem Bruder darüber zu reden sich so gut es ging von Shiro fernzuhalten.
„Für die Idee mit den Karpadors, sollte ich dir eigentlich den Hintern versohlen, weißt du das? Kaum zu glauben, dass du tatsächlich auf so eine absurde Idee gekommen bist.“
„W-wieso? M-mein Plan war toll! Ich kann doch nichts dafür das...“ Bevor sie weiterreden konnte, beugte Shiro sich zu ihr vor und begann sie leidenschaftlich zu küssen. Sie presste ihre samtigen Lippen auf die ihrer Herrin, wobei sie Arakawa vor sich her in Richtung Bett schob.

„Später.“ hauchte Shiro, als sie sich von den Lippen der Daimyo löste und sie verträumt anlächelte. Im nächsten Moment, schubste sie Arakawa auch schon auf das überdimensionale Bett. Sie selbst kniete sich auf dem Bett hin und beugte sich über ihre Herrin. Ohne ein weiteres Wort oder Arakawa eine Chance zu geben zu entkommen, begann die Weißhaarige damit ihr das weiße Kleid auszuziehen. Shiro ließ sich dabei keine Zeit, sondern riss ihr förmlich die Kleider vom Leib, bis die junge Fürstin vollkommen nackt vor ihr lag.
Zufrieden sah die Dienerin auf sie hinab und sog jede Handbreit des nackten Körpers in sich auf. Sie wollte sich den makellosen, jungen Körper gut einprägen, denn wer konnte schon wissen wie lange sie noch die Gelegenheit hatten so viel Zeit miteinander zu verbringen? Arakawa war schlank, aber ohne dabei abgemagert zu wirken. Am besten, ließ sie sich als zierlich, fast schon zerbrechlich beschreiben. In den westlichen Kleidern, wirkte sie nicht umsonst wie eine Puppe. Sie war bereits dabei zu erblühen, und zwischen ihren Schenkeln, bildete sich ein fast unsichtbarer, weicher Flaum, über den Shiro beiläufig strich. Es war flauschig, und direkt darunter, konnte sie bereits die seidige Haut der Fürstin spüren. Kurz fraß sich Neid durch Shiros Gedanken. Sie würde alles dafür geben wieder so makellose, reine Haut zu haben, so perfekt auszusehen, so rein. Sie selbst zog sich nicht aus, das tat sie nur selten. Nur wenn sie es in den dunklen Schatten der Nacht taten, entledigte sie sich ebenfalls all ihrer Kleider, ansonsten verzichtete sie darauf. Das Dämmerlicht, welches durch die Fenster hereinfiel, war für ihren Geschmack noch immer zu hell, aber für das was sie vorhatte, musste sie sich nicht ausziehen.
Während Arakawa noch immer regungslos darauf wartete das etwas passierte, beugte Shiro sich über sie. Ihre Lippen umschlossen die linke Brustwarze ihrer Herrin und begannen daran zu saugen. Die weichen Nippel schmeckten nach süßer Milch und Honig, genauso wie jeder Zentimeter von Arakawa´s glatter, reiner Haut. Nur selten verließ Arakawa das Schloss und badete jeden Tag in den teuersten Ölen und Duftstoffen des ganzen Landes. Shiro liebte ihren Geruch, liebte es wie sie sich anfühlte, aber vor allem, liebte sie die verlegenen, unschuldigen Blicke des anderen Mädchens, auch wenn diese immer seltener wurden. Arakawa ließ einen erstickten, überraschten Laut hören, als Shiro damit begann ihre Brüste zu liebkosen.
Arakawas Brustwarzen richteten sich auf, wurden härter und schrien die Erregung der Fürstin in die Welt hinaus. Shiro konnte es deutlich spüren, da sie mit ihrer Zunge sanft einen der Nippel umspielte. Eigentlich mochte sie Brüste nicht wirklich, aber ihre Herrin liebte es dafür wenn man sie dort küsste oder streichelte, genauso wie Arakawa es liebte die von Hinata zu liebkosen. Mit Hinata konnten die Brüste der Fürstin zwar nicht mithalten, aber sie hatten genau die richtige Größe, um perfekt in Shiros Hände zu passen. Alles an Arakawa erschien ihr in Augenblicken wie diesem perfekt, und das ließ Zorn in ihr aufsteigen. Am liebsten hätte sie ihre Zähne über die rosafarbenen Nippel gestülpt und zugebissen, nur um Arakawa irgendwie Schmerzen zuzufügen, aber sie beherrschte sich. Statt sich aufzuregen, beruhigte Shiro sich langsam und konzentrierte sich darauf die Brüste ihrer Herrin noch inniger zu liebkosen.
Plötzlich spürte Shiro, wie Arakawa von alleine ihre Schenkel öffnete. Die junge Fürstin spreizte ihre Beine weit auseinander, um ihr Einlass zu ihrem heiligsten Ort zu gewähren. Es freute die Weißhaarige das sie dafür inzwischen rein gar nichts mehr tun musste. Sie beschloss Arakawa dafür zu belohnen, und sie nicht ganz so lange vom Höhepunkt fernzuhalten wie sonst. Ihre rechte Hand wanderte zwischen Arakawas Beine, während sie von den Brüsten abließ. An der einen Brustwarze glänzte noch immer ihr Speichel und zeigte, wie vertieft sie darin gewesen war daran zu saugen und zu lecken.

„Ich frage mich, ob dein Bruder dich noch immer für naiv und unschuldig halten würde, wenn er dich so sehen könnte. Nackt, mit weit gespreizten Beinen und vor Erregung zitternd.“ flüsterte Shiro plötzlich und klang dabei erstaunlich bösartig.
„Das ist allein deine Schuld!“ rief Arakawa mit zittriger Stimme und vermisste bereits Shiros Lippen und Hände an ihren Brüsten, so sehr, dass ihre eigenen Finger begannen über ihre Brustwarzen zu streichen.
„Nicht nur. Du hast nicht gerade viel Zeit gebraucht, um es auch toll zu finden, oder? Ich muss dich nur ganz leicht hier berühren,“ Mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand, strich sie sanft durch die feuchte Spalte ihrer jungen Herrin und spürte wie Arakawas ganzer Körper sich anspannte. Alleine das reichte, damit Arakawa ein leises Stöhnen von sich gab. Als Shiro dann ohne Vorwarnung den Finger in die schmale Öffnung schob, und begann ihn immer tiefer in sie hineinzubewegen, wurden Arakawas lustvolle Laute immer zügelloser und sie wand sich unter ihr. „und schon bist du so geil wie eine billige Schlampe.“ fügte Shiro spitz hinzu. Sie nahm sich wie immer viel zu viel heraus gegenüber ihrer Herrin. Wäre Hinata hier, hätte die Leibwächterin ihr in diesem Moment den Kopf abgeschlagen.
Arakawa antwortete darauf nichts, sondern schloss die Augen, um sich auf den Wogen der Lust treiben zu lassen die Shiro ihr bescherte. Die Dienerin streichelte und liebkoste sie voller Leidenschaft mit ihren Fingern, wollte, dass die Fürstin sich ihr voll und ganz öffnete, sich ihr hingab und alles andere vergaß. Während inzwischen zwei Finger ihrer rechten Hand in Arakawa steckten und sich in der heißen Enge hin und her wanden, benutzte sie ihre freie Hand um über die geröteten Schamlippen zu streichen. Bei jeder Berührung, zuckte Arakawa am ganzen Körper zusammen. Dann war es so weit, der Augenblick, auf den Shiro gewartet hatte. Arakawa warf endgültig jede Scheu und Zurückhaltung über Bord. Sie drückte ihr Becken so fest sie konnte gegen Shiros Hand. Sie drängte sich ihr entgegen, wollte das Shiro noch tiefer in sie eindrang, sie noch schneller zum Höhepunkt trieb und endlich erlaubte zu kommen. Genau in diesem Moment, als die Lust bereits begann Arakawa zu überwältigen und drohte ihr den Verstand zu rauben, zog Shiro ihre beiden Hände mit einer schnellen Bewegung zurück.
„Mach weiter.“ flüsterte Arakawa plötzlich, öffnete die Augen und sah sie mit einer eigenartigen Mischung aus Verlegenheit und Ungeduld an. In ihrem Kopf drehte sich alles, sie wusste nicht was vor sich ging, nur, dass sie sich plötzlich wieder von ihrem Höhepunkt entfernte und ihre Lust unbefriedigt blieb.
„War das gerade ein Befehl?“ fragte Shiro mit einem lauernden Unterton in der Stimme nach. Jetzt zog sie ihre Hände nur noch weiter von Arakawas Scham weg und machte nichts mehr, außer sie interessiert zu beobachten. „Was habe ich über Befehle gesagt?“

„K-k-keine B-befehle i-im Bett?“ stammelte Arakawa unsicher, als es ihr gelang, ihre Gedanken immerhin genug zu sortieren um eine Antwort zu geben.
„Richtig, ansonsten höre ich auf und gehe wieder.“
„Bitte nicht! D-das...n-nicht jetzt!“ bettelte Arakawa mit Tränen in den Augen. Sie wusste bereits was Shiro hören wollte. In den letzten Monaten, hatte die Dienerin dieses Spielchen andauernd abgezogen, und es gab nur einen Weg sie zum weitermachen zu bewegen. „Ich liebe es wenn du mich mit deinen Fingern fickst, ich liebe alles was du machst. Ich bin deine lüsterne, versaute, kleine Dienerin und mache alles was du willst, nur mach weiter! Bitte, ich flehe dich an.“ Dabei spreizte Arakawa ihre Beine noch weiter und sah sie beinahe schon ängstlich an.
„Na gut, wenn du so sehr darauf bestehst.“ gab Shiro mit einem zufriedenen Grinsen nach. Noch vor drei Monaten, hätte Arakawa nie im Leben so geredet. Bevor Shiro ihre Dienerin wurde, hatte Arakawa sich nicht einmal selbst befriedigt, sie war so unerfahren und unschuldig gewesen, das es der Dienerin viel Freude bereitet hatte ihrer Herrin etwas beizubringen. Shiro war in dem Alter bereits erfahrener gewesen als die meisten, aber Arakawa hatte sich noch immer wie ein Kind verhalten. Es bereitete der Weißhaarigen auf jeden Fall sehr viel Freude, die junge Fürstin nach und nach in die Welt der Lust einzuführen, sie langsam aber sicher zu verderben. Vor allem aber, freute sie sich bereits darauf in Zukunft das Ergebnis all ihrer Bemühungen zu sehen.
Shiro ließ sie noch ein paar Sekunden lang bangen, bevor sie endlich Erbarmen zeigte. Sie kniete sich zwischen die schlanken, weißen Beine der Daimyo. Ihr Gesicht wanderte langsam über die zarten Schenkel, wobei sie immer wieder brennende Küsse auf der milchigen Haut hinterließ. Langsam arbeitete sie sich zu ihrem Ziel vor, zur rosigen, beinahe vollkommen unbehaarten Scham des Mädchens, dort, wo eben noch ihre Hände geruht hatten. Als sie die Spalte erreichte, konnte sie die Auswirkungen ihrer Vorarbeit deutlich erkennen. Arakawa floss förmlich aus vor Lust, und alles an ihr schrie danach endlich erlöst zu werden. Die Dienerin entschloss sich dazu, sie für heute nicht noch mehr zu quälen.
Ihr Gesicht befand sich jetzt direkt zwischen den Schenkeln und sie presste sich gegen Arakawas Scham. Shiros Zunge schob sich ungestüm zwischen die schmalen Schamlippen, drückte sie verlangend auseinander und bahnte sich einen Weg in ihr heißes Innerstes vor. Sie konnte schmecken, wie der erste Nektar der Lust über ihre Zungenspitze floss und begann durch die geöffnete Spalte nach Außen zu fließen. So fest sie konnte presste Shiro ihre Lippen auf die kleine Öffnung und saugte alles auf was ihr entgegen schwappte. Dabei stieg ihr ein betörender Duft in die Nase, und sie fand selbst auch mehr und mehr Gefallen daran. Arakawa stieß ein leises, fast schon flehendes Keuchen aus. Es konnte ihr gerade gar nicht schnell genug gehen. Mit einem schmatzenden Geräusch, zog die Zunge sich aus der feuchten Öffnung zurück, aber nicht für lange. Shiro begann ihre Zunge über die Schamlippen lecken zu lassen, solange, bis ihr noch mehr von dem Nektar entgegen kam und sie ihn wieder begierig aufsaugte.

Shiro konnte hören, wie Arakawa wieder und wieder undeutlich etwas vor sich hin keuchte, und sie glaubte, ihren Namen aus dem Gestöhne herauszuhören. Das ganze, stachelte sie dazu an sich noch mehr Mühe zu geben, und sie versenkte ihre Zunge wieder in der Öffnung. Ihre Bemühungen entlockten Arakawa immer erregtere und lustvollere Laute. Die Daimyo fuhr sich dabei inzwischen selbst mit den Fingern über ihre Brustwarzen und Brüste. Sie war zwar noch immer schüchtern verglichen mit Shiros früheren Herren, aber fand schnell mehr und mehr Gefallen an dem ganzen. Ihre Hände verkrallten sich in ihren Brüsten, schlossen sich so fest um sie, dass ihre Fingernägel sich in ihr Fleisch bohrten, aber das ignorierte sie. Alles in ihr konzentrierte sich im Moment einzig und alleine auf Shiros Zunge und Lippen, die zwischen ihren Schenkeln ein Feuer nach dem anderen entfachten. Ihr Körper spannte sich an, nahm die Erregung in sich auf und trieb Arakawa mit weiten Schritten auf das Ende zu.
Es dauerte nicht lange, und kostete Shiro kaum Anstrengung, bis Arakawa einen spitzen, kurzen Schrei ausstieß und die Schenkel so fest sie konnte zusammenpresste. Für einen Augenblick, glaubte Shiro, dass ihre Herrin versuchte sie im Rausch mit den Schenkeln zu erwürgen. Arakawa war das im Moment egal. Der Orgasmus, der gerade jede Faser ihres Körpers erfüllte, raubte ihr die Sinne und nahm sie völlig gefangen. Sie wollte einfach nur weiterhin Shiro an ihrem Körper spüren, den heißen Atem, der über ihre Schamlippen strich, und die sanften Bewegungen der Zunge. Sie wollte das es niemals endete, und tatsächlich, gab Shiro sich nur noch mehr Mühe. Selbst als ihr Orgasmus endlich abklang, ließ sie die Weißhaarige nicht gehen, sondern wollte sie weiterhin zwischen ihren Beinen umklammert halten, während sie kam. Shiro nahm alles in sich auf, und presst ihre Lippen weiterhin auf die zuckenden Schamlippen. Nach einem schier endlos wirkenden Augenblick, entließen die weichen Schenkel Shiros Kopf wieder in die Freiheit.
Arakawa lag reglos auf der hellen Decke. Ihre Brust hob und senkte sich langsam, ihr Atem ging schwer und sie schien nichts um sich herum wirklich wahrzunehmen. Shiro fuhr sich genüsslich mit der Zunge über ihre Lippen, um noch einmal den Liebesnektar des Mädchens zu kosten. An den Geschmack konnte sie sich gewöhnen. Das sollte für einen Abend reichen. Sie wollte Arakawa nicht zu sehr verwöhnen, außerdem, rührte die Daimyo sich sowieso nicht mehr. Arakawa war befriedigt und wie immer, versuchte die junge Fürstin nicht einmal das gleiche bei ihrer Dienerin zu tun. Vermutlich dachte Arakawa nicht einmal wirklich an Shiro. Aber das machte der Weißhaarigen nichts daraus. Das alles hier, diente nicht dazu sie zu befriedigen, sondern einem anderen Zweck, und dafür konnte sie damit leben. Außerdem, konnte Arakawa sie mit ziemlicher Sicherheit sowieso nicht zum Höhepunkt bringen, das viel selbst den meisten Leuten mit deutlich mehr Erfahrung schwer.
Shiro legte sich neben ihre Herrin und begann ihr beiläufig mit den Fingern den Schweiß von den Brüsten zu wischen während sie auf Arakawa einredete. „Du solltest Hinata das nächste mal wieder befehlen mitzumachen. Sie ist ein hübsches Spielzeug, und alleine der Gedanke an ihre weichen Brüste macht dich doch schon feucht, oder?“
„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.“ meinte Arakawa unsicher und erinnerte sich an das einzige Mal, als sie Hinata dazu gebracht hatten ihnen Gesellschaft zu leisten „Es schien ihr nicht besonders viel Freude zu bereiten oder Spaß zu machen...“
„Ist das denn wichtig?“
„Was meinst du damit, Shiro?“

„Das es egal ist was Hinata will oder nicht. Sie ist deine Dienerin, dein Eigentum. Du kannst ihr befehlen was immer du willst, oder hast du das vergessen?“ behauptete Shiro mit inbrünstiger Überzeugung „Es ist ihre Bestimmung dir zu dienen, ganz genauso, wie es meine ist alles zu tun was du von mir verlangst. Du solltest ihr etwas mehr Respekt beibringen. Ich habe da schon einige Ideen, wie du sie dazu bringen kannst es genauso zu mögen wie ich. Am besten wir kümmern uns noch darum bevor sie in den Krieg zieht, dann hat sie wenigstens ein paar schöne Erinnerungen auf dem Schlachtfeld. Erinnerungen voller Leidenschaft und Lust, die sie von dem Blutvergießen ablenken.“ Sie konnte spüren wie Arakawa´s Widerstand bei diesen Wörtern bröckelte. Von sich aus wäre das Mädchen niemals auf die Idee gekommen die Leibwächterin zu sich ins Bett zu befehlen, aber trotzdem war es vor einem Monat passiert. Shiro war stolz auf sich. Sie hatte in den letzten drei Monaten bereits viel erreicht. Die junge Herrin fraß ihr aus der Hand. „Schlaf jetzt, Arakawa.“ flüsterte Shiro mit gespielter Fürsorge und strich ihr sanft über den Kopf, während sie Arakawa enger an sich drückte „Vergiss die Oda, Karpadors und deinen Bruder für eine Nacht. Lass sie dich nicht auch noch in deinen Träumen verfolgen.“
„Danke.“ nuschelte die Daimyo leise und kuschelte sich mit einem zufriedenen Lächeln wie ein kleines Kätzchen an ihre Schulter „Dafür, dass du für mich da bist, auf mich aufpasst und mich immer wieder auf andere Gedanken bringst.“ Mit diesem letzten Satz, schlief sie endlich ein, und ließ Shiro alleine mit ihren Gedanken zurück, die alle darum kreisten, wer in den nächsten Monaten über Mino herrschen würde, und vor allem, bei wem sie die besten Chancen für einen schnellen Aufstieg sah.
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 4 – Vorbereitungen:


„Irgendetwas stimmt überhaupt nicht.“ murmelte Tanigawa und runzelte die Stirn. Es war der Tag nach Tanigawas Rückkehr als Feldherr von Mino und er saß wieder zusammen mit Hanbei, Hinata und Arakawa am Tisch im Thronsaal, dieses mal befanden sich dort neben Tee und Karten auch noch einige Berichte von Spähern und Agenten der Saito. Shiro war ebenfalls anwesend, saß jedoch in einer Ecke und wartete darauf das sie benötigt wurde, ebenso wie die Pokemon. Absol und Vulnona starrten sich mal wieder kalkulierend an während Trasla und Evoli sich Futter aus einer Schale teilten. Tanigawa las gerade einen Bericht über die Truppenbewegungen der Oda und Imagawa, welcher von einem von Arakawas eigenen Agenten vorgelegt worden war. „Deine Leute müssen entweder für die Oda arbeiten, vollkommen dämlich oder unfähig sein.“ meinte er und warf den Bericht mit einem Kopfschütteln in die Mitte des Tisches. „Das ist vollkommener Unsinn. Laut diesem Bericht marschieren 40.000 Mann der Imagawa auf Kiyosu zu, während Nobunaga sich mit 13.000 Mann dort verschanzt hat.“
„Und was hast du daran auszusetzen?“ fragte Hinata und verschränkte die Arme vor der Brust.
„So einiges. Angefangen bei den Imagawa, Yoshimoto hat nie im Leben 40.000 Männer, selbst wenn man die Truppen aus Mikawa mit einberechnet ist das viel zu viel und Motoyasu wird die Imagawa gewiss nicht mit ihrer vollen Stärke unterstützen. Aber das ist nicht alles, die Schätzungen der Oda-Truppen können auch nicht stimmen, wenn man alles zusammenzählt hat er vielleicht 12.000 oder auch 13.000 Mann, die werden nicht alle in Kiyosu sitzen. Ich weiß mit Sicherheit das er bereits 4.500 Mann verloren hat als Washizu und Marune gefallen sind, also können sich höchstens 8.000 Mann in Kiyosu befinden.“
„Aber?“
„Nobunaga selber ist nicht in Kiyosu.“
„Woher willst du das wissen?“
„Mein Agent hat es mir gesagt.“
„Ach, also sollen wir unsere Agenten ignorieren und deinen Vertrauen? Wer sagt uns dass er sich nicht irrt?“ fragte Hinata und nahm selber den Bericht in die Hand. „Ich finde die Zahlen in diesem Bericht hier durchaus überzeugend und glaubwürdig. Außerdem, wenn Nobunaga nicht in Kiyosu ist, wo soll er dann sein? Wie du bereits gesagt hast, er hat zwei seiner Festungen verloren, viel mehr Ausweichmöglichkeiten hat er nicht.“
„Hohoho... wie ich höre zweifelt man an meinen Berichten?“ erklang auf einmal eine Stimme im Zimmer und Tanigawa stöhnte auf.
„Bitte nicht jetzt... dafür habe ich keinerlei Nerven übrig.“ murmelte er, doch es half nichts. Urplötzlich landete eine Gestalt neben dem Tisch, die bis vor kurzem noch auf den Dachbalken gehockt und von dort aus alles beobachtet hatte, kurz darauf landete ein Porenta neben der Gestalt. Hinata sprang sofort auf und griff zu ihrem Katana, zog es jedoch nicht aus der Scheide als sie Tanigawa den Kopf schütteln sah. „Keine Sorge, das ist kein Feind. Erlaubt mir euch alle vorzustellen, das hier ist mein Agent, Levi Kotaro. Einer der besten Shinobi die es in diesem Land gibt. Von Zeit zu Zeit ein wenig seltsam und wirkt ein wenig unzuverlässig aber wenn es drauf an kommt wird jeder Auftrag zur Perfektion ausgeführt.“
„Und was macht er hier? Warum spioniert er unseren Kriegsrat aus?“ fragte Hinata, noch immer misstrauisch.
„Er spioniert nicht, er ist hier als... mein Leibwächter.“ sagte Tanigawa zögernd. „Arakawa hat dich und Shiro hier, ich habe Hanbei und Levi. Eigentlich sollte er nur still sein und alles ruhig beobachten...“ fügte er hinzu und warf Levi einen strengen Blick zu, während dieser leise pfiff und ganz woanders hinsah, als würde es ihn nichts angehen. „... aber als du seinen Bericht angezweifelt hat ist er wohl ein wenig wütend geworden, Levi ist ein sehr stolzer Mensch.“
„Arakawa-dono? Was meint Ihr?“ wandte Hinata sich mit einem fragenden Blick an ihre Herrin. „Soll ich diesen Shinobi entfernen?“
„Ich... denke es spricht nichts dagegen wenn er bleibt.“ sagte die Daimyo nach einer Weile. „Es kann nicht schaden eine Stimme mehr hier im Kriegsrat zu haben.“
Hinata sah so aus als wenn sie noch etwas sagen wollte, schwieg jedoch und setzte sich wieder. „Also gut, von mir aus... aber wenn er sich als nutzlos erweist werde ich ihn persönlich rauswerfen.“ murmelte sie noch, wurde jedoch ignoriert.
„Wunderbar, jetzt wo wir damit fertig sind können wir ja zurück zum Thema kommen. Um deine Frage zu beantworten, Hinata, Nobunaga befindet sich momentan im Feld, er und 2.000 seiner Männer haben im Zenshoji-Tempel Stellung bezogen, nicht weit vom Heerlager von Yoshimoto entfernt.“ sagte Tanigawa und deutete auf eine Stelle auf der Karte. „Und jetzt kommen wir zu dem, was mir wirklich Sorgen macht. Nobunaga, Nagahide und Katsuie befinden sich mit 2.000 Mann im Tempel, während Mitsuhide mit 3.000 Männern in Kiyosu die Stellung hält und 9.000 Truppen aus Mikawa auf die Festung marschieren.“
„Wie bitte? Ist Nobunaga verrückt?“ fragte Hinata entgeistert. „Wenn Motoyasu auf die Festung marschiert, warum ist er im Tempel und lässt nur eine so kleine Garnison zurück?“
„Er ist nicht verrückt... nun gut, er ist verrückt aber auf eine gute Art und Weise.“ meinte Tanigawa kopfschüttelnd. „Hier.“ sagte er und warf Hinata einen weiteren Bericht zu.
Diese las das Blatt, sah Tanigawa fragend an und gab den Bericht an Arakawa weiter. „Berichte über Truppenbewegungen der Pokemon... und?“
„Nobunaga hat viele Pokemon mit in den Tempel genommen, aber fast keine die ihm im Kampf besonders viel nutzen. Das einzige wofür diese eigentlich gut sind ist es Nebel und Regen zu verursachen.“ erklärte Tanigawa. „Ich weiß noch nicht ganz warum, aber er hat sämtliche Pokemon die Regentanz und Weißnebel können zusammengezogen. Ich vermute, dass er die Imagawa Frontlinien umgehen will, um sich von hinten dem Heerlager von Yoshimoto zu nähern und sie mit einem schnellen Schlag zu töten. Sobald Yoshimoto tot ist werden viele ihrer Männer fliehen, oder gar zu Nobunaga überlaufen, Motoyasu wird eine der ersten sein, da bin ich mir sicher. Deswegen macht Nobunaga sich keine Sorgen wegen Mikawa.“
„Das ist riskant, sowohl für Nobunaga als auch für Motoyasu. Wenn Nobunaga es nicht schafft Yoshimoto zu töten, dann...“
„Macht Motoyasu das was Yoshimoto von ihr verlangt und erobert Kiyosu.“ meinte Tanigawa schulterzuckend. „Nein, der einzige der hier ein Risiko eingeht ist Nobunaga, Motoyasu kann machen was sie will.“
„Arakawa-dono, ist alles in Ordnung?“ fragte Hinata als sie merkte, dass ihre Herrin ziemlich verwirrt auf die Berichte starrte. „War das zu viel für Euch?“
„Was? Oh, nein, nein. Ich stelle mir nur gerade eine andere Frage... Onii-sama? Hast du nicht gesagt, dass Nobunaga noch 8.000 Mann hat? Wo sind die anderen 3.000?“

