Naruz
Gläubiger
Kapitel 8 – Die Schlacht von Okehazama:
„Meine Vorbereitungen sind abgeschlossen.“ meinte Levi und ging auf Tanigawa zu, der ihr kurz zunickte um zu zeigen dass er verstanden hatte. „150 Mann und zehn Pokemon haben sich versteckt um einen Angriff auf die Flanke der Oda durchzuführen, ein Selbstmordkommando, aber es wird uns genug Zeit bringen, damit hast du noch 200 Mann und zehn Pokemon die dich ins Herz der Schlacht begleiten können.“
„Ich weiß... du wirst dort sein wo du gebraucht wirst nehme ich an?“
„Natürlich, mach dir darum keine Sorgen. Ich werde immer in deiner Nähe sein um dir das Leben zu retten.“ meinte Levi und klopfte Tanigawa auf die Schulter, wobei der Shinobi sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um ihn überhaupt zu erreichen. „Übrigens, ich habe noch eine kleine Überraschung für dich.“
„Ach ja?“ fragte Tanigawa überrascht. „Was denn?“
Die Antwort kam beinahe sofort, in Form eines jungen Mannes mit kurzen, braunen Haaren und einem breiten Grinsen im Gesicht. „Tanigawa-dono! Es freut mich Euch zu sehen!“ sagte der Samurai und verneigte sich.
„Mizutaki! Was machst du denn hier?“ fragte Tanigawa, vollkommen überrascht. Mizutaki war ein alter Freund des jungen Feldherren und hatte sich zusammen mit ihm den Oda angeschlossen, war jedoch nicht an der Schlacht vor Mino beteiligt gewesen, sondern als Wache in Kiyosu zurückgeblieben.
„Levi hat mich auf ihrem Rückweg nach Mino abgeholt und mitgenommen, zusammen mit dem Rest meiner Männer. Wir haben hier in der Nähe gewartet bis die Situation in Mino sich ein wenig beruhigt hat und wir uns sicher sein konnten nicht sofort hingerichtet zu werden, dann kam die Nachricht von Levi das wir noch ein wenig weiter hier warten sollten und Ihr bald zu uns stoßen würdet.“
Tanigawa schüttelte den Kopf und lächelte. „Die Überraschung ist dir geglückt, Levi.“ meinte er und wandte sich dann an Mizutaki. „Und ich freue mich dich wiederzusehen, deine Hilfe und die deiner Männer ist sehr willkommen. Du wirst mit Hinata reiten und die Truppen der Oda ablenken, während ich zu Yoshimoto vordringe und sie dazu überrede mit nach Mino zu kommen.“
„Ich werde Euch nicht enttäuschen, Tanigawa-dono.“
Das Gespräch der beiden Freunde wurde von Hinata unterbrochen, die in eben jenem Augenblick zu ihnen stieß. „Die Truppen werden langsam ungeduldig, Tanigawa. Die Sonne ist schon vor einer Weile aufgegangen, wann... Mizutaki? Was... was macht er denn hier?“
„Levi hat ihn mitgebracht, keine Sorge wir können ihm vertrauen.“ flüsterte Tanigawa leise und erstaunlicherweise sagte Hinata nichts weiter zu dem Thema, sondern beließ es bei finsteren Blicken. Tanigawa sah nicht direkt in ihre Richtung und mied ihren Blick. Ihre Worte von vorhin hatten ihn härter getroffen als er es zugeben wollte und gingen ihm schon den ganzen Morgen über nicht mehr aus dem Kopf.
„Wie auch immer, die Truppen wollen wissen wann wir endlich angreifen, sie denken je länger wir warten, desto größer ist die Chance dass die Schlacht vorbei ist wenn wir ankommen.“
„Die Schlacht hat noch nicht angefangen.“ meinte Tanigawa und zwang sich zu einem Lächeln. „Angreifen werden wir sobald es angefangen hat zu regnen.“
„Wie bitte?“ fragte Levi verwirrt. „Hast du dir mal den Himmel angesehen? Es wird heute wahrscheinlich den ganzen Tag nicht... regnen...“ sagte der Shinobi und blinzelte verwirrt als urplötzlich dunkle Wolken am Himmel erschienen und es anfing zu tröpfeln.
Tanigawas Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. „Hast du etwas gesagt?“
„Ach, halt den Mund.“ murmelte Levi. „Ich habe nur die Pokemon vergessen.“ fügte sie hinzu, aber wurde schon gar nicht mehr beachtet.
„Das Heerlager von Yoshimoto ist auf einer Ebene aufgeschlagen, umgeben von Hügeln. Mit diesem Regen hier wird die Erde aufgeweicht werden und es den Imagawa erschweren ein richtige Verteidigungslinie zu bilden, Pferde werden auf dem aufgeweichten Boden zwar auch Schwierigkeiten haben, aber schließlich muss auch nur ein einzelner Reiter bis zu Yoshimoto vordringen. Wahrscheinlich werden Nobunagas Pokemon neben dem Regen auch noch für Nebel sorgen. Hinata, Mizutaki, ihr teilt die Truppen unter euch auf und unterstützt die Imagawa wo ihr könnt, während ich Yoshimoto zum Rückzug überrede. Unser größtes Problem in dieser Schlacht werden Shibata Katsuie und ihr Machomei sein. Wenn ihr einem der beiden begegnet zieht ihr euch sofort zurück, verstanden?“ fragte Tanigawa und warf den beiden Samurai strenge Blicke zu. „Ihr werdet auf keinen Fall gegen die beiden kämpfen.“
„Jawohl, Tanigawa-dono.“ sagte Mizutaki und nickte, Hinata ließ jedoch nur ein leises 'Tch' hören.
Tanigawa warf ihr einen finsteren Blick zu, beschloss jedoch keinen weiteren Streit anzufangen. „Das selbe gilt übrigens falls ihr Nobunaga seht, legt euch auf gar keinen Fall mit ihm an. Er ist zwar ein weit schlechterer Kämpfer als Katsuie aber... sein Pokemon ist weit gefährlicher als jedes andere dem ihr bislang begegnet seid, das kann ich garantieren.“
„Was hat Nobunaga überhaupt für ein Pokemon?“ fragte Hinata.
