[Diskussion] Schule und Erziehung

Terry_Gorga

Der Eine, der Viele ist
Otaku Veteran
In diesem Thema zur Meinungsfreiheit in Deutschland kam die These auf, dass die Schule neben ihrem Lehrauftrag auch einen Erziehungsauftrag hätte.

Da auch dies eine interessante Fragestellung wäre, habe ich mir erlaubt, dazu eine neue Diskussion zu eröffnen mit der Frage, inwiefern die Schule dazu da ist, Kinder zu erziehen.

Vielleicht sollten wir diesen Begriff des Erziehens sogar erst einmal klären, bevor wir da in eine Diskussion einsteigen. Geht es dabei um Erziehen im Sinne von guten Manieren? Geht es um ein kulturesses Erziehen (Kunst, Geschichte, Musik) oder ein religiöses (z.B. auf katholischen Schulen oder in den Fächern Religion, Ethik, Philosophie)? Oder handelt es sich um ein Erziehen im Sinne von Staatsinteressen (z.B. durch die Einhaltung der Lehrpläne oder in Fächern, wie Politik und Sozialwissenschaften)?

Inwiefern wird die Schule da ihren Anforderungen in Deutschland gerecht. Kann sie das überhaupt? Und was ist bei alledem eigentlich die Verantwortung der Eltern (die meiner Meinung nach häufig viel zu sehr vernachlässigt wird)?

Auf eine spannende Diskussion.
 
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Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Es wäre womöglich leichter gewesen, wenn die Moderation einfach die entsprechenden off-topic-Beiträge abgetrennt hätte (findet leider viel zu selten statt, lieber werden Themen geschlossen :mauer:), weil ja schon viel im anderen Thema dazu geschrieben wurde.

Ich hab 2 Jahre Lehramt studiert und im afaik bundesweit verpflichtenden Drittfach Bildungswissenschaften bekommt man eben nicht nur (z.T. hanebüchene) didaktische Methoden erklärt, sondern es geht auch um die Erziehung der Schüler. Diese ist nicht unbedingt staatlich, aber eben im Sinne der Gesellschaft. Ich finde das auch nicht per se schlecht, schließlich muss sich ja auch jemand bspw. um Schüler kümmern, die von ihren Eltern erzieherisch verwahrlost wurden.
Es ist vielmehr eine philosophische Frage, ob und wie weit man als Erziehungsperson die Vergesellschaftung eines Mündels fördern sollte. Es gibt auch Leute, die der Meinung sind, dass eine absolut freiheitliche Erziehung (völlig losgelöst von allen gesellschaftlichen Konventionen und Regeln) die beste sei. Ich persönlich sehe das anders, aber die Idee dieser Position an sich kann ich nachvollziehen.
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Vielleicht sollten wir diesen Begriff des Erziehens sogar erst einmal klären, bevor wir da in eine Diskussion einsteigen. Geht es dabei um Erziehen im Sinne von guten Manieren? Geht es um ein kulturesses Erziehen (Kunst, Geschichte, Musik) oder ein religiöses (z.B. auf katholischen Schulen oder in den Fächern Religion, Ethik, Philosophie)? Oder handelt es sich um ein Erziehen im Sinne von Staatsinteressen (z.B. durch die Einhaltung der Lehrpläne oder in Fächern, wie Politik und Sozialwissenschaften)?
Es geht bei schulischer Erziehung in erster Linie um das Anerziehen gesellschaftlicher Konventionen. Das sind mitunter auch besagte "gute Manieren", aber auch grundsätzlich ein soziales, konstruktives, kollegiales Miteinander. In zweiter Linie, die sich häufig auch mit eben genanntem überschneidet, sollte es um das Beibringen der Gesetze und Gesetzmäßigkeiten dieses Staates gehen.
Optimalerweise ist sowas aber nicht oder kaum nötig, weil dies bereits im Elternhaus stattgefunden hat. Da dafür aber nicht garantiert werden kann und nicht alle Schüler diese Erziehung betreffend auf demselben Stand sein werden, muss die Schule auch diesen Aspekt behandeln. Dummerweise wurden Lehrer früher nicht darauf vorbereitet, weil die Kultusministerien naiv davon ausgingen, dass die Eltern dies schon alles machen würden. Mittlerweile findet das etwas vermehrt statt und wird im Lehramtsstudium auch in bestimmten Vorlesungen und Seminaren nebenbei angesprochen oder kurz behandelt. Imo sollte es dafür aber ein eigenes Modul geben, weil diese Aufgabe angesichts der Tatsache, dass Kinder aus vereinfacht gesagt "schlechtem" Elternhaus häufig keinerlei Erziehung genossen haben, sehr wichtig ist.

