[Diskussion] Tabuthema: Psychisch Kranke - wie steht ihr dazu?

Camie-chan

Scriptor
Was haltet ihr von der Tabuisierung?

Wie geht ihr mit dem Thema um?

Wie sind eure Erfahrungen?

Ich finde, dass viel zu wenig über dieses Thema aufgeklärt oder gesprochen wird. Durch Mangel an Aufklärung kommt es sehr schnell zu Vorurteilen wie "Die sind verrückt/dumm/faul!" Häufig wird zu wenig geholfen und oft trauen sich Betroffene nicht Hilfe zu holen oder anzunehmen, aus Angst, abgestempelt zu werden.

Beispiel ist meine Familie. Meine Mutter hat eine schizophrene Psychose, doch erhält kaum Unterstützung von unsere Familie. Sie ignorieren ihre Krankheit und meinen, sie würde sich darauf ausruhen, dabei sind sie nicht im Geringsten informiert. Natürlich wird ihr auch geholfen, doch werden ihr immer noch unnötig viele Steine in den Weg gelegt und das nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch in der Nachbarschaft ebenso der Freundschaft.

Ich habe schon viele meiner Freunde in ihrem Umfeld beobachtet. Dabei habe ich so einiges gesehen, was einige nicht sehen wollten oder konnten, weil sie es versteckte haben. Wenn sie mir vertrauten und ich sie damit konfrontiert habe, öffneten sie sich mir meist. Wobei unschöne Dinge an's Licht kamen. Ich biete ihnen Unterstützung an, versuche ihnen Mut zuzusprechen sich helfen zu lassen, was vielleicht auch nicht immer gelingt, weil sie noch viel zu sehr in der Problematik feststecken. Dennoch hat meine Hilfe Grenzen, nämlich dann wenn sie mich zu sehr belastet.
 
Zuletzt bearbeitet:

Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
Interessantes Thema!

Tabuisierung ist ein Begriff, der nicht wirklich in unsere Region passt, finde ich. Den Mangel an Aufklärung, von dem du schreibst, würde ich nicht unbedingt einer Tabuisierung zuschreiben. Es gibt einfach so viele verschiedene Krankheiten, dass es nahezu unmöglich ist über alle informiert zu sein. In deinem Fall sehe ich das allerdings etwas anders. Wenn es ein Familienmitglied betrifft, dann muss man sich einfach mit der Thematik auseinandersetzen. Wenn jemand meine Mutti in deiner Situation als
verrückt/dumm/faul
bezeichnen würde, dann wär' aber was los! :twichting: Es ist verständlich, dass nicht alle wissen wie man mit manchen Krankeheiten umgehen muss.
Jedoch ist das keine Entschuldigung dafür, Personen, die dringend Hilfe benötigen, in eine Schublade zu stecken.
Wie ich damit umgehen würde, ist eine gute Frage. Ich hätte wohl große Angst davor etwas falsch zu machen, weil ich die Krankheit nicht richtig kenne.
Es ist ein sehr erdrückendes Gefühl, hilflos neben einer Person zu stehen, die Hilfe benötigt...
Dennoch hat meine Hilfe Grenzen, nämlich dann wenn sie mich zu sehr belastet.
Ich wöllte garnicht daran denken, dass meine Hilfe an ihre Grenzen stoßen könnte. Allerdings kann ich nicht behaupten vergleichbare Erfahrungen gemacht zu haben.
Da wäre es mehr als anmaßend darüber zu urteilen.
 

Terry_Gorga

Der Eine, der Viele ist
Otaku Veteran
Ich bringe eine langjährige Erfahrung mit psychischen Erkrankungen mit dadurch, dass ich selber erkrankt bin und einige Erkrankte in meinem Bekanntenkreis habe, von denen auch schon mehrere die Krankheit nicht überlebt haben. Und ich muss sagen - von einer so offenen Gesellschaft, wie Shiek hier redet kann ich nut träumen. 99 % all meiner Freundschaften haben meine Erkrankung nicht überstanden, weil die Leute damit überfordert waren, meine Freundin tabuisiert es noch heute in der Annahme, mich würden sofort alle für "den Irren" halten und meine Eltern sind der Ansicht, das würde sich mit täglichem Gebet schon alles richten lassen.