Tanigawa blinzelte kurz verwirrt, lächelte dann jedoch. „Oh, ich hätte nie gedacht dass dir das aufgefallen ist. Du hast recht, es fehlen 3.000 Soldaten, unter dem Kommando von Toyotomi Hideyoshi.“ sagte er und zuckte hilflos mit den Schultern. „Leider wissen weder Levi noch ich wo genau er ist. Ich vermute, dass Hideyoshi bereits in Position gegangen ist um die Imagawa zusammen mit Nobunaga anzugreifen. Wenn sie mit knapp 5.000 Mann ins Heerlager der Imagawa preschen ist ihr Erfolg schon so gut wie garantiert. Ganz sicher bin ich mir leider nicht. Deswegen will ich auch das wir 1.500 Mann hierhin verschieben.“ meinte er und deutete auf eine Stelle im Süden von Mino. „Nur für den Fall das Nobunaga ihn angreifen lässt während wir denken dass die Oda mit den Imagawa beschäftigt sind. Zuzutrauen wäre es ihm.“
„Glaube ich nicht, das hätte ich bemerkt.“ meinte Levi entrüstet und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Selbst dem besten Shinobi entgeht mal ein kleines Detail.“ sagte Tanigawa schulterzuckend. „Ich will jedenfalls kein Risiko eingehen.“
„Ich sage es nur ungern aber... ich denke wir sollten tun was Tanigawa sagt.“ meinte Hinata, auch wenn sie sich sichtlich überwinden musste um es zu sagen. „So werden wir zumindest vorgewarnt, falls die Oda wirklich angreifen.“
„Gut... ich denke auch dass es die beste Möglichkeit ist.“ sagte Arakawa und nickte sachte mit dem Kopf. Tanigawa warf ihr einen wütenden Blick zu, den jedoch niemand bemerkte. „Du hattest noch eine Idee, Onii-sama?“ fügte Arakawa kurz darauf hinzu und sah ihren Bruder fragend an. „Du meintest, dass du einen Vorschlag hast wie wir die Oda zurückschlagen und unsere Position sichern können?“
„Ja, das habe ich.“ sagte Tanigawa und lächelte. „Auch wenn es Hinata wahrscheinlich nicht gefallen wird... dir womöglich auch nicht.“
„Was ist das für eine Idee?“ fragte Hinata, die sofort wieder misstrauisch wurde.
„Ganz einfach, wir retten Yoshimoto vor dem Angriff der Oda.“ sagte Tanigawa und sein Grinsen wurde breiter als er die ungläubigen Blicke sah.
„Du willst, dass wir in Owari einfallen?“ fragte Hinata mit großen Augen. „Das ist Wahnsinn! Wir haben nicht genug Männer dafür!“
„Ich weiß, ich rede auch nicht von einer Invasion. Wir müssen nur eine kleine Gruppe schicken die Yoshimoto rettet und sie mit so vielen ihrer Truppen wie möglich hierher bringt. Ich werde die Mission natürlich persönlich anführen und Levi hier mitnehmen.“
„Vergiss es!“ zischte Hinata und ihre Hand fuhr wieder zu ihrem Katana, noch bevor irgendjemand anderes auch nur reagieren konnte. „Das kommt überhaupt nicht in Frage, du wirst ganz bestimmt nicht nach Owari gehen und dann auch noch Truppen und Pokemon mitnehmen!“
Tanigawa verzog das Gesicht. „Ich kann durchaus verstehen, dass du misstrauisch bist, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Hanbei werde ich nicht dahin schicken und wir haben niemand anderen der diesen Auftrag ausführen kann.“
„Warum willst du diese Yoshimoto überhaupt retten?“ fragte Arakawa. „Selbst wenn sie noch lebt werden doch viele ihrer Truppen überlaufen, oder?“
Tanigawa nickte. „Ja, Mikawa wird garantiert überlaufen... aber es wird auch viele Männer und Frauen geben die es sich noch einmal genauer überlegen werden, wenn sie wissen dass Yoshimoto noch am Leben ist. Aber es geht nicht ausschließlich um ihre Truppen, mir geht es eher um ihre Verwandten. Yoshimoto ist eine Verwandte der Ashikaga. Das Shogunat ist zwar schwach und steht davor zu fallen, aber noch haben sie unter den schwächeren Clans einiges an Einfluss. Und es gibt viele Leute die Nobunaga und seine Politik nicht mögen, wenn wir eine Verwandte der Ashikaga vor den bösen Oda retten wird das uns einiges an Ansehen bringen.“ sagte Tanigawa lächelnd. „Danach können wir daran arbeiten Nobunaga schlecht dastehen zu lassen und...“ Tanigawa zögerte und das Lächeln verschwand aus einem Gesicht ehe er leise fortfuhr. „... und ihn zu stürzen. Denn das wird die einzige Möglichkeit sein um die Oda daran zu hindern Mino zu erobern, wir werden Nobunaga absetzen müssen.“
Arakawa dachte eine Weile lang nach und trank einen Schluck Tee ehe sie wieder sprach. „Mal angenommen... angenommen ich erlaube dir nach Owari zu gehen und Yoshimoto zu retten, wie viele Männer und Pokemon bräuchtest du?“
„Arakawa-dono! Ihr könnt doch nicht ernsthaft darüber nachdenken ihn nach Owari gehen zu lassen!“ entfuhr es Hinata schockiert.
„Natürlich nicht alleine... aber wenn es wirklich die einzige und beste Möglichkeit ist und du dabei wärst um auf ihn aufzupassen... dann würde es doch gehen, oder meinst du nicht?“
Bevor Hinata auf diese Frage antworten konnte schaltete Tanigawa sich wieder ein. „Ich bräuchte... 200 Männer und 15 Pokemon um diesen Auftrag auszuführen.“
„Nein.“ kam es plötzlich unerwartet von Hanbei und alle Blicke im Raum wanderten zu ihm.
„Was meinst du damit, Hanbei?“ fragte Tanigawa und zur Überraschung aller Anwesenden klang er ernsthaft interessiert. Bislang hatten weder Arakawa noch Hinata erlebt dass Tanigawa so freundlich zu jemandem war der ihm widersprach, eigentlich hatte er solche Leute immer beleidigt oder sich über sie und ihre Vorschläge lustig gemacht, hier schien es jedoch anders zu sein. „Habe ich etwas übersehen?“ fragte Tanigawa und klang jetzt sogar schon leicht besorgt.
„Nicht übersehen, vergessen Nii-chan.“ meinte Hanbei und lächelte Tanigawa an. „Katsuie-chan ist mit Nobunaga in Zenshoji, oder etwa nicht?“
„Vergessen nicht... aber Katsuie wird vorschlagen sich im Tempel zu verschanzen und von einem übermütigen Angriff auf das Lager abraten. Wir werden wahrscheinlich nichtmal gegen die Oda kämpfen müssen.“
„Ranmaru ist auch da.“ warf Hanbei ein. „Sie wird es schaffen Katsuie dazu zu überreden anzugreifen. Ich halte es für wahrscheinlich dass deine Ankunft bei Okehazama und der Angriff ungefähr zeitgleich stattfinden werden. Du brauchst genug Männer und Pokemon um Katsuie-chan aufzuhalten.“

Tanigawa schwieg eine Weile und dachte nach, während Hinata und Arakawa ihn verwundert beobachteten. Dann nickte er plötzlich, lächelte und streichelte Hanbei den Kopf. „Danke, Hanbei. Du hast recht, ich habe das tatsächlich nicht bedacht. Arakawa...“ meinte er dann an seine Schwester gewandt, die zusammenzuckte und versuchte sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. „Ich werde 500 Mann und 40 Pokemon brauchen. Und wir werden so schnell wie möglich aufbrechen müssen, ansonsten könnten wir zu spät kommen und alles ist verloren.“
„Ich verstehe.“ murmelte Arakawa und biss sich auf die Unterlippe während sie überlegte. „Ich... werde darüber nachdenken. Bis zum nächsten Kriegsrat werde ich dir sagen wie ich mich entschieden habe, reicht das, Onii-sama?“
„Natürlich, ich werde deine Antwort erwarten.“ sagte Tanigawa und lächelte Arakawa an. Wenn sie über seine Ideen und Vorschläge nachdachte bedeutete das immerhin dass sie weniger Zeit hatte um selber irgendwelche dämlichen Pläne zu schmieden mit denen sie sich zum Affen machen konnte. Wo er gerade an Affen dachte... es ließ ihm noch immer keine Ruhe nicht zu wissen was Hideyoshi und seine verschwundenen Soldaten trieben. Es wäre am besten wenn schnell jemand herausfand was aus ihnen geworden ist, ansonsten würde das Rätsel Tanigawa noch ins Grab bringen. „Ich denke damit sind wir vorerst mit den Oda fertig, oder hat noch jemand etwas zu sagen?“ fragte Tanigawa und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Dabei fiel ihm auf wie Shiro ihm einen seltsamen Blick zuwarf, der ihm überhaupt nicht gefiel. Sie wirkte so, als wäre ihr etwas aufgefallen, oder das sie zumindest irgendeine Vermutung hatte.
„Nein, ich denke wir können zum nächsten Thema übergehen.“ meinte Hinata.
„Gut... als nächstes wäre dann der Norden dran.“ sagte Tanigawa und sah leicht besorgt aus. „Die Asai und Asakura haben ein Bündnis geschlossen, um sich gegen die Bedrohung zu wappnen die von den Takeda ausgeht.“
„Und was hat das mit uns zu tun?“ fragte Arakawa unsicher, es machte sie nervös wenn ihr Bruder so besorgt klang.
„Noch nichts.“ meinte Tanigawa und seufzte. „Aber zusammen verfügen sie jetzt über knapp 50.000 Mann und da die Takeda sich momentan in Kawanakajima mit den Uesugi rumschlagen kann man nie wissen wann das Bündnis sich nach Süden wagt um sein Territorium zu erweitern. Vorerst müssen wir uns noch keine Sorgen machen, aber ich wollte es trotzdem ansprechen.“ Tanigawa zögerte einen Augenblick, fuhr dann jedoch fort. „Es wäre vielleicht am besten einen Botschafter zu den Asai oder den Asakura zu schicken... nur um sicherzugehen.“
„Tanigawa... mach Arakawa-dono nicht unnötige Sorgen.“ sagte Hinata in tadelndem Tonfall. „Die Oda und Imagawa sind vorerst Problem genug, da musst du nicht auch noch mit den Asai anfangen. Außerdem habe ich schon viel über Asakura Yoshikage gehört, er gilt eher als friedliebender Mann und ist nicht daran interessiert sein Reich durch Krieg zu erweitern, sondern durch Diplomatie.“ fügte sie hinzu und lächelte Arakawa beruhigend zu. „Also müssen wir uns um nichts Sorgen machen.“
„Wenn du meinst.“ murmelte Tanigawa und zuckte mit den Schultern. „Ich finde übrigens wir sollten das Treffen jetzt beenden, es ist schon spät geworden.“ fügte er dann plötzlich hinzu, streckte sich und stand auf. „Die restlichen Berichte haben nichts mit dem Krieg zu tun und sind eher etwas für den Daimyo, als für den Feldherren.“ sagte er mit einem kalten Lächeln im Gesicht zu Arakawa. „Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Papierkram, ich werde mich in mein Zimmer zurückziehen... und Hanbei? Heute schläfst du in deinem Zimmer.“
„J-ja...“ murmelte der Junge und senkte enttäuscht den Kopf.
„Moment, Tanigawa! Arakawa-dono hat noch nicht gesagt dass du gehen darfst!“ sagte Hinata streng als der Feldherr aufstand und den Thronsaal verlassen wollte.
„Ach, wirklich? Aber ich bin nur der Feldherr von Mino, wozu werde ich dann hier noch gebraucht? Ich bin mir sicher, meine Schwester schafft das schon ganz alleine, nicht wahr Arakawa?“
„N-natürlich, ich schaffe das schon!“ sagte die Daimyo so überzeugend wie möglich, schielte dabei jedoch hilfesuchend zu Hinata hinüber. „Dich brauche ich nicht... aber, ähm, wenn mir jemand hier Gesellschaft leisten könnte damit ich nicht so alleine bin wäre das durchaus willkommen.“
Hinata presste kurz die Lippen zusammen, seufzte dann jedoch und wandte sich an Arakawa. „Natürlich, ich werde mit Euch hierbleiben, Arakawa-dono.“
„Danke, Hinata... du darfst dann gehen, Onii-sama.“ sagte sie lächelnd. „Wir sehen uns dann Morgen wieder.“
„Sehr gut, ich wünsche dir eine gute Nacht Arakawa.“ meinte Tanigawa, deutete eine Verneigung an und verschwand dann aus dem Zimmer, dicht gefolgt von Hanbei, Absol und Trasla, wobei letzteres auf dem Rücken des größeren Pokemon ritt.
„Ich werde Euch begleiten, Tanigawa-dono.“ sagte Shiro, verneigte sich vor Hinata und Arakawa und folgte dem Feldherren ebenfalls, der lediglich mit den Schultern zuckte. Erst als die Gruppe verschwunden war fiel Hinata und Arakawa auf dass Levi und Porenta ebenfalls spurlos verschwunden waren, als wenn sie nie im Raum gewesen wären.

„Gute Nacht, Nii-chan. Gute Nacht... Shiro-san.“ Hanbei verabschiedete sich von den beiden als die Gruppe sein Zimmer erreichte. Trasla sprang von Absols Rücken, verneigte sich und folgte dem kleinen Jungen in dessen Zimmer.
„Tanigawa-dono?“ fragte Shiro, als der Feldherr gerade die Schiebetür zu seinem Zimmer geöffnet hatte.
„Ja?“
„Darf ich eine Weile mit auf Euer Zimmer? Ich... ich würde mich gerne ein wenig mehr mit Euch unterhalten.“
Tanigawa musterte die Dienerin eine Weile lang, zuckte dann jedoch nur mit den Schultern. „Von mir aus, komm ruhig mit. Ein wenig Gesellschaft wird schon nicht schaden.“ sagte er und betrat sein Zimmer. Shiro folgte ihm und schloss die Tür hinter sich, als sie sich wieder zu Tanigawa drehte hatte dieser seinen Kapuzenumhang ausgezogen und lag auf seinem Futon. „Worüber wolltest du mit mir reden? Du hast mich schon beim Treffen so komisch angesehen, also was ist los?“
„Das ist Euch aufgefallen?“ fragte Shiro und wirkte ehrlich überrascht. Sie hatte eigentlich gedacht dass Tanigawa zu beschäftigt gewesen war um auf sie zu achten, oder besser gesagt dass er sie für zu unwichtig hielt um von ihr Notiz zu nehmen.
„Aber natürlich.“ sagte Tanigawa und nickte. „Jeder würde es merken wenn ein so hübsches Mädchen ihn so intensiv anstarrt.“ fügte er mit einem Grinsen hinzu. „Aber zurück zum Thema, worüber wolltest du mit mir reden?“
„Nun... ich will mir nicht anmaßen zu behaupten ich kenne Euch gut, aber...“
„Shiro, was willst du?“ fragte Tanigawa und seufzte genervt. „Stelle einfach deine Frage und hör auf ums Thema herumzureden, ich kann sowas nicht leiden. Und mach dir keine Sorgen, ich habe noch niemanden für dumme Fragen hinrichten lassen, höchstens ausgelacht.“
„Jawohl, Tanigawa-dono. Ich wollte Euch fragen ob Ihr... ob Ihr Nobunaga kennt.“ fragte Shiro und wartete auf Tanigawas Reaktion.
„Natürlich kenne ich ihn, ich habe die letzten drei Monate unter ihm gedient.“ sagte Tanigawa, wandte jedoch den Blick ab.
„Das meinte ich nicht, Tanigawa-dono.“ erwiderte Shiro und dachte kurz darüber nach ob sie wirklich fortfahren sollte. Es gab durchaus Adlige die sie dafür bestrafen würden, wenn sie zu viele Fragen stellte, aber Tanigawas Gesichtsausdruck während des Kriegsrats als er über Nobunaga sprach hatte sie neugierig gemacht, um diese Neugier zu befriedigen würde es sich lohnen eine Strafe zu riskieren. „Nobunaga... Ihr kanntet ihn schon vorher, nicht wahr?“
Tanigawa musterte Shiro mit kaltem Blick und sagte nichts. Das ganze ging solange bis Shiro schon dachte er würde sie einfach aus dem Zimmer schicken ohne ihr zu antworten. Dann kam jedoch Absol mit langsamen Schritten zu Tanigawa hinüber, legte sich neben das Futon und ließ sich von seinem Herren am Kopf streicheln. Der Feldherr seufzte erneut, antwortete dann jedoch endlich. „Setz dich, Shiro.“ sagte er und die Dienerin kniete sich neben dem Futon auf den Boden während Tanigawa sich ein wenig aufrichtete und ihr gegenüber saß. „Du hast Recht, ich kenne Nobunaga schon länger.“ meinte er dann plötzlich und richtete den Blick auf die Zimmerdecke. „Es ist jetzt... sieben Jahre her, wenn mich nicht alles täuscht. Ich war mit ein paar Händlern in Owari, eine Art Ausflug. Als wir in Kiyosu angekommen sind habe ich mich von den Händlern und Wachen getrennt und mich ein wenig verlaufen. Dabei habe ich zufällig einen Jungen in meinem Alter getroffen der vor zwei anderen Jungen und zwei Mädchen abgehauen ist, ich habe ihm geholfen sich zu verstecken und wir sind ins Gespräch gekommen. Wir haben festgestellt dass wir einiges gemeinsam haben und verstanden uns gut. Unser Gespräch wurde jedoch unterbrochen als Wachen der Oda und Saito auftauchten, erst da haben wir herausgefunden wer der jeweils andere war.“ erzählte Tanigawa und lächelte. „Das war meine erste Begegnung mit Nobu... ich meine, mit Oda Nobunaga. Wie es sich herausstellte ist er vor seinen Freunden abgehauen die im Auftrag seines Vaters darauf aufpassen sollten dass er keinen Unsinn anstellt während die Händler und ich da waren. Seither war ich immer mal wieder in Owari und habe mich mit Nobunaga getroffen, ich würde sagen das wir gute Freunde sind, sehr gute sogar.“ Tanigawa dachte kurz nach, schüttelte dann den Kopf und lachte leise. „Auch wenn das bei mir nicht viel heißen will, ich habe nämlich nicht viele Freunde. Die einzigen die ich dazu zähle sind Hanbei, Nobunaga und Hinata.“
„Ihr zählt Hinata zu Euren Freunden?“ fragte Shiro überrascht. „Obwohl sie so... feindselig Euch gegenüber ist?“
Tanigawa zögerte einen Augenblick, nickte dann jedoch. „Wir sind zusammen aufgewachsen und haben zusammen den Schwertkampf trainiert.“ sagte er und lächelte wieder. „Ich... es war vielleicht nicht immer leicht mit mir zu tun zu haben, einer der Gründe warum ich nie viele Freunde hatte. Sie war eine der wenigen die freiwillig bei mir war, sie und Arakawa. Bevor ich Hanbei getroffen habe war Hinata meine einzige Freundin hier in Mino. Um ehrlich zu sein zählt sie zu den wenigen Personen hier in Mino die ich wirklich mochte und...“ Tanigawa hörte plötzlich auf Absol zu streicheln und riss die Augen auf. „Ich habe ein wenig zu viel gesagt.“ murmelte er und schüttelte den Kopf. „Shiro? Dieses Gespräch hier bleibt unter uns, verstanden?“ sagte er dann und warf der Dienerin einen strengen Blick zu.
„Selbstverständlich, Tanigawa-dono.“
„Ich meine es ernst, kein Wort darüber zu Arakawa oder Hinata.“ sagte Tanigawa, der nicht gerade von der Verschwiegenheit der Dienerin überzeugt zu sein schien. „Ansonsten werde ich dich bestrafen müssen.“ fügte er hinzu und legte sich wieder auf das Futon, lächelte jedoch um seine Drohung ein wenig zu entschärfen. Shiro nickte und senkte das Haupt ein wenig. „Gut, jetzt wo das geklärt ist kommen wir zu einem anderen Thema. Du hast doch gesagt du würdest alles für mich tun, oder zumindest so etwas in der Art, oder nicht?“
„Ja, das habe ich.“ murmelte Shiro ohne den Kopf zu heben. Sie konnte sich schon denken was als nächstes kam.
„Gut, zweifellos ein nettes Angebot aber leider weiß ich nicht was du kannst, oder ob du überhaupt für irgendetwas zu gebrauchen bist.“ sagte Tanigawa, fuhr damit fort Absol zu streicheln und warf einen Seitenblick auf Shiro. „Deswegen habe ich eine Aufgabe für dich... um dich zu testen. Da du dazu ausgebildet wurdest einer Daimyo zu dienen dürfte so etwas eigentlich kein Problem für dich sein.“
„Was ist das für eine Aufgabe?“ fragte Shiro und wirkte leicht überrascht. Das Gespräch entwickelte sich nicht in die Richtung die sie erwartet hatte.
„Ich plane ein kleines Fest, nicht für mich sondern für Hanbei. In drei Wochen hat er Geburtstag und ich habe etwas wichtiges zu verkünden, deswegen soll es ein richtiges Fest geben, aber nicht mit zu vielen Gästen, das macht Hanbei immer nervös. Leider habe ich aufgrund der aktuellen Situation nicht wirklich die Möglichkeit ein richtiges Fest vorzubereiten, deswegen möchte ich dass du das für mich übernimmst.“ erklärte Tanigawa. „Das ist dein Test, ein richtiges Fest für Hanbei vorzubereiten, glaubst du dass du das schaffst?“
„Ich... ich denke schon, aber erlaubt mir eine Frage, Tanigawa-dono... wozu? Ich meine, was ist das für ein Test? Was hilft es Euch, wenn Ihr wisst dass ich Feste organisieren kann?“
„Ein Daimyo wird hin und wieder wichtige Gäste empfangen und muss Feste für diese vorbereiten, es kann auch sein dass der Shogun höchstpersönlich zu Besuch kommt, daher ist es wichtig fähige Diener zu haben die so etwas tun können.“ meinte Tanigawa schulterzuckend.
Shiro runzelte die Stirn. „Tanigawa-dono... soll das heißen, dass Ihr schon bald Daimyo von Mino...“
„Übertreibe es nicht, Shiro.“ unterbrach Tanigawa die Dienerin lächelnd. „Auch meine Geduld kennt Grenzen, ich habe dir schon viel zu viel erzählt. Du darfst dich jetzt entfernen, ich will schlafen.“
„Natürlich, Tanigawa-dono. Ich werde mich zurückziehen.“
„Gut, wir werden uns Morgen sehen... und denke an deinen Auftrag, Shiro. Ich hoffe doch dass du mich nicht enttäuschen wirst.“
„Das werde ich nicht, Ihr könnt Euch auf mich verlassen.“ sagte Shiro, verneigte sich und verließ das Zimmer. Erst als sie alleine im Gang stand stutzte sie... hatte Tanigawa gerade Hanbei als 'er' bezeichnet? Irgendwie hatte sie das Gefühl, als wenn sie irgendetwas wichtiges verpasst hatte... aber darum konnte sie sich noch später kümmern. Wenn sie ein Fest für Hanbei vorbereiten sollte würde sie schon noch öfters mit diesem kleinen Genie reden müssen, dann war noch genug Zeit um Fragen zu stellen.



