Terry spricht von eher von Philia, du von Eros. Ihr merkt aber schon, wie sehr ihr aneinander vorbereidet, oder?
Ich schon, sie aber anscheinend nicht, deshalb habe ich meine pure Freude daran, die Diskussion weiter zu führen ^^
Und nur mal nebenbei:
Ich habe weder Sex mit meiner Familie, meinen Freunden, noch meiner Katze!
Ergo verstehe ich den Kontext nicht so ganz.
Genau das meine ich mit "nicht verstanden, was Liebe ist".
Denn wenn du sagst, dass du deinen Freund liebst, weil du Sex mit ihm hast, setzt du automatisch voraus, dass Liebe gleichbedeutend mit Sex ist. Wenn du mir bei der Grundannahme also sagst, du liebst aber auch deine Familie, deine Katze etc., dann ist das der Widerspruch in sich selbst, den ich dir die ganze Zeit versuche klar zu machen. Darum meine Frage: Was ist Liebe denn nun?
Ich führe eine Beziehung mit einem Menschen, nicht mit mehreren. Dass es verschiedene
von sich aus unabhängige Formen der Liebe gibt, ist dir schon klar, oder?
Deshalb: Ja, ich lasse die Liebe (einhergehend mit Sex, Liebkosungen und einigen anderen Arten
von Zuneigung) nur einem einzigen Menschen zukommen.
Naja, mit dieser Aussage nähern wir uns immerhin schon mal dem an, was ich meine. "Liebe" ist in dem Zusammenhang dann aber die falsche Wortwahl, je nachdem, worauf du es beziehst. Sylverblack hat es wunderbar erkannt, ich rede von "Philia" - das ist für mich Liebe. Eros, oder wissenschaftlich ausgedrückt "sexuelle Anziehung" hat für mich genauso wenig mit Liebe zu tun, wie ein Toastbrot mit Papier. Und erst, wenn du diese Tatsache verstehen kannst, dass Liebe und Sex eben getrennte Dinge sind, wirst du auch in der Lage sein, polygame Beziehungen zu verstehen. Dann erst wirst du überhaupt weit genug blicken können, um zu verstehen, dass sie Liebe eben nicht ausschließen, sogar noch in ihrer Essenz beflügeln können.
Eine polygame Beziehung zu leben ist stattdessen noch ein ganz anderer Schritt. Dafür muss noch mehr Arbeit am eigenen Charakter gemacht worden sein. Ich bin sogar der Überzeugung, dass nur Menschen, die mit sich selbst im Reinen sind polygam leben können. So gesehen ist das für mich eine Errungenschaft der menschlichen Entwicklung, wenn man es schafft, polygam zu leben, ohne sich dabei von Affekten (Neid, Eifersucht, Missgunst) beeinflussen zu lassen. Darum wundert mich auch deine folgende Feststellung überhaupt nicht:
Und weshalb ich solche Gedanken habe: Ich habe keinen im
Bekanntenkreis, der die Polygamie für sich auslebt. Und des weiteren noch niemanden via Internet
kennengelernt, der mir persönliche Erfahrungen ausführlich (Das Miteinanderleben) erzählt.
Wenn ich mit meiner These Recht habe, dann ist die Grundvoraussetzung für sowas nämlich eine Charakterstärke, die man erst einmal erreichen muss. Viele Menschen sind aber einfach zu faul, um sich selbst und ihre Gedankenmuster überhaupt zu hinterfragen. Dazu kommt noch, dass sowas ja auch gefährlich sein kann (man hört ja überall nur von Burnout und Depressionen und allem). Da ist es doch viel bequemer, im eigenen Horizont zu verweilen und Eifersucht und Neid einfach als gegeben hinzunehmen und sich von ihnen einengen zu lassen. Dass genau aus diesem Grund die allerwenigsten Menschen in meinen Augen dazu in der Lage sind, echte Liebe zu empfinden, ist dann eben die Folge. Und das finde ich schade, denn wenn ich bedenke, dass mir diese Fähigkeit wieder weggenommen würde, kann ich es nur damit vergleichen, als wenn ich von heute auf morgen, blind, taub und stumm zugleich werden würde. Als so "arm" empfinde ich dieses allgemeine Verständnis von "Liebe", das mir aber jeder weismachen und einbläuen will. Und dagegen wehre ich mich entschieden und mit allen Mitteln.
Stets treffe ich nur auf Threads in denen ein für oder dagegen ausgesprochen wird und ihm schlimmsten Fall,
jemand da ist, der andere "bekehren" möchte (absichtlich übertrieben).
Ungeachtet dessen, dass mir solche Gedanken bei einer weiteren Frau sowieso kommen würden.
Aber du solltest doch bitte einsehen, dass ich sehr wohl fähig bin zu lieben, nur dass sich unsere Vorlieben,
Entschlüsse und Lebensstil wohl drastisch von einander unterscheiden und das auch dürfen!
Ohne die Monogamie, gäbe es keine Polygamie.
Es geht nicht um die Entschlüsse oder Lebensstile. Sondern um die ethisch/moralische Grundlage. Denn nur, weil ich verstehe und empfinde, was Polygamie bzw. offene Beziehungen so viel intensiver macht, als monogame Beziehungen heißt das nicht, dass ich automatisch polygam leben würde.
Jap, das stammt von mir. Unschwer im Kontext raus zu lesen. Du scheinst dabei nur eines zu übersehen: Es soll Menschen geben, die sich wohler in trauter Zweisamkeit fühlen.
Weil sie dann uneingeschränkte Aufmerksamkeit haben und geben können. Was für mich nicht gleichbedeutend für eine gewisse „Unreife“ ist.
Dann hinterfragen wir doch mal: Warum fühlen sich manche Menschen in der "trauten Zweisamkeit" wohler?
Weil sie sich dann ihres Partners sicher sein können? Weil es ihnen einfacher fällt, sich zu öffnen? Weil sie dann keine Angst haben müssen, verlassen zu werden? Weil sie dann davon ausgehen können, nicht verlassen zu werden?
Und was das Sexuelle angeht: Ich empfinde das als sehr intim, das ich nur einer Person zuteil
kommen lassen will. Ich kann mir das wie gesagt, immer noch nicht vorstellen.
Das hier ist für mich stattdessen ein klarer und triftiger Grund zu sagen, dass du eine polygame Beziehung dann auch erst einmal lassen solltest. Denn wenn du es dir sexuell nicht vorstellen kannst bzw. es dir nichts gibt, besteht ja auch keine Notwendigkeit dazu.
Und des weiteren: Ich beschneide nicht die Freiheit meines Freundes, denn er hat sich ebenso nur für eine Person entschieden. Ich setze ihm keine Vorschriften oder Grenzen.
Ich denke sogar, dass ich ihm allen Freiraum lasse, den er braucht. Außer Fremdgehen. Und das ist der Punkt.
Auch das ist eine Grenze bzw. Vorschrift. Völlig egal, was du ihm sonst alles erlauben oder zugestehen magst - das Prinzip bleibt das gleiche und somit kann ich erneut fragen: Mit welchem Recht setzt du ihm diese Grenze?
Ehrlich gemeinte Frage: Gibt es in einer polygamen Partnerschaft zwischen mehreren denn keine Regeln? Herrscht da Anarchie?
Dazu empfehle ich dir die Beiträge von Skund zu lesen, der real in einer polygamen Beziehung lebt und das viel besser beschreiben und aus Erfahrung berichten kann, als ich ^^