„Ein Darkrai, bevor Nobunaga mit ihm auf dem Begräbnis seines Vaters aufgetaucht ist hatte man noch nicht einmal von diesem Pokemon gehört, außer in Legenden und Sagen. Alleine in der Nähe des Pokemons zu sein kann starke Albträume verursachen, gegen es zu kämpfen ist nicht empfehlenswert.“ sagte Tanigawa und schüttelte den Kopf. „Glaubt mir, ihr wollt es nicht darauf ankommen lassen.“
„Na gut... ich werde mich davon fernhalten.“ murmelte Hinata und wandte sich ab, um zu den Truppen zu gehen.
„Wir sehen uns nach der Schlacht, Tanigawa-dono.“ meinte Mizutaki, verneigte sich und folgte der Samurai, so dass nur noch Tanigawa und Levi zurückblieben.
„Levi?“
„Ja?“
„Ich möchte deine Aufgabe ändern, bleibe in Hinatas Nähe und sag mir Bescheid wenn sie anfängt etwas dummes zu machen.“ sagte der Feldheer seufzend.
„Du befürchtest dass sie Katsuie angreift?“
„Ich weiß dass es passieren wird, hoffentlich erst nachdem die Schlacht gewonnen ist.“
Mit diesen Worten ging auch Tanigawa zu den Truppen, wo bereits sein Pferd auf ihn wartete. Als er aufgesessen hatte und die Zügel nehmen wollte verschwamm jedoch plötzlich kurzzeitig alles vor seinen Augen und er griff daneben. Tanigawa runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und alles war wieder normal, woraufhin er erleichtert aufatmete.
„Alles in Ordnung, Tanigawa-dono?“ fragte Mizutaki, der an seine Seite geritten kam.
„Aber natürlich, alles bestens... na ja, abgesehen davon dass wir gerade im Begriff sind in ein potenziell feindliches Feindlager und eine laufende Schlacht zu reiten.“
Mizutaki lachte. „Das ist wirklich nicht der beste Plan, man kann kaum glauben dass er von dir kommt.“ meinte der Samurai, während sich die gesamte Truppe in Bewegung setzte. Die zehn verbliebenen Pokemon der Truppe waren ausschließlich Sichlors, jeweils vier von ihnen begleiteten Hinata und Mizutaki, während zwei von ihnen, zusammen mit Absol als Geleitschutz für Tanigawa dienten.
Das Lager der Imagawa befand sich in der Ebene von Okehazama, direkt am Fuße des gleichnamigen Berges, umringt von mehreren Hügeln und dichtem Wald. Der Großteil von Yoshimotos Heer, 18.000 Soldaten, befanden sich weit von ihrem Daimyo entfernt und lagerte beinahe direkt vor Zenshoji, lediglich 7.000 Soldaten waren zurückgeblieben um auf die junge Daimyo aufzupassen. Nobunaga führte 2.000 Soldaten durch geheime Waldpfade direkt ins Herz von Yoshimotos Lager um die Daimyo zu ermorden und den Krieg zu beenden, zumindest soweit Tanigawa wusste. In Wahrheit jedoch marschierten im selben Augenblick, in dem das winzige Heer der Saito sich in Bewegung gesetzt hatte, ganze 5.000 Soldaten der Oda unbemerkt gegen Yoshimoto. Mit Hilfe von Hattori Hanzo, dem Shinobi und Berater von Motoyasu Matsudaira, hatte sich das Heer von Akechi Mitsuhide, welches eigentlich in Kiyosu lagern sollte, unbemerkt bis nach Zenshoji durchgeschlagen.
Das war der einzige Fehler in Tanigawas Kalkulation, er hatte Motoyasu unterschätzt und nicht erwartet dass sie bereits jetzt ein Bündnis mit Nobunaga eingehen würde, es war riskanter und gefährlicher für sie als die Alternative und deswegen eigentlich undenkbar. In der Theorie machte es jedoch keinen großen Unterschied für Tanigawa, es bedeutete nur dass er und seine Männer schneller sein und mehr Widerstand erwarten mussten, als Tanigawa es geplant hatte. Gegen Mittag war es dann soweit.
Vier Stunden lang hatte Regen den Boden aufgeweicht und dichter Nebel war aufgezogen, weshalb niemand den Vormarsch der Saito oder Oda bemerkt hatte. Dann ertönten die Hörner und wie aus dem Nichts erschienen die Truppen unter dem Kommando von Oda Nobunaga, Niwa Nagahide und Akechi Mitsuhide auf den Hügeln rund um das Lager von Yoshimoto. Die Truppen der Imagawa verfielen in Panik und nahmen Verteidigungsstellungen ein, jedoch schafften es gerade einmal 2.000 von ihnen in Position zu kommen, bevor die beiden Heere aufeinanderprallten. Die Soldaten unter Nobunagas Kommando trafen als erste auf die Imagawa und banden die Truppen in einem heftigen Nahkampf, während die anderen beiden Heere weiter ins Zentrum des Lagers vorstießen. Kurzzeitig sah es tatsächlich so aus, als wenn die Oda die Verteidigung leicht durchbrechen und den Kampf beenden könnten bevor die Saito überhaupt aufkreuzten, doch dann rannten sich die Truppen von Mitsuhide und Nagahide letztendlich in den restlichen Soldaten fest und den Imagawa gelang es die Stellung zu halten, zumindest eine Zeit lang. Die Oda waren kampferfahrener, verzweifelter und kämpften fanatisch für Nobunaga, der sie von vorderster Front aus anführte.
Als die Imagawa immer weiter zurückgedrängt wurden, trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, unternahmen einige der Soldaten den verzweifelten Versuch aus dem Kessel auszubrechen und zum Hauptheer vorzustoßen, doch aus daraus wurde nichts. Shibata Katsuie und ihr Teil des Oda-Heeres erwarteten die Flüchtlinge und machten ein Entkommen unmöglich. Die Imagawa waren vollkommen gefangen und wurden einer nach dem anderen niedergemacht, während der Kreis um das Zelt von Yoshimoto immer enger gezogen wurde und die Kämpfe immer näher an die junge Daimyo heranrückten.
Dann, von einem Augenblick zum nächsten, fing der Angriff der Oda an zu stocken. Vollkommen unerwartet war eine kleine Streitmacht aus den Wäldern gebrochen und war den Truppen von Niwa Nagahide in die Flanke gefallen, die Soldaten kämpften unter dem Banner der Saito und sie kämpften mit einer Verbissenheit wie man sie selten zu sehen bekam. Mitsuhide sah sich gezwungen seinen eigenen Angriff und den Vorstoß zum Zelt von Yoshimoto abzubrechen und einige Truppen zu Nagahides Unterstützung zu schicken. Doch das war genau das, worauf Tanigawa gewartet hatte.
