Tokyo Manga Verbot rechtsgültig unterzeichnet
Tokyos Manga Verbot wurde jetzt rechtsgültig unterzeichnet, nachdem es die letzte Abstimmung in der Vollversammlung passiert hat. Es wird Mitte 2011 in Kraft treten - während Tokyos Gouverneur Ishihara frohlockt, dass "Japan ja doch noch etwas gesunden Menschenverstand besitzt!".
Das Verbot hat bereits die
Abstimmung im Komitee passiert und hat nun wie erwartet die
endgültige Abstimmung in der Vollversammlung am 15.12.2010 passiert. Das Gesetz legt fest, dass ab April 2011 "freiwillige Zurückhaltung" geübt werden soll, bis es dann im Juli vollständig in Kraft tritt.
Alle großen Parteien unterstützten das Verbot - die regierende DPJ (linksgerichtet) bestand dabei auf einen Paragrafen zur "vernünftigen Anwendung", aber sonst hat sie nichts getan, das Gesetz abzulehnen, wie sie es mit dem vorherigen Gesetzesentwurf gehandhabt haben.
Die LDP (rechtsextrem) schlug die Originalfassung vor und unterstützte sowohl diese als auch die jetzige Fassung. Ihre üblichen Koalitionspartner, die Koumeito (der politische Arm eines Buddhistischen Kultes) unterstützten den Gesetzentwurf ebenfalls, sodass nur kleine Parteien links von der DPJ übrig blieben, um es abzulehnen.
Und wieder einmal kann man über die Motive der DPJ nur mutmaßen - sie haben wiederholt nationale Verbote auf den Besitz von Kinderpornografie (die Verteilung ist bereits illegal) auf Bürgerrecht-Ebene abgeblockt, haben
die ursprüngliche Fassung abgelehnt weil der Entwurf "Virtuelle Kinderpornografie" verbot und bestanden ernsthaft darauf, dass aus der jetzt verabschiedeten Fassung der Passus "Man darf nicht im Besitz von [realer] Kinderpornografie sein" entfernt wird.
Die jetzige Wortwahl wurde abgeändert, sodass Darstellungen, die "
illegale oder unmoralische sexuelle Aktivitäten fördern" (im Prinzip ein Freibrief, der noch viel weitreichender ist als zuvor) verboten werden. Ursprünglich ging es um "[virtuelle] sexuelle Aktivitäten mit Minderjährigen" (diese Version des Verbots zielte eindeutig auf Loli Manga ab). Damit ist der Widerstand der Opposition vollständig verpufft.
Dass das Gesetz fotografisches Material explizit ausklammert, kann durchaus so verstanden werden, dass das Gesetz eine spezifische Attacke auf die "Otaku" Kultur und eine Bemühung ist, den Japanischen Massenmedien nicht entgegenzuwirken. Diese würden selbstverständlich keinerlei Beschränkungen bei sich zulassen, aber nur zu gerne in anderen Industriezweigen sehen.
Die 10 Verlage, die die Tokyo Anime Fair boykottieren,
sind stocksauer auf ihre maßgeschneiderte Behandlung ihrer Industrie durch Ishihara und seine Kumpanen:
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"Der vorherige Gesetzesentwurf wurde durch eine starke Opposition abgelehnt, und wir sind äußerst empört, dass der Entwurf innerhalb so kurzer Zeit erneut auf den Tisch kommt."
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Kadokawas CEO hat geschworen, dass der Widerstand weitergeht. Was allerdings Verlage jedoch genau unternehmen können ist unklar, insbesondere im Licht ihrer offensichtlichen Ungeschicklichkeit, mit Politikern umzugehen.
Ishihara für seinen Teil erfreut sich richtig an der Niederlage der Industrie:
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"Es war an der Zeit, dieses Gesetz zu verabschieden - Japan besitzt ja doch noch etwas gesunden Menschenverstand!"
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In Interviews lachte er nur über den Boykott der Industrie:
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"Wenn sie sich darüber empören, sollen sie halt nicht kommen. Sie kommen nächstes Jahr sowieso wieder."
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Der ehemalige Shoujo Mangaka Machiko Satonaka spricht von einem großen Verrat durch die Politiker:
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"Es gab Repräsentanten, die uns versprochen haben, dass sie 'den Gesetzesentwurf nicht erneut einreichen werden, ohne vorher mit Manga und Anime Produzenten zu sprechen', aber sie haben ihn trotzdem eingereicht. Ich denke, wir wurden ausgetrickst. Es gibt viele Probleme mit der Anordnung, insbesondere mit dem Passus '[sexuelle Aktivitäten] ungeeignet zu fördern oder zu verherrlichen', und das können und wollen wir so nicht akzeptieren.
Ich mache mir besonders Sorgen um junge Mangaka - Ich hoffe, sie werden durchhalten, ohne dass dieser Industriezweig zusammenbricht."
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Meine Herren, wir sind am Arsch.
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Quelle: Emania;
http://www.emania.de/?news=2499#comments