Einige Stunden zuvor standen sich weiter im Nordosten von Japan zwei Armeen auf der Ebene von Kawanakajima gegenüber. Auf der einen Seite standen 25.000 Soldaten in roten Rüstungen unter einem roten Banner mit vier schwarzen Rauten die so angeordnet waren dass sie einen großen Diamant formten. Vor den Soldaten stand eine Frau mit violetten Augen und schulterlangen, roten Haaren. Sie trug eine weite, rote Hose und ein seltsames, schwarzes Kleidungsstück welches einen Teil ihrer Brüste und einen Teil ihres Bauchs bedeckte, dazu trug sie eine Art roten Umhang der ihre Schultern und Arme bedeckte, mitten auf ihrem Brustkorb hatte sie außerdem eine rote Tätowierung welche das selbe Symbol war das sich auch auf dem Banner befand. Bei der Frau handelte es sich um Takeda Shingen, dem Tiger von Kai und Daimyo des Takeda Clans, welcher in den letzten Jahren große Expansionen getätigt hatte und zu einem der mächtigsten Clans geworden ist. Ihnen gegenüber standen knapp 14.000 Soldaten in weißen Rüstungen, die sich unter einem violetten Banner versammelt hatten auf dem in Rot das Kanji für die erste Silbe von Bishamon prangte. Angeführt wurde dieses Heer von einer Frau, augenscheinlich im selben Alter wie Shingen, mit großen, blauen Augen und langen, schwarzen Haaren, die einen silbernen Brustpanzer trug, zusammen mit einem schwarz-weißen Hakama. An ihrer Hüfte hing ein Katana und sie strahlte eine unnahbare, beinahe schon göttliche Aura aus. Sie war Uesugi Kenshin, der Drache von Echigo und Daimyo des Uesugi Clans, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatte den Eroberungsfeldzügen der Takeda ein Ende zu setzen. Heute würde die siebente Schlacht von Kawanakajima stattfinden... auch wenn die 'Schlachten' schon seit der dritten Schlacht vor knapp fünf Monaten nicht mehr wirklich das selbe wie früher waren. Takeda Shingen, bewaffnet mit einem langen Naginata mit rotem Griff, und Uesugi Kenshin entfernten sich von ihren Armeen und traten sich in der Mitte des Schlachtfeldes alleine gegenüber, nun ja, fast alleine. Sie wurden dabei von ihren Pokemon begleitet, zwei der drei legendären Hundepokemon: Entei auf Seiten der Takeda und Suicune auf Seiten der Uesugi.
„Ich grüße Euch, Shingen-sama.“ sagte Kenshin und verneigte sich respektvoll vor der anderen Frau, während Entei und Suicune sich kurz musterten und sich dann von ihren Herrinnen entfernten.
„Ich wünschte du könntest mal ein kleines bisschen weniger formell sein.“ meinte Takeda lachend und stützte sich auf ihren Naginata. „Aber auch egal, bist du bereit?“
„Ja.“ sagte Uesugi und nickte.
„Na dann können wir ja anfangen!“ rief Takeda und stürmte ohne ein weiteres Wort nach auf die Uesugi zu, ehe die auch nur ihr Schwert ziehen konnte. Ihr Naginata zielte direkt auf Kenshins Kehle und es sah schon so aus als wenn dieser Kampf ein schnelles Ende finden würde, doch dem war nicht so. Schneller als dass irgendjemand etwas sehen konnte zog Kenshin ihr Katana und schlug in der selben Bewegung die Spitze des Naginata zur Seite.
„Du bist so ungestüm wie immer.“ meinte Kenshin kühl und trat einen Schritt nach vorn. Zeitgleich ließ sie ihr Katana von oben auf den Kopf der Takeda zurasen, die den Schlag geradeso parieren konnte. Jedoch gelang es ihr nicht die Klinge der Uesugi zu blockieren, denn diese ließ ihr Katana vom Naginata abgleiten, ging einen weiteren Schritt nach vorn und ließ gleich den nächsten Schlag folgen, seitlich gegen den Hals der Takeda gerichtet. Auch dieser Schlag wurde pariert, aber es war eindeutig wer in diesem Kampf die Zügel in der Hand hatte. Kenshin ging dieses mal gleich drei Schritte nach vorn, jeder von einem Schlag begleitet den Shingen geradeso abwehren konnte. Kenshins Bewegungen wurden immer schneller und ihre Schläge waren so präzise das man glauben konnte eine Kriegsgöttin würde hier in Kawanakajima stehen und für die Uesugi kämpfen. Sämtliche Zuschauer, egal ob Uesugi oder Takeda, hielten den Atem an während sie die anmutigen, fast schon tänzelnden Bewegungen der Uesugi beobachteten, oder das was sie davon sahen. Kenshin bewegte sich so schnell dass kaum jemand wirklich sehen konnte was sie genau tat, ihr Katana war nicht mehr als ein undeutliches Blitzen das immer wieder auf die Takeda zuschoss. Sämtlichen Soldaten lief es kalt den Rücken herunter als sie dieses Schauspiel sahen, obwohl es nicht das erste mal war. Aber Kenshin war nicht der einzige Grund dafür. Hatten die meisten Leute doch Respekt und Ehrfurcht vor dieser Frau die sich wie ein Avatar des Bishamon bewegte und kämpfte, so hatten sie doch mindestens genauso viel, wenn nicht gar noch mehr, Respekt vor der Frau die es tatsächlich schaffte sich gegen diese Angriffe zu wehren, auch wenn sie vollkommen in die Defensive gedrängt wurde.
„Woah, Kenshin! Bist du heute nicht ein wenig aggressiver als sonst?“ fragte Takeda und schaffte es ein schwaches Lächeln aufzusetzen.
„Ach, bin ich das?“ fragte Kenshin, noch immer mit kalter Stimme und ließ nun einen wahren Hagel aus Schlägen auf Shingen niedergehen. Fünf Hiebe konnte die Takeda parieren, dann folgte plötzlich ein Stich dem sie nur durch eine Drehung ausweichen konnte. Dann beendete die Uesugi das Duell, in dem sie der Takeda einfach die Beine wegtrat und das Naginata aus der Hand schlug.
„Oh ja, ganz eindeutig.“ meinte Takeda lachend und hielt die Hände in die Höhe, als Kenshin ihr die Klinge ihres Katanas an die Kehle hielt. „Ich gebe auf, du hast gewonnen.“ sagte sie, woraufhin beide Armeen in lauten Applaus ausbrachen.
Kenshin nickte, steckte ihr Schwert weg und hielt Shingen dann eine Hand hin um ihr aufzuhelfen.
„Wollen wir dann?“ fragte Shingen und deutete auf eine Stelle in der Nähe wo Entei und Suicune sich niedergelassen hatten. Dort lag eine Decke auf der ein kleiner Tisch aufgestellt war, zwei Diener standen in der Nähe mit Sakeflaschen und auf dem Tisch standen Sakeschalen und etwas zu essen.
„Gerne, dann kannst du mir auch gleich ein paar Fragen beantworten.“ meinte Kenshin mit strenger Stimme, ehe die beiden gemeinsam zur Decke gingen.

Seit der dritten Schlacht von Kawanakajima sahen die Zusammenstöße zwischen den Heeren der Uesugi und Kenshin so aus. In eben jener Schlacht hatten sowohl Kenshin als auch Shingen eine Erkenntnis, Kenshin merkte dass sie und ihre Armee es nicht schaffen konnten durch das zahlenmäßig überlegene Heer der Takeda zu preschen und Kai zu erobern, während Shingen merkte dass sie dem Kampfgeschick und den Strategien Kenshins nichts entgegenzusetzen hatte. Also trafen die beiden Heerführer sich alle paar Wochen zu einem kleinen Duell in der Mitte der Ebene und sobald ein Sieger feststand wurde getrunken, gegessen und man unterhielt sich über die neuesten Ereignisse in Japan.
„Du hast gegen unsere Abmachung verstoßen, Shingen.“ sagte Kenshin während sie einen Schluck Sake trank und ein wenig enttäuscht klang.
„W-was? Das habe ich ganz bestimmt nicht!“ rief Takeda bestürzt und beugte sich nach vorn. „Ich schwöre dir Kenshin, ich würde dich niemals verraten oder hintergehen!“
Kenshin zog eine Augenbraue in die Höhe, zögerte jedoch mit einer Antwort. Ihre Hand strich über das Katana an ihrer Seite. Shingen hatte es ihr nach der fünften Schlacht geschenkt, als ein Zeichen des Respekts und der Freundschaft zwischen ihnen. „Dann erkläre mir bitte wo Yukimura und seine 20.000 Mann sind die hier fehlen.“ sagte Kenshin und trank einen weiteren Schluck.
„Ah... ja. Wie du vielleicht gehört hast haben die Asai und Asakura ein Bündnis geschlossen, daher musste ich ein paar Männer nach Westen abziehen und die Grenzen dort besser überwachen lassen.“
„Ich weiß, du hast 15.000 Mann dorthin geschickt, aber weder Yukimura noch seine Leute sind dort. Du kannst mich nicht täuschen, Shingen. Also sag mir bitte die Wahrheit.“
Takeda seufzte, hob dann jedoch die Arme in die Luft. „Schon gut, schon gut... Yukimura ist im Süden, ich habe ihn in Richtung Mikawa geschickt. Die Imagawa... nein, Matsudaira hat irgendetwas vor und ich weiß nicht was genau. Also habe ich vorsichtshalber die Südgrenze sichern lassen. Aber!“ meinte Shingen und musterte nun ihrerseits Kenshin mit einem strengen Blick. „Ich bin nicht die einzige der plötzlich Truppen fehlen! Würdest du mir freundlicherweise sagen wo Ai-chan und ihre 12.000 Mann sind? Die habe ich nämlich auch schon eine Weile nicht mehr gesehen.“
Kenshin zögerte einen Augenblick, lächelte Shingen dann jedoch an. „Du hast recht, sie ist nicht hier. Gerüchten zufolge ist die Daimyo von Tohoku ein wenig durchgedreht.“ meinte sie seufzend. Ich habe Ai-chan geschickt um die Sache ein wenig im Blick zu behalten. Übrigens, gibt es Probleme mit den Houjo?“ fragte Kenshin und warf Shingen einen besorgten Blick zu.
Die rothaarige Frau blinzelte verdutzt. „Woher wusstest du das?“
„Ich war vor einer Woche in Kai und habe mich ein wenig umgesehen.“ meinte Kenshin.
„Du warst in Kai?!“ entfuhr es Shingen ungläubig. „Was... wann... wie? Du! Du hast überhaupt kein Recht dich über mich zu beschweren!“ sagte die Takeda beleidigt.
Kenshin lachte jedoch nur. „Da hast du vielleicht recht, tut mir leid Shingen. Aber egal, das ist jetzt nicht wichtig. Bei dir scheint ein Salzmangel zu herrschen.“
Shingen seufzte. „Ja, die Houjo haben uns das Bündnis aufgekündigt und den Handel eingestellt, sie liefern uns kein Salz mehr, ich glaube sie wollen uns aushungern und mich dazu zwingen ihnen irgendwelche Zugeständnisse zu machen.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“ meinte Kenshin und nickte wissend. „Ich habe bereits veranlasst dir zu helfen, innerhalb der nächsten vier Tage wird eine Karawane nach Kai kommen, sie wird euch Salz bringen.“
„Kenshin! Das kann ich nicht annehmen!“
„Doch, das kannst du und du wirst es auch. Ich will meine Feinde auf ehrenhafte Art und Weise besiegen.“ sagte Kenshin und schüttelte den Kopf. „Dieser Verrat der Houjo ist unverzeihlich, ich denke ich werde mich früher oder später darum kümmern müssen.“
„Kenshin, das ist nicht nötig... sie sind mein Problem, ich werde mich schon noch darum kümmern. Übrigens, wo wir gerade bei Verrat sind... im Süden scheinen ebenfalls ein paar interessante Dinge zu passieren.“ meinte Shingen, um das Thema zu wechseln.
„Du redest vom Krieg zwischen den Oda und Imagawa?“
„Nicht nur, die Saito stecken da auch irgendwie mit drinnen.“ meinte Shingen und grinste. „Wer auch immer am Ende als Sieger dasteht wird über viel Macht und Einfluss verfügen, was sollen wir machen wenn sie danach ihren Blick nach Norden wenden?“
„Ich weiß was ich machen werde.“ sagte Kenshin ruhig und trank einen weiteren Schluck Sake. „Ich kämpfe für den Frieden in Japan und ich werde jeden aufhalten der es wagt ihn zu stören. Sollten die Streitigkeiten im Süden sich weiter nach Norden ausbreiten werde ich persönlich nach Owari, Mino oder Totomi marschieren um den Unruhestifter ein für alle mal ruhigzustellen.“
„Uwah, wie unheimlich.“ meinte Shingen grinsend. „Wer auch immer es ist der dieses mal seinen Zorn auf dich zieht, er tut mir jetzt schon leid, oh großer Avatar des Bishamon. Aber genug davon, lass uns trinken, schlafen und uns in ein paar Wochen erneut die Schädel einschlagen! Kanpai! Auf einen guten Kampf!“ rief Shingen enthusiastisch.
Kenshin schüttelte zwar den Kopf, lächelte jedoch. „Du änderst dich wohl nie... Kanpai, auf ein geeintes, friedliches Japan!“ sagte Kenshin. Und so endete sie, die siebente Schlacht von Kawanakajima...
 
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Vanidar

Novize
5. Flammen, Bisse und Tränen

Am Morgen des nächsten Tages, klopfte Hinata an die Tür zu den Gemächern ihrer Herrin. Es dauerte nicht lange, bis Shiros Stimme ihr erlaubte einzutreten. Kaum hatten sie und ihr Vulnona das Zimmer betreten, als die Kriegerin auch schon verdutzt stehen blieb. Arakawa saß zusammen mit Shiro auf der Kante des Bettes. Die Dienerin hielt ihre Herrin eng umschlungen und küsste sich gerade ihren Hals entlang. Arakawa trug ihr Nachthemd, mehr oder weniger, es war durch die eifrigen Hände Shiros verrutscht und sie wirkte, als hätte sie es bereits halb ausgezogen.
„Guten Morgen, Hinata.“ hauchte Shiro und ließ mit einem verschmitzten Lächeln von der jungen Daimyo ab. Hinata hatte sich in der Zwischenzeit nahe der Tür aufgestellt und wandte verlegen den Blick ab. Sie hätte nicht so früh herkommen sollen. Shiro sollte ihrer Herrin eigentlich nur beim umziehen helfen, aber stattdessen, endete es jedes mal so.
„Was machst du hier? Ich dachte du schleichst meinem Bruder hinterher wie ein Wachhund weil du glaubst dass er jeden Moment anfängt eine Armee um sich zu versammeln und mich umzubringen, richtig?“ Arakawa runzelte verwirrt die Stirn, wobei sie versuchte ihre eigene Verlegenheit zu überspielen. Ihre Wangen färbten sich trotzdem rosa, egal wie viel Mühe sie sich gab gelassen zu bleiben. Irgendwie gelang es ihr nie ihre Gefühle zu verbergen, dachte Arakawa ärgerlich. Sie wusste das Hinata ihr Verhalten schon die ganze Zeit über für nichts als erbärmliche Schwäche hielt, und das ließ ihr keine Ruhe.
„Habt Ihr bereits eine Entscheidung getroffen was den Plan des Verräters angeht?“ fragte Hinata die beiden mit zittriger Stimme. Sie stand kurz davor das Weite zu suchen und zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu fragen, vielleicht irgendwann, wenn ihre Herrin nicht halbnackt war und darauf wartete das Shiro wieder anfing sie zu küssen. Aber jetzt war es zu spät dafür, die Frage war aus ihr herausgeplatzt und das ließ sich nicht mehr ändern. Shiro und Arakawa sahen sie kurz überrascht an, und immerhin zog Arakawa endlich ihr Nachthemd wieder zurecht, wofür Hinata ihr sehr dankbar war.
„Jap, habe ich. War gar nicht mal so schwer.“ begann Arakawa, nachdem sie sich sicher war wieder einigermaßen bekleidet zu sein und zuckte dabei gleichgültig mit den Schultern. Es war wirklich keine schwierige Entscheidung für sie gewesen, vor allem, da Shiro sie in ihrer Entscheidung auch noch bestärkt hatte. „Mein Bruder kriegt die Pokemon und Männer die er braucht. Ich werde ihm keine Steine in den Weg legen während er versucht uns alle zu retten.“
„Das könnt Ihr nicht ernsthaft in Erwägung ziehen! Tanigawa ist ein Verbrecher und Mörder! Er ist nichts weiter als ein widerwärtiger Parasit, der Euch und Euer Reich von Innen heraus zerfressen wird!“ begehrte Hinata leidenschaftlich auf und ging auf ihre Herrin zu.

„Ich sehe es nicht gerne, wenn jemand so über Onii-sama redet. Nicht einmal du, Hinata.“ knurrte Arakawa leise vor sich hin, wobei sie in etwa so bedrohlich wirkte wie das schläfrige Evoli neben ihr. Dieser Anblick reichte der Kriegerin schon aus, um zu wissen, dass ihre Herrin sich niemals gegen Tanigawa durchsetzen würde, ganz egal worum es ging.
„Geht es nicht eher darum was er kann und nicht was er ist?“ mischte Shiro sich rasch ein, um ihrer Herrin beizustehen. Mit genug Überzeugungskraft, konnte man Arakawa zu allem überreden, ganz gleich um was es sich handelte. Meistens war das ein Segen für die machthungrige Dienerin, aber nicht immer. Hinata bräuchte höchstens eine Stunde alleine in einem Raum mit Arakawa, und die junge Daimyo wäre bereit ihren Bruder wieder in Ketten legen zu lassen. Vor allem da Hinata zuversichtlich zu sein schien, was einen Krieg gegen die Oda anging. Sie neigte dazu sich manchmal etwas zu überschätzen.
„Was er kann? Er kann rein gar nichts! Tanigawa ist nichts weiter als ein aufgeblasener, nutzloser Aufschneider, der...“
„Er hat Arakawas Vater und dich vor Mino besiegt, oder etwa nicht?“ schnitt Shiro ihr das Wort ab und fing sich dafür wütende Blicke ein „Es ist egal was er ist, solange er weiß, wie man Schlachten gewinnt. Tanigawa wird mit seinem Plan die Imagawa auf unsere Seite ziehen, um unsere angeschlagene Streitmacht wieder aufzufüllen und einen Verbündeten direkt an der Grenze der Oda zu gewinnen. Die Rettung von Yoshimoto, wird uns Ansehen und Respekt einbringen, und Verbündete, die wir dringend brauchen.“
„Es wird vor allem ihm Ansehen und Respekt einbringen!“ schmetterte Hinata ihren Einwand ab und konnte es nicht fassen, dass Arakawa es ihrer Dienerin erlaubte so zu reden. Sie hielt die Dienerschaft zwar nicht für weniger wert als den Adel oder die Samurai, aber Shiro übertrieb es. Die Dienerin sprach öfter für den Daimyo, als der Daimyo selbst. „Siehst du denn nicht was er plant? Er wird sich mit den Imagawa und den Ashikaga verbünden. Gemeinsam mit ihnen marschiert er dann gegen Mino! Es würde mich nicht überraschen, wenn er alles bereits bis ins kleinste Detail geplant hat!“
„Du übertreibst. Sowohl die Imagawa, als auch die Ashikaga, werden wissen, dass unser Daimyo sie gerettet hat und tief in Arakawas Schuld stehen. Außerdem ist sein Plan gut und wenn es funktioniert können wir die Oda bezwingen ohne unsere eigenen Kräfte zu sehr zu verausgaben. Es ist der sicherste Weg für Mino, und nur weil du unbedingt misstrauisch sein willst, sollten wir uns diesen Weg nicht verbauen.“
„Falls es funktioniert, und falls die Imagawa sich nicht danach gemeinsam mit Tanigawa gegen uns wenden um Mino an sich zu reißen.“ beharrte Hinata trotzig auf ihrer Meinung.
„Ein Falls ist noch immer besser als die unausweichliche Niederlage. Die Oda sind uns überlegen. Sowohl was ihre Pokemon, als auch die Anzahl ihrer Truppen angeht. Ihre Moral ist unvorstellbar hoch solange Nobunaga sie von Sieg zu Sieg führt. Dazu kommen ihre Generäle, denen wir nichts vergleichbares mehr entgegenzusetzen haben.“ hielt Shiro dagegen. Keiner von ihnen achtete noch auf Arakawa, die unsicher zwischen ihnen hin und her blickte.
„Ich wusste gar nicht das eine Dienerin so viel von der Kunst der Kriegsführung versteht.“ zischte die Kriegerin verärgert, schnaubte verächtlich, und entschloss sich dazu dieses unnötige Gespräch zu ignorieren. „Daimyo.“ wandte Hinata sich wieder an Arakawa, in der Hoffnung, dass dieses Mädchen einmal auf sie hören konnte „Wenn Ihr diesem rücksichtslosen Mann wirklich eine Armee überlasst, dann könnt Ihr Euch auch gleich selbst aus dem Schloss jagen. Es ist ein Fehler ihm zu vertrauen. Vor allem solltet Ihr Tanigawa nicht ohne irgendeine Art von Sicherheitsvorkehrung wegschicken. Wir brauchen einen Plan auf den wir zurückfallen können sobald er sich gegen uns wendet.“
„W-was für eine Art Plan?“ kam es nach einer Weile zögerlich von Arakawa.
„Vielleicht wäre es besser, wenn er nicht von der Mission zurückkehrt.“ antwortete Hinata mit einer drängenden Ungeduld in der Stimme, bei der selbst Shiro mulmig wurde. Hinata wollte unbedingt etwas gegen Tanigawa unternehmen. Während sie auch nur daran dachte, zückte sie beiläufig ihr Katana ein Stück und jagte ihrer Herrin damit kurz einen kleinen Schreck ein. „Zumindest nicht lebendig, oder in einem Stück.“
„Und was dann?“ mischte Shiro sich wieder mal ein und bemühte sich sämtliche Pläne der Kriegerin zu vernichten „Soll man dann im ganzen Land nur noch über Arakawa die Brudermörderin reden? Die ihren Bruder abschlachten ließ, während er versuchte sie zu verteidigen?“

„Kein Problem. Vulnona kann seine Überreste verbrennen, bis nichts weiter als Asche übrig ist.“ schlug Hinata unbekümmert vor. Ihre Stimme klang kalt und tonlos.
„Der Verdacht wird trotzdem auf uns fallen! Es wird so offensichtlich sein...“
„Wen kümmert das denn noch?“ fiel Hinata ihr verärgert ins Wort und beachtete ihre Worte gar nicht „Sobald er tot ist kümmert sich Vulnona um ihn. Asche kann sich nicht mehr rächen, und auch nicht reden. Wir verstreuen seine Überreste im Wind und vergessen seine Existenz, Ende. Mino wird damit nur geholfen. Ganz Japan wird es uns danken diesen aufgeblasenen Wichtigtuer loszuwerden.“
„I-i-ich will aber keinen Bruder aus Asche!“ meldete Arakawa sich endlich auch einmal zu Wort, wobei sie unruhig auf der Bettkante umher rutschte. Eben noch war sie gerade dabei gewesen langsam aufzuwachen, und jetzt sollte sie schon den Tod ihres Bruders planen...was sie niemals tun würde. Hinata konnte solange auf sie einreden wie sie wollte, es würde nichts ändern. Panisch dachte Arakawa kurz daran, was passieren sollte, falls Hinata auf eigene Faust etwas unternahm, alleine versuchte ihren Bruder zu töten. Sie klammerte sich ängstlich an Shiro und sah Hinata nicht mehr an.
„Gut gemacht, Hinata.“ zischte die weißhaarige Dienerin, wobei unterschwelliger Triumph in ihrer Stimme mitschwang. Deutlich freundlicher, wandte sie sich an ihre Herrin und strich ihr sanft über das Gesicht. „Alles ist gut, Ara. Die böse Frau hat nicht vor deinem Bruder etwas anzutun.“
„Verzeiht mir, Daimyo. Ich wollte nicht zu weit gehen.“ murmelte Hinata leise eine halbherzige Entschuldigung vor sich hin und warf Shiro dabei einen vernichtenden Blick zu. Die Dienerin untergrub all ihre Bemühungen aus Arakawa eine vernünftige Herrscherin zu machen. Ganz egal wie sehr die Kriegerin versuchte aus dem unsicheren Mädchen eine Daimyo zu machen auf die man stolz sein konnte, letztendlich würde Shiro alle zunichte machen. Außerdem hatte Hinata nicht geplant Tanigawa hinterrücks zu erstechen, sondern ihn in einem fairen Duell etwas abseits der Truppen zu besiegen. Ihn zu besiegen und zu töten. „Es tut mir leid Euer Urteil in Frage zu stellen, das stand mir nicht zu.“ fügte sie lustlos und leise hinzu. Am Ende zwang sie sich seufzend dazu nachzugeben. Wenn Arakawa unbedingt weiterhin blind sein wollte, dann war das ihre Entscheidung. „Ich lebe um Euch zu dienen. Wenn es Euer Wunsch ist, dann werde ich jetzt gehen.“ Kurz wartete Hinata noch auf eine Antwort, aber als nichts kam, schüttelte sie nur den Kopf und rauschte davon.
„Hat sie recht?“ fragte Arakawa leise, sobald ihre Leibwächterin verschwunden war und sie sich wieder beruhigt hatte „Bin ich wirklich zu nett und blind gegenüber meinem Bruder? Wird er wirklich versuchen mich mithilfe der Imagawa zu verjagen?“