„Das ist unsere Chance!“ rief er seinen Soldaten zu, die mit ihm oben auf einem der Hügel standen und mitansahen wie ihre Kameraden Verwirrung in den Reihen der Oda verursachten. „Unterstützt die Imagawa so gut ihr könnt, kämpft nicht länger als eine Stunde und zieht euch dann sofort zurück! Wir sehen uns in Inabayama wieder!“ sagte er lediglich, und setzte sein Pferd ohne ein weiteres Wort in Bewegung.
„Für Mino! Für die Saito! Für Tanigawa!“ rief Mizutaki, ein Kriegsschrei der vor all seinen Männern aufgenommen wurde, dann folgten er und die Samurai unter seinem Kommando dem Feldherren.
„Wenn Hinata das hört bringt sie dich um!“ rief Tanigawa lachend seinem Freund zu, während sie auf die Reihen der Oda zuhielten, die in diesem Augenblick die drohende Gefahr bemerkten und Warnrufe ausstießen. Der Nebel und dichte Regen war für die Saito ebenso ein Vorteil gewesen, wie er es für die Oda war, letztere hatten Tanigawa und seine Truppen nicht bemerkt bevor es zu spät war und der Feldherr war sich sicher, dass es ihnen mit Hinatas Truppen die etwas weiter östlich angriffen ähnlich ergangen war. Eine hastig aufgestellte Reihe von Speerträgern versperrte den Saito den Weg, aber das war kein Hindernis. „Absol, Psychoklinge!“
Das Pokemon gehorchte und schleuderte mehrere violette Klingen in die Reihen der Ashigaru, deren Rüstungen, falls man es überhaupt so nennen konnte, den Angriffen nichts entgegenzusetzen hatten. Als sich dann auch noch die Sichlor mit ihren riesigen Sichelartigen Armen auf die Überlebenden stürzten zerbrach der Speerwall und löste sich vollständig auf, noch bevor die Reiter überhaupt in seiner Nähe waren. „Du weißt was du zu tun hast, Mizutaki!“
„Natürlich, Tanigawa-dono, wir sehen uns in Inabayama!“ rief der Samurai und trennte sich dann mit dem Großteil seiner Männer im Schlepptau von Tanigawa, der mit einer nahezu winzigen Eskorte zurückgelassen wurde.
Mizutaki und seine Männer machten ich nun daran so viel Unruhe und Panik unter Mitsuhides Soldaten zu verbreiten wie möglich und die Oda von Tanigawa ablenken, ebenso wie Hinata es weiter im Osten tat, wenn alles gut lief würde es nicht einmal eine halbe Stunde dauern, ehe sie sich wieder zurückziehen und gemeinsam gen Mino reiten konnten, oder zumindest voneinander getrennt, wenn sie schon keine Zeit hatten um sich zu sammeln, aber darüber konnte man später noch nachdenken.
Tanigawa trieb sein Pferd zu wahren Höchstleistungen an und preschte auf seinem Rücken über die Ebene von Okehazama. Die Erde unter den Hufen der Reittiere war bereits vollkommen matschig, uneben und an vielen Stellen mehrmals aufgewühlt worden, so dass es mehr als nur ein wenig riskant war in diesem Tempo in über das Schlachtfeld zu rasen, aber es war ein Risiko dass Tanigawa eingehen musste.
Mitsuhides Anwesenheit hatte ihn vollkommen überrascht und er hatte seinen Plan in letzter Sekunde angepasst, als er die Truppen welche angeblich noch in Kiyosu sein sollten hier sah. Wahrscheinlich dachte Nobunaga, dass er mit diesen Truppen gewonnen hatte, egal was Tanigawa plante. Das er seinem Freund damit zumindest halbwegs in die Hände spielte, schien er nicht einmal zu ahnen.
Tanigawa duckte sich auf dem Rücken seines Pferds und kurz darauf surrten mehrere Pfeile direkt über seinen Kopf hinweg, ein Schmerzensschrei zu seiner Rechten sagte ihm, dass zumindest einer seiner Begleiter weniger Glück gehabt hatte als er. Woher die Pfeile kamen ließ sich in dem Chaos, in das sich das Lager der Imagawa verwandelt hatte, nicht sagen. Überall waren niedergetrampelte Zelte und Flaggen zu sehen, Blut bedeckte den Boden und weichte ihn zusammen mit dem noch immer anhaltenden Regen weiter auf. Ein weiterer Pfeil verfehlte Tanigawa, dann hatten er und seine verbliebenen Soldaten ihr Ziel erreicht. Vor ihnen befand sich das Zentrum des Lagers, mit einem großen, prunkvollen Zelt vor dessen Eingang ein halbes Dutzend tote Samurai, und fast dreimal so viele Ashigaru lagen. Zwei weitere Krieger, in den Farben der Imagawa, lieferten sich ein erbittertes Gefecht mit einigen Ashigaru und Samurai der Oda, die es irgendwie geschafft hatten sich bis hierhin durchzuschlagen. Das Zelt war offen und im Inneren konnte Tanigawa eine Gestalt erkennen, die sich ängstlich zusammengekauert hatte und zu zittern schien.
Ohne einen Schlachtruf stieg Tanigawa von seinem Pferd und zückte seinen Tessen, den er mit einer ruckartigen Bewegung aufklappte, wobei sich auch kleine, scharfe Klingen aus dem Stahlrand des Fächers schoben und ihn in eine tödliche Waffe verwandelten. Tanigawa zögerte nicht und machte auch nicht sonst wie auf sich aufmerksam, er ging einfach mit schnellen Schritten auf die kämpfenden Krieger zu, packte einen Samurai der Oda an der Schulter und drehte ihn herum, wobei er ihm mit den Klingen des Tessen die Kehle durchschnitt. Seine Begleiter, Absol und Sichlor fielen ebenfalls hinterrücks über die Oda her und innerhalb weniger Augenblicke war der Kampf vor Yoshimotos Zelt beendet.
„Wer seid Ihr?“ fragte einer der Imagawa-Samurai misstrauisch und schwer atmend. „Diese Farben... Ihr seid vom Saito Clan?“
„Saito Tanigawa, Feldherr von Mino.“ meinte Tanigawa knapp und nickte in Richtung Zelt. „Und jetzt entschuldigt mich, ich muss mit Yoshimoto-sama reden.“
„Glaubt Ihr wirklich, dass wir Euch einfach so...“ begann der Samurai, wurde jedoch von jemandem unterbrochen, der in diesem Augenblick aus dem Zelt trat.
