Im Großen und Ganzen ist die Geschichte ganz nett, würde ich sagen. Der Stil ist schon mal nicht schlecht, obwohl ich Shishiza teilweise recht geben muss: einige Formulierungen waren eher witzig als anregend. Auch den Kritikpunkt mit der Oberflächlichkeit kann ich nachvollziehen. Zwar hat der Protagonist durchaus ein wenig Charakter, was ich schon mal begrüße, trotzdem bleibt er ziemlich profillos. Saki ebenso, aber da sie ja nur eine Verkörperung seiner verdrängten Sehnsüchte sein soll, ist das eigentlich sogar konsequent
Damit sind wir aber auch schon bei den Elementen, die mir weniger gefallen. Zum einen finde ich die Handlung schlicht und einfach langweilig. Natürlich weiß ich nicht, was Du mit der Story noch vorhast, vielleicht wird sie später noch richtig bedeutsam, aber bisher klingt das alles weniger interessant. Ich weiß nicht, was an Sex mit einem mehr oder weniger eingebildeten Mädchen ohne besondere Eigenschaften so spannend sein soll. Ist das nicht einfach nur Masturbation auf höherem Niveau? Auch die ganze Hintergrundgeschichte ist da nicht besser; er wird von seiner Freundin betrogen und wie jeder andere auch, dem das schon einmal passiert ist, kündigt er seinen sicheren Job, fährt durch das halbe Land und läßt sich irgendwo nieder, ohne sich Sorgen um seine sozialen Kontakte oder so etwas wie Ummeldungen zu machen. Wer würde das denn nicht so machen? Okay, vielleicht trifft es ihn ungemein hart, nur kann man das anhand dieser kurzen Beschreibung nicht wirklich verstehen. Wahrscheinlich war er wohl mehr ein Außsenseiter, sein Freund, der ihn betrogen hat, sein einziger Vertrauter, vielleicht hat er sogar keine Familie mehr und jetzt hat er eben nichts mehr, das ihn noch hält. Nur erwähnst du leider nichts davon. Aber selbst wenn Du das getan hättest, hätte das einen bei dieser Flüchtigkeit der Erzählung nicht weiter berührt. Es wäre besser gewesen, wenn Du seine Entdeckung geschildert hättest, wenn er am Anfang nach Hause kommt, sich freut, seine Freundin endlich wiederzusehen nach einem Tag, an dem er sich mal wieder bei seiner stumpfsinnigen Arbeit von seinen Kollegen nur gestört gefühlt hat, und sie dann mit seinem einzigen Freund beim Vögeln erwischt. Da könnte man sein Handeln wenigstens etwas nachvollziehen.
Abschließend bliebe nur noch zu sagen, dass ich die Geschichte wohl noch weiter verfolgen werde, allerdings nur, wenn die nächsten Kapitel mehr Tiefgang besitzen. Wenn es darauf hinausläuft, dass er nur immer wieder Sex in verschiedenen Varianten mit einer Traumgestalt hat, ist das nichts für mich.
PS: Ist es nicht auch irgendwie seltsam, dass die Handlung offensichtlich in Japan spielt, das Dorf aber "Old Town" heißt?