„Die Imagawa haben einen eigenen Willen. Selbst wenn es ihm gelingt Yoshimoto zu retten, können wir sie noch immer davon überzeugen, dass du sie gerettet hast. Wenn wir es richtig anstellen, wird Yoshimoto in der Schuld von Mino stehen, nicht in der deines Bruders, und Mino, bist du.“ redete Shiro mit sicherer, fester Stimme auf sie ein und schenkte ihr einen innigen Kuss, damit Arakawa endgültig nicht mehr an solche Dinge dachte. Als sie von ihr abließ, wurde Shiro aber plötzlich wieder ernster. „Ich sehe hier nur eine Person, die deiner Herrschaft gefährlich werden kann.“ Kurz hielt sie inne, um so zu tun, als müsste sie über ihre nächsten Worte nachdenken, und als sie endlich weitersprach, musste sie beinahe an sich halten, um in diesem Moment nicht zu lächeln. „Hinata.“
„A-a-aber sie will doch Tanigawas Tod und...“
„Sie will vor allem eines: Einen Anführer, mit dem sie die Welt erobern kann, oder zumindest Japan wieder vereint und befriedet. Sie gehörte damals zu den ersten die Tanigawas Reden von Krieg und Ruhm folgten, oder etwa nicht?“
„Ja, ich erinnere mich daran.“ murmelte Arakawa vor sich hin. Hinata war schon immer eine leidenschaftliche Anhängerin ihres Bruders gewesen und wäre für ihn ohne zu zögern in den Krieg gezogen sobald er Daimyo wurde. Wieso sie sich jetzt mit solcher Inbrunst gegen ihn stellte verstand Arakawa erst recht nicht.
„Du darfst ihr nicht vertrauen, niemals. Sie ist wankelmütig und wird deinem Bruder eines Tages wieder folgen.“ flüsterte Shiro neben ihr und riss sie damit aus ihren Gedanken „Ich bin zwar noch nicht so lange hier, aber ich habe mich gründlich über sie und ihre Vergangenheit mit deinem Bruder informiert. Das war nötig, damit ich dich vernünftig beschützen und dir helfen kann. Bis er plötzlich aus Mino verschwand, hat sie immer davon geträumt an seiner Seite ein gigantisches Reich zu erschaffen. Nimm meinen Ratschlag an, und höre nicht auf sie. Vielleicht wartet sie im Moment nur darauf das Tanigawa weg ist, um sich selbst auf den Thron zu setzen und dich ihr Katana spüren zu lassen.“
„Gibt es denn keinen Weg wie ich mir sicher sein kann ob sie mit treu bleibt?“ fragte Arakawa unsicher, wobei sie noch immer nicht wirklich an Shiros Worte glaubte, aber das störte die Dienerin nicht. In ein paar Tagen oder Wochen würde Arakawa ihr glauben, sie konnte sehr überzeugend sein wenn sie wollte.
„Vielleicht gibt es den.“ antwortete Shiro nachdenklich und mit einem spöttischen Funkeln in den Augen, welches Arakawa zum Glück nicht bemerkte „Wir werden sehen was sich machen lässt sobald sie wieder zurück ist.“ Damit stand Shiro auf und zog ihre Herrin mit sich hoch „Aber jetzt sollten wir dich erst einmal fertig anziehen, und dann suchen wir Hinata. Sie wirkte eben noch immer ziemlich wütend. Ich bin sicher sie stellt irgendetwas dummes an falls wir sie nicht aufhalten.“



Hinata hatte vor etwas dummes anzustellen. Sie preschte wütend durch das Schloss und den Schlossgarten, bis sie dort endlich ihr Ziel fand. Sie und Vulnona blieben, auf einer Wiese direkt innerhalb der Schlossmauern, vor Tanigawa stehen. Dieser machte gerade einen kleinen Spaziergang mit seinem Pokemon, während er darauf wartete, dass der Kriegsrat begann. Überrascht blieb er stehen als sie ihm plötzlich den Weg versperrte. Ihn ohne Ketten und außerhalb einer Zelle zu sehen, sogar ohne irgendeine Wache, trieb Hinata zur Weißglut.
„Ah, Morgen Hinata.“ begrüßte er sie langsam und schenkte ihr ein zögerliches Lächeln, welches sie nicht einmal ansatzweise erwiderte.
„Ich fordere dich zu einem Duell heraus.“ erwiderte sie, ohne auf seinen Gruß einzugehen oder noch etwas anderes zu sagen. Sie wollte nicht mehr reden, sie wollte es endlich hinter sich bringen. Eines Tages, wenn Tanigawa versuchte den Thron zu erobern, würden sie sowieso gegeneinander kämpfen müssen, also wozu noch warten?“
„Ein Duell?“ fragte er verwirrt nach und starrte sie fassungslos an. Er war gerade erst aufgestanden!
„Ein Kampf um Leben und Tod. Schwert gegen Schwert.“
„Hast du den Verstand verloren?“ fuhr er sie genervt an und wollte an ihr vorbeigehen, aber sie stellte sich ihm wieder in den Weg.
„Warum auf einmal so zurückhaltend, Verräter?“ sagte sie verächtlich und mit einem Zorn in der Stimme, der Tanigawa sofort restlos wach werden ließ „Oder fürchtest du dich nur davor, dass ich dich in Stücke schneide?“
„Ich halte es für eine Verschwendung dich zu töten, das ist alles.“ meinte er trocken und suchte ihre Augen nach irgendeiner Spur von der Hinata ab, die er gekannt hatte. Sie schien sich allerdings gut zu verstecken, denn er fand nichts als Wut „Und ich muss diese Bitte nach einem Kampf leider ablehnen.“ erwiderte Tanigawa so höflich wie er angesichts ihres kochenden Zorns konnte.
Damit wandte Tanigawa sich rasch von ihr ab, und wollte sich aus dem Staub machen, aber sie ließ ihn nicht weit kommen. Hinata´s Hand verkrampfte sich um dem Griff ihres Katana, alles an ihr schrie danach es zu ziehen um ihm damit den Kopf von den Schultern zu trennen, aber sie tat es nicht. Wenn sie ihn tötete, dann in einem echten Kampf, aber sie würde ihn ganz sicher nicht von hinten abschlachten. Trotz dieser Überlegungen, stieg mehr und mehr Wut in ihrem Inneren auf. Sie musste einfach irgendetwas tun, selbst wenn es sinnlos, unehrenhaft und vor allem kindisch war. Von einem Moment auf den anderen, entglitt ihr der letzte Rest Selbstbeherrschung und sie wandte sich mit Funken sprühenden Augen an ihr Pokemon. „Vulnona! Funkenflug!“
Tanigawa hörte ihre laute Stimme hinter sich und zögerte keine Sekunde. Instinktiv warf er sich auf den Boden. Im nächsten Augenblick spürte er nur noch, wie Flammen über ihn hinwegfegten und fast seinen Mantel versengte. Glühend heiße Funken, waren über ihn hinweg gerauscht und hätten sich durch den Stoff seiner Kleidung bis in sein Fleisch gebrannt wenn er nicht ausgewichen wäre. Verwirrt stand er wieder auf und drehte sich zu der vor Wut zitternden Kriegerin um. „Was soll das werden? Willst du mich etwa um...“ er brach ab, als er merkte, wie dumm diese Frage eigentlich war. Die Antwort, die in ihren Augen lag, war eindeutig: Ja, sie wollte ihn vernichten und in ein Häufchen Asche verwandeln.
„Nur wenn du dich weigerst zu kämpfen, Abschaum.“ zischte sie zurück und schämte sich im selben Moment für diesen Angriff, aber vor dem Verräter würde sie sich keine Blöße geben und sich erst recht nicht entschuldigen „Wenn du zu feige bist um zu kämpfen, dann lass unsere Pokemon diesen Streit austragen. Absol gegen Vulnona.“
„Und warum sollte ich das...“ versuchte Tanigawa weiterhin sich rauszureden, aber als Vulnona nach einer Handbewegung seiner Herrin auf ihn zustürmte, gab er es vorerst auf zu reden. Stattdessen wandte er sich an sein Pokemon. „Absol, es sieht so aus, als hätten wir keine große Wahl. Entweder wir kämpfen, oder die Wahnsinnige verfüttert uns an ihren übergroßen Fuchs.“ Absol stellte sich sofort schützend vor ihm auf und das Vulnona blieb stehen. Hinata hatte was sie wollte, irgendwie, schoss es Tanigawa säuerlich durch den Kopf. Immerhin war es besser als ein Duell mit Schwertern. Die Kriegerin hatte sich zwar drastisch verändert, aber sie würde nicht versuchen sein Pokemon zu töten...oder doch? Der Gedanke ließ Tanigawa unruhig werden und er musterte die wartende Hinata misstrauisch. Sie schien darauf zu warten das er etwas unternahm, vielleicht eine kleine Wiedergutmachung nach ihrem hinterhältigen Angriff, falls sie noch einen Funken Ehre im Leib hatte. „Absol...“ begann Tanigawa zögerlich und ging in Gedanken seine Optionen durch. Absol war nicht für Einzelkämpfe trainiert, sondern führte Pokemon in der Schlacht an. Gegen das Vulnona der Samurai standen seine Chancen schlecht. „Psychoklinge!“

Die dunkle Sichel auf Absols Kopf verfärbte sich zu einem hell glühenden lila. Wenn Absol seine gesamte Konzentration auf die Sichel bündelte, konnte er damit sogar Rüstungen durchschneiden, aber Tanigawa wollte Hinatas Pokemon nicht umbringen, nur außer Gefecht setzen, damit dieser sinnlose Kampf rasch endete. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung, schleuderte das Pokemon die Sichel aus grell leuchtender Energie auf Vulnona. Die Kriegerin gab ihrem Pokemon keine Anweisung, und es versuchte auch nicht auszuweichen, stattdessen, blieb Vulnona ruhig stehen und ließ die Attacke über sich ergehen. Es wollte beweisen, dass die Angriffe eines Verräters keine Wirkung zeigten. Die Klinge zeigte auch fast keinerlei Wirkung. Zwar prallte die Sichel gegen das Fell des Fuchspokemons, aber Vulnona hielt sich auf den Beinen und zuckte nur kurz zusammen, bevor es Absol anknurrte.
„Flammenwurf!“ rief Hinata diesmal und setzte ein siegessicheres Lächeln auf, obwohl sie sich Sorgen um Vulnona machte. Ihr Pokemon war zu stolz um Schmerzen zu zeigen, ganz egal was für eine Attacke es traf. Aber lange würde der Kampf nicht mehr dauern. Tanigawa gab Absol den Befehl so schnell wie möglich auszuweichen. Doch Vulnona unternahm nicht einmal den Versuch auf Absol zu zielen, sondern ignorierte seinen eigentlichen Gegner, und zielte auf Tanigawa. Hastig machte er einen Schritt zur Seite, um dem glühenden Flammenstrahl auszuweichen der direkt auf ihn zuflog. Langsam hatte er keine Lust mehr auf diesen Kampf. Er kannte die Wirkung solcher Angriffe aus der Schlacht. Wenn es Vulnona gelang ihn zu treffen, würde der Flammenstrahl ihn in einem kümmerlichen Haufen geschmolzenen Fleisches verwandeln. Mit so einem Angriff zielte man nur auf andere Menschen, wenn man töten wollte.
Tanigawa wollte Absol zurückrufen und das Duell beenden, bevor er oder sein Pokemon wirklich noch verletzt wurden, als Vulnona an Absol vorbeihuschte und auf ihn zusprang. Der weiße Fuchs riss ihn von den Beinen. Tanigawa schlug auf dem Boden auf, das weiße Fuchspokemon über sich, während es ihn mit den Pfoten nach unten drückte. Nervös schluckte er und wirkte für einen Moment wie gelähmt. Er kannte dieses Pokemon seit es ein kleines, niedliches Vulpix war, aber im Moment, wirkte Vulnona nicht mehr niedlich und ungefährlich, sondern eher wie ein brutales Raubtier, das ihn gleich in Stücke reißen wollte. Er konnte das Feuer hinter den Reißzähnen sehen, die Flammen, die aus dem aufgerissenen Maul schlugen und nur auf den Befehl warteten sich auf ihn zu stürzen.
„Hinata!“ durchbrach eine laute, quengelige Stimme die angespannte Situation. Sofort rief Hinata ihr Pokemon zurück. „Endlich haben wir dich gefunden! Ich dachte schon du...“ Arakawa blieb direkt neben dem verwirrten Tanigawa stehen und betrachtete ihn neugierig von Oben herab. „Ah, da bist du ja, Onii-sama.“ sie runzelte die Stirn und sah zwischen den Beiden hin und her. Hinata starrte zu Boden und versuchte ihr Vulnona hinter sich zu verstecken, als hätte es diesen kleinen Zwischenfall niemals gegeben. Mit einem tadelnden Blick, wandte Arakawa sich wieder an ihren Bruder und lächelte ihm aufmunternd zu. „Was machst du hier draußen auf dem Boden? Und wieso kämpft ihr gegeneinander?“
„Das geht dich nichts an.“ murmelte Tanigawa missmutig vor sich hin, während er sich auf die Beine kämpfte. Er und Absol warfen noch immer misstrauische Blicke zu Hinata und Vulnona, als rechneten sie jederzeit mit einem neuen Angriff.
„Doch, es geht mich sogar sehr viel an, wenn meine beiden treusten Diener sich bekämpfen.“ berichtigte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln, aber sie konnte noch so viel lächeln, dafür das sie ihn als Diener bezeichnet hatte, würde er ihr erst recht nicht antworten.

„Oh, Verzeihung edle Herrin von Mino, ich wollte nicht unhöflich sein, aber Eure Ausstrahlung der Macht hat mich geblendet und verwirrt.“ antwortete er sarkastisch. Erst jetzt bemerkte er, dass auch Shiro und sogar Hanbei den Weg zu ihnen gefunden hatten. Die Dienerin schien nie weit von ihrer Herrin entfernt zu sein...und Hanbei war ihr vermutlich einfach gefolgt, um seinen Nii-chan zu finden.
„Wir haben etwas...geübt, um uns auf die kommenden Schlachten vorzubereiten.“ mischte Hinata sich zögerlich ein, wobei sie Tanigawas Blicken betreten auswich.
„Das ist toll! Es gibt nichts besseres als gemeinsames Training um sich wieder zu vertragen!“ Arakawa strahlte die beiden an und bemerkte gar nicht, wie ihr Evoli sich hinter ihr versteckte, um nicht zu nahe an Absol zu kommen „Ich wusste das ihr euch schon bald wieder besser versteht. Es musste einfach irgendwann passieren, ihr beiden könnt keine Feinde sein!“
„Ja...“ begann Tanigawa langsam und versuchte sich an einer Art Lächeln „Wir verstehen uns großartig.“
„Was macht Ihr hier Herrin?“ fragte Hinata mit rauer Stimme in die Runde und versuchte damit endlich die Aufmerksamkeit von ihrem kleinen Ausbruch abzulenken.
„Ach, eigentlich wollte ich euch nur alle zum Kriegsrat rufen, aber wenn wir jetzt sowieso schon einmal alle versammelt sind, kann ich es auch so sagen.“ erklärte Arakawa beiläufig und ohne sich große Mühe zu machen ernst zu klingen „Onii-sama? Ich erlaube dir deinen Plan umzusetzen und stelle dir alles zur Verfügung was du dafür benötigst. Du wirst die Truppen anführen, aber Hinata begleitet dich um auf dich aufzupassen. Ist das annehmbar?“
„Ja, ich denke schon.“ antwortete ihr Bruder zögerlich und überrascht. Das war...einfach gewesen. Er hatte nicht einmal Überzeugungsarbeit leisten müssen, sondern bekam alles was er wollte. „Solange ich mir die Krieger und Pokemon selbst aussuchen darf.“
„Gut. Dann haben wir das ja geklärt.“ Arakawa blendete Hinata aus und schlug zufrieden ihre Hände zusammen. Sie wollte schon gehen, als ihr noch etwas einfiel „Ach ja, ich gebe dir zwar vorläufig den Befehl über die Streitmacht, aber sollte ich während der Schlacht entscheiden den Plan zu ändern, wirst du mir selbstverständlich gehorchen müssen.“
„Wie bitte?“ Tanigawa widerstand dem Drang sich mal wieder die Hand vors Gesicht zu schlagen. Wenn seine Schwester mitkam, dann endete das ganze in einer Katastrophe.
„Ich begleite dich natürlich.“ bestätigte sie seine Vermutung und baute sich stolz vor ihm auf. Ihr schien gar nicht klar zu sein, das sie mal wieder etwas unglaublich dämliches von sich gegeben hatte, stattdessen rückte sie näher an Tanigawa heran und strahlte ihn an. „Evoli und ich sind bereit! Wir sind bereit von dir zu lernen wie man kämpft und Schlachten schlägt! Du wirst uns beiden alles beibringen was wir wissen müssen, um unsere nächste Schlacht selbst zu gewinnen, das hast du versprochen!“
„Habe ich das?“ kam es lustlos von ihrem Bruder, der kurz davor stand den ganzen Plan abzusagen. Besser sie verzichteten auf die Mission, als sie in den Sand zu setzen. „Wenn ja, dann ist dafür später noch immer Zeit genug, aber nicht jetzt. Jetzt, ist unsere Lage zu gefährlich um auch noch während der Schlacht Zeit für Unterrichtsstunden zu haben.“
„Ich denke Tanigawa hat recht...“ ergriff Hinata plötzlich widerwillig Partei für Tanigawa, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte „Bei diesem Plan kann sehr viel schiefgehen. Es wird keine gewöhnliche Feldschlacht, in der ich auf Euch achtgeben kann. Sobald die Oda in dem Lager einfallen, wird Chaos ausbrechen. Niemand kann sagen was danach passiert. Es wäre wirklich am besten wenn Ihr dieses eine mal noch hierbleibt.“ mit einem aufmunternden Lächeln fügte sie hinzu: „Ich bin sicher das nächste mal könnt Ihr uns begleiten.“
„A-aber ich kann mich doch nicht hier im Schloss sitzen und mich ausruhen, während ihr für mich kämpft!“ rief sie, mit ungebrochenem Enthusiasmus, und stellte sich inzwischen unruhig von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass irgendjemand etwas gegen ihre Anwesenheit auf dem Schlachtfeld haben könnte, für sie, war es selbstverständlich gewesen. Die Männer respektierten sicher nur einen Anführer der selbst mit ihnen in den Kampf zog, und kein kleines Mädchen das sich zwischen Kissen und Seide verkroch bis alles vorbei war. Auch wenn sie nicht viel vom Krieg hielt, wollte sie ihre Sache als Daimyo wenigstens gut machen, ganz egal was es kostete. „Onii-sama braucht meine Hilfe! Die Oda sind viel zahlreicher und vielleicht laufen am Ende alle Imagawa zu ihnen über! Er kann jedes Schwert und jedes Pokemon gebrauchen, und ich bin bereit ihm zu helfen. Du brauchst mich da draußen, richtig Onii-sama?“
„Das letzte was ich jetzt brauche, ist deine Hilfe.“ kam es leise aber bestimmt von Tanigawa, der sich in Gedanken bereits ausmalte, wie die ganze Mission in einem einzigen Blutbad endete weil Arakawa unbedingt Feldherrin spielen wollte. Das konnte er nicht riskieren, am Ende, nahm sie vielleicht sogar nur Karpadors oder Evolis mit in den Kampf.

„W-w-was? W-w-warum denn das?“ stammelte Arakawa entsetzt vor sich hin und starrte ihn ungläubig an.
„Du würdest nur im Weg herumstehen und alles behindern, weil ich die ganze Zeit auf dich aufpassen müsste. Solange du irgendwo in der Schlacht herumläufst kann ich mich nicht auf meine Aufgabe konzentrieren. Du hast keine Ahnung wie man sich verteidigt, ein einziger Soldat würde schon reichen um dich zu besiegen und unsere Moral würde den Tod des Daimyo nicht überstehen. Sobald du fällst rennen die Männer und...“ Tanigawa unterbrach seinen verzweifelten Vortrag. Seine Schwester stand jetzt direkt vor ihm, und hielt ihm ihr Evoli vors Gesicht. Sie selbst blickte ihn an dem Pokemon vorbei an und gab sich Mühe so ernst und selbstsicher wie möglich zu wirken, womit sie ihn eher fast zum Lachen brachte. „Toll, ein Evoli...“ sagte er langsam und starrte erst in das unbekümmerte, fröhliche Gesicht des winzigen Pokemons, und dann auf seine aufgeregt wartende Schwester.
„Evoli will kämpfen!“ rief Arakawa begeistert an ihrem Pokemon vorbei und drückte es Tanigawa noch weiter ins Gesicht „Siehst du das nicht? Dieser mörderische Ausdruck in den Augen, der Blutdurst der es überwältigt? Evoli will kämpfen!“
„Nein, es will ein weiches Kissen und eine Schale Milch.“ erwiderte er trocken und schob das kleine Pokemon vorsichtig von seinem Gesicht weg, wobei er Angst hatte das kleine Fellbündel würde bereits zerbrechen wenn man es nur berührte.
„Es will kämpfen! Genauso wie ich!“ widersprach die Daimyo energisch und ließ nicht locker „Du darfst uns nicht zurücklassen während alle anderen kämpfen!“
„Gut, wenn du einen Kampf gegen mich und Absol gewinnst darfst du mitkommen.“ sagte Tanigawa plötzlich und musste lächeln. Sie würde darauf eingehen, verlieren, und dann endete diese sinnlose Diskussion.
„D-du willst wirklich gegen mich kämpfen?“ Arakawa wirkte eingeschüchtert und wich vor ihm zurück, das Evoli entließ sie auf den Boden und zurück in die Freiheit.
„Ach? Du willst also wirklich kämpfen, Tanigawa?“ meldete sich Hinata plötzlich zu Wort und hatte bereits ihr Katana halb gezückt „Dann lass uns kämpfen. Ich übernehme für meine Herrin und besiege dich.“ Dabei schien sie allerdings zu vergessen, dass sie eigentlich auf seiner Seite stand.
„D-das war nur so eine dumme Idee.“ wehrte er rasch ab und versuchte zu lachen, was ihm angesichts der mörderischen Blicke schwer fiel. Hinata war verrückt geworden. Mit ihr in eine Schlacht zu ziehen konnte ja heiter werden.
„Ich werde es dir beweisen.“ kam es auf einmal von Arakawa, die sich wieder gefangen hatte und voller Entschlossenheit wirkte. „Also Evoli, zeigen wir Onii-sama unseren neusten, alles vernichtenden Angriff!“ sie reckte ihm den Zeigefinger entgegen...ja, ihm und nicht Absol. Das Pokemon blendete sie völlig aus, und ging auch davon aus, dass es in diesem Kampf nichts verloren hatte, das wäre schließlich unfair. „Evoli, Biss!“
Das kleine Pokemon schoss überraschend schnell auf Tanigawa zu, und schaffte es tatsächlich einmal kurz wach zu wirken. Aber selbst ein waches Evoli, war noch immer nicht wirklich gefährlich. Evoli öffnete das Maul und schnappte nach Tanigawas rechtem Bein. Die harmlosen, kleinen Zähne bohrten sich in den Stoff an seinem Unterschenkel ohne ihn zu durchdringen. Nachdem alle eine Weile betreten geschwiegen hatten, schüttelte Tanigawa vorsichtig das lästige, kleine Evoli ab, wobei er versuchte es nicht zu verletzen. Evoli plumpste unbeholfen ins Gras. Die Kampfeslust schien dem Pokemon vergangen zu sein, denn es unternahm keinen Versuch ihn noch einmal anzufallen.
„Ja ähm, das war sehr...beeindruckend muss ich zugeben.“ versuchte er diesen...Angriff irgendwie halbherzig zu kommentieren. Es gab nicht viel was er dazu sagen konnte. Eigentlich sollte er sie mitnehmen und sterben lassen, genauso wie sie es wollte, schoss es Tanigawa kurz durch den Kopf. Es wäre der einfachste Weg seine Schwester abzusetzen, aber das konnte er ihr nicht antun. Er wollte nur ihren Thron, nicht ihr Leben. „Aber es ändert nichts daran, dass ihr beiden nicht in der Lage seid zu kämpfen, tut mir leid.“

„Das...das ist gemein...“ murmelte Arakawa niedergeschlagen vor sich hin, während das Evoli wieder zu ihr stolperte und sich benommen an ihr Bein lehnte „Ich bin der Daimyo von Mino...“
„Ja, und der Daimyo wird Mino verteidigen, während wir dieses kleine, unwichtige Scharmützel schlagen. Bleib einfach hier und lass mich alles regeln, ja?“ wandte er sich in versöhnlichem Tonfall an seine Schwester und gab sich Mühe nett zu sein. Die Tränen in ihren Augen ließen selbst ihn schwach werden, und ginge es um etwas weniger wichtiges, würde er sogar nachgeben. Letztendlich könnte sie sowieso machen was sie wollte, immerhin war sie hier Daimyo...aber das schien sie noch nicht ganz begriffen zu haben, und er war der letzte, der sie darauf hinweisen wollte. Er wollte noch irgendetwas aufmunterndes sagen, kam jedoch nicht mehr dazu. Arakawa ließ ein leises „Pff“ hören, bevor sie sich wortlos umdrehte und zurück ins Schloss rannte.
„Was war denn das jetzt schon wieder?“ fragte er genervt die leere Stelle, an der eben noch seine Schwester gestanden hatte. Der Tag fing gut an. Er wäre beinahe verbrannt, ein Evoli hatte versucht ihn zu fressen und seine Schwester weinte vermutlich gerade wegen ihm. Lustlos warf er einen Blick zu der teilnahmslosen Hinata. „Und? Hast du auch noch irgendetwas dazu zu sagen? Also abgesehen davon, dass ich ein wertloser, arroganter und mörderischer Verräter bin natürlich.“
Hinata starrte ihn kurz an, und machte sich dann auf die selbe Art und Weise davon wie Arakawa, irgendwie hatte er heute diese Wirkung auf die Leute. „Die sind beide verrückt geworden.“ flüsterte er vor sich hin und sah sich missgelaunt nach Hanbei um. Sein Schüler hatte die ganze Zeit geschwiegen, und jetzt wusste Tanigawa auch warum. Von Shiro und Hanbei fehlte jede Spur! Sie mussten sich kurz nach dem Angriff des Evolis aus dem Staub gemacht haben, zumindest glaubte er, sie davor noch gesehen zu haben. Tanigawa überlegte kurz ihn zu suchen, zuckte dann aber nur resigniert mit den Schultern. Hanbei kam zurecht, irgendwie. Es war Zeit zu verschwinden und sich die Pokemon und Soldaten auszusuchen, die er für seinen Plan benötigte.