Kultur, Religion und Staatsinteressen sollten allerdings natürlich nicht anerzogen werden.
Religion ist Privatsache, daher stehe ich auch dem Religionsunterricht skeptisch gegenüber und bin lieber für einen kompletten Austausch mit dem Ethik-Unterricht, der eine humanistische Lehre und Erziehung bietet (glücklicherweise hatte ich keine missionierenden Religionslehrer, sondern nur solche, die a) kritisch und reflektiert mit dem Thema Christentum umgegangen sind und b) sehr viel Ethik behandelten).
Kultur kann Lehrfach bleiben, da es imo sowieso nur Informations- und keiner erzieherischen Gehalt hat (es sei denn, der Musiklehrer möchte mich indoktrinieren, Mozart gut zu finden. Glaube aber kaum, dass sowas vorkommt).
Bei Fächern wie Politik oder Sozialkunde (heißt ja in jedem Bundesland anders) muss wiederum aufgepasst werden. Lehrer sollten stark dazu angehalten werden, nur zu lehren, aber nicht zu beeinflussen. Die politische Meinung der Schüler sollte unangetastet bleiben, solange sie nicht Gefahr läuft, dem Gesetz zu widersprichen (also NPD-Parolen sollte der Lehrer imo subtil kritisieren, bspw., indem er im Plenum die Frage stellt, ob sowas in Ordnung sei und auf eine sozioregulierende Funktion des Rests der Klasse hinarbeitet).
 

Lyteral

Eigentümer von GUDEHA
VIP
Bei Fächern wie Politik oder Sozialkunde (heißt ja in jedem Bundesland anders) muss wiederum aufgepasst werden. Lehrer sollten stark dazu angehalten werden, nur zu lehren, aber nicht zu beeinflussen. Die politische Meinung der Schüler sollte unangetastet bleiben, solange sie nicht Gefahr läuft, dem Gesetz zu widersprichen (also NPD-Parolen sollte der Lehrer imo subtil kritisieren, bspw., indem er im Plenum die Frage stellt, ob sowas in Ordnung sei und auf eine sozioregulierende Funktion des Rests der Klasse hinarbeitet).
Das ist aber auch schon falsch, wertneutral sollte gar keine Stellung beinhalten. Solange die NPD nicht verboten ist, ist auch diese eine Partei. Wie man zu dieser steht, sei ejdem selbst überlassen. Nehmen wir als schlechtes Vorbild die vorgeschriebene Verfassungstreue im öffentlichen Dienst, dann darf man z.B. nicht Mitglied bei NPD, Republikanern sein, gleichzeitig aber auch nicht bei DieLINKE, obwohl diese als "staatstragendes" Element im Bundestag sitzen. Die grünen Drogenverherrlicher dagegen sind legal, weil sie die Jugend ja nicht gefährden mit der Verharmlosung von Drogenkonsum, daher darf ein Mitglied der Grünen auch als Mitarbeiter beim Jugendamt tätig und für drogensüchtige Jugendliche auf Entzug zuständig sein. (nur um mal einen konkreten Fall zu schildern, wieso ein Verbot auch da sinnvoll sein könnte)

Wenn also politisch korrekt Politik unterricht werden sollte, dann komplett wertneutral. Ansonsten können wir uns das sparen und eben gleich Parteien mit Kindern zusammenbringen und deren Werbegeschenke und Indoktrination erledigen den Rest.
 