„Schon gut, dieser junge Mann hat mein Leben gerettet, ich werde mir anhören was er zu sagen hat.“
Die Blicke aller Anwesenden richtete sich auf die Person, die das gesagt hatte: Imagawa Yoshimoto. Es war ein junges Mädchen, in Arakawas Alter und mit langen, braunen Haaren, die sie mit einer Spange verziert hatte. Gekleidet war sie in einen bunten, teuren Kimono der ihre Figur betonte und in ihrer Hand hielt sie einen kleinen, roten Sonnenschirm, der zur Zeit wohl eher nutzlos war. „Wie kann ich Euch helfen, Tanigawa-san?“ fragte Yoshimoto und musterte den Feldherren neugierig.
„Indem Ihr mit uns kommt.“ sagte Tanigawa und nickte zu seinen Truppen.
„W-was? Ich habe mich wohl verhört! Ich bin der zukünftige Shogun dieses Landes, da werde ich doch nicht einfach so vor diesem Möchtegerndaimyo fliehen!“
„Ich habe nicht viel Zeit um alles zu erklären, aber Euer Lager ist von den Oda umzingelt und Matsudaira hat Euch verraten.“ sagte Tanigawa schnell und hoffte innerlich, dass die Imagawa auf ihn hören würde.
„Motoyasu-chan hat mich verraten? Das ist unerhört! Sie ist eine meiner engsten Vertrauten und würde niemals...“
„Dann erklärt mir bitte warum Akechi Mitsuhide mit den Truppen aus Kiyosu hier ist.“ warf Tanigawa trocken ein und unterbrach die Daimyo.
„Was?“
„Der Fremde hat Recht, Yoshimoto-dono.“ meinte einer der Samurai. „Es handelt sich tatsächlich um Truppen, die eigentlich in Kiyosu sein sollten.“
„Wie gesagt, Mikawa hat sich gegen Euch gewandt, Yoshimoto-sama. Wahrscheinlich werden jetzt bereits Gerüchte unter Euren Truppen verbreitet, dass Ihr verstorben seid um Eure Truppen auf die Seite von Matsudaira und Nobunaga zu ziehen. Ich habe nicht viele Truppen hier und schon bald werden weitere Oda durchbrechen um Euch anzugreifen, uns bleibt nicht viel Zeit. Deshalb bitte ich Euch erneut, kommt mit uns, wir können Euch nach Mino bringen, wo Ihr in Sicherheit seid.“ sage Tanigawa und zwang sich zu einem ermutigenden Lächeln.
Yoshimoto musterte ihn eine Weile lang misstrauisch und fragte dann „Und warum genau will der Saito-Clan mir helfen? Warum wollt Ihr mir helfen, Tanigawa-san?“
Tanigawa verkniff sich eine genervte, sarkastische Antwort und sagte stattdessen „Brauche ich einen guten Grund um ein hübsches Mädchen zu retten das in Gefahr ist? Die Oda sind mein Feind und Ihr seid zu niedlich um hier zu sterben, reicht das als Antwort?“
„Was glaubt Ihr eigentlich, wie Ihr mit Yoshimoto-dono redet?!“ fragte einer der Samurai, allem Anschein nach der Anführer, empört. Sehr zu seiner Überraschung jedoch war die Daimyo rot angelaufen und wandte den Blick ab, anstatt sich über die Worte Tanigawas aufzuregen.
„Z-zu n-niedlich? A-also... ähm... ich...“
„Yoshimoto-sama, uns bleibt nicht viel Zeit!“ drängte Tanigawa und meinte es tatsächlich ernst. Er sah bereits wie Mizutaki und seine Männer sich näherten, auch wenn sie deutlich reduziert worden waren. Begleitet wurden sie dafür von knapp 1.500 Soldaten der Imagawa, die sie hinter sich hatten sammeln können. „Mizutaki! Wie sieht es aus?“ fragte Tanigawa, als sein Freund nahe genug war um sie zu hören.
Der Samurai schüttelte kurz den Kopf. „Nicht gut, von den 7.000 Imagawa sind vielleicht noch ein Drittel übrig, die Männer hier mitgezählt. Die Oda haben nicht mehr als 1.000 Mann verloren und versammeln sich gerade für einen finalen Angriff auf das Lager. Wir müssen weg, und zwar sofort.“
Tanigawa nickte. „In Ordnung, schicke jemanden mit dem Rückzugsbefehl zu Hinata.“ meinte er und wandte sich dann wieder Yoshimoto zu. „Ihr habt es gehört, Yoshimoto-sama. Eure Verstärkung wird nicht rechtzeitig hier eintreffen, Mino ist Eure einzige Chance.“
„Yoshimoto-dono? Ich... das kommt ein wenig plötzlich, aber ich befürchte, der Fremde hat Recht.“ murmelte der Anführer der Imagawa-Samurai und senkte betreten den Blick. „Wenn Mikawa uns wirklich verraten hat... bleibt uns keine andere Wahl als in die andere Richtung zu flüchten, wer weiß wie viele Eurer Untergebenen sich noch auf Motoyasus Seite gestellt haben. Sie muss das alles seit langem geplant haben, falls es wirklich stimmt dass sie uns verraten hat, und die Truppen aus Kiyosu sich nicht irgendwie an ihr vorbei geschlichen haben.“
„Ich... also...“ die Daimyo stotterte noch kurz vor sich hin, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Ja... ja, ihr habt alle Recht. In Ordnung, Tanigawa-san, ich erlaube Euch und Euren Männern mich zu retten.“ sagte sie und wirkte dabei recht überheblich für jemanden, der kurz vor dem Tod stand. „Ich werde Euch nach Mino begleiten, alles weitere kann dann dort besprochen werden.“
„Das freut mich zu hören, Yoshimoto-sama.“ meinte Tanigawa lächelnd. Sobald sie einmal in Mino waren würde die Imagawa keine andere Wahl mehr haben, als auf ihn zu hören und zu tun was er sagte, so weit von ihren Truppen entfernt waren nur noch ihr Name und ihr Ruf etwas wert.
„Wir können gleich aufbrechen, ich brauche nur einen Moment.“ meinte Yoshimoto und rannte in ihr Zelt. Es dauerte ganze fünf Minuten, während denen Tanigawa und Mizutaki sich nervös umsahen, bis sie wieder zurückkam, mit drei zusammengerollten Papieren in den Händen.