...

„Ähm...was genau hast du vor, Shiro-san?“ erklang es leise und verunsichert von Hanbei. Die beiden standen am anderen Ende des Gartens, hinter einigen Bäumen. Die Dienerin hatte ihn mehr oder weniger entführt, falls man es so nennen konnte.
„Ich wollte mich nur etwas mit dir unterhalten, Hanbei.“ erwiderte Shiro und schenkte ihm ihr gewinnenstes Lächeln. Wenn sie Tanigawa richtig verstanden hatte, musste sie dafür sorgen, dass Hanbei sie mochte. Falls es ihr gelang seinen Schüler für sich zu gewinnen, würde er sicher anfangen sie mehr zu beachten. Tanigawa hielt sehr viel von Hanbei, seine Meinung bedeutete ihm etwas und er hörte auf den seltsamen Jungen. Es war wichtig bei ihm einen guten Eindruck zu hinterlassen. „Arakawa wird ab jetzt sehr sehr schlecht gelaunt sein und ihre Ruhe brauchen. Das heißt für die nächste Woche, sind wir beide ganz alleine.“ sagte sie zuckersüß und musterte ihn dabei eindringlich „Oder hast du etwas dagegen Zeit mit mit zu verbringen solange dein Nii-chan weg ist?“
„N-n-nein?“ kam es zögerlich von dem Jungen und er sah sich vorsichtshalber nach einem Fluchtweg um.
„Brav.“ murmelte Shiro und damit...wusste sie nicht mehr wirklich weiter. Beiläufig streichelte sie Hanbei über den Kopf und fuhr ihm durch die Haare. Sobald sie sein verwirrtes Starren bemerkte, zog sie hastig ihre Hand zurück und starrte ihn stumm an. Hilflos musterte sie den Jungen, der sie ebenfalls ansah und sich vermutlich gerade fragte ob sie durchgeknallt war. Was sollte sie jetzt mit ihm anfangen? Er war zu jung um ihn zu verführen, und sonst wusste sie keinen Weg, wie man jemanden auf seine Seite zog oder von sich einnahm. Wie sollte sie jemandem den Kopf verdrehen ohne ihre einzige Waffe einzusetzen? „Ähm...willst du etwas...etwas Milch? O-oder einen Fisch?“ fragte sie nachdenklich und kam sich dabei sofort dumm vor. Einer ihrer früheren Herren besaß eine Katze, mit der sie sich sehr gut verstanden hatte. Das Tier war der einzige Freund gewesen den sie nicht durch ihre Verführungskünste für sich gewonnen hatte, also entschloss Shiro sich dazu die gleiche Taktik noch mal zu versuchen. Streicheln, füttern, schlafen lassen.
„Takoyaki!“ rief Hanbei begeistert. Immerhin schien er sich nicht groß um ihr seltsame Verhalten zu kümmern.
„Das wird niemals funktionieren...“ seufzend verzog sie das Gesicht. Ihre geplante Allianz mit Tanigawa, würde ganz sicher nicht an irgendeinem unsicheren, kleinen Jungen in Mädchenkleidern scheitern! Ihr Plan war vielleicht grauenhaft und einfallslos, aber sie hatte keinen besseren. Im Notfall konnte sie immernoch versuchen ihn zu verführen, falls sie wirklich verzweifelt war.
„Ist alles in Ordnung, Shiro-san? Du wirkst so...seltsam.“
„Es ist nichts, mir geht es gut.“ wehrte sie rasch ab und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf „Und ich werde dafür sorgen, dass es dir auch gut geht, selbst wenn es mich umbringt!“ rief sie plötzlich begeistert, als müsste sie sich selbst Mut zusprechen. Hanbei wich langsam vor der Verrückten zurück, aber sie ließ ihn nicht entkommen. Unwirsch griff Shiro nach seiner rechten Hand und vereitelte damit seinen Fluchtplan. Sie zog Tanigawas Schüler hinter sich her in Richtung Schloss. Sie würde ihn wirklich in die Küche bringen und füttern, danach...danach würde sie weitersehen. Nach ein paar Metern, ließ sie ihn allerdings los, damit er ihr von alleine folgen konnte.
„W-wo gehen wir denn eigentlich hin?“ fragte Hanbei und blieb abrupt stehen sobald sie ihn freiließ.
„In die Küche.“ antwortete sie, mit vor Eifer brennender Stimme, was Hanbei ängstlich zurückweichen ließ. Als sie seine Verwirrung bemerkte, warf sie ihm noch einmal ein strahlendes Lächeln zu und marschierte unbekümmert weiter. Zögerlich setzte Hanbei sich in Bewegung um ihr zu folgen. Er hatte keine Ahnung, was er mit dem seltsamen Verhalten der Dienerin anfangen sollte, aber es war ihm im Augenblick auch irgendwie erstaunlich egal, solange er etwas zu Essen bekam.
 
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Naruz

Gläubiger
Kapitel 6 – Eine freundschaftliche Kriegserklärung:

Zwei Tage nach den Ereignissen im Hof und der Erlaubnis nach Owari zu marschieren stand Tanigawa vor der Tür, die zum Zimmer seiner Schwester führte.
„Arakawa? Ich komme rein.“ sagte er, wartete einen Augenblick und als es keine Antwort gab schob er die Tür zur Seite und trat ein. Seine Schwester saß auf ihrem Bett, mit Evoli in der Hand und starrte ihn missmutig an, während er auf sie zuging und schließlich vor ihr stehen blieb. „Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, wir werden noch Heute aufbrechen. Wenn alles gut geht sind wir in einer Woche wieder da, mit Yoshimoto.“ meinte er und, als er sah wie Arakawa ihren Mund öffnete, fügte er schnell hinzu „Nein, du bleibst noch immer hier.“
„Aber warum? Wenn ich immer hier sitzen bleibe werde ich nie eine so gute Feldherrin werden wie du!“ versuchte sie ein letztes mal zu protestieren und doch noch mitkommen zu dürfen.
Tanigawa seufzte. „Arakawa... wie ist es so weit gekommen dass ich diese kleine Mission hier überhaupt vorgeschlagen habe?“
Seine Schwester blinzelte ihn kurz verwirrt an. „Was meinst du?“
„Warum habe ich vorgeschlagen mit einer kleinen Truppe nach Owari zu ziehen?“
„Na um Yoshimoto zu retten, oder etwa nicht?“
„Genau, weil Yoshimoto es sich nicht nehmen lassen wollte als Daimyo ihre Truppen im Feld anzuführen, obwohl sie weder Kampferfahrung, noch ein starkes Pokemon hat. Was bringt es uns Yoshimoto zu retten, wenn wir dabei dich verlieren?“ erklärte er und schaffte es tatsächlich seine Schwester anzulächeln. „Wenn du dabei bist müssten Hinata und ich auf dich aufpassen, damit dir nichts passiert. Wenn du aber hier in Mino bleibst, wissen wir dass du in Sicherheit bist und können uns vollkommen auf die Mission konzentrieren. Ich will nicht dass dir etwas passiert, verstehst du das?“ fragte Tanigawa und musste nicht einmal wirklich lügen. Trotz allem was passiert ist, Arakawa war noch immer seine kleine Schwester, das letzte was er wollte war, dass sie durch einen verirrten Pfeil auf dem Schlachtfeld starb. Außerdem würde Hinata ihn ohne zu zögern niederstrecken wenn es dazu kommen sollte und darauf hatte Tanigawa auch nicht wirklich Lust.
Dank Hinata war seine Laune seit Vorgestern eh schon an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Es war das eine dauernd von ihr zu hören dass er ein Verräter und arroganter Mistkerl war, etwas vollkommen anderes fast von ihr ermordet zu werden.
„Ist alles in Ordnung, Onii-sama?“ fragte Arakawa, als sie sah dass Tanigawas Miene sich ein wenig verfinsterte.
„Was? Achso, ja. Natürlich, alles in bester Ordnung. Und es wird mir noch viel besser gehen sobald ich von dir höre dass du im Schloss bleiben und auf Mino aufpassen wirst. Und wenn du mir hoch und heilig versprichst uns nicht heimlich zu folgen.“
Arakawa zögerte eine Weile während sie abwesend Evoli streichelte, nickte dann jedoch. „Ich verspreche es... ich werde mein bestes geben um auf Mino aufzupassen... ja! Du wirst sehen, sobald du wiederkommst wirst du beeindruckt sein, was ich in deiner Abwesenheit alles geschafft habe!“ rief sie, auf einmal voller Enthusiasmus und schaffte es damit kurz Tanigawa einen vollkommen panischen Gesichtsausdruck zu verpassen, den sie jedoch nicht bemerkte.
„Ähm... ja, toll. Aber, ähm, übertreibe es nicht, ja? Pass einfach auf Mino auf und mache nichts riskantes... bitte.“
„Aber natürlich nicht, Onii-sama.“ sagte Arakawa strahlend, woraufhin Tanigawa lediglich seufzte und sich innerlich schon auf das schlimmste vorbereitete. Er hatte es ja irgendwie gewollt... jetzt war es zu spät um noch groß etwas gegen Arakawas neue Begeisterung zu unternehmen, zumal es immerhin besser war als wenn sie noch immer mitkommen wollte. Das einzige was er tun konnte war für Schadensbegrenzung zu sorgen und jemanden damit beauftragen zu verhindern dass Mino eine brennende Ruine war wenn er mit den Truppen und Yoshimoto zurückkam.
„Also gut, ich verlasse mich auf dich Arakawa. Ich muss jetzt noch mit jemandem reden, wir sehen uns dann noch einmal wenn wir aufbrechen, ich nehme mal an du wirst uns verabschieden.“ mit diesen Worten wandte er sich zum gehen, wurde jedoch davon aufgehalten dass Arakawa ihn an seinem Umhang festhielt. „Ist noch etwas?“ fragte er und drehte sich noch einmal um.

Arakawa zögerte ein wenig, sah ihm dann jedoch in die Augen und fragte „Du... du kommst doch wieder, nicht wahr Onii-sama?“
Tanigawa lächelte beruhigend. „Keine Sorge, ich komme wieder. Hanbei bleibt immerhin hier, da kann ich dich ja schlecht noch einmal verraten ohne ihn in Gefahr zu bringen.“
„Das... das meinte ich gar nicht.“ murmelte Arakawa und wandte den Blick ab.
„Ich weiß, tut mir leid, war nur ein Scherz. Ja, ich werde wiederkommen und Hinata wird es auch schaffen. Wenn alles nach Plan läuft werden wir eh kaum jemanden verlieren und mit mehr Soldaten zurückkehren als wir beim Aufbruch haben werden. Du wirst schon sehen, in einer Woche sind wir wieder alle hier und die Oda stehen kurz vor der Niederlage.“
„Ja... natürlich. Vergiss was ich gesagt habe.“ meinte Arakawa und lächelte erneut. Dann ließ sie seinen Umhang los und trat einen Schritt zurück. „Wir sehen uns dann bevor ihr aufbrecht. Ich wünsche dir viel Glück, Onii-sama.“
„Vielen Dank, Arakawa.“ sagte Tanigawa, zögerte kurz und tätschelte seiner Schwester kurz zögerlich den Kopf, ehe er sich umdrehte und beinahe aus dem Zimmer rannte. So niedlich und nett seine Schwester auch aussah, wenn sie vollkommen alleine über Mino regierte würde es in einer Katastrophe enden, dessen war Tanigawa sich sicher. Und es gab im gesamten Schloss nur eine einzige Person der er die Verteidigung des Schlosses anvertrauen konnte, falls Arakawa es irgendwie schaffte innerhalb der kurzen Zeit einen Krieg zu provozieren. Es war zwar nicht gerade wahrscheinlich, aber wer die Idee für eine Karpadorflotte hatte... sicher war sicher, also machte Tanigawa sich auf die Suche nach Shiro, sie hing in letzter Zeit immer in der Nähe von Hanbei herum, wenn er sie fand würde er auch seinen Schüler finden, der einzigen Person der er in diesem chaotischen Schloss trauen konnte.

Es dauerte nicht lange sie zu finden, Hanbei und Shiro saßen zusammen mit zwei weiteren Dienerinnen in einem Zimmer welches für die Dienerschaft gedacht war an einem kleinen Tisch und waren vollkommen in eine Runde Mahjongg vertieft. Trasla saß direkt neben Hanbei und aß kleine Kekse aus einer Schale die man für es bereit gestellt hatte und schien das Spiel nebenbei interessiert zu beobachten. Shiro hatte gerade einen ihrer Spielsteine gezogen und starrte konzentriert auf die Reihe von Steinen vor ihr, sie hob nur hin und wieder den Kopf um Hanbei nervöse Blicke zuzuwerfen. Schließlich nahm sie einen der Steine und setzte ihn offen vor sich auf den Tisch. Sofort begann Hanbei zu strahlen und klappte die Reihe von Spielsteinen vor sich um. Sowohl Shiro als auch die anderen Dienerinnen stöhnten auf, anscheinend war das Spiel gerade endgültig beendet worden und Hanbei sammelte die Wetteinsätze für sich ein, ein paar Schachteln mit Dango und Takoyaki, die er sogleich öffnete um davon zu probieren.
„Wie ich sehe bist du schon fleißig damit beschäftigt die Dienerschaft auszunehmen.“ meinte Tanigawa grinsend und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich.
Die Dienerinnen gingen sofort auf die Knie als sie Tanigawa sahen und Shiro senkte respektvoll das Haupt. „Tanigawa-dono... was verschafft uns die Ehre Eures Besuchs?“
„Ich muss mit Hanbei reden, alleine.“ sagte er, woraufhin die Dienerinnen das Zimmer verließen, Shiro bewegte sich jedoch nicht von der Stelle. „Ganz alleine.“ fügte Tanigawa hinzu und lächelte schwach.
„Oh... natürlich, Verzeihung Tanigawa-dono.“ meinte Shiro, verneigte sich und verließ dann ebenfalls das Zimmer, jedoch nicht ohne neugierige Blicke auf Tanigawa zu werfen.
„Was ist los Nii-chan? Ist etwas passiert?“
„Nein... na ja, eigentlich schon. Meine Schwester ist passiert. Sie hat sich mittlerweile so halbwegs damit abgefunden in Mino zu bleiben, aber ich mache mir Sorgen darum was passiert wenn sie hier alleine ist und sich langweilt... oder mir helfen will.“ sagte Tanigawa seufzend. „Deswegen werde ich dich hier lassen.“
„W-was?“ fragte Hanbei überrascht, dem bislang noch nichts davon gesagt wurde. „Aber... aber wer soll dann auf dich aufpassen?“ fragte er, mit vollkommen ernster und überraschter Miene.
Tanigawa lachte und legte eine Hand auf Hanbeis Kopf. „Keine Sorge, ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Außerdem... Katsuie und Nobu werden mich nicht umbringen, das weißt du. Im schlimmsten Fall werde ich gefangengenommen.“
„Und was ist mit Hinata?“
Tanigawa zögerte. „Was meinst du damit?“
„Na ja, was wenn ihr etwas passiert? Auf sie werden die beiden keine Rücksicht nehmen.“
„Warum sollte es mich interessieren was mit der Frau passiert die versucht hat mich umzubringen?“ murmelte Tanigawa und wandte den Blick ab. „Wenn sie draufgeht ist das umso besser für mich, ein Problem weniger für mich.“
„Du lügst, Nii-chan.“ sagte Hanbei und holte einen kleinen Spieß mit Dango aus einer der Schachteln. „Ich glaube nicht dass dir egal ist was mit Hinata passiert, du kennst sie immerhin schon sehr lange. Außerdem bist du in sie verliebt, nicht wahr?“

Tanigawa zuckte zusammen und warf Hanbei einen wütenden Blick zu. „Was hast du da gesagt?“
„Ich kenne dich Nii-chan, du hast zwar immer versucht es dir nicht anmerken zu lassen, aber wenn Hinata in deiner Nähe war bist du immer glücklicher, unsicherer und nervöser als gewöhnlich gewesen. Immer wenn ich in Shogi gegen dich gewonnen habe war Hinata in der Nähe.“ meinte Hanbei und wedelte mit dem Spieß in der Luft herum.
„Das ist lange her, das war bevor sie versucht hat mich umzubringen...“
„Warum hast du sie dann nicht im Duell besiegt und getötet, oder zumindest so schwer verletzt dass sie dich nicht mehr bedrohen kann?“ fragte Hanbei, der mittlerweile gar nichts mehr mit dem verletzlichen, unsicheren Jungen gemeinsam hatte der er sonst immer war. Sobald man über ernstere Dinge sprach schien sich die Persönlichkeit des Jungen vollkommen zu verändern.
„Machst du Witze? Sie ist besser im Schwertkampf als ich, sie würde mich problemlos besiegen.“ meinte Tanigawa und lächelte nervös.
Hanbei musterte ihn eine Weile lang, ehe er mit dem Kopf schüttelte und leise schnaubte. „Du bist ein Lügner, Nii-chan. Aber egal, was ist mit Arakawa-nee? Warum soll ich hierbleiben?“ fragte er, und kehrte langsam aber sicher zu seinem normalen Selbst zurück. „Soll... soll ich ihr etwa dabei helfen die Provinz zu verwalten und an ihren dummen Ideen hindern?“ fragte Hanbei schockiert und schauderte. Wahrscheinlich musste er gerade an Arakawas Karpadorflotte denken.
„Nein, keine Sorge. Ich erwarte keine Wunder von dir. Ich will mir nur sicher sein können dass das Schloss noch steht wenn ich wiederkomme. 8.000 Soldaten werden hier im Schloss bleiben, zusammen mit 2.000 Pokemon, der Rest wird über Mino verteilt, minus die Truppen die ich mitnehme. Pass einfach darauf auf dass Inabayama nicht erobert wird, mit den Soldaten und Pokemon die dir zur Verfügung stehen, mehr verlange ich nicht von dir.“
„Oh... na dann.“ meinte Hanbei erleichtert und aß einen weiteren Dango. „Das schaffe ich schon, unsere Feinde sind immerhin alle beschäftigt, ich bezweifle dass jemand anderes Mino angreifen wird.“ fügte er hinzu und lächelte so fröhlich, dass Tanigawa es nicht übers Herz brachte ihn zu korrigieren. Und eigentlich hatte sein Schüler ja auch Recht, aber wenn Tanigawa eines gelernt hatte, dann dass man die Fähigkeit seiner kleinen Schwester Probleme aus dem Nichts hervorzuzaubern niemals unterschätzen sollte. Aber vielleicht machte er sich ja zu Unrecht Sorgen, er sollte einfach darauf vertrauen dass seine kleine Schwester Mino vernünftig verwaltete und keinerlei Probleme verursachte, was konnte schon schiefgehen?



Zwei Stunden später brach Tanigawas Truppe auf und ritt aus den Toren des Schlosses, 500 Soldaten zu Pferd, begleitet von 40 Pokemon die von Absol angeführt und in der Schlacht befehligt wurden. Die Pokemon bestanden ausschließlich aus Sichlors, Golbats und Smettbos und sie hatten lediglich eine einzige Aufgabe während der Rettungsaktion, im Hinterhalt zu warten und im entscheidenden Augenblick einen verheerenden Klingensturm über eventuelle Verfolger einbrechen zu lassen. Normalerweise war dieser Angriff in einer Schlacht eher nutzlos, wenn man die Pokemon die sie benutzten nicht beschützen konnten, denn er brauchte eine lange Zeit um vorbereitet zu werden. Für diese Mission jedoch war er geradezu perfekt. Arakawa stand mit ihren Dienerinnen auf dem Balkon des Schlosses und winkte der Gruppe zum Abschied zu, Tanigawa hob lediglich einmal kurz die Hand um sich von ihr zu verabschieden und würdigte sie danach keines Blickes mehr. Tanigawa ritt an der Spitze der Truppen, zusammen mit Levi die... oder der sich ebenfalls dazu herabgelassen hatte ein Pferd zu benutzen und sich direkt an seiner Seite hielt. Hinata ritt ein kleines Stück hinter ihnen und Tanigawa konnte ihre bohrenden Blicke in seinem Rücken förmlich spüren, wahrscheinlich lag ihre Hand die ganze Zeit auf dem Griff ihres Katanas um ihn beim kleinsten Anzeichen von Verrat in Stücke zu schneiden.
„Konntest du in der Zwischenzeit herausfinden wo Hideyoshi abgeblieben ist?“ fragte Tanigawa an Levi gewandt und entschloss sich ihn vorerst als Mann zu sehen, so hatte Levi sich ihm schließlich vorgestellt, als sie sich das erste mal begegnet waren, und es würde die ganze Sache weniger kompliziert für ihn machen.
„Nein.“ nuschelte Levi in seinen Schal und schien ein wenig rot zu werden. „Er, ähm, ist noch immer spurlos verschwunden. Ich verstehe es einfach nicht, es ist als hätte er sich in Luft aufgelöst. Aber zumindest bedeutet es, dass er auf gar keinen Fall entdeckt werden will und einen riesigen Haufen Shinobi angeheuert hat um seine Spuren zu verwischen. Wenn er mit Tanuki-chan arbeitet würde ich mich nicht wundern wenn Hanzo ihm hilft.
„Tanuki-chan?“ fragte Tanigawa und lachte dann. „Gefällt mir, es passt gut zu Matsudaira. Nobu ist noch immer im Tempel?“
„Ja, zusammen mit Nagahide und Katsuie, aber sie scheinen sich nicht einigen zu können was ihre Vorgehensweise angeht.“
„Oh?“ Tanigawa war überrascht, er hatte eigentlich gedacht dass Nobunaga schon lange den Angriff auf das Lager befohlen hatte.
„Katsuie hält es für zu riskant das Lager von Yoshimoto anzugreifen und sich somit tausenden von Soldaten auszuliefern, außerdem scheint es als wenn sie und Nagahide falsche Informationen über die Zahlen der Imagawa haben, sie glauben dass Yoshimoto über viel mehr Truppen verfügt als sie eigentlich hat.“
„Lass mich raten, Katsuie will sich im Schrein verschanzen, Matsudaira auf Nobunagas Seite ziehen und hoffen dass man Yoshimoto zu einer Belagerung zwingen kann, während der die Truppen aus Kiyosu und Mikawa ihnen in die Flanke fallen?“
Levi nickte. „Sie meint dass es sehr wahrscheinlich wäre... was machen wir eigentlich falls das passiert und Yoshimoto den Tempel belagert?“
„Ja, was machen wir dann, Tanigawa?“ fragte Hinata und ritt an seine rechte Seite. „Dein ganzer Plan baut darauf auf, dass Nobunaga ihr Lager angreift und wir sie retten können.“
„Das wird er auch machen.“ sagte Tanigawa und lächelte. „Ich kenne ihn, er wird sich nicht damit begnügen im Tempel zu sitzen und Yoshimoto durch sein Land ziehen zu lassen.“
„Hm? 'Durch sein Land ziehen zu lassen'?“ fragte Hinata verwirrt. „Was meinst du damit? Sie versucht doch Owari zu erobern, oder nicht?“
„Nein.“ meinte Tanigawa und schüttelte den Kopf. „Das geschwächte Owari ist für sie nur eine Art Bonus den sie auf dem Weg zum Hauptpreis einsammelt, ebenso wie es Mino sein wird, wenn wir ihr den Durchgang verwehren.“
„Verstehe, sie will nach Kyoto.“ meinte Levi und zog ihren Schal ein wenig fester.