Inwiefern wird die Schule da ihren Anforderungen in Deutschland gerecht. Kann sie das überhaupt? Und was ist bei alledem eigentlich die Verantwortung der Eltern (die meiner Meinung nach häufig viel zu sehr vernachlässigt wird)?
In diesem Satz zeigt sich finde ich ziemlich klar, die verdrehte Erwartung vieler Leute: Das verfassungsmäßige Recht (und die Pflicht) zur Erziehung der Kinder liegt allein bei den Eltern und nicht bei der Schule, bzw. staatlichen Institutionen allgemein. "Die staatliche Gemeinschaft", wie es im entsprechenden GG-Artikel heißt, wacht lediglich über deren Ausübung. D.h. Schule hat höchstens eine Kontroll- oder Korrekturfunktion, falls die Eltern dieser Pflicht nicht nachkommen (können).

Dennoch wird die Notwendigkeit staatlicher Erziehung immer stärker. Nicht allerdings, weil Eltern reihenweise bei der Erziehung versagen, sondern da immer mehr Eltern es sich finaziell gar nicht leisten können, dass ein Elternteil zuhause bleibt, und auch Großeltern, die sich mittags kümmern, scheinen immer seltener zu werden. Eltern werden auch geradezu in die doppelte Vollzeiterwerbstätigkeit gedrängt, da der Staat institutionelle Betreuung überproportional fördert und sich nicht schert um die familiäre. "Idealerweise" sieht eine Kindheit in 20 Jahren so aus: Mit einem Jahr in die Kita, dann Ganztageskindergarten und Ganztagesschule.
Um nur für mich selbst zu sprechen: Bei meiner Wahl zur weiterführenden Schule habe ich Ganztagesschulen bereits von vornherein ausgeschlossen und ich würde das heute wieder genauso tun. Lieber wäre ich ein Schlüsselkind gewesen, als den ganzen Tag unter Anleitung betreut, gebildet oder von mir aus auch bespaßt zu werden.
Die Schule übernimmt heute viele Aufgaben, die einem eigentlich das Leben oder wenigstens die Eltern beibringen sollten: Gesunde Ernährung, Sex oder sogar Glück. Ich kritisiere das sehr, denn die Schule kann "das echte Leben" oder die Eltern nicht ersetzen. Ich hatte früher die Freiheit, meinen Nachmittag so zu verbringen wie ich das wollte. Heute sehe ich bei vielen Jugendlichen (mit denen ich durch kirchliche Jugendarbeit viel in Kontakt komme) eine vollgestopfte Woche, denn die Schule nimmt allein quantitativ (durch G8/Ganztagesbetreuung und größeren Erfolgsdruck) viel mehr Platz ein und dazu kommen dann auch noch Vereine, o.ä. Wo bleibt denn da noch Platz für eigene Erfahrungen? Muss man plötzlich jedes Kind durch professionelle Kräfte in die Schablone dessen, was ein "richtiges" und erfolgreiches Leben sein soll, hineinerziehen? Individualität ist heute der Anspruch jeder Bildungs- und Betreuungsinstitution und doch kann keine von ihnen dies leisten - das können höchstens die Eltern.

Meiner Meinung nach ist das, was gesetzlich verankert ist - das Erzieherprivileg der Eltern, aber auch das Bildungsprivileg des Staates - auch gut so und sollte wieder stärker in den Vordergrund treten. Erziehung durch die Schule sollte gar nicht erst nötig sein und ein Eingreifen des Staates in die Erziehung generell nur bei den Einzelfällen erfolgen, bei denen das auch tatsächlich nötig ist.
 

Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Das ist aber auch schon falsch, wertneutral sollte gar keine Stellung beinhalten. Solange die NPD nicht verboten ist, ist auch diese eine Partei. Wie man zu dieser steht, sei ejdem selbst überlassen.
"NPD-Parolen" war ein Schlagwort. Ich meinte, genauer gesagt, z.B. klar ausländerfeindlich-diskriminierenden-volksverhetzenden und/oder beleidigenden und damit straftatbestanderfüllenden Inhalt (so wie er u.a. auch von manchen NPD-Politikern getätigt wird). Da dieser laut Gesetz verboten ist, hat imo der Lehrer da entsprechend einzugreifen.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Religion ist Privatsache, daher stehe ich auch dem Religionsunterricht skeptisch gegenüber und bin lieber für einen kompletten Austausch mit dem Ethik-Unterricht, der eine humanistische Lehre und Erziehung bietet (glücklicherweise hatte ich keine missionierenden Religionslehrer, sondern nur solche, die a) kritisch und reflektiert mit dem Thema Christentum umgegangen sind und b) sehr viel Ethik behandelten).
Religionsunterricht ist freiwillig und die Entscheidung liegt bei den Eltern, also wären auch diese dann die entsprechende Anlaufstation bei Beschwerden. Schaden tut er nicht, ich selbst hab ihn gut überstanden und bin trotzdem Atheist geblieben (außer auf dem Papier, da hat die zugehörigkeit große Vorteile in meiner Branche weil ein großer Teil der Träger nunmal christilich ist) und auch meine Kinder haben kein Problem damit, sich auch mit religiösen Themen zu beschäftigen ohne missioniert zu werden (diese Zeiten sind doch lange vorbei...)

Die grünen Drogenverherrlicher dagegen sind legal, weil sie die Jugend ja nicht gefährden mit der Verharmlosung von Drogenkonsum, daher darf ein Mitglied der Grünen auch als Mitarbeiter beim Jugendamt tätig und für drogensüchtige Jugendliche auf Entzug zuständig sein. (nur um mal einen konkreten Fall zu schildern, wieso ein Verbot auch da sinnvoll sein könnte)
Also eine liberalere Drogenpolitik fordern ist Drogen verherrlichen? Ich hab noch keinen Grünen gesehen, der z.B. öffentlich mit nem Joint posiert hat und ihn als deutsches Kulturgut angepriesen hat. Beim Alkohol sieht man es bei jeder größeren Festlichkeit, wo sind jetzt also die großen Drogenverherrlicher? ;)

Dennoch wird die Notwendigkeit staatlicher Erziehung immer stärker. Nicht allerdings, weil Eltern reihenweise bei der Erziehung versagen, sondern da immer mehr Eltern es sich finaziell gar nicht leisten können, dass ein Elternteil zuhause bleibt, und auch Großeltern, die sich mittags kümmern, scheinen immer seltener zu werden. Eltern werden auch geradezu in die doppelte Vollzeiterwerbstätigkeit gedrängt, da der Staat institutionelle Betreuung überproportional fördert und sich nicht schert um die familiäre. "Idealerweise" sieht eine Kindheit in 20 Jahren so aus: Mit einem Jahr in die Kita, dann Ganztageskindergarten und Ganztagesschule.
Also ich hab bei mir nur Kinder und Jugendliche, bei denen die Eltern voll versagt haben und das aus allen Schichten der Gesellschaft. Dass es nicht unbedingt nur an den Eltern selbst liegt, sondern viele Umstände das mit bedingen ist klar, aber aus der Verantwortung nehmen kannst du die Eltern nicht so einfach und schon gar nicht mit dem "Argument" der "überproportionalen Förderung der institutionellen Betreunung".
 
Religionsunterricht ist freiwillig und die Entscheidung liegt bei den Eltern, also wären auch diese dann die entsprechende Anlaufstation bei Beschwerden. Schaden tut er nicht, ich selbst hab ihn gut überstanden und bin trotzdem Atheist geblieben (außer auf dem Papier, da hat die zugehörigkeit große Vorteile in meiner Branche weil ein großer Teil der Träger nunmal christilich ist) und auch meine Kinder haben kein Problem damit, sich auch mit religiösen Themen zu beschäftigen ohne missioniert zu werden (diese Zeiten sind doch lange vorbei...)
Das stimmt nicht. Ab 14 Jahren ist man in Deutschland offiziell religionsmündig, darf also selbst entscheiden, welcher Religion man sich zugehörig zeigt und bereits ab 12 Jahren darf man nicht mehr gegen seinen Willen in einer Religion erzogen werden (gilt für die Schule). Die Entscheidung liegt also in den weiterführenden Schulen bei den Kindern selbst. Und das Problem ist: Oft gibt es vor allem in ländlichen Regionen gar keinen Ethik-Unterricht, du hast also keine Wahl. Und zur Aussage "Mir hat es nicht geschadet" - ich weiß eigentlich nicht, ob man dazu etwas sagen muss?! Nur weil ein fragwürdiges Konzept (hier: Jeder wird erstmal in Religionsunterricht gesteckt) bei DIR keine negativen Auswirkungen gezeigt hat (das kannst du btw auch gar nicht wissen, weil du die Konsequenzen der Alternative, also keinen Unterricht gehabt zu haben, gar nicht kennst), heißt das nicht, dass dieses Konzept generell (!) richtig oder zu begrüßen ist.
 