„Was wollt Ihr damit?“ fragte Tanigawa verwirrt, woraufhin Yoshimoto ihn anlächelte.
„Das sind neue Befehle für diejenigen meiner Generäle von denen ich mir sicher bin, dass sie mich nicht verraten werden. Sie werden mit ihren Truppen nach Mino marschieren und sich dort mit uns treffen, ich nehme an Ihr habt nichts dagegen, wenn ich ein wenig Verstärkung mitbringe, oder?“ fragte sie so unschuldig wie möglich, aber ihr Lächeln und der amüsierte Blick den sie Tanigawa dabei zuwarf sagten diesem, dass er die Daimyo unterschätzt hatte. Sie mochte so jung und unerfahren in Sachen Krieg sein wie Arakawa, aber allem Anschein nach war sie bei weitem nicht so naiv wie er gedacht hatte. Das würde auch erklären wie sie es bislang geschafft hatte nicht von Matsudaira verraten zu werden.
„Natürlich, wir können immer Truppen gebrauchen, die Inabayama verteidigen können.“ meinte Tanigawa und neigte leicht den Kopf, damit niemand die Enttäuschung sah, die kurz über sein Gesicht blitzte. Zwar hätte man nun mehr Soldaten die für die Saito kämpften, zumindest solange Nobunaga und Matsudaira die größten Bedrohungen waren, aber andererseits war es nun weit schwieriger die junge Imagawa unter Druck zu setzen und einfach für seine Pläne zu benutzen, was auf lange Sicht weit schädlicher war als die paar Soldaten die sie mitbringen würde. „Ich werde einige meiner Männer schicken, damit sie Eure Befehle überbringen.“ bot er sich trotzdem an, und nickte in Richtung von Mizutaki und dessen Soldaten.
Die Daimyo schüttelte jedoch den Kopf. „Das wird nicht nötig sein.“ meinte sie und stieß einen leisen Pfiff aus. Kurze Zeit später wackelte die Erde vor ihren Füßen und drei Pokemon erschienen direkt vor ihr und sahen Yoshimoto aus ihren kleinen, schwarzen Knopfaugen an. „Hallo, meine Kleinen.“ flüsterte Yoshimoto und ließ ein warmes, fröhliches Lächeln sehen als sie in die Knie ging und sich über die Pokemon beugte. Bei diesen handelte es sich um Digda, kleine Maulwurfpokemon mit einem zylinderförmigen Körper, einer großen, roten Nase und schwarzen Augen, die Unterirdisch lebten und dafür bekannt waren hin und wieder gigantische Tunnel zu graben. Yoshimoto band jedem der Digda einen der Briefe um den Hals und streichelte dann kurz die Köpfe der Maulwürfe. „Also dann, ihr wisst was ihr zu tun habt. Passt auf euch auf, wir sehen uns dann in Mino wieder.“ sagte die Daimyo, woraufhin die Maulwürfe kurz ein bestätigendes... Piepsen hören ließen und wieder unter die Erde verschwanden.
„Das war süß.“ meinte Tanigawa und lächelte die Daimyo an.
„Ja, nicht wahr? Meine Digda gehören wirklich zu den niedlichsten Pokemon der Welt.“
„Ich rede eigentlich nicht von den Digda, zumindest nicht direkt.“ sagte Tanigawa, woraufhin Yoshimoto kurz den Kopf schief legte und nachzudenken schien.
Als ihr aufging worüber Tanigawa eigentlich sprach lief sie rot an, räusperte sich verlegen und sagte „Also dann, lasst uns aufbrechen!“
Tanigawa nickte zustimmend. „Mizutaki, du kümmerst dich um die Daimyo. Falls wir voneinander getrennt werden bleibst du bei ihr und bringst sie sicher zum ersten Sammelpunkt, verstanden?“
„Jawohl, Tanigawa-dono.“
„Yoshimoto-sama, es kann sein dass wir uns während der Flucht nach Mino trennen müssen, bitte bleibt bei Mizutaki falls es dazu kommt. Er ist einer meiner treusten Samurai und einer meiner besten Freunde, er wird auf Euch aufpassen und sicher nach Mino bringen. Außerdem würde ich Euch darum bitten mir das Kommando über Eure Truppen zu geben, die Flucht wird weitaus leichter sein, wenn ich die uneingeschränkte Kontrolle über alle Truppen hier habe.“
Yoshimoto zögerte einen Augenblick, nickte dann jedoch. „Also gut, Ihr habt die Befehlsmacht über meine Truppen, Tanigawa-san.“
„Yoshimoto-dono! Seid Ihr Euch da sicher?“
„Ja, bin ich. Tanigawa-san wird schon nicht ohne Plan hierhergekommen sein, wenn es uns hilft hier lebend rauszukommen gebe ich ihm gerne die Kontrolle über die verbliebenen Soldaten.“
„Vielen Dank für Euer Vertrauen, Yoshimoto-sama, Ihr werdet es nicht bereuen.“ meinte Tanigawa und verneigte sich leicht vor der Daimyo. „Also dann, alle Truppen, Marsch! Wir ziehen uns zurück!“ rief er und leitete damit den Rückzug von Okehazama ein.
Zur selben Zeit, zu der Tanigawa den Befehl zum Rückzug gab, kam von Nobunaga der Befehl zum Angriff. Die zahlenmäßig überlegenen Truppen der Oda hatten die Imagawa und Saito vollkommen umzingelt und griffen aus jeder Richtung an, allerdings hatten sie nicht damit gerechnet, dass Tanigawa noch weitere Truppen in Reserve gehalten hatte. Die zehn Pokemon, welche ursprünglich zusammen mit den 150 Mann in Nagahides Flanke fallen sollten, hatten es nicht getan sondern waren im Wald versteckt geblieben und jetzt zeigten sie sich, als sie auf ein Jaulen von Absol hin einen vernichtenden Klingensturm entfesselten, den sie seit über einer Stunde vorbereitet hatten. Wind, so scharf wie die Schneide eines Katanas, peitschte durch die Reihen der Oda und riss hunderte Männer in den Tod, oder verletzte sie schwer, zur selben Zeit entfachten die Pokemon im Inneren des Kreises aus Oda-Soldaten ebenfalls einen Sturm, wenn auch weit schwächer, da sie weniger Vorbereitungszeit hatten, aber es reichte dennoch um eine Lücke in die Reihen von Nobunagas Soldaten zu schlagen, durch welche sich jetzt die verzweifelten Soldaten und Samurai der Imagawa drängten und mit einem schon beinahe fanatischen Eifer verteidigten, bis ihr Daimyo und deren Begleiter aus dem Kessel der Oda entkommen waren. Der Großteil von Imagawas Soldaten war nicht mehr als ein Opfer, um die Oda daran zu hindern Yoshimoto zu verfolgen, viele von ihnen blieben zurück um den Fliehenden ein wenig mehr Zeit zu erkaufen. Letztendlich entkamen Yoshimoto, Tanigawa, Mizutaki und knapp 400 Mann aus dem Kessel, während der Rest zurückblieb und die Oda aufhielt.