Unsere Gesellschaft ist, was das Thema Depression angeht noch in der Steinzeit und die Menschen geprägt von Dummheit und Ignoranz. Verständnis sucht man teilweise sogar unter Fachpersonal vergebens, einzig Leidensgenossen sind einigermaßen in der Lage, sich in einen hineinzufühlen und Unterstützung zu leisten.

Gerade deshalb gehe ich damit so offen um, wie ich nur kann. Binde den Leuten teilweise sogar meine Erkrankung auf die Nase, damit sie sehen, dass auch nach außen hin völlig normal wirkende Menschen im Innern völlig anders ticken können, als man ihnen zutraut. Keiner von diesen "gesunden Normalos" hat das Recht, sich davor drücken zu dürfen und erst Recht nicht wegschauen zu können. Immerhin sind sie selber an der Erkrankung der Menschen Schuld, indem sie System und Gesellschaftsform etablieren und gutheißen, die die Menschen krank machen. Sollen sie die Folgen ihrer Entscheidungen also ruhig in voller Ausprägung und so direkt wie möglich zu spüren bekommen.

Mein Mitgefühl und meine Erfahrung gilt den Erkrankten, die bereit sind, sich mir gegenüber zu öffnen. Denn einen Vorteil bringt die Krankheit mit sich - je länger man mit ihr überlebt, desto stärker wächst man an ihr und desto eher kann man anderen Erkrankten zur Seite stehen, ohne Gefahr laufen zu müssen, selbst an die Grenzen der eigenen Möglichkeiten und Hilfe zu stoßen.

Gesendet von meinem XT1032 mit Tapatalk
 

redrooster

赤いオンドリ - 僕はオタクです!
Teammitglied
SMods
Die Betrachnung solcher Krankheiten hat diverse Aspekte.

Symptome sind Angst, Panikattacken, Zurückgezogenheit, mangelnder Antrieb, Interessenlosigkeit, Mangel an Motivation und was sonst nicht noch alles, jeden, der davon betroffen ist, erwischt es anders mit einzelnen Punkten aus diesem Mix, d.h. jeder ist anders, und man kann sie nicht über einen Kamm scheren, denn jeder für sich ist unerschiedlich. Und man sollte sich von dem Gedanken befreien, man könnte als Kranker das alles selbst lösen. Alles Wissen und Intelligenz ist nutzlos, wenn das Unterbewußtsein mittels des Körpers jede Vernunft negiert. Es kann sein, dass man eine Panikattacke kommen sieht, weil man sich in Kürze mit einer bestimmten Situation konfrontiert sehen wird, man spürt sie kommen, man fühlt sie komplett, man weiß genau, warum einen die Attacke ereilt und was man dagegen tun könnte, aber trotzdem steht man dieser Situation vollkommen hilflos gegenüber, auch wenn man alles in der Chronologie von vorn bis hinten miterlebt. Es kommt sozusagen einfach über einen und es ist ist sicherlich ein Zustand, den man niemandem wünschen würde. Das Herz schlägt bis zum Hals, es herrscht Atemlosigkeit bzw. eine extrem hohe Atemfrequenz, u.U. herrscht Todesangst, auf jeden Fall Hilflosigkeit - kein schönes Erlebnis. Grund können extreme oder vollkommen lächerliche Anlässe sein, mal sieht der Kranke es kommen, oftmals aber nicht, wie gesagt: man kann das rational nicht erklären.

Zum ersten muss gesagt werden, dass ein Großteil der an derlei psychischen Störungen Erkrankten das garnicht weiß, und darum auch viele den Weg zu eimem Psychologen und / oder Psychotherapeuten garnicht antreten / finden. Andere wiederrum merken zwar die Symptome, wollen aber auf jeden Fall vermeiden, dass die Umwelt es mitbekommt und gehen deshalb auch nicht zum Arzt, andere suchen dann ihr Heil auch z.B. im Alkohol. Selbst Kranke, die ständig in Behandlung sind, können trotzdem Suizidgefährdet sein. Es gibt genug Beispiele wie den Torwart von Hannover 96 oder den German Wings Piloten.