„Genau, der derzeitige Shogun ist schwach und machtlos, Yoshimoto hat einen gewissen Anspruch auf den Titel, da sie mit den Ashikaga verwandt ist. Sie marschiert auf Kyoto zu und wird sich nicht lange damit aufhalten irgendeinen Tempel zu belagern, nur weil Nobunaga dort herumhockt. Das weiß er auch, und deswegen wird er nicht einfach darauf warten dass Yoshimoto sich zum Shogun macht und ihre Position festigt, während sein Land zur Hälfte besetzt ist. Nein, er wird diesen verzweifelten Angriff befehlen, das steht fest.“
„Und was wenn er vorsichtiger ist? Was wenn er erst sein Land zurückerobert, das ungeschützte Totomi und Mikawa einnimmt und dann nach Mino marschiert?“
„Das dauert zulange, deswegen wird er es nicht machen. Vertraue mir, er wird Yoshimoto angreifen.“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil es das ist was ich tun würde.“ meinte Tanigawa und lächelte schwach. „Nobunaga und ich... wir sind uns sehr ähnlich, deswegen weiß ich wie er denkt und er weiß wie ich denke.“
„Mit anderen Worten er rechnet mit unserer Mission hier?“ fragte Hinata und musterte Tanigawa misstrauisch.
„Nein.“ sagte Tanigawa grinsend. „Er weiß nicht dass ich wieder für Arakawa kämpfe, also wird er nicht damit rechnen dass ich hier bin. Levi hat außerdem sämtliche Späher der Oda getötet die auf dem Weg zum Tempel stationiert sind, er wird uns nicht kommen sehen. Und selbst wenn er von mir wüsste würde er nicht mit dieser Aktion hier rechnen.“ fügte er hinzu und schien sehr zufrieden mit sich selbst zu sein.
„Warum nicht? Ich dachte er weiß wie du denkst.“
„Genau deswegen, er würde nie im Leben eine so lebensmüde sein und mit 500 Mann in ein Gebiet mit potenziell knapp 30.000 feindlichen Soldaten marschieren, nur um einen der feindlichen Anführer mitten im Chaos einer Schlacht zu retten. Ich würde es auch nicht tun, und genau deswegen machen wir es.“
„Das... ergibt überhaupt keinen Sinn.“
„Gut.“ meinte Tanigawa und lachte leise. „Das ist das Ziel der ganzen Sache, spätesten übermorgen Abend wird Nobunaga ziemlich verwirrt und unsicher sein. Das ist der Vorteil den wir brauchen.“
„Warum? Was ist Übermorgen?“ fragte Hinata und kniff ihre Augen zusammen. „Was hast du vor?“
„Oh, nichts weiter, lass dich überraschen. Sagen wir nur so, Nobunaga wird anfangen an seinen Plänen zu zweifeln und das ist genau das was ich erreichen will. Seine größte Stärke ist, dass er vollkommen von sich überzeugt ist, wenn man ihn dazu bringt zu zweifeln und seine eigenen Pläne zu hinterfragen ist er nur noch halb so gefährlich wie er normalerweise ist.“ Damit war das Gespräch für Tanigawa beendet und auch wenn er wusste dass Hinata noch einige Fragen haben würde und ihn wütend anstarrte trieb er sein Pferd an, um sich so schnell wie möglich von ihr zu entfernen und eine Weile lang alleine nachzudenken.

Während er nun alleine an der Spitze der Truppen ritt atmete er tief ein und aus um sich zu beruhigen und schüttelte den Kopf. Es war nicht leicht für ihn mit Hinata zu reden wenn sie ihn dermaßen hasserfüllt und misstrauisch ansah. Noch schlimmer war es, dass sie versucht hatte ihn umzubringen. Das hätte er niemals von ihr erwartet, er wusste dass sie enttäuscht und wütend auf ihn war... aber das ging dann doch zu weit. Immerhin hatte er während seiner Rebellion alles getan damit ihr und Arakawa nichts geschah, aber anscheinend war er der einzige der auf ihre alte Freundschaft wert legte.
Tanigawa seufzte. Er sollte aufhören sich selbst etwas vorzumachen, der Grund warum ihn Hinatas Feindseligkeit dermaßen traf war nicht weil sie seine alte Freundin war. Hanbei hatte Recht, er liebte die störrische, hasserfüllte Leibwächterin seiner Schwester, einer der Gründe weshalb er sie am liebsten soweit wie möglich von hier entfernt wissen wollte. Die Chancen standen nicht schlecht dass sie während der Mission Katsuie über den Weg laufen würde, die beiden waren sich zu ähnlich, es war unausweichlich dass sie sich eines Tages auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen würden. Und Tanigawa wusste dass Hinata seine Warnungen ignorieren und sich mit der Kriegerin messen würde, sie hatte einen leichten Hang dazu sich selbst zu überschätzen, ebenso wie Katsuie, auch wenn die Selbstüberschätzung von letzterer dadurch ausgeglichen wurde, dass sie Nobunaga unterschätzte und übervorsichtig wurde, wenn es um seinen Schutz ging.
„Du siehst verdammt miserabel aus, Tanigawa.“ Der Feldherr zuckte zusammen als er plötzlich Levis Stimme neben sich hörte und drehte sah sich um. Der Shinobi ritt wieder direkt neben ihm, aber Hinata und der Rest der Truppen war außer Hörweite wie es schien. „Was ist los? Sonst siehst du immer mies gelaunt, aggressiv und grummelig aus, aber heute irgendwie... nur mies gelaunt.“ meinte Levi und strich sich durchs Haar, so dass ihre Strähnen sich wieder so legten dass sie ihr linkes Auge verdeckten.
„Vielen Dank für die aufmunternden Worte.“ murmelte Tanigawa.
„Kein Problem, mache ich doch immer gerne. Ich habe übrigens Porenta, die Smettbo und die Hälfte der Sichlor losgeschickt um hier Position einzunehmen, zusammen mit 50 Soldaten und genug Verpflegung für eine Woche. Falls uns die Oda bis hier hin verfolgen werden wir zumindest etwas haben was wir ihnen entgegensetzen können.“
„Gut gemacht.“ meinte Tanigawa und nickte zufrieden. „Ich habe schon gar nicht mehr daran gedacht.“
„Was sehr ungewöhnlich ist für dich. Also? Was ist los? Was bedrückt dich? Ist es deine Schwester? Ich bin mir sicher es ist die Schwester. Du machst dir Sorgen darüber dass sie das Schloss abfackelt während du und Hinata weg seid, stimmts?“
„Bis eben noch nicht.“ sagte Tanigawa und lächelte schwach. „Hanbei wird schon dafür sorgen dass das Schloss zumindest noch steht wenn wir wiederkommen, da bin ich mir sicher.“
„Dann ist es Hinata?“
„Du hast mein Gespräch mit Hanbei belauscht.“ stellte Tanigawa trocken fest.
„Es ist meine Aufgabe auf meinen Herren aufzupassen.“ sagte Levi mit todernster Stimme, aber Tanigawa war sich sicher dass sie unter ihrem Schal breit grinste.
Der Feldherr seufzte. „Also gut, du hast Recht. Ich überlege wie ich Hinata und Katsuie daran hindern kann sich auf dem Schlachtfeld zu begegnen und sich gegenseitig umzubringen.“
„Du meinst wie du Katsuie daran hindern kannst Hinata umzubringen.“ warf Levi ein.
„Das ist der wahrscheinlichste Fall, ja. Ich... ich will nicht dass sie stirbt.“ murmelte er so leise, dass selbst Levi Schwierigkeiten hatte es zu hören. „Keine der beiden.“ fügte er dann ein wenig deutlicher hinzu.
„Oh?“ kam es erstaunt von Levi.
„Was? Warum bist du so überrascht?“
„Na ja... ich dachte eigentlich dass du in Katsuie nur eine Art Ersatz für Hinata siehst, als du dich in Kiyosu mit ihr angefreundet hast.“ meinte Levi schulterzuckend. „Hätte gedacht du vergisst sie, sobald du das Original wiederhast... oder ist es so, weil das Original dir den Kopf von den Schultern schlagen will?“
„Levi.“ dieses eine, warnende Wort reichte um den Shinobi ängstlich zusammenzucken zu lassen, oder besser gesagt der eiskalte Tonfall in dem er es ausgesprochen hatte.
„Schon gut, bin schon still.“ murmelte der Shinobi, eher er zögerlich „Tut mir leid, war nicht so gemeint.“ hinzufügte.
„Das will ich auch hoffen.“ meinte Tanigawa und wandte sich dann wieder von Levi ab.
Was der Shinobi sagte war gar nicht einmal so falsch gewesen. Als er nach Owari kam und Katsuie zum ersten mal gesehen hatte, dachte er tatsächlich er hätte es mit einer Kopie von Hinata zu tun. Die beiden waren fast gleich groß und auch körperlich gab es keine wirklichen Unterschiede, wenn man davon absah dass Katsuie lange, braune Haare hatte die sie meist zu einem Pferdeschwanz band. Es hatte nicht lange gedauert bis Tanigawa sich mit der mächtigsten Kriegerin der Oda angefreundet und letztendlich in sie verliebt hatte. Sollten Hinata und Katsuie sich jemals gegenüberstehen... Tanigawa wusste nicht ganz was er dann tun sollte, am besten wäre es die beiden während des gesamten Krieges vom Schlachtfeld fernzuhalten, er würde nur ungern mitansehen müssen wie die Frauen die er liebte sich gegenseitig in Stücke schnitten. Tanigawa seufzte ein letztes mal und versuchte diese düsteren Gedanken von sich zu schütteln. Er sollte lieber anfangen positiv zu denken und einfach auf das beste zu hoffen. Alles was er durchplanen konnte hatte er bedacht, alles andere lag jetzt in den Händen des Schicksals.



Zwei Tage später, als die Sonne bereits untergegangen war, hatten die Truppen der Saito ihr Ziel erreicht. Sie hatten ihr Lager in der Nähe von Okehazama errichtet, in einem Wald nur wenige Stunden vom Lager der Imagawa entfernt. Levi sorgte dafür dass die Shinobi der Imagawa sie nicht entdeckten, ebenso wenig wie die Späher der Oda. Die Saito befanden sich direkt im Rücken von Yoshimotos Lager, direkt in der entgegengesetzten Richtung des Zenshoji-Tempels wo Nobunaga und seine Truppen lagerten. Beim spähen hatte Levi außerdem einen geheimen Waldpfad entdeckt, welcher direkt am Großteil der Truppen der Imagawa, welche ebenfalls in der Nähe des Tempels lagerten, vorbei und direkt zu Yoshimotos Lager führte, welches momentan nur von knapp 7.000 Soldaten bewacht wurde.
Im Zenshoji-Tempel selbst schlief zu dieser späten Stunde niemand, sowohl Soldaten als auch Heerführer waren hellwach und im Innersten des Tempels hatten sich Nobunaga und seine treuesten Gefährten zu einem Kriegsrat zusammengefunden. Nobunaga saß in lockerer Haltung am einen Ende des Raums, seine rechte Hand ruhte dabei auf seinem Knie während er sich ein wenig zurücklehnte und mit der anderen Hand am Boden abstützte. Nobunaga war in Tanigawas Alter, er hatte kurze, schwarze Haare und ein freundliches Gesicht mit grauen Augen, gekleidet war er in einen schlichten, schwarzen Kimono, auch wenn er normalerweise westliche Kleidung bevorzugte.
Direkt neben ihm saß eine junge Frau mit kurzen, blauen Haaren in traditioneller Haltung und gekleidet in eine Samurairüstung, sie hatte den Blick unterwürfig auf den Boden gerichtet, während Nobunaga seine Berater musterte. Schließlich seufzte der Daimyo der Oda und schüttelte den Kopf.
„Das sind also eure Vorschläge?“ fragte er in die Runde und holte tief Luft. „Vollkommen unakzeptabel, allesamt. Imagawa hat also 40.000 Mann, die auf uns zumarschieren? Das glaube ich nicht, sie hat nur 25.000. Ja, das sind noch immer zu viele.“ sagte er, als ein älterer Mann mit langen, grauen Haaren und Bart den Mund öffnete um etwas zu sagen. „Ich weiß, dass es zu viele sind Nagahide. Und? Du willst also dass wir uns ergeben. Was passiert, wenn wir aufgeben und uns Yoshimoto unterwerfen? Wärst du zufrieden damit so dein Leben zu verlieren? Gedemütigt und geschlagen?“
„Nobunaga-dono, was Ihr vorhabt ist noch immer Wahnsinn.“ warf eine Frau mit braunen Haaren ein, die in eine weite, blaue Hose und ein dazu passendes, langärmeliges Hemd gekleidet war, über das sie einen westlichen Brustpanzer trug. Hinter ihr ruhten eine gewaltige Hellebarde und ein Katana.
„Oder was, wenn wir auf Katsuie hören und uns hier im Tempel verschanzen?“ fuhr Nobunaga fort und ignorierte die Worte seiner besten Kriegerin. „Was wenn wir hier im Tempel bleiben, uns verteidigen und warten bis Imagawa keine Lust mehr auf diese Spielchen hat und aufbricht um sich Mino und Kyoto zu schnappen? Wir verlängern unsere Leben damit für zwei oder drei Wochen, vielleicht auch für ein paar Monate.“ meinte er und machte eine Pause, während der er seine Untergebenen in den Boden zu starren schien. „Aber letzten Endes ändert sich nichts, was wir nicht verteidigen können wird noch immer unmöglich zu halten sein, wir sind am Tiefpunkt angelangt, und das wisst ihr, ihr alle. Aber das Schicksal ist interessant und hält viele Überraschungen für uns bereit. Es hat uns eine einzigartige Möglichkeit gegeben, natürlich ist das Risiko groß, aber so wie ich es sehe ist es eine Möglichkeit die sich nur einmal alle hundert Jahre offenbart. Ich kann es mir nicht leisten, diese Möglichkeit zu ignorieren, die Oda können es sich nicht leisten sie zu ignorieren. Wollt ihr wirklich den Rest eures Lebens damit verbringen in diesem Tempel, oder in Kiyosu zu hocken und zu beten, darauf zu hoffen dass Yoshimoto uns vergisst und ignoriert? Jeder Mensch stirbt eines Tages, wir wurden geboren um zu sterben!“ rief Nobunaga mit ernster Miene und richtete sich auf. „Aber wir entscheiden wo und wie wir sterben. Ängstlich, hinter den vermeintlich sicheren Mauern von Kiyosu? Betend und zitternd hinter den Toren von Zenshoji? Oder stolz, mit erhobenem Haupt auf den Ebenen von Okehazama, beim Versuch das Unmögliche möglich zu machen und ein Wunder zu vollbringen? Ich weiß wofür ich mich entscheide. Wer auch immer von euch meine Entscheidung teilt und mir folgen will, kommt mit! Begleitet mich morgen früh auf das Schlachtfeld!“ sagte er und der Großteil seiner Berater nickte mittlerweile zustimmend. „Und wer gegen meine Entscheidung ist.“ fügte er hinzu und warf Nagahide einen spöttischen Blick zu. „Der kann während der Schlacht hier im Tempel bleiben und dabei zusehen wie ich sie gewinne.“

Eigentlich war jetzt der Punkt in Nobunagas Rede, wo der ganze Raum jubeln, ihm zustimmen und heiß darauf sein sollte ihm am nächsten Tag in die Schlacht zu folgen. Bevor es jedoch dazu kommen konnte ertönte ein langsames, beinahe schon höhnisches Klatschen aus Richtung der Eingangstür. Sofort drehten sich alle Köpfe dorthin und alle im Raum schienen zu erstarren, als sie die in eine Kapuze gehüllte Gestalt sahen, die dort stand.
„Gut, sehr gut. Eine nette Ansprache, Nobu.“ sagte Tanigawa und lächelte den Daimyo der Oda an. „Du weißt wie man selbst alte störrische, alte Leute dazu bringt dir in den Krieg zu folgen.“ fügte er mit einen Blick zu Nagahide hinzu.
„Du?!“ kam es ungläubig von Nobunaga, als er endlich verarbeitet hatte wer dort vor ihm stand. Dann grinste er jedoch übers ganze Gesicht und sprang vom Boden auf „Du! Tani-kun! Ich wusste dass du noch lebst!“ rief er und stürmte an seinen Beratern vorbei, direkt auf Tanigawa zu und umarmte den Feldherren der Saito. Dieser zögerte kurz, klopfte Nobunaga dann jedoch freundschaftlich auf den Rücken.
„Ich denke das reicht, Nobu. Deine Freundin wird schon eifersüchtig.“ meinte Tanigawa und zwinkerte der blauhaarigen Frau zu, die ihn freundlich anlächelte.
„Freut mich dich wiederzusehen, Tanigawa. Schön zu wissen, dass du dich nicht hast umbringen lassen.“ sagte sie und stand ebenfalls auf.
„So leicht lasse ich mich nicht töten Ran. Übrigens, Nobu? Levi hat die Wachen vor der Tür schlafen gelegt, die wollten mich nicht reinlassen. Ich hoffe du kannst mir das verzeihen.“ meinte Tanigawa, ehe er kurz überlegte und dann hinzufügte „Oder siehe es einfach als kleinen Ausgleich dafür, dass du mich nach der Schlacht in Mino alleine gelassen hast.“
„Ha! Du wirst doch nicht etwa nachtragend sein, oder?“ fragte Nobunaga und lachte. Dann wandte er sich an seine Berater. „Ihr dürft alle gehen, jetzt sofort. Katsuie, Nagahide, ihr könnt bleiben.“ meinte er, woraufhin der Großteil der Berater sich aus dem Zimmer entfernte.
„Tanigawa-san!“ rief Katsuie, kaum dass das Zimmer beinahe leer war und sprang von ihrem Sitz auf. „Ich wusste du lebst noch!“ meinte sie, nickte mit geschlossenen Augen und klopfte ihm auf die Schulter.
„Du warst diejenige die sich am meisten Sorgen um ihn gemacht hat.“ warf Nagahide spöttisch ein, verneigte sich dann jedoch vor Tanigawa. „Auch ich freue mich dich lebendig zu sehen. Ich wüsste nicht was ich ohne deine ganzen Sticheleien machen sollte.“
„Die Freude ist ganz meinerseits, Nagahide.“
„Levi hat dich also hergebracht? Wo sind Hanbei und Absol?“ fragte Nobunaga, während Tanigawa, Katsuie, Ran und Nagahide sich auf den Boden setzten und holte eine Flasche Sake mit dazugehörigen Schalen.
Nachdem allen eingegossen worden war und Tanigawa einen Schluck getrunken hatte ergriff er wieder das Wort. „Richtig, Levi hat mir den Weg gezeigt und die Wachen... abgelenkt. Absol ist im Heerlager und Hanbei wartet in Inabayama auf mich.“
„Oh?“ Nobunaga, der gerade dabei gewesen war etwas Sake zu trinken hielt in der Bewegung inne und hatte auf einmal einen ernsten Gesichtsausdruck. „Verstehe... ich nehme nicht an, dass du als Daimyo von Mino gekommen bist um über ein Bündnis zu verhandeln.“ stellte er dann nüchtern fest, woraufhin das Lächeln aus Katsuies Gesicht verschwand und Nagahide und Ran Nobunaga fragend ansahen.
„Vollkommen richtig, ich bin seit... einer Woche oder so Feldherr von Mino und diene unter Saito Arakawa, meinem neuen Daimyo.“ meinte er seufzend. „Na ja, zumindest noch. Ich werde sie schon bald absetzen und selber herrschen, mach dir darum keine Sorgen. Ich bin nur hier um dich darum zu bitten deine Finger von Mino zu lassen, das ist alles.“

Eine Weile lang herrschte Schweigen. Dann brach Nobunaga in lautes Lachen aus. „Du kannst mich nicht täuschen, Tani-kun! Du weißt, dass ich Mino nicht in Ruhe lassen werde. Selbst wenn du Daimyo wärst würde ich dich darum bitten mir die Treue zu schwören, ansonsten würde ich dich angreifen und das weißt du.“
„So etwas würdest du tun?“ fragte Tanigawa und tat so als wenn er überrascht wäre.
„Dann meinst du also das, wenn unsere Positionen umgekehrt wären, du nicht Owari angreifen würdest?“
Tanigawa zögerte, grinste dann jedoch. „Natürlich würde ich Owari angreifen, ich wäre ein Idiot es nicht zu tun.“
„Und ich wäre ein Idiot wenn ich mir nach dem Sieg über die Imagawa nicht Mino holen würde, also was willst du wirklich hier?“
„Eigentlich nur einmal Hallo sagen, und dir sagen dass du deine Pläne überdenken solltest.“
„Verstehe... das Heerlager von dem du geredet hast ist ganz in der Nähe nehme ich an?“ Nobunaga dachte kurz nach. „Wahrscheinlich in der Nähe von Kiyosu... du hast ein Bündnis mit Matsudaira geschlossen? Ihr holt euch Kiyosu während wir hier einen aussichtslosen Kampf gegen die Imagawa führen? Nein, du magst sie nicht und es passt nicht zu dir...“ Nobunaga runzelte die Stirn. „Was willst du dann hier? Ich kann mir nicht vorstellen, was die wenigen Saito-Truppen die du noch hast hier ausrichten können.“
„Oh, nichts weiter.“ meinte Tanigawa und trank den Sake in seiner Schale aus. „Wir werden auch nicht lange bleiben.“ sagte er dann, als er die Schale abstellte und zuckte mit den Schultern. „Nur lange genug um Yoshimoto zu retten.“ fügte er dann hinzu, woraufhin alle Anwesenden ihn überrascht ansahen, lediglich Nobunaga ließ sich nichts anmerken.
„Ah. Mit anderen Worten, du willst mich unter Druck setzen und dazu zwingen meine Pläne aufzugeben und Yoshimoto nach Kyoto marschieren zu lassen? Ich nehme an du hast bereits etwas mit ihr ausgehandelt um ihr Durchgang durch Mino zu gewähren.“
„Das verrate ich dir, wenn du mir eine kleine Frage beantwortest.“
„Und die wäre?“
„Wo ist dein Lieblingsaffe?“
Nobunaga sah ihn verwirrt an, ebenso wie alle anderen im Raum. „Lieblingsaffe?“ fragte Katsuie verwirrt, auch Nagahide schien nicht zu wissen worum es ging.
Lediglich Ran, Nobunagas Dienerin, Leibwächterin und große Liebe, lachte plötzlich laut auf. „Er meint Hideyoshi... so nennen wir ihn immer wenn wir uns unterhalten.“ meinte sie lächelnd.
„Hideyoshi? Aber warum denn das?“
„Ich finde er gleicht einem übergroßen Äffchen.“ sagte Tanigawa. „Also, wo ist er?“