Doch das war es wert, die Flucht war ein voller Erfolg und, wenn Tanigawa ehrlich war, sogar mehr als das, denn sie waren mit weit mehr Soldaten entkommen, als er es erwartet hatte. Gerade als sie den Fuße der Hügel erreichten und sich daran machten im Wald zu verschwinden, passierte jedoch das, was Tanigawa die ganze Zeit befürchtet hatte.
Wie aus dem Nichts erschien Levi an seiner Seite und schwang sich hinter ihm auf sein Pferd. „Tanigawa, es gibt ein Problem. Hinata hat den Befehl zum Rückzug ignoriert, oder besser gesagt sie kann ihm nicht folgen.“
„Was? Warum nicht?“ fragte Tanigawa, mit einem unguten Gefühl und stoppte sein Pferd.
„Sie... sie ist in einem Duell mit Katsuie gefangen und kann nicht fliehen, wahrscheinlich will sie es auch gar nicht, ihre Ehre als Kriegerin lässt es nicht zu.“ meinte Levi und senkte den Blick.
Tanigawa fluchte leise. „Mizutaki! Ich überlasse dir und Absol das Kommando, ich gehe Hinata holen!“ rief er und wandte sein Pferd in Richtung Osten.
„Einen Augenblick! Tanigawa-san, das hat das zu bedeuten?“ fragte Yoshimoto und warf dem Feldherren einen verwirrten Blick zu. „Wir sind entkommen, die Schlacht ist vorbei. Wir sollten so schnell wie möglich zu Eurem Sammelpunkt zurückkehren.“
„Das werdet Ihr auch, zusammen mit Mizutaki, ich muss nur schnell jemanden abholen.“ sagte Tanigawa und ritt ohne ein weiteres Wort davon. Es war natürlich abzusehen gewesen, dass es zu dieser Situation kommen würde und die beste Wahl wäre es, Hinata zurückzulassen und zusammen mit der Daimyo zu fliehen. Wahrscheinlich würde sie eh nur gefangengenommen werden und nicht gleich sterben, außerdem hasste sie ihn und wollte seinen Tod... und trotzdem konnte Tanigawa es nicht zulassen, dass sie hier doch noch auf dem Schlachtfeld zurückblieb. Er hatte sich geschworen dass keiner von ihnen an diesem Tag sterben würde, weder Nobunaga, noch Katsuie und schon gar nicht Hinata, blieb nur zu hoffen, dass er nicht zu spät kam.
Wie es sich herausstellte kam er gerade rechtzeitig. Es war nicht schwer den Ort zu finden, an dem Hinata und Katsuie aufeinander getroffen waren, selbst ohne Levis Hilfe, denn es war der einzige Teil des Schlachtfelds welcher selbst im strömenden Regen in Flammen stand. Überall lagen verkohlte Soldaten der Oda und blutende Männer von Imagawa auf dem Boden und die überlebenden Krieger hatten die Kampfhandlungen eingestellt, um dem Duell zuzusehen, welches sich in ihrer Mitte entfaltete. Hinata und Vulnona kämpften gegen Katsuie und ihr Machomei und es war nicht gerade schwer zu sehen, wer hier im Vorteil war. Während Hinata und ihr Fuchspokemon vollkommen erschöpft aussahen, schienen Katsuie und das vierarmige Kampfpokemon nicht einmal wirklich so aus als wären sie gefordert worden, was wahrscheinlich auch daran lag dass Erstere sich durch Horden von Oda kämpfen mussten, bevor Katsuie sich ihnen in den Weg stellte. Katsuies Machomei hielt in jeder seiner vier Hände eine gewaltige Hellebarde, im selben Stil wie die Waffe welche seine Besitzerin führte.
Als Tanigawa den Ort des Geschehens erreichte verpasste Machomei Vulnona gerade einen Tritt, der das Feuerpokemon durch die Luft schleuderte und in den Reihen der Imagawa zu Boden gehen ließ, während Katsuie Hinata das stumpfe Ende ihrer Hellebarde in den Bauch rammte, woraufhin die Kriegerin in die Knie ging und beinahe ihre Waffe fallen ließ.
„Du hast gut gekämpft.“ sagte Katsuie und richtete ihre Hellebarde mit der Spitze auf Hinata. „Aber jetzt ist es vorbei, gib auf und dein Leben wird verschont.“
„Einen Augenblick bitte!“ rief Tanigawa und ritt mit Levi direkt auf die beiden Kontrahenten zu, bevor Hinata noch etwas dämliches sagen konnte, das sie den Hals kostete.
„Tanigawa-san?“ kam es überrascht von Katsuie, dann lächelte sie jedoch. „Ich wusste doch, dass du dich nicht einfach so umbringen lässt!“ rief sie glücklich und sah zu Hinata herunter. „Ist das eine deiner Untergebenen?“
„Eine alte Freundin, wir kennen uns seit wir Kinder waren.“ sagte Tanigawa knapp, stieg von seinem Pferd und ging auf die beiden Kriegerinnen zu, während Levi sich um das verletzte Vulnona kümmerte.
„Du bist nicht zufällig hier um dich uns auszuliefern, oder?“
Tanigawa antwortete nicht, sondern musterte Hinata, die eine Hand gegen ihren Bauch presste und die Lippen zusammengekniffen hatte, es sah nicht so aus als wenn sie noch großartig weiterkämpfen konnte. „Hinata?“ sagte Tanigawa mit sanfter Stimme, woraufhin die Kriegerin ihn verwirrt ansah.
„Ja? Was...“ ehe sie noch etwas sagen konnte hatte Tanigawa sich zu ihr runter gebeugt und das Katana aus ihrer Hand gerissen. „Hey! Was glaubst du eigentlich, was du da machst?!“ rief sie und wollte sich wütend aufrichten, verzog jedoch das Gesicht vor Schmerzen und stöhnte leise auf.