Zweitens müssen beide Seiten betrachtet werden: wie geht der Kranke mit seiner Behinderung um (es ist eine!), ist er offen zu sich und den anderen und kann (relativ) offen mit dem Arzt und seiner Umwelt darüber reden oder versucht er das vor seiner Umwelt zu verschweigen / zu verschleiern? Sucht er sich die Hilfe, die er braucht? Die andere Seite ist das Umfeld, wie gehen Verwandte, Freunde, Nachbarn, Kollegen etc. damit um, haben sie Verständnis und unterstützen oder fangen sie an, das Thema zu unterdrücken und damit den Kranken zu meiden?

Und ich hoffe, dass die Anzahl unqualifizierter Antworten in diesem Thread möglichst gering bleibt.
 

Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Shiek schrieb:
Tabuisierung ist ein Begriff, der nicht wirklich in unsere Region passt, finde ich. Den Mangel an Aufklärung, von dem du schreibst, würde ich nicht unbedingt einer Tabuisierung zuschreiben.
Tabuisierung gibt/gab es schon, sie nimmt jedoch kontinuierlich ab. Im heutigen Deutschland weiß wenigstens die überwiegende Zahl der Menschen um psychische Erkrankungen an sich und das Thema Depression im Speziellen und kann mit dem Begriff auch eine Bedeutung verbinden. Vor 50 und erst recht vor 100 Jahren wäre das ganz anders gewesen, da hätten einen 9 von 10 Ärzten falsch diagnostiziert (oder gar nicht).
Eine Tabuisierung geht indirekt auch mit mangelnder Aufklärung über ein Thema einher, weil dann das Verständnis für etwaige Probleme diesbzgl. nicht vorhanden ist und der Erkrankte sich somit gezwungen fühlt, die Erkrankung zu verschweigen/verschleiern.
Ein Stück Tabuisierung wird es aber immer geben, weil wir in einer Leistungsgesellschaft leben, in der (aus welchen Gründen auch immer) nicht-Leistungsfähige als Ballast empfunden werden.
Pychische Erkrankungen haben es deshalb besonders schwer, weil sie äußerlich symptomlos einhergehen. Wenn man ein Foto von einem hochgradig Depressiven macht und eines von einem gesunden Menschen ist äußerlich kein Unterschied zu erkennen. Bei schweren Infektionskrankheiten bspw. sieht das ganz anders aus.

---

Einer meiner Mitbewohner leidet unter einer bipolaren Störung, die sich in mittelschweren depressiven und manischen Phasen manifestiert. Das äußert sich in z.T. deutlichen Verhaltensunterschieden, die uns als einem Teil seines Freundeskreises auch aufgefallen sind. Es war anfangs ungewöhnlich, dass er an manchen Monaten extrem energiegeladen, risikofreudig und sehr enthusiastisch war, während er an anderen lust- und interessenlos war und wenig Leistung bringen konnte. Als er uns dann nach einiger Zeit in einer neutralen Phase darüber aufgeklärt hat als wir ihn darauf ansprachen, war alles klar. Wir achten seitdem darauf, dass er sich in depressiven Phasen nicht zu sehr gehen lässt und haben ihn mehr als einmal unter großem Aufwand dazu bringen müssen, z.B. das Studium nicht zu schmeißen. Meiner Empfehlung, einen Psychologen aufzusuchen, ist er leider nicht gefolgt, da die bipolare Störung recht gut medikamentös in den Griff zu kriegen ist, solange die Medikation in einem möglichst frühen Stadium der Erkrankung beginnt. Er selbst sagt, dass er seit seiner Pubertät darunter leidet (er ist jedoch auch noch ziemlich jung). Evtl. ist die Erkrankung auch von selbst abgeklungen, da er nun seit fast einem Jahr in einer neutralen Phase ist. Ich würde es mir jedenfalls für ihn wünschen.
Ich kenne auch dieses Gefühl der absoluten Emotions- und Antriebslosigkeit, kann ihn also nachvollziehen, nur tritt das bei mir a) selten auf (einmal in 1 bis 2 Monaten) und b) dann auch nur für wenige Stunden bis einen Tag lang.
 
