Dem muss ich zustimmen. Mobbing Opfer werden selten nichtmehr gemobbt, weil sie zu ihren Eltern rennen, was auch nicht unverkehrt ist. Meine haben sich z.B. über einen Spitznamen den man mir an der Grundschule gegeben hat lustig gemacht und im Grunde weiter gemacht (was mich u.a. bis zu meinem 16 Lebensjahr in heftige Depressionen geritten hat).
Gemobbt wurde ich nach der Grundschule im Grunde nie, aber wer diese Erfahrung gemacht hat (bei mir war es so, dass ich zunächst wegen meinem Pisspott Schnitt und dann wegen meinen langen Haaren und meinem Nachnamen gehänselt wurde) der weiß, dass Eltern das Problem in den meisten Fälle überhaupt nicht Ernst nehmen (oder wie in meinem Fall mitmachen).
Zum Lehrer zu gehen hat mir damals ebenfalls nichts gebracht, es wurde nicht schlimmer, es war eine Konstante, was auch daran lag, das Drohungen nie umgesetzt wurden.
An der weiterführenden Schule hat dann ein anderes Kind die Rolle des Opfers bekommen. Es gab Elterngespräche, es gab komplette Schulstunden die nur für die Beseitigung des Problems drauf gingen. Es hat nichts geholfen.
Es kommt sogar noch sehr auf den Lehrer an. Unsere Klassenlehrerin in der Grundschule hat einen verhältnissmäßig guten Umgang mit dem Thema gezeigt, was traurig ist denn es hat im Grunde nichts gebracht. Meine Unterstufenlehrerin hingegen war z.B. die inkompetenz in Person. Ein Mädchen schreibt einen Aufsatz darüber, wie ihr Vater sie schlägt und hat gelegendlich verdächtige Wunden am Arm (waren natürlich Katzen). Sie hat auf die Hilfeschreie nie reagiert.
Mobbing ist im Grunde eine Form der Intelligenz. Ein Schüler kann die Gruppe seiner Klassenkameraden so analysieren, dass er schnell herrausfindet gegen wen man diese Gewalt richten kann. Danach wird eine komplexe Maschinerie in Gang gesetzt, welche den Schüler, meistens völlig grundlos, über geschicktes Spiel mit den in der heutigen Gesellschaft schon fast zu Grundausstattung gehörenden Minderwertigkeitskomplexen eines jeden, zum Opfer dieser Übergriffe macht. Die Gewalt kann so auf einen Schüler konzentriert werden. Daraus auszubrechen ist schwer.
Auch ist die Wirkung nachhaltig. Mein Schimpfname aus der Grundschule hat mich bis in die Mittelstufe verfolgt. Also bis ein gewisser Reifeprozess bei meinen Mitschülern einsetzte.
Ich finde grade den faszinierenden Aspekt des Mobbings immer wieder genial, um zu zeigen, wie unterschätzt die Jugend ist. Hinter Mobbing steht viel Geschick, viel Beeinflussung (Social Engineering) und zumeist sind die Gründe vollkommen willkürlich gewählt. Nur in den seltensten Fällen hat der Schüler eine Mitschuld (also unser Fall z.B. hat nie so recht verstanden, dass der kumpelhafte Umgang nur bei Kollegen angebracht ist).
Ich gehe davon aus, dass es sich bei der Geschichte tatsächlich nicht um einen Aprilscherz handelt, da dieser dann an geschmacklosigkeit wohl nicht zu überbieten wäre.
Alle die, die dem 13 Jährigen jetzt Böses wünschen: in Amerika ist die Kombination Sex und Minderjährige mehr als kritisch. In meinen Augen wird den Kindern kein erwachsener Umgang mit dem Thema beigebracht. Ich bin nicht patriotisch, aber da haben wir es in Deutschland besser, wo die ersten Aufklärungsstunden in der Grundschule stattfinden (was in meinen Augen einfach nur goldrichtig ist). Wenn Kinder über ältere Freunde, TV und Internet, und nicht durch Eltern oder guten Schulunterricht aufgeklärt werden, dann entsteht soetwas. Leute mit Minderwertigkeitskomplexen treffen auf ein Kind welches sich als Opfer für Mobbingattacken eignet und erfinden die absurdesten Gründe um es (psychisch) fertig zu machen.
Viel mehr müsste man sich Gedanken machen, wie an Schulen mit solchen Problemen umgegangen wird. Oder wie die Eltern damit umgehen. Es gibt so viele Punkte an denen es mangelt. Etwa: Gespräche mit dem Täter; Schulpsychologen einstellen (für Täter und Opfer - wie viele Schulen haben einen Schulpsychologen); den Eltern erklären in welcher Lage sich das Kind befindet, die Täter für wiederholtes Verhalten auch wirklich bestrafen. Alles Dinge die nicht wirklich geschehen. Ebenfalls sinnvoll wäre es, mehr Stunden an der Uni verpflichtend zu machen, in welchen Lehrern pädagogische Werte vermittelt werden (ein sehr wichtiger Punkt, unser Mitschüler wurde auch von Lehrern gehänselt oder das mobben wurde konsequent ignoriert) und in denen sie lernen, angemessen mit solchen Situationen umzugehen.
Das Problem wurde eine Zeit lang von den Medien gehyped, es hat sich nichts getan aber es ist verschwunden.
Im Grunde ist es einfach Schade, dass in einer Gesellschaft solche Fälle zu stande kommen.
Ich habe eher Mitleid mit dem Jungen, schließlich wird er sich irgendwann darüber Bewusst sein, was er dem ihm nahe stehenden Mensch damit angetan hat. Wenn jemand den Ärger verdient hat, dann sind es seine Mitschüler. Obwohl ich selbst diese verstehen kann, in einer Gesellschaft in der man jederzeit Angst haben muss ausgegrenzt zu werden, und in der man sehr früh lernt, wie unbedeutend man ist.