Was halte ich von der sinkenden Wahlbeteiligung. Da bin ich zwiegespalten, bin ich optimistisch, so hoffe ich ja, dass ein Großteil einfach nur keine Partei mehr seine Stimme geben kann. Die Parteien sind sich alle zu gleich und bewegen sich irgendwo auf der linken Seite des politischen Spektrums, eine konservative Alternative fehlt.
Wenn ich es realistischer sagen solle, so würde ich von spätrömischer Dekadenz sprechen, aber dazu später mehr.
Als Wähler habe ich um ehrlich zu sein, keine gute Meinung von Nichtwählern, wenn sie den Stimmzettel ungültig machen würden, ok, es ändert zwar nichts, aber so ist zumindest in der offiziellen Statistik vermerkt, dass die Stimme ungültig gemacht worden ist. Das kann ich noch irgendwo als Protest ansehen, faules zu Hause bleiben nicht.
Was kann passieren, sieht man auch sehr schön an dieser Wahl, Rechtsextremisten sind inzwischen fester Bestandteil des Landesparlaments, Nichtwähler unterstützen gerade diese Entwicklung. Die Kameraden gehen nämlich alle stramm wählen, und haben sich ihre Positionen gesichert, jetzt warten wir noch ein paar Jährchen, bis die Nachwuchsarbeit reinkommt und dann gehts noch weiter nach oben.
Natürlich bedeutet "Wählen" eine Form der Pflicht, aber auch nur, weil Rechte und Pflichten eine Seite der selben Medaille sind, man kann sich nicht nur auf seine Rechte berufen und lehnt jede Form von Pflicht ab.
Desweiteren möchte ich natürlich in die Politik eingreifen, meine Stimme soll Anteil daran haben, wie das Parlament aussieht. Ich möchte eigentlich noch mehr Demokratie, Volksentscheide würde ich mir sehr wünschen, da hierbei die Menschen wirklich merken, dass ihre Stimme bei einer konkreten Entscheidung hinzugezogen wird.
Wo sind denn die Chancen beim Nichtwählen? Da bin ich wirklich mal um Aufkläung gespannt.
Genau genommen ist die Nichtwahl sogar das stärkste Zeichen
Da bitte ich jetzt dochmal um Erklärung, was ist daran stark? Selbst wenn es 99% Nichtwähler gebe, dann wird aus den 1% das Parlament zusammen gesetzt. Mit der Nichtwahl wird absolut nichts erreicht.
Ich gehe jetzt hauptsächlich auf Neverman ein, dem ich überhaupt nicht zustimmen kann.
Ich glaube sogar, dass wir näher an der Freiheit dran sind, als es je zuvor der Fall war. Die Nichtwahl ist ein Ausdruck der Freiheit, die Deutschland haben will und somit einer der Pfeiler, die sie bewahrt.
Oder es zeigt einfach, dass kanpp 50% der Menschen überhaupt kein Interesse an dieser Freiheit haben. Freiheit ist kein Dauergut, dass jetzt für alle Zeiten vorhanden ist, Freiheit muss Tag für Tag erkämpft werden, in dem man ganz klipp und klar nachhackt bzw. andere Parteien wählt, wenn man das Gefühl hat, dass das momentane Parlament seine Arbeit nicht richtig macht. Desweiteren ist die Argumentation mehr als fragwürdig, wenn dann wirklich niemand mehr wählen geht, haben wir dann die absolute Freiheit erreicht? Freiheit und Diktatur, sind ja wohl wesentlich durch andere Merkmale zu unterscheiden, ob ich eine 100% Beteiligung habe oder nicht, ist ja wohl einer der eher unwichtigen.
Was danach folgt: Wer nach der Devise handelt: "Alles außer NPD" der kämpft für die Freiheit im Gegensatz zu den Nichtwählern. Er will die Freiheit wählen zu können sowie die allgemeine Freiheit bewahren und sieht, welche Parteien, diese Freiheit bedrohen. Ein Mensch der so handelt ist daher sinnvoller als alle Nichtwähler, da ihr "Protest" sinnlos verpufft.