Nobunaga schüttelte mit dem Kopf. „Das kann ich dir nicht sagen, nicht nachdem du hierhergekommen bist um mir den Krieg zu erklären.“
„Du denkst das war eine Kriegserklärung?“ fragte Tanigawa schockiert. „Nein, nein. Eine Kriegserklärung würde heißen, dass unsere Freundschaft beendet wird und das will ich auf keinen Fall.“ sagte er und jeder der ihn gut genug kannte wusste, das nichts als Ehrlichkeit in seiner Stimme zu hören war.
„So, so.“ meinte Nobunaga lachend. „Als was darf ich das hier dann werten?“
„Als freundschaftliche Kriegserklärung.“ sagte Tanigawa und erhob sich von seinem Platz. „Es war nett mich euch allen zu plaudern, aber ich muss wieder zurück, sonst schlägt mir eine gewisse Person noch den Kopf von den Schultern. Ach ja, Nobu? Ich habe eine Bitte an dich.“
„Die wäre?“
„Greife Yoshimotos Lager an.“
„Warum sollte ich etwas tun, worum mich jemand bittet der gerade gesagt hat er würde gegen mich kämpfen?“
„Weil du wissen willst was mein Plan ist.“ meinte Tanigawa schulterzuckend. „Greife an und du wirst sehen was es ist, es wird sich sogar sowohl für dich als auch für mich lohnen. Um ehrlich zu sein bin ich ziemlich aufgeschmissen, wenn du deinen Angriff jetzt abbläst.“ Mit diesen Worten verneigte Tanigawa sich vor allen Anwesenden und wandte sich zum gehen.
„Warte! Tanigawa-san!“ rief Katsuie und stellte sich ihm in den Weg. Sie biss sich auf die Unterlippe und sah ihn bittend an. „Du... du musst nicht gehen! Du kannst noch immer zu uns zurückkommen und mit uns kämpfen! Es gibt keinen Grund dafür, dass wir Feinde sein müssen!“ sie wirkte beinahe schon verzweifelt in ihren Versuchen ihn zu überreden. „Ich will dich Morgen nicht umbringen müssen.“ fügte sie dann flüsternd hinzu.
„Keine Sorge, Katsuie. Keiner von uns wird Morgen sterben. Weder du, noch ich und auch Yoshimoto nicht.“
„Ha! Jetzt hast du es geschafft, Tani-kun!“ rief Nobunaga und trat ebenfalls an seine Seite. „Lass ihn gehen, Katsuie! Ich will unbedingt sehen wie er es schaffen will Yoshimotos Leben zu retten, das könnte interessant werden!“
„Sicher? Du wirst es nicht bereuen?“ fragte Tanigawa grinsend.
„Oh, die Frage sollte ich eigentlich dir stellen.“
„Ich würde es nur bereuen jetzt die Seiten zu wechseln.“ meinte Tanigawa seufzend und sah Katsuie in die Augen. „Tut mir leid, Katsuie, aber es geht nicht anders. Hanbei ist noch immer in Mino und ich will ihm nicht zumuten wegen mir schon wieder in einer Zelle zu landen.“
„Ich... verstehe.“ murmelte die Kriegerin und trat zur Seite. „Tanigawa-san? Viel Glück Morgen. Lass dich nicht umbringen bevor ich dich finde und wenn ich dich finde... dann lass dich bitte gefangen nehmen.“
Tanigawa musterte sie noch kurz, antwortete jedoch nicht mehr. Er hob lediglich eine Hand zum Abschied und ging dann aus dem Zimmer, in Richtung Tor von Zenshoji.
Nachdem er ein paar Schritte gegangen war tauchte auf einmal Levi wie aus dem Nichts an seiner Seite auf. „Bist du dir sicher dass du nicht noch ein wenig länger mit ihnen reden willst?“ fragte der Shinobi und warf einen unsicheren Blick nach hinten. „Es könnte das letzte mal sein, dass ihr euch so unterhalten könnt.“
Tanigawa seufzte. „Ich weiß... aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss noch ein paar Dinge vorbereiten. Außerdem, wenn ich noch länger weg bin wird nichts auf der Welt Hinata daran hindern können mich umzubringen und das würde ich sehr gerne vermeiden.“
 
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Vanidar

Novize
7. Hanbei allein unter Verrückten

Während Tanigawa seinen alten Freunden auf freundliche Art und Weise den Krieg erklärte, befand Mino sich schon wenige Tage nach seiner Abreise am Rande des Abgrunds. Gut, ganz so schlimm würde Hanbei die Situation noch nicht beschreiben, aber sie steuerten zumindest auf eine Katastrophe zu, das konnte er spüren und sein Gespür ließ ihn nur selten im Stich. Tanigawas zurückhaltender Schüler stand gemeinsam mit Shiro am Rande einer gelangweilt wirkenden Menschenmenge in der Nähe der Schlossmauern. Auf den Mauern, patrouillierte in der Zwischenzeit eine gerüstete Arakawa und schien keine Ahnung davon zu haben, dass sie nichts weiter als eine unwichtige Nebenfigur in dieser Geschichte darstellen sollte. Statt sich bedeckt zu halten und auf die Rückkehr ihres Bruders zu warten, wie jeder normale Mensch es in ihrer Situation getan hätte, hatte Arakawa damit begonnen eine ganze Reihe von...Plänen zu schmieden und bedauerlicherweise auch umzusetzen. Ihr erster Plan, sollte dafür sorgen, dass auch das einfache Volk in Mino sie endlich als neuen Daimyo bewundern konnte. Sie sollten sehen das ihre neue Herrin sich für sie einsetzte und bereit war für sie zu sterben, oder zumindest vom sterben zu reden.
Arakawa hatte sich von Oben bis Unten in eine Samurai-Rüstung gehüllt. Keine echte selbstverständlich. Das zierliche Mädchen würde unter dem ganzen Metall und der Last innerhalb weniger Sekunden zusammenbrechen, aber stattdessen hüpfte sie froh und munter über die Mauer als wäre sie leicht wie eine Feder. Dank Shiros Geistesgegenwart, bestand die Rüstung nur aus einfachem Stoff mit aufgenähten Metallstücken, die so dünn wie möglich sein mussten. Schützen würde diese Rüstung Arakawa ganz sicher nicht und auch täuschen ließ sich von dem Anblick kaum jemand, sobald man erst einmal direkt vor der Daimyo stand. Auf die Entfernung würde es aber hoffentlich reichen, um wenigstens der einfachen Bevölkerung weiszumachen eine Kriegerin vor sich zu haben. Rein theoretisch eine nette Idee, aber sie scheiterte an Arakawas durch und durch unkriegerischem Aussehen, vor allem an ihrem ständigen Lächeln und Herumgehopse. Dabei sollte sie sich eigentlich heute ausnahmsweise einmal wie ein würdevoller Herrscher benehmen, denn ganz Inabayama schien sich hier versammelt zu haben, leider.
Hanbei wäre es recht gewesen, wenn die Einwohner der Schlossstadt lieber darauf verzichtet hätten der Rede ihrer neuen Herrin zu lauschen. Wenn er ganz ehrlich sein musste, dann fand er, dass sie einfach nur lächerlich in ihrem Aufzug wirkte. Sogar ihr Evoli hatte sie zur Schlacht gerüstet, falls man es so nennen konnte. Das kleine, braune Pokemon strich sanft um Arakawas Beine, wobei es aufpassen musste seine Herrin nicht mit den filigranen Hörner zu verletzten, welche aus dem leichten Helm hervorsprossen. Alles in allem wirkten weder Pokemon noch Herrin kriegerisch oder bedrohlich.
Arakawa hörte plötzlich auf zu zappeln. Spürbar nervös wandte sie sich so ruhig sie es vermochte an die ungeduldige Menge. Bisher hatte sie noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, dabei handelte es sich höchstens um ein paar Hundert. Dadurch dass jeder einzeln von ihnen sie anstarrte, wirkte es allerdings auf Arakawa als stünde sie einem gigantischen Heer gegenüber. Sie brauchte eine Weile, um sich dazu durchzuringen mit ihrer Rede zu beginnen. Ihre Stimme zitterte dabei ängstlich und reichte kaum weiter als bis in die ersten Reihen, was vermutlich am besten für alle war.

„Bürger von Inabayama!“ rief sie, so laut sie es konnte. Hanbei verstand sie trotzdem kaum, was auch besser so war, denn Arakawa vergaß prompt ihre gesamte einstudierte Rede. „Ich ähm...ich habe...im Süden...mein Bruder und ich wir...und dann...wir...“ unsicher räusperte Arakawa sich und begann panisch zu improvisieren, damit sie wenigstens irgendetwas herausbrachte „Ich weiß, dass jeder von euch einen Angriff der Oda fürchtet. Es geht mir genauso, auch ich habe Angst dass sie uns überrennen, denn das könnten sie jederzeit und ohne Probleme. Wenn Nobunaga es will, dann sind wir alle innerhalb von einer Woche tot. Würde ich gezwungen sein die Reste unserer Armee gegen jemanden wie ihn zu führen, dann wäre es völlig hoffnungslos.“ Hanbei war versucht sich die Ohren zuzuhalten. Ehrlichkeit war ja gut und schön, aber Arakawa übertrieb es mit ihrer sorglosen Plauderei etwas. Dabei sollte sie nur kurz sagen dass alles in Ordnung kam und Mino sicher war...so zumindest Arakawas ursprünglicher Plan, von dem sie nicht mehr viel zu wissen schien. „Ich habe noch nie eine Armee in die Schlacht geführt, und die Oda sind uns haushoch überlegen. Ganz egal was wir versuchen, eine offene Schlacht, könnten wir, könnte ich, nicht gewinnen.“ plapperte Arakawa unbekümmert weiter, wobei sie ihre Stimme zuversichtlich noch weiter erhob „Aber das ist auch nicht nötig! Unsere Truppen erringen in diesem Augenblick einen großen Sieg gegen unsere Feinde im Süden! Mein Bruder, ist in den Schoß der Saito zurückgekehrt und wird Nobunaga mit einem wahnwitzigen und relativ aussichtslosen Plan in die Knie zwingen, also...falls alles irgendwie funktioniert, was es vermutlich nicht wird außer wir haben Glück.“ Arakawa stutzte kurz. Sogar ihr schien klar zu werden was sie eigentlich gerade von sich gegeben hatte. Rasch sprach sie weiter und versuchte dabei siegessicher zu klingen „A-aber es gibt keinen Grund zur Besorgnis! Tanigawa wird das schon alles irgendwie schaffen und dann ähm besiegen wir die Oda und gewinnen und so...alles wird gut...denke ich.“ Am Ende murmelte sie nur noch leise vor sich hin und suchte fieberhaft in ihrem Kopf nach etwas, was sie noch sagen wollte, aber fand nichts. Sobald ihre wenig begeisternde Rede vorbei war, starrten die Menschen sie ungläubig und verwirrt an, während Arakawa selbst nur fröhlich in die Menge strahlte. Ihr Versuch aus der Rede noch das beste zu machen, einfach Lächeln bis alles gut wurde. Reden zu halten gehörte nicht unbedingt zu ihren Stärken, was ihr aber wie immer niemand sagen wollte. Sie wirkte im Moment auf die Versammelten einfach zu glücklich um ihr jeglichen Glauben an sich selbst zu nehmen.
„Sie macht sich lächerlich.“ murmelte Hanbei verärgert vor sich hin und schüttelte verzweifelt den Kopf. Wie konnte Arakawa sich nur so verhalten? Wie kam sie überhaupt immer auf solche dämlichen Ideen? Jeder hier konnte sehen, dass sie ganz sicher nicht zur Kriegerin oder Feldherrin geboren war. Am Ende schadete sie sich damit nur selbst. In diesen Zeiten, verlangten die Menschen nach einer starken, sicheren Führung. Einem Heerführer, der in der Lage war sie zu verteidigen und
„Natürlich macht sie das.“ antwortete Shiro gelassen und schien weitaus weniger mitgenommen von der Rede zu sein als er „Das ist schließlich der Plan, oder etwa nicht?“
„Der Plan? Was für ein Plan denn, Shiro-san?“

„Mhm, entweder liege ich falsch, oder du versuchst mich reinzulegen indem du so tust, als wärst du unschuldig.“ murmelte sie nachdenklich vor sich hin. Shiro musterte den unschuldig dreinblickenden Jungen, der keine Ahnung zu haben schien wovon sie redete, dabei war es doch völlig offensichtlich! Zumindest für sie. Shiro zwinkerte ihm verschwörerisch zu und senkte die Stimme, als müsste sie ihm das wichtigste Geheimnis aller Zeiten offenbaren. „Tanigawa hat seine Schwester absichtlich alleine zurückgelassen, weil er wusste, dass sie sich daneben benehmen würde. Das hier ist alles Teil seines Plans, habe ich recht? Es gehört genauso dazu wie der Kampf gegen die Oda.“ Shiro setzte ein gewinnendes Lächeln auf und hob besserwisserisch den Zeigefinger in die Luft. Sie war absolut von ihrer Sache überzeugt. Tanigawa wollte Mino, aber gleichzeitig Arakawa am Leben erhalten. Das ganze hier bot eine gute Gelegenheit für ihn, den Leuten zu zeigen, wer sie eigentlich seit neustem anführte. „Letztendlich wird Tanigawa als siegreicher Feldherr und Retter von Mino zurückkehren, während Arakawa sich die ganze Zeit über blamiert.“ Zugegeben, die Idee auf den Mauern zu patrouillieren, stammte nicht einmal von Arakawa selbst, sondern von ihr. Shiro fand es eine geniale Idee. Ihre Herrin hatte ihren Spaß und würde endlich wieder gute Laune bekommen, während die Menschen im Schloss die Daimyo für verrückt halten mussten. Dafür würde Tanigawa sie reich belohnen, mit Geschenken überhäufen und zu seiner Liebhaberin machen, vielleicht war sogar eine Verlobung mit ihm drin, wenn sie sich geschickt genug anstellte.
„Nein, so einen Plan würde Nii-chan niemals haben.“ erklärte Hanbei zuversichtlich, womit er das überlegene Grinsen aus Shiros Gesicht wischte „Er hat sie wirklich nur zurückgelassen, damit ihr nichts passiert und sie ihm während der Schlacht nicht im Weg herumsteht, alles andere, ist eher ein glücklicher Zufall, mehr oder weniger.“ mit einem genervten Zischen, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die junge, überforderte Daimyo „Ich bin sicher, wenn er jetzt hier wäre, würde ihm Arakawa genauso leid tun wie mir. Es würde ihm sicher nicht gefallen ihr dabei zuzusehen, wie sie sich selbst und die Saito lächerlich macht. Das ist nicht ganz sein Stil."
„A-also k-kein Plan?“ fragte Shiro verdattert nach, und als Hanbei zustimmend nickte war sie froh ihm nichts von ihrer Beteiligung an der Rede erzählt zu haben. Zum Glück hatte sie nicht gleich alles ausgeplaudert. Inzwischen begannen unter den Schaulustigen die ersten Stimmen laut zu werden, denen weder die Rede noch der Auftritt der Daimyo gefallen hatten. Auf Arakawa achtete niemand mehr, was auch besser so war, denn die Daimyo versuchte gerade ihr Schwert zu ziehen, um eine heroische Pose einzunehmen. Es war stumpf, also bestand immerhin keine Gefahr das Arakawa sich aus Versehen aufschlitzte oder die Kehle durchschnitt.
„Das kleine Mädchen soll unser neuer Daimyo sein?“ murmelte ein Mann direkt vor ihnen ungehalten vor sich hin. Von ihm aus breiteten sich innerhalb von Sekunden weitere Gespräche aus, die nicht dazu beitrugen Hanbei´s Laune zu heben.
„Ich habe gehört sie will eine Armee aus diesen dämliche, schwächlichen roten Fischen aufstellen lassen, um damit das Land zu erobern.“
„Selbst mithilfe sämtlicher Götter könnte sie nichts erobern. Sie verkriecht sich lieber feige und stolziert auf den Mauern herum.“
„Und in der Zwischenzeit wird ihr Bruder sich ganz alleine um die Oda kümmern.“
„Tanigawa ist der einzige, der es mit Nobunaga aufnehmen kann. Wenn jemand in der Lage ist Mino zu retten, dann er alleine und nicht dieses komische Evolimädchen.“
„Er hat sich gegen Mino gestellt!“ erklang von irgendwo ein halbherziger Versuch Arakawas Bruder schlechter dastehen zu lassen.
„Nur um die Thronräuberin abzusetzen weil sie verflucht noch mal unfähig ist, uns wollte er niemals etwas tun.“
„Sie wirkt wirklich nicht besonders fähig...warum hat Tanigawa sie noch nicht von ihrem Spielzeugthron geworfen?“

Hanbei musterte die tuschelnde Menschenmenge finster. Nicht alle sagten etwas schlechtes über Arakawa, die meisten blieben still, oder sahen einfach nur betreten weg. Für sie sprach sich aber auch niemand aus. Das ganze hier, würde der jungen Daimyo nicht helfen, im Gegenteil, es schädigte ihren Ruf. Sie hätte darauf bestehen müssen ihren Bruder zu begleiten, oder sollte wenigstens versuchen, sich bis zu dessen Rückkehr bedeckt zu halten. Vor allem sollte sie nicht überall herausposaunen dass ihr Bruder gerade dabei war den Oda eine schwere Niederlage beizufügen. Es war nicht gut sich, vor Freude strahlend, der Öffentlichkeit zu präsentieren, während jeder wusste dass im Süden ihre Verwandten um ihr Leben kämpfen mussten. Dazu kam noch dass erst vor wenigen Tagen direkt vor den Schlossmauern eine Schlacht getobt hatte. Jeder hier trauerte noch immer einem Freund oder Familienmitglied nach, sie alle waren verängstigt und besaßen keinerlei Geduld mit jemandem wie Arakawa. Die aufgedrehte Arakawa fröhlich über die Mauern springen zu sehen, half ihnen nicht wirklich dabei sich wieder zu beruhigen. „Ist das nicht ein wenig...gemein und unfair gegenüber Arakawa-nee?“
„Möglicherweise.“ meinte Shiro gelangweilt und zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
„Möglicherweise? Wäre es nicht deine Aufgabe sie vor so etwas zu retten?“
„Arakawa-dono kann tun und lassen was immer ihr beliebt.“ erklärte sie trocken und mit vor der Brust verschränkten Armen. Auch wenn sie nicht gemein klingen wollte, kam es ihr nicht in den Sinn großartig Mitleid zu heucheln. Arakawa wollte herrschen, also konnte sie auch damit zurechtkommen sich ab und zu lächerlich zu machen. „Sie ist ein Daimyo, und es steht mir nicht zu ihre Befehle und Wünsche in Frage zu stellen. Wenn es ihr gefällt sich zum Affen zu machen, dann kann ich sie nicht davon abbringen. Sie hat einen starken Willen, ich könnte sie niemals zu etwas überreden, was sie nicht wirklich von ganzem Herzen will.“
„Tatsächlich? Hat sie das?“ Hanbei konnte nicht anders als leise zu lachen. Es klang wie Gekicher und das war tatsächlich so ziemlich das lustigste, was er in letzter Zeit gehört hatte.
„Was ist?“
„Nichts, tut mir leid.“ gluckste Hanbei vergnügt vor sich hin. Die Vorstellung von einer willensstarken Arakawa ließ ihn nicht los und vertrieb sogar seine schlechte Laune „Ich finde es nur seltsam dass du Arakawas Willen für...stark hältst, das ist alles.“
„Ich glaube du unterschätzt Arakawa-dono, sie ist ein echter Daimyo.“ behauptete Shiro pflichtbewusst, auch wenn sie ebenfalls ein Lachen verkneifen musste.
„Vielleicht.“ antwortete er leise. Abgelenkt beobachtete er, wie Arakawa es fast geschafft hatte ihr Schwert stolz in die Luft zu recken. Sollte er irgendetwas tun um Arakawa von weiteren dämlichen Aktionen abzuhalten? Es konnte noch viel passieren bis Tanigawa wieder zurück war, viel zu viel. Was würde sein Nii-chan in dieser Situation tun? Hanbei schüttelte resigniert seinen Kopf und gab es auf. Es hatte keinerlei Sinn sich solche Fragen zu stellen. Er konnte nichts tun, außer so schnell wie möglich zu verschwinden. Länger konnte er das ganze Schauspiel nicht mehr mit ansehen, dafür tat ihm Arakawa zu sehr leid.



Hanbei saß später am Tag in einer Ecke des leeren Thronsaals auf einem Kissen und las etwas. Er mochte den weitläufigen Saal, wenn er nicht im Garten las, dann hier. Nur selten störte ihn hier jemand, während der Schlossgarten leider viel zu oft noch andere Gäste beherbergte, die ihn nicht selten in die Flucht schlugen. Sein Trasla, hatte sich müde an ihn gelehnt und die Augen geschlossen. Nach dem er einige Zeit gelesen hatte, gesellte sich ein verstörtes und am ganzen Leib zitterndes, Evoli an seine Seite. Hanbei blinzelte kurz verwirrt, als er sah, wie das Pokemon auf ihn zu strauchelte und Mühe hatte sich auf den Beinen zu halten. Es schien am ganzen Körper durchnässt zu sein, das Fell triefte nur so vor Wasser und es verteilte dicke Tropfen im ganzen Raum.
„Alles in Ordnung, du bist in Sicherheit.“ redete Hanbei leise auf Arakawas Pokemon ein sobald es ihn erreicht hatte und vor ihm zusammenbrach. Er zog das nasse Evoli zu sich heran und legte es vorsichtig neben Trasla. Beruhigend strich er dem winzigen Pokemon sanft über den Kopf, dabei ließ er seine Finger durch das flauschige, braune Fell streifen. Es dauerte etwas, aber irgendwann gelang es dem verstörten Pokemon sich zu beruhigen und mit dem ständigen Zittern aufzuhören. Was auch immer dem armen Ding passiert war, es schien Evoli ziemlich mitgenommen zu haben. Doch es ging ihm gut, dachte Hanbei erleichtert. Damit stellte sich eine andere Frage: Wenn Evoli so fertig war...wie ging es dann erst Arakawa und was um alles in der Welt hatte er jetzt schon wieder verpasst? Konnte man Arakawa nicht einmal ein paar Stunden aus den Augen lassen? „Was wohl deine Herrin jetzt schon wieder ausheckt? Ich bin sicher es ist nichts gutes.“ flüsterte er dem Evoli zu, welches sich zufrieden an ihn kuschelte und versuchte alles zu verdrängen, was in den letzten Stunden passiert war. Seine und Traslas Wärme halfen dem Pokemon wieder zur Normalität zurückzukehren. Nachdem Evoli es sich gemütlich genug gemacht hatte, gab es einen zustimmenden, leisen Laut von sich und sah Hanbei dabei mit einem Blick an, der ihn in seiner Annahme nur noch mehr bekräftigte. „Ah, du bist also meiner Meinung? Bist du deswegen hier und nicht bei ihr? Hast du Angst, weil sie etwas gefährliches anstellen will?“ Evoli schüttelte vorsichtig den Kopf, war sich aber nicht ganz sicher. Anscheinend war es nicht allzu gefährlich, aber reichte trotzdem aus um dem Evoli Sorgen zu bereiten. „Mhm, also nichts lebensgefährliches. Immerhin etwas. Trotzdem sollte sie versuchen sich nicht noch mehr Probleme aufzuhalsen, wenn sie so weitermacht, muss Nii-chan gar nichts mehr tun um sie abzusetzen.“
Er beschloss zu warten. Unbekümmert spielte er mit dem Evoli, bis es Arakawas Lieblingskuscheltier wieder einigermaßen gut ging. Seine Geduld wurde belohnt, denn schon nach einigen Minuten, schleppte sich Arakawa lautstark in den Thronsaal. Sie wirkte mindestens so mitgenommen wie ihr Pokemon. Ihr hellgraues Kleid war völlig durchnässt und ihre klatschnassen Haare fielen ihr ins Gesicht. Aber das war es nicht, was Hanbeis Blicke auf sich zog. Hinter sich zog Arakawa ein verzweifeltes Karpador her, das alles versuchte, um sich auf ihrem Griff zu befreien. Sobald sie ihn bemerkte, ließ sie die Schwanzflosse panisch los und baute sich vor dem Karpador auf. Das Fischpokemon zappelte auf dem Holzboden hin und her, während sie hektisch versuchte es vor den neugierigen Blicken des jungen Schülers zu verstecken.