"Tabu" ist irgendwie ein unpassendes Wort finde ich. Es ist ja nicht irgendwie verboten oder unanständig über psychische Krankheiten zu reden. Aber wer kommt schon so zu seinem Kumpel und sagt: "Hey, lass uns doch mal über manische Depressionen reden!" Nicht falsch verstehen: Ich will das Thema keineswegs lächerlich machen, aber so ein Beispiel verdeutlicht vielleicht etwas die Problematik bei der Thematisierung solcher Dinge. Wer nicht betroffen ist, interessiert sich (in der Regel) nicht und wer mit dem Thema kommt, steht "im Verdacht", dass er eben eine solche Krankheit hat. Viele betroffene Menschen nehmen das ja selbst gar nicht eindeutig als Krankheit wahr und sehen das dementsprechend eher als persönlichen Makel an, den man lieber nicht ins Licht rückt. Aber auch so: Über seine Probleme spricht doch niemand gerne, auch nicht über ein körperliches Leiden, Schulden oder Eheschwierigkeiten. Ich glaube hingegen schon, dass andere Leute sehr viel verständnisvoller sind, als man das eigentlich so annimmt. Leider gibt es durchaus auch schwarze Schafe...

In gewisser Weise kann ich aber nachvollziehen, wo die Schwierigkeiten liegen. Man wird keinem Rollstuhlfahrer sagen, er solle sich nicht so anstellen und dass er schon laufen könne, wenn er nur wollte. Es ist offensichtlich, dass das nicht geht, dass dieser Mensch krank ist. Aber psychische Probleme sieht man nicht so einfach: Wo hört z.B. Schüchternheit auf und wo fängt eine Sozialphobie an? Der Übergang ist häufig fließend und es können ja nicht einmal Psychologen immer eine eindeutige Antwort geben, wie soll es also Otto Normalverbraucher können? Man muss sich mit anderen Menschen beschäftigen und sich in sie hineinversetzen können, um psychische Probleme einigermaßen als solche erkennen zu können. Und diese Fähigkeit hat leider nicht jeder, deshalb sehe ich leider auch schwarz, dass psychische Krankheiten jemals im Gänze so wahrgenommen werden wie körperliche.
 

bluemoon

the one and only
Otaku Veteran
Ich würde nichtnur sagen das psychische krankheiten hier oftmals ein tabuthema sind besonders in spiessigen ländlichen gegenden, sondern jeder der irgendwie nicht so funktioniert wie es die geselschaft will kann hier in echte schwirigkeiten kommen. Auch normale erkrankungen oder behinderungen die jetzt nichts mit psyche zu tun haben führen oft in die isulation und betroffene können in vielen fällen auch nicht wirklcih auf verständnis hoffen dazu ist die überwiegende masse der bevölkerung zu sehr auf sich selbst fixiert.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
In Zeiten wo jeder zum Psychologen und Psychiater gehen kann, ist das lange kein Tabuthema mehr. Schaut mal ein paar Jahrzehnte zurück, da sah das noch anders aus ;)
 

Souji

Desperado
Otaku Veteran
In Zeiten wo jeder zum Psychologen und Psychiater gehen kann, ist das lange kein Tabuthema mehr. Schaut mal ein paar Jahrzehnte zurück, da sah das noch anders aus ;)
Das Problem ist, dass man ewig und drei Tage auf einen Termin warten muss. Bei einigen es aber bis dahin schon zu spät ist oder sie sich sagen, dass sie es lieber selber in den Griff kriegen.

Zudem ist es schon noch ein Tabuthema, denn 1. wollen viele nicht als "verrückt" gelten und 2. kennt sich die Gesellschaft bisweilen noch immer viel zu wenig mit den jeweiligen Krankheitsbildern aus; d.h. Schizophrenie wird bspw. in Filmen gerne anders dargestellt, als es wirklich der Fall ist.
Wenn man dann, so wie ich, Schizoid ist, dann wird ganz schnell eine Verbindung zu diesem anderen und eher falschen Krankheitsbild geknüpft. Schon ist man in einer Kategorie abgelegt worden und die Leute denken, dass man ständig irgendwelche Sachen sieht oder einem eingeflüstert wird alle Menschen umzubringen und irgendwann ausrastet. es wird einem also angedichtet massiver einen an der Murmel zu haben, als man eigentlich hat.