Die Nichtwahl bedeutet nicht, dass unsere Freiheit und unsere Demokratie in Gefahr ist, sie bedeutet, dass unser momentanes politisches System nicht so funktioniert, wie es sollte!
Du kannst nicht das eine von dem anderen trennen, es gehört zusammen. Wenn das momentane politische System nicht funktioniert, dann haben wir auch in der Demokratie ein Problem, weil scheinbar ein Großteil der Wählerstimmen nicht repräsentiert wird. Ich möchte hier einfach mal auf den Verfassungskreislauf hinweisen, wenn die Demokratie entartet, stürzt sie in eine Tyrannis.
Eine Situation wie das 3. Reich wird niemals wieder kommen
Erschreckend naiv, gerade von dir. Wir haben nur das Glück, dasss momentan keine charismatischen Persönlichkeiten bei den Rechtsextremen sind, kann sich aber jederzeit ändern. Desweiteren gab es ja nicht nur das 3. Reich, sondern auch noch die DDR mit der SED.
Die Demokratie ist deshalb das stärkste System
Sie ist das schwächste System. Demokratie funktioniert nur dann, wenn alle Menschen an das Wohl aller denken. Wir sind gerade schon auf den Weg in die Pöpelherrschaft, alle denken nur an sich selber. Es ist daher sehr viel einfacher, einen weisen und gerechten König zu finden, als alle Menschen an das Gemeinwohl denken zu lassen.
Die Gruppe der bewussten Nichtwähler dagegen wählt nicht, nicht etwa aus Protest, sondern ganz im Gegenteil, weil es zufrieden ist.
Und da sind wir beim Kern des Übels. Solange ich meine Brot und Spiele habe, muss ich mich um nichts kümmern. Das ist Dekadenz pur und war schon immer ein Zeichen des Unterganges. Diese faul geworden Menschen haben nur noch einen Horizont der von sich bis zum Fernseher geht. Wozu auf Politik achten, mir gehts ja gut... Rom sollte da als mahnendes Beispiel immer vorran gehen.
Einiges weiß ich jedoch: Die Nichtwahl ist eine Wahl. Sie ist die Alternative, die auf keinem Stimmzettel steht, sie ist eine Philosophie und eine Lebenseinstellung.
Wie bereits mehrfach oben geschrieben, sie ist die schlechteste Wahl und daran sehe ich weder Philosophie noch Lebenseinstellung, sondern einfach nur pure Dekadenz. Wie viele der Nichtwähler machen sich denn Gedanken um eine Wahl? Wie viele lesen denn Wahlprogramme? Ich glaube noch nichtmal daran, dass von den knapp 50% Nichtwählern auch nur 5% sich die Wahlprogramme durchgelesen haben und genau wissen, was,wie, wo gefordert wird. Einen großen philosophische Lebenseinstellung sehe ich da beim besten Willen nicht. Außer vllt. die Festellung, dass man ein kleines unbedeutendes Rädchen ist, dass sich nur mit dem Fluss treiben lassen kann, weil es für mehr nicht reicht.
Bei mir herrschen auch nicht die Schuldgefühle vor, sondern die erhliche Absicht, dass momentane System zu verbessern, dieses abwarten wie es sich entwickelt ist für mich unvorstellbar. Ich kann dieses Denkansatz von dir auch überhaupt nicht nachvollziehen. "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wäre nur deine Schuld wenn sie so bleibt." von den Ärzten drückt meine Grundeinstellung eigentlich perfekt aus.
beweist somit einiges an Mut und Stärke
So ein Unsinn, wo wird denn da Mut und Stärke gezeigt? Wenn man sich so sehr von den Medien gegängelt fühlt, dann geh auf die Straße und lass deine Stimme ertönen. Nicht bequem auf der Couch sitzen. Da bin ich doch ein wenig sprachlos, wo offensichtliche Faulheit und Dekadenz mit Philosophie und Stärke gerechtfertigt wird. Gerade du, der darauf hingewiesen hat, wie viel Blut bezahlt werden musste, um das momentane System zu errichten, sprichst von Mut und Stärke für die Menschen, welche zu Hause bleiben? Für mich im ganzen überhaupt nicht nachvollziehbar.
Swordspirit