„Das einzig richtige, du kannst nicht mehr kämpfen, so wie ich das sehe. Sieh einfach ein dass du gegen Katsuie verloren hast.“ sagte Tanigawa und steckte seinen Tessen weg.
„Wie ich sehe hast du nicht vor zu kämpfen.“ meinte Katsuie lächelnd. „Also gut, ich werde dafür sorgen dass es such gut geht, solange ihr unsere Gefangenen seid und...“
„So unglaublich übereifrig.“ unterbrach Tanigawa die Kriegerin und schüttelte seufzend den Kopf. „Weißt du, damals im Wald hast du mir besser gefallen.“ sagte er und lächelte Katsuie an.
„Wald? Welcher Wald?“
„Oh, du weißt schon was ich meine. Vor zwei Monaten, der Wald in der Nähe von Kiyosu?“
Bei diesen Worten lief Katsuie hochrot an und wedelte mit ihrer Hellebarde in der Luft herum. „Ich habe dir doch gesagt du sollst alles vergessen, was da passiert ist!“ rief sie und sah sich nervös um.
„Wie könnte ich das vergessen? Es war ziemlich niedlich dich so nervös und unsicher zu sehen. Ich hätte eigentlich nie gedacht, dass die große Kriegerin von Owari auch so eine Seite hat.“
„I-ich weiß gar nicht w-was du m-meinst.“ stotterte Katsuie und wich ein wenig zurück.
Ehe sie noch etwas sagen konnte schnellte Tanigawa blitzschnell nach vorn und schlug Katsuie die Hellebarde aus den Händen, ehe er erneut zuschlug und mit Hinatas Katana eine lange Schramme über den Brustpanzer der Samurai zog.
Katsuie sah ihn kurz verwirrt an, ehe sie die Fäuste ballte und noch röter wurde. „Du! Du!!!! Du hast mich abgelenkt, hast du denn gar keine Ehre?!“ fauchte sie Tanigawa an und zückte nun ihrerseits ihr Katana, welches sie an der Hüfte trug.
„Für Ehre ist in einem Kampf gegen die beste Kriegerin der Oda keine Zeit, tut mir leid.“ meinte Tanigawa und lächelte entschuldigend.
„Gib auf, bitte.“ flüsterte Katsuie und nahm eine Kampfstellung ein. „Ich habe dich mit Nobunaga und Hideyoshi üben sehen, du bist zwar nicht schlecht mit deinem Tessenjutsu, aber in einem Schwertkampf hast du keine Chance gegen mich.“
„Bist du dir da so sicher?“ fragte Tanigawa und nahm eine Kampfhaltung ein. „Ich denke es gibt nur eine Möglichkeit um das rauszufinden.“
„Tanigawa! Was soll das?“ fragte Hinata und wollte auf ihn zugehen, wurde jedoch von Levi zurückgehalten.
„Deine Dickköpfigkeit hat uns erst in diese Situation hier getrieben.“ meinte der Shinobi mit kalter Stimme. „Das mindeste was du tun kannst ist, Tanigawa in dieser Situation nicht abzulenken.“
„Darum geht es nicht! Ich habe gegen sie gekämpft und weiß jetzt wie stark sie ist! Tanigawa konnte mich noch nie besiegen, wie soll er da...“
„Hast du schon einmal mit Tanigawa gekämpft, während er ein Katana benutzt hat?“
„Was? Was soll diese Frage? Natürlich habe...“ begann Hinata, brach dann jedoch ab. Wenn sie sich nicht vollkommen irrte, dann hatte sie Tanigawa tatsächlich noch nie mit einem Katana kämpfen sehen. Er sagte immer, dass er den Tessen bevorzugte und der Kampf mit dem Schwert viel zu anstrengend für ihn war. „Um ehrlich zu sein... ich dachte eigentlich dass er gar nicht mit dem Katana kämpfen kann.“ sagte sie dann und runzelte die Stirn.
„Das wissen nur die wenigsten.“ meinte Levi. „Hoffen wir nur dass er gut genug ist um gegen Katsuie zu bestehen.“
Hinata wollte noch etwas sagen, doch das Duell zwischen Katsuie und Tanigawa hatte bereits begonnen. Das Machomei der Kriegerin hatte sich zu den Soldaten der Oda gesellt und sah dem Kampf lediglich zu, die Samurai wollte einen gerechten Kampf, eins gegen eins, ohne Pokemon oder sonstige Helfer. Am Anfang sah es so aus, als wenn Katsuie das Duell ohne Probleme für sich entscheiden konnte, sie bewegte sich schneller und präziser als Tanigawa, der es kaum zu schaffen schien, ihre Angriffe abzuwehren und eher unbeholfen aussah, während er immer weiter zurückgedrängt wurde. Dabei half es auch nicht, dass er sich eher seltsam bewegte und übertrieben langsame Angriffe mit seinem Katana ausführte, die wohl selbst ein Kind hätte parieren können. Doch je länger der Kampf dauerte, desto mehr wandte er sich plötzlich zu Tanigawas Vorteil. Seine Bewegungen wurden immer schneller, seine Angriffe undurchsichtiger und gefährlicher und schon bald war es Katsuie, die in die Defensive gedrängt wurde und zurückweichen musste.
„Was ist das für eine Zauberei?“ fragte sie schwer atmend, nachdem sie einen weiteren Schlag von Tanigawa pariert hatte und versuchte ein wenig Distanz zwischen sie zu bringen.
Tanigawa ließ das jedoch nicht zu und folgte ihr beinahe sofort, wobei er erneut Angriff. „Pokemon sind sehr intelligente Lebewesen.“ sagte er lächelnd, während Katsuie einen seiner Angriffe parierte und dabei fast über ihre Beine stolperte. Es war das erste mal in ihrem Leben, dass sie in einem Kampf zurückgedrängt und vollkommen in die Defensive gezwungen wurde und sie wusste nicht wirklich wie sie damit umgehen sollte. „Sie haben von den Menschen gelernt.“
„Was soll das heißen?“ fragte Katsuie, während sie einen Schlag parierte. Plötzlich sah sie eine Lücke in Tanigawas Angriffen und ging nun selber wieder in die Offensive, wobei sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl. Es war das erste mal, dass sie kurz davor stand einen Kampf zu verlieren... und es machte Spaß! Sie hatte sich schon lange nicht mehr so befreit gefühlt, wie bei diesem Kampf mit Tanigawa.