Terry hat schon nicht ganz unrecht, wenn er sagt, dass wir in diesem Bereich noch in der Steinzeit leben. - Auch wenn Burnout schon als "Modekrankheit" angesehen wird, heißt das noch lange nicht, dass sich unsere Gesellschaft damit auskennt oder dass es genügend Anlaufstellen gibt.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Das Problem ist, dass man ewig und drei Tage auf einen Termin warten muss. Bei einigen es aber bis dahin schon zu spät ist oder sie sich sagen, dass sie es lieber selber in den Griff kriegen.

Zudem ist es schon noch ein Tabuthema, denn 1. wollen viele nicht als "verrückt" gelten und 2. kennt sich die Gesellschaft bisweilen noch immer viel zu wenig mit den jeweiligen Krankheitsbildern aus; d.h. Schizophrenie wird bspw. in Filmen gerne anders dargestellt, als es wirklich der Fall ist.
Wenn man dann, so wie ich, Schizoid ist, dann wird ganz schnell eine Verbindung zu diesem anderen und eher falschen Krankheitsbild geknüpft. Schon ist man in einer Kategorie abgelegt worden und die Leute denken, dass man ständig irgendwelche Sachen sieht oder einem eingeflüstert wird alle Menschen umzubringen und irgendwann ausrastet. es wird einem also angedichtet massiver einen an der Murmel zu haben, als man eigentlich hat.

Terry hat schon nicht ganz unrecht, wenn er sagt, dass wir in diesem Bereich noch in der Steinzeit leben. - Auch wenn Burnout schon als "Modekrankheit" angesehen wird, heißt das noch lange nicht, dass sich unsere Gesellschaft damit auskennt oder dass es genügend Anlaufstellen gibt.
Wartezeiten haben nichts mit einem Tabu zu tun und sind nunmal bedingt durch den großen Bedarf (es ist doch Tabu, kann ja gar nicht sein ;))
Wie du mit deiner Krankheit in deinem Umfeld umgehst, ist aber deine Sache und natürlich bist auch nur du verantwortlich dieses richtig zu kommunizieren, wenn du das willst.
Burnout ist keine Krankheit bzw Diagnose ;)
 

Terry_Gorga

Der Eine, der Viele ist
Otaku Veteran
Wie du mit deiner Krankheit in deinem Umfeld umgehst, ist aber deine Sache und natürlich bist auch nur du verantwortlich dieses richtig zu kommunizieren, wenn du das willst.
Ja, so viel zur Theorie.
Und jetzt kommuniziere das mal in einem stockkonservativen Umfeld, in dem nicht sein kann, was nicht sein darf. Wo Depression z.B. als Folge eines Abfalls vom Glauben oder als eigene Schuld diffamiert und gedeutet wird. Wo die Depression sofort auf die Familie umgedeutet und zur Schuld der Eltern oder Familie stilisiert wird. Wo man sich am Ende sogar noch schuldig dafür fühlen soll, wie man sich selber fühlt.
Es ist nicht immer so einfach, wie du denkst. Schon alleine, weil es so viele Diagnosen gibt. Der normale Mensch kennt vielleicht Depression und den unwissenschaftlichen "Burnout". Aber was alles dahinter stehen kann, wissen die Wenigsten und noch weniger beschäftigen sich damit, obwohl es in den Medien in letzter Zeit mehr thematisiert wird. Den Beigeschmack eines Tabus muss dieses Themengebiet also erst noch verlieren.
 

Souji

Desperado
Otaku Veteran
Ja, so viel zur Theorie.
Und jetzt kommuniziere das mal in einem stockkonservativen Umfeld, in dem nicht sein kann, was nicht sein darf. Wo Depression z.B. als Folge eines Abfalls vom Glauben oder als eigene Schuld diffamiert und gedeutet wird. Wo die Depression sofort auf die Familie umgedeutet und zur Schuld der Eltern oder Familie stilisiert wird. Wo man sich am Ende sogar noch schuldig dafür fühlen soll, wie man sich selber fühlt.
Es ist nicht immer so einfach, wie du denkst. Schon alleine, weil es so viele Diagnosen gibt. Der normale Mensch kennt vielleicht Depression und den unwissenschaftlichen "Burnout". Aber was alles dahinter stehen kann, wissen die Wenigsten und noch weniger beschäftigen sich damit, obwohl es in den Medien in letzter Zeit mehr thematisiert wird. Den Beigeschmack eines Tabus muss dieses Themengebiet also erst noch verlieren.
So siehts aus. Die Theorie ist immer viel einfacher, als die Praxis.