redrooster

赤いオンドリ - 僕はオタクです!
Teammitglied
SMods
Wer macht denn den Religionsunterricht? Solange es objektive Lehrer sind, mag ja noch alles soweit gut sein, was aber ist mit den Schulen in Bayern, in denen ein Kruzifix an der Wand hängt und der Pfarrer der örtlichen Gemeinde teilweise sogar den Reilionsunterricht durchführt, da kann man von oblektiv und einem eventuellen NEUTRALEN Vergleich zwischen den Weltreligionen ja wohl kaum noch sprechen. Religionsunterricht kann ja wohl kaum bedeuten, dass die örtlich vorherrschende Religion oder Konfession als einzige wirklich dargestellt und gelehrt wird.
 
Also ich hab bei mir nur Kinder und Jugendliche, bei denen die Eltern voll versagt haben und das aus allen Schichten der Gesellschaft. Dass es nicht unbedingt nur an den Eltern selbst liegt, sondern viele Umstände das mit bedingen ist klar, aber aus der Verantwortung nehmen kannst du die Eltern nicht so einfach und schon gar nicht mit dem "Argument" der "überproportionalen Förderung der institutionellen Betreunung".
Ich habe mich in dem zitierten Teil nicht auf die Problemfälle bezogen, sondern auf die überwiegende Mehrheit der Eltern, die ihre Kinder ordentlich erzieht. Und bei denen soll sich der Staat aus der Erziehung raushalten. Bei den Fällen, in denen die Eltern versagen, hast du recht, allerdings ist da die Schule auch nicht die Lösung, denn wenn die vorbei ist, sind die Schüler ja wieder im Elternhaus. Viel sinnvoller wäre es hier, die Eltern ordentlich zu befährigen, ihre Aufgaben wieder selbst wahrzunehmen, bzw. - falls das nicht möglich ist - sie generell zu unterstüzen. Ich habe ja auch von der Pflicht zur Erziehung der eigenen Kinder gesprochen und nicht nur vom Recht.

Das stimmt nicht. Ab 14 Jahren ist man in Deutschland offiziell religionsmündig, darf also selbst entscheiden, welcher Religion man sich zugehörig zeigt und bereits ab 12 Jahren darf man nicht mehr gegen seinen Willen in einer Religion erzogen werden (gilt für die Schule). Die Entscheidung liegt also in den weiterführenden Schulen bei den Kindern selbst. Und das Problem ist: Oft gibt es vor allem in ländlichen Regionen gar keinen Ethik-Unterricht, du hast also keine Wahl. Und zur Aussage "Mir hat es nicht geschadet" - ich weiß eigentlich nicht, ob man dazu etwas sagen muss?! Nur weil ein fragwürdiges Konzept (hier: Jeder wird erstmal in Religionsunterricht gesteckt) bei DIR keine negativen Auswirkungen gezeigt hat (das kannst du btw auch gar nicht wissen, weil du die Konsequenzen der Alternative, also keinen Unterricht gehabt zu haben, gar nicht kennst), heißt das nicht, dass dieses Konzept generell (!) richtig oder zu begrüßen ist.
Bei uns während der Kursstufe wurde der Ethik-Kurs von acht Schülern (insg. ca. 70 Schüler) besucht, zuvor von teils noch weniger Leuten. Es wurde an der Schule sogar jüdischer Religionsunterricht angeboten bei einer doch sehr überschaubaren Anzahl an Juden. Wer einen Unterricht haben will, der seiner Weltanschauung entspricht, der bekommt ihn auch (außer in Berlin, da muss jeder Ethik nehmen).
Ich kann diese Angst vorm Religionsunterricht nicht nachvollziehen. Da wird keiner indoktriniert und gerade in den höheren Klassen hat das Fach eh mehr mit Philosophie zu tun als mit Religion. Dass der Pfarrer den Unterricht macht, gehört auch eher der Vergangenheit an, in aller Regel hat der heute sowieso nicht mehr die Zeit dafür.
 

Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Religionsunterricht ist freiwillig und die Entscheidung liegt bei den Eltern, also wären auch diese dann die entsprechende Anlaufstation bei Beschwerden. Schaden tut er nicht, ich selbst hab ihn gut überstanden und bin trotzdem Atheist geblieben (außer auf dem Papier, da hat die zugehörigkeit große Vorteile in meiner Branche weil ein großer Teil der Träger nunmal christilich ist) und auch meine Kinder haben kein Problem damit, sich auch mit religiösen Themen zu beschäftigen ohne missioniert zu werden (diese Zeiten sind doch lange vorbei...)
Jo, das mag auch alles so sein, aber imo hat Religion trotzdem nichts im Lehrplan verloren, weil man diese Zeit stattdessen sinnvoller mit anderen Fächern (wie eben Ethik, bei der sich ebenfalls mit Religionen in ihren verschiedensten Formen kritisch auseinandergesetzt werden kann) verbringen könnte. Das ist auch ein Stück weit Grundsatzdiskussion. Religion ist imo Privatsache und spezifischer, religiöser Unterricht kann außerhalb der staatlichen Institution Schule stattfinden. Vllt. verlange ich da aber auch in einem nicht vollständig säkularisierten Land zu viel.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Das stimmt nicht. Ab 14 Jahren ist man in Deutschland offiziell religionsmündig, darf also selbst entscheiden, welcher Religion man sich zugehörig zeigt und bereits ab 12 Jahren darf man nicht mehr gegen seinen Willen in einer Religion erzogen werden (gilt für die Schule). Die Entscheidung liegt also in den weiterführenden Schulen bei den Kindern selbst. Und das Problem ist: Oft gibt es vor allem in ländlichen Regionen gar keinen Ethik-Unterricht, du hast also keine Wahl. Und zur Aussage "Mir hat es nicht geschadet" - ich weiß eigentlich nicht, ob man dazu etwas sagen muss?! Nur weil ein fragwürdiges Konzept (hier: Jeder wird erstmal in Religionsunterricht gesteckt) bei DIR keine negativen Auswirkungen gezeigt hat (das kannst du btw auch gar nicht wissen, weil du die Konsequenzen der Alternative, also keinen Unterricht gehabt zu haben, gar nicht kennst), heißt das nicht, dass dieses Konzept generell (!) richtig oder zu begrüßen ist.
Wenn keine Alternativen zum Religionsunterricht da sind (wo gibt es das denn schon an staatlichen Schulen?) dann musst du auch keinen Religionsunterricht machen. Mit 14 ist allerdings schon deine komplette Grundschulzeit von den Eltern mit Religionsunterricht bestimmt worden ;)
Ich habe mich in dem zitierten Teil nicht auf die Problemfälle bezogen, sondern auf die überwiegende Mehrheit der Eltern, die ihre Kinder ordentlich erzieht. Und bei denen soll sich der Staat aus der Erziehung raushalten. Bei den Fällen, in denen die Eltern versagen, hast du recht, allerdings ist da die Schule auch nicht die Lösung, denn wenn die vorbei ist, sind die Schüler ja wieder im Elternhaus. Viel sinnvoller wäre es hier, die Eltern ordentlich zu befährigen, ihre Aufgaben wieder selbst wahrzunehmen, bzw. - falls das nicht möglich ist - sie generell zu unterstüzen. Ich habe ja auch von der Pflicht zur Erziehung der eigenen Kinder gesprochen und nicht nur vom Recht.
Bei der Überwiegenden Mehrheit muss auch nicht wirklich "nacherzogen" werden, da geht es eher um den innerschulischen Umgang miteinander. Erziehung findet in Schulen eh kaum statt und auch die Pädagogik kommt in der Lehrerausbildung, für heutige Verhältnisse, immernoch viel zu kurz.
 
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