Es war, als hätte Lianne nur auf ihn gewartet. Mit einem recht breiten, vielleicht auch übertrieben breiten Grinsen wandte sie sich zu ihm um, dass ihr die Haare nur so ins Gesicht fielen und wartete darauf, dass er aufholen konnte.
„Cool, dass du nachgekommen bist.“
Als er zu ihr aufgeschlossen hatte, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. So etwas wie ein ‚Dankeschön‘ würde er zwar nicht bekommen, doch sie war sich sicher, dass er das auch so verstanden hatte.
„Das hoffe ich auch. Und wenn es doch noch einmal jemand tut, dann wird ihm das leid tun. Sehr bald sogar schon.“
Sie zwinkerte ihm vielsagend zu, ließ die Knöchel ihrer rechten Hand knacken und setzte ihren Weg fort.
„Zwei Dinge im Vorfeld. Erstens: Das Thema ‚Connery‘ wird auf später verschoben. Zweitens: Ich glaube, ich habe dir Unrecht getan, mein Freund. Das…tut mir leid. Ein wenig zumindest.“
Damit war das Thema beendet und der Groll ihrem Mitstreiter gegenüber begraben.
„Also, das Ganze war so: Ich bin eben so…“
Und sie erzählte ihm, wie sie zuerst einfach so durch die Stadt gezogen war und ein haarsträubendes Gerücht nach dem anderen gehört hat, bis…
„…da dieser seltsame Typ war. Der saß eben schon beim dritten Bier oder so und war dementsprechend…freizügig. Das ist übrigens nicht nur auf seinen Bekleidungsstil zu beziehen!“
Ein freches Grinsen huschte über ihr Gesicht, das vielseitig hätte ausgelegt werden können.
„Seine Freunde haben mir dann, als ich sie darauf aufmerksam machte, erzählt, was man da alles so herausholen kann, wenn der einen über den Durst getrunken hatte. Okay, bei ihren Ausführungen ging das eher um den…nun…sexuellen Bereich, doch ich dachte mir: Hey, das geht bestimmt auch anders.“
In Erinnerungen schwelgend rieb sie sich die Hände und kicherte leise.
„Ich ging also zu ihm und lud ihn auf die nächste Runde ein. Zuerst wollte ich es sogar so einstellen, dass nur er was trinkt. Doch der Dreckskerl hat das schneller durchschaut, als ich gedacht hätte. Vor allem war er, obwohl er recht bald hackedicht hätte sein sollen, noch erstaunlich ernst und zurechnungsfähig. Also haben wir gefeiert, ich genauso wie er…nur mit dem Unterschied, dass ich mir meinen Verstand behalten habe. Du glaubst es nicht, wie gut der feiern konnte!“
Lachend gab sie Oswine einen freundschaftlichen Knuff in die Seite.
„Da hab ich dann auch einiges über die Rebellen erfahren. Ich weiß zwar nicht, woher er seine Informationen bezog, doch, wie sagt man doch so schön: Betrunkene und Kinder sprechen die Wahrheit.“
Sie blieb erneut stehen und sah Oswine offen ins Gesicht.
„Es war einfach so…lustig! Du hättest dabei sein sollen. Wir haben wirklich Spaß gehabt, obwohl ich am Arbeiten war. Und du, mein Lieber, …“, sie stupste ihm mit dem Zeigefinger an die Brust, „solltest dich auch mal wieder ein wenig amüsieren. Sonst wirst du irgendwann auch noch so verbohrt wie…wie…wie andere eben.“