„Ganz einfach, Agilität, Schwerttanz, Doppelteam... das alles sind keine Angriffe die von Pokemon 'erfunden' wurden.“ sagte Tanigawa, wirbelte herum um Katsuies Angriff auszuweichen und schrammte erneut mit seinem Katana über ihren Brustpanzer. „Sondern von Menschen, Pokemon haben sie lediglich studiert und übernommen. Mit anderen Worten...“ von einem Augenblick auf den anderen schien Tanigawa verschwunden zu sein, ehe er direkt vor Katsuies Gesicht auftauchte und mit der Klinge ausholte „... es ist nicht verwunderlich, wenn es noch Menschen gibt, die diese Angriffe der Pokemon beherrschen.“
Katsuie stieß einen Fluch aus, während Tanigawas Waffe auf sie zuraste. Verzweifelt schlug sie mit ihrem Katana nach Tanigawa, und erst als sie das Lächeln auf seinem Gesicht sah wurde ihr klar, dass er darauf gewartet hatte. Ihr Angriff war simpel und nicht besonders geschickt geführt worden, in ihrer Panik, und von daher wäre es für Tanigawa ein leichtes ihre Waffe zur Seite zu schlagen und das Duell für sich zu entscheiden. Doch dazu sollte es nicht kommen.
Wie schon zuvor an diesem Tag, verschwamm auf einmal alles vor Tanigawas Augen und er stolperte einen Schritt nach hinten, wobei sich sein Griff um Hinatas Katana löste und die Waffe zu Boden fiel. Dann spürte er einen stechenden Schmerz auf seiner Brust und als die Welt wieder klarer wurde, sah er Katsuie die mit entsetztem Gesichtsausdruck und blutigem Schwert vor ihm stand. Ein Blick nach unten zeigte ihm, dass es sein Blut war. Katsuies Schlag hatte sich durch die Rüstung gefressen und ihm einen tiefen Schnitt, quer über den Brustkorb verpasst.
Du könntest sterben, diese Worte von Hinata gingen ihm durch den Kopf, während er seine Hand auf die Wunde presste und einen weiteren Schritt zurück taumelte. Wenn es zumindest dafür sorgt, dass sie mich nicht mehr hasst... nun, es gibt schlechtere Tode, dachte Tanigawa, ehe ihm schwarz vor Augen wurde und er zu Boden fiel.
„Tanigawa!“ rief Levi entsetzt, die bis eben genau wie Hinata einfach nur ungläubig auf die Szene geblickt hatte, die sich vor ihren Augen abspielte. Im nächsten Moment schoss sie jedoch nach vorne und schleuderte fünf Kugeln in Richtung der Oda, woraufhin sich ein dichter Vorhang aus Rauch zwischen ihnen und den Imagawa auftat. Levi schaffte es geradeso Tanigawa aufzufangen, bevor er auf dem Boden aufprallte, allerdings war er bewusstlos. „Du verdammter Idiot! Warum konntest du sie nicht einfach zurücklassen?“ fauchte Levi den bewusstlosen Feldherren an, und riss sich ihren großen Schal vom Gesicht. Es war das erste mal, dass Hinata das Gesicht von Levi sah und zu ihrem Erstaunen bemerkte sie, dass es sich bei dem Shinobi um ein junges Mädchen handelte, deren Gesicht momentan von Entsetzen gefüllt war und der Tränen aus den Augen liefen. „Soldaten der Imagawa!“ rief Levi plötzlich, woraufhin die versammelten Truppen ihre Blicke auf sie richteten. „Dieser Mann hier hat eure Daimyo gerettet und seine Soldaten sind gerade dabei sie sicher nach Mino zu eskortieren!“ verkündete sie, während sie Tanigawa in die Reihen der Imagawa zog, weg von den Truppen der Oda welche es bislang noch nicht gewagt hatten den Rauchvorhang zu durchqueren, aber es konnte nicht mehr lange dauern. „Wenn euch also eure Herrscherin und eure Ehre als Krieger etwas wert ist, helft mir ihn ebenfalls nach Mino zu bringen!“ rief Levi, beinahe vollständig verzweifelt.
Erst reagierte niemand, dann trat jedoch ein Samurai aus den Reihen der Imagawa hervor. „Wir haben noch ein oder zwei Pferde, nimm sie und bringe den Jungen weg.“ sagte er. „Ich weiß nicht wie viel von deiner Geschichte stimmt, aber er hat uns zumindest geholfen, ohne ihn und die rothaarige Kriegerin wären wir verloren gewesen.“ fügte er hinzu und einige seiner Männer nickten zustimmend. „Wir werden euch so gut es geht den Rücken freihalten und uns danach zurückziehen, wenn die Götter es wollen werden wir uns noch einmal wieder sehen.“ meinte er und zog dann sein Katana. „Los, Männer! Für Imagawa!“ rief er und stürmte dann in den Rauchvorhang, aus dem im selben Augenblick die Männer der Oda kamen, auch wenn von Machomei und Katsuie keine Spur zu sehen war.
„Ich... ich werde ihnen helfen.“ murmelte Hinata und wollte sich von Levi abwenden, wurde jedoch von der Kunoichi daran gehindert.
„Oh nein!“ fauchte sie die Kriegerin an. „Das wirst du ganz bestimmt nicht! Du wirst verdammt nochmal mit mir und Tanigawa abhauen und nach Mino zurückkehren! Das ganze hier ist sowieso deine Schuld, wenn du dich nicht unbedingt mit Katsuie hättest duellieren wollen, wäre das alles nicht passiert!“ fuhr sie fort und nutzte ihren Schal um Tanigawas Wunden zu verbinden. „Wenn du jetzt hier bleibst war die ganze Aktion umsonst! Du wirst nicht hierbleiben und sterben, oder gefangengenommen werden, und wenn ich dich dafür zusammenschlagen und auf ein Pferd fesseln muss!“ rief Levi, stand auf und funkelte Hinata wütend an. „Du wirst verdammt nochmal mit nach Mino kommen und dich dann dafür entschuldigen, dass du uns mit deiner Sturheit alle in Gefahr gebracht hast! Und jetzt geh die Pferde holen, von denen der Samurai geredet hat, ich kümmere mich um seine Wunden, und mit etwas Glück können wir von hier abhauen, bevor die Oda die Reihen der Imagawa durchbrechen!“
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