„Was hast du da, Arakawa-nee?“ fragte er beiläufig und unbekümmert, mit seinem üblichen unschuldigen Tonfall.
„Kein Karpador.“ kam es pfeilschnell aus Arakawas Mund geschossen.
„Ähm...bist du dir da ganz sicher?“
„Jap, absolut sicher.“ bekräftigte sie, und ignorierte erstaunlich gut das zappelnde Pokemon hinter sich „Es ist kein Karpador. Was sollte ein Karpador auch hier im Schloss machen? Das wäre ja albern und vollkommen absurd. Es kann also kein Karpador hier sein...wer hat überhaupt von Karpador geredet? Ich nicht! W-würde ich niemals tun! Hier gibt es auch gar keine Karpador, nirgendwo, ganz sicher. Ich weiß nicht wie du auf so einen Unsinn kommst.“
„Na gut. Mach ruhig weiter.“ murmelte Hanbei kopfschüttelnd. Sollte sie machen, was immer sie wollte. Letztendlich war sie die Herrin über das Schloss und konnte tun was sie wollte. Immerhin dürfte es selbst ihr schwer fallen mit einem Karpador großartigen Schaden anzurichten.
Das Fischpokemon, versuchte in der Zwischenzeit sich über den Holzboden in Richtung Ausgang zu schieben, auch wenn es nur gähnend langsam vorankam. Arakawa ignorierte das Karpador, als wäre der große, rote Fisch von einem Moment auf den anderen völlig uninteressant geworden. Statt sich mit ihrer Beute aus dem Staub zu machen, ging sie direkt vor Hanbei in die Hocke und musterte den angeblichen Wunderknaben misstrauisch.
„Was sieht Tanigawa nur in dir?“ redete sie laut vor sich hin. Auf die Idee, dass er hören konnte was sie sagte, kam Arakawa gar nicht erst, vor allem, da Hanbei sich alle Mühe gab sie zu ignorieren und lieber mit Evoli spielte als sie anzusehen. „So genial wirkt er eigentlich gar nicht. Eher normal und unwichtig...“ Sie warf ihrem Evoli einen kurzen Blick zu. Mit dem Pokemon musste sie auch noch abrechnen. Arakawa hatte ihr Evoli in den Fluss geworfen, damit es ihr ein Karpador fangen sollte, aber es schien nicht in der Lage zu sein zu schwimmen, also hatte sie hinterherspringen müssen. Zum Glück trug sie keines ihrer Lieblingskleider. Beim Gedanken an ihr Kleid, musterte sie Hanbeis Kimono eindringlich. „Er ist auch nicht unbedingt niedlicher als ich, hoffe ich jedenfalls. O-oder denkt Tanigawa wirklich das er niedlicher ist als ich?“ Alleine der bloße Gedanke verstörte sie irgendwie zutiefst und brachte sie für einen Augenblick aus dem Konzept. Das konnte nicht sein! „Was findet mein Bruder nur an diesem Jungen?“ murmelte sie genervt. Seufzend stand sie auf. Hanbei ignorierte sie. Er streichelte ihr Evoli und tat so, als wäre er zu dumm, um zu verstehen wovon sie redete. Plötzlich entschied sie sich dazu, dass es an der Zeit war das Thema zu wechseln. „Du trägst immer den selben Kimono, oder?“
„Was?“ Jetzt sah Hanbei tatsächlich erstaunt zu ihr auf und verzichtete darauf sie zu ignorieren.
„Das sollten wir ändern.“ entschied Arakawa entschlossen und ohne eine richtige Antwort abzuwarten „Als Schüler des wichtigsten Feldherren von ganz Japan, kannst du nicht immer in den selben Kleidern herumlaufen, vor allem, wenn du weiterhin an unseren Beratungen und Kriegsräten teilnimmst. Ich werde Shiro bitten sich darum zu kümmern. Sie soll dich zu einem der besten Schneider von ganz Mino bringen, damit er dir anfertigen lassen kann was immer du willst.“ Arakawa nickte vor sich hin, als müsste sie ihre Worte selbst bestätigen. Dann fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt hier war. „Ich gehe dann mal und kümmere mich um...die Verstärkung unserer Armee!“ Mit diesen Worten rannte sie aus dem Thronsaal davon, um ihr neues Karpador zu verfolgen, welches sich bereits draußen in den Gängen befand, auf dem Weg in die Freiheit.



Noch am selben Abend, lag Hanbei in sein Nachthemd gehüllt auf dem Futon in seinem Zimmer und starrte besorgt die Decke an. Er fühlte sich, als wäre er der einzige im ganzen Schloss der erkannt hatte, dass dieser Krieg kein bloßes Spielchen war. Shiro war seltsam und Arakawa...was in Arakawas Kopf vorging würde er nie verstehen. Sie hatte ihn den ganzen Tag über nur verwirrt. Während er noch seinen Gedanken nachhing, schob sich auf einmal die Tür zu seinem Zimmer auf. Erschrocken schreckte der Schüler hoch, setzte sich Hanbei´s rasendes Herz, beruhigte sich erst wieder, als er erkannte, wer ihn so spät noch besuchen kam.
„S-shiro-san?“ stammelte er in Richtung Tür und wusste nicht wirklich ob er gerade träumte. Die weißhaarige Dienerin schob sich durch die offene Tür in sein Zimmer. Sie trug genau wie er ein weißes Nachthemd, auch wenn der Stoff sehr viel dünner wirkte als bei ihm. Wäre es nicht so dunkel, müsste er vermutlich verlegen den Blick abwenden. Selbst jetzt noch würde er das tun, aber er war zu erschrocken von ihrem plötzlichen Auftauchen. Noch bevor er etwas anderes sagen oder sich wieder ein Herz fassen konnte, saß sie direkt neben seinem Nachtlager und sah ihn an.
„Guten Abend, Hanbei-dono.“ begrüßte sie ihn mit rauchiger Stimme. Bisher hatte sie es nicht für nötig gehalten ihn so anzureden, aber das war es nicht, was ihn im Moment verwirrte. „Ich dachte du bist vielleicht einsam ohne Tanigawa. Es muss schrecklich sein nicht zu wissen ob er lebendig zurückkehrt oder nicht.“
„Ähm...j-ja, ich denke schon.“ murmelte er mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend zurück und rückte unsicher ein Stück von ihr weg. Erfolglos. Shiro rückte sofort hinterher, solange, bis sie wieder neben ihm hockte.
„Du denkst? Wirklich beunruhigt wirkst du nicht auf mich. Arakawa macht sich sehr viel mehr Sorgen als du.“
„Tanigawa kann auf sich aufpassen, außerdem würde Nobu ihn sicher lebendig fangen lassen, das weiß ich.“ kurz verstummte Hanbei. So langsam gelang es ihm den Schock über ihr plötzliches Auftauchen zu überwinden, langsam, sehr langsam. „Außerdem bin ich etwas verwirrt. Du...du ähm...du siehst...anders aus.“ Erst jetzt fiel ihm auf, dass Shiro ihre Haare offen trug. Sonst hatte sie die langen, schneeweißen Haare zu zwei dünnen Zöpfen gebunden, aber diesmal fielen sie ihr wie flüssiges Silber über die Schultern.
„Wirklich? Es ist dir aufgefallen?“ erwiderte sie mit einem koketten Lächeln und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht „Vermutlich hat Tanigawa dich deswegen so gerne in seiner Nähe, du bist so aufmerksam und sicher intelligenter als viele denken.“ Während sie ihn anlächelte, funkelte selbst durch die Dunkelheit etwas in ihren Augen, mit dem er nicht viel anzufangen wusste. Machte sie sich über ihn lustig, oder versuchte sie ernsthaft zu ergründen, wie viel er wert war? „Und, gefällt es dir oder sah ich vorher besser aus?“ fragte sie plötzlich und mit angespannter Stimme.

„Gut, besser als vorher.“ nuschelte er und war froh dass Shiro in der Nacht nicht sehen konnte, wie sein Gesicht rot anlief.
„Denkt dein Nii-chan auch so, oder gefallen ihm eher kürzere Haare?“
„Mhm, ich bin mir nicht sicher.“ erwiderte Hanbei nach einer Weile nachdenklich „Ich glaube deine alte Frisur würde ihm noch immer am besten gefallen.“
„Oh...“ kam es leise von Shiro. Sie zwang sich aber zu einem tapferen Lächeln. Dabei hatte sie bereits darauf gehofft den zukünftigen Daimyo so vielleicht besser um den Finger zu wickeln. Sie wusste nicht genau, woran sie bei Tanigawa war, und das setzte ihr so sehr zu, dass sie sogar überlegte ihre Haare zu kürzen, falls es ihre Chancen bei ihm erhöhte. Zwar spürte Shiro, dass er ihr gegenüber nicht völlig abgeneigt war, aber er ging auch nicht auf sie zu, obwohl sie sich ihm offensichtlich genug anbot.
„Aber Nii-chan interessiert sich sowieso nicht so sehr für solche Kleinigkeiten. Solange ein Mädchen hübsch und niedlich genug ist, kann er über alles andere hinwegsehen, und du bist für ihn beides, denke ich.“ fuhr Hanbei unbekümmert fort und fragte sich dabei, wie lange Shiro ihn wohl noch vom schlafen abhalten wollte.
„Wirklich? Glaubst du wirklich dass er mich toll findet und...“ Shiro brach ab. Verlegen räusperte sie sich und fragte sich, was eigentlich mit ihr los war. Vermutlich hatte sie einfach schon zu lange bei keinem Mann mehr gelegen, ja, daran musste es liegen. Sie wollte gar nicht so sehr Tanigawa, sondern überhaupt irgendjemanden, das redete sie sich zumindest ein, auch wenn sie wusste, wie kläglich dieser Versuch war. Betreten schwieg Shiro. Stumpf richtete sie ihre Augen auf ihre Füße, versuchte alles was sie eben gesagt hatte zu vergessen. Wenn sie so tat, als hätte es das gesamte Gespräch nicht gegeben, dann verschwand es vielleicht aus ihrer Erinnerung, und vor allem aus der von Hanbei. Sie
„Warum bist du überhaupt hier, Shiro-san?“ fragte Hanbei nach einigen schweigsamen Minuten, und erlöste sie damit endlich aus ihrem betretenen Dämmerzustand.
„Ist das nicht offensichtlich?“ fragte sie mit einem vieldeutigen Unterton in der Stimme. Hanbei zuckte erschrocken zusammen, als ihre Hand kurz beiläufig die Decke entlangfuhr. Ihr schien gar nicht wirklich aufzufallen was sie tat, dafür war sie zu sehr in ihren eigenen Gedanken versunken. „Arakawa ist schlecht gelaunt. Sie hat Angst um Hinata und ihren Bruder, was sie unausstehlich macht, also kann ich nicht bei ihr schlafen. Alleine zu schlafen ist so...einsam und schrecklich, findest du nicht auch? Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht bei dir schlafe?“
„W-w-w-w-was?“ stammelte Hanbei verdattert vor sich hin. Sonst wusste er immer eine Antwort, ganz egal auf welche Frage, aber Shiro überforderte ihn im Moment eindeutig „N-nein s-sicher nicht...o-oder? I-ich w-w-weiß es nicht...“
„Ich nehme das mal als ein Ja.“ damit hob sie einfach seine Decke an, und schlüpfte hastig darunter, bevor er es sich anders überlegen konnte. Sie legte sich direkt neben ihn, damit sie beide unter die Decke passten und nuschelte ihm ein kurzes: „Gute Nacht, Hanbei.“ zu, bevor sie auch schon die Augen schloss.

„G-gute Nacht?“ Hanbei lag stocksteif neben ihr, bereit jederzeit die Flucht zu ergreifen. Shiro schien schon zu schlafen, denn sie rückte immer näher an ihn heran, bis sie sich im Schlaf an ihn klammerte und den Kopf lächelnd auf seine Brust legte. Wie sollte er schlafen, solange sie ihn an sich drückte als wäre er ein Kuscheltier, vor allem, solange sie nichts weiter als dieses dünne Nachthemd trug...Hanbei schüttelte hektisch seinen Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken. Neben ihm lag gerade kein hübsches Mädchen sondern ein großes, flauschiges Kissen, oder Nii-chan...oder einfach beides. Aber dann war es ihm egal. Er war müde, und es fühlte sich toll an endlich nicht mehr alleine schlafen zu müssen. Seit Nii-chan ihn in zurück in sein eigenes Zimmer verbannt hatte, fühlte Hanbei sich jede Nacht unwohl. Etwas Gesellschaft tat ihm sicher gut. Ihr weicher, warmer Körper an seiner Seite, ließ ihn schnell sämtliche widerwilligen Gedanken vergessen. Es dauerte nur einen winzigen Augenblick, dann entglitt Hanbei in das Reich der Träume. Im Schlaf kuschelte er sich lächelnd enger an sie, genauso wie sie es getan hatte.
Kaum schlief er, öffnete Shiro auch schon mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht die Augen. Sie sah ihn an, wie er sich an sie drückte und musste zugeben, dass sie mit dem Erfolg ihrer kleinen Mission mehr als zufrieden war. Kurz schoss ihr das Bild eines kleinen, müden Kätzchens durch den Kopf. Ihr Plan Hanbei als Katze zu sehen schien aufzugehen, dachte Shiro stolz. Wenn sie so weitermachte, würde es ihr vielleicht wirklich gelingen sein Vertrauen zu gewinnen. Aber letztendlich war Tanigawa wichtig, nicht Hanbei. Er war nur ein Mittel zum Zweck für sie, damit es ihr gelang an seinen Meister zu kommen. Sie musste noch immer eine Geburtstagsfeier für den Schüler vorbereiten, aber das beunruhigte sie nicht wirklich. Irgendwie hatte sie das Gefühle, dass Hanbei mit allem zufrieden war, solange es genug von seinem Lieblingsessen gab und niemand plante gemein zu ihm zu sein.



„Wo bist du gewesen, Tanigawa?“ die Frage durchschnitt die Luft wie eine sausende Klinge und ließ Tanigawa die Nackenhaare zu Berge stehen. Ertappt zuckte er zusammen und sah sich nach der rothaarigen Kriegerin um. Gerade hatte er nach einer viel zu kurzen Nacht sein Zelt verlassen, es war noch keine Minute her, aber Hinata stand bereits hinter ihm, um ihn wütend anzufunkeln.
„Oh, du nennst mich inzwischen wieder bei meinem Namen? Erstaunlich, und ich dachte, dass du ihn vergessen hast, weil du mich nur noch mit Beleidigungen ansprichst.“ fauchte er genervter zurück, als er eigentlich wollte. Sie befanden sich in dem kleinen Heerlager ihrer Streitmacht. Im Moment lagerte das überschaubare Heer in einem Wäldchen, nicht weit von den Imagawa entfernt. Weit genug weg um nicht entdeckt zu werden, aber nahe genug, um jederzeit handeln zu können falls Nobunaga sich dazu entschied seinen Angriff früher durchzuziehen.
„Ich rede dich an wie es mir gefällt.“ erwiderte Hinata brüsk und ohne auf seinen kläglichen Versuch einzugehen vom Thema abzulenken „Sag mir lieber, wo du gestern Abend gewesen bist. Niemand hat gesehen, wie du das Lager verlassen hast, aber als ich nach dir sehen, und mit dir über den Plan sprechen wollte, habe ich nichts als ein leeres Zelt vorgefunden. Danach ließ ich das ganze Lager absuchen, aber du bliebst verschwunden...und jetzt spazierst du einfach so wieder aus deinem Zelt heraus, als wäre nichts gewesen.“
„Was geht es dich an wo ich war?“ murmelte er genervt, aber verfluchte sich innerlich für seine Nachlässigkeit. Niemand hatte ihn bemerkt, als er sich mit Levis Hilfe aus und dann wieder in das Lager geschlichen hatte. Wie konnte er auch damit rechnen das Hinata in der kurzen Zeit unbedingt nach ihm sehen wollte? Wie paranoid war sie denn inzwischen?
„Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn du dich wegschleichst, um unseren Feinden Informationen zuzuspielen!“ rief sie wütend und ging bedrohlich einen Schritt auf ihn zu „Sag mir wo du gewesen bist, ansonsten blase ich den Angriff ab und sage den Männern sie sollen wieder zurück nach Inabayama gehen.“
Seufzend gab es letztendlich unter ihren bohrenden Blicken nach. Wenn sie es unbedingt wissen wollte, dann würde er ihr ganz sicher nicht etwas vorlügen. Viel schlimmer konnte ihr Verhältnis derzeit sowieso nicht mehr werden. Lustlos offenbarte er ihr die Wahrheit. „Wie du willst, es ist deine Entscheidung. Ich war im Zenshoji-Tempel, um mich mit Nobunaga zu treffen und zu sehen wie es ihm geht.“
„Du hast was getan!?“ entgeistert starrte Hinata ihn an, vergaß sogar für einen Moment bedrohlich die Hand am Griff ihres Schwertes zu lassen, wie sie es sonst immer in seiner Nähe tat.
„Wo liegt dein Problem? Darf ich nicht einen alten Freund besuchen?“ meinte Tanigawa mit einem müden Lächeln.
„Darfst du nicht! Nobunaga ist unser Feind! Was hast du ihm alles erzählt? Weiß er das wir hier sind und was wir vorhaben?“
„Natürlich weiß er das, alles andere würde die ganze Angelegenheit nur behindern.“
„Das reicht!“ rief Hinata mit vor Wut zitternder Stimme und geballten Fäusten „Wir...wir gehen zurück nach Inabayama. Das ganze hier hat keinen Sinn mehr. Unser ganzer Überraschungsmoment ist verloren, du hast alles verdorben und den gesamten Plan mit dieser schwachsinnigen Aktion gefährdet. Wir...“ Sie redete sich mehr und mehr in Rage, während Tanigawa sie nur teilnahmslos anstarrte, ohne sichtbar auf ihre Worte zu reagieren. Sollte sie sich ruhig verausgaben wenn es ihr half sich wieder zu beruhigen.

„Bist du endlich fertig?“ unterbrach er sie gelangweilt und tatsächlich verstummte sie verdutzt, als er es wagte sie in diesem Moment anzusprechen. Rasch sprach er weiter, bevor sie mit ihrer Schimpftirade weitermachen konnte. „Es wird nicht mehr lange dauern.“ Auf ihren verwirrten Blick hin musste er lächeln und sah sich kurz in dem Lager um. Es würde wirklich nicht mehr lange dauern, sie mussten eine bessere Position beziehen und bereit sein. „Bald ist es so weit. Nobunaga wird nicht mehr lange warten. Er weiß dass die Situation sich mehr und mehr gegen ihn wenden wird je mehr Zeit vergeht. Wenn er nicht bald handelt, wird er nur noch weiter im Nachteil sein. Wir müssen uns vorbereiten, das wird nicht leicht werden.“
„Warte.“ flüsterte Hinata plötzlich, als er sich bereits abwenden wollte um zu verschwinden. Er wollte nicht länger als nötig mit ihr streiten, aber als er ihren zurückhaltenden Tonfall bemerkte, blieb er stehen. Als Hinata fort fuhr, wirkte sie ruhig und gefasst. „Ab jetzt, werden wir Verbündete und Kampfgefährten sein, auch wenn es mir nicht gefällt. Am liebsten würde ich dich auf der anderen Seite des Schlachtfeldes sehen, um mich und ganz Mino zu rächen, aber du stehst bei uns, du stehst an der Seite von Mino und deiner Schwester, obwohl du es verabscheust für sie zu kämpfen anstatt für dich selbst.“ ihre Augen sahen ihn durchdringend an, bei ihrem ernsten Blick, bekam er eine Gänsehaut und musste sich beherrschen um nicht zu Lächeln. Die alte Hinata war also tatsächlich noch irgendwo da drin, tief verborgen unter einem Hass, den er nicht verstehen konnte, aber sie war da. „Ich will dass du weißt, dass ich dir nicht in den Rücken falle. Ich werde jedem deiner Befehle gehorchen und dir den Rücken freihalten so gut ich kann. Auf dem Schlachtfeld sind wir Kameraden, und genauso werde ich dich dort auch behandeln. Außerdem will Arakawa dass du lebendig aus der Schlacht zurückkehrst, und wir brauchen dich vielleicht noch für eine Weile. Sobald Mino wieder sicher ist kannst du dann meinetwegen sterben.“ setzte sie rasch hinzu „Ich sage das nur, falls durch mein...mein Verhalten der letzten Tage Zweifel an meiner Ehre und Loyalität aufgekommen sein sollten. Ich weiß dass ich mich nicht richtig verhalten habe, aber das war in der Sicherheit des Schlosses. Hier draußen, ist kein Platz für meinen persönlichen Feldzug gegen dich, oder meine Gefühle.“
„Ich habe niemals an deiner Ehre gezweifelt, Hinata.“ flüsterte Tanigawa mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht. Seine ruhige, sanfte Stimme ließ die Kriegerin mehr zusammenzucken, als es jeder Angriff gekonnt hätte. „Letztendlich wollen wir beide dasselbe: Sicherheit für Mino und einen Sieg über die Oda. Ich bin froh dich in der Schlacht an meiner Seite zu wissen.“ Er streckte seinen Arm aus, um ihr vorsichtig auf die Schulter zu klopfen. Nur eine kleine Geste, die hauptsächlich dazu diente, ihr einmal wieder nahe sein zu können, aber nicht einmal das gönnte Hinata ihm.
„Fass mich nicht an.“ zischte sie verärgert und schlug seine Hand sofort von sich weg, als wäre es ein todbringender Pfeil, der auf ihr Herz zuraste „Glaube ja nicht, dass wir jetzt plötzlich wieder Freunde sind! Und jetzt lass uns bitte aufhören mit dem Gerede.“ sie setzte ein falsches Lächeln auf, mit dem sie versuchte ihm Zuversichtlichkeit vorzuspielen „Ich bin schon gespannt auf diese Katsuie. Vielleicht wird sie wenigstens ein würdiger Gegner, bevor ich sie besiege.“
„Gibt es einen Weg, wie wir wieder zurück zu unserem alten Verhältnis kommen können?“ flüsterte Tanigawa plötzlich mit verblüffender Offenheit und achtete gar nicht auf ihre letzten Worte „Ich möchte nicht, dass du mir alles verzeihst und kann verstehen wenn du wütend auf mich bist. Uns beide, verbindet sehr viel, wir kennen uns unser ganzes Leben.“ er wagte es nicht sie anzusehen. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte Tanigawa sich so betreten und unwohl gefühlt. Alles was er sagte kam ihm so...verzweifelt vor, dabei war er normalerweise nicht so, doch ihr Verhalten setzte ihm einfach zu. Er hatte den Blick auf die Hand gerichtet, die sie so hasserfüllt weggeschlagen hatte. „Bitte, sag mir was ich machen soll damit du wenigstens darüber nachdenkst mir zu verzeihen. Gibt es irgendetwas, was ich tun kann, damit alles wieder so wird wie früher?“

„Ja.“ bestätigte sie ihm mit eiskalter Stimme und ausdrucksloser Miene „Du könntest sterben.“ Diese Worte schnitten ihm tiefer in sein Fleisch, als es jemals ein Schwert gekonnt hätte und Tanigawa fiel nicht ein, was er darauf noch antworten sollte, also blieb er still. „Und jetzt lass mich in Ruhe. Das letzte was ich im Moment brauche, sind erbärmliche Versöhnungsversuche. Sei froh dass ich dich überhaupt als Feldherren anerkenne und bereit bin dir zu gehorchen, das ist mehr als du verdient hast.“ fauchte Hinata zum Abschied, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und davon rauschte. Sie ergriff eher die Flucht, denn sie eilte so schnell sie konnte durch das Lager, nur um von ihm wegzukommen. Sobald sie Tanigawa weit genug hinter sich gelassen hatte, blieb sie abrupt stehen. Atemlos murmelte sie sich selbst etwas zu: „Ich hasse Tanigawa und werde ihn für seinen Verrat bezahlen lassen. Er ist nichts weiter als bedeutungsloser, erbärmlicher, kleiner...“ Hinata brach ab, als sie etwas weiches an ihrer Hand spürte. Vulnona hatte sich unbemerkt an ihre Seite gestohlen. Das Fuchspokemon schien immer zu spüren wenn sie aufgebracht war, und versuchte wie immer sie zu trösten, aber im Moment half das Pokemon ihr nicht. Im Gegenteil, Vulnonas schwarze Augen wirkten auf die Kriegerin eher vorwurfsvoll und anklagend. „Sieh mich nicht so an, Vulnona. Ich hasse ihn wirklich...“ unsicher brach Hinata ab, als Vulnona sich beruhigend an ihre Seite drückte und sie weiterhin stumm ansah. Mehr brauchte ihr Pokemon auch nicht zu tun, es reichte bereits um sie zu beruhigen, jedenfalls meistens. „Manchmal gehst du mir wirklich auf die Nerven, weißt du das? Wenn ich sage dass ich ihn hasse, dann ist das auch so und du hast es zu akzeptieren! Es ist die Wahrheit, glaub mir!“ begehrte Hinata verzweifelt gegen den unnachgiebigen Blick des Pokemons auf „Ganz genau, ich hasse ihn. Er ist mein Feind und selbst wenn er die kommende Schlacht überlebt, wird er trotzdem schon bald durch mein Schwert fallen sobald er versucht uns noch ein zweites Mal zu verraten, und das wird er früher oder später.“
 
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