@Filp: "Wartezeiten haben nichts mit einem Tabu zu tun [...]"
Doch genau das hat es. Denn wenn ich eine Wartezeit von 6 Monaten (oder länger) habe, muss ich in der Zeit alleine damit klar kommen.
Das Umfeld will oder soll vielleicht nichts davon mitbekommen.
Der depressiv-suizidale schafft es vielleicht nicht mehr die 6 Monate durchzuhalten und erhängt sich. Das hat natürlich wieder niemand kommen gesehen, wie so oft, und die Krankheit oder mögliche Ursachen werden totgeschwiegen.
Denn was nicht sein kann, darf auch nicht sein.
 

abe230490

Novize
Denn wenn ich eine Wartezeit von 6 Monaten (oder länger) habe, muss ich in der Zeit alleine damit klar kommen.
[...]
Der depressiv-suizidale schafft es vielleicht nicht mehr die 6 Monate durchzuhalten und erhängt sich. Das hat natürlich wieder niemand kommen gesehen, wie so oft, und die Krankheit oder mögliche Ursachen werden totgeschwiegen.
Ich kann nu nicht für Psychiater sprechen; bei einer Klinik wäre es mir allerdings neu 6 Monate (oder auch nur 1 Woche) warten zu müssen. Im Bezug auf wirklich schwere Fälle wird da in Deutschland afaik niemand abgewiesen.
 

Terry_Gorga

Der Eine, der Viele ist
Otaku Veteran
Ich kann nu nicht für Psychiater sprechen; bei einer Klinik wäre es mir allerdings neu 6 Monate (oder auch nur 1 Woche) warten zu müssen. Im Bezug auf wirklich schwere Fälle wird da in Deutschland afaik niemand abgewiesen.
Klinik und Therapie sind aber zwei Paar Schuhe. In eine Klinik kommt nur, wer eine Gefahr für sich und/oder sein Umfeld ist. In eine Therapie geht man, um genau das zu verhindern.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Ja, so viel zur Theorie.
Und jetzt kommuniziere das mal in einem stockkonservativen Umfeld, in dem nicht sein kann, was nicht sein darf. Wo Depression z.B. als Folge eines Abfalls vom Glauben oder als eigene Schuld diffamiert und gedeutet wird. Wo die Depression sofort auf die Familie umgedeutet und zur Schuld der Eltern oder Familie stilisiert wird. Wo man sich am Ende sogar noch schuldig dafür fühlen soll, wie man sich selber fühlt.
Es ist nicht immer so einfach, wie du denkst. Schon alleine, weil es so viele Diagnosen gibt. Der normale Mensch kennt vielleicht Depression und den unwissenschaftlichen "Burnout". Aber was alles dahinter stehen kann, wissen die Wenigsten und noch weniger beschäftigen sich damit, obwohl es in den Medien in letzter Zeit mehr thematisiert wird. Den Beigeschmack eines Tabus muss dieses Themengebiet also erst noch verlieren.
Wenn dein Umfeld so ist, dann musst du entsprechend mit umgehen, allerdings solltest du dich dann auch fragen warum du dich in so einem Umfeld bewegst...
Kein Mensch muss alles kennen und nur du als Betroffener kannst deinem Umfeld klar machen was Sache ist, bzw bei einem "scheiß Umfeld" eben dafür sorgen, dass sie es nicht mitbekommen.
Ich weiß das es dir schwer fällt das richtioge Maß zu finden, du drückst es hier ja schon Jedem bei jeder Gelegenheit aufs Auge, egal ob es passt oder nicht, wenn du so auch im RL damit umgehst, wundert es mich nicht, dass du damit überall aneckst...
 
Oben