Was mir immer wieder auffällt ist, wie häufig Sexualität doch mit männlicher Dominanz und mit Erniedrigung der Partnerin verbunden ist. Ich meine, man will ja jedem seinen Spaß lassen, aber dieser Beitrag hat dann schon dazu geführt, dass ich dazu ein neues Thema eröffnen wollte:
Ich denke, hier muss man differenzieren. Du sagst dass dir das "auffällt". Wo fällt es dir denn auf? Glaubst du, dass "Normalos" beim Sex häufiger so handeln? Oder fällt es dir eher in Pornos (oder Musikvideos von Rappern) auf?
Wenn du männliche Dominanz (und entsprechend weibliche Unterwürfigkeit) einfach nur als speziellen Fetisch betrachtest, den manche Menschen haben und ausleben, dann gibt es dazu - wie ja bereits gesagt wurde - eindeutig ein "Gegenstück" weiblicher Dominanz.
Wenn du davon ausgehst, dass der Mann in einer ganz normalen sexuellen Beziehung in unserer Gesellschaft standardmäßig der dominante Partner ist, dann ist das ja wieder eine andere These, die ja sehr häufig mit einer bestimmten Untergruppe des Feminismus in Verbindung gebracht wird (Sex-Negative Feminism). Wenn du diese These vertrittst (deine Beispiele zeigen aber, dass du unter Erniedrigung etwas anderes verstehst, als einfach nur "Standard-Sex"), dann wird sich der Rest meines Posts leider nicht mit deiner Position auseinandersetzen.
Wenn du diese These nicht vertrittst: Was man nicht tun sollte, ist, die Aussage anderer Menschen, dass "Sex oft mit Erniedrigung verbunden ist", so zu verstehen, dass da tatsächlich das passiert, was man selbst für Erniedrigung hält - es gibt, wie gesagt, Menschen, für die die Grenze zur Erniedrigung wesentlich höher gesetzt ist, und die "ganz normale" Sexualpraktiken, die du vielleicht nicht für erniedrigend halten würdest, so bezeichnen. Entsprechend wirkt dann die Erniedrigung der Frau durch den Mann als "Standard" und die Dominanz durch die Frau als speziellen Fetisch. Soviel nur zur "Häufigkeit".
Es lässt sich aber natürlich nicht leugnen, dass es Menschen gibt, die tatsächlich darauf stehen, beim Sex beleidigt zu werden und Schmerzen zugefügt zu bekommen, oder zu beleidigen und Schmerzen zuzufügen. Warum das so ist, und ob das überhaupt miteinander zusammenhängt, hab ich mich auch schon oft gefragt (obwohl ich es *persönlich* nachvollziehen kann, hab ich den *Grund* nicht verstanden).
Ja und jeder Fetisch, der nicht biologisch bedingt ist, lässt sich auf die Psyche zurückführen. Das ist im Wesentlichen auch das, was ich in diesem Thread versuche - biologisch gesehen ist es ja höchstgradig unnatürlich, sich unterdrücken und sogar verletzen zu lassen, das widerspricht dem Selbsterhaltingstrieb und stellt somit einen Selektionsnachteil da (egal, ob bei Männern oder Frauen, wobei der Nachteil überwiegt, wenn man es auf die Männer bezieht - wer so schwach ist, dass er unterworfen wird dürfte ja rein genetisch gesehen keinen starken Nachwuchs zeugen können und müsste dafür für die Sexualpartner unattraktiv sein)
Vermutlich sind die Zusammenhänge da etwas komplizierter, aber das sei erstmal so dahingestellt.
Aber ich würde tatsächlich sagen, dass die Dominanz der Frau etwas ist, was seltener in Beziehungen vorkommt, die darauf beruhen, dass die Frau den Mann attraktiv findet. Natürlich weiss ich das nicht und kann es auch nicht beweisen, aber rein instinktiv würde ich sagen, dass die meisten Beziehungen, in denen der Mann erniedrigt wird, eben "käuflicher" Natur sind (mit Dominas). Das würde natürlich deiner These entsprechen, dass ein Mann, der sich erniedrigen lässt, auf Frauen weniger attraktiv wirkt.
Im Umkehrschluss mag es aber für Frauen sehr attraktiv sein, den Mann als starken, dominanten Partner zu erleben. Dominanz in Männern wird schliesslich als attraktiv empfunden, Dominanz bei Frauen (von der besagten "Kundschaft" mal abgesehen) gilt nicht unbedingt als Attraktivitätsmerkmal. Dass man sich selber etwas "kleiner" macht, um den eigenen Partner als stärker, größer, mächtiger zu erleben ist dann einfach nur so ein mentaler "Trick", um die eigene Anziehung zu diesem Partner zu steigern.
Was den Zusammenhang von Schmerzen und Lust angeht, so gibt es tatsächlich medizinische Erkenntnisse (IIRC) die besagen, dass sich das Schmerzzentrum im Gehirn sehr nah beim Lustzentrum befindet (mein medizinisches Fachwissen ist gleich null, also klingt das jetzt vielleicht total sinnlos); wenn das Schmerzzentrum aktiviert wird, dann "strahlt" es ins Lustzentrum ab. Dieser Zusammenhang gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Was natürlich damit noch nicht erklärt ist, ist die Freude daran, beleidigt zu werden. Aber es gibt dann logischerweise auch irgendwie keinen Grund, sonst irgendwas beim Sex als angenehm zu empfinden ausser Rein-raus-rein-raus, ohne ein einziges gesprochenes Wort oder Geräusch.
Ich persönlich hab eher minimalen Gewinn an solchen "Spielen". Bis zu einem gewissen Grad kann es gelegentlich ganz unterhaltsam sein, mit Handschellen und so, entweder als "Täter" oder als "Opfer", und sicherlich fasse ich eine Frau auch mal heftiger an, aber ich kann mir nicht vorstellen, eine Frau beim Sex zu schlagen (womit ich tatsächliches Schlagen meine - ein Klapps oder so ist sicherlich okay, solange es ihr gefällt. Für mich wäre das weder positiv noch negativ) oder herumzubrüllen, was für eine Schlampe sie doch ist, weil sie sich von mir vögeln lässt. Ebenso wäre es für mich ein absolutes No-go, mich einer Domina auszusetzen. Auch übel gedisst werden möchte ich beim Sex eher nicht.